Vierter Teil unserer Reise über die Biskaya und entlang der Küste Spaniens vom 24. Juli bis 17. August 2007.
Dienstag, 24. Juli 2007: La Rochelle – Biskaya 69,1 sm
Nun geht es also doch schon los. Wir haben uns entschlossen, die nächsten Tage mit Schwachwind zu nutzen und nach La Coruña aufzubrechen. Zwar kommt der Wind immer noch aus West und Südwest, aber wer weiß, wie lange wir ansonsten auf das richtige Wetter warten müssten. Immerhin ist für die nächsten Tage Sonne, wenig Schwell und eine leichte Brise vorhergesagt. Allerdings kommen wir aus La Rochelle erst gegen Mittag aus dem Hafen hinaus. Vielleicht auch ganz gut so, denn der Wind ist noch nicht wirklich als „schwachwindig“ zu bezeichnen. Vielmehr weht es nach wie vor mit 4 bis 5 Windstärken aus West. Trotzdem entschließen wir uns bei unserem Plan zu bleiben. Es wird bestimmt weniger Wind werden, sobald wir draußen sind. Mit stark gerefften Segeln kreuzen wir daher munter an den Inseln Ré und d’Oleron vorbei. Die Wellen sind dabei nach unserer Meinung schon spektakulär hoch. Wir schätzen sie mal auf ca. 4 m Höhe. Nachdem wir die Île d’Oleron passiert haben, können wir zum Glück abfallen und brauchen nicht mehr zu kreuzen. Außerdem lässt der Wind tatsächlich wie versprochen nach. Leider allerdings so sehr, dass wir schließlich die Segel bergen müssen und den Motor anwerfen. Wir genießen trotzdem den herrlichen Sonnenuntergang und bereiten uns auf eine ruhige Nacht vor. Wir haben uns für ein 3-Stunden-Wachsystem entschieden, d.h. jeder von uns geht ab 21 Uhr abwechselnd für drei Stunden Wache. Ich mache den Anfang, während Axel sich im Salon schlafen legt. Während Hello World in die immer dunkler werdende Nacht motort, beobachte ich einige Fischer am Horizont und muss tatsächlich auch einmal ausweichen. Der Mond scheint hell und freundlich. Eine gute Nacht, um sich an die Nachtsegelei zu gewöhnen.
Mittwoch, 25. Juli 2007: Biskaya 175,9 sm
Um Mitternacht wecke ich Axel und begebe mich ziemlich müde in meine Koje. Leider sorgen das Gebrumme vom Motor und der Atlantikschwell dafür, dass ich nahezu kein Auge zu bekomme. Axel hat in der Zwischenzeit eine ruhige Wache und sieht nur einen Frachter in etwa fünf Seemeilen Entfernung passieren. Freundlicherweise werde ich erst gegen 3.30 Uhr geweckt, also eine halbe Stunde später als geplant. In den nächsten drei Stunden kann ich einen wunderschönen Sternenhimmel genießen. Fast scheint es, dass sich die Sterne im Wasser spiegeln. Doch nein, dass ist „nur“ der Plankton, der – durch uns aufgeschreckt – fluoresziert. Als sich schließlich am Horizont die ersten Lichtstreifen zeigen, wecke ich Axel wieder und lege mich noch einmal kurz aufs Ohr. Gegen 8 Uhr gibt es dann ein leckeres Frühstück mit Kaffee (sehr wichtig!) und Baguette. Pünktlich dazu erscheinen auch die ersten Delfine neben uns. Sie zeigen ein paar Sprünge, kommen kurz ans Boot zum Gucken und verschwinden auch schon wieder. Wahrscheinlich ist auch bei Familie Delfin gerade Frühstückszeit. Der Tag verläuft derweil relativ unspektakulär. Die ganze Zeit herrscht mehr oder minder Flaute. Bei zwei Windstärken aus Südwest brauchen mit unserem dicken Dampfer jedenfalls nicht anfangen zu segeln. Also tuckert der Diesel gemütlich vor sich hin, während wir im Cockpit sitzen, uns sonnen und lesen. Ich habe in La Rochelle den neuen Harry Potter erstanden und bin tief darin versunken. Erst als Axel aufspringt und ruft „Wale“, bin ich wieder zurück in der Realität. Und tatsächlich, etwa fünfzig Meter neben uns sehen wir einen Walrücken im Wasser buckeln. Der Wal ist etwa 10 m lang und sieht von der Finne aus wie unser Freund, der Finnwal, den wir vor ein paar Jahren einmal in der Flensburger Förde beobachten konnten. Schnell schlagen wir in unserem Delphine & Wale Buch nach und kommen zu der Ansicht, dass es sich um einen Zwergwal, auch Minkewal genannt, handeln muss. Kurz darauf sehen wir noch weitere Exemplare, insgesamt vier Stück. Der Letzte taucht sogar direkt neben unserem Boot auf und verschwindet wieder hinter unserem Heck. Wahnsinn! Bleibt nur zu hoffen, dass man kein schlafendes Exemplar trifft. Wobei trifft in diesem Fall wörtlich gemeint ist. Nach einem leckeren überbackenen Baguette mit Schafskäse bereiten wir uns auf unsere zweite Nacht vor. Wir bleiben bei dem Rhythmus von gestern und Axel legt sich gegen 21 Uhr wieder im Salon zur Ruhe. Ich genießen die Fahrt in die immer dunkler werdende Nacht und sehe nicht ein anderes Schiff bis Mitternacht. Leider hat sich der Himmel in der Zwischenzeit bewölkt und es ist kein Stern am Firmament auszumachen. Auch der Mond schein nur ganz wage durch die Wolken durch.
Donnerstag, 26. Juli 2007: Biskaya – Ria de Viveiro 109,5 sm
Um 12 Uhr übernimmt Axel wieder und ich versuche in meiner Koje etwas Schlaf zu bekommen. Gerade als ich eingeschlafen bin, werde ich allerdings auch schon wieder geweckt. Zeit für meine zweite Wache. In der Zwischenzeit hat es doch tatsächlich auch noch angefangen zu Nieseln. Die Sicht ist beschissen. Klingt komisch, wenn man eh nur tiefschwarze Nacht sieht. Aber es gelingt mir dabei nicht, eventuell kreuzende Fischer oder Frachter auszumachen. Doch für solche Fälle hat man ja zum Glück Radar an Bord. Ich schalte das Gerät also fix an und kann beruhigt weiter fahren. Kein „Gegner“ in Sicht. Hello World stampft dabei weiter durch die Atlantikdünung. Obwohl der Wind kaum zugenommen hat, fahren wir schön bergauf und bergab. In einem Wellental passiert es dann plötzlich. Hello World taucht mit dem Bug ein, kommt wieder hoch, die Drehzahl vom Motor geht zurück und der Motor geht aus. Was war das? Ich drücke unseren Alarmknopf, mit dem ich Axel unter Deck aufschrecken kann. Er kommt natürlich auch sofort ins Cockpit und gemeinsam schauen wir uns erschrocken an. Wir setzen zunächst die Genua, um nicht ganz manövrierunfähig in der Dünung zu schaukeln. Dann geht es an die Fehlersuche und Problembehebung. Die Welle läuft frei, damit kann es also nicht zusammen hängen. Diesel ist auch noch im Tank, also liegt es daran wohl auch nicht. Luft oder Wasser im System? Eigentlich sieht alles ganz gut aus. Doch als Axel den Dieselfilter öffnet, gibt es ein kräftiges Zischen. Der Filter wird ausgetauscht und schon läuft die Maschine wieder. Komisch, denn der Filter macht eigentlich einen ordentlichen Eindruck. Er verfügt allerdings über ein Sicherheitsventil, welches verhindern soll, dass Wasser in den Motor eintritt. Kann das der Übeltäter gewesen sein? Oder hat es was mit der Entlüftung unseres Tagestank zu tun? Wir wissen es nicht, werden aber beim Hersteller nachforschen. Auf jeden Fall läuft der Motor wieder und wir können weiter fahren. Da Axel durch den Zwischenfall eh hellwach ist, werde ich eine Stunde früher als geplant abgelöst und verhole mich wieder in meine Koje. Doch an Schlaf ist nicht wirklich zu denken. Es schaukelt und brummt zu sehr. Also sitze ich um 7 Uhr wieder im Cockpit, während nun Axel versucht noch etwas Schlaf zu bekommen. Da es schon einigermaßen hell ist, kann ich mich wieder auf meinen Harry Potter stürzen. Ganz schön spannend! Nach einem spärlichen Frühstück (wir sind einfach zu müde zum Essen) können wir dann endlich mal wieder die Segel rausrollen. Der Wind hat etwas zugelegt, weht allerdings immer noch aus der falschen Richtung. Egal, wir haben keinen Bock mehr auf das Gebrumme. Wir segeln mit zunehmender Geschwindigkeit auf die spanische Küste zu und entschließen uns nicht mehr ganz bis nach La Coruña zu segeln. Dort würden wir nämlich erst mitten in der Nacht ankommen. Also geht es wohl in einen der Rias. Von Eva und Daniel wissen wir, dass sie die letzten Tage in Cariño zugebracht haben. Vielleicht liegen sie ja immer noch da. Wir schicken eine schnelle SMS und erfahren, dass die Beiden schon weitergefahren sind. Schade, so muss ein Wiedersehen noch ein wenig warten. Wir entscheiden uns, trotzdem Cariño anzulaufen. Dafür müssen wir allerdings mal wieder kreuzen. Zu dumm nur, dass der Wind derweil mächtig zulegt. Wir haben schließlich 5 Beaufort von vorne und eine ziemlich unangenehme See dabei. Vielleicht müssen wir ja doch nicht nach Cariño? Ria de Viveiro hört sich eigentlich auch ganz nett an. Da soll man schön geschützt ankern können. Also, klar zur Wende und Kurs auf Ria de Viveiro. Nach zwei Stunden erreichen wir die Küste und laufen in die geschützte, fjordartige Flussmündung ein. Kurz hinter der kleinen Isla Gabeira finden wir unsere Traumankerbucht vor dem Strand von Abrela. Herrlich glasklares Wasser, grün bewaldete Hügel, felsige Küstenabschnitte und ein menschenleerer Strand erwarten uns hier. Der Anker fällt schließlich auf 10 m Wassertiefe und noch bevor wir alles aufklariert haben, ist Axel schon ins Wasser gesprungen. Wir lassen uns die Sonne auf die Bäuche schauen und verbringen den Rest des Tages mit Relaxen. Abends gibt es leckere Hähnchenbrust auf Kräutertomaten und ein nettes Glas Wein dazu. Das Kulinarische war in den letzten beiden Tagen doch etwas sehr zu kurz gekommen. Da uns beiden die Augen zu fallen, sind wir bereits um 10 Uhr abends im Bett und können endlich mal wieder durchschlafen.
