Achtundzwanzigster Teil unserer Reise durch die Inselwelt der Marquesas vom 1. bis 31. Mai 2009.
Freitag, 1. Mai 2009: Atuona/Hiva Oa 0 sm
Heute ist der erste Mai, also Tag der Arbeit. Okay, dann wollen wir mal ran an die Arbeit. Ich backe den ganzen Vormittag Brot, Brötchen und Bagel. So ist die Grundversorgung der nächsten Woche erst einmal wieder geregelt. Axel bastelt dagegen mal wieder an unserer Elektronik. Die Ausfälle vom Autopiloten lassen ihm keine Ruhe und so wird nun endlich auch das in Panama City gekaufte Anzeigegerät ausgetauscht. Vielleicht behebt das ja die Standby Problematik. Außerdem hat unsere Wifi-Antenne den Geist aufgegeben. Scheinbar hat hier die Elektronik einen ab bekommen. Leider lässt sie sich jedoch trotz viel Einsatz von WD-40 nicht wieder reparieren. Zum Glück bekommen wir hier vor Anker auch so Internet, aber irgendwo müssen wir nun versuchen Ersatz zu bekommen. Gegen Mittag können wir dann die Ankunft unserer schwedischen Freunde Mats und Ulla von „Hokuspokus“ sehen. Wir begrüßen sie natürlich sofort und halten einen kurzen Schnack. Ganze 24 Tage haben sie über den Pazifik gebraucht. Nachmittags geht es dann nach all der Arbeit kurz an Land. Dort schauen wir uns das Warenangebot der kleinen Tankstelle an. Dort liegen ein paar dicke Mangos in der Auslage, von denen wir morgen unbedingt ein paar haben müssen. Anschließend laufen wir noch den kleinen Wellenbrecher entlang und ich werde mal wieder völlig zerstochen. Auf den Marquesas heißen die Plagegeister Nonos. Sie sind in etwa so wie die Noseeums aus Panama, also kaum zu sehen aber ziemlich bissig. So geht es etwas schneller wieder zurück an Bord. Dort entpuppt sich der gestern gekaufte Salat dummerweise als scheinbar unbekannte Kohlart. Wir testen ihn und finden ihn nicht wirklich genießbar. Oder zu mindestens wissen wir nicht, wie wir ihn genießbar machen können. Daher gibt es abends spontan statt Salat Hähnchen aus dem Wok. Schön mit Kokossauce und Erdnussbutter. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und lassen uns von dem kühlen Lüftchen befächeln. Sehr angenehm hier in der Südsee!
Wegen dem Versorgungsschiff darf in Atuona nicht überall geankert werden
Samstag, 2. Mai 2009: Atuona/Hiva Oa 0 sm
Mmmhh, der gestrige Backtag hat sich gelohnt! Es gibt Bagel zum Frühstück. Ausnahmsweise gibt’s sogar auch ein Ei dazu. Die Stärkung brauchen wir auch, denn anschließend fahren wir an Land und widmen uns unserer Wäsche. Es gibt hier nämlich einen schönen Wasseranschluss, so dass wir unsere Wäsche lieber an Land waschen. Das spart Wasser an Bord und die Wäsche lässt sich viel besser ausspülen. Am Ankerplatz ist außerdem das Wasser ziemlich brackig, so dass wir hier nicht unbedingt Wasser machen wollen. Während die Wäsche einweicht, laufen wir noch einmal zur Tankstelle. Die ist heute wieder geöffnet, so dass wir Mangos und ein paar Eier kaufen können. Zurück beim Dinghyanleger spülen wir unsere Wäsche ordentlich durch, bevor es zurück an Bord geht. Dort wird die Wäsche zum Trocknen auf dem Vorschiff und umweht Hello World mit einem frischen Duft. Während Axel und ich im Cockpit lesen, beobachten die Ankunft von unseren neuen Freunden von „La Palapa“ und „Malaika“. Schön, dass man sich hier immer mal wieder trifft. Abends grillen wir uns dann endlich mal wieder ein leckeres Steak. Davon haben wir schon auf dem Pazifik geträumt. Dazu gibt Backkartoffeln und Sauce aus dem selbstgemachten Joghurt. Der ist zwar etwas dünnflüssig geworden, aber durchaus genießbar. Während wir anschließend noch bei einem Glas Wein im Cockpit sitzen, kommen unsere italienischen Nachbarn von ihrem Landausflug zurück. Im Schlepp haben sie Tobé und Roger von „La Palapa“ und laden uns spontan noch auf einen Drink an Bord ein. Da sagen wir natürlich nicht Nein. Schnell schnappen wir uns eine Flasche Wein und ein Stück Käse als Mitbringsel und schon geht es los. Beim gemütlichen Beisammensein im Cockpit zeigt Enrico uns schließlich seine Muschelsammlung. Enrico sammelt hauptsächlich Kauri-Muscheln, von jedem Gebiet der Welt verschiedene Exemplare. Dafür hat er ein dickes Bestimmungsbuch dabei und zeigt uns einige sehr rare Exemplare. Da er die Muscheln nicht wie ich tot vom Strand sammelt, sondern lebendig aus dem Wasser holt, haben seine Kauris einen wunderschönen Glanz. Ich bekomme zu meiner großen Freude eine faustdicke Kauri-Muschel aus Fatu Hiva geschenkt. Nicht gerade etwas, um es sich um den Hals zu hängen. Aber die bekommt bestimmt einmal einen Ehrenplatz, wenn wir wieder sesshaft geworden sind. Gegen 22 Uhr geht es schließlich zurück an Bord von Hello World, wo wir umgehend in unsere Kojen fallen.
Wunderschöne Tiger-Kauri mit zwei Flamingo Zungen
Sonntag, 3. Mai 2009: Atuona/Hiva Oa 0 sm
Ich bin heute bereits um 6.30 Uhr wach und munter. Axel braucht dagegen mal wieder etwas mehr Schönheitsschlaf. So sitze ich am frühen Morgen am Laptop und schreibe mal wieder ein wenig Logbuch. Anschließend geht es mit einer Tasse Kaffee und einem guten Buch („The curious incident of the dog in the night-time“ von Mark Haddon) ins Cockpit, bis auch Axel sich endlich um 8.30 Uhr aus den Federn erhebt. Wir Frühstücken schön im Cockpit, heute mal Bagel mit Frischkäse und Lachs, dazu ein Frühstücksei. Nach dem Frühstück fährt Axel mich dann an Land, denn heute ist helle Wäsche dran. Ich schrubbe vor mich hin und unterhalte mich dabei mit Norwegerin Ina von „Lucy Blue“ und Myali aus Mexiko. Letztere ist gerade frisch angekommen und braucht nach 42 Tagen auf See dringend ein wenig Auslauf. Ich bin nach einer Stunde Arbeit fertig und nehme noch schnell eine Dusche. Es ist schon angenehm, wenn man nicht wie an Bord immer wieder das Wasser ausstellen muss und der dicke Wasserstrahl kühlt einen schön ab. Da macht es auch nichts aus, dass das Ambiente nicht ganz so schick ist. Axel holt mich schließlich wieder ab und nimmt auch noch eine kurze Dusche. Zurück an Bord folgt das übliche Spiel von Wäscheaufhängen auf dem Vorschiff. Dann geht es auch schon an die Vorbereitungen für den Abend. Wir haben uns nämlich unsere italienischen und amerikanischen Freunde eingeladen und wollen was anständiges zu Essen bereiten. Bei so vielen Leuten bleiben wir bei Chili con Carne hängen, denn dass lässt sich gut in großen Mengen zubereiten. So vergeht auch der Nachmittag ziemlich schnell und schon ist es 18 Uhr und die Gäste kommen. Wir haben Roger und Tobe von „La Palapa“ sowie deren Freund Larry an Bord. Die Drei bringen Scampi im Speckmantel, überbackene Baguettes mit eingelegter Paprika und als Nachspeise Banana Pie mit. Außerdem sind unsere italienischen Freunde Paolo, Enrico und Adriano mit dabei, die zum Nachtisch ein wenig Pampelmusensalat im Gepäck haben. Es wird mal wieder ein sehr netter Abend mit gutem Wein (die Italiener haben doch tatsächlich noch wahre Schätze aus Italien an Bord), gutem Essen und guten Gesprächen. Ich zeige Kauri-Experte Enrico meine Sammlung an Muscheln und darf seine Raritäten-Sammlung um ein Exemplar ergänzen. Gegen 22 Uhr löst sich die Party dann mal wieder gut gelaunt auf. Ich wasche noch schnell ab bevor es ins Bett geht, da wir morgen mal wieder früh raus müssen.
Käpt’n Blaubär und seine italienischen Freunde Paolo, Enrico und Adriano
Montag, 4. Mai 2009: Atuona/Hiva Oa 0 sm
Bereits um 6.30 Uhr klingelt der Wecker und reißt uns aus den Träumen. Wir Frühstücken schnell und packen eine Kühltasche mit Picknicksachen, bevor es mit dem Dinghy an Land geht. Dort wartet bereits unser Autovermieter. In einer kurzen Fahrt geht es zu seiner Garage, wo wir einen kleinen Suzuki Jimy bekommen. Als Erstes fahren wir damit zur Gendarmerie nach Atuona. Dort können wir diesmal ohne Probleme einchecken. Als EU-Bürger bekommen wir ein dreimonatiges Visum. Dies können wir jedoch auch noch verlängern lassen, so dass wir keinesfalls durch Französisch Polynesien hetzen müssen. Kosten werden keine fällig, außer der Briefmarke für 6 CFP, mit der unsere Daten nach Papeete auf Tahiti geschickt werden müssen. Dort muss man dann noch einmal vorstellig werden und endgültig einchecken. Nachdem wir die Formalia erledigt haben, können wir uns dem Touristikprogramm widmen. Als Erstes wollen wir quer über die Insel in das Dörfchen Puamau fahren. Dort versteckt sich eine der bedeutendsten archäologischen Ausgrabung. Also geht es zurück in Richtung Baie Tahauku und am Ankerplatz vorbei den Berg hinauf. Die Straße ist erstaunlich gut, jedenfalls bis wir den Flugplatz der Insel erreicht haben. Dann endet sie abrupt und verwandelt sich in einen besseren Feldweg. Wir haben zum Glück einen Geländewagen, dem wir in den nächsten 1 1/2 Stunden alles abverlangen. Teilweise geht es im Schritttempo durch tiefe Schlaglöcher. Durch die langsame Fahrt haben wir aber auch Gelegenheit unsere Umgebung genau zu studieren. Während wir zunächst durch eine Landschaft voll Pinien fahren, verändert sich das Pflanzenbild mit jedem Höhenmeter und weicht Farn- und Moosbehangenen Bäumen. Wir passieren schließlich den Gipfel vom Mount Ootua und fahren nun durch dichte Bananenplantagen und tropische Vegetation. Schließlich erreichen wir die Nordküste von Hiva Oa und die steilen Küsten werden zusehends karger. Wir passieren die Dörfer Motuua und Nahoe und landen irgendwann ziemlich durchgeschüttelt in Puamau. Viel gibt es hier nicht zu sehen. Eine Kneipe, ein kleiner Laden und jede Menge Kopra-Trockenhütten. Wir fahren am Strand entlang und biegen schließlich am Fußballplatz nach rechts ab. Nach etwa 1,5 km erreichen wir die archäologische Ausgrabungsstätte von Iipona. Es handelt sich dabei um einen so genannten Me’ae oder Marae. Darunter versteht man einen traditionellen Polynesischen Opferplatz. Der Me’ae von Iipona wurde im 18ten Jahrhundert entdeckt und sehr ausführlich rekonstruiert. Neben den noch vorhandenen Steinfundamenten interessieren uns natürlich am Meisten die hier stehenden Ti’is oder auch Tikis. Ti’is sind menschenartige Heiligenfiguren aus Holz oder Stein. In Iipona gibt es ganze fünf außergewöhnliche Exemplare. Am augenfälligsten ist dabei der riesige Takaii Ti’i. Er misst ganze 2,67 m Höhe und steht auf der obersten Plattform der Opferstätte. Takaii war ein Kriegsherr, der berühmt für seine Stärke war. Neben ihm befindet sich ein etwas kopfloser Ti’i mit Namen Te Tovae E Noho. Erstaunlicherweise hat er an jeder Hand sechs Finger! Etwas hinter Takaii findet man dagegen eine 1,8 m hohe, sitzende Figur. Sie heißt Fau Poe und stellt nach Expertenmeinung die Frau von Takaii dar. Außerdem finden wir noch Manuiotaa Ti’i, der etwas rechts von dieser Dreiergruppe steht. Ihm sieht man die menschlichen Proportionen am deutlichsten an, während man bei den anderen durchaus den Verdacht an einen Besuch durch Außerirdische haben kann. Die fünfte Figur der Anlage ist Maki Taua Pepe und erinnert eher an eine umgedrehte Schildkröte als an einen Menschen. Sie soll jedoch eine gebärende Frau darstellen. Nach so viel Kultur gönnen wir uns erst einmal eine kleine Pause und verzehren unsere mitgebrachten Brötchen. Dann geht es weiter und leider auch die ganze holprige Strecke zurück nach Atuona. Unterwegs halten wir noch an einer Farm, die auf einem Schild an der Straße verschiedene Früchte und Avocados zum Verkauf anpreist. Als wir dort ankommen, gibt es allerdings mal wieder nur Pampelmusen oder wahlweise getrocknete Bananen. Erstere haben wir noch ausreichend an Bord, Zweitere sehen nicht wirklich appetitlich aus. Also geht es unverrichteter Dinge weiter. Wir erreichen Atuona gegen 11.30 Uhr und fahren zunächst zum Calvaire Friedhof. Hier liegen die beiden berühmtesten Persönlichkeiten Hiva Oas begraben, der Maler Paul Gauguin und der Chansonsänger Jaques Brel. Beide haben einen schönen Blick von ihrer letzten Ruhestätte aufs Meer. Anschließend geht es weiter in Richtung Taaoa, einem kleinen Örtchen etwa 7 km westlich von Atuona. Dort bestaunen wir eine riesige Tohua, einen altertümlichen Festival- und Versammlungsplatz. In früheren Zeiten gab es hier einen riesigen Platz mit verschiedenen Häusern darum herum. Heute sind davon jedoch nur noch Ruinen davon übrig geblieben. Hinter mächtigen Banyan-Bäumen entdecken wir dann nach ein wenig Sucherei auch den einzigen Ti’i der Anlage, der auf einer Plattform sitzend den Festplatz überblickt. Leicht zerstochen von den umherfliegenden Mücken geht es zurück nach Atuona. Dort stärken wir uns bei Make Make Snack erst einmal mit einem leckeren Cheeseburger. Dann geht das Kulturprogramm im Centre Culturel Paul Gauguin weiter. Für einen viel zu hohen Preis (1.100 CFP = 9 Euro pro Person) erstehen wir zwei Eintrittskarten für das Museum und den Espace Brel. Ersteres bietet eine Retrospektive des Lebens von Paul Gauguin anhand von Briefen und nachgemalten Kopien seiner bedeutendsten Werke. Zum Museum gehört auch die Maison du Jouir, ein Nachbau des Hauses von Gauguin. Im Espace Brel, einem Flugzeug Hangar befindet sich dagegen eine Ausstellung über das Leben des Musikers Jaques Brel. Hauptattraktion ist dabei das wunderschön restaurierte Flugzeug „Jojo“ des Künstlers. Da alle Erläuterungen nur in Französisch vorhanden sind, verlassen wir nach weniger als zwanzig Minuten halbwegs enttäuscht das Gelände. Da hätten wir mehr für unser Geld erwartet. Nachdem wir nun so ziemlich alle Touristenattraktionen abgearbeitet haben, begeben wir uns mit unserem Auto zum nächsten Supermarkt. Dort wandern noch ein paar Getränke (Cola, denn Bier oder gar Wein kann man sich hier schwerlich leisten) und Lebensmittel in unseren Einkaufswagen. Dann geht es zurück zum Ankerplatz, wo wir erst einmal ziemlich kaputt im Cockpit zusammensacken. Nach einer kleinen Erholungspause heißt es dann noch einmal auf an Land. Wir tanken unser Auto an der kleinen Hafentankstelle auf und bringen es schließlich um kurz nach 17 Uhr zum Vermieter zurück. Dann geht es endgültig zurück an Bord. Da wir doch ziemlich geschafft sind, gibt es zum Abendessen nur ein paar Brötchen mit Leberpastete (man merkt doch, dass wir irgendwie in Frankreich sind) und Käse. Noch vor 21 Uhr ist dann mal wieder Schicht im Schacht und wir liegen selig schlummernd in unseren Kojen.
