Im dritten Teil unserer Reise ging es entlang der Küste Frankreichs vom 23. Juni bis 23. Juli .
Samstag, 23. Juni 2007: St. Peter Port/Guernsey – Lézardrieux 54,9 sm
Puh, wenn man so spät ins Bett gekommen ist, dann ist 5.30 Uhr einfach viiieeel zu früh zum Aufstehen. Hilft aber nix, wir müssen raus. Der Wetterbericht hat uns Nordwestwind in 4-5 Beaufort versprochen. Ideal um wieder nach Frankreich zurück zu fahren. So legen wir dann auch tatsächlich pünktlich um 6 Uhr ab und verlassen St. Peter Port mit den ersten Sonnenstrahlen. In Lee der Insel haben wir erst Bedenken, ob der versprochene Wind auch wirklich kommt. Gut geschützt setzen wir unser Segel und rauschen durch den Little Russel. Doch als wir die Südspitze von Guernsey erreichen, stellt sich die Windvorhersage doch als richtig heraus. Jedenfalls teilweise. Statt wie versprochen mit Sonnenschein pur, zeigt sich der Himmel grau und bedeckt. Lausig kalt (ca. 16°C) ist es außerdem. Die Windstärke stimmt zwar, doch kommt der Wind nicht aus Nordwest, sondern auch West. Für uns bedeutet das eine schöne Amwindtour nach Frankreich. Da der Wind hier in der Gegen sehr viel Anlauffläche (die so genannte Fetch) hat, bauen sich auch bei 4-5 Windstärken schon ganz nette Wellen auf. Wir reffen auf jeden Fall erstmal unsere Segel und sausen dann mit 8,5 kn die Wellenberge rauf und runter. Dabei kommen erstaunliche Mengen Wasser über. Nicht problematisch, aber es ist schon lustig, wenn am Segel und auf der Sprayhood plötzlich Seegras hängt. Das Wasser bereitet uns allerdings dann doch noch ein Problem. Da unser Ruderlager ja immer noch undicht ist (es soll erst in La Rochelle repariert werden), haben wir einige Liter Wasser in der Bilge. Bei der heutigen Schräglage schwappt das Wasser allerdings schön an den Seitenwänden hoch und arbeitet sich so in Bereiche, wo man eigentlich ungern Seewasser hat. Als Erstes bemerken wir das Dilemma in der Kombüse. Hier schwappt eine schöne Pfütze am Boden herum. Wir versuchen dem Wasser mit dem Schwamm Herr zu werden, doch irgendwie kommt immer wieder welches nach. Außerdem ist es bei dem Geschaukel auch gar nicht so ohne unter Deck Arbeiten durchzuführen. Es ist ein bisschen wie Achterbahn fahren und zu versuchen sich dabei den Schnürsenkel zuzubinden. Als wir das Gröbste beseitigt haben, lassen wir schließlich einfach den Schwamm liegen und wringen ihn nur noch ab und zu aus. So segeln wir einigermaßen gemütlich an den felsigen Untiefen Plateau des Roches Douvres und Plateau de Barnouic vorbei. Beide werden durch riesige Leuchttürme markiert und erheben sich aus einer Tiefe von 40 bis 50 m mitten aus dem Meer heraus. Hinter dem Plateau de Barnouic fängt für uns dann die härtere Segelei an. Wir müssen kreuzen, um unsere Ziel am Rivière de Trieux zu erreichen. Da wir den Strom dummerweise gegenan haben, erreichen wir einen bombastischen Wendewinkel von 140°, segeln also mehr oder minder auf der Stelle hin und her. Natürlich hat auch der Wind gerade passend auf Südwest gedreht, also mal wieder genau in die falsche Richtung. Da wir gerade erst einmal Mittag haben, ist auch das eigentlich kein Problem. Wir haben ja Zeit. Doch bei der ersten Wende auf Steuerbordbug schwappt das Wasser schön an der Bordwand entlang und sucht sich nun seinen Weg über die Arbeitsplatte in der Küche. Es tropft unter den Zwiebeln entlang, aus dem Ofen heraus und landet schließlich überall auf der anderen Seite des Schiffes. Na Klasse! Inzwischen haben wir außerdem festgestellt, dass auch in unserer Achterkabine das Wasser leicht hin- und herschwappt. Dafür stampft sich Hello World mit nur noch 5 kn gegen die Tide an. Herrlich!!! Immerhin ist inzwischen die Sonne ein wenig heraus gekommen. Nach vier Wenden und einigen dutzend Wischversuchen unter Deck können wir schließlich die Granitfelsen der Île de Brehat gut freihalten und erreichen den Rivière de Trieux. Den Fluss hinauf müssen wir nun allerdings unter Motor fahren. So haben wir wenigstens Zeit uns auf die herrliche Landschaft zu konzentrieren. Man könnte fast meinen in Schweden oder Norwegen zu sein. Überall bewaldete Felsen, hier und da schaut ein kleines oder auch größeres Häuschen aus dem Wald hervor und überall ankern Boote. Nach ein paar Meilen erreichen wir so unseren Zielort Lézardrieux. Dort kommt uns mal wieder der Hafenmeister schon in seinem Bötchen entgegen und leitet uns zu einer Mooringtonne. Er nimmt auch noch freundlicherweise unsere Leine an und macht uns an der Mooringtonne fest. So müssen wir nicht erst vom Bug aus mit dem Bojenfanghaken hantieren. Gerade, als wir uns dann entspannt zurücklehnen wollen, stellt Axel fest, dass wir noch an einer dritten Stelle Wasser stehen haben. Im Vorschiff sind unsere Staufächer unter den Kojen jeweils etwa 2 cm hoch mit Wasser gefüllt und alle Sachen, die dort gelagert werden, sind schön nass geworden. Leider ist auch die eine Matratze schön nass geworden. Nun beginnt die eigentliche Arbeit des Tages. Wir räumen alles aus, spülen es mit Süßwasser ab, sortieren die ruinierten Sachen aus, lassen die Heizung laufen, um alles wieder trocken zu bekommen und sortieren schließlich alles wieder ein. Irgendwie auch klar, dass es, just als wir alle Sachen im Cockpit verteilt haben, anfängt zu regnen, oder? Glück im Unglück: In der Achterkabine beschränkt sich der Wasserschaden auf die Bodenbretter. Weder Schrankinhalt noch Betten haben etwas abbekommen. Bis unser Ruderlager repariert ist, wollen wir jetzt jedenfalls lieber auf harte Amwindritte verzichten. Noch mal das ganze Dilemma brauchen wir nämlich eigentlich gar nicht. Während wir noch unsere gesäuberten Sachen wieder einsortieren, kommen auch Daniel und Eva in Lézardrieux an. Auch bei ihnen hat es einen leichten Salzwassereinbruch gegeben, doch noch wissen sie nicht, wo das Wasser eigentlich her kommt. Wir nehmen die Aphrodite bei uns längsseits und können so am Abend mal wieder gemütlich beisammen sitzen. Allerdings sind wir alle ziemlich geschafft und halten heute mal nur bis knapp zehn Uhr durch.
Sonntag, 24. Juni 2007: Lézardrieux 0 sm
Es regnet! Und zwar in Strömen. Ein Tiefdruckgebiet zieht laut Wetterbericht über die Biscaya nach Norden und bringt uns in den nächsten Tagen schlechtes Wetter und viel Wind. Da wir ja bekanntlich bei Regen nicht auslaufen, beschließen wir schön an unserer Mooringtonne hängen zu bleiben. Auf den geplanten Dinghyausflug den Fluss hinauf und ins Städtchen verzichten wir auch lieber. Stattdessen sitzen wir unter Deck, genießen die Heizungswärme, lesen, schreiben und funken. Abends veranstalten wir einen kleinen Spleiskurs für Eva und Daniel. Während ich die Beiden in die Kunst des Spleisens von geschlagenem Tauwerk einweise, kocht Axel uns leckere Spaghetti Aglio Olio. Wie immer wird es ein sehr netter und sehr langer Abend.
Montag, 25. Juni 2007: Lézardrieux 0 sm
Immerhin, der Dauerregen hat erstmal wieder aufgehört. Während wir morgens noch von der Sonne geweckt werden, kommen später jedoch immer wieder unschöne Schauerböen durch. Da die Wettervohersage nicht wirklich gut ausfällt, beschließen wir noch einen weiteren Tag an unserer Mooring hängen zu bleiben. Axel nutzt die paar Sonnenstrahlen zu einem erfrischenden Morgenbad vorm Frühstück. Dafür, dass wir eigentlich in einem Fluss liegen, ist das Wasser erstaunlich salzig hier. Und natürlich viel, viel zu kalt! Nach einem kleinen Frühstück satteln wir das Beiboot und fahren an Land um uns endlich auch mal das Städtchen anzuschauen. Wir finden malerische Häuser, eine kleine Einkaufsstraße auf dem Hügel und einen ordentlich ausgestatteten Supermarkt. Den plündern wir natürlich umgehend und füllen mal wieder unsere Bordvorräte auf. Insbesondere Orangensaft und Wasser müssen dringend her. Schwer bepackt geht es wieder zurück zum Schiff. Nach einer kurzen Vespa mit frischem Baguette, Käse und Salami brechen wir zu einem kurzen Dinghyausflug auf. Während Eva und Daniel wacker durchhalten, haben Axel und ich schon nach kurzer Zeit die Nase voll und drehen wieder um. So entgehen wir zum Glück den wenig später einsetzenden Schauern und können das Ekelwetter schön trocken aus dem Cockpit beobachten. So richtig trocken allerdings auch nicht, da wir auf unserem kleinen Ausflug wohl jede Welle abbekommen haben, die auf dem Fluss zu finden war. Abends kochen Eva und Daniel für uns Langustinos mit Baguette und leckerer Sauce. Wir schnacken mal wieder bis spät in die Nacht und überlegen, wann wir denn nun endlich weitersegeln können.
Dienstag, 26. Juni 2007: Lézardrieux 0 sm
Um 6.30 Uhr werfe ich mal schnell einen Blick nach draußen, ob sich das Ablegen heute lohnt. Es lohnt natürlich nicht. Der Wind bläst immer noch ziemlich böig und der Himmel ist grau verhangen. Da bleiben wir doch lieber im warmen Bettchen und warten auf Wetterbesserung. Irgendwann müssen ja die Tiefdruckgebiete auch mal wieder verschwinden. Auf Amwindsegeln bei Starkwind und Regen haben wir jedenfalls keine Lust. Entsprechend spät wird dann irgendwann gefrühstückt. Am späten Vormittag machen wir uns mit unserer Gummisau und einer riesigen Tasche Dreckwäsche auf den Weg ins Örtchen. In der Nähe vom Hafen gibt es einen Waschsalon und wir wollen die Gelegenheit nutzen unsere Wäsche zu waschen. Während Axel sich weiter den Ort hinauf zum Einkaufen begibt, sitze ich im Waschsalon und unterhalte mich in einem Gemisch aus Englisch und Französisch mit einer älteren Dame, die hier ihre Kopfkissen wäscht. Nach ein 1 1/2 Stunden holt Axel mich mit der fertig gewaschenen und getrockneten Wäsche wieder ab und wir fahren zurück zum Boot. Dort wird dann erstmal kräftig geschraubt. Eva und Daniel wollen ihre Achterstagpüttinge noch mit einer Metallplatte hinterfüttern. Dafür müssen jedoch erst ein paar Löcher gebohrt werden. Gar nicht so einfach! Das Edelstahl wehrt sich lange Zeit, muss dann aber doch angesichts der geballten Kraft von Axel, Daniel und dem Bohrer nachgeben. Ich sitze derweil im Cockpit und lese ein spannendes Buch. „Unter Verschluss“ von Greg Iles hält mich derart in seinem Bann, dass ich zuerst gar nicht auf des leise Klopfen am Rumpf reagiere. Doch schließlich bemerke ich die beiden Herren vom Zoll, die mit ihrem Beiboot achtern bei uns angelegt haben. Sie fragen, ob sie an Bord kommen dürfen und wollen unsere Pässe und die Bootspapiere sehen. Alles läuft recht entspannt ab und die Beiden sind wie gewohnt sehr beeindruckt von unseren Reiseplänen. Danach schauen sie noch schnell bei Eva und Daniel vorbei und sind auch da eher beeindruckt anstatt böswillig kontrollieren zu wollen. Während wir einige Zeit später aufgrund der Kälte bereits unter Deck sitzen, klopft es plötzlich erneut an unsere Bordwand. Diesmal ist es Eva, die sich fragt, ob sich vielleicht unser Antifoulingsystem in der Mooringboje verfangen haben könnte. Ein kurzer Blick bestätigt dummerweise diese Vermutung. Nun zerren wir erstmal gemeinsam an der Boje, an der Befestigung des Antifoulingsystems und an unserer Festmacherleine. Es bringt alles nichts. Das Teil scheint hoffnungslos vertörnt zu sein. Erst die Kombination aus Axel zieht die Boje an einer Hilfsleine und mit Winschenkraft nach oben und Brit greift todesmutig vom Beiboot aus in die schleimig bewachsene Kette bringt den erhofften Erfolg. Wir bekommen unseren Kupferstab mitsamt Kabel und Befestigungsleine wieder. Lediglich der Stecker reißt bei dem Manöver ab, kann jedoch vor dem Sturz ins Wasser gerettet werden. Man sollte also wohl besser in Tidengewässern und an der Mooringboje hängend auf den Einsatz des Antifoulingsystems verzichten. Nach dieser ganzen Aufregung schauen wir uns abends mit Eva und Daniel zur Entspannung die DVD „Leon, der Profi“ mit Jean Reno und Natalie Portman an. Nicht schlecht, wenn auch an einigen Stellen ziemlich brutal.
