Von – inzwischen Ex-Hurrikan – Gabrielle bekommen wir in Vilamoura am Ende zum Glück nicht viel zu spüren. Zwar ist es einen Tag grau und bedeckt und es regnet sogar ein wenig, aber viel Wind und Schwell kommt zum Glück nicht. Die erste Woche in Vilamoura vergeht wie im Fluge. Wir arbeiten unsere kleine To-Do-Liste ab. Wechseln Wasserfilter, waschen Bean Bags und das Schlauchboot ab, warten die Klimaanlage, gehen Einkaufen. Erfreulicherweise hat direkt ums Eck ein neuer kleiner Supermarkt aufgemacht und wir sind zu Fuß in 5 Minuten fertig mit dem Einkauf. Weiter geht es mit dem Reinigen der Steuerbord Bilge. Hier sammelt sicht trotz größter Sorgfalt immer viel Dreck, der regelmäßig entfernt werden muss. Ansonsten könnte es im Notfall sein, dass unsere Bilgepumpe verstopft und wir eintretendes Wasser nicht mehr abpumpen könnten. Axel baut zudem unseren Wassermacher so um, dass er auch die Steuerbordtanks und nicht nur die Backbordtanks befüllt. Dafür müssen die Tanks geöffnet werden, was nicht ganz einfach ist. Axel konstruiert sich erst einmal ein passendes Werkzeug und druckt es sich im 3D-Drucker wenig später aus. Was haben wir bloß früher ohne diesen Drucker gemacht?! Zwischendurch wird immer wieder ein Schnack mit den Nachbarn von Playmobil und Independence 2 gehalten, gemeinsam Essen gegangen und im Cockpit zusammengehockt. Last, but. ot least, wird La Ola mal wieder ordentlich geschrubbt und glänzt nach ein paar Stunden wieder wie neu.
Und, wir können endlich mal wieder Radfahren. Vor Anker war dies nicht möglich, da unsere Räder zu groß sind, um im Schlachboot transportiert zu werden. Erstaunlicherweise entdecken wir noch neue Wege und Ecken, obwohl wir geglaubt haben, dass wir bereits im letzten Winter alles abgeradelt haben. So fahren wir – auf den letzten Metern sehr anspruchsvoll – zum Praia do Barranco das Belharucas. Sehr nett! Außerdem nehme ich die Suche nach den Chamäleons wieder auf und radel zum westlichen Ende vom Ria Formosa. Leider erfolglos, aber ich gebe nicht auf!
Während in Deutschland die ersten Sturmtiefs Regen und Wind bringen, herrscht hier an der Algarve noch Spätommer. Sonnige, heiße Tage, aber schon kühlere Nächte. Sehr angenehm! Wir mieten uns mal wieder ein Auto und gehen auf Entdeckungstour. Als erstes geht es nach São Brás de Alportel. Das Städtchen liegt oberhalb von Faro in den Bergen und wird in keinem unserer Reiseführer näher beschrieben. Aber, ich haben gelesen, dass es ein quirliges nettes Örtchen sein soll und so fahren wir kurzerhand hin. Wir finden schnell einen Parkplatz vor der Kirche in der Altstadt und wandern ein wenig durch die Gassen. Die Zeit scheint hier stehengeblieben zu sein. Nichts regt sich in den Gassen, nur eine uralte Markise von einem augenscheinlich vor Jahren geschlossenen Fotoladen bewegt sich leicht im Wind. Nix los hier! Selbst die Straßenkatzen regen sich nicht und halten ihre Siesta. So beenden wir den Rundgang recht schnell und fahren wieder in Richtung Faro ins Tal. Dort wollen wir die römischen Ruinen von Milreu besichtigen, stehen aber vor verschlossenen Toren. Weiter geht es nach Estoi, wo wir durch den Palastgarten bummeln. Der Palacio de Estoi wurde im 18ten Jahrhundert im Roccoco-Stil erbaut und ist heute ein 5-Sterne Hotel. Weiter geht es über einen schönen Platz zur Igreja de São Martinho, die hoch oben auf einem Treppenberg steht. Schließlich beenden wir unser Touristenprogramm und gehen noch ein wenig einkaufen. Zurück in Vilamoura gibt es leckeren Caesar Salad und gegrillten Oktopus im Restaurant Rare und zum Abschluss des Tages hocken wir noch ein wenig mit Guido und Mücke im Cockpit bei einem Glas Wein zusammen. Der volle Erntemond scheint dabei schön über uns und Vilamoura.
