Blauwassertour 2007 – Teil 8

Achter Teil unserer Reise auf Fuerteventura, Gran Canaria, Tenerife und La Gomera vom 10. bis 30. November 2007.

Samstag, 10. November 2007: Marina Rubicón/Lanzarote – Morro Jable/Fuerteventura 66,7 sm

Puh, da erfrecht sich unser Wecker doch glatt und weckt uns bereits um sechs Uhr früh! Zu einem Zeitpunkt also, wo es im Hafen noch stockduster ist. Aber wir haben es ja nicht anders gewollt. Spätestens am Montag müssen wir in Pasito Blanco auf Gran Canaria sein und der Weg dorthin ist lang. Wir haben uns für die Alternative „zwei Tage Segeln mit Zwischenstopp im Süden von Fuerteventura“ entschieden. So müssen wir zwar insgesamt 10 Seemeilen mehr segeln, doch sparen wir uns einen lästigen Nachttörn bzw. die Ankunft im Dunklen. Um 6.45 Uhr lösen wir nach 4 1/2 Wochen in der Marina Rubicón die Leinen und verlassen Lanzarote. Es dämmert bereits, so dass die Ausfahrt ohne Probleme gelingt. Gegen 7.30 Uhr geht dann die Sonne dick und rund am Horizont auf und wir frühstücken in Ruhe im Cockpit. Der Wind weht wie gewohnt aus Nordost und schiebt uns gemütlich an Los Lobos und Fuerteventura vorbei. Ähnlich wie Lanzarote ist auch die südlicher gelegene Insel Fuerteventura ziemlich karg und felsig. Im Gegensatz zu Lanzarote hat man hier allerdings auf den Bau von Hotelburgen nicht verzichten wollen. Besonders im Süden reiht sich eine Appartementanlage neben der anderen auf. Am späten Nachmittag erreihen wir schließlich den Hafen von Morro Jable. Laut Hafenführer kann es hier schon mal zu orkanartigen Fallböen im Hafen kommen, doch wir haben heute Glück. Es weht nicht der leiseste Hauch und die Pontons, die im Hafenführer noch als „detached“, also nicht mit dem Land verbunden, beschrieben werden, haben inzwischen einen Landzugang. Von Hafenmeister oder Marina Office ist allerdings immer noch nichts zu sehen. Die Umgebung im „Gästebereich“ des Hafens gleicht einer großen Baustelle, auf der man gerade begonnen hat die Erde zu planieren. Wasser und Strom sucht man vergeblich am Steg und auch Mülltonnen konnten wir nicht entdecken. Kaum das die Nacht anbricht, wird es außerdem stockdunkel. Die Lampen an der Kaimauer scheinen zwar schon aufgebaut, aber noch nicht angeschlossen worden zu sein. Egal, wir verkriechen uns bereits um halb zehn in unsere Kojen und erholen uns von diesem anstrengenden Segeltag. Man ist halt nix mehr gewohnt.

Hotelburgen im Süden von Fuerte

Sonntag, 11. November 2007: Morro Jable/Fuerteventura – Pasito Blanco/Gran Canaria 71,1 sm

Wer spät ankommt und früh ablegt, kann schon mal Glück haben und wird vom Hafenmeister und der Einforderung des Hafengeldes verschont. Bei uns klingelt auf jeden Fall schon wieder um 6 Uhr der Wecker. Um zehn vor sieben sind die Leinen gelöst und wir sind auf dem Weg nach Westen. Während es im Hafen kräftig mit 5er Böen wehte, regt sich draußen auf See allerdings plötzlich kein Lüftchen mehr. So lassen wir die Segel heute mal Segel sein und nutzen stattdessen unseren Diesel. Dafür dürfen wir heute mal wieder einen 1A-Sonnenaufgang bewundern. Schon erstaunlich welche Farbpracht die Natur so zustande bringt. Zweierlei machen den Tag heute zu etwas besonderem: 1. Axels Schwester Anja hat heute Geburtstag und 2. im Rheinland beginnt heute um 11 Uhr 11 der Karneval. Bei Anja rufen wir natürlich an, um ihr zu gratulieren, erreichen jedoch leider nur ihre Mailbox. Also auf diesem Wege noch einmal: Herzlichen Glückwunsch! Den Karnevalsanfang feiern wir pünktlich auf hoher See, gönnen uns ein Döschen Bier und lassen die Höhner für musikalische Stimmung sorgen. Den festlichen Anlass können wir zu unserem großen Erstaunen zudem mit dem kanarischen Dreigestirn feiern. Kaum das die ersten Takte von „Wo mir sin is Kölle“ erklingen, kommen nämlich drei Delfine vorbei und schunkeln eine Weile vor unserem Bug hin und her (und diese Geschichte hat sich ausnahmsweise mal nicht unser Käpt’n Blaubär ausgedacht!). Ansonsten bleibt der Tag relativ ereignislos, da der Wind sich die ganze Zeit nicht sehen lässt und auch sonst nicht viel Verkehr auf dem Wasser herrscht. So erreichen wir um kurz vor 17 Uhr den Hafen von Pasito Blanco auf Gran Canaria. Dort werden wir schon erwartet und von drei Marineros zu unserem Liegeplatz begleitet. Leider müssen wir hier seit langem mal wieder mit so genannten Grundleinen anlegen. Diese Leinen sind fest am Hafenboden verankert und liegen bei Nichtbenutzung schön im Schlick. Entsprechend angenehm ist dann leider auch der Geruch und das Aussehen. Sowohl Farbe als auch Odeur erinnern stark an eine ansonsten dem Fäkalientank vorbehaltene braune Masse. Nachdem Hello World gut vertäut ist und die braunen Spuren am Rumpf abgespült sind, machen wir einen ersten Hafenrundgang. Pasito Blanco ist nicht wirklich eine Gästemarina, sondern beherbergt hauptsächlich Festlieger. An unserem Steg liegen daher so in etwa 100 kleine Angelboote. Entlang der Marina stehen einige größere Bungalows und Appartementhäuser, die scheinbar vorwiegend privat genutzt werden. Außerdem entdecken wir einen kleinen Spar-Supermarkt, der auf 20m² Fläche ein erstaunlich breites Angebot bietet. Wir erstehen ein paar Leckereien und machen uns auf den Rückweg zum Schiff. Dabei machen wir noch kurz bei einem anderen deutschen Boot aus Würzburg halt. Die beiden Bewohner geben uns ein paar nette Tipps zum Bus fahren, Auto mieten etc. Zurück an Bord futtern wir ein wenig Brot mit Wurst und Käse und sitzen noch lange Zeit im Cockpit. Irgendwie scheint es hier auf Gran Canaria ein paar Grad wärmer zu sein, als auf Lanzarote. Dort konnte man jedenfalls nach Anbruch der Dunkelheit nur sehr selten im Cockpit sitzen bleiben. Außerdem versuchen wir noch über Funk eine Positionsmeldung abzugeben. Doch leider scheinen wir hier im Hafen in einem Funkloch zu sitzen. Es lässt sich jedenfalls keine Verbindung herstellen. Und auf das Hafen-Wifi können wir erst morgen zurück greifen, da das Marina Office, wo wir den entsprechenden Zugangscode bekommen könnten, am Sonntag natürlich nicht geöffnet hat. Aber so schlimm ist das natürlich auch wieder nicht.

Sonnenaufgang über dem Atlantik

Montag, 12. November 2007: Pasito Blanco/Gran Canaria 0 sm

Auch heute heißt es mal wieder früh aufstehen. Allerdings diesmal erst um Sieben. Während Axel sich damit noch schwer tut, bin ich schon auf dem Weg zum Marina Office. Hier melde ich uns ordnungsgemäß an, lasse Pässe, Schiffspapiere und Versicherungsnachweis kopieren, bekomme den Code fürs Internet und miete auch direkt ein Auto für die nächsten zwei Tage. Diesmal bekommen wir für unsere 30 Euro einen Twingo, der um 9.30 Uhr zum Hafen geliefert wird. Auf dem Rückweg vom Marina Office gehe ich noch schnell beim Spar-Markt vorbei und kaufe ein paar frische Brötchen. Das hatten wir lange nicht mehr. Zurück an Bord wird dann erst einmal ordentlich gefrühstückt. Dabei telefonieren wir noch schnell mit Sönke von der Hippopotamus und fragen ihn, ob er eventuell für uns heute den Anker beim Spediteur abholen könnte. Da wir nicht genau wissen, wann das Schöchl Team bei uns aufschlägt, wollen wir sicher gehen, dass der Anker auf jeden Fall heute noch bei der Spedition abgeholt wird. Sönke erklärt sich zum Glück bereit uns zu helfen und wir sind guter Hoffnung, dass wir den Anker tatsächlich in Kürze an unserem Bug befestigen können. Kurze Zeit später erreicht uns dann die Nachricht von Schöchl, dass sie heute wohl erst später bei uns sein werden. Ein Paket, in dem sich ihr Werkzeug und ein paar Ersatzteile für uns befinden, ist leider irgendwie nicht pünktlich geliefert worden und liegt wohl noch in Madrid. Uns wundert so etwas natürlich nicht! Angeblich soll es mittags aber mit dem Flieger kommen. Na ja! Da sich die Leute von Sunbeam im Moment sowieso in Las Palmas befinden, bitten wir sie spontan, ob sie unseren Anker nicht vielleicht auch bei der Spedition abholen und dann mitbringen können. So muss Sönke nicht erst mit dem Taxi los und wir haben den Anker auf jeden Fall schon heute Abend. Und natürlich erklärt sich Team Schöchl auch dazu bereit. Wir rufen also noch einmal bei Sönke an und erklären ihm, dass er sich um unseren Anker nicht mehr zu kümmern braucht. Allerdings sind wir inzwischen derart hysterisch was den Anker angeht, dass uns im gleichen Moment wieder Zweifel befallen. Was ist, wenn Schöchls den Anker nicht bekommen? Was ist, wenn sie erst am Nachmittag zur Spedition fahren können und die dann womöglich geschlossen hat? Was ist, wenn der Anker inzwischen schon per Frachter auf dem Weg nach Lanzarote ist? Wir werden immer unsicherer und beschließen schließlich doch selber nach Las Palmas zu fahren und den Anker bei der Spedition abzuholen. Just in dem Moment, als wir gerade das Schiff verlassen wollen, bekommen wir jedoch einen weiteren Anruf. Diesmal ist es Eva von der Sola Gracia, die gerade mit Rüdiger und ein paar Freunden in Las Palmas ist. Sönke hat ihr von unserem Ankerproblem erzählt und nun fragt sie, ob sie uns den Anker nicht einfach abholen und mitbringen sollen. Sie können sich sofort auf den Weg machen und uns dann schnell mitteilen, falls es irgendwelche Probleme damit geben sollte. Da die Beiden mit ihrem Schiff ein paar Häfen weiter in Puerto de Mogan liegen, wäre auch der Transport zu uns kein großer Umweg für sie. Ja, das klingt natürlich nach der besten Variante für uns. Nur wissen wir jetzt natürlich nicht mehr, wie wir eigentlich die Wartezeit vertrödeln sollen, bis die Schöchls zum Bootscheck kommen. Nach ein wenig hin und her überlegen, beschließen wir einen Ausflug nach Puerto de Mogan zu machen, wo Trixie und Andreas mit ihrer Sunbeam 42 Africa liegen. Die Beiden kennen wir bisher erst per Email und sind natürlich gespannt sie nun endlich persönlich kennen zu lernen. Mit der Gedankenübertragung zwischen uns scheint es jedenfalls schon mal gut zu klappen. Kaum das wir im Auto sitzen, erhalten wir nämlich eine SMS von den Beiden, wann wir uns denn mal treffen könnten. Eine halbe Stunde später sitzen wir dann auch schon im Cockpit von Africa, lassen uns mit Getränken bewirten und unterhalten uns prächtig mit den Beiden. Natürlich tauschen wir erstmal unsere Sunbeam-Eigner-Erfahrungen aus und dürfen auch einen Blick ins Boot werfen. Von Eva und Rüdiger bekommen wir dann zwischenzeitlich die frohe Botschaft, dass sie unseren Anker ohne Probleme bekommen haben. Juchuh!!! Schließlich meldet sich Team-Schöchl bei der Africa und verkündet, dass sie gleich zum Durchchecken vorbei kommen werden. Das wundert uns zwar ein wenig, da wir erstmal keine Nachricht erhalten, dass sie davor oder danach auch zu uns kommen werden, doch ein Anruf bringt schließlich Klärung. Das Paket ist immer noch nicht geliefert worden und scheinbar irgendwo verloren gegangen. Als hätten wir so was nicht vorhersagen können. Man ist aber trotzdem hoffnungsvoll, dass es nun am nächsten Morgen geliefert wird. Wer’s glaubt! Den Durchchecktermin bei uns will man daher auch erst am nächsten Tag machen. Uns soll es recht sein. So haben wir Gelegenheit noch ein wenig in Puerto de Mogan zu bleiben. Wir rufen direkt bei Eva und Rüdiger an, dass sie den Anker nicht bei uns vorbei bringen müssen, sondern dass wir ihn gerne bei ihnen im Hafen in Empfang nehmen würden. Während wir einen kurzen Hafenbummel machen, erreicht dann auch das Team von Sunbeam Puerto de Mogan. Die Africa wird gut durchgeschaut und wir können Manfred Schöchl noch ein paar Tipps für die Atlantiküberquerung entlocken. Immerhin hat er im letzten Jahr mit einer Sunbeam 44 gerade einmal 15 Tage und eine Stunde von Gran Canaria nach St. Lucia gebraucht. Wäre ja nett, wenn wir das auch so schnell schaffen könnten. Allerdings sind Axel und ich natürlich nicht die erfahrenen Regatta- und Hochseeprofis, so dass wir wohl eher mal ein Reff einlegen werden, wo Manfred Schöchl gerade erst den Spinnaker setzen würde. Für den Check von Hello World verabreden wir uns für den nächsten Tag um 15 Uhr. Spätestens mittags sollte ja das begehrte Paket endlich da sein. Unser Geläster von wegen Zoll und frühestens in drei Wochen, verhallt da zunächst einmal ungehört. Um 19 Uhr kommen dann schließlich Eva und Rüdiger mit dem schönsten Anker der Welt im Schlepptau. Wir beschließen alle gemeinsam noch Essen zu gehen, bevor wir uns wieder auf den Weg nach Pasito Blanco machen. So gibt es heute mal als Vorspeise leckeres Knoblauchbrot und mit Krabben gefüllte Avocado und als Hauptgang gegrillten Sama, einer hier heimischen Brassenart. Alles sehr lecker! Für den nächsten Abend laden wir die Vier zu einem leckeren Wok-Essen an Bord von Hello World und machen uns schließlich auf den Heimweg. Zurück in Pasito Blanco lässt uns die Security ohne Probleme aufs Gelände fahren und wir fallen recht schnell und ziemlich müde in unsere Betten.

