Baltic Rund – Teil 3: Kirjalalahti nach Lulea

Samstag, 8. Juli 2006: Kirjalalahti – Iso Kaskinen 27,0 sm

Weiter geht es Richtung Norden. Wir fahren durch enge Sunde und an Unmengen von Schären, Sommerhäusern und Steinen vorbei. Die finnische Landschaft ist einfach herrlich! Wir hätten nie gedacht, dass es hier so schön sei. Fast jede Schäre ist bewaldet und mit mindestens einem Sommerhaus bebaut. Überall ragen kleine Holzstege ins Wasser, schlängeln sich Treppen die Schären empor. Auf der Seekarte haben wir uns heute eine kleine Insel als Ziel ausgesucht. Vor Iso Kaskinen liegt man bei dem südlichen Wind hervorragend geschützt vor Anker. Gleichzeitig ist es weit genug vom Fahrwasser entfernt, so dass keine störenden Motorboote ständig Schwell verursachen können. Und tatsächlich erweist sich Iso Kaskinen als kleines Paradies. Wir sind mal wieder die einzige Yacht weit und breit. Teilen müssen wir uns dieses schöne Stück Erde nur mit ein paar Möven, Seeschwalben, Austerntauchern und zig Entenarten. Mit dem Schlauchboot unternehmen wir einen kurzen Ausflug an Land, stellen jedoch fest, dass wir hier zu Fuß nicht weit kommen. Alles ist dich bewachsen und mit Sträuchern zugewuchert. Außerdem wird dich Insel von Monsterameisen bewohnt, die sich anschließend doch auch tatsächlich an Bord auffinden lassen. Um 22 Uhr Ortszeit schalten wir dann mal wieder unseren Bord-TV an und bejubeln die deutsche Mannschaft bei ihrem 3:1 Erfolg gegen Portugal im kleinen Finale der Fußballweltmeisterschaft. Da freuen sich Hotte Köhler und Angie Merkel doch richtig schön am Ende und „unserem“ Klinsi kann man den Stolz richtig ansehen. Schön!!! Wir erschrecken die Vogelnachbarn, indem wir unser Horn ein paar mal tröten und freuen uns ebenfalls, dass es die deutsche Mannschaft so weit geschafft hat.

Sonntag, 9. Juli 2006: Iso Kaskinen – Uusikaupunki 36,3 sm

Nachdem wir seit Helsinki kein Wasser mehr getankt haben, wird es heute mal wieder Zeit für einen Hafen. Wir wollen nach Uusikaupunki – schwedisch Nystadt – welches auch als Stadt der Glückseeligen bezeichnet wird. Na dann! Da muss es ja wohl Wasser für uns geben. Auch heute weht der Wind eher bescheiden, so dass wir einen Großteil der Strecke motoren müssen. Dafür scheint die Sonne mit voller Kraft und wir verstecken uns unter dem Bimini. Ohne dieses Sonnensegel, wäre es vor Hitze kaum auszuhalten. Morgens um 10 Uhr messen wir bereits 27°C unter dem Cockpittisch (wohlgemerkt im Schatten vom Bimini). Als wir irgendwann die Nase voll von dem Motorengedröhne haben, ändern wir unseren Kurs spontan auf die näher gelegene Außenschäre Isokari mit dem dazugehörigen Leuchtturm. So können wir wenigstens ein Stückchen noch segeln und das Wasser wird wohl auch noch einen Tag länger halten. Bei einem geschätzten Verbrauch von 100 l pro Tag, sollten wir eigentlich eine Woche ohne Auftanken durchhalten können. In Isokari angekommen, stellen wir jedoch schnell fest, dass der Blick auf den Hafenplan mal wieder getäuscht hat. Der Hafen ist selbst für eine 40 Fuß Yacht zu eng und zudem mit etwa 10 kleinen finnischen Booten bereits gut gefüllt. Na dann also doch wieder Uusikaupunki. Mit dem geänderten Kurs können wir zum Glück nun auch weitersegeln und erreichen den Hafen gegen 19 Uhr. Wir legen uns neben die amerikanische „Quisisana“ aus Beaufort/North Carolina und treffen auf unsere alten Bekannten Ulla und Klaus von der Southerly „Ursula“, die wir bereits in Helsinki getroffen haben. Der Kieler von der Sweden „Jota“ verspricht und Tipps für „weiter nördlich“ und Seekarten soll es im örtlichen Buchhandel auch noch geben. Der Supermarkt verspricht außerdem gute Gelegenheit den Bordproviant aufzustocken und natürlich gibt es hier Wasser für uns. Was will man mehr? Wir beschließen einen Tag zu bleiben und verspeisen abends leckeren Ölandlachs an Spaghetti Aglio Olio. Danach gibt es noch nette Gespräche mit den beiden Amis, einem älteren Ehepaar, welches mit eigenem Bootsmann durch die Weltmeere reist. Wir werden eingeladen doch mit dem Schiff mal bei ihnen zu Hause vorbeizusegeln. Man hat dort einen eigenen kleinen Hafen mit Strom, Wasser und allem. Man lernt in Uusikaupunki schon interessante Leute kennen, oder?

