Neunundzwanzigster Teil unserer Reise von den Marquesas durch die Atolle der Tuamotus vom 1. Juni bis 3. Juli 2009.
Montag, 1. Juni 2009: Baie de Taiohae/Nuku Hiva – Baie d’Hakahetau/Ua Pou 28,1 sm
Nun aber! Der Wetterbericht hört sich eigentlich ganz gut an und auch die Wellen vor der Bucht sehen nicht mehr so wilde aus. Axel fährt vor dem Frühstück noch einmal an Land, Müll entsorgen und Baguette kaufen. Dann wird in Ruhe gefrühstückt und anschließend alles seeklar gemacht. Gegen 10.20 Uhr geht der Anker auf und wir machen uns auf den Weg zu den Tuamotus. Vorsichtshalber setzen wir die Segel gleich gerefft. Ausreffen geht schließlich immer leichter als einreffen. Bis zur Ausfahrt aus der Bucht haben wir jedoch erst einmal gar keinen Wind. Dann setzt der Schwell ein und die Segel flappen hilflos hin und her. Erst nach 1,5 Meilen kommt der Wind, dafür dann aber auch gleich ordentlich. Kaum aus dem Schutz der Insel heraus, haben wir es dann nicht nur mit 25 kn Wind, sondern auch gleich noch mit 3-4 m hohen Wellen zu tun. Auf einem Vorwindkurs kein Thema. Doch wir sind heute mit halben Wind unterwegs. Die Wellen treffen uns genau in der Schiffsmitte und machen das Segeln doch sehr unangenehm. Eine Welle trifft uns so ungünstig, dass das Wasser über unsere Davits und die Solarpanel hinaus schießt und sich bestimmt 20 l in unser Dinghy ergießen. So macht das keinen Spaß! Und dabei soll es hier in den Marquesas noch ruhiger sein, als in der Mitte auf dem Weg zu den Tuamotus. Spontan entscheiden wir uns daher zu einer Änderung des Plans. Da Ua Pou eh mehr oder minder auf dem Weg liegt, laufen wir einfach die Bucht von Hakahetau an. Kaum im Lee der Insel angekommen, beruhigt sich das Wasser und wir finden einen recht ruhigen Ankerplatz vor. Nachdem der Anker unten ist, kommt dann auch schon Besuch angepaddelt. Graham und Sue von „Chandrika“ haben schon in Panama neben uns geankert und kommen schnell Hallo sagen. Sie erzählen uns außerdem, dass es heute Abend ein Potluck von Einheimischen und Seglern am Anleger gebe. Na, da haben wir wohl mal wieder die richtige Entscheidung getroffen. So wird schnell ein wenig Krautsalat zubereitet und wir fahren um 17.30 Uhr an Land. Begrüßt werden wir von Bürgermeister Etienne, der sich gerne mit Seglern aus aller Welt trifft. Man hat einen großen Tisch aufgebaut und auf einem Grill zündelt bereits ein Feuer. Mit uns nehmen noch die Franzosen Valerie und Francois vom Katamaran „Tam Tam“, Lin und Andrew von der britischen „Sentinel“, die beiden Amerikaner Graham und Sue von „Chandrika“ und noch ein weiteres französisches Paar an dem Festmahl teil. Etienne hat seine ganze Familie und ein paar Freunde im Schlepptau, so dass wir eine ganz beachtliche Gruppe sind. Wir testen uns durch einheimische Gerichte wie Poi Poi (pürierte Brotfrucht), Poisson cru (roher Fisch in Kokosmilch) und Kochbanane in Kokosmilch. Auf dem Grill schmurgeln außerdem Hähnchenteile und frischer Fisch. Das Meiste ist saulecker, wenn auch vergorene, pürierte Brotfrucht nicht wirklich mein Leibgericht wird. Nach dem Essen gibt es dann noch ein kleines Unterhaltungsprogramm. Erst spielen Etienne und ein Freund auf Gitarre und Ukulele auf. Yvonne, Etiennes Frau begleitet sie auf dem Pahu, der traditionellen Trommel. Wir bekommen das Lied von Ua Pou und dem Mann, der auszog ein Kanu zu bauen, vorgesungen. Dann heißt es selber mitmachen. Die Herren müssen unter Anleitung von Etienne Fische und Boote tanzen, wir Damen dürfen den Vogeltanz aufführen. Wenig später holt Lin ihre Klarinette heraus und spielt uns ein wenig Frank Sinatra vor. Dazu wird viel gelacht und geredet und wir erfahren viele interessante Dinge über die Marquesas und die Tuamotus. Ein rundum gelungener Abend mal wieder. Gegen 20.30 Uhr geht es dann wieder auf die Schiffe zurück und eine Stunde später liegen wir auch schon wieder in den Kojen.
Schöner Ankerplatz in der Baie d’Hakahetau
Dienstag, 2. Juni 2009: Baie d’Hakahetau/Ua Pou 0 sm
Ich stehe um 7 Uhr auf und übergebe Francois und Valerie eine CD mit Frank Sinatra Songs. Die nehmen sie mit an Land und übergeben sie Etienne, der gestern von Frank Sinatra gar nicht genug bekommen konnte. Anschließend gibt es mal wieder Frühstück für Axel und mich, bestehend aus pappigem Baguette und einem Frühstücksei. Dann folgt mal wieder das Studium des Wetterberichts. Auch für heute ist nicht weniger Wind und vor allem auch nicht weniger Welle vorhergesagt. Außerdem bekommen wir einen Livebericht der aktuellen Seegangsverhältnisse von „Yohelah“. Die sind heute in aller Frühe von Nuku Hiva aus gestartet und schwenken nun ebenfalls auf Ua Pou zu, statt zu den Tuamotus zu segeln. Ich fahre mit dem Dinghy bei „Chandrika“ vorbei und übergebe den Beiden den aktuellen Wetterbericht. Auch Graham und Sue entscheiden sich daraufhin lieber hier vor Anker liegen zu bleiben. Zurück an Bord hole ich dann mal wieder meinen Dremel raus. Irgendwie muss sich aus dem Knochenring doch was Tolles machen lassen. Also lasse ich meiner Fantasie freien Lauf und den Dremel surren. Am Ende sitzt auf dem Ring eine wohl gelungene Schildkröte und ich trage stolz meinen ersten Knochenring durch die Gegen. Schließlich läuft „Yohelah“ in unsere Bucht ein und wir fahren mit dem Dinghy zu Rob und Teresa hinüber. Wir holen uns noch einmal einen detaillierten Bericht der Seegangsverhältnisse ab und finden, dass es eine ganz gute Entscheidung war, noch einen Tag hier zu bleiben. Irgendwann wird es ja wohl hoffentlich mal wieder besser werden. Nur gut, dass wir keine Zeitnot haben und dringend irgendwohin „müssen“. Wir fahren schließlich wieder kurz zurück an Bord von Hello World und essen Obst zu Mittag. Um 14.30 Uhr geht es dann mit dem Dinghy in Richtung Anleger. Vorher holen wir noch Rob und Teresa ab und wandern schließlich gemeinsam durch die hübschen Straßen von Hakahetau. Überall blühen prächtige Blumen und tropische Pflanzen, daneben strotzen die Bäume geradezu vor leckeren Südfrüchten, wie Mangos, Papayas, Pampelmusen und Zitronen. In einem Garten wächst sogar so überschwänglich Basilikum, dass wir uns nicht zurückhalten können und ein paar Stengel davon abknapsen. Natürlich halten wir kurz am Dorfladen und bewundern dort das wohl kleinste Ferkel der Welt. Es scheint keine Mutter zu haben und sucht Schutz und Zuwendung bei unseren Füßen. An Axels Zehen scheint es besonderen Gefallen gefunden zu haben, denn es kuschelt sich vertrauensvoll an ihn an und fängt an am kleinen Zeh zu saugen. Ob Schweine wohl als Bordtiere geeignet wären? Na, wir lassen es lieber beim Laden zurück und wandern weiter die Straße entlang. Schließlich landen wir bei einem riesigen, flachen Stein, der hoch über dem Dorf thront. Hier wurden früher angeblich die Überreste von menschlichen Opfern ausgestellt und getrocknet, bevor sie in einem Miniaturkanu zur „Bestattung“ gebracht wurden. Ganz schön gruselig! Heute wird auf dem Stein zum Glück nur noch Kopra getrocknet und wir brauchen uns keine Sorgen zu machen. Nach einem Stündchen sind wir dann wieder zurück am Anleger. Wir liefern Rob und Teresa wieder auf „Yohelah“ ab und verabreden uns mal wieder zum gemeinsamen Abendessen. So geht es also um 18 Uhr zu „Yohelah“ hinüber, wo wir lecker Clam Linguini mit Tomaten-Gurken-Salat verspeisen. Um 20.30 Uhr sind wir wieder zurück auf Hello World und lesen noch eine Weile, bevor es mal wieder in die Kojen geht.
Dieses kleine Ferkel hatte einen Narren an Axels Fuß gefressen
Mittwoch, 3. Juni 2009: Baie d’Hakahetau/Ua Pou – auf See 90,2 sm
Och nö, jetzt regnet es auch noch! Immerhin scheint der Wind ein wenig nachgelassen zu haben, denn wir werden nicht mehr so oft von irgendwelchen Starkwindböen getroffen. Doch Regen, dass muss ja nun wirklich nicht sein. Bevor entschieden wird, ob wir nun heute endlich losfahren, machen wir uns daher erst mal lieber ein ordentliches Frühstück. Dann werden die Wetterdaten abgeholt und ausgewertet. Sieht eigentlich ganz gut aus. Als dann auch noch der Regen aufhört und schönster Sonnenschein hervor kommt, beschließen wir heute endlich los zu fahren. So nehmen wir um 10.20 Uhr den Anker auf und setzen wenig später die Segel. Allerdings nur, um sie zehn Minuten später auch gleich wieder zu bergen. Wir sind im Windschatten von Ua Pou und müssen dort erst einmal heraus motoren. Das Ganze dauert satte 9,1 sm an und wir können uns über eine Stunde an einer Gruppe Delfine erfreuen, die uns scheinbar zum Abschied in Richtung Tuamotus begleiten. Ja und dann kommt der Wind, aber auch gleich richtig. Wir finden uns mitten in einem schönen Squall wieder. Knapp 30 kn Wind sausen uns um die Ohren und natürlich geht auch ein ordentlicher, tropischer Regen auf uns nieder. Das alleine würde ja schon reichen, aber wir bekommen es heute mal wieder Dicke. Just als der Wind ordentlich zulegt, entscheidet sich unser Autopilot nämlich mal wieder nicht mehr mitzuspielen. „Stop Drive“ und aus die Maus. Ja klar, das kennen wir schon. Da muss man dann einfach mal die Kohlebürsten austauschen. Allerdings hatten wir die doch erst vor etwa 600 sm ausgetauscht und trotzdem sind sie schon wieder total abgenutzt. Blöde ist, dass wir bisher auch noch keinen Nachschub an Kohlebürsten bekommen haben. Die Lieferung hatten wir uns eigentlich für Tahiti aufgespart. So sitzen wir nun dummerweise ohne Kohlebürsten da. Doch zum Glück haben wir ja noch einen kompletten Drive als Ersatzteil an Bord. Aus dem können wir die Bürsten ja einfach ausbauen. Allerdings sitzt der Drive natürlich wieder an der tiefsten Stelle im Schiff und muss erst einmal ausgebuddelt werden. Während Axel steuert, wühle ich mich also durch die Steuerbordkabine. Eine Kiste nach der anderen wird nach draußen in den Gang gestellt, dann komme ich endlich an den Drive heran. Unterbrochen wird meine Wühlerei nur durch die Frage von Axel, ob es mir etwas ausmachen würde zwischendurch noch mal eben einen Fisch rein zu holen. Auch das noch! Also bleibt der Drive erst einmal liegen und wir holen einen schönen Mahi Mahi aus dem Wasser. Zum ersten Mal übrigens mit einer Handleine, die Axel von Rob geschenkt bekommen hat. Nachdem der Fisch ordentlich verstaut ist, geht es mit dem Autopiloten weiter. Ich übernehme wieder das Steuer und Axel baut die Kohlebürsten von dem einen in den anderen Drive. Keine große Sache und schon geht der Autopilot wieder. Nachdem der Squall schließlich durch ist, ist dann leider auch der Wind komplett weg. Also wird der Motor wieder angestellt, denn einfach dümpeln fällt bei dem 2-3 m hohem Schwell schwer. Erst gegen Abend kommt der Wind wieder und wir können die erste Hälfte der Nacht schön ruhig Segeln. Zum Abendessen gibt es natürlich frischen Mahi Mahi, dazu Kartoffelpüree nach Bärenart. Wie üblich verschwinde ich gegen 21 Uhr wieder in unsere Salonkoje, während Axel es sich zur Wache im Cockpit gemütlich macht.
Donnerstag, 4. Juni 2009: auf See 151,3 sm
Ich übernehme um Mitternacht, mache es mir mit einem Hörbuch im Cockpit gemütlich. Heute ist mal „Gefühltes Wissen“ von Horst Evers dran. Das Ganze ist mehr ein Kabarettstück und ganz lustig und unterhaltsam. Um Viertel vor Zwei ist dann der Wind mal wieder weg. Also wecke ich Axel und wir nehmen gemeinsam die Genua weg. Das Groß wird gerefft und bleibt in Handtuchgröße als Stützsegel stehen. Wenig später setzt der Wind natürlich wieder ein, doch ich bringe es nicht übers Herz Axel schon wieder zu wecken. Natürlich könnte ich die Segel auch alleine setzen, doch davon wird man eh wach und wir haben es uns zur Regel gemacht, kein Segelmanöver alleine zu fahren. Zu viel kann dabei in der Nacht schief und kaputt gehen. Also muss die Segelei bis um 3 Uhr warten. Während ich in die Koje verschwindet, geht es Axel ähnlich wie mir. Der Wind hält 1 1/2 Stunden durch, dann heißt es wieder motoren. Schöner Mist! So verläuft die Nacht recht unruhig und wir bekommen beide viel zu wenig Schlaf. Macht man das hier eigentlich freiwillig? Morgens um 7 Uhr ist der Wind wieder da und wir versuchen mal wieder für ein Stündchen zu Segeln. Immerhin gelingt es uns diesmal bis 10 Uhr durchzuhalten, bevor der Wind wieder zu wenig und das Schlagen der Segel zu doll wird. Nach dem die Segel geborgen sind, nehmen erst einmal ein leckeres Frühstück mit Vollkornbrötchen, Frischkäse und Ei ein. Wie sollte es anders sein, nimmt dabei der Wind wieder ordentlich zu. Also setzen wir wieder Segel und hoffen, dass der Wind diesmal ein wenig länger durchhält. Wäre ja doch schön, wenn der Wetterbericht wenigstens stellenweise Recht behalten würde. Bis 13 Uhr wiederholen wir das Segelbergespielchen jedoch noch ein paar Mal. Erst dann stellt sich ordentlicher Segelwind ein, wobei „ordentlich“ eigentlich eher übertrieben ist. Zwar ist die Stärke mit 4-5 Windstärken durchaus in Ordnung, doch der Wind dreht munter von NE auf SE und zurück. Dabei regnet es immer wieder und macht das Sitzen im Cockpit recht ungemütlich. Ein etwas erfreulicheres Ereignis ist dagegen das Mittagessen, denn Axel hat leckeres Poisson Cru aus dem gestern gefangenen Mahi Mahi zubereitet. Wir verbringen den Tag ansonsten mit Lesen oder dösenderweise im Salon. Abends gibt noch eine warme Mahlzeit, diesmal in Form von Möhreneintopf aus der Tiefkühltruhe. Kaum, dass es dunkel ist, nimmt der Wind dann mal wieder ordentlich zu. Wir reffen die Segel so gut wie möglich weg und laufen immer noch mit 8 kn durch die Dunkelheit. Ich verhole mich gegen 21 Uhr in meine Koje, während Axel draußen einen Regenschauer nach dem anderen abwettern darf.
Freitag, 5. Juni 2009: auf See 162,6 sm
Auch in meiner Wache hat sich das Wetter nicht gebessert. Vielmehr legt der Wind weiter ordentlich zu und dreht dabei auch noch auf SSE. Nun müssten wir eigentlich am Wind segeln, doch bei 30-35 kn Wind und 3 m hoher Welle macht das nun wirklich keinen Spaß. Also reffen wir noch ein wenig die Segel und fallen auf einen angenehmeren Kurs ab. Für dieses Spielchen muss ich Axel leider zwei Mal aus der Koje locken. Erst gegen 2 Uhr sind wir aus der Squallzone heraus und das Segeln wird wieder etwas gleichmäßiger. So kann ich meine wachfreie Zeit mit einer ordentlichen Portion Schlaf füllen, während Axel im Cockpit dösen kann. Um 6 Uhr löse ich ihn wieder ab und freue mich doch tatsächlich über herrlichen Sonnenschein und nur lockere Passatbewölkung. Wer hätte das gedacht. Um 8.30 Uhr funke ich dann ein wenig mit Teresa von „Yohelah“. Die Beiden hatten im Gegensatz zu uns eine angenehme Nacht mit nettem Wind und ohne Squalls. Sie sind allerdings auch etwa hundert Meilen hinter uns und müssen im Zweifelsfall damit noch durch das üble Wetter hindurch. Zum Frühstück gibt es heute zur Abwechslung mal Spiegelei auf Vollkornbrot. Ein klein wenig Stärkung darf nach so einer Nacht schon sein. Dann werden wieder die Bücher hervor geholt und wir schmökern uns durch den Tag. Irgendwie wissen wir auch immer noch nicht, welches Atoll wir nun eigentlich zuerst anlaufen sollen. Makemo, wie ursprünglich geplant, oder doch Tahanea, weil dort die Einfahrt einfacher ist. Makemo würde zeittechnisch im Moment ganz gut mit der Tide hinkommen, für Tahanea müssten wir langsam die Bremse anziehen und etwas langsamer fahren. Ansonsten kämen wir dort zu früh an. Das würde eventuell jedoch auch gehen, wenn wir dort auch bei Hochwasser Stillwasser einlaufen könnten. Also erkundigen wir uns ganz einfach über die dortigen Passverhältnisse bei unseren Freunden David und Marcie von „Nine of Cups“. Die liegen derzeit nämlich dort vor Anker. Die Beiden sind übrigens auch einer der Gründe, warum wir überlegen direkt nach Tahanea zu fahren. Seit August letzten Jahres haben wir sie nicht mehr gesehen und freuen uns nun natürlich auf ein baldiges Wiedersehen. Am Ende fällt jedoch die Entscheidung auf Makemo, da wir es bis dorthin auf jeden Fall pünktlich und ohne eine weitere Nachtfahrt schaffen sollten. Der Tag bringt ansonsten erstaunlicherweise herrlichstes Segelwetter. Hello World saust mit 8 kn durch die Gegend und wir nähern uns in Riesenschritten den Tuamotus. Na also, es geht doch. Weil’s gerade so schön ist, gibt es statt Mittagessen außerdem heute ein leckeres Eis. Banane und Mango, nach eigenem Rezept hergestellt. Wir dösen ansonsten abwechselnd ein wenig in der Salonkoje und versuchen den verpassten Schlaf nachzuholen. Das Wetter bleibt bis zum Abendessen angenehm, dann frischt der Wind mal wieder kräftig auf. Also reffen wir wieder ordentlich die Segel runter und rauschen mit 8,5 kn durch den Pazifik. Immerhin kommen wir so wohl morgen früh pünktlich zum Niedrigwasser Slack auf Makemo an. Abends gibt es die Reste vom gestrigen Möhreneintopf, dann folgt das übliche Wach-/Schnorch-Szenario. Diesmal erfreulicherweise ohne weitere Segelmanöver.