Besuch in Puerto de Mogan

Dienstag, 13. November 2007: Pasito Blanco/Gran Canaria 0 sm

Eigentlich könnten wir heute ja mal ausschlafen. Doch das frühe Aufstehen der letzten Tage wirkt nach. Ich bin bereits um sieben Uhr munter und auch Axel hält es nicht lange in der Koje. Während ich dusche, bastelt er bereits an seinem neuen Anker herum. Noch vor dem Frühstück hängt das gute Stück dann endlich am Bugspriet. Während wir dann im Cockpit frühstücken, entleeren wir unsere gerade frisch gefüllten Wassertanks. Während wir in den letzten Wochen eigentlich keinerlei Probleme mit dem lanzarotischen Wasser hatten, stinkt die letzte Tankfüllung tierisch nach Chlor und Chemikalien. Beim Duschen bekommt man Atemnot und selbst nach dem Zähneputzen muss man erstmal ordentlich lüften. Schließlich ist der Tank leer und Axel holt den Schlauch, um neues Wasser einzufüllen. Zu dumm nur, dass wir vorher nicht geguckt haben, ob dort auch tatsächlich Wasser raus kommt. Denn leider ertönt nur ein leichtes Zischen, doch kein Tropfen Wasser fließt, als wir den Hahn schließlich öffnen. So ein Mist! Da haben wohl die Rasensprenger auf dem nahe liegenden Golfplatz mal wieder Vorrang. Doch zum Glück haben wir ja unseren Wassermacher. Schnell wirft Axel das Gerät an und im Handumdrehen haben wir wieder ausreichend Wasser an Bord. Auf jeden Fall reicht es, damit Axel auch noch schnell unter die Dusche hüpfen kann. So brechen wir mir leichter Verzögerung nach Las Palmas auf. Im dortigen Hafen angekommen, besuchen wir erst einmal Tim und Steffi von der Apelia. Die Beiden haben es tatsächlich geschafft im Hafen von Las Palmas einen Liegeplatz zu ergattern. Normalerweise ist die Marina nämlich für alle außer den Teilnehmern der ARC, einer jährlich stattfindenden Atlantikregatta, gesperrt. Nach ein wenig Klönen verabschieden wir uns dann erst einmal von den Beiden. Wir hoffen sie auf jeden Fall im Dezember in Barbados wieder zu sehen. Doch bis dahin ist es noch eine ganze Weile hin und wir müssen beide erst einmal den Atlantik bewältigen. Schon ein komisches Gefühl! Danach schauen wir bei Sönke und Judith von der Hippopotamus vorbei. Die Beiden nehmen an der ARC teil und lassen gerade einen Sicherheitscheck über sich ergehen. Die Veranstalter der ARC haben ziemlich hohe Sicherheitsstandards und fordern jede Menge Sicherheitsausrüstung von ihren Teilnehmern ab. Schlecht ist das natürlich nicht, wenn auch vielleicht manchmal ein wenig nervig. Die meisten der geforderten Sachen befinden sich jedenfalls auch an Bord von Hello World. Auch Sönke und Judith werden wir wohl erst auf der anderen Seite des Atlantiks wieder sehen. Mit den Beiden vereinbaren wir über Amateurfunk in Verbindung zu bleiben und uns gegenseitig Positionsmeldungen zu schicken. Schließlich verabschieden wir uns auch hier und kaufen noch schnell ein paar Sachen beim Schiffsausrüster ein, bevor wir uns auf den Rückweg in den Süden der Insel begeben. Auf der Hälfte der Strecke halten wir dann auch noch bei einem riesigen Carrefour-Supermarkt. Einkaufen wie in Frankreich! Da wandert schnell die eine oder andere Dose Leberpastete, Flasche Wein und sonstige Feinkost in den Einkaufswagen. Während wir uns noch dem Shoppingrausch hingeben, klingelt plötzlich Axels Handy. Team Schöchl steht bereits an der Schranke zum Hafen und bittet uns dem Parkwächter zu sagen, dass man sie doch bitte einlassen möge. Machen wir natürlich und müssen uns nun leider ein wenig beim Einkaufen sputen. Und dabei ist es doch erst halb zwei. Eine halbe Stunde später sind auch wir wieder in Pasito Blanco und haben nun unsererseits Probleme auf das Hafengelände gelassen zu werden. Der Parkwächter weigert sich standhaft uns hinein zu lassen, versteht unseren Schiffsnamen nicht und spricht irgendwie überhaupt gar kein Englisch. Erst als wir offensichtlich sauer werden, aus dem Auto aussteigen und auf gebrochenem Spanisch verlangen, dass er bei der Capitaneria anruft, öffnet er uns die Pforte. Die Leute von Sunbeam sind derweil schon mitten bei der Arbeit. Ein Mann hängt bereits im Mast und checkt die Wanten. Wir schleppen schnell die Einkäufe zum Schiff und öffnen erstmal den Niedergang, damit auch Motor, Ruder und Welle einer Prüfung unterzogen werden können. In der nächsten halben Stunde schaut sich das Team Schöchl alles genau an, zieht fleißig Schrauben am Rudergetriebe und den Dieselleitungen nach, guckt das gesamte Rigg nach, taped hier und da ein paar Sachen ab und gönnt der einen oder anderen Rolle ein wenig Gleitmittel. Ein toller Service! Vielen Dank an dieser Stelle noch mal. Ach ja, das Paket mit den Ersatzteilen war natürlich nicht gekommen. In der Zwischenzeit scheint es völlig vom Erdboden verschwunden zu sein und ist weder beim Versender noch beim Zoll auffindbar. Wer hätte das geahnt! Nachdem die Leute von Sunbeam wieder weg sind, begeben wir uns an die Vorbereitungen für das abendliche Kochevent. Schnell sind Paprika, Lauch und Hähnchenfleisch geschnibbelt. Da wir mal wieder woken wollen, brauchen wir erstmal nichts weiter zu machen. Gekocht wird nämlich erst, wenn die Gäste da sind. Die kommen dann auch pünktlich um acht. Bevor es was zu futtern gibt, machen wir allerdings erst noch eine Schlossbesichtigung. Dann sitzen wir gemeinsam im Salon und ich werfe alles Zutaten im Wok zusammen. Am Ende kommt ein leckeres Hähnchengeschnetzeltes mit Kokos-Erdnuss-Sauce dabei heraus, was – angesichts der Tatsache das mal wieder kein Krümelchen übrig geblieben ist – wohl auch allen gut geschmeckt hat. Zur Freude der Köchin übernehmen Trixie und Andreas im Anschluss schnell das Abwaschen und Abtrocknen. Wie nicht anders zu erwarten, sind auch heute Abend die weiteren Reisepläne mal wieder Hauptgesprächsthema. Als die Vier schließlich wieder aufbrechen, ist es schon wieder ein Abschied mit einem komischen Gefühl. Sowohl Eva und Rüdiger als auch Trixie und Andreas wollen ebenfalls in diesem Jahr über den Atlantik und wir haben natürlich Hoffnung sie spätestens in der Karibik wieder zu treffen. Schwer beladen machen sie sich auf den Rückweg nach Puerto de Mogan. Da wir unseren Freediver nicht mehr brauchen, da wir ja in Kürze einen Tauchkompressor bekommen, nehmen Eva und Rüdiger ihn testhalber mit zu sich an Bord. Bis zur Karibik können sie ihn ausprobieren und dann entscheiden, ob sie uns das Gerät abkaufen oder lieber nicht. Kaum das unsere Gäste weg sind, fallen wir auch schon in unsere Kojen. Das Schiff ist bereits aufgeklart und abreisefertig, so dass wir am nächsten Morgen mal wieder früh los können. Nicht, dass wir Gran Canaria nicht mögen würden. Aber erstens haben wir ab dem 14. November in Santa Cruz de Tenerife einen Liegeplatz reserviert und dafür auch schon eine Anzahlung von 50% geleistet. Zweitens geht am Freitag mein Flieger für einen Kurzbesuch in Bonn auf Teneriffa ab, den ich natürlich ungern verpassen will. So verlassen wir Gran Canaria leider nach viel zu kurzer Zeit.

Team Schöchl

Mittwoch, 14. November 2007: Pasito Blanco/Gran Canaria – Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 57,2 sm