Montag, 10. Juli 2006: Uusikaupunki 0 sm

Zum Frühstück gibt es seit langer Zeit einmal wieder frische Brötchen, die Axel beim Hafencafe ersteht. Danach verholen wir Hello World erstmal von ihrem Päckchenplatz auf einen inzwischen frei gewordenen Längsseitsliegeplatz. Direkt neben dem Wasserhahn! Da tanken wir doch direkt mal auf. Dann werden die Fahrräder raus geholt und wir machen uns auf den Weg in die City. Erstmal steht Einkaufen auf der Liste. Leider stellt sich der Tipp mit den Seekarten im Buchhandel als nicht sehr ergiebig heraus. Lediglich ein Kartensatz ist vorrätig und den haben wir bereits an Bord. Dafür erstehen wir beim örtlichen Supermarkt frisches Gemüse, Obst, Wurst, Käse, Fleisch und ein paar Konservendosen. Nachdem alles an Bord verstaut ist, schwingen wir uns wieder auf die Sättel. Los geht es zu Erkundung der Stadt und der näheren Umgebung. Das Stadtbild zeigt sich ziemlich langweilig mit quadratischem Straßenmuster, vielen Mietskasernen und einigen netten Holzhäusern. Nicht wirklich fotogen, das Ganze, so dass es diesmal nicht wirklich viele Fotos gibt. Aber vielleicht sind wir auch zu sehr von den Traumkulissen der letzten Tage verwöhnt. Für 15 Uhr haben wir die hafeneigenen Waschmaschinen gebucht und können mal wieder unsere Bordwäsche auffrischen. Während unsere Wäsche so vor sich hin wäscht, surfen wir im Hafencafe kabellos mit unserem Laptop im Internet und können mal wieder Emails abrufen. Das Internet wollen wir erst morgen wieder aktualisieren, da ja bestimmt noch weitere tolle Dinge zu berichten sind. In der Zwischenzeit fällt außerdem der erste Regen seit langer Zeit. Ein gewaltiges Gewitter zieht über uns hinweg und wäscht den ganzen Staub der letzten Wochen weg. Axel ist froh darüber, denn so wird sein Deck wieder schön sauber und er muss nur noch ein wenig nacharbeiten. Hat der es gut! Für meine Verantwortungsbereiche „unter Deck“ und „Wäsche“ gibt es leider keine Naturgewalt, die mir die Arbeit ein wenig erleichtert. Schade eigentlich, dass es keine Staubsaugewirbelstürme u.ä. gibt. Nachdem die Wäsche durch ist, haben wir mal wieder Gäste an Bord. Gesche und Charly von der „Jota“ geben uns wertvolle Tipps für die Weiterfahrt. So sind die nächsten Stationen dann auch etwas klarer für uns. Bisher hatten wir nur grob dreimal „Schären“, sowie Rauma, Kristiinankaupunki und Vaasa für die nächsten Tage geplant. Jetzt sind wir um ein paar Namen wie Krooka, Grytskäret, Bredskäret und Reposaari schlauer. Mal sehen, was wir davon in den nächsten Tagen „live“ erleben können. Die Berichte der Beiden haben jedenfalls schon mal viel Spaß gemacht. Abends gönnen wir uns mal wieder ein aushäusiges Essen im Restaurant Sualaspuar. Dort können wir – inzwischen wieder bei schönstem Sonnenschein – leckere Schnecken in Knoblauchbutter, Pasta mit Blauschimmelkäsesauce und Tenderloinsteak mit Country-Potatoes genießen. Sehr lecker! Schnell noch diese Zeilen geschrieben und dann geht es ab in die Kojen.

Dienstag, 11. Juli 2006: Uusikaupunki – Kylmäpihlaja 33,0 sm

Auch heute gibt es wieder frische Brötchen und wir verplempern mal wieder mehr Zeit als geplant mit dem Frühstück. Danach geht es noch schnell ins Hafencafe um unseren Internetauftritt zu aktualisieren. Während unsere neuen Freunde Gesche und Charly schon lange auf dem Weg sind, liegen wir immer noch im Hafen. Wie kann das nur sein? Andere Leute schaffen es doch auch recht flott abzulegen. Warum sind wir eigentlich immer die letzten? Gerade als wir ablegen wollen, fragt auch noch eine nette Dame, ob wir Englisch sprechen würden. Klar, machen wir! Sie käme von der örtlichen Zeitung und würde uns gerne ein paar Fragen für die Rubrik „Boat of the week“ stellen, ob wir etwas Zeit hätten. Ja, auch das haben wir. So wird unsere Abfahrt weiter verzögert, während wir geduldig alle Fragen beantworten und mit unseren weiteren Reiseplänen den einen oder anderen erstaunten Blick ernten. Zu guter letzt sind alle Fragen beantwortet und eine Reihe Fotos von uns geschossen. Nun kann es endlich losgehen. Wir legen mit einem eleganten Springmanöver ab und segeln weiter Richtung Norden. Nachmittags erreichen wir die Leuchtturminsel Kylmäpihlaja kurz vor Rauma. Wir haben beschlossen noch einen Tag „in der Natur“ zu verbringen, bevor wir uns die nächste Stadt anschauen. Da es bis Rauma nur etwa 7 sm sind, können wir so morgen schnell dorthin segeln und uns gemütlich die Stadt anschauen. Auf den ersten Blick schein Kylmäpihlaja viel zu klein für uns zu sein. Doch der zweite Blick offenbart einen netten Steg an dem wir längsseits festmachen können. Der dritte Blick zeigt dann allerdings, dass dieser schöne Platz für die örtliche Fähre reserviert ist. Egal, dann nehmen wir halt den nächsten Platz. Geschützt liegen wir so in dem kleinen Inselhafen. Wir machen uns auf den Weg zum Hafenmeister, der im zweiten Stock des Leuchtturmgebäudes residiert. Sein Büro stellt sich als kleines Restaurant heraus, so dass wir nach Bezahlung der Hafengebühr in Höhe von 10 Euro erstmal ein Stück Kuchen mit Kaffee verspeisen. Danach wagen wir für 2 Euro pro Person einen Aufstieg auf den Leuchtturm. Schade, dass es keinen Fahrstuhl und scheinbar auch keine Lüftung gibt. So wird der Aufstieg zur schweißtreibenden Sache. Oben angekommen kühlt uns der Wind jedoch schnell wieder ab. Während ich ein paar Fotos von Hello World und der umliegenden Schärenwelt von oben schieße, versucht Axel ein paar Fragen an den weiblichen „Guide“ zu stellen. Angesichts der Tatsache, dass sie kein Englisch und Axel kein Finnisch kann, leider ein recht erfolgloses Unterfangen. Da es uns ins Cockpit weht, beschließen wir nach der Rückkehr an Bord mal wieder unsere Kuchenbuche aufzubauen. So können wir bis spät abends im wunderbar windgeschützten Cockpit sitzen und unser Abendessen in Form von Putengeschnetzeltem in Kokossauce auf unserer Induktionsplatte dort zubereiten.

