Törnbericht Huelva – Olhão

Nach knapp zwei Monaten werfen wir mal wieder die Leinen los und legen aus Huelva ab. Etwas früher als geplant, denn eigentlich wollten wir bis Mitte August bleiben. Aber eine neue Hitzewelle mit 41° C rückt an und der wollen wir möglichst entkommen. Weiter im Westen und an der Küste sind etwas niedrigere Temperaturen angesagt und vor allen Dingen hoffen wir uns vor Anker ein wenig beim Baden im Wasser abkühlen zu können.

Huelva – Punta Umbria 22,2 sm

Nachdem wir ausgecheckt und uns verabschiedet haben, geht es morgens um 10 Uhr raus aus der Marina del Odiel. Zum Ablegen haben wir uns Stillwasserzeit ausgewählt, damit wir möglichst ohne Schwierigkeiten von unserem Liegeplatz in der Ecke wegkommen. Zudem ist es morgens in der Regel schön windstill. So auch heute. Leider bedeutet es aber auch, dass wir erst einmal gegen den auflaufenden Strom aus dem Rio del Odiel rausfahren müssen. Mal wieder unter Motor, denn Segelwind ist für die nächsten Tage leider mal wieder nicht zu erwarten. Zudem ist es recht diesig, so dass die Industrieanlagen kaum zu sehen sind. Nachdem wir die Außenmole passiert haben, wird das Wetter besser und wir motoren über einen spiegelglatten Atlantik dicht unter der Küste entlang. Nach wenigen Meilen haben wir die Ansteuerungstonne von Punta Umbria erreicht. Da die Einfahrt mit einer Sandbarre – einer untiefen Stelle – versehen ist, fahren wir vorsichtig durch das gut ausgetonnte Fahrwasser in Richtung Punta Umbria. Vorbei an dem quirligen Touristenort und einer riesigen Flotte an mittelgroßen Fischerbooten geht es bis zum Canal de las Madres. Hier finden wir fernab des Trubels und vor einem schönen Pinienwäldchen einen schönen Ankerplatz für uns. Auch hier herrscht noch reger Verkehr an Sportbooten, aber die Masse an lauten Motorbooten und Jetskies bleibt zum Glück fern. Denken wir jedenfalls! Nachmittags scheint plötzlich ein Exudus aus den Marinas von Punta Umbria stattzufinden und wir sind plötzlich nicht mehr alleine an unserem schönen Ankerplatz. Ein dutzend Yachten liegt plötzlich im Päckchen vor Anker und man genießt ausgelassen den Nachmittag. Dazu kommen zahlreiche kleine Angelboote. Es wird voll, aber zum Glück nicht zu laut und aufdringlich. Die Spanier sind guter Stimmung und es wird gemeinsam gesungen. Während wir uns abends mit einem alkoholfreien Weizenbier den Sonnenuntergang von unserer Rooftop-Terrasse anschauen wollen, eskaliert die Lage dann aber doch noch. Im Positiven Sinne! Das Ankerpäckchen löst sich Boot für Boot auf. Alllerdings nicht still und leise, sondern unter lauter Gesängen der Besatzungen. Die Boote sind dabei durchaus etwas überladen, mit ihren 20-30 Personen an Deck. Bevor die Boote wegfahren, umkreisen sie die noch Ankernden und liefern sich einen Sangeswettbewerb. Eine tolle Stimmung, die es so vermutlich nur in Spanien gibt. Nachdem wir irgendwann unseren Ankerplatz dann doch wieder für uns alleine haben, können wir die schöne Abendstimmung genießen und eine sehr ruhige Nacht verbringen.