Die Ti’i von Puamou – Zeugen einer uralten Kultur
Dienstag, 5. Mai 2009: Atuona/Hiva Oa 0 sm
Nach dem anstrengenden gestrigen Tag haben wir uns heute mal ein wenig Erholung verdient. So geht es nach dem Frühstück ganz ruhig mit ein wenig Entspannung im Cockpit weiter. Axel liest („The last Coyote“ von Michael Conelly) und ich schreibe ein wenig an einem Reisebericht über Cocos Island. Nichts großes, sondern nur eine kurze Beschreibung für den SSCA Bulletin. Da der Artikel auf Englisch ist, dauert das Ganze natürlich ein wenig länger als üblich. Gegen 11.30 Uhr machen wir dann einen kurzen Abstecher an Land. Wir wollen den während der Pazifikfahrt verbrauchten Diesel wieder nachfüllen und fahren daher unsere drei Kanister zur Tankstelle. Schade nur, dass wir inzwischen wieder europäische Preise bezahlen müssen. Umgerechnet etwa 1,20 Euro pro Liter müssen wir bezahlen. Zwar besteht auch die Möglichkeit zollfreien Diesel zu erwerben, aber dafür benötigt man einen Agenten der gerüchteweise wiederum zwischen 200 und 300 Euro Gebühren haben will. Also lohnt sich der Spaß nur, wenn man wirklich viel Diesel braucht. Bei uns sind es nur etwa 250 l die nachgefüllt werden müssen und so verzichten wir lieber auf die Hilfe des Agenten. Zurück an Bord gibt es mal wieder eine halbe Pampelmuse zum Mittag. Man kann sich wirklich nicht vorstellen, wie süß und saftig die Früchte hier sind. Und wie riesengroß! Kein Vergleich zu dem was man in Deutschland so als Pampelmuse verkauft bekommt. Um 14 Uhr geht es dann noch einmal zur Tankstelle für eine zweite Füllung. Nach zwei bis drei Einkäufen ist man dort schon bekannt und wird mit einem freundlichen Lächeln begrüßt. Zurück an Bord wird noch schnell der Diesel in den Tank gepumpt und dann müssen wir auch schon wieder ins Dinghy springen. Grund dafür sind unsere Freunde Rob und Teresa die just in diesem Moment auf Hiva Oa ankommen. Da wir sie ein paar Wochen nicht gesehen haben, ist das Hallo natürlich groß. Wir lassen sie gerade noch Ankern und schon gibt es ein Glas Sekt zur Begrüßung. Über eine Stunde tauschen wir unsere Pazifikerfahrungen aus bevor wir wieder an Bord von Hello World zurück kehren. Dort wird schnell der Grill klar gemacht und wir können mit dem zweiten Teil der Begrüßungsparty weitermachen. Herrlich leckere Lammkoteletts schmurgeln innerhalb kürzester Zeit und verbreiten einen appetitlichen Duft. Die Koteletts konnten wir hier erstehen, ein Genuss nach über einem Jahr lammfreier Zeit. Neben Rob und Teresa kommen später auch noch Mats und Ulla von „Hokuspokus“ herüber und wir haben mal wieder einen netten gemeinsamen Abend. Wie üblich wird es jedoch nicht allzu spät, so dass wir gegen 22 Uhr mal wieder in unseren Kojen liegen.
„Yohelah“ kommt in Hiva Oa an
Mittwoch, 6. Mai 2009: Atuona/Hiva Oa – Baie Hanamenino/Tahuata 7,2 sm
Auch heute dürfen wir wieder bis 7.30 Uhr ausschlafen. Geweckt werden wir eigentlich auch nur durch einen Funkspruch unserer Freunden Leslie und Philip von „Carina“. Die nähern sich nach 28 Tage Überfahrt gerade Hiva Oa und freuen sich, dass wir auch noch da sind. Als sie gegen 10 Uhr den Ankerplatz erreichen, laden wir sie dann erst einmal zu einem ordentlichen Frühstück ein. Die Armen hatten schon seit Tagen kein richtiges Ei mehr und mussten auf Trockenei zurück greifen. Brrr! Begeistert sind sie nach langer Zeit ohne frisches Obst natürlich auch von den herrlichen Pampelmusen. Bis 11.30 Uhr sitzen wir so zusammen und erhalten einen detaillierten Pazifiküberquerungsbericht. Dann verlassen uns die Beiden wieder und wir machen Hello World startklar. Nach ein paar Tagen in dem mulchigen Wasser von Atuona steht uns der Sinn nämlich dringend nach einer Orts- bzw. Wasserveränderung. So nehmen wir zuerst unseren Heckanker hoch, was sich als gar nicht so einfach erweist. Er hat sich fest in den lehmigen Grund eingearbeitet und kann nur mit Hilfe der Genuawinsch davon überzeugt werden wieder heraus zu kommen. Um 13.15 Uhr kommt dann auch unser Hauptanker mit einem dicken Batzen Lehm zusammen hoch. Der löst sich zum Glück relativ selbstständig vom Edelstahl und wir brauchen nicht noch den Schlauch rauszuholen. Unter Motor fahren wir schließlich aus der Bucht hinaus und winken „Yohelah“ und „Carina“ zum Abschied. Da es draußen auch nur mit einem Beaufort weht, lassen wir die Segel aufgerollt und motoren einfach weiter. Zum Glück brauchen wir nur ein kleines Stück ums Eck zu fahren, bis wir den ersten Ankerplatz erreicht haben. Vor Tahuata sehen wir bereits in der ersten Bucht ein paar bekannte Yachten liegen. So halten wir spontan auf die Bucht zu, auch wenn wir für die Bucht keine Beschreibung oder Detailseekarte haben. Wo bereits drei Yachten liegen, wird es für uns schon auch tief genug sein. So gehen wir um 14.20 Uhr schließlich hinter „Anemos“ wieder vor Anker. Außerdem liegen noch die südafrikanische „Cooee II“ und die kanadische „Monkey Feet“ in der Bucht. Wir packen direkt die Schnorchelsachen aus und bewundern die zahlreichen Rochen in der Bucht. Zurück an Bord fängt es dann doch tatsächlich wie aus Kübeln an zu Schütten. Da der Regen schön erfrischend ist, nutzen wir die Gelegenheit und holen die Putzsachen raus. So wird Hello World frei Haus mit Süßwasser gespült und auch wir genießen die kühle Naturdusche. Nach dem Regenschauer kommt Helmke von „Cooee II“ vorbei und lädt uns auf Drinks am Abend ein. Da sagen wir natürlich nicht nein. Anschließend bekommen wir noch Besuch von ein paar einheimische Fischer. Wir fragen nach Lobster und sollen abends welchen im Tausch gegen Rum bekommen. Man will so gegen 21-22 Uhr vorbei kommen. Ich bereite noch schnell einen leckeren Lachsdip für die abendliche Cocktailrunde und ein frühes Abendessen aus Mahi Mahi in Mango Salsa zu. Um 18 Uhr geht es dann rüber zu „Cooee II“. Der lustige Name stammt übrigens aus dem australischen Busch und wird zur Begrüßung ausgerufen. Wir unterhalten uns mal wieder prächtig und lernen mit Casey und Giselle von „Monkey Feet“ und Kirk und Kathryn von der später eingetrudelten „Gallivanter“ mal wieder ein paar neue Gesichter kennen. Gegen 22.30 Uhr geht es dann wieder an Bord zurück. Dort fallen wir dann auch recht zügig in die Kojen und wundern uns ein wenig, ob wir wohl noch irgendwann unseren Lobster geliefert bekommen.
Nicht das schönste Wetter
Donnerstag, 7. Mai 2009: Baie Hanamenino/Tahuata
Also wirklich! Um 1.30 Uhr nachts klopft es doch tatsächlich an unsere Bordwand. Die Fischer sind mit unserem Lobster da. Wir tauschen eine halbe Flasche Rum gegen drei stattliche Exemplare und setzen die noch lebenden Tiere erst einmal in einen Eimer mit Seewasser. Zu mehr sind wir um diese Uhrzeit einfach nicht fähig. Dann geht’s wieder in die Kojen und zum zweiten Teil unsere Träume. Morgens früh geht dann natürlich der erste Blick zu den Lobstern. Ein Exemplar hat sich aus dem Eimer befreit und läuft nun munter durchs Cockpit. Wir fangen ihn wieder ein und bereiten den Tieren ein für sie leider unschönes Ende. Dann gibt es erst einmal ein ordentliches Frühstück zur Stärkung. Anschließend werden nach langer Zeit mal wieder die Tauchsachen klar gemacht. Gestern Abend haben wir uns mit den anderen zum gemeinsamen Tauchen verabredet. Zusammen mit Helmke, Bronte, Kathryn und Frank fahren wir um die westliche Ecke unserer Bucht und springen ins warme Wasser. Gemütlich geht es dann zwischen 6 und 17 m Tiefe wieder um die Ecke herum zurück in unsere Ankerbucht. Dabei bekommen wir ein paar sehr schöne Korallen und viele, viele Fische zu sehen. Obwohl die Marquesas für ihre geringen Sichtweiten bekannt sind, können wir uns heute nicht beschweren. Nach 50 Minuten tauchen wir wieder auf und werden von Frank und Helmke mit den Schlauchbooten aufgesammelt. Zurück an Bord werden natürlich erst einmal wie üblich alle Tauchsachen schön abgespült, dann gibt es ein wenig Pampelmuse zur Erfrischung. Anschließend fahren Axel und ich kurz an den schönen Sandstrand am Ankerplatz. Ich versuche ein paar schöne Muscheln zu finde, erwische jedoch leider nur kaputte Schalen. Aber mit ein wenig Dremeleinsatz lässt sich daraus bestimmt noch etwas machen. Statt Muscheln bietet der Strand jedoch jede Menge Nonos. Also heißt es bereits nach kurzer Zeit, bloß schnell weg hier. Zurück an Bord machen wir uns dann für einen zweiten Tauchgang bereit. Diesmal bleibe ich im Dinghy, während Axel und Frank Tauchen gehen. Den Einstieg machen wir diesmal in der Hanamenino Bucht, wo wir beim letzten Mal wieder aufgetaucht sind. Inzwischen weht allerdings ziemlich viel Wind und eine unschöne See hat sich aufgebaut. Während ich mich mit dem Dinghy abkämpfe, haben Axel und Frank trotzdem einen schönen Tauchgang. Sie sehen sogar kurz einen schicken Mantarochen vorbeischweben. Ich bin allerdings über Wasser etwas in Rage. Eigentlich sollten oder wollten die Beiden ums Eck schwimmen und dort aufgesammelt werden. Angesichts der Wellen kann ich ihre Luftblasen jedoch nicht verfolgen. Als nach 45 Minuten immer noch keiner auftaucht, mache ich mir langsam Sorgen. Unruhig fahre ich mit dem Dinghy hin und her, um die Beiden nur nicht beim Auftauchen zu verpassen. Die Wellen brechen sich ganz ordentlich an den Felsen und die Strömung geht stark in Richtung offener See. Da wäre es blöd, wenn ich die Beiden aus Versehen verpasse. In Gedanken sehe ich sie natürlich schon an irgendwelchen Felsen zerschmettern oder wahlweise in Richtung Tuamotus auf die offene See hinaus treiben. Am Ende finde ich die Beiden dort, wo ich sie auch ins Wasser gelassen habe. Ich habe mir also mal wieder zu viele Sorgen gemacht. Schließlich geht es zurück an Bord, wo Axel und Frank alles gründlich abspülen. Dann gibt es erst einmal das verdiente Dekompressionsbierchen. Nachdem uns Frank wieder verlassen hat, lesen Axel und ich noch eine Weile. Zum Abendessen gibt es dann einen der frischen Lobster. Lecker vom Grill mit Aioli und Baguette. Kurz bevor wir uns abends dann mal wieder zu Bette begeben, fängt es doch tatsächlich wieder an zu Regnen. Was für ein Mistwetter! Hoffentlich ist das morgen wieder besser.