Mittwoch, 12. Juli 2006: Kylmäpihlaja – Rauma 7,5 sm

In der Nacht fängt es erstmal so richtig an zu wehen und zu schütten. Der Regen prasselt nur so aufs Deck. Zum Glück verzieht sich der Regen jedoch bald wieder, so dass wir nach dem Aufstehen wieder herrlichen Sonnenschein genießen können. Nur der Wind, der ist geblieben. Es weht mit Windstärke 6-7 und wir haben eigentlich keine große Lust bei diesem Wetter auszulaufen. Zu viele Untiefen mit Steinen säumen den Weg und vor allem haben sich mächtige Wellenberge gebildet, die sich imposant an denselbigen brechen. Ich bin eigentlich immer der Meinung, dass es ein guter Tag für einen Hafenaufenthalt ist, wenn man am Horizont weiße Schaumkronen sieht. Vor allem bei so guter Sicht wie heute. So stellen wir uns denn mental auf einen netten Tag auf Kylmäpihlaja ein. Doch nachmittags legt sich der Wind schließlich und wir können doch noch das kurze Stück bis nach Rauma segeln. Dort nutzen wir den ersten Tipp von Charly und Gesche und laufen den Fischereihafen an. An der südlichen Seite wurde wohl erst vor kurzem ein neuer Kai errichtet, an dem wir nun schön anlegen können. In den Hafenhandbüchern ist dieser zwar nicht als Liegeplatz verzeichnet, aber wo kein Kläger ist… Und irgendwelche Reserviert- oder Verbotenschilder sind auch nicht zu entdecken. Abends kocht Axel ein hervorragendes Chili con Carne und wir genießen mal wieder die Abendsonne im Cockpit.

Donnerstag, 13. Juli 2006: Rauma 0 sm

Da auch für heute wieder eine Sturmwarnung herausgegeben wird, bleiben wir lieber noch einen Tag in Rauma. So können wir uns noch in Ruhe die Altstadt ansehen, die von der UNESCO 1991 in die Weltkulturerbeliste aufgenommen wurde. Nach dem Frühstück schwingen wir uns daher auf die Räder und fahren in die Innenstadt. Leider wird in der Altstadt derzeit ziemlich viel gebaut, so dass man kaum schöne Fotos schießen kann. Überall hängen Bauplanen und stehen Bagger in der Gegend rum. Besonders unschön finden wir, dass der Marktplatz zugeteert wurde, statt ihn schön zu pflastern. Das hätte man wirklich netter machen können! Auf dem Rückweg zum Schiff finden wir dann einen wunderbaren Supermarkt, der jedes Proviantiererherz höher schlagen lässt. Hier gibt es alles, sogar Zimbo Bratwürste und Löwenbräu Bier. Voll bepackt geht es zurück zum Schiff, nur um noch ein zweites Mal loszufahren. Beim ersten Mal war irgendwie kein Platz mehr für Wasser und Cola zu finden gewesen. Am Schiff klebt diesmal ein Zettel von der Hafenbehörde. Die wollen doch tatsächlich 40 Euro pro Tag von uns haben! Wenn das nicht teuer ist! Dafür bekommen wir dann bei Abholung des Geldes auch ein nettes Welcome-Paket mit Kugelschreibern, Flaschenöffnern und Hafenprospekt. Nun, denn… Immerhin bemühen sich außerdem zwei nette Hafenarbeiter um einen Wasseranschluss für uns. Nach einer halben Stunde haben wir einen Direktanschluss zum WC-Häuschen und können unseren Tank mal wieder auffüllen (und ja, es kam Trinkwasser aus der Leitung!). Abends grillen wir ein paar frisch erstandene Steaks und Axel macht mal wieder einen leckeren Salat dazu.

Freitag, 14. Juli 2006: Rauma 0 sm

Immer noch Sturmwarnung. Und dann auch noch aus Nordwest bis Nord. Ungünstiger geht es kaum! Also noch ein Tag Rauma. Auch heute machen wir wieder einen Ausflug in die Stadt und bummeln noch einmal durch die Altstadt. Vorher steht ein Besuch beim Merimuseo, dem Maritimen Museum von Rauma an. Hier kann Axel endlich mal einen dicken Dampfer steuern, da neben etlichen Altertümchen auch eine Simulationsanlage geboten wird. Der Versuch endet allerdings damit, dass Axel den Frachter in New York in die Hafeneinfahrt rammt. Gut, dass Hello World etwas übersichtlicher ist! Am Nachmittag setzen wir mal wieder das Schlauchboot ins Wasser und unternehmen einen Ausflug auf dem Rauman Ganal, der Verlängerung des Flüsschens Raumanjoki. Auch mal nett, wenn auch etwas langweilig auf Dauer.

Samstag, 15. Juli 2006: Rauma – Rauma 13 sm

So, jetzt aber! Auch wenn sich die Wettervorhersage wenig geändert hat, wir wollen los. Der Ableger klappt wie verrückt und das erste Stück unter Motor geht auch noch ganz gut. Kaum sind wir jedoch aus den schützenden Schären hinaus, bekommen wir das ganze Paket zu spüren. Der Wind weht kräftig, die Wellen stehen hoch. Wollen wir uns das wirklich für die nächsten 7 Stunden antun? So lange bräuchten wir nämlich wahrscheinlich bis zum nächsten Zielhafen Reposaari. Nein, wollen wir nicht! Also drehen wir kurzerhand um und nehmen ohne große Worte wieder unseren alten Liegeplatz ein. Na ja, Rauma soll ja auch ganz nett sein. Während Axel noch mal die Gegend mit dem Fahrrad unsicher macht, vergrabe ich mich tief in mein Buch und lasse mir die Sonne auf den Bauch scheinen.