Mittwoch, 27. Juni 2007: Lézardrieux 0 sm
Das Wetter wird von Tag zu Tag besser. Heute haben wir sogar einige blaue Stellen zwischen den Wolkenbergen. Da die Windvorhersage jedoch immer noch nicht wirklich besser ist, bleiben wir auch heute noch in Lézardrieux. Wer hat schon Lust gegen West 5-6 aufzukreuzen? Wir jedenfalls nicht unbedingt. Da es heute wenigstens nicht dauerhaft regnet, machen wir uns nach dem späten Frühstück auf einen kleinen Spaziergang durch das Städtchen. Da es windtechnisch wohl auch die nächsten Tage so bleiben soll, machen wir uns seelisch schon mal darauf gefasst, dass wir demnächst in Lézardrieux eingebürgert werden. Da wollen wir doch lieber schon mal einen Blick auf unsere neue Heimat werfen. Es gibt Schlimmeres! Lézardrieux ist nämlich ein sehr hübsches, wenn auch etwas verschlafenes Städtchen. Es gibt unzählige alte Bruchsteinhäuser und überall blühen die Blumen was das Zeug hält. Aber vielleicht schaffen wir es ja doch irgendwann einmal wieder von hier wegzusegeln. Laut Wetterbericht beim Hafenmeister ist für den kommenden Sonntag jedenfalls Wind aus Südost in Stärke 3 vorhergesagt. Bis dahin bleibt es bei Hackwetter aus West. Auf unserem Rückweg schauen wir noch schnell auf ein Glas Bier im Yachtclub vorbei und bekommen dort auch bald Gesellschaft von Daniel und Eva. Die Beiden hatten heute Waschtag und sind gerade auf dem Weg zurück zum Schiff. Zurück an Bord gibt es erstmal Kaffee und Apfelkuchen aus der örtlichen Bäckerei. Sehr lecker! Während ich es dann tatsächlich schaffe ein drahtloses Internet aufzutreiben, versucht Axel seinen Freediver mit einem neuen Verlängerungskabel auszustatten. Allerdings bereitet die Kabellänge von 25 m ihm dabei zunächst einige Probleme. Es geht einfach nicht genug Strom durch die Leitung. Am Ende hilft es nur das Kabel auf 12 m einzukürzen, aber dann klappt es auch mit der Spannung. Zum Abendessen gibt es bei uns heute mal was aus der Dose. Bereits in Dunkerque hatte wir im Supermarkt eine Dose Confit de Canard erstanden, die heute endlich dran glauben muss. Das Confit entpuppt sich als fünf Entenkeulen in reinem Entenschmalz eingelegt. Viel zu fett! Nach Gebrauchsanweisung soll man die Keulen in dem Fett erhitzen und dann einfach essen. Das wollen wir eigentlich aber nicht so recht unseren Gallen zumuten. Also werden die Keulen aus dem Schmalz heraus genommen und nur kurz im Restfett angebraten. Dazu brutzeln wir noch Schalotten und Champignons, löschen das Ganze mit Rotwein und Orangensaft ab und schon ist das Abendessen perfekt. Beim Essen leisten uns Eva und Daniel Gesellschaft und wir verbringen mal wieder einen netten Abend.
Donnerstag, 28. Juni 2007: Lézardrieux 0 sm
Langsam fällt es mir echt schwer noch etwas Neues über Lézardrieux zu schreiben. Eigentlich ist jeder Tag hier irgendwie gleich. Es regnet, es weht zu viel Wind und wir machen täglich eine Fahrt mit dem Beiboot an Land. Versuchsweise legen wir heute auch mal die Angel aus. Allerdings reicht unsere Geduld mal wieder nicht, um einen Fisch an Land ziehen zu können. Inzwischen haben wir allerdings eine Lösung für unser Ruderlager. Der Hersteller sitzt in La Rochelle und hat dort alle Möglichkeiten für eine Reparatur. Eigentlich würden wir das Ganze zwar lieber schon in Brest reparieren lassen, doch dort stehen ihm nicht die entsprechenden Handwerker bereit. So werden wir nun auf dem schnellstmöglichen Weg nach La Rochelle segeln. Dabei werden wir zwar einige nette Örtchen überspringen müssen, aber für uns ist es im Moment wichtiger das Schiff wieder dicht zu bekommen. Doch im Moment müssen wir noch weiter in Lézardrieux ausharren. Erst am Samstag soll das Wetter einigermaßen besser werden. Dann wollen wir entweder nach Trebeurden oder direkt weiter nach L’Aberwrac’h (ja, das schreibt sich wirklich so) segeln. Danach soll es dann über Camaret sur Mer, Benodet, Belle Île und Les Sables de Olonnes nach La Rochelle gehen. Drückt uns doch bitte alle die Daumen, dass das Wetter dabei einigermaßen mitspielt!
Freitag, 29. Juni 2007: Lézardrieux 0 sm
Was soll ich sagen: Es regnet. Und zwar mehr oder minder durchgängig den ganzen Tag. Da wir Lézardrieux inzwischen wie unsere Westentasche kennen, begeben wir uns daher heute einfach nicht von Bord. Lediglich Axel fährt einmal kurz an Land um unseren Müll zu entsorgen. Ein Gutes hat das Wetter aber auch. Es ist genau richtig um einen schönen Eintopf zu kochen. So entsteht abends auch Kartoffeln, Möhren und Schnitzelfleisch mein berühmter Möhreneintopf. Lecker und rasend schnell und einfach zubereitet. Eva und Daniel leisten uns beim Verzehr Gesellschaft und wir klönen mal wieder bis spät abends. Nicht zu spät, denn morgen soll es nun endlich los gehen. Die Wettervorhersage ist gut und verspricht uns Wind aus Süd mit 4 später 5 Windstärken. Da kann man den Schlag nach Trébeurden wohl endlich wagen. Ab Sonntag soll es dann allerdings auch schon wieder Starkwind geben. Na ja, das kennen wir ja inzwischen schon nicht mehr anders. Wäre auch zuviel verlangt, mal ein paar Tage am Stück gutes Segelwetter zu haben.
Samstag, 30. Juni 2007: Lézardrieux – Trébeurden 32,5 sm
Endlich klingelt mal wieder der Wecker! Wenn auch nicht sehr früh zugegebenermaßen. Während unsere Nachbarn bereits um 6 Uhr abgelegt haben, können wir bis halb acht ausschlafen. Es hat schon Vorteile ein großes, schnelles Schiff zu haben. Nach einem ordentlichen Frühstück lösen wir um kurz vor 9 die Leine von unserer Mooringboje und lassen uns schön vom Strom aus dem Trieux herausschieben. Vorsichtshalber reffen wir bevor wir schließlich nach Westen abbiegen können unsere Segel zur Hälfte weg. Noch mal Wasser im Schiff verteilen, wollen wir ja nicht. Bei SSW 4-5 und mitschiebendem Strom kommen wir aber auch so auf 9-10 kn Fahrt über Grund. Eigentlich viel zu schnell, denn so kommen wir zu früh in Trébeurden. Da der Hafen mit einem automatischen Sill ausgestattet ist, können wir nur zu einer bestimmten Zeit vor und nach Hochwasser in den Hafen einfahren. Egal, erstmal segeln wir sehr nett am Leuchtfeuer Les Héaux de Bréhat vorbei. Wenig später kommen Les Sept Îles in Sicht. Die Inseln sind Naturschutzgebiet und nur eine von ihnen darf betreten werden. Insbesondere Île Rouzic ist von Massen an Seevögeln besiedelt und sieht aus der Ferne wie eingeschneit aus. Bei schönem Wetter könnte man hier sicherlich auch nett Ankern, doch heute machen die umbrandeten Felsen eher einen abweisenden Eindruck. Lediglich duzende kleine Angelbötchen wagen sich in der Hoffnung auf einen guten Fang in ihre Nähe. Wir kreuzen weiter und bestaunen die Küstenlandschaft der Côtes de Granit Rose. Überall liegen riesige Steinblöcke herum. Manche in seltsamen Formen und als ob jemand sie absichtlich dort aufgestellt hätte. Die meisten sind allerdings ein Produkt der Erosion. Jahrtausende oder Jahrmillionen hat hier das Meer an den Steinen genagt. Allerdings sieht man an manchen Stellen auch Menschengeschaffene Werke. Die Bretagne wimmelt geradezu vor so genannten Megalithen, d.h. von Menschenhand gesetzten großen Steinen. Verwendungszweck und Bedeutung dieser Steinsetzungen sind bis heute relativ unklar. Bei einzelstehenden Steinen, den Menhiren (men = Stein, hir = lang) vermutet man, dass es sich lediglich um Landmarken oder Gedenksteine handelte. Dagegen sind die so genannten Dolmen (Tischsteine) wohl Grabmonumente, bei denen aufrecht stehende Steinen einen großen Deckstein stützen. Leider gelingt es uns während unserer Fahrt jedoch nicht einige spektakuläre Fotos von dieser imposanten Küste zu schießen. Denn natürlich hat es mal wieder angefangen zu regnen. Wir erreichen schließlich gegen 15 Uhr Trébeurden und verholen uns zunächst an eine Wartemooring. Kurz vor uns läuft die Aphrodite ebenfalls auf Trébeurden zu. Während wir ein wenig länger warten müssen, können Eva und Daniel bereits nach kurzer Zeit in den Hafen einfahren. Ein freundlicher Hafenmeister hat uns über den genauen Zeitpunkt informiert, ab welchem wir das Sill gefahrlos passieren können. Kurz nach Vier ist es auch bei uns so weit. Wir fahren langsam durch das Fahrwasser zum Hafen. Immerhin bewegen wir uns laut Seekarte auf trocken fallendem Gebiet. Doch zur Zeit haben wir satte 3 bis 4 m Wassertiefe. Das reicht. Auch über dem Sill werden 3,5 m Wassertiefe angezeigt, entsprechend problemlos landen wir schließlich im Hafenbecken. Einige Probleme bereitet uns dann jedoch das Anlegen. Der recht starke Wind steht ungünstig quer zu den Auslegerboxen und Hello World will sich nicht so recht an den Steg manövrieren lassen. Scheinbar geht zusätzlich auch noch ein quersetzender Strom durch das Hafenbecken. Die Ausleger selber sind außerdem recht kurz, so dass wir eigentlich rückwärts einparken müssten. Ansonsten haben wir bei unserer Schiffslänge keine Chance erstens an Land zu gelangen und zweitens ein paar anständige Leinen zu befestigen. Nachdem Axel Hello World mit Mühe in der Boxenreihe gewendet hat, geben wir das Unternehmen Anlegen in der Box lieber auf und machen neben einer riesigen Motoryacht am Kopf von Steg F fest. So liegen wir schön mit dem Bug im Wind und können alle Leinen so belegen, wie wir es gerne haben. Nach diesem anstrengenden Segeltag haben wir uns abends mal wieder ein auswärtiges Essen verdient. Unser Reiseführer spricht von vielen Restaurants im Ort und schon direkt am Hafen werden wir auch fündig. Wir entern das Restaurant La Tourelle und genießen dort ein 4-gängiges Menü. Da Axel zwischenzeitlich seine Leidenschaft für Austern entdeckt hat, gibt es für ihn als Vorspeise neun Stück davon. Ich entscheide mit dagegen für Jakobsmuscheln. Als Hauptgang gibt es Fisch für Axel und Ente für mich. Danach genießen wir beide feinsten Camembert mit Gewürzbrot in Filoteig eingebacken. Ein kleines Dessert rundet das Essen ab. Anschließend rollen wir gemütlich an Bord zurück und gönnen uns noch einen kleinen Verdauungsgrappa bevor es in die Kojen geht.
