Vom 15. Juli bis 9. August 1999 von Bruinisse, NL über Den Helder, Brunsbüttel, Kiel, Klintholm, Hasle/Bornholm, Heiligenhafen, Aerosköping, Haderslev und Sonderborg nach Flensburg.
Donnerstag, 15. Juli 1999: 0 sm
Um 8.00 Uhr früh steht Frank bei mir vor der Tür. Jetzt kann es endlich los gehen. Mein kleiner Golf ist randvoll gepackt mit Lebensmitteln, Schiffsausrüstung und Gepäck. Ich bin eigentlich immer wieder erstaunt, wie viel in dieses Auto passt.
Unser Weg führt uns erst einmal nach Bremen. Dort werden wir den ganzen Kram aus meinem Auto in einen großen Anhänger umladen. Leider müssen wir auch noch einiges aus Axels Wohnung einräumen. Dort haben sich in den letzten Wochen so wichtige Sachen wie Ballonfender, Seekarten, Handbücher, Küchenutensilien, EPIRB, Seenotsignalmittel und andere wichtige Dinge gesammelt.
In Bremen angekommen ist schnell alles im Anhänger verstaut. Axel ruft an und teilt uns mit, dass er noch auf der Autobahn ist. Er hatte noch einen Termin in Heide. Also versorgen Frank und ich uns erst noch mit Spaghetti Bolognese und warten.
Gegen 15.00 Uhr kommt dann auch endlich Axel mit Jörg im Schlepptau an. Bis wir so richtig los kommen ist es allerdings auch schon 16.00 Uhr. Wir stecken erst mal schön im Bremer Feierabendverkehr fest und hangeln uns dann auf der Autobahn von Stau zu Stau.
Um 20.00 Uhr sind wir dann endlich an unserem Ziel: Bruinisse. Hier liegt Blue Noot. Schon am Steg treffen wir Herrn Bayens von DeValk Yachtmakler. Er organisiert schnell einen Schlüssel, damit wir das Auto etwas näher an den Steg fahren können. Und dann geht’s los: alles was wir vorher so schön eingeladen haben, können wir jetzt wieder ausladen und zum Schiff schaffen. Innerhalb kurzer Zeit sieht es unter und auf Deck aus als sei eine Bombe geplatzt. Notdürftig wird alles erst mal verstaut. Das Richtige einräumen muss morgen stattfinden, da wir alle müde sind und keine Lust mehr haben. Gegen 00.30 Uhr herrscht Ruhe im Schiff, natürlich abgesehen von Jörgs Schnarchen.
Freitag, 16. Juli 1999: 0 sm
Nach einem leckeren Frühstück an Bord geht es los. Die Jungs gehen rauf zum Spielen, sprich, sie bauen diverse Sachen ein, spleißen Fallen (Frank), tapen Wantenspanner ab und ähnliches. Ich bleibe unter Deck und versuche das Chaos zu beseitigen. Schließlich muss der Inhalt des Anhängers ja segelsicher verstaut werden. Ich entdecke in jeder Ecke noch schlau ausgenutzten Stauraum.
Gut, dass es im Hafen auch einen Yachtausrüster gibt. Hier wird Axel noch mal einiges an Gulden los. Alleine der Schnappschäkel für den Gennaker scheint vergoldet zu sein. Dafür bekommen wir aber auch ein paar Helly Hansen Bügel für unsere Schränke umsonst.
Das Wetter ist sommerlich gut. Wir haben ca. 30°C und es weht kein Lüftchen. Unter Deck bekomme ich von dem schönen Wetter leider gar nichts mit und werde schnell als Kellerkind bezeichnet. Am Abend ist das erste Chaos dann beseitigt und wir werden zur Feier des Tages ins Hafenrestaurant eingeladen. Welch ein Genuss! Ich kann nur jedem, der durch Zufall mal nach Bruinisse kommt, empfehlen dort zu speisen. Mein Hummer war jedenfalls einsame Spitze.
Um ca. 22.30 Uhr kommt dann auch Angelika, die leider heute noch arbeiten musste. Nach einem Nachtisch, Espresso und Grappa fallen wir geschafft aber glücklich in unsere Kojen.
Samstag, 17. Juli 1999: 0 sm
Auch heute ist das Wetter unverändert gut und natürlich wieder brütend heiß. Wir entschließen uns den Tag noch im Hafen zu verbringen, da noch einige Restarbeiten zu machen sind. Außerdem herrscht sowieso wieder Flaute.
Axel und Jörg haben sich für heute Großes vorgenommen. Der Einbau eines Gasfernschalters und einer Gaswarnanlage stehen an. Nach mehrstündigen Fluchen und dem Auseinanderbauen fast des gesamten Achterschiffes gelingt es den Beiden dann auch. Warum kann man in einem Schiff nicht auch einfach Leerrohre verlegen? Das würde so manchen späteren Einbau immens erleichtern.
Frank spleißt sich derweil die Finger an unseren Spifallen wund. Angelika leistet ihm Gesellschaft. Und ich bin natürlich wieder unter Deck zu Gange. Das ganze Boot wird einer gründlichen Reinigung unterzogen.
Als es mir schließlich Unten zu heiß wird, nehme ich mir zur Abkühlung auch noch das Deck vor. Axel hat mir einen tollen Schrubber mit Wasseranschluss gekauft und ich kann loslegen. Herrlich, so ein sommerliches Planschvergnügen. Und am Ende strahlt Blue Noot in neuen Glanz.
Den Abend lassen wir gemütlich bei ein, zwei Bierchen im Cockpit ausklingen.
Alles Sachen sind verstaut, fast alle Kleinigkeiten sind repariert und Blue Noot strahlt vor Sauberkeit. Morgen können wir ablegen und Kurs auf die Ostsee nehmen.
Sonntag, 18. Juli 1999: 78,9 sm
Endlich! Heute geht es los. Um 6.30 Uhr Wecken, danach allgemeines Duschen und Frühstück. Pünktlich um 8.30 Uhr haben wir Blue Noot an die Tankstelle verholt. Leider ist der Tankwart noch beim Frühstück, so dass wir warten müssen.
