Siebzehnter Teil unserer Reise von Panama City über die Las Perlas Inseln und den Golf von San Miguel nach Ecuador vom 1. bis 22. Juli 2008.
Dienstag, 1. Juli 2008: Panama City – Isla Taboga 8,0 sm
Auch wenn heute nur ein ordinärer Dienstag ist, gönnen wir uns doch den Luxus bis 8.30 Uhr auszuschlafen. Dann gibt es Frühstück mit Ei, immerhin ist ja Aushilfssonntag. Bevor es dann nach wochenlangem Aufenthalt in der Flamenco Marina aber endlich los gehen kann, heißt es für uns erst einmal wieder Warten. Warten auf Geld diesmal. Denn Rene von MatchShip soll uns ja noch unseren und Hippopotamus‘ Buffer vorbei bringen. Wir telefonieren diesbezüglich mit seinem Chef David hin und her und vereinbaren schließlich, dass wir zwei Schecks bekommen sollen. Die können wir zwar in Panama City nicht einlösen, da wir erstens kein Konto hier haben und die Bank of America zweitens keine Filiale hier hat. Egal, wir sind ja voraussichtlich bald in Deutschland und besser den Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach. Oder wie ging das alte Sprichwort. Allerdings dauert es bis knapp 14.30 Uhr, bis wir die Schecks dann auch wirklich in den Händen halten. Rene ist sichtlich erleichtert, dass er uns nun endlich los wird und wir sind froh, dass wir nun wirklich keinen Grund mehr haben noch länger in Panama City zu weilen. Also bezahlen wir schnell unsere Stromrechnung bei der Marina und tanken noch den Wassertank voll. Eigentlich sollte ja auch noch Alejandro mit den Rechnungen vom Diesel Lab und für seine Arbeiten vorbei kommen. Doch der lässt sich heute nicht blicken und geht auch vorsichtshalber nicht ans Telefon. Dass kann man jetzt natürlich deuten, wie man möchte. Uns ist es erst einmal egal, da wir das Geld wohl sowieso von niemanden zurück bekommen. Dann melden sich Marcie und David, die gerade in Richtung Isla Taboga aufbrechen. Wir wollten zwar eigentlich zur Isla Contadora, doch aufgrund des inzwischen fortgeschrittenen Tages, wird das wohl heute nichts mehr. So entschließen wir uns schließlich ebenfalls nur bis zur Isla Taboga zu fahren. Da absolut kein Windhauch weht, müssen wir die gesamte Strecke von rasenden 8 sm motoren. Ganz gut so, denn so wird unser Motor noch einmal ordentlich in Reichweite von Panama City gefordert. Mitten durch die Ankerlieger, die durch den Panamakanal wollen, geht es in Richtung Taboga. Hochmoderne Autotransporter liegen hier in unmittelbarer Nähe zu uralten Frachter, die mit Sicherheit schon bessere Tage gesehen haben. Wer sich für unterschiedliche Schiffstypen interessiert, sollte unbedingt einmal hier hin fahren. Gegen 15.45 Uhr erreichen wir schließlich Isla Taboga. In den Zeiten der spanischen Eroberer wurde sie übrigens auch Insel der Blumen genannt. Von hier aus haben die Spanier um Fransisco Pizarro die Reichtümer von Peru und Südamerika ausgelotet. Später wurde die Insel ein Piratenversteck und viele Beutezüge wurden von hier aus geplant. In neueren Zeiten wurde die Insel als Hospital und Sanatorium für die Arbeiter des Panamakanals genutzt, unter anderem verbrachte hier ein gewisser Paul Gauguin einige Zeit und erholte sich von Malaria oder Gelbfieber. Heute ist die Insel ein beliebtes Ausflugsziel der Panamaer und an den Wochenenden soll es hier nur so vor Jeskies, Speedbooten und Soundblastern dröhnen. Wir haben Glück und heute ist es ruhig auf der Insel. „Nine of Cups“ liegt bereis vor Anker und wir legen uns auf 18 m Tiefe daneben. Der erste Ankerversucht klappt allerdings nicht, der Anker schlurrt über Steine. Aber beim zweiten Mal sitzt er dann zum Glück deutlich besser. Kaum dass der Anker gefasst hat, funkt uns Marcie an und fragt uns, ob wir zum Abendessen vorbei kommen wollen. Was für eine Frage, na klar! Währenddessen dreht der Tidenstrom unsere Yachten völlig wirr durch die Gegend. Wir liegen schließlich Heck zu Heck mit „Nine of Cups“, wobei der Wind von der Seite kommt. Lustig! Nachmittags beehren uns dann noch ein paar kleine Wale, wir vermuten, dass es sich um Zwergschwertwale handelt, mit ihrer Anwesenheit. Sie tauchen ein paar mal auf und ab und zeigen dabei anmutig ihre Fluken. Ein schöner Ankerplatz! Gegen 18 Uhr fahren wir schließlich mit dem Dinghy zu David und Marcie hinüber. Dort genießen wir erst noch ein Glas Wein im Cockpit und können dabei noch einmal Wale beobachten. Dann geht es fürs Dinner in den Salon. Marcie zaubert leckere Shrimps in Erdnusssauce und serviert dazu Reis und einen leckeren Salat. Den Salat hat sie übrigens mit Chayote gemacht, welche aussieht wie Apfelstücke und vom Beißgefühl auch ähnlich ist. Dabei gibt sie jedoch kaum Geschmack abgibt und man könnte eigentlich auf sie auch im Salat verzichten. Zum Nachtisch gibt es noch frische Ananas und wir unterhalten uns dabei prächtig. Dabei fließt natürlich mal wieder mehr Wein als eigentlich gesund ist, aber zu so einem guten Mahl gehört halt auch ein gutes Glas Wein. Gegen 23 Uhr sind wir schließlich wieder zurück an Bord von Hello World und fallen ziemlich müde in unsere Kojen. War ja auch mal wieder ein anstrengender Tag auf See…
Endlich wieder unterwegs
Mittwoch, 2. Juli 2008: Isla Taboga 0 sm
Wir verschlafen bis ca. 8 Uhr bevor es raus aus den Federn geht. Leider stellt Axel als erstes fest, dass unsere Pumpe für die Kühlung der Kühlschränke nicht mehr ordentlich läuft. Da solche Sachen Vorrang haben, steckt er also mal wieder schon vor dem Frühstück im Maschinenraum. Er nimmt die Pumpe auseinander, säubert sie und pumpt noch einmal mit Druck durch die Kühlleitungen. Ich genieße derweil schon mal eine leckere Tasse Earl Grey Tee im Cockpit und schaue ab und an auf Anweisung, ob der Wasserstrom aus der Kühlleitung wieder über Bord plätschert. Dabei entdecke ich auch wieder einige der kleinen Wale um uns herum und da ich immer darauf erpicht bin, die Tiere auf irgendeine Weise auf mich aufmerksam zu machen, fange ich munter an durch die Zähne zu zwitschern. Und tatsächlich lassen sich die Wale dadurch anlocken! Sie kommen aufs Schiff zugeschwommen, schauen mir von unter Wasser in die Augen und drehen dann wieder ab. Na, wenn dass nicht mal ein Highlight ist. Da stört mich auch der einsetzende Regen kaum. Ich versuche natürlich auch mal wieder ein paar Fotos zu schießen, doch die Wale – oder sind es vielleicht doch eher Delfine – sind einfach zu schnell für mich. Nachdem sie wieder verschwunden sind, kann ich stattdessen ein paar Millionen kleine Fische um unser Boot herum beobachten. Sie machen einen ganz schönen Lärm, denn auf irgendeine Art und Weise bringen sie das Wasser regelrecht zum Brodeln. Über ihnen zerplatzen Luftblasen am laufenden Bande. In sekundenschnelle ändern sie ihre Richtung und schon bald haben sie einige Pelikane angelockt, die sich mutig ins Wasser stürzen, um ihren Teil der Mahlzeit abzuholen. Irgendwann hat Axel es dann geschafft und unsere Kühlanlage wieder in Gang gebracht. Wahrscheinlich haben die Spülarbeiten in der Flamenco Marina für diese Störung gesorgt. Es müssen sich einfach zu viele aufgewirbelte Sedimente in Pumpe, Filter und die Leitungen gesetzt haben. Doch zum Glück läuft nun alles wieder und wir müssen nicht die ganze Inselbevölkerung mit unseren eingefrorenen Lebensmitteln beglücken. Dafür regnet es immer mehr, ein richtig schöner Dauerregen. Axel legt sich unter Deck zum Entspannen hin und ich wühle mich durch den Lonely Planet South America und plane schon mal ein wenig an unserem Landprogramm in Ecuador herum. Neben dem Mittelpunkt der Welt, Mitad del Mundo, wollen wir uns auch den berühmten Wochenmarkt von Otavallo anschauen. Außerdem können wir uns eine Zugfahrt zur Nariz del Diablo, der Nase des Teufels, von Riobamba ausgehend sicherlich nicht entgehen lassen. Weitere Sightseeinghöhepunkte sind Montecristo, der Parque Nacional de Machililla und die Altstadt von Guayaquil. Es gibt also viel zu sehen in den nächsten Wochen. Gegen 13 Uhr hört der Regen langsam wieder auf und wir begeben uns mit dem Schlauchboot zu einem kleinen Landausflug. Wir landen am Strand neben den Fischerbooten an und brauchen uns, da gerade Hochwasser war zum Glück keine keine Sorgen machen, dass unser Schlauchboot während unseres Landausfluges einfach wegschwimmt. Sicherheitshalber binden wir es aber doch lieber an einer Mauer fest. Dann wandern wir eine Weile durch das verschlafene Dorf. Zurzeit ist anscheinend nicht viel los hier, doch es gibt jedoch zahlreiche Restaurants, die wahrscheinlich am Wochenende ziemlich belebt sein dürften. Nach einer halben Stunde haben wir bei einsetzendem Regen genug von der Landerkundung und kehren wieder zum Boot zurück. Erstaunlicherweise erwischen wir hier vor Anker sogar ab und zu ein kostenloses Drahtlosnetzwerk und können so unsere Emails abholen und wenigstens zum Teil auch beantworten. Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit gepflegtem Faulenzen. Axel fängt ein neues Buch (Kilo Class von Patrick Robinson) an und ich ordne zur Abwechslung mal meine gesamten Fotos. Wir funken noch ein wenig mit „Nine of Cups“ und verabreden am nächsten Tag zur Isla Bayoneta im Las Perlas Archipel aufzubrechen. Dort soll es schöne Kaurimuscheln am Strand geben, die wir natürlich gerne sammeln würden. Abends kochen wir uns heute mal schönen grünen Spargel mit Salzkartoffeln. Dazu ein wenig Räucherschinken und schon ist das Mahl perfekt. Danach liegen wir noch ein wenig faul im Salon herum und lesen, bevor es gegen 22.30 Uhr in die Kojen geht.
