Herbsttörn in der dänischen Südsee

Vom 18. bis 26. September 1999 von Flensburg über Söby, Svendborg, Marstal, Maasholm, Höruphav und Sonderborg zurück nach Flensburg.

17. September 1999: 0 sm

Nachdem wir schon gestern abend angereist sind, müssen wir heute erst einmal einkaufen gehen. Wir haben nicht einmal etwas zum Frühstücken an Bord. So suchen wir also unseren liebsten Supermarkt in Flensburg „Citti“ auf. Nachdem wir mehrere Stunden dort herumgestöbert haben, es gibt hier nämlich alles was das Feinschmeckerherz begehrt, genießen wir noch ein leckeres Mittagessen in der Tiefkühlabteilung. Es gibt Scampi mit Salat und Knoblauchsauce. Da wir an Bord noch einige Kleinigkeiten zu erledigen haben, beschließen wir erst morgen unseren Törn zu starten. Außerdem haben wir so die Möglichkeit mit der Crew der Siemau II auf die Regattaparty in Glücksburg zu gehen. Die Siemau II will nämlich morgen am Swan-Cup teilnehmen. Leider regnet es inzwischen in Strömen. Die Party ist stimmungsmäßig auch nicht der Hit. Immerhin gibt es umsonst Essen und Bier. Axel und ich fahren recht früh mit dem Taxi zu Blue Noot zurück und fallen in die Kojen.

18. September 1999: 34,8 sm

Immerhin hat es aufgehört zu regnen. Mit dem Regen ist leider aber auch der Wind weggegangen. Wir legen um 10.45 Uhr bei umlaufenden Winden mit 2 kn aus Flensburg ab. Setzen keine Segel sondern dieseln die Förde rauf. Vor Glücksburg entdecken wir die Siemau II, die mit dem Rest des Regattafeldes vor dem Start dümpelt. Eigentlich wollten die schon um 09.30 Uhr gestartet sein. Gehen längsseits und dümpeln nun, nur durch die Fenderleinen an der Reling verbunden, gemeinsam herum. Genießen dabei noch ein kühles Flens Dunkel. Nachdem doch endlich das Ankündigungssignal kommt, machen Axel und ich uns aus dem Staub und dieseln weiter. Da es schön diesig ist, zieht sich Axel unter Deck zurück und übt ein wenig am Radar. Ich bleibe oben und halte die Stellung. Erst um 16.30 Uhr hat der Wind langsam auf 8 kn zugenommen und wir setzen Groß und Fock. Himmlische Ruhe. Und Blue Noot läuft mit 6 kn auch noch recht flott. Um 18.00 Uhr bergen wir die Segel wieder und laufen Söby auf Aerö an. In einem fast leeren Hafen machen wir um 18.20 Uhr längsseits am Steg fest. Erkunden noch ein bißchen die Gegend und bekochen uns lecker. Mit einem guten Buch verholen wir uns dann recht früh in die Kojen.

