Blauwassertour 2008 – Teil 16

Sechzehnten Teil unserer Reise durch den Panama Kanal zu den Las Perlas Inseln und zurück nach Panama City vom 16. Mai bis 30. Juni 2008.

Freitag, 16. Mai 2008: Colón 0 sm

Früh aufstehen sind wir ja im Moment gewohnt, also geht es morgens direkt erst einmal mit dem Bus zum Einkaufen los. Wir kommen an der Schleuse gut durch und fahren als erstes zum MegaDepot. Dort laden wir noch einmal zwei Einkaufswagen voll mit Getränken und ein paar anderen Kleinigkeiten. Die Sachen werden ja zum Glück geliefert, so dass wir anschließend, ohne irgendwelche vollen Tüten schleppen zu müssen, zum Rey Supermarkt zurückkehren können. Dort trinken wir mit Wolfgang zusammen erst einmal einen Kaffee bevor wir uns ins weitere Einkaufsgetümmel stürzen. Während Axel und Wolfgang wieder raus gehen und sich vor dem Supermarkt mit Wolfgangs Agenten Stanley treffen wollen, schnappe ich mir einen Einkaufswagen und beginne ihn voll zu laden. Schnell ist der erste Wagen voll und ich hole mir den nächsten Wagen heran. Als ich auch diesen mit allen möglichen Dingen voll geladen habe, kommen endlich Axel und Wolfgang wieder. Über Stanley bekommen wir nun für den unsere Kanalpassage drei Linehandler von ihm organisiert. Dabei handelt es sich vermutlich um irgendwelche Taxifahrer oder Bekannte von ihm. Pro Linehandler müssen wir ganze 110 US-$ bezahlen und die Kerle natürlich auch noch zwei Tage mit versorgen. Doch da unsere ganzen Freunde und Bekannten bereits durch den Kanal durch sind und sich die Shelter Bay Marina in den letzten Wochen immens geleert hat, können wir leider nicht auf freiwillige Linehandler von anderen Schiffen zurückgreifen. Nachdem auch Wolfgang noch ein paar Sachen in seinen Einkaufswagen geladen hat, geht es schließlich mit dem Lieferwagen des Supermarktes zur Marina zurück. Da wir neben den Lebensmitteln auch ein paar Benzinkanister gekauft haben, halten wir jedoch zunächst an einer Tankstelle. Dort werden die Kanister voll gefüllt und wir sind nun einigermaßen sicher, dass wir in der Südsee nicht irgendwann anfangen müssen unser Dinghy durch die Gegend zu paddeln. Gegen 13 Uhr sind wir wieder zurück in der Marina, bringen unsere Einkäufe zum Schiff und fangen an sie zu verstauen. Das Wetter ist heute ziemlich regnerisch, also bemühen wir uns möglichst schnell alles unter Deck zu bekommen. Um 14.30 Uhr wird dann auch noch der Kram vom MegaDepot geliefert und unser Salon und das Cockpit nehmen einen beängstigenden Füllstand an. Wo sollen wir das bloß alles unterbekommen? Axel ergreift die Flucht und schaut lieber Wolfgang beim Ölwechsel zu. Das ist auch ganz gut so, denn so kann ich unter Deck frei hantieren und räume so nach und nach alles in irgendwelche Schapps und Fächer. Es ist immer wieder erstaunlich, wo man an Bord noch irgendwelche Lücken findet. Für die vielen Getränkepaletten haben wir uns einen ganz besonderen Platz einfallen lassen. Wir haben einfach auf unsere Gästetoilette ein Brett gelegt und darauf dann die Dosenpaletten gestapelt. Auf diese Weise lassen sich relativ einfach ganze 19 Paletten unterbringen. Gegen Abend ist dann bis auf einen kleinen Stapel auf dem Salontisch alles weggeräumt. Aber dafür finden wir wohl auch noch ein Plätzchen. Da wir keine Lust mehr zum Kochen haben, gehen wir abends mit Wolfgang zusammen im Marina Restaurant essen. Dort ist „Mexican Night“ angesagt und wir bekommen überbackene Taco-Chips, sowie einen leckeren Salat mit Hähnchen und Guacamole. Zurück an Bord fallen wir relativ schnell in unsere Betten. Einkaufen ist doch ziemlich anstrengend und ich muss dringend meinen Rücken in die Waagerechte bekommen. Zu viele Paletten geschleppt!

Unser Getränkevorrat für den Pazifik

Samstag, 17. Mai 2008: Colón 0 sm

Nachts um 2.30 Uhr werden wir von einer ganze Schar neu ankommender Yachten geweckt. Beim Blick aus unserem Heckfenster stellen wir fest, dass es sich um Regattaboote des Clipper Round the World Race handelt. Sie scheinen gerade aus dem Pazifik durch den Kanal gekommen zu sein. Interessiert schauen wir also am nächsten Morgen erst einmal im Internet nach, um was es sich dabei denn nun wieder handelt. Die Flotte, auf der man sich auch als Laie etappenweise eine Koje an Bord kaufen kann. Ist im letzten Jahr in England gestartet und nun über das Kap der Guten Hoffnung, Singapur, China und Galapagos hier in Panama gelandet. Jetzt geht es weiter nach Jamaica und dann wieder zurück nach Europa. Ganz schön hart! Vor allem, wenn man bedenkt, dass auf den Yachten zwischen 15 und 18 Leute unterwegs sind. Nachdem ich das herausgefunden habe, mache ich mich daran unsere Galapagos Fotos für das Internet vorzubereiten. Also aussortieren, verkleinern und dann in die Galerie einfügen. Damit bin ich bis nachmittags gut beschäftigt. Axel dichtet währenddessen die Steuerbordbackskiste ein wenig ab. Da regnet es bei dem hier vorkommenden tropischen Schauern gerne einmal rein. Mittags lädt uns Wolfgang dann auf ein Bierchen im Restaurant ein. Werder Bremen ist Vizemeister geworden und das muss natürlich gefeiert werden. Am Nachmittag bereite ich noch einen schönen Schweinebraten zu, der teils als Aufschnitt, teils als Braten mit Sauce in der Tiefkühlbox landet. Diese ist langsam aber sicher auch knüppeldicke voll und ich will nur noch ein wenig Frischfleisch einfrieren. Ansonsten würde sie womöglich platzen. Abends kommt Wolfgang bei uns zum Essen vorbei. Da er uns aus Deutschland eine neue Mikrowelle und das Unterwassergehäuse mitgebracht hat, wollen wir ihn heute mal ein wenig verwöhnen. Es gibt Salat mit Palmherzen als Vorspeise und leckerstes Coq aux vin als Hauptgang. Wir sitzen bis ca. 22 Uhr im Cockpit zusammen und fallen schließlich mal wieder in unsere Kojen.

Die Flotte des Clipper Round the World Race

Sonntag, 18. Mai 2008: Colón 0 sm

Die ganze Nacht über regnet es in Strömen. Wir scheinen definitiv in der Regenzeit angekommen zu sein. Irgendwann im Laufe des Vormittags hört es dann einmal kurz auf. Da der Wind außerdem auch noch gedreht hat, können wir in der Box unser Segel ausrollen und endlich auch wieder die Latten rein machen. Dann fängt es wieder an zu regnen und wir verkrümeln uns wieder unter Deck. Ich versuche die Galapagos Fotos hoch zu laden, scheitere jedoch mal wieder an der nicht funktionierenden Internetverbindung. Außerdem fange ich an auch den dazu passenden Bericht zu schreiben. Nur gut, dass ich während der Fahrt ein Tagebuch geführt habe. Ansonsten wüsste ich so manche Sachen nämlich schon gar nicht mehr. Zwischendurch räumen wir den noch verbliebenen Proviant vom Salontisch in weitere Ecken, so dass es schließlich wieder ganz gemütlich unter Deck aussieht. Abends kommt dann Wolfgang auf ein Glas Wein bei uns vorbei. Da es draußen ungemütlich und nass ist, sitzen wir heute mal unter Deck zusammen. Außerdem schwirren draußen jede Menge Mücken umher, die uns schon ziemlich zerstochen haben. Während er und Axel am Salontisch sitzen, brate ich schon mal Hack und Gemüse für eine Riesenportion Chili con Carne an. Sowohl an Bord der „Baros“ als auch bei uns sollen die Linehandler und die Advisor während der Kanalpassage schließlich gut versorgt werden. Eigentlich hatten wir Wolfgang versprochen bei ihm als Linehandler mitzufahren und dann auch für die Versorgung zu sorgen. Aber da er nun nur einen Tag vor uns durch den Kanal fährt, klappt das leider nicht mehr wie geplant. Als Ausgleich koche ich daher eine Portion Chili con Carne für ihn mit, die er dann während der Kanaldurchfahrt nur noch aufzuwärmen braucht. Außerdem brate ich noch ein paar Hackbällchen für zwischendurch, von denen auch gleich ein paar in unseren Mündern verschwinden. Allzu alt werden wir heute erstaunlicherweise nicht. Obwohl wir den ganzen Tag eigentlich nicht viel getan haben, sind wir irgendwie ziemlich müde und erschöpft. Vielleicht liegt es ja an dem Regenwetter. Bei 30° C und 85% Luftfeuchtigkeit ist es schon anstrengend einfach irgendwo in der Gegend herum zu sitzen. Man ist eigentlich ständig schweißgebadet und wir nehmen am Tag mindestens vier Liter Flüssigkeit zu uns. Es wird wirklich Zeit, dass wir hier endlich weg kommen.

Montag, 19. Mai 2008: Colón 0 sm

Auch heute regnet es wieder in Strömen. Während Axel an Bord zurück bleibt und auf den Mechaniker Andy wartet, mache ich mich mit Schirm auf den Weg zum Supermarktbus. Der Schirm hilft allerdings nicht wirklich viel und ich bin nach den 100 m völlig durchnässt. Wolfgang fährt auch noch einmal mit einkaufen und so wird die Fahrt zum Rey nicht allzu langweilig. Wir kommen an der Schleuse gut durch und stürzen uns umgehend in das Getümmel zwischen den Regalen. Erstaunlicherweise kommt auch heute wieder ein voll gefüllter Einkaufswagen bei mir zusammen. Wolfgang schafft gleich zwei Wagen und wir ziehen fröhlich „Polonaise von Blankenese“ singend, als Konvoi zur Kasse. Da wir auch heute wieder über die magischen 200 US-$ Einkaufswert kommen, dürfen wir den Rückweg wieder mit dem Lieferwagen vom Supermarkt antreten. So sind wir ein wenig früher als mit dem Bus wieder am Hafen. Der Regen hat zum Glück in der Zwischenzeit aufgehört und wir können unsere Einkäufe trocken zum Schiff bringen. Während wir einkaufen waren, hat Axel leider vergeblich auf Andy gewartet. Eigentlich soll der noch einen Filter zwischen unserem Hauptdieseltank und dem Tagestank einbauen. So können wir den Diesel in unseren Tanks im Rundlauf durchfiltern, ohne dass er mit dem Motor in Verbindung kommt. Man nennt das Verfahren übrigens Fuel-Polishing. Axel war in der Zwischenzeit natürlich nicht untätig, sondern hat schon mal die elektrische Verkabelung der Pumpe gemacht. Nur den Anschluss der Dieselleitungen will er lieber einem Profi überlassen. Ich verstaue die neuen Lebensmittel und verarbeite das heute gekaufte Fleisch zu handlichen Portionen. Anschließend schreibe ich weiter an unserem Galapagosbericht. Der Versuch die Fotos hoch zuladen scheitert leider auch heute wieder am nicht funktionierenden Internet. Zwischendurch wasche ich eine Maschine Wäsche nach der anderen. Insgesamt neun Maschinen schaffe ich und wir haben schließlich jedes, aber auch wirklich jedes Fitzelchen Stoff an Bord wieder sauber. Nachmittags ziehe ich Axel noch in den Mast hinauf. Dort polstert er zunächst einmal unsere Salingsnocken ab, damit das Großsegel sich daran nicht auf der langen Strecke auf dem Pazifik aufscheuern kann. Danach tapt er noch die paar kleinen Scheuerstellen auf dem Großsegel ab, die wir uns auf dem Atlantik eingehandelt haben. Während ich mal wieder bei meinen Waschmaschinen bin, fährt Axel zusammen mit Wolfgang kurz zu einer Probefahrt aus dem Hafen hinaus. Da wir vor der Kanalpassage noch einmal überprüfen wollen, ob unsere reparierte Einspritzpumpe auch wirklich zuverlässig arbeitet, wird der Motor noch einmal einem ausführlichen Test unterzogen. Dabei stellt sich heraus, dass irgendwas nicht ganz mit unserer Drehzahl stimmt. Der Motor lässt sich nur schwer starten und benötigt eine sehr hohe Anlaufdrehzahl. Nimmt man ihn nach dem Fahren wieder in den Leerlauf zurück, geht er sogar einfach aus. Er lässt sich dann zwar wieder starten, aber eben nur sehr schwer. Hinzu kommt, dass auch unser Stoppknopf nicht mehr funktioniert und wir den Motor nur noch direkt an der Maschine ausschalten können. Da müssen wir wohl noch mal ran. Dummerweise lässt sich unser Mechaniker Andy auch heute wieder den ganzen Tag nicht blicken und wir erfahren schließlich telefonisch, dass er morgen dann kommen will. Abends sitzen wir noch ein wenig mit Wolfgang zusammen. Auch heute müssen wir wieder drinnen sitzen, denn es hat mal wieder angefangen zu regnen. Wir essen Erdbeeren, die allerdings besser aussehen, als sie schmecken. Sie sind ziemlich sauer und trocken und wir fragen uns, ob die wohl den ganzen Weg aus Holland hierher geschafft haben. Wir machen heute nicht allzu lange, denn Wolfgang hat morgen seinen Kanaltermin und will entsprechend fit sein.

Axel arbeitet in luftiger Höhe

Dienstag, 20. Mai 2008: Colón 0 sm

Auch heute warten wir wieder den ganzen Vormittag auf den Mechaniker Andy. Er kreuzt aber weder auf, noch ist er telefonisch zu erreichen. So ein Mist! Ich schreibe weiter fleißig an meinem Galapagosbericht und hoffe ihn noch vor der Kanalpassage online stellen zu können. Heute gelingt es mir nämlich endlich unsere Galapagosfotos hoch zuladen und ich habe große Hoffnung, dass das Internet nun wieder besser funktioniert. Mittags treffen wir uns noch einmal mit Wolfgang zu einem letzten gemeinsamen Mittagessen im Restaurant. Da er nach der Kanalpassage wohl direkt weitersegeln will, werden wir ihn wahrscheinlich auch erst wieder auf den Marquesas treffen. Überraschend treffen wir dann auch noch auf Doreen mit ihrem Söhnchen Daniel. Die „Vela Bianca“ kommt gerade aus dem Wasser und sie und Mattias wollen in ein paar Tagen dann für eine zeitlang nach Deutschland zurück fliegen. Zurück an Bord koche ich erst einmal die Portion Chili con Carne für Wolfgang fertig. Zwei Töpfe voll bekommt er und dazu noch ein paar Zutaten zum Verfeinern. Rechtzeitig bevor er ablegt werde ich fertig und kann ihm das kleine Care-Paket an Bord reichen. Gegen 15.30 Uhr legt er mit seinen vier Linehandlern ab und begibt sich zu dem Flats genannten Ankerplatz, um dort auf seinen Advisor zu warten. Wir bereiten anschließend an Bord noch ein wenig für unsere Abfahrt am nächsten Tag vor. Die Wassertanks und die Notfallwasserkanister werden voll gefüllt und alle herumliegenden Sachen seesicher verstaut. Natürlich wird es im Kanal selber höchstwahrscheinlich nicht viel Seegang geben, doch wenn wir am Donnerstag in den Pazifik entlassen werden, können schon mal ein paar Wellen zu erwarten sein. Abends kommen Doreen und Mattias mit dem kleinen Daniel auf ein Glas Wein vorbei und wir unterhalten uns prächtig bis nach Mitternacht. Schade, dass die Drei nicht mit uns weiter segeln. Wären bestimmt ansonsten ein paar nette gemeinsame Abende in der Südsee geworden.

Doreen, Daniel und Mattias zusammen mit unserem Käpt’n Blaubär

Mittwoch, 21. Mai 2008: Colón – Gatun See 6,4 sm

Nach dem Frühstück heißt es auch heute wieder mal Warten auf Andy. Axel hat ihn auf dem Marinagelände ausfindig gemacht und er hat versprochen noch heute Vormittag unseren Filter einzubauen. Als er dann gegen 11 Uhr auch endlich kommt, muss er auch direkt wieder verschwinden, um irgendwelche Teile zu besorgen. Axel schrubbt in der Wartezeit noch einmal das Boot und räumt an Deck auf. Wir hängen unsere 16 Reifenfender auf und kontrollieren die gemieteten Panamaleinen. Die Kanalbehörde schreibt nämlich vor, dass man vier Leinen mit jeweils 38 m Länge auf der Passage mitführen muss. So lange Leinen haben wir normalerweise nicht an Bord und haben sie daher von unserem Agenten angemietet. Der hat uns auch mit den Reifen versorgt, die zum Schutz des Rumpfes vor schwarzen Streifen schön mit Mülltüten ummantelt sind. Gegen 13.30 Uhr kommt Andy schließlich mit den benötigten Teilen wieder und baut innerhalb kürzester Zeit den Filter ein. Der Probelauf funktioniert einwandfrei und wir müssen nur noch 450 $ für den Spaß bezahlen. Angeblich will Andy insgesamt 9 Stunden für uns gearbeitet haben. Fahrten nach Panama City und Colón mit eingerechnet. Wir haben keine Lust auf nutzlose Diskussionen und bezahlen ihn ohne weitere Fragen. Hauptsache das Teil ist endlich eingebaut. Andy hört sich dafür noch unser erneutes Problem mit der Einspritzpumpe an und versucht bei der Firma, die die Einspritzpumpe repariert hat, nachzufragen wo das Problem liegen könnte. Der zuständige Mitarbeiter ist jedoch erst morgen wieder im Hause und so können wir erst einmal nichts weiter machen. Anschließend können wir dann die „Baros“ per Webcam in der Miraflores Schleuse beobachten. Schon toll, diese moderne Technik! Um 15 Uhr kommen dann unsere drei Linehandler an Bord. Auch das wird von der Kanalbehörde eindeutig vorgeschrieben. Jedes Boot muss mit vier Linehandlern besetzt werden, unabhängig davon, auf welche Art man schließlich geschleust wird. Linehandler Nr. 1 ist bei uns Rudi, der seine Helfer Helario und Naphtale mitbringt. Nr. 4 bin dann ich selber. Bei Helario handelt es sich übrigens um unseren Taxifahrer, der uns am letzten Donnerstag so blöd am Flughafen versetzt hat. Auf die Frage, wo er denn gewesen sei, sagt er nur, er hätte jemanden fahren müssen. Soviel also zu festen Verabredungen in Panama. Um 16.20 Uhr fahren wir dann nach über sechs Wochen endlich aus der Shelter Bay Marina hinaus. Wir fahren zunächst in die Flats hinaus und gehen dort vor Anker. Neben uns liegt die 97 Fuß Yacht „Jess Sea“, die laut Plan heute mit uns Schleusen soll. Außerdem ist noch der Katamaran „Alessia“ mit von der Partie. Gegen 18 Uhr kommt dann unser Advisor, so eine Art Lotse für kleinere Boote, mit dem Lotsenboot angebraust und bei uns an Bord. Er heißt Robin und ist hoch erfreut, dass ich als erstes einmal eine große Portion Pasta Alfredo für alle serviere. Unsere Einfahrt für die Gatun Schleusen ist anfangs für 20.21 Uhr geplant, doch im Laufe der Zeit verschiebt sich dieser Zeitpunkt immer weiter nach hinten. Wir unterhalten uns in der Wartezeit mit Robin und erfahren, dass wir heute eine sehr einfache Schleusung vorhaben. Die große „Jess Sea“ kommt nämlich in die Mitte unseres Dreierpäckchens und muss sich um alle vier Leinen kümmern. Das hat man nun davon, wenn man so groß ist. Normalerweise würden sich eigentlich die beiden äußeren Boote um die Leinen kümmern müssen. Doch unser Päckchen ist so breit, dass der Winkel der Leinen in der hohen Schleuse zu steil werden würde. Das Päckchen ließe sich dann nicht mehr über die Leinen in der Mitte halten lassen können. Wir müssen nur kurz vor der Schleuse an ihrer Steuerbordseite längsseits gehen und können uns dann bis zur Ausfahrt in den Gatun See faul zurücklehnen. Um 20.35 Uhr gehen wir schließlich Anker auf und fahren in Richtung Schleusen. Kurze Aufregung entsteht bei Axel und mir, als bei dem Manöver plötzlich der Motor mal wieder ausgeht. Nein, dass muss jetzt wirklich nicht sein, oder? Zum Glück lässt er sich wieder starten und wir fahren ziemlich nervös los. Sicherheitshalber informieren wir unseren Advisor über das Problem und machen ihn darauf aufmerksam, dass wir lieber mit etwas höherer Drehzahl fahren möchten. So hoffen wir einen weiteren Ausfall verhindern zu können. Da wir mit einem Berufsschiff zusammen schleusen, müssen wir ihm dabei den Vortritt lassen. Da dort vor der Schleuse erst Linehandler an Bord genommen und die Leinen an die Lokomotiven übergeben werden müssen, dauert es ziemlich lange, bevor wir auch nur in die Nähe der Schleusen kommen. Schließlich ist es so weit und wir gehen um 21.50 Uhr bei „Jess Sea“ längsseits. Eine halbe Stunde später fahren wir dann in die erste der drei Gatun Schleusen ein. Schiffe unter 125 Fuß Länge werden in den Schleusen nicht von den Lokomotiven begleitet, sondern bekommen menschliche Leinenbegleiter. Diese schleudern zunächst eine dünne Leine mit einer Affenfaust zu den Yachten hinüber. Bei der Affenfaust handelt es sich übrigens über einen dicken, knubbeligen Knoten, der mit einem Gewicht im Inneren beschwert ist und sich so sehr gut und zielgenau werfen lässt. An der dünnen Leine wird dann die dicke Panamaleine befestigt und zu den Pollern am Schleusenrand hinauf gezogen. Bei unserem Päckchen ist wie gesagt „Jess Sea“ für diese ganzen Sachen zuständig. Wir brauchen uns um nichts zu kümmern. Lediglich Axel darf ab und zu mal ein wenig am Gashebel spielen, um das Päckchen möglichst in der Mitte der Schleusenkammer zu manövrieren. Schließlich sind alle Leinen fest und das Schleusentor geht hinter uns zu. Innerhalb weniger Minuten kommt dann das Wasser in die Schleusenkammer hineingeströmt und wir bewegen uns aufwärts. Das Wasser strömt so schnell, dass sich richtige Wirbel um uns herum bilden und mächtig Druck auf die Leinen kommt. Innerhalb kürzester Zeit befinden wir uns zehn Meter weiter oben und die nächsten Schleusentore öffnen sich. Die vor uns liegende, 600 Fuß lange „Amanda“ gibt ordentlich Schub auf ihren Propeller und verursacht damit einen so genannten „White Wash“. Also einen starken Wasserwirbel, der an eine Waschmaschine erinnert. Wir werden voll von dem Wasserwirbel getroffen und die Yachten zerren ziemlich an ihren Leinen. Zum Glück hält alles und wir können in gebührenden Abstand hinter Amanda her in die zweite Schleusenkammer einfahren. Unsere Leinen nehmen die Jungs von der „Jess Sea“ dabei wieder an Bord, lassen jedoch die Verbindung mit der dünnen Leine bestehen. An dieser Leine laufen die Schleusenlinehandler dann neben uns her bis zur nächsten Schleuse. Zwei Schleusengänge weiter öffnet sich um 23.50 Uhr schließlich das Schleusentor zum Gatun See vor uns. Wir lösen unser Dreierpäckchen wieder auf und fahren noch eine halbe Stunde weiter auf den See hinaus. Dann machen wir einer dicken, gummierten Tonne fest und unser Advisor Robin wird wieder von einem Lotsenboot abgeholt. Wir trinken mit unseren Linehandlern noch ein Bier zusammen und gehen schließlich ziemlich müde in die Kojen. Die Linehandler haben sich angesichts der Wärme entschlossen im Cockpit zu übernachten und wir haben sicherheitshalber die Seitenwände unseres Cockpitzeltes angebaut, falls es in der Nacht regnen sollte. Doch die Jungs haben Glück und müssen sich nur mit den Mosquitos herumquälen. Aber die haben wir unter Deck natürlich auch wieder zu Haufe.