Sonntag, 1. Juli 2007: Trébeurden 0 sm
Der Wetterbericht behält recht. Es weht wieder munter, das Rigg vibriert und heult, das Schiff schwankt selbst im Hafen. Natürlich schauert es dabei auch einige Male kräftig. Wir schlafen dabei lange aus und begeben uns mittags auf einen Rundgang über die Halbinsel Le Castel direkt beim Hafen. Zum Glück erwischen wir eine schöne Regenpause und können ein paar nette Fotos machen. Der Weg über die Insel ist teilweise recht steil und führt durch wildes Gestrüpp. Man kann einige der riesigen Granitblöcke erklimmen und hat von oben einen wunderbaren Blick über das Meer und die Baie de Lannion. Das Wasser sieht von oben ganz schön aufgewühlt aus. Deutlich lassen sich die diversen Untiefen anhand der tosenden Brandung ausmachen. Wir sind froh, dass wir eigentlich ganz gut geschützt im Hafen liegen und genießen es uns den Wind um die Nase pfeifen zu lassen. Auf unserer Wanderung kommen wir auch an den so genannten „Père Trébeurden“ vorbei. Diese Gesteinsformation lässt einen unmittelbar an die Osterinseln denken. Allerdings wurde sie nicht von Menschenhand geschaffen, sondern ist eine Kuriosität der Natur. Von Le Castel kann man über einen trocken fallenden Pass auf die kleine Insel Île Milliau hinüberwandern. Das sparen wir uns angesichts des aufziehenden Regens dann aber doch lieber für einen anderen Tag auf. Kaum das wir auf Hello World wieder angekommen sind, fängt es denn auch an zu regnen. Wir verkriechen uns unter Deck und wagen uns den Res des Tages nicht mehr hervor. Abends kochen wir uns leckere Spaghetti mit Steinpilzen. Die Steinpilze bekommen wir dabei freundlicherweise von Eva und Daniel geliehen, da unser Vorrat sich als kleiner als gedacht erweist. Abends kommt Eva noch auf ein Glas Wein vorbei, während Daniel heute Lesetag hat und lieber an Bord der Aphrodite geblieben ist.
Montag, 2. Juli 2007: Trébeurden 0 sm
Da sich unsere Frischevorräte langsam dem Ende zuneigen, machen wir uns nach dem Frühstück heute auf den Weg in die Stadt. Dazu müssen wir allerdings erstmal ca. 1,5 km bergauf laufen. Puh, ganz schön anstrengend! Gut, dass unsere Rucksäcke auf dem Hinweg noch nicht gefüllt sind. Im Intermarché erstehen wir dann frisches Gemüse, Käse und Wurst, Fleisch und ein paar Flaschen Rotwein. Außerdem wandert eine kleine Gartenharke mit in den Rucksack. Wer sich jetzt fragt, ob wir nun wohl doch endlich die Geranienkästen am Heckkorb montiert haben, der irrt gewaltig. Vielmehr gehen wir nachmittags einer ortsüblichen Beschäftigung, dem Pêche-à-pied, nach. Das Ganze funktioniert recht einfach. Man geht mit einer Harke oder Schaufel und einem Eimer bewaffnet auf die trocken gefallene Sandbank vorm Hafen, fängt an einer x-beliebigen Stelle an zu buddeln und sammelt die dabei zu Tage kommenden Muscheln in sein Eimerchen ein. Innerhalb einer halben Stunde habe ich so die Vorspeise für den Abend zusammen. Bei den Muscheln handelt es sich um so genannte Clams. Wir kochen sie abends erst kurz in Salzwasser und überbacken die Muscheln anschließend kurz im Ofen mit etwas Kräuterbutter. Sehr lecker! Eva und Daniel steuern noch ein paar Mozzarella-Tomaten bei und schon ist der erste Gang gesichert. Als Hauptgang bereite ich ein schönes deftiges Gulasch. Wie schon gesagt, ein Gutes hat das kalte und regnerische Wetter. Allerdings hätte ich auch nichts gegen ein leckeres Stück Grillfleisch mal wieder einzuwenden.
Dienstag, 3. Juli 2007: Trébeurden 0 sm
Heute überrascht uns das Wetter ausnahmsweise mal mit strahlendem Sonnenschein. Wunderbar! Da fühlt man sich doch gleich ganz anders. Zum Frühstück im Cockpit ist es allerdings immer noch viel zu kalt und zu windig. Den Vormittag vertrödeln wir erstmal mit Lesen und Staubsaugen. Um 14 Uhr machen wir uns dann auf den Weg zu Île Milliau. Der Pass zur Insel ist heute von 13.50 bis 16.50 Uhr begehbar und das schöne Wetter lockt uns nach draußen. Während sich auf dem Pass massenhaft Menschen tummeln, ist der Weg die Insel hinauf recht einsam und verlassen. Wir stapfen munter den etwas regendurchweichten Weg hinauf und werden mit einem klasse Rundumblick auf dem Inselrücken belohnt. Während die Inselhänge einem Urwald gleichen, herrschen oben Farn und Heidegewächse vor. Der Farn zeigt dabei ein derart sattes Grün, dass man meinen könnte es hätte ihn jemand angemalt. Dazu das Lila und Pink der Heide – sehr malerisch. Wir wandern weiter in westliche Richtung und erreichen ein verlassenes, aber gut restauriertes Gehöft. Gleich daneben befindet sich die Hauptattraktion der Insel, das Ganggrab Lan-Kérrellec. Schon erstaunlich, wie die Menschen es früher geschafft haben, die riesigen Steine aufeinander zu stapeln. Noch weiter westlich befindet sich ein verlassenes Herrenhaus auf dem höchsten Punkt der Insel. Scheinbar ist es vor einiger Zeit abgebrannt und fristet seit dem ein tristes Dasein. Mit ein wenig Phantasie kann man sich vorstellen, wie es früher einmal ausgesehen haben muss. Nun ist sind allerdings die Fenster vernagelt und die Wände über und über mit Graphiti beschmiert. Schade, dass sich niemand darum zu kümmern scheint. Bestimmt könnte man aus der Bausubstanz noch etwas hinbekommen. Und der Blick von der überwucherten Terrasse ist einfach spektakulär. Hinter einem der zahlreichen Steine treffen wir dann doch tatsächlich auf bekannte Gesichter. Eva und Daniel hatten den gleichen Gedanken wie wir und haben ebenfalls einen Ausflug zur Insel gemacht. Gemeinsam machen wir uns auf den Rückweg zum Hafen und fallen dort noch kurz beim Schiffsausrüster ein. Während Eva und Daniel Zutaten für ihre geplante Solarpanelhalterung erstehen, ergänzen wir noch einmal unser Angelequipment um ein paar Köder und eine Rutenhalterung für die Reling. Den Abend verbringen wir geruhsam bei Resten vom Gulasch und dem Anschauen der DVD „Wind“. Danach geht es früh in die Koje, denn für den nächsten Tag haben wir einen Busausflug nach Perros Guirec geplant. Da kann man ausnahmsweise mal nicht bis 10 Uhr ausschlafen.
Mittwoch, 4. Juli 2007: Trébeurden 0 sm
Nach einem leckeren Frühstück mühen wir uns am späten Vormittag mal wieder den Berg hinauf in das Zentrum von Trébeurden. Vor der Touristinformation befindet sich nämlich die nächste Bushaltestelle. Leider haben wir den letzten Bus gerade um zehn Minuten verpasst und müssen nun eine dreiviertel Stunde warten. Wir lassen uns erst in der Touristinfo mit Informationsmaterial ausstatten und beschließen dann einfach schon mal zur nächsten Bushaltestelle vorzulaufen. Wir genießen die kleine Wanderung in Richtung Île Toéno bei schönem Sonnenschein. Vor der Jugendherberge warten wir dann schließlich auf unseren Bus, der auch pünktlich um 12.40 Uhr vorfährt. Für 2 Euro pro Person fahren wir entlang der Küste über die Île Grand, Pleumeur Bodou, Trégastel und Ploumanac’h nach Perros Guirec. Die Landschaft hier ist wirklich einmalig schön und die hübschen Häuser warten alle mit wunderschönen Gärten auf. Von der Steilküste vor Perros Guirec haben wir einen spektakulären Blick auf den Sund zwischen Festland und den Sept Îles, durch den wir wenige Tage zuvor gesegelt sind. Allerdings würde es heute wohl nicht so viel Spaß bereiten, dort entlang zu segeln. Das Wasser ist tiefdunkelblau und gesprenkelt mit zahlreichen weißen Schaumkronen. Definitiv zu viel Wind zum Segeln! Wir steigen in Perros Guirec am Hafen aus dem Bus aus und marschieren die Promenade entlang. Kaum 500 m haben wir geschafft, als unsere Nasen einen leckeren Duft auffangen. Es riecht derart lecker, dass wir erstmal einen Aufschießer fahren und in die kleine Creperie „Les Vieux Greements“ einfallen. Nach einem kurzen Blick in die Karte bestellen wir Moules Frites, also Miesmuscheln mit Pommes. Während Axel Muscheln in Cidre genießt, wage ich mich an die Variante „Breton“ mit Speck, Zwiebeln und Creme Frâiche. Schmeckt ein wenig wie Flammkuchen, also nicht unlecker. Dazu gibt es ein Fläschchen „Bolée Armorique“, den regionstypischen Cidre. Gut gesättigt machen wir uns nach 1 1/2 Stunden weiter in Richtung Hafenpromenade. Doch viel hat Perros Guirec eigentlich nicht zu bieten. Viele Geschäfte sind geschlossen und die paar, die geöffnet haben, sind auch nicht gerade umwerfend. Eine richtige Innenstadt gibt es in Hafennähe nicht. Das eigentliche Zentrum von Perros Guirec befindet sich „oben auf dem Berg“ und würde wohl nur nach einem mehrstündigen Fußmarsch von uns erreicht werden können. Da wir jedoch nicht schon wieder scharf auf Bergwanderungen sind, begeben wir uns nach einem kurzen Rundgang wieder zu unserer Bushaltestelle zurück. Da wir ein wenig früh da sind, können wir uns die Wartezeit mit der Beobachtung eines Boule-Spieles vertreiben. Die Spielregeln sind für uns gar nicht so einfach zu durchschauen. Das Ziel schein es zu sein, seine Kugel möglichst nah an eine kleine „Zielkugel“ heran zu werfen. Die Spieler spielen dabei in Teams zu zwei Personen. Während der eine versucht möglichst nah an die Zielkugel heran zu werfen, sorgt der andere dafür, dass seine Kugeln die Kugeln der gegnerischen Mannschaft treffen und damit von der Zielkugel wegkatapultieren. Echt spannend! Schließlich kommt unser Bus und bringt uns zurück nach Trébeurden. Abends kommen Eva und Daniel mit einem Topf Hähnchen mit Curryreis vorbei, den wir gemeinsam bei uns an Bord genießen.
Donnerstag, 5. Juli 2007: Trébeurden 0 sm
Es schüttet. Nachdem es gestern Abend schon angefangen hat, richtig zu wehen, regnet es heute mal so richtig durchgehend. Wir bereiten uns ein spätes Frühstück mit Ei und verbringen einen faulen Tag unter Deck. Axel baut nachmittags noch schnell einen neuen Schwimmschalter für unsere Mastbilge ein. Der alte mechanische Schwimmschalter zeichnet sich eigentlich nur dadurch aus, dass er nie funktioniert. Der neue Schalter arbeitet dagegen hydropneumatisch und funktioniert immer. Abends kochen wir mal wieder leckeres Hühnerfrikassee, lassen die Heizung die Kälte vertreiben und hoffen auf Wetterbesserung. Angeblich soll sich die Großwetterlage in den nächsten Tagen ändern. Für uns heißt das dann zwar voraussichtlich statt Starkwind Flaute, aber wenigstens die Temperaturen sollten dann etwas sommerlicher werden. Nach dem Essen kommen Eva und Daniel noch bei uns vorbei und wir verbringen den vielleicht letzten Abend für die nächsten Wochen gemeinsam. Sie wollen morgen wohl nach Roscoff segeln, während es uns weiter nach L’Aberwrac’h zieht.