Besuch von den Walen
Donnerstag, 3. Juli 2008: Isla Taboga – Isla Bayoneta, 39,2 sm
Wir haben eine ziemlich unruhige Nacht hinter uns. Erst fängt es an aufs Deck zu prasseln, dann quietscht das Dinghy in den Davits. Also raus an Deck und das Dinghy ordentlich fest machen. Dann wieder zurück in die Kojen. Zwei Stunden später schwankt Hello World derartig, dass sich in der Pantry ein Weinglas selbstständig macht, über die Kante hüpft und in tausend Teile zersplittert. Also wieder raus aus den Federn und erst einmal sauber machen. Drei Stunden später piept schließlich der Ankeralarm wie wilde los. Das Boot hat sich gedreht, liegt aber ansonsten noch ordentlich vor Anker. Also noch einmal schnell zurück in die Kojen, aber dann wird es auch schon hell und wir müssen aufstehen. Wir frühstücken schnell eine Kleinigkeit und räumen das Boot auf. Dann holen wir den Anker auf und fahren los. „Nine of Cups“ ist schon eine Stunde lang unterwegs und wir folgen ihnen in Richtung Las Perlas Inseln. Mit Segeln wird es heute allerdings schon wieder nichts. Es herrscht totale Flaute und wir müssen die ganze Zeit motoren. Ideales Wetter allerdings, um nach Delfinen und Walen Ausschau zu halten. Delfine sehen wir auch tatsächlich eine ganze Menge. Sie kommen zum Bug und spielen mit uns. Insgesamt drei verschiedene Arten bilde ich mir ein erkennen zu können. Heute kommt auch unsere neue Angel zu ihrem ersten Einsatz. Von David und Marcie haben wir einen besonderen Köder geschenkt bekommen, einen so genannten Cedar Plug. Dabei handelt es sich um ein Stück Zedernholz, an dem ein ziemlich großer Haken befestigt ist. Angeblich soll man damit wunderbar Thunfische angeln können. Wir freuen uns schon auf das Sushi und sind baff erstaunt, als nur fünf Minuten später schon die Angelleine ausrauscht. Dass ging ja man fix! Doch beim Einholen der Leine gibt es einen Ruck und am Ende hängen weder ein Fisch noch unser Cedar Plug an der Schnur. So ein Mist! Also hängen wir einen anderen Köder an die Angel und ziehen den durchs Wasser. Doch es will und will wieder mal kein Fisch anbeißen. Wir testen alle möglichen Varianten aus. Köder 200 m hinten aus schleppen, Köder nur 50 m hinterher ziehen, Köder anstarren und einen Fisch herbei sehnen. Nichts hilft und wir bleiben Fischlos. Kurz vor unserer Ankunft bei Isla Bayoneta zieht dann über der südlich liegenden Isla del Rey ein bedrohlich aussehendes Gewitter auf. Es bilden sich sogar zwei ziemlich übel aussehende Wasserhosen, doch zum Glück passiert außer ein wenig Regen nicht viel. Dann sehen wir plötzlich etwa 500 m vor uns den Blas von zwei bis drei ziemlich großen Walen. Vielleicht Buckelwale? Der Blas geht auf jeden Fall mindestens zwei bis drei Meter hoch und wir können den Weg der Wale in Richtung Isla Pedor Gonzales gut verfolgen. Wir folgen schließlich langsam „Nine of Cups“ in die Ankerbucht bei der Isla Bayoneta hinein. Da zurzeit Hochwasser ist, sollte es eigentlich kein Problem mit der Tiefe für uns geben. Aber man kann ja nie vorsichtig genug sein. Der Tidenhub beträgt hier zurzeit satte 5 m und wir müssen aufpassen, dass wir natürlich auch nicht irgendwann vor Anker aufsetzen. Schließlich fällt unser Anker auf 8 m Tiefe, das sollte dicke reichen. Schnell machen wir unser Schlauchboot fertig und fahren ein wenig zwischen Isla Malaga und Isla Vivienda hindurch. Anschließend fahren wir noch durch die Passage zwischen Isla Bayoneta und Isla Malaga und machen auf dem Rückweg schließlich bei „Nine of Cups“ halt. Dort werden wir auf ein Glas Wein eingeladen und schnacken bis ca. 18 Uhr mit David und Marcie. Dann geht es zurück an Bord von Hello World, wo wir uns eine leckere Kartoffel-Paprika-Pfanne zum Abendessen bereiten. Da es zum Glück ausnahmsweise mal nicht regnet, können wir zur Abwechslung mal wieder im Cockpit essen. Doch anschließend vertreiben uns zahlreiche Insekten schnell nach unten. Axel liest noch ein wenig und ich tippe Logbuch bzw. sortiere weiter meine Fotos. Lange machen wir das jedoch nicht, sondern verholen uns ziemlich früh in unsere Betten, um ein wenig Schlaf von gestern nachzuholen.
Delfine, unsere treuen Begleiter
Freitag, 4. Juli 2008: Isla Bayoneta 0 sm
Leider muss sich Axel auch heute wieder vor dem Frühstück an der Kühlanlage zu schaffen machen. Der Kühlwasserfluss ist weiterhin nicht annähernd befriedigend. Schließlich findet er den Übeltäter in einem Zuleitungsschlauch. Dort hat sich eine dicke Entenmuschel angesiedelt, die einfach kein Wasser mehr durchlässt. Aber nachdem der Schlauch erst einmal ausgewechselt ist, fließt unser Kühlwasser dann wieder wie gewohnt. Gegen 9 Uhr machen wir schließlich unser Dinghy klar und holen David und Marcie zu einer Expeditionsfahrt ab. Wir fahren gemeinsam an die Westseite von Isla Bayoneta, denn unser Cruisingguide verrät uns, dass es dort Kaurimuscheln zu sammeln gibt. Wir besuchen ganze drei Strände, bevor wir endlich den richtigen Platz erwischen. Dort finden wir dann auch tatsächlich ein paar der versprochenen Kauris. Außerdem natürlich auch noch ein paar andere hübsche Muscheln, sowie ein paar so genannte „Sea Beans“. Dabei handelt es sich um Samen, die im Meereswasser erhärtet sind und irgendwann angeschwemmt wurden. Es gibt verschiedene Formen, die alle verschiedene Namen haben. So zum Beispiel die „Hamburger Beans“, „Purse Beans“ oder auch „Heart Beans“. Kokosnüsse gehören auch zu den „Sea Beans“, aber da verzichten wir doch lieber auf das Aufsammeln. Wir umfahren Isla Bayoneta entgegen dem Uhrzeigersinn und bleiben auf dem Rückweg doch tatsächlich zwischen Isla Viviendo und Bayoneta stecken. Bei Niedrigwasser reicht der Wasserstand nicht einmal mehr für unser Dinghy. Also steigen wir aus und schieben ein wenig. Gestern kam man hier noch ohne Probleme durch. Zurück an Bord sortieren wir unsere Muschelausbeute. Es sind wirklich ein paar hübsche Muscheln dabei. Hätte ich jetzt so etwas wie einen Dremel Multi, könnte ich da ja vielleicht ein paar schöne Ketten draus machen. Aber der Dremel durfte bisher aus irgendeinem Grunde nicht an Bord. Na ja, ich kann ihn ja während unseres Deutschlandbesuchs noch einmal auf die Einkaufsliste setzen. Vielleicht klappt es ja diesmal. Zum Mittagessen machen wir uns heute mal einen leckeren Brokkolisalat. Anschließend reinigt Axel mal wieder seinen Motorraum. Zum Glück ist es diesmal nur Wasser, was aufgewischt werden muss, welches ihm bei der Kühlanlagenaktion dort hinein gelaufen ist. Dann springt er zur Erfrischung über Bord und putzt auch gleich noch den Rumpf ein wenig. Ganz schön fleißig! Ich sitze derweil faul unter Deck herum und mache rein gar nichts. Draußen ist es mit zu sonnig, denn in den letzten Tagen habe ich mal wieder viel zu viel Sonne abbekommen. Na ja, ganz untätig bin ich dabei natürlich nicht, sondern schaue schon mal nach, wo es morgen hingehen soll. Um 17.30 Uhr fahren wir schließlich wieder zu David und Marcie hinüber. Heute ist nämlich amerikanischer Unabhängigkeitstag und wir sind eingeladen. Statt Parade und Hamburgern gibt es leckere Pizza und Brownies für uns. Wir schenken den beiden ein Foto von ihrem Schiff, welches zur Feier des Tages mit einer stattlichen Amerikaflagge ausgestattet wurde. Die Beiden freuen sich sehr über das Foto und wir sitzen lange zusammen und klönen. Außerdem schauen wir uns ein paar Fotos von Südamerika und der Antarktis an. Wie immer verbringen wir einen netten gemeinsamen Abend zusammen. Im Stockfinsteren geht es schließlich zurück zum Boot. Kein Mond weit und breit zu sehen und die Sterne verstecken sich hinter den Wolken. Aus denen blitzt es dafür mal wieder wie wilde, so dass es doch manchmal gar nicht so dunkel in unserer kleinen Ankerbucht ist.