Der nächste Morgen beginnt bewölkt. Ein völlig ungewohnter Anblick! Und kühl, was noch ungewohnter ist. In der Nacht war es so frisch, dass wir uns tatsächlich in unsere Decken einkuscheln mussten, um nicht zu frieren. Dabei sind wir doch wegen der angekündigten Hitzewelle aus Huelva rausgfahren! Zum Glück währt beides nicht lange. Die Sonne brennt die Wolken schnell weg und wärmt auch gleich die Luft wieder an. Während wir noch überlegen, was wir als nächstes so machen wollen, kommt unser neuer Nachbar Hans von der El Kave auf einen Schnack vorbei. Er ankert mit seiner Frau schon seit zwei Wochen hier und ist ebenfalls in einem trödeligen Tempo wie wir unterwegs. Wir tauschen uns über Häfen- und Ankerplätze aus und schon ist es Nachmittag. Nachdem Hans sich mit seinem Dinghy zum Einkaufen an Land aufmacht, beschließen wir den Tag noch vor Anker zu bleiben und einen Ausflug mit dem Schlauchboot in die Marismas zu machen. Viel zu sehen ist allerdings nicht vom Schlauchboot aus. Wir tuckern nach links, sausen nach rechts und bergen einen kaputten Schwimmsitz aus dem Wasser ab. Wenigstens ein Stück weniger Plastik im Wasser. Leider schwimmt davon hier viel zu viel herum! Zahreiche Plastikflaschen und Dosen lassen einen über die Vorteile eines Dosen- und Einwegpfands nachdenken. Gibt es hier in Spanien leider nicht. Zurück an Bord halten wir uns gepflegt im Schatten, den die Sonne steht inzwischen wieder ordentlich heiß am Himmel. Den Tag beschließen wir mit einem netten Sundowner, Pulpo in Knoblauchöl und dem Ausblick auf einen immer größer werdenden Mond.

Am nächsten Tag verbummeln wir den Vormittag und versuchen, uns nicht zu sehr von den umhersausenden Jetskies und Motorbooten nerven zu lassen. Gar nicht so einfach, angesichts der Masse! Gegen Mittag statten wir der La Kave einen Besuch ab und verabreden uns mit Hans und Anja zum abendlichen Grillen. Zurück an Bord wird dann auch direkt Salat vorbereitet und Fladenbrot gebacken. Das Fladenbrot geht schön schnell und einfach und ist in unserem Airfryer superschnell gebacken. Hans und Anja bringen auch noch Salat und Burger mit, so dass wir ein ordentliches Menü auf den Tisch bekommen. Wir schnacken gemütlich bis in den späten Abend und beobachten dabei den dicken, roten Mond am Himmel. Schade, dass man ihn nicht gut fotografieren kann. Zu wackelig das Boot, zu hell die Hafenbeleuchtung von Huelva.

Punta Umbria – El Rompido/Rio Piedras 14,9 sm

Am nächsten Morgen bin ich noch vor dem Sonnenaufgang wach und munter. Dumm nur, dass der Abwasch schon auf mich wartet. An manchen Tagen wünscht man sich dann doch einen Geschirrspüler! Aber wenigstens kann ich mit einem schönen Blick aufs Wasser abwaschen. Hat ja auch nicht jeder. Auch wenn wir heute weiterfahren wollen, haben wir es nicht eilig. Wir müssen auf Hochwasser warten, um über die Sandbank vor Punta Umbria wieder raus zu kommen und brauchen auch für die Ansteuerung unseres nächsten Ankerplatzes bei El Rompido Hochwasser, um dort ebenfalls über die Sandbank in den Rio Piedras zu gelangen. So können wir bis nachmittags rumbummeln. Erst um 14:30 Uhr geht unser Anker auf und wir machen uns auf den Weg. Erst den Seitenarm des Rio del Odiel hinaus, dann ein Stück die Küste entlang und schließlich rechts in den Rio Piedras hinein. Beide Sandbarren passieren wir mit reichlich Wasser unter dem Kiel. Gut gerechnet. Im Rio Piedras fahren wir an zahlreichen strand- und badehungrigen Urlaubern vorbei. Stellenweise ist gefühlt jeder Quadratzentimeter mit Sonnenschirm und Handtuch belegt. An Steuerbord reihen sich vier Marina hintereinander. An Backbord zieht sich ein kilometerlanger Sanstrand auf einer Dühne zum Atlantik entlang. Das Wasser brodelt geradezu vor Jetskies und Motorbooten. Wir fahren bis hinter El Rompido und werfen den Anker vor der Dühnenlandschaft. Hier ist der quirlige Trubel etwas weniger spürbar und wir genießen wenig später die schöne Abendstimmung. Nach Einbruch der Dunkelheit wird es allerdings leider nicht wirklich ruhiger an unserem Ankerplatz. Vom Örtchen El Terron schallt die ganze Nacht bis 6 Uhr morgens Discomusik zu uns herüber. Erst beim Morgengrauen wird es ruhiger. Später finden wir heraus, dass sich in El Terron eine der größten Open Air Discos befindet. Nun denn…

