Montag, 14. August 2006: Arholma – Norrtälje 15,9 sm
Nachdem am Morgen noch die letzten Regentropfen fallen, klart der Himmel zum Glück wieder auf und wir können doch noch ablegen. Bei Regen laufen wir ja bekanntermaßen nämlich nicht aus. Beim Ablegen können wir dann doch auch tatsächlich noch einen Seeadler beobachten. Er landet auf einer Schäre und wird direkt von den dort ansässigen Möwen attackiert. Da hätten wir eigentlich gedacht, dass so etwas eher anders herum passiert. Während das Wetter immer weiter aufklart, segeln wir gemütlich die Norrtäljeviken entlang. Vorbei an netten Sommerhäusern, Bootsanlegern und der einen oder anderen Sauna. Schließlich erreichen wir am frühen Nachmittag Norrtälje und bekommen dort einen Liegeplatz im Gästehafen bei Restaurant. Wir können längsseits liegen, da wenig Betrieb herrscht und die Heckbojen zum Teil schon eingesammelt wurden. Leider haben wir dabei den Wind direkt auflandig von der Seite, aber bei dem leichten Ostwind der hier derzeit herrscht, scheint uns das erstmal kein Problem zu sein. Ausgerüstet mit unserem super Einkaufsrucksack gehen wir dann zu Fuß in die Stadt. Norrtälje erweist sich dabei als überaus nettes Städtchen mit vielen alten Holzhäusern und netten Gassen. Nur den Supermarkt können wir ausnahmsweise mal nicht auf Anhieb finden. Erst nachdem wir die ganze Stadt durchforstet haben, finden wir ihn schließlich gegenüber dem Busbahnhof. Erfolgreich können wir dann dort unsere Bordvorräte mal wieder auffüllen und machen uns schließlich voll bepackt wieder auf den Rückweg zum Schiff. Währenddessen sitzt unser heute eintrudelnder Gast Anja im Bus vom Flughafen Arlanda nach Norrtälje. Das Ganze scheint nicht ganz einfach zu sein, da umgestiegen werden muss und die Busfahrer kaum Englisch sprechen. Am Ende schafft sie es aber doch noch bis zum Hafen und wir gehen zu Dritt erstmal im Hafenrestaurant essen. Da es währenddessen doch tatsächlich wieder anfängt zu regnen, verbringen wir den anschließenden Abend wieder im Salon. Zu Axels Leidwesen beißt er sich bei Genuss von etwas Lakritz dabei noch eine Krone aus. Doch wir sind ja gut ausgestattet und so kommt zum ersten Mal unser Zahnreparaturset zum Einsatz. Einfach Zement anmischen, Krone bestreichen, vorher alles säubern und Krone wieder einkleben. Jetzt nur noch ein wenig Zementreste abkratzen und schon ist alles wieder wie vorher. Zumindestens bis zum nächsten Gummibärchen.
Dienstag, 15. August 2006: Norrtälje – Högmarsö 25,1 sm
Oh je, die Nacht war vielleicht unruhig! Der Wind hat am Ende doch wieder aufgedreht und die anrauschenden Wellen lassen Hello World am Steg auf und ab hüpfen. Gegen drei Uhr nachts bringen wir dann doch lieber noch ein paar Zusatzfender aus. Bei dem Geschaukel ist aber eh nicht an Schlaf zu denken. Zum Glück flaut es gegen Fünf dann wieder ab und wir müssen uns wenigstens keine Sorgen über Kratzer im Rumpf mehr machen. Entsprechend spät wir es bei uns dann natürlich mit dem endgültigen Aufstehen und Frühstück. Bei dem prasselnden Regen an Deck besteht ja auch wirklich keinerlei Veranlassung aus der warmen Koje zu krabbeln. Doch wie von Geisterhand hört auch heute der Regen wieder kurz nach dem Frühstück auf. Während wir die Norrtäljeviken wieder hinaus segeln, klart es immer weiter auf und am Ende haben wir schönsten blauen Himmel und Sonnenschein. Auf unserem weiteren Weg tauchen wir nun endgültig in den Stockholmer Schärengarten ein. Wir durchfahren den Furusund und können die riesigen, dort verkehrenden Fähren aus nächster Nähe begutachten. Schließlich biegen wir rechts ab und landen in der traumhaften Bucht von Högmarsö. Kein anderes Schiff hat sich heute hierher verirrt und wir liegen von allen Seiten geschützt vor Anker. Nach Zahnstudio gestern ist heute bei uns Friseursalon angesagt. Axel wird auf der Badeplattform sitzenderweise frisch geschoren und sieht jetzt für den kommenden Stockholmbesuch wieder einigermaßen vorzeigbar aus. Danach gehen wir beide mal wieder eine Runde schwimmen, während Anja das Wasser wohl doch noch zu kalt ist. Am Abend gibt es Brokkoli und Hähnchen aus dem Wok und wir sitzen bis spät im Cockpit und genießen das herrliche Wetter und die lauschige Ankerbucht.