Jörg lassen wir in Bruinisse zurück. Er muss das Auto samt Anhänger nach Bremen zurückfahren. Aber in Kiel nehmen wir ihn wieder an Bord.
Um 8.52 Uhr ist es soweit: wir legen ab. Allerdings führt uns der erst Weg nicht sehr weit. Vor der Schleuse müssen wir warten. Bei dem schönen Sommerwetter allerdings nicht allzu tragisch.
Um 9.00 Uhr öffnet die Schleuse und 10 Minuten später befinden wir uns auf der Oosterschelde. Wir nehmen Kurs auf die Zeelandbrücke und hangeln uns unter Motor im Fahrwasser entlang. Das schöne Sommerwetter beschert uns neben sommerlichen Temperaturen nämlich leider auch die passende Flaute. So bleibt uns jedenfalls genug Zeit alle Bedienungsanweisungen zu studieren und kleine Restarbeiten zu verrichten.
Außerdem haben wir ein sehr wertvolles Crewmitglied entdeckt: den Autopiloten. Wir taufen in kurzerhand John Maynard und überlassen ihm die Arbeit.
Das Sonnendeck auf dem Vorschiff ist eröffnet und Sonnencreme macht die Runde.
Um 11.00 Uhr passieren wir ohne Wartepause die Zeelandbrücke. Wir donnern mit Vollgas und 10,5 kn drunter durch.
Weiter geht’s Richtung Roompotsluis. Die Brücke über der Schleuse hat laut Karte nur eine Höhe von 20 m bei mittlerem Hochwasser. Das kann für unsere Blue Noot mit 19,50 m Höhe schon etwas knapp werden. Aber es gibt ja UKW! Wir funken den Schleusenwärter an und lassen uns die aktuelle Durchfahrtshöhe angeben: 20,50 m, dass sollte reichen. Zu unserem Glück öffnet die Schleuse auch direkt vor unserer Nase. Mit Blick nach oben fahre ich in die Schleuse und darf meinen ersten Anleger mit Blue Noot fahren. Keine Schramme, kein Querliegen, kein Kratzer an der Brücke! Um kurz nach 13.00 Uhr hat uns dann die Nordsee am Hals. Leider rührt sich auch hier kein Lufthauch. Wir müssen weiter motoren.
Um die Zeit zu nutzen, versuchen wir den Fäkalientank zu lenzen, da unsere Voreigner dies scheinbar nicht mehr gemacht haben. Leider schlägt dieser Versuch fehl. Frank versucht mittels Holzstab und Rühren eine mögliche Verstopfung zu beheben. Leider bringt uns dieser Versuch außer einem „angenehmen“ Duft nichts ein. Wir einigen uns darauf bei nächster Gelegenheit eine von diesen modernen Fäkalienabsauganlagen aufzusuchen.
Bei strahlender Sonne und weiterhin Flaute nehmen wir als spätes Mittagessen ein paar Lachshäppchen ein. Um der Hitze ein wenig zu entgehen, spannen wir den „Kartoffelsack“, unser luft-, wind- und wasserdurchlässiges Sonnensegel, auf. Wenigstens ein bisschen Schatten!
Um 17.30 Uhr ist es dann endlich soweit. Der Wind hat langsam aber sicher zugenommen. Wir setzen Groß und Selbstwendefock. Eigentlich wäre die Genua sicher angebrachter, aber wir haben einen Nachttörn vor uns und wollen uns die Strapazen von Wenden mit zwei Personen einfach ersparen.
Blue Noot segelt herrlich. Das Wasser rauscht nur so unter uns weg.
Zum Abendbrot gibt es Jambalaya von mir gekocht. Hierbei handelt es sich, für alle die es durch Zufall nicht kennen, um ein scharfes, kreolisches Reisgericht mit Hühnerfleisch. Frank und Angelika begeben sich auf Matrazenhorchstation, während Axel und ich die 1. Wache übernehmen. Wir genießen den wunderschönen Sonnenuntergang. Die Nordsee scheint völlig einsam zu sein, wir sehen kein einziges Schiff. Um 22.24 Uhr werden Rettungswesten angelegt. Sicher ist sicher.
Montag, 19. Juli 1999: 62,7 sm
Um 00.00 Uhr übergeben wir die Wache an Frank und Angelika. Die passieren Rotterdam ohne nennenswerten Schiffsverkehr. Nächster Wachwechsel um 03.30 Uhr. Auch an Ijmuiden segeln wir vorbei ohne ein Schiff zu sehen. Erstaunlich!
Der Sonnenaufgang ist wieder unbeschreiblich schön. Das Wetter verspricht gut zu bleiben.
Um 07.00 Uhr erneut Wachwechsel. Frank und Angelika übernehmen das Steuer.
Axel und ich geben uns gerade himmlischen Träumen hin als es passiert: Meuterei auf Blue Noot. In Vereinigung mit einem niederländischen Fischkutter verschaffen uns Frank und Angelika eine kalte Dusche im Vorschiff. Leider waren wir so unachtsam die Luke einen klitzekleinen Spalt aufzulassen. Der Schwell von dem Kutter ließ Blue Noot so in die Welle einstampfen, dass das Vorderdeck unter Wasser stand und so auch in unsere Kabine eindringen konnten. Ich muss sagen, ich bin wirklich schon mal netter geweckt worden. Leider sind unsere Betten jetzt ziemlich nass und laden überhaupt nicht mehr zum Schlafen ein.
Um 09.55 Uhr bergen wir die Segel. Den Helder ist in Sicht und die kabbelige Kreuzsee in der Fahrrinne wollen wir nicht unter Segel befahren. Erstaunlich wie sich die See bei Wind gegen Strom aufbauen kann. Es sieht fast aus wie Wildwasser.
Laufen den Yachthafen von Den Helder an. Nachdem wir uns eine Box ausgeguckt haben, stellen wir fest, dass wir leider nur bis zur Hälfte hineinpassen. 41 Fuß sind wohl doch mehr als man denkt. Also, Manöver zurück. Axel schafft es tatsächlich Blue Noot in der ca. 12,80 m breiten Boxengasse zu wenden. Wir machen schließlich um 10.35 Uhr an Steg 8 längsseits fest.
