Donnerstag, 18. Mai 2006: Flensburg – Svendborg 51,9 sm
Jetzt geht es endlich los! Nach einem aufregenden Wochenende mit zwei Geburtstagen und einer Schiffstaufe, den letzten Erledigungen zu Hause und der Proviantierung kann es nun endlich los gehen. Dumm nur, dass es beim Aufstehen in Strömen regnet. Und bei Regen laufen wir ja eigentlich gar nicht aus! Na ja, da hilft nur abwarten. Schnell noch ein paar Dinge anschrauben, reparieren und alles seefest machen. Das musste ja eh eigentlich alles noch vorher gemacht werden. Auf das Schicksal ist Verlass, denn kaum das wir fertig sind, hört es auf zu regnen und wir kommen doch noch los. Leider ist es schon nach 12 Uhr so dass wir wohl doch nur bis Sonderborg kommen werden. Denken wir jedenfalls. Doch draußen überrascht uns ein flotter WSW-Wind und Hello World legt einen Spurt hin, dass es Freude macht. Als dann auch noch die Sonne raus kommt, ist der Segeltag perfekt. Wir ziehen mit 8, 9 und schließlich sogar 10 kn durch die Ostsee. Herrlich!!! Dann also doch Svendborg. Wir sind so ziemlich die Einzigen, die sich raus gewagt haben und können die dänische Südsee ganz alleine genießen. In Svendborg angekommen ist auch noch der perfekte Liegeplatz für uns frei. Wir können mit Backbord längsseits am Hauptsteg festmachen. Endlich mal ohne im Strom hin- und herzutreiben und drei Anläufe zum anlegen zu brauchen. Die letzten Sonnenstrahlen genießen wir im Cockpit und gönnen uns zur Feier des Tages Champagner mit Erdbeeren. Zum Abendbrot gibt es dann noch schnelle Tacos mit Salsa und Guacamole und der perfekte Segeltag geht schließlich im geheizten Salon zu Ende. Irgendwie ist es immer noch viel zu kalt für diese Jahreszeit.
Freitag, 19. Mai 2006: Svendborg – Kerteminde 40,9 sm
Mist, es regnet schon wieder. Dabei wollten wir doch heute schön in der Morgensonne im Cockpit frühstücken. Doch wir haben ja gelernt: Warten lohnt sich! Also gehen wir erstmal zum Fötex einkaufen. Mit frischen Brötchen, Hack und Hähnchenfleisch geht es zurück zum Schiff. Schnell noch ein Abstecher zu Bendixens Fiskehandel – ohne das geht gar nichts – und wir sind wieder an Bord. Aber es regnet immer noch. Also Frühstück doch im Salon und die Heizung läuft auch schon wieder. Um 11 Uhr haben wir keinen Bock mehr zu warten und schmeißen uns in unser Ölzeug. Wird schon nicht so schlimm werden. Verfolgt vom Helge, dem Ausflugsdampfer, setzen wir Vollzeug im Svendborgsund. Die schöne Landschaft lässt sich auch vom schlechten Wetter nicht verderben. Und, kaum eine halbe Stunde gesegelt, hört es doch tatsächlich auf zu Regnen. Die Sonne kommt zaghaft hinter den Wolken heraus und wir segeln Schmetterling zwischen Fünen und Langeland entlang. Im Trödeltempo – wir sind ja seit gestern eigentlich andere Geschwindigkeiten gewohnt – geht es mit 5 kn nach Norden. Ganz klar, heute steht Kerteminde auf dem Programm. Wir können uns nur nicht einigen, wer bei Rudolf Mathis im Restaurant anruft und einen Tisch reserviert. Als wir hinter der Großen Belt Brücke endlich wieder gewohnte Geschwindigkeiten erreichen, kommt leider auch der leidige Regen wieder hinzu. Es wird kalt, ungemütlich und gar nicht so, wie wir uns das alles vorgestellt haben. Als dann auch der Anruf im Restaurant nur ergibt, dass alles ausgebucht ist, schleicht sich leicht frustrierte Stimmung ein. Na ja, immerhin sehen wir beim Einlaufen nach Kerteminde gleich wieder den perfekten Liegeplatz für uns. Längsseits und mit Stromkasten in Reichweite. Doch, was wir gestern nicht hatten, erwischt uns prompt hier. Die Anlegeversuche scheitern reihenweise an dem stark gehenden Strom im Hafen. So ein Mist, immer wieder drückt uns der Strom wieder weg vom Steg oder drückt uns wahlweise mit dem Bug direkt drauf. Da hilft nur eins: Anlegen gegen den Strom und mit dem Wind. Jetzt nervt zwar das Geklopfe am Heck, aber immerhin ist das Schiff endlich fest. Den Abend verbringen wir im – na klar, geheizten – Salon und kommen endlich mal dazu in Ruhe zu lesen.