Mittwoch, 16. August 2006: Högmarsö – Paradisviken 18,6 sm
Na, heute scheint uns unser Wetterglück nun endgültig verlassen zu haben. Schon in der Nacht regnet es ordentlich und auch am nächsten Morgen kommt immer wieder ein Schauer über uns hinweg gefegt. Wir lichten trotzdem den Anker und machen uns auf den Weg ins Paradies. Bei Finnham gibt es doch tatsächlich eine von allen Seiten geschützte Lagune, die bei den Stockholmern den Namen Paradies bekommen hat. Den Tipp das Paradies anzulaufen haben wir von einem Schweden bereits in Mellanfjärden bekommen. Und tatsächlich, die Bucht ist leicht anzusteuern und unser Anker greift beim ersten Mal. Wir sind umgeben von schützenden Schären, die den Wind und die Wellen von draußen gut abhalten. Aber auch das Paradies sieht bei grauem Himmel nicht ganz so toll aus, wie man meinen sollte. Zum Glück klart es nachmittags ein wenig auf und wir können trockenen Fußes einen Landausflug nach Stora Jolpan und Finnham wagen. Hier gibt es zwar auch mal wieder ein nettes Schärenrestaurant, doch bei uns kommt heute mal wieder der Bordherd zum Einsatz. Es gibt leckeres Rinderfilet mit Salat und dazu ein bis zwei nette Gläser Wein. Vielleicht sind es auch ein paar mehr Gläser geworden, denn wir sitzen bis kurz vor Mitternacht im Salon und klönen über Gott und die Welt. Wenn man schon mal im Paradies ist, sollte man ja auch mal religiöse Themen anschneiden dürfen 😉
Donnerstag, 17. August 2006: Paradisviken – Vaxholm 28,1 sm
Da heute Seemannssonntag ist, gibt es zum Frühstück mal wieder ein Ei. Lecker, wenn auch leider einen Tick zu hart geworden. Dass werden wir am besten am nächsten Sonntag direkt noch mal üben. Wir verlassen das Paradies und kreuzen heute mal so richtig was das Zeug hält. Bei Südwest 5 müssen wir leider genau gegenan. Doch bei herrlichem Sonnenschein macht sogar das ständige Wenden richtig Spaß. Nach etwa der hundertsten Wende haben wir es dann geschafft und erreichen unser heutiges Ziel Vaxholm. An der alten Festung vorbei geht es in den Yachthafen, der schon fast ein wenig ausgestorben wirkt. Glück für uns, so müssen wir nicht lange nach einem Liegeplatz suchen und machen schnell vor Heckboje an der Außenmole fest. Die vorbeifahrenden Fähren und Ausflugsboote verursachen zwar ein wenig Schwell im Hafenbecken, doch im Vergleich zu Norrtälje liegen wir hier wie in Abrahams Schoß. Kaum angelegt, geht es auch schon in das kleine Städtchen. Nicht nur, dass es hier mal wieder lauschige Schwedenhäuser gibt, auch sprudelt die Stadt so richtig vor Leben. Die Fähren verkehren im Minutentakt, Leute bummeln durch die Straßen oder sitzen in den zahlreichen Restaurants und die Sonne verleiht dem Ganzen dabei einen mediterranen Flair. Auf Empfehlung der Verkäuferin der Hafenboutique suchen wir abends das Restaurant Kabyssen auf und genießen dort ein leckeres Mahl. Dass es auch noch Internet im Hafen gibt, vervollständigt den perfekten Tag und Ihr bekommt mal wieder ein paar Neuigkeiten zu lesen.
Freitag, 18. August 2006: Vaxholm – Stockholm 10,9 sm
Wir frühstücken in Ruhe und gehen dann noch einmal gemütlich in die kleine City zum Shoppen. Haben wir doch am Vortag einige nette Lädchen entdeckt, die leider zu dem Zeitpunkt schon geschlossen waren. Doch wir haben heute keine lange Strecke vor uns und können uns entsprechend Zeit lassen. Gleichzeitig werden auch noch die Bordvorräte an frischem Gemüse, Wurst und Käse aufgefüllt. Entsprechend spät kommen wir dann erst gegen Mittag los. Leider ist der Wind inzwischen vollständig eingeschlafen und wir müssen auf die Dieselgenua zurück greifen. Bei etwas über zehn Seemeilen lässt sich dass aber gerade noch verkraften. Die Sonne brennt derweil endlich wieder wie gewohnt vom Himmel. Wir genießen die Fahrt an den netten schwedischen Häusern bzw. Villen vorbei und kommen schließlich im Vasahamn an. Mit Glück ergattern wir einen der begehrten Plätze im Innenhafen vor Heckanker und liegen dort super ruhig und geschützt. Da die meisten anderen Plätze mit Auslegern versehen sind, für die Hello World ein wenig zu dick ist, hätten wir ansonsten wohl außen am Steg liegen müssen. Bei den andauernd vorbei fahrenden Ausflugsbooten ganz bestimmt kein ruhiger Liegeplatz. Der Tag ist noch jung und so beginnen wir direkt mit unserem Sightseeing-Programm. Das Vasa-Museum liegt in wenigen Metern Entfernung und als Segler muss man da natürlich unbedingt rein. Die 69 m lange Vasa sank am 10. August 1628 bei ihrer Jungfernfahrt im Stockholmer Hafen und lag bis 1961 unentdeckt dort im Schlamm. Dann wurde sie geborgen und kann heute restauriert und in einem einmalig erhaltenen Zustand im Museum betrachtet werden. Wir nutzen eine deutsche Führung, betrachten ausgiebig das Schiff und schauen uns schließlich noch den Film über die Bergung an. Nach 1 1/2 Stunden sind wir dann wieder draußen im Warmen. Das Museum wird automatisch klimatisiert, damit das jahrhunderte alte Schiff nicht von der Atemluft der Besucher und anderen Umwelteinflüssen beschädigt wird. Kein Wunder also, dass wir in unseren Sommersachen drinnen ziemlich frösteln. Zurück an Bord gibt es leckeren Brokkoli-Salat und wir genießen den sommerlichen Abend im Cockpit. Vom Vergnügungspark Gröna Lund klingt Live-Musik herüber und am Steg nutzen dutzende Stockholmer die dort stehende Bank für ein nettes Picknick. Voll ausgestattet mit Nudelsalat, Sandwich und Weinglas! Gibt es so was in Deutschland auch irgendwo?
Samstag, 19. August 2006: Stockholm 0 sm
Weiter geht es mit der Sightseeing-Tour. Wir nehmen die Fähre von Gröna Lund nach Slussen und entern die Altstadt Gamla Stan. Nach einem Gang durch die Gassen, die in den letzten Jahren leider deutlich mit touristischem Schnickschnack überfüllt wurden, geht es zum königlichen Schloss. Hier schauen wir uns mal wieder einen Wachwechsel an. Doch im Gegensatz zu Kopenhagen wird dem Besucher richtig was geboten. Erst schießt man ein paar Salven, dann marschiert man ein wenig und dann kommt auch noch das Musikcorps dazu. Schon toll, wie die es schaffen, gleichzeitig zu musizieren und dabei auch noch kreuz und quer durcheinander komplizierte Muster abzulaufen. Nach dem Wachwechsel spielen die Jungs dann doch tatsächlich noch auf dem Stortorget weiter und amüsieren das Publikum mit schmissigen ABBA-Interpretationen. Wir machen uns nach einem kleinen Mittagsimbiss weiter auf den Weg Richtung Innenstadt und Drottningsgatan. Im Kaufhaus Ahlens können wir doch tatsächlich noch einige Küchenhilfsmittel erstehen, die sich bisher nicht bei uns an Bord befanden (wer uns kennt, weiß wie schwer das eigentlich ist). Nun verfügen wir also auch über einen Krebsschalenaufsprenger, einen drehbaren Sparschäler und eine so genannte Garlic-Card. Außerdem wird unsere uralte Messingöllampe endlich mal durch ein etwas moderneres Exemplar in Edelstahl ersetzt. Wir wandern weiter die Kungsgatan entlang und landen schließlich in Östermalms Saluhallen, also der örtlichen Markthalle. Leider wird hier schon kräftig eingepackt und wir begnügen uns heute mit dem Bestaunen der Auslage. Aber am Montag müssen wir hier wohl noch mal zum Einkaufen her. Hummer, Krebse, Krabben und Co. sehen einfach zu verlockend für uns aus. Mit der Straßenbahn geht es dann schließlich wieder zurück zum Schiff. Völlig geschafft von der ungewohnten Lauferei verbringen wir den Abend an Bord, bauen unseren Wintergarten auf und schauen dem Flackern der neuen Petroleumlampe zu.