In der Gatun Schleuse vom Panama Kanal

Donnerstag, 22. Mai 2008: Gatun See – Panama City 32,7 sm

Der Wecker klingelt bereits um 5 Uhr. Ich mache mich kurz frisch und bereite dann leckeres Rührei mit Speck für uns zum Frühstück zu. Pünktlich um 6.30 Uhr kommt unser neuer Advisor Frank an Bord und wir fahren auch direkt los. Bereits um 10.40 Uhr sollen wir an der Pedro Miguel Schleuse sein, also heißt es zügig motoren. Wir dürfen als kleines Boot die Abkürzung durch den Banana Channel nehmen und fahren durch eine wunderschöne Inselwelt. Das Ganze hat so ein wenig was von schwedischen Schären. Hier würde man eigentlich gerne mal ein paar Wochen durch die Inselwelt segeln und hier und dort vor Anker gehen. Da der Gatun See ein künstlicher Stausee ist, schauen an jeder Ecke noch Stummel von Bäumen heraus. Vielleicht also doch nicht so gut, um hier Segeln zu gehen? Nachdem wir wieder in den Hauptkanal eingebogen sind, erfahren wir, dass unsere Schleusenzeit inzwischen auf 11.15 Uhr nach hinten verlegt wurde. Also nehmen wir etwas Gas raus und trödeln mit 5 kn weiter. Wir genießen die Fahrt, denn es gibt viel zu sehen. Erstens ist die Landschaft an sich sehr schön und zweitens entdecken wir überall Zeichen für den derzeitigen Ausbau des Kanals. An vielen Ecken wird gebaggert und teilweise auch gesprengt. Außerdem gilt es natürlich nach den berühmten Kanalkrokodilen Ausschau zu halten. Eines bekommen wir kurz zu sehen, doch für ein Foto taucht es zu schnell wieder ab. Unter den Kanalangestellten gilt übrigens der Spruch, dass die Krokodile die einzigen wären, die hier umsonst geschleust würden. Ab und zu soll man nämlich auch mal eins in den Schleusenkammern sehen. Unsere Schleusenzeit wird noch weiter nach hinten verschoben und wir drosseln die Geschwindigkeit auf 3 kn. Im Gaillard-Cut müssen wir dann schließlich noch ein wenig driften, bevor wir uns mit dem Katamaran vor der Schleuse zu einem Päckchen vereinigen können. „Jess Sea“ hat heute nämlich die Wahl alleine oder mit uns an der Seite geschleust zu werden. Wie Megayachten nun mal so sind, entscheidet man sich natürlich für die Einzelvariante. Hätten wir aber wohl auch nicht viel anders gemacht. Das Risiko, dass man sich bei dem Päckchen eine Schramme oder Schlimmeres einfängt, ist sicherlich nicht zu unterschätzen. Um 12.35 Uhr dürfen wir dann endlich in die Pedro Miguel Schleuse einfahren. Unsere drei Linehandler kümmern sich um den ganzen Leinenkram und ich kann in Ruhe Fotos schießen. Ganz schön praktisch! Ob wir die auch mit über den Pazifik nehmen können? Hätte gar nicht viel dagegen, wenn dort jemand meine Wachen übernehmen würde. Nein, Spaß beiseite, da fahren wir doch lieber wieder alleine weiter. Die Schleuse haben wir übrigens heute ganz für uns alleine. Kein Dicker wird mit uns hinab geschleust. Jetzt fragt man sich natürlich was das nun wieder für einen Sinn macht angesichts der langen Wartezeiten und des Zeitdrucks, mit dem die Dicken hier durchfahren. Bedingt wird dieses Manöver durch die Engstelle Gaillard-Cut. Dort ist es nämlich so eng, dass sich die großen Schiffe dort nicht begegnen können. So werden am frühen Morgen die ganz großen Schiffe zuerst von Süd nach Nord dort durchgeleitet. Wenn die alle durch sind, kommen dann die Großen von der Atlantikseite und dürfen in Richtung Pazifik fahren. Da wir keine Probleme mit den Begegnungen im Gaillard-Cut haben, dürfen wir als erstes Schiffe des Tages durch die Pedro Miguel Schleuse hinab fahren. Nach einer halben Stunde gelangen wir dann zunächst auf den Miraflores See hinaus. Bis zur Miraflores Schleuse ist es nur eine Seemeile und so bleiben wir als Päckchen zusammen geschnürt. Da es auf dem Miraflores See ein paar Wartemoorings für die Großen gibt, kann die Großschifffahrt die Miraflores Schleuse nun jedoch auch wieder vor uns benutzen. Daher müssen wir vor der Schleuse auch erst noch einmal eine halbe Stunde warten, bis es endlich weiter geht. Um 13.35 Uhr fahren wir in die erste der beiden Miraflores Schleusenkammern ein und begeben uns zusammen mit unserem Käpt’n Blaubär aufs Vorschiff. An der Schleuse gibt es nämlich ein Besucherzentrum und vor allen Dingen eine tolle Webcam. So winken wir denn kräftig in die Kamera und hoffen, dass uns ein paar Leute zu Hause entdecken können. Der Blaubär sorgt derweil für einige Erheiterung bei den Kanalmitarbeitern und natürlich auch bei unseren Linehandlern. Ihn stört der Starrummel nicht weiter und er lässt sich ganz ruhig und zufrieden in Richtung Pazifik schleusen. Schließlich haben wir die beiden Schleusenkammern hinter uns und das Tor zum Pazifik geht vor uns auf. Endlich! Prompt fängt es an zu nieseln und der Wind bläst kräftig von vorne. Wir lösen unser Päckchen wieder auf und motoren in Richtung Bridge of the Americas. Unsere Anrufe beim Flamenco Yacht Club und beim Balboa Yacht Club haben leider ergeben, dass man dort keine Mooringboje für uns frei hat. Aber zu mindestens Diesel können wir beim Balboa Yacht Club erst einmal tanken. Vorher wird jedoch noch unser Advisor Frank von einem Lotsenboot abgeholt. Wir fahren weiter an das Tankdock und erschrecken uns erst einmal ein wenig vor dem hier stehenden Schwell. Die vor Mooringboje liegenden Schiffe tanzen ziemlich wilde durch die Wellen. Wir tanken ganze 114 Gallonen Diesel (umgerechnet etwa 430 l) und fragen noch mal höflich nach einer Mooringboje für uns nach. Vielleicht hilft es, dass ich den Rest von unserem Chili con Carne an die Jungs von der Tankstelle verteile, auf jeden Fall bekommen wir schließlich eine Boje. Dorthin verholen wir schließlich auch direkt und machen um 15.50 Uhr mit Blick auf die Brücke der Amerikaner und auf die Einfahrt zum Panamakanal an der Boje fest. Als nächstes ruft Axel dann bei der Firma an, die unsere Einspritzpumpe repariert hat und fragt nach möglichen Fehlerquellen nach. Die holen das Testprotokoll hervor und erklären, dass eigentlich alle Messergebnisse im normalen Bereich gewesen seien. Also muss die Ursache für unsere neuerlichen Probleme wohl doch noch woanders liegen. Man empfiehlt uns einen Mechaniker, den wir natürlich auch sofort anrufen. Alejandro López spricht zum Glück sehr gut Englisch und ist innerhalb von zehn Minuten bei uns an Bord. Er hört sich unser Problem sehr ausführlich an und versucht systematisch ein paar Fehlerquellen auszuschalten. Schließlich ist er sich sicher, dass unser Problem durch das Magnetventil des Stoppschalters verursacht wird. Den müssen wir nun allerdings wohl noch austauschen lassen, da sich das Teil nicht einfach reparieren lässt. Alejandro will sich am nächsten Morgen direkt darum kümmern, ob wir das Ersatzteil hier in Panama irgendwo bekommen können. Wenn nicht, meint er, könnte er es wohl aber innerhalb einer Woche besorgen und auch einbauen. Wir hoffen natürlich, dass wir nicht ganz so lange warten müssen, denn eigentlich wollen wir ja schnellstmöglich hinter unseren Freunden hinterher segeln. Doch der Motor ist eines der wichtigsten Teile bei uns an Bord und muss vor der langen Strecke über den Pazifik natürlich einwandfrei funktionieren. Während Axel und Alejandro noch mit der Maschine beschäftigt sind, kommen außerdem zwei freundliche Herren von der Hafenbehörde bei uns an Bord. Sie wollen mal wieder unseren ganzen Papierkram von Schiffsregisterauszug, über Zarpe, Cruising Permit und so weiter sehen. Als wir auch das endlich hinter uns haben und Alejandro sich ebenfalls verabschiedet hat, machen wir es uns endlich im Cockpit gemütlich und genießen ein Glas Pazifikwillkommenssekt. Mal abgesehen von dem schaukeligen Liegeplatz sind wir hier beim Balboa Yacht Club erst einmal gut aufgehoben. Es gibt drahtloses Internet und man wird mit dem Wassertaxi von seinem Boot abgeholt und an Land gebracht. Einkaufsmöglichkeiten gibt es in Panama City massenhaft und wir können noch ein paar frische Vorräte an Obst und Gemüse an Bord nehmen, bevor es auf den Pazifik hinaus geht. Im Moment wissen wir noch nicht ganz genau, ob wir auf den Galapagos Inseln halten werden oder nicht. Wenn der Wind günstig ist, machen wir das sicherlich für ein paar Tage. Doch wenn man den langfristigen Wetterdaten glaubt, ist es um diese Jahreszeit eigentlich günstiger nördlich der Galapagos Inseln zu bleiben. Aus den Berichten von der „Hippopotamus“, der „Sola Gracia“ und inzwischen auch der „Baros“ wissen wir, dass es sich nicht ganz einfach in Richtung Galapagos segeln lässt. Da wir die Inseln ja inzwischen zu Genüge kennen, kann es also auch sein, dass wir den direkten Weg zu den Marquesas wählen. Je nachdem halt, was wettertechnisch besser ist. Da es bis zu den Marquesas etwa 3.800 sm sind, dürften wir in dem Falle wohl ziemlich lange auf See sein. Wir rechnen mal mit 30 bis 40 Tagen, die wir dorthin brauchen dürften. Warum wir mit so viel längerer Zeit rechnen, als für die 2.700 sm über den Atlantik liegt übrigens an dem nicht ohne Grund „Stiller Ozean“ genannten Pazifik. Er ist einfach nicht wirklich für seine starken Winde bekannt und wir werden voraussichtlich eine deutlich geringere Durchschnittsgeschwindigkeit fahren. Seelisch und moralisch haben wir uns jedenfalls jetzt erstmal auf die lange Strecke eingestellt. Wenn es denn dann doch einen Stopp auf den Galapagos Inseln für uns gibt, freuen wir uns wahrscheinlich umso mehr darüber. Unseren ersten Abend im Pazifik verbringen wir ziemlich unspektakulär mit einem Glas Wein und ein paar Chips und liegen bereits gegen 21 Uhr tief schlummernd in unseren Kojen.

Axel und Käpt’n Blaubär freuen sich, dass es nun bald in den Pazifik hinaus geht

Freitag, 23. Mai 2008: Panama City 0 sm

Die Nacht erweist sich erfreulicherweise als ziemlich ruhig und unschaukelig. Erst am Vormittag nehmen Wind und Wellenhöhe wieder zu und Hello World beginnt erneut zu tanzen. Wir frühstücken erst einmal in Ruhe und planen unsere nächsten Schritte. Wir wollen noch eine Gasflasche füllen lassen und einen leeren Benzinkanister mit Sprit für unseren Außenborder auffüllen. Außerdem wollen wir zu einem großen Markt, auf dem wir frisches und vor allen Dingen auch ungekühltes Obst und Gemüse kaufen können. Wenn Obst und Gemüse nämlich erst einmal in der Kühlkette war, hält es sich anschließend ungekühlt nur noch wenige Tage. Währenddessen ruft Alejandro an und erzählt uns, dass es unser Ersatzteil leider nicht in Panama City gibt. Er kann es aber wohl in 3-5 Tagen für uns besorgen, muss aber auch das noch checken. Also brauchen wir uns mit unseren Besorgungen wohl nicht zu hetzten und stellen uns auf ein paar Tage länger hier ein. Unser Agent Rene meldet sich als nächstes und verabredet sich für später mit uns, damit wir die Rechnung für die Kanalpassage bezahlen können. Dafür fährt Axel wenig später mit dem Wassertaxi an Land und trifft sich dort mit Rene. Gemeinsam fahren die Beiden in das Büro von Match Ship und Axel bezahlt die Rechnung mit unserer Kreditkarte. Dabei gibt es jedoch leichte Schwierigkeiten, denn die Kreditkartengesellschaft glaubt erst einmal nicht, dass es tatsächlich Axel ist, der da aus Panama City einige tausend Dollar bezahlen möchte. Also muss er sich erst mal bei der Bank identifizieren. Ist ja eigentlich besser so, aber so dauert das Ganze dann doch ziemlich lange. Schließlich kommt er gegen 14 Uhr mit Rene wieder im Wassertaxi angebraust. Die Beiden laden schnell die Fender und Leinen ein, außerdem noch unsere Gasflasche und den leeren Benzinkanister. Axel sagt nur noch, bin gleich wieder da, will mich nur noch schnell beim Club anmelden gehen, und ist wieder verschwunden. Erstaunlicherweise dauert es dann noch einmal drei Stunden bis er wieder zurück kommt. Ich fange jedenfalls schon mal langsam Sorgen zu machen, denn so weit ist es ja gar nicht bis zum Clubgebäude. Nicht das Axel schon irgendwo hinterrücks wegen der paar Kröten in seiner Tasche ermordet wurde und nun hinter irgendeinem Strauch liegt. Aber nein, alle Sorgen sind völlig unbegründet. Rene ist noch ein wenig mit ihm durch die Gegend gefahren und hat Besorgungen mit ihm gemacht. Unseren Benzinkanister und die gefüllte Gasflasche bekommen wir voraussichtlich am nächsten Dienstag wieder. Leider hat sich zwischenzeitlich auch herausgestellt, dass unser benötigtest Magnetventil weder in Panama noch in den USA erhältlich ist. Es aus anderen Teilen der Welt zu ordern würde unheimlich lange dauern. Doch Alejandro hat einen Vorschlag für eine Notreparatur, den wir gerne in Anspruch nehmen wollen. Damit lässt sich der Motor zwar noch immer nur am Motor selbst ausschalten, doch immerhin dürfte das Problem mit der Dieselversorgung dann gelöst sein. Mit der Reparatur müssen wir uns auch bis Dienstag begnügen, denn erst dann hat Alejandro wieder Zeit für uns. Also bleibt uns mehr als genügend Zeit für alle Besorgungen. Während Axel also den ganzen Tag in der Gegend rumgondelt, sitze ich an Bord und nutze das kostenlose Internet um endlich unsere Fotos und Berichte von Galapagos, sowie von der Kanalpassage online zu stellen. Außerdem versende ich auch mal wieder einen Newsletter. Das Ganze braucht auch hier ein wenig Geduld, da die Verbindung immer wieder zusammenbricht. Doch gegen 17 Uhr habe auch ich mein Tagewerk geschafft. Abends bereite ich dann eine leckere mediterrane Gemüsepfanne zu, die wir schön im Cockpit sitzenderweise essen können. Ein frischer Wind kühlt uns und an das ewige Geschaukel haben wir uns inzwischen auch wieder gewöhnt. Gegen 21.30 Uhr sinken wir in unsere Betten und schlafen auch recht zügig ein.

Axel fährt mit dem Wassertaxi an Land

Samstag, 24. Mai 2008: Panama City 0 sm

Mitten in der Nacht fängt Hello World erst mächtig an zu schaukeln, dann platscht es gegen unser Heck und schließlich steigt eine ganze Woge Salzwasser durch unsere Heckluken ein. So ein Mist! Wir sind innerhalb von Sekunden hellwach und legen erst einmal die ganzen Sachen trocken. Dummerweise hat es auch eine Steckerleiste und unser Kurzwellenradio erwischt. Und auch die kleine Blaubärlampe steht ein wenig unter Wasser. Hauptsache, dass lässt sich noch retten. Salzwasser und Elektrik sind eigentlich nicht wirklich gute Freunde. Nachdem alles einigermaßen trockengelegt ist, versuchen wir – diesmal bei geschlossenen Luken – weiterzuschlafen. Ich schrecke noch ein paar Mal bei heranschwappenden Wellen hoch, doch natürlich sind die Luken jetzt geschlossen und es passiert nichts mehr. Am Morgen macht Axel sich dann erst einmal daran die Steckerleiste vom Stromnetz zu nehmen. Vorher gibt es nämlich keinen Kaffee für uns, da wir das Wasser dafür mittels eines elektrischen Wassermachers heiß machen. Nachdem das erledigt ist und wir uns mit einem schönen Frühstück im Cockpit gestärkt haben, nimmt Axel erst einmal das Kurzwellenradio auseinander. Viel Hoffnung hat er nicht, aber er sprüht alle Teile mit WetProtect ein und stellt das Gerät zum Trocknen in die Sonne. Anschließend rufen wir uns ein Wassertaxi und fahren damit an Land. Sein eigenes Dinghy darf man hier aufgrund der starken Strömung nicht benutzten. Man hätte allerdings auch nirgendwo an Land Platz es irgendwo abzustellen. Mit einem Taxi fahren wir zum nächstgelegenen Rey Supermarkt und kaufen ein paar frische Lebensmittel für die nächsten Tage. Der Supermarkt ist ganz gut ausgestattet und es gibt sogar Erdinger Hefeweizen und Mestermacher Schwarzbrot. Was will der Mensch mehr? Wir nehmen einen ganzen Stapel Brot mit und vier Flaschen Weizenbier für zwischendurch. Außerdem ein wenig Obst und Gemüse, sowie zwei dicke Thunfischsteaks. Zurück an Bord wird erst einmal alles verstaut, dann essen wir ein leckeres Baguette mit Salami, Tomate und Salat. Danach hält Axel einen kleinen Mittagsschlaf im Cockpit, während ich im Internet einige Hörbücher herunterlade. Die Zeit über den Pazifik wird lang und für die Nachtwachen sind Hörbücher nicht das Schlechteste. Unter anderem finde ich ein paar Sprachlernbücher. Am Ende des Pazifiks haben wir mit Hilfe dieser dann hoffentlich unser Französisch und Spanisch etwas verbessert und sprechen vielleicht sogar schon die ersten Brocken Chinesisch. Mal schauen. Schließlich will man während der Segelei ja auch nicht geistig völlig verdummen. Ansonsten verläuft der Rest des Tages sehr ruhig. Wir braten uns abends die Thunfischsteaks und essen den Rest des Gemüses von gestern dazu. Danach surfen wir noch ein wenig im Internet und gehen schließlich gegen 22.30 Uhr in unsere Kojen.

Unser neuer Liegeplatz vor der Bridge de las Americas

Sonntag, 25. Mai 2008: Panama City 0 sm

Endlich Sonntag, endlich mal wieder Ausschlafen! Das es dann auch noch ein Frühstücksei gibt, macht den Tag von Anfang an perfekt. Wir nutzen mal wieder die recht gute Internetverbindung und surfen ein wenig im Internet, Skypen oder Emailen. Außerdem ist heute mal wieder Datensicherungstag. Alle Fotos der letzten Wochen und Monate werden sowohl auf externe Festplatten als auch auf DVD gesichert. Beide Sicherungen wandern in unsere Notfalltasche, so dass wir im Falle des Falles diese nicht verlieren. Natürlich wandern auch noch ein paar andere wichtige Daten in diese Tasche. So haben wir beispielsweise alle unser Führerscheine und persönlichen Dokumente eingescannt und auf DVD gebannt. Man will die Notfalltasche natürlich nie im Leben gebrauchen müssen, aber sicher ist sicher. Axel taucht mittags noch mal kurz zum Vorschiff und schaut sich den Bugstrahlpropeller an. Bei unserem letzten Anlege- bzw. Ablegemanöver funktionierte er nicht richtig und Axel vermutet etwas Seegras in der Schraube. Doch entweder hat er sich getäuscht und der Bugstrahler funktionierte doch eigentlich ganz ordentlich oder das Seegras ist inzwischen von alleine verschwunden. Allerdings stellt er bei der Aktion fest, dass wir eine dicke Schramme im Unterwasseranstrich habe, die glatt bis auf die Glasfasermatten durchgeht. Wo wir uns die nun wieder geholt haben, können wir nicht feststellen. Wissentlich sind wir eigentlich nirgendwo gegen gefahren. Und um so eine tiefe Schramme zu bekommen, muss man eigentlich mächtig etwas treffen. Ein Stück treibendes Holz reicht dafür kaum aus. Egal, viel daran machen können wir im Moment eh nicht. Mittags bereitet uns Axel einen leckeren Salat und anschließend halten wir erst einmal ein kleines Mittagsschläfchen. Den Nachmittag vertrödeln wir mit Lesen und Internetten. Auch mal wieder schön so einen ganzen Tag lang zu faulenzen. Abends gibt es noch ein wenig Baguette mit Aufschnitt und wir hören ein wenig Rheinische Weisheiten von Konrad Beikircher. Gegen 21.30 Uhr verschwinden wir dann in unsere Kojen und lassen uns in den Schlaf schaukeln.

