Vom 10. Juli bis 4. August 2003 sind wir mit Blue Noot von Flensburg an die westschwedische Küste und zurück gesegelt.
Bitte verzeiht mir alle Rechtschreib- und Grammatikfehler, aber dieser Bericht ist auch diesmal schon während des Törns entstanden. Teilweise musste ich unter unvorstellbaren Arbeitsbedingungen schreiben (30° C Außentemperatur, während Axel planschend im Ostseewasser schwimmt). Wer kann sich denn dabei schon auf die literarische Ausschmückung eines schnöden Logbuches konzentrieren.
Donnerstag, 10. Juli 2003: Flensburg – Sottrupskov 23,8 sm
Mittags verlassen wir unser Büro und machen uns auf den weiten Weg nach Flensburg. Erstaunlicherweise hindert uns nicht ein Stau an der freien Durchfahrt, so dass wir bereits um 15 Uhr in Flensburg ankommen. Natürlich führt uns der erste Weg mal wieder zu Citti, wo wir unseren Frischproviant einkaufen. Axel fragt sich zwar, wie wir das alles in unseren kleinen Kühlschrank bekommen sollen, aber ich habe da Trick 17 parat. Wir nehmen bei Citti Trockeneis und Eiswürfel mit, so dass auch unsere einfache Kühlbox für mindestens zwei Tage zur Tiefkühltruhe wird. An Bord verstaue ich erstmal alles, während Axel Blue Noot seeklar macht. Schnell noch getankt und dann geht es um halb sechs endlich los. Das Wetter ist herrlich: leicht bewölkt, Sonnenschein und ein schöner Wind aus Westen. Kurz hinter den Ochseninseln dann das Erlebnis des Tages: Während ich eine schöne, entgegenkommende Yacht beobachte, taucht etwa 200 m von uns entfernt ein Wal auf. Und was für einer! Denn seit Tagen treibt sich schon ein 15 m langer Finwal in der Flensburger Förde herum. Wir können ihn dann noch dreimal auftauchen und blasen sehen. Die Wasserfontäne, die der Wal ausbläst, steigt dabei bestimmt zwei Meter hoch und ist noch Minuten später zu sehen. Traurig nur, dass der Wal wohl so gut wie keine Überlebenschancen in der Flensburger Förde hat, aber vielleicht schaffen die Menschenmassen am nächsten Wochenende es ja, ihn wieder aus der Förde heraus zu treiben. Für uns geht es weiter nach Sonderborg. Dort angekommen erwartet uns schon mächtiges Gegröhle: die Bundeswehr hat mal wieder ihre Truppen entsandt. Eigentlich eine Schande, dass sich die Soldaten in Sonderborg aufführen, als wären sie am Ballermann auf Mallorca. Wir sind jedenfalls froh, dass wir nur 10 Minuten vor der Brücke warten müssen und dann weiter durch den Alssund segeln können. Hier verlässt uns dann leider der Wind und wir kommen nur noch mit schlappen 3 kn voran. Statt wie geplant Dyvig anzulaufen, entschließen wir uns daher dafür vor Sottrupskov zu Ankern. Schnell noch ein Abschlusswein im Cockpit und dann geht es um 23.30 Uhr auch schon in die Kojen.
Freitag, 11. Juli 2003: Sottrupskov – Öer 89,1 sm
Um 6 Uhr morgens klingelt der Wecker. Und das soll Urlaub sein!? Egal, die Sonne lacht, der Wind ist gnädig und der erste Kaffee auf See schmeckt auch. Am Ausgang des Alsfjord wird dann um 8 Uhr der Spinnaker gesetzt. In Rauschefahrt geht es auf Aarösund zu. Während die erste Halse noch perfekt klappt, klemmt bei der nächsten leider der Schnappmechanismus am Spinnakerbaum. Also Segel runter, Baum reparieren, Segel wieder rauf und natürlich haben wir prompt eine Eieruhr im Segel. Man sollte das Ding halt doch immer wieder richtig packen! Nach 20 Minuten ist das Chaos beseitigt und der Spi steht wieder. Nun geht es mit 7,5 kn auf die Einfahrt von Snaeveringen zu. Hier müssen wir dann leider das Buntsegel bergen und auf die Genua umsteigen. Leider verschlechtert sich das Wetter immer mehr und am Ende des kleinen Belts fängt es doch tatsächlich an zu Regnen. So ein Mist! An Juelsminde vorbei, wo über 5 sm der Lärm vom Hafenfest auf’s Wasser herüberdröhnt, geht es Richtung Tunö. Gegen 17 Uhr verlässt uns dann auch noch der Wind. Schlimmer kann es nun eigentlich nicht werden, denn es gibt schließlich nichts Schlimmeres als Flaute mit Regen. Wir motoren also und nutzen die Segelpause um eine leckere sauer-scharfe Fischsuppe zu genießen. Zwischendurch beobachte ich noch eine Gruppe Schweinswale, die scheinbar einen Schwarm Heringe aufgetrieben hat und diese nun wilde jagen. Die Fische springen, dass Wasser spritzt und die Wale hüpfen durch die Wellen. Und dann hat das Wetter doch noch ein Einsehen. Die Sicht wird schlagartig besser, der Regen hört auf und der Wind ist wieder mit 3 Bft. da. Wir setzen Segel und rauschen immer schneller zwischen Tunö und Samsö hindurch. Der Wind wird immer mehr und schließlich haben wir glatte 8,5 kn auf der Logge. Scheinbar zu viel Wind für das Segel, denn bei einem Blick ins Groß fällt mir auf, dass die Kausch vom untersten Segelrutscher dabei ist, entlang der Kiep aufzureißen. Also Segel gerefft und weiter mit Kurs auf Öer. Unseren Plan die Nacht durchzusegeln um am nächsten Tag auf Laesö zu sein, geben wir angesichts einer Wettervorhersage von NW 6-7 dann lieber doch auf. In Öer, nördlich von Ebeltoft, angekommen heißt es erstmal Schleusen. Und das in der Ostsee! Der Hafen hat eine etwa 1,5 m höheren Wasserstand als die Ostsee und bietet einen super geschützten Liegeplatz. Wir machen um 22.10 Uhr direkt neben dem Restaurant und dem Schwimmbad fest und genehmigen uns noch ein paar Chips und etwas Wein im Cockpit, bevor wir uns in die Kojen begeben.
Samstag, 12. Juli 2003: Hafentag Öer 0 sm
Starkwindwarnung! Da bleiben wir doch lieber im Hafen. Nach einem späten Frühstück versucht sich Axel als Segelmacher und repariert das Groß. Hoffentlich hält das jetzt für die nächsten drei Wochen! Wir bauen unser Cockpitzelt auf und genießen den Tag mit Lesen, Essen und Ausruhen. Der Rundgang durch den Hafen bringt nicht wirklich die moderne Ferienanlage, die in den Prospekten beschrieben wird, zu Tage. Alles sieht etwas heruntergekommen aus, die Anlage bräuchte dringend mal wieder einen neuen Anstrich und etwas Pflege. Aber trotzdem scheinen fast alle Häuser belegt zu sein. Wir werfen einen Blick vom Aussichtsturm auf die Ostsee und sind uns einig, dass der Hafentag eine gute Idee war. Dafür lese ich mich so langsam durch die diversen Bücher aus der Bordbibliothek. Am Abend gibt es dann unter den neidischen Blicken der Restaurantbesucher Fischcurry im Cockpitzelt.