Sonntag, 20. August 2006: Stockholm 0 sm
Heute ist endlich der große Tag gekommen! Nachdem wir seit Wochen und Monaten versucht haben einen Elch in freier Wildbahn zu finden, wollen wir ihn heute endlich im Stockholmer Zoo bestaunen. Der kleine Zoo liegt inmitten des ältesten Freilichtmuseums der Welt, in Skansen. Dieses wiederum befindet sich quasi direkt hinter unserem Hafen. Mit einer kleinen Standseilbahn, der Bergbana, fährt man vom Eingang am Hazeliusplatz auf einen 50 m hohen Hügel und hat direkt einen schönen Ausblick auf die Stockholmer Innenstadt. Uns zieht es zu den Nordiska Djur. Die alten Höfe und Gemäuer, die hier schon seit 1891 angesammelt wurden, bleiben dabei leider relativ unbesehen links und rechts liegen. Nach ein paar Schafen, Kühen und Ziegen haben wir ihn dann tatsächlich gefunden. Da steht er: unser Elch! Naja, eigentlich liegt er mehr und lässt nur durch gelegentliches Zuckern der Ohren erkennen, dass er noch lebt. Munteres Zurufen, Anschnalzen oder Pfeifen bewegt ihn in keinster Hinsicht zum Aufstehen. Das einzige was wir erreichen, ist dass er das eine Auge ein wenig öffnet. Enttäuscht wandern wir weiter und finden noch zwei weitere liegende Elche. Na toll, und die haben nicht mal ein Geweih! Die Damen verstecken aber dafür ein kleines Elchkalb hinter sich, welches wir erst auf den zweiten Blick entdecken. Josefine ist erst im Juni geboren worden und sieht eigentlich eher aus wie ein Pferdefohlen mit zu große geratenen Ohren. Naja, immerhin können wir uns jetzt erklären, warum wir noch keinen Elch bisher in freier Natur gefunden haben. Wir haben halt immer in zwei Meter Höhe geguckt und nicht in Bodennähe nach liegenden Exemplaren. Beim nächsten Landausflug in die Wildnis werden wir dann einfach mal den Boden absuchen. Anschließend geht es mit dem Bus Richtung Innenstadt. Am Stortorget gibt es ein schnelles Mittagsessen beim Italiener und anschließend geht es auf Stadtrundfahrt. Wir haben das Doppelprogramm Bus und Boot gebucht und erfahren in 2 1/2 Stunden einiges Interessantes über Stockholm. Völlig geschafft von diesem Programm wandern wir wieder zum Schiff und verbringen den Rest des Tages mit unserer Regeneration bei leckerem Essen, einem Glas Wein bzw. Bier und netten Gesprächen im Wintergarten.
Montag, 21. August 2006: Stockholm 0 sm
Um sage und schreibe 6:45 Uhr klingelt heute der Wecker. Wir haben die hafeneigenen Waschmaschinen von 7 bis 10 Uhr gebucht und wollen pünktlich die erste Füllung vornehmen. Immerhin 2 mal 2 Maschinen schaffen wir in dieser Zeit. Zwischendurch geht es immer wieder für ein halbes Stündchen in die Koje, aber so richtig erholsam ist der Schlaf dann auch nicht mehr. Pünktlich zum Frühstück sind wir mit Waschen und Trocknen (toller Industrietrockner!!!) durch und freuen uns, dass wir unseren Wintergarten aufgebaut haben. Es gewittert munter um uns herum und der eine oder andere Regenschauer geht über uns hinweg. Bei dem Wetter bleibt viel Zeit Zeitung zu lesen und im Internet zu surfen. Gegen Mittag trauen wir uns dann doch nach raus und fahren mit dem Bus in Richtung Zentrum. Erstaunlicherweise winkt uns der Busfahrer einfach durch, als wir unsere Tickets lösen wollen. Was auch immer das wieder bedeuten soll? Die nächsten Gäste werden jedenfalls wieder zur Kasse gebeten. Nun gut, 60 Kronen gespart, die können wir dann direkt im Kaufhaus Nordiska Kompaniet wieder auf den Kopf hauen. Die obligatorisch von uns besuchte Kochutensilienabteilung gibt allerdings heute keinerlei neue Dinge für uns her und so bleibt es bei einem Großeinkauf in der Lebensmittelabteilung. Frisches Gemüse, leckerer Käse, Fisch und endlich mal wieder ein ordentlicher Krabbensalat wandern in unseren Einkaufsrucksack. Dann geht es schnell wieder mit dem Bus zum Schiff zurück. Gerade rechtzeitig erreichen wir den Hafen, bevor ein riesiges Gewitter losschlägt. Wir genießen derweil im Wintergarten Anjas leckeren Nudelsalat und freuen uns, dass wir heute nicht segeln müssen. Auch nachmittags bleibt das Wetter ungnädig. Hauptsache es wird morgen wieder besser, denn dann soll es für uns weiter nach Süden gehen. Und bei Regen laufen wir ja bekanntlich nicht aus. Wobei ein weiterer Tag in Stockholm auch nicht wirklich tragisch wäre. Abends um sechs bringen wir dann Anja mitsamt Gepäck zum Bus und verabschieden uns nach einer Woche wieder von ihr. Für sie heißt es ab Mittwoch leider wieder arbeiten. So sind wir dann wieder alleine an Bord und tüfteln abends mal wieder den idealen Törnplan für nächstes Jahr aus. Unsere ursprünglichen Pläne erst Westschweden, Norwegen und Schottland zu bereisen bevor es in südliche Gefilde geht, haben wir inzwischen fast völlig aufgegeben. Stattdessen wird es wohl durch den englischen Kanal und etwas langsamer die französische, spanische und portugiesische Küste entlang gehen. Aber, es ist ja noch nicht aller Tage Abend. Auch das kann sich also noch wieder ändern.