Freitag, 27. Juli 2007: Ria de Viveiro 0 sm
Weiterfahren, oder noch einen Tag bleiben? Diese Frage diskutieren wir beim Frühstück. Heute gibt es übrigens mal nur Obst. Nektarine, Erdbeer-Mango-Kombott und Apfel. Wenn das nicht gesund ist! Man weiß ja auch nie, wann einen der heimtückische Skorbut heimsucht. Der Blick durchs Fernglas auf die offene See bringt dann die Entscheidung. Es sind immer noch mächtig Wellen im Teppich und wir haben heute keine Lust auf Berg- und Talbahnfahrt. Stattdessen machen wir unsere Kajaks startklar und erkunden unsere nähere Umgebung. Es gibt einige interessante Grotten zu besichtigen und im glasklaren Wasser lassen sich schöne Fischschwärme beobachten. Axel kann es sich nicht nehmen lassen, die Brandung am Strand auszutesten. Dabei wird er allerdings gnadenlos von seinem Kajak abgeworfen. Erst beim dritten Versuch klappt es einigermaßen. Zurück an Bord packt Axel der Ergeiz und er schrubbt mal wieder seinen Wasserpass. Da das Wasser noch einigermaßen kalt ist, steigt er dafür in seinen Neoprenanzug und hangelt sich dann an einer Leine am Rumpf entlang. Anschließend ist dann erstmal Siesta angesagt. Wir sind ja in Spanien und wollen uns den örtlichen Sitten und Gebräuchen anschließen. Was dann folgt, passt eigentlich mehr in die Rubrik „Geschichten vom Blaubär“. Ist aber tatsächlich so passiert. Während einer Wende von Bauch- auf Rückenbräunung schaue ich aufs Wasser und stelle erstaunt fest, dass dort einige Orangen treiben. Ich sage zu Axel, „Schau mal, da schwimmen Orangen“. Erst will er mir natürlich nicht glauben, doch dann schaut er selber nach. Und es werden immer mehr. Das ganze Meer um uns herum ist voll davon. „Die schnappen wir uns“, sagt Axel und springt in sein Kajak. Das lasse ich mir natürlich nicht entgehen und folge ihm in meinem. In der nächsten halben Stunde sind wir dann vollauf damit beschäftigt Orangen und Zitronen aus dem Meer zu fischen. Schon erstaunlich. Die muss wohl jemand auf See verloren haben. Unser Crewmitglied Käpt’n Blaubär hat da allerdings eine ganz andere Erklärung für. Schaut mal unter Geschichten vom Blaubär nach. Vielleicht glaubt Ihr ihm die Geschichte ja? Egal, wo auch immer die Dinger herkommen, am Ende haben wir jedenfalls etwa 10 kg Südfrüchte aufgefischt. Da die Orangen schon teilweise recht reif aussehen, machen wir uns auch direkt an die Verarbeitung dieser. Axel presst sage und schreibe 2 1/2 Liter Orangensaft aus. Damit wäre auch die Skorbutfrage für die nächsten Tage erstmal geklärt. Die Zitronen sind wie frisch gepflückt und wandern nach einem anständigen Süßwasserbad in unser Zitronennetz in der Kombüse. Was wir nun mit 5 kg Zitronen machen sollen, wissen wir allerdings auch noch nicht so recht. Nach diesem aufregenden Erlebnis verbringen wir den Rest des Tages wieder etwas geruhsamer. Abends kocht Axel uns Spaghetti mit Scampi. Sehr lecker! Auch heute geht es wieder früh in die Kojen. Irgendwie schlaucht so eine Biskayaüberquerung doch mehr als man denkt.
Samstag, 28. Juli 2007: Ria de Viveiro – Ria de Cedeira 35,2 sm
Mmmhh, frisch gefangener Orangensaft zu Frühstück. Das schmeckt!!! Nach einem prächtigen Frühstück, ausnahmsweise mit Ei (gestern gab’s ja keins), geht der Anker auf und wir machen uns auf den weiteren Weg nach Süden. Heute wollen wir nach Ria de Cedeira, also zwei Buchten weiter fahren. Da uns zum Thema Zitronenverwertung nur eingefallen ist, das man damit ja schön einen Fisch füllen und grillen könnte, hängen wir während der Fahrt heute mal unser Angelequipment außenbords. An Steuerbord hängt der bunte Gummitintenfisch für den Thunfischfang und an Backbord die Angel mit Paravain-Kombination. Wir geben uns Mühe und segeln extra mal schön langsam. Doch, was wir auch versuchen, es beißt einfach keiner an. So ein Mist! Na ja, immerhin segeln wir schön an der Küste Galiziens entlang. Während wir von der Sonne beschienen werden, hängen die Berggipfel in den Wolken fest und man kann nur den unteren Teil der riesigen Steilküste sehen. Die Atlantikdünung brandet mächtig an den spitzen Felsen zu ihren Füßen. Wenn einem hier mal der Motor ausfällt, hat man ein richtiges Problem. Doch wir haben heute keine Probleme mit unserem Dieselchen und kommen schließlich wohlbehalten in Ria de Cedeira an. Wir ankern neben dem Fischerhafen zwischen einigen anderen Seglern. Axel springt natürlich direkt wieder ins Wasser, während ich mich den letzten Seiten von Harry Potter widme. Nachmittags habe ich es dann endlich geschafft. Also, die Geschichte endet so…. Nein, nein, keine Sorge. Ich verrate keinem, wer nun tatsächlich stirbt und wie die Geschichte ausgeht. Das müsst Ihr bei Interesse schon selber nachlesen. Da der Ort, vor dem wir Ankern, keinen wirklich spannenden Eindruck macht, sparen wir uns einen Landgang heute ausnahmsweise mal. Stattdessen sitzen wir gemütlich im Cockpit und beobachten die vorbeifahrenden Boote. Abends gibt es, da wir ja keinen Fisch gefangen haben, mal wieder Helgoländer Steaks und dazu Rote Bohnen-Kartoffel-Salat. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit, schreiben Logbuch und grübeln über unser Motorproblem von Mittwoch nach. Allerdings kommen wir was das Letztere angeht, auch heute zu keiner Lösung. Der ausgetauschte Dieselfilter macht bei genauerer Betrachtung jedenfalls einen absolut sauberen Eindruck. Es hilft nix, wir müssen das bei der Werft bzw. bei Yanmar nachfragen. Unverrichteter Dinge geht es schließlich in unsere Kojen.
Sonntag, 29. Juli 2007: Ria de Cedeira – Ria de Betanzos 28,5 sm
Ach, welch herrlicher Morgen! Die Sonne scheint, da schmeckt das Frühstück im Cockpit doppelt gut. Da wir nur knapp 30 sm zu segeln haben, lassen wir uns entsprechend Zeit dabei. Erst um 10.45 Uhr geht der Anker auf und wir setzen mal wieder unsere Segel. In Spanien scheint es nun endlich auch das zu geben, worauf wir soooo lange gewartet haben. Wind und Sonne! Wir segeln mit schönen 8-9 kn auf Raumschotskurs die Küste entlang. Dabei passieren wir neben dem Cabo Prior, Cabo Prioriño Grande und Cabo Prioriño Chico auch einige traumhafte, kilometerlange Sandsträne. Eine wahnsinnig schöne Landschaft. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es hier nach der Strandung des Öltankers Prestige ausgesehen haben mag. Schließlich biegen wir in die Bucht von La Coruña ein. Allerdings fahren wir nicht direkt nach La Coruña, sondern ein Stückchen weiter nach Osten nach Ria de Betanzos. Hier liegen unsere Freunde Eva und Daniel mit der Aphrodite in der Sada Marina. Die Sada Marina ist eine gute Alternative zu dem häufig überfüllten Hafen von La Coruña. Es gibt einen guten Supermarkt direkt am Hafen, Yachtausrüster und einen netten Strand. Die Stege sind modern und mit allem ausgestattet, was das Seglerherz begehrt. Ein idealer Hafen also, wenn man nach einer Woche ohne Landkontakt mal wieder die Vorräte auffüllen und die Wäsche waschen muss. Und natürlich freuen wir uns auch auf ein Wiedersehen mit Eva und Daniel. Während wir gemütlich vor dem Wind auf die Marina zu segeln, kommt uns dann doch tatsächlich Daniel im Schlauchboot entgegen. Er geleitet uns so zu sagen in den Hafen und wir machen am gleichen Steg wie die Aphrodite fest. Es gibt natürlich ein großes Hallo und wir schauen uns erstmal die entmastete Aphrodite an. Den Abend verbringen wir gemeinsam im Cockpit von Hello World bei Scampi mit leckerer Sauce und vielen Gesprächen. Die Hauptsorge von Eva und Daniel besteht natürlich darin, wann und woher sie nun einen neuen Mast bekommen können. Gar nicht so einfach wie es scheint. Zwar könnte Hahnefeld Masten aus Bremen Ende August einen passenden Mast liefern, jedoch schlagen die Transportkosten mit über 3.600 Euro viel zu sehr zu Buche. Wir versuchen so gut es geht zu helfen und leiern direkt ein paar Telefongespräche an. Vielleicht lässt sich ja auf irgendeine Weise ein günstigerer Transport organisieren. Als es dunkel wird, verziehen wir uns unter Deck und schauen bis Mitternacht noch ein paar Fotos an. Die Nächte hier sind zwar inzwischen relativ warm, doch fällt enorm viel Feuchtigkeit herab, sobald die Sonne weg ist.