Der Wecker klingelt heute doch tatsächlich erst um 6.15 Uhr. Da hat Axel doch heimlich eine Viertelstunde Schonfrist reingemogelt. Nichts desto trotz legen wir um sieben Uhr ab und verlassen Gran Canaria in der ersten Morgendämmerung. Hinter uns geht langsam die Sonne auf und wir motoren an den hässlichen Hotelburgen der Insel vorbei. Leider zeigt unser Windmessgerät dabei beharrlich eine Null an. In Lee der Insel regt sich am frühen Morgen noch kein Lüftchen. Nach 17 sm erreichen wir jedoch das Cabo Descojonado, wo freundlicherweise jemand den Wind für uns anschaltet. In der so genannten Acceleration Zone dreht der Wind schon mal gerne um zusätzliche 15 kn auf. Bedingt wird diese Zunahme durch Thermik und die Geländerformation. Wir landen schließlich bei satten 5-6 Beaufort und sausen mit Reff in Groß und Genua in Richtung Teneriffa los. Da der Wind aus Nordnordost kommt, segeln wir heute auch seit langer, langer Zeit mal wieder hoch am Wind. Erfreut stellen wir fest, dass wir auch das noch können und Hello World mit 8 bis 9 kn Speed durch die Wellen schießt. Je näher wir Teneriffa kommen, desto östlicher dreht der Wind schließlich und wir können die Segel ein wenig öffnen. Nach nur sieben Stunden erreichen wir schließlich Santa Cruz de Tenerife. Per Funk melden wir uns schon eine halbe Stunde vorher beim Hafen an und bekommen die Rückmeldung, dass wir im Hafen unseren Liegeplatz zugewiesen bekommen werden. Da hat das mit der Reservierung ja anscheinend gut geklappt. Als wir im Hafen ankommen, kümmert sich allerdings keine Sau um uns. Wir fragen über Funk noch mal nach was nun ist, werden jedoch nur angewiesen zu warten. Nach einer halben Stunde kreiseln im Hafenbecken kommt dann endlich ein Marinero und weist uns einen Liegeplatz zu. Der ist allerdings in keinster Weise akzeptabel für uns. Erstens ist er viel zu schmal für unser Dickschiff und zweitens besteht die Gefahr das uns der recht starke, ablandige Wind auf den daneben quer liegenden Katamaran treiben würde. Keine Chance, da etwas abzufendern. Wir lehnen den Liegeplatz daher höflich ab und bitten um einen anderen. Schließlich haben wir bei der Reservierung ja auch unsere Schiffsmaße angegeben (und auch demgemäß bezahlt) und erwarten jetzt eigentlich auch einen entsprechend dimensionierten Liegeplatz. Der Marinero sagt jedoch einen anderen Platz hätte er nicht und wir sollen uns doch einfach an die Kaimauer legen. Das wollen wir nun allerdings wirklich nicht. Erstens muss man bei zwei Meter Tidenhub schon mit der Länge der Leinen aufpassen, zweitens ist Kaimauer derart rau, dass unsere Leinen und Fender dort übermäßig leiden würden und drittens gibt es dort nirgendwo Wasser und Strom. Wir beschweren uns über Funk beim Marina Office und weisen noch einmal darauf hin, dass wir ja schließlich reserviert und auch bezahlt hätten. Als Antwort kommt mal wieder „Please wait“. Da wir keine Lust haben noch mal dreißig Minuten im Hafenbecken rum zufahren, legen wir kurzerhand doch an der Kaimauer an. Ich bin stinkesauer und muss erstmal ein paar Schokocroissants zur Beruhigung essen. Axel macht sich derweil, nicht minder sauer, auf den Weg zum Marina Office. So geht’s ja schließlich nicht! Hätten wir in den letzten Wochen nicht den ganzen Ärger mit dem Anker gehabt, würden wir die Situation vielleicht ein wenig gelassener betrachten. Doch irgendwie ist das Ganze nun einfach zu viel. Schließlich kommt Axel ein wenig besser gelaunt wieder und überbringt die gute Nachricht, dass man wohl doch noch einen Liegeplatz für uns „gefunden“ hat. Im hinteren Teil des Hafen werden normalerweise die Megayachten untergebracht. Zwei Stück liegen hier auch schon, doch etwa 200 m des Steges sind einfach leer. Dort dürfen wir nun schön längsseits anlegen. Warum das eine halbe Stunde vorher nicht auch schon ging, lässt sich allerdings nicht heraus finden. Der Marinero, der uns beim Anlegen helfen will, bekommt auf jeden Fall erstmal meinen geballten Ärger ab. Ich werfe ihm drei Leinen gleichzeitig und wortlos auf den Steg uns lasse ihn völlig hektisch damit herum hantieren. Hätte ich natürlich nicht gemacht, wenn das Anlegemanöver in irgendeiner Weise kritisch gewesen wäre. Die entscheidende Mittelspring übernehme ich dann auch lieber persönlich und Hello World ist fest und sicher eingeparkt. Während der Marinero immer noch versucht der restlichen Leinen Herr zu werden, nehme ich sie ihm immer noch wortlos ab und strafe ihn mit Nichtbeachtung. Ich kann schon ganz schön fies sein! Axel und ich binden schließlich Hello World gut fest und der Marinero steht stumm daneben. Schließlich bittet er uns noch einen polizeilichen Erfassungszettel auszufüllen und beim Marina Office abzugeben. Möglichst heute noch, aber es würde bereits in einer Viertelstunde schließen. Ich sage nur „Manana“ und gehe mit dem Zettel nach unten. Bevor ich zum Marina Office los gehe, druck ich vorsichtshalber aber noch unsere Reservierungsbestätigung aus. Nicht das die hier auch noch behaupten, wir hätten gar nicht reserviert. Um kurz vor halb fünf trudel ich dann in der Oficina ein. Natürlich habe ich den Zettel vom Marinero nicht ausgefüllt, aber ich habe ja auch Zeit und will nicht gleich Feierabend machen. Unsere Reservierung liegt zum Glück vor und ich brauche wenigstens deswegen nicht zu diskutieren anfangen. Wäre auch kaum möglich, da die Dame mir gegenüber so gut wie gar kein Englisch spricht. Ich versuche noch mühsam aus ihr heraus zu bekommen, wo ich meine Wäsche waschen kann und wo es das nächste Wifi gibt. Den Rest des Hafengeldes werde ich allerdings erst bezahlen, wenn wir den gastlichen Ort wieder verlassen. Im Moment bin ich einfach noch zu grummelig und würden am liebsten sofort wieder weg fahren. Während ich die offiziellen Dinge erledigt habe, hat Axel bereits schnell das Schiff einer Süßwasserdusche unterzogen und die Salzkruste vom Deck entfernt. Gemeinsam machen wir uns im Anschluss auf die Suche nach einer kostenlosen Internetverbindung. Laut Marinamietze soll es am Touristinfohäuschen am Placa de Espana ein WLAN geben. Und tatsächlich, schon von weitem sieht man zig Leute mit Laptop auf dem Schoß dort sitzen. Wir versuchen ebenfalls unser Glück und können innerhalb weniger Minuten mal wieder unsere Emails abholen und eine Positionsmeldung abgeben. Beantwortung und Internetupdate verschieben wir angesichts der fortgeschrittenen Stunde allerdings auf den nächsten Tag. Stattdessen machen wir uns noch auf die Suche nach einer Autovermietung. Wir wandern kilometerweit den Hafen entlang ohne allerdings fündig zu werden. Erst auf dem Rückweg und gerade einmal 100 m von unserem Liegeplatz entfernt, entdecken wir die Filiale von Cabrera Medina. Schnell machen wir einen Opel Astra für den morgigen Tag klar und wandern zurück zum Schiff. Dort gibt es ein wenig Brot mit Aufschnitt zum Abendessen und ein bis zwei Glas Wein dazu. Schließlich fange ich noch an unser Internetlogbuch nachzupflegen, während Axel sich in den Reiseführer von Teneriffa vertieft. Um kurz nach zehn sind wir dann allerdings auch bereits wieder in unseren Kojen. Vielleicht sollten wir uns das frühe Aufstehen mal wieder abgewöhnen?

Santa Cruz de Tenerife kommt in Sicht

Donnerstag, 15. November 2007: Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 0 sm

Auch heute geht es wieder relativ früh raus aus den Federn. Wir haben nämlich einen „harten Arbeitstag“ vor uns. Nach dem Frühstück klopfen jedoch erstmal zwei Marineros bei uns. Wir mögen doch bitte zu einem anderen Liegeplatz verholen. Am Wochenende würden hier massenhaft Megayachten auftauchen, für die bräuchten sie dann die lange Pier. Axel schaut sich den neuen Liegeplatz erstmal an, kommt aber zufrieden wieder zurück. So verholen wir dann schnell an Pantalan No. 1. Hier liegen wir am Fingersteg, direkt gegenüber einer Bavaria aus Hamburg und ein paar Liegeplätze neben der Baros von Wolfgang. Den kennen wir zwar noch nicht, haben aber schon viel von Eva und Rüdiger von ihm gehört. Im Moment ist er allerdings nicht da, sondern auf „Heimurlaub“ in Deutschland. Den Rest des Tages verbringen wir dann mit reger Geschäftigkeit. Ich trage einen Beutel Dreckwäsche nach dem anderen in den völlig abgewrackten Container mit den Waschmaschinen, fülle selbige und schaufle die saubere Wäsche anschließend in den nebenstehenden Trockner. Da eine Maschine Wäsche etwa 30 Minuten braucht und der Trockner weitere 50 Minuten benötigt, vergeht dabei schon ganz schön viel Zeit. Zwischendurch sitze ich immer mal wieder auf dem Schiff und erledige dort weitere Dinge. Abwaschen zum Beispiel. Oder Staubsaugen. Ein richtig spannender Tag an Bord also. Axel erkundet in der Zwischenzeit schon mal die Stadt. Er tigert von Ausrüster zu Ausrüster und kauft ein paar Kleinigkeiten fürs Schiff ein. So landen beispielsweise ein Wasserfilter, um das leidige Chlor auszufiltern, und eine Dose Topcoat, für einen wasserdichten Anstrich, bei uns an Bord. Außerdem bringt er ein paar unserer Leinen zum Spleißen weg. Traditionelles geschlagenes Tauwerk könnten wir wohl selber spleißen, bei modernen Kern-Mantel-Geflecht geben wir dann allerdings schnell auf. Nachmittags sind wir beide mit unserem Arbeitsprogramm durch und gönnen uns einen kleinen Bummel durch die Stadt. Santa Cruz macht auf den ersten Blick einen recht netten Eindruck. Es gibt eine schöne Fußgängerzone und zahlreiche nette Boutiquen in den Gassen rechts und links daneben. Und da es gleich am Anfang auch noch einen McDonald gibt, gönnen wir uns nach langer, langer Zeit auch mal wieder einen Cheeseburger (auf Spanisch übrigens Hamburgeso con Queso) auf die Faust. Es sind halt doch die kleinen Dinge, die wirklich glücklich machen 😉 Da so ein Cheeseburger natürlich nicht wirklich satt macht, gibt es nach bestandenem Stadtrundgang an Bord auch noch ein paar Runzelkartoffeln mit Guacamole. Gut gesättigt geht es im Abendprogramm weiter mit Bügeln und Johnny Depp in „Der Fluch der Karibik“. Man will sich ja schließlich schon mal auf das kommende Revier einstimmen.

Freitag, 16. November 2007: Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 0 sm / Bonn ca. 2.000 sm

Heute dürfen wir mal wieder Ausschlafen. So ist es entsprechend spät, als wir unser Frühstück bei herrlichem Sonnenschein im Cockpit einnehmen. Anschließend heißt es für mich erstmal Koffer packen. In meine riesige Reisetasche wandern verbrauchte Seekarten, ausgelesene Bücher, Lanzaroter Ziegenkäse und Wein, diverse Gläser Mojo-Sauce und natürlich ein wenig Kleidung für die kommenden Tage. Da wir so schlechte Erfahrung bei der Lieferung unseres Ankers gesammelt haben, fliege ich heute einfach mal schnell nach Deutschland und sammle dort diverse Bestellungen ein. Sehr erfreulich dabei ist, dass ich auf diesem Wege meine Familie noch ein letztes Mal vor der Atlantiküberquerung zu sehen bekomme. Ich fliege zu meiner Schwester Nadja und meinen Nichten Katinka und Svea nach Bonn. Schwager Jens weilt derzeit leider in Mostar und ist somit nicht zu Hause. Und da meine Mutter Bärbel ganz in der Nähe wohnt, werden wir auf diese Weise nun ein tolles „Weiberwochenende“ verbringen. Axel bleibt derweil an Bord, passt aufs Schiff auf, geht ein wenig Tauchen und arbeitet die lange Liste unserer To-Do-Dinge ab. Unter anderem muss nämlich die Backskiste noch umgearbeitet werden, damit unser neuer Tauchkompressor dort auch ohne Probleme hinein passt. Um 11.30 Uhr geht es mit unserem Leihwagen los in Richtung Flughafen Teneriffa-Nord. In weniger als einer halben Stunde sind wir dort und ich kann mich in die lange Reihe vorm Checkin einreihen. Nur gut, dass ich es nicht eilig habe. Ein wenig graut mir ja doch vor der Aussicht auf kalte Temperaturen, graues Novemberwetter und niessende Mitmenschen überall. Aber „wat mut dat mut“ wie wir Norddeutschen so sagen. Kaum das ich meine Bordingkarte habe, geht es denn auch schon los. Der Flieger von Air Berlin hebt ohne Probleme ab und ich trete eine Reise von etwas über 1.700 sm an. Entlang der Kanarischen Inseln geht es nach Norden auf Portugal zu. Auf der Höhe von Lissabon schwenken wir aufs Festland und reisen über Portugal, Spanien und Frankreich. Den Bildschirm mit den Informationen über die aktuellen Flugdaten verfolge ich dabei mit einem leicht zwiespältigen Gefühl. Einerseits ist es toll zu sehen, wie schnell sich der Flieger in Richtung Deutschland arbeitet. Andererseits geht einem durch den Kopf wie viel man eigentlich verpasst hätte, wenn man die Strecke nicht in den letzten Monaten schon einmal auf viel langsamere Art und Weise zurück gelegt hätte. Schließlich landen wir in Nürnberg, wo ich nach einer knappen Stunde Aufenthalt schließlich in den Flieger nach Köln/Bonn steigen kann. Nicht jedoch ohne ein klein wenig Aufregung. Während ich mir gerade ein doch recht leckeres Baguette gönne (eine Freude nach dem Einheitsbrei an Bord), erklingt plötzlich eine recht freundliche, aber nicht zu ignorierende Ansage. Die Passagiere im hinteren Bereich Terminalbereich werden gebeten den Bereich auf dem schnellsten Wege, aber bitte schön ohne in Panik zu geraten, zu verlassen. In Panik gerät zum Glück keiner, eher scheint sich die „muss das jetzt sein“-, „ich rauch aber noch schnell meine Zigarette noch aus“- Mentalität durchzusetzen. Im Schneckentempo folgt die Masse den Notausgangsschildern und ich bin doch leicht irritiert, dass sich erstens die Notausgangstüren nicht öffnen lassen und zweitens man am Ende der Schilder doch wieder dort landet, wo man gerade los gegangen ist. Könnte es sein, dass da vielleicht noch mal jemand was überarbeiten müsste? Ich wüsste da ja eine gute Firma, die das entsprechende Tool herstellt. Zum Glück für uns alle stellt sich das Ganze jedoch als Fehlalarm heraus. Das Feuermeldesystem hat wohl etwas hypersensibel – bei nahezu 100 Rauchern innerhalb von 20 m² vielleicht auch kein Wunder – reagiert und die rasch anrückende Flugzeugfeuerwehr konnte einen Notfall innerhalb kürzester Zeit ausschließen. Pünktlich zum Boarding geht es dann auch wieder zurück in den Terminalbereich und mein Flieger verlässt diesen gastlichen Ort doch noch pünktlich. Genauso pünktlich erreichen wir um 21.15 Uhr schließlich den Flughafen von Köln/Bonn. Ich lande erstmals im neuen Terminal und bin schlichtweg begeistert, dass ich als Erstes die original kölsche „11 Jebote“ dort lesen kann. Für alle, die diese noch nicht tief verinnerlicht haben, habe ich sie hier einmal aufgeschrieben.