Dienstag, 22. August 2006: Stockholm 0 sm
Nicht nur das es in Strömen regnet, nein auch die inzwischen zum vierten Mal heraus gefallene Krone von Axel verhindern, dass wir heute Stockholm wie geplant verlassen können. Nach dem Frühstück geht es mit frisch geputzten Zähnen in die Innenstadt, wo wir schon ein paar Tage zuvor eine Zahnklinik ausfindig gemacht hatten. Leider hat man dort erst um 19:30 Uhr einen Termin für Axel frei, so dass wir wohl oder über noch einen Tag hier bleiben müssen. Aber, wie gesagt, es gibt Schlimmeres. Wir ziehen noch mal ein wenig durch die Innenstadt und Gamla Stan, erstehen das eine oder andere Mitbringsel und setzen schließlich mit der Fähre auf „unsere“ Insel Djurgarden über. Kaum das wir dort eintreffen, fängt es wie aus Kübeln an zu schütten. Wir verbringen den Nachmittag im geschützten Wintergarten mit Lesen und als Axel schließlich wieder zum Zahnarzt aufbricht, hört es doch tatsächlich wieder auf zu Regnen. Allerdings nur, bis er nach einer Stunde mit heiler Krone wieder zurück an Bord ist. Hoffentlich wird das mit dem Wetter morgen wieder besser!
Mittwoch, 23. August 2006: Stockholm – Napoleonsviken 15,4 sm
Es gießt immer noch in Strömen! Erst mittags zeigt sich ein kurzes Stück blauer Himmel, welches wir sofort für ein Ablegemanöver nutzen. Auf unserem Weg durch Havkaksundet, Skurusundet und das reichlich enge Fahrwasser vom Baggensstäket erwischt uns der Regen jedoch noch einige Male und wir können die schöne Landschaft nur teilweise genießen. In diesen Außenbezirken von Stockholm reiht sich eine nette Villa an die andere. Wir suchen uns schon mal gedanklich unseren Alterswohnsitz aus, obwohl die Entscheidung hier nicht wirklich einfach fällt. An dem schönen Villenvorort Saltjöbodan geht es weiter vorbei. Leider bleiben uns der Anblick vom dortigen Grand Hotel und den mächtigen Holzvillen verborgen, da ein weiterer Schauer die Sicht auf etwa 50 m reduziert. Doch kurz bevor wir unser Tagesziel erreichen, kommt dann doch noch die Sonne wieder heraus. Wir fahren in die schöne und von allen Seiten geschützte Napoleonsviken an der Insel Ägnö. Die Bucht hat ihren Namen von Napoleon III. erhalten, der dort im Sommer 1869 ein Bad genommen haben soll. Da seit einiger Zeit merkwürdige Geräusche aus unserem Motorraum kommen, verschwindet Axel dann erstmal in selbigen. Wie sich herausstellt, ist es zum Glück nicht der Motor, sondern „nur“ die Lichtmaschine, die für die Geräusche verantwortlich ist. Die Schwingscheibe sitzt anscheinend nicht richtig auf der Nabe und rappelt hin und her. Leider ist sie dadurch schon ziemlich ausgeschlagen und wird so wohl unser erster Garantiefall werden. Nach erfolgreicher Arbeit tut es Axel Napoleon gleich und springt in die Fluten. Bei inzwischen herrlichem Sonnenschein eine sehr angenehme Erfrischung! Die Sonne bleibt uns bis in die späten Abendstunden erhalten und wir können nach einer leckeren Fischsuppe zum Abendessen noch stundenlang im Cockpit sitzen. Dass wir dabei auch noch ein Reh am Uferrand entdecken können, macht die Napoleonsviken zu einer echten Traumankerbucht „mit Alles“. Allerdings sollen hier in der Hochsaison auch über einhundert Boote an den Felsen und vor Anker hängen, während wir gerade einmal auf sechs andere Boote kommen.
Donnerstag, 24. August 2006: Napoleonsviken – Nynäshamn 29,6 sm
Die Sonne holt uns aus den Kojen und wir nutzen das schöne Naturbadezimmer für ein erfrischendes Morgenbad. Leider ist mit der Sonne allerdings auch eine Flaute gekommen, so dass wir bis auf ein paar klägliche Versuche heute leider nicht zum Segeln kommen. An der schönen Stadt Dalarö und der Inselfestung Dalarö Skans geht es vorbei durch die Meeresbreite Mysingen. Wir haben Glück und müssen keinen Umweg fahren, da dass dort befindliche Torpedoschießgebiet heute nicht benutzt wird. Wir passieren die Insel Utö und das Denkmal von Älvsnabben und landen schließlich in Nynäshamn. Der Gästehafen bietet noch reichlich Platz und wir legen uns schließlich vor Heckboje an den ersten Steg. Der obligatorische Gang in die Stadt bringt nicht nur einen hervorragenden Fisch- und Delikatessenladen direkt am Hafen hervor, sondern auch noch einen schönen Supermarkt und ein nettes Restaurant. Den Supermarkt nutzen wir wie gewohnt zum Aufstocken der Bordvorräte und das Restaurant liefert uns ein nettes Abendmahl bestehend aus Lachs (für Axel) und Krabben (für Brit). Den Fischladen heben wir uns für den nächsten Tag auf. Da werden bestimmt noch ein paar Krabben und Lachsstücke in unseren Kühlschrank wechseln.
Freitag, 25. August 2006: Nynäshamn – Ringsön 24,8 sm
Während es in der Nacht schön regnet, klar es kurz nach dem Frühstück wieder schön auf und wir verlassen Nynäshamn wieder in südlicher Richtung. Nicht ohne natürlich im Fischladen feinste Krabben und Stremellachs mit Knoblauch und Pfeffer erstanden zu haben. Da der Wind zunächst recht kläglich weht, entscheiden wir uns nicht dem Hauptfahrwasser südlich vom Leuchtfeuer Landsort zu folgen, sondern ein kleines Nebenfahrwasser nördlich der Insel Öja zu nehmen. Lauschig geht es so an roten Fischerhäusern und kargen Felsen vorbei. Schließlich kommt doch noch ein wenig Wind auf und wir „sausen“ mit 5 bis 6 Knoten dahin. Vor der Passage des malerischen Sävsundets ist es dann aber auch wieder vorbei mit der Herrlichkeit und wir müssen mal wieder den Motor anstellen. Dabei macht uns unsere kaputte Lichtmaschine allerdings wieder zu schaffen. Nachdem sie gestern kaum noch nervende Geräusche von sich gab, ist es heute schlimmer als zuvor. Es kreischt metallisch und vibriert entnervend. Mist, muss das jetzt wirklich sein? Die Antriebsscheibe scheint immer mehr ausgeschlagen zu werden und wird schon nicht mehr regelmäßig angetrieben. Lange wird das wohl nicht mehr halten und wir können rein gar nichts daran machen. Nachdem wir unseren Ankerplatz bei der Insel Ringsön erreicht haben, rufen wir daher bei Herrn Mohr von Sunbeam an und bitten um Hilfe. Er verspricht sich darum zu kümmern, dass wir baldmöglichst Ersatz bekommen. Ohne funktionierende Lichtmaschine wären wir jedenfalls ziemlich aufgeschmissen. Denn ohne Lichtmaschine kein Strom und ohne Strom kein tagelanges Ankern mehr. Wir müssten uns darauf verlassen in den Häfen unsere Batterien geladen zu bekommen, was in so manch kleinem Hafen wohl nicht unbedingt gewährt wäre. Naja, noch geht ja alles und wir lassen uns durch so etwas nicht den netten Abend in dieser – mal wieder – traumhaften Ankerbucht verderben.