Montag, 30. Juli 2007: Ria de Betanzos 0 sm
Nach einem späten Frühstück ist erstmal Deckschrubben angesagt. Das Salz, welches sich bei der Biskayaüberquerung in jede noch so kleine Ritze gesetzt hat, muss runter. Axel schrubbt was das Zeug hält. Währenddessen nutze ich den kostenlosen Internetzugang, um unsere Website mal wieder auf Vordermann zu bringen. Außerdem kann ich endlich die vielen E-Mails beantworten, die in der Zwischenzeit eingetrudelt sind. Da die Sonne inzwischen ordentlich brennt, bauen wir jede Menge Schattenspender auf. Als erstes natürlich unsere Bimini. An dieses können wir noch weitere Planen anbauen, so dass auch an den Seiten bzw. Hinten und Vorne nicht allzu viel Sonne durchkommt. Außerdem spannen wir noch unsere alte Cockpitplane von Blue Noot auf dem Vorschiff auf. Wenn man dann noch alle Luken weit aufmacht, ist es unter Deck geradezu angenehm kühl. Eigentlich blöde. Sehnt man doch die ganze Zeit Sonne und warmes Wetter herbei. Aber was zu viel ist, ist zu viel. Und einen Sonnenbrand kann man ja auch eigentlich nicht gebrauchen. Nachmittags machen wir uns auf dem Weg zum Carrefour Supermarkt ums Eck. In gewohnt guter Qualität können wir so endlich unserer Frischevorräte wieder aufstocken. Spontan entschließen wir uns am Abend zu grillen und kaufen entsprechende Zutaten ein. Da alleine Grillen ja keinen Spaß macht, kommen abends Eva und Daniel zu Besuch und wir verbringen mal wieder einen netten Abend zusammen.
Dienstag, 31. Juli 2007: Ria de Betanzos 0 sm
Heute sind wir mal ganz geschäftig. Wir springen früh aus den Betten und machen uns noch vor dem Frühstück daran, die Steuerbordseite unseres Rumpfes zu polieren. Diese Aufgabe hatten wir bisher immer vor uns her geschoben, doch nun ist es endlich so weit. Während Axel im Schlauchboot sitzt und polieret, ziehe ich ihn von oben in die richtige Position. Danach geht es erstmal zu einem erfrischenden Bad ins Wasser. Die Wassertemperatur liegt bei schätzungsweise 22°C, sehr angenehm also. Den ersten Kaffee des Tages schnorren wir uns bei Eva und Daniel, die immer noch mit der Beschaffung ihres neuen Mastes beschäftigt sind. Mittags machen wir uns zu Viert auf den Weg zum Supermarkt. Heute Abend sollen Judith und Sönke auf der Hippopotamus ankommen und da wollen wir natürlich eine ordentliche Willkommensparty veranstalten. Schnell landen Grillspieße, Scampi und Salatzutaten in unseren Einkaufswagen. Außerdem noch Zutaten für ein paar leckere Kleinigkeiten wie Canelloniröllchen (Eva), Feigen mit Serranoschinken (Brit) und Kräutersauce (Daniel). Für den Nachtisch wandern zwei Pakete Eis in die extra mitgebrachte Kühltüte. Das wird lecker! Am Nachmittag bekommen Eva und Daniel dann auch endlich das lang erwartete OK von der Versicherung ihren neuen Mast zu bestellen. Also gleich zwei Gründe zum Feiern. Während auf Hello World und Aphrodite eifrig an den Vorbereitungen für den Abend gearbeitet wird, kommt die Hippopotamus immer näher. Wir beobachten ihr Vorankommen auf unserem Plotter, da sie ein schönes AIS-Signal aussenden. So wissen wir ganz genau, wann sie im Hafen eintrudeln. Daniel macht mit dem Schlauchboot das Empfangskomitee auf See, während wir anderen am Steg warten, Fotos machen und schließlich die Leinen annehmen. Nach der stürmischen Begrüßung wird auch direkt der Grill angeschmissen. Im Cockpit von Hello World werden die ganzen Leckereien aufgefahren und wir sitzen bis ca. 2 Uhr nachts zusammen und tauschen unsere Erfahrungen aus. Immerhin haben wir Judith und Sönke ja seit Helgoland nicht mehr gesehen.
Mittwoch, 1. August 2007: Ria de Betanzos 0 sm
So was! Es regnet doch tatsächlich!! Damit fällt das geplante Polieren der zweiten Rumpfseite leider für heute erstmal flach. Dafür sitzen wir gemütlich mit den Anderen beim gemeinsamen Frühstück zusammen. Anschließend sitzen wir an unseren Laptops und surfen noch ein wenig im Internet. Da uns Axels Schwester Anja in Porto besuchen kommt, wollen wir noch einige Sachen bestellen, die sie uns dann mitbringen kann. Nachmittags wird das Wetter zum Glück wieder etwas freundlicher. Wir sind ja nun auch wirklich nicht extra nach Spanien gefahren, um hier schlechtes Wetter zu haben! Axel macht sich an die Arbeit und poliert nun doch noch die Backbordseite. Anschließend öffnet der Friseursalon „Hello World“ und Axel bekommt einen neuen Haarschnitt verpasst. Schnell noch eine Runde im Hafenbecken schwimmen, ein Stündchen Siesta halten und schon ist es wieder Abend. Am Abend sitzen wir diesmal mit einer noch größeren Rund an Bord von Hello World zusammen. Neben Eva, Daniel, Judith und Sönke haben sich noch Michelle und Ginette, ein kanadisches Seglerpaar, dazu gesellt. Da wir vom gestrigen Abend noch massenhaft Rest haben, ist die Nahrungsversorgung mehr als gesichert. Wir unterhalten uns über die Reisestationen der Kanadier, die bereits seit einigen Jahren mit ihrem Boot unterwegs sind. Das Ganze diesmal übrigens auf Englisch. Michelle und Ginette kommen zwar aus dem französischsprachigen Raum von Quebeck, sprechen jedoch sehr gut Englisch. Der Abend endet mal wieder spät in der Nacht und wir fallen geschafft in die Kojen.
Donnerstag, 2. August 2007: Ria de Betanzos 0 sm
Eigentlich wollten wir heute ja nach La Coruna segeln. Doch Axel hat heute seinen „faulen“ Tag und keine Lust aufzubrechen. Nach einem späten Frühstück widmen wir uns daher also mal wieder dem Bordalltag. Da ja nun endlich beide Bordseiten poliert und sauber sind, können wir auch endlich unsere neuen Aufkleber am Bug anbringen. Nun kann man schon von Weitem sehen, wie unser Boot heißt. Außerdem muss unser Schlauchboot mal dringend geschrubbt werden. Zu diesem Zweck steigt Brit im Badeanzug und mit Seife und Schwamm bewaffnet hinein und Axel gibt Wasser aus dem Schlauch dazu. Bei dem herrlichen Sonnenschein gar keine schlechte Abkühlung. Nachdem auch Sunny wieder einigermaßen manierlich aussieht, wird noch schnell das Internet aktualisiert. Zwar waren die deutschen Seiten schon auf dem neusten Stand, doch die englische Übersetzung hinkt leider immer ein wenig hinterher. Am frühen Nachmittag brechen wir noch einmal zum Supermarkt auf. Wir kaufen uns neben ein paar Leckereien wie Serrano Schinken, Lomo (geräuchertes Schweinefilet) und Oliven zwei superfrische Doraden. Die Fische werden vor unseren Augen küchenfertig gemacht, d.h. Ausgenommen, Geschuppt und Geköpft. Zurück an Bord halten wir dann erstmal ausführlich Siesta. Schon erstaunlich, wie schnell man sich an die lokalen Sitten gewöhnen kann. Am Abend werfen wir dann wie immer unseren Grill an. Während wir unsere Doraden grillen, leisten uns Sönke und Judith mit ein paar Putensteaks Gesellschaft. Eva und Daniel müssen Rest verwerten und stoßen erst später zu uns. Wir besprechen, dass die anderen Vier am nächsten Tag zur Abwechslung mal bei uns mitsegeln. Vor La Coruna gibt es eine nette Ankerbucht, die wir zum Baden nutzen wollen. Und von La Coruna aus können sie dann mit dem Bus wieder nach Sada zurückfahren.