Logisch, dass wir, nachdem wir das Deck aufgeklart haben, erst einmal die Duschen erkunden. Schön warm im Marineclub! Danach gibt es erst mal einen Ankunftssekt. Wir haben inzwischen die Sektgläser mit dem Dehler-Emblem entdeckt und müssen diese natürlich auch gleich nutzen.
Frank und Angelika erkunden die Gegend bei einem kleinen Nachmittagsspaziergang. Axel und ich beschäftigen uns mit wichtigeren Dingen. Ich versuche im auffrischenden Wind unser Bettzeug trocken zu bekommen und Axel schraubt an irgendwelchen Ecken und checkt den Motor. Leider macht sich bei seinem Gewurschtel seine funkelnigelnagelneue Kabeltrommel selbstständig, sprich sie unternimmt einen Schwimmversuch. Also, sollte jemand mal in Den Helder vorbeikommen: die Kabeltrommel liegt direkt vor Steg 8 auf ca. 6 m Tiefe.
Nach einem leckeren Abendessen, ich glaube es gab Chili con Carne, gehen wir früh in die Kojen, da wir morgen früh raus wollen.
Dienstag, 20. Juli 1999: 128,3 sm
Der Wetterbericht, eingeholt per Seewis vom DWD verspricht Wind aus SW 5-6 Bft. in Böen 7-8 Bft. Für Blue Noot und uns kein Problem.
Um 08.27 Uhr geht’s los Richtung Brunsbüttel. Vor uns liegen ca. 200 sm und damit ein schöner Nachttörn. Angesichts der Wettervorhersage legen wir schon mal das 1. Reff ein und fahren weiterhin mit der Fock. Axel hat per Handy von dem neuen Etmal-Rekord der Siemau II erfahren, 188 sm in 24 Stunden. Den gilt es jetzt natürlich zu überbieten.
Der Himmel ist bedeckt und wir fahren einen schönen Raumschotskurs mit Bullenstander. John Maynard hat mal wieder das Steuern übernommen. Wir schießen geradezu über die Nordsee. Unter 8 kn läuft nichts. Vivaldi liefert uns dazu seine 4 Jahreszeiten im Cockpit. Blue Noot läuft zu immer neuen Geschwindigkeitsrekorde: 12,7 kn, 13,9 kn.
Zum Mittagessen werden heute Schnittchen und Schokolade gereicht.
Der Wind nimmt beständig zu, so dass wir um 13.09 Uhr das 2. Reff einbinden. Auf Blue Noot lässt sich das Groß sozusagen Einhand aus dem Cockpit bedienen. Eine schöne Sache, wenn bei viel Wind keiner mehr aufs Vordeck muss.
Frank hat John Maynard inzwischen das Steuer aus der Hand genommen und freut sich tierisch über den tollen Segelwind. Der erreicht inzwischen in Böen 41 kn/h. Das entspricht 9 Bft. Für Blue Noot kein Problem. Sie läuft ruhig und schnell Richtung Brunsbüttel. Einzig das Piepen vom Windmessgerät bei Windgeschwindigkeiten über 40 kn nervt ein wenig. Aber schließlich gelingt es mir auch das abzustellen.
Das Kielschwein brummt zufrieden und Axel fährt einen neuen Geschwindigkeitsrekord: 14,2 kn.
Leider haben wir ab nachmittags mit dem Regen zu kämpfen. Es schauert immer mal wieder ziemlich heftig.
Da Kochen ja ab 6 Bft. erst richtig Spaß macht, koche ich zum Abendbrot Nudeln mit Thunfisch-Sahne-Soße. Sehr lecker und genau das Richtige für eine lange Nacht.
Frank und Angelika übernehmen die erste Wache. Dabei schafft Angelika den absoluten Rekord: 14,6 kn. Wir fliegen!
Ab 21.00 Uhr sind Axel und ich wieder an der Reihe. Suchen im Dunklen mit Handscheinwerfer nach der unbeleuchteten Tonne D2. Bei dem Seegang ist aber leider nichts zu sehen. Dank GPS rammen wir sie aber trotzdem nicht.
Mittwoch, 21. Juli 1999: 84,7 sm
Um 00.00 Uhr werden wir dann von Frank und Angelika abgelöst. Die beiden Segeln mit vollem Speed durch die auf Reede liegenden Schiffe vor Bremerhaven. Gut, dass die so hell erleuchtet sind. Um 04.10 Uhr werden Axel und ich per Halse geweckt. Ich darf noch liegen bleiben, da sich eine Erkältung bei mir eingeschlichen hat. Passieren Elbe Feuerschiff um 05.30 Uhr. Leider regnet es immer mal wieder und unser Ölzeug tut guten Dienst.
Die Elbe rasen wir bei abnehmenden Wind mit 8 kn aufwärts. Um 10.35 Uhr bergen wir das Groß und halsen vor dem Wind mit der Fock. Schließlich kommt Brunsbüttel in Sicht. Wir funken die Schleuse an und müssen dann den Motor anschmeißen, um die nächste Schleusung noch zu bekommen. Sind schließlich die einzigen in der Schleuse. Die Schlengel sind inzwischen mit einem Rutschbelag ausgestattet worden, so dass die Gefahr sich auf Schnauze zu legen nicht mehr ganz so groß ist wie früher.
Um 11.35 Uhr hat uns dann das Land wieder. Wir liegen fest im Yachthafen Brunsbüttel. 213 sm harte Überfahrt liegen hinter uns. Zur Feier des Tages gehen wir erst mal italienisch Essen und genehmigen uns eine heiße Dusche.
Abends können wir dann noch beobachten, wie die königliche, norwegische Motoryacht „Norge“ mit einer Segelyacht als Decksfracht durch die Schleuse fährt.
Nach einem „Candle-Light-Dinner“ gehen wir alle geschafft früh in die Koje.