Samstag, 26. August 2006: Ringsön – Arkösund 30,6 sm
Nachdem auch heute wieder die Sonne pünktlich nach dem Frühstück raus kommt, nehmen wir den Anker hoch und verlassen diese lauschige Ankerbucht. Kurz hinter dem Ausgang der Bucht wollen wir Segel setzen, doch beim Klarieren der Leinen steigt mir ein leicht verbrannter Geruch in die Nase. Axel eilt fluchs nach unten und öffnet den Motorraum, hat er doch die vermaledeite Lichtmaschine im Verdacht. Und tatsächlich, dass Ding sprüht mächtig Funken. Schnell wird der Motor ausgemacht und ein Segel gesetzt. Wir ändern den Kurs und fahren lieber doch nicht durch den schmalen Sund von Stendörren. Der Weg auf die offene See scheint uns doch sicherer zu sein, so lange der Motor nicht benutzt werden kann. Während ich gemütlich draußen in der Sonne sitze und Hello World gen Osten steuere, baut Axel unter Deck die Lichtmaschine aus. Nach einer halben Stunde ist es vollbracht und wenigstens unser Motor kann wieder eingesetzt werden. Die Lichtmaschine hat sich seit der Kontrolle gestern Abend fast vollständig zerlegt. Die Schwingscheibe ist völlig ausgeschlagen und die Mutter, die das Ganze eigentlich fixieren soll, ist zur Hälfte weg geschmolzen. Und das nach nicht mal zehn Minuten motoren. Gut nur, dass uns das Ganze in einer relativ harmlosen Situation passiert ist. Wenn man den Motor in einer brenzligen Situation in den engen Schärenfahrwassern nicht mehr hätte benutzen können, wäre schon nicht ganz so nett gewesen. Der Segeltag wird trotz des vermasselten Anfangs sehr schön und wir können unter Blister schön außerhalb der Schären segeln. Nach knapp 30 sm erreichen wir dann Arkösund und legen mal wieder im Vereinshafen der Norrköpinger Segelvereinigung an. Hier haben wir bereits vor sechs Jahren mit Blue Noot festgemacht und können uns noch sehr gut an die „Outdoor-Dusche“ erinnern. („When it rains you might get wet“) Außer uns liegt nur noch eine weitere Yacht hier und der Hafen scheint schon im Winterschlaf zu sein. Wir schaffen es gerade noch jemanden im Clubhaus zu erwischen, der uns den Strom wieder einschaltet. Zwar sind unsere Batterien noch zu 75 % geladen, doch man weiß ja nie, wann es mal wieder Strom gibt. Und ohne Lichtmaschine…
Sonntag, 27. August 2006: Arkösund – Fyrudden 19,6 sm
Leider ist der Hafen von Arkösund recht ungeschützt und wir haben die ganze Nacht lästiges Geklopfe und Geplätscher am Heck. Um so früher sind wir heute auf und unterwegs. Wir biegen in das Hauptschärenfahrwasser ein, welches ab Arkösund ziemlich schnurgerade von Nord nach Süd verläuft. Erst schiebt uns dabei ein schöner Nordostwind mit 5 Bft., so dass wir nur die Genua setzen und trotzdem mit 7,5 kn an den zahlreichen Steinen entlang sausen. Doch dann zieht es mächtig dunkel am Horizont auf. Es gewittert was das Zeug hält und die Sicht sinkt auf unter hundert Meter. Wir packen lieber die Genua weg und schalten den Motor an. Während Axel am Steuer im Regen ausharrt, sitze ich unter der Sprayhood und hacke sicherheitshalber die abgesegelten Tonnen auf unserer Seekarte ab. Solange die elektronische Seekarte funktioniert, ist das eigentlich nicht notwendig, da man immer sehr genau weiß wo man sich gerade innerhalb des Steinewirrwarrs befindet. Doch bei einem Gewitter über uns, wollen wir uns lieber doch nicht allzu sehr auf das Funktionieren der Elektronik verlassen. Außer dass alles ziemlich nass wird, passiert allerdings nicht viel. Allerdings, wie so oft nach einem Gewitter, ist anschließend der Wind völlig weg und wir müssen weiterhin motoren. Entgegen unseres ersten Plans heute noch nach Västervik zu segeln, nehmen wir Plan B und laufen den kleinen Hafen Fyrudden an. Dieser hat zwar „touristisch nichts zu bieten“, liegt aber direkt an der Strecke und verfügt neben einem Restaurant auch über Lebensmittelhändler und vor allem auch Strom. Außer uns liegt auch hier nur noch eine weitere Segelyacht im Hafen. Seit Stockholm wird es zunehmend weniger mit Yachten und man hat das Gefühl, dass man in ein oder zwei Wochen die einzige Yacht überhaupt hier sein wird. Wir lassen uns jedenfalls den ganzen Nachmittag und Abend den Regen aufs Deck prasseln und bekämpfen den Wetterfrust abends mit einem leckeren Rindergeschnetzelten im Wok.