Samstag, 6. Juni 2009: auf See – Pouheva/Makemo 67,0 sm
Die Nacht verläuft diesmal relativ ruhig. Zwar haben wir viel Wind, doch der bringt uns einfach nur in großen Schritten weiter. Segelmanöver brauchen zum Glück keine gefahren zu werden und so bekommen wir jeder eine ordentliche Portion Schlaf. Gegen 8 Uhr erreichen wir schließlich das Atoll von Makemo. Bereits 8 sm vorher lassen sich die ersten Palmen am Horizont ausmachen. Im Gegensatz zu den Marquesas sind die Tuamotus nur wenige Meter über dem Meeresspiegel hoch und bestehen hauptsächlich aus Korallensand und Palmenbewuchs. Wir fahren auf den Arikitamiro Pass zu und gucken uns beeindruckt die Stromschnellen an. Sie entstehen durch einen aus dem Atoll heraus gehenden Strom von bis zu 9 kn. Also heißt es erst noch ein wenig warten. Niedrigwasser soll gegen 9.57 Uhr sein und irgendwann später ist dann Stillwasser zu erwarten. Schließlich beruhigen sich die Stromschnellen ein wenig und wir fahren bereits um 9.35 Uhr in den Pass hinein. Zwar haben wir dort noch 3 kn Strom gegenan, doch für Hello World und ihre 100 PS ist das zum Glück kein Problem. Wenig später gehen wir vor dem Dörfchen Pouheva vor Anker und begutachten erst einmal die Gegend. Wären nicht die vielen Palmen überall, könnte man Pouheva durchaus auf den ersten Blick auch auf Norderney platzieren. Es gibt ein rot-weiß-geringeltes Leuchtfeuer und eine weiß getünchte Backsteinkirche. Außerdem natürlich jede Menge weißen Strand. Selbst ein paar Windräder hat man hier platziert. Bevor es an Land geht, erholen wir uns erst noch ein wenig von der Fahrt. Außerdem ist mal dringend wieder ein Bad bzw. eine Dusche angesagt. Natürlich wird wie üblich auch der Anker bei einer Schnorchelrunde auf guten Sitz kontrolliert. Dabei stellt Axel allerdings fest, dass unser Anker sich blöde an einem Stein verhakt hat. Also nehmen wir den Anker lieber wieder rauf, bevor er irgendwann anfängt zu slippen. Das folgende Neuankern stellt sich als gar nicht so einfach heraus. Vier Anläufe brauchen wir, bis der Anker endlich richtig im Sand sitzt und keine Korallen im Weg liegen. Leider stellen wir dabei fest, dass sich ein Bolzen an unserem Ankerklappmechanismus gelöst hat und die damit befestigte Rolle heraus zu fallen droht. Sie hat wohl zu viel Seitwärtsbelastung abbekommen. Wir schauen uns das Ganze vom Dinghy aus an und tüfteln schließlich eine Reparaturmöglichkeit aus. Immerhin ist der Anker hier in den Tuamotus eines unserer wichtigsten Utensilien an Bord und muss immer einsatzbereit sein. Ansonsten lassen wir den Tag schön geruhsam angehen. Der Himmel zeigt sich inzwischen in einem einheitlichen Grau und droht mit Regen. Also unterbleibt der geplante Ausflug an Land erst einmal. Stattdessen lesen wir erstmal ein Weilchen. Das haben ja die letzten Tage auch kaum gemacht ;-). Außerdem nehmen wir Kontakt zu dem zweiten deutschen Boot am Ankerplatz auf. Franz und Kerry von der „Son of the Sun“ sind auf einer Wauquiz 43 unterwegs und kommen gerade von Nuku Hiva. Erstaunlich, dass wir sie dort noch nicht gesehen hatten. Gegen 14.30 Uhr fahren wir dann schließlich doch noch mit dem Dinghy an Land. Wir machen in einem kleinen Hafenbecken fest und fragen am dort befindlichen Shop erst einmal nach Baguette. Man hat zwar selber keines, weißt uns aber den Weg zur Inselbäckerei und dem nächst größeren Laden. Also ziehen wir erst einmal in die angegebene Richtung los. Die Bäckerei hat leider geschlossen, doch der Supermarkt erweist sich als richtiggehende Überraschung. Er ist ziemlich groß und hat eine wunderbare Auswahl an Lebensmitteln. Hier gibt es selbst Dinge, die wir schon Monatelang nicht mehr bekommen haben. Nur Baguette gibt es leider nicht. Stattdessen wandert eine Packung Toast in unseren Einkaufsbeutel, nebst ein paar anderen Kleinigkeiten wie Quark, Naturjoghurt, Avocado und Sauerkraut. Ja, richtig gelesene: Sauerkraut. Man fragt sich zwar, wer das hier essen soll, doch Axel freut sich kindisch über die handliche Dosenportion, schon fertig mit Würstchen und Kartoffeln drin. Auf dem Rückweg zum Dinghy wandern wir noch den Rest des Dorfes ab. Es gibt eine erstaunlich große Kirche und natürlich beschauen wir uns auch das Leuchtfeuer etwas genauer. Am Ende kommen wir beim Rathaus vorbei, welches erstaunlicherweise am Samstag geöffnet ist. Eine Nachfrage bei den umstehenden Leuten klärt, dass hier heute gewählt wird. Und zwar zur Europawahl! Ups, da ist doch schon wieder was an uns vorbei gegangen. Leider lassen sich dadurch heute jedoch keine Prepaid-Karten für die örtliche Wifi-Verbindung kaufen. Wir haben aber Glück, denn eine junge Frau schenkt uns einfach eine alte Karte von sich. Es sind noch zwei Stunden Verbindungszeit drauf und so können wir zurück an Bord erst einmal ein wenig Emails checken und die neusten Nachrichten im Internet nachlesen. Auch heute funken wir wieder mit „Yohelah“, die sich immer noch auf See befinden. Ihnen ist dummerweise auf der Überfahrt der Laptop kaputt gegangen und so findet ihre Kommunikation mit der Heimat im Moment über uns und die Weitergabe von Emailinhalten statt. Rob und Teresa wollen am nächsten Morgen auf Makemo ankommen und wir beschreiben ihnen unsere Erfahrungen mit der Passage des Passes. Nachdem wir auch mit Günter noch ein wenig gefunkt haben, gibt es schließlich mal wieder einen netten Sundowner. Zur Ankunft in einem neuen Gebiet darf es auch mal etwas besonderes sein und so schlürfen wir heute mal ein Gläschen Sekt. Zum Abendessen wandern dann zwei Hummer auf den Grill, Axel bereitet Aioli dazu und ich grille ein paar Scheiben Toast. Wie blöde auch die Tage auf See gewesen sein mögen, die Ankunft entschädigt doch immer für alle Unannehmlichkeiten!
Wildwasser im Arikitamiro Pass von Makemo
Sonntag, 7. Juni 2009: Pouheva/Makemo 0 sm
Nach den vergangenen Tagen auf See genießen wir es heute natürlich einmal wieder ordentlich Auszuschlafen. Gegen 8 Uhr lockt uns allerdings der Hunger aus den Kojen, den wir mit einem schönen Sonntagsfrühstück mit Ei bekämpfen. Gegen 9.30 Uhr geht es dann auch schon mit dem Dinghy an Land. Wir wandern die Straße entlang zum Leuchtfeuer, wo sich uns eine guter Blick auf den Pass bietet. Der sieht heute ganz schön brodelig aus und beeindruckt mit noch höheren Wellen als gestern. Drei Yachten warten draußen auf Stillwasser, unter ihnen auch unsere Freunde von „Yohelah“. Wir laufen ein wenig am Pass entlang und versuchen nebenbei die eine oder andere Muschel zu entdecken. Da der „Strand“ jedoch hauptsächlich aus groben Korallenstücken besteht, lassen sich nur sehr kaputte Exemplare finden. Dafür entdecke ich aber im flachen Wasser eine Muräne, die sich scheinbar in der Sonne aufwärmt. Gegen 10.30 Uhr können wir schließlich beobachten wie „Yohelah“ sich durch den Pass müht. Quälend langsam scheint es dabei voran zu gehen, denn auch sie haben noch ordentlich Gegenstrom. Doch am Ende schaffen sie es wohlbehalten hindurch und fahren durch die Lagune zum Ankerplatz. Auch wir schwingen uns wieder in unser Schlauchboot und fahren zu „Yohelah“ zur Begrüßung hinüber. Dann geht es noch einmal schnell zu Hello World wo wir uns eine Cola genehmigen, bevor es wieder an Land geht. Diesmal lassen wir unser Dinghy in einem kleinen Blindpass und vor dem örtlichen Tauchanbieter zurück. Wir wandern die Straße nach links entlang und kommen an einem riesigen Schulkomplex vorbei. Schließlich biegen wir in einen kleinen Feldweg ein und gelangen so wieder an die Lagune. Doch auch hier findet sich keinerlei schöner Sandstrand und unsere Muschelsuche bleibt mehr oder minder erfolglos. Also geht es wieder zurück in Richtung Dorf, wo wir auf Franz und Kerry von „Son of the Sun“ treffen. Die Beiden erzählen uns, dass es im örtlichen Restaurant beim Supermarkt heute ein spezielles Menü und Cocktails gäbe. Gemeinsam wandern wir dorthin und genehmigen uns einen leckeren Mai Tai und unterhalten uns dabei sehr nett. Auf das Essen verzichten wir lieber, denn für den Abend haben wir uns mal wieder mit Rob und Teresa zum Grillen verabredet. Wir laden spontan auch Franz und Kerry dazu ein, die versprechen „noch schnell“ einen Fisch dafür zu fangen. Auf dem Rückweg zu unserem Dinghy treffen wir dann auch endlich jemandem an der Tauchbasis an. Wir vereinbaren natürlich schnell einen Tauchgang für den nächsten Tag, denn den wilden Pass von Makemo wollen wir lieber nicht alleine von unserem Dinghy aus betauchen. Gegen 15 Uhr sind wir schließlich wieder zurück an Bord, wo wir es uns ein wenig im Cockpit gemütlich machen und ein wenig Kartoffelsalat und Tzatziki für den Abend vorbereiten. Um 17.30 Uhr stehen dann plötzlich Rob und Teresa bei uns an der Badeplattform. Nanu, die sind doch sonst eher immer ein wenig zu spät dran, als überpünktlich. Das Ganze lässt sich schnell klären, denn die Beiden haben einfach vergessen ihre Uhr umzustellen. Auf den Tuamotus gilt UTC minus 10 statt UTC minus 9,5 auf den Marquesas. Egal, die beiden setzten sich einfach schon mal ins Cockpit, während Axel und ich noch schnell unter die Dusche springen. Um 18 Uhr kommen dann auch Franz und Kerry mit dazu. Kerry hat es tatsächlich geschafft einen Fisch zu angeln und bringt einen ca. 50 cm langen Zackenbarsch mit. Wir haben uns vorher natürlich bei den Einheimischen erkundigt und erfahren, dass Makemo Ciguaterrafrei ist. Es besteht also keine Gefahr von Fischvergiftung und wir können das zarte Fleisch des Zackenbarsches mehr als genießen. Wie immer wird es ein sehr netter Abend, der sich heute bis sage und schreibe 22.30 Uhr hin zieht. Nachdem uns unsere Gäste schließlich wieder verlassen haben, fallen wir daher auch umgehend in unsere Kojen.
Kristallklares Wasser im Atoll von Makemo
Montag, 8. Juni 2009: Pouheva/Makemo 0 sm
Da uns das Brot ausgegangen ist, fährt Axel morgens erst einmal an Land und kauft frisches Baguette und Croissants. Dann Frühstücken wir erst einmal gemütlich und ich nutze anschließend die Internetverbindung und aktualisiere noch einmal schnell unsere Webseite. Das geht erstaunlich gut und schnell und so können auch noch ein paar Emails beantwortet und Sachen bestellt werden. Außerdem ist heute mal wieder großer Waschtag angesagt. Wir schaffen zwei „Maschinen“ Wäsche, weiß und dunkel, die bei dem schönen Wind schnell auf dem Vorschiff getrocknet sind. Gegen Mittag sehen wir dann den österreichischen Katamaran „Felix“ neben uns vor Anker gehen. Den kennen wir bereits aus Günters Netz, doch bevor wir zur Begrüßung rüber fahren geht es um 14 Uhr erst einmal Tauchen. Diveguide Ludo von Scuba Makemo holt uns am Boot ab und bringt gefüllte Flaschen für uns mit. Rob und Teresa sind auch mit dabei und so fahren wir zu Fünft durch den Pass zum Außenriff. Dort angelangt tauchen wir zunächst auf ca. 15-20 m Tiefe ab. Unter uns befindet sich ein wunderschönes Riff mit einer Vielfalt an Korallen, wie wir sie bisher noch nicht gesehen haben. Tausende Fische sehen wir um uns herum und außerdem herrscht eine geradezu unendliche Sichtweite. Ein Schwarm dicker Barrakudas kommt angeschwommen und begleiten uns eine Weile. Auch ein Grauer Riffhai beguckt sich uns ein wenig näher, hat aber scheinbar kein weiteres Interesse an uns. Gut so! Die Strömung trägt uns dabei immer schneller in den Pass hinein. Schließlich sausen wir mit 4-5 kn durch den Pass und durch Korallentäler hindurch. Das ist gar nicht so einfach und man muss gehörig paddeln, um sich einigermaßen durch die Korallen zu manövrieren. Dieser Pass ist bestimmt kein Tauchgang für Anfänger. Im Pass sehen wir zum ersten Mal auch zwei dicke Napoleonfische. Diese Fische können bis zu 2,30 m groß werden und sind eine der größten Rifffische überhaupt. Schließlich tauchen wir in einem kleinen Seitenkanal wieder auf und stoßen gemeinschaftlich ein lautes „Whow!“ aus. Was für ein Tauchgang! Wir werden wieder an Bord abgeliefert und spülen dort schnell unsere Sachen ab bevor wir zum Tauchshop zum Bezahlen hinüber fahren. Mit 4.000 CFP pro Person (umgerechnet etwa 40 Dollar) war der Spaß eigentlich gar nicht mal so teuer. Auf dem Rückweg stoppen wir dann schließlich bei „Felix“ und begrüßen Sonja und Alois. Wir unterhalten uns eine Weile und fahren dann zurück zu Hello World. Dort räumen wir schnell die Tauchsachen weg und schon geht es wieder weiter. Rob und Teresa holen uns um 18.30 Uhr mit dem Dinghy ab und wir fahren im Dunklen durch die Riffpassage in den kleinen Blindpass hinein. Das ist gar nicht so einfach, denn es müssen einige Korallen im Dunklen umfahren werden. Ich sehe im Schein der Taschenlampe sogar einen Hai vor uns flüchten. Wir legen beim Tauchshop an und laufen zum örtlichen Restaurant, denn wir freuen uns mal wieder auf ein nettes Abendessen außer Haus. Dort angekommen, stellen wir jedoch leider fest, dass heute scheinbar Ruhetag ist. Der Supermarkt nebenan hat jedoch noch auf, also schauen wir dort schnell rein. Rob und Teresa kaufen ein paar Kleinigkeiten, während wir uns mit Regalstöbern begnügen. Schließlich fahren wir wieder zu unseren Schiffen zurück und kochen uns jeder was selber. Bei uns gibt es nur noch die Reste vom gestrigen Tzaziki, ein wenig Baguette und ein paar gefüllte Weinblätter. Bereits um 20.30 Uhr liegen wir dann in unseren Kojen, wo wir vor dem Einschlafen noch ein wenig Lesen.
Grimmig dreinblickende Barrakudas
Dienstag, 9. Juni 2009: Pouheva/Makemo – auf See 45,9 sm
Ich stehe bereits früh morgens auf und mache noch eine Portion Buntwäsche. Gegen 8 Uhr fährt Axel wieder zum Baguette kaufen an Land und wenig später frühstücken wir wie üblich im Cockpit. Dann macht Axel sich an die Reparatur unserer Ankerrolle. Mit einem riesigen Kuhfuß hebelt er die Rolle aus der Halterung und setzt sie mit einer längeren Gewindestange wieder ein. Gesichert wird das Ganze mit zwei dicken Bolzen und nun können wir auch wieder sicher Ankern. Ansonsten wird über und unter Deck mal wieder alles seeklar gemacht. Der Wetterbericht droht in den nächsten Tagen mit dem Durchzug eines üblen Tiefdruckgebietes, doch heute soll uns der Wind noch einigermaßen gemütlich nach Tahanea bringen können. Also beschließen wir Nachmittags den Anker hoch zu nehmen und über Nacht dorthin zu fahren. Bevor es los geht, sind wir jedoch noch um 15 Uhr bei Alois und Sonja auf ein Bier eingeladen. Wir unterhalten uns nett mit den Beiden und sind froh, dass wir über Günters Pacific Island Net so viele nette Leute kennenlernen. Um 16 Ur sind wir wieder zurück an Bord und wollen ein paar Minuten später den Anker hoch nehmen. Der kommt zwar auch mühsam hoch, doch haben wir in unserem Bügelanker einen etwa 1,5 m langen Korallenblock hängen. Und dabei hatte Axel doch eigentlich unseren Anker extra abgetaucht. Der Klotz löst sich nicht von alleine und so muss Axel schnell ins Wasser. Doch das Ungetüm ist gar nicht so einfach los zu werden. Axel hämmert Teile von dem massiven Block ab, doch noch immer löst er sich nicht vom Anker. Schließlich kommt uns Alois mit dem Dinghy zur Hilfe. Gemeinsam befestigen wir eine Leine am Anker und können ihn nun so kippen, dass der Korallenblock endlich ins Wasser zurück fällt. Puh, das war ein gutes Stück Arbeit. Axel kommt schnell an Bord geklettert und wir fahren zum Pass. Dort ist es 1 1/2 Stunden vor Hochwasser ziemlich ruhig und wir motoren aus dem Atoll hinaus. Unsere Freunde von „Yohelah“ folgen uns auf den Fersen, denn auch sie wollen nach Tahanea. Draußen werden Segel gesetzt und bei einem herrlichen Nordostwind geht es zur Nordspitze von Makemo. Bereits kurz nach der Ausfahrt ist es stockenduster und erst gegen 19.30 Uhr kommt der dicke Vollmond und beleuchtet uns das Wasser. Wie laut Wetterbericht vorhergesagt, dreht der Wind im Laufe der Fahrt immer nördlicher. Was der Wetterbericht uns allerdings verschwiegen hat, ist, dass er dabei auch immer stärker wird. So sind wir viel zu schnell unterwegs und müssen immer mehr Segel wegreffen. Vor Tagesanbruch kommen wir nämlich nicht in das nächste Atoll hinein und so müssen die knapp 75 sm heute mal langsam gesegelt werden. Von der Nordspitze von Makemo an haben wir daher nur noch ein winziges Stückchen Großsegel stehen, welches uns immer noch gut voran bringt. Wie üblich übernimmt Axel wieder die erste Wache, während ich in der Salonkoje verschwinde. An Schlaf ist jedoch kaum zu denken, denn in den recht hohen Wellen schaukelt Hello World ziemlich wilde hin und her. Da wäre mehr Segelfläche schon hilfreich.
