Hafenbericht A Coruña

Unser erster Tag in Spanien beginnt grau und nebelig. Aber immerhin ist es spürbar wärmer. Und die Sonne brennt den Nebel schnell weg. Wie schön! Nach einem leckeren Frühstück mit Pancakes geht es daher auf Entdeckungstour. Unser Liegeplatz ist quasi mitten im Zentrum und so bummeln wir im nu durch die Gassen von A Coruña. Die Stadt gefällt uns nach wie vor sehr gut und ein wenig traurig sind wir schon, dass wir hier nicht überwintern werden. Aber in Portugal ist es halt deutlich wärmer im Winter und hoffentlich auch weniger windig. In den engen Gassen der Stadt reiht sich ein kleiner Laden an den nächsten. Der Weg durch die vielen Stichwege und in die parallelen Gassen lohnt und so mäandrieren wir fleißig mal hierhin mal dorthin. Unser Weg führt uns an der Markthalle von San Agustin vorbei, wo wir definitiv noch einmal zum Shoppen vorbeikommen müssen. Wir entdecken die Tapas Bar, wo wir das letzte Mal so nett mit Judith & Sönke und Eva & Rüdiger gesessen haben. Wir entdecken sogar den Schinkenladen mit den an der Decke hängenden Schinken wieder. Nach so viel Lauferei lockt uns am Ende eine Pulperia am Praza de María Pita zu einem kleinen Mittagssnack. Für mich darf es Pulpo a Feira sein, für Axel gibt es Sardinen mit Pimientos und Kartoffeln. Dazu leckeres Brot und ein Estrella. Leben in Spanien kann echt hart sein! Zurück an Bord halten wir daher erst einmal ausgiebig Siesta, um uns von dem harten Leben zu erholen. Am späten Nachmittag kommt Jens von der Marieke vorbei, der inzwischen auch in A Coruña angekommen ist, aber leider in der anderen Marina liegt. Wir tauschen Biskaya-Stories aus und gehen irgendwann gemeinsam wieder in die Stadt. Erneut bummeln wir die Gassen entlang und landen schließlich bei O‘Sampaio, wo wir nach Anfangsschwierigkeiten bei der Verständigung mit dem Kellner am Ende eine Auswahl an Tapas serviert bekommen, die wir nicht annähernd bewältigen können. Und das für unter 60 Euro für 3 Personen inklusive Getränken. Wobei wir heute auch noch dankenswerter Weise von Jens eingeladen werden! Zurück an Bord gibt es noch einen Absacker, bis Jens uns schließlich wieder in Richtung Marieke verlässt. Nahezu umgehend fallen dann auch wir in unsere Kojen.

Am frühen Morgen werden wir von Brummen und leichtem Schaukeln geweckt. Scheinbar legt wieder ein Kreuzfahrer neben der Marina an. Wir sparen uns den Blick nach draußen und schlafen wieder ein. Gegen 8:30 Uhr bin ich dann endgültig wach und kann unseren neuen Nebenlieger begutachten. Der Mega-Kreuzfahrtriese Anthem of the Seas hat angelegt und spuckt bereits munter Touristen aus seinem Bauch. Ganze 4.500 Passagiere können dort mitfahren, plus 1.500 Besatzungsmitglieder. Das wäre nichts für uns! Dazu kommt, dass die ganze Zeit die Generatoren lärmen und die Luft mit Abgasen verpesten. Nicht schön! Wir nutzen den noch grauen Vormittag, um La Ola mal wieder ein wenig Pflege angedeihen zu lassen. Die Waschmaschine läuft auch heute auf Hochtouren und die Betten lüften im Cockpit. Axel bekommt endlich mal wieder einen Haarschnitt, damit er nicht mehr wie ein Hippie aussieht. Am frühen Nachmittag fahren wir dann mit unseren Klapprädern zur Marina Coruña und holen dort Jens ab. Gemeinsam fahren wir zum Torre del Hercules, dem ältesten noch in Betrieb befindlichen Leuchtturm der Welt. Der Weg führt für unsere kleinen Bordfahrräder grenzwertig bergauf, so dass wir einigermaßen kaputt am Leuchtturm ankommen und uns daher den Weg in die Leuchtturmspitze lieber sparen. Zurück geht es am