Donnerstag, 22. Juli 1999: 60,9 sm
Um 09.00 Uhr nehmen wir einen Passagier an Bord. Axels Vater hat sich entschlossen uns durch den NOK zu begleiten. Bei herrlichen Regenwetter macht Motorbootfahren so richtig Spaß. Die 54 sm Kanalfahrt kann ich nur jedem empfehlen. Danach sehnt man sich wieder nach einer schönen, ruhigen Flaute.
In Kiel-Holtenau müssen wir leider mit zu der Berufsschifffahrt in die große Schleuse. Hier haben die Schlengel noch keinen Anti-Rutsch-Belag und man muss höllisch aufpassen. Ich lüge den Schleusenwart schamlos an, was die Länge von Blue Noot betrifft. 11,95 m hören sich einfach besser an als 12,50 m. Verlassen die Schleuse um 18.15 Uhr und nehmen Kurs auf Kiel-Düsternbrook.
Zur Begrüßung nimmt uns unser neues Crewmitglied Jörg dort die Festmacher an und wir sind um 19.20 Uhr fest. Zur Belohnung kommt die Sonne raus und zaubert uns einen wunderschönen Regenbogen.
Axel bereitet als Captn’s Dinner seinen berühmten Provencialischen Rotbarschtopf. Lecker! Danach bringen wir noch Axels Papa nach Brunsbüttel zurück. Auf dem Rückweg überfahren wir dann fast ein Kuh, die seelenruhig auf der Landstraße steht. Man sollte doch auf dem Wasser bleiben, auf der Straße ist es einfach zu gefährlich. Fallen in Kiel nach einem kleinen Absacker in die Kojen.
Freitag, 23. Juli 1999: 9,3 sm
Am Vormittag nutzen wir erst mal die Gelegenheit und machen einen Einkaufsbummel. Angelika und Jörg gehen zum Friseur um sich stylen zu lassen und Axel und ich schaun mal kurz bei A.W.Niemeyer vorbei. Leider kaufen wir dabei wieder den halben Laden leer. Frank bleibt an Bord und erledigt noch ein paar Reparaturen.
Um 13.58 Uhr legen wir dann doch noch ab. Unter Groß und Fock geht es nach Kiel-Schilksee. Dort machen wir nach wahnsinnigen 9,3 sm im Nordhafen fest.
Erstmalig legt Axel seine Blue Noot mit dem Arsch nach Hinten an. Das klappt auch mal wieder wie geübt.
Zur Belohnung gibt es dann noch ein kühles Bierchen im Cockpit. Abends bummeln wir noch über die Stege und gucken uns die anderen Yachten an.
Samstag, 24. Juli 1999: 47,1 sm
Eigentlich waren wir ja nur nach Schilksee gesegelt um dort endlich unseren Fäkalientank absaugen zu lassen. Leider gelingt uns das auch hier wieder nicht. Es gibt zwar eine dieser legendären Anlagen, allerdings saugt die nicht, sondern bläst viel mehr. Ergebnis: Unser Fäkalientank ist jetzt randvoll mit fremder Sch…
Wir verlassen Schilksee um 11.44 Uhr und fahren nach Strande, weil wir gehört haben, dass es dort auch noch einen „Saugrüssler“ gibt. Leider ist das eine glatte Fehlinformation.
Wir haben die Schnauze voll und setzen Groß und Fock. Kurs Langeland.
Die Entleerung der Fäkalientankes nehmen die Jungs schließlich selber in die Hand. Mit der Handpumpe wird die gelbe Brühe außenbords befördert.
Danach können wir auch endlich das geniale Segelwetter genießen. Die Sonne scheint und der Wind bläst munter.
Um 13.50 Uhr wagen wir es ein neues Segel auszuprobieren. Unser Gennaker, ein riesiges blau-weißes Segel, wird gesetzt. Ein toller Anblick!
Blue Noot nutzt die zusätzliche Segelfläche, immerhin insgesamt fast 160 qm, und segelt mit 10,5 kn durch die Ostsee.
Schließlich wird der Kurs zu spitz und der Wind leider immer mehr. Wir bergen den Gennaker um 15.45 Uhr und setzen wieder die Fock. Für Blue Noot scheint das nicht weiter schlimm zu sein, denn sie fährt auch ohne Gennaker 10,7 kn.
Um 17.10 Uhr kommt unser Zielhafen Spodsbjerg in Sicht. Wir bergen das Groß und fahren den Rest unter Fock.
Legen in Spodsbjerg zuerst längsseits an, werden jedoch wieder verscheucht. Ich suche uns stattdessen eine schöne Box aus. Am Steg warte ich auf Blue Noot um die Leinen anzunehmen. Zu meinem Entsetzen fährt Axel fast in die schon belegt Nachbarbox. Nur wildes Armeschwenken kann verhindern, dass Blue Noot das darin enthaltene Stahlschiff rammt. Beim zweiten Mal klappt dann alles gewohnt gut. Der Stahlbooteigner nimmt uns den Rammversuch nicht übel und zeigt uns Bilder von seinem Schiffchen. Das hat er nämlich in Heimarbeit selbst gebaut.
Da unser Gennaker beim Packen einen kleinen Riss offenbart, entschließen sich Axel, Frank und Jörg ihn auf dem Rasen beim Hafenmeisterhäuschen auszubreiten und zu tapen. Das Ding zu bändigen scheint allerdings nicht so einfach zu sein. Alle 3 heben jedenfalls fast ab, als das Segel Wind bekommt.
Zum Abendbrot gibt es Pilzrisotto á la Blaubär und Wodka-Lemon als Sundowner im Cockpit.
Nach einem kleinen Spaziergang landen wir mal wieder in der Koje.
Sonntag, 25. Juli 1999: 43,7 sm
Nachdem Angelika und ich die Bordvorräte in dem örtlichen Edeka aufgefüllt haben, kann es um 12.00 Uhr endlich wieder losgehen.
Nach dem gestrigen Gennaker-Segeln wollen wir heute den Spi ausprobieren. Axel und Frank bereiten alles vor. Schließlich entscheiden wir uns aber doch gegen das Setzen, da der Wind zugenommen hat. Setzen stattdessen Groß und Fock.
