Blauwassertour 2009 – Teil 32

Berichte über den zweiunddreißigster Teil unserer Reise von Bora Bora nach Tonga vom 1. bis 31. Oktober 2009.

Donnerstag, 1. Oktober 2009: Bora Bora Y.C/Bora Bora – auf See 87,6 sm

Was für ein wunderschöner Morgen! Blauer Himmel, strahlender Sonnenschein und nur eine leichte Brise. Der perfekte Tag um in See zu stechen. Bevor es los geht, gibt es aber natürlich erst einmal Frühstück. Während wir noch bei Toast und Kaffee im Cockpit sitzen, kommt Brad kurz bei uns vorbei und bringt uns Visitenkarte. Da „Kattywompas“ im Moment Motorenprobleme hat, müssen sich Brad und Linda mit der Weiterfahrt noch ein wenig gedulden. Aber da sie auch nach Neuseeland wollen, werden wir die Beiden vielleicht ja doch bald wiedersehen. Auch Wolfram von „Atair“ kommt kurz vorbei und bekommt von uns zwei Schlauchschellen. Sein Kühlwassereinlassschlauch ist undicht geworden und musste ausgetauscht werden. Den passenden Schlauch hatte er zwar, allerdings keine dazugehörigen Schlauchschellen. Um 10.40 Uhr ist es dann endlich so weit. Wir lösen unsere Leinen von der Mooringboje und motoren aus der Lagune von Bora Bora hinaus. Im Pass setzen wir die Segel und freuen uns über das herrliche Segelwetter. Wir haben kaum Welle, viel Sonne und auch noch ausreichend Wind. Wenn das so weiterginge… Nach etwa 20 sm überholen wir unsere Freunde Nicole und John von „Taraipo“ und unterhalten uns kurz über Funk mit John. Noch ein weiterer Segler ist am Horizont zu sehen und wir verringern langsam aber sicher den Abstand zu ihm. Wenig später funkt er uns an und erkundigt sich, wer ihm denn da auf den Fersen ist. Es handelt sich um „Viva Lass“ mit Terry und Antoine an Bord, die wir beide gestern kurz an der Bar getroffen haben. Wir unterhalten uns ein wenig und stellen fest, dass wir mit Palmerston das gleiche Ziel haben. Im Laufe des Tages wird das Wetter leider immer ruppiger. Die Wellenhöhe steigt und natürlich nimmt auch entsprechend der Wind zu. So verkleinern wir nach und nach die Segelfläche, können aber unser gutes Tempo weiter halten. Den Tag verbringen wir im Cockpit liegend mit Lesen. Abends bereite ich uns ein paar Nudeln mit einem frischen Tomaten-Thunfisch-Sugo. Sehr lecker! Bereits um 20 Uhr lege ich mich dann in die Koje und versuche mal wieder einzuschlafen. Axel erwischt es derweil kalt im Cockpit. Natürlich gibt es mal wieder einen schönen Squall mit viel Wind und viel Regen. Bäh!

Bei so herrlichem Wetter freut sich der Skipper

Freitag, 2. Oktober 2009: Auf See 154,6 sm

Wie üblich am ersten Tag auf See schaffe ich es mal wieder nicht einzuschlafen. So bin ich um Mitternacht ziemlich müde. Inzwischen segeln wir nur noch unter gerefftem Groß. Dadurch sind wir zwar manchmal nur mit 4,5 kn unterwegs, doch hinter uns baut sich ein Squall nach dem anderen auf und bringt entsprechend Wind. Dann ist Hello World plötzlich wieder schnell mit 8 kn unterwegs. Um 3 Uhr löst mich Axel schließlich wieder ab und ich sinke erschöpft in die Salonkoje. Während ich relativ trocken davon gekommen bin, wird er mal wieder völlig eingeregnet. Ich versuche erneut einzuschlafen, habe aber auch diesmal keinen Erfolg. Die Schiffsbewegungen sind zu heftig und ich werde in der Koje hin und her gerollt. Wenn es doch nur ein Rezept zum schnellen Einschlafen auf See gäbe! Meine nächste Wache darf ich dann wieder bei schönem Sonnenschein antreten. Das gute Wetter hält allerdings nicht allzu lang, denn es bewölkt sich zunehmen. Über den Tag setzt sich dann so richtig ekeliges Wetter mit viel zu viel Wind und viel zu viel Regen durch. Hello World läuft derweil ungestört unter zweifach gerefftem Groß mit 6-8 kn. Dummerweise haben wir diesmal bei der Abfahrt vergessen den Stöpsel aus unserer Gummisau zu ziehen und müssen dies nun nachholen. Fein mit Rettungsweste und Rettungsleine gesichert, schafft Axel das Kunststück am Achterschiff. Nun kann das viele Regenwasser ungehindert ablaufen und wir brauchen uns keine Sorgen mehr darum zu machen, ob unsere Davits bei so viel zusätzlichem Gewicht irgendwann schlapp machen. Nachmittags haben wir mal wieder ein nettes Funkgespräch mit Terry von „Viva Lass“. Da wir seine Position genau wissen und davon ausgehen, dass sich andere Yachten in der Nähe ansonsten ebenfalls gemeldet hätten, verkriechen uns einigermaßen beruhigt unter Deck. Nur ab und zu schaut mal einer nach draußen und guckt, was dort so vor sich geht. Abends gibt es ein wenig Nudelsalat. Haben wir auf Bora Bora doch tatsächlich eine Art Fleischwurst gefunden! Es isst lange her, dass uns so etwas unter die Finger geraten ist. Bei genauerer Betrachtung war es wohl irgendwo auf den Kanarischen Inseln. Wer hätte schon gedacht, dass so etwas einfaches wie Fleischwurst so schwierig zu finden sein könnte. Ich bin wieder mal völlig übermüdet, schaffe es jedoch einfach nicht einzuschlafen. Während ich mich in der Salonkoje hin und her wälze, verbringt Axel seine Wache heute angesichts des prasselnden Regens mal vollständig unter Deck. Alle Viertelstunde ein Blick nach draußen, muss für dieses Seegebiet einfach genügen.

Samstag, 3. Oktober 2009: Auf See 153,8 sm

Auch ich darf meine Wache auf dem Salonsofa verbringen und lese mich durch Michael Connelly’s „Echo Park“. Wie immer ist die Geschichte um Detective Harry Bosch mega spannend. Um 3 Uhr wechseln Axel und ich dann die Seiten und gegen 4 Uhr gelingt es mir endlich einzunicken. Zwar schlafe ich nicht lange, doch es genügt erst einmal für ein wenig Erholung. Welche eine Erleichterung! Man kann sich glaube ich schwer vorstellen, wie anstrengend es an Bord ist, wenn man nicht den dringend benötigten Schlaf bekommt. Auch der neue Morgen zeigt sich weiterhin windig und regnerisch. Da haben wir wohl diesmal richtig Glück mit dem Wetter. Dabei sahen die Wetterberichte gar nicht so schlecht aus. Immerhin sind wir nicht die einzigen Blöden, die darauf herein gefallen sind, denn „Viva Lass“ treibt sich immer noch in unserer Funkreichweite herum. Dummerweise entdecken wir am Vormittag, dass unsere Ruderlagerwasserauffanganlage bei dem Geschaukle anscheinend nicht richtig arbeitet. Es kommt immer Wasser über den Rand geschwappt. Dummerweise sammelt sich dieses an unzugänglichen Stellen und dringt schließlich aus irgendwelchen Ritzen wieder aus. Da ist dann plötzlich im Achterschiff Feudeln angesagt. Man hat ja auch sonst nicht viel zu tun, obwohl wir auf solche Arbeit definitiv verzichten könnten. Aber in Neuseeland wird das Ruderlager dann wohl auch endlich neu abgedichtet. Wir haben alle benötigten Teile an Bord und einen Lift in Auckland haben wir auch schon ausfindig gemacht. Ansonsten verbringen wir den Tag mit fröhlichem Ein- und Ausreffen. Vor jedem Squall rollen wir die Segel ein, nach jedem Squall wieder ein Stückchen aus. So kommen wir über Tag eigentlich recht gut voran. Ein paar Mal funken wir außerdem noch mit Terry von „Viva Lass“ und beschweren uns gegenseitig über das Mistwetter. Abends gibt es nur heute leider nur ein paar Scheiben Toast mit Aufschnitt. Zum Kochen schwankt es zu sehr und so richtig Appetit kommt bei dem Wetter auch nicht auf. Abends gegen 19 Uhr fängt es dann zu allem Übel auch noch an zu gewittern. Blitz und Donner zucken und grollen um uns herum und wir verkriechen uns – so überhaupt möglich – noch tiefer unter Deck. Ein Gewitter auf See ist so ziemlich das ekeligste, was man überhaupt haben kann. Zwar sind Blitzschläge an Bord relativ selten, doch wenn dann können sie ungemein großen Schaden anrichten. So sitzen wir unter Deck und hoffen, dass wir von diesem Übel verschont bleiben und sich das Wetter nach dem Gewitter wieder besser. Der Wind geht auch tatsächlich nach dem Gewitter weg, allerdings dann auch gänzlich. So müssen wir doch tatsächlich auch noch den Motor anschmeißen. Zum Glück nur für zwei Stunden, dann ist der Wind wieder da. Und zwar mächtig! Es bläst erst mit 6, dann zunehmend mit 7 Beaufort. Wir treten um 21 Uhr unseren üblichen Wachrhythmus an, doch natürlich schaffe ich es auch bei diesem Wetter kein Auge zu zu kriegen. Bereits um 23.30 Uhr löse ich daher Axel ab und er darf sich in die Salonkoje legen.

Sonntag, 4. Oktober 2009: Auf See 145,0 sm

Da wir bereits mit nur einem etwa Handtuch großen Stück Genua unterwegs sind, brauche ich Axel eigentlich wenig später nicht zum Reffen wieder aufzuscheuchen. Das tut auch gar nicht Not, denn er ist schon von ganz alleine wach und sehr munter. Der Wind pfeift uns inzwischen nun so richtig um die Ohren. Unser Windmesser zeigt permanent 8 Beaufort an, also 34 bis 40 Knoten Wind. Dann geht es noch weiter hinauf auf 9 Windstärken, sprich 41 bis 47 kn Wind, und wir fragen uns langsam, ob das alles noch so richtig sein kann. In keinem Wetterbericht war auch nur annähernd von solchem Wind die Rede. Wir wagen uns kaum noch einen Blick nach draußen zu werfen, denn hinter uns türmen sich wahre Wellenberge auf. Der Regen fliegt waagerecht durch die Gegend und zu sehen ist schon lange nichts mehr. Das Radarbild zeigt nur einen riesigen Squall an, andere Fahrzeuge sind bei solchen Bedingungen nicht mehr auszumachen. Bleibt zu hoffen, dass wir hier in der Gegend einfach die einzigen Blöden unterwegs sind. Von „Viva Lass“ wissen wir jedenfalls, dass er sich in sicherem Abstand ca. 20 sm hinter uns befindet. Auch er ist im Funkgespräch nicht wirklich glücklicher über das Wetter und läuft mit seinem Schiff vor Topp und Takel ab. Bei uns wechseln unter Deck die Emotionen hin und her. Erst macht sich Angst breit, denn Windstärke 9 ist etwas, was wir eigentlich nie auf offener See erleben wollten. Wobei Angst vielleicht nicht wirklich der richtige Ausdruck ist. Vielmehr sind es, sagen wir mal, arge Bedenken. Hält das Segel, fliegen uns Bimini oder Sprayhood um die Ohren, was passiert, wenn das Dinghy voll Wasser schlägt? Fragen über Fragen die sich breit machen und halt arge Bedenken verursachen. Nachdem man erkannt hat, dass sich diese Fragen einfach nicht beantworten lassen, bis sie denn tatsächlich geschehen, macht sich als nächstes Ärger breit. Man fragt sich, warum eigentlich wir immer so einen Scheiß abbekommen müssen (ich weiß, an solchen Stellen soll ich eigentlich positiv denken). Nachdem Angst und Ärger verdaut sind, folgt dann die Resignation. Was will man auch machen. Das Wetter ist wie es ist und man kann ja nicht einfach links ran fahren und aussteigen. Ganz am Ende folgt dann aber auch tatsächlich noch die Hoffnung. Man gewöhnt sich erstaunlich schnell an die extreme Situation und gewinnt Vertrauen in sich und das Schiff. Und tatsächlich, die Hoffnung trügt nicht. Irgendwann geht auch das schlimmste Übel vorüber und der Wind nimmt langsam aber sicher wieder ab. Axel und ich verzichten auf den üblichen Wachrhythmus und wechseln uns heute etwa alle anderthalb Stunde ab. Ein Blick auf das Windmessgerät zeigt, dass wir in der Nacht eine maximale Windgeschwindigkeit von 51,9 kn hatten. Dummerweise handelt es sich dabei in unserem Fall auch noch um die Anzeige des scheinbaren Windes. Der wahre Wind dürfte bei unserem Vorwindkurs wohl gar bei knapp 60 kn gelegen haben. Das sind immerhin Windstärke 10 oder gar 11 und damit so ziemlich das Heftigste, was wir jemals bisher auf See erlebt haben. Hoffentlich bleibt es auch bei diesem einen Mal! Als gegen 6.30 Uhr die Sonne heraus kommt, freuen wir uns schon auf einen etwas ruhigeren Tag. Doch zu früh gefreut. Der Wind ist zwar deutlich weniger und pendelt zwischen 6 und 7 Beaufort, doch die Wellen sind noch ziemlich hoch und aufgewühlt. So schlägt uns erst eine Welle über dem Achterdeck zusammen und wenig später spült eine zweite Welle über das gesamte Vordeck. Während wir von der ersten Welle nicht viel merken, bekommen wir die Zweite selbst unter Deck recht deutlich zu spüren. Irgendwie schafft sie es nämlich durch unseren geschlossenen Niedergang zu quetschen und spült eimerweise Wasser in den Salon. Da das Wasser direkt in unsere Navigationsecke platscht sind wir erst einmal hektisch mit Auffeudeln beschäftigt. Auf einen Kurzschluss in der Elektronik haben wir nun wirklich im Moment gar keine Lust. Nach einer halben Stunde ist alles wieder einigermaßen trocken und wir sind ziemlich erschöpft. Nur gut, dass wir bei dem gestrigen Gewitter unsere Laptops in den Backofen gestellt haben. Die wären sonst nämlich direkt von dem Wasserschwall getroffen worden und damit wahrscheinlich hinüber. In der Zwischenzeit hat sich draußen herrlichstes Wetter eingestellt und verwöhnt uns mit schönen Sonnenstrahlen. Als wir es schließlich wieder wagen nach draußen zu spähen, stellen wir fest, dass bei der ersten Welle so einiges auf unserem Achterdeck durcheinander geraten ist. Ein Wasserkanister hat sich mitsamt Tragegurt aus der Befestigung gerissen. Die Abdeckung unseres Ersatzaußenborders hängt nur noch an einem Faden. Ein Benzinkanister hat sich ebenfalls aus der Befestigung befreit und liegt nun an Deck. Außerdem hat sich unser Rettungskragen gelöst und schwimmt nun munter 100 m hinter uns her. So legt Axel sich wieder einmal Rettungsweste und -gurt an und geht hinten aufräumen. Die meisten Sachen sind zum Glück kein großes Problem und lassen sich bei Gelegenheit schnell wieder reparieren. Nach einem bescheidenen Frühstück bestehend aus Knäckebrot mit Margarine versuchen wir beide ein wenig vom verpassten Schlaf nachzuholen. Abwechseln dösen oder schlafen wir und behalten trotzdem das Wetter wachsam im Auge. Irgendwann hat es so weit abgeflaut, dass wir uns wieder wagen etwas mehr Segelfläche zu setzen. Der Himmel macht aber auch wirklich nicht den Anschein, als ob noch irgendwo weitere Squalls unterwegs wären. Gegen Nachmittag nimmt der Wind sogar so weit ab, dass wir wieder mal ein Stück motoren müssen. Nach anderthalb Stunden ist der Wind aber auch heute wieder zurück und wir segeln herrlich in Richtung Palmerston. Zwar bewölkt sich der Himmel auch heute wieder zunehmend, doch von weiterem Starkwind bleiben wir zum Glück verschont. Für die Nacht nehmen wir jedoch wie üblich die Segelfläche wieder stark zurück, doch notwendig ist es eigentlich nicht. So bummeln wir mit 4,5 kn durch die Nacht und können wieder den gewohnten Wachen folgen.

Maximale Windgeschwindigkeit 51,9 kn = Windstärke 10!