Samstag, 20. Mai 2006: Kerteminde – Ballen/Samsö 25,1 sm
Nach einer unruhigen Nacht müssen wir erstmal lange ausschlafen. Um 11 Uhr gehen wir dann zum Fjord- & Beltzentrum um meine Freunde die Schweinswale zu besuchen. Immerhin ist es schon ein paar Jahre her, dass wir Ihnen einen Besuch abgestatten haben. Nach einem interessanten Gang durch die Ausstellung geht es hinaus zum Außenbecken. Hier führen Freja, Eigil und der Neuzugang Sif vor, wie intelligent Schweinswale eigentlich sind. Erkennen sie doch tatsächlich „ihr“ Namensschildchen und schwimmen darauf zu, wenn man damit im Wasser plätschert. Da Freja schwanger ist, dürfen wir uns ihren dicken Babybauch aus der Nähe anschauen. Sie schwimmt gelassen eine Runde rückwärts durch das Becken, so sie jeder sehen kann. Nach ein paar Übungen von Eigil und Sif ist die Vorstellung dann vorbei und wir machen uns zurück zu unserem Schiff. Das Ablegen klappt deutlich besser als der Anleger vom Vortag und wir sind schnell wieder unter Segeln unterwegs. Bei gleich bleibenden Südwind mit 4 Bft. wird der Schlag nach Ballen auf Samsö nicht allzu anstrengend. Allein unser neues Spielzeug AIS bringt uns ganz schön ins Schwitzen. So kann man doch jetzt schon Stunden vorher die großen Pötte identifizieren und sich Gedanken machen, wie und wann man denen jetzt ausweichen sollte. Bei dem Verkehr im Großen Belt eine echt nervenaufreibende Sache! Das Wetter ist uns heute auch wieder nicht holt. Es regnet in Strömen, nieselt oder fisselt. Nur ganz selten ist es mal für ein paar Minuten trocken. So ein Mist! Trotzdem, nach vier Stunden Fahrt kommen wir wohlbehalten in Ballen an und finden auch gleich einen netten Liegeplatz. Der Hafen ist irgendwie noch nicht so voll, wie in der Hauptsaison und es haben sich nur eine Handvoll Yachten hierher gewagt. Trotzdem müssen wir schon den vollen Preis für den Liegeplatz bezahlen. Sage und schreibe 190 Dkr werden wir hier los. Und dann gibt’s noch nicht mal Strom. Egal, der freundliche Hafenmeister lässt den Ärger schnell vergessen. Abends gibt es Nudelsüppchen zum Aufwärmen und im Fernsehen den Eurovision Song Contest. Gewinnen tun doch tatsächlich die gruseligen Monsterrocker aus Finnland. Da sind wir ja echt mal gespannt, was uns in Finnland sonst noch so alles erwartet.
Sonntag, 21. Mai 2006: Ballen/Samsö – Odden Havn 33,6 sm
Die Sonne lockt uns erst aus der Koje, nur um dann wieder hinter Regenwolken zu verschwinden. Wir machen noch einen kleinen Stadtbummel, da Axel in „Shopping-Stimmung“ ist und unbedingt zum Red & Green-Shop möchte. Leider hat der um diese Jahreszeit noch nicht geöffnet, so dass wir uns unverrichteter Dinge wieder auf See hinaus begeben. Bei herrlichem Nieselwetter und achterlichen Winden geht es an Sejerö vorbei und durch das Snekkelöb durch’s Seelands Rev. Mit Highspeed fahren wir auf Odden Havn zu, von dem uns der Hafenlotse verspricht, dass es dort nette Fischrestaurants und eine Räucherei gibt. Dort angekommen, liegt ein recht trostloser Hafen vor uns. Alles macht einen etwas unaufgeräumten, schmuddeligen Eindruck. Restaurants und Räucherei haben geschlossen und wir sind ziemlich enttäuscht. Zu allem Überdruss dreht auch noch der Wind, so dass wir schon wieder das Geklopfe am Heck haben. Einzig das leckere Hähnchen in Kokossauce, das Axel abends im Wok bereitet, gibt diesem Tag noch etwas positives. Hauptsache es wird bald mal Sommer!
Montag, 22. Mai 2006: Odden Havn – Gilleleje 34,1 sm
Heute sind wir mal ganz früh dran. Es gibt nämlich keinen Bäcker in Odden Havn, so dass unser Frühstück schnell und spärlich ausfällt. Mit Wind aus Süd geht es in Rauschefahrt voran. Schon bald müssen wir Genua und Groß reffen, da der Wind immer mehr zunimmt. Erst fünf, dann sechs Bft. und kurz vor Gilleleje haut es dann richtig rein. Das Windmessgerät zeigt erst 30 Knoten, dann 35 und schließlich über 40. Ja muss denn dass jetzt sein? Bald haben wir nur noch ein Fitzelchen Genua stehen und fahren immer noch mit 9 kn durch die Gegend. Das es gleichzeitig auch regnet, muss ich nicht erst erwähnen, oder? Egal, wir haben ein starkes und stabiles Schiff und erreichen wohlbehalten Gilleleje. Einen schönen Längsseitsplatz gibt es auch und wir gönnen uns erstmal eine Anlegebierchen. Kaum eine Stunde später ist der Spuk dann vorbei. Der Wind nimmt ab, die Sonne kommt heraus und wir genießen einen Bummel durch das nette Örtchen. Hier gib es alles, was wir die letzten Tage so vermisst haben. Fischräucherei, netter Klamottenladen mit freundlicher Bedienung und die hyggeligen dänischen Häuschen aus dem Ferienprospekt. Man gut, dass der Wind so zugenommen hat, sonst wären wir womöglich an Gilleleje vorbei gefahren und in Helsingör eingelaufen. Abends kocht Axel göttlich Rinderfilet (welches seit Helgoland ein tiefgefrostetes Dasein in unserer Kühlbox führte) mit mediterranen Gemüse. Mmmhhh, lecker!!! Auch, wenn es hier zur Abwechslung auch mal nette Restaurants gegeben hätte.