Praia de Orzán vorbei und durch zahlreiche Gassen bergauf und bergab in die Altstadt. Jens hat einen Tipp für eine Jamoneria bekommen und wir haben uns einen kleinen Nachmittagssnack redlich verdient. Schließlich erreichen wir die Jamoneria La Leonesa und erheischen einen schönen Platz draußen am Weinfass. Flugs werden eine gemischte Käse- und Schinkenplatte, sowie Pimientos und drei Bier geordert, die ebenso flugs geliefert werden. Es trifft uns auch heute wieder hart! Wie unglaublich schön ist es, an einem Sonntagnachmittag in kurzer Hose an einem alten Weinfass zu stehen, lecker zu Essen und den lebenslustigen Menschen neben uns zuzuschauen. Der Weg über die Biskaya hat sich jetzt bereits mehr als gelohnt. Satt und zufrieden kehren wir schließlich an Bord unserer beiden Boote zurück und erholen uns dort erst einmal von den Anstrengungen des Tages. Abends wird mit der Familie telefoniert und wir überzeugen uns, dass es zu Hause allen gut geht.

Im frühen Morgen kommt erneut ein Kreuzfahrer bei uns an. Diesmal mit Viking Star deutlich kleiner, wenn auch genauso brummend und qualmend. Nun ja, da müssen wir uns wohl dran gewöhnen, denn der aktuelle Wetterbericht lässt vermuten, dass wir noch ein paar Tage in A Coruna bleiben werden. Ab Mittwoch ist Sturm mit 8 Windstärken, in Böen bis zu 10 Windstärken angesagt. Bei solch einer Vorhersage nutzen wir den heutigen Tag unter anderem dazu, alles sturmsicher zu machen. Alles was fliegen gehen könnte, wird festgemacht und abgespannt. Die Leinen werden doppelt gelegt und alle Fender ausgebracht, die wir so haben. Immerhin liegen wir in unserem Hafen supergut geschützt. Wenn ein Kreuzfahrer da ist, sogar noch geschützter als so schon, insofern hoffen wir tatsächlich, dass auch am Mittwoch einer da ist! Der Blick ins Internet informiert uns, dass erst am Donnerstag die Ankunft von Costa Diadema geplant ist. Freitag kommt dann Marina. Am Wochenende haben wir dann Kreuzfahrerfrei! Ansonsten verbringen wir den Tag mit Bastel- und Büroarbeiten. Axel installier USB-Steckdosen, wartet die Maschinen und geht einkaufen. Ich sitze am Computer. Business as usual! Am Nachmittag verlässt uns der Kreuzfahrer wieder und der Wind frischt auf. Nicht nur, weil unser Windschutz weggefahren ist, sondern auch weil es nachmittags auffrischen soll. Wir liegen nach wie vor geschützt und sitzen am Abend bei Hühnerfrikassee im Cockpit. Wie gut, dass wir den Wintergarten haben! Den Abend verbringen wir dann im Salon und schauen uns mal wieder einen Krimi in der ARD-Mediathek an. In der Nacht werden wir von Mücken geärgert. Zudem hat es uns gesundheitlich irgendwie eine Erkältung erwischt und wir sind morgens entsprechend angeschlagen. Der Tag beginnt daher ruhig und ohne große Action, außer dass Axel feststellt, dass unser Heizungsauslassrohr sich gelöst hat und nur noch die Backskiste unter dem Salonsofa heißt. Das Problem lässt sich zum Glück schnell beheben, wobei es heute auch so recht warm ist. Am Nachmittag kommt Jens vorbei und wir machen gemeinsam einen Ausflug in die City zum Einkaufen. Der Supermarkt Gadis unter der Markthalle bietet wirklich alles, was das Herz und der Magen begehren. Tolle Qualität, große Auswahl, freundliche Mitarbeiter und dann auch noch gute Preise. Zurück an Bord legt sich Axel krank wieder hin und wir verbringen einen ruhigen Nachmittag und Abend. Erkältet sein ist immer doof, egal ob an Bord oder woanders. Abends gibt es dann Back to Black über Amy Whinehouse im Bord-TV bevor wir mal wieder in die Kojen verholen.