Unter Fischen
Freitag, 8. Mai 2009: Baie Hanamenino/Tahuata – Baie Hanatefau/Tahuata 6,1 sm
Ich bin heute bereits um 7 Uhr wach und munter. Axel liest dagegen erst noch ein wenig, bevor auch er aufsteht. Frühstück gibt es dann mal wieder wie üblich im Cockpit. Anschließend wird das Schiff aufgeklart und abfahrbereit gemacht. Kurz bevor es los geht, kommt noch Frank von „Anemos“ vorbei und befragt uns nach dem Wetter. Da wir schon tagelang keine Wetterdaten mehr abgeholt haben, holen wir noch schnell Wetter per Email. Anscheinend gibt es in ein paar Tagen eine der seltenen Nordwestwindperioden. Da stellt sich die Frage nach dem richtigen Ankerplatz. Eigentlich würden wir gerne noch ein paar Tage auf Tahuata verbringen, doch andererseits würde es vielleicht klüger sein noch vor dem Nordwester nach Ua Huka weiter zu segeln. Wir entschließen uns erst einmal wie geplant in Richtung Baie Hanatefau und dem Dörfchen Hapatoni zu fahren. So geht um kurz nach Zehn der Anker auf und wir segeln nur unter Genua gemütlich die Küste von Tahuata entlang nach Süden. Nach einer Stunde kommen wir so in der wunderschönen Baie Hanatefau an. Dort liegen bereits fünf Yachten vor Anker, doch die Bucht ist groß und wir finden noch ein Plätzchen. Während Axel direkt ins Wasser springt, um umliegende Wassertiefen und die Lage des Ankers zu checken, hole ich etwas gemütlicher die Schnorchelsachen raus und schwimme dann in Richtung Ufer. Angeblich sollen die Korallen hier besonders gut erhalten sein. Ich entdecke jedoch nichts Spektakuläres und bin so nach 10 Minuten wieder zurück an Bord. Wir essen ein wenig Käse zu Mittag und unterhalten uns kurz mit unseren Nachbarn Isabelle und Brian von „Wasabi“. Gegen 14 Uhr geht es dann mit dem Dinghy an Land. Hapatoni hat einen durch einen Wellenbrecher geschützten Anleger, so dass das Anlanden nicht allzu schwer fällt. Der Hafen und die kleine Bootsrampe sind besiedelt von zahlreichen Kindern, die hier augenscheinlich viel Spaß beim Spielen im Wasser haben. Wir wandern durch das gepflegte Örtchen und treffen Glen und Brenda, die auf „Vindsang“ unterwegs sind. Sie erzählen uns, dass hier am Sonntag ein Kreuzfahrer mit 120 Personen ankommt und dass für die Touristen eine Tanz-Show veranstaltet wird. Also sollten wir vielleicht doch noch bis Sonntag hier bleiben? Mal abwarten, was der nächste Wetterbericht so sagt. Die beiden erzählen uns außerdem von einem örtlichen Schnitzer, dem wir natürlich sofort in dem kleinen Handwerkermarkt einen Besuch abstatten. Hapatoni ist bekannt für einige der besten Schnitzkünstler und wir sind immer bereit ein wenig Geld für Mitbringsel auszugeben. Ich kaufe von dem auf Knochenschnitzereien spezialisierten Künstler dann auch direkt ein Geburtstagsgeschenk für Axel (wobei hier natürlich noch nicht verraten werden kann, um was es sich handelt). Außerdem erstehen wir von einem anderen Künstler ein wunderschön beschnitztes Paddel aus Tou-Holz mit einem Tiki als Griff. Das Besondere an dem Paddel ist, dass der Tiki eine schöne Haarpracht aus Pferdehaar trägt. Der Künstler mit Namen Firmin Timau nimmt uns anschließend noch mit in sein Haus und zeigt uns noch ein paar seiner Tikis. Ein mittelgroßes Exemplar gefällt uns besonders gut, insbesondere nachdem es vom Meister ordentlich poliert wurde. Dafür benutzt er eine Bohrmaschine, auf die augenscheinlich eine Klobürste aufgeschraubt wurde. Wir verhandeln kurz und bekommen schließlich zusätzlich zum Tiki noch sechs dicke Pampelmusen, frisch vom Baum. Jede wiegt etwa ein Kilo, so dass wir schwer beladen schnell wieder in Richtung Anleger wandern. Nicht jedoch ohne vorher von dem Knochenschnitzer noch ein paar Bananen in die Hand gedrückt zu bekommen. Auf dem Weg zum Anleger begegnen wir noch Noah und Vicky von „Serasan“, die sich hier die Kunst der Zubereitung von Oktopus zeigen lassen wollen. Zurück an Bord gibt es erst einmal ein Kaltgetränk zur Erfrischung, dann bereite ich den Teig für das heutige Abendessen zu. Es gibt mal wieder Pizza, lecker mit Salami, Oliven und Champignons. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und genießen den lauen Abend. Zum Glück gibt es hier am Ankerplatz keine lästigen Stechviecher, so dass es sich gut aushalten lässt. Dabei beobachten wir wie zwei Taucher auf Nachttauchgang unter uns her tauchen. Eigentlich eine gute Idee. Ach, wir würden schon gerne noch ein paar Tage hier bleiben. Hoffentlich spielt das Wetter mit. So holen wir abends noch einmal Wetterdaten ab. Demnach sieht es so aus, also ob die nächsten Tage sehr schwachen Wind aus nördlichen Richtungen bringen sollen. Doch ab dem 13./14. Mai solle es wieder mehr und dann auch aus der richtigen Richtung nämlich Südöstlich wehen. Also entscheiden wir uns am Ende noch eine Weile hier zu bleiben. Bereits gegen 20.30 Uhr verholen wir uns schließlich in unsere Kojen, wo wir noch ein wenig lesen.
Hello World vor Anker in der Baie Hanatefau
Samstag, 9. Mai 2009: Baie Hanatefau/Tahuata 0 sm
Oh Mann, ich werde nachts von meinen in der Baie Hanamenino erhaltenen Nono-Stichen gequält. Die fangen erstaunlicherweise erst nach ein bis zwei Tagen an zu jucken. Meine Beine sind übersät von Stichen. Ich zähle ungefähr zweihundert Stück und alle jucken höllisch. Damit ich überhaupt schlafen kann, nehme ich ein wenig Benadryl gegen den Juckreiz und reibe die Stiche mit Creme ein. Am nächsten Morgen wache ich daher leicht gerädert. Mein erster Blick aus dem Cockpit lässt mich jedoch sofort munter werden. Da tummeln sich doch glatt hunderte Delfine in unserer Bucht! Also nix wie Schlauchboot klar gemacht und auf ins Wasser. Wir Schnorcheln ein wenig mit den Delfinen, die sich durch uns und die anderen Segler überhaupt nicht stören lassen. Allerdings lassen sie einen auch nicht auf Armlänge an sich heran kommen, so dass der Traum vom Ziehen werden von einem Delfin nicht in Erfüllung geht. Zurück an Bord gibt es dann erst einmal Frühstück. Anschließend ist mal wieder Arbeiten angesagt. Axel säubert die Filter von unserem Kühlschranksystem, repariert endgültig die Fixierung vom Herd, und baut einen Spritfilter in unseren Außenborderschlauch ein. Ich hole derweil mal wieder meinen Dremel raus. Irgendwie habe ich schon lange keine Muschelkettenanhänger mehr gemacht. Ich bin heute kreativ und schaffe so ganze sechs neue Anhänger. So langsam habe ich eine ganze Kollektion beisammen. Unterbrochen wird die Arbeit immer nur ab und an, um die Delfine zu beobachten. Scheinbar haben sich die Delfine für eine Paarungszusammenkunft ausgesucht. Jedenfalls bleiben sie den ganzen Tag in unserer Bucht und erfreuen uns mit ihren akrobatischen Sprüngen. Wir essen mittags eine leckere Pampelmuse und machen uns gegen 14.30 Uhr mal wieder tauchklar. Heute geht es direkt vom Heck ins Wasser und von dort aus die 50 m in Richtung Küste. Wir tauchen ein wenig die Felsen entlang und freuen uns über die hübschen Fische. Der Tauchgang ist zwar nett, aber nicht wirklich spektakulär. Einzig das wir die Delfine im Wasser pfeifen hören, macht ihn ein wenig besonders. Nach einer knappen Stunde sind wir wieder zurück an Bord. Nach dem obligatorischen Abspülen und dem Genuss eines Dekompressionsbierchens, entspannen wir uns den Rest des Nachmittags. Abends bereitet Axel uns leckeres asiatisches Schweinegeschnetzeltes mit Reis zu. Anschließend kommen noch Noah und Vicky von „Serasan“ zu Besuch. Sie bringen leckere Mango und eine Pomerac genannte Frucht mit. Die schmeckt leicht Apfelartig, wird ansonsten aber wohl nicht unsere Lieblingsfrucht. Wie immer wird es ein netter Abend und wir schaffen es heute erst gegen 22.30 Uhr in den Kojen.
Hübscher Bumerang-Drückerfisch
Sonntag, 10. Mai 2009: Baie Hanatefau/Tahuata – Baia Hanamoenoa/Tahuata 3,8 sm
Auch wenn heute Sonntag ist, schlafen wir doch nur bis 7.30 Uhr aus. Dann gibt es wie immer erst Frühstück, heute mal Bananenpfannkuchen und ohne (!) Ei. Gegen 10 Uhr geht es dann mit dem Dinghy an Land. Dorthin haben uns die Einheimischen nämlich heute eingeladen. Wir treffen vor dem Versammlungsplatz auf die anderen Segler aus der Bucht und unterhalten uns eine Weile mit ihnen. Lautes Kindergeschrei kündigt schließlich die Ankunft des Inselversorgers „Aranui III“ an. Nach und nach trudeln 116 Touristen in Hapatoni ein und wir begucken sie doch recht neugierig. Von uns Seglern lassen sie sich übrigens leicht unterscheiden. Erstens sind sie doch meistens noch recht blass und zweitens tragen sie fast alle eine Armbanduhr. Von den Bewohnern des Dorfes bekommen wir dann eine tolle Tanzshow gezeigt. Erst dürfen die kleinen Jungs ran. Die beherrschen das machohafte Gebrüll schon ganz gut, wenn auch mancher Schritt noch nicht ganz so gut sitzt. Dann kommen die Jugendlichen und erwachsenen Männer dran. Sie beeindrucken uns mit ihren wilden Tänzen und „Hah, Tiki Tiki, hah“-Gebrüll. Bei dem Anblick kann man sich schon vorstellen, dass die Marquesas früher einmal von Kanibalen besiedelt waren. Anschließend geht es etwas sanfter mit Tänzen und Gesängen der Frauen weiter. Während die Touristen anschließend mit einem Barbecue versorgt werden, wandern Axel und ich noch kurz zu der kleinen Kirche des Ortes. Sie hat ein hübsches Glasfenster am Eingang, ist jedoch ansonsten genauso trüb und dunkel wie die Kirchen in Europa. Zurück am Versammlungsplatz werden wir dann zu unserem großen Erstaunen auch zum Essen eingeladen. So kommen wir ganz unverhofft an ein leckeres Essen mit frischem Gemüse, Lachs, Lammkoteletts und Hähnchen. Sehr lecker! Gegen 13 Uhr geht es schließlich wieder zurück zu Hello World. Wir räumen schnell auf und nehmen dann den Anker hoch. Unter Motor geht es zur knapp 4 sm entfernten Bucht Hanamoenoa, angeblich einer der malerischsten Ankerplätze der Marquesas. Dort angekommen liegen schon drei andere Yachten vor Anker. Wir suchen uns einen netten Spot und sind gegen 14.30 Uhr wieder fest vor Anker. Nachmittags fahren wir dann noch kurz mit dem Dinghy an den Strand. Angeblich soll es hier besonders viele Muscheln zu finden geben. Die Anlandung ist jedoch gar nicht so einfach. Es steht ordentlich Schwell am Strand, der zudem noch steil ansteigt. Wir schaffen es aber ohne groß nass zu werden und ziehen unser Dinghy mit einem improvisierten Flaschenzug an einer Palme den Strand hinauf. Allerdings finden wir nicht eine einzige Muschel. Ich bin diesmal mit langer Hose und langem Hemd bekleidet. Sicher ist sicher, obwohl es hier scheinbar gar keine Nonos gibt. Der Weg zurück zum Schiff klappt erfreulicherweise auch ohne Überschlag. Man muss halt einfach lange genug die Wellen beobachten. Zum Glück bricht sich nicht jede mit einem Meter Höhe und in den Wellenpausen kommt man ganz gut weg vom Strand. Zurück an Bord ist dann mal wieder Lesestunde im Cockpit angesagt. Abends nur ein wenig Brot, denn wir wurden ja mittags schon ausgiebig versorgt. Wir beobachten mal wieder einen schönen Sonnenuntergang und können zu unserem großen Erstaunen am Horizont tatsächlich die Bergspitzen der Insel Ua Pou ausmachen. Bei einer Entfernung von 65 sm, also umgerechnet etwa 120 km, haben wir wohl eine beeindruckend gute Sicht. Mit einsetzender Dunkelheit werden wir heute allerdings von lästigen Käfern unter Deck vertrieben. So sitzen wir nach langer Zeit abends mal wieder unter Deck und Lesen. Gegen 21 Uhr geht es dann wie üblich zum Träumen in die Kojen.
Wilde Kriegstänze
Montag, 11. Mai 2009: Baie Hanamoenoa/Tahuata 0 sm
Der heutige Tag beginnt faul. Axel schafft es tatsächlich erst um 9 Uhr aus der Koje. Ich bin zwar schon ein wenig früher auf und schreibe ein wenig Logbuch, doch Frühstück gibt es tatsächlich erst um halb Zehn. Anschließend machen wir uns mal wieder Tauchklar. Dazu fahren wir zur südlichen Ecke der Bucht. Wir ankern das Dinghy an einem sandigen Spot und machen Masken und Flossen klar. Dummerweise haben wir jedoch beide vergessen unsere Ankerleine auch am Dinghy festzumachen. So muss Axel erst einmal nach dem Anker tauchen. Nachdem das Dinghy anschließend sicher vertäut ist, geht es mal wieder abwärts. Auch heute haben wir mal wieder superklares Wasser. Die Sicht beträgt zwischen 30 und 40 Metern, teilweise wohl sogar mehr. Wir tauchen an einer netten aber kleinen Steilwand entlang. Dort sind hunderte von kleinen Fischen unterwegs, allerdings nicht die erhofften Haie oder Rochen. Bereits nach einer guten halben Stunde tauchen wir daher wieder auf und fahren zurück zum Schiff. Nach der üblichen Aufräumprozedur wird dann erst einmal ein wenig relaxt. Gegen 13 Uhr geht es dann mit dem Dinghy noch einmal zum Strand. Heute ist die Brandung sogar noch mächtiger, so dass wir einen Anlandungsversuch gar nicht erst wagen. Stattdessen ankern wir das Dinghy vor dem Strand. Während ich an Bord und aufpasse, schwimmt Axel zum Strand. Dort geht er ein wenig in die Büsche und kehrt 15 Minuten später mit einem gut gefüllten Netz Limonen zurück. Die wachsen hier nämlich freundlicherweise überall wild. Die Vitaminversorgung der nächsten Tage ist damit auch gerettet. Wir fahren zum Schiff zurück und essen dort eine Kleinigkeit zu Mittag. Anschließend ist mal wieder Lesestunde angesagt. Axel ist mit „The Closers“ von Michael Conelly beschäftigt, während mich „The Book Thief“ von Markus Zusak fasziniert. Außerdem geht mal wieder eine ganze Weile bei der Bestimmung der heute gesehenen Fische drauf. Das ist gar nicht so einfach, wenn man bedenkt wie viele tausende Fische es gibt. Abends kochen wir uns mal wieder ein paar leckere Nudeln. Wie üblich mit Pesto für Axel und mit Thunfisch-Sahne-Sauce für mich. Erfreulicherweise sind heute mal keine lästigen Käfer unterwegs, so dass wir bis um 21 Uhr im Cockpit sitzen können. Wir unterhalten uns über alle möglichen Dinge und sind wieder einmal froh, dass wir tatsächlich hier in der Südsee sitzen.
Gut versteckt – ein Baskenmützen-Zackenbarsch
Dienstag, 12. Mai 2009: Baie Hanamoenoa/Tahuata 0 sm
Auch heute sind wir nicht viel früher dran. Wir schlafen bis kurz vor 9 Uhr aus und Frühstücken dann wie üblich im Cockpit. Gegen 10.30 Uhr kommen unsere Freunde Rob und Teresa mit „Yohelah“ in die Bucht gefahren und gehen hinter uns vor Anker. Teresa kommt direkt mit dem Dinghy zu uns rüber und berichtet von den letzten Erlebnissen. Rob muss leider an Bord bleiben und eine verstopfte Toilette reparieren. Einer der schönsten Jobs an Bord und leider viel zu häufig! Nachdem uns Teresa wieder verlassen hat, hole ich mal wieder meine Dremel Sachen raus. Ich bastle noch drei weitere Muschelanhänger und muss mich langsam fragen, was ich eigentlich mit dem ganzen Zeug machen soll. Axel liest derweil und ist durch nichts von Herr Connelly abzulenken. Zum Mittag gibt es dann mal wieder ein wenig Pampelmuse. Insgesamt verbringen wir einen ruhigen und entspannten Tag. Abends um 18 Uhr kommen schließlich Rob und Teresa zum gemeinsamen Abendessen vorbei. Sie bringen gegrillte Hähnchenteile mit, wir steuern Nudel- und Krautsalat bei. Eine Stunde später kommen dann noch Jeff und Kirsty von „Nemesis“ mit dazu. Gemeinsam spielen wir mal wieder eine Runde Dominos. Das Spiel zieht sich bis kurz nach 23 Uhr hin und wie üblich wird mal wieder viel dabei gelacht. Nachdem alle wieder auf ihren eigenen Booten sind, sinken wir in unsere Kojen. Inzwischen ist es in unserer zuvor so ruhigen Bucht jedoch ganz schön schaukelig geworden, da der Wind auf Nordwest gedreht hat und wir damit in einer offenen Bucht liegen. Doch irgendwie scheint uns das nicht mehr ganz so sehr zu stören, wie vielleicht noch vor ein paar Monaten oder gar bei unserer Ankunft damals auf Barbados. Man gewöhnt sich halt an alles, selbst im Schlaf hin- und hergekugelt zu werden.