Dienstag, 23. Mai 2006: Gilleleje – Kopenhagen 37,3 sm
Es regnet in Strömen! Wer will da schon aufstehen? Und dann pfeift der Wind auch noch im Rigg, so dass wir lieber eine Runde länger in der Koje bleiben. Nicht mal der Hafenmeister traut sich anscheinend bei diesem Wetter raus, so dass wir in Gilleleje ausnahmsweise mal umsonst liegen können (es gab auch nichts zum einwerfen o.ä.). Erst mittags bessert sich das Wetter und der Wind dreht ein wenig auf WSW. Wir setzen Segel und rauschen mit über 8 kn in den Öre-Sund hinein. Am Horizont taucht malerisch Helsingör vor uns auf und einen kurzen Moment überlegen wir hier anzulegen. Aber es läuft ja gerade so gut, also geht es weiter. Dumm nur, dass der Wettergott da anderer Meinung ist. Kurz nachdem Schloss Kronborg an Steuerbord achtern liegt, fängt es mal wieder kräftig an zu orgeln. Die Windanzeige geht auf über 30 kn, der Wind dreht auf Süd und wir stehen im Regen. Egal, jetzt wollen wir es wissen! Segel eingerollt, Motor an und gib ihm. Hello World geht gut durch die Wellen und wir suchen Schutz hinter der Sprayhood. Gut 1 1/2 Stunden müssen wir das arme Schiff quälen, dann kann die Genua bei abnehmendem und raumenden Wind wieder gesetzt werden. Gegen 17 Uhr erreichen wir so Kopenhagen, wo wir erstmal eine 3/4-Stunde nach einem Liegeplatz suchen müssen. Eigentlich hatten wir gedacht um diese Jahreszeit durchaus noch einen Platz in Christianshavn bekommen zu können. Aber weit gefehlt. Hier ist alles rappelvoll und wir müssen uns doch an die Langelinie zur kleinen Meerjungfrau begeben. Schön mit dem Bug im Wind legen wir hier erstmals vor Heckboje an. Das Manöver klappt (fast) perfekt und wir setzen uns erstmal vor die Heizung zum Aufwärmen. Schade nur, dass es für uns erstmal keinen Strom gibt, da hierfür die Verwendung einer speziellen Karte notwendig ist. Und ein Hafenmeister ist weit uns breit nicht zu sehen. Egal, wir fallen schon um 22 Uhr hundemüde in die Kojen und erholen uns von den Strapazen des Tages.
Mittwoch, 24. Mai 2006: Kopenhagen – Malmö – Kopenhagen 0 sm
Es ist schon 9.30 Uhr, als wir aus unserem Tiefschlaf wieder erwachen. Und das, obwohl man doch sonst eigentlich schon immer um 8 vom Hafenmeister und seinem Ruf nach „Havnepenge“ geweckt wird. Naja, scheinbar ist auch hier das Wetter zu schlecht zum Kassieren. Der Hafenmeister ist wie vom Erdboden verschluckt und nicht aufzufinden. Eigentlich schön, da der Langelinie Yachthafen den Ruf hat ziemlich teuer zu sein. Andererseits hätten wir doch gerne ein wenig Strom. Für heute ist ansonsten Sightseeing angesagt. Wir steigen im Östreport in die Bahn und fahren mit dem Zug nach Malmö/Schweden. Endlich können wir so einmal die Öresundbrücke überqueren. Irgendwie scheinen die Wellen da draußen auch beim Blick von oben noch nicht weniger geworden zu sein. Malmö empfängt uns mit einer Baustelle nach der anderen. Überall wird geklopft und gehämmert. Die Stadt scheint irgendwie im Aufbruch zu sein. Schade, denn der Charme, den ich von meinem letzten Besuch in Erinnerung hatte, ist irgendwie dabei flöten gegangen. Für unseren baldigen Schiffsbesuch erstehen wir noch eine Prepaid-Karte für mein Handy, über die wir ab Anfang Juni zu erreichen sein werden (siehe Impressum). Noch schnell ein schnelles Mittagessen am Lille Torget und dann geht es auch schon wieder nach Hause. So schön und regenlos der Tag auch bisher war, bekommen wir doch auf dem Weg vom Bahnhof zum Schiff mal wieder einen auf den Deckel. Völlig durchnässt kommen wir an Bord an und – dreimal dürft Ihr raten – wärmen uns erstmal vor der Heizung auf. Einen Hafenmeister finden wir leider immer noch nicht im Hafen vor, so dass wir nun erstmal unseren Motor als Stromerzeuger nutzen müssen. Ganz schön lästig das Ganze, aber wer auf den Luxus eines Kühlschrankes nicht verzichten möchte, hat es wohl nicht anders verdient.
Donnerstag, 25. Mai 2006: Kopenhagen 0 sm
Puh, das war wohl doch zu kalt in den letzten Tagen. Mich quält eine Blasenerkältung, so dass der für heute geplante Shoppingausflug in die Innenstadt gecancelt wird. Dafür ist heute mal Lesetag. Der Salon ist gut geheizt und wir ackern uns durch Focus, Stern und Bildzeitung, die wir in Malmö am Bahnhof erstanden hatten. Erst nachmittags wagen wir einen kurzen Trip zum Kreuzfahrtterminal und dem dort befindlichen Outlet-Center. Es kommt wie es kommen muss: Auf dem Rückweg erwischt uns ein kräftiger Schauer und wir sind mal wieder klitsche-klatsche nass. So’n Sch….!!!!! Also Heizung an und wieder aufgewärmt. Da auch schon wieder kein Hafenmeister aufzutreiben ist, müssen wir – immer noch stromlos – mal wieder den Motor anwerfen. Ganze 1 1/2 Stunden halten wir diesmal aus, bis die Batterien zumindest einigermaßen wieder gefüllt sind. Abends fahren wir dann mit der Bahn zum Flughafen Kastrup, um meine Mama Bärbel abzuholen. Mit dem Billigflieger von Air Berlin kommt sie um 21 Uhr wohlbehalten an und wir sitzen bis Mitternacht im Salon und Klönen.