19. September 1999: 18,1 sm

Man sieht den Steg nicht mehr! Pottendichter Nebel. Um 10.40 Uhr wagen wir es auszulaufen. Setzen das Groß schon mit 1. Reff. Angesichts der schlechten Sicht (0,1 sm) und dem frischen Wind (22 kn) entschließen wir uns dann aber, daß Segel wieder zu bergen und in den Hafen zurück zu kehren. Das Risiko bei diesem Wetter jemanden zu rammen oder noch Schlimmeres ist uns einfach zu groß. Mit mehreren Leuten an Bord wären wir wahrscheinlich weiter gefahren, aber so fehlen uns einfach ein paar Augen und jemand am Radar. Um 12.15 Uhr hat sich der Nebel dann so ziemlich aufgelöst und wir legen erneut ab. Der Wind bläst immer noch mit 25 kn, so daß wir das Groß mit 1. Reff und die Fock fahren. Passieren die Rinne östlich von Avernakö und kreuzen dann Richtung Svendborg. Der Wind nimmt immer weiter zu und in der Einfahrt zum Svendborg Sund messen wir die Böen mit 35 kn wahren Wind. Angesichts dieser Windstärke und des recht engen Fahrwassers bergen wir um 14.50 Uhr die Segel vor Ranzausminde. Motoren das letzte Stück und wundern uns, warum wir trotz Gegenwind immer noch 6 kn fahren. Ein Blick auf die Backbordtonne löst das Rätsel. Wir haben einen ziemlich starken Strom mit. In Svendborg legen wir um 15.30 Uhr mit ziemlichen Schwierigkeiten an. Durch die kleine Hafenbrücke düst ein gewaltiger Strom. Als dann noch ein freundlicher Stegnachbar die Achterleine nicht belegt, dafür aber eisern an der Vorleine festhält, stehen wir quer zum Steg. Beim zweiten Versuch und noch ein paar helfenden Händen an Land klappt es dann aber doch noch. Am Abend werfe ich noch einen kurzen Rundblick über den Hafen. Und wen sehe ich da ankommen: Andy Zech mit der Ascia. Kaum zu glauben und Axel erkennt das Schiff nicht. Angesichts der Tatsache, daß am nächsten Morgen die Stege abgebaut werden sollen, verholen wir noch an die Kaimauer. Danach lassen wir uns von Andy und seiner BR-Crew zum Essen an Bord der Ascia einladen. Dabei betrinken wir uns erstmal sinnlos an leckerem Wein und Gammel Dansk. Und das Essen schmeckt fast so gut wie selbstgekocht. Andy macht früh schlapp und verzieht sich in seine Koje. Wir plaudern noch bis nach Mitternacht mit den BR-lern und schwanken dann zurück zu unserem Schiffchen. Nachdem wir mit 9 Leuten auf einer 37 Fuß Yacht gesessen haben, kommt uns Blue Noot immens riesig vor.

20. September 1999: 0 sm

Der Seewis Wetterbericht liefert keine ermunternden Daten. Es sind 8 bis 9 Bft. Windstärke angesagt. Angesichts der Tatsache, daß es auch schon im geschützten Hafenbecken mit 35 kn Wind kachelt, entschließen wir uns spontan einen Hafentag einzulegen. Andy legt trotzdem ab und macht sich auf den langen Weg nach Flensburg. Seine Schüler müssen nämlich morgen erst mal BR-Prüfung fahren. Axel und ich halten das zwar für eine Schnapsidee, aber Andy ist eigentlich ein erfahrener Skipper und sollte wissen was er tut. Die BR-ler sehen jedenfalls alle schon ein bißchen blass um die Nase aus. Immerhin können sie einen schönen Raumschotskurs fahren. Axel und ich verbringen den Tag indem wir unsere Einkäufe erledigen und ein wenig durch Svendborg spazieren gehen. Schon alleine der Fischladen am Hafen ist einen Besuch wert. Und zu unserem Glück hat der örtliche Yachtausstatter auch noch Udsalg. Wir kaufen 2 Paar Schuhe und einen edlen Wäscheaufhänger in schick rosa. Abends bereitet Axel Wirsingauflauf mit Rotbarsch und Kardamom. Leider gelingt das Ganze nicht so wie er will, aber mir schmeckt es trotzdem.

21. September 1999: 32,4 sm

Nachdem der Wind deutlich, eigentlich schon viel zu viel, nachgelassen hat, laufen wir um 10.10 Uhr bei herrlichen Regenwetter aus Svendborg aus. Der Wind hat gedreht und steht mal wieder gegenan. Wir müssen also wieder unter Motor durch den Svenborgsund. Sichten kurz hinter der Brücke eine schwimmende Rettungsinsel mit 3 Personen an Bord. Angesichts der geringen Wassertiefe, dort wo die Insel schwimmt sind es ca. 0,40 m, und des Fischers, der in 50 m Entfernung in aller Seelenruhe seine Netze einholt, unternehmen wir keinen Rettungsversuch. Die Leute in der Insel scheinen sich dort auch ganz wohl zu fühlen. Jedenfalls winken sie nicht mit beiden Armen und wir fahren weiter. Um 10.30 Uhr setzen wir Groß und Fock. Nachdem es schließlich aufhört zu regnen und die Sonne herrlich scheint, segeln wir bei netten 3 Bft. rund Avernakö und längs Aerö. Vor der engen Fahrrinne nach Marstal bergen wir um 16.00 Uhr die Segel und fahren unter Motor weiter. Liegen schließlich um 17.25 Uhr fest in Marstal. Müssen unsere Blue Noot noch etwas verholen, damit der dicke „Preußische Adler“ auch noch an die Pier paßt. Später kommen noch „Diana III“ und „Holnis“ vom DHH rein und legen sich schräg gegenüber von uns. Ein netter Anblick, wie 8 Leute mit Fendern in der Hand an der Reling stehen und nur einer, der Chassie, die Leinen bedient. Nach einem kleinen Stadtrundgang und einem guten Essen gehen wir früh in die Koje.