Traditionelles Fortbewegungsmittel der Marquesianer
Mittwoch, 13. Mai 2009: Baie Hanamoenoa/Tahuata – Baie Motopu/Tahuata 5,1 sm
Es schaukelt wie wilde und so sind wir bereits um 6.30 Uhr wach und munter. Als Erstes holen wir erst einmal Wetterdaten ab, um zu entscheiden, wo wir als Nächstes hinfahren wollen. In der rolligen Bucht von Hanamoenoa wollen wir jedenfalls nicht länger bleiben. Der Wind soll so bleiben und erst am nächsten Morgen wieder auf südwestliche Richtungen drehen. Also geht um kurz vor Neun der Anker auf und wir motoren kurz ums Eck. Als ersten Stopp haben wir uns die Baie Hanamenino ausgesucht, die wir ja schon vor ein paar Tagen beankert haben. Hier ist die Windsee deutlich geringer, aber ein gewisser Schwell lässt auch hier Hello World schön schaukeln. Ich bin jedoch wilde darauf noch einmal auf Muschelsuche an den Strand zu gehen und so bleibt das Schiff erst einmal hier liegen. Gemeinsam fahren Axel und ich an den Strand, Axel mutig in Badehose, ich voll eingepackt in langen Hosen, langem Shirt mit Kapuze und Schuhen (Crocks, dummerweise mit den dabei üblichen Löchern). Natürlich sind auch heute mal wieder die Nonos unterwegs. So kommt es, dass Axel nach wenigen Minuten die Flucht ergreift und zu Hello World zurück saust. Ich bleibe dagegen am Strand zurück und suche und finde ein paar hübsche Muscheln. Nach einer halben Stunde holt mich Axel wieder ab und ich bin überzeugt diesmal den Nonos entgangen zu sein. Axel hat unterdessen ein wenig Gesellschaft am Schiff gehabt. Ein ca. 2 m großer Mantarochen kam angeschwommen, ergriff jedoch wieder die Flucht, als Axel ihm im Wasser Gesellschaft leisten wollte. Sobald ich wieder an Bord bin, geht auch schon der Anker wieder auf und wir fahren noch einmal um die nächste Ecke. In der Baie Motopu liegen schon „Yohelah“ und „Nemesis“ vor Anker. Zwar ist es auch hier ein wenig rollig, jedoch bei weitem nicht so schlimm, wie an den beiden anderen Plätzen. Nachmittags fahre ich mit Rob und Teresa an Land und wir machen einen kleinen Bummel durch die Gemeinde. Es gibt allerdings nicht wirklich viel zu sehen, so dass wir schnell wieder zurück sind. Axel bleibt an Bord und liest. Abends gibt es dann schon wieder Pizza vom Grill. Das Rezept hat es uns wirklich angetan. Ansonsten verbringen wir heute mal einen ruhigen Abend und gehen gewohnt früh in die Kojen.
Zu jedem Südseeparadies gehört auch ein altes Ölfass
Donnerstag, 14. Mai 2009: Baie Motopu/Tahuata – Baie Hanamenu/Hiva Oa 13,2 sm
Von wegen gut geschützt gegen Nonos! In der Nacht muss ich leider feststellen, dass ich auch gestern wieder ordentlich gebissen wurde. Diesmal an den Händen, Oberarmen, im Gesicht und an den Füßen. Die kleinen Mistviecher gehen scheinbar auch durch die Kleidung. Auch Axel ist überseht von Bissen. Ihn hat es besonders am Rücken getroffen. Morgens gibt es dann erst einmal ein Geburtstagsständchen für Axel. Ich schenke Axel einen geschnitzten Stifthalter aus Kuhhorn, den ich ja vor ein paar Tagen bereits in Hapatoni erstanden hatte. Dann gibt es ein ordentliches Sektfrühstück. Wenig später kommen Rob und Teresa vorbei und bringen zwei selbstgemachte Fischköder als Geschenk mit. Wir unterhalten uns noch eine Weile und besprechen, wann sich unsere Wege wieder kreuzen werden. Die Beiden wollen nämlich heute erst einmal in den Süden von Tahuata, während wir in den Norden von Hiva Oa aufbrechen wollen. Gegen Mittag geht schließlich der Anker auf und wir fahren los. Erst unter Segeln, doch mit nachlassendem Wind müssen wir schließlich doch wieder den Motor anwerfen. Dabei haben wir heute unsere Angel und zusätzlich eine Handleine draußen, ausgestatten mit Axels neuen Ködern. Den Fisch interessiert es wenig und so fällt die Wahl dann doch auf etwas anderes als Mahi Mahi zum Abendessen. Zuvor erreichen wir jedoch gegen 13 Uhr die Bucht Hanamenu im Norden Hiva Oas. Zwei andere Yachten liegen hier bereits vor Anker und wir gesellen uns in 9 m Wassertiefe dazu. Nachmittags geht es dann kurz mit dem Dinghy an Land. Wir finden eine sehr aufgeräumte Kokosnuss- und Obstplantage vor. Überall zündeln kleine Feuer aus Kokosnüssen. Ob die wohl gegen die Nonos sind? Jedenfalls sehen wir keinen der lästigen Plagegeister hier umher schwirren, auch wenn wir heute beide gut mit Klamotten gerüstet sind. Stattdessen sehen wir ein paar Pferde durch die Gegend streifen. Entgegen der ersten Vermutung aber keine Wildpferde, da sie Brandzeichen haben. Auf dem Rückweg klaubt Axel schließlich noch eine Kokosnuss auf und nimmt sie mit. Zurück an Bord wird die Kokosnuss dann mühevoll geschlachtet. Entgegen den Kokosnüssen, die man zu Hause im Supermarkt kauft, hat unsere nämlich noch die grüne Schale dran. Die muss erst abgesägt werden, bevor man an die eigentliche Nuss kommt. Lecker ist es aber trotzdem, auch wenn unsere Nuss wohl eigentlich noch ein wenig länger hätte liegen können. Anschließend lesen wir mal wieder bis es Zeit zum Abendessen ist. Nach langer Zeit kommt dabei heute mal wieder Ente auf den Tisch. Die konnten wir in Atuona tiefgekühlt erstehen. Mangels Rotkohl und Klößen entscheiden wir uns sie auf asiatische Weise zuzubereiten. Erfreulicherweise wird das wie immer sehr lecker. Wie üblich sitzen wir im Anschluss noch eine Weile im Cockpit, bevor wir gegen 21 Uhr mal wieder in die Kojen kriechen.
Baie Hanamenu im Norden von Hiva Oa
Freitag, 15. Mai 2009: Baie Hanamenu/Hiva Oa – Baie Hooumi/Nuku Hiva 86,9 sm
Um 4 Uhr klingelt der Wecker! Welcher Teufel hat uns da bloß wieder geritten? Eine halbe Stunde später geht dann auch schon der Anker auf und wir fahren in die Morgendämmerung hinaus. Immerhin 55 sm sind bis Ua Huka zu bewältigen und wir wollen möglichst rechtzeitig dort sein. Kaum aus dem Windschatten der Insel heraus haben wir unerwartet schönen Segelwind. Es weht aus Ostnordost und wir sausen mit 7,5 bis 8 kn dahin. So gelangen wir unspektakulär und schnell bereits gegen 13 Uhr auf Ua Huka an. Dort versuchen erst die Baie de Vaipaee oder auch Invisible Bay anzulaufen. Zwar finden wir die gut versteckte Bucht auf Anhieb, doch steht dort ein mächtiger Schwell in die Bucht hinein. Da unser Guide in solchen Fällen ein Anlaufen nicht empfiehlt, fahren wir lieber weiter zur nächsten Bucht. Dabei passieren die beiden kleinen Inseln Hemeni und Teuaua. Die flache Insel Teuaua ist Heimat von zahllosen Seevögeln und sieht aus wie von einem übergroßen Bienenschwarm umschwirrt. Die Einheimische betreten die Insel über ein Seil, welches vom Cliff hängt und an dem man hochhangeln muss. Zweck der Übung ist es die Eier von den dort ansässigen Möven einzusammeln, welche hier als Delikatesse gelten. Im Geschmack sollen sie wohl sehr fischig sein, so dass wir wohl im Zweifelsfall auf eine Kostprobe verzichten würden. Auch die Baie Haavei erweist sich schließlich als zu schwellig. Zwar könnten wir hier gefahrlos ankern, doch das Ganze macht keinen allzu gemütlichen Eindruck. Da es noch früh am Tag ist, segeln wir halt einfach weiter zur nächsten Insel. Nach ein paar Stunden erreichen wir so die Südostspitze von Nuku Hiva. Auf dem gewaltigen Cap Tikapo begrüßt uns ein riesiger Felsen. Er erinnert entfernt an einen sitzenden Tiki und hat mit Tokomaito auch einen dazu passenden Namen. Wir passieren außerdem den Teohootekea Felsen, der ein guter Tauchplatz sein soll. Heute ist es dort allerdings viel zu rau zum Tauchen. Wir fahren schließlich in die Baie du Controleur und suchen uns in der östlichsten Bucht einen schönen Ankerplatz. Hier gibt es nicht allzu viel Schwell und das Dörfchen Hooumi am Ende der Bucht sieht auch ganz nett aus. Wir essen noch schnell eine Kleinigkeit zu Abend und fallen wenig später auch schon ziemlich müde in unsere Kojen.
Herrlicher Segeltag nach Ua Huka und Nuku Hiva
Samstag, 16. Mai 2009: Baie Hooumi/Nuku Hiva – Baie de Taiohae/Nuku Hiva 7,2 sm
Nach dem Frühaufstehen von gestern dürfen wir heute mal wieder bis 8 Uhr ausschlafen. Dann gibt es ein gemütliches Frühstück, bevor mal wieder der Anker auf geht. Wir motoren nur kurz ums Eck und schleppen mal wieder nutzlos die Angelleine hinterher. Segeln scheitert leider an einer üblen Welle und zu wenig Wind, aber für eine Stunde ertragen wir schon mal gerne das Motorgebrumme. Auf diese Weise erreichen wir nach etwas über einer Stunde die Baie de Taiohae. Taiohae ist der Hauptort von Nuku Hiva und das Verwaltungszentrum der Marquesas. Wir entdecken unsere Freunde von der „Anemos“ und gehen neben ihnen vor Anker. Mittags geht es dann mit dem Dinghy an Land. Wir wandern die Strandpromenade entlang und stellen fest, dass leider alle Geschäfte zur Mittagspause geschlossen haben. Am örtlichen Imbissstand treffen wir Mats und Ulla von Hokus Pokus, sowie Ina von „Lucy Blue“. Da es hier angeblich die besten Cheeseburger der Marquesas gibt, bestellen wir uns spontan eine Kleinigkeit und verzehren die auch direkt auf einem kleinen Plastikschemel sitzend mit Blick auf den Strand. Dann geht es erst einmal wieder zurück zum Schiff. Dort genießen wir noch ein wenig Pampelmuse zum Nachtisch und als Gesundheitsausgleich bevor es gegen 14.30 Uhr wieder an Land geht. Nun sind die Geschäfte geöffnet und wir können ein paar Kleinigkeiten einkaufen. Es gibt eine erfreulich gute Käseauswahl, aber leider überhaupt gar kein Gemüse. Außerdem kostet ein Stück Chaumes hier umgerechnet satte 12 Euro. Da verzichten wir dann doch lieber drauf. Den Camembert gibt es zum Glück auch günstiger und wir bekommen auch noch das dazu passende Baguette. Schließlich geht es wieder zurück in Richtung Schiff. Auf dem Weg dorthin schauen wir noch am örtlichen Kunsthandwerkermarkt vorbei. Dort gibt es ein paar sehr nette Schnitzereien zu bewundern. Allerdings sind die Preise hier deutlich höher als auf den anderen Inseln. Ich kaufe mir stattdessen ein paar rote Samen für meine Kettenproduktion und außerdem ein Monoi genanntes Produkt. Dabei handelt es sich um Kokosnussöl, welches mit verschiedenen Aromen angereichert wird. Ich erstehe eines, welches insbesondere gut gegen Nono-Stiche wirken soll. Auf jeden Fall hört das lästige Kratzen fast sofort nach Einreibung auf, auch wenn ich nun wenig dezent nach Nussöl rieche. Zurück an Bord beschäftigen wir uns mal wieder mit Lesen und aalen uns in der Sonne. Abends gibt es dann das frisch erstandene Baguette mit Käse und Leberpastete. Lecker! Wir sitzen noch eine Weile im Cockpit und unterhalten uns bis es mal wieder Zeit für die Koje ist.
Baie de Taiohae
Sonntag, 17. Mai 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva 0 sm
Der Tag startet mit einem schönen Sonntagsfrühstück, natürlich mit Ei. Gestern gab es ja zum Glück welche zu kaufen, denn ansonsten hätte es bös ausgesehen. Anschließend verziehe ich mich an den Laptop und schreibe die Stichpunkte der letzten Wochen in Reinform. Axel bastelt derweil ein wenig vor sich hin und tüftelt mal wieder Verbesserungen fürs Schiff aus. Ansonsten verbringen wir den Tag gemütlich mit Lesen. Nachmittags um 15 Uhr geht es dann zu „Anemos“ hinüber. Frank, Tanja, Joshua und Vincent haben uns nämlich zum Geburtstagskuchen eingeladen. Wohl gemerkt für Axels Geburtstag! Axel bekommt außerdem sogar noch einen tollen, handbemalten Kaffeebecher geschenkt. Bei leckerem Marmorkuchen mit Kirschen und Vanillesauce unterhalten wir uns über unsere nächsten Reisepläne. Auch Frank und Tanja wollen möglichst viel Zeit in den Tuamotus verbringen. Unsere Reiseroute sieht einigermaßen ähnlich aus, so dass wir uns wohl noch ein paar Mal treffen dürften. Gegen 18 Uhr geht es wieder zurück an Bord von Hello World. Da wir noch voll vom Kuchen sind, gibt es abends nur ein paar Brezel und ein wenig Käse zu knabbern. Nach einem Glas Wein im Cockpit verschwinden wir dann gegen 21 Uhr wie üblich in unsere Kojen.