Freitag, 6. Juli 2007: Trébeurden 0 sm
Tja, also immerhin scheint die Sonne. Aber der Wind… Erst bläst weiterhin ungemindert mit Stärke 6-7 aus West. Wollen wir da wirklich ablegen und gegen an segeln? Nein, wollen wir nicht! Also bleiben wir noch einen Tag in Trébeurden. Da wir auch mal wieder einkaufen müssten, planen wir einen kombinierten Ausflugs- und Shoppingtag. Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zur Bushaltestelle vor der Touristinfo. Punkt 11.08 Uhr kommt unser Bus in Richtung Lannion. Hier steigen wir nach einer halben Stunde fahrt aus und schauen uns das nette Städtchen an. Neben einem ehemaligen Kloster aus dem 17. Jahrhundert gibt es im Zentrum einige nette Häuschen zu besichtigen. Das war’s dann allerdings auch schon. Viel los ist hier nicht gerade. Und zur Mittagszeit schließen auch noch alle Geschäfte gemeinschaftlich. Da bleibt nur die Einkehr in die nächste Creperie, wo wir uns ein Croque und ein Bierchen gönnen. Zurück geht es um 13.18 Uhr wieder mit dem Bus. Da dieser gleich in der Nähe vom Supermarkt in Trébeurden hält, freuen wir uns diesmal nicht den ganzen Weg bergauf laufen zu müssen. Doch leider scheint das Drücken der Stopptaste in französischen Bussen nicht unbedingt auch mit einem Halt verbunden zu sein. Der Busfahrer ignoriert unseren Wunsch einfach und hält erst bei der nächsten Haltestelle an. So ein Mist! Also doch wieder bergauf laufen. Im Intermarche erstehen wir diverse Leckereien und mal wieder ein paar Flaschen Mineralwasser. Zurück beim Schiff müssen wir uns dann erstmal von den Mühen des Tages erholen. Abends nutzen wir die Gelegenheit und grillen endlich mal wieder im Cockpit. Ausnahmsweise kommen Eva und Daniel heute mal nicht abends vorbei, da sie mit ihrer Aphrodite bereits nach draußen an eine Mooringtonne verholt haben. So können sie am nächsten Morgen früh starten und doch gleich den längeren Weg nach L’Aberwrac’h antreten. Also war’s wohl gestern doch nicht der letzte Abend, denn auch wir haben für Morgen L’Aberwrac’h auf dem Plan.
Samstag, 7. Juli 2007: Trébeurden – L’Aberwrac’h 38,4 sm
Sonnenschein und… Jawohl, Flaute! Wie war doch die Theorie mit den verschiedenen Wind- und Wetterzuständen? Egal, immerhin kommen wir so endlich aus Trébeurden weg. Da wir erst bei Hochwasser los können, müssen wir dazu immerhin nicht schon um 6 Uhr aufstehen. Erst um halb Elf machen wir die Leinen los und motoren aus dem Hafen. Während es im Hafenbecken noch superruhig war, empfängt uns draußen ein ekeliger Schwell. Was will man auch anderes erwarten, wenn es eine Woche lang aus West geblasen hat. Mit dem Groß als Stützsegel fahren wir unter Motor die Wellenberge hinauf und wieder hinab. Vorbei geht es an Roscoff und der Île de Batz. Schließlich komm der hohe Phare de la Vierge auf gleichnamiger Insel in Sicht. Mit 82,5 m Höhe ist er der höchste Leuchtturm Frankreichs. An der großen Untiefentonne Libenter biegen wir schließlich in den Aberwrac’h ein. Der bretonische Begriff „Aber“ bezeichnet dabei eine weit ins Land eingreifende Bucht, ähnlich einem Fjord. Im Gegensatz zu den von Gletschern ausgeschürften Fjorden ist ein Aber jedoch ein ertrunkenes Flusstal, welches am Ende der Eiszeit unter den Meeresspiegel sank. Nach zwei Seemeilen machen wir vor dem Dorf L’Aberwrac’h an einer Mooringboje fest. Der kleine Yachthafen wird zwar derzeit mächtig erweitert, aber die kleinen Auslegerstege sind für uns einfach zu klein. An der Boje hängen wir aber auch gut und sicher und unser Beiboot ist schnell für einen kurzen Landgang klar gemacht. Wir schauen kurz bei Eva und Daniel vorbei, die zwischenzeitlich auch in L’Aberwrac’h angekommen sind. Danach geht es auf einen kurzen Rundgang durchs Dorf, welches allerdings außer ein paar Kneipen nicht viel zu bieten hat. Das eigentlich Stadtzentrum liegt wohl etwa 1 1/2 km bergauf. Aber auf Bergwanderungen haben wir heute mal überhaupt keine Lust. Wir fahren zum Schiff zurück und bereiten uns auf einen netten Grillabend vor. Später holt Axel noch Eva und Daniel ab und wir können endlich mal wieder im Cockpit sitzen und klönen.
Sonntag, 8. Juli 2007: L’Aberwrac’h – Camaret sur Mer 27,1 sm
Die Wettervorhersage muss genutzt werden. Sonne und leichter Wind aus Nordwest. Ideal um die Passage durch den Chenal du Four anzutreten. Da der südsetzende Strom auch heute erst wieder mittags einsetzt, können wir allerdings erstmal in Ruhe frühstücken, das Schiff klar machen und noch ein wenig in der Sonne sitzen und lesen. Erst um 12 Uhr lösen wir uns von unserer Boje und fahren aus dem Aber hinaus. Da wir zunächst noch Wind und Strom gegen uns haben, motoren wir die ersten zwei Stunden. Dann jedoch können wir endlich mal wieder segeln. Erst geht es langsam hoch am Wind an den Felsen von Portsall vorbei. Diese gelangten im März 1978 zu trauriger Berühmtheit, als der Tanker „Amoco Cadiz“ mit einem Ruderschaden auf ihnen strandete. Dies löste die größte bis dahin aufgetretene Ölpest aus. 230.000 t Öl liefen aus und verseuchten ganze 200 km Küste. Welch ein Unglück! Wenn man sich die wunderschöne Landschaft anschaut, kann man sich nicht vorstellen, wie es damals hier ausgesehen haben muss. Obwohl die Schiffe seit dem nicht mehr so nah an der Küste entlang fahren dürfen, wurde die Bretagne 1999 von einem weiteren Unglück getroffen, als die Erika rund 12.000 t Öl verlor. Man kann nur hoffen, dass so etwas nie wieder passiert. Egal ob hier oder in anderen Gegenden. Heute hat das Wasser jedenfalls eine wunderschöne tiefgrüne Farbe. Wir genießen es an der schönen Landschaft vorbeizusegeln und passieren als nächstes den Leuchtturm Le Four. Er markiert den Eingang zum Chenal du Four, der für seine starke Strömung und die teilweise unberechenbaren Seegangsverhältnisse bekannt ist. Heute benimmt er sich jedoch ganz ruhig. Man sieht zwar einige Wirbel im Wasser, doch außer einer schönen Beschleunigung widerfährt uns nichts auf dieser Strecke. Auf Höhe des Städtchens Le Conquet ist die Strömung am stärksten und wir sausen mit über 10 kn hindurch. Das macht Spaß! Nach dem Kanal können wir weiter abfallen und nutzen die Gelegenheit mal wieder ein wenig den Spinnaker zu lüften. Das macht noch mehr Spaß! Wir erreichen zwar nicht mehr die Geschwindigkeit von 10 kn, sausen aber trotzdem ganz kommod durch das Wasser. Schließlich erreichen wir die Halbinsel Crozon und den Hafen von Camaret sur Mer. Vom Hafenmeister bekommen wir einen Liegeplatz an der Innenseite des Wellenbrechers zugewiesen und haben beim Anlegen gleich drei freundliche Engländer, die unsere Leinen annehmen. So sind wir innerhalb kürzester Zeit sicher vertäut. Und da kommen auch schon Eva und Daniel angelaufen, die bereits früh morgens aus L’Aberwrac’h abgelegt und schon vor einiger Zeit in Camaret sur Mer angekommen sind. Während wir uns noch am Steg unterhalten, laufen plötzlich alle ans Stegende. Dort legt gerade ein großer Dreimaster. Nicht wirklich spektakulär, wenn sich nicht ein Delphin dabei einen Spaß daraus machen würde in der Schraubenwelle zu spielen. Er taucht nur einen Meter vorm Steg auf und genießt scheinbar die Aufmerksamkeit der Menschen. Ein Engländer erzählt uns, dass er den Delphin hier schon ein paar Mal gesehen hat und sein Sohn im letzten Jahr sogar mit ihm geschwommen wäre. Wahnsinn! So ein Begrüßungskomitee hat man selten. Nach Frühstück mit Ei, Segeln mit 10 kn über Grund, strahlendem Sonnenschein, Spinnaker oben und Delphin am Steg kann man wohl von „dem perfekten Tag“ sprechen. Wir toppen das Ganze noch, indem wir am Abend in die Stadt gehen und im Restaurant Côté Mer ein Hummermenü genießen. Dies besteht aus einer kleinen Auswahl Meeresfrüchte (Krebs, Langustinos, Austern, diverse Muschelarten, Scampi und ein paar Tierchen, die wir vorher noch nie gesehen hatten) als Vorspeise. Im Hauptgang dann ein halber Hummer als Ragout in einer super-leckeren Sauce. Zum Nachtisch noch ein kleines Eis für Axel und eine Creme Brulee für mich. Der perfekte Abschluss für den perfekten Tag! Leider hat es in der Zwischenzeit allerdings angefangen in Strömen zu regnen, so dass wir am Ende nicht ganz so perfekt, aber völlig durchnässt wieder auf Hello World ankommen. So spielt das Leben!
Montag, 9. Juli 2007: Camaret sur Mer 0 sm
Die ganze Nacht hindurch hat es in Strömen geregnet und der Wind hat uns dabei ein Liedchen gepfiffen. Da wir aber sowieso vorhatten einen Tag in Camaret zu verbringen, stört uns das Ganze heute überhaupt nicht. Außerdem hört der Regen freundlicherweise im Laufe des Vormittags auch auf. Wir machen uns nach dem Frühstück auf den Weg in die Stadt und landen erstmal auf einem Rundwanderweg. Entlang der Steilküste , diversen alten Bombenkratern und einigen Bunkern geht es zum Pointe du Grand Gouin. Wir wandern noch ein Stück weiter und blicken schließlich auf Pointe de Toulinguet und Pointe de Pen-Hir. Die Landschaft ist rau und wunderschön. Das Meer ist gekrönt von weißen Schaumkronen und wir sind froh, dass wir heute nicht segeln. Auf dem Rückweg geht es durch das Örtchen Camaret und wir landen schließlich beim SuperU Supermarkt. Voll bepackt geht es zurück zum Schiff, wo wir einen geruhsamen Nachmittag verbringen. Zum Abendessen bereiten wir uns leckere Scampi mit Aioli und frischem Baguette. Endlich einmal können wir auch wieder abends im Cockpit essen! Anschließend gehen wir dann mit Eva und Daniel erstmals auf dieser Reise in eine Kneipe. Die Rhumerie bietet getreu ihrem Namen allerlei Rum und Rum-Mixgetränke, aber auch Wein und Bier für die weniger Harten. Wir bleiben auf ein-zwei Drinks und beobachten interessiert die vorbeiflanierenden Leute. Anschließend gibt es noch einen Absacker auf Hello World, bevor wir uns gegen 12 voneinander verabschieden.
Dienstag, 10. Juli 2007: Camaret sur Mer 0 sm
Keine wirklich ruhige Nacht. Der Wind hat mächtig aufgedreht und Hello World krängt mächtig in Richtung Steg. Trotzdem schaffen wir es zunächst einzuschlafen. Man ist ja Schlimmeres gewohnt. Doch gegen 2.30 Uhr werden wir unsanft geweckt. Hello World kommt mit der Bordwand an den Steg und es ruckt dabei gewaltig. Schnell sind wir auf den Beinen und draußen. In einer Böenpause können wir ein paar weitere Fender ausbringen und so einen Schaden verhindern. Unsere großen Kugelfender hatte es bei der Krängung leider einfach unter den Steg gedrückt. Aber zum Glück haben wir alles rechtzeitig bemerkt und es ist nichts weiter passiert. Trotzdem, so ein nächtlicher Einsatz schlaucht. Entsprechend gerädert stehen wir am Morgen auf. Die Überlegung „heute ablegen oder lieber morgen“ wird angesichts dessen und des nicht sehr positiven Wetterberichts (West 5-6 in Böen 7) zu Gunsten eines weiteren Tages in Camaret entschieden. Mit Eva und Daniel wandern wir so gegen halb zwölf zur Bushaltestelle und fahren gemeinsam nach Morgat. Eva war hier wohl vor zehn Jahren schon einmal und hat uns von den wunderschönen Grotten vorgeschwärmt. Das wollen wir uns nicht entgehen lassen. Nach zehn Minuten Fahrt sind wir auch schon da und stürmen direkt zum Bootsanleger. Keine weiteren zehn Minuten später sitzen wir auch schon in einem Ausflugsboot und werden durch die Gegend gefahren. Wir besichtigen zunächst die St. Marine Grotte mit ihren Sandstein- und Schieferschichten. Danach geht es auf die andere Seite der Bucht. Hier können wir den Teufelsschornstein bewundern. Dabei handelt es sich um einen Trichter im Felsgestein. Bei starkem Sturm „raucht“ das Meer durch diesen Trichter bis zur Spitze der Klippen hinauf. Das muss ein gewaltiger Anblick sein. Heute allerdings ist das Meer ruhig und wir haben Gelegenheit auch noch das Teufelszimmer und Teufelsvorzimmer zu besichtigen. Die beiden Grotten sind miteinander verbunden und verfügen ebenfalls über einen so genannten Schornstein. Wir sind auf jeden Fall beeindruckt von den Felsformationen und dem glasklaren Wasser. Zurück am Hafen machen wir uns auch gleich wieder auf den Rückweg zur Bushaltestelle. Wir nehmen den nächsten Bus um 13.20 Uhr und sind schwups wieder in Camaret. Noch ein kleiner Abstecher zum SuperU und schon sind wir wieder an Bord. Vollkommen geschafft von diesem kleinen Ausflug machen wir erstmal ein kleines Mittagsschläfchen im Cockpit. Abends gibt es einen leckeren Salat mit den Rest-Scampi von gestern und einen ruhigen Lese- und Internetabend danach.