Sonntag, 13. Juli und Montag, 14. Juli 2003: Öer – Vesterö/Laesö 111,0 sm
Pünktlich machen wir uns auf die Socken. Axel holt noch schnell Brötchen vom Kiosk, die wir uns teilweise zum Frühstück genehmigen und teilweise für die lange Fahrt zurecht machen. Die Sonne strahlt was das Zeug hält und der Wind hat sich freundlicherweise wieder gelegt. Kurz vor 10 Uhr geht es in die Schleuse und wir werden tatsächlich gefragt, ob Blue Noot neu wäre. Was so eine neue Sprayhood und ein wenig Politur, Spucke und Muskeleinsatz doch ausmachen! Um die Südspitze von Hasenöre (was wohl soviel wie Hasenöhrchen heißt !?) geht es mit dem reparierten Groß, dann kann die Genua gesetzt werden. Gemächlich segeln wir auf Steuerbordbug bis Anholt und wenden dann wieder auf die dänische Ostküste zu. Ganz schön anstrengend, so ein Schlag mit einer Wende pro Tag! Vor allem, wenn es sonst nichts zu tun gibt, als sich die Sonne auf den Bauch scheinen zu lassen. Angesichts des herrlichen Wetters und der ruhigen Wettervorhersage, heißt unser nächstes Ziel dann auch Vesterö auf der Insel Laesö. Bevor es in die Nacht geht, wird jedoch – auf Wunsch eines einzelnen und sehr hungrigen Bären – Ente mit Rotkohl und Klößen bereitet. Und das bei 25° C im Kattegat! Gegen 23 Uhr verabschiedet sich die Sonne so langsam hinter dem Horizont und lässt uns mit einem herrlichen rosafarbenen Himmel zurück. Dick und rund geht dann der Vollmond auf und macht die Nacht taghell. Axel und ich wechseln uns bei der Nachtwache ab, so dass jeder zu mindestens etwas Schlaf erhaschen kann. Das ruhige Herumdümpeln mit 3,5 kn durch die dämmrige Nacht lässt einem die Gedanken fliegen und verlangt eigentlich nicht viel Aufmerksamkeit. Nur der eine oder andere Fischer und eine Handvoll Frachter müssen beachtet werden. Gegen 5 Uhr ist es dann aus mit dem Halbdunkel, die Sonne kehrt an den Himmel zurück und erwärmt das taufeuchte Schiff. Der erste Kaffee des Tages schmeckt gut wie sonst nie und weckt die Lebensgeister. Und nach einigen abschließenden Wenden erreichen wir um 9.45 Uhr auch endlich den Hafen von Vesterö. Ein Etmal von 111 sm ist zwar nicht viel, aber uns ist es trotzdem ein Glas Champagner zu Frühstück wert. Wir liegen direkt am Hafeneingang neben einem freundlichen Schweden und seinem Colin Archer, der uns in bemerkenswert gutem Deutsch begrüßt. Inzwischen hat die Sonne den Tag soweit erwärmt, dass es einfach viel zu heiß ist. Die geplante Inselrundfahrt geben wir daher zu Gunsten eines Strandbesuches auf und stürzen und in die klaren Fluten der Ostsee. So einen herrlichen Strand und so klares Wasser haben wir lange nicht gesehen. Wer will denn da noch ans Mittelmeer? Abends kocht der Skipbär dann „Scharfes Huhn“ und wir verholen uns frühzeitig in die Kojen, um den versäumten Schlaf nachzuholen.
Dienstag, 15. Juli 2003: Vesterö/Laesö – Skagen 30,1 sm
Heute haben wir mal Zeit! Nach einem Müsli zum Frühstück macht Axel das Schiff klar, während ich den heimischen Fischhändler aufsuche um die berühmten Laesöer Kaiserhummer zu ersteigern. Tatsächlich gelingt es mir auch 2 kg dieser leckeren Tierchen zu erstehen. Nun kann es Richtung Skagen losgehen. Leider schläft der Wind teilweise so sehr ein, dass wir ein Stück motoren müssen. Dabei knallt die Sonne so sehr vom Himmel, dass selbst Axel, der schon gut gebräunt ist, langsam aber sicher knallrot wird. Die Hitze ist kaum auszuhalten und dann ist in Skagen auch noch jeder noch so kleine Platz im Hafen belegt. So ein Sch..! Wir legen uns stattdessen neben eine holländische Yacht mit Namen Britt in den Auktionshafen und werden prompt vom Hafenmeister wieder vertrieben. Der schickt uns glatt in die hinterste Ecke des Ostbassins 2 zu den Fischereikuttern. Was sich zuerst mit Fischgeruch und giftgrünem Wasser wie eine Strafe anlässt, stellt sich aber schließlich als Glücksgriff heraus. Wir liegen in einer ruhigen Ecken neben einer polnischen „Rostlaube unter Segeln“ als Zweiter im Päckchen und haben den Hafen ansonsten für uns. Schnell werden die Fahrräder ausgepackt und ein Erkundungszug in die Stadt unternommen. Hier wird der örtliche Bo Bendixen Laden und das Trip Trap Geschäft etwas näher unter die Lupe genommen. Auch ein Eis darf natürlich nicht fehlen. Glücklich sind wir, dass wir uns die Menschenmassen und das Gewusel am Hafen nicht antun müssen. Da wären wir wohl entweder ohne Schaden nicht hinein oder am nächsten Morgen nicht wieder hinaus gekommen. Weiter geht es mit dem Radel zur Untiefe Grenen. Hier treffen die Nordsee und die Ostsee im Skagerrak aufeinander. Mit den Menschenmassen pilgern wir am Strand entlang auf die wild umschäumte Untiefe (soweit dies bei 2 Bft. überhaupt geht) und lassen und gleichzeitig Nord- und Ostseewasser um die Füße spülen. Anschließend kühlen wir uns in der lauwarmen Nordsee noch ein wenig ab und machen uns dann auf den Heimweg. Zum Abendbrot werden die auf Laesö erstandenen Kaiserhummer schön gekocht und mit Aioli und Baguette verzehrt. Scheinbar war die Mengenangabe von 1 kg pro Person aber wohl auf ganze Hummer, d.h. mit Kopf und Scheren, bezogen und nicht auf unsere Hummerschwänze. So machen wir schon nach der Hälfte schlapp und ich puhle mir die Finger wund an dem Rest für’s nächste Abendessen.
Mittwoch, 16. Juli 2003: Skagen – Hamburgsund 60,3 sm
Um 7 Uhr klingelt der Wecker und wir machen uns auf den harten Schlag über das Skagerrak. Frühstück gibt es erst auf See und mal wieder unter stechender Sonne. Das Wetter ist einfach unglaublich. Wir stecken mitten im Skagerrak in der Flaute, müssen motoren und Axel nimmt schließlich auf offener See ein erfrischendes Bad bei 22° C Wassertemperatur. Erschreckenderweise müssen wir ca. 30 sm ohne Seekarte fahren, da unsere Sportbootkartensätze diese Gebiet nicht abdecken. Leider ist uns das erst bei der Ausfahrt aus Skagen aufgefallen, aber wir gehen einfach davon aus, dass auf diesem Weg keine Untiefen oder sonstige Unwesen liegen. Etwas nervös werden wir zwar, als unser Echolot auf offener See plötzlich von 80 m auf 4 m anzeigt, aber scheinbar ist es dort einfach zu tief, als dass noch ein ordentliches Signal ankommen könnte. Als Schweden in Sicht kommt, können wir endlich wieder Segeln und tasten uns langsam ins Schärengebiet herein. Hier haben wir natürlich wieder Karten und können ordentlich navigieren. Wir finden das Fahrwasser zum Hamburgsund und können schließlich nur noch Staunen, bei dem Anblick der vielen bunten Bootshäuser und Ferienhütten auf den Schären. Herrlich!!! In Hamburgsund angekommen, müssen wir einen Augenblick auf die Seilfähre warten. Das Zugseil spannt sich derart über den Sund, dass ein Passieren nur möglich ist, wenn die Fähre am Ufer angekommen ist. Nach kurzem Suchen finden wir einen Platz auf der Seite von Hamburgö neben der Segelyacht Capella aus Glücksburg. Wie klein die Welt doch ist! Capella liegt im Winterlage auch bei Niro-Pe und lag im Frühjahr einige Wochen neben Blue Noot im Hafen. Als erstes fällt mir der tolle, geschnitzte Holzelch auf dem Flaggenstock auf, der knutschend nach Achtern guckt. Den muss ich natürlich sofort fotografieren, während die Männer sich daran begeben eine ca. 50 m lange Stromleitung aus diversen Kabeltrommeln und Verlängerungskabeln zu basteln. Schnell hängen noch 3 bis 4 weitere Schiffe am Kabel, aber die Sicherung scheint gut zu sein, denn selbst unser Boiler lässt sich betreiben. Neben einem erfrischenden Bad im Hafenwasser (sehr sauber!), netten Gesprächen mit den Schiffsnachbarn und einem Austausch des Mückenmittels (Danke nochmal an die Jungs von der Songlines, die wir im Mai in Aerösköbing trafen!) gibt es die Reste der Kaiserhummer vom Vortag, diesmal mit Paprika zusammen aufgespießt und gegrillt. Lecker!!!