Um 13.00 Uhr fällt mir auf, dass der GPS einen vollkommen wirren Kurs anzeigt. Auch der Hand-GPS lässt sich keine ordentlichen Daten entlocken. Komisch?!
Nachdem wir wegen nachlassendem Wind die Dieselgenua zur Hilfe nehmen, zeigen alle GPS wieder plausible Daten an. Vielleicht waren wir einfach zu langsam? Die Sache lässt mir keine Ruhe und ich forsche in den Karten. Und tatsächlich, des Rätsels Lösung findet sich in Karte S10A. An der Küste von Lolland sorgt ein Neerstrom für wenig Fahrt und Stromversatz. Darauf muss man erst mal kommen.
Schließlich kommt auch wieder Wind auf und wir können wieder Segel setzen.
Zum Mittagessen gibt es Ravioli und selbstgemachten Bananenshake. Dank Stromumwandler können wir auch auf See pürieren.
Um 17.25 Uhr bergen wir das Groß und befahren nur unter Fock das Fahrwasser nach Femö. Müssen schließlich auch die Fock bergen und sind um 18.45 Uhr fest in Femö. Leider dürfen wir neben dem ersten Schiff nicht liegen bleiben, da der Eigner Angst hat von uns zerdrückt zu werden. Also verholen wir noch einmal und legen uns neben einen freundlichen Dänen.
Schließlich kocht uns Angelika zum Abendbrot eine leckere Lauchsuppe. Nach einigen Bierchen im Cockpit geht’s dann auch schon wieder in die Kojen.
Montag, 26. Juli 1999: 46,2 sm
Morgens weckt uns der strahlende Sonnenschein. Auch der Wind scheint uns wohlgesonnen zu sein. Um 09.30 Uhr verlassen wir nach einem ordentlichen Frühstück mit sauteuren Brötchen Femö mit Kurs Klintholm.
An der roten Tonne setzen wir das Groß. Durch das enge Fahrwasser geht es an Femö vorbei. Um 10.35 setzen wir zusätzlich die Fock. Wir halsen vor dem Wind munter Richtung Grönsund.
Zum Mittag serviert Axel Pilzsüppchen und Rödevin. Wir genießen die Sonne und lassen Blue Noot fast alleine fahren. Bei Kaffee im Cockpit geht’s unter den Brücken durch den Grönsund.Um 14.47 Uhr haben wir das aufregenste Ereignis des Tages: wir dippen dem dänischen Zoll. Der ist begeistert und dippt lächelnd zurück.
Nach 45,5 sm bergen wir die Segel und laufen unter Motor Klintholm an. Wir haben Glück und liegen nur im 3er Päckchen als zweites Schiff um 16.56 Uhr fest.
Axel, Jörg und ich genießen das einmalige Angebot von Klintholm: die Sauna. Herrlich erfrischend!
Zum Abendessen verlassen wir Blue Noot und suchen auf Axels Empfehlung ein örtliches Restaurant auf. Leider kann uns das Speisenangebot überhaupt nicht überzeugen. Zumal die Hälfte kalt bzw. lauwarm serviert wird.
Also, beim nächsten Mal kochen wir hier lieber wieder selbst.
Nach einem Absacker von dem neu erstandenen Gammel Dansk geht es gegen Mitternacht in die Kojen.
Dienstag, 27. Juli 1999: 96,4 sm
Eigentlich wollte Axel ja nach Kopenhagen. Aber ich konnte ihn angesichts des optimalen Wetters überzeugen doch noch einen kleinen Abstecher nach Bornholm zu wagen. Leider bedeutet das für uns heute früh aufstehen.
Bereits um 05.36 Uhr legen wir ab. Nachdem wir die Klippen von Möns Klint im Lichte der ersten Sonnenstrahlen bewundert haben, setzen wir Groß und zum ersten Mal die Genua. Der Rest der Crew begibt sich noch einmal in die Koje, während Axel und ich Richtung Bornholm rauschen. John Maynard hat mal wieder das Steuern übernommen und bringt Blue Noot auf über 8 kn.
Nachdem wir gestern so nett dem dänischen Zoll gedippt haben, versuchen wir das heute auch mal bei der deutschen Küstenwache. Die ignorieren uns aber einfach und lassen stattdessen ihren Fäkalientank ab. Unverschämtheit!
Leider wird der Wind am Nachmittag immer weniger und wir laufen nur noch schlappe 5 kn. Dafür ist die Temperatur beharrlich nach oben gegangen. Selbst das Ostseewasser hat 19°C.
Um 14.27 Uhr kommt erstmalig Bornholm in Sicht. Da der Wind schließlich ganz ausgefällt, bergen wir um 15.10 Uhr die Segel und werfen unseren Diesel an. Vorher genießen wir allerdings noch ein erfrischendes Fußbad auf der Badeplattform.
Um 18.55 Uhr legen wir in Hasle auf Bornholm neben einem Schwesternschiff von der Siemau II an.
Wir genießen den sommerlich, lauen Abend im Cockpit und planen für den morgigen Tag einen Landgang.
Mittwoch, 28. Juli 1999: 0 sm
Angelika, Frank und Jörg machen sich nach dem Frühstück auf zu einer Busrundtour auf Bornholm. Axel und ich frischen unsere Bordvorräte im SuperBrugsen auf und genehmigen uns ein paar Bornholmer in der örtlichen Fischräucherei. Welch ein Genuss!
Nachmittags pumpen wir dann unsere Gummisau auf und unternehmen eine kleine Spritztour Richtung Strand.
Am Abend genießen wir den Sonnenuntergang bei einem guten Essen im Restaurant am Hafen.
Donnerstag, 29. Juli 1999: 76,8 sm
Die Sonne strahlt und es regt sich kein Lüftchen. Also verholen wir erst einmal zur Tankstelle und füllen unseren Dieselvorrat wieder auf.
Um 09.49 Uhr verlassen wir Bornholm. Noch in der Hafenausfahrt haben wir Gelegenheit unserem neuen Hobby, dem Dippen, nachzugehen. Diesmal erwischt es das dänische Militär. Die brauchen erstaunlich lange um unseren Gruß zu erwidern, wahrscheinlich, weil alle an Bord mit Angeln beschäftigt sind.