Pouheva im letzten Tageslicht
Mittwoch, 10. Juni 2009: auf See – Taotaona/Tahanea 44,6 sm
Als ich um Mitternacht ins Cockpit komme, hat der Wind weiter aufgefrischt und ein paar Squalls sind im Anmarsch. Na, dass kann ja wieder heiter werden. Während Axel versucht ein wenig Schlaf zu finden, fahre ich mit Hello World zwischen den Atollen Katiu und Tuanake hindurch. Dank elektronischer Seekarte und Radar-Overlay ist das gar kein Problem. Dumm nur, dass Hello World inzwischen mit 6 kn unterwegs ist und der Wind auf 25 kn zugenommen hat. Mehr reffen können wir nun wirklich nicht mehr, also lasse ich dem Schiff seinen Willen und ducke mich bei den gelegentlichen Regenschauern unter der Sprayhood zusammen. Um 3 Uhr ist Axel wieder dran und muss sich mit weiter zunehmenden Winden und massiven Regenschauern herumärgern. Ob das Tiefdruckgebiet wohl schneller als vorhergesagt durchzieht? Jedenfalls passt das Wetter nun mal wieder gar nicht mehr zur Vorhersage. Pünktlich mit der ersten Dämmerung kommen wir vor dem Atoll von Tahanea an. Eigentlich ideal, denn wir würden nun gerne kurz nach Hochwasser durch den Pass fahren. Dies ist jedoch nicht möglich, denn erst einmal werden wir von einem Squall mit bis zu 38 kn Wind und dichtem Regen geärgert. Als dieser nach einer Stunde vorbei ist, hat sich der Pass jedoch mal wieder in einen brodelnden Kochtopf verwandelt. Keine Chance dort jetzt hindurch zu fahren. Also fahren wir langsam unter Motor vor dem Atoll hin und her und warten auf Niedrigwasser und das nächste Stillwasser. Dank Starkwind, überkommenden Wellen und dem einen oder anderen Regenschauer sinkt dabei die Stimmung an Bord auf den Nullpunkt. Leicht verbessern lässt sie sich wieder durch die Einnahme von Kaffee und Baguette, doch so richtig spaßig finden wir die Sache nicht mehr. Wir funken mit ein paar befreundeten Yachten, die bereits im Atoll vor Anker liegen, so erfahren wir alles Mögliche über die Passage im Atoll und den Ankerplatz. Das ist schon mal gut, denn bis zum Ankerplatz müssen wir uns bei dem Wetter mehr oder minder auf die Seekarte und unser vorausschauendes Sonar verlassen. Augapfelnavigation zur Sichtung von Korallenköpfe ist bei dem grauen Wetter nämlich nicht möglich. Es scheinen jedoch keine großen Hindernisse im Weg zu liegen, so dass wir wenig Bedenken haben den Ankerplatz sicher erreichen zu können. Um 10 Uhr haben wir schließlich die Nase voll und wagen uns in den Pass hinein. Zwar ist es inzwischen deutlich ruhiger geworden, doch es steht immer noch eine üble Welle von etwa 2-3 m Höhe. Wir halten uns am linken Rand von diesen Ungetümen und kommen so einigermaßen durch das Wildwasser hindurch. Rob und Teresa funken uns jedoch beunruhigt an, denn von ihrem Blickwinkel scheint es, dass uns eine Welle nach der anderen über das Heck einsteigt und sogar unser Dinghy flutet. Wir haben jedoch ein ziemlich breites Heck mit viel Auftrieb und so wird Hello World einfach mit jeder Welle sanft hinten angehoben. Dank unseres starken Motors stören uns auch die 4-5 kn Gegenstrom nicht und nach einer Viertelstunde haben wir den Pass hinter uns gebracht. „Yohelah“ muss dagegen noch draußen bleiben, denn für ihre Baba 40 sind die Bedingungen einfach noch zu rau. Wir fahren zum westlichen Ankerplatz und gehen dort um 10.30 Uhr vor Anker. Trotz des welligen Wassers können wir den Grund in 15 m Tiefe klar und deutlich erkennen und ich versuche den Anker in ein Sandfeld zu legen. Dabei scheuche ich scheinbar ein paar schlafende Bewohner auf, denn im Nu sind wir von drei Schwarzspitzen-Riffhaien umzingelt. Whow, so etwas hatten wir auch bisher eher selten. Die Tiere schwimmen dicht an der Oberfläche und lassen sich so gut identifizieren. Neben uns liegen noch fünf weitere Yachten hier vor Anker und wir kennen fast alle davon! Die französische „Oberon“ haben wir auf Galapagos bei unserer progressiven Cocktailparty kennen gelernt, genauso wie die australische „Reality“. Die belgische „Taugl“ kennen wir schon aus unseren Zeiten in Ecuador und mit „Chandrika“ haben wir vor ein paar Tagen noch zusammen auf Ua Pou gelegen. Nur die amerikanische „Mandolin“ ist uns bisher noch unbekannt. Es handelt sich jedoch um ein Schwesterschiff von „Yohelah“ und Rob und Teresa kennen die Eigner natürlich schon. Während wir es uns im Cockpit gemütlich machen und ein zweites Frühstück einnehmen, können wir „Yohelah“ vor dem Riff kreisen sehen. Sie schaffen es erst gegen 11.30 Uhr durch den Pass, also eine halbe Stunde nach Niedrigwasser und immer noch mit 2,5 kn Gegenstrom. Nachdem wir ein wenig relaxt haben, geht es mit dem Dinghy an Land. Tahanea ist unbewohnt und das Motu, also die kleine Koralleninsel, vor dem wir Ankern hat außer Palmen und Korallenstränden nicht viel zu bieten. Wir sammeln wie üblich ein paar Muscheln auf und schauen uns den Pass mal von Land aus an. Der ist gegen 13 Uhr ruhig wie ein Ententeich und sieht damit völlig unbeeindruckend aus. Wenig später schaffen wir es gerade noch an Bord zurück, bevor mal wieder ein dicker Squall über uns nieder geht. Es regnet in Strömen und pfeift in Böen bis 30 kn. Das ist nicht wirklich gemütlich, also legen wir uns lieber ein wenig hin und versuchen etwas Schlaf nachzuholen. Erst um 16 Uhr werde ich wieder wach, als Axel mal wieder am Pacific Island Net teilnimmt. Dabei erfahren wir traurig, dass leider in der letzten Woche Dieter von der Insel San Jose gestorben ist. Scheinbar ist er einfach tot umgefallen, was mit 82 Jahren ja auch durchaus schon einmal vorkommen kann. Wir fragen uns natürlich, was ohne ihn nun aus Gerda wird. Sie ist ja immerhin auch nicht mehr die Jüngste und kann sicherlich nicht die riesige Plantage ohne ihn weiter führen. Günter weiß jedoch über ihren Verbleib nichts zu berichten und so bleibt für uns nur zu hoffen, dass sie es irgendwie auch ohne Dieter schafft zu überleben. Wir funken anschließend noch mit „Yohelah“ und Rob erzählt uns, dass ihnen auf der Überfahrt schon wieder die Selbststeueranlage kaputt gegangen ist. Zwar lässt sich der Schaden dank dem passenden Ersatzteil an Bord leicht reparieren, doch mussten die Beiden ab 3 Uhr nachts per Hand steuern. Der elektrische Autopilot hatte nämlich bereits schon auf der Pazifiküberquerung seinen Geist aufgegeben. Die Armen sind daher völlig geschafft und ziemlich übermüdet. Wir richten wir uns daher für einen gemütlichen Abend zu Zweit an Bord ein. Zum Abendessen gibt es Tacos mit Hack und Käse überbacken, danach spielt Axel DJ und musiziert sich durch den Inhalt unseres Mp3-Players. Eigentlich sollten wir mal einen Discoabend auf Hello World veranstalten. Gegen 22 Uhr liegen wir dann in unseren Kojen und hoffen, dass uns Wind und Wellen in der Nacht nicht allzu sehr auf Trab halten. Auch hier am Ankerplatz steht nämlich inzwischen eine 1 m hohe Welle, welche die Yachten ordentlich hin und her tanzen lässt.
Typischer Atoll-Korallenstrand
Donnerstag, 11. Juni 2009: Toataona/Tahanea 0 sm
Gegen 2 Uhr nachts zieht mal wieder ein Regengebiet mit entsprechenden Böen und prasselndem Regen über uns hinweg. Natürlich schaue ich gespannt, ob unser Anker hält, doch außer wildem Geschaukle passiert nicht viel. Das Spielchen wiederholt sich um 6.30 Uhr und da ich schon mal wach bin, beschließe ich auch gleich auf zu bleiben. So sitze ich wenig später mal wieder am Laptop und schreibe die Erlebnisse der letzten Tage zusammen. Gegen 8 Uhr geht es dann an die Frühstücksvorbereitungen. Zum Glück setzt der Regen ein wenig aus, so dass wir wie gewohnt im Cockpit frühstücken können. Heute übrigens mal Spiegelei auf Schwarzbrot. Bei einsetzendem Regen verziehen wir uns wenig später wieder unter Deck. Erst wird mal wieder der Abwasch erledigt, dann kümmert sich Axel ein wenig um unseren Motor, während ich mich in die Cruising Guides zwecks weiterer Törnplanung vertiefe. Auch müssen ein paar Emails verschickt werden, denn wir wollen uns nach Tahiti ein paar Ersatzteile schicken lassen. Unter anderem natürlich ein paar Kohlebürsten für den Autopiloten und das korrodierte Abgasrohr vom Generator. Dafür muss der Versand aus Deutschland und natürlich die Bestellung der entsprechenden Teile geregelt werden. Zum Glück können wir für solche Zwecke Emails per Satellitentelefon oder auch Kurzwelle verschicken. Ohne diese Möglichkeit müsste man erst einmal wieder zu einem Atoll mit Internetverbindung segeln. Den Versand übernimmt freundlicherweise meine Schwester Nadja aus Bonn. Hoffentlich füllt sie diesmal die Lücken im Paket mit ein wenig Haribo auf! Das eignet sich nämlich hervorragend als Schutzpolster (kein anderer Zweck käme uns ansonsten in den Sinn). Gegen Mittag lässt der Regen ein wenig nach und ich hole mal wieder meinen Dremel raus. Es warten noch fünf unvollendete Knochenteile auf mich. Ich beginne mit dem groben Ausfräsen zweier Delfinohrringe, oder wenigstens stelle ich mir vor, dass es solche einmal werden sollen. Ob es mir gelingt ein halbrundes Stück Knochen in eine einigermaßen erkennbare Form zu bringen, wird sich erst noch herausstellen. Auch zwei dünne, halbmondartige Stücke werden grob bearbeitet. Sie sollen ebenfalls in zwei Ohrringe verwandelt werden. So fräse, schleife und poliere ich bis 16 Uhr und halte am Ende tatsächlich ein Paar fertige Ohrringe mit eingefrästem Muster und zwei halbfertige Delfine in den Händen. Leider ist es ab 16 Uhr dermaßen dunkel, dass ich kaum noch etwas sehen kann. Blöde Wolken! Während ich so vor mit hin arbeiten, kommen außerdem Colin und Vanessa von „Reality“ vorbei. Sie geben uns ein paar Tipps zum Lobsterfang auf dem Atoll und erzählen uns, dass sie morgen voraussichtlich weiter fahren werden. Jedenfalls wenn sich das Wetter wieder ein wenig besser ist. Heute hat es den ganzen Tag immer wieder ordentlich geschauert und dabei natürlich auch geweht. Auch Graham und Sue von „Chandrika“ kommen auf einen kurzen Plausch vorbei und erzählen uns ebenfalls von ihren Lobsterfängen. Also, dass müssen wir wohl auch einmal ausprobieren. Nachdem ich meine Dremelsachen wieder weg gepackt habe, geht es an die Zubereitung von frischem Baguette. Zum Abendessen sind wir mit „Yohelahs“ verabredet und sollen eine Vorspeise mitbringen. Ich steuere also das Baguette bei, während Axel ein leckeres Lachstartar zubereitet. Teresa will als Hauptspeise dann Shrimp Fajitas reichen. Dummerweise macht uns jedoch mal wieder das Wetter einen Strich durch die Rechnung. Pünktlich zum Abendessen schleicht sich ein riesiger Squall an und überschüttet uns mit Regen. Gleichzeitig dreht der Wind auf und wenig später lassen 1 m hohe Wellen die Schiffe tanzen. Und dabei sollen wir mit dem Dinghy los? Wohl eher nicht! Also blasen wir die Aktion ab und essen statt einem Menü nur unsere Vorspeise. Nach langer, langer Zeit müssen wir dafür sogar unter Deck sitzen. Das ist vielleicht ungewohnt! Anschließend schauen wir uns ein paar Käpt’n Blaubär Podcasts an, die wir freundlicherweise von „Anemos“ bekommen haben. Da man mehr als zehn Stück davon jedoch schwer ertragen kann, liegen wir bereits früh um 20.30 Uhr in unseren Kojen und lesen dort noch ein wenig.
Brit beim Knochenschnitzen
Freitag, 12. Juni 2009: Taotaona/Tahanea 0 sm
Auch heute bin ich wieder um 6.30 Uhr wach. Das Wetter scheint sich etwas gebessert zu haben, denn es weht nicht mehr allzu doll und auch der Regen scheint sich etwas zurück zu halten. Zum Frühstück um 8 Uhr gibt es heute natürlich Baguette, anschließend wird mal wieder ein wenig gearbeitet. Zunächst steige ich in den Ankerkasten und ziehe eine lose Schraube an unser Ankerwippe nach. Normalerweise ist zwar eher Axel fürs Schrauben zuständig, doch es gibt Ecken am Schiff, wo er einfach nicht rein passt. Dann holt Axel unsere Gastlandflagge vom Mast hinunter. Eine Leine ist gerissen und muss nun nach genäht werden. Nachdem auch das erledigt ist, geht es mit ein wenig Knochenschnitzerei weiter. Axel flüchtet derweil unter Deck und bringt endlich einmal unsere Navigationssoftware auf den „neuen“ Laptops zum Laufen. Gegen Mittag haben wir es beide geschafft. Wir haben wieder ein Back Up System für unseren Kartenplotter und außerdem zwei schicke, neue Delfinohrstecker. Nachdem nun alle Arbeiten erledigt sind, geht es mit dem Dinghy an Land. Wir laufen zum Außenriff und stromern eine Weile durch das Riff. Ich suche und finde mal wieder ein paar hübsche Muscheln. Axel findet eine halbe Boje, die er sich natürlich direkt als Kopfschmuck aufsetzt. Zurück an Bord bleibt nicht viel Zeit zum Entspannen, denn schon kommen Rob und Teresa vorbei und holen uns zum Schnorcheln ab. Wir fahren zu einem kleinen Riff hinter dem Ankerplatz und machen eine halbe Stunde lang die Korallenfische unsicher. Kaum zurück an Bord kommt auch schon der nächste Besuch. Colin von „Reality“ lädt uns zum abendlichen Sundowner ein. Außerdem kommt Olivier von „Taugl“ vorbei und wir verabreden uns zur nächtlichen Lobsterjagd. Schnell noch ein wenig frisch gemacht und schon geht es zu „Reality“ hinüber. Wir unterhalten uns prächtig mit Vanessa und Colin, wenn uns auch Colins australischer Akzent am Anfang ein wenig zu schaffen macht. Vanessa kommt dagegen aus der Nähe von Oxford und spricht daher reinstes Schulenglisch. Gegen 19 Uhr sind wir wieder zurück an Bord von Hello World, machen uns ein wenig Spaghetti Bolognese warm. Anschließend vertrödeln wir ein wenig die Zeit mit Lesen und Logbuch schreiben. Gegen 20.30 Uhr geht es dann zum Lobsterfang los. Erst holen wir Olivier ab, dann geht es mit dem Dinghy an den Strand, dann zu Fuß weiter zum Außenriff. Dort laufen wir durch knietiefes Wasser und versuchen mit unseren Taschenlampen Lobster aufzuschrecken. Wir sehen zwar jede Menge kleine Fische und ein paar Aale, doch das rote Aufblitzen der Lobsteraugen finden wir nicht. Lediglich Olivier gelingt es ein großes Exemplar zu fangen, während Axel und ich nur so über die Korallen stolpern. Als zwei Meter neben mir dann noch ein Hai entlang gleitet, ist Schluss mit lustig und wir begeben uns wieder zu unserem Dinghy. Axel hat sich dummerweise auch noch die Füße an den Korallen aufgeschnitten, so dass zurück an Bord erst einmal eine Desinfizierungsaktion gestartet wird. Die Gefahr von Infektionen über Korallenwunden ist einfach ziemlich groß und so sind wir entsprechend vorsichtig. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und lassen die Jagd Revue passieren. Irgendwie hatten wir uns das mal wieder einfacher vorgestellt. Erst gegen 23 Uhr liegen wir heute in unseren Betten und träumen von überbackenem Lobster 😉
Kleiner Spaziergang durchs Paradies
Samstag, 13. Juni 2009: Taotaona/Tahanea 0 sm
Um 6.30 Uhr werden wir von der Anker auf gehenden Reality geweckt. Die Ankerwinde ist kaputt und macht höllisch kreischende Geräusche. Wo ich schon mal wach bin, kann ich ja auch gleich aufstehen. Während Axel noch liegen bleibt, fertige ich Teig für Vollkornbagel an. Dabei ersetzte einfach 1/4 Mehl durch frisch gemahlenes Weizenvollkornmehl. Um 8 Uhr gibt es dann Frühstück, allerdings noch mit Baguette und ohne Bagel. Die müssen erst noch gekocht und dann gebacken werden. Axel macht anschließend mal wieder Datensicherung. Wäre ja zu schade, wenn all die schönen Fotos irgendwann aus Versehen weg wären. Ich backe noch eine Weile und sortiere meine Getreidevorräte. Im Moment ist alles noch ausreichend da, allerdings muss auch alles bis Neuseeland weg gefuttert werden. Dort dürfen Getreide und frische Lebensmittel nicht eingeführt werden. Ich mache außerdem noch ein wenig Frischkäsecreme mit Lachs aus der Dose. Zum Mittag laden wir dann Rob und Teresa auf Bagel mit Lachsfrischkäse ein, welches die Beiden natürlich ungemein freut. Den Nachmittag verbringe ich am Laptop und sichere auch meine Fotos und Daten auf eine externe Festplatte. Axel macht es sich derweil im Cockpit gemütlich und hält ausführlich Siesta. Gegen 16 Uhr beginnen wir dann mal wieder unsere Tauchsachen klar zu machen. Wir haben beschlossen an dem kleinen Riff hinter unserem Ankerplatz einen Nachttauchgang zu wagen. Dafür bringen wir erst einmal eine Boje aus, damit wir das Riff auch am späten Nachmittag noch wiederfinden. Um 17 Uhr geht es dann zusammen mit Rob und Teresa los. Wir binden unsere Schlauchboote an die Boje und machen uns in der einsetzenden Dämmerung tauchklar. Sonnenuntergang ist heute bereits um 17.12 Uhr, so dass es schnell dunkel wird. Um 17.30 Uhr ist es dann soweit. Wir gleiten in das dunkle Wasser und schwimmen in Richtung Riff. Dort unten erwartet uns eine völlig andere Welt als tagsüber. Die Korallen haben alle ihre Tentakel ausgefahren und sehen so schön bunt leuchtend und leicht plüschig aus.. Auch treiben sich ganz andere Tiere am Riff herum. So sind viele Schnecken und Muscheln wach und können schön beobachtet werden. Unter den Korallen verstecken sich Fische oder haben sich zum Schlafen darunter geklemmt. Im Schein unserer Taschenlampen verharren sie regungslos und können so wunderbar fotografiert werden. Natürlich ist bei so einem Nachttauchgang auch ein gewisser Nervenkitzel mit dabei. Immerhin sieht man gerade einmal ein bis zwei Meter im Schein der Taschenlampe vor sich und hat keine Ahnung wer vielleicht einen halben Meter neben einem schwimmt. Nach einer dreiviertel Stunde tauchen wir naher unserer Schlauchboote wieder auf. Zum Glück haben wir eine Taschenlampe auf den Dinghies angebracht, so dass sie im Dunklen leicht wiederzufinden sind. Nach diesem aufregenden Tauchgang geht es zurück zu unseren Schiffen. Wir spülen schnell unsere Tauchsachen ab und nehmen eine schöne Dusche. Ich gönne mir sogar ein wenig warmes Wasser, denn das Wasser ist hier doch erstaunlich kühl zum Tauchen. Wenig später kommen Rob und Teresa dann mit zwei großen Tellern Sushi vorbei. Wir genießen die Leckerei und lassen natürlich dabei noch einmal unseren Tauchgang Revue passieren. Gegen 21 Uhr verlassen uns unsere Freunde wieder und wir fallen wenig später ziemlich müde in die Kojen.