Die Nacht verläuft unruhig, da Axel hustet und schnupft, was das Zeug hält. Zum Glück hat es mich bisher nicht erwischt und so laufe ich nach dem Frühstück in die Stadt und besorge Erkältungsmittel für ihn. Zudem gelingt es mir endlich Fliegenklatschen zu erstehen. Die letzten Tage haben uns zahlreiche Mücken doch sehr genervt und auch zerstochen. Der vorhergesagte Wind lässt sich zuerst noch moderat an. In unserer Marina heult und klappert es zwar, aber wir haben keinerlei Welle oder Schwell im Hafenbecken, so dass wir ein gutes Gefühl haben. Der Wind ist zudem superwarm und der angesagte Regen hält sich auch noch zurück. Ich schnacke kurz mit unserem neuen australischen Nachbarn Wayne von der Lagoon 440 CathayOZ und wir verabreden uns auf einen gemeinsamen Abend an Bord, sobald Axel und Wetter wieder besser sind. Irgendwann nachmittags dreht der Wind dann doch noch wie vorhergesagt auf und auch der Regen stellt sich ein und prasselt an Deck. Gute Gelegenheit für Indoor-Arbeiten. Ich taue unseren Cockpitkühlschrank ab, der in erstaunlich kurzer Zeit recht stark vereist ist. Nebenbei wird am Computer gearbeitet. So hat der Regen auch ein Gutes, insbesondere, weil auch endlich das Salz von der Biskaya-Überquerung von Deck gespült wird. Abends gibt es leckeren Tortellini-Salat á la Haberland und wir schauen uns schon wieder einen Film im Bord-TV an.

Der Wind und Regen halten die ganze Nacht an, aber La Ola liegt ruhig im Wasser und wir merken nahezu gar nichts von dem schlechten Wetter. Der nächste Morgen zeigt sich zunächst noch grau, doch im Laufe des Vormittags wird es wieder schön sonnig. Da es Axel wieder besser geht, machen wir mittags einen kurzen Ausflug in die City und kaufen uns leckeres Vollkornbaguette und Schinken zum Mittag. Während Axel anschließend zur weiteren Regeneration Siesta hält, surfe ich ein wenig im Internet. So langsam muss die Winterzeit in Portugal geplant werden. Wir wollen das Unterwasserschiff machen lassen und suchen eine Werft, die unseren breiten Dampfer rausnehmen und ein paar Arbeiten für uns durchführen kann. Ein paar Umbauprojekte gibt es außerdem auf unserem Wunschzettel. So hätte ich gerne statt der konventionellen Kühl- und Gefrierschränke mit Fronttür jeweils zwei Kühl-/Gefrierschubladen. Diese ließen sich besser bestauen und individuell sogar von Kühl- auf Gefrierfunktion umstellen. Es gibt verschiedene Modelle im Angebot, aber es ist gar nicht so einfach herauszufinden, ob sie in den vorhandenen Schrankraum hineinpassen und welche Vor- und Nachteile die unterschiedlichen Modelle haben. Zudem möchte Axel noch die Solarpanel erweitern und eine Klimaanlage einbauen. Ganz schön viele Baustellen. Und wenn es mir dann noch gelingt jemanden zu finden, der La Ola foliert, bin ich zufrieden. Zum Glück ist ja noch ein wenig Zeit. Den Abend verbringen wir auch heute wieder drinnen im Salon und schauen uns bei draußen prasselndem Regen und Windgeheule eine sonnige Reportage über Fiji an.