Freitag, 3. August 2007: Ria de Betanzos – La Coruna 14,0 sm
Zum Frühstück gibt es heute mal leckere Wassermelone. Da es bereits morgens früh schon immer recht warm ist, genau das Richtige zur Erfrischung. Den Vormittag verbringen wir recht geruhsam mit Klarieren des Bootes und dem Bezahlen der Hafengebühren. Zum Glück scheinen die Hafengebühren endlich etwas günstiger zu werden. Wir bezahlen für vier Tage allerdings immer noch satte 160 Euro. Nur gut, dass wir demnächst wieder etwas mehr Ankern können. Das schon die Reisekasse und kann besser in gutes Essen investiert werden. Um 14 Uhr sind wir dann reisefertig und unsere Gäste kommen an Bord. Der Wind frischt genau passend ein wenig auf und so können wir schön Segeln. Während die Anderen gemütlich im Cockpit oder auf dem Achterschiff sitzen bzw. liegen, versucht Daniel mal wieder einen Fisch zu fangen. Außer ein paar Seegrashalmen bleibt der Versuch allerdings auch heute wieder erfolglos. Allerdings bekommen wir beim Segelbergen dafür Gesellschaft von zwei Delphinen. Während wir den Anker klar machen, begleiten sie uns in die Bucht von Ensenada de Mera. Mit Hilfe unseres Walbeobachtungsbuches meine ich sie als große Tümmler identifizieren zu können. Auf jeden Fall sind es zwei große, ca. 3 m lange Tiere, die sich unser Unterwasserschiff ganz genau anschauen. Wir werfen schließlich den Anker auf 9 m Wassertiefe und springen gemeinsam ins Wasser. Sehr angenehm nach diesem harten Seeschlag von 10 sm. Anschließend lassen wir uns von der Sonne trocknen und sitzen gemütlich im Cockpit zusammen. Axel versucht währenddessen telefonisch einen Liegeplatz in La Coruna für uns zu reservieren. Leider scheint der Hafen dort bereits völlig überfüllt zu sein. Man sagt uns jedoch, dass man zurück rufen werde, sobald sich eine Möglichkeit für uns ergibt. Wir entschließen uns trotzdem erstmal nach La Coruna zu fahren und unsere Gäste dort abzusetzen. Dazu fahren wir in die Marina ein und werden direkt von einem fuchtelnden Hafenmeister abgewunken. Er hat keinen Platz mehr für uns. OK, kein Problem, wir entdecken Michelle und Ginette von der Air d’Ete, gehen kurz längsseits und unsere Gäste springen von Bord. Dabei ruft uns der Hafenmeister wilde spanische Kommentare zu und ist sichtlich aufgeregt über unsere Nichtbeachtung seiner Anweisungen. Aber da wir nach fünf Minuten wieder aus dem Hafen raus sind, kann uns das heute mal ausnahmsweise egal sein. Wir motoren das kurze Stück zu Außenmole zurück und beschließen dort neben ein paar anderen Schiffen vor Anker zu gehen. Unser Hafenhandbuch beschreibt allerdings, dass der Ankergrund nicht der Beste sein soll. Wir binden auf jeden Fall eine Leine mit einer kleinen Boje an unseren Anker, so dass wir ihn im Zweifelsfall auch unter einer Kette oder einem Stein wieder hervor ziehen können. Der erste Ankerversuch scheitert dann allerdings erstmal. Der Anker findet keinen Halt und wir ziehen ihn schließlich wieder nach oben. Na gut, denken wir, dann nehmen wir halt eine von den Mooringbojen. Schon beim ersten Versuch können wir eine Leine an einer der Bojen befestigen und haben Hello World erstmal fest. Allerdings traut Axel der völlig eingewachsenen Boje nicht wirklich über den Weg. Er beschließt sie auf Probe zu stellen und fährt einmal kurz rückwärts in die Kette ein. Bereits nach wenigen Sekunden macht es leise Plop und wir haben ein handflächengroßes Kettenglied zerrissen. Auch die Moorings scheinen also nicht ganz so vertrauenswürdig zu sein. Wir beschließen noch einen weiteren Ankerversuch zu wagen oder ansonsten in unsere Ankerbucht vom Nachmittag zurück zu fahren. Doch zum Glück klappt es beim zweiten Ankern auf Anhieb. Der Anker sitzt bombenfest. Schön, dann können wir ja doch in La Coruna bleiben. Außerdem liegen wir direkt neben der Solagracia. Mit Eva und Rüdiger haben wir bereits e-Mail-Kontakt und freuen uns nun endlich die Beiden kennen zu lernen. Zwar sind sie zunächst nicht an Bord, doch abends können wir den Beiden einen spontanen Besuch abstatten. Wir fahren mit unserem Schlauchboot rüber, klopfen und stellen uns erstmal vor. Die Freude bei Eva und Rüdiger ist groß und wir werden schnell auf ein Bier im Cockpit eingeladen. Im Gespräch erfahren wir, dass sie wohl noch ein kleines Problem mit ihrer Funkanlage haben. Da wir den gleichen Empfänger haben, schaut Axel sich das Ganze einmal an und kann tatsächlich das Gerät zum Funktionieren bringen. Wir schwatzen uns derweil so richtig fest und werden dabei mit leckerstem spanischen Käse und französischer Salami versorgt. Am Ende beschließen Eva und Rüdiger nicht wie geplant am nächsten Morgen weiter zu segeln, sondern noch einen Tag mit uns in La Coruna zu verbringen. Wir sind froh, dass wir so eine ortskundige Führung bekommen und fahren erst nach Mitternacht wieder zu unserem eigenen Boot zurück. Ein perfekter Segeltag und ein supernetter Abend!
Samstag, 4. August 2007: La Coruna 0 sm
Auch heute gibt es wieder ein leichtes Frühstück mit Melone. Die Sonne scheint prächtig und es scheint ein heißer Tag zu werden. Wir nutzen die Windstille und reparieren eine unserer Segellatten. Sie hat sich in der Segellattentasche gelöst und muss nun erstens aus dieser entfernt und zweitens wieder zusammen gesetzt werden. Das Entfernen der Segellatte erweist sich dabei allerdings schwieriger als gedacht. Zwar können wir die zwei Segellattenteile relativ schnell heraus bekommen, doch das Verbindungsstück bleibt leider im oberen Drittel hängen. Wir rütteln und schütteln am Segel, doch es kommt einfach nicht weiter runter. Schließlich steigt Axel über unsere Maststufen bis zur ersten Saling und versucht von dort aus das Verbindungsstück zum runterkommen zu bewegen. Durch gemeinschaftliches Schütteln und Schlagen mit dem Bootshaken gelingt es uns schließlich nach einer Stunde die Metallhülse unten heraus zu ziehen. Welch ein Aufwand! Und warum gehen die Latten eigentlich immer wieder auseinander? Wir beschließen bei nächster Gelegenheit alle Latten noch einmal aus dem Segel zu entfernen und die Verbindungen abzutapen. Heute haben wir dazu allerdings keine Lust mehr. Schließlich wollen wir ja mit Eva und Rüdiger einen Ausflug in die Stadt machen. Nachdem wir den Beiden noch schnell unser Boot gezeigt haben, geht es auch schon los. Wir fahren mit unseren Dinghies als Schleppverband zum Steg des Real Club Nautico und machen dort fest. Dann geht es entlang der Strandpromenade in die Innenstadt. La Coruna erweist sich dabei als sehr hübsch und architektonisch außerordentlich interessant. So ist die Avenida de Marina die weltweit größte Promenade mit verglasten Hausfassaden. Die verglasten Galerien dienen als eine Art Thermospeicher. Im Sommer sorgen sie durch ihre Durchlüftung für angenehme Kühle, im Winter speichern sie dagegen die Sonnenwärme. Ganz nebenbei sorgen sie auch noch für einen sehr schönen Anblick, wenn sie in den tausenden Fenstern die Abendsonne spiegelt. Weiter geht es über den Plaza de María Pita in die Fußgängerzone und die Calle Real. Wir schlendern bis zum Obelisco, einer Art riesiger Standuhr, und biegen dann in die Gasse Los Olmos ein. Hier reihen sich einige Tapasbars nebeneinander auf und wir beschließen einen kleinen Mittagssnack einzunehmen. Wir bestellen mehr oder weniger nichtsahnend einige Kleinigkeiten und bekommen leckersten Pulpo, gebratene Minisardinen, frittierte Pimientos (Minipaprikaschoten), Bonitotörtchen, Käse und Gambas mit Knoblauch. Dazu ein bis zwei Glas Weißwein – Lecker!!! Gut gesättigt machen wir uns auf den Weg zum Strand. Mitten in der Stadt gibt es die riesigen Playas de Riazor und del Orzán. Dicht and dicht liegen hier die Menschen und aalen sich in der Sonne. Da wir keine Badesachen dabei haben, gehen wir weiter und landen schließlich beim Leuchtturm Torre del Hercules. Er wurde im 2. Jahrhundert von den Römern unter Kaiser Trajan erbaut und ist damit das älteste Leuchtfeuer der Welt. Seine heutige Form erhielt es allerdings bei einer Renovierung im 18. Jahrhundert. In der sengenden Sonne machen wir uns schließlich auf den Rückweg zum Hafen. In der Zwischenzeit sind Judith und Sönke auf der Hippopotamus eingetroffen und wir statten ihnen direkt einen Besuch ab. Völlig ausgetrocknet von dem langen Fußmarsch rettet man uns dort mit einer Dose Bier vor dem Verdursten. Anschließend geht es erstmal zu einer verspäteten Siesta zurück auf unser eigenes Boot. Da Judith und Sönke ebenfalls gerne Tapas probieren möchten, machen wir uns abends alle zusammen noch einmal auf den Weg in die Stadt. Im Vergleich zum relativ ruhigen Nachmittag brummt in den Gassen jetzt das Leben. Überall laufen fröhliche Menschen umher, an mehreren Plätzen gibt es Konzerte und die Tapasbars sind gerammelt voll. Wir finden noch einen Platz in der Gasse La Galera und bestellen eine nette Auswahl an Tapas für uns. Bis kurz vor Mitternacht beobachten wir von unserem Außenplatz das bunte Treiben in der Gasse. Da Eva und Rüdiger am nächsten Morgen um 6 Uhr weitersegeln wollen, machen sich die Beiden schließlich auf den Rückweg. Judith, Sönke, Axel und ich bummeln dagegen noch ein wenig durch die Altstadt, die so genannte Ciudad Vieja. Wir nehmen noch einen Caipirinha als Absacker und landen gegen zwei Uhr nachts wieder im Hafen und auf unseren Booten. Insgesamt war es ein sehr lustiger und unterhaltsamer Abend.