Montag, 18. Mai 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva 0 sm
Noch vor dem Frühstück geht heute der Anker auf. Allerdings nur kurz, da wir von einem auf einen anderen Liegeplatz wechseln. Wir wollen einfach näher an die Mole und damit ans Internet ran. Nach dem Frühstück geht es dann mal wieder mit dem Dinghy an Land. Als Erstes geben wir dort unsere Wäsche beim Yacht Service ab. Die verlangen satte 1.000 CFP also umgerechnet etwa 8 Euro pro Maschine. Ein ganz schön teuerer Spaß, aber Bettwäsche per Hand zu waschen, ist auch nicht das Wahre. Anschließend schauen wir bei Nuku Rent a Car vorbei und mieten für den nächsten Tag einen Pick-up mit 4-Rad-Antrieb. Nachdem damit das Tagesprogramm für den Dienstag gesichert ist, geht es wieder zurück an Bord und ich update mal wieder unsere Homepage. Dabei geht ganz schön viel Zeit drauf, denn die Internetverbindung ist auf dem neuen Ankerplatz zwar stabiler, aber immer noch nicht schneller. Axel verzieht sich derweil mit einem Buch ins Cockpit und liest ein wenig. Mittags macht Axel sich eine Linsensuppe warm, während ich die Reste von der Geburtstagsente verspeise. Gegen 15 Uhr sehen wir dann unsere Freunde von „Yohelah“ ankommen. Wir begrüßen Rob und Teresa kurz per Dinghy und fahren weiter noch einmal an Land. Dort treffen wir uns um 15.30 Uhr mit Xavier vom Centre Plongée Marquises. Er ist zwar sehr nett, will aber 50.000 CFP für einen Tauchausflug haben. Dabei spielt es keine Rolle, ob man alleine oder mit bis zu vier Personen daran teilnimmt. Da für uns beide die über 400 Euro zu teuer sind, fahren wir noch einmal zu „Yohelah“ und fragen, ob die Beiden Interesse an zwei Tauchgängen haben. Leider steht ihnen der Sinn jedoch nicht danach und so müssen wir Xavier leider wieder absagen. Zurück an Bord genießen wir zum Abendessen mal wieder ein wenig Baguette mit Käse, Leberpastete und Rilettes. Bis 21 Uhr sitzen wir anschließend im Cockpit und fallen dann müde in unsere Kojen.
Dienstag, 19. Mai 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva 0 sm
Früh um 7 Uhr klingelt heute der Wecker. Wir machen uns schnell für den heutigen Ausflug fertig und packen eine schöne Picknicktasche mit allerlei Leckereien zusammen. Um kurz vor Acht geht es dann zu „Yohelah“ rüber, wo wir Rob und Teresa einsammeln. An der Pier bekommen wir dann einen dicken Ford Pick-up und fahren damit erst einmal zur Bank. Aus irgendeinem Grund bekommen wir dort jedoch leider heute kein Geld. Da es uns alle Vier betrifft, können wir aber zumindestens sicher sein, dass es nicht mit unserem Kontostand zusammen hängt 😉 Zum Glück haben wir auch noch ein wenig Kohle und so halten wir als Nächstes kurz beim Supermarkt und decken uns noch ein wenig mit frischem Baguette und ein wenig Käse ein. Dann geht es endlich richtig los. Wir nehmen die Straße zwischen den beiden Supermärkten durch das Pakiu Tal hinauf zum Mount Muake. Die Straße zieht sich in schönen Serpentinen den Berghang entlang und bietet so manchen schönen Blick auf die Bucht von Taiohae. Erfreulicherweise können wir dabei auf einer gut gepflegten Straße fahren und kommen so gut voran. Wie auf Hiva Oa ändert sich auch hier die Landschaft mit jedem zurückgelegten Höhenmeter. Während es unten tropisch zu geht, herrschen auf dem Berggipfel tatsächlich Pinien und andere Nadelbäume vor. Oben angekommen, nehmen wir die Straße in Richtung Taipivai. Auch sie ist geteert und so erreichen wir das kleine Dorf nach weniger als einer halben Stunde Fahrt. Dabei geht es an verführerisch duftender, wilder Vanille und leuchtend blühenden Büschen vorbei. Für Botaniker müssen die Marquesas mehr oder minder ein Paradies sein (für alle anderen allerdings auch). In Taipivai angekommen fahren wir einmal durchs Dorf und freuen uns über die gepflegten Häuschen und sauberen Straßen. In dem Dorf landete übrigens im Juli 1842 mit dem amerikanischen Walfänger „Acushnet“ ein gewisser Herman Melville auf Fatu Hiva an. Er verbrachte einige Zeit in Taipivai und ließ sich hier zu seinem Roman Typee inspirieren. Wir folgen der Straße schließlich weiter in Richtung Hatiheu. Die vorher so schöne Straße wird kurz hinter Taipivai allerdings leider zur Schotterpiste und verlangt unseren Bandscheiben und den Stoßdämpfern unseres Fords mal wieder einiges ab. Zunächst geht es durch ein dicht bewaldetes Tal und an den beiden riesigen Wasserfällen von Teuakueenui und Mahuiki vorbei. Dann kämpfen wir uns die zum Glück wieder mit Beton befestigten Serpentinen zum Teavaitapuhiva Pass hinauf. Der liegt auf 490 m Höhe und wir können einen wunderschönen Blick auf die Baie de Hatiheu genießen. Wieder auf einer Schotterpiste geht es den Berg hinab. Wir arbeiten uns durch die Serpentinen und genießen den Ausblick auf Bananenstauden, Palmen und andere tropische Vegetation. An einer Stelle entdecke ich sogar einen Avocadobaum. Wir können natürlich nicht widerstehen und pflücken uns ein paar Avocados von dem Baum. Weiter geht es den Berg hinab, bis wir die archäologischen Ausgrabungen von Kamuihei und Tahakia erreichen. Sie liegen mitten im Wald und sind teilweise noch arg überwuchert. Es handelt sich bei den beiden Plätzen um die größte freigelegte archäologische Fläche der Marquesas und so laufen wir ein wenig durch die Steine und lassen uns von den alten Bauwerken beeindrucken. In diesem heute recht einsamen Tal müssen früher einmal tausende Menschen gelebt haben. Der rechterhand liegende Teil (Kamuihei) wird beherrscht von einem riesigen Banyan-Baum. Er soll angeblich über 600 Jahre alt sein! Zu seinen Füßen befinden sich mehrere, mit Steinen ausgekleidete Vertiefungen. Diese dienten vermutlich zur Aufbewahrung von Opferresten oder Objekten, die aus irgendeinem Grunde tabu waren. Das Wort tabu ist übrigens genauso wie Tatoo eines der wenigen Wörter, die es aus dem Marquesianischen in den internationalen Sprachgebrauch geschafft haben. Außerdem sollen sich auf der Anlage mehrere Petroglyphen, also in Stein geschnitzte Gemälde, befinden. Sie sind für uns jedoch schwer zu finden und ich kann lediglich einen Stein entdecken, auf dem man mit viel Fantasie das Bild eines Menschen zu erkennen ist. Bei dem zweiten Platz (Tahakia) handelt es sich um einen altertümlichen Tohua, also bekanntermaßen einem Fest- und Versammlungsplatz. Heute tummeln sich hier allerdings nur noch ein paar Hühner. Wir fahren schließlich weiter und erreichen nach wenigen Minuten eine weitere Ausgrabung. Der Platz von Hikokua ist deutlich besser gepflegt und nicht mehr so überwuchert. Es handelt sich ebenfalls um einen Tohua, der aus dem Jahre 1250 AD stammt und bis ins 18te Jahrhundert genutzt wurde. Wir entdecken ein paar interessante Ti’i, die jedoch moderneren Ursprungs sind. Ein Ti’i erinnert deutlich an einen auf dem Klo sitzenden, sehr nachdenklichen Mann. Er steht auf dem so genannten Tuu, dem zentralen Platz für Zeremonien aller Art. Auf dem Tuu wurden beispielsweise Opfer gebracht und die Körperteile ebenjener zur Schau gestellt. Gruselig! Da ist man dann doch froh, dass die Einheimischen heutzutage doch etwas freundlicher sind. Weiter geht es in das Dörfchen Hatiheu hinein. Auch hier macht alles wieder einen sauberen und gepflegten Eindruck. Wir fahren die Uferpromenade entlang und in Richtung Anleger. Von dort aus hat man den besten Blick auf die spektakulären Felsformationen, die sich über das Tal erheben. Axel entdeckt außerdem eine niedrige Palme, an der sich tatsächlich mal ein paar Kokosnüsse in greifbarer Höhe befinden. So wandern schließlich auch zwei Kokosnüsse in unseren Pick-Up. Wir fahren ein Stück zurück ins Dorf und lassen uns auf einer der zahlreichen Bänke zu unserem Picknick nieder. Ich kann dabei auch endlich meinem Versprechen nachkommen, dass ich mal auf eine Palme klettere. Die hier vorhandenen haben nämlich erfreulicherweise eingesägte Stufen und sind nicht allzu hoch. Nachdem wir gut gestärkt sind, geht es mit dem Auto weiter. Wir fahren noch ein Stück an der Küste entlang und weiter in Richtung Aakapa. Da die Straße jedoch dort endet, wenden wir schließlich und begeben uns auf den Rückweg. Dabei entdecken wir noch einen schönen Mangobaum, so dass wir unseren Avocados und Kokosnüssen auch noch ein paar Mangos hinzufügen können. Die Grundzutaten für eine leckere Avocado-Mango-Guacamole wären damit also vorhanden. Außerdem entdecken wir auch Ananas in den Bäumen. Diese sind allerdings alle viel zu weit oben und für uns unerreichbar. Nächstes Mal nehmen wir wohl besser eine Leiter auf Exkursion mit. (kleine nachträgliche Anmerkung: erst deutlich später erfahren wir, dass es sich bei der angeblichen Ananas vielmehr um das Schraubenbaumgewächs Pandanus tectorius handelt. Die Leiter kann man sich also zum Glück sparen) Wir fahren schließlich wieder auf den Teavaitapuhiva Pass hinauf und zurück durch das Tal nach Taipivai. Schade, dass hier alle Straßen mehr oder minder Einbahnwege sind. Als wir den 864 m hohen Mount Muake wieder erreichen, entschließen wir uns noch ein wenig weiter in Richtung Flughafen zu fahren. Die Straße ist erfreulicherweise schön geteert und nicht mehr wie noch vor zwei Jahren (als es Rob bereits einmal hierher verschlagen hatte) eine Schotterpiste. Bereits nach ein paar Minuten erreichen wir eine schöne Aussichtsplattform und genießen noch einmal einen tollen Blick auf die Baie de Taiohae. Weiter geht es durch lockere Pinienwälder, bis wir das Toovii Plateau erreichen. Hier liegen plötzlich satte, grüne Weiden vor uns. Dicke Rinder grasen hier und man kann sich eigentlich nicht wirklich vorstellen, dass dieser Teil der Insel auch zu Nuku Hiva gehört. Bayern oder Schwarzwald wären eher Gegenden, wo wir diese Landschaft platzieren würden. Wir folgen der Straße weiter und finden uns schließlich im Anstieg auf den Mount Tekao wieder. Hier schlängelt sich die Straße noch spektakulärer den Hang hinauf. Zahlreiches Geröll auf der Straße kündet von entsprechenden Abgängen. Teilweise ist die Straße nur einspurig und an jeder Ecke sind Plätze eingerichtet, an denen man auf den entgegenkommenden Verkehr warten kann. Am Pass angekommen, genießen wir diesmal einen tollen Blick auf das Toovii Plateau. Auf der anderen Seite des Berges erwarten uns dicke Regenwolken, so dass wir schließlich umkehren und auf die weitere Fahrt in Richtung Flughafen verzichten. Da die dortige Umgebung Terre Déserte heißt, sind dort wohl eh keine spektakulären Aussichten zu erwarten. Gegen 15 Uhr reichen wir schließlich wieder unseren Ausgangspunkt Taiohae. Dort fahren wir zunächst in den westlichen Teil der Bucht und besuchen Rose Corser, eine bereits seit 1972 hier lebende Amerikanerin. Sie führt hier eine kleine Boutique mit dazu passendem Museum marquesianischer Artefakte. Nebenbei nimmt sie auch gerne Post für Segler an, welches auch der Grund für unseren Besuch ist. Rob und Teresa haben sich nämlich ein Ersatzteil für ihre Windsteueranlage schicken lassen und holen dieses nun ab. Im Anschluss versuchen wir noch einmal bei der Bank Geld abzuholen, doch scheinbar arbeiten die Automaten immer noch nicht wieder. Zum Glück kann man jedoch bei den beiden Supermärkten im Ort auch mit Kreditkarte bezahlen, so dass wir noch ein paar Einkäufe erledigen können. Wenn man schon mal einen fahrbaren Untersatz hat, muss man dass ja auch ausnutzen. Wir entdecken zu Axels großer Freude sogar ein paar Tüten Haribo Lakritzschnecken, die natürlich gesammelt in unseren Einkaufswagen wandern. Schließlich geht es noch zur Tankstelle, wo wir unseren Leihwagen pflichtgemäß wieder volltanken. Dann geht es endgültig zurück zum Ankerplatz und an Bord. Wir verstauen schnell unsere Einkäufe und ankern Hello World noch einmal um. Irgendwie sind wir unserem nächsten Nachbarn beim Ankern inzwischen etwas zu Nahe gekommen und auf kleine Zusammenstöße mitten in der Nacht haben wir natürlich keine Lust. Den Rest des Abends verbringen wir gemütlich im Cockpit, essen noch ein wenig Baguette und trinken den dazu passenden Wein. Gegen 21 Uhr liegen wir aber auch schon wieder in unseren Kojen und träumen von Nuku Hiva.
Blick auf die Baie de Taiohae
Mittwoch, 20. Mai 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva 0 sm
Auch heute geht es wieder um 7 Uhr raus aus den Federn. Eine halbe Stunde später holt uns Rob ab und wir fahren gemeinsam an Land. Während Axel und Rob noch schnell mit dem Leihwagen zur Tankstelle fahren, um Diesel für „Yohelah“ und Benzin für uns zu kaufen, lasse ich mich am Supermarkt absetzen. Dort wird frühmorgens immer frisches Gemüse verkauft und ich erstehe zwei Salatgurken, ein paar grüne Paprika, Frühlingszwiebeln, Petersilie, Tomaten, Möhren, Süßkartoffeln, einen Weißkohl und zwei Salatköpfe. Dafür werde ich insgesamt 3.300 CFP los, umgerechnet etwa 27,50 Euro. Was für Preise! Aber was hilft es, frisches Gemüse muss sein. Außerdem kaufe ich noch vier Croissants und zwei Baguette fürs Frühstück. Axel und Rob sammeln mich auf dem Rückweg wieder ein und ich brauche die schwere Last nicht den ganzen Weg zurück zu schleppen. Nachdem das Auto wieder an den Vermieter zurück gegeben ist, geht es zurück an Bord. Dort gibt es dann erst einmal ein leckeres Frühstück. Anschließend schreibe ich mal wieder ein wenig Logbuch. Axel bastelt derweil am Schiff rum bzw. räumt im Vorschiff Dinge von links nach rechts. Wobei Rumräumen dabei nicht mit dem Begriff Aufräumen zu verwechseln ist! Gegen 10 Uhr klopft es plötzlich an die Bordwand und wir lernen Ralph und Carmen von „Relax“ kennen. Zwar haben wir die Beiden schon häufig bei Günter über Funk gehört, doch nun stehen sie leibhaftig vor uns. Wir unterhalten uns kurz und verabreden ein späteres, intensiveres Schnackründchen. Axel repariert anschließend mal wieder eine unserer Segellatte. Aus irgendeinem Grund drehen sich bei denen immer wieder die Verbindungen auf. Außerdem wird der Ankerkasten gereinigt, das Schlauchboot gesäubert und die Winschen geputzt. Ich verstaue derweil unsere Mitbringsel bruchsicher unter Deck, was bei manchen Sachen gar nicht so einfach ist. Hoffentlich übersteht unser delikates Tapa die Reise und kann irgendwann mal an einer Wand aufgehängt werden. Zum Mittag bereitet Axel uns dann zur Abwechslung mal Fleischsalat, den wir lecker auf Baguette verdrücken. Ich setze mal wieder Joghurt an, damit es in den nächsten Tagen zusammen mit der frischen Salatgurke dann mal wieder Tzaziki geben kann. Carmen und Ralph kommen schließlich noch einmal bei uns vorbei und leihen sich unsere Dieselkanister aus. Damit können die Beiden etwas mehr Sprit holen. Im Gegensatz zu uns hatten sie auf der Pazifikpassage nicht so viel Glück mit dem Wind und müssen nun ordentlich nachbunkern. Nachmittags fahren Axel und ich dann noch einmal an Land und holen unsere Wäsche ab. Außerdem kaufen wir beim Yachtservice ein paar sehr gut aussehende Würstchen, die dort in Kommission für die Katholische Schule verkauft werden. Nun denn, warum nicht. Wir fahren zurück an Bord und verabreden uns mit Rob und Teresa, sowie Ralph und Carmen zum abendlichen Grillen. Jeder bringt etwas zu essen mit und wir haben mal wieder einen netten Abend. Auf dem Grill schmurgeln leckere Lammkoteletts und ein paar Würstchen. Allerdings nicht die heute erstandenen, sondern die Chorizos, die wir noch auf Galapagos gekauft hatten. Sie schmecken allerdings eher nach guter deutscher Mettwurst und sind schnell weg gefuttert. Gegen 22.30 Uhr verlassen uns unsere Freunde wieder und wir fallen müde in unsere Kojen.