Axel, Marcie und David beim Ausflug zur Isla Bayoneta
Samstag, 5. Juli 2008: Isla Bayoneta – Punta Cocos/Isla del Rey 24,2 sm
Heute schlafen wir bis 8 Uhr aus und legen dann einen Pyjamastart hin. Dass heißt wir nehmen noch vor dem Frühstück den Anker auf und fahren los. Es sind noch zwei Stunden bis zum Niedrigwasser, so dass wir auch heute genügend Wasser unter dem Kiel haben. Leider weht auch heute wieder kaum ein Windchen und wir müssen wieder mal motoren. Aber dafür haben wir das Teil ja auch mit viel Mühe und Geld reparieren lassen. Zwichen der Isla Pedro Gonzalez und der Isla del Rey gibt es dann erst einmal Frühstück. Anschließend kommt die Angel mal wieder raus und wir schleppen einen hübschen pinkfarbenen Tintenfischköder hinterher. Keine halbe Stunde später rauscht dann doch tatsächlich die Leine wieder aus. Ich hechte zur Angel und lasse ganz sanft die Bremse einrasten. Axel nimmt derweil Gas weg, damit das Boot langsamer wird. Dann fange ich an die Leine dicht zu kurbeln. Doch irgendwie ist kaum ein Widerstand zu spüren. Vielleicht haben wir ja doch nur Müll am Haken? Also gibt Axel wieder Gas. Doch ab einer gewissen Bootsgeschwindigkeit kann ich die Angel dann nicht mehr dicht kurbeln. Also doch wieder Gas raus und ich kurble den Köder weiter in Richtung Schiff. Erst zwei Meter vor dem Heck sehe ich dann, dass wir doch tatsächlich einen Fisch am Haken haben. Er kämpft allerdings kaum und lässt sich ziemlich leicht in Richtung Bordwand holen. Axel holt erst einmal Alkohol und Handschuhe, während ich den Fisch bei der Bordwand halte. Dann lupfe ich ihn mit einem kleinen Schwung an Bord, Axel hält ihn mit seinen Handschuhe fest und ich kippe ihm ein wenig 70 %igen Alkohol hinter die Kiemen. Damit ist der Fisch sofort ruhig, lebt aber noch. Also versetzen wir ihm noch einen Schlag mit der Winschkurbel auf den Schädel, dann ist ist endgültig Ruhe. Nachdem der Fisch nun an Bord und tot ist, holen wir erst einmal das Fischbestimmungsbuch raus. Es handelt sich anscheinend um eine Spanische Makrele. Ein hübscher Fisch der bestimmt lecker sein wird. Wir bringen das Schiff wieder auf Kurs und fahren weiter in Richtung Südspitze von Isla del Rey. Dann geben wir eine Funkmeldung an die „Nine of Cups“ ab und laden die Beiden zum Fischessen am Abend ein. Für uns alleine ist der Fisch nämlich deutlich zu groß. Wir messen nach und kommen von Maul bis zur Schwanzspitze auf über 70 cm! Schließlich erreichen wir Punta Cocos an der Südspitze von Isla del Rey. Es ist gerade Niedrigwasser und die Felsen sehen sehr beeindruckend aus. Der Strom saugt uns mit 8,5 kn um die Ecke und wir gegen schließlich auf in der geschützten Bucht auf der windabgewandten Seite von Punta Cocos vor Anker. Wenig später trudelt dann auch die „Nine of Cups“ ein. Wir nehmen erst einmal unseren Fisch aus und verarbeiten ihn in kleine Portionen. Ein Teil wird als Koteletts geschnitten, von einem anderen Teil werden Filets ausgelöst. Das Filet verarbeiten wir anschließend direkt zu Ceviche. Ceviche ist ein in Süd- und Mittelamerika weit verbreitetes Gericht, bei dem roher Fisch und Meeresfrüchte in Zitronensaft eingelegt werden. Dazu kommen noch ein wenig Tomaten- und Paprikawürfel, sowie fein gehackte rote Zwiebel. Das Ganze muss allerdings vor dem Verzehr noch über Nacht im Kühlschrank schön durchziehen. Nachmittags fahren wir dann mit unserem Beiboot zum Strand, um ein wenig Inselerkundung zu betreiben. Bei einer verlassenen Küstenwachestation stoßen wir auf einen ausgetrampeltem Pfad, dem wir vorsichtig folgen. Er ist ziemlich matschig und links und rechts wächst hohes Gras. Hoffentlich gibt es hier keine Schlangen oder andere ekelhaften Viecher. Etwas weiter landeinwärts stoßen wir dann auf eine Flugpiste mit einem dort geparkten Flugzeug. Wer hier wohl gelandet sein mag? Drogendealer, Touristen oder Inselbewohner? Wir wandern erst einmal weiter die Piste entlang und machen uns auf die Suche nach einem Weg zu den windzugewandten Stränden. Allerdings finden wir nirgendwo einen Weg durch den dichten Dschungel. Am Ende der Piste angelangt, stoßen wir auf ein paar Jungvögel, die derart gut getarnt zwischen den Gräsern hocken, dass wir fast auf sie treten. Laut schimpfend fliegen sie auf und wir machen uns lieber wieder auf den Rückweg. Beim Flugzeug stoßen wir auf die Besatzung und können dem Flieger beim Abheben zuschauen. Wie Drogendealer sahen sie jedenfalls nicht aus. Aber wie sieht eigentlich ein Drogendealer aus? Egal, wir winken freundlich und man lächelt uns ebenso freundlich zu. Zurück am Strand wandern wir noch ein wenig umher und suchen ein paar Muscheln. Auch hier finden wir wieder ein paar hübsche Kaurimuscheln, wenn auch nur sehr kleine. Dann machen wir uns auf den Rückweg zum Boot und bereiten dort das Abendessen vor. Ich mache Rote-Bohnen-Kartoffelsalat und Axel stellt Caprese, Mozzarella mit Tomate, her. Um 17.30 Uhr kommen dann David und Marcie zu uns rüber und wir grillen unsere Makrelekoteletts. Der Fisch ist nicht nur geschmacklich sehr lecker, sondern besitzt zudem noch sehr zartes Fleisch. Mmmhhh!!! Zum Nachtisch hat Marcie Brownies vom Vorabend mitgebracht, die wir, obwohl bereits pappsatt, auch noch in uns hineinmümmeln. Wie immer sitzen nach dem Essen noch sehr nett zusammen und unterhalten uns über Gott und die Welt. Allerdings treiben uns heute die Moskitos unter Deck. Einfach lästig diese Viecher! Bereits gegen 21 Uhr machen sich David und Marcie auf den Rückweg zu ihrem Schiff und wir können noch ein wenig mit Günter vom Pacific Island Net funken. Wir haben heute einen erstaunlich guten Empfang und hören sogar die „Kira von Celle“, die sich derzeit weit weg in der Südsee befinden. Schon erstaunlich, über welche Entfernung man die verschiedenen Boote hören kann! Schließlich schlüpfen wir mal wieder in unsere Kojen, wobei ich mich beim Einschlafen heute ziemlich mit meinen zahlreichen Mückenstichen rumärgern muss. Meine ganzen Beine sind übersäht mit Stichen, die höllisch Jucken. Das Paradies hat halt auch seine Schattenseiten.