Trotz der nächtlichen Beschallung bin ich morgens früh wach und kann der Sonne beim Aufgehen zuschauen. Auch wenn Axel meint, ich hätte in meinem Leben schon genügend Sonnenauf- und untergänge fotografiert, ich kann einfach nicht widerstehen. Zu schön und aus meiner Sicht auch immer ein wenig anders. Da wir in den nächsten Tagen sowieso eine ungünstige Tide für die Weiterfahrt haben, bleiben wir noch einen weiteren Tag in Rio Piedras. Zudem hat sich für den Abend Besuch angekündigt, den wir nicht verpassen wollen. Gegen Mittag machen unser Dinghy klar und fahren damit nach El Rompido. Dort können wir das Schlauchboot bequem an einem Schwimmsteg parken. Nur ein kurzer Gang und wir werden unseren Bordmüll an den öffentlichen Mülltonnen los. Noch ein kurzer Gang und wir sitzen im Restaurant La Marea und genießen ein kühles Getränk und leckeres Essen. Tomatenscheiben von Monstertomaten mit Thunfisch, Gambas in Knoblauchöl und Thunfisch Tataki. Sehr lecker!!! Im Anschluß geht es wieder ein kurzes Stückchen zum Supermarkt, wo wir ein paar frische Lebensmittel aufstocken können. Zurück an Bord ist dann erst einmal Siesta angesagt. Die Hitzewelle hat uns inzwischen erreicht und es ist zu heiß, um sich zu bewegen. Axel probiert zur Abkühlung seine neue Vollgesichtsschnorchelmaske aus und springt ins Wasser. Mir ist das Wasser zu brackig, da schwitze ich lieber. Anschließend startet Axel erstmalig unseren Wassermacher, der auch ohne zu Murren anspringt und Süßwasser produziert. Allerdings mufft das generierte Wasser ziemlich, so dass wir es nicht in unsere Tanks abfüllen können. Dafür muss der Wassermacher in den nächsten Tagen noch einmal gereinigt werden. Abends kommen dann Angelika und Thomas von der Manatee zu Besuch. Die beiden haben wir zuletzt in A Coruña getroffen und freuen uns über das Wiedersehen. Es wird ein lustiger und langer Abend zusammen, der hoffentlich noch ein paar Mal eine Wiederholung findet.