Wie immer mischt auch der Blaubär bei unseren Parties mit – hier mit Carmen und Ralph
Donnerstag, 21. Mai 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva 0 sm
Vatertag! Ups, da ist uns dann wohl irgendwann der Muttertag durchgerutscht. Sorry und nachträglich alles Gute zum Muttertag Bärbel und Roswitha! Wir frühstücken wie üblich und halten anschließend eine Lesestunde im Cockpit ab. Gegen Mittag packt uns der Hunger und so fahren wir an Land und gehen am Kriegerdenkmal einen Cheeseburger essen. Anschließend machen wir einen kleinen Gang durch die Ortschaft. Wir bewundern den Festplatz und die Kirche. Auf dem Festplatz Piki Vehine Pae Pae, auch Temehea genannt, gibt es zahlreiche moderne Skulpturen und Tikis zu bewundern. Einige der Tikis stammen sogar aus den Osterinseln, auch wenn wir leider nicht herausfinden können, um welche es sich dabei handelt. Bei der Kirche handelt es sich um die Cathedral Notre-Dame de Marquise. Sie wurde auf dem Tohua Mauia errichtet, einem heiligen Platz der alten Marqusianischen Religion. Für den Bau wurden Steine von allen sechs bewohnten Inseln der Marquesas verwendet und das Portal wird von toll geschnitzten Figuren bewacht. Wir landen schließlich wieder am Anleger und fahren als Nächstes mit dem Dinghy kurz bei „Relax“ vorbei. Dort bleiben wir mal wieder länger als gedacht. Wir tauschen Bücher und unterhalten uns prächtig. Gegen 17 Uhr sind wir dann wieder zurück an Bord von Hello World. Auch heute werfen wir wieder den Grill an und brutzeln uns abends die gestern gekauften Würstchen. Dazu gibt es einen frischen Salat und ein wenig Knoblauchbutter. Heute landen wir allerdings ein wenig früher in unseren Kojen und lesen vor dem Einschlafen noch ein wenig, bevor wir uns wieder unseren Träumen widmen können.
Axel und seine neue Freundin
Freitag, 22. Mai 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva – Baie d’Hakahau/Ua Pou 26,6 sm
Wir stehen morgens früh um 7 Uhr auf und sind bereits um 7.30 Uhr an Land. Dort laufen wir zum Supermarkt, um noch einmal ein wenig frisches Gemüse zu kaufen. Diesmal ist das Angebot zwar nicht ganz so gut, aber wir bekommen immerhin leckeren Salat, Paprika, Rettich, Pak Choi und Frühlingszwiebeln. Der Versuch Geld abzuholen, bleibt auch heute wieder erfolglos. Zurück an Bord werden noch einmal schnell die Fotos im Internet aktualisieren und Wetterdaten abgeholt. Um zwanzig vor Elf geht es dann los. Wir nehmen den Anker hoch und wenig später werden die Segel gesetzt. Es weht ein schöner Ostwind, wenn auch für unser schwer beladenes Schiff ein wenig zu leicht. So schaukeln wir mit 5-6 kn nach Ua Pou hinüber und überholen dabei „Relax“, die ebenfalls nach Ua Pou unterwegs sind. Um 15.30 Uhr fällt dort der Anker in der Baie d’Hakahau. Wir machen direkt das Dinghy klar und fahren damit an Land. Auch hier ist alles wieder super aufgeräumt und sauber. Bei der Bank schaffen wir es dann auch endlich ein wenig Geld vom Konto abzuheben. Wir finden ein paar Geschäfte und kaufen ein paar Zwiebeln und Kartoffeln. Erstaunlicherweise waren die auf Nuku Hiva nirgendwo aufzutreiben. Auf dem Rückweg zum Schiff fahren wir kurz bei „Relax“ vorbei und unterhalten uns kurz. Dann geht es zurück an Bord, wo wir uns abends im Wok leckeren Pak Choi mit Hähnchenbrustfilet zubereiten. Bis 21 Uhr wird dann mal wieder gelesen, bevor uns in die Kojen verholen.
Die Spieren von Ua Pou
Samstag, 23. Mai 2009: Baie d’Hakahau/Ua Pou 0 sm
Ach wie schön, endlich einmal wieder bis 9 Uhr ausschlafen. Nach dem obligatorischen Frühstück im Cockpit, geht es mit dem Dinghy an Land. Dort treffen wir Carmen und Ralph, die am Strand ihr Dinghy reparieren. Außerdem treffen wir auf den Franzosen Xavier, von dem wir schon von unseren Freunden von „Hippopotamus“, „Sola Gracia“ und „Baros“ gehört haben. Er erzählt uns von einem Einheimischen, der einem ordentliches Obst verkauft. Allerdings muss man die Sachen vorab bestellen. Außerdem fragt er uns, ob wir Lust auf eine Inseltour haben. Klar, haben wir immer. Also verabreden wir uns für Montag zum Picknicken im Tal der Könige. Weiterhin erfahren wir, dass heute Abend ein Fest zum morgigen Muttertag stattfindet. Haben wir den wohl doch nicht verpasst? Ach nein, in Frankreich wurde der ja später gefeiert. Auf jeden Fall soll es ein leckeres Abenddinner mit Tanz geben. Am nächsten Dienstag soll außerdem die „Aranui III“ hier einlaufen. Dann gibt es eine Ausstellung, Tanzaufführungen und man kann im örtlichen Restaurant bei „Chez Rosalie“ traditionelles, marquesianisches Essen bekommen. Zurück an Bord checken wir auf diese Informationen hin noch einmal das Wetter. Ab Dienstag soll es allerdings Wind geben, so dass wir voraussichtlich dann in die Toamotus aufbrechen werden. Die Strecke sind gerade einmal 500 sm, also nur ein kleiner Hopser für uns. Vorher wandern wir allerdings noch einmal durchs Dorf und entdecken weitere Supermärkte. Wir kaufen für Montag schon mal ein paar Lammkoteletts und ein paar Flaschen Bier ein. Außerdem kommen wir an der kleinen Inselkirche vorbei. Sie ist benannt nach einem Priester, der unglücklicherweise auf seinem Weg zu den Marquesas auf der Osterinsel von Kannibalen gefressen wurde. So ein Pech aber auch. Da sie geschlossen ist, können wir uns jedoch nicht die Schnitzereien im Inneren anschauen. Wieder zurück auf dem Schiff essen wir heute mal eine unserer selbstgepflückten Mangos. Die werden tatsächlich nach und nach reif. Die Avocados hingegen sind alle noch ziemlich hart und machen nicht den Eindruck, als ob sich das noch einmal ändern würde. Axel beantwortet nachmittags endlich mal seine Geburtstagsemails, was auch wirklich langsam mal Zeit wurde. Die Ausrede mit „zu viel Stress“ zählt bei uns ja auch irgendwie nicht. Ich backe dagegen mal wieder ein paar Brötchen und Vollkornbrot. Immer nur Baguette ist auf Dauer ja schließlich auch nichts. Dummerweise entdecken wir dann leider beim täglichen Generatorstart, dass wir schon wieder eine Verpuffung haben. Und wir dachten, dass das auf dem Pazifik eine Ausnahme gewesen wäre. Axel forscht nach und entdeckt schließlich zwei kleine Löcher im Abgassystem. So ein Mist! Da bleibt nur mal wieder zu hoffen, dass wir das irgendwie provisorisch reparieren können. Ansonsten müssen wir auf jeden Fall irgendwie ein Ersatzteil nach Tahiti ordern. Wie und warum bereits nach zwei Jahren ein Qualitätsprodukt wie Fischer-Panda schon solche Mängel aufweisen kann, ist uns natürlich mal wieder unbegreiflich. Und natürlich sind wir gerade aus der Garantie heraus, so dass wir uns nun auch noch über die Kosten ärgern dürfen. Den Generator haben wir zwar erst nachträglich im Jahre 2007 einbauen lassen, aber halt schon im Frühjahr. Pech gehabt. Gegen 17.30 Uhr geht es dann zu „Relax“ rüber. Wir nehmen gemeinsam einen Sundowner ein und unterhalten uns über Technik und ihre Tücken. Eigentlich wollten wir nach dem Sundowner noch zum Muttertagsfest gehen, doch irgendwie bleiben wir bei Carmen und Ralph hängen. Erst gegen 22 Uhr machen wir uns auf den Rückweg zum Schiff, wo wir auch umgehend in die Kojen fallen.
Der Ankerplatz von Hakahau
Sonntag, 24. Mai 2009: Baie d’Hakahau/Ua Pou 0 sm
Da heute Sonntag ist, schlafen wir bis 8.30 Uhr aus. Dann gibt es wie üblich Frühstück mit Ei und heute mal ein paar Vollkornbrötchen. Axel macht sich anschließend mit Metallkleber an die Reparatur unseres Generators. Ich tüftle dagegen die Törnplanung für die nächsten Tage aus. Das ist allerdings gar nicht so einfach. Wir haben zwar nur eine Strecke von 500 sm zu bewältigen, aber die Ankunft will wohl getimt sein. Als erstes wollen wir in den Toamotus das Atoll Makemo anlaufen. Dort gibt es zwei Pässe, die durch die Korallenriffe hindurch führen. Je nachdem welche Tide gerade ist, schießt durch diese Pässe das Wasser mit 8-9 kn hindurch. Da hat man natürlich keine Chance gegenan zu motoren. Die Lösung heißt die Pässe möglichst bei Slackwater, also Stillwasser zu passieren. Besser noch bei Stillwasser und Ebbe oder gerade auflaufender Tide. Nun haben wir zwar Informationen, wann auf Makemo in den nächsten Tagen Niedrigwasser ist, jedoch sagt dies noch nicht viel über den Zeitpunkt des Stillwassers aus. Laut unseren Revierführern hat man ungefähr 60-90 Minuten nach Niedrigwasser die größten Chancen auf Slackwater. Dies kann dann ungefähr für 30 Minuten halten, manchmal aber auch deutlich kürzer sein. Außerdem mit in die Rechnung einbezogen werden muss natürlich auch der Wind und die damit zu erreichende Segelgeschwindigkeit. Bei wenig Wind brauchen wir entsprechend länger, bei viel Wind sind wir schön schnell da. Dumm nur, dass sowohl Windvorhersage als auch Tidenzeiten im Moment gar nicht auf unserer Seite sind. Wenn wir bereits heute oder morgen abfahren würden, hätten wir für die Passage kaum Wind und müssten voraussichtlich viel motoren. Die Niedrigwasserzeiten wären dann allerdings bei Ankunft recht angenehm. Warten wir noch ein paar Tage auf Wind, sind wir zwar schneller da, können aber nur im Dunklen in das Atoll einfahren. Eine Angelegenheit die wir angesichts von lauernden Korallenköpfen im Atoll dann doch lieber nicht machen wollen. Die Entscheidung ist nicht einfach und wird wohl mehr oder minder spontan gefällt werden. Im Moment wissen wir es einfach noch nicht. Hinzu kommt, dass wir zusätzlich auch noch mit dem Gedanken spielen uns das Ersatzteil für den Generator auf die Marquesas schicken zu lassen. Auf Nuku Hiva kennen wir mit Rose Corser ja jemanden, der das Paket annehmen würde. Aber haben wir wirklich Lust hier noch eventuell lange auf ein Ersatzteil zu warten? Es gilt also mal wieder einiges in Hinsicht Versand von Teilen zu klären. Mittags gibt es ein wenig überbackenes Baguette. Das Baguette – noch aus Nuku Hiva – wird allerdings ziemlich staubig, je länger man es aufbewahrt. Während Axel weiter unter Deck am Generator arbeitet, darf ich mich im Cockpit zurücklehnen. Leider kann ich nichts helfen und muss daher ein wenig lesen. Heute gibt es mal was hochgeistiges, nämlich „Love in the times of Cholera“ von Gabriel García Marquez. Es soll ja mal keiner sagen, wir würden uns nur mit Schundliteratur befassen. Schließlich hat es Axel mit Hilfe von Haftstahl, hitzebeständigem Silikon und Kupferband geschafft die Löcher in unserem Abgasansaugstutzen abzudichten. Der Generator läuft wieder, wenn wir uns natürlich auch fragen wie lange. Die Email an Fischer-Panda ist jedenfalls schon mal verschickt. Abends grillen wir uns mal wieder ein leckeres Steak und genießen dazu Backkartoffeln und Guacamole. Die Guacamole bereitet Axel aus einer geradezu phänomenal großen Avocado zu. Von der Größe erinnert sie eher an eine kleine Honigmelone. Und dabei ist sie auch noch cremig und lecker. So etwas gibt es wohl nur in der Südsee. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und ich beantworte ein paar Emails. Gegen 22 Uhr liegen wir dann mal wieder selig schnarchend in unseren Kojen.
