Der Juni endet, wie er angefangen hat – heiß! Nach ein paar Tagen mit kühleren Temperaturen um die 25° C hat uns die Hitze wieder. Doch zum Glück hat unser Mietwagen, den wir für ein paar Tage haben, eine Klimaanlage. Allerdings streichen wir aufgrund der Hitze dann doch lieber ein paar Punkte von der Ausflugsliste. So scheint uns eine Zugfahrt durch die Riotinto Minen bei der Hitze nicht wirklich passend.
Ausflug nach La Rabida
Nicht einmal eine Viertelstunde Fahrt von der Marina und wir sind in La Rabida am Rio Tinto angelangt. Hier gibt es die Muelle de las Carabelas zu besichtigen. Ein Museum mit Repliken der Schiffe von Christoph Kolumbus. Warum gerade hier?! Ganz einfach erklärt:
Im Nachbarort Palos de la Frontera stach Christoph Kolumbus am 3. August 1492 mit den drei Schiffen Santa Maria, Pinta und Niña und etwa 100 Mann Besatzung in See, um eine neue Seeroute in die Gewürzregionen des Orients zu suchen. Damals eine Reise ins absolut Unbekannte! Anlässlich des Datums finden in Huelva übrigens jedes Jahr Ende Juli/Anfang August die Fiestas Colombinas statt. Mal schauen, was es dann dazu zu berichten gibt. Zurück zu Kolumbus, der von vielen Historikern inzwischen nicht mehr als Entdecker der Neuen Welt gesehen wird. Diese Ehre schreibt man inzwischen seinen beiden Kapitänen, den Brüdern Martin Alosnso und Vincente Yañez Pinzón zu. Beide stammten aus Palos de la Frontera. Nach einigen Umwegen und als man die Hoffnung auf Landsicht fast aufgegeben hatte, erreichten die Schiffe am 12. Oktober 1492 eine Bahamasinsel und nannten sie San Salvador. Auf der Weiterfahrt entdeckten sie Kuba und Hispañola, wo die Santa Maria sank. Im März 1493 kehrte Kolumbus mit den beiden verbleibenden Schiffen nach Palos de la Frontera zurück,im festen Glauben den Weg nach Indien entdeckt zu haben. Es folgten drei weitere Reisen in den Jahren 1493, 1498 und 1502. Bis zu seinem Tod blieb Kolumbus der Überzeugung, dass er den Weg nach Indien entdeckt hatte.
Wir erkunden die Santa Maria und die Pinta, die Niña ist wegen Renovierungsarbeiten leider geschlossen. Viel Platz und Komfort haben die Schiffe wohl nicht geboten und man kann nachvollziehen, dass die Mannschaft 1492 nach wochenlanger Reise kurz vor der Meuterei gestanden hat. Neben den Schiffen sind noch Szenen aus der Neuen Welt nachgebaut, die wir ebenfalls erkunden. Danach geht es ins Museum, wo wir die Geschichte der drei Reisen nachlesen können. Leider allerdings nur auf Spanisch, so dass wir einiges im Nachgang nachschlagen müssen. Da die Temperaturen beständig steigen, verzichten wir auf den Besuch weiterer Sehenswürdigkeiten in La Rabida, wie dem Kloster und dem botanischen Garten. Auch den Abstecher nach Palos verkneifen wir uns. Es ist leider einfach zu heiß.
Stattdessen widmen wir uns einem kulinarischen Ausflugsziel und fahren im klimatisierten Auto nach Gibraleon. Dort wird in der Cooperativa Nuestra Señora de la Oliva feinstes natives Olivenöl hergestellt. Allerdings ist der touristische Mehrwert gegen Null tendierend. Zwar können wir in der Tienda leckeres Olivenöl erstehen. Aber zu sehen gibt es außer ein paar Kartons nicht wirklich etwas. Von diesen zwei Ausflugspunkten völlig geschafft, geht es wieder zurück an Bord. Siesta halten! Schwitzen!!! Viel Wasser trinken!!!!!
Ausflug nach Aracena und Jabugo
Am nächsten Morgen heißt es früh aufstehen, denn wir können La Ola endlich an ihren eigentlichen Liegeplatz verholen. Nun kommen wir etwas besser von Bord, da wir keinen Poller mehr hinter uns haben und wieder mit einem Schritt über die Heckplattformen einsteigen können. Dann geht es um 9 Uhr los auf unseren nächsten Ausflug. Die Region Huelva ist Heimat für einen der weltbesten Schinken, den Jabugo-Schinken. Und da wir ja immer daran interessiert sind, uns kulinarisch weiterzubilden, habe ich eine Tour bei einem der lokalen Schinkenhersteller gebucht.