22. September 1999: 22,7 sm

Strahlender Sonnenschein, blauer Himmel und ziemlich wenig Wind begrüßen uns am Morgen. Axel holt frische Brötchen und wir lassen uns Zeit beim Frühstück. Als Letzte verlassen wir um 11.20 Uhr den Hafen. Setzen um 11.30 Uhr bei der Ansteuerungstonne Marstal Groß und Fock. Zockeln mit 4,5 kn Richtung Schlei. Axel spielt mit dem Radar und ich sonne mich auf unserem Vordeckpolster. Kaum zu glauben, dass wir Ende September haben. In der Kieler Bucht scheinen Manöver geübt zu werden. Die Marine ballert ganz schön rum. Um 16.50 Uhr bergen wir vor Schleimünde die Segel und fahren unter Motor nach Maasholm. Dort sind wir um 17.10 Uhr fest in der Box. Können noch ein paar schöne, missglückte Hafenmanöver von den umliegenden Charterbooten beobachten. Nachdem es Axel gelungen ist einen Schlauch zu besorgen, tanken wir erst einmal Wasser und säubern dann Blue Noot von dem Dreck der letzten Tage. Abends genießen wir ein gutes Essen in der „Seglerbörse“. Entdecken dabei den örtlichen Yachtausstatter, den wir natürlich morgen direkt aufsuchen werden. Genießen noch ein Bierchen im Cockpit und verholen uns gegen 23.00 Uhr in die Kojen.

23. September 1999: 18,8 sm

Axel darf man wirklich nicht allein zum Yachtausrüster lassen. Wir kaufen mal wieder jede Menge unsinnige Dinge ein und kommen erst um 12.00 Uhr los. Nachdem wir Schleimünde hinter uns haben, bereitet Axel den Gennaker zum Setzen vor. Um 12.30 Uhr ist es so weit, wir setzen den Blue Noot Whomper. Unser Schiff nimmt auch direkt Fahrt auf und wir düsen bei 2 Bft. mit 7 kn über die Ostsee. Als es schließlich aufbrist und Blue Noot Höchstgeschwindigkeit von 8,9 kn läuft, entschließen wir uns den Gennaker um 14.20 Uhr zu bergen. Haben dabei ein kleines Problem, denn der Schnappschäkel läßt sich nicht öffnen. Schließlich hilft nur noch die Zange und der Gennaker kann runter kommen. Eine viertel Stunde später hat Axel alles aufgeklart und wir setzen Groß und Fock. Unser Ziel heißt mal wieder Höruphav. Dort legen wir um 15.40 Uhr Steuerbord längsseits am Steg an. Für den Abend haben wir uns einen Tisch im exquisiten Hotel Baltic reserviert. Dort wird uns äußerst leckeres Essen serviert. Auch wenn es leider kein Steak & Lobster mehr gibt. Vorher bummeln wir noch ein bißchen durch die Stadt und entdecken dabei den örtlichen SuperBrugsen. Gönnen uns an Bord noch einen Gammel Dansk und fallen wohlgefüllt in die Kojen.