Der Vollmond steht auch noch am frühen Morgen am Himmel und ich begebe mich um 7 Uhr früh für ein Foto auf unser Cockpitdach. Ein paar Stunden später geht es dann wieder mit dem Auto auf Entdeckungstour. Wir fahren zur Fonte da Benémola im Hinterland, dem sogenannten Barrocal, der Algarve. Vom Parkplatz geht es ein paar Kilometer gemütlich einen Wanderweg entlang, bis wir ein kleines Paradies erreichen. Die Quelle ist ein lauschiger Ort, an dem außer dem seichten Plätschern des Wassers, dem Zwitschern der Vögel, dem Summen der Mücken und dem Geschnatter einer deutschen Wandergruppe nicht viel zu hören ist. Weiden und Eschen spenden Schatten und das Wasser ist zum Teil glasklar. Ein Ort, der mit Sicherheit von den meisten Touristen nie besucht wird. Gerade das macht ihn aber auch so besonders. Zurück geht es auch heute mal wieder über einen Einkaufsstopp nach Hause. Wir plündern heute den Delikatessen-Supermarkt Apolonia und den britischen Food. Co. Wir begnügen uns mit ein paar Spezialitäten, wie Fleischsalat und Langres-Käse. Die Flasche Romanée-Conti, für einen Schnäppchenpreis von knapp 37k Euro (in Worten Siebenunddreißigtausend!!! Euro), lassen wir heute (ausnahmsweise) mal stehen. Dafür hätten wir vielleicht nicht im gemieteten Fiat-Panda zum Einkaufen fahren, sondern das schicke Rolls-Royce Cabriolet nehmen müssen, das heute Morgen an der Marina parkte. Tja…
So ein schicker Mietwagen will genutzt werden. Also geht es auch den dritten Tag in Folge los. Wir fahren über die Autobahn bis nach Lagos und dann noch ein Stückchen weiter bis nach Burgau. Vor Burgau wollten wir eigentlich vor unserer Ankunft in Vilamoura ankern, aber dank Wind und Schwell wurde daraus ja leider nichts. Nun also erst einmal eine Besichtigung von Land aus. Burgau soll angeblich das Santorini von Portugal sein. Entsprechend hoch sind die Erwartungen. Als ich 1998 auf Santorini war, habe ich mich von einem Esel die zahllosen Treppen den Kraterrand empor tragen lassen. In Burgau geht es einfacher, denn wir können einfach unseren Panda einfach auf einem kostenlosen Parkplatz abstellen und zu Fuß den kleinen Ort erkunden. Nicht annähernd so groß wie die griechische Insel, bietet das kleine Örtchen Burgau dennoch zahlreiche nette Ecken und einen schönen, geschützten Strand. Wir bummeln eine Weile durch die engen Gassen und setzen uns dann zum Mittagessen ins kleine Restaurant Barraca. Allein für den netten Ausblick aufs Meer würde sich der Besuch schon lohnen. Leckere Muscheln und Fish & Chips steigern das Erlebnis noch mehr. Zufrieden und gesättigt geht es wieder die steilen Gassen hinauf und fahren die Küste entlang wieder zurück nach Osten. In Praia da Luz wollen wir eigentlich einen kurzen Stop machen, aber die Parkplatzsuche gestaltet sich im Vergleich zu Burgau deutlich schwieriger. Also nur kurz raus aus dem Auto für ein Foto und weiter geht es. Der obligatorische Einkaufsstop wird diese Mal bei Aldi eingelegt, wo wir unseren Vorrat an Weizenbier – leider mal wieder nicht alkoholfrei im Angebot – aufstocken können. Zurück an Bord bleibt uns nur, uns von den Erlebnissen zu erholen und einen schönen Abend im Cockpit zu verbringen.