Sonntag, 16. Juli 2006: Rauma – Reposaari 46,3 sm

Heute kann aber nun wirklich kommen was will. Wir müssen hier raus, sonst bekommen wir noch einen Rauma-Koller. So langsam können wir auch keine Papier-LKWs mehr sehen, die munter zwischen Fabrik und Hafen hin- und herfahren. Zum Glück hat aber auch der Wind nachgelassen, so dass wir schön segeln können. Zwar müssen wir bei Nordwest kreuzen, aber das ist uns egal. Die Sonne schein, das Schiff läuft gut durch die alte Dünung, was will man also mehr. Abends kommen wir in der Gegend von Pori an. Hier wollen wir auf Empfehlung von Charly und Gesche und unseren finnischen Nebenliegern aus Kasnäs Mikko und Maj versuchen bei der Björneborg Segel Forettning, dem ältesten Yachtclub Finnlands, auf der vorgelagerten Insel Kallo anzulegen. Vor der Einfahrt zögern wir jedoch, da das Echolot immer geringere Tiefen anzeigt und der Hafen sehr klein aussieht. Also wechseln wir kurz entschlossen die Richtung und steuern den Yacthafen von Reposaari an. Dieser liegt nur etwa eine halbe Seemeile weiter und soll laut Hafenhandbuch auch tief genug für uns sein. Sehr vorsichtig laufen wir auch hier auf den Hafen zu. Der Gästesteg ist leer, so dass wir um einen Platz nicht bangen müssen. 50 m vor dem Steg stecken wir jedoch mit dem Kiel im Schlick, so dass wir das Platzangebot wohl nicht nutzen können. Egal, bei der Einfahrt haben wir ein alte Pier für die Fischerboote gesehen. Dann legen wir uns halt dort hin. Langsam geht es aus dem Hafen wieder heraus. Obwohl wir quasi die gleiche Strecke wie bei der Einfahrt nehmen und das Echolot noch 2,5 m anzeigt, rummst es plötzlich laut und Hello World rumpelt seitlich von einem Stein herunter. Nun ja, nun haben wir ihn also gefunden, unseren ganz persönlichen finnischen Stein. Nur gut, dass bei 2 kn Fahrt nicht wirklich viel passiert ist. Trotzdem sind wir etwas geschockt und steuern noch vorsichtiger auf den nächsten Kai zu. Hier steht schon ein freundlicher Finne bereit und hilft uns mit den Leinen. Anschließend bekommen wir auch direkt ein paar Informationen zu Reposaari und Pori. In Pori findet derzeit ein Jazzfestival statt, doch leider sind wir für das Hauptprogramm etwas zu früh angekommen. Erst am nächsten Wochenende treten Sting, The Neville Brothers und Roberta Flack auf. So ein Mist! Sting hätte ich mir wirklich gerne angeschaut. Den Abend verbringen wir mal wieder bei herrlicher Abendsonne im Cockpit und unterhalten uns mit den vorbeikommenden Finnen. Wir bekommen doch tatsächlich eine Broschüre von Reposaari auf Deutsch mitgebracht und erfahren eine Menge über die Gegend. Wenn das nicht nett ist! Obwohl der Ort früher einmal eine blühende Handelsstadt war und Reposaari Anfang des 18. Jahrhunderts sogar einmal finnische Hauptstadt werden sollte, wohnen hier heutzutage hauptsächlich Rentner. Insofern ist es nicht weiter verwunderlich, dass der Ort einen etwas verschlafenen Eindruck macht. Von unserem Liegeplatz aus können wir im Hafen von Mäntyluoto eine riesige Metallröhre sehen. Sie ist fast so hoch wie der daneben stehende Kran und sieht gewaltig aus. Wir wundern uns, wie so ein riesiges Teil dort hinkommt und vor allem, was man damit macht. Unser netter Finne erzählt uns, dass in Mäntyluoto Bohrinseln hergestellt werden und dass diese Röhre ein Teil einer Bohrinsel für die Karibik sei. Wer hätte das inmitten dieser Einsamkeit gedacht!

Montag, 17. Juli 2006: Reposaari – Kristiinankaupunki 51,5 sm

Zwar erzählt die Wettervorhersage schon wieder etwas von NW 6-7, aber noch weht es schön aus Süd. So machen wir uns denn früh auf den Weg und werden mit einem schönen Segeltag belohnt. Bis kurz vor Kristiinankaupunki hält der Wind aus Süd durch und wir bekommen im Hafen einen schönen Platz längsseits. Mit den Heckbojen hätten wir wohl auch ein Problem gehabt, da sie uns gerade mal bis zum Mast gereicht hätten. Wir machen noch einen Stadtbummel und schauen uns mal wieder nette Holzhäuser an. Die Holzkirche mit dem schiefen Turm stammt aus dem Jahre 1700 und schaut mit ihren roten Planken sehr urig aus. Außerdem machen wir nach einen Rundgang durch den Supermarkt, der direkt am Hafen steht und erstehen ein Eis als Nachtisch. Als Hauptgang gibt es mal wieder Öländischen Lachs, den wir diesmal mit einer mediterranen Sauce aus getrockneten Tomaten, Oliven und Zitrone an Kartoffelpüree anrichten. Mmmh, lecker! Da kann auch die Wettervorhersage nicht stören, die wie gehabt von Nordwestwind, diesmal jedoch mit Böen von 8-9 spricht.