Montag, 25. Mai 2009: Baie d’Hakahau/Ua Pou 0 sm
Die Nacht ist mal wieder schön rollig. So stehen früh um 7.30 Uhr ein wenig gerädert auf. Ich bereite noch vor dem Frühstück einen Kartoffelsalat zu und taue Lammkoteletts für den späteren Gebrauch auf. Das Frühstück gibt es dann wie üblich im Cockpit, von wo aus wird die Ankunft von ein paar neuen Booten beobachten können. Ich setze anschließend ein wenig neuen Joghurt an, denn der letzte ist bereits verbraucht. Allerdings hoffe ich, dass er mir diesmal ein wenig besser gelingt. Der Letzte war doch arg flüssig und sehr säuerlich. Zu flüssig wird Joghurt übrigens, wenn man nicht genügend Geduld aufbringt und abwartet bis die gekochte Milch auf 41-45°C abgekühlt ist, bevor man den Joghurtstarter oder ein paar Löffel alten Joghurt hinein rührt. Zu sauer wird er, wenn man den Fermentationsprozess zu lange laufen lässt. Irgendwann gegen 11 Uhr kommt Xavier bei uns vorbei geschwommen und wir verabreden uns für wenig später. So fahren wir zunächst mit dem Dinghy an Land und laufen mit ihm durchs Dorf. Teilweise nimmt Xavier dabei wilde Abkürzungen durch irgendwelche Gärten, die wir alleine niemals gefunden hätten. Wir halten dabei am Hause einer Dame, die Tapas herstellt und verkauft. Leider ist sie jedoch derzeit in Tahiti, so dass wir nicht wie geplant ein rohes, sprich unbemaltes Tapa erstehen können. Der nächste Stopp ist bei einem Künstler, der Schmuck aus Steinen herstellt. Dabei werden spezielle Steine verwendet, die so genannten Pierre Fleuris. Es handelt sich um Kieselsteine bei denen Teile in Form von Blüten auskristallisiert sind. Wir erstehen eine schöne Schildkröte als Anhänger und gehen dann weiter zur Kirche. Hier steht Xaviers Auto und wir laden erst einmal unsere Kühltasche ab. Dann gehen wir in die heute geöffnete Kirche und bestaunen die wunderschön geschnitzte Kanzel. Sie ist völlig anders, als die Kanzeln die wir aus europäischen Kirchen kennen, da sie in Form eines Schiffes mit Fischen und Netzen drum herum gestaltet ist. Schließlich geht es mit dem Auto weiter. Wir fahren das Tal hinauf und über eine Schotterpiste in das nächste Tal. Vor der Ankunft der ersten Europäer waren die Marquesas mit etwa 50.000 Einwohnern besiedelt. Das vor uns liegende Hakamui Tal, auch Tal der Könige genannt, war dabei das am dichtesten besiedelte Gebiet. Heute leben hier jedoch nur noch ein paar verstreute Menschen auf ihren Farmen. Von der früheren Besiedlung sind zahlreiche Pae Pae (also Grundmauern von Häusern) übrig geblieben, die jedoch leider unzugänglich und ungepflegt ihr Dasein fristen. Wir fahren in das Tal hinab und erreichen nach einer knappen Stunde Fahrt den dortigen Strand. Er ist Nono-frei und damit hervorragend geeignet für eine kleine Grillparty. Xavier hat einen entsprechenden Grillrost dabei und bestückt den aus Felsen gebauten Grillplatz schnell mit umliegenden Holz. Wir holen unsere Lammkoteletts, ein paar Tomaten und Knoblauch heraus und nach kurzer Zeit brutzelt alles schön auf dem Grill und verbreitet einen leckeren Geruch. Axel und ich streifen ein wenig durch die Gegend und bewundern die auflaufenden Wellen und die dabei entstehenden Gischtwolken. Das Hakamui Tal befindet sich auf der Ostseite der Insel und ist damit den vorherrschenden Windrichtungen ungeschützt ausgesetzt. Ankern wollte man hier wohl eher nicht. Ich entdecke im flachen Wasser am Strand sogar einen kleinen Schwarzspitzen-Riffhai, der sich ganz schön weit ins Flache wagt. Muscheln gibt es hier für mich allerdings keine zu finden. Schließlich ist unser Grillgut fertig und wir genießen es zusammen mit einer Flasche Rotwein. Dabei unterhalten wir uns mit Xavier über das Leben auf den Marquesas. So erfahren wir, dass öffentliche Jobs hier mit 2,08 % mehr Gehalt bezahlt werden, als in Frankreich. Dazu gibt es noch weitere Vergünstigungen wie Steuerfreiheit und Zulagen. Häuser werden hier mit 90% vom Staat finanziert. So erklärt es sich, dass hier fast jeder ein großes und recht modernes Gebäude sein Eigen nennt. Auch die Auto können steuerfrei und mit 20% Rabatt erworben werden, so lange man angeben kann, dass man sie für den Transport seiner Früchte braucht. Und Früchte hat hier natürlich jeder massenhaft im Garten. Auch Xavier gibt ein wenig von seinem Leben preis. Deutsch hat er bei zahlreichen Aufenthalten in Deutschland gelernt und wie er sagt „die Mutter meiner Tochter war Deutsche aus Mannheim“. Neben Deutsch spricht er auch hervorragend Englisch und war auf Nuku Hiva mehrere Jahre als Englischlehrer tätig. Das Schicksal spielte ihm auf Nuku Hiva dann übel mit, indem ihn ein betrunkener Autofahrer über den Haufen fuhr und er sich seitdem mit einer 50%igen Gehbehinderung herum schlagen muss. Nachdem wir alle Lammkoteletts ordentlich abgeknabbert haben, geht es mit dem Auto wieder zurück nach Hakahau. Dort machen wir noch auf einen Kaffee und Mango mit Vanilleeis bei Xavier Halt. Xavier wohnt oben am Hang mit einem einmaligen Blick auf Hakahau und das Meer. Hier kann man es wirklich aushalten. Dumm nur, dass sich bei ihm doch wieder ein paar Nonos und andere Stechtiere herumtreiben und wir wieder ziemlich zerstochen werden. An seiner Hauswand gelehnt entdecken wir dann zahlreichen hohe Tikis. Von Judith und Sönke auf „Hippopotamus“ waren wir schon vorgewarnt worden, denn die Beiden hatten von Xavier bereits im letzten Jahr ein 2-m hohes Exemplar gekauft. Auch wir sind fasziniert von den urtümlichen Gestalten und treten schnell in Preisverhandlungen mit Xavier. Nachdem wir uns darüber einig sind, geht es daran den Tiki schiffsgerecht ein wenig zusammen zu stutzen. Mit über 2,30 m Höhe, würde er kaum in unser Vorschiff passen. Doch eine Säge ist schnell organisiert und die unbeschnitzten Teile verschwinden, so dass der Tiki nur noch 1,80 m hoch ist. Mit Xaviers Auto verfrachten wir ihn dann an den Strand und weiter mit unserem Dinghy an Bord. Xavier schwimmt derweil seine Nachmittagsrunde durch den Ankerplatz und freut sich über die Flasche Rum, die wir ihm als Teil der Bezahlung für den Tiki versprochen haben. An Bord angekommen wird der Tiki erst einmal provisorisch am Radarmast festgebunden. Dort macht er sich erstaunlich gut, doch natürlich wäre er dort zu sehr den Naturgewalten ausgesetzt. Bevor er jedoch ins Vorschiff wandert, soll er erst einmal ordentlich sauber gemacht und ein wenig abgeschliffen werden. Schließlich wollen wir uns nicht aus Versehen irgendwelche Holzwürmer oder Termiten ins Schiff einladen. Um 17 Uhr geht es dann noch einmal kurz an Land. Xavier hat eine Lieferung Obst für uns organisiert und wir bekommen von Kimi zahlreiche Mangos, eine Bananenstaude, Limetten, Papaya, Pommes Siterne (ein Art lokaler Apfel), Sternfrüchte, ein paar litschiähnliche Früchte und natürlich Pampelmusen und Orangen geliefert. Das Ganze kostet uns 2.000 CFP, also umgerechnet etwa 16 Euro. Da die Sachen für uns alleine viel zu viel sind, bringen wir einen Teil davon direkt bei unseren Freunden von „Yohelah“ vorbei, die heute Nachmittag ebenfalls hier eingetroffen sind. Mein Joghurt ist inzwischen auch fertig geworden und sieht diesmal deutlich fester aus. Auch geschmacklich scheint er besser geworden zu sein. Den Abend verbringen wir dann mal wieder gemeinsam mit Rob und Teresa. So richtig wissen wir immer noch nicht, wann wir nun in Richtung Toamotus starten wollen und auch Rob und Teresa sind noch unentschlossen. Immerhin, die Reparatur des Generators scheint zu halten und so sollte es wohl ausreichen, wenn wir das entsprechende Ersatzteil in Tahiti bekommen können. Allerdings hat sich der Hersteller bisher noch nicht gemeldet und wir wissen gar nicht, ob das überhaupt möglich ist. Gegen 22 Uhr sind wir schließlich wieder zurück an Bord und fallen dort auch mehr oder weniger direkt in unsere Kojen.
Blick in das Hakamui Tal, das Tal der Könige
Dienstag, 26. Mai 2009: Baie d’Hakahau/Ua Pou 0 sm
Ich bin bereits um 6.30 Uhr wach und munter und schreibe erst einmal ein wenig Logbuch. Gegen 8.30 Uhr ist dann auch Axel ausgeschlafen und wir bereiten uns ein leckeres Frühstück im Cockpit. Anschließend fange ich damit an die erhaltenen Früchte zu verstauen und teilweise bereits zu verarbeiten. Etwa 30 Mangos sind definitiv zu viel zum Essen und so kann ich endlich mal ein Rezept für Mango Chutney ausprobieren. Während ich die Mangos schäle, kommt dann Xavier vorbei geschwommen und wir laden ihn kurz an Bord ein. Wir haben ihm tags zuvor von unserem Käpt’n Blaubär erzählt und müssen ihm den natürlich nun zeigen. Nachdem Xavier wieder weiter geschwommen ist – er schwimmt übrigens jeden Tag zwei Runden durch den Hafen – kann ich meine Mangos zu Ende vorbereiten. Allerdings fehlen uns für die Vollendung noch ein paar Rosinen. Also geht es erst noch an Land. Wir werden im chinesischen Laden des Dorfes fündig und kaufen auch gleich noch ein paar andere Kleinigkeiten. Zurück an Bord kommt dann Holger von „Ohana“ vorbei. „Ohana“ ist eine deutsche Yacht, die sich gestern Abend neben uns gelegt hat. Holger und seine Frau Susanne, sowie Töchterchen Mailin verbringen ihre Elternzeit auf See und sind wie wir auf dem Weg nach Neuseeland. Ich koche derweil mein Mango Chutney und kann am Ende fünf Marmeladengläser abfüllen. Eigentlich soll das Ganze jetzt 2 Monate lang stehen, doch da werde ich Axel wohl nicht zu bekommen. Erstaunlicherweise ist damit der Tag auch schon fast wieder vorbei. Wir machen uns schnell Ausgehfein und fahren um 17 Uhr zu unseren Nachbarn von „La Palapa“ hinüber. Rodger und Tobe haben zu Cocktails geladen und verwöhnen uns mit Champagner- und Mangococktails. Dabei lernen wir mal wieder neue Leute kennen. Dan, Gill und ihre siebenjährige Tochter Rachel kommen mit „Amikuk“ aus Alaska. Eric und Emmy sind auch der San Francisco Area und bereits das zweite Mal in den Marquesas. Auch Rob und Teresa sind mit dabei und wir unterhalten uns mal wieder prächtig. Gegen 19.30 Uhr lösen wir die Runde auf und wechseln auf Hello World hinüber, denn Rodger und Tobe haben im Restaurant für ein Abendessen reserviert. Rob und Teresa machen jedoch schlapp und nur Eric und Emmy kommen noch mit zu uns hinüber. Wir sitzen noch bis 22 Uhr zusammen und unterhalten uns über die jeweiligen Reiseerlebnisse. Leicht müde geht es dann schließlich mal wieder in die Kojen.
Xavier freut sich über Käpt’n Blaubär
Mittwoch, 27. Mai 2009: Baie d’Hakahau/Ua Pou 0 sm
Morgens früh um 6 Uhr werden wir von mehrmaligem Tröten geweckt. Der Inselfrachter „Aranui III“ kommt in Hakahau an und fordert mit dem Lärm einige Segler zum Platzmachen auf. Wir liegen außerhalb des Rangierbereiches und beobachten gespannt das Anlegemanöver. Gar nicht so einfach, denn der 104 m langen Frachter hat nur sehr wenig Raum zum Manövrieren. Geschickt wird jedoch der Anker ausgeworfen und so zu sagen als Springleine genutzt. Während Axel noch einmal in die Koje krabbelt, bereite ich mir schon mal ein wenig Kaffee und Frühstück. Heute mal kaloriensparend Joghurt mit Mango. Anschließend löse ich zur Abwechslung mal wieder ein paar Sudokus und andere Rätsel. Gegen 10.30 Uhr geht es dann mit dem Dinghy an Land. Wir treffen Rob und Teresa, sowie Neville und Catherine von „Dreamtime“. Gemeinsam laufen wir erst zum Handwerkermarkt, dann weiter zum Pae Pae Tenei, dem örtlichen Versammlungsplatz. Dort hat man bereits diverse Stühle aufgebaut und wir haben mal wieder Gelegenheit eine Tanzvorstellung zu beobachten. Im Vergleich zu den Tänzern in Hapatoni auf Tahuata, sind die Damen und Herren in Ua Pou recht professionell ausgestattet. Die Kostüme sind neu und farbenfroh und die Gruppe ist etwas größer. Wir erfreuen uns an den Südseeschönheiten und Machomännern und erkennen sogar schon einige der Lieder wieder. Anschließend geht es dann zum Mittagessen mit den Passagieren der Aranui zum Restaurant „Chez Rosalie“. Wir haben bereits gestern einen Tisch reserviert und genießen ein traditionelles, marquesianisches Mahl. Allerdings müssen wir diesmal dafür auch bezahlen, denn das Essen wird nicht von der „Aranui III“ gestellt. Zusammen mit Rob und Teresa machen wir uns im Anschluss auf den Weg zu der hügelaufwärts gelegenen Pension Pukuéé. Hier treffen wir Terese und Helge von „Coqueliqot“. Terese möchte sich von Hoteleigner Jerôme ein Tatoo stechen lassen und wir schauen gespannt zu. Innerhalb von zwei Stunden entsteht ein künstlerischer Rochen auf Tereses Rücken und sie hält ohne mit der Wimper zu zucken die Schmerzen aus. Teresa und ich entscheiden uns schließlich, dass wir auch ein Tatoo wollen. Wir gucken Fotos und Magazine durch und suchen uns ein Motiv aus. Allerdings will uns Jerôme erst am nächsten Morgen tätowieren, da ihm heute das Licht nicht mehr ausreicht. So bekommen wir noch einen Tag Gnadenfrist und laufen schließlich wieder zu unseren Schiffen zurück. Auf dem Rückweg zu Hello World stoppen wir noch kurz bei „Ohana“ und werden auf einen schnellen Sundowner eingeladen. Wir quatschen bis 18.30 Uhr und kehren schließlich an Bord zurück. Dort hat sich im Schwell leider mal wieder eines unserer Weingläser selbstständig gemacht und den Freitod in der Spüle gesucht. Mist! Zum Glück hat es aber eine auf der Küchenarbeitsfläche abgestellte Flasche Bier überlebt, obwohl sie scheinbar mit einem Salto auf den Fußboden gesprungen ist. Wir sitzen wie üblich noch ein Weilchen im Cockpit und beobachten das ebenfalls gekonnte Ablegemanöver der „Aranui III“. Ich begutachte im Anschluss noch meine Fotos und schreibe ein wenig Logbuch, während Axel sich mit einem Buch in die Koje verholt. Der Ankerplatz ist über Tage mal wieder schön rollig geworden und so fällt das Einschlafen schwer. Ich muss außerdem ein paar Mal in der Nacht aufstehen, um irgendwelche herumfliegenden Sachen sicher zu verstauen. Dafür kommt nun auch endlich die Email von Fischer-Panda bezüglich unseres Ersatzteils an. Wenig erfreulich ist dabei, dass man uns mehr oder minder unumwunden sagt, dass der Abgasansaugstutzen wegen dem Kontakt mit Seewasser ein Verschleißteil sei, was immer korrodieren würde. Das erklärt natürlich auch, warum wir inzwischen bereits zwei andere Yachten im Ankerfeld gefunden haben, die ebenfalls die gleichen Probleme hatten. Gut finden wir die Aussage allerdings nicht, denn immerhin handelt es sich ja um einen Generator, der speziell für den Gebrauch auf Yachten hergestellt wird. Und die sind nun mal meistens im Salzwasser unterwegs. Hoffentlich gibt es nicht noch andere Teile, die uns ebenfalls einfach wegrosten. Da werden wir wohl vorsichtshalber noch einmal nachfragen müssen. Auf jeden Fall lässt sich das Ersatzteil aber für 80 Euro kaufen (Kulanz gewährt man uns trotz der geringen Laufzeit und der knappen zwei Jahre Alter leider nicht) und für weitere 100 Euro nach Tahiti schicken.