Bei nicht vorhandenem Wind bleibt uns nichts anderes übrig als zu motoren. Alle schlafen, lesen oder essen. Axel übt sich in Sonne (erschießen per Sextant und bekommt eine Höhe von 46°. Was immer uns das auch sagen soll. Leider fehlt uns die nautische Literatur für solche Fälle.
Um 17.00 Uhr haben wir nach 45 sm dieseln den Lärm satt. Wir setzen bei 8 kn Wind Groß und Genua. Erstaunlicherweise erreichen wir tatsächlich noch 4 kn hoch am Wind.
Leider nimmt der Wind jedoch schon bald wieder auf nicht messbare Stärke ab und wir bergen die Segel. Stattdessen wassern wir unser Schlauchboot und Axel versucht von Außenbords den vermeintlich verstopften Fäkalientankauslaß zu reinigen. Außer eine bisschen „Geömmel“ tut sich aber nichts. Angelika geht währenddessen in den weiten der Ostsee schwimmen.
Wir machen einige Videoaufnahmen aus dem geschleppten Schlauchboot und ziehen Axel und Jörg mit 6 kn und einer riesigen Bugwelle hinterher. Schließlich werfen wir den Motor wieder an und nehmen Kurs auf Heiligenhafen.
Die Nacht beginnt mit einem unbeschreiblichen Mondaufgang. Riesig groß und rosa!
Die Leuchtfeuer von Arkona und Hiddensee begleiten uns. Axel und Jörg übernehmen die 1. Wache, während ich mit Kopfschmerzen liegen bleiben darf.
Freitag, 30. Juli 1999: 63,3 sm
Um 00.30 Uhr lösen Frank und Angelika ab. Der Wind ist immer noch nicht wieder da, also motoren wir weiter.
Der neue Tag beginnt so heiß wie der letzte. Um 08.00 Uhr ist es schon fast zu warm für Bikini oder Badehose.
Um 10.48 Uhr passieren wir die Fehmarnsundbrücke und um 11.50 Uhr hat der Lärm endlich ein Ende. Wir liegen fest in Heiligenhafen, Steg 9, mit Blick auf den Chartersteg.
Den Rest des Tages verbringen wir mit Reinschiffmachen. Axel und Jörg nehmen todesmutig die Fäkalienpumpe auseinander, nachdem sie sich vorher fachmännisch beraten haben lassen. Und tatsächlich, es klappt. Die Gummilippe der Pumpe war durch unsachgemäßen Gebrauch umgestülpt und pumpte in die falsche Richtung. Verursacht wurde das durch Betätigung der Pumpe bei geschlossenem Seeventil. Daraufhin zieht Axel erst mal zum nächsten Yachtausstatter und kauft einen zusätzlichen Schalter, der eine unbeabsichtigte Betätigung der Pumpe verhindert.
Der Blick auf den Chartersteg ist besser als Fernsehen. Da Freitags Übergabe ist, dürfen wir einige herrliche Anlegemanöver beobachten. Erstaunlich eigentlich, wie wenig dabei zu Bruch geht. Erstaunlich auch, dass einen Steg weiter noch eine Yacht mit dem SCRS Vereinsstander liegt.
Am Abend lädt uns Axel zum Capt’ns Dinner in den „Alten Salzspeicher“ ein. Das Essen ist ein Genuss und ein krönender Abschluss der Reise für Frank und Angelika.
Samstag, 31. Juli 1999: 0 sm
Der Morgen beginnt mit einem ausgedehnten Sektfrühstück. Frank und Angelika packen ihre Sachen. Eigentlich sollen gegen 10.00 Uhr unsere neuen Gäste kommen, aber die stecken alle im Stau. Also gehen Axel, Jörg und ich noch ein wenig einkaufen.
Als Mittags immer noch kein Neuer in Sicht ist, beschließen Frank und Angelika doch mit dem Zug nach Hause zu fahren. Schließlich kommen Nadja und Jens doch noch vorher an und wir können immerhin Angelika nebst Gepäck noch zur Bushaltestelle fahren. Nadja und ich düsen dann auch gleich weiter zu Famila um die Vorräte aufzustocken. Leider sind dort schon einige Chartercrews vor uns eingefallen, die Regale sind jedenfalls leer gegrast.
Als wir zum Hafen zurückkommen, treffen wir auch Axels Papa Aki. Eigentlich könnten wir ja jetzt los, aber inzwischen ist es schon Nachmittag geworden und Axel und ich möchten nicht mit unerfahrener Crew gleich in die Nacht segeln. Also, ein Hafentag.
Am Chartersteg ist mal wieder Show-Time angesagt. Eine Crew versucht bei 3 Bft. Windstärke den Spinnaker im Hafen zu setzen. Das Schiff legt sich natürlich gleich auf die Seite und fährt fast den Steg zu Bruch. Mit Mühe können sie den Spi wieder einfangen. Schon erstaunlich, auf welche Ideen man kommen kann.
Wir genießen den Tag in aller Ruhe und Nadja und Aki bekommen erst mal eine Einweisung in das Schiff.
Sonntag, 1. August 1999: 42,7 sm
Nach ausgedehntem Frühstück legen wir um 10.20 Uhr aus Heiligenhafen ab und setzen Kurs auf Aerösköbing. Setzen Groß und Genua bei schönem Segelwind und Sonne satt. Westlich Fehmarn sitzen wir vorübergehend in einer Flaute. Kann das der Windschatten von Fehmarn sein? Danach donnern wir mal wieder mit 8 kn durchs Wasser.
Über Kanal 16 läuft erstaunlicherweise eine PanPan-Meldung nach der anderen. Ein treibender Jet-Ski und ein Motorboot mit ausgefallenem Motor und Angst vor Kenterung. Eigentlich komisch, bei dem ruhigen Wetter.
Nadja bereitet uns den ersten von vielen Caipirinas, unserem offiziellen Borddrink, zu. Sehr erfrischend!