Montag, 5. Oktober 2009: Auf See – Palmerston/Cook Inseln – auf See 147,5 sm

Die Nacht bleibt ruhig und wir bekommen einigermaßen unser Schlafdefizit wieder in den Griff. Nach der chaotischen Nacht vom Vortag schaffe selbst ich es einigermaßen problemlos einzuschlafen. Auch heute erwartet uns wieder schönes Wetter am Morgen und der Wind bläst moderat mit 5-6 Windstärken aus Ost. Wir setzen statt der Genua das Groß und kommen wieder gewohnt schnell voran. Vielleicht schaffen wir es ja heute noch nach Palmerston?! Da keine Riffpassagen zu machen sind, könnten wir wohl auch eine Ankunft nach Dunkelheit riskieren. Zum Frühstück gibt es heute mal stärkendes Spiegelei auf Toast. Das tut gut nach dem eher kargen Essen der letzten Tage. Aber selbst so ein Spiegelei ist bei den immer noch ziemlich starkem Seegang schon eine Herausforderung. Nicht unbedingt, wegen dem Braten, sondern vielmehr weil man unheimlich aufpassen muss, dass es einem nicht heimlich vom Teller schlüpft. Nach dem Frühstück wird auch wieder die Genua gesetzt und Hello World rauscht herrlich über den Pazifik. Warum kann Segeln eigentlich nicht immer so sein? Wir verbringen den Tag mit Lesen, Dösen und Aufräumen des in den letzten Tagen entstandenen Chaos unter Deck. Irgendwie sind überall Sachen herum geflogen und haben sich selbstständig gemacht. Insbesondere unser Achterschiff sieht aus als ob jemand eine Bombe hinein geworfen hätte. Alles, was nicht ganz niet und nagelfest war, ist in den letzten Tagen einfach auf unserem Bett gelandet. Da muss dringend klar Schiff gemacht werden, denn immerhin besteht Hoffnung, dass wir heute Nacht wieder ganz normal in unseren Kojen schlafen können. Um 18 Uhr können wir dann bereits etwa 8 sm vor Palmerston das erste Mal Land sichten. North Island und Bird Island zeichnen sich gut am Horizont ab und befinden sich erfreulicherweise exakt dort, wo unsere Seekarte sie auch anzeigt. Schließlich versuchen wir Palmerston Island über Funk zu erreichen. Da wir im Dunklen ankommen werden, wollen wir versuchen, ob uns einer der Inselbewohner beim Auffinden der Mooringbojen helfen kann. Zunächst meldet sich jedoch die Segelyacht „Marionette“, die gerade von Palmerston abgelegt hat. Sie vermelden, dass wir die einzige Yacht zur Zeit wären und dass wir später unbedingt noch einmal per Funk versuchen sollten die Inselbewohner zu erreichen. Auf Höhe North Island nehmen wir die Genua weg und schwenken auf Palmerston Island zu. Schließlich gelingt es uns Alpha Sierra, sprich Simon, über Funk zu erreichen und er verspricht uns mit dem Boot helfen zu kommen. Inzwischen ist es tiefdunkle Nacht und wir würden alleine wohl niemals die Mooringbojen finden können. Der volle Mond macht sich rar und scheint heute erst recht spät aufgehen zu wollen. Schließlich erreichen wir das Mooringfeld und bergen auch das Groß. Wenige Minuten später wird dann wie versprochen von einem kleinen Fischerbötchen eine Mooring für uns angestrahlt. Dumm nur, dass gerade jetzt mal wieder der Wind auf 26 kn aufdreht. Der erste Versuch die Mooringleine zu fangen misslingt und wir müssen einen neuen Anlauf starten. Beim zweiten Mal klappt es gerade so, doch irgendwie haben wir unsere Reling mit in die Leine gezogen. Sie zieht sich bedrohlich zusammen und droht zur Seite weg zu brechen. Während Axel mit Hilfe von Motor und Bugstrahler versucht den Druck aus der Leine zu nehmen, enttüdele ich den ganzen Kram und wir liegen schließlich korrekt an der Boje. Der Reling scheint nichts passiert zu sein und wir haben wohl noch einmal Glück gehabt. Simon und sein Bruder Edward heißen uns von ihrem Boot aus in Palmerston willkommen und erläutern uns das weitere Prozedere. Am nächsten Morgen würde man Zoll und Immigration vorbei bringen, danach würde man uns für einen Landausflug abholen. Zum Mittagessen seine wir herzlich eingeladen und man freue sich uns ihr schönes Atoll zeigen zu können. Ach wie gut klingt das nach einer langen Seepassage! Wir bringen zusätzlich zur Mooringleine noch unseren Anker mit 20 m Kette aus, damit er uns im Falle des Falles davon abhält, auf das nahe Riff zu treiben. Nachdem alles aufgeklart ist, gibt es dann erst einmal ein wohlverdientes Ankunftsbier. Anschließend nehmen wir im Salon ein spärliches Abendessen aus Knäckebrot und Käse ein. Zum Kochen fehlt uns auch heute mal wieder die Lust. Unterbrochen wird der Spaß durch ein lautes Knacken und anschließendes Klappern der Ankerkette. Schon auf dem Sprung um nachzuschauen, fängt dann auch der Ankeralarm zu piepsen an. Ein Blick draußen zeigt, dass wir uns scheinbar von unserer Mooring los gerissen haben. Der Anker hat mit seinen 20 m Kette auf 10 m Tiefe nicht gegriffen und ist wohl nutzlos über die Korallen geschlurt. Zum Glück treiben wir in tiefes Wasser und können uns relativ in Ruhe von dem noch vorhandenen Stück Mooringleine mitsamt drei Bojen trennen. Dann wird der Anker auf geholt und wir überlegen, was wir nun machen können. Wir funken kurz mit Simon, der meint wir sollten uns einfach eine andere Mooringboje nehmen oder daneben vor Anker gehen. Obwohl der Mond inzwischen aufgegangen ist, sind die Bojen jedoch für uns nicht auszumachen. Das Wasser ist zu aufgewühlt, als dass man die kleinen Bälle ohne Probleme ausmachen könnte. Zu groß ist außerdem die Gefahr, dass wir aus Versehen in eine der Mooringleinen herein fahren und uns dort drin verheddern. Auch die Idee mit dem Ankern scheint uns nicht allzu sinnvoll zu sein. Einen sandigen Spot ausfindig zu machen ist unmöglich und den Anker in unmittelbarer Nähe zu den Bojen in die Korallen zu versenken, widerstrebt uns doch arg. Nach einer kurzen Diskussion lautet daher die Entscheidung wieder Segel zu setzen und nach Niue weiter zu fahren. Schade, denn wir hätten wirklich gerne diesem einmaligen Atoll einen Besuch abgestattet. So setzen wir das Groß und setzen Kurs ab auf Niue. Der Wind ist angenehm und schließlich sorgt auch der Mond wieder für einigermaßen gute Beleuchtung. Aus unserem normalen Wachrhythmus sind wir nun schon wieder raus und auch das eingenommene Bier sorgt nicht gerade für zusätzliche Munterkeit. So übernehme ich heute ausnahmsweise mal die erste Wache ab 23 Uhr und Axel darf sich als Erster hinlegen.

Dienstag, 6. Oktober 2009: Auf See 159,0 sm

Um Mitternacht fallen auch mir die Augen zu und ich wecke Axel, damit er übernimmt. Zwei Stunden darf ich ruhen, dann bin ich wieder dran im Cockpit zu sitzen. Nach langer Zeit ist das nämlich endlich mal wieder möglich. Der Wind weht mit angenehmen 5 Windstärken und der Mond beleuchtet die See. Um 4 Uhr früh übernimmt Axel wieder und ich darf bis zum Sonnenaufgang durch schlafen. Wir kommen mit angenehmen 6 kn voran und fahren zunächst einmal etwas südlicher als unser Sollkurs es verlangt. So bleibt die Möglichkeit offen auf dem Weg nach Niue noch einen kurzen Stopp am Beveridge Reef einzulegen. Ein Blick aufs Wetter rät ebenfalls zu einem etwas südlicheren Kurs, denn vor uns liegt ein regenträchtiges Tiefdruckgebiet mit einer ordentlichen Flautenzone. Um 8 Uhr gibt es nach langer Zeit mal wieder Frühstück im Cockpit. Dann widmen wir uns wie üblich mal wieder dem trägen Nichtstun. Wir Lesen (Axel Elizabeth Lowell „Die in plain sight“ und ich Lawrence Block „Hope to die“), schreiben Emails, lesen Navigationsanweisungen für das Beveridge Reef und Niue und genießen es von Hello World gemütlich über das Wasser geschoben zu werden. Am Nachmittag lässt dann der Wind leider immer mehr nach. Während wir es erst noch einige Zeit ertragen mit schlagenden Segeln durch die Gegend zu dümpeln, haben wir gegen 15 Uhr dann doch die Nase voll. So wird mal wieder der Motor angeschmissen und wir fahren wieder ordentlich auf unser Ziel Niue zu. Den Stopp beim Beveridge Reef geben wir nach einem Blick auf die neusten Wetterdaten dann auch auf. Ab morgen soll es südliche Winde geben, das heißt, wir müssten dorthin aufkreuzen. Außerdem ist Regen angesagt und bei trüben Wetter sollte man auch nicht unbedingt ein unbekanntes und vor allem nicht kartographiertes Atoll anlaufen. Abends gibt es heute dafür endlich mal wieder was Warmes zu essen. Ich koche Nudeln mit Tomaten-Oliven-Sauce und serviere das Ganze im Cockpit. Die Nacht starten wir dann mal wieder mit unserem regulären Wachrhythmus – Axel ins Cockpit und ich in die Koje.

Mittwoch, 7. Oktober 2009: Auf See 162,0 sm

Wir haben weiterhin keinen Wind und in der Nacht bleibt verläuft alles ruhig und entspannt. Morgens um 6 Uhr fängt es allerdings wie vorhergesagt an zu regnen. Der Tag zeigt sich grau in grau und wir sitzen zum Frühstück doch tatsächlich schon wieder unter Deck. Südsee, pfth! Anschließend stellen wir den Motor kurz ab, damit Axel den Ölstand checken kann. Alles ist in Ordnung und gegen 8 Uhr kommt dann erfreulicherweise auch endlich wieder Wind auf. Wenn auch aus Süd und damit nicht wirklich optimal. Wir können den Kurs auf Niue aber trotzdem halten und setzen mal wieder Segel. Erst kommen wir damit auch gut voran, doch gegen Mittag wird der Wind immer schlapper. Die See ist ungewohnt platt und unter Deck ist es ungewohnt ruhig. Nirgends klappern Dosen, Teller oder Gläser durch die Gegend und man braucht sich beim Laufen nicht mehr festzuhalten. Da wir nur noch mit 3 kn unterwegs sind, bergen wir schließlich mal wieder die Segel und motoren ein Stück. Als der Wind gegen 13.30 Uhr endlich wieder kommt, bringt er einen ordentlichen Regenschauer mit und kommt auch noch aus Südwest. Keine gute Richtung, wenn man nach Westsüdwest segeln will. Wir setzen trotzdem die Segel und freuen uns, dass der Wind wenig später wieder auf südöstlichere Richtung dreht. Hello World scheint mal wieder Landluft gewittert zu haben, denn sie saust mit 8 kn in Richtung Niue. Wahrscheinlich hat sie auch die Nase voll und will endlich mal wieder ruhig an einer Boje hängen. Wir verbringen den Nachmittag entspannt mit Lesen, Kaffee trinken und dösen. Wenn alles gut geht, ist es nur noch eine Nacht und dann dürften wir endlich wieder Land in Sicht haben. Abends gibt es wieder warme Küche, diesmal in Form von Potatoe Wedges. Für Axel mit ein paar Rollmöpsen (die sind tatsächlich weltweit leichter zu bekommen als Fleischwurst!) und für mich mit Sour Creme. Anschließend darf Axel sich schon mal für ein Stündchen hin legen, während ich im Cockpit Ausschau halte. Bevor es dann zum üblichen Wachrhythmus über geht, reffen wir noch einmal die Segel. Zwar haben wir nur 5-6 Windstärken, doch irgendwie laufen die Wellen kreuz und quer und schütteln Hello World ganz schön durch die Gegend. Außerdem wollen wir Niue ja nun auch nicht gerade im Dunklen anlaufen, so dass es auch nicht schadet die Geschwindigkeit ein wenig zu reduzieren.

Graue Südsee

Donnerstag, 8. Oktober 2009: Auf See – Alofi/Niue 62,8 sm

Trotz zweifach gerefftem Groß und zweifach gereffter Genua schüttelt es immer noch ganz schön an Bord. Ich bin scheinbar zu ausgeruht und schaffe es mal wieder nicht einzuschlafen. Bevor sich Axel nach dem Wachwechsel zur Ruhe legen darf, reffen wir das Groß einfach noch ein Stückchen weg. Vielleicht wird es ja nun endlich etwas ruhiger. Viel langsamer werden wir vom Reffen nicht und sind immer noch mit 7 kn in Richtung Niue unterwegs. Draußen ist es durch den Wind richtig kalt geworden. Mit zwei Decken und einem Fleece-Poncho ist es gerade so mal auszuhalten. Nach zwei Stunden bin ich völlig müde und dazu auch noch durch gefroren. So wecke ich Axel etwas früher und er übernimmt freundlicherweise schon mal seine nächste Wache. Auch ihm wird es nach zwei Stunden zu kalt und so halten wir heute mal einen etwas verkürzten Wachrhythmus. Gegen 5.30 Uhr zeichnen sich die ersten Lichtstreifen am Horizont ab und um 6 Uhr können wir dann erstmals „The Rock“ sichten. So wird Niue nämlich von den Einheimischen genannt. Ein passender Name, denn die Insel gleicht eine riesigen Felsblock, der sich aus dem Nichts kommend aus dem Meer erhebt. Niue ist einer der kleinsten Staaten der Welt und hat strikte Einreiseanweisungen. So kontaktieren wir denn etwa 10 sm vor der Hauptstadt Alofi Niue Radio und klären die Einklarierungsformalitäten ab. Wir sollen erst einmal an einer Mooringboje fest machen und uns dann noch einmal melden, sobald wir das Dinghy im Wasser haben. Als Nächstes rufen wir den Niue Yacht Club per Funk an. Dort weist uns Ernie Boje Nr. N-1 zu, direkt nördlich vor dem kleinen Anleger. Vorher nehmen wir allerdings erst einmal die Segel weg und fahren das letzte Stückchen unter Motor. Nebenbei funken wir noch ein wenig mit Sonja und Alois, die sich mit ihrer „Felix“ auch derzeit in Niue befinden. Um kurz nach halb Zehn machen wir dann nach insgesamt 1.069,3 sm fest an der besagten Mooringboje des Niue Yacht Clubs. Bevor wir uns auf die Behördengänge stürzen, wird jedoch erst einmal schön gefrühstückt. Fast schon traditionell gibt es Omelette mit Paprika, Tomate und Zwiebeln. Gut gesättigt funken wir noch einmal Niue Radio an und werden gebeten bis 11 Uhr beim Zoll zu sein. So machen wir schnell das Dinghy startklar und setzen zum Anleger über. Dort erwartet uns schon Ernie, der uns in die ungewöhnliche Anlandung auf Niue einweist. Ich werde zuerst an einer Leiter abgesetzt, während Axel noch ein Stück weiter fährt. Dort hängt der Haken eines Krans ins Wasser und wir befestigen unser Dinghy an drei Punkten daran. Über eine hochmoderne, elektrische Schaltung lässt sich das Dinghy nun aus dem Wasser hieven und auf einem Bootstrailer parken. Vorher ist Axel natürlich ausgestiegen und hat dabei leider ein wenig nasse Füße bekommen. An sich erscheint uns der Vorgang somit ganz einfach zu sein, doch wir haben von anderen Booten schon wahre Horrorstories gehört. Bei entsprechendem Schwell soll sich der Vorgang nämlich deutlich schwieriger und feuchter gestalten. Mit dem Trailer verholen wir Bubbles ein paar Meter weiter und laden das Dinghy schließlich auf einen Parkplatz ab. Ernie erklärt uns noch, wie wir zum Zoll kommen und schon braust er wieder ab. Wir brauchen zum Glück nicht weit zu laufen und so erreichen wir noch gerade rechtzeitig das Zollgebäude. Dort füllen wir fleißig Formulare aus und werden schließlich gebeten als nächstes zur Immigration zu gehen. Die ist etwa 100 m weiter entfernt im Polizeigebäude zu finden und wir werden dort freundlich von der zuständigen Dame begrüßt. Während wir weitere Formulare ausfüllen, gibt sie uns schon mal ein paar Tipps für die Insel. Fish und Chips gäbe es sehr gut bei Falala Fa und am Abend könnte man irgendwo bei der Schule traditionell aus dem Umu, sprich dem Erdofen, speisen. Nebenbei fällt unser Blick dann auch noch durch Zufall auf einen Zettel an der Wand. „Missing“ steht drauf und drei junge Personen sind abgebildet. Darunter steht der Name der Yacht, nämlich „Marionette“. Moment, aber mit denen haben wir doch vor zwei Tagen noch gesprochen! Wie sich heraus stellt, haben die besorgten Eltern die Meldung aufgegeben, weil sie ihre Kinder in dem Tsunamigebiet von Samoa vermuteten. Zum Glück kann da jetzt wohl erst einmal Entwarnung gegeben werden. Nachdem wir offiziell eingecheckt sind, geht es die Straße ein kurzes Stück zurück und erst einmal zur Bank. Da es auf Niue keine Geldautomaten gibt, tauschen wir einfach ein paar unserer noch vorhandenen US-Dollar um. Danach geht es zum Touristoffice, wo wir uns nach Inseltouren, Tauchgängen und Leihwagen erkundigen. Dann geht es zum Yacht Club, wo wir schließlich auf Commodore Keith treffen. Mit ihm haben wir schon fleißig Emails ausgetauscht und werden entsprechend freundlich begrüßt. Der Niue Yacht Club ist einer der kleinsten Yacht Clubs der Welt und nicht eines der ständigen Mitglieder besitzt überhaupt ein Boot! Umso freundlicher ist man zu den Gästen aus aller Welt, die hier jedes Jahr mit ihrer Yacht Station machen. Natürlich erwerben wir erst einmal das obligatorische Niue Yacht Club T-Shirt und auch eine Gastlandflagge können wir hier erwerben (die ist nämlich im Gegensatz zu Fleischwurst und Rollmops quasi nirgendwo auf der Welt zu erhalten). Dann lädt uns Keith in sein Auto und gibt uns eine kleine Tour durch Alofi und die Umgebung. Wir erfahren wo der größte Supermarkt ist, wo früher das Hospital stand und bis wohin die Wellen im Superzyklon Heta im Jahre 2004 hinauf geschossen sind. Bei dem Zyklon wurden damals große Teile Alofis und Niues verheerend vernichtet. Viele Gebäude auf den Klippen wurden einfach hinweg gerissen und auch ein Großteil der Korallenlandschaft wurde damals zerstört. Noch lange ist nicht alles wieder neu aufgebaut oder sind gar die alten Trümmer weg geräumt worden. Vorbei geht es am Internationalen (!) Flughafen der gerade einen überdachten Anfahrtsbereich von China gesponsort bekommt, dem Fertighaus von Keith, Schulkindern, die heute statt Mathe mal Menschenpyramide bauen im Unterricht haben und der ehemaligen Fischfabrik. Überall hat Keith eine kleine Anekdote zu erzählen. So zum Beispiel von dem Carport in dem während Zyklon Heta ein Motorboot geparkt war. Obwohl 25 m über dem normalen Wasserlevel gelegen, schafften es die Wellen es im Zyklon das Boot vorwärts aus dem Carport hinaus zu schieben, in ein dreihundert Meter entferntes Gebüsch zu schieben, dort um 180 Grad zu drehen und schließlich wieder korrekt im Carport ein zu parken. Na, wenn da mal nicht der Käpt’n Blaubär seine Hände mit im Spiel hatte! Schließlich landen wir wieder am Yacht Club, wo wir uns einen kleinen Snack zum Mittagessen gönnen. Wir verabschieden uns schließlich von Keith, nehmen noch ein leckeres Eis auf die Faust mit und machen uns auf den Rückweg zum Boot. Das Wassern und der Einstieg fallen ebenfalls wieder ohne Probleme aus, so dass wir wenig später wieder zurück an Bord sind. Während ich die Gelegenheit nutze und mit dem zuvor erstandenen Internetaccount im Netz surfe, holt Axel im Cockpit ein wenig Schlaf nach. Gegen 16 Uhr steigen wir dann wieder ins Dinghy und fahren zu unseren Freunden von „Felix“ hinüber. Bei Kaffee und später einer Dose Bier klönen wir gemeinsam und tauschen Überfahrterfahrungen aus. Sonja und Alois erzählen uns außerdem von ihren Tauchgängen auf Niue. Auch wenn die Korallen hier beim Cyclon Heta stark gelitten haben, scheint es doch einige interessante Tauchgänge mit Höhlen und massenhaft Seeschlangen zu geben. Dummerweise gibt es nur einen Tauchanbieter auf Niue und der ist auch noch ziemlich ausgebucht. Mal schauen, ob es uns gelingt bei ihm einen Platz zu erwischen. Um 18 Uhr sind wir wieder zurück auf Hello World und bereiten uns eine leckere Kartoffel-Gemüse-Pfanne zum Abendessen. Außerdem können wir die Ankunft von „Viva Lass“ beobachten bzw. Terry und Antoine auch noch beim Auffinden einer Mooringboje helfen. Alt werden wir heute beileibe nicht und so liegen wir ab 21 Uhr endlich wieder in unserer schönen Achterkabine und schlafen ohne Beeinträchtigung von Schaukelei, Windjammern und schlagenden Segeln.