Schlafplatz auf der Koralle
Sonntag, 14. Juni 2009: Taotaona/Tahanea – auf See 32,5 sm
Heute stehen wir mal erst um 7 Uhr auf und ich mache mich erst einmal den Abwasch. Dann gibt es Frühstück, heute mal aufgebackene Bagel und natürlich ein Sonntagsei. Dann werden erst einmal die Fotos vom Tauchgang ausgewertet. Leider waren ziemlich viele Trübstoffe im Wasser, so dass nicht alle Fotos etwas geworden sind. Axel füllt derweil unsere Flaschen mit dem Kompressor wieder auf. Es war doch eine gute Idee, dass wir den noch auf den Kanarischen Inseln eingebaut haben. Außerdem taucht er kurz zum Anker runter und klariert ihn von Korallenköpfen. Wir wollen ja nicht schon wieder einen Block mit dem Anker rauf nehmen. Ich drucke derweil ein paar Guides für die kommenden Passagen und auch schon mal für Neuseeland aus. Außerdem kommen Sue und Graham von „Chandrika“ zu Besuch und bringen Bücher zum Tauschen mit. Wir unterhalten uns eine Weile, werden jedoch vom einsetzenden Regen aufgescheucht. Passend dazu dreht auch noch der Wind auf. Was für ein Mist! Und dabei wollen wir doch heute eigentlich weiter segeln. Na ja, bis zur Abfahrt am späten Nachmittag ist ja noch ein wenig Zeit. Vielleicht wird es ja wieder besser. Auf jeden Fall mache ich schon mal Kartoffelsalat fürs Abendessen. Außerdem ist natürlich mal wieder Boot aufräumen angesagt. Alle Tauchsachen müssen wieder verstaut werden und auch ansonsten scheint am Ankerplatz immer mehr herum zu fliegen, als man eigentlich meinen sollte. Nachmittags um 16 Uhr soll dann eigentlich der Anker auf gehen. Kein Problem, denken wir, denn Axel hat ja vorsorglich vorher alles klariert. Doch Pustekuchen! Die Ankerkette hat es doch tatsächlich schon wieder geschafft, sich um einen Korallenkopf zu wickeln. So ein Mist! Axel muss wieder ins Wasser und gibt mir Anweisungen, wie ich das Schiff fahren soll, damit die Kette wieder frei kommt. Nach einer Viertelstunde haben wir es geschafft und fahren kurz hinter „Yohelah“ aus dem Pass hinaus. Viel Segel dürfen wir nicht setzen, denn wir haben für etwa 50 sm glatte 15 Stunden Zeit. Dann erst können wir nämlich durch den nächsten Pass in das Atoll von Fakarava rein fahren. Also rollen wir nur die Genua ein Stück raus und sind doch wieder mit 6 kn unterwegs. Eine Weile machen wir das mit, dann wird die Genua nach und nach immer weiter weg gerollt. Schließlich machen wir unter Sturmfockgröße immer noch 4,5 bis 5 kn Fahrt. Hello World lässt sich halt einfach nicht bremsen. Zum Abendessen gibt es dann schließlich Bratwürstchen und den vorbereiteten Kartoffelsalat. Dann sitzen wir eine Weile zusammen im Cockpit und ärgern uns über den leichten Nieselregen. Laut Wetterbericht sollte sich das dicke Regengebiet eigentlich inzwischen verzogen haben. Doch scheinbar hat das mal wieder keiner den Wolken gesagt. Auch die Wellen werden immer höher und Hello World fängt mangels stützender Segelfläche mächtig an zu schaukeln. So werde ich in meiner wachfreien Zeit mal wieder ordentlich herum gerollt und an Schlaf ist nicht zu denken.
Montag, 15. Juni 2009: auf See – Tetamanu/Fakarava 24,0 sm
Ziemlich müde trete ich um Mitternacht meine Wache an. Auf meine Frage, ob es draußen regnet, antwortet Axel nur, dass es ein wenig nieseln würde. Doch kaum, dass ich ins Cockpit komme, muss ich feststellen, dass das wohl leider nicht ganz stimmt. Zwischenzeitlich hat es ordentlich angefangen zu schütten und alles ist nass geworden. Die Polster, die Decken, die Kissen, alles nass und ekelig kalt. Ich versuche erst noch es mir unter einer der feuchten Decken gemütlich zu machen, doch das gelingt nicht annähernd. Also geht es wieder unter Deck und das komplette Ölzeug wird raus geholt. So sitze ich denn gut eingepackt im nassen Cockpit und belege den Wettergott mit Flüchen. Nach Durchzug des Regengebietes ist dann auch mal wieder der Wind komplett weg. Das Fitzelchen Genua fängt an herum zu schlagen und so rolle ich es einfach weg. Kein Problem, denn scheinbar fährt Hello World auch unter Sprayhood noch ganz gut. Wir treiben mit 2,5 kn in die richtige Richtung und ich freue mich, dass wir nun nicht allzu früh in Fakarava ankommen werden. Allerdings schaukelt das Schiff nun nur noch umso doller. Alles, was nicht ganz niet und nagelfest ist, fängt an herum zu rollen und es entsteht eine ordentliche Geräuschkulisse an Bord. Es vergeht eine Weile, bis man alle Geräusche zugeordnet und als nicht beachtenswert eingeordnet hat. Doch plötzlich kommt ein scharrendes, zischendes Geräusch hinzu, welches mich doch etwas unruhig macht. Ein Blick nach Backbord ins dunkle Wasser zeigt, dass ich mich nicht getäuscht habe. Neben uns taucht ein großer Wal auf und prustet mich munter an. Dafür lohnt es sich natürlich Axel zu wecken und so bestaunen wir wenig später gemeinsam unseren Begleiter. Es ist schwer zu schätzen, wie groß er eigentlich ist, denn im Dunklen ist sein Körper nur schemenhaft auszumachen. Doch irgendwas zwischen 10 und 15 m würden wir im schon geben. Nachdem er uns ausgiebig beguckt hat, taucht er irgendwann wieder ab und wir treiben gemütlich weiter. Um 3 Uhr darf ich wieder in die Koje und schlafe auch gleich hundemüde ein. Ab einem gewissen Müdigkeitsgrad stört auch das Gerolle und Geklappere nicht mehr. Um kurz vor Sechs tauche ich wieder im Cockpit auf und sehe gemeinsam mit Axel die Umrisse der ersten Motus von Fakarava vor uns auftauchen. Wir lassen uns bis auf eine Seemeile an den Pass heran treiben und schalten dann den Motor an. Während Axel noch einmal für ein kurzes Nickerchen unter Deck verschwindet, trödele ich vor der Einfahrt entlang bis die Sonne endlich hoch genug steht und wir uns Hochwasser-/Stillwasser annähern. Um kurz nach Acht ist es dann endlich soweit. Wir fahren in den Pass hinein und folgen vorsichtig dem Fahrwasser. An einer Stelle im Pass ist es laut Seekarte nur 2,70 m tief, doch wir haben dank Hochwasser derzeit schöne 70 cm mehr unterm Kiel. So passieren wir die Flachstelle ohne Probleme und kommen gut durch den Pass hindurch. Im Gegensatz zu unseren bisherigen Pass-Passagen haben wir diesmal nur sehr wenig Strom mit und keinerlei Wildwasserwellen um uns herum. Auch kommen wir an ein paar Häusern des Dörfchens Tetamanu vorbei. Bis auf zwei Familien soll das Dorf angeblich verlassen sein, da jedoch eine Familie eine kleine Pension betreibt, sieht man das nicht auf den ersten Blick. Nach ein paar Kurven um verschiedene Korallenstücke herum, werfen wir schließlich um 8.30 Uhr unseren Anker aus. Dann gibt es erst einmal ein ordentliches Frühstück. Nach einer kleinen Verschnaufpause machen wir uns gegen 10.30 Uhr dann auf den Weg an Land. Wir fahren mit dem Dinghy an einen kleinen Strand und erkunden das Dörfchen. Es ist allerdings tatsächlich ziemlich verlassen und so gibt es nicht viel zu sehen. Bei der Pension Tetamanu Village machen wir kurz für ein Erfrischungsgetränk Rast und beobachten dabei die unzähligen Schwarzspitzen-Riffhaie, die sich um die ins Wasser hinaus gebaute Snackbar drängeln. Schließlich geht es wieder zum Dinghy zurück und wir fahren ein Stück weiter zum nächsten, unbewohnten Motu. Hier laufen wir ein wenig am Strand lang und versuchen mal wieder ein paar Muscheln zu finden. Viele gibt es jedoch nicht und so sind wir eine halbe Stunde später wieder zurück am Schiff. Während Axel sich das auf Makemo erstandene Sauerkraut mit Würstchen warm macht, genieße ich kalte Bratwurst vom Vortag zum Mittagessen. Dann wird ein wenig Siesta gehalten, respektive am Logbuch geschrieben. Nachmittags taucht Axel dann mal wieder unseren Anker ab und natürlich hat der sich mal wieder an einer Koralle verharkt. Hier geben wir es jedoch direkt auf auch nur irgendwas daran zu tun. Es sind einfach zu viele Korallenköpfe um uns herum, als dass man einen Sandfleck für den Anker finden könnte. Ich mache derweil mein Kajak klar und paddele ein wenig durch die Gegend. Allerdings hat inzwischen eine ziemlich starke Ebbströmung eingesetzt und es baut sich im Atoll ein ordentliches Wildwasser auf. So bin ich nach kurzer Zeit ziemlich abgekämpft wieder zurück beim Boot, bevor es mich noch hinaus in den Pass ziehen kann. Ich bereite noch schnell ein wenig Pizzateig für den Abend vor, dann geht es zusammen mit Rob und Teresa zusammen noch einmal an Land. Wir erkundigen uns beim Tetamanu Divecenter nach Tauchmöglichkeiten und vereinbaren schließlich einen Tauchgang für den nächsten Tag. Zurück an Bord wird schnell alles für einen netten Pizzaabend vorbereitet. Dazu fahren wir zu „Yohelah“ hinüber, da die den größeren Grill haben. Wie immer wird die Pizza saulecker und der Abend nett. Allerdings halten wir es alle nicht allzu lange aus, da wir alle noch müde vom Nachttörn sind. Gegen 20 Uhr sind wir daher wieder zurück an Bord und wenig später auch schon in den Kojen.
Landgang mit Bubbles
Dienstag, 16. Juni 2009: Tetamanu/Fakarava 0 sm
Bereits um 5.45 Uhr klingelt der Wecker! Was tut man nicht alles für einen schönen Tauchgang. Wir packen unsere Tauchsachen ins Dinghy und sind um 6.30 Uhr beim Tauchcenter. Dort warten schon ein paar Flaschen auf uns, die wir umgehend mit unseren Tauchsachen bestücken. Neben uns und Rob und Teresa geht auch die Crew einer belgischen Yacht mit uns Tauchen. Wenig später fahren wir mit dem Tauchboot raus ans Außenriff. Heute ist es wunderbar ruhig und die See ist fast spiegelglatt. Optimale Bedingungen also. Wir springen ins Wasser und tauchen ab. Auf den ersten Blick scheint es hier geradezu vor Zackenbarschen zu wimmeln. Auf fast jeder Koralle sitzt einer von ihnen. Es handelt sich um die Art Getarnter Zackenbarsch, die sich auch tatsächlich hervorragend an ihre Umgebung anpassen. Ab und zu kommt auch mal ein Hai vorbei geschwommen. Am Außenriff sind es Silberspitzenhaie, und natürlich wimmelt es nur so vor tropischen Rifffischen. Wir schwimmen in Richtung Pass und sind begeistert von der Fülle an Fischen. Schließlich erreichen wir einen Kanal und sollen uns an den Korallen festhalten. Nicht ohne Grund hat uns unser Tauchguide Sane hierher geführt, denn in dem Kanal tummeln sich hunderte von Grauen Riffhaien. Was für ein Anblick! Da kann man schon mal eine leichte Gänsehaut bekommen. An uns haben sie zum Glück kein Interesse, warum auch, wenn es doch so viele leckere Fische hier gibt. Davon gibt es aber auch wirklich massenhaft. Der Strom hält sich heute mal in Grenzen und so haben wir Zeit für schöne Fotos. Wir tauchen schließlich weiter den Pass entlang und erreichen tauchender weise die Tauchbasis. Da der Tauchgang sehr tief war und auch die vielen Haie nicht zu einer ruhigen Atemfrequenz beigetragen haben, geht Rob und mir auf den letzten Metern doch tatsächlich die Luft aus. Das hatten wir beide noch nie! Zum Glück ist das kein Problem, da wir uns zu diesem Zeitpunkt bereits in knietiefem Wasser befinden. Am Ende erwartet uns noch ein zahmer Napoleonfisch, den wir mit ein wenig Fisch füttern dürfen. Wir spülen unsere Tauchsachen ab und bekommen anschließend auch noch ein tolles Frühstück serviert. Mit Pfannkuchen und selbstgemachter Papaya-Marmelade! Da es uns so gut gefallen hat, vereinbaren wir für den nächsten Tag direkt noch einen Tauchgang. Die Tauchsachen lassen wir gleich da und machen uns gegen 9 Uhr wieder auf den Rückweg zum Schiff. Dort werden natürlich erst einmal die Fotos ausgewertet und betrachtet. Außerdem bereiten wir ein kleines Medizincocktail bestehend aus Vomex und Elotrans Pulver vor. Rob steuert noch ein paar Antibiotika bei und holt die Sachen wenig später ab und bringt sie zur Tauchbasis. Der Dive Instructor Marc hat sich nämlich eine Lebensmittelvergiftung eingehandelt und benötigt nun ein paar Medikamente. Da helfen wir natürlich gerne mit unserer Bordapotheke aus, denn der nächste Arzt befindet sich erst in 30 sm Entfernung. Gegen Mittag geht es dann noch mal mit dem Dinghy auf Motu-Erkundung. Wir laufen wieder die Riffe entlang, immer auf der Suche nach Muscheln. Leider findet man jedoch nur selten heile Muscheln, und wenn dann sind sie meistens bewohnt. Entweder noch von den Muscheln selbst, oder aber von eifrigen Einsiedlerkrebsen. Denen wollen wir natürlich nicht ihr Heim rauben und so lassen wir die meisten schönen Muscheln lieber liegen. Zurück an Bord gibt es erst einmal ein wenig Käse und Baguette. Dann wir ein wenig Siesta gemacht, bevor wir uns mal wieder an die ewige Aufgabe des Schiff Aufräumens begeben. Morgen Vormittag soll es nämlich mal wieder weiter gehen. Diesmal allerdings nicht außen um die Atolle herum, sondern mitten durch Fakarava hindurch. Axel funkt nachmittags mal wieder mit Günter und erfährt die neusten Neuigkeiten aus Deutschland und der Welt. Um 18 Uhr fahren wir dann wieder nach Tetamanu ins Dörfchen zurück. Bei der Pension Tetamanu Village haben wir uns nämlich zum Abendessen angemeldet. Langsam tasten wir uns im Licht einer Taschenlampe durch das Fahrwasser und finden dank modernster Navigationselektronik (das Hand-GPS mit der aufgezeichneten Route befindet sich ausgeschaltet in meiner Tasche) das Restaurant. Wenig später treffen auch Rob und Teresa dort ein und wir werden gemeinsam mit einem Teller Kokosnusshäppchen begrüßt. Gegen 19 Uhr bekommen wir dann zusammen mit den Gästen der Pension zusammen ein kleines Buffet präsentiert. Es gibt Salat, Rindfleisch aus dem Wok, gegrillten Fisch mit selbstgemachter Mayonnaise, Reis und Baguette. Alles schmeckt sehr lecker und den passenden Wein dazu haben wir einfach selber mitgebracht. Zum Nachtisch gibt es dann noch ein Stück Apfeltarte und wir dürfen gegen 20 Uhr wohlgefüllt wieder zu unseren Schiffen zurück fahren. Ich falle dort dann auch umgehend in meine Koje, während Axel noch ein wenig Fotos am Laptop bearbeitet.
Einer von Hunderten – ein Grauer Riffhai
Mittwoch, 17. Juni 2009: Tetamanu/Fakarava – Rotoava/Fakarava 28,9 sm
Auch heute geht es wieder früh raus aus den Federn. Wir fallen quasi von der Koje ins Dinghy und verholen uns zur Tauchbasis. Dort liegen bereits Flaschen für uns bereit und wir rödeln schnell unser Zeug auf. Rob kommt derweil ohne Teresa angefahren. Sie hat Probleme mit ihren Ohren und verzichtet daher heute lieber auf einen Tauchgang. Zusammen mit Sane, dem Besitzer und Dive Master der Pension Tetamanu Village, geht es dann wieder hinaus aus dem Pass. Wir tauchen wieder ab und genießen noch einmal einen spektakulären Tauchgang. Auch heute sehen wir wieder hunderte Graue Riffhaie, ein paar Silberspitzenhaie, Weißspitzen-Riffhaie und Schwarzspitzen-Riffhaie. Ansonsten gesellt sich noch ein riesiger Adlerrochen zu uns und natürlich wimmelt es ansonsten auf dem Riff nur so vor allen anderen bunten Fischen. Spektakulär! Zurück an Land werden wir dann wieder mit einem tollen Frühstück verwöhnt. Anschließend geht es dann ans Bezahlen. Für die Tauchgänge werden 5.000 CFP pro Person und Tauchgang fällig. Außerdem kommen 1.800 CFP für das Abendessen hinzu. Die beiden tollen Frühstücke gab es dagegen als Service umsonst! Wir fahren schließlich zum Schiff zurück und machen uns auslaufklar. Doch bevor der Anker hoch kommt, muss Axel dummerweise noch einmal ins Wasser. Unsere Kette hat sich mal wieder hoffnungslos um eine Koralle gewickelt und lässt sich von oben nicht mehr lösen. Nur gut, dass wir noch unsere Tauchsachen draußen haben. Auch der Anker hat sich ordentlich verklemmt und Axel muss ziemlich werkeln, bis er ihn schließlich frei hat. Bei flauen Winden geht es schließlich durch das Atoll-Fahrwasser. Es ist gut betonnt und führt einen um jegliche Untiefen oder Korallenköpfe herum. Da Fakarava eines der größten Atolle der Tuamotus ist, wollen wir heute eigentlich nur die Hälfte der Strecke bis zum Dorf am Nordende des Atolls bewältigen. So fällt nach etwa 15 sm der Anker vor einer kleinen Kokosnussplantage. Unsere Freunde von „Yohelah“ sind wenig später auch da und wir bereiten uns erst einmal einen kleinen Mittagssnack, bevor es mal wieder zu einem Ausflug an Land gehen soll. Bevor wir das Dinghy herunter lassen können, erhalten Rob und Teresa jedoch eine wichtige Information, die sie wiederum von einem vorbei fahrenden Einheimischen erhalten haben. Wir könnten hier gerne Ankern und auch an Land gehen, doch sollten wir unbedingt vor der Abenddämmerung hier wieder weg fahren. Es gäbe hier viel zu viele Nonos und Mosquitos, als dass man hier ruhig die Nacht verbringen könnte. Okay, dann ist das hier wohl doch nicht unser Ankerplatz! Wir nehmen den Anker wieder hoch, diesmal sogar ganz ohne Probleme und fahren einfach noch die restlichen 13 sm bis zum Dörfchen Rotoava weiter. Dort gehen wir neben unseren Freunden von „Reality“ vor Anker und begutachten erst einmal das rege Treiben an der riesigen Pier. Ein kleiner Frachter hat dort angelegt und versorgt einen scheinbar unendlichen Strom an Pick-Ups mit Waren aller Art. Wir lehnen uns nach diesem anstrengenden Seeschlag 😉 im Cockpit zurück und genießen erst einmal einen Sundowner. Vanessa von „Reality“ kommt kurz vorbei und erzählt uns von den örtlichen Perlenerwerbsmöglichkeiten. Auch die deutsche Yacht „Ohana“ ankert wenige Meilen entfernt und wir unterhalten uns ein wenig mit Holger über Funk. Auch von ihm bekommen wir ein paar Tipps bezüglich Einkaufsmöglichkeiten, Internetzugang und Perlenfarmbesichtigung. Sieht ganz danach aus, als ob wir noch ein paar Tage hier verbringen müssten. Nur unsere Freunde David und Marcie von „Nine of Cups“ treffen wir hier leider nicht mehr an. Sie sind bereits vor zwei Tagen nach Tahiti aufgebrochen und so muss unser Wiedersehen nun doch noch eine Weile warten. Schade, denn wir hatten uns schon gefreut sie endlich eingeholt zu haben. Abends kocht Axel uns heute mal leckere Spaghetti Aglio Olio mit Scampi. Anschließend sitzen wir noch eine Weile mit unseren Laptops im Cockpit. Wir schreiben Logbuch und gucken Fotos und freuen uns mal wieder mitten im Paradies zu sein.