El Rompido/Rio Piedras – Rio Guadiana 24,2 sm

Zum Glück nervt die Open Air Disco in dieser Nacht nicht zu sehr. Dafür weckt mich Lucky gerade richtig, um eine der Sternschnuppen der Perseiden zu sehen. Ein Wunsch ist also schon mal platziert! Der Tag startet ansonsten mal wieder heiß. Bereits um 10 Uhr haben wir 30° C. Für die Region sind für heute über 40°C vorhergesagt. Wir bleiben schön im Schatten und kühlen innerlich mit viel Wasser. Alle Ventilatoren laufen und so lässt es sich einigermaßen aushalten. Um Viertel nach Drei nehmen wir dann den Anker hoch und motoren gegen den Strom bis an die Flußmündung zurück, tasten uns über die Sandbarre und gehen auf Kurs nach Westen. Kaum ein Windhauch kräuselt das Wasser, also wird natürlich mal wieder weitermotort. Immerhin sorgt der Fahrtwind über dem kühleren Altantikwasser für ein wenig Abkühlung. Wir tuckern gemütlich die Küste entlang, bis wir die Einfahrt zum Grenzfluss Guadiana erreichen. Angesichts des ruhigen Wetter entschließen wir uns spontan, nicht in den Fluss hineinzufahren, sondern auf der portugiesischen Seite der Außenmole zu Ankern. Dort geht zwar ein leichter Schwell, der La Ola auf- und abhebt, aber das Wasser ist superklar und nicht brackig, wie im Fluss. Außerdem haben wir spontan eine Stunde Zeit gewonnen. In Portugal sind wir nämlich eine Stunde früher, als noch fünf Minuten vorher, auf der spanischen Seite. Zum Glück stellen sich die Uhren automatisch um, so dass wir nicht höchstkompliziert rechnen müssen. So gibt es um 19:30 Uhr Abendessen und nicht erst um 20:30 Uhr. Anschließend genießen wir den Sonnenuntergang mit freier Sicht auf die Küstenlinie von Portugal. Bis es dunkel wird, bleiben wir in unseren gemütlichen Beanbags auf der Dachterrasse sitzen und freuen uns über eine kühlere Abendbriese. Die seichte Dünung schaukelt La Ola sanft hin und her, von Land hört man die Brandung und in Monte Gordo scheint Jahrmarkt mit Riesenrad zu sein. Schließlich wechseln wir ins Cockpit, wo Axel sich über die Reinigung unseres Wassermachers informiert. Ich sitze derweil neben dem Cockpit und starre in den Himmel. Da der Mond noch nicht da ist, kann man tatsächlich bereits ein paar Sternschnuppen der Perseiden über den Himmel huschen sehen. Teilweise mit sehr großem Schweif und über den gesamten Himmel. Nachdem ich ein paar Wünsche los geworden bin und der Mond doch noch auftaucht, geht es irgendwann vor Mitternacht in die Kojen.

Rio Guadiana – Canal de Faro/Ria Formosa 30,1 sm

Lucky freut sich, denn ich stehe heute um 2:30 Uhr nachts auf und wecke ihn. Endlich hat sie es kapiert, denkt er bestimmt, dass jetzt der ideale Zeitpunkt für ein frühes Frühstück ist. Pustekuchen! Futter gibt es nicht. Stattdessen setze ich mich nach draußen und gucke noch einmal nach den Sternschnuppen. Leider ist der Mond inzwischen recht hell und nur die „dicken“ Sternschnuppen lassen sich erkennen. Aber es reicht für ein paar weitere Wunschäußerungen. Dann geht es wieder in die Koje, wohin Lucky mich begleitet und dann tatsächlich bis 8 Uhr ohne Mauen durchschläft. Nach einem leckeren Frühstück geht es erst einmal zu einem erfrischenden Bad in den Atlantik. Das Wasser ist schön klar und mit 25° C gerade recht zum Baden. Anschließend schnell mit Süßwasser abgeduscht und schon geht der Anker wieder auf. Auch heute gibt es wieder zu wenig Wind und wir motoren wie gehabt. Schließlich erreichen wir die Haupteinfahrt in den Ria Formosa und sind mal wieder über die ordentliche Strömung und die dadurch entstehenden Wirbel erstaunt. Diesmal biegen wir nicht nach Steuerbord ab und legen uns vor die Insel Culatra, sondern wenden unseren Bug bzw. unsere Büge nach Backbord und in Richtung Faro. Nach ein paar Meilen und Kurven durch das Marschland lassen wir im Canal de Faro unseren Anker fallen. Herrliche Ruhe! Kaum Motorboote, noch weniger Jetskies und nur ab und zu ein wenig Fluglärm. Während wir auf der einen Seite auf die Altstadt von Faro schauen, liegt auf unserer anderen Seite ein riesiges Überschwemmungsgebiet, welches sich mit auflaufendem Wasser in eine kilometerweite Seenfläche verwandelt. Zahlreiche Vögel nutzen die Gelegenheit und staksen in seichten Wasser nach Essbarem. Dummerweise nutzen wiederum zahllose Fliegen die Gelegenheit, ihr unter Wasser stehendes Revier gegen unseren Katamaran einzutauschen. Es wimmelt vor Fliegen jeder Art und Größe. Das Paradies hat also auch seine Schattenseiten. Aber zum Glück sind wenig später hunderte Schwalben um uns herum unterwegs und fangen sich die Leckerbissen. Leider schaffen sie aber auch nicht alle Plagegeister wegzufangen. Erst mit einsetzender Ebbe verschwinden die meisten Fliegen wieder in ihre trockengelegten Häuser. Wir genießen den weiteren Abend an Bord und freuen uns auch heute wieder über einen schönen Sonnenuntergang.