Blick auf die Pier von Alofi mit Hello World im Hintergrund

Freitag, 9. Oktober 2009: Alofi/Niue 0 sm

Obwohl man den Ankerplatz von Alofi nun wirklich nicht als ruhig bezeichnen kann, stört uns der Schwell, der in die Bucht steht, heute Nacht wenig. Wir schlafen wunderbar und ich bin pünktlich zu meiner Wache um 6 Uhr wach und munter. Ich nutze den Internetanschluss und surfe mal wieder ein wenig im Netz herum. Unter anderem melde ich uns dabei für die „All Points Ralley“ nach Neuseeland an. Sie startet an allen Punkten rund um Neuseeland und führt die Segler gemeinsam nach Opua in der Bay of Islands. Wir haben uns als Startpunkt Big Mama’s in Tonga ausgesucht und sollen dort um den 1. November herum starten. Die Teilnahme an der Ralley ist kostenfrei und bietet eine nette Gelegenheit mit einer ganzen Gruppe Segler die Strecke nach Neuseeland zu bewältigen. Gegen 8 Uhr krabbelt auch Axel ausgeschlafen aus der Koje und wir machen uns ohne Frühstück auf den Weg an Land. Zunächst schauen wir beim Markt vorbei, doch eigentlich sind wir dafür schon etwas zu spät dran. Der Markt fängt nämlich schon um 4 Uhr morgens an und so ist die Auswahl doch schon reichlich eingeschränkt. Wir erstehen trotzdem ein paar Frühlingszwiebeln und eine riesige, lebende Uga! Wer sich jetzt fragt, was denn wohl eine Uga ist, tut dies wohl zu Recht. Uga ist der polynesische Name für Kokoskrabbe und wir suchen uns ein ganz besonders stattliches Exemplar aus. Sie soll zusammen mit frischer Aioli und Toastecken heute unser Abendessen darstellen und wir lassen uns erst einmal ausführlich erläutern, wie man das Teil denn eigentlich zu bereitet. Immerhin ist es auch für uns die erste Kokoskrabbe. Anschließend kehren wir zum Frühstück im Crazy Uga Café ein und laben uns and Scrambled Eggs, Kaffee und Tee. Das Café ist winzig klein und schnell ist man im Gespräch mit seinen Tischnachbarn und der Bedienung. Nachdem wir uns gestärkt haben, laufen wir ein paar Schritte den Utuko Sea Track zu einem kleinen Strand hinunter. Ich sammle schnell ein paar Muscheln und Axel genießt den Postkartenanblick von einer Bank aus. Nach ein paar Minuten geht es denn Hang wieder hinauf und zur Polizeistation auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Nicht etwa, dass wir etwas verbrochen hätten. Nein, vielmehr wollen wir uns den hier benötigten Niue Führerschein ausstellen lassen. Der Spaß kostet 11,30 NZ-$ pro Person und ist für ein Jahr gültig. So ein Souvenir kann man sich natürlich nicht entgehen lassen! Auf dem Weg zurück zum Anleger treffen wir auf Terry und Antoine und freuen uns uns nach der haarigen Überfahrt wieder zu sehen. Auch Sonja und Alois kommen uns entgegen und wir vereinbaren am Abend gemeinsam Kokoskrabbe zu essen. Die beiden kaufen ebenfalls schnell eine Krabbe und wir packen sie mit zu unseren Einkäufen dazu. Schließlich kommt noch Keith vorbei und fragt uns, ob wir am Nachmittag Lust auf eine Inseltour hätten. Er müsste einen Tauchjournalisten um die Insel fahren und da könnten wir doch eigentlich gerne mit kommen. Na klar! Wir sind begeistert, wie schnell sich das Tagesprogramm mal wieder von alleine regelt. Schließlich geht es noch zum Swan-Son Supermarkt, wo wir neben ein wenig frischem Gemüse auch noch das seit langem gesuchte Mückengitter erstehen können. Manchmal findet man die erstaunlichsten Dinge an den ungewöhnlichsten Plätzen. Nachdem wir auch an der Pier noch mit ein paar Seglern gequasselt haben, sind wir schließlich um kurz vor Elf wieder zurück an Bord von Hello World. Nach einer kurzen Verschnaufspause macht Axel sich an die Arbeit das Schiff von dem übergekommenen Salzwasser zu befreien. Überall sieht man Salzkristalle glitzern und bereits nach einem Tag zeigen sich dadurch die ersten Rostspuren auf dem Edelstahl. Wenn man also nicht gerne später hartnäckig Polieren will, muss man notgedrungen ein paar Liter Süßwasser für die Reinigung opfern. Ich kümmere mich derweil mal wieder um die neusten Wetterdaten. Vor Niue liegt man nämlich in einer nach Westen vollständig offenen Bucht und da sollte man sich natürlich nicht von den falschen Winden erwischen lassen. Um 14 Uhr geht es dann wieder mit dem Dinghy an Land. Inzwischen sind wir schon fast Profis beim Hochwinschen und Parken geworden und so sind wir schnell auf dem Weg zum Yacht Club. Vorher halten wir allerdings noch einmal kurz an der Touristinfo an und buchen dort zwei Tauchgänge bei Niue Dive für den nächsten Mittwoch. Außerdem melden wir uns noch zur Fiafia Nacht am nächsten Abend an. Beim Yacht Club sammelt uns Keith schließlich zusammen mit Antoine von „Viva Lass“ auf und fährt uns zunächst in das Dörfchen Tamakautoga und zum dortigen Matavai Resort. Dort gesellen sich noch Barry und John aus Australien zu uns. Die Beiden schreiben eine Reportage für ein Tauchmagazin und bekommen dafür von Keith einen Überblick über die Insel verschafft. Wir dürfen kostenlos mit und freuen uns zweieinhalb Stunden durch die Gegend gefahren zu werden. Von Tamakautoga geht es zunächst zum Anleger von Avatele. Dort können wir einen herrlichen Blick auf die Bucht genießen und das berühmte Washaway Café besichtigen. Es ist nur sonntags geöffnet und das einzige Selbstbedienungsrestaurant der Insel. Weiter geht es in östlicher Richtung nach Hakupu und durch unbeschilderte Nebengassen zur Kluft von Anapala. Wir marschieren ein Stück durch den Busch und laufen dabei an den wildesten Korallenformationen vorbei. Schließlich erreichen wir die Kluft und steigen über 136 Stufen hinab zu einem Süßwasserpool. Der Legende nach gingen hier vor Urzeiten die Frauen des Dorfes Hakupu während einer Dürre Wasser holen, während ihre Männer in der Zwischenzeit im Dorf blieben und Kava tranken. Diese Arbeitsausteilung stößt bei dem Rest unserer kleinen Ausflugsgruppe auf viel Zustimmung, während ich natürlich nur den Kopf schütteln kann. Nachdem wir die Stufen auch wieder hinauf getrabt sind, geht es noch an den fünf Minuten entfernten Strand. Wobei Strand eigentlich der falsche Ausdruck ist, denn Strände gibt es auf Niue nicht wirklich. Stattdessen führt eine Treppe in einen Flachwasserbereich auf dem Riff, den man bei anderer Gelegenheit sicherlich nett beschnorcheln könnte. Wir fahren jedoch weiter und werden von Keith auf allerlei Sehenswürdigkeiten hingewiesen. Quer durch die Insel geht es schließlich wieder zurück nach Alofi, wo wir um kurz nach Fünf ankommen. Keith lädt uns an der Pier ab und wir fahren wieder zurück zum Schiff. Gerade rechtzeitig genug, um die Vorbereitungen fürs Abendessen zu starten. Axel bereitet eine leckere Aioli, ich toaste zahlreiche Toastscheiben und unsere Kokosnusskrabbe wechselt im heißen Wasser ihre Farbe von blau-grau auf knall-rot. Um 18.30 Uhr kommen dann Sonja und Alois angefahren und wir schlemmen die Leckerei unter Aufbietung aller Kräfte. Es ist nämlich gar nicht so einfach an das leckere Fleisch der Krabbe heran zu kommen. Da muss an mancher Stelle schon die dicke Zange zur Hilfe genommen werden, um die harte Schale zu knacken. Zum Nachtisch gibt es noch ein wenig Schokoladenkuchen und wir unterhalten uns angeregt bis kurz vor 22 Uhr. Dann fahren Sonja und Alois wieder zu ihrer „Felix“ zurück und wir fallen ohne große Verzögerung in unsere Kojen.

Klettermaxe Axel

Samstag, 10. Oktober 2009: Alofi/Niue 0 sm

Während ich ab 7.30 Uhr mal wieder am Laptop sitze und die gestrigen Erlebnisse aufschreibe, hält Axel es heute bis sage und schreibe 9.30 Uhr in der Koje aus. Leicht verspätet und schon ziemlich hungrig setzen wir uns dann im Cockpit zum Frühstück zusammen. An der Pier können wir heute einen wahren Menschenauflauf beobachten. Zahlreiche Leute haben sich dort eingefunden und halten ihre Angeln ins Wasser. Scheinbar findet ein Angelwettbewerb statt, denn schließlich können wir sogar TV Niue mit einer Kamera entdecken. Kaum zu glauben, was dieser kleine Inselstaat so alles an Einrichtungen hat. Es gibt zwei eigene Radiosender, eine Zeitung und sogar ein olympisches Komitee. Dabei hat die Insel gerade einmal knapp 1.400 Einwohner! Wir machen uns nach dem Frühstück mal wieder ein wenig an die Arbeit. Die Einwickelleine unseres Großsegels ist an einer Stelle aufgescheuert und sollte wohl lieber ersetzt werden. Es wäre schon ziemlich blöd, wenn die Leine irgendwann reißen und sich das Segel dann im Zweifelsfall von selber ausrollen würde. So fummeln wir die alte Leine aus der Aufwickelspindel am Mast hinaus und bringen mühsam die neue Leine an. Außerdem werden die Handtücher, die wir vor ein paar Tagen noch zum Auffeudeln des eingedrungenen Salzwasser benutzt haben, nun endlich mit Süßwasser gespült und zum Trocknen an der Reling aufgehangen. Das Wetter ist heute aber auch wirklich ideal dafür. Die Sonne knallt nur so was das Zeug hält, nicht eine Wolke zeigt sich am Himmel. Schließlich wird auch noch ein wenig unter Deck aufgeräumt und sauber gemacht. So vergeht der Tag mal wieder ziemlich schnell und schon ist es 16 Uhr. Wir fahren mit dem Dinghy an Land und treffen an der Pier auf Sonja und Alois. Da es an der Pier kein einziges Stückchen Schatten gibt, laufen wir gemeinsam den Hang hinauf und setzen uns an einen der dort befindlichen Picknicktische. Dann warten wir auf unseren Pick-Up-Service, der uns zum Fiafia nach Mutalau bringen soll. Und warten, und warten und warten. Als sich der Uhrzeiger immer mehr der Fünf nähert, beschließen wir das Warten abzubrechen und laufen zum Yacht Club hinüber. Dort hat John zum Glück gerade sein Café geöffnet und wir bitten ihn doch einmal in Mutalau anzurufen und zu fragen, ob man uns vielleicht vergessen hat. Wie sich herausstellt, gab es wohl ein kleines Missverständnis mit den Abholzeiten und fünfzehn Minuten später werden wir dann doch endlich abgeholt. Mit dem Auto geht es dann in den Norden der Insel. Vorbei an einer wohlriechenden Buschlandschaft und durch das eine oder andere Mini-Dorf hindurch. Um 17.30 Uhr erreichen wir Mutalau und werden an einem kleinen Versammlungshaus abgesetzt. Eine ältere Dame erwartet uns und erläutert uns den Ablauf des Abends. Auch die anderen Gäste sind noch nicht da, denn auch sie wurden erst um Fünf, statt um Vier Uhr abgeholt. Schließlich stoßen jedoch noch drei australische Damen und ein tschechischer Herr zu uns. Wir wandern gemeinsam den Hang hinab zum Uluvehi Landeplatz. Hier landete 1840 der erste Missionar an und überzeugte die Niueaner ziemlich erfolgreich vom Christentum. Neben dem Landeplatz können wir eine kleine Höhle besichtigen, in dem die Einwohner ihre Kanus aufbewahren. Alles nicht allzu spannend und so laufen wir etwas enttäuscht wieder zum Versammlungshaus zurück. Nicht allerdings ohne vorher an einer großen Plakette Halt zu machen, die von den Taten des Missionars Peniamina berichtet. Am Versammlungshaus bekommen wir von Dorfchef Frank schließlich eine kleine Einführung in Kokosnusskunde. Das meiste davon ist für unser erfahrene Kokosnussexperten nicht neu, doch bekommen wir heute erstmals auch Kokosnuss in dem Stadium zu essen, wo sich bereits ein kleiner Keimling gebildet. Die Kokosnuss ist in diesem Stadium innen mit einem fluffigen Zeug ausgefüllt, welches recht süßlich und nur ganz leicht nach Kokosnuss schmeckt. Weiter geht es mit einer Einführung in traditionelles Handwerk. Wir bekommen jeder zwei Stücke Palmweldel und müssen uns daraus unseren Teller für den Abend flechten. Das Ergebnis sieht gar nicht mal so schlecht aus, wenn mein Teller auch ein wenig arg groß gerät. In der Zwischenzeit hat man auf ein paar Tischen ein großes Buffet für uns aufgebaut und wir bekommen die einzelnen Speisen erklärt. Alles wurde im Umu, dem traditionellen Erdofen, zubereitet. Neben Fisch, Hähnchen und Schweinebraten gibt es auch Taro, Süßkartoffel und Meeresschnecken. Wir testen uns durch alle Speisen durch und nehmen statt dem Palmblattteller doch lieber einen Plastikteller. Wäre ja schließlich schade, wenn unser schöner Grünteller nicht noch als Souvenir herhalten könnte. Nachdem wir gut gesättigt sind, geht es mit einer Tanzvorstellung weiter. Die Kinder des Dorfes haben ihren großen Auftritt und führen uns Kriegstänze und lieblichere Tänze über das Paradies Niue vor. Die Kids machen ihre Sache gut und wir dürfen am Ende sogar mittanzen. Damit ist die Fiafia Nacht dann auch schon zu Ende und wir werden von Dorfchef Frank wieder zurück nach Alofi gefahren. Er erzählt uns noch einiges vom Inselleben und wir hören gespannt zu. Eigentlich hat er in Auckland Informatik studiert, doch ihm gefalle es in Niue besser. Dort könne er zwar nicht in seinem Beruf arbeiten, aber dafür lebe man halt im Paradies. Fast jeder Niueaner hat mehr als einen Beruf und arbeitet in einem davon für die Regierung. Schließlich erreichen wir die Pier und dürfen unser Schlauchboot mittels Kran wieder ins Wasser befördern. Die Pier ist zum Glück gut beleuchtet und der Schwell hält sich in Grenzen, so dass die Aktion ohne Probleme gelingt. Da wir noch nicht müde sind, setzten wir uns zurück an Bord noch auf ein Glas Wein ins Cockpit. Erst gegen 22.30 Uhr verholen wir uns dann mal wieder in die kuschelige Achterkabine.

Mmmhhh, lecker Kokosnuss!

Sonntag, 11. Oktober 2009: Alofi/Niue 0 sm

Heute hält es auch mich zur Abwechslung mal bis 8 Uhr in der Koje. Axel hält heute sogar noch länger aus und kommt erst gegen 9.30 Uhr aus dem Achterschiff hervor getapst. Was für ein Lotterleben! Nachdem wir Frühstücksei, Baguette, Kaffee und Orangensaft gut hinter uns gebracht haben, wird mal wieder ein wenig gearbeitet. Axel repariert den Rettungskragen und ich beschäftige mich mit Einreiseformalitäten für Neuseeland. Die Neuseeländer sind recht strikt, was Einreise und vor allem auch die Mitnahme von Lebensmitteln ins Land angeht. So muss man die Behörden spätestens 72 Stunden vor Ankunft in Neuseeland darüber informieren, dass man dort unterwegs ist. Das geht unkompliziert über Email und ich bereite den ganzen Kram schon einmal vor. Außerdem schaue ich nach, welche Lebensmittel wir denn nun eigentlich mit ins Land nehmen dürfen und welche wir vorher auf irgendeine Weise los werden müssen. Gar nicht so einfach, denn die meisten Dinge müssen zwar deklariert werden, dürfen im Zweifelsfall aber doch behalten werden. Anschließend ist mal wieder Putzen angesagt. Durch unser leckendes Ruderlager und das wilde Geschaukle hat sich Wasser durch alle Bilgen gearbeitet. Dabei sammelt sich dummerweise auch immer ein Haufen Dreck an. So werden heute mal die Bilgen ausgepumpt und fein sauber gemacht. Eine ziemlich eklige Angelegenheit. Beim Saubermachen der Küchenbilge stellen wir fest, dass wir anscheinend irgendwann mal zu viel Alkohol eingekauft haben. Ganze vier Flaschen Rum (eine aus Barbados, eine aus Martinique und zwei aus Panama), zwei Flaschen Portwein (beide aus Porto), eine Flasche Campari, eine Flasche Sherry und eine Flasche Brandy finden sich dort an. Da müssen wir wohl irgendwann mal eine große Party schmeißen. Der Milchvorrat, der sich in der gleichen Bilge befindet, ist dagegen zwischenzeitlich auf 8 Liter zusammen geschrumpft. Das sollte eigentlich dicke für das morgendliche Müsli bis Neuseeland reichen. Nachdem wir mit der lästigen Arbeit fertig sind, dürfen wir den Rest des Tages mit Entspannen und Lesen im Cockpit verbringen. Abends holen wir dann mal wieder der Grill raus. Für Axel gibt es Thunfisch, für mich Rinderfilet und für uns Beide Ofenkartoffeln und Kräuterquark. Anschließend machen wir es uns im Salon gemütlich und schauen uns mal wieder eine DVD an. Gegen 21.30 Uhr liegen wir dann mal wieder schön in unseren warmen Kojen.