Brit und ihre 70 cm Spanische Makrele
Sonntag, 6. Juli 2008: Punta Cocos/Isla del Rey 0 sm
Morgens früh klopft es bei uns an die Bordwand und als ich noch etwas verschlafen hinaus gehe, bieten mir zwei Fischer einen riesigen Fisch zum Kauf an. Wahrscheinlich ein Schwertfisch oder ein Blue Marlin. Genau kann ich das leider nicht erkennen. Der Fisch ist auf jeden Fall deutlich größer als 1,50 m und ich lehne freundlich aber entschieden ab. Wir haben ausnahmsweise mal wieder schönes Sonnenwetter und so steht der heutige Tagesinhalt schnell fest. Ideales Wetter zum Wäschewaschen und Trocknen. So schleuse ich nach dem Frühstück ein Wäschestück nach dem anderen durch unsere kleine Waschmaschine. Axel hängt anschließend alles draußen auf und die Sonne übernimmt den Rest der Arbeit. Da wir unsere Waschmaschine in der Dusche parken, ist das Wäschewaschen eine ganz schön schweißtreibende Arbeit. Das warme Wasser erhöht die Temperatur, die in dem kleinen Räumchen eh schon recht hoch ist, noch um einiges. Und da nicht mehr als fünf bis sechs T-Shirts in die kleine Maschine passen, muss ich ziemlich oft die Wäsche aus der Waschmaschine nehmen, leicht auswringen, dann in die Schleuder tun. Kurz anschleudern, wieder raus, weitere Wäschestücke waschen und schleudern, bis ein ordentlicher Haufen Wäsche entstanden ist. Dann muss das Ganze natürlich noch ordentlich ausgespült werden. Also Frischwasser in die Waschmaschine füllen, fünf Teile hinein und durchquirlen, dann die Sachen auswringen und in die Schleuder. Neues Wasser einfüllen und weitere Wäschestücke spülen. Und so geht es weiter, bis alle Wäsche wieder einigermaßen sauber ist. Gegen 14 Uhr ist die Prozedur überstanden und alles hängt sauber auf den Leinen. Wir gönnen uns eine Pause und fahren mit dem Dinghy zum Strand. Dort wandern wir ein wenig hin und her und können im flachen Wasser ein paar kleine Haie beobachten. Außerdem finden wir noch ein paar hübsche Muscheln, die wir in unser kleines Sammelnetz packen. Wir treffen David und Marcie, die ebenfalls einen kleinen Strandbummel machen, und unterhalten uns ein wenig. Dann geht es zurück an Bord, wo wir die inzwischen trockene Wäsche abhängen können. Gerade rechtzeitig, bevor es mal wieder anfängt zu regnen. Nach diesem anstrengenden Tag, machen wir uns heute mal wieder ein ruhiger Abend. Wir essen Hähnchen mit Erdnusssauce aus der Tiefkühlabteilung. Saupraktisch und sehr lecker! Danach schauen wir uns noch den Film „Elementarteilchen“ auf DVD an, bevor wir ziemlich früh in unsere Kojen verschwinden.
Waschsalon „Hello World“
Montag, 7. Juli 2008: Punta Cocos/Isla del Rey – La Palma/Rio Tuira 50,1 sm
Heute heißt es mal wieder etwas früher aufstehen als sonst, denn wir haben eine relativ weite weite Strecke vor uns. Dummerweise herrscht auch heute wieder überhaupt kein Wind und der Pazifik liegt völlig platt vor uns. Bereits um 7.05 Uhr nehmen wir den Anker auf und fahren hinter „Nine of Cups“ aus unserer Ankerbucht hinaus. Dann gibt es eine Tasse Kaffee im Cockpit und ein wenig Mango zum Frühstück. Nachdem wir eine halbe Stunde motort sind, kommt dann auch die Angel mal wieder raus. Und ich bin kaum zurück im Cockpit, da rauscht die Leine auch schon aus. Ich stürze ans Heck und lasse die Bremse mit Gefühl einrasten. Allerdings rollt die Leine auch weiterhin noch von der Spule ab. Das muss ja ein ziemlich dicker Fisch sein! Ich kann ihn sogar einmal kurz hinter uns hochspringen sehen. Oh, Mann! Ich schaffe es jedenfalls nicht ihn hereinzukurbeln und muss die Angel an Axel weiterreichen. Der kämpft eine Viertelstunde, bis wir den Fisch endlich in Reichweite haben. Zunächst sehen wir ein riesiges, gelbes Etwas an der Leine hängen. Was ist das? Ob wir uns wohl ein Surfbrett eingefangen haben? Aber nein, der Fisch schwimmt schließlich an unserem Rumpf entlang und wir können einen wunderschönen, knallgelben Dorado erkennen. Doch wie bekommen wir den bloß an Bord? Ich hole erstmal den 70%igen Alkohol und Axel bringt den Fisch in die Nähe von unserem Heck. Nun versuche ich dem Fisch Alkohol hinter die Kiemen zu kippen, verschütte jedoch das Meiste ins Wasser. Ein paar Tropfen scheinen aber angekommen zu sein und der Dorado wird schon mal etwas ruhiger. Dann kommt unsere Gaff zu ihrem ersten Einsatz. Diesen riesiger Haken schleppen wir schon seit Jahren an Bord mit und mit ihm können wir nun den Dorado relativ problemlos an Bord hieven. Wir kippen noch etwas mehr Alkohol in seine Kiemen und geben ihm zusätzlich noch einen Schlag auf den Kopf. Damit ist der Fisch erlegt und wir sind etwas verlegen über unsere Freude darüber. Denn was da vor uns liegt, ist einfach wunderschön anzuschauen. Viel zu prächtig und wundervoll, um bei uns an Deck zu enden. Allerdings schmeckt so ein Dorado natürlich auch einfach einmalig gut. Also geloben wir den Dorado würdevoll zuzubereiten und ihm so den angemessenen Respekt zu zollen. Natürlich messen wir auch diesmal nach und kommen auf geschlagene 105 cm Länge. Da wir so einen riesigen Fisch nicht mal eben irgendwo an Bord hinlegen können, fängt Axel auch direkt mit dem Filetieren an. Eine halbe Stunde später haben wir dann über 2 kg feinstes Doradofilet, welche wir erst einmal in den Kühlschrank packen. Das wird ein Festmahl! Wir rufen David und Marcie per Funk an und sprechen mal wieder eine Einladung zum Abendessen aus. Dorado ist übrigens auch unter dem Namen Mahi Mahi und Dolphinfish bekannt. Man darf ihn aber keinesfalls mit der Dorade verwechseln, die es auch in Deutschland ab und zu bei Fischhändler zu entdecken gibt. War der Dorado im Wasser noch knallgelb mit einigen blauen und türkisen Punkten, wechselt er während er stirbt seine Farbe und wir schließlich blau-silbrig. Man kann regelrecht das Leben/die Farbe aus ihm weichen sehen. Ein faszinierender Anblick! Doch damit sind die Highlights des Tages noch nicht erzählt. Als nächstes kommen nämlich Scharen von Schlankdelfinen und umspielen unseren Bug. Heute sind sie sehr fotogen und ich bekomme ein paar schöne Aufnahmen hin. Außerdem spritzen sie mich mit ihren Luftpustereien schön nass und scheinen daran ordentlich Spaß zu haben. Wir motoren derweil auf den Golfo de San Miguel zu, der schein vor Fischen nur so wimmelt. Denn auf unserem Weg passieren wir nicht nur zahlreiche Fischerboote, sondern können außerdem jede Menge Pelikane und natürlich weitere Delfine sehen. Am Horizont können wir sogar den Blas eines großen Wales ausmachen. Doch damit nicht genug. Etwa eine Seemeile entfernt sehen wir es an unserer Backbordseite plötzlich mächtig aufspritzen. Durchs Fernglas erkennen wir wie ein ziemlich großer Buckelwal seine Seitenflosse, auch Flipper genannt, auf die Wasseroberfläche klatschen lässt. Das es ein Buckelwal ist, ist leicht zu erkennen, denn nur Buckelwale haben derart lange Flipper. Sie können bis zu 5 m lang werden und machen damit ungefähr ein Drittel der Körperlänge aus. Wir sind fasziniert und beobachten das Schauspiel eine ganze Weile durch das Fernglas. Das Wasser um uns herum wird dabei immer brauner und schmuddeliger. Riesige Baumstämme treiben an uns vorbei und wir müssen aufpassen, dass wir keinen davon treffen. Wir nähern uns augenscheinlich den Flussläufen, die in den Golfo de San Miguel münden. Das merken wir auch an unserer Geschwindigkeit, die teilweise auf unter 4 kn absinkt. Wir haben trotz bereits auflaufendem Wassers noch ordentlich Gegenstrom und kommen so nur langsam voran. Doch zu Glück dreht sich der Spieß irgendwann um und wir haben Strom mit. Mit 8,5 kn geht es nun an der Isla Cedro und Sombrereta Rock vorbei. Da es schon relativ spät ist, entschließen uns statt der langen 180 Grad Kurve des Boca Grande zu folgen, durch den schmalen, aber angeblich tiefen Kanal des Boca Chica zu fahren. Das spart ca. 5 sm Strecke. Dort strömt es jedoch gewaltig und wir werden mit zusätzlichen 4-5 kn beschleunigt. Ein wenig unheimlich ist uns schon dabei, denn aufgrund des braunen Wassers, kann man Untiefen erst erkennen, wenn man bereits drauf gefahren ist. Es wirbelt dicke, braune Sauce um uns herum und die Pelikane spielen in diesen Strudeln Karussell fahren. Nach knapp zehn Minuten sind wir durch die Passage durch und biegen wir ums Eck auf das Städtchen La Palma zu. Mit etwa 5.200 Einwohnern ist es die größte Stadt der Provinz Darien. Die Häuser am Wasser sind auf Pfählen gebaut und sehen jetzt bei Niedrigwasser sehr interessant aus. Man würde den Pfählen nicht ungedingt zutrauen, dass sie die Häuser tatsächlich halten können. Aber augenscheinlich können sie das natürlich. Wir gehen in der Nähe des Elektrizitätswerkes vor La Puntita vor Anker. Es ist unser allererstes Ankermanöver in einem Fluss, denn mit La Palma haben wir den Rio Tuira erreicht. Wenig später kommen dann auch schon die ersten Indigenas (Einwohner indianischen Ursprungs) mit ihren Einbäumen bei uns vorbei und bieten uns ihre kunstvollen Körbe und Schnitzereien zum Kauf an. Natürlich können wir nicht widerstehen und kaufen ihnen ein paar davon ab. Die Körbe sind einfach reizend anzuschauen und sehr kunstvoll gefertigt. Die besten Körbe sind so fein geknüpft, dass man sogar Wasser darin aufbewahren kann. Zur Herstellung werden Gräser verwendet, welche mit natürlichen Farben eingefärbt werden. Gefertigt werden die Körbe von den Embera und Wounaan, zwei indigenen Stämmen, die hier in Darien noch relativ natürlich leben. Neben den Körben fertigen sie auch sehr kunstvolle Schnitzereien aus einem Cocobolo genannten Hartholz und der elfenbeinartigen Tagua-Nuss an. Während ich mit den Indigenas handle, kocht Axel unter Deck ein wunderbares Fischcurry aus der Hälfte unseres Dorados. Um 18 Uhr kommen dann wie verabredet David und Marcie bei uns vorbei und bringen noch eine schöne Vorspeise mit. Sie haben nämlich ebenfalls erfolgreich geangelt und hatten einen kleinen Thunfisch an der Leine. Den haben sie direkt zu Sushi verarbeitet, welches wir nun mit Freude genießen können. Axels Fischcurry ist perfekt und schmeckt doppelt so gut, wie mit gekauftem Fisch zubereitet. Wie üblich wird der Abend nicht allzu lange. Segeln, oder besser gesagt motoren, strengt doch ganz schön an. Gegen 22.30 Uhr sind wir daher schon in unseren Kojen und lauschen dem Gurgeln des Flusses, der an unserer Bordwand vorbei strömt.