Donnerstag, 17. Juli 2003: Hamburgsund – Smögen 14,6 sm
Nach einem Sprung ins kühlende Nass und einem ordentlichen Frühstück steht erstmal Stadtbummel und Geldkaufen auf dem Plan. Im örtlichen Konsum versorgen wir uns mit dem nötigen Frischzeug und Geld bekommen wir auch. Dann geht es um kurz nach halb 12 wieder auf den Weg nach Süden. Eigentlich befinden wir uns also schon auf der Rückreise. Wir navigieren uns durch die Schären, die rosa in der Sonne glühen und sind schon nach 3 Stunden fest in Smögen. Erstaunlicherweise ist der Hafen schon rappeldickevoll. Trotzdem bekommen wir noch einen schönen Liegeplatz in zweiter Reihe am Westufer der Stadt. Wir liegen neben einer Beneteau 411 aus Hamburg und kommen schnell mit dem Eigner Günter Knoll ins Gespräch. Während immer mehr Schiffe in den Hafen strömen und sich gegenüber Sechser- und Achterpäckchen stapeln, bekommen wir nur noch einen Nebenlieger dazu. Danach ist die Durchfahrt durch den Hafen zwar kaum noch gewährt, aber es kommen immer noch mehr Yachten. Die drückende Hitze löst sich am Nachmittag dann mit einem Gewitter. Während es erst noch leicht nieselt und wir zur Abkühlung im Regen stehen, wir der Regen schließlich immer mehr. Wir bauen unser Cockpitzelt auf und sind kurze Zeit später froh, dass wir uns das folgende Spektakel von „Drinnen“ anschauen können. Das Gewitter schlägt nämlich schließlich mit aller Macht zu. Der Wind dreht plötzlich auf 45 kn auf und der Regen gleicht einem Hochdruckreinigerstrahl. Die Blitze schlagen rings um uns in der Stadt ein und es donnert was das Zeug hält. Auf der Gegenüberseite werden schnell noch einige Heckanker ausgebracht und einige Verrückte springen tatsächlich ins Wasser und baden. Aber auch dieser „Spaß“ geht ohne größere Schäden vorbei und die Sonne kommt wieder hervor. Am Abend gehen wir im bekannten Restaurant Magasinet essen und lassen uns Heilbutt und Fischsuppe gut schmecken. Zum anschließenden Stadtbummel fahren wir mit der Hafenfähre auf die andere Seite rüber und ich kann mein Glück kaum fassen. Gewinne ich doch tatsächlich in der „Krabbenlotterie“ einen kleinen Beutel Krabben! Wer mich kennt, weiß, dass dies das höchste Glück für mich bedeutet!
Freitag, 18. Juli 2003: Smögen – Hjältön 21,9 sm
Schon wieder Sonne! Der Tag beginnt mal wieder viel zu heiß. Schon bevor man überhaupt etwas getan hat, ist man schweißgebadet und könnte eigentlich schon wieder Duschen gehen. Wir machen uns trotzdem auf den langen Weg in die Stadt – leider fährt die Hafenfähre noch nicht und wir müssen ganz außen rum – und können einige Krabben und ein paar Erdbeeren erstehen. Gut mit Sonnencreme geschmiert und mit den Seekarten auf dem Cockpittisch geht es dann mit südlichem Kurs durch die Schärenfahrwasser. Ein ganz schönes Getummel! Hunderte Segler, Motorboote und sonstiges Geviech ziehen durch die Schären. Erst als wir das Hauptfahrwasser vor Gullholmen nach Westen verlassen, wir es etwas beschaulicher. Wegen einem aufziehenden Gewitter machen wir – angesichts der Erfahrungen vom Vortag – lieber schnell im nächsten Hafen fest. Außer ein paar Regentropfen passiert jedoch nicht viel, so dass wir Ellös bald wieder verlassen können. Etwa 6 sm später haben wir dann unser Tagesziel an der Ostseite von Hjältön erreicht. In der angeblich beliebtesten Ankerbucht an der westschwedischen Küste gehen wir vor Anker und springen gleich erstmal ins Wasser. Inzwischen ist die Wassertemperatur bei 23° C angelangt und das Wasser ist herrlich klar. Doch kaum abgetrocknet fängt es dann an zu Regnen und wir müssen mal wieder unsere Kuchenbude hervorzaubern. Wie angenehm ist es doch im Cockpit im Trockenen zu sitzen. Die Dänen von Gegenüber haben leider nicht so viel Glück, denn ihr gerade auf einer Schäre entfachter Grill wird von dem Regen einfach wieder ausgepustet. Wir genießen mexikanische Tortillas zum Abendessen und lesen bis weit in die Nacht hinein. Bei Axel steht Björn Larsson’s „Träume am Ufer des Meeres“ und bei mir „Harry Potter and the Order of the Phoenix“ auf dem Programm.
Samstag, 19. Juli 2003: Hjältön – Bockholmen 32,4 sm
Der Regen hat sich wieder verzogen und noch vor dem Frühstück wird erstmal eine Runde ums Schiff geschwommen. Später geht es dann mit unserem Schlauchboot „Blö Nöt“ zu einer Erkundungstour auf die Insel. Viel Wald, noch mal Wald und wieder Wald. Der Rundgang ist schnell beendet und der Anker kann wieder auf gehen. Wir tuckern an Henan vorbei und können schließlich Segel setzen und lautlos an der schönen Landschaft vorbeirauschen. Auf Höhe Svanesund ist es dann vorbei mit der Segelei und wir müssen weiter motoren. Kurz vor unserem ausgewählten Tagesziel taucht tatsächlich ein Seehundskopf neben Blue Noot auf und guckt neugierig in die Gegend. Leider ist der Hafen von Askerön nun wirklich nicht das wahre Traumziel, so dass wir uns spontan für weiterfahren entschließen. Auch die hässlichen Ölraffinerien von Stenungssund entsprechen nicht ganz unserem Bild von idyllischen Tagen in den Schären. Also noch 10 sm weiter und wir sind endlich in unserer Traumankerbucht. Zwischen den Inseln Bockholmen, Krakholmen und Hättan liegen wir wie in Abrahams Schoß. Unser Versuch vor Heckanker neben ein paar deutschen X-sen anzulegen, scheitert leider kläglich an unserem viel zu leichten Heckanker, der nicht einmal ansatzweise durch das dichte Seegras durchgeht. Also kommt der normale Buganker zum Einsatz und dann kann auch schon der Grill rausgeholt werden. Leckere Rindersteaks, Grillkartoffeln, Kräuterquark nach Mäuseart und schon ist das Glück perfekt! Die Sonne geht langsam über Kärrsön unter und lässt die Windmühle rot erstrahlen. Was gibt es Schöneres?! Für’s Kulturprogramm gibt es abends noch eine Tanzaufführung der männlichen Feriensiedlungsbewohner auf Krokholmen. Sehr zur Freude der kreischenden Damenwelt und der umliegenden Ankerlieger.
Sonntag, 20. Juli 2003: Bockholmen – Marstrand 5,5 sm
Für heute ist ein richtig harter Schlag geplant, daher machen wir uns nach einem späten Frühstück erstmal auf zur Inselerkundung. Das ehemalige Lotsenhäuschchen auf Hättan, von dem aus man eine spektakuläre Aussicht über die Schären haben soll, ist unser Ziel. Kurzerhand wird der Außenborder an Blö Nöt geschraubt und los geht die Reise. Wir finden einen netten Liegeplatz für unseren Schlaucher an einem Felsen mit eingebauten Felshaken und beginnen den Aufstieg. Leider ist das in Badelatschen gar nicht so einfach, wie gedacht. Segler sind wohl doch keine Bergsteiger, denn schon nach einer Viertelstunde Kraxeln sind wir am Ende der Felsen angelangt und kommen nicht mehr weiter. Obwohl ja jeder weiß, dass Bären – und schon gar nicht Blaubären – große Bergsteiger sind, hüpft Axel trotzdem frohgemuts von Stein zu Stein und es kommt, wie es kommen muss: Er verdreht sich das Knie und kann nur noch unter Schmerzen den Felsen wieder hinab steigen. Als dann auf dem Rückweg zu Blue Noot auch noch der Außenborder mangels Sprit streikt, ist der Tag so gut wie gelaufen. Naja! Die 5,5 sm nach Marstrand knattern wir in einer Stunde ab und bekommen noch einen schönen Platz im Yachthafen. Zwar liegen wir ganz außen und sind dem Schwell der vorbeifahrenden Boote ausgesetzt, aber ein paar lange Vorleinen und Springs helfen gegen das ärgste Ruckeln. Wir spazieren noch ein wenig durch die Stadt, erstehen einen schönen keramischen Fischteller und diverse Servietten mit örtlichen Navigationshinweisen und verbummeln dann den Rest des Tages an Bord. Abends gehen wir nicht ganz so schick wie in Smögen, aber dafür geschmacklich und preislich um so besser Essen. Es gibt „Seafood-Platte“ mit Krebsen, Scampi und Krabben!!! Den restlichen Abend verbringen wir wie immer mit einem guten Glas Chateau du Pappcarton und einem guten Buch (Axel ist bei Billy Budd angelangt, während ich mich noch immer durch den Potter schmöcker).