Sonntag, 5. August 2007: La Coruna 0 sm
Na, dass war wohl doch etwas zu lang gestern Abend. Auf jeden Fall fällt das Aufstehen heute Morgen entsprechend schwer. Aber es hetzt uns ja eigentlich auch keiner. Als wir gegen 9.30 Uhr aufstehen, ist die Solagracia schon verschwunden. Wir genehmigen uns ein leckeres Sonntagsfrühstück mit Ei. Dabei sitzen wir zwar – wie inzwischen eigentlich gewohnt – im Cockpit, doch der Himmel zeigt sich heute grau und bedeckt. Da außerdem der Wind nicht wirklich optimal ist, beschließen wir noch einen weiteren Tag in La Coruna zu verbringen. So machen wir uns mit unserem Schlauchboot gegen Mittag wieder auf den Weg zum Hafen. An der Promenade steigen wir diesmal in die historische Straßenbahn von La Coruna. Die Straßenbahn fuhr erstmals im Jahre 1901 durch La Coruna, damals noch mit Eseln als Zugtiere. Erst 1913 wurde auf elektrischen Antrieb umgestellt. Mit der Einführung von Oberleitungsbussen wurde die Straßenbahn 1969 zunächst stillgelegt. Doch mit dem Bau der neuen Promenade 1997 entschloss man sich, die Bahn als Attraktion für Touristen wieder einzuführen. Nun fahren die liebevoll restaurierten Fahrzeuge auf einer Strecke von 6 km die Promenade entlang. Die nette Fahrt kostet dabei gerade einmal ein Euro pro Person. Wir fahren die gesamte Strecke ab und steigen erst an der Endhaltestation in der Nähe von der Playa de Riazor aus der Bahn aus. Der Strand, der gestern noch so voll belegt war, ist heute recht leer. Das liegt wohl daran, dass eine rote Flagge gehisst wurde, die das Baden heute verbietet. Angesichts der hohen Brandung und der mächtigen Wellen, die auf den Strand klatschen, würde wohl aber eh kein vernünftiger Mensch auf die Idee kommen heute baden zu gehen. Wir wandern durch die Stadt und landen schließlich in einem netten Park. Hier gibt es neben hübschen Blumen und Schatten spendenden Bäumen auch einige Zelte, in denen landestypische Speisen und Getränke präsentiert werden. Wir erstehen verschiedene Salamis und ein Stück Käse, dazu Brot und Baguette. Zurück zum Schiff geht es noch einmal durch die Tapasstraße „La Galera“ wo die Menschen scharenweise leckeren Schinken und Meeresfrüchte genießen. Am Hafen angekommen treffen wir bei unserem Schlauchboot auf Alexej aus Nowgorod. Er ist ganz alleine unterwegs und seit Mai von St. Petersburg bis zu den Azoren und zurück nach La Coruna gesegelt. Und das Ganze mit einem ca. 8 m langen Boot. Gar nicht so schlecht! Er freut sich offensichtlich mal wieder mit jemanden sprechen zu können und erzählt uns einiges aus seiner Heimat. Schließlich lassen wir ihn alleine, denn er muss noch dringend sein Boot aufräumen. Seine Tocher, die er seit einem Jahr nicht mehr gesehen hat, wohnt in Barcelona und kommt ihn heute besuchen. Wir halten kurz bei der Hippo an und kehren dann an Bord von Hello World zurück. Axel hilft Sönke anschließend sein Rigg nachzutrimmen, während ich mal wieder Logbuch schreibe. Am späten Nachmittag treffen wir uns dann auf ein wenig Baguette, Salami und Schinken im Cockpit von Hello World. Judith und Sönke müssen noch einmal nach Sada zurück, da sie nur dort ein fehlendes Ersatzteil für ihr Rigg kaufen bzw. anfertigen lassen können. Wir hoffen jedoch, dass wir die Beiden schon in der nächsten oder übernächsten Ankerbucht wieder sehen werden. Abends verschlechtert sich das Wetter dann plötzlich zusehends. Eine Wand aus Dunst und feinem Regen zieht auf und treibt uns doch tatsächlich unter Deck. So hatten wir das ja eigentlich nicht bestellt. Angesichts des schlechten Wetters beschließen Judith und Sönke dann doch nicht mehr nach Sada zu fahren, sondern noch einen Tag in La Coruna zu bleiben. So sitzen wir dann abends mal wieder bei einem Glas Wein beisammen und tratschen was das Zeug hält.
Montag, 6. August 2007: La Coruna – Corme 34,3 sm
Zum Glück ist das Wetter heute wieder ein wenig netter. Naja, was heißt ein wenig. Eigentlich ist es perfekt. Die Sonne scheint, es weht ein kräftiger, aber nicht zu kräftiger Wind aus Nordnordost und vor allen Dingen hat es aufgehört zu regnen. Nach dem Frühstück wird daher schnell das Schiff klariert und der Anker gehievt. Wir rufen Judith und Sönke noch ein schnelles Auf Wiedersehen zu und schon werden die Segel gesetzt. Bis zum Torre de Hercules kommt der Wind zwar noch genau von vorne, doch danach können wir herrlich Segeln. Das Groß ist mit einer Bullentalje gesichert und wir rauschen auf Raumschotskurs nach Süden. Kurz kommen ein paar Delfine (Gewöhnliche Delfine) bei uns vorbei, doch scheinbar sind die Fischer am Horizont mal wieder interessanter. Wir halten uns heute schon weit ab von der Küste und Segeln auf über 100 m Wassertiefe. Die Küste von La Coruna bis zum Kap Finisterre ist als „Costa del Muerte“, also als Todesküste bekannt. Und in die Reihe der gestrandeten Schiffe wollen wir uns natürlich auf keinen Fall einreihen. Das die Gefahr nicht zu unterschätzen ist, erfahren wir aus dem UKW-Funk. Eine englische Motoryacht hat einen totalen Maschinenausfall und droht auf die Klippen zu treiben. Zum Glück sind die Retter jedoch bereits unterwegs und dem Eigner gelingt es schließlich einer seiner Maschinen wieder in Gang zu bekommen. Er wird aber trotzdem von der Seenotrettung nach Camarinas geleitet und dort wohl auch sicher abgeliefert. Bei uns an Bord ist und bleibt zum Glück alles ruhig, so dass wir nach 6 Stunden Fahrt den Ría Corme y Laxe erreichen. Wir entscheiden uns für den kleineren Hafen von Corme, da er gegen Nordwind deutlich besser geschützt ist, als das gegenüber liegende Laxe. In Corme angelangt, lassen wir den Anker auf 9 m Wassertiefe fallen. Es gibt in Corme nur einen kleinen Hafen für die Fischer und keine Anlegemöglichkeiten für Yachten. Aber vor Anker liegt man hier sicher und geschützt. Hinter uns reihen sich einige so genannte Viveros nebeneinander auf. Unter quadratischen Holzflößen befinden sich jede Menge Leinen an denen Muscheln gezüchtet werden. Axel setzt sich direkt nach Ankunft erst mal in sein Kajak und macht damit die Gegend unsicher. Mir ist das Wasser heute deutlich zu kalt. Seit wir La Coruna verlassen haben, ist die Wassertemperatur um geschlagene 5°C abgesunken. Brrr! Stattdessen bereite ich schon mal das Abendessen – Zitronenhähnchen mit Schafskäse überbacken – vor. Das leckere Gericht genießen wir dann nach Axel Rückkehr gemeinsam im Cockpit. Vielen Dank an dieser Stelle noch mal an Nadja für die Übersendung des Rezeptes. Damit haben wir es jetzt auch tatsächlich geschafft unseren Zitronenfang aus Viveiro bis auf eine letzte Zitrone zu dezimieren. Da es abends mal wieder wolkig und kühl wird, verziehen wir uns relativ früh unter Deck. Noch etwas Lesen und schon geht es mal wieder in die Kojen.
Dienstag, 7. August 2007: Corme – Camarinas 21,1 sm
Da Corme augenscheinlich nicht wirklich etwas zu bieten hat, machen wir uns nach dem Frühstück direkt wieder auf den Weg. Der Wind weht nach wie vor mit 4 Windstärken aus Nordnordost, so dass wir auch heute wieder einen Raumschotskurs haben. Mit 8-9 kn Rauschefahrt geht es dann innerhalb von nur 3 Stunden nach Camarinas. Wir genießen die herrliche Landschaft und halten auch heute wieder Abstand zu Küste. Bei der Einfahrt in den Ría de Camarina kommen wir an Muxia vorbei. Vielleicht haben einige von Euch ja noch die Aufnahmen der ölverpesteten Strände nach der Strandung der Prestige im Kopf. Diese Bilder wurden hier aufgenommen. In Camarinas angekommen, finden wir einen schönen Längsseitsliegeplatz in der kleinen Marina für uns. In wenigen Minuten sind wir fest und freuen uns mal wieder Strom, Wasser und die Möglichkeit zum einfachen Landgang zu haben. Außerdem gibt es auch noch ein kostenloses WLAN im Hafen. Was will man mehr. Der havarierte Engländer von Gestern liegt übrigens tatsächlich auch noch hier. Beim Gang zum Hafenmeister treffen wir außerdem auf ein englisches Paar, welches wir schon in Sada kennen gelernt hatten. Sie geben uns den Tipp im hiesigen Yachtclub Paella essen zu gehen. Angeblich soll es dort die beste Paella von ganz Spanien geben. Das lassen wir uns natürlich nicht zweimal sagen und buchen umgehend einen Tisch für den Abend. Zurück an Bord nutzen wir das Internet, um ein wenig im Netz zu surfen. Wir bekommen außerdem von unseren neuen englischen Freunden ein Stück frisch gebackenen Schokoladenkuchen vorbei gebracht. Natürlich können wir es dann nicht lassen, der kleinen Tochter unseren großen Käpt’n Blaubär vorzustellen. Zwar erschrickt sich Beth am Anfang ziemlich, doch dann hat sie den Bär schnell ins Herzen geschlossen. Um 19 Uhr, eigentlich viel zu früh in dieser Gegend, machen wir uns auf den Weg zum Club Nautico und sind gespannt auf unsere Paella. Unser Tisch ist schon gedeckt und kaum das wir sitzen, wird auch schon eine riesige Pfanne aufgetischt. Die Engländer haben nicht zu viel versprochen. Die Paella ist tatsächlich super lecker! Mit Tintenfische, Scampi, Muscheln und Fleisch zubereitet, nicht zu fett und nicht zu trocken. Auch der Preis ist absolut umwerfend. Für zwei Portionen Paella und eine Flasche Rioja werden wir gerade einmal 30 Euro los. Nach dem Essen machen wir noch einen kleinen Verdauungsspaziergang in die City. Nach der Siesta tobt hier inzwischen das Leben. Allerdings sieht man hier kaum ausländische Touristen. Es sind eher Einheimische oder vielleicht auch spanische Touristen, die hier in den Kneipen und Restaurants sitzen. Erstaunlicherweise haben auch die Supermärkte noch offen, obwohl es inzwischen schon 21 Uhr ist. Wir kaufen noch schnell eine Honigmelone fürs Frühstück und gehen dann zurück zum Schiff. Bei einem Glas Wein unter Deck lassen wir den Abend dann langsam ausklingen.