Dienstag, 18. Juli 2006: Kristiinankaupunki 0 sm

Der Wind pfeift durchs Rigg und wir bleiben einfach noch ein wenig in den Kojen liegen. Es ist mal wieder Hafentag angesagt. So ein Mist! Irgendwie hat uns unser Wetterglück verlassen. Nach wie vor scheint zwar die Sonne, doch durch den Wind geraten wir immer mehr hinter unseren Törnplan zurück. Noch können wir es zwar nach Haparanda „in Time“ schaffen, jedoch fällt der Landausflug ans Nordkap wohl ins Wasser (Lustig, ein Landausflug der ins Wasser fällt, oder?). So werden wir es wohl nie schaffen mal einen Elch zu sehen. Da Axel beim gestrigen Stadtbummel einen Baumarkt entdeckt hat, plündern wir diesen heute mal. Wir können noch ein paar fehlende Stücke für unser Gardena-Schlauchsortiment erstehen und sind jetzt auch in der Lage vom Strohhalm bis zum Feuerwehrschlauch alle Wasserversorgungsfacilitäten auszuschöpfen. Abends bekommen wir dann endlich mal Besuch aus Deutschland. Die Hanse 371 „Schüddelfrost“ legt neben uns an und wir sind froh mal wieder Deutsche zu treffen. Wie sich herausstellt, sind Freddie und Heinke mit ihren beiden Kindern bereits weiter nördlich gewesen und wollen nur zu den Alands. Beim gemütlichen Glas Wein am Abend tauschen wir unsere Erfahrungen aus und sitzen bis Mitternacht und klönen.

Mittwoch, 19. Juli 2006: Kristiinankaupunki – Gashällan 41,8 sm

Nach dem Frühstück und dem verholen der gestern geschriebenen Postkarten zum Briefkasten, machen wir uns endlich wieder auf den Weg. Nicht natürlich ohne uns von der Crew der „Schüddelfrost“ zu verabschieden und einen Besuch in Heinkes Atelier im Herbst zu vereinbaren. Der Wind weht zwar immer noch kräftig aus Nordwest, doch Hello World segelt wacker durch die Wellen. Wir machen einen langen Schlag nach Westen und können dann unser heutiges Ziel anlegen. Von Charly und Gesche hatten wir den Tipp bekommen die Schäre Gashällan anzulaufen. Dort treffen wir dann auch nachmittags ein und sind mal wieder einziges Schiff im Hafen. Wobei der Begriff Hafen dabei wohl etwas übertrieben ist. Eigentlich handelt es sich nur um einen winzigen Steg, vor dem man vor Heckanker anlegen kann. Entgegen den Angaben im Hafenhandbuch ist hier ausnahmsweise mal deutlich mehr Wasser als angegeben vorhangen. Statt 1,7 m haben wir 4,4 m Wassertiefe. Dies bekommen wir beim Anlegen auch von einem freundlichen Finnen bestätigt, der mit seinem Motorboot extra zu uns hingetuckert kommt und uns eine Wassertiefe von 4 m zu ruft. Gashällan stellt sich als einsames, nichts desto weniger wunderschönes Fleckchen Erde heraus. Leider sind keine Bewohner der dort befindlichen Naturstation anwesend, so dass es mit der von Charly angekündigten Holzsauna wohl nichts wird. Aber, wer braucht bei herrlichstem Sonnenschein auch schon eine Sauna? Wir genießen die Abendsonne im Cockpit und essen heute erstmals gefüllte Paprikaschoten nach Blaubärart.

Donnerstag, 20. Juli 2006: Gashällan – Vaasa 54,8 sm

Die Sonne scheint, so dass das Herz lacht. Wir machen uns – zumindest für unsere Begriffe – früh um 10 Uhr auf den Weg. Für heute haben wir uns einen langen Schlag von knapp 80 sm vorgenommen. Auf einen Tipp von Freddie und Heinke hin, wollen wir die Leuchtturminsel Valassaaret besuchen. Dafür müssen wir außerhalb der Schärenwasser fahren und bei dem angesagten Nordwestwind auch noch kreuzen. Leider kommt es aber mal wieder ganz anders als geplant. Schon nach wenigen Seemeilen schläft der Wind ein und dreht immer mehr auf Nord. Unser Ziel rückt immer mehr in die Ferne und der Bootsspeed geht auch noch runter. Also wird kurzerhand umgeplant und wir fahren mit einem Anlieger wieder ins Schärenfahrwasser hinein. So haben wir einfach ein paar Optionen mehr, falls der Wind ganz einschlafen sollte. Außerhalb der Schären müssten wir bis zur Leuchtturminsel motoren, während wir innen auch einfach an der nächsten Schäre den Anker auswerfen könnten. Bis kurz vor Bergö hält der Wind dann auch durch und wir kommen langsam, aber immerhin stetig weiter nach Norden. Am Ende entscheiden wir uns doch noch Vaasa anzulaufen. Zwar soll die Stadt nicht unbedingt sehenswert sein, aber immerhin ist sie mit 220 niederschlagfreien Tagen im Jahr die sonnigste Stadt Finnlands. Das wollen wir uns doch nicht entgehen lassen. Außerdem haben wir Hoffnung, hier mal wieder einen Internetanschluss zu bekommen. Erstens sollen diese Zeilen mal wieder veröffentlicht werden und zweitens wollen wir uns unbedingt eine Mittelfristwettervorhersage anschauen. Da der finnische Seewetterbericht für morgen schwache Winde vorhersagt und unser Wetterfax auch für die nächsten Tage keine Windauffrischung zeigt, stellen wir unser Ziel Haparanda derzeit etwas in Frage. Für uns macht es eigentlich wenig Sinn die nächsten 100-200 sm zu motoren. Außerdem werden auch die „anlaufbaren“ Häfen für uns immer weniger, so dass immer weite Strecken von 60-80 sm zurück gelegt werden müssen. Durch die Starkwindtage in Rauma und Kristiinankaupunki sind wir außerdem zeitlich hinter unserem Törnplan zurück, so dass einige Häfen wie Oulu schon aus der Planung gestrichen wurden. Wie dem auch sei, der Wetterbericht bringt hoffentlich Klarheit. Ein wenig Hoffnung Haparanda zu erreichen haben wir noch, doch wenn es nicht klappt, freuen wir uns halt auf ein paar Tage mehr Höga Kusten und Aalandinseln.