Freitag, 26. Mai 2006: Kopenhagen 0 sm
Völlig ungewohnt! Der Wecker klingelt um 7 Uhr. Was soll das nun wieder? Ach ja, heute fliegt Axel ja nach Vancouver. Ganz schön lästig dieser Termindruck (Sorry, Ihr Lieben Arbeitenden zu Hause ;-)). Schnell noch ein kurzes Frühstück und schon geht’s wieder zum Flughafen. Kaum ist Axel weg, taucht auch endlich der Hafenmeister auf. Nachdem ich dann einen Großteil unseres Kronenvermögens (1780 Dkr) für die nächsten acht Tage Liegeplatzgebühr bei ihm losgeworden bin, können wir auch endlich auf Landstrom zurückgreifen. Ach, ist das ein schönes Gefühl, wenn die Ladegeräte brummen, ohne vom lästigen Motorengeräusch überdeckt zu werden. Schließlich bereiten Bärbel und ich uns auf einen netten Tag in der City vor. Zu Fuß geht es am Wasser entlang zum Schloss, wo wir leider etwas zu früh für den Wachwechsel aufschlagen. Da es auf dem Schlossplatz zieht wie Hechtsuppe, gehen wir lieber weiter, als zu warten. Danach ist kein Geschäft am Ströget mehr vor uns sicher. Wir erstehen eine schöne Schultertasche zum Einkaufen, einen Kurzzeitmesser für die Bodum-Runterdrück-Kaffeekanne, Ersatzdochte für Bärbels Öllämpchen und einen tollen Brotkorb fürs Schiff. Klamottentechnisch wird der Ausflug leider ein Reinfall. Die Sachen gibt es nur für ganz, ganz dünne und ganz, ganz schmale Persönchen zu kaufen. Und dann sind auch noch alle Größen irgendwie 2 Nummern kleiner als bei uns. Völlig deprimierend, wenn man nicht mal annähernd in Sachen reinpasst, die einem sonst eigentlich eher zu groß sind. Na ja, schön aussehen, tun sie immerhin. Nach einem kurzen Abstecher in die Lebensmittelabteilung vom Magasin du Nord geht es dann nachmittags völlig Fußkrank wieder zurück zum Schiff. Hier gibt es einen leckeren Cappuccino im Cockpit und wir können endlich mal die Sonne genießen. Abends wird lecker Möhreneintopf zubereitet und behaglich im Salon (ja, vorsichtshalber auch besser geheizt) geschmöckert und Kreuzworträtsel gelöst.
Samstag, 27. Mai 2006: Kopenhagen 0 sm
Was tut man nicht alles, um an Strom zu kommen? Früh aufstehen zum Beispiel! Um 8 Uhr wollte der Hafenmeister da sein, so dass ich noch ein wenig Kilowattstunden nachkaufen könnte. Und tatsächlich, es klappt! Wir hängen wieder am Netz und die Sonne scheint auch noch. Daher ist heute auch endlich einmal Frühstück im Cockpit angesagt. Kaum sind die Brötchen auf dem Tisch, haben wir auch schon einen unangekündigten Gast bei uns sitzen. Ein frecher Spatz bittet um Krümmel und bekommt sie natürlich auch. Nach dem Frühstück mache ich erstmal Großwäsche. Haben sich doch in den letzten Tagen einige dreckige Socken und Unterhosen angesammelt, die nach Axels Rückkehr aus Kanada dringend im sauberen Zustand benötigt werden. Anschließend machen Bärbel und ich uns auf den Weg zum Schloss. Pünktlich zum Wachwechsel treffen wir ein und können das – nicht unbedingt wirklich beeindruckende – Schauspiel miterleben. Danach geht’s auf zum Nyhavn, wo wir ein Ausflugsboot entern und uns zum neuen Einkaufszentrum Fisketorvet fahren lassen. Endlich werden wir hier fündig und erstehen einige Sachen (2 Nummern größer als sonst) für unseren Kleiderschrank. Außerdem können wir im Supermarkt die Zutaten für leckere Spaghetti Aglio Olio erstehen. Also, schnell mit dem Schiff zurück zum Nyhavn und an Bord. Auf weiteres Sightseeing haben wir auch gar keine Lust mehr, denn der Himmel hat sich schon wieder zunehmend bewölkt und schließlich fängt es auch mal wieder an zu tröpfenln. Während ich koche, schmöckert Bärbel im Reiseführer und läst die passierten Sehenswürdigkeiten noch einmal Revue passieren. Und dann wird wie immer schön gelesen und diese Seiten getippt.
Sonntag, 28. Mai 2006: Kopenhagen 0 sm
Gott sei Dank! Es regnet!!! Somit können wir heute zum Glück unseren Sonnenbrand von gestern auskurieren. Bis auf einen kurzen Ausflug zum Outlet-Center bleiben wir daher auch den ganzen Tag im Schiff, heizen den Salon auf wohlige 22°C und lesen ein Buch nach dem anderen.
Montag, 29. Mai 2006: Kopenhagen 0 sm
Auch heute begrüßt uns der Tag mal wieder mit einem freundlichen Grau am Himmel. Wir machen uns trotzdem auf den Weg und erkunden Bärbels Weg zum Bahnhof für ihre Abreise am nächsten Mittwoch. Gleichzeitig machen wir einen Großeinkauf in der Erwartung unserer neuen Gäste, die am Nachmittag eintreffen sollen. Um 15.30 Uhr ist es dann auch so weit. Roswitha und Anja, Mama und Schwester von Axel, tauchen am Steg auf. Nach Kaffee und Kuchen wird erstmal Gepäck verladen und die letzten Post von zuhause übergeben. Da die Beiden auch die Sonne mitgebracht haben, können wir abends noch einen schönen Spaziergang zum Nyhavn und zurück machen. Lange sitzen wir anschließend noch im Salon und klönen ein wenig.