Montag, 12. Oktober 2009: Alofi/Niue 0 sm

Na, das Wetter schaut aber gar nicht nett draußen aus. So bleiben wir mal wieder ein wenig länger liegen und rufen dann diverse Wetterberichte ab. Heute sind sich mal alle einig. Das Wetter soll heute und morgen schlechter werden und der Regen zunehmen. Hmm, dabei wollten wir doch eigentlich heute ein Auto mieten und ein wenig die Insel erkunden. Um die Entscheidung über den Tagesablauf noch ein wenig heraus zu schieben, gibt es daher erst einmal ein Frühstück im Cockpit. Schließlich entscheiden wir uns, dass drohende Wolken sich ja auch verziehen können und fahren an Land hinüber um ein Auto zu mieten. Alofi Car Rentals holt uns wenig später beim Touristoffice ab und wir sitzen bald darauf in einem nicht mehr ganz so neuen Toyota Corolla. Ungewohnt ist, dass Axel diesmal auf der rechten Seite sitzt. Nicht etwa, weil zur Abwechslung ich einmal fahre, sondern weil auf Niue Linksverkehr herrscht. Da muss man sich erst einmal dran gewöhnen. So bleiben wir auf den ersten Kilometern zwar schön auf der linken Fahrbahnseite, schliddern aber doch ab und zu mal ungewollt über den Randstreifen. Insbesondere wenn uns andere Autos entgegen kommen, ist volle Konzentration angesagt. Nur gut, das es hier auf Niue nicht allzu viel Verkehr gibt. So werden wir immer mutiger und als ein dicker und recht langsamer Truck vor uns auftaucht, setzt Axel ohne zu Zögern zum rechts Überholen an. Doch je näher wir dem Truck kommen, desto enger wird scheinbar die Straße. Zu eng, wie sich herausstellt. Der Außenspiegel klappt weg und es scheppert ganz ordentlich. Da der Außenspiegel einfach wieder zurück klappt, denken wir uns erst einmal nichts weiter bei dem Vorfall und fahren ein kurzes Stück weiter bis zum Parkplatz bei unserem ersten Ausflugsziel, den Limu-Pools. Dort stellen wir dann erschrocken fest, dass wir eine ganz schöne Beule in den Kotflügel und die Tür gefahren haben. Mist! Unser Unfallgegner scheint keinen Schaden davon getragen zu haben, denn er kommt wenig später bei uns vorbei und man winkt uns freundlich zu. Nun ja, wie sagt man so schön, Shit happens. Wir packen unsere Kamera und machen uns auf zur Erkundung der Limu-Pools. Es geht nur ein kleines Stück auf einem gut befestigten Weg die Klippen hinunter. Unten angekommen erwarten uns mehrere natürliche Badebecken und hübsche Gesteinsformationen. Wobei man hier auf Niue eigentlich eher von Korallenformationen reden muss. Kaum vorstellbar, dass wir uns in meterhohen Korallenblöcken bewegen. Da der Himmel immer noch ziemlich bedeckt ist und recht ungemütlich ausschaut, verzichten wir auf den Spaß in den Limu-Pools Schnorcheln zu gehen. Stattdessen machen wir uns nach wenigen Minuten wieder auf den Rückweg zum Auto. Unser nächstes Ziel liegt im Norden der Insel und wir erreichen nach etwa zwanzig Minuten Fahrt das Dörfchen Hikutavake. Hier fängt der Wanderweg zu den Talava Arches an und wir folgen dem Pfad etwa für eine halbe Stunde. Dabei geht es zunächst durch dichten Wald und schließlich durch aufgelockertes Buschland. Immer aber über spitze Korallen und ziemlich auf und ab. Schließlich erreichen wir den Eingang zu einer Höhle. Eigentlich sollte man hier laut Reiseführer nur mit Taschenlampe hinein gehen, doch die haben wir natürlich mal wieder an Bord vergessen. Es geht aber auch so, denn die Höhle ist recht gut zugänglich und es kommt genügend Tageslicht von draußen herein. Wir durchqueren die Höhle und lassen uns dabei von Stalagtiten und Stalagmiten beeindrucken. Auf der anderen Seite entdecken wir dann die Felsbögen, die dem Platz seinen Namen gegeben haben. Angeblich soll bereits Capt’n James Cook in seinen Logbüchern von dieser Felsformation geschrieben haben. Der berühmte Entdecker versuchte übrigens 1774 ganze drei Mal erfolglos auf Niue anzulanden. Angesichts der felsigen Landschaft und den unfreundlichen Bewohnern taufte er die Insel „Savage Island“, also Wilde Insel. Nachdem wir ausgiebig durch die Felsen geklettert sind, machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg zum Auto. Da solch eine Wanderung ganz schön hungrig und durstig macht, beschließen wir anschließend erst einmal nach Alofi zurück zu fahren und uns dort auf die Suche nach etwas Essbaren zu begeben. So geht es die Küstenstraße wieder zurück nach Süden und wir landen schließlich gegen 13 Uhr im Matavai Resort, wo wir vor ein paar Tagen ja schon einmal kurz Halt gemacht haben. Wir sind zwar die einzigen Mittagsgäste, doch am Essen kann das eigentlich nicht liegen. Der Wahoo in Bierteig ist sehr lecker und vor allem auch ziemlich reichlich. Beim Essen können wir die Wellen unter uns an das Riff brechen sehen und könnten uns anschließend eigentlich auch ganz gut zur Siesta auf einen der Liegestühle am Pool zurück ziehen. Doch daraus wird natürlich nichts, denn wir wollen noch eine weitere Sehenswürdigkeit besichtigen. So geht es mit dem Auto in Richtung Huvalu Wald wo wir schließlich den Parkplatz am Wanderweg zur Togo – ausgesprochen Tong-oh – Kluft erreichen. Unser Reiseführer spricht von einem Erlebnis wie aus 1000 und 1 Nacht, denn bei Togo Chasm handelt es sich um eine kleine Oase inmitten von unwirtlichen Felsen. So wandern wir erst zwanzig Minuten durch dichten Regenwald, bevor wir an die felsige Küste gelangen. Hier hat man erfreulicherweise einen betonierten Weg angelegt und die zahlreichen Stufen mit Seilen abgesichert. Ansonsten wäre es wohl auch fast unmöglich durch die felsige Landschaft voran zu kommen. Überall schießen spitze Korallen aus dem Boden und wir fühlen uns ein wenig an die Vulkanlandschaft auf Lanzarote erinnert. Nur das wir es hier halt nicht mit erkalteter Lava zu tun haben. Am Ende des Weges wartet eine steile Leiter auf uns und wir steigen in die „Oase“ hinab. Der Reiseführer hat hier jedoch leider ein wenig viel versprochen. Die Oase ist von Zivilisationsmüll und alten Palmenblättern überseht und wir fragen uns schnell, was man hier nun eigentlich machen soll. Vielleicht würde das Ganze aber bei schönem Sonnenschein auch viel netter aussehen. Wir machen uns jedenfalls ziemlich bald wieder auf den Rückweg und klettern die Felsen wieder bergauf. Ein schweißtreibendes Geschäft! Eigentlich sind wir in dem Moment ganz froh, dass es heute nicht allzu sonnig ist. Nach einer halben Stunde erreichen wir wieder unser Auto und fahren die Straße weiter in Richtung Norden. Wir umrunden einmal die ganze Insel und kommen dabei an zahlreichen verlassenen Häusern und Ruinen vorbei. Die Bevölkerungzahl von Niue geht von Jahr zu Jahr zurück. Viele Niueaner leben in Neuseeland und haben ihre alte Behausung einfach dem Verfall überlassen. Ein trübsinniger Anblick, der sicherlich nicht zur Freude der Touristen und auch Einheimischen beiträgt. Vorbei kommen wir auch an einem ziemlich witzigen Werbeplakat. Werden doch tatsächlich Schweine für die Gelegenheit von Haarschnitten und Ohrlöcherstechen angeboten! Hätten wir nicht schon am Samstag erfahren, dass es sich dabei um die traditionellen Zeremonien für Jungen und Mädchen zum Übertritt ins Erwachsenendasein handelt, würden wir uns wohl doch ziemlich wundern. Den Jungen lässt man bis zu diesem Zeitpunkt die Haare wachsen und flechtet sie zu zwei am Ende zusammen gebundenen Zöpfen. Der Zeitpunkt, wann es ans Haareschneiden geht, ist dabei übrigens nicht vom Alter der Kinder abhängig. Viel mehr ist entscheidend, wie lange es dauert die Schweine zusammen zu bekommen, die man für die entsprechende Festlichkeit benötigt. Einhundert Schweine und noch mehr Hühner sind da keine Seltenheit bei einem solchen Fest! Gegen 16 Uhr sind wir schließlich wieder in Alofi und machen auf ein leckeres Eis beim Yacht Club halt. Dann geht es ziemlich erschöpft zurück auf’s Boot, wo wir uns erst einmal ins Cockpit fallen lassen. Abends bleibt die Küche kalt und wir schauen uns mal wieder eine DVD an. Diesmal geben sich Denzel Washington und Angelina Jolie in „The Bone Collector“ die Ehre. Anschließend fallen wir dann mit leichtem Muskelkater in die Kojen und dämmern schnell unseren Träumen entgegen.

Ausflug zu den Limu-Pools

Dienstag, 13. Oktober 2009: Alofi/Niue 0 sm

Brrr, es ist kalt! Und es regnet!! Muss man da aufstehen?! Eigentlich wollten wir ja heute früh noch einmal zum Markt gehen und frisches Gemüse einkaufen. Doch bei dem Sauwetter mag man ja keinen vor die Tür jagen. So schlafen wir lange aus und genießen zum späten Frühstück Spiegelei auf Toast. Das verbessert die Laune doch ziemlich und wir raffen uns auf um an Land zu fahren. Als Erstes bringen wir unser Auto zum Vermieter zurück und bezahlen satte 400 NZ-$ für den Schaden am Kotflügel. Dann geht es zum kleinen Einkaufszentrum, wo wir ein wenig Toast und Käse nachkaufen. Da es immer stärker nieselt, fahren wir schließlich wieder schnell zum Schiff zurück und verziehen uns dort unter Deck. Während ich mal wieder Logbuch schreibe, lehnt sich Axel mit einem alten Segelmagazin im Salon zurück. Mittags kocht Axel uns eine leckere Kartoffel-Lauch-Möhren-Suppe. Leider ohne die eigentlich dazu gehörigen Mettenden, denn die gibt es natürlich hier auf Niue nicht zu kaufen. Es schmeckt aber auch so und ist genau das Richtige bei diesem miesen Wetter. Der Wind nimmt derweil auch mal wieder kräftig zu und wir sind froh, dass wir heute nicht irgendwo auf See rumschippern müssen. Unter Deck dudelt derweil Radio Niue Sunshine und beglückt uns mit einem sehr ungewöhnlichen Musikmix. Mal dudelt amerikanischer Pop, mal polynesische Strandmusik und ab und zu sogar mal deutscher HipHop durch den Äther. Dazwischen immer wieder Nachrichten aus Neuseeland und Australien. So erfahren wir, dass man Fiji aus irgendeinem Grund von den Commonwealth Spielen im nächsten Jahr ausgeschlossen hat. Nicht wirklich wichtige Neuigkeiten für uns, doch hier das beherrschende Thema des Tages. Ansonsten verbringen wir den Tag gemütlich unter Deck und lassen uns von dem schlechten Wetter nicht weiter stören. Wir lesen, surfen im Internet (angesichts der Übertragungsgeschwindigkeit ist das hier allerdings eher ein Schleichen), schreiben Emails und planen die nächsten Törnschritte. Abends gibt es mal wieder leckere Muscheln in Kokosnusssauce und anschließend einen Film auf DVD. Heute schauen wir uns mal „I am Sam“ mit Sean Penn und Michelle Pfeffer an. Ergreifend und ziemlich lang! Erst gegen 23 Uhr liegen wir daher heute in unseren Kojen.

Mittwoch, 14. Oktober 2009: Alofi/Niue 0 sm

Da wir gestern erfahren haben, dass wir heute nicht direkt am frühen Morgen, sondern erst mittags Tauchen gehen, dürfen wir heute mal wieder gemütlich ausschlafen. Frühstück gibt es um 9 Uhr im Cockpit, wobei wir tapfer dem Nieselregen trotzen. Der Wind ist dabei recht stark und böig und Hello World dreht sich an der Mooringboje hin und her. Nur gut, dass man uns hier auf Niue direkt eine der stärkeren Mooringbojen zugewiesen hat. 5-6 Tonnen Gewicht am Ende der Kette/Leine sollten eigentlich dicke für uns reichen. Nach dem Frühstück bauen wir dann erst einmal unser Kameraequipment und die Tauchsachen zusammen. Zum Glück stört einen der Regen beim Tauchen ja nicht wirklich und da es heute in ein paar Höhlen geht, ist auch das fehlende Sonnenlicht nicht wirklich tragisch. Nur die Oberflächenpause dürfte wohl etwas ungemütlich werden. Aber vielleicht haben wir ja auch Glück und die Sonne kommt doch noch wie vorhergesagt heraus. Während wir uns den Vormittag ansonsten mit Lesen und Internetschleichen beschäftigen, kommt dann doch tatsächlich die Sonne raus. So starten wir um 12.30 Uhr doch mit Sonnencreme statt Regenschirm zum Tauchgang. Annie von Niue Dive holt uns am Schiff ab und wir sammeln noch Wolfgang und Mark von „Rusalka“ auf. Die beiden Brüder stammen ebenfalls aus Deutschland und so schwätzen wir während der halbstündigen Fahrt zum ersten Tauchplatz mal wieder ein wenig Deutsch. Schließlich erreichen wir den Tauchplatz Ana Mahaga oder auch Limu Caves genannt und Annie gibt uns eine umfassende Einweisung. Dann geht es hinab in ein tiefes Loch und damit in die erste der beiden Zwillingshöhlen hinein. Wir leuchten mit unseren Tauchlampen die Wände ab und sind wie bei einem Nachttauchgang begeistert von den Farben, die sich uns dabei zeigen. Viele Fische oder Korallen gibt es dabei allerdings nicht zu sehen. Aber Niue ist ja unter Tauchern auch nicht für den Fischreichtum, sondern für die spektakuläre Unterwasserlandschaft bekannt. Und davon bekommen wir heute genügend zu sehen. Die Sichtweite beträgt gefühlt unendlich und das klare Wasser beeindruckt im Licht- und Schattenspiel zwischen den Höhlen und Schluchten. Wir tauchen aus der ersten Höhle hinaus und in die zweite Höhle hinein. Dort ist es ganz schön eng und dunkel und wir folgen Annie hintereinander durch eine schmale Schlucht und landen am Ende wieder in der ersten Höhle. Statt Fischen bekommen wir hier übrigens eine der giftigsten Spezies des Meeres zu sehen. Und zwar massenhaft! Seeschlangen bevölkern so ungefähr jede kleine Ecke und schlängeln sich zwischen uns hindurch auf dem Weg an die Oberfläche um Luft zu schnappen. Angst brauchen wir vor diesen faszinierenden Geschöpfen dabei erfreulicherweise nicht zu haben, denn obwohl sie mit ihrem Gift pro Biss ein bis zwei Menschen töten könnten, sind sie völlig unagressiv und man müsste ihnen schon den Finger in den Hals stecken, damit sie überhaupt beißen würden. Nicht einmal dass wäre einfach getan, denn ihre Mäuler sind derart klein, dass man die meisten Finger gar nicht in sie hinein bekäme. Ein klein wenig spannend bleibt der Kontakt aber doch, denn die Schlangen sind recht neugierig und kommen schon mal nahe an einen heran geschlängelt. Nach fünfzig spannenden Minuten tauchen wir schließlich wieder auf und bekommen von Annie erst einmal Cookies und Wasser serviert. Dann geht es zurück in die Bucht von Alofi und zum nächsten Tauchplatz. Dort angekommen bekommen wir wieder eine genaue Beschreibung vom Ablauf des Tauchgangs und wagen uns schließlich in die Blubble Cave hinein. Die Höhle ist ganz schön duster und ohne Taschenlampe wäre man hier ziemlich verloren. Der Ausgang ist von der Sonne zwar gut beleuchtet und damit einfach gefunden, doch ansonsten wäre in der Höhle nicht viel zu entdecken. Wir tauchen schließlich in der Höhle auf und landen in einer riesigen Luftblase an der Decke. Hier hängen Stalagtiten von der Decke hinab und wir lassen unsere Lampen über den spektakulären Anblick hinweg gleiten. Die Höhle ist dicht abgeschlossen und so spüren wir jede Brandungswelle in unseren Ohren. Ein merkwürdiges Gefühl! Die Luft in der Höhle kann man durchaus atmen, allerdings kommt sie einem doch schon etwas abgestanden und alt vor, so dass wir nach recht kurzem Aufenthalt an der Oberfläche wieder abtauchen. Weiter geht es durch weitere Schluchten, an Felsüberhängen vorbei und in so manch andere kleine Höhle hinein. Der Tauchgang ist mit viel Schwimmerei verbunden und so tauchen wir nach einer dreiviertel Stunde doch ziemlich erschöpft wieder auf. Annie bringt uns wieder zum Boot zurück und wir spülen erst einmal unsere Tauchsachen ab, bevor es das wohlverdiente Dekompressionsbierchen gibt. Dann lehnen wir uns mal wieder entspannt mit einem guten Buch zurück und relaxen den Rest des Nachmittags. Abends grillen wir uns Hähnchenbrustfilet mit leckerem Salat dazu. Ausnahmsweise liegen wir dann tatsächlich mal wieder bereits um 20.30 Uhr in unseren Kojen. Wie gesagt, Tauchen ist anstrengend…