Axel hat es geschafft den Dorado an Bord zu bekommen
Dienstag, 8. Juli 2008: La Palma/Rio Tuira – Rio Sabana 11,8 sm
Auch heute stehen wir einigermaßen früh um 8 Uhr morgens auf. Ein paar Indigenas warten bereits in ihrem Einbaum an unserer Bordwand. Ich erstehe noch ein paar Körbe und außerdem zwei kunstvoll beschnitzte Tagua-Nüsse. Danach wird mal wieder der Friseursalon Hello World eröffnet. Axel bekommt einen modischen Kurzhaarschnitt verpasst und beschwert sich wie üblich über den zunehmenden Anteil grauer Haare, die ihm dabei vom Kopf geschnitten werden. Ich muss wohl leider mit dem nächsten Friseurbesuch noch ein wenig warten, denn mein liebster Friseurmeister ist ja inzwischen auf den Marquesas. Aber vielleicht kann ich ja in Deutschland mal wieder ein wenig Haarpflege genießen. Um 10 Uhr holen wir mit dem Dinghy David und Marcie ab und machen uns gemeinsam auf den Weg nach La Palma. Wir landen in der Nähe vom Sportstadion an, wo derzeit eine Impfaktion für die indigene Bevölkerung stattfindet. Von dort aus wandern wir ein wenig durch die Hauptstraße und lassen das quirlige Treiben auf uns wirken. Viel gibt es allerdings nicht zu sehen. Einige kleine Geschäfte, offene Barbershops, ein bis zwei Gemüseläden, die jedoch außer Zwiebeln und Kartoffeln nichts anzubieten haben. Hier werden wir heute also kein Geld los. Dann geht es wieder zurück in Richtung unserer Boote. Doch bevor wir zurück an Bord gehen, müssen wir uns noch das große, aufgepallte Segelboot an Land näher anschauen. Wir landen am Kiesstrand an und werden direkt von Jim begrüßt, einem Amerikaner, der sich für den Bau der Yacht verantwortlich zeichnet. Das Schiff wurde hier in jahrelanger Arbeit gefertigt und wird nun gerade einem Refit unterzogen. Es ist ein segelnder Botschafter für die indigene Bevölkerung Panamas und war bereits in den Vereinigten Staaten unterwegs. Nächstes Jahr soll es nach Deutschland und in die Ostsee gesegelt werden. Wir werden eingeladen, uns das Schiff von innen anzuschauen und werden im Inneren von ein paar Indigenas begrüßt. Sie zeigen uns das Schiff und erklären uns stolz die verschiedenen Holzarten aus denen die Inneneinrichtung hergestellt wurde. Das Holz ist wunderbar verarbeitet und perfekt lackiert. Überall befinden sich Schnitzereien, die Tiere und geometrische Formen zeigen. Allerdings ist im Moment alles etwas angestaubt, da einige Teile der Einrichtung gerade neu überarbeitet werden. Aber Chaos unter Deck kennen wir ja auch irgendwie ganz gut. Schließlich haben wir genug gesehen und wollen uns auf den Rückweg zu unseren Booten machen. Doch das ist gar nicht so einfach, denn das Wasser ist inzwischen mächtig gefallen und wir müssen unser Dinghy erst einmal ein paar Meter durch den so entstandenen Schlamm schieben. Dabei drohen unsere Schuhe im Schlamm stecken zu bleiben und wir sehen in kürzester Zeit ziemlich schmuddelig aus. Irgendwann haben wir es geschafft und kämpfen uns gegen den inzwischen ziemlich stark entgegen laufenden Strom zuerst zu „Nine of Cups“ und dann zu Hello World zurück. Axel schrubbt erst einmal den Schlamm von „Bubbles“ ab, während ich ein paar Wegpunkte für den Nachmittag auf unserem Kartenplotter einprogrammiere. Danach ist bei mir noch ein wenig Logbuch schreiben angesagt, während Axel ein wenig liest. Gegen 14.30 Uhr hat sich der Strom beruhigt und wir können auflaufendes Wasser verzeichnen. Also geht der Anker hoch und wir machen uns auf den Weg zum Rio Sabana. Da die Einfahrt recht flach ist, wollen wir möglichst mit auflaufendem Wasser dort ankommen, damit wir im Zweifelsfall wieder frei kommen können. Doch zum Glück passiert nichts und wir kommen ohne Grundberührung in den Fluss hinein. Entlang eines wilden Dschungels geht es über etwas mehr als 10 sm den Fluss hinauf, dann erreichen wir unseren Ankerplatz von den Islas Bellas. „Nine of Cups“ ist bereits da und wir ankern neben ihr auf etwa 6 m Tiefe. Im Cockpit sitzend genießen wir anschließen die Landschaft und die fremden Geräusche um uns herum. Überall kreischen Papageien und von Steuerbord hört man das Gejaule von Brüllaffen. Eine tolle Gegend! Außer uns ist weit und breit kein anders Schiff zu sehen, lediglich ein Kanu kommt irgendwann an uns in Richtung La Palma vorbei gebrettert. Zum Abendessen bereiten wir uns heute mal Schweinebraten mit Sauce aus der Tiefkühlabteilung. Wie immer sehr lecker. Anschließend verbringen einen ruhigen Abend, sitzen noch lange im Cockpit und unterhalten uns über alles Mögliche.