Mittwoch, 8. August 2007: Camarinas 0 sm
Brrr, ist das kalt draußen! Außerdem weht es ganz schön kräftig. Wir müssen doch tatsächlich heute mal unter Deck frühstücken, so kühl ist es im Cockpit. Unser Thermometer sagt gerade einmal 19° C Außentemperatur an. Aber die Melone mit Serranoschinken schmeckt natürlich auch so. Nach dem Frühstück machen wir uns mit unseren Rucksäcken bepackt auf den Weg in die Innenstadt. Wir wollen mal wieder unsere Bordvorräte auffüllen und natürlich ein paar Fotos von Camarinas machen. Als erstes landen wir auf dem Marktplatz. Hier gibt es zwar massenweise Klamotten und Schuhe zu kaufen, aber dafür kaum frische Lebensmittel. Nur ein paar Gemüsestände mit Kartoffeln und Knoblauch und ein paar Frauen mit Sardinen haben sich hierher verirrt. Wir bummeln weiter durch das Städtchen und gelangen schließlich zu einem netten Strand. Weiter geht es die Strandpromenade entlang und in den nächsten Supermarkt. Im Hipper Froiz kommen wir dann voll auf unsere Kosten. Wir erstehen Paprika, Avocado und Melone, Schinken und Käse, sowie Oliven und Baguette. Außerdem kommen wir an ein paar Flaschen Wein nicht vorbei. Erstaunlicherweise gelingt es mir nicht einen Weißwein für mehr als 3,99 Euro zu finden. OK, dass ist jetzt nicht wirklich schlimm, aber man hat schon ein wenig Bedenken eine Flasche Wein für 0,95 Euro zu kaufen. Die abendliche Probe an Bord zeigt aber, dass auch dieser Wein sehr gut genießbar ist. Nachdem wir an Bord alle Vorräte verstaut haben, geht es auch gleich schon mit der Arbeit weiter. Axel holt unsere Miniwaschmaschine aus ihrem Versteck und baut sie auf dem Achterdeck auf. Ich sortiere die Wäsche und stelle handliche 2 kg Portionen zusammen. Mehr schafft die Maschine nämlich nicht auf einmal. Den Rest des Tages verbringe ich dann damit eine Maschine nach der anderen zu waschen. Unsere Waschmaschine hat zusätzlich eine kleine Schleuder, so dass die Wäsche schon ziemlich trocken aus der Maschine kommt. Außerdem weht ein kräftiger Wind, so dass alles in Windeseile (schönes Wortspiel, oder?) trocken ist. Zur Belohnung gibt es abends leckere Scampi mit Knoblauch gebraten und dazu Baguette. Noch ein wenig Lesen und schon ist der Tag wieder vorbei.
Donnerstag, 9. August 2007: Camarinas 0 sm
Nach so einem harten Arbeitstag wie gestern, haben wir uns das Ausschlafen aber auch mal richtig verdient. Erst spät wird gefrühstückt, wie am Sonntag üblich natürlich mit Ei. Danach wird aber auch schon direkt wieder weitergearbeitet. Axel bastelt an unserem AIS, dem Automatischen Identifizierungssystem herum und bringt dem Gerät bei, dass es nun endlich auch unseren Namen und unsere Schiffsdaten richtig anzeigt. Ich stehe derweil am Salontisch und bügle die Wäsche von gestern. Nicht das wir besonders eitel wären und immer schön Bügelfalten in den Shorts haben wollen. Vielmehr ist Bügel die beste Methode die Restfeuchtigkeit aus den Klamotten raus zu bekommen. Schafft man dies nicht, rächt sich die Wäsche nämlich mit Muffigkeit und ggf. sogar Spack in den Schränken. Danach halten wir natürlich erstmal die übliche Siesta. Da in Spanien zwischen 14 und 17 Uhr keinerlei Geschäfte auf haben und es auch viel zu heiß ist, gewöhnt man sich schnell an diesen eigentlich ungewohnten Tagesrhythmus. Um 17 Uhr machen wir uns dann mal wieder auf den Weg zum Supermarkt und kaufen noch einige frische Zutaten ein. Da uns die Paella von vorgestern so gut gemundet hat, wollen wir heute uns einmal selber an das Thema heran wagen. Wir haben noch ein Paket TK-Meeresfrüchte, die wir darin verarbeiten wollen. Außerdem haben wir ein spezielles Paellagewürz gekauft. Der Versuch aus diesen beiden Zutaten in Verbindung mit Reis eine Paella zu zaubern scheitert allerdings kräftig. Die Meeresfrüchte scheinen wohl schon etwas länger im Supermarkt in der Tiefkühltruhe gewohnt zu haben. Sie schmecken einfach nur fischig und zäh. Das Paellagewürz hat zwar den Reis schön gelb gefärbt, allerdings ansonsten keinerlei Geschmack abgegeben. Auch das kräftige Einbringen von Salz, Pfeffer und Geflügelfond helfen da leider nicht weiter. Die Paella schmeckt wie eingeschlafene Füße. Na ja, passiert wohl dem besten Koch einmal. Wir lassen die Paella Paella sein und begnügen uns stattdessen mit ein wenig Baguette, Salami und Schinken. Schmeckt viel besser! Den restlichen Abend verbringen wir mal wieder unter Deck, da es draußen einfach viel zu windig und kalt ist. Und das soll hier Spanien sein!?
Freitag, 10. August 2007: Camarinas – Muros 38,3 sm
Endlich ist das Wetter wieder ein wenig besser geworden. Der Wind hat sich gelegt und wir entschließen uns den Sprung um das berühmt-berüchtigte Kap Finisterre zu wagen. Um 10.30 Uhr legen wir ab und verlassen Camarinas. Bis zum Kap Finisterre können wir auf schönste Art und Weise Segeln. Hello World läuft zwischen 8 und 9 kn und Wind und Wellen kommen freundlich von schräg hinten. Kurz vor Kap Finisterre bekommen wir dann auch endlich mal wieder ein paar Delfine zu sehen. Wir können eine riesige Gruppe beim Jagen beobachten. Einige kommen auch kurz bei uns am Schiff vorbei und spielen mit unserem Bug. Herrlich! Für den Anblick hat sich schon wieder der ganze Tag gelohnt. Leider zeigt sich Kap Finisterre heute mal von seiner ganz ruhigen Seite. Statt Sturm, hohen Seegang und gefährlich nahe Felsen erleben wir das Kap in völliger Flaute. Wir müssen den Diesel anschalten und motoren die nächsten Stunden bis wir in den Ría de Muros gelangen. Hier werfen wir ein Stück vom Hafen von Muros entfernt unseren Anker aus. Leider hat das Wasser eine unschöne ölige Schicht, so dass wir diesmal ausnahmsweise auf ein erfrischendes Bad verzichten. Stattdessen bringen wir unsere Kajaks aus und paddeln einmal durch die Bucht. Anschließend grillen wir uns an Bord leckere Hähnchenbrustfilets und Schafskäse. Den perfekten Abschluss des Tages geben dann eine kleine Gruppe von Delfinen, die fröhlich um die ankernden Schiffe herum schwimmt. Wir können sogar ein Muttertier mit Jungem erkennen. Dazu noch ein netter Sonnenuntergang hinter den Bergen….
Samstag, 11. August 2007: Muros – Combarro 41,7 sm
Als wir aufstehen liegt fast der gesamte Ría in dichtem Nebel. Dazu ist es völlig windstill. In unserer Ankerbucht dagegen scheint zum Glück die Sonne, so dass wir unser Frühstück mal wieder im Cockpit einnehmen können. Als schließlich Wind aufkommt, entschließen wir uns trotz des Nebels weiter zu segeln. Der Wind kommt zwar aus Westsüdwest statt wie vorhergesagt aus Nordwest, doch wen stört das schon. Wir können ja auch mal wieder ein wenig Amwindsegeln. Der Anker geht auf und wir segeln herrliche 5 Meilen in den dicken Dunst hinein. Dann allerdings ist der Wind wieder wie ausgeknipst. So ein Mist! Es hilft nix, wir müssen mal wieder den Motor starten. Zwar klart der Himmel im Laufe des Tages schließlich auf, doch der Wind kommt den ganzen Tag nicht wieder. Eigentlich hatten wir geplant heute in den Ría de Arosa und nach Vilagarcia zu fahren. Doch der Ort liegt ganz hinten im Ría und wir wollen möglichst keine so weite Strecke mehr motoren. Der Hafen von Sanxenxo ist zwar einen Ría weiter, doch die Entfernung ist ein wenig geringer. So fahren wir dann an der Isla Ons und dem Ría de Arosa vorbei und biegen in den Ría de Pontevedra ein. Zu schade nur, dass man uns im Hafen von Sanxenxo dann abwimmelt. Man erwartet zig Regattaboote und es gibt heute leider keinen Platz für uns im Hafen. Morgen könnten wir aber gerne wieder kommen. Oh je, der Nachbarhafen scheint uns deutlich zu klein und vor dem vollbelegten Strand zu ankern, haben wir eigentlich nicht so recht Lust. Zu viele Jetskies stören die Ruhe. Aber unser Revierführer hält noch eine Alternative parat. Das Örtchen Combarro soll man auf keinen Fall verpasst haben, wenn man in diesem Teil von Galizien ist. Zwar ist der Hafen selber für uns zu flach, doch können wir vor der Mole nett Ankern. Allerdings sind wir so inzwischen natürlich deutlich mehr Meilen motort, als wenn wir doch wie geplant Vilagarcia angelaufen hätten. Nachdem der Anker gut eingefahren und das Boot manierlich aufgeräumt ist, machen wir uns mit unserem Schlauchboot auf den Weg ins Örtchen. Der kleine Hafen scheint derzeit großzügig ausgebaut zu werden und wird wohl in ein paar Jahren auch größeren Yachten einen Platz bieten können. Wir folgen den Menschenströmen und landen schließlich in der Altstadt. Hier bietet sich ein Bild wie vielleicht vergleichbar in der Drosselgasse in Rüdesheim am Rhein. Nur die Japaner fehlen. Ansonsten gibt es eine Kneipe nach der nächsten. Dazwischen jede Menge Shops mit Kitsch und Nippes. Es riecht aus jedem zweiten Haus nach Weinkeller und Essen. Leider hat man hier nur vergessen ein wenig aufzuräumen. Die hübschen alten Gebäude sehen zum großen Teil ziemlich ungepflegt aus. Wenn man in die Seitengassen blickt, türmen sich ganze Müllberge auf. Die Menschen scheint es nicht zu stören, denn es herrscht ein Betrieb wie auf dem Jahrmarkt. Wir kehren schließlich in eine der Tapasbars ein und genießen mal wieder Pulpo, Chorizo und Konsorten. Gut gesättigt und zufrieden machen wir uns auf den Rückweg zu unserem Boot. Einzig, dass ich beim Drosseln des Außenborders einen ziemlich nassen Hintern bekomme, stört das Glück ein wenig. Nur gut, dass uns das nicht schon auf dem Hinweg passiert ist. So ist die Hose schnell ausgezogen und zum Trocknen aufgehängt. Wir sitzen noch eine Weile im Cockpit, bis es mal wieder zu kalt wird. Wann kommt bloß endlich mal die Zeit, wo man bis Mitternacht kurzbehost draußen sitzen kann?