Montag, 28. August 2006: Fyrudden – Västervik 35,7 sm
Nachdem es endlich mal wieder frische Brötchen vom ortsansässigen Bäcker zum Frühstück gab, legen wir wieder aus Fyrudden ab. Leider weht der Wind heute mal aus Süd und wir schaffen es den ganzen Tag nicht eine Meile zu segeln. Wer hat schon Lust in diesem engen Schärenfahrwasser zu kreuzen? Wir jeden falls nicht! Dafür liegen links und rechts einfach zu viele Steine im Weg, die man beim Kreuzen zu Zweit allzu einfach übersehen könnte. So erreichen wir nach 35 Seemeilen unter Motor die schöne Stadt Västervik, der wir bereits vor sechs Jahren einmal einen Besuch abgestattet haben. Der Hafen ist – wie beim letzten Besuch – ziemlich leer und wir legen längsseits statt vor Heckboje an. Dummerweise verfügt der Hafen über einen gut ausgestatteten Yachtausrüster, den wir natürlich unbedingt entern müssen (schlauerweise müssen hier die Hafengebühren bezahlt werden!). Es endet, wie es enden muss, mit einem finanziellen Desaster auf unserer Seite, etwa zehn neuen Pullovern, Jacken und Shirts in Hello Worlds Schränken und einem guten Umsatz auf Yachtausstatterseite. Aber wer kann schon bei 15 % Rabatt auf alle Kleidungsstücke Nein sagen? Danach geben wir noch mehr Geld aus und gönnen uns ein nettes Essen auf dem Restaurantschiff Simson. Völlig verarmt verbringen wir dann den Rest des Abends mit (kostenlosem) Internetsurfen, Emailverschicken und Lesen.
Dienstag, 29. August 2006: Västervik – Stora Vippholmen 17,0 sm
Wir werden endlich mal wieder von strahlendem Sonnenschein geweckt. Nach dem Frühstück geht es noch zum Vorräte auffüllen in die Stadt, so dass wir erst mittags Västervik wieder verlassen. Leider kommt der Wind immer noch aus Süd und wir müssen mal wieder durch das enge Schärenfahrwasser motoren. Unser eigentliches Ziel Figeholm streichen wir dann jedoch spontan aus dem Törnplan und machen lieber nach halber Strecke vor Stora Vippholmen halt. Hier bietet sich uns mal wieder eine traumhafte Ankerbucht. Umgeben von mächtigen Felsen gehen wir an eine Boje des Schwedischen Kreuzerclubs. Zwar ist die eigentlich nicht für Yachten unserer Größe gedacht, doch bei der inzwischen eingekehrten Flaute, scheint uns das zunächst nicht wirklich ein Problem zu sein. Und wir können unsere Batterien für die Ankerwinsch schonen. Den Nachmittag verbringen wir mit lesen der in Västervik erstandenen Zeitungen und bringen uns so mal wieder nachrichtentechnisch auf den aktuellsten Stand. Am Abend wird dann auch mal wieder der Grill aktiviert und wir genießen Rinderfiletsteaks mit leckerem Salat. Anschließend wechseln wir unseren Platz an der Boje doch lieber und legen uns in die Mitte der Bucht vor Anker. Für die Nacht ist eine Winddrehung auf Nordost mit 5-6 Beaufort angesagt. Vor Anker liegen wir da ein wenig weiter von den drohenden Steinen entfernt und muten der kleinen Boje auch nicht zu viel Last zu.
Mittwoch, 30. August 2006: Stora Vippholmen – Kalmar 58,1 sm
Die vorhergesagte Winddrehung ist doch ausnahmsweise tatsächlich mal eingetreten. So wird die Nacht relativ unruhig, da Hello World am Anker zerrt und Fallen und Leinen schön klappern. Wir nutzen den Wind und gehen frühmorgens bereits Anker auf. Mit 9,5 kn geht es dann noch ein kurzes Stück durch das Schärenfahrwasser, bis wir mal wieder freie See vor uns haben. Im Eiltempo sausen wir durch den nördlichen Kalmarsund, an der Blauen Jungfrau und Öland vorbei. Vor der Insel Bla Jungfru kreuzen wir dann nach über zwei Monaten unsere Kiellinie von Anfang Juni. Herrliches Segeln! Der einzige Nachteil: Es regnet in Strömen. Wir verziehen uns also unter die Sprayhood und überlassen unserem Autopiloten das Steuern. Nachmittags erreichen wir nach 7,5 Stunden härtestem Segeln mal wieder Kalmar. Dort treffen wir auf Erwin und Rita von der SY Johanna mit denen wir am Abend das eine oder andere Gläschen Wein im Salon leeren. Unsere Nachfrage beim örtlichen Yachtausstatter, zu dem unsere neue Lichtmaschine geschickt worden sein soll, bringt leider nicht den erwarteten Erfolg. Der Yachtausstatter weiß noch von nichts und die Maschine ist auch noch nicht da. Er verspricht aber, sich sofort telefonisch bei uns zu melden, sobald die LiMa angekommen ist und sie gegebenenfalls auch samstags oder sonntags einzubauen. Na denn!
Donnerstag, 31. August 2006: Kalmar 0 sm
Mist!!! Heute gibt es natürlich herrlichen Segelwind und Sonnenschein. Und wir sitzen hier fest. Die Lichtmaschine scheint doch länger zu brauchen als gedacht. Der Yachtausstatter Baltic hat heute wegen Inventur geschlossen, doch er wollte sich ja im Zweifelsfall gemeldet haben. Wir nutzen den Tag und bummeln ein wenig durch Kalmar. Seit unserem letzten Besuch hat sich allerdings nicht wirklich viel verändert. Außer vielleicht, dass irgend jemand am Hafen Palmen aufgestellt hat. Diese passen hervorragend zu den herrschenden Temperaturen von 25°C. Um nicht gänzlich von der Sonne ausgedörrt zu werden, müssen wir doch tatsächlich mal wieder unser Bimini aufspannen. So lässt es sich gemütlich im Cockpit sitzen, das Internet aktualisieren und Zeitung lesen. Nachmittags werden außerdem mal wieder die Waschmaschinen des Gästehafens belegt und unsere Kleidung auf den Vordermann gebracht. Schon am Nachmittag können wir von unserem Liegeplatz vor dem Einkaufszentrum Baronen mehrere Horden wilder Jugendlicher beobachten. Scheinbar wird hier der Beginn des neuen Schuljahres oder Semesters gefeiert. Lustig bekleidet und wild gröhlend geht es so gruppenweise durch die Innenstadt. Dumm nur, dass sich abends alle wieder beim Einkaufszentrum und der ebenfalls dort befindlichen Disco sammeln. Bereits um 22 Uhr nimmt die Geräuschkulisse enorme Ausmaße an. Ein Grund dafür sind außerdem die zahlreichen Karossen, die unter Zuhilfenahme von viel lauter Musik und Reifenquietschen vorfahren. Während wir uns langsam in die Kojen verholen, hat man das Gefühl direkt vor einem Jahrmarkt geparkt zu haben. Wir denken kurz darüber nach auf die andere Hafenseite zu verholen, doch zunächst siegt die eigene Faulheit. Das ändert sich jedoch schlagartig, als wir an Deck plötzlich Schritte hören. Während Axel sich in seine Klamotten schmeißt, laufe ich zum Niedergang und sehe doch tatsächlich so eine Rotznase schon im Cockpit sitzen. Ich brülle aus Leibeskräften „Raus da, weg mit Euch“ und kann so die aufgeschreckten Jugendlichen recht schnell vertreiben. Was die sich dabei wohl gedacht haben? Nun verholen wir aber doch lieber auf die andere Seite und legen uns angesichts der späten Stunde und der Leere des Hafens dort längsseits hin. Der Lärm ist so um einiges erträglicher und ungebetene Gäste kommen auch nicht mehr an Bord.
