Olhâo – Ilha Culatra 3,3 sm
Nachdem wir in Olhâo ausgecheckt haben, geht es nur ein paar Meilen durch den Ría Formosa und schon fällt unser Anker. Wir ankern erneut vor Culatra, allerdings diesmal ein wenig weiter östlich als beim letzten Besuch im Mai. In der Zwischenzeit hat man nämlich ein Ankerverbotsgebiet eingerichtet und so ist vor dem Örtchen nicht mehr allzu viel Platz. Egal, wir haben ein großes Dinghy und können die Distanz an Land schnell zurücklegen. Heute bleiben wir allerdings erstmal an Bord, denn der Wind weht ordentlich und baut unangenehme Wellen auf. Gegen Abend wird es zum Glück wieder ruhiger und wir bekommen mal wieder ein einmaliges Naturschauspiel geboten. Die Sonne versinkt dramatisch rot leuchtend hinter vanille-lila Wolken, nur um auf der anderen Seite Platz für einen immer noch sehr vollen Mond zu machen.
Der nächste Morgen startet ähnlich schön, wie der letzte Tag geendet hat. Die Sonne kommt leuchtend rot über den Horizont gekrochen und weckt nicht nur Lucky und mich, sondern auch zahlreiche Seevögel, die laut schnatternd über den Himmel ziehen. Wie üblich, sitze ich morgens mit einem Glas Wasser und Kaffee im Cockpit und genieße den Moment. Allerdings ist es heute scheißend kalt! Ich sehe mich nach Monaten in Shorts und Top genötigt eine Strickjacke überzuwerfen. Wie unangenehm! Na ja, vielleicht bin ich auch nur verweichlicht? Das Thermometer zeigt um 7:30 Uhr immerhin noch 18,5 °C an. Und zum Glück soll es in den nächsten Tagen wieder um die 30° warm werden. Es besteht also Hoffnung, dass der Herbst in Portugal noch ein wenig auf sich warten lässt. Gegen Mittag ist es warm genug für uns geworden und wir machen unsere Gummisau für einen Strand-Ausflug klar. Zuerst versuchen wir es bei der Sandbank hinter unserem Heck, bleiben aber weit vorm Strand bereits stecken. So geht es im zweiten Versuch einmal um die Sandbank und das Seepferdchenschutzgebiet herum. Zwischendurch wird schnell nachgetankt und schon können wir anlanden. Wir wandern ein wenig den einsamen Strand entlang und entdecken einen Klappstuhl und ein Seeigelgehäuse. Im flachen Wasser schwimmen zahlreiche Minifische. Seepferdchen sehen wir leider nicht. Bei unserer Rückkehr schwimmt die Gummisau, die wir so weit wie möglich den Strand hinaufgezogen hatten, bereits wieder. Wir machen auf dem Rückweg zu La Ola noch bei den deutschen Yachten Alkyone und Gondwana halt und halten jeweils einen kurzen Schnack. Pünktlich für die Siesta sind wir dann wieder zurück an Bord. Der Rest des Tages vergeht gemütlich mit Lesen, Ukulele üben und lecker Kochen. Es gibt eine schöne griechische Bowl mit viel Salat und Schweinefiletgyros. Mmmhhh!
Nach einer erneut ruhigen Nacht starten wir bei leichter Bewölkung in den Tag. Wir beschließen noch einen Tag vor Culatra liegen zu bleiben und zu Faulenzen. Es treibt uns ja zum Glück auch niemand an. Welch ein Luxus, einfach noch liegen zu bleiben und den Ankerplatz zu genießen. Unter unseren Rümpfen hat es sich derweil ein riesiger Fischschwarm gemütlich gemacht. Vermutlich bieten wir den Fischen guten Schutz vor Vögeln und Fischern. Naja, jedenfalls so lange wir keinen Appetit auf Fisch bekommen! Oder ein Delfin vorbei kommt!!! Während wir am späten Nachmittag im Frontcockpit sitzen und die perfekte Vorabendstimmung genießen, äußere ich spontan, dass jetzt ja eigentlich nur noch Delfine fehlen würden. Fünf Minuten später sind sie da. Wie bestellt. Eine große Schule Große Tümmler nähert sich unserem Bug. Wir sind mal wieder begeistert und freuen uns, dass wir noch einen Tag hier vor Anker geblieben sind. Die Gruppe schwimmt um die Boote herum und zieht an uns vorbei. Am Ende springen sie sogar akrobatisch aus dem Wasser und begeistern uns noch mehr. Nach so einem perfekten Tagesabschluss kann uns auch ein miserables Abendessen nicht mehr betrüben. Der Versuch Fertig-Pulled-Pork zu essen, scheitert geschmacklich leider komplett. Nun denn…