Montag, 21. Juli 2003: Marstrand – Göteborg 23,9 sm
Nach dem Frühstück geht es erstmal auf die „andere Seite“ von Marstrand auf die Insel Koön. Im örtlichen Konsum werden Steaks, Salat und etwas Wurst erstanden und dann geht es auf die Suche nach einem neuen Heckanker. Axel will sich das Elend mit dem alten Alu-Fortress nicht länger anschauen, der es einfach bei krautigen Grund nicht schafft Blue Noot fest zu halten. An der Tankstelle (!) werden wir fündig: Wir bekommen einen tollen Klapp-Draggen, Anker-Reitgewicht, Schäkel, neue Angel-Blinker, weitere Servietten und Kapitäns-Socken (links rot, rechts grün) für den Skipbären. Wieder an Bord werden auch alsbald die Leinen gelöst und wir laufen unter Motor gegen die Südwest mit 6 Bft. gegenan Richtung Süden. Ein kurzer Segelversuch scheitert nach etwa 20 Minuten, da wir mit einem Wendewinkel von 150 Grad nicht wirklich von den spitzen Steinen unter Wasser wegkommen. Aber egal, Blue Noot läuft trotz der kurzen, steilen Welle ganz gut und wir sind schon nach 3 Stunden an unserem planmäßigen Hafen Öckerö angelangt. Leider ist hier schon jedes Loch im Handelshafen voll und in den kleinen Yachthafen trauen wir uns ob der geringen Tiefe nicht hinein. Also weiter im Text und auf nach Göteborg. Bis zur Hafengrenze wird am Fahrwasser entlang gesegelt, immer die eine oder andere Riesenfähre im Blick. Der kleine Hafen Lilla Bommen in der Nähe der Göteborger City ist zwar schon proppevoll, aber wir bekommen direkt an der Oper einen netten Platz längsseits der „Rasmus“ aus Emden. Wieder einmal haben wir Glück mit unseren Nachbarn und schnell entspannen sich nette Gespräche über Sinn und Unsinn von größeren Schiffen, dem Traum von der Weltumseglung und der Höhe der schwedischen Hafengebühren und Bierpreise. Axel kocht lecker Steak-Kartoffel-Pfanne und weigert sich danach inständig das Abtrocknen zu übernehmen. Macht aber nix, schnell wasche ich ab, lasse das Zeug zum Trocknen einfach stehen und schleiche mich an dem inzwischen tief und fest im Cockpit entschlafenen Blaubären vorbei um noch einen kleinen Hafenrundgang zu unternehmen. Auf der Einfahrt nach Göteborg hatten wir nämlich den Drei-Mast-Schoner Albatros gesehen, auf der ich früher so manchen schönen Törn unternommen hatte. An Bord zurück will der verschlafene Blaubär nun doch noch Abwaschen und ist erstaunt, dass schon alles erledigt ist und ich etwa eine Stunde nicht an Bord war. Weiter geht’s mit Lesen im Cockpit und dem einen oder anderen Glas Rotwein.
Dienstag, 22. Juli 2003: Göteborg – Kungsö 12, 5 sm
Um Viertel vor Sechs schleiche ich mich auf’s Klo und bin baff erstaunt, dass es dermaßen nebelig ist, dass man nicht einmal mehr die Oper sehen kann. Nach weiteren 3 Stunden in der Koje hat sich die Lage geklärt und die Sonne lacht wieder am Himmel. Nachdem allerhand Yachten aus Lilla Bommen abgelegt haben, entschließen wir uns, unseren Liegeplatz an der Außenkaimauer zu verlassen und in den Yachthafen zu wechseln. Dieser Entschluss erweist sich jedoch als fatal! Wir legen in aller Ruhe und ohne größere Vorbereitungsmaßnahmen ab und entdecken auch sogleich eine freie Lücke im Hafen. Schade nur, dass Blue Noot sich just beim Einparken in den ausliegenden Grundleinen verfängt und wir quer zu den Stegen festsitzen. Gut nur, dass kein Windchen weht! Freundliche Norweger, Dänen und Schweden versuchen uns zu helfen, indem zahlreiche Leinenmanöver vorgeschlagen werden. Axel bringt schließlich per Beiboot eine Leine nach vorne aus und der entsprechende Norweger fängt heftig an zu ziehen um Blue Noot wieder aus den Grundleinen zu befördern. Dann ein Schrei von Achtern: „Maus, komm schnell nach hinten!“ Ich stürze nach Achtern und was muss ich sehen? Axel hängt am Heck und schwimmt im Wasser. „Ich kann mein Bein nicht bewegen!“ Schreckliche Bilder von Beinen in der Schiffsschraube gehen mir durch den Kopf, aber es ist nichts Schlimmes passiert. Mit seinem verrenkten Knie hat Axel es einfach nur nicht geschafft vom Schlauchboot wieder an Bord zu gelangen. Mit einem tropfnassen Blaubär versuchen wir weiter uns in die altbekannte Lücke zu verholen, aber nichts scheint zu helfen. Schließlich lösen wir alle Leinen und tuckern ganz langsam wieder aus dem Hafen hinaus. Mitten im Drehmanöver dann der nächste Schreck. Während wir quer zur Hafeneinfahrt liegen, gibt das im Hafen liegende Ausflugsschiff dreimal Kurz mit seinem Nebelhorn und schießt dann rückwärts aus seinem Anleger raus, ohne uns auch nur irgendwie zu beachten. Axel gibt Vollgas rückwärts, während ich nur noch dem Fährkapitän „Stopp! Stopp!“ zurufe. Nach scheinbar Stunden geht Blue Noot endlich mit voller Kraft rückwärts und das Geschoss von Ausflugsdampfer verfehlt unseren Bug um etwa einen halben Meter und wir sind mit dem Schrecken davon gekommen. Geschockt legen wir Blue Noot wieder an die Außenkaimauer und genehmigen uns erstmal ein kühles Faxe. Solch einen verkorksten Tag hatten wir wohl noch nie! Nachdem wir uns erholt haben, machen wir uns auf den Weg zum Stadtbummel. Als erstes wird der tolle Trip Trap Laden am Schifffahrtsmuseum angelaufen. Hier kann Axel einen weiteren Leuchtturm für seine Sammlung erstehen und auch ein neuer Topf-Untersetzer wird gekauft. Dann weiter in die City, wo diverse Geschenke und ein toller Rettungsring für unsere Galerie zu Hause in die Einkaufstasche wandern. Im Hafennahen Einkaufszentrum werden dann noch die Frischvorräte aufgefüllt und dann sind wir nach 2 Stunden auch schon wieder an Bord. Göteborg hat einfach nicht das Flair und die Atmosphäre von Stockholm und nach dem Schock am Morgen wollen wir hier einfach nur wieder weg. Kurz halten wir auf dem Weg den Göta Alv hinaus noch an der Tankstelle um Diesel- und Wasservorräte aufzufüllen und dann geht es wieder hinaus in die Schären. Hoch am Wind können wir entlang der Felsen segeln und unsere Ankerbucht bietet trotz der inzwischen fortgeschrittenen Stunde einen herrlichen Liegeplatz vor Heckanker am Felsen. Und Käpt’n Blaubär hat sich inzwischen sogar so weit erholt, dass er schon wieder von Felsen zu Felsen hüpfen kann. Wenn das mit dem Knie nicht mal nur eine Ausrede war, um dem verhassten Stadtbummel in Göteborg zu entgehen?! Abends wird gegrillt und anschließen Literatur- und Logbuchpflege betrieben (irgendwann musste dieser Bericht ja mal geschrieben werden, oder?).