Um 16.25 Uhr bergen wir das Groß und passieren die Marstalrinne nur unter Genua. Erreichen schließlich um 19.06 Uhr Aerösköbing und liegen als Dritter im Päckchen.
Als wir schon bei einem leckeren Flens im Cockpit sitzen, läuft die Hansekogge aus Kiel noch in den Hafen ein. Es ist schon interessant, wie ein solcher Brummer anlegt.
Zum Abendessen grillen wir auf unserem Bordeigenen-Einmalgrill Hähnchenbrustfilt und Würstchen. Schließlich bummeln wir noch ein bisschen durch die Stadt und trinken ein Store Fatöl und einen Gammel Dansk.
Montag, 2. August 1999: 14,9 sm
Um 14.55 Uhr legen wir nach einem ausgedehnten Einkaufsbummel und einem noch ausgedehnteren Versuch den Griff von unserem Schlauchboot zu reparieren ab und setzen Groß und Genua. Der Wind ist ziemlich lau und so wagen wir es den Gennaker statt Groß und Genua zu setzen. Damit erreichen wir immerhin in Rauschefahrt 3 kn über Grund. Die Sonne sticht und es sind über 30°C. Nur gut, dass wir bei Fahrt ohne Großsegel unser Sonnensegel setzen können.
Schließlich schläft der Wind jedoch ganz ein und wir bergen auch den Gennaker. Bei 22°C Wassertemperatur bietet sich ein Bad in der Ostsee geradezu an. Mit Fender an der langen Leine und langsamer Fahrt unter Motor voraus, testen wir, wie schnell so ein Schiff bei 1 kn tatsächlich ist. Hinterher schwimmen kann jedenfalls keiner von uns auf Dauer.
Fahren schließlich unter Dieselgenua weiter. Gegen 18.00 Uhr frischt der Wind noch einmal auf und wir setzen die Genua. Auf dem letzten, kurzen Stück haben wir keine Lust uns mit dem Groß abzumühen. Leider reißt uns beim Aufrollen kurz vorm Hafen die Wickelleine, so dass wir die Genua auf alte Weise bergen müssen.
Um 19.05 Uhr sind wir fest in Faaborg. Nadja kocht uns höllisch scharfe „Nachos Schulz“, während Axel und ich die Rollanlage reparieren.
Zum Abschluss spazieren wir noch durch den Hafen und verholen uns gegen Mitternacht in die Kojen.
Dienstag, 3. August 1999: 34,6 sm
Nachdem Axel mich in der Nacht mit einem gekonnten Haken von links oben ausgeknockt hat, setzen wir bei flotten Winden und strahlend blauen Himmel um 10.05 Uhr Kurs ab auf Haderslev um mal bei der Konkurrenz von X-Yachts vorbeizuschauen.
Axel probiert aus, wie Blue Noot beigedreht liegt. Danach geht’s in Rauschefahrt weiter. Ab 13.00 Uhr fahren wir Schmetterling. Vor der Einfahrt zum Haderslev-Fjord bergen wir das Groß. Nur unter Genua geht es an den schönsten Villen vorbei. Um 17.20 Uhr liegen wir nach längerer Suche nach einem Liegeplatz in Haderslev direkt vor der Hafenkneipe. Da wir noch ein paar Lebensmittel brauchen, ziehen Nadja, Axel und ich noch in die Stadt. Leider schließen jedoch die meisten dänischen Läden schon um 17.30 Uhr und wir finden eine ausgestorbene Innenstadt vor. Nach mehrstündigen Fußmarsch und einer Pölserpause finden wir dann endlich einen Supermarkt keine 500 m von unserem Liegeplatz entfernt.
Mittwoch, 4. August 1999: 34,8 sm
Nach dem Frühstück machen wir erst einmal einen Sight-Seeing-Ausflug zu der neuen X-562. Nicht schlecht!
Um 11.10 Uhr laufen wir dann mit Kurs Aabenraa aus. Im Haderslev-Fjord rammt Axel fast eine von diesen niedlichen, kleinen, grünen Tonnen. Durch einen Griff ins Steuerrad kann aber Schlimmeres verhindert werden. Treffen schließlich die X-562 „Navigare“ wieder, die im Fahrwasser vor Anker liegt. Von einer X-482 werden Photoaufnahmen für den neuen Werbeprospekt geschossen. Der Photograf befindet sich dabei in schwindelnder Höhe auf der zweiten Saling.
Kurze Zeit später kommen die X-en von hinten auf und liefern sich eine wilde Verfolgungsjagd mit uns. Wahrscheinlich sind wir jetzt auf jedem Bild mit drauf. Als wir dann am Ende des Fjordes um 12.40 Uhr endlich Segel (mal wieder Groß und Genua) setzen können, lässt die X uns allerdings schnell, ja sogar ziemlich schnell, weit hinter sich. Vielleicht wird das nächste Schiff ja doch eine X.
Kreuzen durch den Aarösund und bekommen Besuch. Ein Schweinswal mit Baby taucht direkt vor uns auf und begleitet uns ein Stück. In der Gegend von Assens soll es ja angeblich noch mehrere davon geben.
Das Wetter ist mal wieder herrlich: Sonne und Wind!
Auf dem Weg nach Aabenraa versucht sich Jörg in seinen Steuerkünsten und schreibt dabei mehrfach groß und deutlich seinen Namen in die Ostsee.
Um 18.29 Uhr liegen wir nach einer Stunde Suche nach einer freien Box schließlich wunderbar an einem Kopfsteg. Dabei kommen uns beim Anlegen mehrere Tausend Optis und andere Kleinsegler entgegen. Die Dänen fahren mal wieder Regatta.
Zum Abendessen nutzen wir den hafeneigenen Grill und genießen Spare Ribs, Steaks und Maiskolben. Mmmmh!