Tag 4 des Touristenprogramms bringt uns erneut nach Westen. Wir fahren von der Autobahn ein kurzes Stück in Richtung Silves und biegen dann in die Pampa ab. Über Nebenstraßen geht es zum Parque Municipal do Sítio das Fontes. Den kleinen Park habe ich durch Zufall bei meinen Internetrecherchen gefunden. Neben einem netten Picknickplatz, auf dem sich eine Gruppe zum Boulen verabredet hat, gibt es einen kleinen Trimmpfad zu entdecken. Die eigentliche Attraktion, eine Quelle samt Badestelle und Gezeitenmühle bleibt leider etwas hinter unseren Erwartungen zurück. Allerdings sind wir selbst Schuld, denn wir haben nicht auf die Gezeiten geachtet. Es ist Ebbe und es ist schlichtweg kein Wasser da. Aber der Platz gefällt uns und so werden wir bestimmt irgendwann noch einmal zum Picknicken hierher fahren. Im Anschluß fahren wir nach Portimão-Parchal und gehen im Restaurant Sol & Sombra am Fischereihafen essen. Bereits während wir zuletzt vor Ferragudo vor Anker lagen, war uns bei unseren Einkaufstouren das Schild zum Restaurant aufgefallen. Zudem gab es eine Empfehlung von anderen Seglern und so fahren wir ins kleine Industriegebiet, in dem man ohne diese Hinweise niemals ein Restaurant vermutet hätte. Ganz am Ende, ums Eck, finden wir dann tatsächlich ein kleines Fischrestaurant und werden umgehend superfreundlicb bedient. Man zeigt uns den frischen Fisch, empfiehlt uns einen passenden Wein und serviert uns wenig später unser Essen. Wir bekommen Lingueirão (Schwertmuscheln) und Bruscetta de Sardinha als Vorspeise. Beides so lecker, dass wir es zack weggefuttert haben, bevor ich an ein Foto denken kann. Allerdings sind wir eigentlich nach der Vorspeise auch schon gut gesättigt. Als Hauptgang gibt es für uns Beide Chocos, kleine Tintenfische vom Grill. An allen Gerichten ist „ein Hauch“ Knoblauch dran, also pro Portion gefühlt etwa eine Knolle. Die Frage nach Nachtisch verneinen wir und fahren pappsatt und um 65 Euro erleichter nach Hause. Auf dem Rückweg halten wir mal wieder an der deutschen Metzgerei in Porches und statten uns mit Krakauer-Würstchen, Kasslerkotelett und Fleischsalat aus. Kurz hinter Bouliqeime stoppen wir kurz bei MC Interiors auf und schauen uns nach neuen Kissen für unser Cockpit um. Unsere aktuellen Kissen sind bereits über 30 Jahre alt und so langsam auf. Wir werden auch hier superfreundlich empfangen und bekommen schnell etwas passendes gezeigt. Maria und Luisa fertigen die Kissen nach unseren Angaben und wir werden uns schnell handelseinig. Dann werden noch zahlreiche Pakete für unsere nächsten Bootsprojekte im Marinaoffice abgeholt und wir sind nach einem ereignisreichen Tag wieder zurück an Bord von La Ola. Abends kommen Guido und Mücke noch auf ein Glas Wein vorbei und ein schöner Spätsommertag neigt sich dem Ende.
Nach einem Tag Pause geht unserer Sightseeing-Woche weiter und zu Ende. Wir fahren nach Loulé und bummeln dort erst über den Textilmarkt vor den Stadttoren, wo wir zwei neue Tischdecken erstehen. Dann geht es in die Alt- und Innenstadt von Loulé. Obwohl der Ort recht nah bei Vilamoura liegt, waren wir bisher nur einmal zum Marktbesuch im letzten Winter dort. Jetzt im Oktober herrscht noch trubeliges Leben in der Stadt. In nahezu jeder Gasse sind Marktstände mit regionalen Spezialitäten, Keramik und Kunsthandwerkprodukten aufgebaut. Die Stände wechseln sich ab mit zahllosen Cafés und Restaurants, an jeder schattigen Ecke sind Tische und Stühle platziert, an denen die Menschen bei Leckereien, Bier und Wein sitzen. Eine wunderbare Atmosphäre! Wir wandern bis zum Markt und sind fast ein wenig traurig, dass wir heute nirgendwo einkehren können. Aber für den Abend haben wir bereits Garnelen gekauft, die wir grillen wollen. So geht es nach einem kleinen Stadtbummel wieder ohne Mittagspause zurück nach Vilamoura. Natürlich nicht, ohne vorher noch ein paar Einkaufsstopps eingelegt zu haben. Die Bordvorräte sind nun wieder mit allen schweren und schlecht per Fahrrad zu transportierenden Dingen aufgefüllt. Abends kommen Guido und Mücke mal wieder bei uns vorbei und wir genießen die gegrillten Garnelen gemeinsam bei einem schönen Glas Wein.
Nachdem wir das Auto wieder abgegeben haben, geht die Arbeit am Boot weiter. Zum Glück nur Verbesserungsprojekte, keine Reparaturen. So baut Axel eine Spülmöglichkeit für die Klimaanlage ein. Da wir mit Seewasser kühlen, bilden sich in den Schläuchen bei Nichtbenutzung schnell schlechte Gerüche. Nun können wir nach Ende der Kühlperiode einfach mit Süßwasser spülen und auch die Schläuche mit Reinigungsmittel säubern. Damit wir auf der anderen Seite in der Heizperiode unser Infrarotheizgerät auch direkt an den Landstrom anschließen können, baut Axel uns eine Bypass-Stromleitung und Steckdose ein. So können wir nachts heizen, ohne den brummenden Inverter laufen lassen zu müssen. Der Wassermacher bekommt einen neuen Standort und wird dabei direkt ordentlich gesäubert und für den Rest der Saison stillgelegt. Last, but not least, holen die Segelmacher von Dunes unsere Segel ab, checken sie auf Schäden und reinigen sie gründlich. Wir geben zudem eine neue Genua in Auftrag und behalten das alte Segel als Ersatz. Unsere Sprayhood für das Steuercockpits wird außerdem mit neuen Fenstern versehen. Die alten waren einfach nicht mehr zu durchschauen und von UV-Strahlen und der Hitze zum Teil brüchig geworden. Auch unser Wintergarten vom Achtercockpit wird einmal durchgecheckt und für die nächsten Jahre fit gemacht. Präventiv tauschen wir unser Großfall aus, da es eine Scheuerstelle hat und entdecken auch noch eine fehlende Schraube am Vorstagsprofil. Kleinigkeiten, die schnell ziemlich ärgerlich und teuer werden können, wenn sie auf hoher See kaputt gehen. Und wenn wir schon mal dabei sind, geben wir auch gleich noch einen Sonnenschutz für die Salonfenster und ein Cover für unser Dinghy in Auftrag. So sollten wir für die nächsten Segelsaisons gut gerüstet sein!