Freitag, 1. September 2006: Kalmar 0 sm
Heute ist das Wetter leider schon wieder nicht ganz so schön. Zwar regnet es zum Glück nicht, aber der Himmel bleibt den ganzen Tag über vorwiegend grau. Nach einem schnellen Müslifrühstück machen wir uns hoffnungsvoll auf den Weg zum Yachtausstatter. Vielleicht ist unsere Lichtmaschine ja heute angekommen. Doch leider weiß man dort auch noch nicht mehr. Während Peter Röhl von Baltic alle Leute von Mastervolt in Schweden aufscheucht, versucht Herr Mohr von Sunbeam das Gleiche noch mal bei den Mastervolt Leuten in Holland, von denen die Lichtmaschine angeblich schon vor ein paar Tagen nach Kalmar verschickt wurde. Bis zum Nachmittag gibt es allerdings keinerlei Neuigkeiten zu erfahren. Erst dann bekommen wir heraus, dass die Holländer die Maschine erst heute verschickt haben und sie wohl erst am Montag hier ankommen wird. Na toll! Was für ein Service. Hätten wir das gewusst, hätten wir ja auch noch ein Stück weiterfahren und die Lichtmaschine dorthin schicken lassen können. So verlieren wir nun wertvolle Zeit auf unserem Weg nach Süden. Der Service bei Baltic ist dagegen deutlich besser. Peter Röhl organisiert schnell und unkompliziert einen Leihwagen für uns, so dass wir in den nächsten zwei Tagen wenigsten ein paar Ausflüge machen können. Pünktlich um vier Uhr wird der Wagen geliefert und wir haben einen netten Polo mit Namen WUZ vor dem Schiff stehen. Der Abend wird um einiges ruhiger und wir brutzeln uns leckeres Chicken Tikka zum Abendbrot.
Samstag, 2. September 2006: Kalmar 0 sm
Mit unserem Polo machen wir uns vormittags bei herrlichem Wetter auf den Weg ins so genannte Glasreich. Zwischen den Städten Växjö und Nybro haben sich bereits im 18. Jahrhundert die ersten Glasbläser angesiedelt. Als erster Betrieb entstand 1742 das von Anders Koskull und Georg Bogislaus Stael gegründete Unternehmen Kosta. Auch heute werden dort noch wunderschöne Glaswaren und Kunstwerke gefertigt. Wir besuchen auf unserer Rundreise neben Kosta auch noch die Glasbrennereien Pukeberg, Boda, Afors und Nybro. Dabei wandern so einige Glasartikel in unseren Kofferraum. Ein ganz schön teurer Ausflug! Unterwegs machen wir noch im Elchpark halt und schauen uns mal wieder ein paar Elche aus nächster Nähe an. In freier Wildbahn werden wohl doch nie einen zu sehen bekommen. Wir haben dazu eine Theorie entwickelt: Vor zig Jahren kam das schwedische Fremdenverkehrsamt auf die glorreiche Idee arglose Touristen mit Hilfe der sagenumwobenen, aber natürlich längst in freier Wildbahn ausgestorbenen Elche, anzulocken. So stellte man überall und an jeder Ecke Elchwarnschilder auf, erfand Elchtests, Elchsalami (mit 90 % Schweinefleischinhalt) und warb tausende Schweden an, die von Elchsichtungen und erfolgreichen Elchjagden berichteten. Der Marketingtrick funktionierte und so begeben sich heutzutage Millionen Touristen auf die Suche nach „ihrem“ Elch. Naja, wir haben es inzwischen aufgegeben und begnügen uns mit den restlichen, vorhandenen Elchen in den Zoos und Tierparks. Zurück an Bord wird wieder nett gekocht, gelesen und ein guter Wein aus dem Paar neuer Gläser getrunken.
Sonntag, 3. September 2006: Kalmar 0 sm
In der Nacht fängt es kräftig an zu wehen und selbst auf unserem absolut geschützten Liegeplatz werden wir ordentlich durchgeschüttelt. Dabei schüttet es wie aus Kübeln. Wie gesagt, in solchen Fällen hat es sich bewährt, einfach ein wenig länger im Bett liegen zu bleiben. Und auslaufen wollen wir ja heute eh nicht. Irgendwann schaffen wir es dann aber doch aus der Koje. Nach einem leckeren Frühstück steht heute ein wenig Basteln und Aufräumen an. In unserem achterlichen Bad fehlt deutlich eine Lampe. Wenn man vor dem Spiegel steht, verdeckt man mit seinem Körper jegliche vorhandene Lichtquelle und steht so zu sagen im Dunklen. Auf jeden Fall hatte Axel so bisher immer eine vortrefflich Ausrede sich nicht allzu oft zu rasieren. Er sah ja nichts! Doch heute ist es soweit. Mangels einer neuen passenden Lampe wird einfach eine Lampe aus unserer Steuerbord-Gästekabine abmontiert und im Bad neu angebracht. Super, jetzt ist bei der morgendlichen Betrachtung jede Augenfalte deutlich zu sehen 😉 Danach geht es unserem in Hooksiel neu eingebauten Schrank an die Eingeweide. Auch er braucht dringend noch ein wenig Erleuchtung. Wir haben noch eine passende Leuchte zur Verfügung und flux wird diese eingebaut. Das dazu mein gesamter Schrankinhalt ausgeräumt werden muss, versteht sich von selbst, oder? Während Axel diese beiden heldenhaften Taten vornimmt, reorganisiere ich unseren Küchenschrank. So wandern die Tupperdosen in eine Schublade, dafür kommen der Esge Zauberstab und das Rührgerät in den Schrank unter der Spüle. Jetzt findet zwar keiner mehr was, aber wir haben dafür zwei Quadratzentimeter mehr Platz im Schrank. Außerdem wird der Kühlschrank endlich einmal abgetaut. Da hat sich doch eine Menge Eis angesammelt, welches sich leider in keinster Weise für Cocktails und Sundowner nutzen lässt. Oder doch? Egal, bei dem fiesen, stürmischen Herbstwetter schafft es das Eis nur in die Spüle und nicht in einen kühlen Drink. Nach getaner Arbeit geht es dann nachmittags noch einmal mit der WUZ los. Wir fahren über die Ölandbrücke zur selbigen Insel und statten Borgholm einen kurzen Besuch ab. Es lockt uns jedoch nichts aus dem Auto raus. Alles liegt verlassen und einsam dar. Wir fahren weiter und biegen beim Borgholmer Schloss und der Sommerresidenz der Königsfamilie Solliden ab. Doch auch hier schaffen wir es kaum für 500 m aus der Karre raus. Es beginnt mal wieder zu regnen und wir werfen nur einen kurzen Blick auf die Schlossruine und den Garten von Sylvia und Co. Auf dem Rückweg halten wir noch kurz am Supermarkt und kaufen noch einige Lebensmittel für die nächsten Tage. Wenn man schon mal ein Auto hat… Zur Abwechslung „gönnen“ wir uns abends dann mal eine DVD auf unserem Bord-TV. Allerdings: So etwas schwachsinniges haben wir lange nicht gesehen. Seit ich möchte mal fast Jahren schlummert die DVD Deep Blue Sea bei uns im Schrank. Für unsere Baltictour hatte ich sie nun an Bord genommen und nun war ihr großer Moment gekommen. Aber, wie gesagt, so etwas schwachsinniges haben wir lange nicht gesehen. Völlig unrealistisch wird eine Geschichte um genmanipulierte Haien erzählt. Naja, was will man sagen, wir haben selten so gut gelacht. Vom Kauf dieser DVD kann jedenfalls nur jedem abgeraten werden (Es sei denn er steht halt auf schlecht gemachte Horrorszenarien).