Die Nacht vor Anker verläuft superruhig und mit ein paar weiteren Sternschnuppen für mich. Gegen morgen frischt der Wind ein wenig auf und bläst es angenehm kühl in unsere Kabine. Axel meint, zu kühl, aber das Thermometer spricht immer noch von 25° C. Nach dem Frühstück macht sich Axel an die Reinigung unserer Wassermachermembran. Dazu wird eine Reinigungsflüssigkeit durchgespült. Das Spülwasser kommt dann auch ziemlich dreckig und muffend heraus. Anschließend ist das erzeugte Wassermacherwasser nicht nur entsalzen, sondern auch nicht mehr stinkend. Wunderbar, denn nun können wir unseren Wasservorrat auffüllen und die nächsten Tage vor Anker noch entspannter genießen. Ich versuche mich derweil an einem neuen Brotrezept für den Airfryer. Bei der Hitze kann das Brot in dem Gerät schön im Cockpit backen und wärmt das Bootsinnere nicht noch zusätzlich auf. Bereits nach einer halben Stunde ist das Brot fertig und duftet lecker. Nachdem die Arbeit erledigt ist, fahren wir mit unserem Dinghy los. Erster Stop bereits nach wenigen Metern, um uns mit unseren neuen Nachbarn zu unterhalten. Die Amerikaner Angela und Marty von der Segelyacht Nada geben uns Tipps für den geplanten Landgang und wir verabreden und spontan für den Abend. Wir fahren weiter nach Faro und landen dort hinter dem Bahnhof an. Zu Fuß geht es zum nahe gelegenen Spar-Supermarkt, wo wir ein paar frische Lebensmittel erstehen. Wenig später sind wir wieder zurück an Bord und freuen uns dass es vor Anker etwas frischer und luftiger als in der Stadt ist. Am Abend kommen dann Angela und Marty vorbei und wir genießen einen netten Abend zusammen. Die Beiden wollen in den nächsten Tagen weiter in Richtung Osten und nach Marokko, da ihre Visa für die EU ablaufen. Aber vielleicht sieht man sich im nächsten Jahr ja wieder.

Nach einer erneut ruhigen Nacht, nur durch die üblichen Miau-Einlagen von Lucky unterbrochen, gehen wir den neuen Tag geruhsam an. Hier in Portugal ist Feiertag und entsprechend viel Freizeit-Bootsverkehr ist unterwegs. Wir lassen uns davon nicht stören, denn hier am Ankerplatz herrscht nur ein Bruchteil von dem Verkehr, wie zuletzt in El Rompido. Nachdem wir den Vormittag erfolgreich vertrödelt haben, machen wir am Nachmittag eine kleine Dinghyausfahrt. Wir folgen dem Fahrwasser weiter in die Lagune hinein. Vorbei am Flughafen Faro und zum Praia de Faro. Dort hat der Massentourismus zum Glück noch nicht Einzug gehalten. Die Dühne zum Atlantik ist über eine Brücke oder per Fähre zu erreichen. Große Hotelanlagen gibt es nicht, dafür Zeltplatz und Hostels. Unser Versuch anzulanden scheitert leider, da wir vorher auf Grund laufen. So geht es unverrichteter Dinge wieder zurück zu La Ola, wo wir die Hitze des Nachmittags im Cockpit aussitzen. Am Abend wird es zum Glück ein wenig kühler und ich kann im Frontcockpit mal wieder ein wenig Ukulelespielen üben. Außer den Störchen und Reihern in den Marschseen neben unserem Ankerplatz, störe ich damit auch keinen. Zum Sonnenuntergang sitzen Axel und ich dann mal wieder auf dem Dach. Allerdings dreht La Ola uns heute mal nicht in Blickrichtung Sonne, sondern lässt uns die Weite der überfluteten Wasserlandschaft genießen. Lucky gesellt sich dabei zu uns und begutachtet alle Ankerlieger neben uns äußerst interessiert.