Sonntag, 12. August 2007: Combarro – Vigo 20,9 sm
Die Nacht vor Anker war schön ruhig und erst am Morgen fängt der Wind wieder an zu wehen. Obwohl wir eigentlich noch einmal für eine Fotosession in die Altstadt von Combarro zurück kehren wollten, entscheiden wir uns schließlich lieber den guten Wind zu nutzen. Man weiß ja nie so recht, wie lange er weht. Nach dem Frühstück geht es dann also direkt los und wir segeln wunderbar aus dem Ría hinaus. Am Ausgang erwischt uns dann allerdings mal wieder eine Flaute. Zum Glück ist sie diesmal nur von kurzer Dauer und wir dümpeln uns einfach hindurch. Spektakulärerweise dreht der Wind plötzlich von Nordost auf West. Unsere Bullentalje, die wir gesetzt hatten, um ein Schlagen des Segels in der Dünung zu vermindern, wirkt somit nun als Schot und hält das Großsegel back. Dabei kommt der Winddreher so schnell, dass wir doch tatsächlich plötzlich rückwärts segeln. Wir nehmen das Segel vorsichtig auf die andere Seite und können nun mit halben Wind segeln. Sachen gibt’s! In Rauschefahrt geht es schließlich in den Ría de Vigo hinein. Obwohl der innenstadtnahe Hafen des Real Club Nautico de Vigo eigentlich immer rappelvoll sein soll, versuchen wir zunächst dort unser Glück. Und tatsächlich man hat noch einen schönen Platz für uns frei. Allerdings müssen wir hier zum ersten Mal auf dieser Reise römisch-katholisch anlegen. Heißt nichts anderes, als das wir mit dem Heck zu Steck festmachen und der Bug an einer Mooringleine belegt wird. Damit liegen wir allerdings auch wie auf dem Präsentierteller. Fast ganz Vigo spaziert am Abend die Promenade hinter unserem Heck entlang und starrt ungeniert in unser Cockpit. Wir machen noch einen kurzen Landrundgang und stellen fest, dass die Segelyacht Apelia ebenfalls hier festgemacht hat. Zwar kennen wir Steffi und Tim bisher nur aus Erzählungen, doch was nicht ist, kann ja noch werden. Wir statten dem Boot einen kurzen Besuch ab, doch die Crew ist leider nicht an Bord. Schade, aber vielleicht ist ja später wieder jemand da. Wir lassen ein Visitenkärtchen da und bummeln die Hafenpromenade entlang zurück zu unserem Boot. Dort relaxen wir schön im Cockpit und lassen uns wie die Affen im Zoo begucken. Zum Glück ist auch hier ein Zaun zwischen den Schaulustigen und uns, so dass zumindest ein gewisser Abstand gewahrt bleibt. Abends machen wir uns einen leckeren mexikanischen Tacoauflauf und Guacamole dazu. Als wir anschließend entdecken, dass Tim und Steffi wieder an Bord zu sein scheinen, mache ich mich mit meinem Kajak auf den Weg zu ihnen. Das geht allemal schneller als zu Fuß, da ich ansonsten den gesamten Hafen einmal hätte umrunden müssen. Die Beiden sind natürlich ziemlich überrascht, als ich bei ihnen angepaddelt komme. Kurzentschlossen lade ich sie auf ein Glas Wein an Bord von Hello World ein und paddle wieder zurück. Eine halbe Stunde später treffen die Beiden dann bei uns an Bord ein und wir verbringen einen netten Abend zusammen. Erst gegen ein Uhr nachts lösen wir unsere kleine Runde auf, da Steffi und Tim noch einen Besucher aus Deutschland erwarten.
Montag, 13. August 2007: Vigo 0 sm
Nachdem wir schön ausgeschlafen haben, machen wir uns am Morgen auf den Weg zum Hafenmeister. Gestern bekamen wir nur ein sehr wichtig aussehendes Formular in die Hand gedrückt, welches wir nun heute ausgefüllt abgeben wollen. Auf dem Weg zur Officina treffen wir Tim und Andreas, den Besuch aus Deutschland. Steffi folgt auch kurz dahinter mit dem Franzosen Daniel im Schlepptau. Wir beschließen alle gemeinsam Frühstücken zu gehen und machen uns nach einem kurzen Stopp bei der Apelia auf den Weg in die Innenstadt. An der Hafenpromenade werden wir fündig und setzen und in das nächst beste Cafe. Bei Kaffee, Croissants und einer süßen spanischen Leckerei plaudert es sich sehr angenehm. Daniel ist mit seinem Aluboot Einhand unterwegs und fährt wie wir in Richtung Süden. Tim und Steffi laden uns alle zu diesem netten Frühstück ein und sind baff erstaunt, als sie insgesamt nur 9,50 Euro los werden. Da kann man ja eigentlich öfter mal aushäusig Frühstücken gehen, oder? Schließlich trennen wir uns von den anderen und machen uns auf den Weg zum nächsten Supermarkt. Nicht weit vom Hafen entfernt werden wir fündig. Gut bepackt liefern wir unsere Einkäufe erstmal auf unserem Boot ab, bevor wir uns weiter in die Altstadt begeben. Obwohl es hier ähnlich belebt wie in La Coruna zugeht, ist Vigo doch irgendwie nicht so nett und einladend. Viele Häuser sind fast völlig zerfallen und müssen dringend renoviert werden. Auch nimmt Schmutz und Müll an manchen Ecken deutlich Überhand. Das hatten wir uns irgendwie netter vorgestellt. Aber vielleicht täuscht der erste Eindruck ja auch. Vielleicht haben wir die ganz netten Ecken ja einfach noch nicht gefunden. Außerdem schaffen wir es irgendwie nicht eine Tauchbasis ausfindig zu machen. Schade eigentlich, aber das Wasser ist meiner Meinung nach eh ein wenig zu kalt. Am frühen Nachmittag kehren wir zurück zu Hello World und genießen unser Standardmittagessen aus Baguette, Queso und Chorizo. Da kann man sich wirklich dran gewöhnen! Danach folgen unweigerlich ein, zwei Stündchen Siesta. Am Abend kommt uns Daniel, der Franzose, besuchen. Wir trinken gemeinsam Wein und unterhalten uns prächtig. Tim und Steffi von der Apelia haben Vigo leider schon wieder verlassen. Aber die Beiden werden wir sicherlich irgendwo anders noch einmal wieder treffen.
Dienstag, 14. August 2007: Vigo 0 sm
Da die Zeit von Sonntag bis Donnerstag ja immer so lang ist, hat Axel kurzerhand den Dienstag zum Hilfssonntag ernannt. Sprich, es gibt jetzt auch Dienstags mal ein Ei zum Frühstück. Für heute haben wir uns mal wieder einen Tag Bootspflege vorgenommen. So schrubbt Axel nach dem Frühstück fleißig draußen das Deck, während ich drinnen den Ofen mal grundreinige und meinen Staubsauger schwinge. Das Wetter ist heute ausnahmsweise mal richtig ekelig. Es regnet immer mal wieder in feinen Tropfen. Als es nachmittags kurz aufhört zu regnen, machen wir uns auf den Weg in die Innenstadt. Zunächst wandern wir am Wasser entlang und versuchen in der Nähe vom Fischereihafen einen Yachtausstatter zu finden. Axel möchte unsere Bordtoilette noch mit einem Schwanenhals ausstatten, damit sie nicht aus Versehen voll laufen kann. Leider werden wir nirgendwo fündig und erstehen lediglich eine schicke Hawaiihose für Axel. In der Zwischenzeit hat es natürlich wieder angefangen zu regnen, so dass wir beschließen auf direktem Wege zum Schiff zurück zu kehren. Dort angekommen sind wir völlig durchnässt und haben erstmal die Schnauze voll von Stadtrundgängen. Denn auch heute war der Anblick von Vigo eher unerfreulich. An jeder Ecke sammelt sich Müll, überall stinkt es und die Häuser müssten wirklich dringend mal renoviert werden. Damit der Frust nicht überhand nimmt, bereiten wir uns zum Abendessen dann erstmal einen leckeren Salat mit Honigdressing und gebratenem Lachsfilet. Danach sieht die Welt schon wieder viel fröhlicher aus. Während wir noch speisen, kommt plötzlich der Hafenmeister ungefragt an Bord und belegt eine zusätzliche Mooringleine an Hello Worlds Bug. Weiß er vielleicht mehr über die Windvorhersage als wir? Zur Zeit sieht es eigentlich relativ normal aus und unser Wetterbericht hat auch keinen Sturm vorhergesagt. Egal, Hello World liegt jedenfalls noch besser vertäut als vorher im Hafen. Abends bekommen wir dann wieder Besuch von unserem französischen Freund Daniel. Bis Mitternacht sitzen wir nett unter Deck und reden über Gott und die Welt.