Mittwoch, 23. Juli 2003: Kungsö – Hästholmen 16,4 sm
Ausgeschlafen und gut mit Müsli gefüttert, geht es wieder auf die Reise. Wir verlassen Kungsö und können an der Nordspitze von Vallholmen schön Segel setzen. Mit einem Schrick in den Schoten geht es auf Südkurs. Diverse Tonnen und einige fiese Untiefen und Steine säumen unseren Weg. Dazu steht eine ekelige Dünung aus Süd-West, die Blue Noot ganz schön hin und her wirft. Mal sind wir mit 7,5 kn unterwegs, dann scheint wieder jemand die Bremse angezogen zu haben und wir dümpeln mit 3,5 kn dahin. Auf Höhe des Leuchtfeuers Hallands Svartskär biegen wir nach Osten auf die Insel Malö zu. Hier finden wir mal wieder eine lauschige Ankerbucht bei der kleinen Insel Hästholmen. Auch wenn wir uns zuerst beim Anblick der scharf gezackten Felsen hinter uns nicht ganz so wohl fühlen, beschließen wir doch zu bleiben und verbringen einen ruhigen Nachmittag bei milden Temperaturen und leichter Bewölkung am Himmel. Natürlich muss die nächst gelegene Insel ausgiebig erkundet werden und es werden zahlreiche Aufnahmen von Blue Noot vor Anker angefertigt. Zu unserem großen Erstaunen gallopiert plötzlich eine Herde Kühe auf der Insel entlang und ist einige Zeit später sogar oben auf den Felsen zu sehen. Es gibt sie also tatsächlich, die schwedischen Kletterkühe! Außerdem bequemt sich eine fette Möwe dazu, sich auf unserem Radar niederzulassen und lässt sich so überhaupt nicht von uns verscheuchen. Frech!!! Den Abend verbringen wir wie gewohnt bei unseren Büchern (erstaunlich, aber ich bin immer noch mit Harry Potter zu Gange!), einem Gläschen Wein und gutem Essen (Der Skipbär sang noch Tage später: „Der Bär kriegt heute Hühnerfrikassee!“).
Donnerstag, 24. Juli 2003: Hästholmen – Varberg 26,1 sm
Axel beginnt den Morgen mit einem Sprung in kühle Nasse, während ich mich angesichts der Hundertschaften von Quallen doch lieber für’s Duschen auf der Badeplattform entscheide. Das Wetter trübt zwar erst mächtig ein, aber als wir dann auf See sind, ist es sonnig und klar wie immer. Wir machen einen weiten Schlag auf den weit außen liegenden Leuchtturm Fladen zu und entschließen uns dann – angesichts der schwindenden Batteriekapazität – den Rest zu motoren. Man weiß ja nie, ob es im nächsten Hafen wieder Strom gibt und auf unser gekühltes Bier wollen wir ja nun so gar nicht verzichten. Von Weiten können wir nachmittags dann beim Anlaufen von Varberg schon die imposante Festungsanlage sehen. Wir bekommen einen netten Eckplatz, erfreulicherweise direkt am Stromkasten und neben dem Wasserschlauch. Natürlich darf der Rundgang durch die quirlige Stadt nicht fehlen. Nach einem leckeren Eis geht es weiter in die Fußgängerzone. Erfreulicherweise ist heute langer Donnerstag und wir können noch einige Einkäufe erledigen. Baff erstaunt sind wir über die vielen Restaurants, in denen jeder noch so kleine Platz schon belegt ist und vor denen sich bereits lange Warteschlangen gebildet haben. Zurück im Hafen sehen wir die Capella aus Glücksburg ankommen, die wir schon in Hamburgsund getroffen hatten. Schnell wird entschieden bei uns längsseits zu gehen, was hoffentlich nicht nur auf die Stromversorgung zurückzuführen war. Bei einem netten Gläschen Wein werden dann die Erfahrungen der letzten Wochen von Schiff zu Schiff ausgetauscht. Nachdem wir unser Abendbrot genossen haben (Axel Räuchermakrele, ich nach langer Zeit mal wieder Krabben), geht es noch zu einem zweiten Rundgang in die Stadt. Beim Societätshuset wird Jazz gespielt und wir lauschen einige Zeit der schwedischen Bigband mit einem Sänger, der nicht nur vom Aussehen die Reinkarnation von Louis Armstrong sein könnte. Dann wird noch die Festung umrundet, bis wir schließlich – gut mit Mückenmittel eingerieben – wieder im Cockpit landen und noch etwas Lesen und Plaudern.
Freitag, 25. Juli 2003: Varberg – Anholt 37,5 sm
Am nächsten Morgen geht es pünktlich weiter. Endlich, endlich soll es nach Anholt gehen! Axel träumt schon seit Jahren davon endlich einmal dort zu sein, nachdem er bisher immer nur daran vorbei gesegelt ist. Wir verabschieden uns von der Capella-Crew, die noch einen Stadtbummel und eine Runde auf der tollen Minigolfbahn machen wollen und legen mit Generalkurs 225° ab. Schon im Hafen setzen wir das Groß und nach der Ansteuerungsrinne dann auch schnell die Genua. Leider scheint es einen mächtigen Strom gegenan zu haben, denn wir kommen bei netten 3 bis 4 Windstärken nur mit 3,5 kn-Maximum voran und unser Wendewinkel beträgt so um die 150°. Also wird doch wieder die Dieselgenua ausgepackt und wir müssen mal wieder motoren. Zwar können wir zwischendurch immer mal wieder Segeln, aber ein Großteil der Meilen muss unter Motor zurück gelegt werden. Immerhin schön für die Batterien! Wir entschließen uns Anholt von der Nordseite anzulaufen und durch die beiden vorliegenden Untiefen durchzufahren. Dort steht allerdings eine recht hohe See und wir verbringen ein paar bange Minuten, bis wir die Untiefen hinter uns haben. In Anholt angekommen, sehen wir zu unserer großen Freude die Triton aus Heiligenhafen. Mit Günther Köhne aus Bremen hatten wir schon während unseres Jahrs in Heiligenhafen Kontakt und der wird jetzt wieder aufgefrischt, indem wir hinter ihm ins Heckankerpäckchen gehen. Die Einladung auf’s Anlegebierchen nehmen wir natürlich direkt an und verbringen die nächsten zwei Stunden plaudernd mit Günther und Ilse im Cockpit. Dann müssen wir erstmal unseren Grill anschmeißen und die leckeren Steaks und Spare-Ribs verdrücken, um nicht gleich ganz bedudelt zu sein. Anschließen erwidern wir dann die Einladung und die Beiden kommen auf ein Gläschen Champagner auf die Blue Noot rüber.