Wie herrlich ruhig dieser Ankerplatz nachts doch ist! Die Flieger fliegen nachts nicht und Bootsverkehr herrscht ebenfalls nicht. Lediglich das strömende Wasser gurgelt ab und an etwas lauter den Rumpf entlang. Ansonsten ab und an ein Schnarchen oder ein Miauen, gelegentlich ein Krähen von einem Vogel. Sonst nichts. Morgens früh kommt noch entferntes Hundebellen von Land hinzu. Ein Angelboot treibt mit der Strömung ruhig an uns vorbei. Nur leichtes Plätschern, wenn die Angeln bewegt werden. Ich mag diese morgendliche Stimmung sehr und stehe daher gerne früh mit den ersten Sonnenstrahlen auf. Eine Karaffe Wasser, einen Becher Kaffee und mein iPad, um meine Gedanken hier im Blog festzuhalten. Da es heute und morgen sehr warm werden soll, verschieben wir den nächsten Landausflug nach Faro auf die nächste Woche. Stattdessen sind heute Wasserspiele angesagt. Ich versuche mich auf meinem SUP und Axel putzt das Unterwasserschiff. Trotz neuem Antifouling im Februar, haben sich bereits einige Seepocken breit gemacht. Die lassen sich nur mit eine Spachtel abmachen. Damit Axel besseren Halt im Wasser hat und nicht ständig paddeln muss, um an Ort und Stelle zu bleiben, nutzt er unseren Rettungskragen als Schwimmhilfe. Funktioniert ganz prima und nach einer Stunde ist der Steuerbordrumpf wieder sauber.

Am nächsten Tag kommt der Backbordrumpf dran. Die Wassertemperaturen sind so angenehm, dass selbst ich einfach so ins Wasser springen kann. Normalerweise brauche ich etwa eine halbe Stunde, um bis zum Bauchnabel zu kommen. Die Lufttempertur ist auch so hoch, dass man gerne ins Wasser geht und die Erfrischung genießt. Während Axel putzt, bin ich erneut mit dem SUP unterwegs. Zwar schaffe ich es bereits auf dem SUP zu stehen, die Strecken im tiefen Wasser lege ich aber doch lieber sitzend zurück, denn dummerweise habe ich noch nicht gelernt, wie man im tiefen Wasser wieder aufs Board kommt, wenn man doch einmal das Gleichgewicht verliert. Ich erkunde den Ankerplatz und halte einen Schnack mit den Nachbarn Timur und Louisa von der Vega und Marty und Angela von der Nada. Zurück bei La Ola wird noch ein wenig rumgeplanscht und schließlich im Cockpitschatten entspannt. La Ola sieht Unterwasser wieder pico aus und Axel ist mit seinem Tagwerk zufrieden. Abends frischt der Wind ein weni auf und bringt Abkühlung. Die nächsten Tage soll es wieder etwas kühler werden, wobei wir unter kühler immer noch 30° C verstehen.