Bei weiterhin prasselndem Regen stehen wir am nächsten Morgen auf, pünktlich zur Ankunft von Kreuzfahrtschiff Marina. Erfreulicherweise bessert sich das Wetter im Laufe des Vormittags, so dass wir wieder Außenaktivitäten wahrnehmen können. Also geht es kurz zum Hafenmeister, wo wir uns nach einem Mietwagen erkundigen und für den Abend einen Tisch im Club Real Nautico reservieren. Dort soll es laut unserem australischen Nachbarn Wayne nämlich sehr gutes und sehr günstiges Essen in einem superschönem Ambiente geben. Zurück an Bord gibt es mal wieder leckeres Baguette mit spanischem Schinken und Queso im Cockpit. Daran kann man sich schnell gewöhnen! Anschließend hält Axel Siesta, während ich Kater Lucky unterhalte und Reisepläne für das Wochenende schmiede. Für den morgigen Samstag haben wir einen Mietwagen reserviert, der uns nicht nur einen größeren Einkauf ermöglichen soll, sondern den wir auch für ein wenig Sightseeing in der Umgebung nutzen wollen. Also plane ich die Route und schaue mir an, was es neben Santiago de Compostella noch so alles in der Region zu entdecken gibt. Abends um 8 Uhr machen wir uns dann fein gekleidet auf den Weg zum Yachtclub. Weit ist der Weg nicht, wir müssen nur den Steg entlang und schon sind wir da. Wir zeigen brav unseren Reservierungszettel vor und werden in das alt-ehrwürdige Gebäude eingelassen und zu unserem Tisch gebeten. Dort können wir zwischen dem Menü des Tages und verschiedenen Gerichten wählen. Wir wählen das 3-Gänge-Menü und bekommen Fischsuppe und Gefüllte Tomate als Vorspeise, Seezunge und Schweinekotelett als Hauptgang sowie Obstsalat und Pan Viejo mit Eis als Dessert. Dazu eine Flasche Weißwein und zwei Wasser. Auf Kaffee und Digestif verzichten wir. Dafür verlangt man von uns sage und schreibe 28 Euro! Insgesamt!!! Das Essen ist zwar nicht die kulinarische Entdeckung, aber durchaus ordentlich gekocht und lecker. Allerdings sind wir mal wieder viel zu früh dran und sitzen die meiste Zeit alleine im Clubrestaurant. Erst als wir um kurz vor 22 Uhr gehen, füllt sich der Laden so langsam. Wir kehren an Bord von La Ola zurück und sitzen noch eine Weile im Salon, bevor wir in unseren Kojen verschwinden.

Pünktlich um 9:30 Uhr steht Jens vorm Schiff und wir machen uns gemeinsam auf den Weg zur Mietwagenstation. Mit dem Taxi geht es innerhalb von 5 Minuten zu Bahnhof und dann noch ein paar Schritte weiter zur Autovermietung. Wir bekommen recht unkompliziert und schnell einen blauen Seat Leon und sind ratzfatz auf dem Weg nach Lugo. Dort soll es eine schöne Altstadt und die älteste noch komplett erhaltene römische Stadtmauer geben. Der Weg führt uns an recht schnöden Orten und Dörfern vorbei, immer höher in die Berge hinauf, wo sich das Wetter leider deutlich verschlechtert. Es wird nebelig und kalt. Gerade einmal 13 Grad zeigt das Thermometer! Und wir sind leider eher für 20 Grad gekleidet. Solange wir im Auto sitzen, kein