24. September 1999: 26,3 sm

Nach einem wunderschönen Ablegemanöver um 10.55 Uhr werde ich beim Klarieren der Leinen und Fender auf dem Vordeck erst einmal schön mit Salzwasser geduscht. Der Wind hat auf 5 Bft. zugenommen und wir setzen deshalb das Groß direkt mit 1. Reff. Um 13.10 Uhr müssen wir bei inzwischen 6-7 Bft. auch noch das 2. Reff einbinden. Zu unserem großen Erstaunen überholen wir vor Brudesten zwei Polnische Optis! Die müssen wohl für irgendeine Regatta trainieren. Verrückt! Auf der Förde kachelt es gewaltig und wir haben den Wind natürlich die ganze Zeit gegenan. Kurz vor Flensburg erwischen uns noch ein paar nette 35 kn Böen. Vor dem Niro-Pe-Hafen bergen wir um 15.40 Uhr die Segel, nachdem wir vorher noch einmal kurz ausgerefft haben um die Segel zu schonen. Legen um 15.50 Uhr eigentlich perfekt in unserer Box an. Leider drückt uns die Chartercrew der nebenliegenden Bavaria bei ihrem missglückten Ablegemanöver bevor wir richtig fest sind auf die Holzyacht neben uns. Das bringt uns eine dicke Schramme im Gelcoat ein. Schöne Sch… Warum konnten die nicht 5 min. warten bis wir unser Schiff fest haben. Das war mal wieder ein Beispiel für mangelhafte Seemannschaft. Nutzen den Rest des Tages indem wir noch schnell unsere Vorräte bei Citti auffüllen. Abends um 20.00 Uhr kommt Ralph aus St. Augustin als unser Gast an Bord. Zum Einstand fängt er erstmal 3-Sterne mäßig an für uns zu kochen. Solche Gäste haben wir gerne an Bord. Gehen um 00.30 Uhr gut gesättigt in die Kojen.

25. September 1999: 20 sm

Nach einem umfangreichen Sektfrühstück legen wir um 10.50 Uhr mit Kurs Sönderborg ab. Der Versuch den Gennaker zu setzen scheitert leider kläglich. Blue Noot luvt sofort an und der Gennaker droht überfahren zu werden. Also, Manöver zurück. Setzen schließlich um 11.20 Uhr nur das Groß. Mit einer schönen Backstagsbrise geht Fördeauswärts. Nachdem wir Holnis Haken passiert haben, setzen wir um 12.10 Uhr auch noch die Fock. Ralph hat für heute die Navigation übernommen und stellt erstaunt fest, daß die Tonnen eine andere Nummerierung als in der Karte haben. Das war Axel und mir noch gar nicht aufgefallen. Vor Sönderborg bergen wir die Segel und laufen erstmal den alten Stadthafen an. Leider ist der diesmal schon komplett belegt, so daß wir in den Yachthafen ausweichen müssen. Legen dort um 14.50 Uhr längsseits am Kopfsteg an. Spazieren nach Sönderborg City und trinken beim Irish Pup ein Bierchen. Zurück an Bord bekommen wir von Ralph noch ein ungemein leckeres 3-Gänge-Menue serviert. Die Stelle als Smutje kann er bei uns jedenfalls jederzeit haben. Nach einem Verdauungs-Gammel Dansk gehen Axel und ich in die Koje, während Ralph noch mal Richtung Strand spazieren geht.

26. September 1999: 19,9 sm

Leider hält der Sonnenschein von Gestern nicht an. Bei Nieselregen legen wir um 10.40 Uhr ab Richtung Flensburg. Setzen kurz hinter der Hafenausfahrt Groß und Fock. Vor der Ansteuerung Flensburger Förde erwischt uns ein ganz übler Regenschauer. Die Sicht geht runter auf eine Zehntel Seemeile. Außerdem werden wir auch noch gemeinerweise erst von einer X-412 und dann von der X-442 „Schnauzi“ von dem X-Vertreter für Deutschland, Herrn Reimann, überholt. Segeln heute irgendwie wie festgenagelt. Axel und ich können aber nicht herausfinden was an unserem Trimm nicht stimmt. Eigentlich ist der Wind sonst ideal für Blue Noot, aber wir laufen statt der gewohnten 7-8 kn nur 5 kn. Mist! Um 14.40 Uhr legen wir gewohnt perfekt in unserer Box an. Ralph macht sich kurze Zeit später auf den langen Weg zurück nach St. Augustin. Axel und ich klaren auf, lassen allerdings die Fock diesmal ausnahmsweise aufgerollt am Vorstag, da wir sie nass wie sie ist auch nicht in die Backskiste stopfen wollen. Genießen noch einen lauschigen Abend zu Zweit an Bord, da wir erst morgen früh aufbrechen müssen.