Langsam, aber stetig geht es die Straßen bergauf. Vorbei an endlosen Sonnenblumenfeldern, deren Blütenköpfe unisono in die gleiche Richtung zeigen. Je höher wir kommen, desto schmaler werden die Straßen. Es geht vorbei an den mächtigen Rio Tinto Minen und etwas später durch schattige, eichenbestandene Weiden. Schließlich erreichen wir das 500-Seelen-Dorf Corteconcepción. Hier haben wir bei Jamones Eíriz, einem seit knapp 200 Jahren bestehenden Familienbetrieb, unsere Tour gebucht. Nach kurzer Wartezeit begrüßt uns Manuel in perfektem Deutsch. Er ist in Berlin aufgewachsen und mit 14 Jahren mit seinen spanischen Eltern wieder in den Heimatort seiner Mutter zurückgekehrt. Wir laufen mit ihm ein paar Schritte durch die stechende Sonne und erreichen das Gatter einer Weide. Nachdem Manuel die bereits wartenden Pata Negra Schweine um sich herum gescharrt hat, dürfen wir ihm auf die Weide folgen und trippeln ihm ebenso hinterher, wie die Schweinemeute. Unter einer schattigen Eiche halten wir an und Manuel erzählt uns alles über die Schweine. So erfahren wir, dass es für den hiesigen Schinken Vorschrift ist, dass jedes Schwein einen Hektar Platz auf der Weide hat. Da man nur über 12 Hektar verfügt, gibt es auch nur zwölf Schweine. Aktuell sehen die Schweine recht dünn aus, da sie kaum etwas aus der Natur zu fressen finden. Daher werden sie aktuell mit Getreide zugefüttert. Erst ab August/September, wenn sie sich ausschließlich von den fetthaltigen Eicheln von Kork- und Steineichen ernähren dürfen, setzen sie Gewicht und Fett an. Der Zeitpunkt, ab wann die Schweine sich nur noch selber von den Eicheln ernähren dürfen, wird dabei offiziel von der Schinkenaufsichtsbehörde im Örtchen Jabugo festgesetzt und die Einhaltung der Vorschrift sehr streng kontrolliert. Im Alter von 2 Jahren werden die Tiere dann im Winter geschlachtet. Bis dahin haben sie allerdings augenscheinlich ein sehr schönes Leben mit wenig Stress, viel Platz und gesundem Futter. Die Eicheln sind nämlich sehr süß und enthalten ungesättigte Fettsäuren, wobei die Schale nicht mitgefressen wird. Die Schweine sind 100% reinrassige Ibérico Pata Negra Schweine. benannt nach den schwarzen Füße. Sie tragen kleine Ringe durch die Nase, damit sie beim Wühlen nicht die Wurzeln der Eichen zerstören und sind immer auf der Suche nach Futter. Da es im Moment nicht viel gibt, füttert Manuel sie derzeit einmal täglich. Entsprechend erwartungsvoll und aufgeregt wird er von den Tieren begrüßt. Nachdem sich die Schweine wieder beruhigt haben, dürfen wir sie anfassen und streicheln. Sie haben eine erstaunlich rauhe und trockene Haut und riechen überhaupt nicht nach Schwein. Am liebsten werden sie unterm Bauch gekrault und sind insgesamt sehr freundliche Tiere.
Als nächstes geht es wieder auf den Hof zurück. Manuel erklärt uns, dass früher noch selber im Hof geschlachtet wurde, heute die Schlachtung aber aus hygienischen Gründen außer Haus in 30 km Entfernung stattfindet. Danach kommt das Fleisch zur Verarbeitung wieder zurück. Neben den eigenen Schweinen werden zusätzlich 2.000 Tiere angekauft und ebenfalls verarbeitet. Die ersten 2 Wochen werden die Schinken und Schultern in Salz eingelegt. Das Salz stammt dabei aus der Region Cadiz, da es milder als das Salz aus Huelva ist. Die Schinken werden ca. einen Meter hoch gestapelt, mit jeweils einer dicken Schicht Salz dazwischen. Damit sich das Salz gleichmäßig verteilt, müssen die Schinken nach einer Woche umgelagert werden. Da die Schlachtung im Winter erfolgt, sind allerdings aktuell keine Schinken im Salzraum zu sehen. Stattdessen gibt es Bigbags mit gebrauchtem Salz und Säcke mit neuem Salz zu sehen. Und ein Plakat mit Foto, damit wir uns den Vorgang gut vorstellen können. Das gebrauchte Salz hat von den Schinken eine gelbliche Farbe angenommen und wird im Winter als Streusalz weiterverwendet. Nachdem die Schinken zwei Wochen im Salz gelegen haben, werden sie für 6 Monate in einen Trockenraum im Dachgeschoss aufgehängt. Bevor es ihnen im Sommer dort zu warm wird, werden sie in die Bodega Eins ins Souterrain umgelagert. Dort durchlaufen sie in den nächsten zwei bis drei Jahren weitere Bodegas, wobei sie zwischendurch regelmäßig mit Sonnenblumenöl eingerieben werden. Mit dem Sonnenblumenöl wird der Schimmelbelag abgerieben, der da Edelschimmel, nicht schädlich ist, aber auch nicht gut aussieht. Verarbeitet werden die Hinterbeine zu Schinken (Jamon), die Vorderbeine (Paleta), Bauchspeck (Pancetta), Lenden (Lomo und Lomito) und Wurst in verschiedenen Geschmacksrichtungen.