Schau mir in die Augen, Kleiner
Donnerstag, 18. Juni 2009: Rotoava/Fakarava 0 sm
Ich bin bereits früh Morgens um 7 Uhr wach und munter und auch Axel hält es nicht viel länger in der Koje aus. So gibt es wenig später Frühstück im Cockpit, dazu Bagel und unsere letzten beiden Eier. Vanessa von „Reality“ funkt uns an und erzählt, dass sie für uns einen Besuch bei dem Besitzer einer Perlenfarm organisiert hat. Dort würde man und gegen 15 Uhr erwarten. Das freut uns natürlich ungemein, denn bisher haben wir schließlich noch nicht eine Perle zu Gesicht bekommen. Gegen 10 Uhr fahren wir mit dem Dinghy an Land und machen in dem riesigen, aber ziemlich leeren Hafenbecken fest. Für wen das wohl gebaut wurde. Eigentlich müssten wir hier selbst mit Hello World ganz gut rein passen. Doch natürlich ankert es sich draußen viel gemütlicher. Wir treffen auf Rob und Teresa und laufen gemeinsam zum Supermarkt. Hier wird mal wieder ein wenig nach verproviantiert. Unter anderem ist uns doch tatsächlich das Bier ausgegangen. Das ist natürlich kein tragbarer Zustand und so wandern zehn Flaschen Hinano Bier in unseren Einkaufstrolley. Dann geht es zunächst zum Schiff zurück, wo die Einkäufe verstaut werden. Wenig später treffen wir uns an Land wieder und wandern ein wenig durch das Dörfchen Rotoava. Viel gibt es allerdings nicht zu sehen. Wie üblich ist alles sauber und aufgeräumt und die kleinen Häuser strahlen mit ihren Blumengärten eine wunderbare Freundlichkeit aus. Auch hier begrüßt uns jeder an dem wir vorbei kommen und wir überlegen nicht zum ersten Mal, ob man es hier nicht auch auf Dauer aushalten könnte. Bei genauerer Betrachtung hat das Paradies aber natürlich auch seine Schattenseiten und wir sind überzeugt, dass es uns hier auf Dauer dann wohl doch zu langweilig wäre. Wir landen schließlich an der Außenseite vom Atoll und betrachten mal wieder den tiefblauen Ozean. Auch hier gibt es ein vor gelagertes Außenriff, welches selbst von Land aus betrachtet nur so vor Korallen wimmelt. Schade, dass die Brandung viel zu stark ist, denn ansonsten könnte man hier sicherlich auch wunderbar tauchen gehen. Wir sammeln wie üblich ein paar Muscheln und wandern schließlich langsam wieder zu unseren Dinghies zurück. An Bord gibt es dann erst einmal einen kleinen Mittagssnack. Ich genieße selbst gemachten Joghurt mit Mangosauce und Axel knabbert einen übrig gebliebenen Bagel mit Käse. Dann heißt es noch Knoblauchbutter für den Abend herstellen und das Stück Rinderfilet aus der Kühlung nehmen. Schon ist es wieder Nachmittags und wir machen uns auf den Weg zu unserem 3-Uhr-Termin. Zusammen mit Vanessa und Colin landen wir bei einer kleinen Hütte nördlich vom Dorf an und werden schon von einem winkenden Mann begrüßt. Perlfarmbesitzer Etienne lädt uns in sein riesiges Haus ein und hat schon einen Tisch mit einer kleinen Auswahl an Perlen dekoriert. Wir sind gelinde gesagt sprachlos, als wir die Auswahl sehen, denn vor uns liegen geschätzte Tausend Perlen. Etienne hat sie nach Größe und Güteklasse sortiert und wir dürfen hemmungslos in ihnen wühlen und uns die schönsten aussuchen. In zwei alten Plastikeisbechern finden sich weitere Perlen. Dabei handelt es sich um Ausschussware, also fehlerhaft produzierte Perlen. Nicht immer, oder eher sogar meistens nicht, kommt aus der Auster auch tatsächlich eine perfekte Perle hinaus. Auch die Perlen, die wir zur Auswahl bekommen, sind nicht die perfekten Perlen, sondern mit kleinen Unreinheiten versehen. Klassische C- oder gar D-Ware also. Doch die perfekten Perlen werden natürlich sofort nach Ernte für einen Höllenpreis nach Tahiti verkauft und dort für noch mehr Geld nach Japan oder China weiter verkauft. Wir sind jedoch mit der dritten und vierten Wahl durchaus zufrieden, vor allem weil bei denen auch der Preis für uns stimmt. Ich möchte unbedingt ein paar Perlen für meine Muschelketten haben und da darf es natürlich nicht unbedingt die Perle für 2.000 Euro pro Stück sein. Wäre doch schade, wenn die einem beim Bohren einfach kaputt gehen würde. Wir suchen uns eine schöne, bunte Auswahl zusammen und müssen schließlich mit Etienne über den Preis verhandeln. Auch Colin und Vanessa haben sich noch ein paar Perlen zusammen gesucht und am Ende stehen wir jeder glücklich und zufrieden mit ein paar Perlen in der Hand da. Was für uns kaum vorstellbar ist, ist dass Etienne die Perlen teilweise wie Müll behandelt. Perlen, die in seinen Augen völlig missraten sind, schleudert er so einfach mal in seinen Garten. Ein paar Exemplare, die wir uns ausgesucht haben, sind für ihn auch nichts wert und wir erhalten sie einfach als Geschenk. Leicht berauscht kehren wir zum Anleger zurück und dürfen uns dort noch ein paar Austernschalen mitnehmen. Sie strahlen mit ihrem Perlmuttinneren im Sonnenschein und lassen sich ebenfalls in wahre Schmuckstücke verwandeln. Glücklich legen wir nach anderthalb Stunden Perlenshopping schließlich wieder an Hello World an. Dort gibt es erst einmal einen Sundowner und dann wird schnell alles fürs Abendessen vorbereitet. Um 18 Uhr treffen dann Colin, Vanessa, Rob und Teresa bei uns ein. Wir haben mal wieder zum Grillabend eingeladen und spendieren dazu ein ganzes Rinderfilet. Die anderen sorgen dabei für die Beilagen aus Kartoffelsalat, Mexikanischen Bohnen und Knoblauchbaguette. Wie immer wird es mal wieder ein netter Abend und auch Käpt’n Blaubär freut sich mal wieder über ein paar neue Freunde. Gegen 22.30 Uhr lösen wir unsere Runde wieder auf und fallen nach ein wenig Aufräumerei auch schnell in unsere Kojen.
Colin, Vanessa und Axel im Perlenhimmel
Freitag, 19. Juni 2009: Rotoava/Fakarava – Hotel Maitai Dream/Fakarava 3,1 sm
Nach dem vergangenen Partyabend schlafen wir heute mal ein wenig länger aus. Erst gegen 8 Uhr rappeln wir uns aus den Federn und freuen uns über einen neuen, sonnigen Tag. Axel fährt mit dem Dinghy an Land und kauft ein paar Croissants und Baguette für uns zum Frühstück. Ich wasche derweil ab und bereite den Frühstückstisch vor. Da wir heute nicht viel vor haben, lassen wir es entsprechend ruhig angehen. Erst gegen 10 Uhr geht daher der Anker auf. Auch diesmal haben wir es wieder geschafft die Ankerkette um ein paar Korallen zu wickeln. So muss Hello World denn erst einmal ein wenig im Kreis gefahren werden, bis wir die Kette wieder frei haben. Doch zu mindestens kommen wir diesmal ohne den Einsatz von Tauchgerät aus. Dann geht es unter Motor ein kurzes Stück zurück nach Süden. Vor dem Hotel Maitai Dream gehen wir wieder vor Anker und freuen uns noch zwei weitere deutsche Yachten zu sehen. „Ohana“ kennen wir ja bereits, doch „Blue Pearl“ ist noch neu für uns. Der Umzug auf den neuen Ankerplatz ist übrigens lediglich mit der immerwährenden Suche nach einer guten Internetverbindung zu begründen. Wie schön muss es früher gewesen sein, als man sich die Südseeatolle noch nach Schönheit der Ankerplätze und nicht nach Internetverbindungsgeschwindigkeit ausgesucht hat. Scherz beiseite, natürlich schauen auch wir heutzutage noch nach den schönsten Ankerplätze. Doch wenn man dann auch noch Internet dazu bekommt… So kommt es, dass ich kaum das der Anker gefallen ist, unter Deck verschwinde und mal wieder ein Update unserer Webseite starte. Das dauert wie üblich mal wieder länger als geplant und so macht sich Axel alleine auf den Weg an Land und zum dortigen Tauchshop. Dort vereinbart er einen Tauchgang durch den Garuae Pass für den nächsten Vormittag für uns und trifft auch noch Holger, Susanne und Mailin von „Ohana“, sowie Bobby und Carola von „Blue Pearl“ am Strand. Zurück an Bord übernimmt Axel das Internet, während ich mich mit einem Buch im Cockpit zurück lehne. So vergeht der Tag mal wieder wie im Fluge und wir müssen uns schon wieder aufs Abendessen vorbereiten. Heute gibt es mal frisch gekauften Romanesco Salat mit Filetstreifen und Pfirsichschnitzeln. Wie üblich sehr lecker und auch noch erfreulich gesund dabei. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und holen schließlich nach langer Zeit mal wieder eine DVD raus. Wir verwandeln unseren Kartenplotter flux in einen Fernseher und können so gemütlich im Cockpit „Fluch der Karibik“ anschauen. Ist doch immer wieder schön den skurrilen Johnny Depp als Capt’n Jack Sparrow zu sehen. Gegen 22 Uhr liegen wir dann mal wieder schön in unseren Kojen und träumen von Schätzen.
Umzug vor das Hotel Maitai Dream
Samstag, 20. Juni 2009: Hotel Maitai Dream/Fakarava 0 sm
Tja, irgendwie hat es sich eingeschlichen, dass wir zum Tauchen gehen in letzter Zeit immer früh aus der Koje raus müssen. Heute ist es zum Glück nicht ganz so schlimm und der Wecker klingelt erst um kurz vor 7 Uhr. Schnell einen Kaffee geschlürft und ein Baguette hinunter geschlungen und schon ist es auch schon 8 Uhr und Tauchguide Serge kommt uns abholen. Rob von „Yohelah“ ist auch wieder mit dabei und noch zwei französische Touristen. In sausender Fahrt geht es quer durch die Lagune und zum Garuae Pass. Dort werden wir mal wieder ins Wasser geschmissen und tauchen im tiefen Blaue – hinter uns geht es rasant auf 2.000 m Tiefe hinab – in Richtung Pass. Serge signalisiert uns, dass wir uns an den Korallen fest halten sollen und so tun wir es den Fischen um uns herum gleich. Natürlich „halten“ die sich nicht wirklich fest, aber sie ducken sich auch ganz dicht an den Grund. Ob das nun wegen der Strömung oder vielleicht doch wegen der umher ziehenden Haie ist, vermögen wir kaum zu sagen. Die Ansage, dass wir hier vielleicht auch ein paar Hammer- oder Tigerhaie zu Gesicht bekommen könnten, macht mich jedenfalls entsprechend nervös. Gut, wir haben uns inzwischen ganz gut an Weißspitzen-Riffhaie, Schwarzspitzen-Riffhaie und sogar Graue Riffhaie gewöhnt. Doch Silberspitzenhaie jagen mir dann doch noch einen gehörigen Schauer über den Rücken. Erstens sind sie groß und Zweitens auch durchaus als potentiell gefährlich einzuordnen. Gut, Hammerhaie gehören seit Cocos Island zu unseren besten Freunden, doch mit Tigern wollen wir uns nun wirklich nicht anlegen. Da sind die Haie ihren ländlichen Namensvettern nämlich an Gefährlichkeit um keinen Deut unterlegen und sollten möglichst gemieden werden. Zum Glück taucht jedoch keiner auf und wir lassen und mit der Strömung in den Pass hinein tragen. Leider merkt man dem Riff an, dass sich hier doch ab und zu Taucher an den Korallen fest halten. Viele Korallen sind abgebrochen und abgestorben. Schade eigentlich, denn so wird dieser Pass in wenigen Jahren wohl nicht mehr seinem spektakulären Ruf gerecht werden können. Diese Einsicht hilft uns jedoch wenig, denn auch wir klammern uns stellenweise heftig an die Korallen. Ansonsten würden wir einfach mitten und quer durch die Haie treiben. Und von denen gibt es natürlich mal wieder massenhaft. So treiben oder auch schleichen wir mal mehr oder weniger den Pass entlang und erreichen schließlich eine sandige Fläche. Hier hat sich ein riesiger Schwarm Schnapper versammelt. Während wir uns an den Korallenköpfen fest halten, werden wir regelrecht von Fischen ummantelt und gehen so zu sagen in den Schwarm mit ein. Ein irres Erlebnis, wenn rings um einen herum nur noch Fische zu sehen sind. Einmal laut gehustet lassen sie sich aber auch schnell wieder vertreiben und schon geht es zum nächsten Stopp. Auf einer toten Korallenfläche sammeln sich hunderte Zackenbarsche. Sie schwimmen in Pärchen zusammen und scheinen hier irgendeinen undurchsichtigen Zweck zu verfolgen. Da es sich mal wieder um getarnte Zackenbarsche handelt, lassen sie sich kaum auf dem schattigen Grund ausmachen. Nach einer knappen dreiviertel Stunde geht es schließlich wieder in Richtung Oberfläche, wobei wir heftig von ein paar Schiffshalterfischen umschwommen werden. Scheinbar halten sie uns Taucher für einen netten Platz um sie anzuhängen. Rob ist besonders begehrt und wird sogar von einem in den Finger gebissen. Und da soll noch einmal einer sagen Haie wären gefährlich! Zurück an der Oberfläche geht es mit dem Tauchboot in rasender Fahrt zurück zum Ankerplatz. Wir werden an unseren Schiffen abgesetzt und gönnen uns nach dem Abspülen der Tauchsachen erst einmal ein leckeres Frühstück. Dann werden natürlich mal wieder die Fotos ausgewertet. Was hat man bloß früher ohne Digitalfotos gemacht?! Gegen 13 Uhr fahren wir dann mit dem Dinghy zu dem kleinen Steg des Hotels Maitai Dream. Im hoteleigenen Restaurant nehmen wir zur Abwechslung mal ein nettes, aushäusiges Mittagessen ein. Erfreulicherweise dürfen wir Segler die Steganlage des Hotels benutzen und sich auch auf den Liegestühlen am Strand lümmeln. Nach Fisch und Cheeseburger geht es dann zum Bezahlen zum Tauchshop. Dort erhalten wir außerdem noch ein paar Tipps bezüglich Pass-Passage und Einkaufsmöglichkeiten in Rotoava. Zweiteres wollen wir direkt ausprobieren und so geht es mit dem Dinghy die drei Seemeilen nach Rotoava zurück. Auf dem Weg treffen wir auf ein paar Manta-Rochen, die hier gemütlich das Wasser auf der Suche nach Futter durchstreifen. Es ist immer wieder irre, diese tollen Geschöpfe anzutreffen. In Rotoava angekommen machen wir uns zunächst auf die Suche nach dem bisher unbekannten zweiten Supermarkt. Zwar finden wir ihn nach einem zehnminütigen Gang auch, doch leider scheint er inzwischen pleite gegangen zu sein. In dem riesigen Markt befinden sich nur noch leere Regale und ein freundlicher Restmitarbeiter scheucht uns zum ersten Supermarkt zurück. Ob die Wirtschaftskrise sich wohl auch schon auf Fakarava ausgewirkt hat? Karstadt scheint wohl nicht der einzige Leidtragende zu sein. So wandern wir die Straße wieder zurück und halten noch kurz bei Hinano Pearls an. Der Laden ist uns von anderen Seglern empfohlen worden und wird außerdem von dem Deutschen Günter Hellberg und seiner polynesischen Frau geführt. Das erleichtert natürlich den Kauf von ein paar Perlen ungemein. Von Axels Mutter und ihrer Freundin Christa haben wir den Auftrag zum Kauf von ein paar schwarzen Perlen erhalten. Den erfüllen wir natürlich gerne und so suchen wir ein paar nette Perlen für die Beiden aus. Das Ganze ist mit Zertifikat und damit doch etwas seriöser als unser gestriger Perlenkauf bei Etienne. Nachdem der Auftrag erfüllt ist, geht es noch schnell zum Supermarkt, wo wir uns noch ein wenig mit frischem Gemüse und ein paar anderen Kleinigkeiten eindecken. Im schwindenden Tageslicht machen wir uns schließlich auf dem Rückweg zu unserem Schiff und halten dabei noch ein paar Mal, um herumschwebenden Mantas die Vorfahrt zu lassen. Man weiß ja schließlich um deren Fahrkünste, oder?! Bevor es zurück an Bord von Hello World geht, halten wir außerdem noch bei Rob und Teresa und sprechen kurz unsere weitere Törnplanung ab. Gemeinsam wollen wir noch einen Tag auf Fakarava verweilen, bevor es am Montag dann voraussichtlich weiter in Richtung Toau geht. Gegen 18 Uhr sind wir schließlich wieder zu Hause und gönnen uns erst einmal ein kühles Bier zur Erfrischung. Auf Abendessen verzichten wir dagegen heute und verbringen den restlichen Abend mit Logbuchschreiben, Webseite aktualisieren, Lesen, Fotos auswerten und Emailschreiben.
Auf zum Mittagessen
Sonntag, 21. Juni 2009: Hotel Maitai Dream/Fakarava 0 sm
Ausnahmsweise dürfen wir heute endlich einmal wieder bis 8 Uhr ausschlafen. Immerhin ist ja heute auch Sonntag. Da gibt es zum Frühstück dann natürlich auch ein Ei und dazu aufgetautes Brot aus dem Tiefkühler. Während es sich Axel anschließend mit einem Buch gemütlich macht, hole ich mal wieder meinen Dremel raus. Ich versuche mich heute zum ersten Mal an der Verarbeitung von ein paar Perlen. Um eine Kette herzustellen, müssen die Perlen dafür durchbohrt werden. Das ist eigentlich gar nicht so schwer, auch wenn wir gewarnt worden sind, dass manche Perlen ziemlich harte Kerne haben. So kann es schon mal passieren, dass der Bohrer zu heiß wird und die Perle von der Hitze zerspringt. Ich habe Glück und bohre mich durch alle Perlen ordentlich durch. Dann werden sie auf einen Silberdraht gefädelt und eben jener schließlich mit einem Verschluss versehen. Die Perlen die ich dazu verwende sind zwar Ausschussware, doch irgendwie durch ihre Form sehr interessant. Außerdem finde ich zwei gleichartige Perlen in Tropfenform und baue mir daraus ein Paar Ohrringe. Somit vergeht der Tag wieder einmal sehr geschäftig und schon ist es 14 Uhr. Rob und Teresa kommen vorbei und schauen sich die Perlen an, die wir vor zwei Tagen bei Etienne erstanden haben. Heute wollen auch sie nämlich bei ihm einkaufen und wir sollen ihnen den Weg weisen. Auch Holger und Susanne von „Ohana“ wollen mitkommen und so geht es schließlich im Dinghykonvoi nach Rotoava. Wir machen am Steg des Perlenfarmers fest und laufen das kurze Stück zu seinem Haus. Trotz einer losen Terminvereinbarung für Sonntag nach 15 Uhr ist jedoch bei ihm zu Hause keine Menschenseele anzutreffen. So ein Mist. Da haben wir den 3 Meilen Dinghytrip wohl umsonst gemacht. Wir warten noch eine Weile und fragen ein paar badende Damen, doch Etienne taucht einfach nicht auf. Also geht es schließlich unverrichteter Dinge wieder zurück zum Ankerplatz. Zur Frustbewältigung treffen wir uns gegen 17 Uhr an Bord von Hello World wieder und nehmen gemeinsam ein paar Sundowner ein. Wer braucht schon Perlen, wenn man doch einen netten Tequila Sunrise genießen kann? Und ich kann mich ja auch nicht wirklich beschweren, denn ich haben immerhin schon ein paar Perlen erstehen können. Die kleine Mailin von „Ohana“ erheitert uns außerdem mit ihren Spielereien mit Käpt’n Blaubär & Co. Vom Blickwinkel einer Dreijährigen muss der ja nun auch wirklich etwas ganz Besonderes sein. Gegen 19.30 Uhr verlassen uns unsere Gäste schließlich wieder. Wir sind zu faul noch etwas zum Abendessen zu machen und verholen uns wenig später auch schon in unsere Kojen. Dort wird noch eine Weile gelesen, bevor gegen 21.30 Uhr mal wieder die Lichtlein aus gehen.