Eine der Pfahlbauten in La Palma
Mittwoch, 9. Juli 2008: Rio Sabana – Puerto Lara ca. 14 sm per Schlauchboot
Heute steht bei uns Flusserkundung an. Daher geht es nach dem Frühstück auch gleich mit dem Schlauchboot los. Wir fahren gemeinsam, jedoch in getrennten Schlauchbooten, mit Marcie und David den Rio Sabana hinauf. Langsam und gemütlich tuckern wir am Ufer entlang und biegen ab und zu mal in einen der vielen Nebenarme ein. Am Anfang schiebt uns der Flutstrom noch ein wenig mit, doch dann strömt es immer mehr gegen an. Wir sehen viele Vögel und bewundern die faszinierende Natur. Für David und Marcie, mit ihrem 4 PS-Außenborder, wird die Strömung schließlich zu stark und sie müssen umkehren. Wir sind etwas besser motorisiert und erreichen so irgendwann das Wounaan-Dorf Puerto Lara. Erstaunt stellen wir fest, dass es einen modernen Schwimmsteg gibt, an dem wir unser Dinghy fest machen können. Vielleicht ist das Dorf doch nicht so abgeschieden, wie wir vielleicht gedacht hätten. Auch die vielen aufgereihten Toilettenhäuschen vermitteln eher den Eindruck eines modernen Dorfes, als einen mitten im Dschungel liegenden Indianerdorfes. Am Steg angekommen, werden wir von der halben Dorfbevölkerung begrüßt und anschließend durchs Dorf geführt. Man zeigt uns das Versammlungshaus, welches extra für die Touristen gebaut wurde. Es gibt sogar ein kleines Hotelzimmer, welches im Moment jedoch gut verschlossen und nicht bewohnt ist. Weitere Veranstaltungsgebäude befinden sich weiter im Dorfinneren und natürlich bekommen wir auch diese gezeigt. Dabei versuchen wir uns mit Händen und Füßen mit den Indigenos auf Spanisch zu verständigen, was zum Glück auch inzwischen schon ganz gut klappt. Schließlich werden wir gefragt, ob wir uns denn auch ein wenig Kunsthandwerk anschauen möchten. Klar wollen wir das, dafür sind wir ja schließlich auch den weiten Weg gefahren. Also werden wir wieder in das Veranstaltungshaus geführt und per Gong werden die Dorfbewohner verständigt. Innerhalb von zehn Minuten strömen zahlreiche Indigenas zu uns und breiten ihre Waren aus. Es gibt vor allem kunstvolle Schnitzereien aus der Tagua Nuss. Diese wird übrigens auch als pflanzliches Elfenbein bezeichnet, da sie von der Farbe ähnlich und ebenfalls sehr hart ist. Wir bestaunen ausgiebig alle Schnitzereien und auch die vielen Korbwaren. Natürlich kaufen wir auch ein paar Teile, denn der Tourismus gehört sicherlich zu einer der Haupteinnahmequellen der Indianer. Von einem älteren Indio werden wir außerdem nach Salbe für seinen eitrigen Zeh gefragt. Daran haben wir natürlich nicht gedacht. Wir stehen ja irgendwie noch am Anfang unserer Entdeckererfahrungen. Aber beim nächstes Mal kann man ja rein prophylaktisch einfach ein paar Medikamente mitnehmen. Nachdem wir großzügig eingekauft haben, überlassen uns die Indigenas unserem Schicksal und wir stromern noch ein wenig durch das Dorf. Es wurde laut Informationstafel 1968 als gegründet und soll zukünftig als Touristenattraktion dienen. Bisher ist das Tourismusgeschäft jedoch noch nicht voll angelaufen und wir können die Dorfbewohner noch relativ „original“ beobachten. Zukünftig soll man hier Kunsthandwerk kaufen, Tänze anschauen und so weiter und so fort. Das Dorf ist relativ modern ausgestattet. Die Hütten haben Strom, die Kinder sitzen vorm Fernseher und fließendes Wasser gibt es auch. Soviel also zu der verklärten Ansicht, dass man hier im Dschungel auf alles verzichten muss. Aber ein wenig moderne Errungenschaften sind schließlich auch gut zu haben. Insbesondere im Bezug auf Hygiene oder auch die Möglichkeit über moderne Medien das Weltgeschehen verfolgen zu können. Trotzdem sind die Hütten natürlich alle sehr einfach. Es gibt keine Zimmer oder so etwas wie Privatsphäre. Die Menschen schlafen nicht in Betten, sondern in Hängematten, was angesichts der Insekten und Schlangen wahrscheinlich auch durchaus Sinn macht. Die Frauen laufen traditionell bekleidet in kurzen, bunten Wickelröcken herum. Dabei schein es egal zu sein, ob man oben herum bekleidet ist oder auch oben ohne rum läuft. Schließlich machen wir uns wieder auf den Rückweg zu unserem Dinghy, denn wir wollen auf dem Rückweg ja nicht auch wieder gegen den Strom gegenan müssen. Daher geben wir nun ein wenig Gas und sind so innerhalb einer halben Stunde wieder zurück an Bord von Hello World. David und Marcie sind natürlich ebenfalls schon da und wir berichten den Beiden von unseren Abenteuern. Dann geht es zurück an Bord. Obwohl es erst 14.30 Uhr ist, sind wir ziemlich geschafft von unserem heutigen Abenteuer. So ein Schlauchboot ist nämlich nicht wirklich komfortabel, um damit lange Strecken zu bewältigen. Also entspannen wir den Rest des Nachmittags und machen uns abends ein wenig Coq aux Vin aus der Tiefkühlbox warm. Danach sitzen wir noch bis kurz von Zehn im Cockpit und lassen unsere heutigen Erlebnisse Revue passieren. Plötzlich taucht dann ein weiteres Boot an unserem Ankerplatz auf und wir sind zunächst ein wenig beunruhigt. Anscheinend handelt es sich dabei um einen kleinen Frachtkahn, jedenfalls soweit wir das im Dunklen erkennen können. Er tuckert langsam am Waldrand entlang und leuchtet die Bäume mit einem Scheinwerfer an. Vielleicht hangelt man sich auf diese Weise ja den Fluss entlang, denn bestimmt hat dieser Kutter keinen GPS oder gar elektronische Seekarten. Allerdings taugen die in diesem Gebiet hier auch nicht wirklich viel. Zu ungenau sind die zugrunde liegenden Seekarten. Etwas erstaunt sind wir, als wir es von dem Kahn plötzlich Muhen hören. Die scheinen doch tatsächlich eine Kuh an Bord zu haben! Irgendwann hat sich der Kahn dann aus unserer Hör- und Sichtweite heraus gearbeitet und wir sind wieder alleine mit „Nine of Cups“ an unserem Ankerplatz. So können wir beruhigt in unsere Kojen gehen und uns auf eine ruhige Nacht gefasst machen.
Die Indigenas zeigen uns ihre kunstvollen Körbe und Tagua-Schnitzereien
Donnerstag, 10. Juli 2008: Rio Sabana 0 sm
Natürlich fängt es mitten in der Nacht mal wieder an zu regnen und ich muss aufstehen, um die Decksluken zu zumachen. Ansonsten bleibt es wunderbar ruhig und wir können gemütlich bis 7.30 Uhr ausschlafen. Dann werden wir vom Brummen eines Außenborders geweckt und sehen David und Marcie wieder flussaufwärts tuckern. Anscheinend hat sie unsere Beschreibung des Dorfes neugierig gemacht und nun wollen sie mit auflaufender Tide doch noch einmal dorthin fahren. Wir frühstücken genüsslich im Cockpit und machen anschließend unser Dinghy mal wieder reiseklar. Direkt bei unserem Ankerplatz gibt es einige Einschnitte in den Dschungel, so genannte Esteros, die bei Hochwasser befahrbar sind. Zu mindestens mit einem Schlauchboot. Also fahren wir zum ersten Estero, schalten den Außenborder aus und lassen uns vom Strom hineinschieben. Wir fahren immer tiefer in den dichten Dschungel hinein und lauschen den Geräuschen um uns herum. Es zwitschert, zirpt, heult und huht. Leider ist von den Geräuschverursachern nicht viel zu sehen und man muss schon ziemlich genau hinschauen, um überhaupt einen Vogel zu erspähen. Doch da wir sehr langsam treiben, können wir einige verschiedene Reiherarten und einen Weißen Ibis sichten. Dann raschelt es plötzlich im Baum neben uns und wir sehen ein putziges Pelztier den Baum hinauf klettern. Dabei hält es sich mit seinen langen Krallen und dem langen Schwanz fest. Schließlich ringelt es sich in einer Astgabel zusammen und begibt sich augenscheinlich zu einem kleinen Vormittagsschläfchen. Wir vermuten mal, dass es sich bei dem Tier um einen kleinen Ameisenbär handelt. Fellzeichnung und die lange Nase passen jedenfalls zu der Beschreibung in unserem Tierbestimmungsbuch. Wenig später entdecken wir noch ein paar große, rosafarbene Vögel in einem Baum. Sie geben äußerst komische Geräusche von sich und wir sind nicht ganz sicher, ob wir hier Flamingos vor uns haben. Gibt es die überhaupt im Dschungel? Als wir näher kommen, können wir dann aber einen ziemlich komisch geformten Schnabel erkennen. Er sieht aus wie ein überdimensionaler Schuhanzieher. Die Natur bringt schon erstaunliche Formen hervor! Wir schauen später an Bord in unserem Vogelführer nach und entdecken, dass es sich um einen so genannten Roseate Spoonbill handelt, was wir mal mit Rose Löffelschnabler übersetzen würden. Wir müssen uns in Deutschland wohl dringend mal ein paar deutsche Vogel- und Tierbestimmungsbücher kaufen, damit wir nicht immer nur die englischen Bezeichnungen haben. Auch Brüllaffen hören wir auf unserem Ausflug wieder brüllen und jaulen, doch leider können wir keinen von ihnen im dichten Baumgestrüpp entdecken. Schade, von denen hätte ich wirklich gerne noch ein Foto gemacht. Gegen 11.30 Uhr sind wir schließlich wieder zurück an Bord. Die Sonne knallt heute unerbarmlich und es weht kein Lufthauch. Also verdrücken wir uns lieber unter Deck und lassen uns dort vom Ventilator anpusten. Ich sichte die Fotos der letzten beiden Tage und schreibe ein wenig Logbuch. Axel nimmt sich ein neues Buch vor und lässt sich von den Abenteuern Eric Hiscocks auf seiner Wanderer III begeistern. Gegen 14.30 Uhr kommen auch David und Marcie wieder von ihrem Ausflug zurück. Diesmal haben sie es bis zum Dorf geschafft und unserem Freund mit dem kaputten Zeh auch glatt eine antibiotische Salbe verpassen können. Die beiden laden uns für den Abend zum Essen ein und so paddeln wir gegen 17.30 Uhr zu ihnen hinüber. Inzwischen hat sich der Himmel wie gewohnt bedeckt und es gewittert mal wieder heftig. Aber daran haben wir uns inzwischen ja schon gewöhnt. Ein Tag ohne Gewitter wäre wohl inzwischen eher etwas besonderes, als ein Tag mit Gewitter. Diesmal steckt sogar ein wenig Wind mit drin und die Luft kühlt sich herrlich ab. Bei David und Marcie werden wir heute mit Estragonhähnchen und zum Nachtisch flambierte Banane bewirtet. Dabei fließen wieder einige Liter Wein und wir sind erst gegen 23.30 Uhr zurück auf unserem Boot, wo wir auch direkt in unsere Kojen fallen.