Samstag, 26. Juli 2003: Anholt – Grenaa 29,4 sm
Der nächste Morgen beginnt viel zu früh! Gegen 6 Uhr dreht der Wind plötzlich auf Süd-Ost und nimmt gleichzeitig auch noch mächtig zu, so dass alle aus den Kojen schnellen um die Leinen, Fender und Heckanker zu überprüfen. Dann fängt es auch noch an zu schütten und die Aussichten auf einen netten Strand- und Bummeltag auf Anholt werden immer schlechter. Wir entschließen uns also nur kurz an Land zu gehen und versorgen uns beim nächsten Fischkutter mit ein paar frischen Rotzungen für’s Abendessen. Dann geht es auch schon wieder an Bord. Da unser Nachbarschiff Triton inzwischen weg ist, liegt Blue Noot etwas komisch in zweiter Reihe ohne Vordermann und so bitten wir jemanden vom nächstliegenden Schiff uns mit einer Leine etwas im Wind zu halten, damit wir nicht auf das leewärtige Schiff gedrückt werden. Natürlich wirft der Schlauberger die Leine aber schon los, bevor wir überhaupt ansatzweise rückwärts fahren und wir hängen ziemlich blöde am Heckanker und drücken mit dem Bug auf die kleine Yacht neben uns. Unglücklicherweise lässt dieser sich dann auch nicht einholen. Axel zieht und zieht, was das Zeug hält, aber das Ding steckt fest. Schließlich gelingt es ihm den Anker auf 20 cm über der Wasseroberfläche aufzuholen und wir können den Grund für das Dilemma entdecken. Hat sich doch eine dicke Ankerkette um die Fluken gewickelt. Schnell löse ich die Kette vom Anker und dann kann es endlich losgehen. Wir sortieren noch schnell alle Leinen und Fender weg und dann geht es raus auf die tosende Ostsee. Sobald wir aus der Hafenausfahrt raus sind, geht das Geschaukel los. Bei 30 kn Wind steht eine üble Welle und wir sind froh, als wir aus dem Flachwasserbereich vor Anholt heil raus sind. Nur unter halb ausgerollter Genua geht es mit unserem altbekannten Generalkurs von 225° weiter Richtung Grenaa. Es herrscht so richtiges Bärensegelwetter! Doller Wind und mächtig Wellen, da lacht das Bärenherz. So sausen wir bis kurz vor die Küste und müssen dann nur noch das letzte Stückchen gegen Strom und Wind gegenan motoren. Leider müssen wir während der Überfahrt feststellen, dass unser treuer Autopilot John Maynard seinen Geist aufgegeben hat. Nun heißt es also selber steuern! In Grenaa angekommen, finden wir einen netten Platz neben einer englischen Yacht und Axel begibt sich natürlich sofort an die Reparatur des Autopiloten. Leider ohne das Ding wieder hinzubekommen. Scheinbar hat die hydraulische Kupplung ihren Geist aufgegeben und wir werden wohl so schnell kein Ersatzteil dafür bekommen. Während Axel in der Backskiste verschwindet, um sich der Reparatur von John Maynard zu widmen, begebe ich mich in die Kombüse um die auf Anholt erstandene Rotzunge mit einem leckeren Limetten-Fenchel-Sößchen (Zwiebel und Fenchel klein hacken, in Öl anschwitzen, mit Fischfond ablöschen und einkochen lassen, Limettenscheiben, Limettensaft zugeben und mit Weißwein, Salz und Pfeffer abschmecken), ausgelassenem Speck und Salzkartoffeln zuzubereiten. Und das alles mal wieder auf unserem kleinen Herd! Lecker!!! Abends geht es, ob der frühen Störung am Morgen, früh in die Kojen.
Sonntag, 27. Juli 2003: Hafentag in Grenaa
In der Nacht fängt es an zu Regnen was das Zeug hält. Der Himmel zeigt ein liebliches Grau in Grau und wir haben so überhaupt keine Lust aufzustehen. Als es dann auch noch mächtig anfängt aufzubrisen, beschließen wir einen Hafentag einzulegen. Als erstes machen wir uns auf den Weg in das nahe gelegene Kattegat-Center um dort ein wenig über das Leben unter Wasser zu erfahren. Auch der Haitunnel ist natürlich eine Attraktion! Als wir nach einer Stunde zurück an Bord sind, hat der Wind noch mehr zugelegt und erreicht bald 38 kn aus Süd-Ost. Also wahrlich kein Wind zum Segeln. Die Wellen branden an die Hafenmole und über den Absperrzaun hinweg, während sich die Yachten durch die Wellen kämpfen müssen. Viele Yachten hatten sich den Tag wohl ausgesucht, um von Anholt nach Grenaa zu segeln und kommen mit abgekämpfter Crew hier an. Unser neuer Nebenlieger ist jedenfalls froh, als er mit seiner X-442 sicher im Hafen ist. Wir sind froh, nicht draußen sein zu müssen und besuchen statt dessen Günther und Ilse auf der Triton, die auch hier im Hafen liegen. Als wir nach einem netten Kaffeeplausch zurück an Bord kommen, hat sich noch eine Luffe 43 neben uns gesellt und über drei Cockpits entspannen sich in kürzester Zeit die wildesten Gespräche. Außerdem hat sich das Wetter inzwischen eines besseren besonnen und die Sonne strahlt vom Himmel herab, so dass man auch ohne Ölzeug wieder im Freien sitzen kann. Die gemeinsamen Erfahrungen aus Anholt werden ausgetauscht und schnell kommt die „Legende von Dr. X“ auf den Tisch (Dr. X fährt – wie nicht anders zu vermuten – ein X und hat diese nach dem bekannten Kotznerv Vagus benannt. Wer bei ihm festmacht, erfährt nicht nur in kürzester Zeit, was und wie viel jeglicher Gegenstand an Bord oder auch am Eigner befindlich kostet, sondern auch noch, welch überragender Qualitätsbau eine solche X im Vergleich zu anderen Yachten ist. Auch intime Details aus dem Eheleben und dem mysteriösen Verschwinden von Rolex-Uhren werden preis gegeben). Nachdem sich Markus von der Luffe „Stine“ unter Ächzen und Gestöhn seiner Winschen in den Mast hat ziehen lassen, um ein verklemmtes Großfall zu klarieren, beschließen wir am Abend gemeinsam Essen zu gehen. So ziehen wir vier – Markus und Sibylle, Axel und ich – dann frisch gewaschen und gepudert um 20 Uhr los und ergattern im einzigen Restaurant am Hafen noch einen klitzekleinen Tisch. Schnell haben wir uns für das Grillbuffet entschieden und der Run auf Krabben, Lachs, Steaks und Spare Ribs kann beginnen. Es muss wohl gegen 23 Uhr gewesen sein, als unser gemeinsamer Nachbar Thomas von der X plötzlich in der Kneipentür steht und sich beschwert, dass wir so gar nicht wieder an Bord erschienen sind. Seine drei Töchter, samt Freundinnen und Aushilfsschwiegersohn („Schwiegi“) sind wohl derart nervig, dass er nur noch an Flucht denken konnte. Wir ordern noch eine Runde Fadöl und ergötzen uns weiter an Stories über Dr. X und Konsorten. Schließlich verlassen wir als Letzte das Lokal, nur um an Bord der Stine noch einen Absacker zu nehmen. Dort werden dann die Pläne von der „Baltischen Segelkameradschaft“ mit ihrem Clubschiff „Seekreuzer Inshallah“ bis ins Detail erörtert und erst um 3 Uhr wird die Versammlung aufgelöst. Ich glaube viele Leute im Hafen waren wirklich froh, dass das laute Gelächter nun endlich ein Ende hatte.
Montag, 28. Juli 2003: Grenaa – Ebeltoft 32,3 sm
Obwohl die Nacht kurz ist, gelingt es mir trotzdem noch dreimal in der Nacht aufzustehen. Hatte ich doch vergessen, den Schnipsel vom Hafenmeister an der Reling zu befestigen und war nach nur einer Stunde Schlaf wieder aufgewacht und in Panik geraten, dass wir am nächsten Morgen womöglich um 8 Uhr geweckt werden könnten. Beim nächsten Mal fing es dann wasserfallartig an zu Regnen und ich musste die weit offen stehenden Luken schließen, um einen größeren Wasserschaden zu vermeiden. Beim dritten Mal hatte ich dann wohl leider ein Luk vergessen zu verschließen, denn ein lautes Platsch weckte mich, so dass ich nochmal aus der warmen Koje musste. Und der Skipbär schlief während dieser Manöver natürlich wie ein Baby. Nach einem relativ späten Frühstück verabschieden wir uns dann von Thomas und seiner X, der heute nach Hundstedt will und verabreden uns mit Markus und Sibylle zu einem weiteren Treffen in Ebeltoft. Zuerst geht es noch mit ordentlicher Fahrt auf Südkurs, aber dann beschließt der Wind zu drehen und einzuschlafen. Aber nach nur 10 Minuten motoren, kann schon wieder gesegelt werden. Allerdings stimmt jetzt die Richtung nicht mehr und wir müssen uns den Weg nach Süden hart erkreuzen. Unterwegs gelingt es Axel den Support von Simrad zu erreichen und erhält von denen einige Tipps, wie unser Autopilot John Maynard eventuell wieder zu reanimieren ist. Auf der Höhe von Hjelm können wir dann die Sinfonie Sylt unter Gennaker am Horizont entdecken, doch leider klappt das geplante Treffen zur Übergabe von Schärenkarten nicht, da Reinhold es nicht über’s Herz bringt seinen Gennaker bei der tollen Fahrt runter zu nehmen. Wir können uns stattdessen ein „hartes“ Wendeduell mit der Stine liefern, welches allerdings durch den endgültig total eingeschlafenen Wind behindert wird. So geht es dann unter Motor die restlichen 7 sm nach Ebeltoft. Wir finden im Handelshafen noch zwei schöne Boxen für uns und während Axel sich mal wieder seinem Autopiloten widmet, fahren Sibylle und ich mit unseren Bordrädern erstmal Grillgut einkaufen. Dieses wird dann im Cockpit von Blue Noot gegrillt und auch dieser Abend endet weit nach Mitternacht bei einem Absacker an Bord von Stine.