Ihla Culatra – Canal do Faro 5,1 sm
Am nächsten Tag verschieben wir spontan unsere Weiterreise, denn es hat sich unerwartet ein Treffen mit Freunden aus der alten Heimat angesagt. Zwar erst am nächsten Nachmittag, aber die Zeit nehmen wir uns natürlich gerne! Damit das Treffen klappt, erholen wir von unserem Ankerplatz vor der Ilha Culatra schnells ums Eck in den Canal do Faro. Dort ist „unser“ Ankerplatz vom letzten Mal zum Glück noch frei. Beim Ankerauf-Manöver heißt es vorher allerdings erst einmal ordentlich saubermachen. Die Ankerkette kommt mit einer dicken Schlammscbicht nach oben und muss mühsam sauber gespritzt werden, bevor sie in den Ankerkasten darf. Der Schlamm erinnert stark an die Schlammpackung, die Svea und ich vor ein paar Tagen genossen haben. Der Ankerplatz vor Faro ist wie zuvor durch starken Fluglärm beeinträchtigt, aber ansonsten sehr geschützt und „ruhig“. Nach unserem heute deutlich leckereren Abendessen (Tortellinisalat), nehmen wir wie üblich an der Abendveranstaltung „Sonnenuntergang“ teil und genießen dabei ein Glas Wein. Sobald die Sonne weg ist, wird es allerdings empfindlich frisch. Gerade mal 23° C veranlassen uns mit Decke im Cockpit zu sitzen. Ich persönlich habe sogar schon darüber nachgedacht, wo ich eigentlich meine Daunenjacke im letzten Jahr im Schiff verstaut habe! Spaß beiseite, wir sind zu sehr an warme Temperaturen gewohnt und müssen uns erst einmal wieder an kühlere Abende gewöhnen. Wir uns hoffentlich gelingen, denn die aktuellen Temperaturen haben wir in Norddeutschland ja bereits als sommerlich heiß empfunden.
Ist eigentlich schon Wochenende?! Die Tage vor Anker fließen so angenehm dahin, dass man tatsächlich den Blick in den Kalender vergisst und Wochentage keine Rolle mehr spielen. Natürlich wissen wir, dass heute Freitag ist! Es spielt aber keine wirkliche Rolle mehr für uns. Wir sind uns dabei auch bewusst, dass wir damit einen wahren Luxus genießen dürfen. Gut, wenn man mal ins wahre Leben zurückgeholt wird und sich mit Freunden und ehemaligen Arbeitskollegen treffen kann. Sanni und Ulf sind auf Portugal-Rundreise und haben heute eine freien Nachmittag in Faro. Da bietet sich ein Treffen geradezu an. Mit Sannis Vater hat Axel vor fast vierzig Jahren seine Firma zusammen gegründet. Deutlich länger kennt er Sanni und wir freuen uns, die Beiden so unverhofft hier in Portugal zu sehen. So machen wir uns mittags mit dem Dinghy auf den Weg nach Faro. Parken am Steg und laufen in die Fußgängerzone. Wir setzen uns am verabredeten Treffpunkt ins Restaurant Mãe Violante und vertreiben uns die Wartezeit mit leckerem Oktopussalat. Dann kommen Sanni und Ulf ums Eck und wir haben ein Stündchen Zeit zum Schnacken. Viel zu schnell ist die Zeit schon wieder vorbei und die Beiden müssen wieder zu ihrem Bus und der Reisegruppe zurück. Axel und ich gehen noch kurz ein paar frische Lebensmittel einkaufen und dann geht es auch schon wieder zurück an Bord. Den abendlichen Sonnenuntergang genießen wir heute mal wieder mit einem Sundowner auf dem Oberdeck. Untermalt wird dies von lauter Live-Musik aus Faro. Über Geschmack könnte man mal wieder streiten und wir fragen uns, wie man die Lautstärke – immerhin verstehen wir ein paar Kilometer entfernt noch jedes Wort – vor Ort überhaupt aushalten kann. Dazu ein wenig Fluglärm. Erwähne dies natürlich nur, damit ihr nicht allzu neidisch auf uns werdet!