Höhlentauchgang auf Niue

Donnerstag, 15. Oktober 2009: Alofi/Niue 0 sm

Aus irgendeinem Grund schlafen wir heute wie tot bis 7.30 Uhr aus. Dann folgt das übliche Sonntagsfrühstück mit Ei im Cockpit. Das Wetter ist schön sonnig und es weht nur eine leichte Brise. An der Pier können wir heute ungewohnte Aktivität entdecken, denn angeblich soll heute der einmal monatlich kommende Inselfrachter ankommen. Am Horizont ist allerdings noch nichts auszumachen und so begeben wir uns schnell an Land. Zuerst laufen wir zur Polizeistation und checken bei der dortigen Immigrationsbehörde aus. Dann geht es zum Yacht Club, wo wir neben dem obligatorischen Eisverzehr noch ein paar Bücher tauschen, offizielle Mitglieder des Niue Yacht Clubs werden und unsere Mooringgebühren bezahlen. Weiter geht es zum Zoll, wo wir gegen eine Ausreisegebühr von 34 NZ-$ pro Person unsere Ausreisepapiere erhalten. Damit sollte einer Weiterreise nach Tonga am nächsten Morgen wohl eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Wir kaufen im daneben befindlichen Tax Free Shop noch eine kleine Auswahl neuseeländischen Weins und machen uns schließlich auf den Weg zurück zum Schiff. Der Frachter ist immer noch nicht da, wird aber laut Auskunft im Yacht Club auch erst gegen 16 Uhr erwartet. Wir verstauen unsere Einkäufe und räumen mal wieder das Schiff auf. Alles wird seeklar verstaut und auch der Staubsauger kommt noch einmal schnell zum Einsatz. Mittags gibt es ein leckeres Sandwich mit Resten vom gegrillten Hähnchen. Während ich anschließend versuche unsere Fotos der letzten Tage irgendwie durch die Internetleitung zu quetschen, macht es Axel sich mal wieder mit einem Buch im Cockpit gemütlich. Irgendwie ist es ja schon toll, dass man an einem einsamen Felsen mitten im Pazifik liegt und es überhaupt eine Internetverbindung gibt. Wenn es aber an das Übertragen von Fotos auf unseren Server geht, kann einem das Ganze aber doch schon ziemlich auf die Nerven gehen. Insbesondere, wenn nicht einmal die Emailverbindungen stabil sind und sich an manchen Tagen einfach keine Emails abrufen lassen. Nun ja, im schlimmsten Fall dauert es halt noch ein wenig länger, bevor im Internet wieder was Neues von uns zu lesen ist. Ein Newsletter wäre ja eigentlich auch mal wieder dringend fällig, aber an das Thema wagen wir uns wohl erst wieder in Neuseeland. Da dürfte es dann hoffentlich alles etwas schneller gehen. Als ich nach drei Stunden gerade einmal fünf Fotos hoch geladen habe, gebe ich das Unterfangen schließlich frustriert auf. Eigentlich sollte man bei solch herrlichem Sonnenwetter ja auch viel lieber im Cockpit sitzen, als sich unter Deck über die blöde Technik ärgern. Obwohl die Windvorhersage für die nächsten Tage recht moderaten Wind vorher sagt, begibt sich Axel nachmittags aufs Vorschiff, um dort unser wegnehmbares Kutterstag anzubauen. Dabei entdeckt er an unserem Rumpf einen ganz besonderen Besucher. Weidet doch tatsächlich eine Meeresschildkröte unseren Seegrasbewuchs ab! Kaum zu glauben. Der neue Antifoulinganstrich wird wohl immer nötiger. Leider verscheuchen wir durch unser Erscheinen die Schildkröte bevor sie den Rumpf komplett bearbeitet hat und sie taucht wieder ins tiefblaue Wasser hinab. Gegen 17 Uhr können wir dann auch endlich den Inselfrachter auftauchen und neben uns vor Anker gehen sehen. Schnell fängt man mit dem Entladen an und hievt Autos, Container und Gastanks von Bord. Wir schauen uns das Treiben zusammen mit Peter von „Green Choral“ an, der uns einen kleinen Besuch abstattet. Außerdem kommen Gabor und Isolde mit „Kestrel“ in unserem kleinen Mooringfeld an und wir verabreden uns spontan zum gemeinsamen abendlichen Umtrunk. Vorher macht Axel aber mal wieder die Kombüse unsicher. In einem unserer Kochhefte hat er ein Rezept für gedünstete Hähnchenrouladen entdeckt und so duftet es nach kürzester Zeit verführerisch lecker. Das Endergebnis kann sich schmecken lassen und wir schmausen es schön im Cockpit zusammen. Dann holen wir Gabor und Isolde ab und sitzen mit den Beiden bis 23 Uhr bei Wein und Rumpunsch zusammen. Schließlich bringt Axel unsere Gäste wieder zurück an Bord von „Kestrel“ und wir fallen wenig später mal wieder ziemlich müde in unsere Kojen.

Eine Meeresschildkröte „arbeitet“ an unserem Unterwasserschiff

Freitag, 16. Oktober 2009: Alofi/Niue – auf See 118,5 sm

Oh, Mann! Da klingelt der Wecker doch tatsächlich bereits um 5.30 Uhr. Das ist ganz schön früh am Tage, insbesondere nach einem langen Abend wie gestern. Es hilft aber nichts, denn wir haben ausgerechnet, dass wir möglichst früh am Tage los müssen, damit wir an unserem nächsten Ziel Tonga im Laufe des Vormittags ankommen. Dazwischen liegen natürlich erst noch zwei Nächte auf See, doch die Erfahrung zeigt, dass wir eigentlich immer mit einem Etmal von 150 Seemeilen rechnen können. Wir machen noch schnell ein wenig Kaffee und dann geht es auch schon los. Wir lösen die Leine von unserer Mooringboje und motoren erst einmal bei Schwachwind aus der Bucht von Alofi hinaus. Dann setzt eine schöne Brise ein und wir segeln mit 7,5 bis 8,5 kn in Richtung Tonga los. Leider zeigt sich der Himmel heute ziemlich grau und bedeckt und bringt nicht den erhofften Sonnenschein. Aber immerhin regnet es nicht und wir haben Hoffnung, dass das in den nächsten Tagen auch so bleibt. Bei 20 kn Wind fahren wir mit einfach gerefften Segeln, denn hier in der Südsee kann man ja nie wissen wie viel Wind in der nächsten Wolke so drin steckt. Der Tag vergeht recht gemütlich und wie üblich auf See lesen wir viel und dösen vor uns hin. Hello World zieht derweil schnurstracks ihre Bahn und wir brauchen nicht einmal die Segel anzufassen. Allerdings ist es ziemlich kühl und so liegt Axel mit einer Decke im Cockpit, während ich es mir unter Deck gemütlich machen darf. Gerade einmal 23°C zeigt unser Außenthermometer über Tage an! Zum Abendessen gibt es daher eine wärmende Rindernudelsuppe. Das tut gut und weckt die Lebensgeister. Warum erinnert die Südsee im Moment eigentlich eher an die Ostsee im Herbst? Abends holen wir dann lange Hosen, Fleecepullover und sogar Socken aus den tiefen unserer Bordschränke hervor. Während ich es mir ab 21 Uhr dann im Salon unter der warmen Decke gemütlich machen kann, übernimmt Axel wie gewohnt die erste Wache.

Es könnte schon gerne etwas wärmer sein!

Tja, eigentlich würden wir wohl offiziell erst am Sonntag die Datumsgrenze überqueren. Aber das geht natürlich nicht! Der Skipper hat eindeutig entschieden, dass wir nicht einfach einen Sonntag überspringen können. Dann gäbe es ja schließlich kein Frühstücksei! So verlegen wir einfach die Datumsgrenze ein wenig nach Osten und verzichten damit auf Samstag, den 17. Oktober 2009. Nur gut, dass wir nicht schon einen Tag früher los gesegelt sind, denn sonst hätten wir womöglich auch nicht meinem Schwager Jens zum Geburtstag gratulieren können. Es gibt aber auch immer wieder neue Dinge bei so einer Weltumsegelung zu bedenken… Mit der Überquerung der Datumsgrenze sind wir jetzt übrigens früher als in Deutschland unterwegs. Während es bei uns bereits Nachmittags ist, geht in Deutschland gerade erst die Sonne auf. Satte 10 Stunden sind wir Euch nun voraus.

Sonntag, 18. Oktober 2009: Auf See 150,2 sm

Um Mitternacht übernehme ich mal wieder die Stellung im Cockpit. So richtig ruhig und gemütlich wird es dabei aber mal wieder nicht. Immer wieder mal bleibt der Wind weg und die Segel fangen laut an zu schlagen. Gegen 1.30 Uhr entscheiden wir uns daher die Genua zu bergen und ein Stückchen zu motoren. Natürlich kommt innerhalb kürzester Zeit dann der Wind wieder und wir fahren mit Rauschefahrt durch den Pazifik. Der Spaß hält eine Stunde, dann flappen die Segel wieder hilflos in den Wellen. Mit jeder Windböe kommt außerdem noch ein erfrischender Nieselregen hinzu, so dass man sich mal wieder fragt, ob man das Ganze hier eigentlich freiwillig macht. Die Nacht ist außerdem heute mal so richtig stockenduster. Dank der durchgehenden Bewölkung zeigt sich kein Stern am Himmel und auch der Mond lässt sich nicht ansatzweise blicken. Nur ein wenig phosphorisierendes Plankton glimmt mit Hello Worlds Bewegungen auf. Pünktlich zu Axels nächster Wache stabilisiert sich der Wind dann wieder ein wenig und wir können den zweiten Teil der Nacht beide etwas entspannter genießen. Morgens früh um 6 Uhr bin ich wieder im Cockpit dran und verpacke mich auch heute wieder gut in warme Klamotten. Der Himmel zeigt immer noch ein dunkles Grau und am Horizont lassen sich einzelne Schauer ausmachen. Brrr! Na gut, für viele scheint es etwas schwer vorstellbar zu sein, dass wir bereits bei 23°C anfangen zu frieren. Doch wir sind nach fast zwei Jahren in den Tropen doch irgendwie an 30° und mehr gewöhnt. Schnee, Hagel und Graupelschauer sind für uns nur noch schwer vorstellbar und eigentlich könnten wir da wohl auch gut drauf verzichten (wer nicht?). Zum Frühstück gibt es dann das obligatorische Sonntagsfrühstücksei und wir können es sogar bei leicht aufklarendem Wetter im Cockpit genießen. Die See ist weiterhin sehr moderat und angenehm und der Wind hält noch gut durch. Allerdings ist laut Wetterbericht für später mit Flaute zu rechnen, so dass wir uns seelisch schon mal auf eine Nacht unter Motor einstellen. Aber wer weiß, bisher hat der Wetterbericht ja meistens doch nicht recht behalten. Er könnte sich jetzt ja zur Abwechslung auch mal positiv für uns irren. Ansonsten verläuft der Tag wie üblich mit viel Lesen und dem Versuch ein wenig Schlaf nach zu holen. Abends gibt es leckere Möhrensuppe und wir freuen uns, dass uns der Wind immerhin bis zum Abend gut erhalten geblieben ist. Ausnahmsweise darf ich mich anschließend heute Abend schon mal gegen 20 Uhr ins die Salonkoje zurück ziehen. Mir fallen aber auch wirklich die Augen zu. Und dabei habe ich eigentlich in der vorherigen Nacht ja ganz gut geschlafen. So schwebe ich durch meine Träume, fahre mit der Fähre über den Rhein und beobachte dabei springende Wale. Während ich durch eine meiner Lieblingsboutiquen in Köln bummele, ruft dann doch tatsächlich jemand „Ich mach dann jetzt mal den Motor an“ in den Laden. Völlig verstört begreife ich erst fünf Minuten später, dass der Teil wohl nicht zu meinem Traum gehörte. Auf jeden Fall hat der Wind derart nachgelassen, dass sich Axel gegen 23.30 Uhr genötigt sieht, doch noch den Motor anzuschalten. Da ich nun mal schon wach bin, kann ich Axel ja auch gleich von seiner Wache erlösen. So begebe ich mich eine halbe Stunde früher als gedacht ins Cockpit und fröstel ein wenig vor mich hin.

Schläft da etwa jemand während der Wache?!

Montag, 19. Oktober 2009: Auf See – Nuku’Alofa/Tonga – Pangaimotu/Tonga 53,7 sm

Nach dreieinhalb ereignislosen Stunden darf ich Axel wieder wecken und in die angenehm vorgewärmte Salonkoje krabbeln. Leider lande ich nicht wieder am Rhein, um mein gerade entdecktes Shirt zu Ende zu kaufen, doch ich schlafe tief und fest bis um 5.30 Uhr. Dann wache ich aus irgendeinem Grunde wieder auf und löse Axel schon wieder eine halbe Stunde früher ab. Am Horizont sieht man bereits die ersten Inseln vom Königreich Tonga und ich lehne mich gemütlich mit einer frischen Tasse Kaffee im Cockpit zurück. Während der nächsten Stunden motoren wir fröhlich in die Piha Passage nach Nuku’Alofa hinein. Dummerweise fehlen die meisten der in der Seekarte angegebenen Seezeichen, doch erfreulicherweise stimmt dagegen unsere elektronische Seekarte ziemlich auf den Punkt. Schließlich melden wir uns bei den Hafenbehörden über Funk an und werden angewiesen in den Hafen von Faua zu verholen. Erfreulicherweise meldet sich im Anschluss noch ein Segler, der bereits im Hafen liegt und gibt uns detaillierte Anweisungen zum Anlegen. Er erklärt uns, dass wir hier erstmals in unserer Seglerkarriere Römisch-Katholisch anlegen müssen, sprich vorne den Anker raus und mit dem Heck an die Pier. Dummerweise liegt man hier jedoch nicht an einer Pier, sondern an einem ziemlich bewucherten Hang. Einfach mal eben eine Leine an Land geben und vom Heck übersteigen geht also nicht. So wassere ich also erst einmal das Dinghy und lasse dann den Anker vorne ins Hafenbecken hinab. Im Sauseschritt laufe ich dann nach Hinten und steige mit langer Leine ins Dinghy. Während ich mich damit abmühe gleichzeitig die Leine, das Dinghy und auch noch mein Gleichgewicht unter Kontrolle zu halten, hält Axel Hello World kontrolliert im Hafenbecken. Erfreulicherweise stellt sich dann doch noch die ersehnte Hilfe an Land ein und ich kann sowohl Dinghy als auch Leine erfolgreich am Hang anlanden. Anschließend wird noch etwas weniger hektisch eine zweite Leine ausgebracht und Hello World hängt etwas schräg, aber doch recht sicher im Hafenbecken. Da ein Übertreten an Land jedoch angesichts der Hafentopographie immer noch nicht möglich ist, fahren wir schließlich wenig später mit dem Dinghy an Land und begeben uns zum Zoll- und Quarantänegebäude. Erfreulicherweise finden sich dort auch gleichzeitig alle zuständigen Beamten von Zoll, Einwanderung und Gesundheitsbehörde ein, so dass wir innerhalb von zehn Minuten eingecheckt sind. Lediglich die Bezahlung für die Gesundheitsbehörde verzögert den Vorgang ein wenig, denn natürlich verfügen wir noch nicht über die dafür benötigten Tonga-Talar. So fährt uns der Einwanderungsbeamte zur nächste Bank und wir bezahlen dem Gesundheitsmenschen unsere einhundert Talar (der konnte uns übrigens nicht in seinem Auto zur Bank bringen, weil er gerade fünf (!) Krankenschwestern im Auto durch die Gegend kutschierte). Nachdem wir somit offiziell eingecheckt sind, überlegen wir kurz was wir nun machen wollen. Die Entscheidung wird uns abgenommen, als wir Marie-Jean und Barry treffen, die ebenfalls gerade mit uns beim Zoll gewesen sind. Die Beiden verfügen über einen Stadtplan und so folgen wir ihnen einfach auf dem Weg in die Innenstadt. Der Weg ist ganz schön lang, doch Laufen tut nach zwei Tagen auf See auch mal wieder ganz gut. Wir erreichen schließlich das „Stadtzentrum“ und bewundert dort erst einmal den Königspalast. Gleich nebenan entsteht eine neue Megayacht-Marina, die angeblich bereits im nächsten Jahr fertig sein soll. Da wir noch kein Frühstück hatten, führt uns unser erster Gang schließlich ins Friendly Café, wo wir uns ein schnelles Mittagessen bestehend aus Omelette und Fischsalat genehmigen. Gleich nebenan befindet sich ein Kunsthandwerkladen und wir beschließen unseren Bananenblattkorb aus St. Lucia nun endlich mal gegen etwas Neues auszutauschen. Wer hätte schon gedacht, dass der Korb fast zwei Jahre lang hält! Weiter geht es durch die Straßen und wir bewundern Kinder und Jugendliche in ihren bunten Schuluniformen und traditionell gekleidete Erwachsene. Scheinbar trägt man hier als Mann Rock und darüber einen Tapa. Tapa ist dabei wie in Französisch Polynesien die platt geklopfte Borke eines Baumes. Schließlich landen wir am Markt von Nuku’Alofa, wo wir gegen geringes Geld ein wenig frisches Gemüse erstehen. Schwer bepackt laufen wir schließlich den weiten Weg wieder zurück zum Hafen und fahren mit dem Dinghy zurück an Bord. Bevor wir vor Müdigkeit zusammen sacken, beschließen wir doch lieber den Hafen direkt wieder zu verlassen und stattdessen draußen vor Anker zu gehen. Also steige ich wieder ins Dinghy und fahre an Land um unsere Leinen zu lösen. Kaum, dass die erste Leine wieder an Bord gezogen worden ist, rauscht es plötzlich verdächtig in der Luft. Ein Blick nach Vorne zeigt, dass es sich dabei wie vermutet um einen tropischen Regenschauer handelt. Da ich weder Regenschirm noch Regenjacke bei mir trage, bin ich wenig später entsprechend patschenass und löse leicht frustriert die zweite Leine. Schnell mit dem Dinghy zurück an Bord und zur Ankerwinsch gesprintet. Axel steht derweil froh und trocken unter dem Bimini im Cockpit und behält die Oberaufsicht und natürlich die Ruhe im Manöver. Nachdem der Anker schließlich wohlbehalten zurück an Bord ist, bin ich nicht nur nass, sondern vom Hafenschlamm an der zuvor ausgebrachten Tripleine auch ziemlich dreckig. Nun ja… Wir machen das hier ja wie gesagt freiwillig. Im strömenden Regen motoren wir ein kurzes Stück bis zum Inselchen Pangaimotu. Dort gehen wir neben fünf anderen Yachten vor Anker und ich springe erst einmal schön unter die warme Dusche. Derweil backt Axel uns ein paar Banana-Muffins, die wir schließlich bei nachlassendem Regen mit einem schönen, warmen Kaffee im Cockpit genießen. Unser Nachbar hat scheinbar auch die Schnauze voll von dem Wetter und lässt laut „Downunder“ von Men at Work über die Außenlautsprecher dröhnen. Wir kontern mit Achim Reichel und „Aloha he“ und fühlen uns irgendwie genau richtig am Platz. Wenig später lässt der Regen nach und wir können doch noch zum verdienten Sundowner zum Restaurant Big Mama’s an Land fahren. Dabei unterhalten wir uns gut mit ein paar anderen Seglern und stellen erstaunt fest, dass wir bei der ganzen Zeit- und Datumsrechnerei wohl doch einen Fehler gemacht haben. In Tonga herrscht nämlich nicht UTC +12 wie bisher gedacht, sondern UTC + 13! Bevor wir jedoch kapiert haben, warum dem so ist, fallen uns die Augen zu und wir begeben uns wieder zurück an Bord von Hello World. Erfreulicherweise gibt es hier vor Anker mal wieder Internet und so können wir mal wieder unsere Emails abrufen. Auf die Email von unserem Freund Luer in Bremen, beschließt Axel direkt mal anzurufen, denn während ich in Köln einkaufen war, hat er doch tatsächlich von Luer geträumt (nicht, dass ich da jetzt eifersüchtig werden müsste, oder?). Die Beiden unterhalten sich eine Weile und wir finden es am Ende wie immer schade, dass wir so selten die Stimmen unserer Freunde zu Hause hören können. Gegen 21.30 Uhr (neu berechneter Zeit) liegen wir dann mal wieder gemütlich in unseren Kojen und freuen uns über den herrlich ruhigen Ankerplatz.