Der Spaß am Bordleben soll natürlich auch nicht zu kurz kommen. So gehen wir im Family Park zum Minigolfen und enden auf den Via Apia Kurs mit jeweils 55 Schlägen unentschieden. Beim Lusitania-Kurs gewinne ich hauchzart mit drei Schlägen Vorsprung. Radausflüge ins Umland dürfen natürlich auch nicht fehlen. So fahren wir durch den Parque Ambential von Vilamoura und erkunden die Lagunen- und Seenlandschaft. Ja, und auch das eine oder andere Essen im Restaurant bleibt natürlich auch nicht aus. So lange das Wetter mit tagsüber knapp 30° C und abends um die 20-22! C noch so schön ist, suchen wir uns Restaurants in denen wir schön draußen sitzen können. Von mexikanisch bei El Marriacho zu britisch bei The Old Navy. In Vilamoura hat man so viel Auswahl, wie das Herz begehrt. Aber auch die Nutzung der Bordküche kommt natürlich nicht zu kurz. Wir kochen viel zu gerne, als dass wir „nur“ immer Essen gehen wollten.
Inzwischen haben uns die Crews der Independence 2 und der Playmobil in Richtung deutsche Heimat vorerst verlassen. Und unser Freund Mansoor, den wir bereits im letzten Jahr kennengelernt haben, verlässt uns ebenfalls in Richtung Dubai. So gilt es neue Bekanntschaften zu schließen. So sind Matthias und Corinne von der Seren Wen aus der Schweiz für eine Weile an Bord. Mit den Beiden verbringen wir den einen oder anderen netten Abend zusammen, bei Wein und Snacks im Cockpit und gemeinsamen Restaurantbesuchen. Und zwei Boote weiter liegt Schotte Bill, dessen Boot wir bereits im Vorjahr als Nachbarn hatten. Allerdings lernen wir Bill nach langer und zum Glück gut überstandener Krankheit erst jetzt kennen. Und auch Nico und Harald mit Hund Helmut sind wieder unsere Nachbarn. Das soziale Umfeld ist in diesem Jahr also deutlich größer geworden und wir freuen uns, dass wir so viele nette neue Segler kennenlernen können. Nur unser Kumpel Jens, der inzwischen wieder mit seiner Marieke in Deutschland angekommen ist, und seine Frau Nettie, die fehlen uns dann doch ein wenig.
Zum Ende des Monats sind nicht nur unsere neuen Cockpitkissen fertig, sondern wir sind auch zu einem Spooky Wine Event bei Wine Emotion eingeladen. Zusammen mit Matthias und Corinne lassen wir uns mit Uber ins Nachbarörtchen Fonte de Coberta fahren und werden von Inhaber Rui mit einem Glas Sekt begrüßt. Den Weinladen habe ich auf einer meiner Fahrradtouren vor ein paar Wochen entdeckt und mit unserem letzten Leihwagen haben wir bereits einen ersten Einkaufsstopp dort eingelegt. Die Beratung war nicht nur gut, sondern auch superfreundlich und wir wurden direkt in den Eventeinladungsverteiler aufgenommen. Nachdem wir die erste Einladung nicht wahrnehmen konnten, passt es nun an Halloween. Der Laden ist gruselig geschmückt und die Mitarbeiter sind alle entsprechend verkleidet. Da können wir leider nicht mithalten, aber man lässt uns trotzdem zahlreiche Weine testen. Zudem gibt es Häppchen und Cocktails. Das Ganze bei noch angenehmen Temperaturen und Sonnenschein. So kann der Oktober gut enden. Zurück an Bord lassen wir uns noch vom Enkel von Nico und Harald ordentlich erschrecken und kaufen uns mit Süßem von eventuellen Streichen frei.