Mittwoch, 11. Juli 2007: Camaret sur Mer – Bénodet 43,4 sm
Schön, wenn die Tide so spät läuft. Wir brauchen diesmal nicht hetzen, denn wir müssen erst gegen 14 Uhr am Raz de Sein sein. Dann ist dort Slackwater, also Stillwasser und unsere Bibel an Bord, der Reeds Almanach, bittet doch sehr das Raz de Sein bei Stillwasser zu nehmen. Ansonsten drohen wilde Wirbel und „heavy overfalls“. Das wollen wir natürlich nicht, auch wenn das derzeitige Wetter solche wilden Sachen nicht wirklich vermuten lässt. Egal, wir verbringen einen gemütlichen Vormittag und legen erst gegen 11.30 Uhr aus Camaret sur Mer ab. Eva und Daniel winken uns zum Abschied vom Steg. Die Beiden wollen in Camaret auf gutes Wetter für die Biskayaüberquerung warten. Wir dagegen müssen weiter nach La Rochelle eilen, um endlich unser Ruderlager reparieren zu lassen. Wir motoren zunächst ein Weilchen, bis wir den Pointe de Toulinguet querab haben. Dann setzen wir Segel und Ruhe kehrt ein. Der Wind lässt uns zunächst allerdings ein wenig in Stich. Er weht zwar aus der richtigen Richtung, doch die Stärke stimmt noch nicht ganz. Wir dümpeln mehr oder weniger dahin. Naja, dann dauert es halt ein wenig länger. Per SMS erfahren wir, dass Ulrike und Klaus von der Einhorn auch auf dem Weg nach Bénodet sind. Dann steht einem Treffen heute Abend ja wenig im Weg. Wenn wir es denn vor Mitternacht noch dahin schaffen. Das Raz de Sein passieren wir dann tatsächlich bei Stillwasser. Die gefürchteten Wirbel und Brecher bleiben aus und wir werden nur ein wenig in die richtige Richtung beschleunigt. Wenig später können wir abfallen und haben so Gelegenheit unseren Spinnaker mal wieder zu lüften. Es folgt herrliches Segeln! In etwa einer halben Seemeile Entfernung können wir dann auch noch ein paar Delphine bei der Jagd beobachten. Was will man mehr? Leider kommen sie nicht ein wenig näher an uns heran, aber irgendwann werden wir sicher unseren Bug von Delphinen umspielt sehen. Leider schwächelt der Wind immer mehr und wir müssen schließlich doch die Segel bergen und den Motor anwerfen. Auch so kommen wir erst gegen 21 Uhr in Bénodet an. In Bénodet gibt es zwei Häfen und einige Gästemooringboje, die man benutzen kann. Da der Ort an einem Fluss liegt, strömt es hier gewaltig. Obwohl wir genau zu Niedrigwasser, also Stillwasser, ankommen, strömt es noch gewaltig. Leider ist der Hafen von Bénodet rappelvoll. Wir sehen Ulrike und Klaus am Ponton stehen und rufen uns einige Worte zu bzw. sprechen kurz per Telefon. Die Beiden waren vor uns da und haben noch einen Platz im Hafen ergattern können. Leider haben sie dabei Bekanntschaft mit dem quer stehenden Strom gemacht und ihren Flaggenstock beim Anlegemanöver eingebüßt. Wir wagen uns gar nicht erst in den engen Hafen hinein. Die Liegeplätze sind von ein paar Regattayachten belegt und die Moorings scheinen uns auch nicht wirklich passen. Auf der anderen Seite des Flusses, in Sainte Marine, gibt es jedoch noch einen wunderbaren längsseits Liegeplatz für uns. Den nehmen wir auch direkt und liegen dort wunderbar und ruhig. Leider ist es durch das ganze hin und her immer später geworden und für ein Treffen mit Ulrike und Klaus damit zu spät geworden. Vielleicht holen uns die Beiden ja während unseres Aufenthalts in La Rochelle wieder ein. Dann können wir da ein wenig schnacken.
Donnerstag, 12. Juli 2007: Bénodet – Le Palais/Belle Île 40,6 sm
Wie gestern, versuchen wir auch heute wieder Stillwasser zu haben. Allerdings diesmal nicht zur Durchquerung eines Raz, sondern einfach nur zum Ablegen. Der Strom drückt uns nämlich ganz schön gegen den Steg. Doch gegen 9 Uhr wird es weniger und wir können ohne Probleme ablegen. Während es im Hafen nur etwas dunstig ist, empfängt uns draußen pottendicker Nebel. Na, das sind wir ja gewohnt! Wir schalten unseren Weihnachtsbaum (Radar, aktives AIS, aktiven Radarreflektor, Beleuchtung) an und tasten uns durch den Nebel. Nur gut, dass wir so ein tolles Radar haben. Wir sehen sogar kleine Fischerbojen und können jedem gefährlichen Ziel ausweichen. Querab der Îles des Glenan passiert es dann. Axel ist gerade unter Deck, als ich ein paar zackige Rückenflossen entdecke. Ich rufe nur „Delphine, Delphine“ und schon sind sie da! Spielerisch schießen sie vor Hello Worlds Bug hin und her und begleiten uns über eine halbe Stunde. Es scheint fast so, als ob sie sich die Flossenspitzen an Hello Worlds Bug reiben. Manchmal drehen sie uns die Bäuche zu und schauen nach oben. Dann sprinten sie nach vorne, gucken sich um, stellen fest, dass Hello World einfach nicht schneller wird, werden langsamer und lassen sich wieder zu uns zurückfallen. Zwischendurch begeistern sie uns mit ein paar Sprüngen aus dem Wasser. Wobei Axel allerdings auf seine gewünschten Loopings und Saltos verzichten muss. Wir verschießen jede Menge Fotos und bannen das Ganze auf Video, klatschen Beifall und können uns nicht vom Bug losreißen. Als die Delphine, es handelt sich übrigens um Gewöhnliche Delphine (common dolphins), uns wieder verlassen, nehmen sie zu unserer großen Freude auch den Nebel mit. Es bleibt schöner Sonnenschein und wir können herrlich mit 8-9 kn segeln. Schließlich erreichen wir am späten Nachmittag die Belle Île. Während wir auf den Le Palais zusteuern, kommt plötzlich ein Schlauchboot längsseits und es werden ein paar Fotos von uns geschossen. Schließlich bekommen wir eine Karte mit dem Namen des Fotografen und einem Foto der Endeavour überreicht. Na, mal schauen, was daraus nun wieder wird. Da wir in dem kleinen Hafen von Le Palais keinen geeigneten Platz für unser Schiff finden, nehmen wir einfach eine Mooringboje davor in Anspruch. Schnell machen wir unser Schlauchboot klar, um noch einen kurzen Abstecher in die Stadt zu machen. In Le Palais angekommen, suchen wir erstmal einen Platz für „Sunny“. Dann geht es an Land und mitten ins Gewimmel. Le Palais wird von zig Fähren angelaufen und dementsprechend voll ist es in der kleinen Stadt. Wir laufen erstmal durch die schönen Gassen und begeben uns dann bergauf in die hiesige Vauban’sche Festung. Entgegen dem kleinen Rundturm in Camaret sur Mer, ist diese Vauban’sche Festung allerdings riesig. Wir genießen den guten Rundumblick von oben und laufen schließlich wieder in die Stadt zurück. Hier erstehen wir eine tolle Harpune für Axel. Mal sehen, wann er seinen ersten Fisch damit erlegt. Wahrscheinlich wird’s aber noch bis zu wärmeren Gefilden damit dauern. Außerdem können wir ein riesiges Stück frischen Thunfisch erstehen, den Axel zurück an Bord mit seinem Spezial-Kartoffelpü zubereitet. Während Axel noch in der Küche brutzelt, kommt das altbekannte Schlauchboot mit dem Fotografen noch einmal längsseits. In Windeseile hat er die Fotos von uns entwickelt und gerahmt. Nun können wir sie gegen ein kleines Entgelt erstehen (was wir natürlich auch tun) und verfügen nun über ein paar herrliche Schwarzweißphotographien von Hello World. Die für heute mit Eva und Daniel verabredete Funkrunde klappt gegen 20 Uhr dann leider doch nicht. Obwohl wir uns gegenseitig anfunken, hören wir nichts voneinander. Schade, denn wir hätten gerne gewusst, wann die Beiden nun planen über die Biskaya zu segeln. Schließlich begeben wir uns nach ein wenig Lektüre in unsere Kojen und verbringen eine ruhige Nacht.
Freitag, 13. Juli 2007: Le Palais/Belle Île – Port Jointville/Île d’Yeu 51,0 sm
Es ist Freitag, der 13te! Oh je, hoffentlich passiert nix. Auf jeden Fall scheint es ein schöner Segeltag zu werden. Wir verlassen Le Palais am frühen Morgen, also gegen 8 Uhr und können schön Segeln, nachdem wir aus dem Lee der Insel hinaus sind. Leider haben wir in den ersten Stunden den Strom gegenan, so dass wir nicht so recht voran kommen. Der strahlende Sonnenschein entschädigt uns allerdings doppelt. Axel holt den Sextanten raus und übt schon einmal „Sonne schießen“. Ich lese derweil mal wieder ein Buch und schaue mir die Hafenpläne für die nächsten Tage an. Schließlich kommt die Île d’Yeu in Sicht. Wir versuchen den Hafenmeister anzufunken, um nach einem Platz für uns zu fragen. Leider kommen jedoch nur unverständliche französische Worte aus dem Lautsprecher zurück, so dass wir uns kurzerhand entscheiden doch lieber vor dem Hafen zu Ankern. Angesichts der vielen Masten im Hafen vielleicht auch nicht die schlechteste Idee. So werfen wir östlich von Port Jointville in der Anse de Ker Châlon unseren Anker und liegen erstmal ruhig und sicher neben einem duzend anderer Schiffe. Zum Abendessen woken wir uns leckeres Hähnchen in Kokos-Erdnuss-Sauce im Cockpit und genießen die nette Stimmung. Während es leicht anfängt zu schaukeln, können wir dann auch noch ein nettes Feuerwerk bewundern. Ob das schon für den Nationalfeiertag gedacht ist? Egal, wir sinken müde in die Kojen und freuen uns auf eine ruhige Nacht.
Samstag, 14. Juli 2007: Port Jointville/Île d’Yeu – Les Sables d’Olonne 23,9 sm
Ruhige Nacht? Von wegen! Ich persönlich mache die ganze Nacht kein Auge zu. Axel scheint wenigstens ein paar Stündchen Schlaf bekommen zu haben. Das Schiff schwankt hin und her, hin und her. Man kommt sich vor wie in der Schiffschaukel. Habt Ihr mal versucht, darin zu schlafen? Keine Chance! Es geht einfach nicht. Nicht, dass man sich Sorgen um den Anker machen müsste. Der hält bombig und der Ankeralarm gibt zusätzliche Beruhigung. Aber wenn man die ganze Nacht von einer Seite auf die andere und zurück…. Ein wenig bin ich froh, als die Nacht endlich vorüber ist. Wir stehen früh auf (ohne, dass der Wecker wecken müsste) und machen uns nach einem schnellen Frühstück wieder auf den Weg. Leider herrscht draußen viel zu wenig Wind, als dass man ordentlich Segeln könnte. Wo kam dann eigentlich der Schwell her? Muss wohl von einem weiter entfernten Wettersystem ausgelöst worden sein. Unter Motor erreichen wir früh den Hafen von Les Sables d’Olonne, der Heimat des Vendee Globe. Zum Glück nicht zu früh, denn so haben wir genügend Wasser unterm Kiel, um die 1,5 m Stelle in der Hafeneinfahrt sicher überfahren zu können. Tidengewässer sind schon toll. Man kann zur richtigen Zeit über Stellen hinweg fahren, die man sonst nie im Leben hätte passieren können. Nachdem wir uns am Anmeldesteg gemeldet haben, bekommen wir einen schönen Längsseitsplatz an Steg A zugewiesen. Umgehend machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Dabei bleiben wir allerdings auf unserer Hafenseite und dem Stadtteil La Chaume. Um nach Les Sables überzusetzen, fehlt uns ein wenig die Motivation. Wir machen zu einem späten Mittagessen in einer kleiner Kneipe namens Patanegra fest und genießen mal wieder Moules frites. Während es vormittags noch diesig und bedeckt war, herrscht inzwischen herrlicher Sonnenschein. Der Strand von Les Sables ist entsprechend voll belegt. Wir nehmen noch ein kleines Eis zum Nachtisch und laufen weiter bis zur Außenmole. Anschließend geht es zurück zu Hello World, wo wir in rege Geschäftigkeit verfallen. Axel schrubbt Hello World von Außen und ich schwinge unter Deck den Staubsauger. Anschließend ist allerdings erstmal ein kleiner Nachmittagsschlaf angesagt. Da heute der französische Nationalfeiertag ist, machen wir uns am späten Abend noch einmal auf den Weg in die Stadt. Es ist mal wieder Feuerwerk angesagt. Wir suchen uns ein nettes Plätzchen an der Westmole und sind erstaunt, wie wenig Besoffene an solch einem Tag hier herum laufen. Vielleicht liegt es daran, dass es auch keinen einzigen Bierstand gibt. In Deutschland hätte das die Leute allerdings nicht davon abgehalten, sich etwas zu Trinken mitzunehmen. In Frankreich genießen die Leute das Spektakel halt einfach ohne zusätzliche Aufpuscher. Sehr angenehm! Außerdem sieht man auch kaum Polizeipräsenz. Alles läuft ruhig und geregelt seine Bahnen. Und das bei tausenden Menschen an der Hafenpromenade und noch mehr auf den Stränden gegenüber. Um 23 Uhr beginnt das Feuerwerk und wir bejubeln jeden noch so tollen Kometen und Stern am Himmel. So ruhig, wie die Massen gekommen sind, verlassen sie das Feld nach dem Feuerwerk auch wieder. Ohne Rempelei und Gegröle geht jeder seinen Weg nach Hause zurück. Auch wir landen schließlich wieder an Bord von Hello World und können noch einen staunenden Blick auf die hunderte Boote werfen, die nach dem Genuss des Feuerwerks auf See nun an ihren Liegeplatz zurück kehren.