Freitag, 21. Juli 2006: Vaasa 0 sm

Mist, der Wetterbericht verheißt Schwachwind. Wir diskutieren hin und her und beschließen schließlich Haparanda von unserer Route zu streichen. Auch wenn noch ein wenig Hoffnung bleibt…! Heute jedenfalls machen wir mal wieder einen Hafentag. Wir nehmen die Räder und fahren von der Insel Vaskaluoto, wo der Yachthafen liegt, aufs Festland in die Stadt. Obwohl und unsere Reisebekanntschaften bisher alle erzählt haben, dass Vaasa nicht so toll sein soll, finden wir es eigentlich ganz nett hier. Es gibt zwar kaum die obligatorischen Holzhäuser, dafür aber eine sehr lebendige Innenstadt. Am meisten freut mich, dass es einen gut sortierten Buchladen gibt und ich endlich meine Bordbibliothek wieder auffüllen kann. Ich erstehe sechs Krimis auf Englisch und bin damit hoffentlich für den Rest der Reise versorgt. Auch für Axel gibt es in Form von Spiegel Spezial und Financial Times mal wieder etwas Lesefutter. Außerdem wandert das Superyachtmagazin Boote International in unseren Rucksack. Nach der Stadterkundung fahren wir zur Bibliothek, wo wir hoffen eine Internetverbindung zu bekommen. Und tatsächlich, unter den Bäumen am Eingang sitzend, bekommen wir eine Verbindung und können endlich mal wieder Emails abrufen. Leider scheint eine ftp-Verbindung nicht erlaubt zu sein, so dass wir es nicht schaffen diese Seiten mal wieder zu aktualisieren. Oh je, und dass wo schon erste Anfragen per Email eintrudeln wo wir denn so stecken und warum es keine neuen Berichte gibt. Tja, tut uns leid, geschrieben ist immer schon alles. Nur mit der Verbindung zum Netz klappt es seit Uusikaupunki irgendwie nicht mehr. Nachdem wir noch den gut ausgestatteten Supermarkt geplündert haben, geht es dann wieder an Bord. In Kristiinankaupunki haben wir ein tolles neues Kochbuch erstanden und Axel ist ganz wild darauf eines der Rezepte auszuprobieren. Ausgesucht hat er sich Hähnchenbrustfilet mit Sesamkruste, dazu Rotweinsauce mit Sternanis, Risotto mit getrockneten Tomaten und ein Ruccolasalat mit Schafskäse. Unter Zuhilfenahme der verfügbaren Bordmittel wie zusätzlicher elektrischer Kochplatte und sämtlicher Kochtöpfe wurde das Meisterwerk dann auch vollendet. Geschmeckt hat es wie zu vermuten sehr lecker, jedoch waren die drei Stunden Abwasch danach etwas lästig.

Samstag, 22. Juli 2006: Vaasa – Valassaaret 37,5 sm

Die Sonne weckt uns und wir machen uns nach einem leckeren Frühstück mit Müsli mal wieder auf den Weg. Von Freddie und Heinke haben wir den Tipp bekommen die Insel Valassaaret anzulaufen. Zwar steht der Hafen nicht im Hafenhandbuch, aber die Crew der „Schüddelfrost“ hat dort auf dem Weg von Schweden nach Finnland bereits Halt gemacht und alles ausgetestet. Lediglich „von den Leuten mit schusssicheren Westen“ sollten wir uns nicht verwirren lassen. Da wir erstmal mächtig durch die Flaute motoren müssen, bleibt Haparanda weiterhin in weiter Ferne. Doch schließlich briest es auf und wir können herrlich auf die Insel Valassaaret zusegeln. An dieser Stelle des Quarken genannnten Seegebietes kommen sich Finnland und Schweden am nächsten. Jedenfalls wenn man die Seeverbindung nimmt. Gerade einmal 12,5 sm trennen die beiden Länder hier. Früher führte eine Postverbindung über diese Meerenge und im Jahre 1809 griffen die Russen Schweden über diesen Weg an. Heute befindet sich auf der Insel Valassaaret ein Stützpunkt des finnischen Grenzschutzes und die Radarüberwachung für den Tiefwasserweg zwischen Schweden und Finnland. Kaum das wir an der kleinen Holzpier angelegt haben, sehen wir auch schon einen der militärisch gekleideten Bewohner. Mir scheint jedoch, dass die schusssichere Weste eher eine Schwimmweste ist. Wir fragen aber doch lieber nochmal nach, ob man hier auch tatsächliche liegen bleiben darf und bekommen ein freundliches „Yes, of course“ als Antwort. Wenig später taucht auch noch ein zweiter Grenzschützer auf und begrüßt uns mit einem herzlichen „Welcome to Valassaaret“. Er stellt sich als Mikael vor und erzählt uns ein wenig über die Insel. Sie ist Naturschutzgebiet, so dass einige Bereiche nicht betreten werden dürfen. Ansonsten könnten wir uns frei bewegen und auch den Weg zum Leuchtturm gehen. Wir sollten uns auch nicht vor den Schafen ängstigen, die hier frei rumlaufen würden. Er müsste jetzt leider auf Patrouille und wir sollten uns nicht stören lassen, wenn sie gegen fünf Uhr morgens wieder kämen. Na, da könnten sich unsere Grenzschützer aber wirklich mal ’ne Scheibe Nettigkeit abschneiden! Selten sind wir so freundlich begrüßt worden. Schade eigentlich, dass wir die Insel jetzt für uns alleine haben. Mit den Jungs hätte man sicher noch nett klönen können. Der Gang zum Leuchtturm ist uns zwar zu weit, jedoch bringt ein kurzer Rundgang auch schon einige nette Impressionen der Insel. Die Natur ist hier gleichzeitig karg und doch sehr abwechslungsreich. Man merkt richtig, dass es hier bis spät im Frühjahr noch sehr kalt ist. Trotzdem schafft es die Vegetation innerhalb kürzester Zeit zu blühen und alles zu überwuchern. Beherrscht wird das Ganze außerdem von Unmengen an Vögeln. Hier soll es sogar Seeadler geben. Die bekommen wir zwar nicht zu sehen, dafür aber Unmengen an Seeschwalben, Möwen und lustigen Vögeln, die aussehen wie fliegende Pinguine. Abends wird mal wieder gegrillt und angesichts der Wettervorhersage von SW 3-4 beschließen wir doch noch Haparanda anzulaufen. Die 160 sm wollen wir in einem Schlag zurücklegen und die nächste Nacht durchsegeln. Wäre ja gelacht, wenn wir so eine kurze Strecke nicht schaffen würden! Immerhin wollen wir ja irgendwann mal den mächtigen Atlantik bewältigen. Da muss man – habe ich jedenfalls gehört – ja auch mal nachts durchsegeln.