Dienstag, 30. Mai 2006: Kopenhagen 0 sm
Wer sagt’s denn, es geht doch! Die Sonne scheint und wir machen uns auf unsere große Wasserbus-Tour. Erst zur Festung Tre Kroner, dann in die City. Dummerweise (mein Fehler) fahren wir dann nochmal zurück zu unserem Hafen, wo wir uns erstmal ein schnelles Eis gönnen. Eine halbe Stunde später geht es wieder nach Nyhavn, wo wir es diesmal schaffen auszusteigen und in das richtig Boot umzusteigen. Dieses bringt uns auf direktem Wege nach Christianshavn, wo wir einen kurzen Blick auf die Vor Frelsers Kirke werfen, bevor wir die Freistadt Christiania betreten. Hier sieht man allerhand wilde Typen, Haschraucher und Kampfhunde. Zum Leidwesen der Bewohner allerdings auch einen ganzen Trupp Polizisten bei der Suche nach irgendwem oder irgendwas. Weiter bringt uns das nächste Boot zum Gammel Strand, wo wir einen Blick auf Schloss Christiansborg und die Börse werden. Danach geht es die Fußgängerzone hinab zum Nyhavn, mit kurzem Abstecher ins Magasin du Nord. Und nach 5 Stunden sind wir wieder an Bord und genießen im Cockpit einen tollen Strawberry-Copi (1 Tüte TK-Erdbeeren, 1 l Erdbeersaft, pro Glas eine zerstoßene Limette + 2 TL braunen Zucker + 2 cl Cachaca). Während Anja und ich unsere Laptops bearbeiten, rätseln Bärbel und Roswitha wild an dem von ihnen neu entdeckten Sudoku herum. Und das Ganze zum ersten Mal ohne abendliches Heizen!
Mittwoch, 31. Mai 2006: Kopenhagen 0 sm
Da Bärbel heute wieder nach Deutschland abreist, stehen wir entsprechend früh auf, nur um nach dem Abschied wieder in die warmen Betten zu verschwinden. Der Tag ist zu schön und sonnig um auch nur irgendwas anderes als Faulenzen zu machen. Also liegen wir den ganzen Tag faul im Cockpit, sonnen uns bei 25°C (!!!) und lesen bzw. lösen Sudokus.
Donnerstag, 1. Juni 2006: Kopenhagen 0 sm
Heute kommt Axel endlich wieder aus Kanada vom Angeln zurück. Wir verbringen den Vormittag sonnend im Cockpit, bis es mittags endlich mal wieder anfängt zu regnen. Nachmittags geht Anja shoppen, Roswitha hütet das Schiff und ich hole Axel vom Flughafen ab. Wie zu erwarten gibt es viel zu erzählen (angeblich soll Axel ja einen Kabeljau von 13 kg gefangen haben!). Fotos von Axels Reise gibt es hier zu sehen.
Freitag, 2. Juni 2006: Kopenhagen – Höllviken 29,9 sm
Nachdem Anja und Roswitha sich wieder auf den Weg nach Bremen gemacht haben, heißt es für uns um 12 Uhr Leinen los und Segel gesetzt. Es weht ein netter Wind aus Südwest und wir kreuzen was das Zeug hält am Flughafen Kastrup vorbei, bis wir endlich Richtung Falsterbokanal abbiegen können. Unterwegs treffen wir die Amphitrite von Clipper, die ihre Segel sicher nicht wirklich schon, indem sie unter Maschine mit Vollzeug gegen den Wind fährt. Egal, wir segeln bei Sonnenschein bis zum Eingang vom Falsterbokanal und erreichen endlich Schweden. Am Kanaleingang bekommen wir einen netten Platz im Yachthafen Höllviken und grillen am Abend unsere letzten Rib-Eye-Steaks von Helgoland. Leider zieht abends eine gräsige Wolkenfront auf und einige Regentropfen vertreiben uns unter Deck.
Samstag, 3. Juni 2006: Höllviken – Ystad 33,8 sm
Die Wolken sind geblieben und so zeigt sich der Tag heute grau in grau. Nur der Wind zeigt sich gnädig und weht uns direkt nach Ystad. Und da wir ja nicht (oder doch?) aus Zucker sind, können uns die paar Regentropfen auch nichts anhaben. Wir bekommen einen schönen Liegeplatz längsseits. Erstaunlich viele Yachten aus Deutschland haben sich schon nach Schweden verirrt, so dass der Hafen schon einigermaßen gut gefüllt ist. Wir wagen abends noch einen schnellen Spaziergang durch die Stadt und gehen früh in die Kojen, da Axel immer noch seinen Jetlag auskurieren muss.
Sonntag, 4. Juni 2006: Ystad 0 sm
Wann merkt man eigentlich, dass man nicht im Urlaub ist, sondern das Segeln jetzt Alltag ist? Ich finde, wenn man einen Tag Pause zum Wäschewaschen einlegen muss, ist es fast soweit. Wir bleiben also heute in Ystad, belegen für 6 Stunden die Hafeneigenen Waschmaschinen und waschen, trocknen und bügeln was das Zeug hält. Und das, obwohl heute der perfekte Segeltag wäre. Super Wind und strahlender Sonnenschein. Mist! Der Alltag scheint uns eingeholt zu haben. Während ich tatsächlich im Cockpit Wäsche bügel, schrubbt Axel das Schiff von oben bis unten. So ein Großstadtaufenthalt hinterlässt halt doch Spuren in Form von Russ und Dreck. Nach einem arbeitsreichen Sonntag gönnen wir uns abends eine Belohnung in Form von Essen gehen bei Lotta’s. Hier waren wir schon bei unserem letzten Besuch in Ystad und Qualität und Geschmack haben sich nicht verändert. Mmhhh lecker, der Fisch- und Schaltiereintopf in Safranboullion. Gut gesättigt geht es in die Kojen.