Das Ankerfeld vor Big Mama’s auf Pangaimotu

Dienstag, 20. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Ach, wie schön ist des doch, wenn man die ganze Nacht ohne eine einzige Unterbrechung ausschlafen kann! Das machen wir natürlich auch und setzen uns erst gegen 9 Uhr zum Frühstück ins Cockpit nieder. Es gibt ein leckeres Omelette und wir überlegen dabei, was wir nun eigentlich in den nächsten Tagen alles machen wollen. Ein paar Dinge sollen noch am Schiff für die Überfahrt nach Neuseeland vorbereitet werden und ansonsten wollen wir natürlich ein wenig unsere Umgebung erkunden. Inseltour, ein paar Tauchgänge und vielleicht noch Ankern vor Atata und Fafa. Bevor es zum gemütlichen Teil geht, fängt Axel aber erst einmal mit ein wenig Arbeit an. Da wir nicht auf eine weitere Schildkröte hoffen können, die uns den Bewuchs vom Schiff knabbert, müssen wir wohl selber ran. Axel springt also ins Wasser und macht sich mit Spachtel und Schrubber an die Arbeit. Ich nutze derweil die Internetverbindung am Ankerplatz und aktualisiere endlich mal wieder unsere Homepage. Gegen Mittag sind wir beide mit unseren Arbeiten fertig und können uns etwas angenehmeren Dingen widmen. Auf Pangaimotu soll es nette Muscheln am Strand geben und so machen wir das Dinghy klar und setzen an Land über. Mit dabei ist wie immer zu solchen Gelegenheiten „Käse Karl“. „Käse Karl“ ist ein knallgelbes Eimerchen, welches wir vor unserer Abfahrt auf dem Ostermarkt in Hooksiel mitsamt zig Kilo Käse von eben „Käse Karl“ erworben haben. Seit unserer Abreise hat es uns schon gute Dienste geleistet und gehört sicherlich inzwischen zu einem der weitgereistesten Eimer der Welt. In „Käse Karl“ sammle ich nun beim Rundgang um die Insel mal wieder ein paar hübsche Muscheln auf. Viel ist es allerdings nicht, denn die meisten Muscheln sind ziemlich angeschlagen und liegen wohl schon eine halbe Ewigkeit auf der Insel. Unser Rundgang führt uns am Ende zu Big Mama’s, wo wir inzwischen schon wieder recht hungrig Fish ’n Chips und einen Cheeseburger verspeisen. Gut gesättigt geht es zurück an Bord, wo wir erst einmal eine kleine Verschnaufspause einlegen. Gegen 15 Uhr wagen wir uns dann noch an eine weitere Aufgabe heran. Da in Neuseeland strenge Regeln zur Einfuhr von Lebensmitteln herrschen, wollen wir unsere gesamten Vorräte noch einmal einer Inventur unterziehen. Lebensmittel, von denen wir bereits wissen, dass sie nicht eingeführt werden dürfen, landen dabei leider im Abfall bzw. in einem Korb, so dass wir sie vielleicht hier vor Ort noch irgendwie sinnvoll los werden können. Heute ist erst einmal die Backbordseite im Salon dran. Dort stapeln sich Dosen und Gläser mit allerlei Konserven. Alles wird mit Herkunftsland, Verfallsdatum und Anzahl fein säuberlich aufgelistet und schließlich wieder in die Schränke einsortiert. Anschließend genießen wir einen leckeren griechischen Salat im Cockpit und sitzen noch eine ganze Zeit lang im Cockpit bei einem schönen Glas Wein zusammen. Gegen 21.30 Uhr wird die Erdanziehungskraft dann aber doch wieder zu groß und wir geben ihr nach, indem wir sanft in unsere Kojen fallen.

Paradiesisch

Mittwoch, 21. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Heute bin ich mal wieder etwas früher auf den Beinen. Ab 6.30 Uhr sitze ich am Laptop, schreibe Logbuch und surfe ein wenig im Internet. Nach ein paar Tagen auf See sind ja doch immer ein paar Nachrichten und News nachzuarbeiten. Axel schläft derweil wie üblich ein wenig länger und kommt erst gegen 8 Uhr aus der Koje gekrabbelt. Das Wetter zeigt sich heute leider grau und trüb und beim Frühstück im Cockpit denkt man doch schon daran etwas Wärmeres über zu ziehen. Nichts desto trotz beschließen wir heute mal wieder Tauchen zu gehen. Vor dem Inselchen Pangaimotu liegt seit einem Zyklon im Jahre 1986 das Wrack der My Lady Lata II. Der Tauchspot ist nicht allzu tief, denn ein Großteil des Hecks steht selbst bei Hochwasser weit aus dem Wasser heraus. Wir machen unser Dinghy an einer Leine am Wrack fest und gehen mal wieder ins Wasser. Puh, ist das kalt! Nur noch 24°C Wassertemperatur zeigt der Tauchcomputer an. Da muss wohl bald mal der 7mm Anzug wieder heraus geholt werden. Leider erweist sich die Sichtweite unter Wasser als miserabel. So tauchen wir nur einmal kurz um das Wrack herum und sind nach zwanzig Minuten auch schon wieder im Dinghy. Immerhin gab es ein paar nette Fische und vor allem viele Weichkorallen und Anemonen zu sehen. Zurück an Bord werden wie üblich alle Tauchsachen abgespült, was wir uns jedoch eigentlich diesmal hätten sparen können. Kaum das wir damit fertig sind, fängt es nämlich mächtig an zu regnen. So verziehen wir uns unter Deck und vertreiben uns dort ein wenig die Zeit. Gegen 12.30 Uhr ist der Spaß vorbei und der Regen hört gerade rechtzeitig zur Mittagspause auf. Wir setzen mit dem Dingyh zu Big Mama’s über und gönnen uns dort eine Portion Fish ’n Chips. Auf dem Rückweg zum Schiff machen wir dann kurz bei unseren Nachbarn von „Tender Spirit“ und „Esperanza“ auf einen kurzen Schnack Halt. Zurück an Bord wird dann mal wieder ein wenig gearbeitet. Ich suche alle Wäsche zusammen, denn morgen wollen wir dieselbige zum Waschen abgeben. Außerdem wird noch ein wenig weiter Inventur betrieben. Heute ist ein Teil der Bilge und der Steuerbordseite vom Salon dran. So langsam bekommen wir einen guten Überblick und die Proviantliste wird immer länger. Axel widmet sich derweil mal wieder unserem Autopilotenantrieb. Nicht dass da etwa schon wieder was kaputt wäre, aber wir wollen vor der Überfahrt nach Neuseeland unseren Ersatzantrieb voll funktionsfähig und einsatzbereit wissen. Keine allzu angenehme Arbeit, denn der Abrieb von den Kohlebürsten ist superfein und setzt sich beim Säubern schnell in alle Ritzen und Ecken hinein. Im Laufe des Nachmittags können wir dann immer mehr Yachten am Ankerplatz eintrudeln sehen. Erst kommt „Tracen J.“, dann „Wayward Wind“ und schließlich unsere Freunde Mats und Ulla von „Hokus Pokus“. Mit letzteren Beiden verabreden wir uns schnell zum abendlichen Treffen bei Big Mama’s und setzen daher gegen 18 Uhr an Land über. Mats und Ulla holen wir dabei ab, denn deren Außenborder hat aus irgend einem Grunde den Geist aufgegeben. Gemeinsam essen wir zu Abend, wobei Axel und ich heute einmal den Teriyaki Chicken Burger ausprobieren. Dazu gibt es ein einheimisches Mata Maka Bier, welches sich als gar nicht so übel erweist. Ganz einheimisch ist es allerdings nicht, denn es wird in Neuseeland für Tonga gebraucht. Gegen 21 Uhr sind wir dann mal wieder zurück an Bord und dann auch relativ zügig in den Kojen.

Endlich ist es unter Wasser wieder etwas bunter

Donnerstag, 22. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Wir schaffen es heute erst gegen 7.30 Uhr aus den Kojen und müssen dann mal wieder ziemlich ungewohnt unter Deck frühstücken. Oben im Cockpit ist es halt einfach zu kühl. Das Wetter ist heute recht windig und zeigt sich mit einem bedeckten Himmel. Gegen 9 Uhr geht es dann mit dem Dinghy in Richtung Land. Wir haben unsere gesamte Dreckwäsche dabei und holen auf dem Weg auch noch Ulla und Mats ab. So ist unser Dinghy leicht überladen und wir werden auf der Fahrt klatschnass. Nur gut, dass wir unsere Wäsche dabei haben, denn so können wir an Land erst einmal nasse Wäsche gegen leicht dreckige Wäsche eintauschen. Um 9.30 Uhr geht es dann mit der kleinen Inselfähre nach Nuku’Alofa hinüber. Die Überfahrt wird nicht langweilig, denn mit uns an Bord sind Marsha und Jack von „Tracen J.“, Debbie und Ross von „Zephyra“, sowie natürlich Mats und Ulla. Nach zehn Minuten Fahrt kommen wir am Fähranleger in der Stadt an und nehmen von dort ein Taxi in die Innenstadt. Dort laufen wir zunächst ein Stück die Taufa’ahau Road entlang. Scheinbar ist das die Haupteinkaufsstraße und wir erreichen nach zehn Minuten marschieren das Queen Salote Memorial Center. Dort findet derzeit die Pacific Trade Show statt und wir schauen uns ein wenig auf der kleinen Messe um. Sie bietet einen guten Mix aus Kunsthandwerk und Kommerz und unterscheidet sich doch um einiges von den Messen, die wir so in Deutschland besucht haben. Wir erstehen einen schönen geschnitzten Anhänger in Gecko-Form für mich und bekommen sogar ein paar Werbegeschenke überreicht. Weiter geht es schließlich zum angeblich besten Supermarkt der Insel. Dafür laufen wir weiter die Taufa’ahau Road entlang und landen tatsächlich schließlich beim Si’s Kae Ola Supermarkt. Der bietet allerdings mehr Ramsch als alles andere, doch am Ende finden wir doch noch ein paar Lebensmittel. Wir kaufen nur ein paar notwendige Kleinigkeiten ein, denn eigentlich wollen wir ja erst einmal unsere Vorräte verbrauchen. Schließlich laufen wir zurück in Richtung Innenstadt, wo wir noch einmal beim Markt vorbei schauen. Frisches Gemüse kann man ja schließlich immer gebrauchen. Wir bereits zuvor begeistern uns mal wieder die gute Qualität und natürlich auch die guten Preisen. Schwer beladen geht es schließlich zu Fuß zum Fähranleger zurück. Gleich daneben findet täglich der örtliche Fischmarkt statt und wir streifen natürlich interessiert durch die Stände. Ein paar Krebse lachen uns an und wir legen spontan das Abendessen für den heutigen Tag fest. Vorher lassen uns allerdings erst noch erklären, wie man die Tiere denn eigentlich zubereitet. Krebs in dieser Art haben wir nämlich noch nie gemacht. Um 13 Uhr geht dann schließlich unsere Fähre zurück zum Pangaimotu. Wir bezahlen unseren Obulus von 20 Pa’anga und fahren wenig später zurück zum Schiff. Dort packen wir erst einmal unsere Einkäufe aus und genießen anschließend ein wenig Bohnensalat zum Mittagessen. Ich wurstel mich nach dem Essen mal wieder weiter durch alle Schaps und komme mit der Inventur langsam aber sicher voran. Axel bucht derweil telefonisch einen Tauchgang am Außenriff für uns. Am Samstag werden wir also auch hier mal wieder die Unterwasserwelt etwas genauer betrachten. Abends gibt es denn die riesigen Krebse mit Axels leckerer Aioli und ein paar Toastecken dazu. Anschließend schauen wir uns mal wieder ein paar Folgen aus der Loriot Fernsehedition auf DVD an. Ich falle bereits gegen 21.30 Uhr todmüde ins Bett, während Axel noch etwas länger aushält.

Besuch beim Markt

Freitag, 23. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Auch heute stehen wir wieder um 7.30 Uhr auf und auch heute gibt es wieder Frühstück im Salon. Wir frösteln! Die Temperatur ist inzwischen auf 21°C gesunken und was in Deutschland als schöne Sommertemperatur durchgehen würde, ist uns Tropengewohnten doch deutlich zu kalt. Das heutige Tagesprogramm gestaltet sich zweigeteilt. Axel nimmt um 9.30 Uhr die Fähre an Land, holt Geld, damit wir den morgigen Tauchgang bezahlen können und kauft außerdem einen Weißkohl für den für heute geplanten griechischen Abend. Ich backe derweil mal wieder ein wenig. Bagel für die Überfahrt nach Neuseeland, Brot und Brötchen für den direkten Verzehr. Außerdem bereite ich schon mal Teig für Pita her, der allerdings erst einmal im Kühlschrank verschwindet. Nebenbei wird weiter Inventur betrieben. Gegen Mittag habe ich schließlich alle Lebensmittel aufgelistet und aussortiert. Axel kommt gegen 11.30 Uhr wieder und verkündet, dass wir statt griechischem Abend heute zur Dinner- und Tanzshow an Land fahren. Das Ganze wird von Big Mama’s organisiert und kostet inklusive Essen gerade einmal 40 Pa’anga (wer den Umrechnungskurs jetzt nicht gerade zu Hand hat, das entspricht ungefähr 14,30 Euro). Unsere saubere Wäsche hat er auch mitgebracht und sie duftet erstaunlich gut und sieht sauber aus. Man hat sich sogar die Mühe gemacht zueinander passende Socken zusammen zu stecken! So etwas ist uns auf der ganzen Reise noch nicht passiert. Damit wir nicht immer Taxi spielen müssen, verleihen wir außerdem unseren Ersatzaußenborder an „Hokus Pokus“. So kommt der auch mal wieder zum Einsatz. Eigentlich gehört der ja auch „Hippopotamus“, die im Gegenzug mit unserem Zweitaußenborder durch die Gegend fahren. Irgendwie ist die Verleihzeit inzwischen ganz schön lange geworden, aber wir brauchen das Teil ja nicht wirklich und Judith und Sönke sind mit unserem etwas kräftigeren Motörchen bestimmt prima unterwegs. Nachmittags um 17 Uhr geht es dann an Land hinüber. Mit der Fähre fährt man unsere inzwischen gar nicht mehr so kleine Seglergruppe dann zur Hauptinsel Tongatapu hinüber. Dort werden wir in bereitstehende VW-Busse verladen und einmal quer über die Insel gefahren. Wir landen schließlich im Osten von Tongatapu im ‚Oholei Beach Resort. Über ein paar Treppenstufen geht es hinab zum Strand wo man eine Bar und Restaurant mit Blick auf Eua errichtet hat. Außerdem gibt es hier die Hina Höhle, die wir natürlich direkt mal besichtigen gehen. Viel ist allerdings nicht zu sehen, denn inzwischen ist es doch schon recht dunkel. Wir bestellen uns ein Glas Wein an der Bar und setzen uns unter einen der vielen Palmensonnenschirme. Dann fängt eine Band an zu spielen, endet jedoch ziemlich abrupt, da der Generator und damit der Verstärker seinen Dienst kurzfristig aufgibt. Natürlich fehlt damit auch die Beleuchtung, doch man zündet einfach ein paar Fackeln an und der Platz füllt sich mit immer mehr Menschen. Schließlich geht auch der Generator wieder und es darf zu flotter Tongaischer Musik getanzt werden. Dann werden wir endlich in den Speisebereich in einer weiteren Höhle gebeten. Dort hat man ein großes Buffet aufgebaut und wir sind auch schon mächtig hungrig. Bevor es los geht, wird allerdings noch ein wenig gesungen, dann gibt es noch ein Gebet und auch die Restaurantmitarbeiter singen uns noch ein Liedchen. Schließlich ist es endlich so weit und wir dürfen uns in die Schlange vorm Buffet einreihen. Am Buffet angelangt erhalten wir einen aus Bananenstaude geschnitzten Teller, den wir mit allen möglichen Köstlichkeiten voll laden. Nach dem Essen geht es weiter mit der Tanzshow. Wir wechseln die Höhle und landen in der am Anfang besuchten Hina Höhle. Die ist inzwischen festlich beleuchtet und wir suchen uns ein Plätzchen auf einer der recht unbequemen Holzbänke. Erst spielt die Band ein wenig Musik, dann kommen die Tänzer auf die Bühne. Zunächst wird ein traditioneller Sitztanz aufgeführt, der ‚Ma’ulu’ulu‘. Weiter geht es im Wechsel mit verschiedenen weiblichen und männlichen Gruppentänzen. Die Damen haben dabei ihre Arme mit Kokosnussöl eingeölt auf die die Tonganer nun als Anerkennung den einen oder anderen Geldschein kleben. Bei den Herren beeindruckt besonders der Kailao, der ziemlich wilde Kriegstanz. Nachdem die Gruppentänze abgearbeitet sind, gibt zunächst ein Ukulele-Spieler eine kleine Einlage. Dabei spielt er sein kleines Instrument doch tatsächlich mit den Zähnen! Weiter geht es mit einem Solotanz einer Südseeschönheit. Er wird Tau’Olunga genannt und gilt als der schönste und graziöseste aller Tonganischen Tänze. Schließlich wird es dunkel und ein leichter Geruch nach Benzin durchzieht die Höhle. Auf einer Felsnische bläst schließlich jemand auf einer großen Tritonmuscheln zum Höhepunkt des Abends. Mit atemberaubender Geschwindigkeit wirbeln die männlichen Tänzer Fackeln durch die Gegend und schaffen es dabei auch noch zu tanzen. Irre! Wir sind begeistert und applaudieren am Ende was das Zeug hält. Mit dem Ende der Show ist auch der Abend in ‚Oholei beendet und wir werden in unseren Bussen wieder zurück nach Nuku’Alofa gefahren. Mit der Fähre geht es schließlich zurück nach Pangaimotu und mit dem Dinghy weiter an Bord. Dort fallen wir ohne weitere Verzögerungen in unsere Kojen, denn inzwischen ist es sage und schreibe 23 Uhr geworden.