Montag, 4. September 2006: Kalmar 0 sm
Der Wind ist zwar geblieben, aber dafür scheint heute wenigstens wieder die Sonne. Wir verbringen den Vormittag mit Warten auf die Lichtmaschine, Staubsaugen und Schlauchboot abbauen. Mittags wagen wir uns dann zu Baltic und tatsächlich, während wir noch im Laden stehen und warten, kommt endlich unsere heißersehnte Lichtmaschine. Juchhu!!! Schnell wird ein Mechaniker organisiert, der auch tatsächlich pünktlich um halb Zwei am Schiff erscheint. Leider bestätigt er, was wir in der Zwischenzeit geahnt haben, nämlich dass die Antriebsscheibe nicht die passende für unseren Yanmar-Motor ist. Nicht, dass Axel etwa bei jedem Gespräch darauf hingewiesen hätte, dass diese Teile unbedingt auch mitgeschickt werden müssen. Die Leute von Baltic, die für den ganzen Schlamassel ja nichts können, bemühen sich weiter redlich. Leider ist in ganz Kalmar keine passende Scheibe aufzutreiben und am Ende muss das Teil aus Göteborg versendet werden. Aber morgen soll es ganz, ganz bestimmt da sein… Nur gut, dass der Wind und vor allem die Vorhersage eh viel zu stark zum Segeln ist. Wer hat schon Lust bei 7 bis 8 Beaufort gegenan zu kreuzen. Besser werden soll es ja eh erst am Mittwoch. Nur irgendwie würden wir jetzt auch gerne mal weiter kommen. Den geplanten Abstecher nach Bornholm und Rügen sehen wir jedenfalls inzwischen schon in weite Ferne schweifen.
Dienstag, 5. September 2006: Kalmar 0 sm
Nein, wie zu erwarten, ist unser Päckchen leider nicht aus Göteborg eingetroffen. Es heißt also noch einen weiteren Tag warten, warten, warten. So langsam wissen wir allerdings nicht mehr, was wir noch so an Bord reparieren, umorganisieren oder neu einbauen könnten. Die Arbeits- und Einkaufslisten für die Wintersaison sind fertig geschrieben, jetzt müssen wir nur noch nach Hooksiel kommen. Obwohl, in Kalmar wir auch ein nettes Winterhallenlager angeboten. Wir liegen mit Hello World quasi direkt davor. Kann man sich doch den beschwerlichen Weg nach Westen eigentlich auch sparen, oder? Spaß beiseite, wir sind langsam wirklich genervt von unserem Zwangsaufenthalt. Zum Glück gibt es ein WLAN im Hafen, so dass wir schön im Internet surfen und Emails verschicken können. Leider klappt nur das Aktualisieren unserer Internetseiten nicht über die Verbindung.
Mittwoch, 6. September 2006: Kalmar – Grönhögen 26,6 sm
Endlich!!! Es ist soweit. Unsere Antriebsscheibe ist eingetroffen und die neue Lichtmaschine kann mit einigen Hindernissen auch montiert werden. Zwar sind die alten Keilriemen zu kurz für die neue Lichtmaschine, aber auch diese können noch schnell besorgt werden. Den Jungs von Baltic müssen wir an dieser Stelle jedenfalls einmal ein großes Lob aussprechen! Der Service der dort geboten wird, ist echt bemerkenswert. Wer in der Nähe von Kalmar mal ein Problem mit seinem Boot hat, sollte sich auf jeden Fall an Baltic wenden. Nachdem Hello World wieder komplett einsatzbereit ist, machen wir uns nachmittags um 15 Uhr noch auf den weiteren Weg nach Süden. Die Sonne scheint und es weht ein leichter Wind aus Westsüdwest, so dass wir noch schnell nach Grönhögen an der Südspitze von Öland segeln wollen. Auf dem Kalmarsund zeigt sich der Wind dann flotter als erwartet und es wird eine schnelle Reise. Beim Segelbergen vor Grönhögen passiert uns dann das nächste Dilemma. Plötzlich knallt es und der Großsegelschlitten, an dem unser Rollsegel am Baum befestigt ist, reißt ab und alle möglichen Teile prasseln auf uns hernieder. Zum Glück treffen sie nur die Sprayhood, so dass uns nicht viel dabei passiert. Wir versuchen noch schnell die herumliegenden Kügelchen und Metallteile einzusammeln, doch leider hat ein Teil schon die Ostsee verschlungen. Im Hafen stellen wir dann fest, dass der Stopper für den Schlitten scheinbar nicht richtig am Baum befestigt war. Die Schraube, die den Stopper eigentlich fixieren soll, hat keinen Halt und steckt nur lose im Baum drin. Schöner Sch…! So jedenfalls können wir unser Großsegel erstmal nicht mehr benutzen. Vor lauter Frust kochen wir uns abends erstmal ein schönes Kalbsfilet mit Qumquatsauce und Rosmarinkartoffeln. So endet der Tag wenigstens noch ein wenig angenehm.