Montag, 5. Juni 2006: Ystad – Simrishamn 28,4 sm
Schon wieder grau am Himmel. Nein, wirklich, das macht keinen Spaß! Es ist kalt, es fisselt und wir müssen Segeln (Hallo Ihr Daheimgebliebenen, Segeln kann echt ganz schön hart sein!). Nichts desto trotz, wir legen ab, setzen Segel und machen uns auf den Weg nach Simrishamn. Und noch nicht mal der Wind spielt mit. Mal weht es, mal wieder nicht. Segel raus, Segel rein. Aber am Ende schaffen wir es doch noch nach Simrishamn. Mutig machen wir am Steg mit der Tiefenangabe 2 m fest und wundern uns, dass wir nicht stecken bleiben. Aber wie immer, haben auch hier die 35-37 Fuß Yachten an den Plätzen für Schiff über 12 m Länge und 4 m Breite festgemacht. Egal, es passt und wir hoffen, dass es nicht zu einem spontanen Wasserabfall kommt. Nach dem Festmachen begeben wir uns noch auf einen Bummel in die Stadt. Trotz Feiertag (Pfingstmontag) haben die meisten Geschäfte auf und wir können neben Softeis noch ein paar schöne Klamotten für Axel erstehen.
Dienstag, 6. Juni 2006: Simrishamn – Hanö 32, 7 sm
Wo ist denn bloß der Wind geblieben? Gestern war er ja immerhin noch ab und an da, nun ist er auf einmal ganz weg. Dumm nur, dass wir uns in den Kopf gesetzt haben, heute unbedingt nach Hanö zu müssen. Da hilft nur eines: Motor an und durch! Immerhin scheint ja dafür heute die Sonne. Es werden lange 4,5 Stunden Gedröhne, aber am Ende werden wir mit der perfekten Insel belohnt. Ach, schöner kann Schweden gar nicht werden (oder doch?). Wunderhübsche Schwedenhäuschen in rot und blau, blauer Himmel und die schwedische Flagge überall. Wir erkunden die Insel auf einem Rundgang und haben sogar das Glück ein paar von den Damhirschen zu sehen, die hier irgendwann einmal ausgesetzt wurden. Auch, wenn wir beim Gang auf den Inselberg ganz schön ins Schwitzen kommen. Die Mühe lohnt sich! Man hat einen tollen Blick auf die Hanöbucht, die ihren Namen von dieser Insel bekommen hat und kann es fast nicht glaube, wie viele Steine es hier gibt. Abends versucht Axel dann erstmalig seine neu erworbenen Angelkenntnisse umzusetzen und stellt sich auf die Außenpier in der Hoffnung auf Lachs und Konsorten. Leider jedoch ohne Erfolg, denn schon nach kurzer Zeit verabschiedet sich der Angelhaken und verschwindet in der Ostsee. Also doch lieber morgen einen Fischer suchen und den gewünschten Außenbordskameraden käuflich erwerben.
Mittwoch, 7. Juni 2006: Hanö – Tjärö 15,5 sm
Nach Frühstück im Cockpit und dem Erwerb von drei Rödspaette (Schollen) kann es wieder los gehen. Der Wind ist zurück und wir schaffen es zum ersten Mal unseren Blister heraus zu holen. Gemütlich rasen wir damit über die Bucht und sind im Nu am Schärengürtel angelangt. Nur das Bergemanöver klappt nicht ganz so wie geplant. Die Leine vom Bergeschlauch ist zu kurz und hat sich am Want mit nach oben gezogen (PS: Hallo Adam, da musst Du noch mal nachbessern! Auch die Schoten passen nicht so toll. Aber ansonsten ein geiles Segel!). Aber Axel gelingt es durch Klettern auf den Baum, Angeln mit dem Bojenfanghaken und viel Geduld die Leine wieder einzufangen und den Blister zu bergen, bevor wir mit Highspeed auf die Schären aufbrummen. Im Schärenfahrwasser verzichten wir auf die Genua und dackeln gemütlich nur unter Groß an den vielen Felsen vorbei. Unser Ziel für heute heißt Tjärö welche wir bereits kurz vor 3 Uhr erreichen. Nachdem uns die Liegeplätze an den Stegen und Felsen nicht tief genug erscheinen, werfen wir einfach den Anker aus und legen uns vor die Laxholmen genannt Landspitze. Hier sind wir nun aber wirklich im Paradies angekommen! Von Felsen und Laubwäldern umgeben, genießen wir die Ruhe vor Anker. Gestört wird diese Ruhe nur durch Axel, der erst seine Gummisau geräuschvoll aufbläst und schließlich auch noch den Außenborder in Gang setzt. So ausgerüstet sausen wir über die Bucht, die außer uns nur durch die deutsche Bavaria Happy Hour besiedelt wird. Nach einer ausgiebigen landseitigen Erkundung der Schäre bruzzeln wir uns unsere Schollen mit Speckstippe und Bratkartoffeln und können tatsächlich auch das erste Mal bis spät abends im Cockpit sitzen.