Schöne Tanzshow im ‚Oholei Beach Resort

Samstag, 24. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Erstaunlich, aber wir stehen auch heute wieder gegen 7.30 Uhr auf und frühstücken im Salon. Draußen ist es weiterhin kalt und ungemütlich und der Wind weht immer noch recht ordentlich. Wir bereiten anschließend unsere Tauchsachen vor und sind pünktlich um 9.30 Uhr abholbereit. Das hilft allerdings nicht viel, denn wer nicht kommt, ist der Tauchanbieter. Wir warten und warten und rufen schließlich gegen 10.15 Uhr bei Deep Blue Diving an. Ja, man wäre in zehn Minuten bei uns. So warten wir einfach noch ein wenig weiter, doch wer immer noch nicht kommt, ist weiterhin der Tauchguide. Gegen 11 Uhr rufen wir noch einmal an und bekommen wieder die gleiche Antwort. Diesmal erscheint aber auch tatsächlich wenig später ein Boot und wir packen unsere Tauchsachen zur Fahrt zum Außenriff hinein. Mit uns im Boot sitzen noch zwei Japanerinnen, die zur Zeit hier in Tonga ein langes Wochenende Urlaub machen. Die Fahrt wird recht nass und ungemütlich, denn es geht geschätzte 10 sm in Richtung Norden. Schließlich erreichen wir unseren ersten Tauchspot am Telemachus Riff. Bei den Vorbereitungen zum Tauchgang schwant uns dann bereits Übles. Der Tauchguide gibt nur auf Nachfrage eine kurze Beschreibung des Tauchplatzes und weiß wohl auch nicht so ganz genau, was uns dort unten eigentlich an Fischen erwartet. Die beiden Japanerinnen legen außerdem ihr Tauchzeug an, als ob sie gerade ihren ersten Tauchgang absolvieren würden. Nichts desto trotz steigen wir schließlich ins Wasser und tauchen ab. Wer nicht mit abtaucht, sind der Tauchguide und eine der Japanerinnen. So warten wir etwa 10 Minuten am Grund und schauen uns schon mal die Gegend an. Schließlich kommen auch die beiden anderen hinunter und der Guide führt die Japanerin die ganze Zeit am Arm durch die Gegend. Wir tauchen hinterher und genießen die wunderschöne Unterwasserwelt. Hier sind im Gegensatz zu Französisch Polynesien die Korallen noch sehr lebendig und vor allem super abwechslungsreich. Noch nie haben wir so viele verschiedene Arten von Hart- und Softkorallen auf einem Tauchgang gesehen. Ein paar Fische gibt es auch zu sehen, wenn auch nicht ganz so viel, wie wir es eigentlich gerne hätten. Nach einer dreiviertel Stunde tauchen wir schließlich wieder auf und müssen uns erst einmal nach dem Tauchboot umschauen. Es ankert etwa 200 m entfernt und keine Menschenseele ist an Deck zu sehen. Auf das Rufen des Tauchguides reagiert dummerweise niemand und so starten wir schon langsam auf das Boot hinzu zu schwimmen. Axel hat jedoch zum Glück eine starke Pfeife dabei und kann damit doch noch jemanden an Bord aufwecken. Es braucht zwei Anläufe, bis der Hiwi an Bord das Boot schließlich in unsere Nähe manövriert hat, wobei er fast noch eine der Japanerinnen über den Haufen fährt. Wir sind schließlich wieder glücklich an Bord zu sein und werden dort mit einer frischen Kokosnuss besänftigt. Dann fahren wir zum nächsten Tauchplatz am West Malinoa Riff und bekommen dort ein Baguette als kleinen Mittagssnack serviert. Dann geht es weiter mit dem zweiten Tauchgang. Wie zuvor schafft es die eine Japanerin nicht hinab und wir warten wieder geduldig am Grund. Ohne sich nach uns umzuschauen schwimmt unser Guide schließlich mit Japanerin am Arm durch eine wunderschöne Korallenlandschaft. Allerdings schwimmt er dabei in einem Tempo, dass es uns doch recht schwer fällt hinterher zu kommen. Insbesondere, weil wir ja auch gerne zwischendurch mal ein Foto schießen und die Korallen betrachten wollen. Irgendwann wird mir das ganze zu bunt und ich sprinte an den Guide heran und deute an, dass es jetzt reicht und ich auftauchen will. So macht Tauchen trotz der schönen Landschaft wirklich keinen Spaß. Von der anstrengenden Schwimmerei bekomme ich dann zu allem Überfluss auch noch einen Krampf in der Wade. Immerhin schafft es das Tauchboot uns diesmal direkt beim ersten Versuch aufzusammeln und so sind wir schnell wieder an Bord. Gegen Wind und Welle geht es dann zurück nach Pangaimotu, wo wir gegen 16 Uhr völlig verfroren ankommen. Wir wärmen uns erst einmal ein wenig auf und gönnen uns dazu doch tatsächlich einen Grog. Wer hätte gedacht, dass wir so etwas einmal in der Südsee brauchen würden?! Dann werden die Tauchsachen abgespült und zum Trocknen aufgehangen. Da wir uns für den Abend mal wieder Gäste eingeladen haben, bleibt anschließend nicht viel Zeit zum Entspannen. Wir bereiten ein paar Leckereien für den griechischen Abend vor und haben tatsächlich fast alles fertig als gegen 18 Uhr Carla und Han von „Esperanza“ bei uns eintrudeln. Gemeinsam verbringen wir einen überaus netten Abend und machen am Ende natürlich auch das obligatorische Foto mit Käpt’n Blaubär. Gegen 22 Uhr liegen wir dann schließlich in unseren Kojen und sind froh, dass wir uns dort in die warmen Decken kuscheln können. Selbst Axel ist nämlich vor ein paar Tagen wieder von Bettbezug auf Bettbezug mit Decke umgestiegen!

Brit schwebt durchs blaue Wasser

Sonntag, 25. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Hah, endlich! Wir schlafen bis 8 Uhr aus und können dann tatsächlich mal wieder im Cockpit frühstücken. Der Wind hat sich gelegt und die Sonne scheint. Anschließend holen wir heute mal wieder die Nähmaschine heraus. Für unser Backbordsofa im Salon wollen wir noch ein Leesegel nähen. Außerdem muss das gerissene Gurtband von unserem Wasserkanistercover erneuert werden. Beides ist schnell erledigt und wir sind schon vor Mittag fertig mit unseren Tagesaufgaben. Während Axel es sich im Cockpit gemütlich macht, fahre ich zu unseren neuen Nachbarn hinüber. Bereits gestern Nachmittag sind nämlich unsere guten Freunde Marcie und David von „Nine of Cups“ hier angekommen und da müssen natürlich dringend die letzten Neuigkeiten ausgetauscht werden. Nach zwei Stunden Schnacken beschließen wir schnell Axel aufzusammeln und gemeinsam bei Big Mama einen verspäteten Lunch einzunehmen. So sitzen wir wenig später zu Viert beisammen und unterhalten uns bis kurz vor 18 Uhr. Dann geht es zurück auf unsere Schiffe, wo wir noch eine Weile im Cockpit sitzen bevor es uns mal wieder zu kühl wird. Abends schauen wir uns dann mal wieder eine DVD im Salon an. Nach langer Zeit ist heute mal wieder „Der Schuh des Manitu“ dran. In Neuseeland müssen wir dann wohl mal in ein paar neue Filme investieren. Die Wiederholungen häufen sich in letzter Zeit doch arg.

Unser neues Leesegel für den Salon

Montag, 26. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Ich bin bereits um 6.30 Uhr wach, checke Emails und versuche mal wieder Fotos auf den Server zu laden. Um 7 Uhr steht auch Axel auf, denn wir wollen heute mal wieder nach Nuku’Alofa hinüber. Dort kommen wir gegen 8.30 Uhr an und steigen direkt in das nächste Taxi. Die Fahrt führt uns heute mal aus der Stadt hinaus zum örtlichen Krankenhaus. Um für die Passage nach Neuseeland sicher zu gehen, will sich Axel noch einmal ärztlich beraten lassen. Wir landen erst einmal in einer Schlange bei der Anmeldung und dürfen uns eine Viertelstunde gedulden. Dann wird ein Zettel für uns ausgefüllt, den wir wiederum an anderer Stelle gleich wieder abgeben dürfen. Eine weitere Stunde Wartezeit vergeht, bis wir schließlich zum Doktor vorgebeten werden. Der fragt uns erst einmal ausführlich nach unserer Reise aus und widmet sich dann unseren Problemen. Wir erklären Axels Darmprobleme und legen die CT-Scannerfotos aus Tahiti vor. Oh, so was hätte er ja schon lange nicht mehr gesehen, sagt der Doktor und dreht das Foto hin und her. Stolz erklärt er uns dann mit dem Finger zeigend, dass dies wohl das Rückrad sei. Nun ja, darauf wären wir von selbst nicht gekommen. Trotzdem berät er uns freundlich und nett und verschreibt uns noch ein paar Antibiotika für den Notfall. Außerdem erzählt er uns noch ein wenig über den König von Tonga. King George II. wohnt nämlich nicht weit entfernt in einer dicken Villa und würde ganz gut Deutsch sprechen können. Außerdem möge er Italien, das dortige Essen und vor allem italienische Opern. Wenn also aus einem Restaurant Pavarotti klingen würde, dann wäre wohl der König drin. Nachdem wir so wieder ein kleines Stück mehr über Tonga erfahren haben, dürfen wir uns noch die verschriebenen Medikamente abholen. Vorher geht es allerdings ans bezahlen. Satte 20 Pa’anga werden wir für die Sprechstunde los, weitere 36 Pa’anga für zwei verschiedene Antibiotika für jeweils vierzehn Tage. Kein schlechter Preis für so eine nette Konsultation, auch wenn der Nutzwert jetzt vielleicht nicht gar so groß war. Mit dem Taxi fahren wir dann wieder in die Stadt zurück und nehmen im Friends Café erst einmal ein verspätetes Frühstück ein. Dabei treffen wir Ross und Debbie von „Zephyra“ und unterhalten uns nett mit den beiden. Anschließend schauen wir noch bei „Molisi“ vorbei, dem aber nun wirklich angeblich besten Supermarkt der Stadt. Wir kaufen ein wenig Käse und laufen anschließend zurück zum Anleger. Dort werden wir um 13 Uhr wieder von der Fähre zurück nach Pangaimotu gebracht und sind wenig später auch schon zurück an Bord. Zum Mittag wird gleich der neu erstandene Mozzarella zu Caprese verarbeitet. Dann wird ein wenig entspannt und gelesen. Schließlich kommt Carla von „Esperanza“ vorbei und ich mahle ihr ein wenig von unserem Getreide. Da wir nicht sicher sind, ob wir das Getreide mit nach Neuseeland einführen dürfen, verschenke ich es lieber jetzt, als dass ich nachher alles wegschmeißen muss. Auch für Marcie fülle ich direkt ein Paket ab und trage die Reste ordentlich in meine Proviantliste ein. Während wir so vor uns hin werkeln, kommt unser Tauchguide vorbei und möchte gerne das Geld für den Tauchgang kassieren. Er fordert 600 Pa’anga, doch wir sind mit dem Preis bei dem völlig verkorksten Tauchgang bei weitem nicht einverstanden. Davon abgesehen haben wir auch nur noch 400 Pa’anga an Bord, die wir ihm erst einmal mit geben. In den nächsten Tagen müssen wir die Preisfrage wohl noch vor Ort mit seinem Chef klären. Nachmittags um 17 Uhr begeben wir uns dann mal wieder an Land und nehmen dort unseren Sundowner ein. Wir treffen auf zahlreiche andere Yachtcrews und haben einen netten Abend miteinander. Gegen 19.30 Uhr geht es wieder an Bord zurück, wo wir uns ein Abendessen bestehend aus Brot und Aufschnitt bereiten. Bereits um 20.30 Uhr liegen wir dann in unseren Kojen, lesen noch eine Weile und dämmern dann irgendwann zu unseren Südseeträumen hinüber.

Der Ankerplatz füllt sich langsam

Dienstag, 27. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Ich bin mal wieder bereits um kurz nach 6 Uhr auf den Beinen und versuche den täglichen „Bürokram“ zu erledigen. Emails beantworten, Logbuch schreiben, Fotos sortieren und möglichst auf den Server übertragen. Dummerweise ist aber parallel zum Wachstum des Ankerfeldes die Geschwindigkeit der Internetverbindung deutlich herunter gegangen. So gelingt es mir heute gerade mal ein paar Mails zu verschicken. An ein Update der Webseite ist mal wieder nicht zu denken. So mache ich mich stattdessen an den liegen gebliebenen Abwasch und schließlich an die Frühstückszubereitung. Heute gibt es mal königlichen Kaffee mit Vanillearoma aus Tonga. Gar nicht so schlecht und mal eine echte Abwechslung zu dem inzwischen doch recht alten Kaffee aus Panama. Während ich nach dem Frühstück den Staubsauger heraus hole, macht sich Axel noch einmal mit der Fähre auf den Weg nach Tongatapu hinüber. Es muss mal wieder Geld nachgetankt und auch die Preisfrage mit dem Tauchanbieter geklärt werden. Am Ende bekommen wir 100 Pa’anga Discount, wobei uns der Tauchanbieter eigentlich lieber einen Freitauchgang angeboten hätten. Aber auf den Spaß haben wir eigentlich kein zweites Mal Lust. Ich bereite außerdem für das Mittagessen eine Thunfischcreme her, die wir dann nach Axels Rückkehr auch direkt auf ein paar leckeren Vollkornbagels verspeisen. Den Nachmittag verbringen wir geruhsam mit Lesen. Ich versuche außerdem schon mal ein wenig von dem anstehenden Papierkram für die Einreise nach Neuseeland zu erledigen. Die notwendigen Formulare haben wir bereits in Tahiti bekommen, doch das Ausfüllen ist gar nicht so einfach. Was die alles wissen wollen! Am späten Nachmittag bauen wir dann seit langer Zeit mal wieder einen Teil unserer Kuchenbude ans Bimini an. Abends wird es ansonsten einfach zu kalt um im Cockpit zu sitzen. Wir begnügen uns heute allerdings erst einmal mit den beiden Seitenwänden. Dafür müssen allerdings erst einmal die Reißverschlüsse wieder gängig gemacht werden. Sie sind aus Metall und im Laufe der Zeit durch Salzwasser und Sonne ziemlich korrodiert. Doch am Ende schaffen wir es doch und haben nun wieder ein schönes Cockpitzelt. Axel macht anschließend schnell eine riesige Portion Poisson Cru. Es wird gerade rechtzeitig fertig, so dass wir es unseren Gästen Marcie und David servieren können. Wie immer ist es ein schöner Abend mit den Beiden und wir genießen Marcies spannende Geschichten. Gegen 21 Uhr verlassen uns die Beiden wieder und wir fallen wenig später müde in unsere Kojen.

Mittwoch, 28. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Ich schlafe heute mal bis 7 Uhr aus und versuche mich nach dem Aufstehen mal wieder am Laptop. Scheinbar geht heute jedoch gar kein Internet. Auf jeden Fall kann ich keine Verbindung herstellen. So wird also nur ein wenig Logbuch geschrieben und dann Frühstück gemacht. Nach dem Frühstück bereiten wir heute mal unsere Sturmfock für den Einsatz vor. In dem neu genähten Cover wird sie am zweiten Vorstag befestigt und dürfte so innerhalb von wenigen Minuten einsatzbereit sein. Bleibt nur zu hoffen, dass wir sie auf dem Weg nach Neuseeland gar nicht brauchen werden. Außerdem bekommt die Genua ein paar neue Tauwerk-Schäkel verpasst. Die alten sind nach knappt 10.000 Seemeilen doch recht angegriffen und wir wollen ja nicht, dass sie gerade im unpassenden Moment reißen. Um 11.30 Uhr holt uns dann David ab und bringt uns mitsamt vier Kanistern auf „Nine of Cups“ hinüber. Gemeinsam fahren wir nach Nuku’Alofa und bunkern im Faua Hafen Diesel. Da wir nur 200 l brauchen, haben wir beschlossen nicht mit Hello World hinüber zu fahren, sondern nur ein paar Kanister zu füllen. Die Dieseltankaktion, an der heute etwa 10 Yachten teilnehmen, wird von Big Mama’s organisiert und der Diesel ist sogar zollfrei. Pro Liter zahlen wir gerade einmal 1,67 Pa’anga! Mit gefüllten Tanks und Kanistern geht es schließlich zurück zum Ankerplatz vor Pangaimotu. Wir bringen unsere Kanister an Bord von Hello World und Axel pumpt den Inhalt schön in unsere Tank. Nun fehlt nur noch ein Motor- und Riggcheck und dann sind wir eigentlich auch abreiseklar nach Neuseeland. Abends gegen 18 Uhr fahren wir mal wieder mit dem Dinghy an Land. Für heute hat Big Mama nämlich zur großen Barbecueparty eingeladen. Jeder bringt sein eigenes Grillgut mit und kann von Big Mama für 12 Pa’anga Teller, Salate und Nachtisch bekommen. Da wir noch viel Fleisch im Tiefkühler haben, spendieren wir unseren Freunden Rob und Marjo von „Taremaro“ eine Portion davon. Die beiden sind gestern Abend hier angekommen und hatten noch keine Zeit zum Einkaufen. Auch David bekommt ein Stück Fleisch, wogegen Axel im Tausch ein Stück Fisch von Marcie bekommt. Nachdem wir alle gut gesättigt sind, wird die Tanzfläche eröffnet und wir dürfen nach langer Zeit mal wieder das Tanzbein schwingen. Bis sage und schreibe 21.30 Uhr halten wir das aus, dann übermannt uns mal wieder die Müdigkeit. So geht es zurück zum Schiff und ohne große Verzögerungen in die Kojen.