Nachdem wir das Schinkenparadies hinter uns gelassen haben, gibt es als Höhepunkt noch ein leckeres Tasting und eine Anleitung, wie wir einen ganzen Schinken richtig schneiden. Wir probieren normalen Schinken (Cebo) und den reinrassigen, mit Eicheln gefütterten Schinken (Jamon Jabugo 100% Pata Negra Belota). Je nach Rasse, Aufzucht und Futter wird der Schinken übrigens farblich gekennzeichnet und mit einer Nummer versehen. Schwarz steht dabei für die höchste Qualität von reinrassigen Ibérico Pata Negra Schweinen, die sich von Eicheln ernähren. In der Region Huelva heißt dieser Schinken Jamon Jabugo de Belota 100% Ibérico. Rot wird der Schinken gekennzeichnet, wenn das Schwein zu 75-50% Ibérico Pata Negra ist und sich ebenfalls mit Eicheln ernährt. Bei grün gekennzeichneten ist der Anteil Ibérico nur noch 50% und das Schwein wird neben den Eicheln ganzjährig zugefüttert. Es darf dann nicht mehr mit De Belota. sondern nur noch mit Cebo de Campo gekenzeichnet werden. Die schlechteste Qualität wird weiß gekennzeichnet und enthält ebenfalls zu 50% die Rasse Pata Negra. Allerdings entfällt hier die Eichelernährung. Diese Schinken werden mit der Bezeichnung De Cebo verkauft. Den Qualitätsunterschied schmeckt man nicht nur und sieht ihn an der Farbkennzeichnung, sondern bemerkt ihn auch am Preis. Für die beste Qualität werden schon mal 15-20 Euro für 100 g fällig. Für einen ganze. Schinken zahlt man 700-800 Euro. Zu unserem Schinken und Lomo, den wir probieren dürfen, kredenzt uns Manuel Wein, Sherry und Orangenwein. Auch sehr lecker! Da wir nur zu zweit die Führung genießen dürfen, entspannt sich dabei ein angeregtes Gespräch auch über die Schinkenherstellung hinaus. Manuel ist total offen, interessiert und mit seinem Leben auf dem Lande äußerst zufrieden. Am Ende kaufen wir natürlich auch noch ein paar Schinkenpakete, fein geschnitten und nicht im Ganzen.
Weiter geht es nach Aracena. Angesichts der Temperaturen von über 40°C haben wir uns, wie bereits erwähnt, gegen eine Zugfahrt mit der alten Eisenbahn durch die Rio Tinto Minen entschieden. Stattdessen wollen wir die kühle Grotte von Aracena besuchen. Dummerweise scheitert der Versuch mal wieder an der spanischen Mittagspause. Die Gruta de las Maravillas, die Grotte der Wunder, öffnet erst wieder um 16 Uhr und zwei Stunden warten wollen wir nicht. Also geht es leider nach kurzem Stopp wieder zurück nach Huelva. Schade, denn Aracena macht einen sehr netten Eindruck und die Grotte muss schon etwas ganz Besonderes sein. Da müssen wir vielleicht bei einer anderen Gelegenheit nochmal hin. Auf dem Rückweg machen wir kurz Halt am Mirador der Minas del Rio Tinto. Erfreulicherweise bietet der Aussichtspunkt einen Parkplatz mit Beschattung, aber es ist trotzdem noch viel zu heiß. Ein kurzer Gang über den nicht beschatteten Bereich ist nahezu unerträglich heiß. Fast meint man, dass einem die Schuhsohlen wegschmelzen könnten. Also schnell zurück ins Auto, dessen Thermometer bei Abfahrt ganze 49°C anzeigt, Die Klimaanlage ist deutlich am Limit! Nach einer halben Stunde Fahrt zeigt das Thermometer immer noch 40°C Außentemperatur an, doch je näher wir Huelva kommen, desto kühler wird es. In der Marina del Odiel angekommn, sind es zum Glück nur noch 34°C. Gefühlt richtig frisch. nach der Gluthitze. Wir verbringen den Rest des Tages mit Relaxen um Schatten und gönnen uns abends einen Besuch im Marina-Restaurant.