Donnerstag, 8. Juni 2006: Tjärö – Karlskrona 24,4 sm
So viel Ruhe hatten wir lange nicht in der Nacht. Normalerweise klappert immer irgendetwas, die Straße nebenan lärmt oder irgendjemand schraubt mitten in der Nacht durch den Hafen. Hier wurde die Ruhe nur durch ein leichtes Säuseln des Bären (manche sagen dazu auch lautes Schnarchen) gestört. Entsprechend ausgeruht sind wir am Morgen. Nach Frühstück im Cockpit erkundet Axel die Unterwasserwelt in seinem neuen Neoprenanzug. Es gibt jedoch auch nichts Neues zu endecken, da man den Grund auch schon so sehen kann. Das Wasser hier ist nämlich einmalig klar und man hat den Eindruck, dass Seegras am Grund direkt greifen zu können. Anschließend geht es bei herrlichem Sonnenschein weiter durch die Schärenwelt Blekinges. Zum Glück hat man vor ein paar Jahren erkannt, dass sich militärische Sperrgebiete nur noch bedingt lohnen und man kann das Gebiet nun frei befahren. Und die Reise lohnt sich! Mit Wind aus Südwest zieht Hello World ihre Bahn an den Felsen vorbei und wir gelangen nachmittags nach Karlskrona. Hier packen wir erstmals unsere Bordfahrräder aus und erkunden so die Stadt. Zu unserem großen Erstaunen spielen sich hier ganz merkwürdige Dinge ab. Auf dem Marktplatz herrscht so etwas wie Karneval. Auf bunten Wagen grölen junge Menschen um die Wette und an jedem hängen Fotos aus Kinderzeiten. Es wird Schulabschluss gefeiert und dass nicht zu leise! Wir schauen dem Treiben eine Weile zu um dann in den nächsten Supermarkt einzufallen. So dringend benötigte Dinge wie Gemüse, Knäckebrot und Wasser werden nachgebunkert und anschließend im Schiff verladen. Zum Abendessen grillen wir Scampi im Cockpit und versuchen anschließend die angefutterten Pfunde bei einer kleinen Radtour wieder loszuwerden.
Freitag, 9. Juni 2006: Kalrskrona – Grönhögen 39,2 sm
Oh je, dass sieht nach einem Tag motoren aus. In Karlskrona regt sich nicht ein Lüftchen. Wir legen trotzdem ab und hoffen das Beste. Und tatsächlich, kaum dass wir die Schären achteraus haben, fängt es an zu wehen. Munter fährt Hello World an Utlängan vorbei in den Kalmar Sund hinein. Leider lässt der Wind immer weiter nach und unsere Geschwindigkeit wird vor dem Wind auch nicht gerade besser. Wir setzen erst die Genua ausgebaumt an Backbord und nehmen schließlich doch den Blister zur Hilfe. Erst konventionell und dann ebenfalls mit Baum als Spinnakervariante. So kommen wir wenigstens einigermaßen voran, auch wenn uns kurz vor Öland endgültig der Wind verlässt. Die letzten Meilen muss also nochmal die Dieselgenua ran und wir erreichen abends um Sechs Grönhögen auf Öland. Während ich mir das Eröffnungsspiel der Fußball-WM im schwedischen TV anschaue, holt Axel sein Klapprad raus und macht die Gegend unsicher. Nach einem tollen 4:2 gegen Costa Rica lasse ich mich dann überzeugen auch den Drahtesel zu satteln und wir machen eine schöne abendliche Rundfahrt durch den netten Ort. Hier gibt es alles, was das Herz begehrt. Eine tolle Golfanlage, nette Schwedenhäuschen, einen Brotshop zum Selbstbedienen und eine alte Windmühle. Kaum wieder an Bord, kommt eine dichte Nebelwand, die uns schnell unter Deck vertreibt. Im Nu ist es gräsig kalt und feucht draußen, so dass wir den Abend lieber im Salon zu Ende gehen lassen.
Samstag, 10. Juni 2006: Grönhögen – Kalmar 26,3 sm
Der nächste Morgen beginnt ebenfalls diesig, doch die Sonne lässt erahnen, dass sie den Dunst bald beiseite schiebt. Wir lassen uns Zeit und warten auf die rückkehrenden Fischer. Hatte Axel doch am Vorabend in Erfahrung gebracht, dass wir am nächsten Morgen Lachs bei ihnen erstehen könnten. In der Zwischenzeit kommt der Hafenmeister auf einen Schnack und das Kassieren des Hafengeldes (90 SEK) vorbei. Es stellt sich raus, dass es sich bei ihm um einen echten Hamburger Jong handelt, der allerdings schon seit 37 Jahren auf der Insel lebt. Während wir noch so erzählen, laufen die Fischer in den Hafen ein und der Hafenmeister handelt einen tollen Preis für unseren Lachs heraus. Sage und schreibe 175 SEK (umgerechnet ca. 17,5 €) zahlen wir für einen frisch gefangenen Wildlachs von 3,5 kg. Nun heißt es erstmal den kapitalen Burschen handlich zu portionieren. Wir zerlegen den Lachs in Koteletts und Filets und schweißen diese bis auf zwei Portionen mit unserem Vakuumiergerät ein. Erst nach 12 Uhr geht es dementsprechend los. Wir haben Glück, denn statt der vorhergesagten 0-2 Bft. haben wir hübsche 4-5 Bft. aus Süd. So rauschen wir also flux den Sund nach Kalmar hoch und haben die Strecke nach 3,5 Stunden bereits geschafft. Im Ölandshafen gibt es noch massenhaft Plätze. Auch hier hat die Saison noch nicht so ganz angefangen. Wir gehen noch schnell ein paar Zutaten für den geplanten Grillabend einkaufen und genießen dann die Stimmung im Hafen. Abends kommen dann die ersten Lachskoteletts auf den Grill. Lecker!!! Kein Vergleich mit dem Zuchtlachs aus dem Supermarkt. Bis spät abends sitzen wir im Cockpit, genießen die Sonne und lesen unsere Bücher.