1. Et is wie et is
2. Mäht nix
3. Et kütt wie et kütt
4. Et hätt noch immer jotjejange
5. Watt fott is is fott
6. Jede Jeck is anders
7. Wat sull dä Quatsch
8. Hammer immer esu jemaat
9. Drink doch eine met
10. Hammer nich, bruche mer nit, fott domit
11. Levve und levve losse

Da lässt sich eigentlich ganz gut nach leben! Allerdings scheint sich außer mir so keiner so recht daran zu erfreuen. Schade eigentlich. Vielleicht würden die Leute dann getreu dem dritten Jebot viel geduldiger auf das Gepäckband starren, was allerdings in der Tat heute sehr lange braucht, bis meine Reisetasche endlich ausgespuckt wird. Doch, et hätt ja schließlich noch immer jot jejange, endlich halte ich meine Tasche in den Händen und schiebe sie dem Ausgang zu. Dort warten schon Ralph und seine Uschi auf mich, die sich freundlicherweise zu umfangreichen Chauffeursdiensten angeboten haben. Die Beiden konnten wir außerdem glücklicherweise schon als Linehandler für die Panamakanalpassage verpflichten. Und da ich zu mindestens bei Ralph sehr genau weiß, wo der seine Knoten gelernt hat, kann da eigentlich nicht mehr viel schief gehen. Unter viel Gerede und Geschwätze geht es dann die kurze Strecke nach Bonn und schon stehen wir vor dem Haus meiner Schwester (OK, Ralph hat noch einen kleinen Extraschlenker eingebaut, um ein wenig Zeit zu schinden). Dort gibt es erst einmal ein großes Hallo. Ralph und Uschi müssen natürlich noch mit rein, schon allein damit ich ihnen die Mitbringsel (El Grifo Rotwein und El Faro Ziegenkäse) überreichen können. Nebenbei erklären sie, dass sie eigentlich kaum ein anderes Hobby haben (außer vielleicht Yachten durch den Panamakanal zu geleiten), als Leute am sehr frühen Montagmorgen zum Flughafen zu bringen. Super! Da weiß ich eigentlich gar nicht, was ich dazu sagen soll. Na gut, außer vielleicht „Ja, sehr gerne“. So bleibt wenigstens noch ein bisschen mehr Zeit, um mit den Beiden zu schnacken. Schließlich bleiben Nadja und ich alleine zurück und setzen uns noch auf ein Fläschgen Kölsch zusammen hin. Da wir beide ziemlich geschafft sind, reicht es allerdings auch nicht für viel mehr. Kurz bevor wir in die Betten verschwinden, klingelt allerdings noch das Telefon. Axel will sich natürlich vergewissern, dass ich gut in Bonn angekommen bin und hat außerdem einen neuen Shoppingauftrag für mich. Ihm ist doch glatt das Sägeblatt von seinem Fein-Multimaster beim Zurechtschneiden der Backskisteablage für den Kompressor abgebrochen. Sunbeam baut halt einfach zu stabil! Nun muss ich also morgen nach einem Ersatzsägeblatt Ausschau halten. Kein Problem, denke ich, doch erst einmal falle ich im Gästezimmer meiner Schwester in tiefen Schlaf. Erstaunlich, wo es hier doch überhaupt nicht wie gewohnt schwankt.

Warten auf den Abflug

Samstag, 17. November 2007: Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 0 sm / Bonn ca. 50 km

Irgendwie bin ich heute bereits um sieben Uhr hellwach. Und das, obwohl meine innere Uhr eigentlich eine Stunde zurück sein sollte. Schließlich ist auf den Kanaren gerade erst einmal sechs Uhr. Während Nadja unter der Dusche steht, packe ich mit Katinka und Svea erst einmal Pakete aus. In den letzten Wochen haben wir diverse Sachen zu Nadja bestellt und nun müssen insgesamt zehn Pakete ausgepackt werden. Nacheinander kommen Tauchzubehör, Frischhalteboxen, Seekarten, Bücher und DVDs zum Vorschein. Für Katinka und Svea ist es ein bisschen wie Weihnachten. Am Ende haben wir einen riesigen Stapel leerer Kartons, einen etwas kleineren Stapel Verpackungsmaterial und einen irgendwie viel zu großen Stapel Sachen, die ich alle in meiner Reisetasche unterbringen muss. Nur gut, dass ich einen Großteil der Sachen, die sich auf dem Hinweg darin befunden haben, einfach hier lassen kann. Zum einen natürlich als Mitbringsel und zum anderen als „muss später noch verkauft werden“-Sachen. Sollte einer von Euch also durch Zufall Seekarten und Handbücher für die Reise von Hamburg zu den Kanarischen Inseln benötigen, sagt mir doch bitte einfach Bescheid. Pünktlich zum Frühstück um zehn erscheint schließlich Mama Bärbel. Wir frühstücken in aller Ruhe und ich labe mich an frischen Brötchen, Leberpastete mit Preiselbeeren und leckerer Salami. Anschließend zwängen wir uns alle fünf in Nadjas Auto und fahren nach Bad Godesberg. Als erstes Ziel haben wir den Werksverkauf von Haribo angepeilt. Da Axel großer Fan von Haribo-Schnecken und Goldbären ist, wandern natürlich einige Tüten davon in meinen Einkaufswagen. Außerdem erstehe ich einen tollen Haribo-Adventskalender, der bei uns allerdings eher Atlantikkalender heißen müsste. Wir fangen nämlich nicht bereits am ersten Dezember mit dem Öffnen der Türchen an, sondern erst am ersten Tag unserer Atlantiküberquerung. Pro Tag auf dem Atlantik wird ein Türchen geöffnet. Sollten wir länger als 24 Tage bis nach Barbados brauchen, schauen wir natürlich ein klein wenig in die Röhre. Wenn wir allerdings schneller sind, können wir die restlichen Türchen alle auf einmal aufmachen. Nachdem wir Haribo geplündert haben, geht es weiter in die Bonner Innenstadt. Bei kalten Temperaturen und unter grauem Himmel wandern wir durch die Gassen und stöbern durch die Geschäfte. Ich erstehe einen Miniatur-Papier-Weihnachtsbaum inklusive Schmuck, der sich – angeblich – durch Zugabe von Zauberwasser zu Wachstum von Tannennadeln anregen lässt. Ein Gag ist es auf jeden Fall, auch wenn sich diese Aussage vielleicht nicht ganz bewahrheiten lässt. Hungrig fallen wir schließlich beim – ja, hier lest Ihr richtig – Spanier ein. Wenn man schon mal in Bonn ist, kann man sich ja auch mal von den Qualitäten der Spanischen Küche überzeugen. Die stimmen zum Glück mit dem spanischen Original überein und wir genießen eine leckere Tapasplatte. Rheinische Schlachtplatte oder „Himmel un Ääd“ hätte mein Magen wahrscheinlich auch nicht verkraftet. Im Anschluss geht es noch zu meinem Lieblings-Heimwerkermarkt Knauber (Hallo, Herr Cürük, wie geht’s denn so?). Dort halten wir nach einem Ersatzsägeblatt für den Fein-Multimaster Ausschau, allerdings leider vergeblich. Trotzdem wandern ein paar Dinge in unser Einkaufskörble und ich bin froh, dass ich selbst mitten im Winter ein paar Salatkeimlinge für unseren Bordgarten erstehen kann. Da es inzwischen schon leicht zu dämmern beginnt und Katinka und Svea deutlich die Nase voll vom Shoppen haben, liefern wir die Beiden zusammen mit Oma Bärbel erstmal bei Nadja zu Hause ab. Für uns geht es dann noch weiter zu Toom, wo ich in schierer Extase drei Pakete Nordseekrabbensalat und ein paar nebensächliche Dinge wie Knödel, Antifaltencreme und Roibuschtee Sahne-Karamell erstehe. Danach geht es noch zum Obi-Baumarkt, wo wir die Suche nach dem Fein-Multimaster-Sägeblatt fortsetzen. Leider jedoch auch hier wieder ohne Erfolg. So ein Mist! Nun müssen wir wohl versuchen das gewünschte Teil noch irgendwie auf den Kanaren zu bekommen. Zurück bei Nadja werden erstmal die völlig geschafften Kiddies ins Bett verfrachtet. War wohl ein Hauch zu viel Aufregung für die Beiden heute. Während Nadja und Bärble vorlesen, versuche ich schon mal meine Reisetasche mit den ganzen bestellten Sachen zu füllen. Ich liege dabei gut im Rennen und scheine alles irgendwie unterkriegen zu können. Anschließend sitzen wir noch zusammen, trinken ein Glas Wein und unterhalten uns über Gott und die Welt. Zum Abschluss des Abends rufe ich schließlich noch bei Axel auf Teneriffa an. Er war heute Tauchen und hat sich einen schönen Tag gemacht. Allerdings war die Sicht wohl nicht ganz so toll und die Fotos enthalten zu viele Schwebeteilchen. Na ja, da kann man nix machen oder halt „Et kütt wie et kütt“.

Baby-Sepia

Sonntag, 18. November 2007: Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 0 sm / Bonn 0 km

Heute ist Ausschlafen angesagt. Selbst Katinka und Svea halten bis 8 Uhr durch und schleichen sich nur ganz leise an. Katinka und ich machen uns schließlich auf den Weg zum Bäcker und Katinka erzählt mir alles über die Nachbarn, deren Hunde, wo ihr Kindergarten ist und dass sie die Jungs, die uns entgegenkommen, schon kennt. Zurück bei Nadja frühstücken wir alle gemeinsam (erstaunlich, auch hier gibt es sonntags ein Ei!) bevor Katinka von Gaby und Jürgen (Jens Bruder mit Frau) zum Theaterbesuch abgeholt wird. Während Bärbel leckeren Grünkohl für uns kocht, machen Nadja und ich uns anschließend an das Umgestalten und Umräumen von Sveas Zimmer. Katinka und Svea haben erst kürzlich getrennte Zimmer bekommen und so nach und nach wird nun alles neu gestaltet. Während Nadja hin- und herräumt, schraube ich aus Sveas Kinderbett eine Seitenwand heraus, damit sie zukünftig auch ohne fremde Hilfe rein- und rauskrabbeln kann. Schließlich wandert noch der Kleiderschrank in die eine Ecke und das Regal in die andere Ecke und schon sind wir (fast) fertig. Das Entstauben der Sachen und die Entsorgung von nicht mehr benötigten Sachen überlasse ich dann lieber Nadja alleine und leiste lieber Bärbel beim Kochen Gesellschaft. Schließlich kommen Gaby, Jürgen und Katinka vom Theater zurück und wir genießen alles zusammen herrlichen Grünkohl mit Kassler und Kochwurst. Nur der Pinkel, der fehlt hier leider. Aber dafür sind wir ja hier auch im Rheinland und nicht in Bremen. Den Nachmittag verbringen wir mehr oder minder geruhsam mit Lesen, Reden und faul vor dem Ofen sitzen. Abends gibt es das allabendliche Telefonat mit Axel, der heute ziemlich fleißig gewesen ist. Nicht nur, dass er das Boot geschrubbt und die Winschen gewienert hat. Außerdem hat er noch einige Dinge von unserer To-Do-Liste abgearbeitet. Im Moment geht er allerdings gerade mit Wolfgang von der Baros durch die Innenstadt von Santa Cruz de Tenerife, wo die Beiden gemeinsam zu Abend essen wollen. In Bonn gehen wir auch heute mal wieder früh ins Bett. Ich verabschiede mich vorher schon mal von meinen Lieben, denn am nächsten Morgen muss ich bereits um kurz vor Fünf das Haus verlassen. Viel zu kurz war der Aufenthalt und viel zu schnell verging die Zeit mal wieder. 