Sonntag, 15. Juli 2007: Les Sables d’Olonne – La Rochelle 33,1 sm
Heute müssen wir mal wieder relativ früh raus. Bis spätestens um 9.30 Uhr sollten wir den Hafen verlassen haben, um nicht mit den Untiefen in der Einfahrt in Konflikt zu geraten. Wir schaffen es sogar ein Viertelstündchen früher und überfahren alle bösen Stellen ohne Probleme. Allerdings steht in der Hafeneinfahrt eine unangenehme Dünung aus Südost. Wo die nun wieder her kommt? Der passende Wind dazu fehlt jedenfalls. Und der Strom läuft auch noch gegen an. Wir setzen trotzdem motiviert die Segel und machen schließlich sage und schreibe 3 kn Fahrt über Grund. Das kann ja heiter werden! Nachdem wir uns das Spiel eine halbe Stunde angeschaut haben, bergen wir die Segel wieder und fahren unter Motor weiter. Auch so wird es ein elendes Geochse. Wind, alte Dünung, Strom und unser Kurs vertragen sich überhaupt nicht miteinander. Eigentlich war klar, dass dazu nur noch eins fehlte. Nebel! Und der zieht auch tatsächlich auf. Also, Weihnachtsbaum an und scharf Ausguck gehen. Leider kommen diesmal keine Delphine, um den Nebel zu vertreiben. Aber auch so schafft es die Sonne schließlich. Nachdem wir die Île de Re erreicht haben, können wir außerdem schön Segeln und erreichen so nachmittags den Hafen von La Rochelle. Wir begeben uns in den riesigen Yachthafen von Port Minimes und bekommen, natürlich nachdem wir uns am Anmeldesteg gemeldet haben, einen schönen Längsseitsliegeplatz direkt vor der Capitainerie zugewiesen. Abends holen wir den Grill raus und brutzeln uns lecker gewürzte Hähnchenbrustfilets und genießen dazu einen just heute von mir entworfenen mediterranen Nudelsalat dazu. Da wir endlich mal wieder Internetanschluss haben, nutzen wir den Abend zum updaten der Homepage, Telefonieren via Skype und sinnlosen Surfen im World Wide Web. Unterbrochen wird das Ganze nur durch ein irrsinniges Gewitter, welches gegen 22 Uhr aufzieht. Hunderte Blitze zucken am Horizont entlang, der Wind dreht erst auf um dann wieder nachzulassen und schließlich prasselt Regen an Deck. Hoffentlich haben Eva und Daniel so was nicht auch abbekommen. Wir haben erfahren, dass sie sich gestern auf den Weg über die Biskaya begeben haben und sind nun natürlich gespannt, was sie so erleben werden.
Montag, 16. Juli 2007: La Rochelle – La Rochelle 0,6 sm
Nachdem das Gewitter in der Nacht das Salz vom Deck gewaschen hat, werden wir morgens von einem grauen Himmel geweckt. Na ja, dann machen wir halt noch keinen Ausflug in die Innenstadt. Axel ist sowieso erstmal damit beschäftigt, alles für unseren Werftaufenthalt zu klären. Wie es ausschaut, wird Hello World wohl am Dienstag um 14 Uhr aus dem Wasser gehoben. Dazu müssen wir allerdings in die Innenstadt und ins Bassin des Chalutiers wechseln. Da der Kanal dorthin bei Niedrigwasser nur 0,5 m Tiefe aufweist, geht das allerdings erst am späten Nachmittag. Die freundlichen Mitarbeiter bei der Capitainerie klären alles mit dem dortigen Hafenmeister für uns und wir brauchen nur noch auf Hochwasser warten, um unseren neuen Liegeplatz anzulaufen. Vorher machen wir aber noch mal einen Rundgang entlang des riesigen Port Minimes. Etwa 3.500 Yachten finden hier einen Platz. Dazu hunderte von Jollen und kleinen Racern, die an Land stehend aufbewahrt werden. Leider ist das Wetter bei unserem Rundgang nicht allzu toll. Es regnet immer mehr und wir fliehen schließlich zum Mittagessen ins nächst beste Restaurant. Hier gibt es einen kleinen Salat (Chef Salat für Axel und den hier landestypischen Salade Landaise (Salat mit geräucherter Entenbrust, weich gekochten Hühnermägen, Gänselebermousse und Schinken) für mich) für uns und ein Glas Wein dazu. In der Zwischenzeit besinnt sich das Wetter freundlicherweise eines Besseren und es hört zu mindestens auf zu regnen. Wir wandern weiter in Richtung Strand und können nicht widerstehen in den kleinen Yachtausstatter einzufallen. Dort ersteht Axel doch tatsächlich noch eine Jacke für seine kleine Sammlung. Zurück an Bord nutzen wir die Internetverbindung um ein wenig zu Surfen und uns über unsere Segelfreunde zu informieren. Sönke und Judith von der Hippopotamus sind nach ein paar schönen Tagen auf den Kanalinseln inzwischen in Lézardrieux angekommen. Und Eva und Daniel von der Aphrodite kämpfen sich tapfer durch die Biskaya. Das sie dabei Wind von Vorne und eine unangenehme Dünung haben, macht das Erlebnis sicher nicht wirklich toll. Da hilft nur Durchhalten oder den Kurs ändern und auf besseres Wetter warten. Nachmittags um kurz vor Fünf machen wir uns schließlich auf den Weg in die Innenstadt. Das Wasser ist inzwischen tief genug und wir müssen nur kurz vor der Brücke am Eingang zum Bassin des Chalutiers warten. Bei unserer Fahrt kommen wir neben den drei markanten Türmen der Stadt auch an einer riesigen Bühne vorbei. Bis heute Abend findet in La Rochelle das Francofolies Festival statt. Auf zig Bühnen in der Stadt verteilt, treten hier ausschließlich französische Künstler auf. Die Soundprobe auf der großen Bühne klingt jedenfalls nicht so schlecht. Immerhin sind wir vom letzten Jahr aus Turku ja deutlich Schlimmeres gewohnt. Schließlich legen wir neben einem großen Katamaran direkt links der Hafeneinfahrt an. Kurz darauf begeben wir uns auf einen ersten Rundgang durch die Stadt. Die Sonne hat sich inzwischen auch heraus gewagt und wir können den Schirm getrost an Bord lassen. Durch das Musikfestival sind viele Straßen für den Autoverkehr gesperrt und überall sind Marktstände aufgebaut. Es ist viel Volk auf den Füßen und die Stimmung ist ausgesprochen fröhlich und gelassen. Wir erkunden die beiden benachbarten Hafenbecken vom Vieux Port und dem Bassin à flot und begeben uns schließlich in die Fußgängerzone. Hier reihen sich kleine Shops und Restaurants wie Perlen auf einer Kette aneinander. Dazu die alten Häuser und die engen Gassen. Wunderschön! Wer La Rochelle nicht gesehen hat, hat mit Sicherheit etwas verpasst. Nicht umsonst wird sie die schönste französische Stadt am Atlantik genannt. Wir finden einen netten Laden, der fast ausschließlich Olivenöl verkauft. Axel ist ganz in seinem Element, verkostet einige Öle und kauft schließlich zwei Flaschen feinsten Öles. Noch zwei Baguette, etwas Käse und ein wenig Rotwein dazu und fertig ist unser Abendessen. Wir sitzen im schönsten Sonnenschein im Cockpit und genießen das süße französische Leben. Die Musik kommt heute frei Haus von der Festivalbühne und der Internetzugang ist auch umsonst. Was will man mehr?