Sonntag, 23. Juli 2006 und Montag, 24. Juli 2006: Valassaaret – Haparanda 164 sm

Die Wettervorhersage stimmt, es weht ein netter Wind aus Südwest und wir machen uns noch vor dem Frühstück auf den Weg. Einzig der Ankerbojenfanghaken will zunächst unsere Abreise verhindern. Er hat sich verklemmt und wir bekommen ihn erstmal nicht von der Boje ab. Es dauert eine Viertelstunde mit viel Geziehe und Vorwärts-Rückwärtsfahrerei, bis wir ihn endlich lösen können. Doch dann kann uns nichts mehr halten. Wir setzen direkt nach der Hafenausfahrt die Segel und segeln mit 8-9 Knoten in Richtung Haparanda. Unsere ETA wechselt dabei zwischen 2 und 6 Uhr morgens, je nach gerade erreichter Geschwindigkeit. Die Sonne scheint auch mal wieder, nur der kalte Wind im Cockpit ist etwas lästig. Aber dafür holen wir einfach unsere Decken an Deck. Sieht zwar aus wie Rentnerbank, hält aber schön warm. Gegen Abend verdunkelt sich dann leider der Himmel und ein Gewitter zieht aus. Eine faszinierende Wolkenformation schiebt sich an uns heran und kaum ist der abendliche Abwasch erledigt, fällt die erste Böe ein. Wir bergen vorsichtshalber direkt die Segel und motoren ins Dunkle hinein. Doch der erste Wind war auch direkt der letzte. Wie so oft nach einer Böenwalze bleibt danach der Wind völlig aus. Während vor und neben uns die Blitze zucken, bleiben wir zum Glück zunächst von weiteren Unannehmlichkeiten verschont. Über unser Radar verfolgen wir den Lauf des Gewitters bzw. der damit einhergehenden Regenschauer und stellen erfreut fest, dass das ganze Gebilde vor uns entlang zieht. Wir setzen wieder die Segel und haben nun statt Südwest den Wind aus Ost. Und dann erwischt uns doch noch der Regen. Wir müssen zum ersten Mal seit langer Zeit wieder unser Ölzeug anziehen! Da der Wind den Regen ins Cockpit treibt, spannen wir unser Bimini auf und nutzen es heute mal als Regenschutz. Gegen 23 Uhr überqueren wir den 65sten Breitengrad und genehmigen uns dafür einen Schluck Gammel Dansk bzw. Grappa. Danach verschwindet Axel unter Deck, während ich meine erste Wache antrete. Durch die Nacht zu segeln ist in dieser Gegend nicht wirklich aufregend. Erstens ist es auch um ein Uhr nachts noch hell und Zweitens scheint außer uns kein anderes Schiff hier unterwegs zu sein. Um 1 Uhr muss ich Axel frühzeitig wieder aus dem warmen Bett holen. Der Wind ist total eingeschlafen uns wir dümpeln mit 3 kn dahin. Dazu schlägt das Segel in der Dünung ständig gegen die Wanten. Weiter geht es also unter Motor. Ich verhole mich in die Koje und versuche trotzt des Lärms ein wenig zu schlafen. Das laute, aber gleichmäßige Wummerns des Motors kann man ja gerade noch ignorieren. Das unregelmäßige Aufheulen der Schraube in den Wellen raubt einem jedoch die Nerven. So löse ich Axel gegen 3:30 Uhr dann zwar gut aufgewärmt, aber wenig ausgeschlafen ab und Axel legt sich schlauerweise in den Salon zum Schlafen. Der Wind hat inzwischen doch auch tatsächlich auf Nordwest gedreht und leise, still und heimlich auch noch aufgefrischt. Da wir jedoch inzwischen das Schärenfahrwasser erreicht haben, ist an Segeln auch weiterhin nicht zu denken. Oder zumindest haben wir keine Lust um diese Uhrzeit auch noch zu Kreuzen. Kurz vor Haparandahamn wird Axel dann geweckt und wir machen um 6:45 Uhr am nördlichsten Ziel unserer Reise fest. Nach einem Glas Champagner geht es dann erstmal in die Kojen, um wenigstens noch ein bisschen Schlaf nachzuholen. So machen wir uns auch erst mittags, nach einem ausgedehnten Frühstück, zur ersten Landerkundung auf. Wir besichtigen das berühmte Clubhaus, in dem sich jeder Segler mit einem Gästebucheintrag und einer aufgehängten Flagge verewigt. Wir finden den Gästebucheintrag von Manni und Bine, sowie die Flagge der SY Hippopotamus. Natürlich lassen auch wir eine Bremenflagge mit Namen und Datum und einen Gästebucheintrag zurück. Danach geht es mal wieder mit den Fahrrädern los. Erstaunlicherweise ist die Gegend nicht so platt, wie wir eigentlich gedacht haben. Es geht einen Hügel nach dem anderen rauf und runter. Bei 25° C im Schatten gar nicht so unanstrengend. Wir schaffen es daher nur in den nächsten Ort Nikkalla und verkneifen uns eine Tour nach Haparanda, das immerhin 18 km entfernt ist. Den Rest des Tages verbringen wir dann damit uns von den Strapazen der Nacht zu erholen und halten das eine oder andere Mittagsschläfchen im Cockpit. Abends wird mal wieder gegrillt und wir bleiben zum Glück von den berühmten Mückenschwärmen verschont. Dafür werden wir allerdings von jede Menge kleinen Flugviechern umschwirrt, so dass wir bereits früh unter Deck flüchten.