Montag, 26. Mai 2008: Panama City 0 sm

Heute ist mal wieder früh Aufstehen angesagt. Bereits um 7 Uhr geht es raus aus den Federn. Dann ein leckeres Frühstück aus Müsli und Vollkornbaguette und schon machen wir uns auf den Weg an Land. Heute heißt es nämlich endlich den Frischevorrat für den Pazifik zu verproviantieren. Dazu fahren wir mit dem Taxi zum Mercado de Abastos. Der Weg dorthin führt uns an einigen der verwegensten Stadtteile Panama Citys vorbei und wir fragen uns zunächst, ob wir hier wohl richtig gefahren werden. Doch schließlich setzt uns der Taxifahrer an einer Seitenstraße ab, an der schon mehrere Personen mit schwer beladenen Gemüsekarren stehen. Wir betreten einen riesigen Komplex mit zahlreichen kleinen Gemüsebuden. Hier werden ganze Tonnen von Obst und Gemüse angeboten. Hunderte Ananas stapeln sich neben Duzenden Melonen, riesige Papayas werden in Hochregalen gelagert. Ein faszinierender Anblick. Wir schnappen uns einen der zahlreichen Gepäck-, ach ne Gemüseträger und ziehen zum ersten Marktstand. Dort wandern 10 kg Kartoffen, drei Weiß- und zwei Rotkohle (oder heißt es Köhle?) und ein Kilo Brokkoli in unsere Kiste. Am Nachbarstand erstehen wir drei Kilo Tomaten, schön grün, damit sie möglichst lange halten, 2 kg Zwiebeln und vier Gurken. Dann kommen noch drei Zucchini, zwei Ananas, zehn Paprikaschoten, drei Avocados, drei Rettiche, vier Ingwerknollen, zehn Kilo Orangen, 15 Limetten, zwei Melone, ein Kürbis, eine Bananenstaude und fünf Kokosnüsse hinzu. Für das Ganze werden wir gerade einmal 35 US-$ los. Für die grüne Bananenstaude mit ca. 30 Bananen bezahlen wir dabei gerade einmal 2,50 $ und die Kokosnüsse kosten insgesamt nur 1,50 $. Unglaubliche Preise! Bleibt nur zu hoffen, dass das Zeug auch möglichst lange hält. Mit dem Taxi geht es dann zurück zum Yacht Club. Dabei machen wir einen kleinen Umweg über das Containerterminal von Maersk, wo wir erst noch einen Mitfahrgast abliefern müssen. Taxifahren ist hier halt ein wenig anders als in Deutschland. Zurück an Bord werden unsere Einkäufe erst einmal einem kleinen Desinfektionsbad unterzogen. Denn natürlich wollen wir keinesfalls mit dem frischen Obst und Gemüse auch frische Kakerlaken einschleppen. Also, einmal Waschen und Trockenlegen bitte. Anschließend bekommt dann jedes Teil sein Plätzchen in irgendwelchen Netzen oder Tupperdosen. Als wir diese Prozedur hinter uns gebracht haben, brechen wir noch einmal in Richtung Land auf. Wir fahren zunächst mit einem Taxi zum Flamenco Yacht Club am Ende des Amador Causeways. Dort hat Axel vor ein paar Tagen ein paar neue Dieselfilter bestellt, die er nun abholen will. Die Dinger sind natürlich mal wieder nicht geliefert worden und so begnügen wir uns mit einem leckeren Mittagessen am Yacht Club. Danach wandern wir ein Stück an der Straße entlang und versuchen ein schönes Foto von Panama City zu schießen. Schließlich winken wir uns wieder ein Taxi heran und fahren zur Multiplaza Mall ins Zentrum von Panama City. Dort waren wir ja bereits vor ein paar Wochen schon einmal einkaufen und wollen heute noch ein paar frische Lebensmittel dort proviantieren. Im RibaSmith Supermarkt wandern dann auch zahlreiche Wurst- und Käsesorten, sowie Joghurt, Sauerrahm und Margarine in unseren Einkaufswagen. Außerdem entdecken wir doch tatsächlich Becks Bier in Dosen. Da können wir natürlich nicht widerstehen. Schwer bepackt fahren wir schließlich mit einem Taxi zurück zum Balboa Yacht Club. Schnell ins Wassertaxi und zurück an Bord. Just in dem Moment, wo wir unsere Einkäufe unter Deck laden, fängt es dann mal wieder an in Strömen zu regnen. Glück gehabt! Wir verkrümeln uns unter Deck, verstauen die Einkäufe in den Kühlschränken und machen uns anschließend einen entspannten Abend. Dabei schauen wir mal wieder eine von unseren DVDs, diesmal „Wer früher stirbt, ist länger tot!“.

Brit beim fröhlichen Gemüsewaschen

Dienstag, 27. Mai 2008: Panama City 0 sm

Früh um 7 Uhr stehen wir mal wieder auf. Für heute zwischen 8 und 8.30 Uhr hat sich unser Mechaniker Alejandro angesagt, um unser Magnetventil zu reparieren. Zwar dauert es dann mal wieder bis 10.30 Uhr bevor Alejandro bei uns an Bord erscheint, doch immerhin hat er einen Autounfall mit Stau als Ausrede parat. Wie dem auch sei, er macht sich direkt an die Arbeit und fängt an an unserem Magnetventil zu basteln. Vier Stunden später und einige graue Haare bei Axel mehr scheint dann endlich wieder alles zu funktionieren. Der Motor läuft wie am Schnürchen und lässt sich dank der Reparatur auch wieder über den Stoppknopf ausschalten. Während Axel und Alejandro tief im Motorraum stecken, widme ich mich mal wieder einer meiner Lieblingsbeschäftigungen: Sauber machen! Erstaunlich, wie dreckig schon wieder alles geworden ist. Dabei ist es mit dem letzten Großputz doch noch gar nicht so lange her. Schließlich habe ich dann gegen 15 Uhr auch endlich mein Tagewerk erledigt und kann mich mit Axel zusammen im Cockpit zurücklehnen. Nicht ganz so gemütlich, wie es sich vielleicht auf den ersten Blick anhört, denn das Wetter ist ziemlich ekelig. Es regnet ständig immer wieder, der Himmel ist grau und der Wind pfeift durch die Wanten. Aber egal, wir machen einfach das Beste draus und träumen uns schon mal in die Südsee. Morgen soll es nun endlich los gehen in Richtung Las Perlas und ein paar Tage später dann weiter gen Westen. Vorher will uns unser Agent Rene noch unsere Gasflasche und den gefüllten Benzinkanister vorbei bringen. Außerdem bringt er hoffentlich auch noch unsere neue Zarpe mit. Diese Bescheinigung braucht man nämlich, um offiziell aus Panama wieder ausreisen zu dürfen. Im nächsten Land müssen wir sie dann auch wieder vorlegen, damit man auch ja weiß, wo wir nun eigentlich her gekommen sind. Schöne Bürokratie! Am Abend kochen wir dann mal wieder eine leckere asiatische Gemüsepfanne mit Hähnchenbruststreifen. Lecker!

Viermaster auf dem Weg zum Panama Kanal

Mittwoch, 28. Mai 2008: Panama City 0 sm

So, nun kann es endlich los gehen. Denken wir jedenfalls erst einmal ganz naiv. Gut, dass Wetter ist jetzt nicht wirklich ideal – es regnet in Strömen, der Himmel ist grau. Da wären wir auf der Ostsee im Leben nicht Segeln gegangen. Doch wir finden, dass wir nun langsam aber sicher genug Zeit in Panama City verbracht haben und wollen nur noch weg. Doch bevor wir die Leinen von unserer Mooringboje lösen, gibt es natürlich erst einmal ein kleines Frühstück. Und dann müssen wir ja auch noch auf Rene mitsamt seiner Mitbringseln warten. In der Zwischenzeit wird alles seegerecht verstaut und weggepackt. Dann will Axel eigentlich nur noch einmal sicherheitshalber die Maschine starten, ob auch wirklich alles funktioniert. Und – sie tut es nicht! Wie zuvor springt sie nur sehr zögerlich an und zeigt die gleichen Symptome wie vor der gestrigen Reparatur. Noch schlimmer, auch der Generator will nicht anspringen. Oh, nein! Muss denn das jetzt wirklich sein? Kann nicht einfach mal alles funktionieren? Schnell rufen wir Alejandro an, doch der kann erst am Nachmittag bei uns vorbei schauen. Also begeben wir uns erst einmal selbst auf Fehlersuche. Wir werfen all unser Wissen über Motoren und ihre Funktionsweise in einen Diskussionspott und versuchen bestimmte Fehler auszuschließen. Am Ende bleibt mal wieder nur übrig das etwas mit der Spritzufuhr nicht stimmen kann. Alle Filter sind jedoch sauber und auch Luft in den Leitungen können wir ausschließen. Vielleicht stimmt ja irgendetwas mit der Entlüftung nicht? Also schraubt Axel den Deckel vom Tank auf und siehe da, es zischt gewaltig. Also hat unser Tank anscheinend nicht genügend Luft bekommen, um eine ausreichende Zufuhr mit Diesel zu gewährleisten. Warum das nun unbedingt jetzt auftritt, können wir nur vermuten. Vielleicht hängt es damit zusammen, dass wir vor ein paar Tagen den Dieseltank voll getankt haben. Vielleicht hängt es auch mit der etwas unkonventionellen Entlüftung unseres Tagestanks zusammen. Bei genauerer Betrachtung fällt uns ein, dass wir wahrscheinlich genau dieses Problem bereits auf unserer Biskayaüberquerung gehabt haben. Eine Lösung des Problems steht bis dato noch aus. Vielleicht müssen wir da noch einmal bei der Werft nachfragen. Auf jeden Fall nimmt sich Axel aufgrund dieser Erkenntnis erst einmal unsere Tagestankentlüftung vor. Bisher entlüftet der Tagestank nämlich einfach in die Hauptdieseltanks. Diese Art der Entlüftung wurde von der Werft bereits schon einmal geändert, allerdings bevor wir das Schiff damals gekauft haben. Früher entlüftete der Tagestank nämlich einfach über einen Schlauch nach außen und gleichzeitig in die Haupttanks. Beim Befüllen des Tagestanks konnte es dabei allerdings passieren, dass ab einem gewissen Füllstand der Diesel nicht schnell genug in die Haupttanks schwappen konnte und über die Entlüftung nach außen schoss. Werftseitig entfernte man nach einer Flutung des Hooksieler Hafens mit Diesel dann anscheinend einfach die Entlüftung nach außen. Da wir uns ansonsten nicht weiterzuhelfen wissen, beschließen wir diesen Umbau nun erst einmal Testweise zurück zu bauen. Dazu fehlen uns natürlich ein paar Fittings, die wir erst einmal besorgen müssen. Eine Adresse, wo wir die Teile bekommen können, ist schnell herausgefunden. Und auch der Transport dorthin lässt sich relativ einfach über unseren Agenten Rene organisieren. Der kommt nämlich gegen 13 Uhr und fährt Axel erst einmal freundlicherweise zur Firma Dimar SA. Ich bleibe an Bord zurück und koche schon mal das Mittagessen für den nächsten Tag vor, leckeren Thunfisch-Reis-Salat. Während Axel mit Rene dann die Stadt unsicher macht, Fittings kauft und die Gelegenheit nutzt, um noch ein paar Kanister voll Diesel zu kaufen, geht dann über Panama City die Welt unter. Es regnet sturzbachartig und sehr ausdauern. Dabei fängt es an zu wehen und ich werfe einen besorgten Blick auf unsere Mooringboje. Doch die hält zum Glück und ich kann mich wieder unter Deck begeben. Wenn nicht die Temperaturen von knapp 30° C wären, könnte man meinen man hätte einen typischen, deutschen Herbsttag erwischt. Irgendwann gegen 16 Uhr kommt dann ein Wassertaxi mit einem völlig durchweichten Axel angebraust. Er stellt nur schnell drei Kanister (zwei Diesel, ein Benzin) und die Gasflasche an Deck und ist schon wieder weg. Mit dabei hat er diesmal unsere Pässe, denn zum Ausklarieren brauchen wir noch einen Stempel in diese. Schließlich kommt er wieder zurück und wir können uns an die Arbeiten an unserer Dieseltankentlüftung begeben. Das Dumme daran ist, dass die Verbindung zwischen der alten Entlüftung nach außen und dem Tagestank an einer denkbar ungünstigen Stelle sitzt. Um daran zu gelangen, müssen wir zunächst eine Schublade aus der Kiste unter unserem Niedergang entfernen. Dort drunter befindet sich der besagte Tagestank und ganz hinten darauf die Entlüftung. Also versucht Axel soweit es irgendwie geht in das Loch hinein zu krabbeln und an den Schlauch heranzukommen. Dummerweise ist bei Axel bereits vor den Schultern Schluss und er zerkratzt sich an den Schubladenschienen ziemlich die Arme. Nur gut, dass es noch kleinere Crewmitglieder an Bord gibt! Also krabbele ich schließlich in die Kiste hinein, schneide den alten Schlauch ein Stück ab und baue den neuen Schlauch mitsamt Absperrventil ein. Dann starten wir den Motor und den Generator zu einem Testlauf. Es funktioniert! Ohne Probleme springen beide Maschinen an und gehen auch nicht wieder aus. Das Problem scheint somit endlich gelöst zu sein. Also rufen wir erst einmal Mechaniker Alejandro an und sagen ihm, dass er nicht mehr zu kommen braucht. Anschließend räumen wir das veranstaltete Chaos ein wenig auf, bevor wir uns leckere Tacos mit Hack und Guacamole zum Abendessen bereiten. Den Abend verbringen wir dann mal wieder mit dem Anschauen einer DVD. Dank Sönke von der „Hippopotamus“ laufen bei uns heute der Tatort Münster und anschließend noch Tatort Köln. Schön!

Donnerstag, 29. Mai 2008: Panama City – Isla Contadora 37,9 sm

Ja, das war doch mal gut, dass wir gestern noch nicht los gekommen sind. Heute ist das Wetter auf jeden Fall tausend Mal besser! Es regnet nicht, der Himmel zeigt ein paar blaue Flecken und es weht ein ordentlicher Wind. Nachdem wir gefrühstückt haben, Axel beim Yacht Club ausklariert hat und alles an Bord ordentlich verstaut wurde, machen wir uns gegen 11 Uhr schließlich auf den Weg. Wir lösen die Leinen von unserer Mooringboje und stampfen unter Motor ins Fahrwasser hinein. Keine zehn Minuten später kommt dann der erste Fluch. Was schwimmt hier denn für ein Sch… rum, fragt Axel. Um uns herum ein treibender Baumstamm nach dem anderen. Außerdem Plastikkanister, Flaschen, Holzbohlen und hier und da mal ein Pelikan. Während Letztere uns tunlichst selbstständig ausweichen, heißt es bei den anderen für uns in den nächsten Stunden mächtig aufpassen. Einen Baumstamm von der Größe einer ausgewachsenen Eiche wollen wir nun wirklich nicht rammen. Auch die kleineren, aber ziemlich verästelten Exemplare meiden wir so weit es geht. Wir haben Glück, nur ein Mal scheppert es am Rumpf und wir kommen gut durch diese Treibminen hindurch. Etwas über 3 Seemeilen motoren wir die Fahrrinne entlang, bis wir endlich Segel setzen können. Mit einem Schrick in der Schot (also ein weniger offener als Hoch am Wind) geht es dann auf direktem Kurs in Richtung Las Perlas Inseln. Am Anfang müssen wir noch um ein paar dicke Ankerlieger herum, doch dann wir es immer weniger mit dem Schiffsverkehr. Der Himmel reißt doch tatsächlich auf und wir segeln schließlich bei herrlichem Sonnenschein. Der Tidenstrom schiebt uns zudem beharrlich aus der Bucht von Panama hinaus. Irgendwann erscheinen am Horizont ein paar Knubbel und wachsen sich schließlich zu ein paar Inseln aus. Wir nehmen schließlich die Segel weg und gehen vor der Insel Contadora vor Anker. Wir graben den Haken auf 10 m Tiefe ein und eine herrliche Ruhe umgibt uns. Während ich dann mittels WLAN-Antenne versuche eine Internetverbindung zu erhaschen, kocht Axel für uns eine leckere Hähnchenpfanne mit Kartoffeln und Paprika. Sehr lecker! Aber was will man auch anderes erwarten, wenn der Chef höchstpersönlich kocht? Anschließend sitzen wir noch ein wenig im Cockpit und gucken uns die Sterne und umherfliegende Nachtfalter an. Um 21 Uhr nehmen wir dann noch Funkkontakt zu Günter auf. Günter betreibt von Contadora aus ein Funknetz, über welches wir in den nächsten Wochen gerne mit anderen Seglern kommunizieren möchten. Emails haben wir bereits ausgetauscht, nun heißt es auch Persönlich in Kontakt zu treten. Also hören wir heute wie gesagt mal in die Funkrunde hinein. Ein Segler im Südpazifik scheint Schwierigkeiten mit seinem Rumpf zu haben und es wird hektisch versucht Hilfe herbei zu schaffen. Spannend! Wir schalten irgendwann wieder aus und lesen noch ein wenig, bevor es schließlich gegen 21.30 Uhr in die Kojen geht.

Freitag, 30. Mai 2008: Isla Contadora 0 sm

Da weckt uns heute doch tatsächlich die Sonne, indem sie uns an der Nase kitzelt! Da steht man doch freiwillig gerne früh auf. Wir sitzen bereits um 7.30 Uhr mit frisch gepresstem Orangensaft und ein wenig Ananas im Cockpit und genießen den Blick auf die Insel Contadora. Nette Häuser stehen hier herum! Auch der Strand scheint gar nicht der schlechteste zu sein. Das einzige, was heute nicht ganz perfekt ist, ist der fehlende Wind. Nach dem Frühstück holen wir erst einmal unsere Wetterdaten ab und stellen fest, dass wohl auch in den nächsten zwei Tagen kaum mit Wind zu rechnen ist. Das sah gestern ja noch irgendwie anders aus. Egal, wir beschließen heute zunächst einmal um die Insel herum zu fahren und dort Günter in seinem Haus zu besuchen. Danach wollen wir noch ein Stückchen weiter fahren und zur Insel Pedro Miguel. Immerhin schon mal ein kleiner Schritt in Richtung Südwesten. Ob wir dann noch direkt weiter motoren und auf diese Weise versuchen ein wenig Seestrecke gut zu machen, wollen wir dann am Nachmittag entscheiden. Doch bevor es losgeht, macht sich Axel jedoch noch einmal an der Maschine zu schaffen. Der Öldruck-Sensor soll nach Rücksprache mit Alejandro noch schnell gereinigt werden. Als das getan ist, versucht Axel dann probehalber mal wieder die Maschine zu starten. Geht nicht! Erst nach zig Versuchen und mit hohem Standgas springt der Diesel schließlich an. Das darf doch jetzt wohl nicht wahr sein, oder? Nächster Versuch: Generator. Doch der gibt nicht einen Mucks von sich. Nee, nicht? Irgendetwas stimmt doch hier ganz gewaltig nicht. Aber was? Wir sind mit unserem Latein erst einmal am Ende. Axel schaut sich noch einmal die Dieselfilter an, doch die sind rein und sauber. Woran können unsere Probleme also liegen. Diesel bekommen die Beiden und Luft sollte eigentlich auch kein Problem sein. Kann es also etwas ganz anderes sein? Ist vielleicht unsere Starterbatterie am Ende kaputt? Haben wir jetzt innerhalb von wenigen Wochen bereits das dritte Problem? Handelt es sich dabei vielleicht um Folgeprobleme oder sind die Sachen völlig unabhängig voneinander? Wir testen weiter hin und her und kommen so natürlich wieder völlig von unserem ursprünglichen Plan ab. Wenn man mal eins sagen kann, dann dass so ein Blauwasserseglerdasein zu 99% aus Improvisation besteht. Das macht eigentlich ja auch Spaß, doch irgendwann könnte auch mal wieder was einfach nur nach Plan verlaufen. Um eingrenzen zu können, dass es sich wirklich um ein Batterieproblem handelt, müssen wir dann allerdings erst einmal eine Pause einlegen. Der Motor muss abkühlen und die Batterie, so sie denn tatsächlich kaputt ist, eine Chance zum Entladen bekommen. Also rufen wir zunächst einmal Alejandro an und konsultieren ihn mit unserem Problemen und Lösungsansätzen. Er meint zu mindestens, dass wir nicht ganz unrecht haben könnten. Könnten, wohlgemerkt! Außerdem sagt er, dass er uns im Zweifelsfall wohl auch eine neue Batterie nach Contadora schicken könnte. Also wäre das schon mal geklärt. Anschließend machen wir uns dann mit unserem Dinghy auf dem Weg zum nächsten Strand. Dort landen wir bei Hochwasser an, brauchen uns also erstmal keine Sorgen machen, dass unser Dinghy eventuell von der Flut hinweg gespült werden könnte. Zu Fuß geht es weiter einmal quer über die Insel und zum Heim von Contadora Günter. Wir werden zunächst von den drei Dalmatinern empfangen und dann von Günters Frau Susanne auf die Terrasse geleitet. Dort verbringen wir die nächsten 2 1/2 Stunden und klönen über Funknetze und Seglersorgen auf dem Pazifik. Wir bekommen von Günter eine Nummer, mit der wir zukünftig an seinem Pacific Island Net teilnehmen können. So bekommen wir auf hoher See immer die neusten Informationen über den Verbleib anderer Segler, Hinweise auf Proviantierungsmöglichkeiten, Nachrichten über aktuelle Einklarierungsvorschriften und so weiter und so fort. Außerdem vertreibt man sich auf diese Weise natürlich auch ein wenig Zeit auf dem Pazifik. Nebenbei erfahren wir, dass es sich bei dem Notfall von gestern um Wolfgang und Evi von der „Sleipnir“ handelt, die wir zuletzt ja in Galapagos getroffen haben. Die Beiden haben anscheinend ein Problem mit einem Riss im Rumpf, durch den Wasser eindringt. Kein schönes Gefühl, so mitten auf dem weiten Ozean. Wenn wir es richtig verstanden haben, ist der Riss jedoch zum Glück oberhalb der Wasserlinie, so dass wenigstens keine Gefahr des Sinkens besteht. Günter ist außerdem so freundlich und erkundigt sich bei der hiesigen Fluggesellschaft, ob man die auch tatsächlich Batterien in ihren Fliegern transportieren würden. Tun sie leider nicht. Wenn es also tatsächlich an unserer Starterbatterie liegt, müssten wir wohl noch einmal selber nach Panama City zurück und dort eine neue Batterie besorgen. Das wäre auf jeden Fall schneller, als auf das Versorgungsschiff zu warten, welches dummerweise nur am Donnerstag hier anlegt. Soviel also noch einmal zu Plänen und Improvisationen. Gegen 16 Uhr sind wir schließlich wieder zurück an Bord und liegen noch ein wenig faul in der Sonne herum. Dann ertönt plötzlich ein Außenborder neben uns und eine Stimme ruft „Hello“. Der etwa 200 m vor uns liegende Franzose kommt uns besuchen. Sein Propeller von seinem neuen Außenborder sei ihm abgefallen und liege nun auf 10 m Tiefe. Ob wir vielleicht Tauchsachen an Bord hätten und ihm helfen könnten. Können wir! Also macht Axel sich schnell Tauchklar und wir fahren mit dem Dinghy zur „Safran“ hinüber. Dort warten neben Xavier, seiner Frau Isabelle dem Mitsegler Juan Carlos auch die Kinder Tristan, Romain und Thea bereits gespannt auf uns. Axel hüpft ins Wasser und kommt in weniger als einer Minute mit dem Verlorenen Propeller wieder hoch. Bei 2 m Sichtweite gar kein allzu schlechtes Ergebnis. Wir werden an Bord auf einen Drink eingeladen und quatschen uns dann einigermaßen fest. Wir stellen fest, dass wir mit Paul und Di von der „Flame“ gemeinsame Freunde haben und uns auf den San Blas Inseln eigentlich schon einmal gesehen haben müssten. Nebenbei bekommen wir frisch geerntete Seeschnecken, Fischkuchen und Schokoladentorte als Nachtisch serviert. Dazu ein Glas Rotwein, man fühlt sich fast wie in Frankreich. Schließlich kehren wir gegen kurz vor 21 Uhr wieder an Bord zurück und horchen wieder in Günters Funknetz hinein. Diesmal dürfen wir auch ein wenig quasseln und checken mit Detlev von der „Kira von Celle“ unsere Funkanlage. Da sich Detlev derzeit auf den Tuamotus befindet und wir uns ganz gut verstehen, scheint unsere Funkanlage jedenfalls nicht allzu schlecht zu arbeiten. Anschießend lesen wir noch ein wenig, bevor es gegen 22 Uhr mal wieder in die Kojen geht.