Dienstag, 17. Juli 2007: La Rochelle – La Rochelle 0,1 sm
Heute werden wir mal vom Piepen unseres Handys geweckt. Jemand hat uns doch tatsächlich um 7.30 Uhr eine SMS geschickt. Nach dem Lesen dieser SMS ist uns dann aber auch nicht mehr nach Schlafen zumuten. Wir sind gelinde gesagt geschockt! „Hallo, wir sind inzwischen mit dem Hubschrauber in Spanien gelandet, das Boot folgt… Näheres später, Eva und Daniel“. Puh, was mag da wohl passiert sein? Kurze Zeit später erfahren wir über eine weitere SMS, dass es den Beiden zu mindestens gesundheitlich gut geht. Allerdings wissen wir immer noch nicht, was nun tatsächlich passiert ist. Während wir uns auf den Weg zum nächsten Waschsalon machen, stellen wir eine Vermutung nach der nächsten an. Kann einer von Beiden einen Unfall gehabt haben? Nein, denn es geht ihnen ja gut. Kann das Boot leck geschlagen sein? Wohl auch nicht, dann würde es ja nicht nachkommen. Bleibt nur noch Mastbruch. Aber wird man da direkt abgeborgen? Wer weiß, wie die Verhältnisse draußen auf der Biskaya tatsächlich waren. Während wir diskutieren, vergeht wenigstens die Zeit im Waschsalon wie im Fluge. Schade nur, dass der Trockner mal wieder nicht richtig trocknet. So wird bei der Rückkehr an Bord wieder die Wäscheleine gespannt und alles noch mal in der Sonne zum Trocknen aufgehängt. Und schließlich erreicht uns auch ein Anruf von Eva. Den Beiden ist etwa 100 sm vor La Coruna ein Oberwant mitten durch gebrochen und tatsächlich der Mast von oben gekommen. Den Mast konnten sie leider nur noch los schneiden, so dass dieser jetzt auf 3.000 m Tiefe ruht. Leider war auch das Großsegel nicht mehr zu retten. Angesichts der Seegangsverhältnisse haben sie dann wohl ihre Seenotbake (EPIRB) ausgelöst und so die Seenotrettung alarmiert. Der schnell ausgesandte Hubschrauber hat die Beiden dann abgeborgen und nach Spanien geflogen. Die arme, entmastete Aphrodite wurde erstmal alleine treiben gelassen. Es soll jedoch schon ein Schlepper unterwegs sein, der sie hoffentlich heil nach Spanien bringt. Mensch, so schnell kann es gehen, dass die Träume an den Rand des Scheiterns gebracht werden. Wir drücken auf jeden Fall beide Daumen, dass Aphrodite wieder sicher zu Eva und Daniel zurück gebracht wird und dass sich die notwendigen Reparaturen schnellstmöglich durchführen lassen. Und, ganz wichtig, dass sie sich durch diesen Rückschlag nicht vom Segeln abbringen lassen! Muss ja vielleicht nicht der Atlantik sein, aber im Mittelmeer soll es ja auch ganz nett sein. Nach diesem Anruf bleibt uns nicht viel Zeit zum nachdenken, denn wir müssen Hello World zum verabredeten Krantermin verholen. Dafür muss allerdings erst noch eine kleine Fußgängerbrücke für uns geöffnet werden. Wir passieren die Brücke schließlich um 14 Uhr und können fast umgehend in das Kranbassin einfahren. Der Kran macht einen sehr Vertrauenserweckenden Eindruck und schafft angeblich ganze 150 t. Da kann ja nicht viel bei schief gehen. Ohne Probleme wird Hello World geliftet und ein Stück weiter vor unsere Werft gefahren. Die Chantier Nautique du Port Vieux bauen dann auch direkt unser Ruder und das undichte Lager aus. Christophe von JP3, dem Hersteller des Lagers, ist ebenfalls angereist und nimmt das Lager schließlich mit in die Fabrik um es dort überprüfen zu lassen. Außerdem hat er uns ein paar an seine Adresse gesandte Bestellungen mitgebracht. Axel hatte letzte Woche bei Shipshop noch einen Windgenerator bestellt und fast alle Teile sind auch schon geliefert worden. Nur der passende Mast fehlt noch. Vielen Dank an dieser Stelle noch mal an Georg Seifert von Shipshop für den schnellen und unkomplizierten Service. Bei der Betrachtung unseres Unterwasserschiffen fallen uns natürlich ein paar Dinge auf. Erstens scheint das neue Antifoulingsystem nicht ganz so optimal wie erhofft gearbeitet zu haben. Zwar ist der Rumpf nur mit ein wenig grünen Schleim belegt, doch Propeller, Welle und die Gitter vom Bugstrahlruder sind schön mit Seepocken bewachsen. So hatten wir uns das eigentlich nicht vorgestellt. Dafür haben wir aber lustige Muster im grünen Schleim. Als ob jemand mit dem Pinsel schwungvoll gemalt hätte. Kommt das vielleicht vom Antifoulingsystem? Wer weiß. Wir werden das System jedenfalls weiter raushängen. Vielleicht wäre es ja sonst noch schlimmer gewesen. Außerdem hat sich mal wieder die Anode von unserem Propeller verabschiedet. Wahrscheinlich löst sie sich durch die Rotation und fällt einfach irgendwann ab. Das sie zu diesem Zeitpunkt schon weg korrodiert sein könnte, glauben wir eigentlich nicht. Wir entschließen uns neben einer neuen Propelleranode auch noch eine Wellenanode anzubringen. Diese muss allerdings erstmal gekauft werden. So machen wir uns auf den Weg zum nächsten Schiffsausrüster. Direkt ums Eck gibt es zum Glück gleich diverse Anbieter, bei denen wir die gewünschten Sachen auch tatsächlich bekommen. Außerdem können wir vor dem direkt daneben befindlichen Angelladen nicht widerstehen und werden dort um ein paar neue Leinen und Köder reicher (allerdings dafür um ein paar Euro ärmer). Anschließend laden wir nur schnell die neu erworbenen Sachen beim Schiff ab und machen uns weiter auf den Weg in die Stadt. Da unser Heim derzeit ja hoch und trocken steht, können wir leider nicht so gut an Bord abwaschen. Schade, denn so müssen wir heute Abend mal wieder auswärts essen gehen. Außerdem müssen wir uns noch dringend zwei Boote anschauen. Das Erste steht neben uns an Land. Eine riesige Regattamaschine mit einem etwa fünf Meter tief gehenden Kiel. Das Zweite liegt im Hafenbassin und handelt sich um die berühmte Joshua von Bernard Moitessier. Da Axel gerade die beiden Bücher „Kap Hoorn – der logische Weg“ und „Der verschenkte Sieg“ gelesen hat, freut er sich natürlich doppelt das Schiff hier zu sehen. Bernard Moitessier verstarb leider schon vor einigen Jahren an Krebs. Weiter geht es in die Innenstadt. Wir landen schließlich im Restaurant Le Grand Yachts, direkt am Bassin à flot. Leider wird das Essen seiner Beschreibung in der Karte nicht wirklich gerecht. Axels Fisch ist kalt und das Gemüse verkocht. Mein Steak geht zwar, allerdings hätte man für den Preis auch etwas mehr erwarten können. Zurück an Bord versuchen wir noch einmal Kontakt zu Eva und Daniel aufzunehmen. Leider gelingt uns das jedoch nicht. Wäre auch nicht verwunderlich, wenn sie zwar das Handy, nicht aber das Ladegerät mit von Bord genommen hätten. Stattdessen rufen wir noch schnell bei Sönke und Judith von der Hippopotamus an. Die Beiden haben von Aphrodites Schicksal noch nichts gehört und sind entsprechend geschockt über die Nachricht. Wir machen es uns schließlich hoch oben in unserer Wohnung im ersten Stockwerk gemütlich und verbringen unsere erste Nacht seit langem mal wieder an Land.
Mittwoch, 18. Juli 2007: La Rochelle 0 sm
Der heutige Tag beginnt ebenfalls früh, da wir von den vorbeifahrenden Bussen und Autos geweckt werden. Wir versuchen ein kleines Frühstück an Land zu bekommen und werden einen Block entfernt fündig. So gibt es heute Croissants und Baguette, Kaffee und Orangensaft für uns. Anschließend ist Arbeiten angesagt. Ich nehme mir die gestern gewaschene Wäsche vor und bügle die Restfeuchtigkeit und die Falten heraus. Dabei begleitet mich mein Kumpel Robbie Williams netterweise auf DVD. Axel schrubbt derweil fleißig den Propeller, die Welle und die Bugstrahlrudergitter. Danach bekommen die Teile noch einen Nanocoat-Anstrich, der einen neuen Bewuchs angeblich verhindern soll. Man lässt ja nichts unversucht… Nach meiner Bügelorgie mache ich mich an unser neues Angelequipment. Die Teile, die wir gestern gekauft haben, werden zusammen geschraubt und bringen nun hoffentlich demnächst den erhofften Erfolg. Unsere Angel haben wir jetzt auf Makrele, Pollack und noch irgend so ein Vieh getrimmt. Sprich Angelleine, einen Paravain, zwei Meter Leine, fünf Haken hintereinander mit bunten Federn und zum Abschluss noch einen schweren Bleifisch. Außerdem werden wir demnächst eine 50 m Leine mit Gummitintenfisch hinter uns herziehen. Auf den sollen angeblich die Thunfische stehen. Das Geheimnis des Erfolges soll hierbei ein Gummiseil sein, welches am Ende der Leine mit eingebunden wird. So wird dem armen Fisch der Haken nicht sofort wieder aus dem Maul gerissen, wenn er schon einmal angebissen hat. Außerdem soll das sirrende Geräusch einem auch verraten, dass es nun endlich so weit ist, mit dem Anglerglück. Wir berichten natürlich sofort, wenn es damit klappt. Ansonsten nehmen wir aber auch gerne noch Tipps entgegen. Gegen Mittag brechen wir noch einmal ins Ausrüsterviertel auf. Uns fehlen noch einige Meter Kabel für unseren neuen Windgenerator und noch ein paar andere Kleinigkeiten. Auf unserer Suche geraten wir außerdem an einen Shop mit Kajaks. Wir haben gelesen und gehört, dass es einen riesigen Spaß machen soll, mit den bunten Strandkajaks durch die Gegend zu paddeln, wenn man vor Anker liegt. Außerdem soll man damit viel besser die Brandungswelle überwinden können, wenn man mal an Land möchte. Kurzerhand erstehen wir zwei Hobie Kajaks und freuen uns schon jetzt auf unseren ersten Ausflug. Die beiden Dinger werden einfach mittschiffs an der Reling fest gelascht. Dort sind sie trotz ihrer Länge von 2,70 m kaum im Weg und vor allem schnell einsetzbar. Nachmittags bastelt Axel dann unter Deck an der Verkabelung des Windgenerators, während ich mich mal wieder der Logbuchschreiberei widme. Leider gibt es an unserem derzeitigen Standort keine Internetverbindung. Aber vielleicht ergibt sich ja vor Abfahrt über die Biskaya noch einmal die Möglichkeit in Port Minimes Halt zu machen. Immerhin haben wir noch etwa 10 Stunden Internetzeit vom Anbieter netabord zur Verfügung. Die wollen wir ja nicht umsonst gekauft haben. Abends gehen wir heute mal zu unserem neuen Nachbarn McDonalds essen. Schlechter als das gestrige Essen, kann es dort jedenfalls nicht sein. Den restlichen Abend verbringen wir am Laptop und legen uns schließlich zur zweiten Nacht an Land schlafen.
Donnerstag, 19. Juli 2007: La Rochelle 0 sm
Weil das Essen gestern Abend so lecker waren, kehren wir auch zum Frühstücken direkt wieder bei McDonald ein. Anschließend ist wieder Arbeiten angesagt. Der fehlende Mast ist geliefert worden und wir können unseren Windgenerator fertig montieren. Gar nicht so einfach den Mast einigermaßen lotrecht aufzustellen. Vor allem, weil Hello World mit einer leichten Schlagseite nach Backbord aufgebockt steht. Doch wir schaffen es schließlich das Ding einigermaßen gerade aufzustellen und sind nun noch ein wenig unabhängiger vom Landstrom. Am Nachmittag wird dann auch schon unser repariertes Ruderlager wieder eingebaut. Das ging ja schneller als erwartet. Dann wird in einem Kraftakt das Ruder wieder eingesetzt und schon geht es zurück ins Wasser. Wir bleiben erst einmal im Werftbereich des Hafenbassins liegen, damit überprüft werden kann, ob das Lager diesmal auch wirklich dicht ist. Auf den ersten Blick scheint dies auch der Fall zu sein. Es kommt kein Wasser mehr ins Schiff! Allerdings hat es beim letzten Mal ja auch über ein Jahr gedauert, bis das Ding undicht wurden. Völlig wieder instand gesetzt, müssen wir jetzt nur noch auf das passende Wetter warten, um nach La Coruna in Spanien überzusetzen. Schön wäre natürlich ein Nordostwind, da wir nach Südwest segeln müssen. Wir wären aber auch mit allem von Nordwest, über Ost bis Südost zufrieden. Im Moment herrscht allerdings nach wie vor Westwind. Da in der Biskaya bei Westwind eine ordentliche Dünung steht und wir auch noch kreuzen müssten, warten wir lieber noch ein paar Tage in La Rochelle ab. Von Eva und Daniel haben wir inzwischen gehört, dass sie ihre Aphrodite einigermaßen gut erhalten wieder bekommen haben. Zwar ist die Heizung kaputt und alles ist nass, aber immerhin scheint sich das Alles irgendwie wieder in Griff kriegen zu lassen. Wir machen uns nach dem arbeitsamen Tag auf den Weg zum Aquarium, wo wir erstmal im Restaurant eine Kleinigkeit verspeisen. Anschließend geht es noch zur Besichtigung der Fische weiter. Das Aquarium hat nämlich bis sage und schreibe 23 Uhr geöffnet! Um diese Zeit ist es schön leer und wir können die bunten Fische, riesigen Haie und farbenprächtigen Korallen in Ruhe genießen. Zurück im Schiff gibt es noch einen kleinen Verdauungsschnaps und dann geht es auch schon wieder in die Kojen.