Problem. Aber irgendwann erreichen wir Lugo und müssen nach einer etwas langwieriger Parkplatzsuche das Auto verlassen. Brrr!!! Wir laufen daher lieber einen Schritt schneller durch die historischen Gassen und sind froh, als doch noch die Sonne wieder rauskommt. Ob aufgrund der Temperaturen oder aufgrund der Uhrzeit, sind die Gassen recht menschenleer und die vielen Restaurants und Cafés verweist. Wir suchen nach einem sonnigen Plätzchen für einen kleinen Mittagssnack, werden aber nicht wirklich fündig. Also machen wir einfach weiter Sightseeing und durchlaufen die Gassen. Irgendwann scheint dann jemand einen Schalter umgelegt zu haben und die Gassen, die vor kurzem noch menschenleer waren, sind plötzlich mit draußen sitzenden Menschen gefüllt, die Tapas und Pulpo verspeisen. Wir finden dann tatsächlich doch noch ein sonniges Plätzchen und bestellen erst einmal ein schönes Cerveza. Der Blick auf die Speisekarte lässt uns dann aber doch lieber von einem Mittagssnack absehen. Bei Preisen von mindestens 16 Euro (Croquetas) bis 68 Euro (Paella) lässt den Appetit deutlich vergehen. Zum Glück ist das Bier nicht ebenso teuer und wir bekommen ein kleines Portiönchen Kartoffelsalat aufs Haus. So müssen wir nicht ganz hungrig wieder aufstehen. Anschließend bummeln wir noch ein wenig durch Lugo, bevor es am frühen Nachmittag wieder zurück nach A Coruña geht. Dort steuern wir als erstes das Kaufhaus El Corte Ingles an, wo wir ein paar Einkäufe erledigen wollen. Unser Akku-Staubsauger hat sich leider als nicht sehr saugfähig und gut handlebar erwiesen, so dass wir gerne einen neuen kaufen wollen. Leider gibt es den gewünschten Dyson nicht, aber mit Hilfe der freundlichen Verkäuferin erstehen wir schließlich einen kabelgeführten Staubsauger von Rowenta. Weiter geht es in die Lebensmittelabteilung, wo wir mal wieder erstaunt sind, wie schön man Lebensmittel anbieten kann. Ein Paradies für Foodies! Weiter geht es mit dem Auto zu IKEA, wo wir eine iPad-Halterung erstehen. Next Stopp Carrefour Hypermarché, wo weitere Lebensmittel und vor allen Dingen schwere Sachen wie Getränke in unseren Einkaufswagen wandern. Nachdem wir Jens bei seiner Marina abgesetzt haben, erreichen wir schließlich gegen 19 Uhr wieder den Club Real Nautico. Das Entladen des Autos braucht etwas länger als gedacht, da mehrere Gänge zum Schiff notwendig sind, um alles an Bord zu bekommen. Leider gibt es in der Marina nämlich wie sonst üblich keine Transportwägelchen. Nachdem Axel das Auto ums Eck in der Tiefgarage geparkt hat und alles an Bord transportiert wurde, geht es erst einmal ans Verstauen. So ist es bereits reichlich spät, als wir endlich was zu Essen bekommen. Da wir beide keine Lust mehr zum Kochen haben, bleibt es allerdings bei Baguette mit Schinken und Käse. Erschöpft verbringen wir den Abend im Salon und Lucky ist froh, dass wir nach dem langen, einsamen Tag an Bord wieder zu ihm zurückgekommen sind.