Mittwoch, 15. August 2007: Vigo – Islas Cíes 12,8 sm
Der Hafenmeister hat tatsächlich recht. Der Wind nimmt nachts tatsächlich um einiges zu. Aber Hello World liegt natürlich gut und sicher, auch wenn wir einige Male aufwachen, weil sie so an den Leinen zerrt. Zum Frühstück bereiten wir uns heute mal leckere Melone mit Serranoschinken. Genießen müssen wir das Ganze leider unter Deck, da es draußen in Strömen regnet. Eigentlich hatten wir ja geplant heute zu den Islas Cíes zu segeln, doch bei Regen legen wir natürlich nicht ab. Stattdessen vertrödeln wir den Vormittag an Bord und spazieren mittags in einer Regenpause kurz zu Daniel hinüber. Wir machen ein Foto von ihm und Käpt’n Blaubär zur Erinnerung und klönen noch ein wenig an Bord von seiner Goyave. Schließlich entschließt sich das Wetter doch noch zu einer Besserung und wir können doch noch ablegen. Als erstes halten wir allerdings erstmal an der Tankstelle in der Hafenausfahrt und füllen unseren Tank mit knapp 500 l Diesel nach. Ganz schön viel verbraucht seit den Kanalinseln! Aber irgendwie haben wir im Juli auch noch ganz schön viel heizen müssen. Nachdem wir nun wieder gut befüllt sind, setzen wir Kurs ab auf die Islas Cíes. Die Strecke ist nicht weit und es stört kein bisschen, dass wir heute mal wieder Kreuzen müssen. Bei den Inseln angekommen, schauen wir uns zunächst den Ankerplatz vor der Isla St. Martin an. Doch hier scheint es uns angesichts der Wettervorhersage von Nordwest 4-5 doch etwas zu ungeschützt zu sein. Allerdings sieht die Ankerbucht wirklich traumhaft schön aus. Wir fahren das kurze Stück zum nächsten Ankerplatz unter Motor und werfen den Anker schließlich vor der Playa Arena de Rodas. Hier verbindet eine Sandbank mit dahinter liegender Lagune die Isla del Norte mit der Isla del Faro. Man kommt sich ein bisschen vor wie in der Karibik vor diesem langen, weißen Sandstrand und dem türkis-grünen Wasser. Leider macht sich auch hier der Atlantikschwell bemerkbar und Hello World schaukelt ziemlich hin und her. Wir genießen so lange wie möglich die Sonne im Cockpit, werden jedoch irgendwann von der Kälte und Feuchtigkeit unter Deck getrieben. Hier lesen wir noch ein wenig und fallen irgendwann wie gewohnt in unsere Kojen.
Donnerstag, 16. August 2007: Islas Cíes – Baiona 8,2 sm
Der Schwell macht die Nacht mal wieder ziemlich unruhig. Es schläft sich einfach nicht wirklich gut, wenn man ständig von einer Seite auf die andere gerollt wird. Nach dem Frühstück machen wir uns mit unserem Schlauchboot auf den Weg an Land. Wir parken „Sunny“ ganz oben am Strand und sind einigermaßen froh, dass wir die Räder ans Schlauchboot angebaut haben. So lässt es sich relativ einfach aus dem Bereich der Flutlinie ziehen. Wir wandern zunächst in Richtung des kleinen Fähranlegers, wo wir auf einem Informationsschild nachschauen, wohin wir eigentlich weiterlaufen wollen. Wir entschließen uns zu einem Rundgang auf der Isla del Faro und dem Besuch des namensgebenden Leuchtturms. Bei zunehmender Hitze geht es dann für ca. 3 km bergauf. Zum Glück spenden am Anfang noch einige Bäume Schatten, doch je höher man gelangt, desto karger wird die Vegetation. Schweißgebadet erreichen wir schließlich den Leuchtturm und genießen die spektakuläre Aussicht auf die Inseln und den Atlantik. Durch den Schwell brandet das Meer beeindruckend an den Felsen der Insel. Der hohe Salzgehalt des Wassers sorgt außerdem dafür, dass sich riesige Schaumteppiche bilden. Nachdem wir den Rundblick ausreichend genossen haben, machen wir uns auf den deutlich unbeschwerlicheren Weg nach unten. Wieder am Strand angekommen, gönnen wir uns zunächst noch ein Glas Bier in der Strandbar zu Erfrischung bevor wir mit unserem Schlauchboot wieder zu Hello World übersetzen. Während wir noch paddeln (jawohl, der Außenborder ist heute mal an Bord geblieben), treibt plötzlich eine andere Yacht an Hello World vorbei. Augenscheinlich ist der Anker ausgebrochen und das Boot treibt unbemerkt auf See hinaus. Da das Beiboot noch an Bord liegt, muss die Mannschaft eigentlich an Bord sein. Doch wir können zunächst niemanden entdecken. Wir versuchen die Leute mit Hilfe unseres Signalhorns aufmerksam zu machen, doch auch das gelingt nicht. Schließlich baut Axel doch lieber den Außenborder ans Beiboot an und wir sausen zu der Yacht, die inzwischen etwa 300 m von uns entfernt treibt. Unser Klopfen an der Bordwand bringt dann auch schließlich einen ziemlich verschlafen aussehenden Spanier hervor. Verwundert schaut er uns zunächst an, doch als wir auf den Strand deuten und sagen „Your anchor is slipping“, dankt es uns überschwänglich für unsere Hilfe. Zurück an Bord setze ich mich mit einem Buch ins Cockpit und genieße die Sonne. Axel packt dagegen seine Tauchsachen aus und unternimmt einen kurzen Unterwasserausflug zu unserem Anker. Der sitzt auf jeden Fall super sicher und fest. Unsere kleine Ankerbucht wird im Laufe des Tages leider immer voller und voller. Die Geräuschkulisse vom Strand wird auch immer lauter. Schließlich beschließen wir, dass uns der Trubel zu viel wird und wir doch noch die kurze Strecke nach Baiona segeln wollen. Wir liften den Anker und sausen nur unter Genua das kurze Stück bis dorthin. In Baiona angekommen sehen wir am Steg als erstes Tim, Steffi und Andreas, die uns beim Anlegen an der Außenseite vom Wellenbrecher helfen. Allerdings merken wir schnell, dass man dort nicht sonderlich gut liegt. Die vorbeifahrenden Motorboote verursachen einen derartigen Schwell, dass die Schiffe sozusagen auf dem Wasser hüpfen. In einem geschützteren Teil des Hafens liegt aber zum Glück auch die niederländische X-55 Roxanne an der wir freundlicherweise längsseits gehen dürfen. Die Roxanne hatten wir bereits in Camaret sur Mer gesehen, dort jedoch noch keinen Kontakt mit den Bewohnern gehabt. Tim und Steffi, die beide sehr gut Niederländisch sprechen, sind allerdings bereits gut mit Boris und Barbara und ihren drei Kindern befreundet und haben schon einige Male nebeneinander gelegen und geankert. So fällt der Kontakt natürlich nicht sonderlich schwer. Abends geht es dann mit Tim, Steffi und Andreas zum gemeinsamen Abendessen. Auf einer Halbinsel am Hafen befindet sich eine Art Festungsanlage in der ein 4-Sterne-Hotel nebst Restaurant untergebracht ist. Die Drei von der Apelia hatten dort bereits nachmittags einen Tisch reserviert und wir konnten uns noch kurzfristig anschließen. Die Vorspeise beginnt dann auch direkt viel versprechend. Wir bekommen Unmengen an Pimientos, frittierten Käse, Thunfischkanapees, Miesmuscheln und Melonensalat aufgetischt. Die Vorspeise alleine reicht schon, dass wir ziemlich satt sind. Das ist auch gut so, denn der Hauptgang wird den Erwartungen in keinster Weise gerecht. Axels und mein Reis mit Lobster ist total versalzen und der Lobster ziemlich mickrig. Das Steak von Tim ist mehr blutig als durch und der Schwerfisch von Steffi und Andreas hat ebenfalls eine Portion Salz zu viel abbekommen. Da hatte der Koch wohl deutlich Liebeskummer. Auch das nachfolgende Dessert ist mehr oder minder enttäuschend. Naja, immerhin entschädigt der Blick auf den Sonnenuntergang hinter den Islas Cíes doch für einiges. Im Stockdusteren machen wir uns schließlich auf den Weg zurück zu unseren Schiffen. Wir tapsen dabei auf der Mauer der Festung entlang, was angesichts der Dunkelheit nicht ganz so einfach ist. In Deutschland würde jedenfalls jede Aufsichtsbehörde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, angesichts der ungesicherten, 3 m abfallenden Mauer. Als wir gegen Mitternacht wieder zurück an Bord sind, fallen wir umgehend und ziemlich erschöpft von diesem anstrengenden Tag in unsere Kojen.
Freitag, 17. August 2007: Baiona 0 sm
Die Nacht ist ruhig und wir erwachen erfrischt am nächsten Morgen. Nach dem opulenten Mal am Vorabend gibt es heute zum Frühstück ausnahmsweise nur Joghurt. Anschließend starten wir zu einem Rundgang durch die Stadt. Wir laufen entlang der Hafenpromenade und biegen schließlich in Richtung Innenstadt ein. Schließlich finden wir einen guten Supermarkt und stocken mal wieder unseren Proviant auf. Da es ein schöner Tag zu werden verspricht, beschließen wir Tim, Steffi, Andreas, Boris, Barbara und die Kinder zum Grillen einzuladen. Entsprechend landen auch Baguette, Hähnchenbrustfilet, Schweinekoteletts, Schaschlikspieße und Scampi in unserem Einkaufswagen. Zum Glück erklären sich auch Alle bei unserer Rückkehr im Hafen mit dieser Idee einverstanden, sonst hätten wir womöglich die nächsten drei Tage grillen müssen. Den Nachmittag verbringen wir mit Klönen mit den Nachbarn, Lesen und Vorbereiten der Grillaktivitäten. Da es in Spanien scheinbar keine fertige Kräuterbutter gibt, bereite ich diese einfach selber zu. Außerdem mache ich eine Portion Jalapeno-Limetten-Butter, die hervorragend zu den Scampi passt. Die Hähnchenbrustfilets werden schnell in Zitronensaft mariniert und für die Scampi opfere ich ein wenig von meinem restlichen Everglades-Heat Gewürz (Saulecker und sehr empfehlenswert, wenn Ihr mal nach Florida kommt). Zusätzlich zu dem grünen Salat, den Steffi mitbringen will, mache ich dann noch einen Rote Bohnen-Kartoffel-Salat. Immerhin sind wir sieben Erwachsene und drei Kinder, die alle irgendwie satt werden wollen. Schließlich kommt der Abend und wir sitzen mit allen unseren Freunden im Cockpit zusammen, schlemmen die leckeren Grillsachen und unterhalten uns prächtig. Käpt’n Blaubär hockt mit den Kiddies zusammen auf dem Achterschiff und passt auf, dass keiner von ihnen über Bord geht. Abgerundet wird der Abend noch durch einen superleckeren Fruchtsalat von Barbara und es ist weit nach Mitternacht, als wir endlich alle in unsere Kojen verschwinden.