Freitag, 20. Juli 2007: La Rochelle 0 sm
Puh, um 7 Uhr klingelt schon wieder der Wecker. Die Jungs von der Werft müssen sich noch einmal die Ruderanlage anschauen. Es soll ja auch wirklich alles richtig gemacht werden. Besser so, als dass wir irgendwann wieder Probleme damit bekommen. Nachdem alle Arbeiten abgeschlossen sind, machen wir uns auf den Weg zum nahen Bahnhof. Hier besteigen wir keinen Zug, sondern suchen die nächst beste Autovermietung auf. Bei Europcar werden wir erstmal abgewimmelt (Ein lapidares „No car today“), aber bei Budget werden wir fündig. Wir haben innerhalb von fünf Minuten einen funkelniegelnagelneuen Renault Clio mit gerade 15 km auf der Anzeige gemietet. Mit unserem neuen fahrbaren Untersatz geht es erstmal zurück zum Schiff. Wir halten kurz bei der Werft und klären die Rechnungsangelegenheiten. Die Rechnung für die Arbeiten am Ruderlager geht an Sunbeam, während wir die Kielrenovierung und die Hilfsleistungen beim Windgeneratoreinbau auf unsere Kappe nehmen. Vielen Dank noch mal an alle, die geholfen haben, dass die Reparatur so schnell und reibungslos von Statten gegangen ist. Als nächstes fahren wir nach Aytre und zum dortigen Champignon Supermarkt. Hier werden erstmal die flüssigen Vorräte (Wasser, O-Saft, Wein, Bier) aufgefüllt. Außerdem erstehen wir natürlich einiges an Obst und Gemüse, Fleisch, Wurst und Käse. Voll bepackt geht es zurück zum Schiff. Hier verstauen wir unsere Einkäufe schnell, bevor wir uns erneut in unseren Clio begeben. Diesmal geht es auf Erkundungsfahrt zu Île de Ré. Über eine mautpflichtige Brücke (16,50 Euro pro PKW) geht es von La Pallice zur Insel hinüber. Wir beschließen erstmal ans Ende der Insel, zum Leuchtturm Phare des Baleines zu fahren. Wie der Name (Baleines = Wale) verrät, strandeten hier schon viel Wale. Der Bau des Leuchtturms im Jahre 1854 hat daran leider nicht viel ändern können, doch immerhin hat es dafür gesorgt, dass weniger Schiffe hier auf Grund liefen. Der Leuchtturm ist ganze 57 m hoch und kann besichtigt werden. Das lassen wir uns natürlich nicht entgehen. Wir bezahlen 2,50 Euro pro Person für die einmalige Chance mehrere hundert Treppenstufen hinauf laufen zu dürfen. Doch der Blick von oben lohnt alle Mal. Direkt vor dem Leuchtturm sieht man eine so genannte Écluse de poisson. Diese „Fischschleuse“ wurde schon in frühen Zeiten für den Fischfang genutzt. Ein Wall wurde im trocken fallenden Bereich errichtet. Bei Hochwasser wurde er überflutet und die Fische hineingespült. Bei Ebbe viel der Bereicht neben der Schleuse trocken. Durch das Ablassen des Wassers konnten die in der Schleuse befindlichen Fische relativ einfach abgefangen werden. Auch heute bleiben noch Fische in den kleinen Pfützen gefangen und man soll angeblich dort sogar den einen oder anderen Hummer fangen können. Außerdem können wir den schönen Strand von la Conche zu unserer rechten Seite sehen. Hier wimmelt es vor Badegästen, Surfen und Kat-Seglern. Am Fuße des Leuchtturms haben sich einige Shops und Restaurants angesiedelt. Wir nutzen die Gelegenheit und erstehen feinstes Meersalz für 1 Euro pro Kilo. Außerdem darf das feine Fleur de Sel natürlich nicht an Bord fehlen. Die Spezialität der Insel – Karamellbonbons mit Meersalz – klingt zwar etwas komisch, schmeckt aber echt lecker (wir haben’s im Selbstversuch raus gefunden!). Vorbei an den Salzbecken und den Austernzuchtanlagen geht es weiter nach St-Martin-de-Ré. Hier schlendern wir am Hafen entlang und bewundern die schönen Gassen. Sehr nett! Schließlich nehmen wir unser Autochen und fahren zurück nach La Rochelle. Da wir unsere Tiefkühlbox während unseres Landaufenthalts leider abstellen mussten, sind einige unserer Vorräte nun leider aufgetaut. Daher gibt es heute einmal Rinderfilet, Entrecote und Würstchen. Alles in der Pfanne im Cockpit gebraten und mit etwas Insalata Caprese zusammen serviert. OK, die Würstchen haben wir nicht wirklich geschafft. Wäre auch schlimm, wenn wir neben je zwei Filets und Steaks auch noch 20 Würstchen verdrücken könnten. Aber so haben wir die nächsten Tage immer einen Snack parat. Nach ein paar eMails über unsere Amateurfunkanlage, einer versuchten Funkrunde mit Sönke und Judith und dem Schreiben des täglichen Logbucheintrags, geht es schließlich in die Kojen.
Samstag, 21. Juli 2007: La Rochelle 0 sm
Die Sonne weckt uns heute mal wieder und wir können ein herrliches Frühstück im Cockpit genießen. Da wir für heute immer noch unser Leihauto haben, überlegen wir, was wir damit anstellen können. Zur Wahl stehen eine Fahrt nach Rochefort, zur Île d’Oleron oder nach Cognac. Am Ende entscheiden wir uns allerdings noch einmal zur Île de Ré zu fahren. Die Insel hat uns so gut gefallen und ein paar Orte haben wir am Vortag ja noch nicht gesehen. Also geht es am späten Vormittag wieder über die 15,5 km lange Brücke. Wir steuern als erstes auf den nörlichen Teil und das Dorf von Ars-en-Ré zu. Als wir dabei an St-Martin-de-Ré vorbei fahren, sehen wir auch endlich die berühmten Poitou-Esel. Diese zotteligen Gesellen, die man bei uns auch schon mal im Zoo besichtigen kann, hatten sich gestern irgendwie versteckt. Leider treiben sie sich heute an einer viel befahrenen Straße herum und wir können keine Fotos von ihnen machen (keine Sorge, es war ein Zaun zwischen Esel und Straße!). In Ars-en-Ré angekommen, ergattern wir einen Parkplatz am Hafen. Die Stadt ist rasend voll, da zur Zeit ein Sommermarkt veranstaltet wird. Wir genießen es durch die verschiedenen Stände zu wandeln, die herrlichen Gemüse-, Fisch- und Salamistände zu begutachten und erstehen auch noch eine neue Shorts für Axel. Weiter geht es in die Innenstadt. Ars-en-Ré zählt übrigens nicht unberechtigt zu den schönsten Dörfern Frankreichs. Die Architektur ist inzwischen sehr südlich geworden. Die Häuser sind weiß gekalkt und mit bunten Fensterläden versehen. Überall blühen wunderschöne Stockrosen an den Häusern, in den Gärten stehen Palmen, Feigenbäume und auch schon ein paar Olivenbäume. Nach einem ausgiebigen Rundgang steigen wir schließlich wieder in unser Auto und fahren weiter nach La Flotte. Hier bewundern wir die schönen Häuser am Hafen und nehmen zum Mittagessen eine kleine Tapas-Platte in einer baskischen Bar ein. Leider haben wir mal wieder Pech und die Geschäfte in den Gassen im Dorfinneren haben alle zur Mittagspause geschlossen. Entsprechend kurz fällt unser Bummel im Anschluss daher aus. Wir beschließen wieder aufs Festland zurück zu fahren und noch einmal im Supermarkt einkaufen zu gehen. Auf dem Weg hatten wir die Anzeigetafel von einem Carrefour gesehen, den wir nun unbedingt aufsuchen wollen. Wir finden ihn dann auch schließlich in der Nähe von Aytre und gehen glückselig durch die Regalreihen. Wer noch nie in einem französischen Supermarkt war, kann sich vielleicht gar nicht vorstellen, welche Warenvielfalt einen dort erwartet. Es gibt einfach Alles!!! Vor den Frischetheken könnten wir stundenlang stehen bleiben und einfach nur staunen, was es alles zu Essen gibt. Schließlich fahren wir schwer beladen wieder zu unserem Schiff zurück. Als wir die neu erstandenen Wasserflaschen in unsere Bilge stauen wollen, bekommen wir dann allerdings erstmal einen gehörigen Schreck. Da steht doch tatsächlich Wasser! Ist denn jetzt schon wieder irgendetwas undicht? Oder ist das noch Wasser, welches wir vor der Reparatur des Ruderlagers nicht abgepumpt haben. Zu dumm, wir können uns nicht erinnern, wann wir die Bilge das letzte Mal ausgepumpt haben. Ich bin der Meinung, dass es am Montagabend war, während Axel meint am Dienstagmittag gepumpt zu haben. Es gibt nur einen Weg herauszufinden, ob wir noch ein weiteres Leck haben, oder nicht. Wir legen alles trocken und warten ab, ob etwas nachläuft. Ein Blick auf das Ruderlager zeigt jedenfalls, dass dort augenscheinlich kein Wasser mehr hinein kommt. Und auch nach ein paar Stunden hat sich zum Glück kein neues Wasser in der Bilge gesammelt. Puh, dann war es wohl doch „altes“ Wasser. Auf den Schreck hin genehmigen wir uns abends erst einmal ein paar Scampi mit Axels leckerer Aioli. Danach wird noch ein wenig in der Abendsonne im Cockpit relaxt, bevor wir hundemüde in unsere Kojen fallen.
Sonntag, 22. Juli 2007: La Rochelle 0 sm
Heute ist mal wieder ein Arbeitstag angesagt. Wir wollen unser Heim für die Biskayaüberquerung fit machen und räumen dafür heute kräftig unter Deck auf. Als erstes kommen alle Dinge, die während unserer Ruderlagergeschichte im Gästebad zwischengelagert waren, wieder in den Motorraum. Danach wird das Vorschiff entrümpelt. Anschließend nehmen wir die Bodenbretter hoch und reinigen unsere Bilge mal so richtig schön mit Süßwasser und Seife. Schnell noch ein wenig Staub gewischt und gesaugt und schon blitzt und blinkt Hello World wie neu. Bei knapp 30°C Außentemperatur ist das Ganze allerdings eine ganz schön schweißtreibende Angelegenheit. Zur Abkühlung testen wir nach getaner Arbeit dann auch endlich unsere Kajaks. Wir lassen die Beiden ins Wasser und begeben uns auf die wackeligen Planken. Begeistert paddeln wir dann einige Zeit in unserem Hafenbecken hin und her. Das Ganze macht super Spaß und wir freuen uns schon, die Kajaks beim nächsten Ankern auszuprobieren. Anschließend verstauen wir die Kajaks mittschiffs an der Reling und verzurren sie gut, damit sie uns unterwegs nicht einfach abhauen können. Zur Stärkung gibt es abends Brits leckeren Thunfisch-Reis-Salat und dazu ein paar von den kalte Würstchen vom Samstag. Anschließend sitzen wir noch ein wenig im Cockpit und lesen, werden jedoch irgendwann von ein paar Regentropfen unter Deck verscheucht. Das ist ja mal wieder ganz was Neues. Eigentlich hatten wir uns doch gerade an die sommerlichen Temperaturen gewöhnt. Hauptsache, dass hält sich nicht wieder so ewig, mit dem schlechten Wetter. Wir wollen baldmöglichst nach Spanien aufbrechen und hoffen, dass sich Wind und Wetter entsprechend schnell wieder verbessern.
Montag, 23. Juli 2007: La Rochelle – La Rochelle 2,4 sm
Nein, was macht man nicht alles für eine Internetverbindung? Wir haben beschlossen, unseren derzeitigen Liegeplatz bei der Werft zu verlassen und in den etwas weiter außerhalb liegenden Port Minimes zu wechseln. Hier gibt es ein tolles WLAN über netabord und wir können bei schönem Wetter auch mal an den Strand und unsere Kajaks weiter ausprobieren. Klingt eigentlich nach einer guten Idee, oder? Allerdings regnet es derzeit in Strömen und der Wind hat in der Nacht auch mächtig aufgedreht. Egal, da müssen wir jetzt halt mal durch. Ansonsten vermeiden wir es ja bei Regen abzulegen. Wir rufen bei der Capitainerie an, um eine Brückenöffnung zu veranlassen. Pünktlich um 9.45 Uhr legen wir ab und passieren erst die kleine Fußgängerbrücke und schließlich die etwas größere Autobrücke, die das Bassin des Chalutiers vom offenen Meer trennt. Draußen bläst uns der Wind noch einmal doppelt um die Ohren. WSW in Stärke 5-6. Nur gut, dass wir nicht weit fahren müssen. Bereits nach 10 Minuten sind wir wieder in Port Minimes am Anmeldesteg fest. Leider gibt es dort schlechte Nachrichten für uns. Man hat keinen Platz für uns mehr frei. Und das bei über 3.500 Plätzen im Hafen! Ob wir nicht ins Bassin des Chalutiers fahren könnten? Na klar, den Weg kennen wir ja bereits. So ein Sch…!!! Hilft aber nix, wir müssen zurück. So legen wir also wieder ab und fahren zurück in die Innenstadt. Nach zehn Minuten Warteschleife fahren, wird auch die Brücke wieder für uns geöffnet. Wir machen neben dem Katamaran fest, wo wir auch vor unserem Werftaufenthalt gelegen haben und ärgern uns mächtig, dass wir nicht vorher in Port Minimes angerufen haben, um einen Liegeplatz zu reservieren. Kaum, dass wir fest liegen, hört dann auch der Regen auf und die Sonne wagt sich ein wenig heraus. Was für ein Timing! Der Wetterbericht lässt leider für unsere geplante Biskayaüberquerung im Moment nichts Gutes erwarten. Für die nächsten Tage ist Starkwind aus West bis Südwest angesagt. Nicht wirklich gut, also. So werden wir also wohl noch ein paar Tage La Rochelle unsicher machen müssen. Nachmittags probieren wir daher das maritime Museum zu besichtigen. Es besteht eigentlich aus den beiden Museumsschiffen France I und Angoumois. Leider haben bei dem regnerischen Wetter noch andere auf die gleiche Idee gekommen. Ein Warteschlange steht bis auf die Straße hinaus. Naja, und in solchen Fällen schlägt dann immer gleich Axels Warteschlangenphobie durch. Wir warten also erstmal ein paar Minuten und machen uns dann frustriert auf den Rückweg zum Schiff. Vielleicht gibt es ja an einem anderen Tag noch eine bessere Gelegenheit. Den restlichen Tag verbringen wir an Bord mit Lesen und Internetten. Da wir an unseren netabord Account nicht ran kommen, haben wir uns einen zweiten bei Orange gekauft. Nun sind wir froh, endlich wieder online zu sein. Unsere Internetseiten können so mal wieder aktualisiert werden und die gesamten, aufgelaufenen E-Mails beantwortet werden. Abends bereiten wir uns einen leckeren mexikanischen Auflauf und diskutieren, wann wir nun über die Biskaya segeln können.