Nette Aussicht

Samstag, 31. Mai 2008: Isla Contadora – Isla Pedro Gonzalez 15,7 sm

Das Erste, was Axel heute Morgen macht, ist den Generator zu starten. Er springt anstandslos an und läuft wie am Schnürchen. Der Motor hingegen springt erst nach einer Weile und mit erhöhtem Standgas an. Soviel also zu unserer Theorie mit der kaputten Batterie. Also, was machen wir nun. Zurück nach Panama City fahren und den Motor noch einmal durchchecken lassen? Damit wären wir wahrscheinlich erst Ende nächster Woche wieder auf dem Weg in Richtung Galapagos oder Marquesas. Oder gehen wir das Risiko ein und machen uns noch heute auf den Weg? Der Wetterbericht verspricht zwar nur flaue Winde aus wechselnden Richtungen, doch irgendwie wollen wir endlich los. Wir finden schließlich einen Kompromiss und fahren erst einmal nur ein kleines Stück in die richtige Richtung, nämlich zur Insel Pedro Gonzalez. Dorthin motoren wir dann knapp 16 Seemeilen und lassen gegen 13 Uhr unseren Anker vor dem kleinen Örtchen fallen. Auf dem Weg dorthin können wir sehr zu meiner großen Freude zwei Wale beobachten, die ich auf die Entfernung mal als Buckelwale identifizieren würde. Keine Ahnung, ob das stimmt, denn für eine genauere Analyse sind sie leider zu weit entfernt und Axel lässt sich auch nicht überreden näher heran zu fahren. Besser ist das für die Tiere auf jeden Fall, auch wenn ich natürlich gerne einen näheren Blick riskiert hätte. Vor Anker liegend schlachtet uns Axel heute zum Mittagessen mal eine Kokosnuss und wir sind froh, dass wir das Motorgebrumme nicht heute schon den ganzen Tag ertragen müssen. Mit einem Einbaum kommt schließlich Marcel angepaddelt und verkauft uns ein wenig frisches Obst. Ja, tatsächlich können wir schon wieder nachbunkern. Ananas, Mango und Avocado bekommen wir von Marcel und auch noch den Hinweis, dass die beiden anderen Segelboote vor Anker ebenfalls aus Deutschland kommen. Uns ist heute jedoch nicht nach Geselligkeit und so bleiben wir den ganzen Tag an Bord. Axel liegt im Cockpit, ich angesichts der knallenden Sonne auf dem Salonsofa. Am späten Nachmittag zieht sich dann der Himmel bedrohlich zu und ein Gewitter scheint anzurücken. Um uns herum springen die dicken Fische aus dem Wasser und wir sind geneigt unsere Angel mal wieder raus zu holen. Allerdings ist unser Tiefkühler noch ziemlich voll und so unterbleibt dieses Abenteuer erst einmal. Abends bleibt ausnahmsweise heute mal die Küche kalt und es gibt nur ein Scheibchen Schwarzbrot. Während Axel sich dann anschließend der Funkrunde mit Günter und den anderen Segler im Pazifik widmet, sinke ich schon mal in meine Koje. Aus irgendeinem Grund bin ich von dem derzeitigen Wetter ziemlich geschlaucht. Schwüle, schweißtreibende Hitze und kein Windhauch weht. Da hilft es nicht einmal mehr sich dauerhaft von irgendeinem Ventilator anpusten zu lassen.

Blick auf die kleine Ortschaft auf Pedro Gonzalez

Sonntag, 1. Juni 2008: Isla Pedro Gonzalez – Panama City 39,5 sm

Nein, eigentlich möchte ich den heutigen Tag gar nicht so recht beschreiben. Aber was hilft es. Et is wie et is! Axel und ich sind heute bereits beide schon gegen 7 Uhr wach und munter. Vielleicht die Vorfreude, dass wir uns nun endlich auf den Weg machen werden. Schnell bereiten wir uns ein leckeres Sonntagsfrühstück, natürlich mit dem obligatorischen Frühstücksei. Danach wird noch schnell aufgeräumt und abgewaschen und ich bereite schon mal unsere Seekoje im Salon vor. Gegen 8.30 Uhr sind wir abreisebereit. Während ich mich auf den Weg zum Ankerkasten mache, startet Axel den Motor. Oder besser gesagt, er versucht es. Wie gehabt springt die Maschine nur sehr schwer an. Aber immerhin, auf der Höhe vom Mast höre ich das gewohnte Brummen, welches jedoch Sekunden später von einem lauten Schrei unterbrochen wird. „Maus“, brüllt es von hinten „die Sch…maschine kommt schon wieder nicht auf Touren!“ Kaum ausgesprochen, geht sie auch schon von alleine aus und gibt keinen Mucks mehr von sich. Das kennen wir, genauso hat es sich auf dem Weg von San Blas nach Colón auch abgespielt. Ist es also doch wieder die Einspritzpumpe, die uns Probleme bereitet? Wie bereits zuvor, lässt sich die Maschine nun überhaupt nicht mehr starten. Wie wir uns in diesem Moment fühlen, muss ich glaube ich nicht weiter beschreiben. Alle Verzweiflung hilft nicht, nun müssen wir erst einmal zusehen, dass wir die Maschine zu mindestens provisorisch wieder zum Laufen bekommen. Bei Null Wind können wir schließlich ohne Maschine weder zu den Marquesas starten, noch den Rückweg nach Panama City antreten. Also kommt unsere alte Notreparatur wieder zum Einsatz. Mit der (natürlich vorher gereinigten) Ölwechselpumpe pumpen wir Diesel in die Einspritzanlage. Damit springt die Maschine an und wir können Anker auf gehen. Statt in Richtung Südwesten schlagen wir jedoch den Weg zurück nach Norden ein. Wir sind uns einig, dass wir ohne funktionierende Maschine es nicht wagen wollen in die Südsee zu fahren. Erstens ist für die nächsten drei Tage ziemliche Flaute angesagt und wir kämen ohne den Motor nicht sehr weit. Zweitens wollen wir natürlich nicht irgendwo an irgendeiner schwierigen Riffpassage feststellen, dass die Maschine nicht mehr anspringt. Mit der Notreparatur hoffen wir es jedoch zurück nach Panama City zu schaffen und dort das Problem nun endgültig zu lösen. Also motoren wir geschlagene fünf Stunden durch eine spiegelglatte See. Die Maschine läuft sauber und rund und wir fragen uns natürlich bereits wieder, ob wir nicht zu übervorsichtig sind. Panama City kommt in Sicht und wir schlängeln uns gerade durch das Feld der vor Anker liegenden Frachter und Containerschiffe, als plötzlich und ohne Vorwarnung der Motor mal wieder aus geht. Ok, war wohl doch die richtige Entscheidung zurück zu fahren. Während ich den Anker einsatzbereit mache und die Genua zum Setzen vorbereite, arbeitet Axel hektisch unter Deck an der Maschine. Nach fünf Minuten gelingt es ihm schließlich die Maschine wieder zu starten und wir laufen weder auf den Backbord liegenden Felsen, noch in den Steuerbord liegenden Frachter. Leicht nervös, ob wenigstens die nächsten paar Minuten alles hält, steuern wir die Flamenco Marina an und bekommen zum Glück auch direkt einen Platz dort zugewiesen. Kaum das unsere Leinen fest sind, kommt dann auch schon eine dicke Mami vom Zoll und wir müssen mal wieder ein paar Papiere ausfüllen. Wieso eigentlich? Wir waren doch gar nicht außer Landes! Egal, wir fügen uns dem Papierkram und zahlen auch noch 25 US-$ für den Spaß. Dann geht es zum Marina Office, wo wir für ein paar Tage einchecken. Völlig geschafft von dem ganzen Stress suchen wir als nächstes das örtliche Marinarestaurant Bennigan’s auf und gönnen uns erstens einen Drink und zweitens was zu Essen. So besänftigt geht es schließlich zurück zum Schiff. Axel fängt wieder an zu rätseln, was die Maschine wohl haben könnte, aber darauf werden wir wohl selber keine Antwort finden. Wir informieren stattdessen Mechaniker Alejandro über die neuen Probleme und er versichert uns, dass er direkt am nächsten Morgen vorbei kommen wird, um unsere Einspritzpumpe wieder auszubauen und zum Durchchecken zu bringen. Damit sitzen wir hier wohl wieder für die nächsten drei bis vier Tage fest. Das Ganze hat natürlich auch immense Vorteile! Erstens können wir unseren bisher angesammelten Müll noch einmal los werden. Zweitens können wir noch ein wenig Lachs und Aufschnitt für Axel kaufen, der seine Vorräte bereits hoffnungslos aufgefuttert hat. Und last but not least bekommen wir so vielleicht noch die Dieselfilter, die wir bereits vor zwei Wochen bestellt, aber nie bekommen haben. Außerdem habe ich ja auch noch ein wenig Hoffnung, dass sich ab nächster Woche eine tolle Nordwindlage einstellt, die uns dann im Nu in Richtung Äquator und Südsee bringt. Am Abend schnacken wir noch ein wenig mit unserem amerikanischen Stegnachbarn Ben, der gerade heute durch den Kanal gekommen sind. Auch er will mit seinen Freunden dieses Jahr noch in die Südsee, will jedoch auf dem Weg dorthin noch in Ecuador und Peru halt machen, um dort ein wenig Surfen zu gehen. Diese Jugend! Mal ehrlich, unser Stegnachbar ist so ungefähr 25 bis 30 Jahre alt und der typische Typ Surfer. Aber, er hat es immerhin schon geschafft sich einen 55 Fuß Katamaran anzuschaffen und das Geld für ein paar Jahre Weltumsegelung beiseite zu legen. Nicht schlecht, oder? Sympathisch macht ihn auf jeden Fall seine Katze P Kiddy, welche sich gleich mal bei uns an Bord umschaut. Nachdem er mit seinen Kumpels weiter in die Marinabar gezogen ist, ziehen wir uns unter Deck zurück und lesen noch ein wenig bzw. schreiben diese Sätze. Axel ist tief in „Die Stadt der träumenden Bücher“ von Walter Moers versunken und befindet sich damit in einer völlig anderen Welt ohne jegliche Motoren. Ich vergesse beim Schreiben alle Sorgen und Ihr könnt dank der Internetverbindung im Hafen nun Morgen wieder unsere Abenteuer nachlesen.

Delfine auf unserem Weg nach Panama City

Montag, 2. Juni 2008: Panama City 0 sm

Da sich Alejandro für morgens zwischen 8 und 8.30 Uhr angekündigt hat, stehen wir entsprechend früh auf. Allerdings wird hier in Panama scheinbar das Prinzip VBZ angewendet. Unter VBZ versteht man unter Seglern die so genannte Variable Blaubär Zeit. Diese hat sich vor langer Zeit eingebürgert, als auf die Frage an Columbus, wie weit es denn nun noch bis Amerika sei „Ein Stündchen“ geantwortet wurde. Zeit ist eben relativ und da kann ein Stündchen auch schon mal drei Wochen dauern. Und ja, auch Columbus war ein Blaubär und konnte tolle Geschichten erzählen. Wie dem auch sei, sowohl an Bord von Hello World, als auch in Panama scheint VBZ gängiges Zeitmessprinzip zu sein und so dauert es halt mal wieder ein wenig länger. Gegen 9 Uhr geben wir das Warten auf und machen uns stattdessen auf den Weg zum Marina Office. Dort erkundigen wir uns zum einen nach verfügbaren Waschmaschinen und zum anderen nach einem Internetzugang. Beides gibt es zum Glück. Die Wäsche kann man einfach abgeben und sie wird innerhalb von allerhöchstens 24 Stunden (VBZ!) wieder frisch gewaschen zurück gebracht. Das Internet kostet entweder 18 $ pro Tag oder 55 $ pro Woche. Wir nehmen die Wochenkarte und sind gerate auf dem Rückweg zum Schiff, als wir Alejandro treffen. Gemeinsam gehen wir den langen Weg ans Ende des Steges zurück. Heute hat Alejandro auch mal wieder seinen Assistenten Alwin mit dabei. Gemeinsam testen die Beiden unseren Motor auf verschiedene Art und Weise, um die Fehlersuche möglichst weit einzugrenzen. Dabei wir unter anderem die Dieselzufuhr aus unseren Tanks gekappt und direkt aus einem Kanister Diesel zugeführt. Dummerweise springt während aller Tests der Motor ohne Probleme an und schnurrt wie ein Kätzchen. War ja klar, von wegen Vorführeffekt. Wir sehen uns schon den ungläubigen Blicken von Alejandro ausgesetzt, als es dann doch endlich noch passiert. Der Motor springt beim wiederholten Versuch nicht ohne Probleme an und geht dann auch noch einfach so wieder aus. Glück gehabt, sonst hätte uns Alejandro womöglich noch für blöd erklärt. Mit Hilfe der unterschiedlichen Tests scheint sich nun aber unser Problem tatsächlich mal wieder auf die Einspritzpumpe eingrenzen zu lassen. Alejandro ruft daraufhin bei der Firma Diesel Lab an, die unsere Pumpe bereits vor ein paar Wochen zur Reparatur da hatte. Da sie nun schon wieder kaputt ist, will er natürlich sicher gehen, dass der erneute Ausbau der Pumpe und die Reparatur nun auf deren Kosten gehen. Bei der Pumpenfirma beratschlagt man sich kurz, will dann aber doch noch jemanden aus der eigenen Firma schicken, der sich das Ganze vorher noch einmal anschaut. Gegen 12.30 Uhr soll er bei uns an Bord vorbei kommen. Alejandro fährt in der Zwischenzeit zu einem anderen Kunden und wir sitzen etwas frustriert in dem Chaos unter Deck. Überall liegt Zeug herum und durch die Luke im Durchgang nach Achtern führt nun eine mobile Dieselleitung. Home, sweet Home! Gegen 12 Uhr ruft Alejandro dann an und erzählt uns, dass es in der Stadt einen riesigen Streik gibt. Steine fliegen und die Polizei hat alles abgeriegelt. Der Pumpenmensch käme derzeit leider nicht aus seinem Büro raus und würde es vielleicht noch heute Nachmittag schaffen. Spätestens aber dann morgen früh. Kein Problem, wir laufen nicht weg. Da uns inzwischen ein wenig der Magen knurrt, machen wir uns kurze Zeit später mal wieder auf den Weg ins Hafenrestaurant. Bei dem Preisen und dem Angebot an unterschiedlichsten Speisen haben wir einfach keine Lust selber zu kochen. Außerdem wollen wir natürlich auch nicht unsere gesamten Vorräte für den Pazifik schon jetzt auffuttern. Das Gemüse vom Markt ist natürlich teilweise schon gegessen, teilweise aber auch leider schon verfault. Die Theorie, dass sich Gemüse frisch vom Markt länger hält, scheint damit leider auch widerlegt zu sein. Auf keinen Fall wollen wir jedenfalls an unsere Tiefkühlvorräte ran. Irgendwie sind die gedanklich unter Pazifik abgespeichert und sollen dort auch bleiben. Wieder zurück an Bord schreibe ich mal wieder Logbuch und aktualisiere unsere Internetseiten. Axel wäscht derweil den Rumpf von Hello World, der dies wirklich mal dringend notwendig hat. Dabei nimmt er eine kleine Abkühlung im brackigen Hafenwasser und wird schließlich (vielleicht) nicht zu unrecht von Antonio angesprochen, ob er das Putzen und Polieren nicht lieber übernehmen solle. Axel, der somit nicht nur schweißgebadet, sondern auch noch platschnass ist, überlegt nicht lange und willigt gerne ein. Für 50 $ pro Tag wird Hello World also in den nächsten Tagen hübsch gemacht und wir brauchen uns auf den Marquesas nicht für den stumpfen Rumpf zu schämen. So um seine Arbeit gebracht, verbringt Axel den Rest des Nachmittags lesend im Cockpit. Gegen 16 Uhr erkundigen wir uns telefonisch bei Alejandro, ob denn der Pumpenmensch heute wohl noch kommt, werden jedoch mit einer negativen Antwort versehen. Morgen früh um 8 Uhr wäre er auf jeden Fall da. VBZ? Nach kaum zwei Tagen hat Axel schließlich den knapp 500 Seiten Wälzer von Walter Moers ausgelesen und ist damit endlich wieder ansprechbar. So sitzen wir abends bis 20 Uhr im Cockpit und unterhalten uns über Motoren, Weltumsegelungen und weitere philosophische Grundlagenthemen. Schließlich werden wir dann von den Mücken unter Deck getrieben. Dabei handelt es sich um eine ganz kleine und ziemlich bösartige Variante von Mücken. Die sind so klein, dass sie sogar durchs Mückengitter hindurch passen. Da helfen nur Antimückenspray und Räucherstäbchen. Unter Deck lese ich schließlich noch ein wenig weiter an meinem neuen Buch (Ruth Rendell, The Rottweiler), durch welches ich mich ganz schön durchackern muss, während Axel seine Emails checkt. Gegen 22 Uhr liegen wir dann mal wieder selig schlummernd in unseren Kojen.

Unser neuer Liegeplatz in der Flamenco Marina

Dienstag, 3. Juni 2008: Panama City 0 sm

Wir stehen früh auf und frühstücken gegen 8 Uhr im Salon. Gegen 8.30 Uhr klopft es am Rumpf und Antonio meldet sich pünktlich zum Polieren. Um 9 Uhr erscheinen dann auch Alejandro, Assistent Alwin und Alberto vom Diesel Lab (heißen hier eigentlich alle irgendwas mit A?). Als erstes bauen sie noch einmal unser defektes Magnetventil aus und ersetzen es durch einen Blindstopfen. So ist auf jeden Fall sichergestellt, dass sich dort nicht noch einmal irgendwas verklemmen und den Motor stoppen kann. Das Magnetventil scheint wie verklebt zu sein. So schlecht sah es letzte Woche eigentlich gar nicht aus. Aber in der Zwischenzeit scheint es sich drastisch verändert zu haben. Wie kann das nun wieder sein? Wir beratschlagen noch einmal alle gemeinsam wegen unserer Einspritzpumpe. Alberto meint, dass ein mechanischer Fehler in der Injektionspumpe eigentlich die Ausfälle nicht erklären kann. Entweder sie geht, oder sie geht nicht, meint er. Seiner Meinung nach könnten viel eher Mikropartikel (so genannte Dieselbakterien) für eine Verstopfung der Pumpe sorgen. Das würde zu mindestens einen Teil unserer Probleme erklären. Nun gut, als wir damals die Einspritzpumpe ausgebaut hatten, war uns von Mechaniker Andy erklärt worden, dass sich ein paar Schmutzpartikel in der Pumpe befunden hätten. Auf die Frage, ob wir unseren Tank reinigen sollten, meinte er damals, dass das nicht unbedingt nötig sei. Schließlich wäre es nur ein wenig Dreck gewesen und auch der Blick in den Haupttank zeigte keine ernstzunehmende Verunreinigung. Stattdessen hatten wir uns damals dann ja entschlossen eine zusätzliche Filteranlage einzubauen. Obwohl wir aufgrund des verspäteten Einbaus die Anlage noch nicht lange laufen lassen konnten, sind wir eigentlich überzeugt, dass wir kein Problem mit verdreckten Diesel haben können. Wie dem auch sei, wir beschließen zum einen den Tagestank zu leeren und einen Blick hinein zu werfen. Zum anderen aber auch gleichzeitig die Einspritzpumpe auszubauen und diese vom Diesel Lab noch einmal untersuchen zu lassen. Das Ganze parallel, damit wir nicht mehr Zeit vertrödeln als notwendig ist. Alejandro zieht daraufhin los und besorgt uns sechs neue Dieselkanister für dieses Vorhaben. Wenig später rückt er mitsamt der Kanister und einer Pumpe wieder an. Während er sich dann an den Ausbau der Einspritzpumpe begibt, beginnt Alwin den Diesel aus dem Tagestank herauszupumpen. Kaum, dass wir zwei Kanister voll haben, streikt dann plötzlich Alejandros neue Pumpe. Wie kann das nun wieder sein? Wir machen mit unserer umfunktionierten Ölwechselpumpe weiter und finden in Alejandros Pumpe eine Schraube, sowie eine Gummidichtung mit Filz, welche sich beim Ansaugen in den Impeller gezogen und diesen zerstört haben. Und so etwas haben wir in unserem Tank?! Nachdem der Tank leer ist, finden wir dort drin außerdem noch ein Plastikschildchen, jede Menge Metallspäne und außerdem einen bräunlichen bis schwarzen Belag. Letzteres spricht dafür, dass wir uns tatsächlich irgendwo schlechten Diesel eingehandelt haben müssen, denn der Belag signalisiert den Befall mit Dieselbakterien. Das von uns verwendete Additiv hat damit scheinbar nicht bzw. nur begrenzt geholfen. Wahrscheinlich hätten wir davon einfach mehr in den Tank füllen müssen. Immerhin erklären die gefundenen Dinge nun auch alle unsere Probleme. Die Dieselbakterien sorgen für eine nicht funktionierende Einspritzpumpe, entsprechende Startschwierigkeiten und das die Maschine nicht auf Touren kommt. Die größeren Partikel erklären dagegen, warum die Maschine einfach mal mitten im Lauf ausgeht. Nämlich genau dann, wenn sie in die Dieselansaugleitung geraten. Hindurch passen sie aufgrund ihrer Größe natürlich nicht, finden sich daher auch nicht irgendwo in den Filtern an. Aber sie blockieren im Zweifelsfall natürlich die Kraftstoffzufuhr und lassen den Motor mangels Diesel absterben. Funktionieren tut der Motor dann wieder, wenn durch die Schiffsbewegungen oder den nicht mehr bestehenden Ansaugdruck die Teile wieder in andere Ecken des Tagestanks geschwappt sind. Das Plastikschildchen scheint hier als Verursacher perfekt zu sein. Auch unsere ersten Motorprobleme auf der Biskaya lassen sich durch diese Schmutzteile nun erklären. Damals ging der Motor ja auch mitten in der Fahrt aus und beim Wechseln des Dieselfilters zischte es hörbar. Scheinbar hatte sich durch die Verstopfung der Zufuhrleitung ein Unterdruck gebildet welcher erst durch das Öffnen des Systems wieder gelöst wurde. Wie die Teile in den Tagestank geraten sind, können wir im Moment nur raten. Da wir ihn heute zum ersten Mal geöffnet haben, wissen wir nur mit ziemlicher Sicherheit, dass wir sie dort nicht hinein befördert haben können. Aber da sich auf dem Aufkleber ein Text befindet, lässt sich ja vielleicht herausfinden, woher zu mindestens dieses Teil stammt. Erstaunlich an der ganzen Sache ist, dass sich die Dieselbakterien scheinbar unbeschadet durch alle unsere Vorfilter in die Einspritzanlage arbeiten können. Nachdem wir das Problem nun hoffentlich damit endgültig eingegrenzt haben, geht es weiter an die Lösung. Angesichts der Tatsache, dass es inzwischen bereits 16 Uhr ist, beschließt Alejandro heute erst einmal die ausgebaute Einspritzpumpe zur Pumpenfirma zu bringen. Morgen Vormittag will er dann mit Alwin zusammen den Tagestank gründlich reinigen. Nachdem das geschehen ist, werden wir über unser gerade neu eingebautes Fuel-Polishing-System den gesamten Inhalte unserer Hauptdieseltanks ein paar Mal durchfiltern. Dafür will Alejandro uns noch ein paar sehr feine Filter (2 Micron) besorgen. Unsere bisher verwendeten 30 Micron Filter lassen ja scheinbar die Dieselbakterien noch durch. Bevor wir an die Filterung gehen, werden wir außerdem den Diesel mit einer Schockdosis Dieseladditiv (Grotamar) behandeln, so dass eigentlich alle Bakterien abgetötet werden sollten. Dann muss nur noch die gesäuberte und eventuell reparierte Einspritzpumpe wieder eingebaut werden und wir können endlich in Richtung Südsee starten. Während wir auf diese Weise den ganzen Tag unter Deck zubringen, poliert Antonio fleißig unsere Rumpf. Die Backbordseite erstrahlt in neuem Glanz und auch das Heck sieht bereits super glänzend aus. Morgen kommt dann noch die Steuerbordseite, das Deck und unser Cockpit dran. So hat also unser Zwangsaufenthalt auch noch etwas gutes und Hello World sieht bald wieder aus wie Neu. Nachdem wir abends unter Deck das größte Chaos einigermaßen beseitigt haben, gehen wir mal wieder in das Restaurant am Hafen und essen dort eine Kleinigkeit zu Abend. Zum Kochen haben wir nämlich heute keine Lust mehr. Zurück an Bord lesen wir noch ein wenig, bevor wir ziemlich erschöpft in unsere Kojen fallen.