Dienstag, 29. Juli 2003: Ebeltoft – Langör/Samsö 19,3 sm
Nach dem opulenten Mahl vom Vortag gibt es heute mal nur Müsli mit Joghurt zum Frühstück. Die Sonne knallt uns ins Cockpit und es sind schon morgens um 10 Uhr ca. 25° C. Während Markus und Sibylle sich aus dem Staub machen und die Weiterfahrt nach Middelfart antreten, begeben wir uns noch auf einen kurzen Besuch zum örtlichen Trip Trap Laden und zum Yachtausstatter. Schließlich kontaktiert Axel ein letztes Mal den netten Herrn von Simrad und wir müssen uns dann wohl doch damit abfinden, dass wir für den Rest der Reise keine Steuerhilfe mehr haben. Dann heißt es auch für uns wieder Leinen los und wir motoren geschlagene 3 1/2 Stunden durch die totale Flaute, bis wir Langör auf Samsö erreichen. Entgegen unseren Erfahrungen vom letzen Jahr, ist es diesmal in der lauschigen, kleinen Ankerbucht deutlich leerer und wir finden noch ein kleines Plätzchen für Blue Noot. Angesichts des 22° C warmen Wassers müssen wir natürlich erstmal ein wenig Badeübungen machen. Dann geht es mit dem Schlaucher in den Hafen von Langör und zu einem „Stadtbummel“ durch das Dorf. Schnell sind die drei Straßen (eine davon immerhin Einbahnstraße!) abgeschritten und wir gönnen uns noch das obligatorische Eis. Dann geht es auch schon wieder zurück an Bord und wir genießen Nudel-Artischocken-Pfanne und die herrliche Abendsonne im Cockpit.
Mittwoch, 30. Juli 2003: Langör/Samsö – Bogense 37,2 sm
Der Morgen beginnt mit einem Sprung ins Wasser, denn nichts weckt einen besser! Dann gibt es erstmal lecker Frühstück und erst gegen 11 Uhr wird der Anker geliftet. Nach der engen Ausfahrt können wir Segel setzen und entlang der Küste von Samsö nach Süden segeln. An der Südspitze der Insel kommt dann der Gennaker mal wieder zum Einsatz, obwohl wir auch mit diesem großen Buntsegel zunächst nicht schneller als 3,5 kn werden. Das ändert sich erst ca. 8 sm vor Aebelö, denn so langsam aber sicher beschleunigt Blue Noot erst auf 5 kn, dann auf 6 und 7. Schließlich wird das Segel nicht mehr beherrschbar und mein Nachmittagskaffee verabschiedet sich in einer fiesen Welle sang und klanglos ins Cockpit. Aber auch unter Genua geht es im Sauseschritt weiter. Wir erreichen schließlich die 8 kn und sind dann doch schneller als gedacht in Bogense angekommen. Dort machen wir am Kopfende eines Steges fest und sind erstmal eine halbe Stunde damit beschäftigt Blue Noot so festzumachen, dass wir erstens an Land kommen können und zweitens die Fender nicht nervtötend knatschen. Dann geht es noch auf den Weg in die Stadt, wo wir unseren Geldbeutel endlich mal wieder neu betanken wollen. Auf dem Rückweg können wir dem ekligen Geruch nach Pommes und Bratfisch nicht widerstehen und kehren noch schnell in die Hafenpinte ein. Axel versorgt sich anschließend noch mit Tuborg Grön aus der Plastikflasche (kaum zu glauben, aber unsere Biervorräte sind tatsächlich alle!) und beschließt das Bier – angesichts der Preises von 1 Euro pro Flasche – nur noch zu besonderen Anlässen zu trinken. Der Abend endet dann – eigentlich wie immer – im Cockpit und wir schaffen es diesmal tatsächlich von Mitternacht in den Kojen zu liegen.
Donnerstag, 31. Juli 2003: Bogense – Föns Vig 26,7 sm
Es ist heiß!!! Eigentlich zu heiß um aufzustehen, andererseits aber auch viel zu hell um liegen zubleiben! Also bleibt schließlich doch nur Aufstehen. Nach dem Müsli im Cockpit geht es in die Stadt zum Shoppen. Wir erstehen diverse Salatzutaten, frische Eier für’s nächste Frühstück und einen neuen Bootshaken (der letzte war mir leider beim Ankern vor Langör abgebrochen). Nur noch schnell Wasser getankt und dann geht es endlich wieder hinaus auf die Ostsee. Mit einem Hauch von Wind machen wir uns auf den Weg zum kleinen Belt und können schließlich unter Gennaker immerhin 4,5 kn erreichen. Aber auch dieser kleine Hauch Wind ist gegen Nachmittag verflogen und wir können nur noch dümpeln. Ideales Walbeobachtungswetter!!! Es dauert nicht lange und die ersten Schweinswale sind gesichtet. Es gelingt uns sogar einige auf Video zu bannen (Foto war leider nicht möglich). Axel holt schließlich seine Angel raus und versucht noch schnell einen Dorsch für’s Abendbrot zu Angeln. Leider aber gänzlich ohne Erfolg, so dass wir wohl doch auf den Räucherfisch zurückgreifen müssen, den wir in Bogense erstanden haben. Am Eingang zum kleinen Belt kommt dann der Wind wieder und wir können unter Genua unter den beiden Brücken durchsegeln. Auf Höhe Fredericia will ich Axel erst dazu bewegen seine Angel wieder heraus zuholen, denn Unmengen von Möven kündigen einen Fischschwarm an. Doch dann entpuppt sich der Fisch aber als Schule von Schweinswalen und die Angel bleibt drinnen. Ein kleiner Wal springt tatsächlich „Delfin-Like“ in die Luft und schnappt sich einen Fisch (kein Seemannsgarn, ehrlich!). Auch danach können wir noch etliche Wale sichten und der Tag hat mal wieder sein Highlight. Am Ende des Tages landen wir in der schönen Föns Vig und lassen unseren Anker zwischen sage und schreibe zwei anderen Yachten fallen. Der Himmel beglückt uns mit einem herrlichen Sonnenuntergang und wir genießen den Abend bei Musik von Achim Reichel und Frank Sinatra im Cockpit. Kann so ein Urlaub eigentlich nicht immer andauern?
Freitag, 1. August 2003: Föns Vig – Kalvö/Genner Bugt 27,0 sm
Die Sonne knallt schon wieder und wir springen natürlich vor dem Frühstück erstmal in das kühle Nass der Ostsee. Unsere Ankerbucht liegt ruhig in der Sonne und der Duft von leckeren Aufbackbrötchen weht über das Wasser. Um halb elf geht der Anker auf und wir setzen noch in der Bucht Segel. Bis Aarösund kreuzen wir was das Zeug hält und bergen erst kurz vorm Hafen wieder die Segel, denn in Aarösund ist ein kurzer Halt zum Einkaufen geplant. Haben wir doch mit Birgit und Thomas von der Immigrant Song einen Grillabend am Samstag verabredet und müssen nun noch die Steaks dafür einkaufen. Nach einem kurzen Stopp geht es dann aber noch weiter in die Genner Bucht. Leider verlässt uns auf der Hälfte der Strecke der Wind und wir müssen noch ein gutes Stück motoren, bis wir endlich wieder vor Kalvö den Anker fallen lassen können. Aber so haben wir reichlich Batterieladung und schön warmes Wasser zum Duschen! Leider bewölkt sich der Himmel zunehmend und schließlich fängt es sogar an zu Regnen. Da hilft nur eines: Cockpitzelt aufbauen und den Regen gut geschützt genießen. Zum Abendessen (Chili con Carne) erblicken wir dann eine Gruppe Schweinswale, die in der Bucht Fische jagen. Die Wale kommen bis dicht an die vor Anker liegenden Schiffe heran und ich kann tatsächlich einmal ein paar von ihnen auf Video bannen. Toll!!! Damit ist der Abend – trotz des Regens – noch ein Hightlight des Törns geworden.