Dienstag, 25. Juli 2006: Haparanda – Smaskär 38,8 sm

Da sich Haparanda und Umgebung nicht mal so eben leicht erkunden lassen, wie wir gedacht hatten und ein Ausflug zum Nordkap eh aus zeitlichen Gründen schon gestrichen wurde, machen wir uns heute wieder auf den Weg nach Süden. Erfreulicherweise haben wir dafür auch den bestellten Nordwind, so dass wir herrlich vor dem Wind aus den Schärengarten von Haparanda wieder herausfahren können. Als Ziel des Tages haben wir uns Brändöskär ausgesucht, welches einen „hübschen Fischereihafen mit netten Holzhäusern“ verspricht. Die Hafentiefe soll 2,5 – 4 m betragen und auch die Zufahrt ist mit mindestens 6 m tief genug für uns. Vor der Einfahrt in den Naturhafen muss nur noch eine Untiefentonne an Steuerbord gerundet werden und schon liegt man wie in Abrahams Schoß. Während ich schon mal die Leinen und Fender klar mache, steuert Axel mit langsamen 3 kn in schönem Abstand an der Untiefentonne vorbei. Und dann rummst es gewaltig. Ich falle auf die Knie und Axel wird gegen das Steuerrad geschleudert. Irgendwie haben wir es schon wieder geschafft einen Stein zu treffen. Und das mitten im Fahrwasser auf der richtigen Seite der Untiefentonne. Wie kann so was nur passieren? Zum Glück waren wir mal wieder langsam genug und es scheint nichts kaputt gegangen zu sein. Wir ärgern uns trotzdem und wundern uns, wie in einem tiefen Fahrwasser plötzlich ein Stein in 2 m Tiefe auftauchen kann. Des Rätsels Lösung scheint die elektronische Seekarte zu liefern. Laut dieser befanden wir uns nämlich nicht wie vorgegeben links von der Untiefentonne, sondern rechts davon. Also somit mitten auf der Untiefe drauf. Da wir uns eigentlich nach den Ungenauigkeiten der elektronischen Seekarte in Farö lieber auf die sichtbaren Seezeichen verlassen, waren wir natürlich auch hier entsprechend gefahren. In diesem Fall scheint jedoch leider eher die Tonne ungenau gewesen zu sein. Wer weiß in welchem Sturm sie etwas abgetrieben ist, oder ob man sie im Frühjahr vielleicht einfach ein paar Meter zu weit nach rechts gelegt hat. Wahrscheinlich ist außer uns auch noch keinem aufgefallen, dass die Tonnenlage nicht mehr stimmt, da wir bestimmt das größte Schiff mit den meisten Tiefgang in diesem Jahr waren, welches den Hafen anlaufen wollte. Frustriert geht es ein paar Seemeilen weiter, wo wir vor der Insel Smaskär einen herrlichen Ankerplatz finden. Hier liegen wir wunderbar, genießen den Sonnenuntergang und verkriechen uns vor den aufziehenden Mückenschwärmen in unsere Kuchenbude. Gut, dass wir wie bei Blue Noot wieder Mückengitter haben einbauen lassen. So können wir schön draußen sitzen, den spektakulären Sonnenuntergang betrachten und den Mücken eine lange Nase zeigen.

Mittwoch, 26. Juli 2006: Smaskär – Lulea 22,2 sm

Bei einem leichten Nordwind machen wir uns nach dem Frühstück auf den Weg nach Lulea. Diese Hafenstadt soll den größten Erzumschlagplatz im Norden haben. Wir brauchen jedoch keine Ladung Eisen, sondern wollen mal wieder ein wenig unsere Bordvorräte auffüllen. Außerdem bleibt in einem großen Hafen immer die Hoffnung auf eine Internetverbindung bestehen. Die kurze Strecke ist schnell zurück gelegt und wir sind bereits am frühen Nachmittag in Lulea. Der Weg zur Stadt ist weniger einladend, da wir an den Verladepiers der Kohle- und Erzindustrie vorbei müssen. Beim Yachthafen angekommen, stellen wir dann leider fest, dass wir dort wohl nicht reinpassen werden. Die Auslegerstege wären wohl selbst mit Blue Noot schon kritisch gewesen und auch der Platz zum Manövrieren scheint arg klein zu sein. So drehen wir noch vor der Hafeneinfahrt ab und legen uns stattdessen an die direkt nebenan befindliche Pier. Hier muss ich zwar beim Anlegen ziemlich hoch hinauf, doch ein geschickter Schritt über den Bugkorb hilft beim Anlanden. Wir machen uns auf zum Stadtbummel und entdecken direkt am Hafen einen Yachtausstatter und einen gut sortierten Supermarkt. Was will man mehr! Lulea ist größer als wir gedacht haben und verfügt über eine belebte Fußgängerzone in der Innenstadt. Danach gehen wir gleich noch mal mit dem Laptop unter dem Arm los in der Hoffnung, dass wir irgendwo in dieser Stadt eine Internetverbindung über unser WLAN bekommen können. Es muss schon lustig aussehen, wie wir mit unserem Laptop auf dieser und jener Parkbank sitzen. Leider finden wir nirgendwo einen Zugang zum WorldWideWeb und auch ein Internetcafe ist nirgends zu entdecken. Schade, würden wir doch gerne mal wieder unsere Erlebnisse veröffentlichen und so den Verwandten und Freunden daheim mitteilen. Frustriert bringen wir den Laptop wieder aufs Schiff und wollen nun das Restaurant am Hafen entern, um wenigstens eine leckere Mahlzeit zu bekommen. Dort werden wir jedoch direkt wieder raus beordert. Wir hätten doch bitte reservieren sollen. Man erwarte noch jede Menge Gäste und es wäre kein Platz mehr frei. Erstaunlich, bisher ist erst ein Tisch von den hundert Plätzen besetzt. Da muss ja wohl noch ein Bus kommen, damit das Restaurant auch tatsächlich überfüllt ist. Und dass, obwohl schon acht Uhr durch ist. Na gut, dann kochen wir eben doch wieder selber. Schmeckt im Zweifelsfall eh besser!