Montag, 19. November 2007: Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 0 sm / Bonn ca. 2.000 sm

Oh jeh, der Wecker klingelt um 4 Uhr. Nein, eigentlich klingelt nicht der Wecker, sondern das Handy und auch das klingelt nicht, da ich bereits fünf Minuten früher wach bin und das blöde Teil einfach vorher ausschalte. Nicht nur, dass es eigentlich viel zu früh ist um nur ans Aufstehen zu denken. Nein, außerdem habe ich mitten in der Nacht auch noch tierische Halsschmerzen bekommen. Die Kälte ist wohl einfach nix mehr für mich. Oder liegt es vielleicht an meinen lieben Anverwandten, die mich die letzten Tage schön angeniest und angehustet haben? Egal, nicht zu ändern, da muss ich jetzt wohl durch. Morgen Tauchen gehen, kann ich aber wohl erst mal streichen. So schleiche ich mich erstmal ins Bad und schaffe es tatsächlich, dass keiner im Hause wach wird. Pünktlich um 4.40 Uhr öffne ich die Haustür und sehe bereits Ralph und Uschi davor warten. Was ein Service! Die Beiden bringen mich in kürzester Zeit zum Köln-Bonner-Flughafen, wo ich als Einzige beim Checkin anstehen muss. Leider ist mein Reisetäschlein mit 36,8 kg etwas zu schwer als erlaubt und ich muss ein wenig Übergepäck zahlen. Aber auch trotz der 50 Euro Übergepäck und der Kosten für den Flug hat sich die Reise auf jeden Fall gelohnt. Nicht nur, dass ich so meine Familie noch einmal sehen konnte. Nein, auch die ersparten Ärgernisse mit dem kanarischen Zoll und die Warterei müssen ja in die Kalkulation mit einbezogen werden. Nachdem ich mich von Ralph und Uschi verabschiedet habe, kaufe ich im Flughafenterminal noch ca. fünf Kilo Zeitschriften für zu Hause. Erstaunlich, wie selten man Zeitschriften wie Yacht, Segeln, Blauwasser oder Palstek im Ausland bekommt. Gerade auf den kanarischen Inseln hätte ich eigentlich gedacht, dass es die Dinger an jeder Ecke gibt. Immerhin gibt es hier sogar überall Fleischsalat! Pünktlich um 6 Uhr startet schließlich mein Flieger in Richtung Süden. Ich blättere durch meine Zeitungen, lese den Bonner General Anzeiger, schaue „Mitten ins Herz“ mit Hugh Grant im Bordkino und genieße ein trockenes Brötchen mit Käse und irgendetwas Salamiartigem. Da ich von meinem Platz am Gang keinen Blick durchs Fenster werfen kann und es auch kein Onboard-Flight-System gibt, wird die Reise nach Hause noch ein wenig unwirklicher als der Hinweg. Wir überqueren die Biskaya, hangeln uns die spanische und portugiesische Küste entlang und springen schließlich auf Höhe Faro in Richtung Kanaren ab. Nicht unähnlich also dem, was wir mit Hello World in den letzten Monaten so gemacht haben. Nur eben, dass hier einfach alles ein wenig schneller geht. Pünktlich um 11 Uhr lande ich schließlich, nach einer kurzen Zwischenlandung auf Fuerteventura, wieder auf Teneriffa. Diesmal allerdings nicht im Norden sondern im Süden der Insel. Meine Tasche kommt tatsächlich als erstes auf dem Abfertigungsband an und so bin ich in kürzester Zeit draußen bei Axel. Der fährt mit zurück nach Hause und macht vorher noch einen kleinen Abstecher zu El Corte Inglés mit mir. Ähnlich Karstadt und Kaufhof in Deutschland verfügt auch El Corte Inglés über ein tolles Lebensmittelangebot, bei dem das Schlemmerherz durchaus in Verzückung geraten kann. Wir begnügen uns heute mit ein paar frischen Salatzutaten, etwas Wein und frisch gepresstem Orangensaft. Danach geht es endlich wieder an Bord von Hello World, wo nun Axel – wie Weihnachten – die ganzen Mitbringsel auspacken kann. Natürlich freut er sich ziemlich über Gummibären, Yachtzeitschriften und Co. Ich bin inzwischen allerdings ziemlich angeschlagen. Zusätzlich zu den Halsschmerzen von heute morgen quälen mich nun auch noch Kopfschmerzen und Schnupfen. Entsprechend liege ich bereits um acht Uhr in meiner Koje während Axel noch Yacht, Palstek und Konsorten liest.

Mitbringsel aus Deutschland

Dienstag, 20. November 2007: Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 0 sm

Glückes Geschick, heute kann mal wieder ausgeschlafen werden. Dummerweise wache ich allerdings erstmal um 4 Uhr in der Früh auf und muss mir alle Mühe geben wieder einzuschlafen. Sch…. Jetlag! Spricht man bei einer Stunde Zeitverschiebung eigentlich schon von Jetlag? Irgendwie bekomme ich jedenfalls die Zeit bis acht Uhr rum und kann anschließend ein leckeres Frühstück mit Ei und Krabbensalat genießen. Meine Kopfschmerzen haben sich zum Glück wieder verzogen. Die Halsschmerzen harren allerdings noch ein wenig aus. Nach dem Frühstück klaren wir dann erst einmal das Schiff ein wenig auf. Die Mitbringsel werden verstaut oder für die spätere Verwendung beiseite gelegt. Danach geht es auf gemeinsame Shoppingtour. Mit unserem Mietwagen fahren wir in das Straßengewirr von Santa Cruz hinein und suchen einen Werkzeugladen, den wir von Fein als Lieferanten für unser kaputtes Sägeblatt genannt bekommen haben. Im Hinterhof eines Hochhauswohnviertels finden wir dann auch tatsächlich den Laden. Von Fein und Multimaster haben die hier allerdings scheinbar noch nichts gehört. Jedenfalls verlassen wir den gastlichen Ort wieder ohne unser neues Sägeblatt in den Händen zu halten. Im Anschluss fahren wir bei Ausfahrt 7A noch zu Decathlon, einem vielleicht mit Sport Scheck in Deutschland vergleichbaren Sportausrüster. Hier haben wir mehr Glück als im Werkzeugladen. Natürlich nicht mit unserem Sägeblatt, dafür aber mit den Supersonderangeboten. Für 15,90 Euro wandern zwei Shorties fürs Tauchen in unseren Einkaufskorb. Außerdem gibt es neue Bikinis, Badehosen, dünne Tauchhandschuhe und ein paar neue Sandalen für Axel. Von seinen alten Sandalen hatte sich nämlich ein Exemplar in den letzten Tagen in selbstmörderischer Absicht ins Hafenbecken gestürzt. Da musste also dringend Ersatz für beschafft werden. Zurück in Santa Cruz leisten wir dann erstmal Nachbarschaftshilfe der besonderen Art. Unsere amerikanischen Freunde von nebenan hatten nämlich am Vorabend einen ihrer Einkaufswagen im Hafenbecken versenkt. Und zwar ausgerechnet denjenigen mit den gesamten Weinvorräten für die Atlantikpassage. Schnell springt Axel in seine Tauchsachen und geht im Hafenbecken auf Bergungstauchgang. Angesichts einer halbmeterdicken Schlammschicht kommt dabei allerdings nicht wirklich viel bei herum. Gerade einmal acht Flaschen Wein und ein Glas Spinat fischt er aus dem Schlamm heraus. Davon bekommen wir allerdings freundlicherweise zwei Flaschen „Bergelohn“ überreicht. Die Amis sind jedenfalls glücklich und finden das Ganze „amazing“. Wir freuen uns auch, denn die zwei Flaschen Bergelohn sind von unsere „Hausmarke“ El Grifo. Der Abend ist also mal wieder gerettet. Am späten Nachmittag machen wir uns dann noch mal mit unserem Auto auf den Weg in die Innenstadt. Beim nahe gelegenen Carrefour arbeiten wir unsere meterlange Einkaufsliste ab. Für die Atlantikpassage wandern zig Konserven, Trockenwaren und Getränke in unsere Einkaufswagen. Außerdem kaufen wir schon einige frische Zutaten, die ich in den nächsten Tagen zu leckeren Gerichten vor verarbeiten will. Am Ende haben wir zwei Einkaufswagen voll beladen und schieben zu unserem Auto zurück. An Bord wird dann erstmal alles fein säuberlich sortiert, im Stauplan archiviert und weg gestaut. Wenn man das ganze so richtig betrachtet, reichen unsere Lebensmittel allerdings wohl deutlich länger als für die Atlantikpassage. Wahrscheinlich werden wir noch in drei Jahren davon essen können. Egal, was man hat, hat man und die Aussicht in den nächsten Monaten nicht Hunger leiden zu müssen, ist ja auch schon mal viel wert. Nach diesem harten Shoppingtag lesen wir abends noch ein wenig auf unserem Salonsofa, verschwinden allerdings dann auch recht früh in unseren Kojen.

Axel auf Bergungstauchgang

Mittwoch, 21. November 2007: Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 0 sm

Heute ist mal wieder Sightseeing angesagt und so stehen wir entsprechend früh auf. Nach dem schnellen Frühstück aus Müsli und Joghurt fahren wir auf die andere Inselseite nach Puerto de la Cruz. So sehen wir zum einen etwas von der netten Landschaft Teneriffas und landen außerdem schließlich im Loro Parque. Von diesem Zoo der besonderen Art hatte ich bereits in Deutschland gehört und so stand ein Besuch hier schon lange vor Ankunft als Programmpunkt fest. Da wir früh da sind, brauchen wir nicht lange an der Kasse anstehen und stehen innerhalb kürzester Zeit in einem nach gebauten thailändischen Dorf. 24-karätiges Blattgold verziert die Häuser, die von thailändischen Arbeitern in Thailand gefertigt und hier aufgebaut wurden. Hier schreiben wir uns für die so genannte Discovery Tour ein. Diese Tour soll uns in 1 3/4 Stunden „hinter die Kulissen“ des Parks führen. Doch erst einmal geht es für uns zur Seelöwenshow. Wir lassen uns von den Kunststücken der Tiere verzaubern und lachen herzhaft über die den Seelöwen eigene Komik. Als nächstes steht die Delfinshow auf dem Programm. Auch wenn wir ja schon ein paar Mal unsere eigene „Delfinshow“ auf dem Meer genießen konnten, freuen wir uns doch endlich ein paar Kunststücke zu sehen zu bekommen, die die frei lebenden Exemplare einfach bisher nicht für uns aufführen wollten. Tanzen auf der Schwanzspitze beispielsweise, oder drei Meter hohe Sprünge mit Salto. Die neun Delfine im Loro Parque leben übrigens in einem 7.000 m³ großen Meerwasserbecken und scheinen sich hier ganz wohl zu fühlen. Immerhin wurden hier bereits fünf Jungtiere geboren. Bevor die Show los geht, nehmen sie schon mal gründlich die Zuschauer in Augenschein. Dann zeigen sie endlich, was sie alles so drauf haben. Volles Programm mit spektakulären Sprüngen, tanzen auf der Schwanzspitze, surfenden Trainern und meterhohen Sprüngen. Toll! Als nächstes ist die Orca-Show dran. Die vier Orcas stammen ursprünglich aus SeaWorld in Amerika und wurden vor ein paar Jahren mit dem Flugzeug nach Teneriffa gebracht. Sie wohnen in einem Meerwasserbecken mit 22 Millionen Litern Fassungsvermögen und zeigen in der Show mehrmals täglich, was so ein Orca alles kann. Heute haben zwei von ihnen allerdings scheinbar so überhaupt keine Lust irgendetwas zu zeigen. Sie lassen sich einfach nicht dazu überreden aus ihrem Nebenbecken in das Showbecken zu schwimmen. So ein Orca hat scheinbar einen ganz schönen Dickschädel. Die zwei anderen zeigen dafür umso mehr. Sie springen, spritzen und schnattern was das Zeug hält. Natürlich werden dabei auch einige Zuschauer ganz schön nass gespritzt. Das scheint den Orcas noch am meisten Spaß zu machen. Wir haben uns vorsichtshalber einen Platz ganz oben gesucht und können so alles im Trockenen begutachten. Nach der Orca-Show eilen wir geschwind wieder zum Eingangsbereich zurück. Hier sammelt sich unsere Discovery Tour Gruppe und wir ziehen gemeinsam in Richtung Aquarium los. Von unserer Führerin Ines werden wir über die verschiedenen Fische informiert und bekommen ein paar technische Daten genannt. Weiter geht es an den Keas vorbei in den Backstage Bereich der Delfin-Show. Hier dürfen wir einen Blick auf das Mutter-Kind-Becken werfen und sehen die Delfine in ihrem Privatbereich herum schwimmen. Als nächstes ziehen wir zu den Orcas weiter. Wir werden unter das Becken geleitet und können die Tiere „ganz aus der Nähe“ durch Fenster im Unterwasserbereich betrachten. Die scheinen uns als erfreuliche Abwechslung im „Fenster-TV“ zu betrachten und kommen neugierig angeschwommen. Ein klein wenig hat man das Gefühl, dass sie einen anlachen, wie sie da so vor dem Fenster hin und her schwimmen. Nach den Orcas geht es in die Antarktis. Im „Planet Pinguin“ wurde eine riesige Eislandschaft mit dem größten künstlichen Eisberg weltweit geschaffen. Wir werden über die verschiedenen Pinguinarten, das spezielle Luftfiltersystem und die Versorgung der Pinguine mit Kunstschnee für die Versorgung mit Süßwasser informiert. Am Ende geht es noch hinab in die Katakomben, wo wir einen Blick auf das gigantische Wasseraufbereitungssystem werfen dürfen. Als Abschluss der Führung steht noch ein Besuch bei den Gorillas auf dem Programm. Im Loro Parque lebt eine große Junggesellengruppe von Flachlandgorillas, die in anderen Zoos so zu sagen „überschüssig“ waren. Damit sie dort nicht alleine leben mussten, wurden sie hier zu einer Gruppe zusammen geschlossen. Wir dürfen einen Blick in die „Privatgemächer“ der einzelnen Gorillas werfen und werden außerdem aufgeklärt, wie viel und was so ein Gorilla eigentlich zu fressen bekommt. Alles in allem eine sehr informative Führung. Durch den Informationsüberfluss leicht geschwächt, begeben wir uns im Anschluss an die Tour erstmal zum Casa Pepe und stärken uns mit ein paar Tapas. Danach erkunden wir noch die restlichen Bereiche des Loro Parque, bevor wir uns schließlich wieder auf den Heimweg begeben. Bei Abfahrt 8A begeben wir uns dann noch einmal auf die Suche nach einem Händler für Fein-Sägeblätter. Im Internetauftritt von Fein International habe ich einen Händler ausfindig gemacht, der angeblich besonders auf den Fein Multimaster spezialisiert ist. In La Laguna werden wir schließlich fündig und stoßen auf unheimlich hilfsbereite Mitarbeiter des Laden. Immerhin hat man hier schon mal von Fein gehört und hat auch einen vier Jahre alten Katalog zu Hand. Unser Sägeblatt können sie allerdings trotzdem nicht besorgen. Man müsste es in Madrid bestellen und das würde mindestens eine Woche dauern. Schade, dann müssen wir das wohl irgendwie anders geregelt bekommen. Bei Abfahrt 7A biegen wir ebenfalls noch einmal von der Autobahn ab. Hier befindet sich der Alcampo Supermarkt, bei dem wir noch „ein paar“ Kleinigkeiten besorgen, die uns gestern irgendwie durch die Lappen gegangen sind. Wieder schaffen wir zwei voll beladene Einkaufswagen zu unserem Auto und fahren schließlich zurück zum Hafen. Und just als wir unsere Einkäufe zum Schiff schaffen wollen, fängt es doch tatsächlich nach langer Zeit mal wieder an zu regnen. Und zwar volle Pulle, wie aus Kübeln. Wir laufen ein paar Mal hin und her und sind schließlich einschließlich unserer Einkäufe klatsch nass. Na toll! So kommt zum allabendlichen Sortieren, Archivieren und Verstauen auch noch das Abtrocknen der Einkäufe hinzu. Bis wir damit durch sind, ist der Abend auch schon fast vorbei und wir fallen mal wieder ziemlich geschafft in unsere Kojen.