Ist der nicht niedlich?
Freitag, 11. Juli 2008: Rio Sabana 0 sm
Eigentlich hatten wir ja geplant heute weiter zu fahren. Doch irgendwie ist die Meinung über frühes Aufstehen heute bei uns an Bord recht gespalten. Als wir dann auch noch von David angefunkt werden, dass man sich an Bord von „Nine of Cups“ wohl lieber noch zwei Stündchen hinlegen möchte als heute weiter zu fahren, lässt sich auch Axel mit keinem Argument mehr aus dem Bett bewegen. Während ich mich mal wieder zum Logbuchschreiben an meinen Laptop begebe, bleibt Axel also in der Koje und hält noch ein wenig Schönheitsschlaf. Schließlich melden sich David und Marcie gegen 10.30 Uhr erneut per Funk bei uns. Sie haben eine Email von Tripp Martin, dem Marinabetreiber von Puerto Amistad, erhalten und geben den Inhalt nun direkt an uns weiter. Puerto Amistad heißt die Marina in Bahía Caraquez, dem ersten Hafen den wir in Ecuador anlaufen wollen. Um dorthin zu gelangen, muss man in den Rio Chone einfahren, der eine ziemlich blöde Barre an seiner Mündung hat. Über diese Barre kommen wir mit unserem Tiefgang leider nur bei Hochwasser hinüber. Und um genau zu sein, auch nur am 22. oder 23. Juli. Vorher und nachher reicht der Wasserstand einfach nicht aus. Da es bis Bahía de Caraquez nur etwa fünf bis sechs Tage Fahrt von hier aus sind, brauchen wir uns nun also in keinster Weise mehr zu beeilen. Also darf Axel gemütlich ausschlafen und wir machen uns erst gegen Mittag zu einer neuen Dinghyexpedition fertig. Diesmal fahren wir in Richtung der Islas Bellas und durchstöbern dort die Mangroven. Dabei entdecken wir heute mal einen Belted Kingfisher, der mit seinem dicken Schnabel relativ lustig ausschaut. Mitten in einem kleinen Kanal durch die Mangroven finden wir außerdem ein motorisierte Kanu. Scheinbar gibt es hier eine Farm oder etwas ähnliches und der Besitzer treibt sich irgendwo an Land rum. Schließlich kehren wir wieder an Bord zurück. Auch heute ist es wieder ziemlich sonnig und heiß. Wir spannen unsere Sonnensegel auf und Axel holt sogar den Ventilator ins Cockpit, um ein wenig Erfrischung zu bekommen. Wir vertreiben uns die Zeit und planen ein wenig an unseren Reiseplänen herum. Morgen wollen wir endlich mal ein Stück weiter und den Rio Iglesias erkunden. Vielleicht finden wir da ja endlich mal ein paar Brüllaffen. Irgendwann in den nächsten paar Tagen geht es dann zum Punta Garachine am Ausgang des Golfo de San Miguel zurück. Von dort aus wollen wir noch die Bahia Pinas und die Bucht von Guyabo anlaufen, bevor wir uns dann endgültig in Richtung Ecuador verabschieden werden. Wie nicht anders zu erwarten, zieht sich am Nachmittag der Himmel mal wieder bedrohlich zu und gegen 17.30 Uhr fängt es an wie aus Kübeln zu schütten. Wir nutzen die kostenlose Wasserversorgung und „Duschen“ in dem erfrischenden Regenschauer. Außerdem fangen wir mal ein wenig Wasser in einem Kanister auf. Wieso soll man schließlich seinen guten Diesel zum Wassermachen einsetzen, wenn das Zeug völlig kostenlos vom Himmel fällt. Innerhalb von zwei Stunden gewinnen wir auf diese Weise etwa 10 Liter feinstes Süßwasser. Gar nicht schlecht! Abends bereiten wir uns heute mal tiefgekühlten Gurkentopf zu. Danach flätzen wir uns aufs Sofa und lesen ein wenig in unserem Südamerika Reiseführer. Meine Güte, gibt es da viel zu entdecken. Vielleicht sollten wir gleich zwei Saisons dort einplanen? Nein, nein, irgendwann wollen wir ja doch mal in der Südsee ankommen. Aber es klingt schon alles ziemlich toll dort. Wir werden auf jeden Fall eine Menge Landausflüge unternehmen. Angesichts von Preise wie zum Beispiel 9 US-$ für eine Busfahrt von Bahía de Caráquez nach Quito (immerhin 8 Stunden Fahrt), oder Übernachtungspreisen zwischen 16 und 30 US-$ für ein Doppelzimmer mit Frühstück, muss man das wohl auch einfach machen. Gegen 22 Uhr verschwinden wir dann mal wieder in unseren Kojen und träumen ein wenig von Brüllaffen, Inkas und bunten Märkten in Ecuador.
Was das wohl für ein Vogel ist? Vielleicht ein Geier oder Adler?
Samstag, 12. Juli 2008: Rio Sabana – Rio Iglesias 10,8 sm
Heute soll es endlich mal wieder weiter gehen. Ein kleines Stück flussabwärts und dann in den Nebenlauf des Rio Iglesias hinein. Da wir auch diesmal wieder eine flache Stelle passieren müssen, wollen wir das Unternehmen wieder bei auflaufendem Wasser angehen. Also geht um kurz vor 10 Uhr der Anker auf und wir motoren etwa eine Stunde gegen den Strom zur Mündung des Rio Iglesias. „Nine of Cups“ fährt vor uns und gibt keine Tiefgangswarnungen für uns durch. Bis auf den Eingang, wo wir kurzzeitig 5 m Wassertiefe verzeichnen, ist der Fluss ziemlich tief. Im Rio Iglesias angekommen, haben wir immer noch auflaufendes Wasser, jedoch damit jetzt den Strom auf unserer Seite. Entsprechend schnell geht es den Fluss hinauf. Dabei werden wir von einem motorisierten Einbaum nach dem anderen überholt. Ein merkwürdiges Gefühl, wenn man sich eigentlich mitten im Dschungel wähnt. Doch nach einem Knick im Flusslauf entdecken wir auch den Grund für den starken Bootsverkehr. Mitten im Dschungel befindet sich ein belebter Anleger. Zahlreiche Transporter, Pick-Ups und Kleinbusse stehen dort, Säcke und Fässer werden verladen und Menschen besteigen die Wassertaxis, um damit nach La Palma zu fahren. Scheinbar führt eine Straße durch diesen Teil des Dschungels und Leute nutzen ab diesem Punkt den Wasserweg, um ihre Waren und Produkte nach La Palma zu schaffen. Wir fahren noch ein kurzes Stück weiter und werfen vor ein paar kleinen Inseln unseren Anker. Je 50 m links und rechts von uns wachsen riesige Bäume und es zwitschert laut wie in einer Vogelvoliere. „Nine of Cups“ liegt ein kleines Stück vor uns und macht bereits das Dinghy klar. Auch wir bereiten unsere Gummisau schnell für einen kleinen Ausflug vor und fahren wenig später ein kleines Stück flussaufwärts. Gemeinsam mit David und Marcie landen wir bei einem kleinen Anleger an und werden von Miguel begrüßt. Er weist uns den Weg in Richtung des Dorfes Puerto Quimba und begleitet uns ein Stück bis zur Straße hinauf. Wir wenden uns nach links und laufen die schmale Landstraße entlang. Dabei kommen uns erstaunlich viele Autos entgegen und jeder begrüßt uns mit Hupen und Winken. Kommt wahrscheinlich nicht allzu oft vor, dass hier vier „Gringos“ durch den Dschungel laufen. Wir bewundern auf unserem Weg zahlreiche hübsche Blumen und jede Menge Schmetterlinge. Unter anderem sehen wir den quietschblauen Morpho Peleides umherschwirren, aber auch jede Menge gelbe, rote und sogar weiße Schmetterlinge. Schließlich erreichen wir Puerto Quimba und sind froh, dass es hier unter anderem auch eine kleine Kneipe gibt. Dort lassen wir uns kurz entschlossen nieder und genießen erst einmal eine kühle Flasche Bier. War vielleicht gar keine allzu gute Idee mitten in der größten Mittagshitze loszuwandern. Aber der Ausflug in die Kneipe ist alleine schon lohnenswert. Wir bewundern das minimalistische Interieur und schauen der Bedienung beim Fernsehen zu. Auf dem Rasen nebenan werden zwei Hähne für den abendlichen Kampf trainiert und in einer Ecke kreischt ein Papagei in seinem Käfig. Schließlich haben wir uns genügend abgekühlt und können uns wieder auf den Rückweg zum Anleger machen. Dort angekommen, hat sich das Wasser mal wieder auf den Rückzug begeben. Für uns heißt das, dass wir unser Dinghy erst ein paar Meter durch den Schlamm schieben müssen. Dabei versinken wir bis zu den Knien in feinstem Schlamm und sehen entsprechend schmuddelig aus. Der gröbste Dreck wird direkt im Flusswasser abgespült, doch zurück an Bord ist dann erst einmal eine ordentliche Grundreinigung angesagt. Gegen 17.30 Uhr kommen dann Marcie und David zu uns rüber und wir sitzen schön im Cockpit zusammen und grillen uns saftige Steaks und knusprige Scampis. Dazu gibt es Krautsalat und Grillkartoffeln und natürlich das eine oder andere Glas Wein. Leider erwischt uns auch heute wieder ein kleines Gewitter, doch erfreulicherweise regnet es nicht allzu stark, so dass wir nicht in den Salon fliehen müssen. Auch die lästigen Moskitos lassen sich durch ein Räucherstäbchen fern halten und es wird mal wieder ein netter, gemeinsamer Abend.