Sonntag, 11. Juni 2006: Kalmar 0 sm
Heute legen wir mal wieder einen Hafentag ein. Angesichts der nächtlichen Discoklänge von gegenüber, tut ein bisschen Ausschlafen auch ganz gut. Nach dem Frühstück werden die Radel gesattelt und wir erkunden für 2 Stunden Kalmar und Umgebung. Seit unserem letzten Besuch hat sich doch so einiges in Kalmar getan. So wurde die Insel Warvholmen mit modernster Architektur bestückt und bieten nun einige sehr nette Wasserhäuschen mit Blick auf den Kalmarsund. Nach dem täglichen Grillen genießen wir abends nette Gespräche mit unseren Nachbarliegern von der „Sommerwind“. Und zwei Schiffe weiter wird dazu eifrig im Duett musiziert. Querflöte, Piccolo und Gitarre von einem Boot und Akkordeon von einem anderen. Bis nach 23 Uhr ist es warm genug draußen zu sitzen und letztendlich scheuchen uns nur die Mücken unter Deck. Ein herrlicher Tag, wie er im Buche steht. Kaum zu glauben, dass erst Mitte Juni ist.
Montag, 12. Juni 2006: Kalmar – Paskallavik 38,6 sm
Nachdem anfangs die angesagten 0-2 Windstärken wehen, kommt der Wind mittags schön in Gang und wir werden von freundlichen 4 Bft. aus Süd durch den nördlichen Kalmarsund geweht. Da die Sonne auch heute wieder sticht, bauen wir während des Segelns erstmals unser Bimini auf. Das bringt’s! Wir haben Schatten im Cockpit und ein leichtes Lüftchen von Achtern. Man wähnt sich fast in der Karibik. Nach einem leckeren Mittagsimbiß passiert es dann: Beim Krümel ausschütteln geht mir doch tatsächlich unsere Bordtischdecke flöten. Schnell treibt sie achteraus und gerät außer Sicht. Während ich gedanklich schon einen Neue kaufe, reißt Axel das Rad herum und leitet ein astreines Decke-über-Bord-Manöver ein. Wir gehen an den Wind, wenden und – zack – haben wir die gute Decke querab. Nun noch schnell den Bootshaken raus und schon ist sie wieder an Bord. Kaum fünf Minuten hat das Manöver gebraucht. Beim Leuchtturm Dämman und dem ehemaligen Leuchtturmwärterhäuschen biegen wir dann ins Schärenfahrwasser ein. Hello World will sich dabei kaum bremsen lassen. Mit 9,5 kn saust sie durch die Engen und wir müssen die Segel bis auf ein Stückchen Genua wegrollen, um auch nur einigermaßen langsamer zu werden. Während die Landschaft hier zur einen Seite wunderschön ist, beleidigt auf der anderen Seite leider eine Zellulosefabrik Augen und auch Nasen. Puh, dass mufft ganz schön nach Chemikalien. Und davor liegen schon die russischen Holzfrachter mit Teilen von Sibirien in Warteposition. Doch kaum ist man aus dem Windschatten heraus und die Fabrik hinter der nächsten Schäre verschwunden, kann es schöner nicht sein. In Paskallavik hat sich noch nicht rumgesprochen, dass der Sommer ausgebrochen ist. Hier liegt noch alles still und verlassen da. Wir legen uns längsseits an die Betonpier und starten zur üblichen Radrunde durch das Örtchen. Neben einigen netten und vielen etwas heruntergekommenen Schwedenhäusern kommen wir dabei auch an der Skulpturensammlung vom Bildhauer A. Källström vorbei. Seiner „Sex Meter langen Venus“ können wir allerdings nicht wirklich etwas abgewinnen. Da ist der „Mann auf der Schäre“ am Hafen doch irgendwie netter. Als wir zurück an Bord sind, kommen tatsächlich noch zwei andere Yachten. Das war es dann aber auch mit der Hafenfüllung und es wird dementsprechend ein ruhiger Abend und eine noch ruhigere Nacht.
Dienstag, 13. Juni 2006: Paskallavik – Byxelkrok/Öland 20,1 sm
Für heute haben wir uns eigentlich Figeholm als Tagesziel ausgesucht. Doch kaum sind wir aus dem Schärenwasser heraus, planen wir spontan um. Der Wind ist so herrlich und wir wollen schon mal ein Stück näher an Gotland heran. Also heißt unser neues Ziel Byxelkrok auf Öland. Die 20 sm reißen wir in drei Stunden ab und legen uns mit einiger Mühe vor Heckboje an den Kai. Das es hier außerdem noch eine nette Fischräucherei gibt, hat die Hafenwahl übrigens nur indirekt beeinflusst. Aber natürlich erstehen wir hier feinsten Räucher- und Gravedlachs, sowie ein paar Öländer Erdbeeren. Da es noch früh am Tag ist, packen wir auch hier wieder unsere Bordräder aus. Wir werden so langsam zu richtigen Radprofis. Allerdings bieten die kleinen Klappräder nicht wirklich den Komfort für eine lange Radtour. Aber, als harter Segler, kann einen das nicht erschüttern. Wir fahren los und sind im nu bei „Neptuns Aakeri“, einer steinigen Dünenlandschaft, auf der eigentlich zur Zeit Unmengen an blauen Blumen blühen sollen. Wir sehen leider nur Gelbe, die aber auch sehr hübsch aussehen. Weiter geht es mit Wind und Sonne im Rücken nach Norden. Wir fahren bis zum Leuchtturm Langer Erik auf Ölands Norra Udde. Auch hier ist die Saison noch nicht eröffnet und wir können keinen Blick von oben auf die Ostsee werfen. Mit kurzem Zwischenstopp beim Cafe geht es dann zurück zum Hafen. Ganz schön anstrengend, da nun Sonne und vor allem der kräftige Wind von vorne kommen. Muss ich erwähnen, dass es auch noch meistens bergauf ging, oder bedauert Ihr uns auch schon so? OK, wir haben es ja nicht anders gewollt ;-). Am Abend kommt dann das nächste Stück Grönhögener Lachs zum Einsatz, den wir diesmal zu einem leckeren Wokgericht mit Mango und Kokosnusssauce verarbeiten. Lecker!!!