Lachender Orca

Donnerstag, 22. November 2007: Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 0 sm

Während Axel es sich heute gut gehen lässt und mal wieder zum Tauchen in den Süden der Insel fährt, bleibe ich mit Erkältung an Bord zurück und bereite mich auf einen langen Arbeitstag vor. Für die bevorstehende Atlantiküberquerung habe ich mir vorgenommen einige Gerichte vorzukochen und einzufrieren. So brauchen wir uns bei schlechtem oder ruppigen Wetter nicht in der Kombüse abzumühen, sondern können einfach ein paar Sachen aufwärmen. Tiefkühlbox sei Dank! Im Laufe des Tage koche ich so hintereinander Schnittbohneneintopf, Hühnerfrikassee, Möhreneintopf, Hähnchenbrustfilet auf Kräutertomaten, Fischsuppe Poseidon, Pfirsichcurry und Hackbällchen. Von vorherigen Kochabenteuern befinden sich außerdem bereits Saltimbocca Hähnchen, Soup de Mer und Chili con Carne in unserer Tiefkühlbox. Wie gesagt, verhungern müssen wir auf dem Atlantik wohl nicht. Das Kochen macht mir ja eigentlich viel Spaß, allerdings kann ich an Bord nicht einfach das benutzte Kochgeschirr in den Geschirrspüler räumen und ihn nach getaner Arbeit anstellen. Aufgrund der geringen zur Verfügung stehenden Arbeitsfläche und der geringeren Anzahl von Töpfen, Schälchen und Tellern muss ich zwischen jedem Kochgang einen Abwasch- und Abtrockengang einlegen. So wird das Ganze ganz schön anstrengend und ich bin am Abend ziemlich geschafft. Axel hat dagegen einen wunderschönen Tag verbracht und konnte tolle Fotos schießen. Beim ersten Tauchgang ging es nämlich in ein Gebiet mit Meeresschildkröten, die dort von Menschen nach Verletzungen und ähnlichem aufgepäppelt wurden. Entsprechend zutraulich sind sie und lassen die Taucher ganz nah an sich heran. Aber da auch Tauchen bekanntlich sehr anstrengend ist, liegen wir auch heute mal wieder ziemlich früh in unseren Kojen.

Unechte Karettschildkröte

Freitag, 23. November 2007: Santa Cruz de Tenerife/Tenerife 0 sm

Heute haben wir beide mal wieder einen Arbeitstag. Nach dem Frühstück machen wir erst einmal einen Rundgang durch die Stadt. Als erstes wird der Leihwagen wieder abgegeben. Danach schauen wir kurz beim Schiffsausrüster vorbei und erstehen etwas Sikaflex. Weiter geht es zur Apotheke, bei der wir bereits vor ein paar Tagen unser Rezept aus Lanzarote abgegeben haben. Nun sind alle Sachen besorgt und wir können einen ordentlichen Stapel Medikamente mitnehmen. Auf dem Rückweg zum Schiff schauen wir noch beim Marina Office vorbei und bezahlen den Rest unserer Hafengebühren. Außerdem lassen wir die nette Dame vom Marina Office für uns bei der Marina in San Miguel anrufen und einen Liegeplatz für den nächsten Tag für uns reservieren. Auch die Marina in San Sebastian wird von ihr informiert, dass wir nicht wie geplant bereits heute, sondern erst am Sonntag dort erscheinen werden. Zurück an Bord verschwindet Axel mit einem elektrischen Fuchsschwanz in der Backskiste und rückt der Kompressorhalterung erneut zu Leibe. Ich streiche währenddessen das neue Brett für selbige Halterung mit wasserdichtem Topcoatanstrich. Auf unseren Kompressor müssen wir allerdings mal wieder ein wenig länger als geplant warten. Eigentlich sollte er bereits letzte Woche Freitag aus Deutschland verschickt werden. Allerdings hat er es irgendwie bisher nicht in den Flieger nach Teneriffa geschafft. Heute soll er nun aber nun wirklich gegen 17 Uhr auf Teneriffa ankommen. Das Problem ist nur, dass dann natürlich der Zoll nicht mehr arbeitet und der Kompressor bis mindestens Montag dort verweilen darf. Das Ganze ist im Moment allerdings noch kein allzu großes Problem, da wir den Kompressor auch zur Not mit der Fähre nach La Gomera nachkommen lassen können. Es sei denn, der Zoll braucht mal wieder ein paar Wochen um das Teil freizugeben… Während Axel noch in der Backskiste zu Gange ist, verschwinde ich unter Deck und sortiere die neuen Medikamente in unsere Bordapotheke ein. Auch hier will jedes einzelne Teil erfasst und mit Aufbewahrungsort und Mindesthaltbarkeitsdatum in eine Liste eingetragen werden. Ansonsten findet man das Zeug im Zweifelsfall nämlich einfach nicht schnell genug wieder. Nachdem alles weg gestaut ist, kann ich auch endlich mal wieder im Internet Surfen. Nachdem das Wifi ein paar Tage nicht erreichbar war, können nun mal wieder die aufgelaufenen Emails beantwortet werden. Schließlich ist auch Axel mit seiner Kiste fertig und wir können uns ans allgemeine Aufräumen begeben. Unter und über Deck wird alles mögliche weg sortiert und segelsicher verstaut. Immerhin wollen wir ja morgen endlich mal wieder auf die große weite See hinaus. Abends koche ich noch schnell ein wenig Provenzialischen Fischtopf und Nudelsauce mit Hack. Beides landet wieder für die Atlantiküberquerung im Freezer und ein paar Reste vom Fischtopf landen auch direkt in unseren Mägen. Inzwischen haben wir für zwölf Tage „Fertignahrung“ an Bord. Das sollte allemal reichen. Ein wenig „frisch kochen“ können wir ja schließlich auch noch. Heute halten wir auch tatsächlich einmal etwas länger aus und verschwinden erst gegen 23 Uhr in unseren Kojen.

Axel bei der Arbeit

Samstag, 24. November 2007: Santa Cruz de Tenerife – Marina San Miguel 36,6 sm

Heute geht es endlich mal wieder weiter. Da wir nur einen kleinen Schlag von 35 sm vor uns haben, lassen wir es in aller Ruhe angehen. Wir frühstücken schön, klaren das Schiff auf und legen schließlich gegen halb elf ab. Dabei können wir noch einen Blick auf unsere neuen Nachbarn werfen. Zum einen hat gestern der Topsegelschoner Johann Smidt hier festgemacht. Das Schiff vom Verein Clipper DJS, mit denen ich vor langer, langer Zeit das erste Mal Segeln gegangen bin, ist derzeit mit einer Gruppe Schüler unterwegs. Bei einer Reise um den Atlantik lernen die Jugendlichen beim Projekt „High Seas High School“ nicht nur Segeln, sondern müssen auch noch gleichzeitig das normale Schulunterichtspensum absolvieren. Ein paar Meter weiter liegt ein Aprilscherz der ganz besonderen Art. Die Megayacht April Fool ist gerade einmal 200 Fuß lang und dabei ein richtiger Hingucker. Und dabei gehört sie nicht einmal zu den Top 100 der Megayacht-Familie. Trotz dieser netten Nachbarn verlassen wir Santa Cruz de Tenerife aber trotzdem und ärgern uns erst einmal ordentlich, dass der Wetterbericht anscheinend mal wieder komplett daneben liegt. Statt der schönen 4-5 Windstärken aus Nordost haben wir gerade einmal 2 Bft. auf der Windmessanlage. So dümpeln wir dann erstmal mit 3,5 kn an der Ölpier von Santa Cruz entlang nach Süden. Schließlich nimmt der Wind aber doch noch ein wenig zu und wir Segeln mit Groß und ausgebaumter Genua wieder in einem recht annehmbaren Geschwindigkeitsbereich. Die Logge zeigt erst acht, dann neun, dann zehn und schließlich sogar 11,2 kn an. Oha! Wenn das mal nicht ein wenig schnell ist. Aber so schaffen wir es ja vielleicht doch in zwölf Tagen über den Atlantik. Immerhin hat uns Manfred Schöchl für diesen recht unwahrscheinlichen Fall eine Kiste Champagner versprochen. Im Moment verkleinern wir aber doch lieber erst einmal ein wenig die Segelfläche. Die ausgebaumte Genua wird eingerollt und wir Segeln vor dem Wind nur unter Groß weiter. Doch auch das ist bei dem immer stärker werdenden Wind noch zu viel. Dieser nimmt nämlich von schönen 4 Beaufort schließlich auf 7 Beaufort zu und drückt uns ab und zu auch mal Böen mit 8 oder 9 ins Segel. Schließlich bleibt vom Groß nur noch ein Handtuchgroßes Fitzelchen stehen und wir sind immer noch mit 8 bis 9 kn unterwegs. Die Wellen sind bei diesen Windstärken zum Glück noch einigermaßen erträglich. Die Wellenhöhe beträgt wohl so zwischen drei und vier Metern. Auf dem offenen Atlantik dürfte bei dieser Windstärke wohl auch mal die doppelte Höhe und mehr drin sein. Um uns ein wenig für die Windunannehmlichkeiten zu entschädigen, gibt es heute mal wieder Delfinshow der feinsten Art. Ganz plötzlich kommen hunderte Delfine aus den Wellen gesprungen und zeigen uns was sie können. Wir sehen perfekt einstudierte Sprünge in 4er-Formation aus den Wellenspitzen heraus und sind völlig begeistert. Das ist doch irgendwie noch besser als die Show im Loro Parque! Leider sind die Delfine im Seegang nur sehr schwer zu fotografieren, so dass ich leider Euch nicht an diesem einmaligen Erlebnis teilhaben lassen kann. Schiff und Delfine bewegen sich einfach viel zu häufig in die entgegen gesetzte Richtung und ich mache ein paar tolle Fotos von blauem Wasser und Himmel. Immerhin, wenigstens einen Delfin erwische ich mitten im Sprung (siehe unten). Ab Punta Montana Roja wird es dann endlich deutlich ruhiger. Im Windschatten von Teneriffa nimmt der Wind auf nahezu Null ab und es gibt auch keine Wellen mehr. Das war heute also mal wieder Acceleration Zone vom Feinsten. Schließlich erreichen wir um 15.30 Uhr die Marina von San Miguel. Seit ca. 10 Jahren versucht man hier im Süden von Teneriffa eine neue Marina zu bauen. Doch während der Bauphase wurde bereits mehrfach der Wellenbrecher vom Sturm weg gespült. Inzwischen macht er allerdings einen sehr vertrauenserweckenden Eindruck. Auf unserer elektronischen Seekarte ist der Hafen allerdings noch nicht einmal ansatzweise eingetragen. Wir halten uns daher an das Hafenhandbuch und gelangen ohne Probleme ins Hafenbecken. Dort werden wir bereits erwartet und zwei Marineros winken uns zu unserem Liegeplatz. Dort nehmen sie uns die Leinen ab, machen das Boot fest und rollen die Leinen auch noch in Windeseile zu Schnecken auf. Bezahlen und uns anmelden sollen wir erst morgen. Wir sollen uns heute erstmal erholen und uns nur keinen Stress machen. Ja, dann. Dann können wir ja ohne Umwege zu einem Bummel durch die nähere Umgebung aufbrechen. Direkt neben dem Hafen gibt es einen kleinen Strand, mehrer Hotelburgen und diverse Touri-Restaurants. Außerdem verfügt der Hafen über eine urige Hafenbar bei der wir direkt erst einmal zwei kühle Bierchen einnehmen. Zurück an Bord versuchen wir noch ein wenig die angeblich hier vorhandene Wifi-Verbindung zu bekommen. Leider jedoch vergeblich. So muss das Logbuchupdate wohl noch bis La Gomera warten. Am Abend machen wir uns dann wieder auf den Weg in den Hotelbereich. Wir entern das Japanisch-Chinesische-Thai Restaurant Sakura und gönnen uns dort Menü C für 18 Euro pro Person. Es gibt lecker Tom Yam Soup, Imperial Roll, Yun Sun, Fried Chicken with sweet basil in chili sauce, Beef red curry Thai und Thai fried rice with pineapples. Alles super lecker und viel zu viel, um alles aufzuessen. Gut gesättigt tapern wir zurück zum Schiff und nehmen noch einen Verdauungsschnaps bevor wir recht gut geschafft in unsere Kojen sinken.