Brit hat sich eine paar Perlenschmuckstücke hergestellt
Montag, 22. Juni 2009: Hotel Maitai Dream/Fakarava – Teahuroa/Toau 25,7 sm
Heute heißt es mal wieder früh raus aus den Kojen. Bereits um 6 Uhr sind wir auf, so dass wir um kurz vor Sieben bereits abreisebereit sind. Vorsichtshalber haben wir heute ein wenig Zeit für das Hieven des Ankers eingeplant, da der ja in letzter Zeit immer ordentlich verhakt war. Heute kommt er allerdings ohne irgendwelche Korallenverwicklungen wieder aus dem Wasser hinaus und wir können uns auf den Weg in Richtung Garuae Pass machen. Vorbei geht es an Rotoava und durch das betonnte Fahrwasser. Gegen 8.30 Uhr kommen wir vor dem Pass an und können mal wieder ein paar mächtige Stromschnellen betrachten. Sie werden jedoch von Minute zu Minute weniger und so wagen wir uns eine Viertelstunde später durch den Pass hinaus. Alles halb so wild und so signalisieren wir der folgenden „Yohelah“, dass auch sie die Passage wagen können. Bei herrlichem Segelwind geht es dann zum nächsten Atoll hinüber. Wir erreichen Toau gegen 11 Uhr und finden dort ebenfalls einen ruhigen Pass vor. Scheinbar haben wir es diesmal ganz gut mit dem Timing hin bekommen. So fahren wir ohne Verzögerung in das Atoll hinein und gehen wenig später vor dem Motu Teahuroa vor Anker. „Yohelah“ folgt eine Stunde später und wir brauchen uns das Paradies nur noch mit unseren belgischen Tauchfreunden und Emmy und Eric von „Nataraja“ zu teilen. Ich backe auf Wunsch des Skippers heute zur Abwechslung mal einen Kuchen, Kokosnuss-Rum-Rosine um genauer zu sein. Während der im Ofen backt, bereitet uns Axel zum Mittagessen einen leckeren Salat mit gebratenem Mahi Mahi zu. Anschließend geht es dann mal wieder auf Landerkundung. Wir landen das Dinghy an einem Stück Strand an und laufen ein Stück am Wasser entlang. Natürlich finde ich dabei mal wieder ein paar Muscheln, die ich hoffentlich bald mit ein paar Perlen zusammen verarbeiten kann. Über uns zieht sich derweil der Himmel drohend zusammen. Es wird immer dunkler und schließlich sehen wir vor uns einen dicken Regenschauer niedergehen. Hatten wir wohl unsere Luken dicht gemacht?! Da heißt es doch wohl lieber schnell zum Dinghy zurück und nach gesehen. Wir schaffen es, bevor der Schauer unser Boot erreicht und bringen alles regengefährdete in Sicherheit. Der Schauer ist schnell vorbei und wir freuen uns über die kostenlose Decksentsalzung. Um 16 Uhr kommen dann Rob und Teresa mal wieder bei uns vorbei. Wir haben zu Kaffee und Kuchen eingeladen und unterhalten uns dabei ein wenig über die Planung der nächsten Tage. Axel ist ganz heiß auf einen weiteren Nachttauchgang und hat auch schon das passende Riff dafür ausgespäht. Ansonsten soll es irgendwann in den nächsten Tagen noch in die Anse Amyot weiter gehen. Dieser Blindpass von Toau ist nur von der Meeresseite zu erreichen und wird von einem angeblich sehr netten Paar bewohnt. Jedenfalls haben wir das von unseren Freunden von „Hippopotamus“ und „Baros“ gehört. Während wir Kuchen schmausen, kommt schließlich noch Emmy vorbei und lädt uns zu einem improvisierten Potluck mit drei Einheimischen ein. Scheinbar wird eines der Motus von zwei Männern und einer Frau bewohnt. Gemeinsam mit denen war Emmys Mann Eric heute Speerfischen und der Fisch soll nun gemeinsam am Strand gegrillt und verspeist werden. Wir sind jedoch heute alle etwas zu müde und wissen ad hoc auch gar nichts vorzubereiten. Also bleiben wir nachdem uns Rob, Teresa und auch Emmy wieder verlassen haben einfach an Bord und machen uns einen gemütlichen Abend. Es gibt Kohlroulade aus der Tiefkühltruhe und jede Menge Leserei. Nach scheinbar unendlich langer Zeit schaffe ich es endlich meinen Gabriel Garcia Marques auszulesen. Der war ganz schön schwierig zu lesen, wenn auch trotzdem nicht weniger faszinierend. Gegen 21 Uhr geht es dann mal wieder wie üblich frühzeitig in die Kojen.
Herrliches Segeln nach Toau
Dienstag, 23. Juni 2009: Teahuroa/Toau 0 sm
Ich bin mal wieder bereits um 6.30 Uhr aus den Federn und genieße die ersten Sonnenstrahlen bei einem Kaffee im Cockpit. Ist schon irgendwie deutlich einfacher aufzustehen, wenn man es eigentlich gar nicht muss. In Deutschland wäre man an einem ordinären Dienstag bestimmt nicht freiwillig aufgestanden, sondern hätte versucht so lange wie möglich sich vor der drohenden Arbeit zu drücken. Da haben wir es im Moment schon ganz schön gut. Obwohl, Arbeit gibt es hier natürlich auch genügend. Das Brot ist alle und so muss heute mal wieder gebacken werden. Weil es am einfachsten und schnellsten geht, wird erst einmal Teig für Baguette angesetzt. Gegen 7.30 Uhr lässt sich dann auch Axel mit einem Frühstücksei aus der Koje locken. Wir genießen wie üblich unser Frühstück im Cockpit, auch wenn das Wetter heute mal wieder nicht ganz so nett ist. Dicke Wolken hängen zu unserer Steuerbordseite, während es an Backbord durchaus zuversichtlich blau aussieht. Mal schauen, was draus wird. Warm ist es zum Glück ja immer. Nach dem Frühstück widmet sich Axel dem Studium seiner Kamera. Er will heute unbedingt einen Nachttauchgang unternehmen und sich dabei auf Makrofotos konzentrieren. Mal schauen was draus wird. Ich backe derweil meine Baguettes und schon bald riecht es unter Deck ziemlich lecker, ist aber auch gleichzeitig unerträglich warm. Also nichts wie raus und mit dem Dinghy zum Strand. Axel setzt mich mit meinem Eimerchen ab und ich darf ein paar Stunden Sandburgen bauen. Ach nein, das war früher einmal. Heutzutage bin ich zum Sandburgenbauen natürlich schon zu groß und darf dafür Muscheln sammeln gehen. Ich wandere den Strand entlang in Richtung Pass und finde dabei erfreulicherweise eine hübsche Muschel nach der anderen. Meistens handelt es sich um Kauri-Muscheln, die es hier in vielen verschiedenen Arten gibt. Nach einer Stunde habe ich genug und kehre wieder um. Ganz bis zum Pass habe ich es zwar nicht geschafft, aber in der mittäglichen Sonne ist es mir inzwischen viel zu warm geworden. Schön, dass es dann plötzlich anfängt zu Nieseln und ich ein wenig Abkühlung bekomme. Noch nicht ganz am Ausgangspunkt zurück, kommt Axel mich dann wieder mit dem Dinghy aufsammeln. Bei ihm an Bord hat es wie aus Kübeln gegossen und er hat gedacht, dass er mich dann doch wohl lieber abholen müsste. Komisch wie unterschiedlich das Wetter auf nur wenigen hundert Metern sein kann! Zurück an Bord gibt es dann erst einmal ein wenig frisches Baguette zum Mittag. Gegen 14 Uhr machen wir uns dann mal wieder schnorchelklar. Mit dem Dinghy geht es einfach zum nächsten Riff, welches wir auch für den Nachttauchgang benutzen wollen. Axel springt als erster herein und stellt erstaunt fest, dass es fast nur tote Korallen gibt. Na so was! Auch treiben sich kaum bunte Fische herum, so dass dieses Riff wohl als Nachttauchplatz nicht in Frage kommt. Auch das nächste Riff zeigt sich ähnlich tot und so wird der Nachttauchgang kurzerhand auf den nächsten Ankerplatz verschoben. Zurück an Bord backe ich dann noch ein weiteres Brot. Heute wird mal ein neues Rezept für Dinkel-Grünkern-Brot ausprobiert. Außerdem werden mal wieder ein paar Portionen Eis in den Tiefkühler geschoben. Lecker Erdbeer, Vanille und Schokolade. Gegen 16 Uhr kommen dann mal wieder Rob und Teresa bei uns vorbei. Gemeinsam nehmen wir ein paar Snacks ein und wollen uns eigentlich gemeinsam eine DVD anschauen. Doch irgendwie liest unser DVD Player die amerikanische CD nicht und wir müssen uns mit Gesprächen und Leckereien begnügen. Gegen 17.30 Uhr verlassen die Beiden uns wieder und wir machen es uns mit einem Glas Wein gemütlich. Eigentlich wollten wir ja heute mal wieder Grillen, doch Snacks und Häppchen haben unsere Mägen deutlich gefüllt und so wandert das Grillfleisch einfach wieder in den Kühlschrank. Bis 19.30 Uhr sitzen Axel und ich im Cockpit zusammen und bewundern mal wieder die Trilliarden an Sternen. Unglaublich wie viele Sterne man sehen kann, wenn man sich außerhalb jeglicher Lichtverschmutzung befindet. Dann wird es uns draußen zu kalt und wir verholen uns in den Salon. Noch erstaunlicher ist nämlich, dass man bei 27°C Außentemperatur schon ordentlich frieren kann. Unter Deck werden erst ein paar Emails verschickt und dann schauen wir uns noch eine von unseren DVDs an. Diesmal ist es „Findet Nemo“, den wir hoffentlich bei einem der nächsten Tauchgänge auch mal persönlich treffen werden. Gegen 22 Uhr liegen wir dann mal wieder schön in unseren Kojen und träumen von wilden Unterwasserabenteuern.
Das Südseeparadies von Toau
Mittwoch, 24. Juni 2009: Teahuroa/Toau – Anse Amyot/Toau 23,5 sm
Auch heute hält es mich wieder nicht länger als bis 6.30 Uhr in meiner Koje. Axel träumt derweil noch ein wenig, während ich mal wieder ein paar Emails schreibe und verschicke. Der Versand unserer Ersatzteile nach Tahiti muss schließlich so langsam mal in die Gänge gebracht werden. Immerhin sind es nur noch ein bis zwei Wochen bis zu unserer Ankunft dort, da kann man schon mal nachhorchen, ob inzwischen auch alle bestellten Ersatzteile bei meiner Schwester angekommen sind. Um 7.30 Uhr hat dann auch Axel ausgeschlafen und wir machen es uns zum Frühstück im Cockpit gemütlich. Das neue Brot schmeckt hervorragend und macht sich gut unter der französischen Leberpastete. Anschließend holen wir mal wieder alle möglichen Wetterdaten ab. Für die nächsten Tage ist durchgehend recht starker Wind mit 20-28 kn angesagt, da will es gut geplant sein, wo man als nächstes hin fährt. Heute soll es wie geplant erst einmal in den Norden von Toau und zum Blindpass Anse Amyot gehen. Doch was danach kommt, ist noch nicht wirklich entschieden. Eigentlich wollten wir noch nach Apataki, Ahe und schließlich Rangiroa. Doch dadurch, dass wir uns immer ein wenig länger als geplant auf den vorhergehenden Atollen aufgehalten haben, wollen wir auf Apataki und Ahe inzwischen doch lieber verzichten. Stattdessen soll es von Toau direkt nach Rangiroa gehen. Da die Strecke etwa 100 sm lang ist, würde das wohl wieder ein kleiner Nachttörn werden. Eigentlich kein Problem, denn der Wind soll durchgehend aus östlicher bzw. südöstlicher Richtung kommen. Also jedenfalls kein Problem für die Überfahrt. Der Ankerplatz in Rangiroa ist dagegen bei dieser Windrichtung so ziemlich gar nicht geschützt und soll dann wohl ziemlich ungemütlich werden. Es gilt also abzuwägen, ob wir den ungemütlichen Ankerplatz im Hinblick auf das angeblich spektakuläre Taucherlebnis auf Rangiroa akzeptieren können. Als Alternative dazu können wir uns natürlich auch entschließen schon direkt nach Tahiti aufzubrechen. Dort gibt es geschützte Ankerplätze und wir wären voraussichtlich auch nach nur einem Nachttörn bereits dort. Und das Tauchen soll dort ja auch nicht allzu schlecht sein. Also wie immer viele Alternativen und Möglichkeiten. Während wir es uns nach dem Frühstück mit einem Buch im Cockpit gemütlich machen, versuchen unsere Freunde Rob und Teresa gegen 10 Uhr das erste Mal in Richtung Pass aufzubrechen. Zwar kommen sie auch ohne Probleme vom Ankerplatz los, doch durch den Pass wagen sie sich zu dem Zeitpunkt dann lieber doch noch nicht. Zu wilde sieht es draußen aus und im Pass hat sich eine stehende Welle ausgebildet. Also fahren sie zurück zum Ankerplatz und lassen ihren Haken noch einmal fallen. Wir haben ausgerechnet, dass gegen 12.40 Uhr heute eigentlich Stillwasser sein sollte. Da „Yohelah“ jedoch kleiner und langsamer als wir ist, wollen sie möglichst etwas früher aus dem Atoll raus, um die knapp 25 Meilen bis Anse Amyot noch im Tageslicht bewältigen zu können. Wir haben da keine so große Eile und sehen so entspannt zu, wie eine Stunde später noch einmal der Anker hoch genommen wird. Doch auch der zweite Ausbruchsversuch wird abgebrochen und Rob und Teresa kommen zum Ankerplatz zurück. Derweil haben wir uns aufbruchfertig gemacht und fahren pünktlich um Zwanzig nach Zwölf vom Ankerplatz weg. Natürlich geht das Anker-auf-Manöver mal wieder nicht ohne ein wenig Rangiererei und Schnorcheln ab, doch immerhin brauchen wir nicht die Tauchsachen raus zu holen. Nach zwanzig Minuten erreichen wir den Pass und finden, dass es eigentlich gar nicht mehr so schlimm aussieht. Zwar sind noch ein paar Wellen zu sehen, doch sind sie augenscheinlich hinter dem Flachwasser des Passes und dürften damit also eher Windsee als Strömungswellen sein. Vorsichtshalber verschließen wir den Niedergang und fahren in den Pass hinein. Erstaunt stellen wir dabei fest, dass es scheinbar schon ordentlich in das Atoll hinein strömt. Nichts mit Stillwasser oder so. Und dabei hatten Rob und Teresa eine halbe Stunde vorher noch von 3 kn ausgehenden Strom berichtet. Schon erstaunlich. Nachdem wir mit ein wenig Schwell den flachen Pass hinter uns haben, erstaunen uns außerdem um so mehr die dort hinter befindlichen Wellen. Oh jeh, das sieht ja gar nicht gut aus! Vor uns bauen sich Wellenungetüme auf und Hello World kracht ein ums andere Mal mit dem Bug in die Wellen. Zum Glück haben wir viel Auftrieb im Vorschiffsbereich und so hebt sich das Schiff immer schnell wieder aus dem Wasser heraus. Von Mal zu Mal werden die Wellen jedoch steiler und höher. Schließlich baut sich drei Meter über uns eine steile Wand auf und ich höre nur noch Axel „Ach Du Scheiße!“ ausrufen. Ich klammere mich an einer Winsch fest und hoffe nur, dass uns die Welle nicht umwirft. Schließlich kracht sie lärmend an Deck und unser gesamte Vorschiff versinkt unter dem Wasser. Erfreulicherweise rappelt sich Hello World auch diesmal schnell wieder auf und bringt das Wasser dazu nach hinten zu schießen. Zum Glück wird das meiste davon von der Sprayhood und unserem Cockpitsüll abgewiesen und landet ohne Schaden anzurichten wieder im Meer. Das Spiel machen wir noch ein paar Mal durch, bis wir es endlich in ruhigeres Wasser geschafft haben. Puh, noch mal Glück gehabt. Das hätte auch bös schief gehen können. Wir setzen schließlich die Genua und lassen uns von ihr in Richtung Norden ziehen. Als wir auch noch das Groß dazu nehmen wollen, stellen wir erstaunt fest, dass es sich nicht ausrollen lässt. Das hatten wir bisher ja noch gar nicht. Wir zuppeln so lange daran herum, bis wir es nach einer halben Stunde schließlich doch geschafft haben. Scheinbar hatte sich das Unterliek im Mast verhakt und dadurch das Herausziehen blockiert. Auf jeden Fall zeigt sich dort jetzt am Segel ein kleiner Riss. Nicht weiter tragisch, aber nach genäht werden muss es wohl trotzdem über kurz oder lang. Vielleicht gibt es ja in Tahiti endlich mal wieder einen Segelmacher. Ansonsten muss halt unsere Bordnähmaschine wieder ran. Kaum, dass wir uns von dieser Aktion erholt haben, steht dann auch schon das nächste Problem vor der Tür. Unser Autopilot versagt mal wieder seinen Dienst. Das kann doch wohl nicht wahr sein! Und wieder einmal sind es die Kohlebürsten die uns Probleme bereiten. Sie sind schon wieder fast gänzlich abgenutzt und haben auch diesmal wieder nur ganze 600 Seemeilen lang gehalten. Da wir keine Lust haben, den Autopiloten während der Fahrt auszubauen, steuern wir heute einfach von Hand weiter. Der Rest der Fahrt verläuft dann erfreulich entspannt und wir erreichen gegen 16 Uhr den Blindpass von Anse Amyot. Er ist gut betonnt und erfreulich ruhig, so können wir einfach schnell hinein fahren und brauchen uns nicht mit lästigem Wildwasser herum zu ärgern. Unsere Freunde Michelle und Robin von „Warrior“ liegen ebenfalls hier und helfen uns dabei unsere Leine an einer der Mooringbojen fest zu machen. Wir gönnen uns nach dem aufregenden Tag erst einmal einen Sundowner und sitzen am Abend mit Michelle und Robin zum Grillen zusammen. Es gibt wie immer viel zu berichten und wir klönen bis 21.30 Uhr. Dann schlägt wie üblich die Seglermüdigkeit zu und schon liegen wir mal wieder in unseren Kojen.