Neuer Tag, gleiches Spiel. Jens steht morgens vorm Schiff und wir fahren mit dem blauen Seat wieder los. Heute geht es nach Santiago de Compostela, dem Ziel des Jacobsweges. Wobei dass schon mal falsch ist, denn viele Pilgerwege führen nach Santiago de Compostela. Es gibt die spanische und die portugiesische Route, es gibt aber auch die Segelroute. Und wahrscheinlich gibt es auch noch eine für Radfahrer. Wir nehmen die eher unbekannte Pilgerroute per Auto und müssen dabei auf so manches unbequemes Nachtlager und auch auf die Stempel im Pilgerausweis verzichten. Das soll jetzt nicht despektierlich wirken, aber im Auto sitzen drei ausgeprägte Atheisten, die ihre letzten Erfolgsstempel in der Grundschule oder in der musikalischen Früherziehung bekommen haben. Wir fahren von A Coruña heute durch eine etwas abwechslungsreichere Landschaft und freuen uns über die kurvige Strecke. Dummerweise bewölkt es sich auch heute irgendwann und mit jedem Höhenmeter sinkt die Außentemperatur. Aber heute sind wir gerüstet und warm gekleidet. In Santiago de Compostela gelingt es uns auf Anhieb das Parkhaus San Xoan XXIII zu finden und die letzten 800 m bis zur Kathedrale legen dann auch wir zu Fuß zurück. In den mit uns zur Kathedrale strebenden Menschenmengen fällt es allerdings erstaunlich schwer die wahren Pilger auszumachen. Erst als wir am Praza do Obradoiro sieht man die weitgewanderten und weitgeradelten Pilger. Sie sitzen beseelt, glücklich, still oder ausgelassen in Gruppen ihre Ankunft feiernd auf dem großen Platz und man sieht manchem an, dass der Weg lang und steinig war. Aber sie haben es geschafft und der eine oder andere scheint es noch gar nicht so recht zu fassen, dass man das Ziel erreicht hat. Wobei das Ziel ja vermutlich nicht der Platz ist, sondern der Gang in die Kathedrale, um die Reliquien zu bewundern. Oder doch eher zum Büro, wo man den letzten Stempel in seinen Pilgerpass erhält? Wir drei Ungläubigen hätten ja auch gerne einen Blick in die Kathedrale geworfen, aber die lange Warteschlange, die sich durch mehrere Gassen schlängelt, hält uns dann doch schnell von dem Plan ab. Wir gehen dafür lieber in das kleine Café Literarios und gönnen uns ein paar Kleinigkeiten zum Mittag. Anschließend wandern wir noch ein wenig durch die Gassen von Santiago de Compostela und sind erschreckt, wie viele Devotionalien man als Pilger erstehen kann. Von der Jacobsmuschel als Kette oder Brosche, zum Hoodie mit Buen Camino Aufschrift, über Tatoos, Tassen und Aufklebern, es gibt alles. Kommerz im Namen des Herren?! Nun ja… Wir besteigen schließlich mit der Erkenntnis, dass man wohl tatsächlich nach Santiago de Compostela gewandert sein muss, um dem Hype etwas abzugewinnen, wieder unser Auto und fahren über die Dörfer und mit einem kurzen Abstecher an den Ría Corne y Laxe zurück nach A Coruña. Der treue Seat Leon wird wieder abgegeben und wir sind im Nu mit dem Taxi wieder in unserer Marina. Dort erholen wir uns erst einmal von den Strapazen des Tages. Da die Erkältung sich inzwischen auch bei mir bemerkbar macht, verbringen wir den Abend ruhig an Bord und gehen nicht wie eigentlich geplant zu Jens zum Pizzaessen. Als Überraschung kommen Thomas und Angelika von der Manatee vorbei und bringen uns Nachtisch vorbei. Wie toll! Eigentlich kennen wir die Beiden nämlich bisher noch gar nicht. Lediglich aus Erzählungen von Jens, der die beiden aus Lübeck kennt und über unseren langjährigen Bekannten Andreas aus Hamburg, dessen Bruder Thomas ist. So wird es trotz verpasster Pizza ein leckerer Abend mit Crevetten, Baguette und Aioli, ergänzt um den leckeren Nachtisch mit Baileys. Dazu den letzten Tatort aus Frankfurt und schon geht es uns wieder besser.