Unsere ganz private Delfinshow

Sonntag, 25. November 2007: Marina San Miguel – San Sebastian 28,1 sm

Sonntag! Da gibt es natürlich mal wieder ein leckeres Frühstück mit Ei. Und frisch aus Deutschland importierten Nordseekrabbensalat. Mmmhhh!!! Als Vorbereitung für die Atlantikpassage wollen wir heute mal unsere Starkwindfock ausprobieren. Die haben wir bisher einfach noch nie benötigt. So schlagen wir sie heute mal an unserem inneren Vorstag an und bereiten alles zum Setzen vor. Allerdings machen wir uns keine allzu große Hoffnungen, dass wir sie auch tatsächlich benutzen können. Im Hafen weht nämlich nicht ein Hauch Wind und auch draußen schaut es arg ruhig aus. Aber das Handling können wir natürlich auch ohne Starkwind ausprobieren. Anschließend reparieren wir noch zwei von unseren Großsegellatten, die sich mal wieder an den Verbindungsstellen gelöst haben. Dafür ist der nicht vorhandene Wind nämlich ziemlich ideal. Danach geht es zum Marina Office, wo wir in einem Vorgang einchecken, auschecken und bezahlen dürfen. Mit 36 Euro erscheinen uns die Hafengebühren für den recht unfertigen Hafen zwar einen Hauch zu hoch, doch immerhin haben wir hier ruhig und sicher gelegen. Also beschweren wir uns mal lieber nicht. Anschließend verholen wir Hello World noch zur Tankstelle und füllen unseren Dieseltank noch einmal randvoll. Insgesamt passen diesmal 428 Liter hinein, für die wir nur freundliche 333 Euro los werden. Dann geht es endlich auf See hinaus. Unter Motor fahren wir an der Südküste von Teneriffa entlang. Dabei weht erstaunlicherweise der Wind mit 1-2 Windstärken aus Südost. Da war ja nun wieder gar nicht die Rede von im Wetterbericht. Eigentlich sind für heute doch mal wieder schöne vier Windstärken aus Nordost vorhergesagt worden. Da noch ein ziemlich hoher Schwell aus Norden steht, setzen wir dabei unser Großsegel zum Stützen. So schwankt das Schiff nicht ganz so unkontrolliert durch das Wasser. Auch heute bekommen wir mal wieder eine tolle Show geboten. Unmittelbar vor uns taucht nämlich plötzlich ein Pilotwal auf. Dann noch einer direkt neben dem Schiff und ein Muttertier mit Jungem ein paar Meter weiter. Die Wale schwimmen ziemlich beständig auf der Stelle und scheinen sich von uns überhaupt nicht stören zu lassen. Ja, und kaum das die Wale achteraus verschwunden sind, kommt dafür endlich der versprochene Wind. Allerdings mal wieder viel zu stark. Kaum das wir unsere Starkwindfock hochgezogen haben, erwischt uns auch schon eine satte 35 kn Böe. Hello World wird ordentlich auf die Seite gedrückt und wir reffen erstmal unser Groß auf Handtuchgröße zurecht. Der Wind weht nun mit 6-7 Beaufort aus Nordnordwest. Es ist schon immer wieder erstaunlich, wie schnell das hier mit der Acceleration Zone geht. Hello World segelt unter der neuen Takelung wie auf Schienen und wir haben keinerlei Probleme gegen die sieben Windstärken hoch am Wind anzusegeln. Die Wellen sind auch heute mit 3-4 m wieder recht komod. Allerdings schwappen einige doch tatsächlich über das ganze Schiff, so dass wir sogar in unserem geschützten Cockpit nass werden. Um 15 Uhr erreichen wir schließlich den Hafen von San Sebastian de La Gomera. Mit der Reservierung hat es auch hier wieder gut geklappt. Wir werden bereits erwartet und unser Liegeplatz ist schnell bezogen. Nun liegen wir mit Blick auf die riesige Schnellfähre nach Teneriffa und vor der beeindruckenden Bergkulisse von La Gomera. Nach bisher 3.073 gesegelter Seemeilen in diesem Jahr haben wir nun erstmal unseren voraussichtlich letzten Hafen Europas erreicht. Jetzt kommen nur noch der Atlantik und Barbados in diesem Jahr. Aber vorher wollen wir uns natürlich noch ausführlich La Gomera anschauen und ein paar Tauchgänge wagen.

Wir steuern La Gomera unter Starkwindfock an

Montag, 26. November 2007: San Sebastian de La Gomera 0 sm

Nach den zwei schönen Segeltagen, haben wir heute mal wieder einen Arbeitstag vor uns. Nach dem Frühstück geht es direkt gut los. Als Axel die Steuerbordbackskiste aufmacht, stellt er fest, dass leider die Dose TopCoat Anstrich umgefallen und ausgelaufen ist. So müssen vor der eigentlich Arbeit erst einmal die ganzen Sachen ausgeräumt und gereinigt werden. Ja, wenn man nicht genügend Arbeit hat, dann schafft man sich halt welche. Im Anschluss geht es an die wichtigeren Dinge. So habt zum Beispiel das Team von Schöchl bei ihrem Check-Termin festgestellt, dass uns am Lümmelbeschlag zwei Unterlegscheiben fehlen. Die haben wir inzwischen in Santa Cruz de Tenerife besorgt und bauen sie nun ein. Außerdem haben wir von Manfred Schöchl den Tipp bekommen, doch eine Seilklemme auf unsere Bowdenzüge zu setzen. Damit soll die Geräuschbildung beim Motoren deutlich gemindert werden. Außerdem holen wir nach dem Starkwindfocktest von gestern auch noch unsere Sturmfock heraus und schlagen sie erstmals an. Sieht ganz gut aus. Und so schön orange. Zwischendurch erkundigen wir uns noch nach Tauchmöglichkeiten hier vor Ort. Allerdings scheinen wir da wohl Pech zu haben. Die eine Tauchschule macht gerade „nur“ Anfängerkurs und bei der Anderen ist der Tauchkompressor kaputt. Aber vielleicht wird es Ende der Woche ja noch was. Während Axel dann noch die Befestigung von unserer Niederholerleine ändert, sitze ich unter Deck und versuche mal wieder unsere Internetseiten zu aktualisieren. Dabei verzweifle ich allerdings fast an der schnarchlangsamen Verbindung. Es dauert geschlagene zwei Stunden, bis ich immerhin schon mal die Fotos auf den Server geladen habe. Und dann noch mal eine Stunde, bis auch die Seiten endlich mal wieder auf einem aktuellen Stand sind. Puh, und das wird in der Karibik wohl nicht besser werden. Na ja, irgendwann ist wieder alles up-to-date und Axel und ich unternehmen einen kleinen Bummel durch San Sebastian. Die Stadt ist sehr nett und nicht ganz so geschäftig, wie Santa Cruz oder Las Palmas. Da wir mal wieder zur Siesta unterwegs sind, haben die meisten Geschäfte leider geschlossen und wir begnügen uns mit der Erkundigung des örtlichen Supermarktes. Hier und auf dem direkt davor befindlichen Markt kaufen wir noch ein paar frische Zutaten fürs Abendessen ein, bevor es wieder zurück zum Hafen geht. Dort stoßen wir auf ein paar Teilnehmer der so genannten Woodvale Challenge. Kaum zu glauben, aber es gibt tatsächlich einen Haufen Verrückter, die in Ruderbooten den Atlantik überqueren wollen. Ab dem zweiten Dezember geht es von La Gomera aus los in Richtung Antigua. Wir sind sprachlos, denn die Ruderboote sehen doch irgendwie arg nach Nussschale aus. Kann man sich so etwas wirklich freiwillig antun? Gerudert wird übrigens entweder Single-handed, zu Zweit oder als Vierergruppe. Zurück an Bord schrubbt Axel erstmal das ganze Salz von der Überfahrt vom Deck, während ich es mir mit einer frischen Tageszeitung unter Deck gemütlich mache. Abends woken wir dann mal wieder leckeres Hähnchengeschnetzeltes und gucken uns anschließend Loriot auf DVD an. Das sollte zwar eigentlich Axels Weihnachtsgeschenk werden, aber irgendwie habe ich es zwischen den ganzen Mitbringseln aus Deutschland nicht an ihm vorbei schmuggeln können.

Dienstag, 27. November 2007: San Sebastain de La Gomera 0 sm

Tag zwei unseres Atlantikvorbereitungsarbeitsprogramms. Nach einem schnellen Frühstück aus Joghurt und Müsli machen wir uns frisch ans Werk. Axel setzt sich ans Internet und betreibt Wetterforschung. Wir wollen die Wetterinformationen für die Atlantikpassage in den nächsten Tagen sorgfältig beobachten, damit wir bei möglichst idealen Bedingungen hier losfahren können. Ich schrubbe derweil mal wieder den Bootsinnenraum, im speziellen heute mal das Badezimmer. Im Anschluss holen wir unsere Notfalltasche hervor und inspizieren ihren Inhalt. Die Tasche wird während der Atlantiküberquerung griffbereit verstaut und enthält Notfallausrüstung für den recht unwahrscheinlichen Fall, dass wir Hello World irgendwann einmal auf hoher See verlassen müssen. Nachdem auch dieser Punkt zu unserer Zufriedenheit abgearbeitet ist, nehmen wir noch die Genua herunter und inspizieren Segel, Rollanlage und Profilvorstag. Auch hier scheint alles in Ordnung zu sein. Den Rest des Riggs haben ja schon die Schöchl-Leute durchgeschaut, so dass wir da nicht noch einmal selber heran müssen. Mittags kommt dann Andy von Andy’s Yachtservice und lässt unserem Motor und Generator noch einen Ölwechsel angedeihen. Damit kann dann wieder ein Punkt auf der To-do-Liste abgehakt werden. Nachmittags öffne ich dann nach langer Zeit mal wieder die Bordbäckerei und backe zwei leckere Vollkornbrote und drei Glaskuchen. Der Kuchen kommt dabei aus der Fertigpackung. Das Brot hingegen wird mit viel Liebe und Aufwand gebacken. Als erstes mahle ich eine Mischung aus Dinkel, Roggen und Weizen zu Mehl. Dann wird das Ganze um Roggenmalz, Brotgewürz, diverse Backtriebmittel, Sauerteig und Hefe ergänzt. Schließlich knete ich das Ganze zu einem schönen Teig. Der wandert zum Gehen in die Sonne und eine halbe Stunde später in die Brotbackform. Dort darf er noch einmal eine halbe Stunde gehen, bevor er schließlich zusammen mit den Glaskuchen in den Ofen wandert. Und eine Stunde später ist das Ganze dann fertig. Das Brot kommt nach dem Abkühlen in die Tiefkühlbox und der Kuchen ist durch die Zubereitung im Weckglas haltbar gemacht. Bleibt nur das Problem Axel davon abzuhalten nicht sofort alles aufzufuttern. Schließlich ziehe ich Axel noch in den Mast, wo er ein kleines Loch an unserem Großsegel flickt. Dann ist es auch schon sechs Uhr und wir haben uns einen schönen Feierabend verdient. So richtig zum Ausruhen kommen wir allerdings auch jetzt wieder nicht. Erstens „müssen“ wir noch dringend in der Stadt was Essen gehen (was wir auch sehr gut bei Cuatro Caminos tun) und Zweitens müssen wir noch unseren Kompressor bei der Fähre abholen. Pünktlich um 21.10 Uhr stehen wir also am Fred Olsen Fähranleger und warten auf das heiß ersehnte Teil. Wer sich allerdings nicht sehen lässt, ist unser Kompressor. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn hier auf den Kanaren mal was ohne Probleme geliefert worden wäre. Der LKW mit unserem Kompressor soll zwar auf die Fähre drauf gefahren sein, aber so richtig hat es halt auch niemand gesehen. Lisa von den Compressor People will sich jedenfalls drum kümmern. Da hilft wohl nur Geduld bewahren und auf die nächste Fähre warten. Axel ist jedenfalls stinkesauer und lässt erstmal beim Internetsurfen Dampf ab. Ich schreibe noch ein wenig Logbuch und schließlicht geht es mal wieder wie jeden Abend ab in die Kojen. 