Grillparty bei Big Mama’s

Donnerstag, 29. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

In der Nacht fängt es doch tatsächlich an zu regnen! Gut so, denn so wir unser Deck endlich mal wieder sauber. Am Morgen locken mich gegen 6.30 Uhr dann wieder die ersten Sonnenstrahlen aus der Koje. Das gute Wetter hält jedoch nicht lange und schon fängt es wieder an zu Schütten. So ein Mist, wo es doch heute zum Inselausflug los gehen soll. Erst einmal aber gibt es Frühstück. Natürlich im Salon, denn draußen ist es viel zu kalt und nass. Um kurz nach 9 Uhr fährt mich Axel zu Big Mama’s hinüber, wo ich heute mal ohne ihn auf Erkundung gehe. Wenig später geht es dann mit der vollbesetzten Fähre nach Tongatapu hinüber. Ein kleines Grüppchen bestehend aus Debbie und Ross (Zephyra), Duncan und Maria (Sea Topaz), Jim und Barbra (Contrails), Mats (Hokus Pokus) und mir besteigt einen bereitstehenden Minivan und schon geht die Fahrt los. Unser Guide ist Lolo, der ansonsten gerne mal bei Big Mama’s hinter der Bar steht oder Diesel für Segler organisiert. Der Fahrer ist sein Cousin Star und beide zusammen fahren uns im Laufe des Tage quer über die Insel und erklären uns Tonga und seine interessante Kultur. Unsere Fahrt führt uns zunächst zu einer riesigen Grasfläche neben dem Königspalast. Der Platz wird Mala’e Pangai genannt und ist der wichtigste Platz bei der Krönung eines neuen Königs. Zwar bekommt der König seine Krone in der Kirche aufgesetzt, doch anschließend findet mit allen Edelleuten und Häuptlingen eine große Kava-Zeremonie auf dem Mala’e Pangai statt. Erst hier wird die Krönung vollendet und der König in sein Amt erhoben. Das Spektakel fand letztmalig 2007 statt, als der neue König George II. gekrönt wurde. Lolo erzählt uns außerdem noch eine Menge über Sitten und Gebräuche, Landrechte, die Verfolgung von adligen Blutlinien und das politische System in Tonga. Wir erfahren außerdem, das der Palast derzeit von der Königinmutter bewohnt wird, die ganz nebenbei bemerkt Lolos Tante ist. Weiter geht es zu den königlichen Gräbern im Zentrum von Nuku’Alofa. Wir erfahren wer wo auf dem riesigen Feld begraben liegt und das Begräbnisse einen sehr hohen Stellenwert in der Tongaischen Kultur einnehmen. Stirbt ein Familienmitglied wird beispielsweise den Frauen in der Familie das Haar abgeschnitten. Für manche der Damen hier ein echter Verlust, denn viele lassen ihr Haar das ganze Leben lang wachsen. Aus den Haaren werden dann übrigens Gürtel angefertigt! An jedem Tag nach dem Tod muss die Familie Verwandte und Freunde mit einem Festmahl bewirten. Je ärmer man ist, desto schneller bringt man daher seine Anverwandten unter die Erde. Außerdem geht man nach dem Begräbnis teilweise bis zu einem halben Jahre Totenwache, wofür spezielle Wächter engagiert werden. Alles in allem eine sehr interessante Kultur, wobei für uns manche Sachen doch unverständlich bleiben. Wir fahren mit dem Bus aus der Stadt hinaus und passieren den neuen Königspalast, der tatsächlich wie eine riesige italienische Villa aussieht. Nur die Zypressen entlang der langen Zufahrt haben dem tongaischen Klima leider nicht standgehalten. Auch am hiesigen Gefängnis kommen wir vorbei und sind erstaunt, dass keinerlei Mauern das Gelände umgeben. Hier auf Tonga sperrt man die Verbrecher nämlich nicht hinter Gittern, sondern lässt sie relativ frei auf einer Farm arbeiten. Das Gemüse und Obst kann man im Prison Shop an der Straße kaufen und von den Feldern winken uns fröhlich die Häftlinge zu. Lolo erklärt uns, dass die Insassen lieber freiwillig auf der Farm bleiben, als sich in eines der weniger schönen Dorfgefängnisse zu begeben. Schließlich erreichen wir in der Nähe der Ortschaft Tatakamotonga den Platz, an dem Captain Cook zum ersten Mal Tonga betrat. Nebenbei wird auch Kunsthandwerk feilgeboten und ein wenig abseits sitzen ein paar Damen und produzieren Tapa. Wir schauen eine Weile fasziniert zu und bekommen von Lolo weitere interessante Geschichten erzählt. So nannte Captain Cook Tonga die freundlichen Insel, weil er und seine Mannschaft bei ihrer Ankunft in der Ha’apai Gruppe reich von dem örtlichen Häuptling Finau bewirtet wurden. Erst dreißig Jahre später erfuhren sie, dass man dies nur getan hatte, um die gesamte Mannschaft an einem Ort zu versammeln, damit man sie leichter überfallen konnte. Nur durch einen Disput zwischen Finau und anderen Adligen, bliebt Cook das Schicksal erspart selber im Kochtopf zu landen. Weiter geht die Fahrt an der Lagune entlang und an die Nordostküste von Tongatapu. Schließlich erreichen wir eine der archäologisch interessantesten Stellen der Insel, den Ha’amonga ‚a Maui Trilithon. Dabei handelt es sich um ein Monument bestehend aus drei riesigen Steinklötzen. Die Steine wurden um 1200 nach Christi zur Zeit des elften Königs aus dem Tu’i Tonga Geschlecht Tu’itatui als ein Torbogen, sprich einem Trilithon, errichten. Sie erinnern stark an Stonehenge in England und erfüllen wohl auch den gleichen Zweck zur Bestimmung der Jahreszeiten. Jeder Stein wiegt etwa 30 bis 40 Tonnen und wurde ganz aus Samoa hierher transportiert. Nachdem wir unseren Wissensdurst damit reichlich befriedigt haben, geht es schließlich zu wichtigeren Dingen, nämlich zum Mittagessen. Wir fahren die Straße in Richtung Nuku’Alofa und biegen irgendwann nach Süden hin ab. Nach ein paar holprigen Seitenstraßen erreichen wir das Keleti Beach Resort, wo man bereits einen Tisch für uns gedeckt hat. Bevor es an die üblichen Fish & Chips geht, bewundern wir jedoch noch ein wenig die heranrauschenden Wellenberge und die faszinierenden Blow-Holes an der Küste. Schon beeindrucken, mit welcher Kraft sich das Meer hier seinen Weg sucht. Gut gesättigt geht es eine Stunde später dann wieder zurück nach Nuku’Alofa und zum Fähranleger. Lolo hat alles gut organisiert und so wartet die kleine Fähre bereits auf uns und bringt uns schnell nach Pangaimotu zurück. Mats nimmt mich in seinem Dinghy mit und so bin ich wenig später wieder zurück auf Hello World. Dort ist auch Axel erstaunlicherweise erst vor wenigen Minuten angekommen. Im Ankerfeld hat ein Segler einen Bandscheibenvorfall und die Hilfe von Doktor Frank von „Anemos“ wurde benötigt. Da der allerdings gerade Schulunterricht für Joshua und Vinzent erteilte, musste Axel kurzfristig einspringen und hat nun ein paar anstrengende Stunden Mathe und Deutsch hinter sich. Axel macht noch schnell seinen unterbrochenen Motorcheck fertig und anschließend plaudern wir eine Weile im Cockpit über unseren gegenseitigen Erlebnissen. So vergeht der Nachmittag mal wieder entsprechend schnell und schön müssen wir uns wieder auf den Weg an Land machen. Zunächst steht bei Big Mama’s ein SSCA Treffen an. Einige Mitglieder des Seven Seas Cruising Clubs haben sich inzwischen vor Ort eingefunden und wir schließen ein Erinnerungsfoto mit Big Mama, die hier die örtliche Cruising Station leitet. Dann geht es ohne Übergang weiter mit einem Funkrunden-Meeting. Da etwa 30 Yachten mehr oder minder zur gleichen Zeit nach Neuseeland starten, wollen wir ein privates Funknetz organisieren. Das gelingt auch prompt und so können wir pünktlich um 19 Uhr zum nächsten Tagesordnungspunkt übergehen. Man hat hier aber auch einen Stress! Wir fahren zu Carla und Han von „Esperanza“ hinüber und genießen mit den beiden ein leckeres Nasi Goreng zum Abendessen. Wie bereits beim letzten Mal unterhalten wir uns prächtig und sind so erst gegen 22.30 Uhr wieder zurück auf Hello World. Kein Wunder, dass wir dort dann auch direkt in unsere Kojen fallen. 

Besuch beim Ha’amonga ‚a Maui Trilithon

Freitag, 30. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Ich sitze mal wieder ab 6.30 Uhr am Laptop und versuche Fotos auf den Server zu laden. Wäre ja schön vor unserer Abreise aus Tonga noch ein Update auf der Webseite zu schaffen. Aber es geht einfach viel zu langsam voran. Vielleicht sollte ich einfach mal ein paar Tage keine Fotos machen? Gegen 7 Uhr ist auch Axel wach und munter und wir bereiten uns auf unseren heutigen Landausflug vor. Um 8 Uhr geht es daher mit der Fähre nach Tongatapu hinüber. Unser erster Gang für uns zur Immigrationsbehörde, wo wir heute offiziell aus Tonga auschecken wollen. Dort angekommen, müssen wir allerdings erst einmal eine halbe Stunde warten, da die Behörde erst um 9 Uhr öffnet. Dann geht es relativ schnell und wir haben unsere Stempel in den Pässen. Da der Markt gleich ums Eck ist, kaufen wir dort noch ein letztes Mal ein paar frische Lebensmittel ein. Nicht zu viel, denn was während der Überfahrt nicht gegessen wird, muss in Neuseeland voraussichtlich weg geschmissen werden. Für Axel erstehen wir außerdem zwei tolle geschnitzte Anhänger, die ihn nun zukünftig hoffentlich vor allem Übel beschützen werden. Mit unserem voll bepackten Rollwägelchen geht es dann weiter zum Port Captain, wo wir unsere Hafengebühren für den Aufenthalt in Tonga entrichten müssen. Als letzte Station bleibt dann noch der Zoll, wo wir unsere Ausreisepapiere ausgehändigt bekommen. Nun kann der Weiterfahrt eigentlich nichts mehr im Wege stehen. Der letzte Wetterbericht deutet jedenfalls auf eine Abfahrt am Samstag oder Sonntag hin. Auf dem Rückweg zur Fähre halten wir noch im Hafencafé und gönnen uns eine kleine Stärkung. Dann werden auf dem Fischmarkt noch schnell ein paar Hummer für die Überfahrt erstanden und schon geht es zurück nach Pangaimotu. An Bord angekommen wird natürlich mal wieder erst alles ordentlich verstaut, bevor wir uns ein wenig Entspannung gönnen. Schließlich heißt es für den Abend fit zu sein. Anlässlich des Saisonendes veranstaltet Big Mama nämlich jedes Jahr eine große Party. Und die findet genau heute Abend statt. Thema des Abends ist „Aloha & Pirates“ und so verkleiden wir uns nachmittags ein wenig. Um 17.30 Uhr geht es dann mit dem Dinghy rüber zu Big Mama’s. Alle Tische sind festlich eingedeckt, die Band ist auch schon da und nur die Gäste fehlen noch. Nach und nach trudeln sie ein und die Stimmung steigt. Wir haben unsere alte Deutschlandflagge abgenommen und mit einem Geburtstagsglückwunsch versehen. Die Flagge unterschreiben nun alle Segler und sie bekommt hoffentlich am Ende einen Ehrenplatz bei Big Mama’s. Als alle Segler da sind, stellen wir uns zum großen Gruppenfoto am Strand auf und natürlich wird dabei viel gejohlt und geklatscht. Die Tanzbühne wird eröffnet und wir unterhalten uns prächtig. Viele Yachten, die wir so im Laufe des Jahres kennen gelernt haben, sind heute hier und man tauscht die üblichen Reiseerfahrungen aus. Von Mike von „Shellette“ erfahren wir, dass er wohl in den gleichen Sturm wie wir geraten ist. Im Gegensatz zu Hello World hat „Shellette“ das Ganze aber wohl nicht so gut weg gesteckt. Nach drei Beinahe-Kenterungen war man auf jeden Fall so weit eine Mayday-Nachricht zu funken und Mike’s Frau Marnie hat auf Rarotonga angekommen erst einmal den Flieger nach Hause genommen. Schließlich erhebt sich Big Mama zur Festtagsrede. Sie sitzt mit ihren Ehrengästen Marcie und Betsy festlich gekleidet zusammen. Unter Tränen drückt sie den Seglern ihren Dank für deren Hilfe nach der Tsunamikatastrophe auf Niuatoputapu aus. Im Gegenzug revanchiert sie sich heute mit einem wahren Festmahl. Ganze drei Spanferkel wurden am Vortag geschlachtet und heute ordentlich gegrillt. Dazu weitere Köstlichkeiten, die bestimmt jeden von uns Seglern mehr als satt machen werden. Das Buffet wird dann auch nach dem obligatorischen Gebet eröffnet und wir verbringen die nächste Stunde mit Schmausen. Damit nicht genug bekommt auch noch jeder Segler im Anschluss ein kleines Carepaket für die Überfahrt nach Neuseeland in die Hand gedrückt. Kokosnüsse, Melonen, Tomaten und Wasser befinden sich darin. Big Mama denkt wirklich an alles und wir können uns nur über die wunderbare Gastfreundschaft freuen. Danach wird wieder getanzt, dass die Bohlen wackeln. Die Stimmung ist gut und das Bier fließt in Strömen. Wir halten den Spaß bis 22.30 Uhr aus und machen uns dann etwas erschöpft auf den Weg nach Hause. Dort fallen wir dann auch mal wieder ziemlich schnell in unsere Kojen und träumen von den Friendly Islands.

Ein echtes tongaisches Festmahl beinhaltet immer ein paar Spanferkel

Samstag, 31. Oktober 2009: Pangaimotu/Tonga 0 sm

Trotz der langen Party bin ich bereits um 7 Uhr wach und munter. Natürlich führt mich mein erster Weg mal wieder schnurstracks zum Laptop, wo ich weiter tapfer versuche Fotos auf den Server hoch zu laden. Scheinbar schlafen die anderen Segler so früh am Morgen noch und so gelingt es mir tatsächlich bis zum frühen Nachmittag die Fotos der letzten Tage zu übertragen und die Webseite zu aktualisieren. Zwischendurch wird dann aber doch erst einmal gefrühstückt und die Lebensgeister mit einem Kaffee geweckt. Während wir gerade frühstücken, kommt Mats vorbei und bringt uns unseren Ersatzaußenborder zurück. Er will heute weiterfahren und braucht daher den Außenborder erst einmal nicht mehr. Außerdem kommen noch einige Kinder vorbei und drohen mit „Trick or Treat“. Heute ist nämlich mal wieder Halloween und wir haben leider nur noch Axels Gummibärchen zu verschenken. Sehr zur Unfreude des Skippers, wie man sich vielleicht denken kann. Um 10 Uhr halten wir dann erstmals auch das Big Mama Net ab. Da die meisten Yachten allerdings noch neben uns vor Anker liegen, bleibt es heute noch recht kurz. Lediglich „Tender Spirit“ befindet sich schon auf dem Weg nach Neuseeland. Viele andere Yachten wollen jedoch heute oder spätestens morgen ebenfalls los, so dass ich dann am Sonntag wohl etwas mehr zu tun haben werde. Auch für uns läuft der Countdown und wir warten gespannt auf den nächsten Wetterbericht. Für die Fahrt nach Neuseeland haben wir uns Unterstützung vom örtlichen Wettergott Bob McDavitt geholt und sein individueller Wetterbericht für uns müsste eigentlich jeden Moment eintrudeln. Je nachdem was drin steht, geht es dann heute oder morgen zunächst in Richtung Minerva Riff los. Gegen Mittag treffen wir dann die Entscheidung tatsächlich heute noch los zu fahren. Der Wind bis zum Minerva Riff soll günstig sein und wir sind ja im Grund auch abfahrtbereit. Lediglich das somit verpasste Abendessen bei Isolde und Gabor tut uns ein wenig leid. Aber man kann halt nicht alles haben. So klarieren wir dann mal wieder alles und stauen alle Sachen seefest weg. Dann geht es ein letztes Mal an Land, wo wir uns von Big Mama, Lolo und all den anderen freundlichen Menschen dort verabschieden. Außerdem lassen wir ein paar der zuvor aussortierten Lebensmittel da und bitten Lolo sie weiter zu geben. Bei all der Freundlichkeit und Gastfreundschaft darf man nämlich nicht vergessen, dass die meisten Tonganer weit unterhalb der Armutsgrenze leben. So wandern dann am Ende außerdem noch unsere restlichen Pa’anga in die Sammelbox für die Tsunamiopfer von Niuatoputapu. Auf der Rückfahrt zu Schiff verabschieden wir uns dann noch von einigen der Yachties und verabreden uns zur nächsten gemeinsamen Party entweder im Minerva Riff oder spätestens in Opua. Zurück auf Hello World sind wir eigentlich abfahrtbereit, doch dann zieht plötzlich ein Schauer nach dem anderen über uns hinüber. Also, so hatten wir ja nicht gewettet! Dann kommt auch noch Wolfram von „Atair“ bei uns vorbei und schwups ist es auch schon wieder 15 Uhr. Eigentlich zu spät, um noch durchs Riff hinaus zu fahren. Also beschließen wir einfach ganz spontan dann doch nicht los zu fahren und noch einen weiteren Tag in Pangaimotu zu verbringen. Die Einladung von „Kestrel“ bleibt auch noch bestehen, so dass sogar das Abendessen noch gesichert ist. Ich backe nachmittags noch ein paar Brownies und gegen 17.30 Uhr geht es dann zu Gabor und Isolde hinüber. Wir verbringen einen netten Abend zusammen, plaudern über Kanada, essen leckeren Mahi Mahi in Kokossauce und freuen uns, dass wir bei dem lausig, kalten Wetter heute nicht auf See sein müssen. Gegen 21.30 Uhr sind wir wieder zurück an Bord von Hello World und schlüpfen rasch unter die warmen Decken.