Sieht wilder aus, als es ist – die Einfahrt nach Anse Amyot
Donnerstag, 25. Juni 2009: Anse Amyot/Toau 0 sm
Heute schlafen wir mal beide bis sage und schreibe 8 Uhr aus. Dann gibt es wie (Seemanns-)Sonntags üblich ein leckeres Frühstück mit Ei. Axel macht sich anschließend mal wieder an unserem Autopiloten zu schaffen, Während ich ein wenig im Cockpit lese. Der Antrieb von unserem Autopilotendrive wird vollständig auseinander genommen und so sehen wir, dass sich im Motorgehäuse „Tonnen“ von Graphitstaub angesammelt haben. Ob das wohl dafür gesorgt hat, dass sich unsere Bürsten so schnell abgenutzt haben? Aber wie könnte man das verhindern? Man kann ja schließlich nicht einfach mal ab und zu den Motor aussaugen. Der Graphitstaub ist nämlich ziemlich hartnäckig und verwandelt sich bei Berührung schnell in einen schwarzen Schmierfilm. Vielleicht ist der Motor je einfach nicht für einen horizontalen Einsatz geeignet? Bei einer unserer Internetrecherchen haben wir festgestellt, dass der Motor ansonsten für Rollstühle eingesetzt wird. Die sind natürlich auch ganz anderen Belastungen ausgesetzt. Oder hat jemand schon mal einen Rollifahrer über Tage lang immer zwei Meter vor und wieder zurück fahren sehen? Im Prinzip leistet der Motor aber ja auch gute Arbeit. Kraft und Leistung sind optimal auf Hello World ausgerichtet. Kein einziges Mal hat uns der Autopilot verlassen, weil er einfach nicht mehr gegen Wind und Wellen ansteuern konnte. Wir säubern den Motor jedenfalls erst mal ordentlich und bauen die verbliebenen Kohlebürstenreste wieder ein. Vor Mooringboje funktioniert der Autopilot dann erst einmal auch wieder und bringt uns hoffentlich dann auch noch ohne Probleme bis nach Tahiti. Dort bekommen wir dann hoffentlich ein paar neue Kohlebürsten. Allerdings wollen wir natürlich auch abschließend geklärt haben, warum die Bürsten so schnell abnutzen. So geht mal wieder eine Nachricht an Sunbeam heraus, die dies dann hoffentlich mit dem Produzenten des Drives klären können. Gegen 11 Uhr sehen wir schließlich unsere Freunde von „Yohelah“ nun auch in Anse Amyot ankommen. Auch für sie ist noch eine Mooringboje frei und wir helfen ihnen beim Festmachen. Dann gibt es erst einmal ein leckeres Baguette mit Hähnchenbrust, bevor wir gegen 14 Uhr mit dem Dinghy an Land fahren. Am kleinen Anleger erwartet uns ein erstaunliches Begrüßungskomitee. Sitzt dort doch tatsächlich ein großer Fregattvogel und lässt sich überhaupt nicht von uns stören. Die Erklärung dafür liefert uns wenig später Segler Ralph, denn der Vogel ist hier so etwas wie ein Haustier. Neben seiner Frau Glenda begrüßt uns außerdem Valentine, die Besitzerin des kleinen Restaurants von Anse Amyot. Wir haben schon viel von ihr gehört und übermitteln erst einmal unsere Grüße von Judith und Sönke von „Hippopotamus“, sowie Wolfgang von „Baros“. Alle drei haben hier im letzten Jahr eine schöne Zeit verbracht und uns eine Besuch hier sehr ans Herzen gelegt. Valentine kann sich noch gut an unsere Freunde erinnern und so entsteht schnell ein nettes Gespräch. In einem kleinen Becken entdecken wir außerdem eine kleine Schildkröte. Auch sie scheint hier als Haustier zu wohnen und ist gerade einmal vier Monate alt. Wir fragen Valentine, ob wir ein wenig durchs Gelände laufen dürfen und bekommen dafür natürlich ein Okay. So wandern wir erst einmal nach rechts und an der kleinen Pension von Laisza, Valentines Schwester, vorbei. Hier sollen wir eigentlich auch Grüße ausrichten, treffen Laisza jedoch nicht an. Weiter geht es in Richtung Außenriff, wobei wir von den zwei Hunden von Valentine begleitet werden. Auf dem Rückweg entdecken wir zu unserem großen Erstaunen sogar eine Telefonzelle in dem kleinen Dorf. Sie funktioniert laut Aussage von Valentine allerdings schon seit drei Monaten nicht mehr. Das würde allerdings nicht wirklich stören, denn man könnte ja auch einfach das Mobiltelefon benutzen. Was für eine Verschwendung von Geldern! Womöglich geht die Telefonzelle mal wieder auf irgendeine EU-Richtlinie zurück, wonach es im Umkreis von soundso viel Kilometern einfach eine Telefonzelle geben muss. Zurück beim Restaurant fragt Axel dann noch, ob er sich eine Kokosnuss mitnehmen darf. Valentine zeigt ihm daraufhin auch direkt die richtige Nuss, die sich zum Essen und nicht nur zum Trinken eignet. Wie in den Tropen üblich, hat die Kokosnuss noch einen grünen Mantel um die eigentliche Nuss herum. Der muss normalerweise erst einmal mühsam entfernt werden. Hier in Anse Amyot hat man dafür einen dicken Edelstahlspeer, mit dem sich die Schale recht schnell und einfach entfernen lässt. Außerdem erklärt uns Valentine, dass die Kokosnuss auf einer Seite zwei Augen und einen Mund hat. Um sie schnell und einfach zu öffnen, muss man die Kokosnuss nun mit den Augen nach oben drehen und dann mit einer Machete oder einem Hammer kräftig in die Mitte schlagen. Mit einer gepellten Kokosnuss geht es schließlich wieder zurück an Bord. Hier wird die Nuss nun fachgerecht geschlachtet und in kleine Stücke geschnitten. Außerdem wird noch ein wenig Rumpunsch angesetzt, den wir wenig später mit an Bord von „Warrior“ nehmen. Dort sind wir nämlich heute zusammen mit Rob und Teresa zum Abendessen eingeladen und schmausen gemeinsam Fischcurry. Gegen 21 Uhr sind wir wieder zurück an Bord von Hello World und fallen nach ein wenig Leserei auch schon wieder in unsere Kojen.
Hello World vor Mooring in Anse Amyot
Freitag, 26. Juni 2009: Anse Amyot/Toau 0 sm
Auch heute liegen wir mal wieder bis 8 Uhr in den Kojen, wobei wir natürlich nicht so lange schlafen, sondern vielmehr fasziniert in unseren Büchern schmökern. Dann gibt es mal wieder ein leckeres Frühstück im Cockpit, wobei es aus irgendeinem Grunde auch heute wieder ein Ei gibt. Der Wind hat inzwischen ordentlich zugenommen und weht uns mit 20-25 kn um die Nase. Wir lassen uns davon nicht stören, sondern fahren mal wieder mit dem Dinghy an Land. Für heute Abend reservieren wir für uns, „Yohelah“ und „Warrior“ in Valentines Restaurant und unterhalten uns auch noch ein wenig mit anderen Seglern, die hier ebenfalls vor Anker liegen. Außerdem fragen wir auch an, ob und wann wir uns den Perlen von Valentines Perlfarm anschauen können. Dafür ist jedoch erst Sonntag Zeit, denn die Perlen befinden sich noch in den Austern und müssen erst geerntet werden. Valentines Mann Gaston ist heute auch da und nimmt in unserer Anwesenheit das heutige Abendessen auseinander. Er hat einen dicken Thunfisch gefangen, der nun fachgerecht filetiert wird. Wir stiften für das Abendessen zwei Tomaten und eine Flasche Limettensaft. An solchen Sachen mangelt es nämlich auf einem Südseeatoll. Zwar hat Valentine einen kleinen Garten, in dem Gurken und Tomaten gezogen werden, doch bis die Tomaten reif sind, dauert es wohl noch zwei Wochen. Außerdem haben wir in unseren Bordvorräten ein paar Samen für Salat und Brokkoli gefunden, die wir ebenfalls den Beiden überlassen. Unsere eigenen Salatzuchterfolge ließen bisher nämlich sehr zu wünschen übrig. Während Axel an Bord zurückkehrt, laufe ich noch einmal zum Außenriff und mache mich auf Muschelsuche. Wie gestern werde ich dabei von den beiden Rottweilern Bubba und Baloo begleitet, die sichtlich Spaß daran haben im flachen Wasser Fische zu fangen. Ich finde mal wieder ein paar schöne Muscheln mache mich nach anderthalb Stunden wieder auf dem Rückweg zum Restaurant. Axel sieht mich bereits am Strand entlang laufen und ist so pünktlich am Steg um mich wieder aufzusammeln. Bevor es zurück an Bord geht, müssen wir uns allerdings erst noch die Herstellung von frischer Kokosnussmilch anschauen. Dafür begleiten wir Gaston auf der Suche nach drei Kokosnüssen. Die liegen hier zum Glück überall massenhaft herum und so dauert die Suche nicht allzu lange. Dann folgt das bekannte Entblättern der Kokosnuss am Edelstahlspeer. Weiter geht es zu einem kleinen Verschlag, wo wir eine lustig aussehende Maschine bewundern können. Gaston öffnet die Kokosnüsse und schrabbt mit der Maschine feinsäuberlich das Fleisch aus der Schale. Für eine ordentliche Kokosnussmilch verwendet er übrigens das Fleisch von drei Kokosnüssen, sowie das Wasser von einer Nuss. Mit einer großen Schale Kokosnussraspel geht es dann zurück zum Restaurant. Dort wird die Kokosnuss ordentlich durch ein Tuch gewrungen und der entstehende Saft wird anschließend noch einmal gefiltert. Auf diese Weise erhält man feinste Kokosnussmilch, die heute zur Verwendung für Foccachia und Kokosbrot benutzt wird. Wir kehren schließlich wieder zurück an Bord, wo ich meine erbeuteten Muscheln aussortiere. Axel kehrt derweil wieder zum Anleger zurück und macht sich wenig später mit Gaston und Ralph auf dem Weg zum Riff. Hier ernten die Drei ein paar große Venusmuscheln (auch Clams genannt) vom Riff, die ebenfalls zum Abendessen verspeist werden sollen. Um an die Muscheln heran zu kommen, muss man einfach einen langen Schraubenzieher zwischen die Muschellippen stecken. Die Muschel schließt daraufhin reflexartig ihre Schalen und man kann sie am Schraubenzieher von ihrem Standort lösen und mit an die Wasseroberfläche nehmen. Lediglich ein guter Atem und ein wenig Muskelkraft sind also für ein leckeres Abendessen notwendig. Nachdem Axel wieder zurück an Bord ist, horchen wir mal wieder bei Günters Pacific Island Net hinein. Dort erfahren wir die neusten Neuigkeiten, unter anderem so wichtige Dinge wie den Tod von Michael Jackson. Da hätte aber wohl auch keiner mit gerechnet, dass der mal an Altersschwäche stirbt, oder? Der Rest des Nachmittags verläuft dann entspannt mit Lesen im Cockpit. Erst kurz vor 19 Uhr machen wir uns dann wieder auf den Weg an Land. Dort ist im Restaurant „Motu Kai“ schon der Tisch festlich gedeckt und der Grill – ein aufgeschnittenes Ölfass – schon angefeuert. Gaston bereitet draußen die gesammelten Clams zu und Valentine schiebt in der Küche herrlich lecker duftendes Wahoo-Foccachia in den Ofen. Das wird ein Festmahl! Wir unterhalten uns dabei ein wenig mit Rob, Teresa, Michelle, Robin, Glenda und Ralph. Eine ganz schön große Gruppe hat sich da zusammen gefunden. Glenda hilft nebenbei ein wenig in der Küche mit, ich schneide Brot auf und Ralph dreht Thunfischsteaks auf dem Grill um. Eine sehr entspannte und familiäre Atmosphäre. Dann müssen sich alle setzen und die nächsten zwei Stunden herrlich speisen. Es gibt überbackene Clams, Sashimi (rohen Thunfisch), Poisson Crú (roher Thunfisch in Kokosmilch), Wahoo-Foccachia (eine Art Quiche mit Fisch), gegrillten Thunfisch und Hähnchen, Kokosbrot, Reis und zum Abschluss noch ein dickes Stück Kokosnusskuchen. Alles ist saulecker und so sind wir am Ende ziemlich pappsatt gefuttert. Da Valentine meinen Muschelschmuck sehen wollte, habe ich meine gesammelten Werke mitgebracht und zeige sie ihr nach dem Essen. Sie ist ganz begeistert von meinen Ideen und eine rosafarbene Muschel mit Swarowski Kristallen hat es ihr besonders angetan. So geht dieser Muschelanhänger schließlich als Geschenk in ihren Besitz über. Ich bekomme dafür als Gegengeschenk zwei Haifischknochen und eine schwarze Perle überreicht. Gegen 22 Uhr geht es dann wieder zurück an Bord. Vorher verabreden wir uns allerdings noch für den nächsten Tag zum Kokosbrotbacken (die Mädels) und Fischfallen umstellen (die Jungs). An Bord fallen wir dann nur noch in unsere Koje und sind auch schon eingeschlafen.
Axel macht Kokosmilch
Samstag, 27. Juni 2009: Anse Amyot/Toau 0 sm
Heute stehen wir mal um 7 bzw. 7.30 Uhr auf. Das anschließende Frühstück gibt es wenig später wie üblich im Cockpit. Der Wind hat noch weiter zugelegt und es pfeift uns ganz schön um die Ohren. Das ist gut so, denn so produziert unser Windgenerator mal wieder ordentlich Strom. Das spart den Generatoreinsatz und damit Diesel. Eigentlich soll Axel um 9 Uhr zum Arbeiten abgeholt werden, doch dabei handelt es sich wohl um eine Zeitangabe in VBZ (Variabler Blaubär Zeit). Während er weiter wartet, werde ich um 10 Uhr von Teresa und Michelle abgeholt. Wir fahren gemeinsam an Land und treffen uns dort mit Valentine, die uns wie versprochen zeigt, wie man Kokosnussbrot macht. Wir liefern das Mehl und sie den Rest der Zutaten. Dann wir eifrig geknetet und eine halbe Stunde später ist unser Teig auch schon fertig. Anschließend setzen wir uns noch eine Weile in dem kleinen Restaurant zusammen. Ich habe ein paar Schmuckzutaten mit dabei, die Valentine dringend für ihre eigene Schmuckherstellung benötigt. Im Tausch dafür bekomme ich einige Haizähne vom Grauen Riffhai, ein paar Operculi (das sind die „Haustüren“ der Muscheln), Seeigelstachel und fünf schwarze Perlen von ihr. Für uns beide mal wieder kein schlechter Tausch. Anschließend erläutert uns Valentine noch die Herstellung von Perlen und zeigt uns ihre Ausrüstung. Es ist schon erstaunlich was eigentlich für ein Aufwand betrieben werden muss, damit eine Auster am Ende eine schöne Perle produziert. Gaston muss die Austern dafür öffnen und Valentine die Auster ganz vorsichtig aufschneiden. Dabei darf sie die Auster nicht verletzen oder gar töten, denn dann produziert sie natürlich keine Perlen mehr. Zunächst wird ein Stück Fleisch vom Außenrand einer anderen Muschel abgeschnitten. Dieses Stück Fleisch ist später für die Farbe der Perle verantwortlich und wird daher sehr sorgfältig ausgesucht. Die in Französisch Polynesien ansässige Pinctada Margaritifera Auster ist übrigens die einzige Auster, die ein so großes Farbspektrum produzieren kann, wie man es von den Perlen hier kennt. Andere Austernarten produzieren dagegen die viel häufiger vorkommenden weißen Perlen. Das Stück Austernfleisch wird schließlich zusammen mit einem so genannten Nucleus in die Tasche einer anderen Auster implantiert. Dafür muss Valentine vorsichtig um das Herz der Muschel herum schneiden und Nucleus und Fleisch möglichst nah beieinander platzieren. Der Kern besteht übrigens aus einer runden Kugel aus Muschelmaterial. Hier in Französisch Polynesien nimmt man dafür Kugeln aus der Mississippi-Auster. Die hat eine schön dicke Schale aus der sich leicht Kugeln drillen lassen. Wenn der Kern in der Muscheln implantiert ist, wandert die Auster schließlich wieder ins Wasser. Nun darf sie etwa 14 Monate an der Perle arbeiten, bevor diese geerntet wird. Während wir an Land viel Neues lernen, wird Axel von Gaston zum Arbeiten abgeholt. Gemeinsam mit Ralph fahren sie zum Innenriff hinüber, um eine der Fischfallen umzustellen. Doch leider herrscht dort heute zu viel Strömung und so kehren sie bereits nach wenigen Minuten wieder zurück. Stattdessen kann Axel seinen Bohrer rausholen und für Gaston ein Loch für seine neue Angelhalterung in sein Boot bohren. Gegen 13 Uhr geht es schließlich gemeinsam zurück zu Hello World. Ich forme aus meinem Kokosnussteig ein paar Brötchen und lege sie auch direkt in den Backofen. Wenig später durchzieht so ein leckerer Geruch das Boot. Den Nachmittag verbringen wir ansonsten entspannt mit Lesen im Cockpit. Abends grillen wir uns dann Cheeseburger und verspeisen sie auf den Kokosnussbrötchen. Auch mal lecker. Allerdings können wir uns vorstellen, dass die Brötchen sich wohl besser für Fischburger eignen würden. Aber das können wir ja ein anderes Mal ausprobieren. Beim anschließenden Glas Wein im Cockpit nimmt der Wind dann noch weiter zu. Plötzlich weht es uns mit 25-28 kn um die Ohren und wir hoffen, dass wir tatsächlich an einer starken Mooringboje hängen. Wir haben extra die stärkste Boje zugewiesen bekommen, die früher immer vom Versorgungsboot genutzt wurde. Bisher tut sie gute Dienste, doch morgen Nacht soll der Wind noch weiter zunehmen. Nach einer halben Stunde nimmt er heute jedoch erst einmal wieder ab, so dass wir gegen 22 Uhr beruhigt in unsere Kojen verschwinden können.
Kleine Backlehrstunde am Strand
Sonntag, 28. Juni 2009: Anse Amyot/Toau 0 sm
Auch wenn Sonntag ist, bin ich doch bereits wieder um 6.30 Uhr wach und munter. So habe ich mal wieder Gelegenheit ein wenig am Logbuch zu schreiben. Frühstück gibt es erst gegen 9 Uhr, dann aber natürlich richtig lecker mit Ei und aufgewärmten Kokosbrötchen. Die schmecken mit Pina Colada Marmelade übrigens saulecker. Während Axel anschließend seine Elektromaterialien neu ordnet, hole ich mal wieder den Dremel raus. Die Stifte der Seeigel, die wir gestern bekommen haben, wollen mit einem Loch versehen werden. Außerdem bohre ich noch ein paar von meinen Perlen, damit ich sie später weiter verarbeiten kann. Gegen Mittag kommt dann Teresa vorbei und fragt, ob wir mit Schnorcheln gehen wollen. Na klar, dass haben wir lange nicht mehr gemacht. Und in einer der Fischfallen hier soll es einige richtig dicke Fische zu sehen geben. Unser geplanter Ausflug zur Perlenfarm fällt wegen zu viel Wind eh aus, also springen wir schnell in unsere Badesachen und fahren mit dem Dinghy zur nächsten Fischfalle. Dort stellen wir allerdings fest, dass es im Moment ganz schön ordentlich strömt. Wir schwimmen trotzdem eine Weile gegenan und bewundern die beiden riesigen Dickkopf-Makrelen, die dort in die Falle gegangen sind. Außerdem liegen noch ein paar harmlose Ammenhai mit hinter dem Netz. Ansonsten gibt es natürlich noch jede Menge andere tropische Rifffische zu sehen. Doch wir kehren relativ schnell wieder um, denn das Schwimmen gegen die Strömung ist doch recht anstrengend. Zurück an Bord, hole ich dann meine Schmuckzutaten heraus. Wenig später kommen Michelle, Teresa und Rob bei uns vorbei. Michelle und Teresa versuchen sich heute an ihren ersten eigenen Seeigelketten. Auch ich mache eine Kette für mich und eine für Valentine, denn die hat schließlich das Grundmaterial gestiftet. Gegen 18 Uhr verlassen uns unsere Gäste wieder und wir bereiten alles fürs Abendessen vor. Heute gibt es mal ein kleines thailändisches Süppchen mit Garnelen. Wie immer wird es sehr lecker und wir sitzen anschließend noch eine Weile im Cockpit und überlegen uns, was wir so alles demnächst in Tahiti machen wollen. Durch das windige Wetter haben wir uns nämlich inzwischen entschieden nicht mehr nach Rangiroa zu fahren, sondern direkt von hier aus nach Tahiti zu segeln. Gegen 21 Uhr geht es dann mal wieder unter Deck und unter die warmen Decken.