Frisch aus der Bordbäckerei „Hello World“

Mittwoch, 28. November 2007: San Sebastian de La Gomera 0 sm

Noch bevor wir heute aufstehen können, klingelt das Telefon. Lisa ist dran und verkündet, dass der Kompressor auf La Gomera sein muss. Sie hat Telefonnummer und Namen des Fahrers parat und nun müssen wir nur noch jemanden finden, der ihn für uns auf Spanisch anruft. Axel läuft also schnell zum Marina Office und siehe da, zwanzig Minuten später wird unser Kompressor geliefert. Alles kein Problem! Wir hieven das Ding mit Hilfe eines freundlichen Engländers an Bord und packen erstmal aus. Sieht ganz schön gut aus und sollte ohne Probleme in unsere Backskiste passen. Während Axel sich den Rest des Tages mit dem Einbau des Teils beschäftigt, räume ich mal wieder unter Deck auf. Ein paar Lebensmittel warten noch auf Verarbeitung zu Fertignahrung und so stelle ich mediterrane Gemüsepfanne mit Putenstreifen, Hähnchengeschnetzeltes für Bratreis und Zitronenhähnchen mit Schafskäse her. Außerdem entstehen im Ofen noch zwei leckere Brote. Das eine von gestern hat nämlich das Frühstück heute Morgen nicht in Gänze überstanden. Nebenbei packe ich noch unsere Schmutzwäsche in Säcke. Schließlich wollen wir möglichst sauber über den Atlantik starten. Nachdem alle Sachen vorgekocht sind und der Kompressor zu Axels Zufriedenheit eingebaut ist, bringen wir die Wäsche daher zum Marina Office, die sie an die örtliche Wäscherei weiterleiten. Außerdem geben wir noch eine unserer Gasflaschen ab. Obwohl sie bisher nur zur Hälfte leer ist, wollen wir sie hier noch einmal auffüllen lassen. In der Karibik soll es damit nämlich ganz schöne Probleme geben. Das wir so wenig Gas verbraucht haben, liegt hauptsächlich am konsequenten Gebrauch unserer Induktionsplatte im Hafen. Auf ihr lassen sich einfach und ohne großen Gasverbrauch die meisten Sachen kochen. Das spart Gas und der Strom ist im Hafen ja meist eh mit im Preis drin. Sowohl Wäsche als auch Gasflasche sollen auf jeden Fall bis morgen Nachmittag fertig sein. Nicht, dass wir unsere Atlantiküberquerung noch wegen ein paar fehlender Unterhosen verschieben müssen. Nach diesem arbeitsreichen Tag sind wir abends ganz schön kaputt. Entsprechend früh landen wir daher in unseren Kojen. 

Wieder glücklich – der Kompressor ist da!

Donnerstag, 29. November 2007: San Sebastian de La Gomera 0 sm

Heute haben wir mal wieder einen Tag frei. Schließlich ist ja auch Seemannssonntag, den wir standesgemäß mit einem Frühstück mit Ei begehen. Anschließend mietet Axel ein Auto für uns, während ich noch schnell das Geschirr abspülen. Und dann geht es auch schon los. Mit einem Seat Ibiza machen wir uns auf zur Inselerkundung. Schade nur, dass das Wetter heute mal überhaupt nicht mitspielt. Kaum das wir den Nationalpark von Garajonay erreichen, fängt es in Strömen an zu regnen. Mist! Den unvergleichlichen Lorbeerwald hätten wir uns nämlich gerne etwas näher angeschaut. Aber natürlich kann diese grüne Lunge La Gomeras auch nur so gut gedeihen, weil es hier so häufig regnet. So flitzen wir an den schönsten Aussichtpunkten nur schnell aus dem Auto, werfen einen Blick in die Gegend und sitzen Sekunden später wieder im Trockenen. Kalt ist es außerdem geworden. Das Thermometer zeigt gerade einmal 10°C an. Brrr! Doch je weiter wir in Richtung Süden kommen, desto besser wird es zum Glück wieder. Bei strahlendem Sonnenschein halten wir schließlich am Mirador del Santo und blicken von den Bergen auf das dunkelblaue Meer hinunter. Eine kleine Katze leistet uns dabei Gesellschaft und begleitet uns maunzend bis zum Auto zurück. Anschließend fahren wir in Valle Gran Rey, das Tal des großen Königs, hinab. Die Landschaft ist wunderschön und im Vergleich zu den anderen kanarischen Inseln sehr abwechslungsreich. Überall wachsen Bananenstauden, Wein, Orangen- und Zitronenbäume. Dazwischen hübsche, bunte Häuser und eine Vielzahl von Wanderern. La Gomera ist nämlich ein wahres Paradies für Wandersleute. Auf zahlreichen Wanderpfaden kann man die Insel ganz im Einklang mit der Natur erleben. In Valle Gran Rey hatten sich vor Jahrzehnten ein Haufen Alt-Hippies niedergelassen. Diese sind inzwischen aber fast vollständig von „normalen“ Touristen verdrängt worden, die es sich hier in den Ortsteilen Vueltas, La Puntilla, La Playa und La Calera gut gehen lassen. Wir fahren wieder den Berg hinauf und halten im Örtchen Arure bei der kleinen Tienda Vino Tinto. Hier erstehen wir leckeren gomerischen Wein, ein Stück Ziegenkäse und etwas Mojo. Weiter geht es in Richtung Vallehermoso, dem schönen Tal. Angesichts des auch hier herrschenden Regens halten wir jedoch nicht im Örtchen, sondern fahren direkt nach Agulo weiter. Dort machen wir erstmal am Ortseingang beim Restaurant El Molino Mittagspause. Von unserer Leserin Inge haben wir den Tipp bekommen, doch einmal hier vorbei zu schauen. Mittags ist hier nicht viel los und wir sind die einzigen Gäste. Und spätestens als wir dem Wirt Antonio auch noch von Inges Freundin Rositta liebe Grüße ausrichten, haben wir die ganze Aufmerksamkeit. Als Freunde des Hauses bekommen wir zusätzlich zu unserem gebackenen Käse mit Blaubeeren noch ein paar Brotchips mit Leberpastete gereicht. Der Hauptgang (Omelett mit Scampi und Steinpilzen für Axel, Lamm in Sauce für mich) mundet ebenso gut und als Nachspeise bekommen wir „auf Haus“ noch ein wenig Kürbisschnitzel in Honig gereicht. Satt und rund gefuttert machen wir uns schließlich auf die Weiterfahrt. Wir passieren noch das Örtchen Hermigua, welches in einem üppigen grünen Tal liegt. Hier wachsen die Bananenstauden so zahlreich wie sonst nirgendwo auf der Insel. Dies liegt hauptsächlich an dem Bachlauf Río del Cedro, welcher das Tal ganzjährig mit Wasser versorgt. Nach zahlreichen unbeleuchteten Tunneln und waghalsigen Serpentinen erreichen wir schließlich wieder San Sebastian. Dort nutzen wir noch einmal unser Auto und kaufen noch ein wenig Wasser und Lebensmittel ein. Nun fehlen aber wirklich nur noch frisches Gemüse und ein wenig Wurst und Käse für die Überfahrt. Zurück im Hafen laden wir erstmal alles an Bord und können anschließend noch unsere saubere Wäsche und die gefüllte Gasflasche beim Marina Office abholen. Die Wäsche ist zwar sauber, aber unheimlich knitterig zurück gekommen. So muss ich mich also in den nächsten Tagen tatsächlich noch mal mit dem lästigen Bügeln beschäftigen. Na ja, man will ja auch auf dem Atlantik einigermaßen passabel ausschauen 😉 Nachdem wir die neu gekauften Lebensmittel und Getränke an Bord verstaut haben, schauen wir abends mal wieder eine von unseren Loriot DVDs. Ist doch immer wieder schön anzuschauen, wie sich Herr Dr. Klöben und Herr Müller-Lüdenscheidt in der Badewanne zanken.

Wunderschöne Landschaft auf La Gomera

Freitag, 30. November 2007: San Sebastian de La Gomera 0 sm

Tag X rückt immer näher. Das wir dabei immer noch nicht in Hektik geraten, zeigt dass Axel heute erstmal noch in Ruhe Tauchen geht. Mit Tauchlehrer Andy und Buddy Danny geht es am späten Vormittag mit dem Boot los. Ich bleibe mal wieder traurig zurück, denn immer noch quält mich die aus Deutschland mitgebrachte Erkältung. Aber demnächst habe ich ja richtig schön Zeit mich auszukurieren. Und die Fische sind auf Barbados sowieso viel bunter und toller… Ich nutze die Zeit und bringe mal wieder ein wenig Sauberkeit ins Schiff. Der Staubsauger wird geschwungen und der Feudel kommt auch nicht zu kurz. Nun ist Hello World also vor der großen Atlantiküberquerung auch schön sauber und alles blitzt und blinkt. Außerdem hocke ich mal wieder am Laptop und bereite unseren neuen Newsletter vor. Bevor wir uns von Europa verabschieden soll der natürlich unbedingt noch verschickt werden. Gleichzeitig soll auch die zweite Ausgabe meines Kochmagazins Ocean Cooking endlich an die Öffentlichkeit gebracht werden. Viel zu tun also. Als Axel am Nachmittag wieder kommt, sind wir beide ganz schön geschafft. Trotzdem wird noch ein wenig weiter gearbeitet. Wir bringen unsere Reisepässe zum Marina Office, wo man ein „offizielles“ Ausklarierungsdokument für uns vorbereitet. Dieses Dokument ist einigermaßen wichtig, da man auf Barbados sicher ganz genau wissen will, woher wir nun eigentlich mit unserem Schiff gekommen sind. Vorbei ist es mit den Annehmlichkeiten der EU. Von jetzt an heißt es in fast jedem Hafen ein- und ausklarieren, Pässe zeigen, Dokumente ausfüllen und Permits beantragen. Allerdings, war das in den letzten Wochen und Monaten eigentlich anders? Nicht wirklich! Auch in Portugal und auf den kanarischen Inseln mussten wir dieses Prozedere in jedem Hafen über uns ergehen lassen. Na ja, so hat man das wenigstens auch schon mal geübt. Nach dem Gang zum Marina Office gehen wir noch einmal in den Supermarkt und kaufen Wurst, Käse, Eier und Joghurt. Damit haben wir nun aber auch wirklich fast alles an Proviant an Bord. Fehlen nur noch frisches Obst und Gemüse. Und da morgen Markttag ist, werden wir die wohl auch erst dann einkaufen. Man will die Sachen ja möglichst frisch bekommen, damit sie so lange wie nur irgendwie möglich halten. Am Abend versuche ich dann endlich den aktuellen Newsletter zu versenden, scheitere jedoch mal wieder an dem nicht funktionierenden Drahtlosnetzwerk. Auch das Aktualisieren der Logbuch- und Galerieseiten mag mir heute nicht so recht gelingen. Und dabei war doch so schön alles vorbereitet. Aber vielleicht wird es ja morgen noch was. Ansonsten widme mich noch meinem neuen Lieblingshobby Wäsche bügeln. Mal ehrlich, wenn man eigentlich nicht Bügeln muss, macht es sogar ein klein wenig Spaß. Man kann dabei Musik hören, DVDs anschauen oder einfach nur seinen Gedanken freien Lauf lassen. Ganz nebenbei schwingt man dann das Bügeleisen von links nach rechts und schon ist die Wäsche schön glatt und geschmeidig. Hätte mir ja auch mal vorher jemand sagen können, das Bügeln gar nicht so schlimm ist! Axel liegt derweil ziemlich geschafft auf dem Salonsofa, liest Zeitung und beschwert sich ein wenig, dass Tauchen ja ach so anstrengend sei.

Die Flotte der Atlantik Ruder Regatta