Der Morgen beginnt für Lucky und mich um 6:30 Uhr und startet mal wieder mit einem spektakulären Sonnenaufgang. Es ist eigentlich erstaunlich. Wenn man um 6:30 Uhr aufstehen muss, weil man zur Arbeit muss, dann fällt es einem in der Regel sehr schwer. Also mir jedenfalls. Für einen schönen Sonnenaufgang geht es ganz leicht. Und im Moment ist einfach jeder Sonnenaufgang hier wunderschön und die Farben halten einen den ganzen Tag bei guter Laune. Axel hält dagegen 2 bis 3 Stündchen länger in der Koje aus und verpasst das morgendliche Farbspiel leider. Aber es gibt ja meistens Fotos. Heute war ich allerdings mal zu faul, um eins zu schießen. Da das Wetter inzwischen auch beschlossen hat, dass wir noch nicht weitersegeln sollen, bleiben wir noch einen weiteren Tag im Canal do Faro vor Anker. Wir nutzen den Tag, um mal wieder die Nähmaschine raus zu holen. Für unsere Wasserfilter hätte Axel gerne einen UV-Schutz. Aktuell dient dafür der Verpackungskarton des Filtergehäuses, welcher erstens nicht sehr schick aussieht und zweitens inzwischen auch ziemlich durchgeweicht und marode ist. Also kommt die Nähmaschine aus den Tiefen der Gästekabine zum Vorschein. Den Antriebsriemen, der beim letzten Versuch ja völlig zerbröselt war, habe ich als Ersatzteil von meinem Deutschlandbesuch mitgebracht. Nun kämpfe ich allerdings erst einmal mit dem Bobbin für den Unterfaden. Er will nicht so recht und es dauert eine Weile, bis ich die Nähmaschine endlich dazu überredet habe, dass sie eine ordentliche Naht macht. Axel misst in der Zwischenzeit den Karton, der als Vorlage für eine Tasche dienen soll. Während wir noch überlegen, wie das noch mit Nahtzugaben etc. ging, fällt mir ein, dass wir ja noch eine Tasche aus unserer Nähzeit auf Hello World an Bord haben. Schnell ist sie gefunden und wir stellen erstaunt fest, dass sie eigentlich perfekt als Abdeckung für das Filtergehäuse passt. Es fehlt nur ein passender Deckel. Den vermessen wir schnell und ich nähe mehr oder minder schick einen Deckel für die Tasche. Ein weiteres Nähprojekt, Beschattung für unsere Decksluken, verwerfen wir nach ein paar Überlegungen. Die Luken sind zu dünn und zu eng eingebaut, als dass wir einen Bezug mit Gummiband darüber festmachen könnten. So ist unsere Arbeitsliste für den Tag schnell abgearbeitet und wir können wieder gemütlich dem Fluglärm und später auch wieder der Live-Musik von Land lauschen.
Canal do Faro – Ihla Deserta 3,5 sm
Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber, was soll ich sagen? Auch der Sonntagmorgen startet wieder mit einem wunderschönen Sonnenaufgang. Ich liebe es einfach, morgens früh mit dem ersten Büchsenlicht aufzustehen und das Farbenspektakel zu genießen. Die morgendliche Ruhe wird nur unterbrochen von Vögelgepiepse und dem gelegentlichen Röhren eines Außenborders von einem frühen Angler. Irgendwann, Stunden später, gibt es Frühstück im Cockpit. Dann wird „gearbeitet“. Die Nähmaschine und das ganze Zubehör müssen wieder verstaut werden. Zudem ist heute Waschtag. Die Waschmaschine funktioniert dank Solarstrom und Lithium-Batterien auch vor Anker einwandfrei. Allerdings bemühen wir uns trotzdem, sie vor Anker nicht zu oft laufen zu lassen. Im Moment schaffen wir eine Maschine in anderthalb Wochen. Früher, im Landleben, kamen wir locker auf die dreifache Menge. Liegt natürlich auch daran, dass wir meistens nur mit Bikini und Badehose herumlaufen und keine dicken, voluminösen Sachen tragen. Nachdem die Wäsche zum Trocknen im Cockpit aufgehängt ist, nehmen wir mal wieder den Anker hoch und fahren ein Stückchen ums Eck. Die Ilha Deserta haben wir bisher noch nicht besucht und der Ankerplatz liegt strategisch gut für die morgen gepante Weiterfahrt. Gesagt, getan und wir gehen mit Blick auf die Einfahrt in die Ría Formosa zwischen Ihla Farol und Ilha Deserta wieder vor Anker. Wenig später geht es mit dem Dinghy zur Ihla Deserta, wo wir einen kleinen Spaziergang zum Strand unternehmen. Vorbei geht es an alten Fischerhütten, die zwar recht verfallen aussehen, aber von einer Gruppe zum freudigen Grillen und Relaxen genutzt werden. Weiter zum Fähranleger und dem Restaurant Estamine. Über das Restaurant haben wir vor ein paar Jahren mal eine Reportage im TV gesehen. Nachdem das ursprüngliche Restaurant abgebrannt war, hat man es, komplett autark betrieben, neu errichtet und sehr modern in Form eines Krebses gestaltet. Hunger haben wir aktuell nicht, aber irgendwann wollen wir dort noch einmal Essen gehen. Weiter geht es den Kanal zwischen den Inseln entlang bis zum Backbordleuchtfeuer und dem Strand. Zweiterer zeichnet sich durch schönes, klares Wasser und eine überschaubare Menge an Badenden aus. Wir drehen um und spazieren auf einem Holzbohlenweg zurück durch die Dünen zum Schlauchboot. Dann sind wir auch schon zurück an Bord und genießen die Nachmittagssonne im Frontcockpit. Abends wird mal wieder ein Steak gegrillt und dann gönnen wir uns nach langer, fernsehfreier Zeit mal den neuen Tatort aus Nürnberg im Ersten.
Nachdem wir die Ria Formosa ausgiebig erkundet haben, geht es nun weiter Richtung Westalgarve.