Die neue Woche startet bedeckt. Die Sahara schickt mal wieder Staub zu uns rüber und verschleiert den Himmel. Im Mittelmeerraum führt das aktuell zu stürmischen Gewitterwetter. Ein Grund, warum wir dort nicht hinwollen. Aber auch hier ist es durch den bedeckten Himmel heute drückend heiß und schweißtreibend. Wir wollen trotzdem heute eine Ausflug nach Faro machen. Nachdem wir immer wieder hören, wie schön Faro doch sei, wollen wir einen dritten Versuch starten die schönen Ecken der Stadt zu finden. Bisher haben die sich noch sehr gut vor uns verstecken können. Als wir gerade das Dinghy klar machen, schallt ein Ruf von Marty von der Nada zu uns rüber. Er lenkt unsere Aufmerksamkeit auf den Kanal, wo gerade in aller Seelenruhe eine große Gruppe Delfine entlangschwimmt. Sooo schön!!! Wir fahren kurz zu den beiden rüber, während die Delfine an uns vorbei wieder nach draußen schwimmen. Dann geht es zum Anleger nach Faro, wo wir unser Schlauchboot neben ein paar Ausflugsbooten festbinden. Diesmal gehen wir nicht in die Altstadt, sondern biegen am Musikpavillon nach links in die Fußgängerzone ab. Und siehe da, hier ist Faro tatsächlich sehr nett! Viele Cafés und Restaurants, nette Lädchen und eine angenehme Beschattung von oben. Weiter geht es durch die Altstadt, die nach wie vor unbelebt und mit einem gewissen Renovierungsstau für uns nicht sehr attraktiv ist. Auf der Flucht vor der drückenden Hitze landen wir schließlich im Restaurant El Castelo und genießen mit Blick auf La Ola in der Ferne vor Anker ein frühes Mittagessen. Anschließend schleppen wir uns durch den sengende Sonnenschein zurück zu unserem Schlauchboot. Zurück an Bord von La Ola reicht die Kraft gerade noch, um uns im Cockpit in den Schatten fallen zu lassen. Zum Glück haben wir die Erfrischung direkt vor der Haustür! Ein kurzes Bad hilft doch ungemein. Während wir abends im Cockpit sitzen und, auch nachdem die Sonne schon lange untergegangen ist, noch vor uns hin schwitzen, dreht dann plötzlich der Wind. Mit der Winddrehung wird es schlagartig kalt. Plötzlich haben wir nicht mehr über 30° C sondern nur noch 22° C. Bitterkalt für uns! Da eh fast Bettgehzeit ist, verziehen wir uns etwas früher als geplant in unsere Kojen. Ich kuschel mich unter meine warme Bettdecke, auf die ich auch bei über 30 Grad nicht verzichte, während Axel unter dem Bettbezug ohne Decke erst fröstelt und sich später dann doch noch eine Decke extra dazu holt. Brrrrr!!!!

Der nächste Morgen beginnt ähnlich frisch und das Thermometer klettert den ganzen Tag nicht über die 30° C. Dazu weht immernoch ein ordentlicher Wind, so dass wir den Tag ohne große Outboataktivitäten verbringen. An Bord lässt es sich aber ja auch gut aushalten. Wir lesen, surfen im Internet, tüfteln an Bootsverbesserungen, chatten mit Segelfreunden, telefonieren mit Svea. Und schwupps ist der Tag auch schon wieder vorbei. Zum Abendessen gibt es Lasagne und mal wieder einen spektakulären Sonnenuntergang. Ob es am Saharasand oder an den Feinpartikeln von den Waldbränden weiter nördlich in Portugal liegt? Wir wissen es nicht, aber das Abendrot ist hier gefühlt viel intensiver und ausdauernder, als in anderen Gegenden.

