Die ersten Tage in Vilamoura vergehen im Nu. Wir mieten uns ein Auto, fahren einkaufen, gehen Golfen. Mein Cousin Arne organisiert gerade ein Golf-Turnier an der Algarve und lädt uns zu einer Runde ein. Also zaubern wir die Bags aus der Backskiste und fahren an einem strahlend schönen und sonnigen Sonntag zum Amendoeira Golf Ressort nach Alcantarilha. Nach ein paar Löcher und Tipps fliegen die Bälle nach monatelanger Golfabstinenz zum Glück einigermaßen wieder, wenn auch das Ergebnis nicht annähernd unseren Handicaps entsprechen dürfte.
Nach ein paar durchwachten Nächten mit unseren sangensfreudigen und sehr lauten Pub-Nachbarn können wir zudem unseren Liegeplatz wechseln und hoffentlich nun die nächsten Monaten etwas ruhiger verbringen. Ganz ruhig wir es im quirligen Vilamoura wohl nie werden, aber dass hat ja auch Vorteile. So könnten wir vermutlich bis März jeden Tag ein neues Restaurant ausprobieren. Lieber kochen wir allerdings selber und bekommen auch dafür an der Algarve alle Möglichkeiten geboten. Vom Delikatessen-Supermarkt Apolónia über Pingo Doce, Lidl und Aldi bekommt man eine riesige Auswahl geboten, die jeden deutschen Supermarkt erblassen lässt. Leider sind auch die Preise deutlich höher als in Deutschland. Insbesondere beim Apolónia Supermarkt stockt uns bei manchem Produkt doch der Atem und zum Glück auch der Reflex völlig überteuerte Produkte in den Einkaufswagen zu laden. Ein paar Besonderheiten, wie frische Lachsburgerpatties und Lakritze dürfen es dann aber doch sein.
Zudem planen wir die Arbeiten an La Ola, die wir diesen Winter durchführen (lassen) wollen. Neben dem Unterwasserschiffanstrich steht noch der Einbau einer Klimaanlage im Eignerrumpf an. Um die Klimaanlage auch vor Anker energieautark betreiben zu können, wollen wir zudem unsere Solarfläche noch erweitern. Dazu braucht es eine Erweiterung bzw. Verstärkung unseres bereits vorhandenen Edelstahlrahmens, auf dem die Solarpanele befestigt werden. Es werden entsprechende Angebote eingeholt und die Arbeiten für die nächsten Wochen und Monate geplant.
Und auch der Spaß kommt natürlich nicht zu kurz. Wir machen Ausflüge mit dem Leihwagen und schauen uns die umliegenden Orte an. Faro gefällt uns nicht so gut. Die Altstadt hat positiv formuliert einen authentischen Charakter. Mit Axels Worten, sieht sie komplett verfallen und vernachlässigt aus. Besser gefällte uns Olhão, wo wir sogar fast mit unserem Liegeplatz gelandet wären. Der Liegeplatz direkt an der Hafeneinfahrt schien uns damals auf dem Papier nicht wirklich passend und auch jetzt live angeschaut, sieht er zu klein aus. Die tolle Markthalle und die schöne Altstadt von Ohlão hätten wir natürlich trotzdem gerne ums Eck gehabt. Spaziergänge von der Marina führen uns den Strand entlang nach Quarteira, wo die Markthalle leider geschlossen ist. Dafür bietet die Beach-Bar auf dem Rückweg Stärkung und Live-Musik, die wir bei 20°C und Blick auf den Strand sehr genießen.
Soziale Kontakte kommen natürlich auch nicht zu kurz. So kommen mein Cousin Arne und seinen Sohn Philipp zum Grillen an Bord vorbei. Joe aus Bremen kommt mit seinem Kumpel Paul auf einen Nachmittag an Bord vorbei und Jan und Lassi von der Laralina liegen am Steg gegenüber. Neue Bekanntschaften machen wir ebenfalls. So lernen wir an Tor zum Steg Mansoor kennen und verstehen uns auf Anhieb. Er lebt in Portugal und Dubai, hat ein Segelboot hier in der Marina und träumt von einer Lagoon 450. Klar, dass wir ihm La Ola vorführen und ihn auf ein Bier im Cockpit einladen. Im Gegenzug werden wir zum Dinner bei ihm zu Hause eingeladen und erleben einen supernetten Abend mit ihm und seiner Frau Clarissa. Schade, dass die Beiden nun erst einmal nach Dubai zurückkehren, um dort den Winter zu verbringen. Wir hoffen sehr, dass wir im Frühjahr noch ein paar weitere Treffen schaffen, wenn sie wieder in Portigal sind!
Anfang November kommt unsere Freundin Teresa von der Segelyacht Yohela aus Seattle zu Besuch an Bord. Wir verbringen ein paar schöne Tage mit einem Segelausflug nach Ferragudo miteinander. Hoffentlich vergehen bis zum nächsten Treffen nicht wieder 15 Jahre! Die zeitweilige Lakritznotlage hat sich zum Glück drastisch verbessert. Uns erreicht auch ein Care-Paket von unserem Freund Tom aus Bremen, welches randvoll mit einer reichen Lakritzauswahl und ein paar Dosen Weihnachtsbier aus Dänemark ist. Vielen Dank dafür!!!