Alejandro und Axel beratschlagen sich

Mittwoch, 4. Juni 2008: Panama City 0 sm

Der Tag beginnt im Prinzip wie gestern. Antonio erscheint um 8 Uhr und fängt an die Steuerbordseite von unserem Dinghy aus zu polieren. Alejandro und Alwin erscheinen eine Stunde später, komplett mit Nassstaubsauger und Putzlappen ausgerüstet. Doch bevor die Tankreinigung beginnt, müssen wir uns erst einmal der Schwierigkeit widmen, wie man am Besten an ihn heran kommt. In den letzten Tagen haben wir uns ja mehr oder minder durch die Schubladenöffnung gequält. Doch um den Tank ordentlich zu reinigen, reicht der Platz einfach nicht. Während Alejandro schon fast die Nummer von seinem Tischler ins Telefon eintippt, um ein großes Loch sägen zu lassen, entdeckt Alwin zum Glück, dass sich der Schubladenkasten über dem Tagestank einfach abschrauben lässt. Nachdem wir den Kasten entfernt haben, kommt man viel einfacher an den Tankinnenraum heran. Da hätte man ja auch schon mal vorher drauf kommen können. Während Alwin den Tank mit Scheuerschwamm und Verdünner sauber macht, fährt Alejandro los und will uns noch weitere Filter besorgen. Nachdem der Tank schließlich sauber ist, füllen wir schon mal eine Schockdosis Grotarmar ein. Alwin verschwindet mit dem dreckigen Kraftstoff und wir versuchen wieder ein wenig Ordnung ins Schiff zu bekommen. Nachdem dies erledigt ist, widme ich mich mal wieder einer völlig anderen Tätigkeit und verarbeite einen unserer Rotkohlköpfe zu einem Rotkohlsalat. Der wandert zum Durchziehen in den Kühlschrank und soll irgendwann in den nächsten Tagen dann mit Schweinebraten zusammen eingenommen werden. Nachmittags erreicht uns schließlich der Anruf von Alejandro, dass wir unsere Feinfilter für die Fuel-Polishing-Anlage im Angelladen ums Eck abholen können. Das tun wir natürlich sofort und bringen gegen 16 Uhr endlich unsere Fuel-Polishing-Anlage in Gang. Damit pumpen wir den Diesel im Kreislauf von unseren Haupttanks durch einen sehr feinen Filter (2 Micron) in den Tagestank. Sobald der Tagestank voll ist, läuft der Diesel über eine Verbindung dann wieder zurück in die Haupttanks und kann erneut gefiltert werden. So jedenfalls die Theorie. Nach zwei Stunden schalten wir das System erst einmal ab und gehen im Restaurant bei der Shopping Mall eine Kleinigkeit essen. Die Gerichte sind leider nicht sehr berauschen, aber dafür doppelt so teuer, wie direkt am Hafen. Nächstes Mal gehen wir also lieber wieder dort hin. Zurück an Bord stellt Axel die Polishingpumpe wieder an. Es dröhnt ganz gewaltig und fängt immer mehr an nach Diesel zu stinken. Im Salon ist es dabei eigentlich nicht auszuhalten. Also lege ich mich bereits um 21.30 Uhr ins Bett und lese dort noch ein wenig. Axel funkt derweil noch mit Contadora Günter, bevor auch er sich schließlich bettfein macht. Die Polishingpumpe läuft natürlich während der gesamten Zeit, denn es dauert eine ganze Weile, bis 750 l ein paar Mal durchgefiltert sind. Gerade will Axel sich ins Bett legen und auch noch ein wenig lesen, als mir plötzlich die Frage in den Kopf schießt, „Sag mal, kann der Diesel eigentlich wenn der Tagestank voll ist nicht auch in den Motorraum fließen? So ohne Einspritzpumpe drin?“ Das veranlasst Axel schnell aufzuspringen und den Motorraum zu öffnen, es erklingt ein sehr lautes „Sch…!!!“ und wir haben die nächsten zwei Stunden ordentlich Action an Bord. Tatsächlich ist nämlich der Diesel nicht nur in die Haupttanks zurückgeflossen, sondern auch zum großen Teil in unserer Motorbilge gelandet. Es fehlen nur noch wenig Zentimeter und der Diesel wäre von der Motorbilge in die Hauptbilge geflossen. Da haben wir wohl noch einmal Glück gehabt! Wir pumpen schließlich ca. 40 l Diesel aus der Bilge und füllen damit die glücklicherweise noch vorhandenen Kanister. Den Rest nehmen wir mit Haushaltspapier auf. Unser Mega-Familienvorrat, den ich vor ein paar Wochen gekauft hatte und der eigentlich bis Neuseeland halten sollte, nähert sich auf diese Weise auch schon langsam dem Ende. Der Diesel stinkt natürlich penetrant und ich habe nach kurzer Zeit tierische Kopfschmerzen. Am Ende schaffen wir es jedoch und alles ist wieder sauber. Der übergeflossene Diesel ist sicher in Kanistern untergebracht und den Geruch und den öligen Schmier haben wir schön mit Orangenreiniger bekämpft. Gegen 23 Uhr liegen wir schließlich wieder in unseren Kojen. Alle Ventilatoren laufen um den Geruch zu vertreiben und die Luken sind natürlich auch alle weit geöffnet. Zum Glück regnet es heute Nacht mal ausnahmsweise nicht und wir können trotz des Gestanks einigermaßen schlafen.

Wie kommen wir bloß an den Tagestank ran?

Donnerstag, 5. Juni 2008: Panama City 0 sm

Puh, irgendwie habe ich immer noch einen dröhnigen Kopf von dem Dieselgeruch. Und bei dem Geruch schmeckt das Frühstück auch irgendwie nicht wirklich. Auch heute erscheint Antonio wieder und poliert noch die Rest vom Deck und unser Cockpit. Hello World sieht inzwischen wenigstens von außen wieder aus wie neu. Gegen 10 Uhr kommt dann Alejandro und verkündet böse Neuigkeiten. Unsere Einspritzpumpe wird wohl erst irgendwann nächste Woche fertig. Es fehlen ein paar Ersatzteile, die nun aus Miami herangeschafft werden müssen. Das ist zwar auf den ersten Blick ärgerlich, gibt uns aber auch Zeit, auch die Einspritzpumpe von unserem Generator noch einmal durchchecken zu lassen. Diese baut Alejandro dann auch direkt aus und bringt sie zum Pumpenspezialisten. Vorher zeigt er uns allerdings noch ein paar Fotos von dem Inneren unserer Einspritzpumpe, die er gestern aufgenommen hat. Das Teil sieht echt schlimm aus und wir sind ein klein wenig geschockt. Kein Wunder, dass wir damit Probleme bekommen haben. Laut Aussage von Diesel Lab soll es allerdings bei der ersten Reparatur noch deutlich schlimmer ausgesehen haben. Das wiederum verstehen wir nun gar nicht mehr, hatte Andy uns doch nur von „ein paar“ Dreckpartikeln erzählt. Hätten wir von dem Ausmaß der Verdreckung auch nur annähernd etwas geahnt, hätten wir mit Sicherheit schon viel früher einen Blick in unsere Tanks riskiert und diese bereits in Colón reinigen lassen. Im nachhinein betrachtet, hätte uns das sicherlich einiges an Zeit und Ärger erspart. Nun gut, dass Ganze ist jetzt nicht mehr zu ändern, wir lassen weiter unsere Filteranlage laufen und pumpen munter den Diesel durchs Schiff. Die Filter haben wir bereits zwei Mal ausgetauscht und beide Male feine Partikel darin gefunden. Der Filterprozess scheint sich also zu lohnen. Eigentlich hatte ich mir heute vorgenommen einkaufen zu gehen und unsere bereits verbrauchten Pazifikvorräte wieder aufzustocken. Doch da wir nun ja erst nächste Woche loskommen, habe ich dafür alle Zeit der Welt. Also nutze ich den freien Tag, liege in irgendeiner Ecke und lasse mich vom Ventilator anpusten und lese mein nächstes Buch (Mary Higgins Clark, On the street where you live). Da es heute ein ziemlich heißer Tag ist, kann man eigentlich auch nicht viel mehr unternehmen. Auch Axel liegt daher im Cockpit und liest ebenfalls ein neues Buch. Bei 34°C und nicht einem Ansatz von Windhauch reicht allerdings auch dass schon, um schweißgebadet zu sein. Nachmittags bauen sich zum Glück ein paar Gewitterwolken auf und es wird endlich ein wenig kühler. Schließlich fängt es an zu regnen und unser frisch poliertes Deck wir nass geregnet. Es ist wirklich schön zu sehen, wie die Regentropfen jetzt wieder abperlen. Abends verwandeln wir dann noch einen unserer Weißkohlköpfe in leckere Kohlrouladen. Da wir dies zum ersten Mal in unserem Leben machen, sind wir sehr gespannt auf das Ergebnis. Form, Farbe und Geruch stimmen schon mal und auch der erste Bissen macht sich nicht übel an den Geschmacksnerven. Sehr lecker, Versuch gelungen! Anschließend schauen wir noch ein wenig Tatort im Ersten, diesmal mit Charlotte Lindholm aus Hannover. Irgendwie ist es damit wohl so eine Art deutscher Abend geworden.

Lecker, Kohlrouladen!

Freitag, 6. Juni 2008: Panama City 0 sm

Nachdem wir es am gestrigen Seemannssonntag irgendwie verpasst haben, gibt es heute zum Frühstück ausnahmsweise mal ein Ei. Kaum sind wir fertig, erreicht uns ein Anruf von Alejandro, der uns mal wieder eine Hiobsbotschaft überbringt. Er erklärt uns, dass sich unsere Einspritzpumpe entgegen erster Annahmen anscheinend nicht mehr reparieren lässt. Ein Teil lässt sich um Gedeih und Verderben nicht mehr ausbauen. Davon abgesehen würde die Reparatur wohl sowieso ca. 1.800 $ kosten und eine neue Pumpe wäre nur wenig teurer. Wieso sich unsere Einspritzpumpe nach nicht einmal zehn Stunden unter Motor schon wieder derart zugesetzt haben kann, dass sie sich jetzt nicht einmal mehr annähernd reparieren lässt, ist uns allerdings schleierhaft. Auch Alejandro hat keine Erklärung dafür, aber wenn man sich die Fotos von der Pumpe anschaut, kann man sich schon vorstellen, dass es so ist. Also bestellen wir die neue Einspritzpumpe, welche voraussichtlich in 5-7 Tagen hier in Panama ankommen soll. Das Wochenende dabei natürlich nicht mit eingerechnet. Mit etwas Glück könnten wir die neue Pumpe dann ja vielleicht am nächsten Donnerstag bekommen und einbauen. Und am Freitag dann vielleicht endlich lossegeln? Obwohl, der Freitag ist ein 13ter! Vielleicht sollten wir dann doch lieber noch bis Samstag warten?! Man soll sein Schicksal ja nicht unnötig herausfordern. Da wir ansonsten nicht viel zu tun haben, beschließe ich heute mal ein wenig an unseren langsam aber sicher fällig werdenden Obstvorräten zu arbeiten. Als Erstes bereite ich aus einem Großteil unserer Bananen ein würziges Bananenketchup. Danach geht es den Äpfeln an den Kragen. Aus ihnen entsteht schließlich ein verdammt lecker riechender Apfelstreuselkuchen, den wir nachmittags auch gleich testen müssen. Mmmhh! Abends bleibt dafür die Küche kalt und wir begnügen uns mit einem Gläschen Wein und ein paar Chips dazu. Auch heute schauen wir uns mal wieder einen Tatort an. Diesmal aber wieder Thiel und Boerne aus Münster. Gegen 23 Uhr verkriechen wir uns dann mal wieder in unsere Kojen.

Samstag, 7. Juni 2008: Panama City 0 sm

Noch bevor wir so richtig aus den Betten und aufgestanden sind, klopft es bereits an die Bordwand und man bittet uns unseren Liegeplatz zu wechseln. Neben unserem derzeitigen Liegeplatz soll Beton gegossen werden und da würden wir ein wenig für im Weg liegen. Da wir ja im Moment keinen Motor haben, werden wir wenig später dann zu unserem neuen Liegeplatz geschleppt. Als einziges Problem erweist sich, dass wir auf unserem neuen Liegeplatz keinen Stromanschluss mehr zur Verfügung haben. Dumm, denn ohne funktionierenden Motor und Generator können wir unseren Strom natürlich nicht einfach mal eben selber machen. Und bei dem bedeckten Himmel und dem nicht vorhandenen Wind sorgen auch unsere alternativen Energiequellen nicht für ausreichend Power. Man verspricht uns nach einer Lösung zu suchen und will uns eventuell morgen auf einen anderen Platz verholen. Anschließend frühstücken wir erst einmal eine Kleinigkeit und planen unseren Tag. Kurz nachdem wir damit fertig sind, kommt Alejandro vorbei und sammelt ein wenig Geld von uns ein. Für die Einspritzpumpe müssen wir eine Anzahlung von 50% leisten und auch seine Arbeit muss noch entlohnt werden. So Wechseln insgesamt 1.400 $ den Besitzer. Ins Marina Office werden wir dann auch noch per Notizzettel geordert. Wir mögen doch bitte die Gebühr für die restlichen Tage schon mal entrichten und sagen, bis wann wir bleiben wollen. Also zahlen wir erst einmal bis nächste Woche Mittwoch und werden weitere 700 $ los. Abgesehen von dem ganzen Ärger und der Tatsache, dass alle unsere Freunde uns langsam aber sicher enteilen, verbrennen wir hier im Moment auch ganz schön viel Kohle. Echt ärgerlich! Nachdem der monetäre Teil geregelt ist, fahren wir schließlich mit dem Taxi in die Aalbrook Mall. Wenn wir schon mal beim Geld ausgeben sind… Die Aalbrook Mall erweist sich als riesiger Shopping-Tempel, der erstaunlich wenig besucht ist für einen Samstagvormittag. Im Laufe der nächsten drei Stunden kaufen wir zunächst eine dünne Regenjacke für mich. Ölzeug ist bei den hiesigen Temperaturen einfach zu warm und auf dem Weg nach Galapagos ist mit einigen Regenfällen zu rechnen. Außerdem erstehen wir noch einen schicken Edelstahlweinkühler und eine neue Haushaltsschere. Unsere Alte hat das Schneiden von dicken Elektrokabeln irgendwie nicht überlebt. Wer da wohl wieder seine Hände im Spiel hatte? Schließlich kaufen wir noch ein neues Buch für mich. Mein sorgfältig für den Pazifik angelegter Vorrat schmilzt nämlich langsam aber sicher dahin. Da muss dringend Nachschub her. Axel kauft sich derweil ein paar neue CDs, Blues und Dixieland. Für jede Stimmung also etwas. Gegen 13 Uhr sind wir wieder zurück an Bord, und verbringen den Nachmittag im Cockpit liegend und lesen. Um 16 Uhr gibt’s wieder ein Stück Apfelkuchen und abends den leckeren Rotkohlsalat mit kaltem Schweinebraten und Bananen-Ketchup. Anschließend lesen wir noch ein wenig, bis wir gegen 22.30 Uhr mal wieder in die Kojen verschwinden. Ein völlig entspannter Tag also.

Mal wieder im Schlepp

Sonntag, 8. Juni 2008: Panama City 0 sm

Heute werden wir mal wieder von einem kräftigen Gewitterdonnern geweckt. Während wir dann im Salon leckeres Aufbackbaguette mit Käsecreme und dem obligatorischen Ei frühstücken, fängt es draußen mal wieder an zu regnen. Anschließend surfe ich ein wenig im Internet während Axel sich mal wieder in ein Buch vertieft (Philip Kerr, Der Plan). Nachdem ich zum Surfen keine Lust mehr habe, bereite ich aus unseren restlichen Tomaten ein scharfes Tomatensalsa zu. Außerdem werden vier hart gekochte Eier in einen leckeren Eiersalat verwandelt. Den gibt es in den nächsten Tagen nun als Brotaufstrich. Draußen hört es in der Zwischenzeit auf zu regnen und die Luft verwandelt sich mal wieder in einen Saunaaufguss. Von Hafenmeister Cesar erfahren wir, dass wir wohl erst morgen auf einen anderen Liegeplatz mit Stromanschluss verholt werden können. Nur gut, dass wir so viel Batteriekapazität haben. Wenn wir jetzt auch noch unsere Kühlschränke ausschalten müssten und damit all die schönen vorgekochten Gerichte für den Pazifik verlieren würden. Nicht auszudenken! Gegen 13.30 Uhr begeben wir uns dann mal wieder zu unserem Lieblingsrestaurant am Hafen. Nicht nur weil es dort gut schmeckt, sondern heute vor allem weil es dort zahlreiche Großbildfernseher gibt, auf denen eigentlich immer Sport läuft. So auch heute. Auf diese Weise können wir das Fußball-EM Spiel Deutschland gegen Polen live verfolgen, während wir gleichzeitig Pasta mit Krebsfleisch und Cajun Lachs genießen. Die Deutschen spielen erfreulicherweise nicht schlecht uns es macht richtig Spaß zuzugucken. Erstaunlicherweise sind wir jedoch die einzigen Anwesenden, die bei Poldis Tor in der 20ten Minuten ausgiebig jubeln. Die deutsche Fangemeinde scheint hier in der Flamenco Marina nicht gerade groß zu sein. Das 2:0 sehen wir dann dummerweise nur in der Wiederholung, weil die Bedienung gerade unsere Bestellung für „Death by Chocolate“ als Nachtisch aufnimmt. Mist! Wir gucken das Spiel noch zu Ende und gehen dann wieder zurück zum Schiff. Dort liegen wir den Rest des Tages im Cockpit und lesen weiter an unseren Büchern. Abends gucken wir mal wieder einen Tatort (Charlotte Lindholm, Märchenwald) und gehen gegen 22 Uhr müde vom Nichtstun in unseren Kojen.

Montag, 9. Juni 2008: Panama City 0 sm

Nach dem anstrengenden Tag von gestern schlafen wir heute erst einmal ausgiebig aus. So richtig was zu tun haben wir ja eh nicht. Kurz nach dem Frühstück überrascht uns Alejandro mit einem Besuch und teilt uns interessante Neuigkeiten mit. Den dreckigen Diesel, den wir aus unserem Tagestank gepumpt haben, hat er nämlich seinem Assistenten Alwin zum gefälligen Weiterverkauf überlassen. Dieser hat den Diesel daraufhin gefiltert, gefiltert und noch einmal gefiltert. Nachdem keinerlei Verdreckung mehr zu entdecken war, verkaufte Alwin den Diesel dann an jemanden aus der Flamenco Marina. Und jetzt kommt das interessante: der Käufer nutzte den Diesel und musste heute seine daraufhin nicht mehr funktionierende Einspritzpumpe ausbauen. Erstaunlich oder? Selbst nach mehrmaligem Filtern scheint der Diesel immer noch nicht in Ordnung zu sein. Das macht uns natürlich wiederum unsicher, ob wir mit unserem Additiv und der ganzen Filterei überhaupt irgendeinen Effekt erreichen. Nicht das wir einen neue Einspritzanlage einbauen und diese dann auch wieder in kürzester Zeit kaputt geht. Was also tun? Wir beschließen zweierlei Dinge. Erstens erkundigt sich Alejandro nach einem Labor, welches unseren Diesel auf Bakterien und weitere Stoffe untersuchen kann. Wer weiß, vielleicht hat uns ja auch irgendwo jemand Zucker in den Tank gekippt, der nun dafür sorgt dass die Einspritzanlagen völlig verkleben. Dafür entnehmen wir unseren Tanks schon mal prophylaktisch eine kleine Probe. Auch an den alten Diesel soll Alejandro noch einmal versuchen für eine Probe heranzukommen. Die Probe soll natürlich möglichst schnell untersucht werden, damit wir nicht am Ende noch eine Woche auf die Ergebnisse warten und auch wieder nicht weiter kommen. Sollte es mit der Probe zu lange dauern beschließen wir daher zweitens auf jeden Fall präventiv unseren gesamten Dieselvorrat aus den Tanks zu pumpen und durch neuen (hoffentlich sauberen) Diesel zu ersetzen. Die Haupttanks sollen dann auch direkt gereinigt werden. Jedenfalls soweit das irgendwie möglich ist. Durch die vorhandenen Schlingerbleche kommt man an den Boden der Tanks nämlich voraussichtlich gar nicht ran. Doch zunächst einmal heißt es wieder ein wenig Warten für uns. Axel kauft uns eine neue Internetwoche und ich schreibe an unserem Logbuch. Man verspricht uns außerdem, dass wir gegen 13 Uhr zu einem neuen Liegeplatz bugsiert werden sollen, damit wir endlich wieder einen Stromanschluss bekommen können. So langsam leeren sich unsere Batterien nämlich und auf eine Tiefentladung wollen wir es eigentlich nicht ankommen lassen. Natürlich vergeht 13 Uhr ohne dass wir auch nur irgendwo hin geschleppt werden. Aber, ach ja, die Zeitangabe war natürlich in VBZ. Man vergisst es ja doch allzu leicht. Also warten wir weiter geduldig. Als gegen 16 Uhr immer noch keiner gekommen ist, nehmen wir die Energiefrage lieber selber in die Hand. Wir fragen einfach unsere amerikanischen Nachbarn, ob wir mal für zwei Stunden an deren Steckdose dürfen. Dürfen wir und so sind unsere Batterien bald wieder schön voll. Währenddessen bricht draußen mal wieder ein ungeheuerliche Gewitter los. Es regnet so schnell so stark, dass wir einen wahren Sturzbach den Niedergang hinunter laufen sehen. Also schnell alle Luken dicht und auf Besserung hoffen. Zum Glück hört es gegen 19 Uhr wieder auf und wir können gemütlich und im Trockenen mal wieder zu Bennigan’s gehen. Anschließend kommt mal wieder eine DVD dran. Heute allerdings ausnahmsweise mal nicht Tatort, sondern der Schuh des Manitu.

Dienstag, 10. Juni 2008: Panama City 0 sm

Irgendwie haben wir heute keine Lust aufzustehen. So dauert es bis gegen 8 Uhr bis wir endlich raus aus den Federn sind. Wie derzeit üblich Frühstücken wir auch heute mal wieder im Salon. Draußen ist es nämlich schon wieder viel zu warm dafür. Gegen 10 Uhr brechen wir dann zu unserem heutigen Tagesprogramm auf. Zunächst bringen wir noch einmal zwei Säcke Wäsche ins Marina Office. Dann geht es mit dem Taxi weiter zum Großgebindesupermarkt MegaDepot. Unser heutiger Taxifahrer Mario hat erstens nicht nur eine eiskalte Klimaanlage, sondern fährt auch noch erstaunlich un-südamerikanisch. Also ruhig und besonnen. So kommen wir eine halbe Stunde später wohlbehalten bei MegaDepot an und laden dort zwei Einkaufswagen mit Getränken voll. Wasser, Cola, Malzbier und Ginger Ale stapeln sich neben dem guten Perrier Mineralwasser in der Halbliterflasche. Auch eine Familienpackung Bounty-Küchenrolle wird wieder eingepackt. Unser Taxifahrer hat ein gutes Geschäft gewittert und freundlicherweise vor dem Laden auf uns gewartet. So brauchen wir uns nicht um den Lieferservice bemühen und müssen uns nicht mit dem Personal herumärgern, welches erstaunlicherweise kein Wort Englisch spricht. Nachdem das Taxi schon ziemlich voll geladen ist, wagen wir noch einen zweiten Stopp beim RibaSmith Supermarkt an der Avenida Simon Bolivar. Dort kaufen wir noch ein wenig Frischfleisch und Gemüse ein, sowie eine kleine Auswahl an Camembert und Brie. Voll bepackt geht es schließlich zurück zum Hafen. In einer wahren Bullenhitze schleppen wir die ganzen Sachen zum Schiff und können zum Glück zwei Schubkarren für die Getränke auftreiben. Dann heißt es an Bord mal wieder Sachen verstauen. Die Getränke wandern an den Platz der bereits verbrauchten Dosen, frische Sachen in den Kühlschrank, Leckereien in den Salon nach Steuerbord, Dosen nach Backbord. So ist innerhalb kürzester Zeit alles verstaut und wir fast wieder reisefertig. Gegen 13 Uhr (aha, also war VBZ +1 gemeint) kommt Hafenmeister Cesar und will uns nun doch endlich noch auf einen anderen Liegeplatz verholen. Im Schleppen bzw. eigentlich eher geschleppt werden, sind wir inzwischen ja ganz gut und so sind wir fünf Minuten später am neuen Liegeplatz fest. Nun haben wir auch wieder Strom „unlimited“ und brauchen uns keine Sorgen mehr um unseren Tiefkühlerinhalt zu machen. Da ich bei RibaSmith mal wieder einen Schweinebraten gekauft habe, wird der am Nachmittag dann noch schnell gebraten und zu Aufschnitt verarbeitet. Nicht ohne ein paar Häppchen direkt zu probieren natürlich. Aus der Bratensauce stelle ich diesmal zusätzlich leckeren Juice her, also gelierten Bratensaft. Da freue ich mich schon richtig auf das nächste Frühstück! Den Rest des Tages verbringen wir dann faul mit Lesen im Cockpit. Abends brät Axel ein paar Steaks für uns, die allerdings ziemlich zäh und nicht genießbar sind. Auch der dazu gereichte Salat schmeckt irgendwie muffig. Schade! Anschließend schauen wir uns mal wieder eine DVD an. Diesmal den sehr beeindruckenden Film „Long Way Home“ über das Schicksal dreier Aborigines Mischlingskinder.