Canal de Faro/Ria Formosa – Olhâo 8,3 sm

Der nächste Morgen startet mit einer ebenso schönen Morgendämmerung. Man muss nur Glück haben, dass man von Lucky rechtzeitig genug geweckt wird, damit man das Farbspiel genießen kann. Aber eigentlich funktioniert der Katerwecker sehr, sehr zuverlässig. So auch heute. Nachdem Lucky die meiste Zeit der Nacht bei uns im Bett gekuschelt hat, knurrt wohl um 6:30 Uhr der Katermagen so laut, dass er mich wecken muss. Die Sonne gibt auch heute mal wieder alles und färbt den Himmel kitschig-rot. Während Lucky sein Frühstück genießt, bewundere ich den sichelförmigen Mond mit den beiden hell-leuchtenden Planeten Jupiter und Venus neben ihm. Der Tag startet ansonsten ruhig. Nach schönen Tagen vor Anker, wo wir die Hitzewelle sehr gut ertragen konnten, geht es heute ein kleines Stück weiter. Wir haben für die nächsten Tage einen Liegeplatz in der Marina von Olhâo ergattern können und verholen am späten Vormittag das kurze Stück nach Osten. Bei der Fahrt durch die Lagune fällt uns auf, wie schön sauber und Müllfrei die Ufer und das Wasser sind! Im Gegensatz zu den Marismas del Odiel, wo jeder Quadratmeter des Marschwiesenufers mit Pladtikmüll bedeckt war, sieht man hier rein gar nichts am Ufer liegen. Wenn mal doch eine Plastikflasche im Wasser schwimmt, halten die Ausflugsboote an u d sammeln sie ein. Ach, wenn es doch überall auf der Welt ein solches Verhalten gäbe! Das Wasser der Lagune ist bei auflaufender Tide superklar und zeigt sich in karibischen Farbfacetten, von türkis bis dunkelblau. Erstaunlicherweise dreht der Wind während unserer Fahrt auf Südwest und bläst mit 4-5 Windstärken, obwohl eigentlich Nordwest 2-3 vorhergesagt war. An sich nicht schlimm, wenn man nicht gerade in einem sehr engen Hafen anlegen müsste. Obwohl wir bereits alle Bootsunterlagen und unsere Daten bei der Reservierung eingereicht haben, müssen wir erst an den Rezeptionssteg. Der ist allerdings belegt, so dass wir kurzerhand am Fähranleger anlegen dürfen. Nicht einfach, denn der Wind drückt uns an Land und macht ein Wendemanöver unmöglich. Am Ende schafft es Axel aber mal wieder perfekt, checkt ein und steht dann wenig später vor der Herausforderung La Ola gegen den Wind von Steg wieder abzulegen. Auch dieses Manöver gelingt souverän und wir sind schnell auf dem Weg zu unserem zugewiesenen Liegeplatz. Wie fast nicht anders zu erwarten, bekommen wir genau den Liegeplatz zugewiesen, den man uns bereits vor einem Jahr als Winterliegeplatz angeboten hat. Und den wir damals dankend abgelehnt haben, da er direkt in der Einfahrt liegt und La Ola mit ihrem Backbordrumpf nun als verlängerte Steganlage in den Hafen ragt. Der Platz liegt „indisch“ – am Ende des Ganges. Bis an Land sind es 350 m überspülten und mövenbesetzten Außensteg entlang. Vor dem Steg sausen zahlreiche Motorboote, Wassertaxis und Ausflugsboote mit Highspeed entlang und sorgen für viel Lärm und Schwell. Nun ja, wir haben schon schlechter gelegen! wir erinnern uns da gerne an Rohuküla in Estland zurück. Allerdings haben wir selten so unruhig und weit entfernt für so viel Geld gelegen. Egal, wir haben es nicht anders gewollt und am Ende liegen wir auch direkt vor den hübschen Markthallen und in unmittelbarer Nähe der Innenstadt. Nachdem La Ola gut und sicher festgemacht ist, nehmen wir unsere Fahrräder und fahren an Land. Erster Stopp: das kleine Rstaurant Cais Club, direkt gegenüber von unserem Liegeplatz. Dort gibt es leckeres Hühnchen Piri-Piri für Axel und gegrillten Sepia für mich. Gut gesättigt geht es weiter zu. Lidl, der sich außerhalb der Stadt befindet, Nicht ganz einfach mit dem Rad zu erreichen, aber am Ende finden wir einen Weg und können unsere Frischvorräte an Brot, Eiern und Orangen gut aufstocken. Zurück an Bord hat sich der Wind vom Vormittag komplett gelegt und die Sonne hat das Cockpit mummelig augeheizt. Zum Glück konnten wir auch den Eisvorrat bei Lidl aufstocken und genießen wenig später leckeres Pfefferminzeis am Stil. Bis Anfang September bleiben wir nun erst einmal in Olhâo und werden hier die nähere Umgebung erkunden. Axel fliegt zur Hochzeit von Laura und Lars nach Deutschland. Ich habe meine Nichte Svea an Bord zu Besuch. Die ersten Aktivitäten habe ich schon im Blick. Vom Besuch der Jazzkneipe, über Solebaden in einer Saline bis zu einem geführten Naturkundeausflug in den Ria Formosa. Mal schauen, was wir so alles schaffen.