Anschließend treffen wir Christoph und seine Frau Silke, die gerade Urlaub an der Algarve machen. Christoph war früher Vertriebsleiter in Axels Firma und ist ebenfalls leidenschaftlicher Segler. Es wird ein netter Abend mit Pizza und vielen netten Anekdoten. Unser Freund Jens von der Marieke trudelt irgendwann auch an der Algarve ein und schaut ein paar Mal bei uns an Bord vorbei. Dabei bringt er uns leckere geräucherte Mettenden aus der deutschen Metzgerei in Porches mit, die tagelang einen leckeren Geruch im Schiff verbreiten, bevor sie sich ihrem Schicksal ergeben müssen.
Neben Bootsprojekten nehmen wir uns immer wieder Zeit, die Umgebung zu erkunden. So fahren wir in die historische Stadt Tavira, wo es neben einer römischen Brücke auch hübsche Gassen zu sehen gibt. Mit La Ola kommen wir allerdings nach einem Blick uf die Mündung wohl eher nicht in den Fluß hinein zum Ankern. Anschließend landen wir in Cacela Velha, hübsch-romantisch auf einer Klippe mit Blick auf die Lagune gelegen. Viel ist nicht mehr los im Örtchen, aber immerhin ein Restaurant hat noch geöffnet. Wir genießen Reis mit Meeresfrüchten und Thunfischsteak, frisch auf dem heißen Stein gebraten. Lecker! Weiter geht es an den Grenzfluß Guadiana, der Portugal von Spanien trennt. Auch hier ist kein einziger Ankerlieger zu sehen, obwohl das Revier beim Langfahrtseglern eigentlich zum Überwintern sehr beliebt sein soll.
Die Marina Vilamoura feiert im November ihren 50sten Geburtstag und wir dürfen ein tolles Lichtspektakel genießen. Zusätzlich wird die Weihnachtsbeleuchtung angeschaltet und man hat sogar zahlreiche Segelboote mit Leuchtketten versehen. So ziehren mehrere maritime Weihnachtsbäume den Hafen. Sehr schön! Wobei, so richtig stellt sich die Weihnachtsstimmung bei uns nicht ein. Wer mich kennt weiß, dass das nicht schlimm ist. Ich mag Weihnachten aus verschiedenen Gründen nicht wirklich und kann sehr gut darauf verzichten. Lichter und Weihnachtsplätzchen mag ich aber trotzdem. Dank Lidl und Aldi, wird man zum Glück auch an der Algarve mit Spekulatius und Marzipanbrot gut versorgt. Während es in Deutschland kalt, grau und nass ist – sogar die ersten Schneeflocken werden gesichtet – haben wir sehr schöne 20° Celsius und meistenteils Sonnenschein. Genauso haben wir uns das vorgestellt!
Ende November kommen dann Andrea und Pit zu Besuch an Bord. Die beiden sind mit dem Auto quer durch Europa gefahren, um sich ein wenig Spanien und Portugal anzusehen. Ihr Auto haben Sie dabei dankenswerterweise mit Paketen für uns voll geladen, so dass wir die nächsten Projekte in Angriff nehmen können. Neben Technik und Bauteilen befindet sich auch eine feine Champagnerbestellung und eine weitere Lieferung Lakritz im Auto. Wir müssen also auch weiterhin nicht darben! Mit Andrea und Pit unternehmen wir einen erneuten Ausflug nach Tavira und Olhao und besuchen die Ölmühle von Monterosa. Leider müssen uns Andrea und Pit bereits nach drei Tagen wieder verlassen. Bestimmt gibt es aber bald ein erneutes Wiedersehen!
Unsere diversen Bootsprojekte kommen so schneller voran. Wir ersetzen die alte Mikrowelle durch eine neue Backofen-Mikrowellenkombi. Die Befestigung dafür druckt Axel in seinem neuen 3D-Drucker einfach selber. Ebenso werden Füßchen für die Abdeckung unserer Grillgasflasche gedruckt, damit diese nicht mehr im Wasser steht und rosten kann. Axel montiert eine Außensteckdose im Cockpit, so dass ich nun auch draußen gut am Laptop arbeiten kann. Und der kleine Weber-Q Grill wird durch einen größeren Magma-Grill ersetzt, so dass ich nun endlich wieder „ordentlich“ Grillen kann.
Für das Freizeitvergnügen gönnen wir uns ein Upgrade und ersetzen die kleinen Bordklappfahrräder durch normal-große eBikes. So können wir die hügelige Umgebung der Algarve hoffentlich etwas besser befahren und sind auch für die Strecken auf Madeira und den kanarischen Inseln im nächsten Jahr gut gerüstet. Bin gar nicht sicher, ob wir bereits berichtet haben, dass wir voraussichtlich im nächsten Jahr nicht ins Mittelmeer abbiegen werden, sondern im Atlantik bleiben wollen. Von der portugiesischen Küste geht es dann wahrscheinlich im Juni/Juli nach Madeira und von dort aus im August/September auf die Kanaren. Im November wollen wir dann nach Kap Verde und von dort aus im Dezember/Januar über den Atlantik. Mal schauen, ob das so klappt! Pläne sind ja immer schön und gut, aber immer wieder Änderungen unterworfen.