Die neue Woche startet grau und nebelig und mit einem neuen nach Schwefel stinkendem Nachbarn. Die MSC Virtuosa hat neben uns angelegt. Da Montag bei mir Bürotag ist, verziehe ich mich nach dem Frühstück in mein kleines Bordbüro und arbeite dort den ganzen Tag fleißig vor mich hin. Axel erledigt derweil kleine Bootsprojekte, geht einkaufen und informiert sich mal wieder über die weltpolitische Lage. Um kurz vor 18 Uhr habe ich endlich Feierabend und darf den Rest des Tages entspannen. Jens ist auch gerade zu Besuch und holt eine Gasflasche von uns ab. Seine nähert sich dem Ende und entgegen aller verfügbaren Informationen gibt es leider keine Möglichkeit die Flasche in A Coruña füllen zu lassen. Da wir zwei Stück an Bord haben und meistens elektrisch Kochen, geben wir unsere gerne ab. Das Wetter hat sich leider nur wenig verbessert, aber zum Glück hat der stinkende Nachbar wieder abgelegt. So langsam werden wir der Kreuzfahrtschiffe überdrüssig und es könnte langsam mal wieder weitergehen. Aktuell lässt der Wetterbericht auf eine Weiterfahrt am Donnerstag hoffen. Wenn alles gut geht, fahren wir dann zunächst in den Ría Corme y Laxe, den wir ja gestern bereits begutachtet haben und von dort aus in den Ría de Camariñas. Entweder geht es dann in kleinen Schritten weiter die Küste entlang nach Süden oder wir machen noch einmal einen größeren Übernachtsprung bis nach Porto, Lissabon oder direkt an die Algarve. Mal schauen!

Der nächste Tag beginnt erneut regnerisch. Dafür ist es über Nach warm geworden. Trotz unserer neuen Fliegenklatschen, nerven uns nachts weiterhin die Mücken. Inzwischen haben wir eine ganze Garnison erschlagen, aber immer wieder summt es uns um die Ohren und die Zahl der Mückenstiche nimmt zu. Mistviecher! Ich verschwinde auch heute nach dem Frühstück wieder im Büro und arbeite meine Termine ab. Davon abgesehen, verpasse ich allerdings auch nicht wirklich etwas. Es regnet in Strömen und uns tun tatsächlich die armen Kreuzfahrttouristen neben uns leid, die sich durch den Regen in die Stadt mühen müssen. Wir sitzen warm und trocken auf La Ola und bleiben tagsüber lieber an Bord. Erst nach Feierabend geht es zusammen mit Jens von der Marieke und Thomas und Angelika von der Manatee in die Stadt zum Tapas-Essen. Wir werden im venezolanischen Restaurant Lola & Cia fündig und genießen unterschiedlichste leckere Tapas und Gerichte. Anschließend gibt es noch ein Glas Cava auf La Ola, bevor sich die drei durch den Regen auf den Rückweg zu ihrer Marina begeben.

Jens, Thomas, Axel und Angelika

Es regnet in Strömen! Und die Mücken nerven auch wieder! Wir Zeit, dass wir hier langsam weg kommen und wärmere und hoffentlich auch trockenere Regionen erreichen. Leider spielt bei diesem Plan das Wetter mal wieder nicht so recht mit. Sah der Wetterbericht gestern noch gut aus, hat sich heute wieder Nebel und Gegenwind eingeschlichen. Heute wollen wir aber sowieso noch nicht ablegen und geben dem Wetter damit noch einmal eine Chance sich zu verbessern. In jedem Fall wollen wir morgen A Coruña verlassen und weiter nach Süden segeln. Dafür muss das Boot aufgeräumt werden, denn im Hafen wird nicht immer alles so schnell wieder verstaut, wie es auf See nötig wäre. Zudem wollen wir noch ein wenig frische Lebensmittel proviantieren. Geputzt werden muss auch noch und die Waschmaschine darf auch nochmal ran. Bürotermine gilt es auch noch abzuarbeiten, aber schließlich ist alles erledigt. Der Regen hält bis zum Abendessen leider an und wir werden auf dem Weg zum Einkaufen schön nass. Abends kommt dann kurz die Sonne raus, nur um von dichtem Nebel abgelöst zu werden. Wir bleiben trotzdem positiv, dass es morgen weiter geht!