Mittwoch, 11. Juni 2008: Panama City 0 sm

Heute schaffen wir es etwas früher aus den Betten heraus. Es lockt der leckere Schweinebratenaufschnitt mit Juice! Gegen 10.30 Uhr kommt dann Mechaniker Alejandro mit einer dicken Pumpe und zwei Ölfässern. Gemeinsam mit Helfer Alwin bereitet er alles vor, um unseren gesamten Diesel aus den Tanks zu entfernen. Zu blöde, dass wir gerade erst voll getankt haben. Aber sicher ist sicher und zum Glück kostet der Diesel hier nicht so viel wie in Deutschland oder Europa. Auch die Entsorgung des Diesels scheint hier kein allzu großes Problem zu sein. Nachdem wir eine Zeitlang gepumpt und die beiden Fässer gut gefüllt haben, bezahlen wir für die Entsorgung von ca. 600 l Diesel jedenfalls gerade einmal 100 US-$. Wahrscheinlich wird der Diesel auch dieses Mal einfach ein paar Mal gefiltert und dann weiterverkauft. Nachdem die Tanks leer sind, werfen wir einen ersten Blick hinein. Überall auf dem Boden können wir braunen und schwarzen Bakterienschleim entdecken. Selbst in unserem Tagestank hat sich schon wieder eine dünne Schicht abgelagert. Also war es wohl erstens eine ganz gute Idee den Diesel abzupumpen und zweitens müssen die Tanks nun auf jeden Fall gereinigt werden. Doch da fängt bereits das nächste Problem an. Unsere Haupttanks haben jeweils nur ein Inspektionsloch, durch welches man auch nur an einen kleinen Teil des Tanks herankommt. Um den gesamten Tankinnenraum reinigen zu können, müssen wir daher wohl oder über ein paar neue Inspektionsluken in die Tanks einbauen. Dafür hat Alejandro natürlich auch den passenden Kollegen an der Hand und ruft ihn umgehend an. Leider kann Alvarro (schon wieder ein A!) jedoch erst am nächsten Tag aufschlagen. Tja, wäre ja auch zu schön gewesen, dass alles mal an einem Tag zu klären. Nachdem Alejandro, Alwin und unsere Ölfässer weg sind, bringt Axel erstmal wieder ein wenig Ordnung ins Schiff. Neben ein paar neuen Dieselkanistern (die wir wie die typischen Blauwassersegler gut gefüllt an der Reling befestigen werden), haben wir nun auch noch eine neue Hochleistungspumpe an Bord. So eine wollten wir eh schon immer haben. Nur für den Fall, dass wir mal Wasser in großen Mengen an Bord bekommen sollten, kann sie uns nun zukünftig beim Lenzen helfen. Hat doch alles sein Gutes! Ich nutze den Rest des Tages um auch mal wieder unsere englische Webseite auf Vordermann zu bringen. Irgendwie war ich mit den Übersetzungen doch einen Hauch in den Rückstand geraten. Abends kocht uns Axel mal wieder leckere Kohlrouladen. Die waren beim letzten Mal einfach so lecker, dass wir sie gleich noch einmal machen mussten. Danach schauen wir uns den „DaVinci Code“ auf DVD an, bevor es gegen 22.30 Uhr mal wieder in die Kojen geht.

Entsorgung von 600 l Diesel

Donnerstag, 12. Juni 2008: Panama City 0 sm

Heute heißt es früh raus aus den Kojen, denn für 8 Uhr hat sich Meister Alejandro mit dem Edelstahlspezialisten angesagt. Wir genehmigen uns zunächst ein kleines Frühstück und fangen dann an nach und nach den Salon leer zu räumen. Alles muss raus! Polster, Bodenbretter, Tisch, Schubladen und deren Inhalt. Damit sind wir lange fertig, als gegen 9.30 Uhr endlich Alejandro mit seinem Gefolge anrückt. Bevor gearbeitet wird, muss allerdings erst noch ausgiebig diskutiert werden, wie man den nun am Besten die Löcher in unseren Tank rein bekommt. Dann wird aber immer noch nicht losgelegt mit dem Löcherbohren. Nein, jetzt müssen die Edelstahlleute erst einmal ihr Werkzeug holen gehen. Das dauert erschreckend lange, doch Axel und Alejandro nutzen die Zeit und kleben derweil unseren Salon mit Mülltüten ab. So soll verhindert werden, dass beim Schneiden des Edelstahls mit einer Trennscheibe keine Schäden an den Einbauten entstehen. Gleichzeitig deutet Alejandro an, dass wir heute wohl nicht mit den Tanks fertig werden würden. Und das, obwohl es erst kurz nach 10 Uhr ist. Die Frage nach dem Warum lässt sich allerdings nicht befriedigend beantworten. Anscheinend scheint es jedoch in Panama City ein Problem zu sein Edelstahlplatten zu bekommen. Und die brauchen wir natürlich als Deckel für die neuen Löcher in den Tanks. Hätte man ja auch mal vorher sagen können, oder? Besser noch, hätte man ja auch gestern schon mal ausmessen und besorgen können. Aber wir sind hier halt in Panama (was nicht heißen soll, dass so etwas in Deutschland schneller ginge). Axel rechnet inzwischen damit, dass wir vor Mitte nächster Woche hier nicht weg kommen. Ich bin noch optimistisch und klammere mich an den nächsten Samstag als Abreisetermin. Dann soll’s nämlich laut Wetterbericht tatsächlich mal wieder Nordwind geben. Das wäre doch zu schön, um wahr zu sein, wenn wir auf dem Weg nach Galapagos und in die Südsee gleich mit Spinnaker starten könnten. Schließlich ist es bereits mal wieder 11 Uhr und nichts ist weiter passiert. Wir warten auf die Rückkehr der Handwerker und können nicht von Bord weg. Was sehr schade ist, denn heute gibt es ja mal wieder Fußball. Also wird stattdessen die liebe Technik bemüht. Das ZDF bietet im Internet einen Live-Stream, der sich jedoch schwer durch die panamesische Internetleitung quält. Bei der ARD können wir dagegen ohne Probleme den Live-Ticker verfolgen. Eine schöne Sache! Alle paar Minuten wird das Spiel per Textinformation zusammengefasst, so ist man nah am Ball und quasi mittendrin. Wir erfahren auf diese Weise, dass die Situation nach 15 Spielminuten relativ ausgeglichen ist. Ich schalte derweil vom nicht funktionierenden ZDF Livestream auf die Radioübertragung von NDR 2 um, dummerweise nur um den Führungstreffer der Kroaten in der 23ten Minute zu hören. Mist! Auch schön anzuhören sind die Staumeldungen zwischendurch. Hatten wir inzwischen doch schon komplett vergessen, dass es so etwas wie Stau gibt. Dann ist Halbzeitpause und wir nutzen die Gelegenheit ein wenig in unserer Bilge aufzuräumen. Axel befestigt kaputte Kabelbinder neu, ich schwinge den Putzlappen. Die Gelegenheit ist günstig an Stellen heranzukommen, die man ansonsten nicht einmal annähernd sieht. Allerdings hätte ich mir im nachhinein betrachtet das Putzen auch sparen können. Aber dazu mehr später. Um 12.15 Uhr sind dann endlich auch wieder unsere Handwerker da. Es wird noch mehr Müllsack verklebt und ich bekomme langsam aber sicher Sorgen, ob hier in Kürze alles in Dreck und Asche liegt. Dann fällt auch noch das 2:0 für die Kroaten. Schlimmer darf es nun aber wirklich nicht kommen. Und doch, wie zu erwarten, es kommt schlimmer. Denn ich kann wenig später aufgrund des Bohr- und Schleiflärms nicht einmal mehr NDR2 hören. Ja und dann kommt es tatsächlich noch schlimmer. Wir werden des Salon verwiesen! Beim Arbeiten mit der Trennscheibe wären wir im Weg und könnten durch herumfliegende Metallspäne verletzt werden. So ein Mist aber auch. Nun wissen wir doch tatsächlich nicht, wie das Spiel weitergeht. Während unter Deck die Funken fliegen, sitzen wir im Cockpit und betrachten skeptisch die Arbeiten. Schließlich haben wir dazu keine Lust mehr und gehen stattdessen zu Bennigan’s eine Kleinigkeit essen. Dort läuft zwar auch wieder Fußball im Fernsehen, doch es spielt bereits Polen gegen Österreich. Polen führt 1:0 und daran ändert sich während unseres Lunchs auch nicht viel. Zurück an Bord sind die Edelstahlspezialisten inzwischen mit dem Bohren von Löchern für die neuen Lochabdeckungen beschäftigt. Außerdem hängt Alwin bereits in unserem Steuerbordtank und fängt mit der Reinigung an. Es geht also langsam aber sicher voran. Irgendwann geht dann auch das Internet wieder und wir erfahren, dass erstens Deutschland gegen Kroatien 1:2 verloren und Österreich sich tapfer 1:1 gegen Polen geschlagen hat. So müssen wir nun am nächsten Montag wohl unbedingt gegen Österreich gewinnen, um nicht schon in der Vorrunde rauszufliegen. Die Arbeiten unter Deck laufen derweil munter weiter. Gegen 20 Uhr haben wir das erste Bodenbrett wieder eingebaut und es sind nur noch 16 Löcher zu bohren. Dass dauert dann allerdings tatsächlich noch bis 22.30 Uhr. Die gerade heute morgen frisch gereinigte Bilge schreit nach einem Putzlappen und ich entferne Metallspäne und schwarzen Schmier. Dann ist alles fertig und eine halbe Stunde später sieht auch unser Salon wieder einigermaßen wohnlich aus. Beim Aufräumen komme ich schließlich auch an unserer Vorschiffstoilette vorbei und will meinen Augen nicht trauen. Das Waschbecken ist randvoll gefüllt und an den Wänden rinnt bereits Wasser entlang. Anscheinend hat jemand den Wasserhahn unbeabsichtigt ein Stück geöffnet. Und da bei uns bei unbenutzte Waschbecken auch im Hafen die Seeventile geschlossen sind, konnte das Becken so nach und nach voll und über laufen. Dies ist der Moment, wo ich mich eigentlich gerne schreiend auf den Fußboden werfen will! Mach ich natürlich nicht, sondern öffne stattdessen erstens das Seeventil des Waschbeckens und sammele zweitens die triefenden Dinge aus dem kleinen Räumchen heraus. Für die Pazifiküberquerung haben wir den Raum ja als Lagerraum umfunktioniert und entsprechend voll mit Getränkedosen, Brotpackungen und sonstigem Tinnef ist er natürlich. Nachdem das erste Chaos beseitigt ist, beschließe ich jedoch den Rest der Trockenlegeaktion lieber auf morgen zu verschieben. Inzwischen ist es Mitternacht und die Aussicht 18 Paletten Dosen auszuräumen und trocken zu legen, ist um diese Uhrzeit nicht wirklich berauschend. Zu allem Unglück hat sich Axel außerdem noch eine Erkältung eingefangen und liegt nun seit nachmittags ziemlich groggy und mit leichtem Fieber in irgendeiner Ecke rum. Ich versorge ihn noch mit Paracetamol und Hustentropfen, dann geht es endlich in die Kojen.

Funken sprühen im Salon

Freitag, 13. Juni 2008: Panama City 0 sm

Da Axel immer noch krank ist, bekommt er für heute Bettruhe verordnet. Ich mache mich nach dem Aufstehen dafür als Erstes an die Trockenlegung der Vorschiffstoilette. Zunächst wandern viermal 12 l Wasserflaschen aus dem Räumchen heraus. Damit komme ich an die Klappe im Boden, wo ich ganze zwei Eimer Wasser herausschöpfen kann. Unter der nächsten Klappe finde ich einen weiteren Eimer Wasser und natürlich sind alle Teile, die sich unter dem Brett befinden ebenfalls nass geworden. Also feudele ich was das Zeug hält. Dann kommt der richtig spaßige Teil der Arbeit dran. Ich schleppe eine Dosenpalette nach der anderen vom Bad in den Salon und lege sie soweit möglich trocken. Drei Paletten sind völlig durchnässt und müssen entsorgt werden. Zum Glück natürlich nur die Pappe, doch wohin jetzt mit den verbleibenden Dosen. Ein paar kann ich in Lücken in anderen Paletten stopfen und ein paar packe ich direkt mal in den Kühlschrank. Aber ca. 50 Dosen müssen nun irgendwo einzeln gelagert werden. Zum Glück sind die Dosen jedoch per Plastikband zu 6er-Packs verschnürt, so dass ich am Ende beschließe sie einfach wieder mit den anderen Paletten aufzustapeln. Im Bad läuft derweil unser Ventilator auf Hochtouren, um möglichst alle Feuchtigkeit irgendwie weg zu bekommen. Ansonsten können wir uns nämlich wahrscheinlich jetzt schon mal auf eine schöne Schimmelkultur in ein paar Tagen einrichten. Kaum bin ich mit der Arbeit fertig und richte mich seelisch auf ein leckeres Frühstück ein, da springt doch glatt unsere Bilgepumpenalarm. Wäre ja auch zu schön gewesen, wenn das Wasser nicht auch noch woanders lang gelaufen wäre. Ein Blick unter das Salonbodenbrett zeigt, dass tatsächlich Wasser in der Hauptbilge steht. Bei mir macht sich langsam Mordlust auf den Verursacher dieses Chaos breit. Allerdings muss ich mich wohl erst noch mit meinen Rachegelüsten gedulden, bis der unsere Einspritzpumpe wieder angebracht und eingebaut hat. Alles Jammern hilft nichts, ich schöpfe weitere 1 1/2 Eimer Wasser und kann mich danach endlich dem Frühstück widmen. Es gibt zwei (!) Frühstückseier für mich und einen Apfel und ein hart gekochtes Ei für den Invaliden im Achterschiff. Kurz nach 10 Uhr erscheint dann Alejandro mit einer neuen Batterie für uns im Gepäck. Da wir wirklich ganz sicher gehen wollen, dass wir auch damit keine Probleme bekommen werden, haben wir uns entschlossen die Starterbatterie noch schnell auszutauschen. Nachdem er diese abgeliefert und das Geld dafür kassiert hat, entschwindet er auch schon wieder auf dem Weg zum Diesel Lab. Dort will er sich heute mal persönlich nach dem Verbleib unserer Einspritzpumpe erkundigen. Das wäre besser, als immer nur zu telefonieren. Sobald er was Neues weiß, will er auf jeden Fall direkt bei uns anrufen. Na, dann! Ich surfe anschließend ein wenig im Internet und schreibe ein paar Emails. Dann raffe ich mich auf und staple die inzwischen getrockneten Paletten wieder im Gästebad auf. So, wäre das Thema damit auch wieder erledigt. Beim Kontrollgang in der Krankenabteilung stelle ich dann allerdings ziemlich erschrocken fest, dass Axel sage und schreibe 39,4°C Fieber hat. Das ist zu viel! Also kommt die altbewährte Methode der kühlen Wadenwickel zum Einsatz. Unterstütz mit ein paar Paracetamol sinkt das Fieber wenig später und Axel fühlt sich wieder etwas wohler. Anschließend mache ich das, was ich immer mache, wenn ich nichts besseres mit mir anzufangen weiß. Ich koche! Und zwar Hühnerfrikassee. Mmmhh! Da geht es einem doch gleich viel besser. Der Geruch lockt sogar Axel aus seiner Höhle heraus und wir essen im Salon gemeinsam zu Abend. Danach verschwindet Axel wieder in seine Koje, während ich mir noch gemütlich „Harry Potter und der Stein der Weisen“ auf DVD anschaue.

Salon als Trockenlager

Samstag – Montag, 14.-16. Juni 2008: Panama City 0 sm

Da Ihr Euch wahrscheinlich weder für Medikamentengaben noch für unseren aktuellen Taschentuchverbrauch interessiert, gibt es hier nur einen ganz kurzen Logbucheintrag: Wir sind beide krank und liegen mit Fieber in unseren Kojen. Unsere Einspritzpumpe liegt nach Aussage von Alejandro derweil beim Zoll und wartet auf Freigabe. Bleibt nur zu hoffen, dass die hier in Panama etwas schneller sind als auf den Kanaren!

Dienstag, 17. Juni 2008: Panama City 0 sm

Heute geht es uns endlich wieder etwas besser. So ganz auf dem Dampfer sind wir zwar noch nicht, aber es geht immerhin etwas bergauf. Nach dem Frühstück macht sich Axel daher als Erstes mal daran unsere neue Starterbatterie einzubauen. Weitere kleinere Arbeiten folgen und im Nu ist es auch schon Mittag. Während Alejandro eigentlich gestern anrief, um mit Axel heute Mittag zum Diesel Lab zu fahren, scheint er heute wieder nirgendwo in Sichtweite zu sein. Also ruft Axel ihn an und erfährt, dass er doch lieber einfach selber mal beim Diesel Lab anrufen soll. Alejandro bekäme dort einfach keine Auskünfte mehr. Schon komisch! Aber egal, Axel tut wie ihm geheißen und lässt sich mit Alberto verbinden. Was er von dem zu hören bekommt, lässt sich dann allerdings schwer in positive Worte fassen. Wollen wir es mal so versuchen: Wir werden auf jeden Fall das Spiel der deutschen Mannschaft am nächsten Donnerstag live verfolgen können. Und mit etwas Glück dürften wir sogar noch das Endspiel am 26. Juni hier am Fernseher betrachten können. Juchuh!!! Was uns Alberto sagt, ist Folgendes: Unsere Pumpe ist nirgendwo erhältlich und auch nicht einmal annähernd in Reichweite von Panama. Nichts liegt im Zoll und wartet nur noch darauf von uns abgeholt zu werden. Weder in Panama, noch in Mittelamerika, noch in den USA lässt sich unsere Pumpe auftreiben! Nicht, dass man uns da mal hätte informieren können, oder? Nach einigen weiteren Telefonaten sind wir dann schließlich bei drei Alternativen angelangt. Erstens: Wir warten weiterhin ab, ob Diesel Lab die Pumpe über ihre Vertriebswege noch irgendwie beschaffen kann. Dauer ungewiss, Kosten erträglich. Zweitens: Wir lassen unsere alte Einspritzpumpe auf Ach und Krach reparieren. Dauer ebenfalls ungewiss, da natürlich keiner geprüft hat, ob die Ersatzteile erhältlich sind. Kosten ebenfalls erträglich. Drittens: Alejandro versucht die Pumpe über Yanmar zu beziehen. Dauer mindestens 15 Tage, Kosten erschreckend hoch. Die vierte Alternative (nach Deutschland fliegen und das Teil dort irgendwo selber besorgen) verwerfen wir angesichts der viel zu hohen Kosten ziemlich schnell. Alle drei Alternativen sind derzeit noch „im Spiel“, dass heißt soviel wie „werden geprüft“. Wir fühlen uns ein wenig hilflos in dieser Situation, denn wir hängen einfach am langen Ärmel von Alejandro und Diesel Lab. Keiner scheint so richtig zu kapieren, dass wir hier eigentlich dringend weg wollen. Der Informationsfluss ist zäh und man hat teilweise das Gefühl, dass man an uns ein ganz gut auszunehmendes Opferlamm gefunden hat. Insofern fragen wir zusätzlich auch noch bei der Werft um Hilfe an und bitten ein paar Freunde sich nach Einspritzpumpen für uns zu erkundigen. Vielleicht hat ja auch von Euch jemand eine Idee?! Kennt vielleicht jemanden der zufällig eine Einspritzpumpe für einen Yanmar 4JH3-HTE über hat? Weiß außerdem noch eine schnelle Möglichkeit diese dann nach Panama zu schaffen? Wir sind wirklich über jeden Hinweis und jede Hilfe froh! Bedingt durch unsere Erkältung und den ganzen Stress mit der Einspritzpumpe neigt sich unsere Stimmung im Moment einem ziemlichen Tiefpunkt entgegen. So hatten wir uns unsere Reise ganz bestimmt nicht vorgestellt. Dass es hier und da schon mal zu Verzögerungen kommen würde, war uns natürlich auch klar. Dass an Bord auch immer etwas kaputt gehen kann auch. Dass wir allerdings derartig lange in Panama zubringen würden, damit hätten wir nie im Leben gerechnet. Und alles wegen ein paar kleiner Bakterien! Wie gerne würden wir außerdem mal wieder von neuen Ländern, Abenteuern auf See und lustigen Bordgeschichten berichten. Stattdessen gibt es hier eine Leidensgeschichte nach der anderen zu lesen. Nicht mal mit netten Fotos können wir im Moment aufwarten. Tut uns wirklich leid! Wir hoffen, dass sich das bald mal wieder ändert. Den Rest des Tages verbringen wir jedenfalls ziemlich geknickt und Hustenderweise auf unserem Salonsofa. Wir schauen uns dabei noch ein wenig „Harry Potter und der Gefangene von Azkaban“ auf DVD an und verschwinden anschließend ziemlich schnell in unseren Kojen.