Südseeschönheit beim Tanz
Donnerstag, 28. Mai 2009: Baie d’Hakahau/Ua Pou – Baie de Taiohae/Nuku Hiva 26,9 sm
Die weitere Nacht verläuft ebenfalls sehr unruhig. Während Axel es irgendwie schafft ganz gut zu schlafen, liege ich die halbe Nacht wach und werde in der Koje hin und her gerollt. Um 6.30 Uhr habe ich die Nase voll und stehe auf. Für Xavier drucke ich ein paar Postkarten von ihm mit Blaubär und von unserem Picknick aus. Außerdem gibt’s ein Glas Mango Chutney für ihn. Für Helge und Terese von „Coqueliqot“ mache ich eine CD mit Fotos von der gestrigen Tätowieraktion fertig. Nach einem viel zu kurzen Frühstück geht es dann um kurz vor Acht an Land. Dort treffen wir mal wieder auf Rob und Teresa und laufen gemeinsam zur Pension Pukuéé. Heute ist der große Tag und wir müssen uns in der Pension angekommen nur noch ein klein wenig gedulden, dann kommt Jerôme mit seinem Folterwerkzeug an. Alles wird sauber gemacht und ich bekomme eine Art Schablone auf meinen rechten Fuß gepaust. Dann fängt die Tortur an. Na eigentlich ist es gar nicht so schlimm, so zwischen „Mensch, dass piekst jetzt aber doch“ und „das brummt aber lustig in der Kniescheibe“. Nach einer dreiviertel Stunde ist der Spaß vorbei und auf meinem rechten Fuß räkelt sich ein Gecko. Das Motiv ist traditionell Marquesianisch und beinhaltet außerdem noch eine Schildkröte, das marquesianische Kreuz, Haifischzähne und jede Menge Wellen. Als Nächste kommt Teresa dran. Sie hat sich für ein Blumenmotiv ebenfalls auf dem Fuß entschieden und wenig später stehen wir beide stolz mit unserem frischen Tatoo da. Wir bezahlen jeweils 6.000 CFP für die Pieckserei und wandern zum Strand zurück. Dort deponieren wir die Geschenke für Xavier, denn er schwimmt natürlich mal wieder im Wasser. Also fahren wir kurz mit dem Schlauchboot zu ihm und erklären wo wir was für ihn gelassen haben. Anschließend geht es bei Terese und Helge vorbei um die CD mit den Fotos zu überbringen. Zurück an Bord von Hello World klaren wir dann schnell auf und nehmen um 11.20 Uhr den Anker auf. Hier ist es uns definitiv zu schaukelig geworden. Außerdem reizt es noch einmal frisches Gemüse nachzubunkern. Und dafür müssen wir dummerweise zurück nach Nuku Hiva. Kein Problem, denn wir haben schönen Segelwind und sind so bereits nach 3,5 Stunden in der Baie de Taiohae wieder vor Anker. Dort liegen zu unserer großen Freude auch unsere Freunde Leslie und Philip mit „Carina“ vor Anker und so sind wir schnell zum gemeinsamen Abendessen verabredet. Da auch Rob und Teresa daran teilnehmen sollen, kocht Philip zwar ein leckeres Thai-Thunfisch-Curry vor, doch gegessen wird dann wegen der Cockpitgröße mal wieder auf Hello World. Wir sitzen bis 22.30 Uhr zusammen und unterhalten uns wie üblich köstlich.
Brit bekommt ein Tatoo
Freitag, 29. Mai 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva 0 sm
In der Nacht fängt es doch tatsächlich an zu Schütten und auch der Morgen zeigt sich nicht wirklich freundlich. Schauerböen lassen die Schiffe in alle Richtungen tanzen und neben uns geht eine niederländische Yacht auf Drift. Wir beobachten das Ganze vom Cockpit aus, immer bereit im Zweifelsfall schnell den Anker zu liften. Zum Glück passiert jedoch nichts, außer dass wir heute ungewohnterweise mal das Frühstück im Salon einnehmen müssen. Wie unangenehm 😉 Während ich anschließend mal wieder unser Logbuch aktualisiere und die vorhandene Internetverbindung für ein Update nutze, kuschelt sich Axel wieder ins Bett und liest. Erst nachmittags um 13 Uhr kommt er daraus hervor und stellt beim Rundblick aus dem Cockpit fest, dass wir nun doch irgendwie unserem Nachbarn bedrohlich nahe gekommen sind. Also geht der Anker mal wieder auf und wir verholen Hello World ein paar hundert Meter in freieres Gewässer. Dummerweise stellen wir dabei fest, dass mal wieder ein Teil an Bord kaputt gegangen ist. Diesmal hat es die Fernbedienung für die Ankerwinde getroffen. Ein Blick in den Stecker zeigt, dass die Anschlüsse einfach wegkorrodiert sind. Und dass nach gerade einmal zwei Jahren, denn auch die Fernbedienung haben wir später nachgerüstet. Ausrüstung für Segelyachten und Salzwasser scheinen sich einfach nicht zu vertragen. Kurze Zeit später holen uns dann Rob und Teresa ab und wir fahren gemeinsam an Land. Zuerst geht es zum örtlichen Imbiss, wo wir mal wieder einen schönen Cheeseburger verdrücken. Während die Jungs danach zum Baumarkt laufen, machen Teresa und ich den Supermarkt unsicher. Da die „Aranui III“ vor wenigen Tagen erst Nuku Hiva angelaufen hat, gibt es tolle Sachen zu kaufen. Insbesondere die Käseabteilung wurde mit ein paar Leckereien aufgefüllt. Noch ein paar Baguette dazu und schon ist auch das Abendessen gerettet. Wir treffen schließlich Axel und Rob wieder und laufen gemeinsam zum Anleger zurück. An Bord wird dann mal wieder alles seefest verstaut und Hello World abreisefertig gemacht. Morgen früh wollen wir noch kurz auf den Wochenmarkt gehen und frisches Gemüse einkaufen, bevor es dann endlich in Richtung Tuamotus auf geht. Axel repariert außerdem unsere Ankerwindenfernbedienung, denn natürlich wollen wir den Anker nicht immer vom Schalter im Cockpit aus bedienen. Abends gibt es dann mal wieder ein wenig Baguette mit Käse und anderen Leckereien. Dazu ein Glas Wein und ein paar Gespräche über Politik in Deutschland, den Unterschied zwischen Republikanern und Demokraten in den USA und unsere Meinung zum neusten Trend Crocks mit nur einer Socke zu tragen 😉 Wie nicht anders zu erwarten, schlüpfen wir auch heute wieder früh in die Betten und lassen uns von unseren Träumen umlullen.
Zeigt her eure Füße…
Samstag, 30. Mai 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva 0 sm
Wie verrückt muss man eigentlich sein? Also erstens einen Markttag samstags von 4.30 bis 6.00 Uhr morgens abzuhalten und dann auch noch dorthin zu gehen. Wir sind verrückt genug und lassen unseren Wecker um 4.16 Uhr klingeln. Leicht verschlafen putzen wir schnell die Zähne, werfen uns in irgendwelche Klamotten und brausen mit dem Dinghy an Land. Da wir, was Marktgänge um diese Uhrzeit angeht, noch etwas unerfahren sind, beachten wir natürlich prompt nicht, dass es ja noch stockduster ist. So finden wir zwar die handvoll Marktstände, können jedoch nicht annähernd erkennen, was hier eigentlich verkauft werden soll. Zum Glück sind die Standeigner etwas erfahrener und so kaufen wir innerhalb der nächsten halben Stunde ordentlich Gemüse ein. Dann geht es zurück an Bord, wo wir einfach noch einmal in unsere Kojen fallen. Um 8 Uhr wird dann „ordentlich“ aufgestanden, mit gründlicher Körperreinigung und vor allem einem ordentlichen Frühstück. Der Plan lautete dann eigentlich „Anker auf und Richtung Tuamotus“. Doch weht uns ein frischer Wind fast die Croissants vom Teller und die weißen Schaumkronen, die wir außerhalb unserer Bucht erkennen, machen auch nicht wirklich Lust auf Segeln. Als dann auch noch Rob und Teresa vorbei kommen und von einem Fischer berichten, der heute nicht hinaus gefahren ist, weil es ihm draußen zu wilde war, werden auch wir so richtig unsicher. Vielleicht wäre es ja doch besser, noch einen Tag zu warten? Wir holen noch einmal Wetterdaten ab und entscheiden uns schließlich die Abfahrt einen Tag zu verschieben. So fahren wir schließlich am gegen 10.30 Uhr noch einmal an Land in der Absicht den örtlichen Baumarkt noch einmal zu besuchen. Am Anleger angekommen, treffen wir auf einen patschnassen Philip und eine völlig aufgelöste Leslie. Die Geschichte, die uns die Beiden erzählen ist schon fast unglaublich. Während Leslie an Land Wäsche wäscht, fährt Philip mit dem Dinghy durch die Gegend und wird dabei von einem der Fischer in voller Fahrt einfach überfahren. „Baccio“, das Dinghy von Philip und Leslie, wird dabei mitsamt Philip in der Mitte mit 10 kn Fahrt getroffen und versinkt sang- und klanglos. Der Fahrer des anderen Bootes bemerkt den Zusammenstoß nicht einmal! Das Philip nun noch fast unbeschadet vor uns steht, kann man wohl nur einem dicken Schutzengel zuschreiben. Ein paar blaue Flecken hat er abbekommen und auch einen gehörigen Schreck davon getragen. Doch ansonsten ist er unversehrt und nicht mit dem Dinghy zusammen versunken. „Baccio“ wurde im Anschluss geborgen und soll nun repariert werden. Der Fahrer des Fischerbootes hat sich bei Philip vielmals entschuldigt und trägt die Kosten des Schadens. Doch nicht auszudenken, wenn Philip nicht so viel Glück gehabt hätte. Ein materieller Schaden lässt sich leicht beheben, alles andere natürlich nicht. Während Axel Philip und Leslie zu ihrem Boot fährt, beobachte ich ein wenig die am Anleger sitzenden Männer. Sie stellen wunderschöne Anhänger und Ohrringe aus beschnitzten Knochen her und nutzen dafür einen Dremel. Angesichts der hohen Preise für die geschnitzten Anhänger und meines vorhandenen Dremels überlege ich schnell, ob ich es nicht auch einmal mit Schnitzen versuchen sollte. So erstehe ich ein Stück Knochen für 500 CFP (statt 15.000 für einen fertigen Anhänger) und werde mich wohl demnächst einmal daran versuchen. Axel kommt schließlich mit einem trockenen Philip und Rob im Schlepptau wieder. Gemeinsam wandern wir zum Baumarkt und erstehen dort noch ein wenig Reparaturmaterial für unseren defekten Generatorauspuff. Gegen 12 Uhr sind wir wieder zurück am Anleger und liefern Rob und Philip auf den jeweiligen Schiffen ab. Axel und ich genießen ein wenig pappiges Baguette zum Mittagessen und widmen uns anschließend mal wieder der Obstverwertung. Unsere restlichen Mangos müssen dringend verarbeitet werden und so bereite ich ein wenig Mangoeis zu. Der Rest Mango wird püriert und in einem Eiswürfelbehälter eingefroren. So kann man bei Bedarf immer auf ein wenig Mangopüree für Joghurt mit Mango oder Mangococktail zurück greifen. Während Axel sich anschließend mit einem Buch ins Cockpit zurückzieht, fahre ich mit dem Dinghy noch einmal zu „Carina“. Ich übergebe Philip und Leslie ein paar Fotos von ihrem zerstörten Dinghy und wir unterhalten uns ein Weilchen über die Törnplanung für die Tuamotus. Dann fahre ich weiter zu Kirk von „Salsa“ und begucke mir sein frisch gemachtes Tatoo. Er hat es sich ebenfalls auf Ua Pou machen lassen und natürlich interessiert mich das Ergebnis ungemein. Weiter geht es zu „Yohelah“ wo ich mich ein wenig mit Teresa über Rezepte und eventuelle Funkrunden während der Überfahrt zu den Tuamotus austausche. Zurück an Bord von Hello World gibt es dann freundlicherweise erst einmal einen Sundowner von Axel serviert. Kaum zu glauben, dass der Tag schon wieder fast vorbei ist. Zum Abendessen genießen wir ein wenig Salat mit Schafskäse und beobachten dabei, wie sich unsere Freunde Robin und Michelle von „Warrior“ langsam ins Ankerfeld vorwagen. Die Beiden haben wir seit Panama nicht mehr gesehen und so freuen wir uns, dass sie nun keine 200 m neben uns vor Anker gehen. Wir sitzen noch eine Weile im Cockpit, lesen oder lösen Sudokus und fallen gegen 21.30 Uhr mal wieder in unsere Kojen.
Axel begutachtet das zerstörte Dinghy von Leslie und Philip
Sonntag, 31. Mai 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva 0 sm
Wir stehen gegen 7.30 Uhr auf und werfen erst einmal einen Blick nach draußen. Der zeigt allerdings, dass es auch heute immer noch recht wellig ist. Der nächste Blick auf den Wetterbericht zeigt, dass es im Moment wohl auch immer noch ordentlich draußen weht. Also lieber noch ein Tag Nuku Hiva? Am Ende siegt die Vernunft gegenüber dem Drang endlich auf den Tuamotus zu sein. Wir hängen noch einen Tag dran und machen uns erst einmal ein gemütliches Frühstück. Anschließend hole ich mal wieder meine Dremel-Sachen raus und mache mich ans Knochenschnitzen. Irgendwie sah das jedoch viel einfacher aus, als es ist. Nach stundenlanger Arbeit halte ich zwar einen recht ordentlich gelungenen Ring in der Hand, doch zum Beschnitzen fehlt mir leider doch das richtige Werkzeug. So sieht das gute Stück leider ziemlich langweilig aus. Axel verbringt den Tag mit Lesen und fröhlichem Nichtstun. Abends um 18 Uhr kommen dann unsere Freunde Rob und Teresa, Leslie und Philip, sowie Michelle und Robin von „Worrior“ bei uns vorbei. Wir heizen den Grill an und haben mal wieder einen netten Abend zusammen. Michelle hat ihre Gitarre mitgebracht und spielt uns noch einmal den „Aussie Barbecue Song“. Natürlich auch noch ein paar andere Lieder, die wir kräftig mitsingen. Gegen 22.30 Uhr lösen wir die Runde auf und jeder geht wieder auf sein eigenes Schiff zurück. Wir räumen noch schnell auf und fallen dann in unsere Kojen.