Ein neues Schmuckstück aus dem Meer
Montag, 29. Juni 2009: Anse Amyot/Toau 0 sm
Puh, es weht immer noch. Satte 25 kn und mehr zeigt der Windmesser an. So wird es wohl auch heute wieder nichts mit dem Besuch der Perlenfarm. Auf jeden Fall scheinen aber die Mooringbojen den Belastungen gewachsen zu sein. Hello World zerrt nämlich inzwischen ganz schön an den Leinen. Zum Glück bildet sich hier hinter dem Riff jedoch keine allzu hohe Welle aus, so dass wir eigentlich weiterhin recht ruhig liegen. Laut Wetterbericht soll es noch bis zum 1. Juli so weiter gehen. Erst danach flaut es wohl wieder ab und wir können dann nach Tahiti segeln. Gegen 8 Uhr gibt es mal wieder wie gewohnt Frühstück, dann machen wir es uns für ein Stündchen mit unseren Büchern im Cockpit bequem. Irgendwann gegen 11 Uhr geht es dann mit dem Dinghy an Land. Ich bringe Valentine ihre Seeigel-Kette vorbei und Axel hält mit Gaston ein Fachgespräch über den Fang von Thunfischen. Dann geht es mit Valentine einmal durch die Siedlung. Dort bekommen wir ihr Schwein mit den fünf kleinen Frischlingen gezeigt. Nur gut, dass wir das kleine Schweinchen auf Ua Pou nicht mitgenommen haben. Hier sehen wir nämlich eine ähnliche Größe und auch das Muttertier dazu. Das hätte auf jeden Fall Ärger mit Käpt’n Blaubär bei der Kojenverteilung gegeben. Außerdem finden wir ein paar Eier und bekommen mal wieder eine Lehrstunde in Kokosnuss. So bekommen wir unter anderem erklärt, dass die niedrigen Palmen eher für Trinknüsse geeignet sind. Außerdem handelt Axel Gaston ein so genanntes Pana ab. Dabei handelt es sich um ein gebogenes Messer, welches hier für die Kopraproduktion genutzt wird. Es dient dazu das Kokosnussfleisch möglichst schnell aus der Schale zu bekommen. Erst will Gaston Axel einfach ein rohes Stück Stahl zum selber schmieden überlassen, doch gegen eine Flasche Rum geht schließlich ein fertiges Messer in unseren Besitz über. Der Griff besteht nach Gastons Erläuterung übrigens aus Miki-Miki Holz. Was auch immer das sein möge, aber es muss wohl sehr hart sein. Zurück am Anleger dürfen wir noch zuschauen, wie der zahme Fregattvogel Umo-Umo und die Babyschildkröte Nuku-Nuku gefüttert werden. Ein richtiger Zoo, den Gaston und Valentine hier haben. Zurück an Bord widmet sich Axel wieder seinem Buch, während ich mich heute mal ans Kokosnussschleifen begebe. Wir haben ein paar schöne Kokosnusshälften gefunden, die sich eigentlich irgendwie in nette Schalen verwandeln lassen müssten. Also schleife und poliere ich was das Zeug hält und halte am Ende tatsächlich eine hübsch glänzende Schale in der Hand. Nachmittags gegen 14 Uhr geht es dann noch einmal an Land. Axel übergibt die versprochene Flasche Rum und erhält dafür gleich noch ein paar Fische. Die so genannten Bigeyes sehen nicht nur unter Wasser nett aus, sondern schmeckt gegrillt auch noch hervorragend. Während Axel den Fisch zurück zum Schiff bringt, wandere ich mal wieder zum Außenriff auf der Suche nach Muscheln. Wie zuvor finde ich dabei mal wieder ein paar hübsche Exemplare. Erstaunlich ist, dass man viele glänzende und heile Muscheln weit oberhalb des steinigen Riffs findet. Wie die an den scharfen Kanten vorbei kommen, ist mir wirklich ein Rätsel. Aber vielleicht schwimmen sie einfach ganz gut und driften bei Flut einfach über die Felsen hinweg. Nach einer Stunde bin ich wieder zurück am Anleger und treffe neben Rob und Teresa auch die Franzosen Roger und Carine. Auch Axel ist wieder am Anleger und blättert interessiert im Gästebuch von Valentine und Gaston. Da findet sich doch so manches bekannte Schiff drin. Wir verschieben den eigenen Eintrag jedoch lieber auf den nächsten Tag und fahren schließlich wieder zum Schiff zurück. Dort werden Muscheln sortiert und Bücher gelesen, bevor es am Abend gegrillten Fisch gibt. Dazu ein wenig Baguette und Knoblauchbutter und schon ist das Mahl perfekt. Der Wind weht uns dabei ungemindert mit 25 kn um die Ohren und ich muss mir doch tatsächlich meinen Ecuador-Poncho raus holen, weil es einfach zu kühl ist. Also jedenfalls für uns. Für jeden in Deutschland wären 27°C ja wahrscheinlich eher ein Grund zum Schwitzen. Gegen 21.30 Uhr geht es dann mal wieder zum Träumen in die Kojen.
Gaston füttert Fregattvogel Umo-Umo
Dienstag, 30. Juni 2009: Anse Amyot/Toau 0 sm
Die Nacht ist mal wieder windig und ich stehe gewohnheitsmäßig ein paar Mal auf und gucke, ob noch alles in Ordnung ist. Dafür schlafen wir dann mal ein wenig länger aus und stehen heute erst um 8 Uhr auf. Nach dem Frühstück mit Ei backe ich dann mal wieder ein leckeres Brot und ein paar Brötchen. Erstaunlich wie schnell das Zeug immer weg gefuttert ist. Danach werden noch ein paar CDs für Valentine gebrannt und Axel poliert nach langer Zeit mal wieder unseren Heckspiegel. Mittags gibt es dann überbackene Brotscheiben mit Käse. Das Ganze wird schön knusprig, denn wir verwenden dafür ein paar Scheiben von dem bereits leicht trockenen alten Brot. Während ich mich anschließend mit meinem Laptop beschäftige, fährt Axel mal wieder an Land. Dort hilft er Gaston aus einem alten Ölfass einen Backofen herzustellen. Dafür wird einfach der Deckel abgefräst, was mit unserem Winkelschleifer recht schnell und einfach geht. Gaston ist ganz begeistert von dem Gerät und will es Axel am liebsten abluchsen. Bezahlt werden soll dafür mit Perlen! Also jedenfalls so denn der Wind nachlässt und man endlich zur Perlenfarm fahren kann, um ein paar Perlen zu ernten. Nachdem Axel wieder zurück an Bord ist, bereiten wir gemeinsam ein paar Pizza-Zutaten vor. Gegen 17 Uhr geht es dann mit einer Tüte Mehl an Land, wo wir gemeinsam mit den anderen Seglern den Teig für ein paar Pizzen herstellen. Jeder hat etwas mitgebracht und alle packen mit an. Der neue Ofen ist bereits angeheizt und riecht auch nur noch ganz dezent nach Kerosin. Gefüllt ist er mit Kokosnussmänteln, also den faserigen Außenschalen, Sandelholz und Lavasteinen. Die Steine wurde nachmittags extra aus dem Strand ausgebuddelt, wo sie eigentlich im traditionellen polynesischen Erdofen eingesetzt werden. Sie sollen die Hitze von dem heruntergebrannten Feuer halten und stellen damit so zu sagen die Unterhitze in unserem Ofen dar. Das Feuer im Fass wird schließlich mit dem abgetrennten Deckel abgedeckt und glimmt somit nur noch ein wenig vor sich hin. Nun ist der Ofen einsatzbereit und wir schieben zunächst ein wenig Brot und später ganze zehn Pizzen hinein, jeweils vier Pizzen auf einmal. Die Oberhitze liefert ein glatt geschlagenes Wellblechstück, welches mit brennenden Kokosnussfasern belegt wird. Nach einer Weile hält jeder eine leckere Pizza in den Händen und wir lassen es uns schmecken. Gar nicht so schlecht, so ein Fassofen. Gegen 21 Uhr sind wir alle satt und einigermaßen müde. Schnell wir alles aufgeräumt und wir machen uns auf den Rückweg zu unseren Schiffen. Dort fallen wir dann auch mehr oder minder schnell in die Kojen. War ja auch mal wieder ein anstrengender Tag im Paradies!
Michelle, Brit und Glenda vor dem „Pizzaofen“
Mittwoch, 1. Juli 2009: Anse Amyot/Toau 0 sm
Unsere Freunde von „Yohelah“ brechen heute frühmorgens in Richtung Tahiti auf. Sie müssen ihre neuen Laptops in Papeete aufsammeln, denn die kommen mit den Verwandten eines anderen Bootes eingeflogen. Wir warten mit der Überfahrt lieber noch ein wenig ab, denn der Wind hat noch nicht wirklich nachgelassen. Laut Wettervorhersage soll es in den nächsten Tagen aber deutlich besser werden. Nach dem Frühstück werden dann erst einmal ein paar Emails abgeholt und beantwortet, dann geht es mal wieder an Land. Dort ist heute rege Geschäftigkeit angesagt. Während Valentine mit Glendas Hilfe große Wäsche macht, fegen Gaston und Ralph den Garten. Wir liefern ein paar Erste-Hilfe-Kästchen bei Valentine ab, mit der Bitte sie unter den anderen Bewohnern des Motus zu verteilen. Außerdem haben wir unseren Winkelschleifer mit dabei, der für 8.000 CFP und ein paar Perlen den Besitzer wechselt. Gaston bekommt außerdem noch eine Rolle dicke Angelsehne überreicht, mit der er nun noch dickere Thunfische fangen kann. Wir schreiben uns schließlich ins Gästebuch ein und lesen dabei auch die Einträge von vielen Freunden und Bekannten aus dem letzten Jahr. Schließlich kehren wir wieder an Bord zurück. Allerdings nur für eine Stunde, denn Valentine hat uns zum Mittagessen eingeladen. Bevor wir wieder an Land fahren, wird die Idylle allerdings durch einen ziemlich aufdringlichen Alarm gestört. Wir vermuten, dass es sich dabei um einen Tsunami-Alarm handelt und schauen erst einmal unsere Emails durch, ob wir vielleicht eine Warnung bekommen haben. Es gibt dafür nämlich einen sehr interessanten Service, der einen sofort benachrichtigt, wenn irgendwo im Pazifik ein Tsunami unterwegs ist. Heute finden wir eine solche Nachricht jedoch erfreulicherweise nicht vor, also fragen wir an Land erst einmal nach, ob es sich tatsächlich um einen Tsunami-Alarm gehandelt hat. Doch, erklärt man uns, dass sei schon für Tsunamis und an jedem ersten Mittwoch im Monat gäbe es einen Probealarm, damit man weiß, dass der Alarm auch noch funktioniert. Aha, dass erklärt das Ganze natürlich. Wir setzen uns schließlich gemeinsam mit Valentine, Gaston, Glenda und Ralph zum Mittagessen in das kleine Restaurant zusammen. Es gibt Sashimi mit Reis und Krautsalat. Wir steuern ein wenig von unserem selbstgemachten Vollkornbrot bei und ich bereite aus gegrillten Thunfischresten eine leckere Thunfisch-Frischkäse-Creme. Dabei unterhalten wir uns ein wenig weiter über Tsunamis und stellen erschreckt fest, dass man der Bevölkerung hier zwar ein wahrscheinlich unheimlich teures Warnsystem zur Verfügung gestellt hat, dabei jedoch scheinbar vergessen zu haben scheint ihnen zu sagen was sie im Falle eines echten Alarmes eigentlich tun sollen. Also betreiben wir bei Gaston und Valentine erst einmal ein wenig Aufklärungsarbeit. Wir erzählen ihnen, dass sie möglichst schnell mit dem Boot ins tiefe Wasser fahren sollen, bitten sie sich nicht zu lange mit der Mitnahme von Dingen aufzuhalten und regen an, dass sie sich für den Notfall vielleicht einfach eine Kiste mit den nötigsten Sachen bereitstellen sollen. Während Axel nach dem Essen wieder zurück an Bord fährt, mache ich mich mal wieder zu einer Strandwanderung bereit. Ganze zwei Stunden laufe ich das Außenriff auf der Suche nach Muscheln ab. Es ist schon erstaunlich, dass man jeden Tag hier entlang laufen kann und doch immer wieder neue Muscheln findet. Währenddessen fährt Axel gegen 16 Uhr mit Gaston zum Außenriff hinaus und befestigt eine neue Boje zur Markierung eines Tauchplatzes. Dafür muss er ein paar Meter abtauchen und stellt fest, dass sich hier auf jeden Fall noch ein Tauchgang lohnt. Auf wenigen Metern sieht er massenhaft Korallen und tolle Fische. Unter anderem schwimmen ihm aus einer Anemone gleich zwei Clownfische entgegen. Also wird es wohl doch erst übermorgen etwas mit der Weiterfahrt. Gegen 17 Uhr sind wir schließlich beide wieder zurück an Bord. Das Abendessen fällt angesichts des guten Mittags aus und wir machen es uns nur mit ein paar Oliven im Cockpit gemütlich. Dabei fängt es plötzlich wie aus Kübeln an zu schütten, so dass wir früh unter Deck vertrieben werden. Dort machen wir es uns bis zum Schlafengehen nach mit einem Buch gemütlich und freuen uns, dass wir heute Nacht nicht auf See sein müssen.
Mittagessen bei Gaston und Valentine
Donnerstag, 2. Juli 2009: Anse Amyot 0 sm
Obwohl der Wind endlich nachgelassen hat, wird die Nacht recht unruhig. Es regnet in Strömen und hinter unseren Köpfen gurgeln hunderte Liter Wasser durch die Decksabflüsse. Gegen 2.30 Uhr bricht außerdem „Warrior“ zum Trip nach Tahiti auf und weckt uns durch die dabei entstehende Geräuschkulisse. Morgens um 7.30 Uhr erwartet uns dafür strahlender Sonnenschein, so dass wir es uns zum Frühstücken wieder im Cockpit gemütlich machen können. Allerdings hat auch der Wind wieder zugenommen, so dass an Tauchen gehen wohl heute doch nicht zu denken ist. Hinzu kommt, dass Axel zudem über Bauchschmerzen klagt. Schöner Mist! Gegen 10 Uhr fahren wir dann mal wieder an Land, Valentine hat sich scheinbar einen Virus eingefangen und klagt über Fieber. Trotzdem begrüßt sie uns gewohnt herzlich und findet es gar nicht gut, dass wir nun am nächsten Tag endgültig abreisen wollen. Wir erklären Gaston die Handhabung des Winkelschleifers und bekommen dafür Geld und Perlen überreicht. Irgendwie haben wir fast ein schlechtes Gewissen, dass wir den Beiden das Gerät nicht umsonst überlasse haben. Aber man soll ja auch nicht alles einfach verschenken. So kehren wir am Nachmittag einfach noch einmal mit einer Portion Lebensmittel zurück. Insbesondere über die beiden Filetsteaks freuen sich die Beiden riesig, denn Fleisch steht doch viel zu selten auf ihrer Speisekarte. Das Dumme in der Südsee ist jedoch, dass scheinbar kein Geschenk ohne Gegengeschenk angenommen wird. So bekommen wir im Gegenzug zwei dicke Stücke Thunfisch, ein paar herrlich glänzende Kauri-Muscheln und – man glaubt es kaum – noch ein paar Perlen überreicht. Wir verabschieden uns traurig von diesen beiden herzlichen Menschen und versprechen eines Tages unbedingt wieder zu kommen. Auch von Ralph und Glenda verabschieden wir uns, denn die beiden brechen in den nächsten Tag in Richtung Hawaii auf. Anschließend machen wir noch einen kleinen Rundgang auf dem Motu auf der anderen Seite der Bucht. Natürlich wird auch hier wieder meine Muschelsammlung ergänzt, auch wenn die Ausbeute diesmal nicht ganz so umwerfend ist. Zurück an Bord wird dann mal wieder alles fein aufgeräumt und seeklar gemacht. Da es Axels Bauch schlechter geht, verzieht er sich dabei mit Antibiotikum und Schmerzmittel in die Koje. Dummerweise handelt es sich um ein altbekanntes Problem, denn Axel leidet an Divertikulitis. Meistens lässt es sich innerhalb von ein paar Tagen mit Antibiotika gut behandeln, doch hochseetüchtig ist Axel damit eigentlich nicht. Nach dem Abendessen (Nudeln mit leichter Tomatensauce) fällt daher die Entscheidung noch einen Tag hier zu bleiben. So hat Axel Zeit wieder gesund zu werden und brauch sich nicht dem Stress einer Nachtfahrt auszusetzen. Gegen 19.30 Uhr liegen wir bereits in unseren Koje und lesen noch eine Weile, bis uns die Augen zufallen.
So eine Schildkröte sieht man als Katze auch nicht alle Tage
Freitag, 3. Juli 2009: Anse Amyot/Toau 0 sm
Axel geht es ein wenig besser und die Antibiotika scheinen anzuschlagen. Auf jeden Fall hat er über Nacht kein Fieber bekommen, was immer ein gutes Zeichen ist. Ich stehe um 7 Uhr auf und fange an ein paar Milchbrötchen zu backen. Meine Vollkorn-/Körnerbrötchen sind aufgrund Axels Bachschmerzen im Moment nämlich nicht so angesagt. Gegen 9.30 Uhr ist alles fertig und Axel kann aufstehen. Frühstück gibt es dann wie üblich wenig später im Cockpit. Heute haben wir dabei seit langem mal wieder nur leichten Wind und Sonnenschein. Eigentlich ein schöner Tag zum Segeln, aber wir wollen es lieber nicht herausfordern. Während Axel nach dem Frühstück wieder in der Koje verschwindet, packe ich draußen im Cockpit meine Dremelsachen aus. Ich schleife mir mal wieder eine Kokosnussschale schön glatt und habe somit eine zweite hübsche Schale. Außerdem wird eine Kauri-Muschel mit einem Loch versehen, damit ich sie demnächst zu einem Anhänger verarbeiten kann. So vergeht der ganze Vormittag mal wieder rasend schnell. Mittags gibt es für Axel ein paar Pfirsiche aus der Dose und für mich Schnittbohneneintopf. Bei 30°C Außentemperatur eine ganz schön schweißtreibende Sache, aber einfach immer wieder lecker. Den Nachmittag verbringen wir mit Lesen, nur unterbrochen durch die Ankunft von „Nataraja“ mit Emmy und Eric an Bord. Die Beiden waren die ganze letzte Woche im Atoll eingeschlossen und haben sich erst heute durch den Otugi Pass heraus gewagt. Sie erzählen uns von den Problemen, die andere Yachten bei der Passage in die Lagune hatten. Unter anderem sollen einer 80-Fuß Yacht von den steilen Wellen beide Cockpits voll Wasser geschlagen sein. Da scheinen wir ja wirklich noch einmal Glück gehabt zu haben, denn außer ein paar aufgeregten Minuten ist uns ja nicht viel passiert. Abends serviere ich Axel seine Leibspeise Ravioli aus der Dose, während ich die Reste vom Mittagessen wegputze. Bereits um 19 Uhr liegen wir dann mal wieder in den Kojen und lesen noch eine Weile. Zum Glück geht es Axel weiterhin besser und so schaffen wir es hoffentlich morgen in Richtung Tahiti aufzubrechen.