Ausflug nach Bonn
Ein schöner Anlass lässt mich Anfang Juli nach Deutschland reisen – meine „große“ Nichte Katinka heiratet ihren Tom! Axel bleibt an Bord und kümmert sich um Lucky, während ich den Flieger von Faro nach Köln-Bonn nehme. Neben der Hochzeit – sooo schön!!! – gibt es noch andere Aktivitäten. So treffe ich mich mit Kerstin beim Sommerfest meiner ehemaligen Schule in Sankt Augustin, gehe wildkreischend bei Haribo in Bonn Lakritze für Axel einkaufen, bekommen super kurzfristig einen Friseurtermin und treffe im Rahmen der Hochzeit ganz viel Familie und alte Bekannte. Dazu kommen neue Bekanntschaften und viele nette Gespräche. Ein Besuch, der sich gelohnt hat!
Zurück in Huelva komme ich pünktlich zur Jahresfeier der Eröffnung der Marina an und kann direkt andächtig ein paar spanischen Reden lauschen. Verstehen tun wir leider nur sehr wenig, aber die Anwesenheit und euphorische Rede der Bürgermeisterin „hier startet die Transformation von Huelva“ unterstreicht die Wichtigkeit der Marina für die Stadt.
Ausflug nach Niebla und El Rocío
Da wir erneut einen Mietwagen haben, damit Axel mich vom Flughafen in Faro abholen konnte, geht es nach meiner Rückkehr noch einmal auf eine kleine Sightseeing-Tour. Zum Glück ist das Wetter diesmal etwas erträglicher und nicht mehr ganz so heiß. Diesmal geht es in Richtung Osten aus Huelva hinaus. Nach einer halben Stunde Fahrt erreichen wir den kleinen Ort Niebla am Rio Tinto. Der mittelalterliche Stadtkern von Niebla ist von einer maurischen Stadtmauer umgeben. Wir parken außerhalb der Stadtmauer und gelangen durch eines der Tore zum Castello de los Guzmán aus dem 15. Jahrhundert. Weiter geht es durch ein paar Gassen, aber bereits nach wenigen Meter. stellen wir fest, dass es hier nicht so viel Interessantes zu sehen gibt. Insbesondere, weil am Sonntag alles geschlossen ist und keinerlei Leben auf den Straßen herrscht. So kehren wir recht schnell wieder zum Auto zurück und fahren weiter in Richtung Küste.
Nach erneut einer halben Stunde erreichen wir den Wallfahrtsort El Rocío. Hier herrscht Leben und wir sind auf den ersten Blick begeistert! El Rocío besteht eigentlich nur aus ein paar sandbedeckten Straßen, einer Kirche und zahlreichen farbeprächtigen Häusern mit großen Veranden. Einmal im Jahr, zu Pfingsten, verwandelt sich das beschauliche Örtchen jedoch, denn es ist Zielort der größen spanischen Wallfahrt, der Romería del Rocío. Hunderttausende Pilger ziehen zu Fuß, auf Pferden oder mit Mauleselkutschen aus ganz Südspanien nach El Rocío und verwandeln den Ort in ein buntes Chaos. Davon sind wir heute weit entfernt. Um die Ermita del Rocío herrscht zwar ein wenig Treiben, Touristen lassen sich mit Kutschen durch den Ort fahren, Kinder reiten auf Ponys. Wenige Meter weiter entlang der Uferpromenade wird es aber schon deutlich weniger trubelig. Was für uns Nichtgläubige den Reiz an diesem Ort ausmacht, sind nicht nur die gepflegten bunten Häuser, die jeweils den Pilgerbruderschaften – Hermandades – gehören. Nein, was wir viel faszinierender finden, sind die zahllosen Wasservögel, die sich im und am Marschsee Charco de la Boca tummeln, der unmittelbar an den Kirchplatz angrenzt. El Rocío liegt mitten im Nationalpark Doñana und der See ist Teil davon. Am Seeufer stehen halbwild lebende Pferde, im See schnäbeln Flamingos, Reiher, Löffler und Störche nach Essbarem. Hunderte Vögel sind im Wasser und in der Luft darüber unterwegs. Was für ein toller Anblick! Wir kehren zum Mittagessen im Restaurant El Pocito ein und genießen Baguette mit gegrilltem Pulpo und Omelette mit Bacalao und Shrimps. Sehr lecker! Gut gesättigt geht es schließlich entlang der Küste zurück nach Huelva. Die Strecke führt durch endlose Pinienwälder und entlang hoher, bewachsener Dünen. Leider etwas eintönig vom Streckenverlauf und ohne Blick auf das angrenzende Meer. Zurück an Bord gibt es ein Eis zum Nachtisch und wir holen ein wenig die verpasste Siesta nach. Abends noch ein wenig Baguette, Schinken (von superglücklichen Schweinen) und Käse und schon ist der Tag auch wieder vorbei.