Samstag, 2. August 2003: Kalvö/Genner Bugt – Hörup Hav 24,2 sm
Regen prasselt auf unser Deck, als wir morgens aufwachen. Und bei Regen laufen wir ja bekanntlich nicht aus! Also müssen wir bis weit nach 11 Uhr warten, bis sich der Regen gelegt hat und wir unseren Anker lichten können. Das Wetter klärt sich wieder und wir können bis kurz vor den Als Sund schön Segeln. Vor der Brücke in Sonderborg heißt es dann mal wieder 10 Minuten auf die Brückenöffnung warten. Da freut es uns doch, dass wir die „Siemau II“ an der Kaimauer vertäut entdecken und schnell noch einen Schnack mit Christian Bode halten können. Um 15.22 Uhr schlüpfen wir dann schnell durch die Brücke und müssen leider auch noch die restlichen Meilen bis zum Ankertreffpunkt im Hörup Hav motoren, da die Flensburger Förde spiegelblank daliegt. Schließlich entdecken wir das Ankerpäckchen auch Immigrant Song und Eiland, werfen unseren Anker weit weg von dem Anker der Eiland und gehen bei Immigrant Song längsseits. Klar, dass ein zünftiges Anlegebierchen nicht fehlen darf. Uli und Imke von der Eiland und Birgit und Thomas von der Immigrant Song liegen schon den ganzen Tag hier vor Anker und sind erstmal gespannt zu hören, wo wir uns so die letzten Wochen rumgetrieben haben. Dann geht es zum „Massenbaden“ in die Ostsee, bevor die Grills ausgepackt werden und die Steaks knusprig auf den Rosten schmurgeln. Das Wetter hat sich zum Glück wieder auf hundert Prozent Sonne eingestellt und wir können bis spät abends im Cockpit sitzen.
Sonntag, 3. August 2003: Hörup Hav – Flensburg 22,1 sm
Der nächste Tag beginnt zwar – wie gewohnt – mit Sonne und herrlichem Badewetter, doch an Baden ist erstmal nicht zu denken. Imke ist einem Kreislaufkollaps nahe und wir schlagen Erste Hilfe Maßnahmen in unserem Buch „Medizin an Bord“ nach. Dann verständigt Birgit aber doch lieber den Rettungsdienst in Sonderborg um schnell professionelle Hilfe zu bekommen. Leider scheint für die ein Notfall auf See nicht ganz alltäglich zu sein, denn auch nach einer halben Stunde ist noch kein Rettungskreuzer in Sicht. Also wird der Rettungswagen nach Hörup umgeleitet und Birgit, Thomas und Uli bringen Imke auf der Immigrant Song – die als einzige keinen Anker ausgebracht hatten – in den Hafen. Denn wie kann es anders sein in so einer Situation, die Anker von Eiland und Blue Noot lagen schön über Kreuz, nachdem sich die Schiffe in der Nacht um 180° gedreht hatten. So landet Imke an diesem eigentlich schönen Tag in Sonderborg im Krankenhaus (Zum Glück kann sie aber schon am nächsten Morgen wieder entlassen werden und wir nehmen die Beiden am Montag mit nach Bremen zurück). Während Uli mit der Eiland zu seinem Liegeplatz nach Sonderborg zurückkehrt, genießen wir anderen den herrlichen Sommertag vor Anker. Erst nachmittags machen wir uns auf den Weg nach Flensburg bzw. Marina Minde. Ab Kragesand kann zur großen Freude des Skipbären sogar der Spinnaker rausgeholt werden. An der Schwiegermutter ist es mit dem Spisegeln dann leider vorbei, denn der Wind wird erst umlaufend und geht schließlich von Ost 2 auf Nordwest 3 bis 4, so dass wir den Rest am Wind unter Genua zurücklegen müssen. Was bei einem Speed von durchschnittlich 7 kn allerdings nicht wirklich tragisch ist. Um kurz nach Acht ist es dann soweit: Blue Noot ist nach über 3 Wochen wieder fest an ihrem Liegeplatz in Flensburg und Axel und mir bleibt nur ein wehmütiger Blick auf’s Wasser zurück. Gut dass bald Wochenende ist und wir wieder Segeln können!
Montag, 4. August 2003: Flensburg
Jetzt heißt es erstmal sauber machen! Axel putzt und schrubbt draußen, während ich mich bei der Hitze unter Deck abrackere. Dann wird Blue Noot zum Kran verholt und aus dem Wasser gezogen. Nein, wir beenden noch nicht die Segelsaison, sondern lassen nur schnell den Schaden am Ruderblatt beheben, den wir uns in Göteborg bei unserem Grundleinen-Abenteuer zugezogen hatten. Während Spachtelmasse und Gelcoat trocknen, brausen wir erst nach Fahrensodde zu Dantronik um unsere defekte GPS-Antenne zu ersetzen und anschließend in die neue Marina Sonwik, um uns den Umbau der ehemaligen Marineschule einmal von Land aus zu betrachten. Erfreulicherweise befindet sich direkt am Hafen ein kleiner Italiener, bei dem wir hervorragende Scampi serviert bekommen (mit einem Hauch Knoblauch versteht sich). Dann ab nach Sonderborg, um Imke und Uli aufzusammeln und schon geht es wieder zu Blue Noot. Nachdem das gute Schiff dann wohlbehalten wieder im Wasser schwimmt, geht es für uns auf die lange Heimreise nach Ritterhude.
Insgesamt haben wir auf diesem Törn 723,3 sm zurückgelegt. Von den 25 Törntagen haben wir nur 2 Tage unfreiwillig wegen Starkwind im Hafen verbracht, die restlichen Tage konnten wir wunderbarst Segeln. Das Wetter war uns während dieser Zeit wirklich ziemlich freundlich gesonnen. In den 3 1/2 Wochen Urlaub mussten wir tatsächlich zweimal das Ölzeug rausholen. Den Rest der Zeit konnten wir entweder sehr, sehr knapp bekleidet in Badehose bzw. Bikini segeln oder auf die bewährten Shorts mit T-Shirt zurückgreifen (wozu wir Pullover und Socken mithatten, wissen wir bis jetzt noch nicht!). In diesem Urlaub haben wir außerdem eine außergewöhnliche Menge von netten Leuten kennen gelernt bzw. wieder getroffen. Zu erwähnen sind hier natürlich die Crew der „Capella“ aus Glücksburg, die wir in Hamburgsund und Varberg trafen (toller knutschender Elch!), Günther Knoll von der „Großer Baer“ neben dem wir in Smögen lagen, der VWler aus Emden mit seiner „Rasmus“, der uns in Göteborg längsseits nahm, Günther und Ilse Köhne aus Bremen, die wir auf Anholt und in Grenaa trafen und die uns aus unserer Zeit aus Heiligenhafen schon altbekannt waren und zu guter letzt natürlich Thomas genannt „Harry X“ auf der „Hexe“ und Sibylle und Markus von der „Stine“, mit denen wir unvergessene Abende in Grenaa bzw. Ebeltoft verbrachten (wir sehen wirklich gespannt der Gründung der Baltischen Segelkameradschaft entgegen). Leider gehen auch 3 Segelwochen einfach zu schnell vorbei. Ich für meinen Teil hätte überhaupt keine Probleme damit, noch ein, zwei, vielleicht auch zehn Jahre so durch die Gegend zu Segeln. Aber, wer weiß….
PS: Auf dem Weg nach Ritterhude – just nachdem wir Imke und Uli zu Hause in Bremen abgesetzt hatten – mussten wir dann doch tatsächlich die einzige Notmeldung des Urlaubs abgeben. Axel’s hochtechnisiertes Auto hatte, trotz einer angezeigten Restreichweite von 120 km, keinen Tropfen Sprit mehr und der Pannendienst musste uns aus unserer misslichen Lage an der Autobahnauffahrt Horn-Lehe befreien. Tja, so kann’s kommen. Wir hätten wohl doch lieber im Urlaub bleiben sollen!