Donnerstag, 5. August 1999: 23,8 sm
Bei unverändert gutem Wetter legen wir um 11.05 Uhr ab und setzen unter Groß und Genua Kurs auf Sönderborg. Da ich bei 3-4 Bft. und Sonne am liebsten segle, lasse ich mich heute von keinem vom Steuer vertreiben. Außerdem müssen wir eigentlich ständig wenden. Vor der Einfahrt zum Alsfjord erwischt uns eine kleine, lokale Flaute, die Blue Noot einen 360° Kreisel fahren lässt. Klingt unwahrscheinlich, habe ich auch nicht geglaubt, war aber so. Vor der Sönderborger Brücke, der ersten, hohen, bergen wir die Segel und motoren bis zur kleinen Brücke.
Laufen schließlich um 16.23 Uhr unter Motor den Sönderborger Yachthafen an. Nachdem ich in fast jeder Boxenreihe nach einer Box gesucht habe, die groß genug für uns ist, legen wir uns schließlich längsseits von einem Amerikaner aus Dallas/Texas. Wie sich herausstellt, haben wir den schon einmal in Den Helder getroffen.
Zum Abendessen verholen wir uns in die Innenstadt zum Mexikaner. Leider ist es in dem Restaurant vor allem stickig und heiß, aber das Essen schmeckt trotzdem gut.
Zum Abschluss des Tages genehmigen wir uns noch ein, zwei Bierchen im Cockpit.
Freitag, 6. August 1999: 23,6 sm
Um 10.55 Uhr legen wir ab und setzen fast noch in der Hafenausfahrt Groß und Genua. Blue Noot scheint zu merken, dass sie bald zu Hause ist. Mit 7,5 kn rauschen wir die Flensburger Förde entlang. Axel zieht die Kante unter Wasser und die Crew jauchzt.
Kreuzen rund Holnis und die innere Förde hinauf. Es ist mal wieder herrliches Segelwetter mit Sonne und 3-4 Bft. Wind.
Um 15.20 Uhr legen wir nach 911,8 sm und 3 Wochen Segeln pur in Blue Noots neuen Heimathafen Flensburg bei Niro-Petersen an.
Kurz nach unserer Ankunft verlassen alle Männer fluchtartig das Schiff. Axel und Aki um diverse Autos von Heiligenhafen und Kiel nach Flensburg zu verholen. Und Jörg um endlich mal wieder mit Mami und Papi eine ungestörte Nacht im Hotel zu verbringen.
Der Rest der Crew, also Nadja und ich, verbleiben an Bord und machen Klar Schiff. Natürlich gönnen wir uns zum Abschluss der Reise auch noch mal einen kleinen Longdrink.
Nachdem Axel und Aki zurück sind, gibt es noch ein spätes Abendessen im „Bellevue“ und dann fallen wir in unsere Kojen. Welch eine Ruhe im Schiff, nachdem Jörg nicht mehr schnarcht.
Samstag, 7. August 1999: 17,4 sm
Zum Frühstück kommt Jens mit frischen Brötchen um Nadja abzuholen. Die beiden müssen leider noch auf eine Hochzeit in Braunschweig.
Axel, Aki und ich verabreden uns mit der Crew von der „Ascia“ auf einen kleinen Ausflug auf die Förde. Die Ascia macht dabei schöne Filmaufnahmen von uns, wenn auch mit den falschen Kommentaren. Naja, vielleicht sind die ja nur neidisch?
Gehen um 15.25 Uhr vor den Ochseninseln vor Anker. Die Ascia kommt längsseits. Wir nutzen den schönen Badetag und beobachten, wie hunderte Verrückte quer durch die Förde schwimmen. Natürlich alles mit Geleitschutz.
Um 16.30 Uhr Anker auf. Nehmen Christian Bode an Bord um endlich einmal den Spi setzen zu können. Der sieht auch nicht schlecht aus und ist genauso blau-weiß wie der Gennaker.
Am Abend gehen wir gemeinsam noch einmal ins „Bellevue“ essen und es setzt der erste Regen seit dem NOK ein.
Sonntag, 8. August 1999: 0 sm
Heute hat Axel zur großen Einweihungsparty geladen. Leider regnet es wie aus Kübeln und wir machen uns ernsthaft Sorgen, wo wir die 20 Leute unter Deck unterbringen sollen. Aki besorgt eine Plane, die wir über das Cockpit spannen. Um 10.00 Uhr werden ungefähr tausend Brötchenhälfte, appetitlich garniert, angeliefert. Ich habe schon Probleme die Tabletts überall im Schiff zu verteilen. Gott sei Dank hört der Regen dann doch noch auf und wir können auch die Außendecks für die Gäste eröffnen.
Die Party wird ein voller Erfolg. Alle amüsieren sich und bewundern Blue Noot. Am späten Nachmittag bleiben nur noch Stefan und seine Frau Siggi zurück. Wir machen einen Spaziergang durch Flensburg und gehen anschließend nett im „Alten Speicher“ essen. Stefan und Siggi sind mit dem eigenen Flieger angereist und wollen noch bis Montag bleiben.
Nach einem Absacker geht es schließlich in die Kojen. Kurz vorm Einschlafen können wir noch ein schönes Feuerwerk beobachten. Das hat Axel schon gut organisiert.
Montag, 9. August 1999: 6,9 sm
Auch heute wollen wir uns noch einmal kurz auf die Förde wagen. Stefan als Segler, möchte unbedingt den Wind spüren. Wir legen um 11.10 Uhr ab und setzen Groß und Genua. Leider frischt der Wind ziemlich auf , so dass wir schließlich die Segel bergen und in den Hafen zurück motoren. Um 12.36 Uhr liegen wir wieder in unsere Box bei Niro-Pe. Schlagen die Genua ab und stauen sie in die Backskiste. Axel und ich bringen Stefan und Siggi zum Flugplatz und machen danach klar Schiff.
Leider müssen wir jetzt für mindestens 2 Wochen Abschied von Blue Noot nehmen, die uns sehr ans Herz gewachsen ist.
Über drei Wochen hat sie uns schnell und sicher über Nord- und Ostsee getragen. Die Befürchtungen, die man beim Kauf eines solch großen Schiffes hat, haben sich verflüchtigt und wir sind sicher, dass wir Blue Noot auch zu zweit schön segeln können.
26 Tage 936,1 sm