Brit versucht ihre Erkältung mit Inhalation und Kräutertee zu bekämpfen

Mittwoch, 18. Juni 2008: Panama City 0 sm

Wunderbar! Unser Hilferuf hat Wirkung gezeigt. Am frühen Morgen warten bereits zahlreiche Emails auf uns. Unter anderem haben Manfred Schöchl und sein Team eine Einspritzpumpe in Holland für uns auftreiben können. Wir brauchen nur noch Laut geben und schon wird sie zu uns geschickt. Noch besser ist allerdings die Email von Gitti und Jürgen von der „Impromptu“. Die Beiden sind inzwischen wieder zurück in New York und haben gleich mal bei ihrer Marina nachgefragt. Dort hat man schließlich nach ein wenig Sucherei eine passende Einspritzpumpe in Chicago aufgetrieben. Da diese preislich deutlich günstiger als das Model in Holland ist und vor allem auch deutlich schneller hier sein dürfte, bestellen wir die Pumpe sofort und umgehend. Es trudeln aber auch noch jede Menge weitere hilfreiche Emails bei uns ein. Scheinbar befindet sich derzeit halb Deutschland auf der Suche nach einer Einspritzpumpe für uns. Selbst wenn wir auf diese Weise keine Pumpe gefunden hätten, ist es doch auf jeden Fall ein tolles Gefühl zu wissen, dass es so viele Menschen zu Hause gibt, die sich um uns kümmern. Nachdem wir das mit der Einspritzpumpe für den Motor nun erst einmal geklärt haben, fragen wir zur Abwechslung mal bei Alejandro nach, was eigentlich mit der Einspritzpumpe für unseren Generator ist. Die sollte ja auch eigentlich schon längst repariert worden sein. Damit wartet allerdings auch schon wieder die nächste Hiobsbotschaft auf uns. Eigentlich sollten die Ersatzteile für unsere Pumpe nämlich bereits am letzten Freitag mit der anderen Pumpe angekommen sein. Allerdings waren die Ersatzteile nicht im Paket mit der großen Pumpe zusammen. Da die große Pumpe ja ebenfalls nicht im Paket war, fragen wir uns natürlich, was denn überhaupt in dem Paket war. Oder hat man vielleicht ein leeres Paket bekommen? Warum man uns deswegen nicht schon lange verständigt hat, erschließt sich uns natürlich wieder mal nicht. Wir sind jedenfalls fürchterlich sauer, dass das nun auch schon wieder nicht geklappt hat. Nachdem wir ein wenig rumgenörgelt haben, verspricht man uns nun bis Freitag auf jeden Fall die Ersatzteile zu besorgen. Na, wenn das mal klappt. Mittags laufen wir heute zur Abwechslung mal ein wenig den Amador Causeway entlang. Dabei handelt es sich um einen künstlichen Damm, der aus den Bauresten des Panama Kanals aufgeschüttet wurde. Er verbindet Panama City mit ein paar kleinen Inseln und an seinem Ende befindet sich unsere Marina. Gebaut wurde er vor allem um den Schiffen, die den Panama Kanal ansteuern, ein wenig Schutz vor Wellen und Schwell zu bieten. Heute ist er aber außerdem noch ein sehr beliebtes Ausflugsgebiet für die Bewohner von Panama City. Entsprechend hoch ist dann auch die Restaurantdichte rund um unsere Marina. Wir machen heute einmal Halt in einem netten, strohgedeckten Restaurant und genießen dort ein paar gegrillte Steaks zum Mittag. Anschließend laufen wir noch zum Marinaausrüster Abernathy und stöbern dort ein wenig in den Regalen. Dabei beschließen wir uns nun doch endlich mal eine ordentliche Angel zuzulegen. Schließlich sind wir die einzigen weit und breit, die bisher auf der gesamten Reise nicht einen einzigen Fisch gefangen haben. Daran wollen wir auf dem Pazifik endlich etwas ändern, wir erstehen für ein paar hundert Dollar eine schöne Karbonrute mit Spinningrolle. Nur noch etwas Leine dazu, Köder haben wir ja bereits ausreichend an Bord. Außerdem kaufen wir für Axel noch ein schickes Badecappy. Damit kann er nun beim nächsten Mal Unterwasserschiff säubern verhindern, dass ihm der ganze Dreck in die Ohren kommt. Zurück an Bord spindeln wir noch schnell die Leine auf die Rolle der neuen Angel. Nun können Dorado, Mahi Mahi und Thunfisch kommen! Damit war der Tag doch etwas anstrengender als gedacht. So eine Erkältung schlaucht irgendwie doch länger, als man das gerne hätte. Also liege ich bereits gegen 18 Uhr im Bett und huste vor mich hin. Axel hält noch ein wenig länger durch, liegt jedoch auch bereits gegen 21.30 Uhr in der Koje.

Axel und sein neues Badecappy

Donnerstag, 19. Juni 2008: Panama City 0 sm

Tja, es kann aber auch nicht mal irgendetwas glatt laufen und schnell gehen. Von Gitti und Jürgen bekommen wir heute früh eine Nachricht, dass unsere Pumpe leider erst einmal von Chicago an die Marina von Gitti und Jürgen geschickt werden muss. Der Yanmar Händler will anscheinend keine Probleme mit dem Distributor hier in Panama City bekommen. Also gibt es wieder ein Tag Verzögerung mehr. Aber immerhin soll das Teil nun heute endlich auf den Weg hierher gebracht werden. Wir nehmen in der Zwischenzeit noch einmal unsere Bodenbretter im Salon hoch und kontrollieren unsere neuen Tankdeckel. Dabei fällt uns leider auf, dass bei einem Deckel gepfuscht wurde. Ein Loch wurde zweimal gebohrt und natürlich hat man das falsche Loch weder im Tank, noch im Deckel, noch in der Dichtung dicht gemacht. Da muss also noch einmal nachgearbeitet werden. Außerdem versieht Axel die Dichtungen noch mit einer flüssigen Dichtungsmasse, damit die Tanks bloß nicht undicht werden. Das fehlt uns noch, dass auf dem Pazifik der Diesel aus den Tanks schwappt. Mittags gehen wir heute mal wieder zu Bennigan’s ins Restaurant. Natürlich nicht nur zum Mittagessen, sondern vor allem auch zum Fußballgucken. So können wie ein sehr spannendes Spiel der deutschen Mannschaft gegen Portugal verfolgen und sind mehr als überrascht, als das Ergebnis am Ende 3:2 für Deutschland heißt. Na, da hat sich der Zwangsaufenthalt doch gelohnt. Aber auf das Halbfinale könnten wir dann doch gut verzichten. Mal schauen, ob wir uns das dann über Deutschlandfunk auf der Kurzwelle anhören können, oder doch wieder im Restaurant sitzen. Auch heute sind wir natürlich wieder die Einzigen deutschen Fans. Da macht das Jubeln zwar nur halb so viel Spaß, hält uns jedoch nicht davon ab bei jedem Tor lauthals zu brüllen. Anscheinend geht die Europameisterschaft aber auch hier nicht spurlos vorüber. Nach dem Spiel bekommen wir nämlich von unserem Kellner doch tatsächlich ein Deutschlandtrikot geschenkt! Nun sind wir als Fans endlich auch komplett ausgestattet! Zurück an Bord legt Axel sich erst einmal ein wenig aufs Salonsofa und hängt leise schnarchend seinen Gedanken nach. Ich sitze derweil am Laptop und fange schon mal mit der Arbeit an unseren diesjährigen Weihnachtsgeschenken an. Natürlich wird noch nicht verraten, um was es sich dabei handelt, aber vielleicht können das unsere Familien ja sowieso schon erraten. Abends schauen wir uns dann noch „Die Geisha“ auf DVD an. Das Buch habe ich bereits vor ein paar Monaten gelesen und bin natürlich entsprechend gespannt über die filmerische Umsetzung. Allerdings bleibt der Film dann doch mal wieder weit hinter der Romanvorlage zurück. Schade eigentlich!

Freitag, 20. Juni 2008: Panama City 0 sm

Ohne Frühstück geht es direkt früh morgens los. Wir fahren mit einem Taxi mal wieder zur Aalbrook Mall. Grund dafür, mein Laptop fängt allmählich an zu spinnen. Als wir aus Galapagos zurück kamen, hatte sich an der linken Seite des Bildschirms ein dicker Streifen gebildet, Kein großes Problem am Anfang, doch inzwischen sind es drei Streifen und ich kann meine Fotos kaum noch erkennen. Die Farben innerhalb der dicken Streifen stimmen einfach nicht mehr. Da sich die Sache rapide zu verschlechtern scheint, haben wir uns daher entschieden einen neuen Laptop für mich zu kaufen. In der Aalbrook Mall gibt es dafür den Elektronikanbieter Multimax. Bereits gestern haben wir auf dessen Internetseiten nachgeschaut und einen schönen Laptop für mich ausfindig gemacht. Vor Ort angekommen, finden wir das gute Stück auch direkt und sind wenig später stolze Eigentümer eines schönen Acer Laptops mit 17″ Bildschirm. Der einzige Haken ist, dass das Teil mit einem Windows Vista Betriebssystem in Spanisch ausgestattet ist. Schön und gut, man sucht auf so einer Weltumsegelung ja immer wieder neue Herausforderungen. Damit werden wir schon irgendwie klar kommen. Im Super99 Supermarkt kaufen wir noch ein wenig Baguette und Obst ein, dann geht es mit einem Taxi zurück zur Marina. Dort angekommen rufen wir erst einmal bei Alejandro an und fragen ihn, was nun mit der Einspritzpumpe für unseren Generator ist. Die Teile sollten eigentlich heute gekommen sein, aber auch das hat natürlich mal wieder nicht geklappt. Die Teile sind nicht da und auch nirgendwo aufzutreiben. Unsere neue Einspritzpumpe für den Motor befindet sich dagegen derzeit in Miami. Das Trackingsystem von DHL funktioniert ganz gut, aber die Pumpe wird wohl erst am Samstag in Panama City ankommen. Wir verbringen den Nachmittag damit den neuen Laptop zu studieren und in Gang zu bekommen. Leider funktionieren viele unserer Programme nicht auf Vista, so dass wir uns erst einmal auf die Suche nach neuen Treibern und Programmupdates zu begeben müssen. Abends kocht Axel dann leckere Nudeln mit Pinienkernen, getrockneten Tomaten und Artischocken für uns. Anschließend schauen wir uns noch den Film „Whalerider“ auf DVD an. Dieser spielt in Neuseeland, wo wir ja eigentlich dieses Jahr noch hin wollen. So langsam wissen wir allerdings nicht mehr, ob wir das auch tatsächlich schaffen. Zwar kann man vom Wetter her immer noch in die Südsee segeln, doch inzwischen müssen wir dort angekommen ziemlich an den verschiedenen Inselgruppen entlang hetzen. Es bleibt kaum noch Zeit sich jede Insel intensiv anzuschauen. Auch bleibt kaum noch Zeit in einem der traumhaftesten Revieren noch überall Tauchen zu gehen. Und dabei sollte die Südsee ja „das“ Highlight der Reise schlechthin sein. Wir grübeln jedenfalls inzwischen, ob es nicht vielleicht irgendwelche Alternativen gibt. Vielleicht können wir dieses Jahr ja einfach nach Norden bis Mexiko segeln? Oder nach Süden bis Chile? Und dann vielleicht erst im nächsten Jahr weiter in die Südsee? Auf diese Weise würden wir natürlich unsere Freunde nicht wieder sehen. Oder jedenfalls erst in ein paar Jahren. Je nachdem wie lange wir hier noch fest hängen, müssen wir uns jedenfalls langsam aber sicher mit den Alternativen beschäftigen.

Samstag, 21. Juni 2008: Panama City 0 sm

Laut DHL-Tracking ist unsere Einspritzpumpe heute früh tatsächlich endlich in Panama City angekommen. Derzeit liegt sie allerdings erst einmal beim Zoll und es wurde anscheinend ein Agent verständigt, der das Paket dort nun wieder hinaus bekommen soll. Aber am Wochenende tut sich da bestimmt nicht viel. Wir haben heute zur Abwechslung mal schönes, sonniges Wetter. Das nutzen wir, um mal wieder ein wenig Wäsche zu waschen. Da die Wäsche beim letzten Mal nicht wirklich sauber aus der Wäscherei gekommen ist, waschen wir diesmal lieber wieder selber. Dass dauert zwar unendlich lange, wird aber wenigstens sauber. Stück für Stück wandert in unsere kleine Bordwaschmaschine und wird anschließend draußen zum Trocknen aufgehängt. Zum Glück geht das bei 35°C Außentemperatur recht schnell und die Wäsche kann schnell wieder abgehängt werden. Während ich wasche, spült Axel derweil unsere dreckigen Dieselkanister aus und lässt sie in der Sonne trocknen. Mit denen müssen wir dann in den nächsten Tagen erst einmal eine „Erstbefüllung“ Diesel von der Tankstelle holen. Damit können wir dann hoffentlich frisch und fröhlich mit Hello World zur Tankstelle fahren und unsere 750 l wieder auffüllen. Gegen 14 Uhr sind sowohl die Kanister als auch die Wäsche sauber und trocken. Axel legt sich anschließend in den Salon und vertieft sich wieder mal in sein Hörbuch. „Rumo und die Wunder im Dunkeln“ von Walter Moers hat es ihm anscheinend ganz schön angetan. Ich versuche währenddessen meinen neuen Laptop mit den Daten vom alten Laptop zu füttern. Das ist ganz schön umständlich und vor allem auch zeitaufwendig. Aber besser so, als wenn der alte Laptop gar nicht mehr geht. Von Wolfgang erfahren wir nachmittags dann noch, dass er mit seiner „Baros“ gestern Abend die Marquesas erreicht hat. Nicht schlecht, nur 17 Tagen und 20 Stunden für 3.000 Seemeilen. Da kann man schon mal neidisch werden! Zum Abendessen braten wir uns heute mal wieder eines von unseren eingefrorenen Steaks. Dazu kleine Bratkartoffelwürfel, lecker! Anschließend schauen wir uns auch heute Abend wieder mal eine DVD an. Diesmal entscheiden wir uns für „Das Baumhaus“ mit Kevin Costner, der sich allerdings als relativ anstrengender Film herausstellt. Aber immerhin bietet er uns ein wenig Abwechslung.

Sonntag, 22. Juni 2008: Panama City 0 sm

Es regnet den ganzen Tag! Da bleiben wir doch lieber unter Deck und machen dort schön unsere Bilge im Salon sauber. Die ist nämlich noch ganz schön dreckig von der Tankdeckelaktion. Anschließend hört Axel sein Hörbuch und ich bastle wieder an meinem neuen Laptop. So langsam funktioniert wieder alles und an das spanische Betriebssystem hat man sich auch schnell gewöhnt. Zum Glück scheint Vista nicht allzu viel anders als Windows XP zu sein. Auf jeden Fall nicht aus Anwenderansicht. Auch heute gibt es wieder Nachrichten von unseren Freunden auf der „Sola Gracia“ und der „Hippopotamus“. Eva, Rüdiger, Judith und Sönke haben nach gerade einmal zwanzig Tagen ebenfalls die Marquesas erreicht und ankern nun im Paradies von Hiva Oa. Das stimmt uns zum einen fröhlich, da wir wissen, dass alle gut über den Pazifik gekommen sind. Zum anderen stimmt es uns aber auch tieftraurig, da wir nicht gemeinsam mit ihnen heute Abend ihre Ankunft feiern können. Damit wir nicht allzu viel Trübsal blasen können, gehen wir abends noch ein wenig aus. Diesmal führt uns der Weg in das kleine Fuerte Amador Shoppingcenter und dort genauer gesagt zu Alberto’s. Axel bestellt sich Ravioli mit Lachs und Kaviar (man gönnt sich ja sonst nichts) und ich nehme eine fette Pizza Cuatro Quesos. Beides schmeckt sehr lecker, ist jedoch mal wieder viel zu viel. Zurück an Bord genehmigen wir uns auch heute mal wieder einen nette DVD. Bis etwa 22 Uhr verfolgen wir Meg Ryan und Russel Crowe in dem spannenden Film „Proof of Life – Lebenszeichen“ und fallen anschließend müde in unsere Kojen.

Montag, 23. Juni 2008: Panama City 0 sm

Die ganze Nacht hindurch gewittert es mächtig und während Axel den Schlaf der Gerechten schläft, liege ich wach und lausche dem Donner. Entsprechend müde bin ich morgens und das Aufstehen fällt noch schwerer als sonst. Nach dem Frühstück checken wir natürlich erst einmal unsere Emails und die DHL-Trackingseite. Unser Paket scheint allerdings immer noch beim Zoll zu sein. Hauptsache dass wird nicht wieder so ein Drama wie auf den Kanaren! Anschließend schrubben wir heute zur Abwechslung mal unsere Cockpittischabdeckung. Die ist in den letzten Wochen nämlich ziemlich spackig geworden und sieht gar nicht mehr gut aus. Grund dafür ist natürlich die viel zu hohe Luftfeuchtigkeit. Der Kampf gegen den Schimmel ist daher über und unter Deck bei uns in vollem Gange (und bisher stehen wir zu mindestens dabei auf der Gewinnerseite). Mit Hilfe von Chlorreiniger gelingt es uns schließlich die Abdeckung wieder einigermaßen sauber zu bekommen. Auch am darunter befindlichen Cockpittisch hat sich bereits Schimmel gebildet, den wir nun sorgfältig abwischen. Es wird wirklich Zeit, dass wir hier endlich aus dem feuchten Klima weg kommen. Auch heute telefonieren wir natürlich mal wieder mit Alejandro. Angeblich fährt heute jemand vom Diesel Lab zum Zoll, um endlich unsere Ersatzteile für die Generatoreinspritzpumpe abzuholen. Da Alejandro heute keine Zeit für uns hat, fährt Axel schließlich mit einem Taxifahrer von Alejandro zu einer kleinen Shoppingrunde los. Wir müssen ja schließlich noch neue Dichtungsgummis für einen der neuen Tankdeckel besorgen. Wie bereits berichtet hatten die Jungs dort ein Loch zuviel rein gebohrt. Die Löcher im Tank und im Deckel sind bereits wieder dicht gemacht worden, aber das Gummi muss natürlich auch neu gemacht werden. Gut, dass wir das noch mal kontrolliert haben. Ansonsten wären die Tanks nämlich sicherlich undicht geworden. Ich bleibe währenddessen an Bord und mache ein wenig sauber. Anschließend setze ich mich mit meinem Laptop ins Cockpit und surfe ein wenig im Internet. Da unsere externe Internetantenne unter Vista leider nicht funktioniert, klappt es derzeit nicht mit einer Verbindung unter Deck. Dafür fehlt der interne Antenne einfach ein wenig Power. Doch auf diese Weise kann ich schließlich Marcie und David von der „Nine of Cups“ mit ihrem Schlauchboot ankommen sehen. Die Beiden sind Bekannte von Gitti und Jürgen von der „Impromptu“ und liegen derzeit mit ihrem Boot vor der Marina vor Anker. Wir verabreden uns natürlich direkt auf ein Glas Wein am Abend. Endlich gibt es mal wieder etwas Abwechslung zum ständigen DVD-Gucken! Hier in der Flamenco Marina gibt es ansonsten wenig Gelegenheit soziale Kontakte auszubauen. Es gibt nur sehr wenige Segelyachten, die hauptsächlich mit bezahlter Crew besetzt sind. Da wird den ganzen Tag an den Yachten gearbeitet und es kommen nicht einmal Ansatzweise nette Gespräche auf. Ansonsten gibt es hier nur zahlreiche Motorbootfutzis. Wobei auch bei denen die Eigner eher selten an Bord sind. An den Booten wird dafür den ganzen Tag fleißig herumgeschrubbt. Und dabei fahren die so gut wie nie raus aus der Marina. Bootspfleger scheint hier jedenfalls ein aufblühender Geschäftszweig zu sein. Gegen 11.30 Uhr ist Axel schließlich wieder zurück. Leider hat er nur sehr dickes Dichtungsmaterial bekommen, so dass wir schließlich doch lieber die alte Dichtung nehmen und das Loch mit dem neuen Material flicken. Alle Tankdeckel haben wir nun außerdem zusätzlich mit einer Dichtungsmasse eingedichtet und schließlich ordentlich festgeschraubt. Bleibt zu hoffen, dass kein Diesel darüber austritt. Vorsichtshalber schreiben wir uns aber schon mal die Stärke der Originaltankdeckel auf. Falls wir unterwegs Probleme bekommen, können wir ja vielleicht neue Deckel nach Tahiti oder sonst wohin bestellen. Anschließend klaren wir unseren Salon wieder einigermaßen auf, schließlich erwarten wir abends ja Gäste. Dann bimmelt plötzlich unser Telefon mit einer SMS Benachrichtigung von DHL. Während der letzte Klingelton kaum verstummt ist, klopft es auch schon an die Bordwand und draußen steht der DHL-Mensch mit unserem Paket. Na, dass ging ja schneller als erwartet! Wir packen glücklich unsere neue Einspritzpumpe aus und rufen direkt bei Alejandro an. Der hat jedoch leider erst morgen früh Zeit um unsere Pumpe einzubauen, so dass wir heute noch keine Erfolgsmeldung über einen laufenden Motor abgeben können. Im Moment stört uns dass aber auch nicht mehr. Immerhin geht es wenigstens irgendwie wieder voran. Axel fährt schließlich noch mit dem Schlauchboot und fünf Dieselkanistern zur Tankstelle und holt ein wenig Diesel. Mit Dieseladditiv in Schockdosis versehen – damit auch ja keine einzige Bakterie überlebt – füllen wir das Zeug schließlich in unsere sauberen Tanks. Dann wird schnell noch ein wenig aufgeräumt und schon stehen David und Marcie vor unserem Boot. Da das Wetter ausnahmsweise mal mitspielt, können wir schön im Cockpit sitzen, trinken Wein und unterhalten uns über unsere jeweiligen Reparaturerlebnisse. Kaputt gegangene Ausrüstung ist nämlich ein sehr beliebtes Thema unter Blauwasserseglern. Fast allen ist schon mal der Autopilot, die Windsteueranlage oder der Motor kaputt gegangen. Sorgenfreie, sprich reparaturfreie Segler gibt es einfach nicht. Und wenn man sich so die Geschichten von anderen Seglern anhört, fällt einem auf, dass man es selbst ja eigentlich gar nicht so schlecht erwischt hat. Immerhin mussten wir nicht 18 Tage über den Indischen Ozean per Hand steuern, mussten nicht fremde Häfen völlig ohne Motorunterstützung anlaufen, hatten auch bisher nie das Problem mangels Energie unsere gesamten Stromverbraucher abschalten zu müssen. Außerdem unterhalten wir uns mit David und Marcie natürlich über unsere weiteren Reisepläne. Die Beiden haben sich entschieden dieses Jahr nicht mehr in die Südsee segeln, da es ihnen bereits zu spät im Jahr ist. Stattdessen wollen sie in Richtung Süden nach Ecuador, Peru und Chile segeln. Dort waren sie bereits schon einmal und waren von Ländern und Leuten so begeistert, dass sie dort gerne noch eine Saison verbringen wollen. Der Abend endet erwartungsgemäß recht spät und mit der Gewissheit ein paar nette, neue Freunde gewonnen zu haben.

Glücklich – Axel mit unserer neuen Einspritzpumpe

Dienstag, 24. Juni 2008: Panama City 0 sm

Heute heißt es mal wieder früh Aufstehen, denn für 8 Uhr hat sich Alejandro angesagt. Pünktlich um 8.15 Uhr steht er dann auch tatsächlich vor der Tür und macht sich in Windeseile daran unsere neue Einspritzpumpe einzubauen. Allerdings ruft schon wieder die nächste Baustelle, so dass sein Werk leider zunächst einmal unvollendet bleibt. Dafür bringt er uns gute Neuigkeiten vom Diesel Lab. Dort hat man unsere Generatoreinspritzpumpe inzwischen gereinigt und mit den alten Teilen und neuen Dichtungen versehen. Derzeit wird sie nun wieder zusammengesetzt und wir bekommen sie spätestens heute Nachmittag. Es besteht allerdings sogar auch noch eine geringe Chance, dass heute unsere neuen Ersatzteile eintreffen. In spätestens zwei Stunde sollen wir darüber Gewissheit haben. Auf jeden Fall verspricht uns Alejandro, dass spätestens heute Abend unsere beiden Einspritzpumpen wieder eingebaut und funktionsfähig sind. Mit diesen Worten verabschiedet sich Alejandro erst einmal wieder und widmet sich dafür einer Klimaanlage auf einem der zahlreichen Motorboote hier in der Marina. So recht trauen wir uns ja noch nicht daran zu glauben. Aber sollten unsere Maschine und der Generator tatsächlich heute Abend wieder laufen, können wir ja langsam mal wieder Proviant einkaufen gehen. Morgen vielleicht? Vorher müssen wir allerdings noch einen sehr unangenehmen Gang machen. Axel hat nämlich zu allem Übel in den letzten Tagen auch noch Zahnschmerzen bekommen. Noch ist es zum Glück nicht allzu nicht schlimm, aber starke Zahnschmerzen mitten auf dem Pazifik wollen wir dann doch lieber vermeiden. Obwohl, Wattebäuschchen und Prämolarenzange warten ja in unserer Medizintasche schon lange mal auf einen Einsatz. Nur wie schaffe ich es Axel so lange ruhig zu stellen, bis ich ihm den üblen Zahn gezogen habe? Hammermethode oder Valium? Nein, wir lassen uns dann doch lieber von Alejandro einen Zahnarzt empfehlen und Axel macht direkt einen Termin für den nächsten Tag aus. Zum Glück spricht man bei Clinic Dental Balboa wenigstens Englisch und unser kleines Wörterbuch darf wohl an Bord bleiben. Nachdem das also geklärt ist, macht Axel sich an die weiteren Vorbereitungen zum Starten unseres Motors. Alle Leitungen werden mit frischem Diesel gespült und alle Filter noch einmal erneuert. Dann gibt es erst einmal Mittagessen, Ravioli für Axel und Nudeln mit Thunfisch-Sahne-Sauce für mich. Anschließend hat sich Axel ein wenig Erholung verdient und legt sich mal wieder mit seinem Hörbuch aufs Salonsofa. Ich vergnüge mich währenddessen mal wieder mit meinem Laptop und tippe fleißig an unserem Logbuch. Gegen 15.30 Uhr taucht dann schließlich Alejandro wieder auf und hat tatsächlich unserer Generatoreinspritzpumpe mit dabei. Die neuen Ersatzteile haben wir zwar leider am Ende natürlich doch nicht bekommen, aber angeblich soll es auch mit den sauber gemachten, alten Teilen funktionieren. Nach einer halben Stunde Arbeit kommt schließlich der große Moment. Alle Leitungen sind wieder angeschlossen und Axel darf den Zündschlüssel drehen. Allerdings passiert rein gar nichts! Der Motor springt einfach nicht an. Ob das Drama wohl jemals ein Ende hat? Es könnte ja auch einfach mal wieder alles glatt gehen und gut laufen, oder? Alejandro probiert noch alles mögliche aus, doch wir schaffen es einfach nicht den Motor zum Starten zu bringen. Zwei Möglichkeiten gibt es dafür: Entweder hat sich während unserer Hafenschleppmanöver die Welle bewegt und damit den Einspritzzeitpunkt völlig verstellt. Eine Möglichkeit, die wir lieber gar nicht in Betracht ziehen wollen, da sie mit ziemlich viel Aufwand für das Neueinstellen der Einspritzanlage verbunden ist. Die zweite Möglichkeit: die Einspritzdüsen sind von dem schlechten Diesel ebenfalls dicht gesetzt und lassen keinen Diesel durch. Da wir mal lieber von dieser Möglichkeit ausgehen wollen, baut Alejandro schließlich unsere Einspritzdüsen aus. Nun sind wir schon wieder auf das Diesel Lab angewiesen, denn die müssen die Teile jetzt erst einmal sauber machen.  Anschließend ist auch der Generator mit einem Probelauf dran. Erfreulicherweise startet dieser recht problemlos und wir haben wenigstens wieder einen funktionierenden Generator an Bord. Immerhin etwas, oder? Da Axel möglichst bald mit der Sache durch sein will, widmet er sich im Anschluss noch dem Ölwechsel beim Generator. Dabei schwappt ihm leider ein halber Ölkanister über Hemd, Hose und das halbe Badezimmer. Doch am Ende ist auch diese lästige Arbeit erledigt und wir können einen entspannten Abend genießen.

Eingebaut, aber geht nicht – die neue Einspritzpumpe

Mittwoch, 25. Juni 2008: Panama City 0 sm

Wir machen uns morgens nach dem Frühstück mal wieder mit dem Taxi auf den Weg zur Aalbrook Mall. Erstens brauchen wir noch eine Tasche für den neuen Laptop und außerdem wollen wir uns mal etwas näher mit dem Thema Südamerika befassen. Die Tasche ist schnell gefunden und wir können einen tollen Lonely Planet Guide für South America erstehen. Dummerweise ruft währenddessen Alejandro an und teilt uns mit, dass die Einspritzdüsen wohl doch nicht allzu verdreckt sind. Also ist es wohl doch eher der Einspritzzeitpunkt, der sich verstellt hat. Wie auch immer dass passiert sein kann? Er will auf jeden Fall gleich morgen früh vorbei kommen und mit der Arbeit beginnen. Wir machen uns schließlich auf dem Weg zum Rey Supermarkt und probieren diesmal den in der El Dorado Mall aus. Dort kaufen wir noch ein wenig frisches Fleisch und Gemüse ein und fahren schließlich mit dem nächstbesten Taxi zurück zum Schiff. Axel bricht nach einer schnellen Dusche auch direkt wieder auf und fährt zum Zahnarzt. Ganz in der Nähe gibt es die Balboa Dental Clinic, die sich nun seiner Zahnschmerzen annehmen soll. Ich bleibe an Bord zurück und surfe mal wieder ein wenig im Internet, kann sogar ein wenig mit meinem Schwager Jens über Skype chatten. Pünktlich zum Anstoß des EM-Spiels Deutschland gegen die Türkei ist Axel zum Glück wieder zurück. Der Zahnarzt hat außer einem offen liegenden Zahnhals (leider?) nichts gefunden. Ob dass nun daran liegt, dass man von der entzündeten Wurzel auf dem Röntgenbild noch nichts sieht, oder ob Axel tatsächlich nichts hat, lässt sich schwer beantworten. Sicherheitshalber hat er ihm aber Antibiotika und eine Fluoridpaste verschrieben, so dass eine Entzündung im Zweifelsfall wohl trotzdem eingedämmt werden würde. Wir gehen auf jeden Fall erst einmal gemeinsam zu Bennigan’s und schauen uns dort beim Mittagessen das Fußballspiel an. Natürlich haben wir dabei unsere neuen Deutschlandtrikots an und sind so für jeden als eingefleischte Deutschlandfans zu erkennen. Es ist mal wieder ein spannendes Spiel! Und obwohl die Türken deutlich besser, haben wir wohl heute einfach mal mehr Glück als die anderen. Ok, dann müssen wir ja wohl nun wirklich noch bis zum Endspiel bleiben. Zurück an Bord vertiefen wir uns in den Lonely Planet Guide und drucken uns einige Informationen zum Thema Segeln in Ecuador, Peru und Chile aus. Freundlicherweise haben uns David und Marcie mit einer CD voll Informationsmaterial ausgestattet und im Internet ist auch einiges zu finden. Abends schauen wir uns dann noch bei Käsewürfeln und Oliven den Film „Barfuss“ mit Till Schweiger auf DVD an. Alles im allem also mal wieder ein sehr entspannter Tag in der großen Sauna Panama City.

Donnerstag, 26. Juni 2008: Panama City 0 sm

Pünktlich um 8.15 Uhr rückt Alejandro heute mit einem großem Team an. Neben seinem Gehilfen Alwin hat er nämlich auch noch seinen Vater Roberto mit dabei. Zunächst bauen die Drei unsere gesäuberten Einspritzdüsen wieder ein und schauen, ob der Motor vielleicht doch damit wieder läuft. Tut er aber natürlich nicht. Wäre ja auch zu einfach gewesen. Dann krabbelt Alwin in den Motorraum und meint die Markierungen für den Einspritzzeitpunkt irgendwo entdeckt zu haben. Es wird ein wenig verstellt und alles wird wieder zusammengebaut. Als wir dann jedoch den Motor starten wollen, tut sich leider immer noch nichts. Also muss nun wohl doch das ganze Programm abgearbeitet werden. Dafür muss allerdings leider der gesamte Motor auseinander genommen werden. Bis 16:30 Uhr wird hart gearbeitet und dann sind die meisten Teile wie die beiden Lichtmaschinen und die Riemenscheibe abgebaut. Da man heute sowieso nicht mehr fertig werden würde, wird schließlich das Unternehmen Motor einstellen auf Morgen verschoben. Während bei uns unter Deck hart gearbeitet wird, haben wir uns in der Zwischenzeit weiter mit dem Thema Südamerika beschäftigen können. So langsam sieht es so aus, als ob wir unsere Törnpläne wohl grundlegend ändern werden. Statt Südsee halt Südamerika. Das bringt uns zum einen eine Menge Ruhe in Bezug auf unsere Reparaturen ein, denn wir brauchen uns nicht mehr über jeden verlorenen Tag in der Südsee zu ärgern. Zum anderen bringt es uns aber auch ein wenig abseits der eingetrampelten Weltumseglerpfade. Wir können uns die berühmte Gastfreundschaft der Ecuadorianer, Peruaner und Chilenen persönlich anschauen. Können außerdem einige der bedeutendsten Bauwerke der Inka-Kultur besichtigen, werden viel Neues entdecken und vor allem im nächsten Jahr ganz in Ruhe die Südsee erkunden könne. Das einzig Negative ist, dass wir auf diese Weise nicht nach Neuseeland kommen werden, denn statt dorthin im nächsten Jahr zum Überwintern zu fahren, würden wir wohl auf direktem Wege nach Australien segeln. Aber so schlimm ist dass ja nun auch nicht. Nach Neuseeland können wir ja immer noch mal Hinfliegen. Um uns noch weiter über das Thema zu unterhalten, laden wir für den Abend noch einmal David und Marcie zu uns ein. Bei leckeren gegrillten Steaks, mexikanischen Salat, Tzaziki, Grillkartoffeln und dem einen oder anderen Glas Wein werden schließlich gemeinsam Pläne für die nächsten Monate geschmiedet. Da die Beiden ja in die gleiche Richtung wollen, hätten wir sozusagen für die erste Zeit ein wenig Beistand und Hilfe. Schließlich ist es trotz all der ausgedruckten Informationen nicht schlecht jemanden dabei zu haben, der sich in der Gegend einfach schon auskennt.

Platz ist in der kleinsten Hütte

Freitag, 27. Juni 2008: Panama City 0 sm

Nachdem wir in Ruhe gefrühstückt haben, rücken Roberto und sein Gehilfe gegen 9 Uhr an und machen sich auch direkt an die Arbeit. Wir können nur stumm daneben sitzen und hoffen, dass Roberto alle Kleinteile die er ausbaut, irgendwann auch wieder in der richtigen Reihenfolge zusammengebaut bekommt. Und er schafft es tatsächlich. Um Punkt 16.55 Uhr läuft der Motor endlich wieder! Und es sind nicht mal irgendwelche Schrauben, Muttern oder Federn über geblieben. Wir sind glücklich, dass wir nun endlich wieder motorisiert sind. Zwar müssen wir noch eine kleine Testfahrt machen, aber eigentlich sieht alles gut aus. Schließlich kommt nachmittags auch noch Alejandro auf dem Rückweg von einem anderen Auftrag bei uns vorbei. Er sieht allerdings ziemlich schlecht aus und hat anscheinend jetzt unsere Erkältung erwischt. Nachdem schließlich alles wieder zusammen gebaut und unser Mechanikertrupp abgezogen ist, sitzen Axel und ich im Salon und planen unsere weiteren Schritte. Die Entscheidung für Südamerika ist bei uns nun endgültig gefallen. Wir wollen nicht mehr hetzen. Wir wollen nicht die Südsee schnell abarbeiten müssen. Wir wollen lieber in Ruhe weiter fahren! Vielleicht war der Motorschaden ja irgendwie Schicksal. Bestimmt warten in Südamerika interessante Dinge auf uns. Zunächst bedeutet das Ganze aber auch ein wenig Arbeit. Denn für die neue Route brauchen wir auch neue Seekarten. Die können wir für Ecuador und Chile zum Glück von Marice und David bekommen, denn sie bringen uns freundlicherweise einen ganzen Stapel zum Kopieren vorbei. Eine elektronische Seekarte können wir nach kurzer Internetrecherche auch in Panama City auftreiben. Fehlen nur noch ein paar Papierkarten von Peru. Aber die treiben wir sicherlich auch noch irgendwie auf. Abends kochen wir heute mal gefüllte Paprikaschoten, die wir im angenehm abgekühlten Cockpit einnehmen können. Dazu ein Glas Wein, der Lonely Planet South America und schon ist der Abend verplant.

Samstag, 28. Juni 2008: Panama City 0 sm

Nachdem unsere Maschine nun endlich wieder läuft, wollen wir uns heute mal wieder an die Verproviantierung begeben. Also bestellen wir uns ein Taxi und landen dabei zunächst im funkelniegelnagelneuen Toyota von Luis. Gerade einmal eine Woche alt ist das Auto. Welch ein Unterschied zu den Schrottkisten, die hier sonst als Taxi rum fahren. Meist handelt es sich dabei um Exemplare mit völlig ausgeleierte Sitze und nicht mal einem Ansatz von Sicherheitsgurt. Luis erhält auf der Fahrt jedoch einen Anruf und muss anschließend dringend zu seiner Bank. Also gibt er uns beim alten YMCA-Gebäude an seinen Kollegen Moses weiter. Nun sitzen wir wieder in einem alten Auto, wenn auch in einem sehr gepflegten. Selbst Sicherheitsgurte gibt es. Moses kutschiert uns in den nächsten zweieinhalb Stunden zunächst zu Happy Copy, wo wir die Seekarten von „Nine of Cups“ abgeben. Dann geht es weiter zu Protecsa, wo wir einen neuen Seekartenchip für Südamerika von Navionics erstehen können. Anschließend fahren wir ein kurzes Stück und halten bei MegaDepot, wo wir unsere Getränkevorräte mal wieder aufstocken. Leider gibt es nur noch eine Packung Perrier für uns, welch ein Graus! Sicherheitshalber packen wir noch ein wenig Wasser ohne Blubb ein und hoffen ansonsten, dass wir in Ecuador dann wieder das kohlensäurehaltige Güitig bekommen können. An Wasser ohne Kohlensäure haben wir uns einfach immer noch nicht gewöhnt. Nachdem das Taxi nun schon relativ voll beladen ist, fahren wir noch schnell zum Riba Smith und kaufen dort die restlichen frischen Lebensmittel ein. Nun sind wir wieder gut verproviantiert und können ohne Probleme bis Ecuador und noch weiter fahren, ohne neuen Proviant kaufen zu müssen. Das ist auch ganz gut so, denn unsere neue Route wird uns zunächst für ein paar Wochen auf die Las Perlas Inseln und dann in den Golf von San Miguel führen. Bei beiden Zielen ist die Versorgung mit Lebensmitteln eher nicht möglich. Schließlich sind wir wieder an unserer Marina angelangt und werden für die Taxifahrt heute gerade einmal 25 US-$ los. Dafür fängt es allerdings gerade in Strömen an zu regnen und zu gewittern, so dass wir erst einmal eine halbe Stunde mit unseren Einkäufen in der Lobby vom Yachtclub sitzen bleiben müssen. Schließlich wird der Regen weniger und wir bringen unsere Sachen in drei Gängen aufs Schiff. Natürlich werden wir dabei trotzdem noch klatschnass, was allerdings auch wirklich egal ist. Selbst wenn es nicht regnen würde, wäre man nach fünf Minuten geschäftigem Hin- und Hergerennes sowieso schweißgebadet. Blöde ist nur, dass auch fast alle unsere Einkäufe nass geworden sind. Also werden sie erst einmal fein abgetrocknet, bevor sie unter Deck wandern und dort verstaut werden. Noch mehr Feuchtigkeit im Schiff können wir nämlich wirklich nicht gebrauchen. Der Kampf gegen den Schimmel ist eh schon hart, da muss man ihn bei seiner Sache nicht auch noch unterstützen. Während ich die Einkäufe auspacke und verstaue, widmet sich Axel heute mal dem Ölwechsel unseres Motors. Auch wenn der letzte Ölwechsel noch gar nicht allzu lange her ist, wollen wir unserem Motor im Moment einfach jegliche Pflege angedeihen lassen. Nachdem die Einkäufe verstaut sind, sortiere ich dann noch unsere neuen Seekarten und schaue nach, ob unsere neue elektronische Seekarte auch funktioniert. Alles ist bestens und wir sind nun schon fast perfekt für die Fahrt nach Südamerika ausgestattet. Abends wärmen wir uns noch ein paar Reste von gestern auf. Schmeckt aufgewärmt gleich noch mal so gut. Anschließend drucke ich noch weiteres Infomaterial über Südamerika aus. Schon erstaunlich, was man so alles im Internet findet. Axel hört derweil weiter an seinem Hörbuch und nähert sich dabei langsam aber sicher dem Ende der Geschichte.

Sonntag, 29. Juni 2008: Panama City 2,2 sm

Heute gönnen wir uns nach langer Zeit mal wieder ein leckeres Sektfrühstück. Mit Sonntagsei, frisch aufgebackenen Brötchen, Orangensaft und, und, und. Anschließend verholen wir Hello World dann erst einmal zur Tankstelle. Dort füllen wir unsere Dieseltanks wieder völlig auf und versehen das Ganze auch gleich mit einer Schockdosis Grotamar (Dieseladditiv) sowie zwei Dosen Zweitaktöl. Das Zweitaktöl soll angeblich sehr gut für den Motor sein, hat uns jedenfalls unser Mechaniker gesagt. Damit sich auch alles schön vermischt und schön gefiltert wird, starten wir dann auch gleich noch unsere Fuel-Polishing-Anlage. Sicher ist schließlich sicher! Dann geht es raus in die Bucht zu einem ersten „sea trial“. In der nächsten Dreiviertelstunde fahren wir erst unter Volllast, schalten dann in den Leerlauf, tuckern langsam und schnell durch die Bucht. Alles klappt perfekt. Schließlich fahren wir noch einen Kringel um „Nine of Cups“ und kehren dann in die Marina zurück. Der Motor läuft gut. Sogar besser und ruhiger als vorher. Öldruck und Temperatur sind perfekt und nirgendwo tritt Öl oder Diesel aus. Es scheint tatsächlich wieder alles in Ordnung zu sein und zu funktionieren. Um 13.45 Uhr machen wir uns dann mal wieder auf den Weg zu Bennigan’s. Heute ist ja immerhin EM-Finale. Wir haben natürlich wieder unsere Deutschlandtrikots an und bekommen in dem rappelvollen Laden doch tatsächlich nur noch gerade eben so einen Platz an der Theke. Fußball EM-Finale scheint auch in Panama recht beliebt zu sein. Macht aber nichts, so lange der Blick zum Fernseher frei ist. Wir bestellen uns was Leckeres zu Essen und starren dabei gebannt auf den Mega-Bildschirm. Was wir dort zu sehen bekommen, ist allerdings wenig begeisterungswürdig. Die Panamaer scheinen übrigens heute wohl eher für Spanien zu sein. Jedenfalls jubelt beim Tor der Spanier der ganze Laden. Nur als Kuranyi auf dem Platz erscheint, freut man sich hier ein wenig für Deutschland. Der ist nämlich laut Aussage unseres gestrigen Taxifahrers Halb-Panamaer. Die Spanier gewinnen schließlich verdient mit 1:0 und wir kehren nur ein klein wenig gedrückt an Bord zurück. Dort genehmigen uns erst einmal ein Glas spanischen Sekt, denn auch Vizeeuropameister ist ja immerhin nicht das Schlechteste. Anschließend bereite ich noch den neusten Newsletter vor und schreibe ein wenig Logbuch. Axel bringt seine technische Dokumentation auf den neusten Stand und hört sich außerdem die letzten 30 Minuten von Rumo an. Den Abend verbringen wir heute mal geruhsam im Salon, Axel liest Reisebeschreibungen von der Segelyacht „Just do It“ und ich tippe weiter fleißig an unserem Logbuch. Wir nähern uns langsam aber sicher endlich mal wieder einem neuen Kapitel. Der Newsletter wird auch noch schnell verschickt und ich bin mit allem wieder Up-to-date. Bleibt nur zu hoffen, dass es auch in Südamerika weiterhin so gut mit den Internetverbindungen klappt. Aber wahrscheinlich wird es in den nächsten Wochen eher spärlicher mit den Updates werden. Auf jeden Fall im Urwald von Rio Sabana und Rio Tuira am Golfo de San Miguel dürfte es wohl eher kein WLAN geben. Aber vielleicht ist diese Vorstellung ja auch völlig falsch. Auf Utklippan in Schweden gab es ja schließlich auch mitten im Nirgendwo eines.

Montag, 30. Juni 2008: Panama City 0 sm

Bereits um 7 Uhr sind wir heute mal wieder auf den Beinen. Es gibt nur ein kleines Frühstück und dann legen wir auch schon los. Während Axel mit dem Schlauchboot zur Tankstelle fährt, um unsere Dieselkanister noch einmal aufzufüllen, mache ich mich gemeinsam mit Marcie und David auf den Weg zum Mercado de Abastos. Unsere Obst- und Gemüsevorräte sollen noch einmal Langfahrttauglich gemacht werden. Während David weiter zur Aalbrookmall fährt, stöbern Marcie und ich über den Markt. Es ist immer wieder interessant, welche exotische Sachen man hier finden kann. Obst und Gemüse welches man noch nie im Leben gesehen hat, geschweige denn von gehört hat. Wir halten uns zunächst an die altbekannten Sachen, wie Kartoffeln, Weißkohl, Tomaten, Paprika, Melone, Ananas und Kürbis. Am Ende wagen wir dann aber doch den Versuch an Neuartigem. Marcie ersteht zunächst eine Chayote. Dabei handelt es sich um die birnenförmige Frucht eines in Südamerika heimischen Kürbisses. Kennengelernt haben wir die Chayote übrigens schon auf St. Lucia unter dem Namen Christophine. Ich kaufe eine Mame genannte Frucht, die von außen ein wenig wie eine Avocado aussieht. Innen hat sie allerdings tiefrotes Fruchtfleisch und einen großen Kern in der Mitte. Zurück an Bord wird die neue Frucht dann natürlich auch direkt ausprobiert. Leider ist sie mehr als gewöhnungsbedürftig, da ziemlich zuckersüß. Sie erinnert geschmacklich an getrocknete Datteln, wobei das Fruchtfleisch jedoch ziemlich matschig-cremig ist. Nun denn, die brauchen wir wohl nicht noch einmal zu kaufen. Axel war während meiner Abwesenheit recht fleißig und ist damit beschäftigt unser Boot mal wieder ordentlich zu schrubben. Trotz der erst vor kurzem polierten Rumpfes und Decks, sieht es nämlich schon wieder ziemlich schmuddelig aus. Scheinbar kommt hier in Panama City mit dem vielen Regen auch jede Menge Dreck von oben. Ich fange derweil an meine Einkäufe zu waschen, in der Sonne trocknen zu lassen und schließlich unter Deck zu verstauen. Gar nicht so einfach, denn so langsam platzt Hello World vor lauter Proviant aus allen Nähten. Schließlich haben wir beide unsere Arbeiten erledigt und können uns ein wenig im Cockpit entspannen. Das tut auch dringend Not, denn arbeiten bei den höllischen Temperaturen ist ganz schön anstrengend. Man schwitzt so viel, dass man mit dem Flüssigkeitsnachschub einfach nicht mehr hinterher kommt. Schnell ist man auf diese Weise dehydriert und bekommt es mit Krämpfen oder Kopfschmerzen zu tun. Gar nicht nett. Außerdem muss man auch unheimlich mit der Sonneneinstrahlung aufpassen. Obwohl der Himmel eigentlich immer bedeckt ist, hat die Sonne hier eine unheimliche Kraft. Zehn Minuten ungeschützt unter freiem Himmel genügen und ich habe schon einen kräftigen Sonnenbrand. Am späten Nachmittag kommt schließlich auch noch unser Agent Rene vorbei. Er bringt uns eine neue Zarpe, damit wir auch offiziell das Land verlassen können. Was er leider nicht mitbringt, ist unser Geld für die Rückerstattung des Kanalbuffers. Dieser Einbehalt hätte von der Kanalbehörde eigentlich schon lange zurückbezahlt werden müssen. Auch Judith und Sönke haben immer noch nicht ihr Geld bekommen und haben uns gebeten, dass wir uns ein wenig darum kümmern. Da sie bereits auf den Marquesas sitzen, haben sie natürlich derzeit schlechte Karten an ihr Geld heran kommen zu können. Wir reden noch mal eindringlich mit Rene und er verspricht uns auf jeden Fall am nächsten Morgen mit seinem Chef David zu sprechen. Er wüsste auch nicht, warum wir unser Geld nicht zurück hätten und man merkt, dass ihm das Ganze sichtlich unangenehm ist. Nachdem Rene wieder von dannen gezogen ist, machen wir uns ein paar leckere Tortilla-Wraps zum Abendessen. Mit leckerer Guacamole aus frischen Avocados vom Markt. Ein Hochgenuss! Danach schauen wir uns noch den Film „Gladiator“ mit Russel Crowe an. Der Gute hat sich im Vergleich zu seinem letzten Auftritt bei uns an Bord doch ziemlich verändert. Statt Anzug trägt er nun römische Uniform bzw. Gladiatorendress. Eine gute Figur macht er aber natürlich so oder so. Gegen 22.30 Uhr liegen wir dann mal wieder müde und geschafft in unseren Kojen und lassen uns von unserem Ventilator in den Schlaf brummen.

Auf dem Mercado de Abastos