Auf ein Bierchen in der Dschungelkneipe
Sonntag, 13. Juli 2008: Rio Iglesias 0 sm
Während Axel bis 8.30 Uhr ausschläft, stehe ich bereits um 7 Uhr auf und mache mich an die Herstellung eines schönen Brotteiges. Pünktlich zum Frühstück weht dann der leckere Duft von frisch gebackenen Brot durch unseren Salon. Allerdings müssen wir auf den Verzehr noch ein kleines Weilchen warten, denn das Brot duftet zwar bereits sehr lecker, muss jedoch noch eine ganze Weile backen. So gibt es ordinäres Aufbackbaguette, das obligatorische Frühstücksei und noch weitere Leckereien. Anschließend erledigen wir ein paar anstehende Arbeiten. Die Dieselkanister werden über einen Filter in den Dieseltank entleert und auch der Außenbordertank wird mit Zweitaktgemisch aus einem Kanister aufgefüllt. Gegen 10.30 Uhr fahren wir dann mit unserem Dinghy zu „Nine of Cups“ hinüber und bringen David erst einmal ein Ständchen dar. Der hat nämlich heute Geburtstag, seinen 60sten um genau zu sein. Dann fahren wir mit unseren Dinghies zusammen in einen der vielen Esteros und begeben uns auf Vogelbeobachtungsstation. Der Strom schiebt uns dabei immer weiter in den Dschungel hinein und wir lassen uns einfach ohne Motor treiben. Auch heute entdecken wir wieder einige neue Vogelarten, wie zum Beispiel einen hübschen Specht mit einem knallroten Kopfschmuck. Auch einen lustigen ibisartigen Vogel mit einem roten Kehlsack können wir entdecken. Die begehrte Begegnung mit Brüllaffen oder Faultieren bleibt uns allerdings auch heute wieder versagt. Zurück an Bord bekommen wir dann unerwarteten Besuch. Während ich unter Deck bin, sieht Axel ein Boot näher kommen. Als erstes entdeckt er jemanden mit einer Kamera in der Hand. „Ich glaube, jetzt kommt ein Filmteam“, ruft er zu mir nach unten. Doch als ich nach oben kommen, sehe ich dagegen ein paar schwer bewaffnete Herren in dem Boot stehen. Sie stellen sich als Polizisten vor und fragen uns nach unseren Pläne. Es würde nicht sehr oft vorkommen, dass hier fremde Boote ankern und so sei man von der Bevölkerung gebeten worden, doch einmal nachzuschauen. Man lässt sich unsere Pässe zeigen und schreibt sich unsere Daten auf. Das Ganze erfolgt sehr freundlich und höflich und als man entdeckt, dass wir aus Deutschland kommen, bringt man auch gleich mal fachmännisch das Thema Fußball zur Sprache. Es sei ja schade, dass Deutschland nicht Europameister geworden sei. Finden wir natürlich auch, obwohl wir solche Gespräche eigentlich doch lieber ohne den Blick auf Maschinengewehre führen würden. Irgendwann verschwindet die Polizei dann wieder und fährt zu „Nine of Cups“ weiter. Wir machen uns dann erst einmal über das frische Brot her. Mmmmhh, dass schmeckt vielleicht lecker! Noch leicht warm, mit etwas Pfeffer- oder Kräuterkäse drauf. Einfach göttlich! Insgesamt vier Laibe haben wir gebacken. Zwei Minibrote, die mehr oder minder wie kleine Küchlein aussehen. Einen kleinen, flachen Brotlaib, den wir innerhalb einer halben Stunde fast völlig verzehrt haben. Und einen großen Brotlaib, den wir nachmittags schön einpacken und am Abend als Geburtstagsgeschenk für David mitnehmen. Denn natürlich sind wir heute zur „großen“ Geburtstagsparty eingeladen. Wir sind zwar die einzigen Gäste, doch der Abend wird wie immer sehr nett. Wir werden vorzüglich mit Champagner, geräuchertem Hähnchen und Kartoffelsalat bewirtet. Dazu gibt es Obstsalat und zum Nachtisch noch leckere „Cupcakes“. Cupcakes sind kleine muffinartige Küchlein, die in der Regel mit eine Crust genannten Sauce serviert werden. Der Unterschied zwischen Muffins und Cupcakes ist eigentlich nur der, dass Muffins eher zum Frühstück gegessen und Cupcakes als Nachtisch oder zum Kaffee gereicht werden. Wieder mal etwas Neues gelernt. Gegen 23 Uhr sind wir schließlich wieder zurück an Bord von Hello World und fallen dort mehr oder minder direkt in unsere Kojen.
Ein hübscher Specht versteckt sich zwischen dem Grün
Montag, 14. Juli 2008: Rio Iglesias – Punta Garachine 33,6 sm
Heute lassen wir den Tag mal gemütlich angehen und schlafen bis 8 Uhr aus. Wir haben es nicht wirklich eilig, denn wir wollen mit unserer Abreise bis kurz vor Hochwasser warten, damit wir den Rio Tuira schön mit ablaufenden Wasser hinunterfahren können. Nach dem Frühstück setzen wir uns daher mal wieder an unsere Laptops. Während Axel sich bei Microsoft Encarta über Panama informiert, schreibe ich mal wieder an unserem Logbuch. Dabei gibt Axels Laptop auf einmal sang- und klanglos seinen Geist auf. Nichts funktioniert mehr. Auch durch Anschluss an die Stromversorgung lässt er sich nicht mehr zum Leben erwecken. Na, dass ist ja mal wieder ein schöner Mist. Nur gut, dass wir bereits meinen Laptop gegen ein neues Modell ersetzt haben. Aber für Axel brauchen wir jetzt wohl auch noch einen neuen Laptop. Den werden wir wohl aber lieber erst in Deutschland kaufen. So toll ist ein spanisches Betriebssystem nämlich dann doch nicht. Und hier im Dschungel gibt es wohl sowieso keine Laptops zu kaufen. Um Viertel vor Elf gehen wir schließlich Anker auf und fahren mit noch auflaufendem Wasser aus dem Rio Iglesia hinaus. Trotz des Namens haben wir hier weder Enrique noch Julio Iglesias singen hören oder gar Kirchenglocken vernommen. Eigentlich ist es nur himmlisch ruhig gewesen. Nach einer knappen Stunde erreichen wir schließlich wieder La Palma, wo wir noch einmal kurz vor Anker gehen. Bestückt mit Dieselkanistern fahren wir mit unserem Dinghy an Land und werden dort erst einmal von der Grenzschutzpolizei nach unseren Daten gefragt. Wir geben unser Namen, Passnummern und Geburtsdaten an und schon ist die Sache erledigt. Die wissen wunderlicherweise auch schon, dass wir im Rio Iglesias waren. Spricht sich hierzulande wohl schnell rum, wenn sich mal ein paar Gringos in das Gebiet verirren. Nachdem das geklärt ist, landen wir bei einer Hütte etwas außerhalb des Dorfes an. Hier können wir tatsächlich Diesel für sage und schreibe 5,40 $ pro Gallone erstehen. Das ist im Vergleich zu Panama City zwar ganz schön teuer, aber wir wollen lieber noch einmal den Dieselvorrat auffüllen. Auf dem Weg nach Ecuador ist nämlich nicht mit allzu viel Wind zu rechnen, so dass wir die Strecke von etwa 500 sm wohl hauptsächlich unter Motor zurücklegen werden müssen. Die Tankstelle ist ein ziemlich brüchig aussehender Holzschuppen, in welchem der Diesel aus großen Plastikfässern zunächst in einen Eimer gepumpt wird. Dabei wird eine altertümliche Handpumpe mit Kurbelantrieb. Der Eimerinhalt wird schließlich über einen Trichter in unsere Kanister geschüttet, wobei natürlich so einiges an Diesel am Kanister vorbei plätschert. Dies scheint die Tankstellenbenutzer nicht weiter zu stören und sie laufen munter barfuss durch die Diesellachen hindurch. Wir können insgesamt fünf Kanister mit jeweils 6 Gallonen (ca. 23 l) Diesel füllen lassen. Dann sind David und Marcie dran, die ein paar Kanister mehr haben. Nach einer guten Stunde sind wir alle fertig und fahren mit unseren Schlauchbooten zurück zu den Schiffen. Wir verstauen schnell die Kanister an der Reling und nehmen schnell den Anker hoch. Mit ablaufendem Wasser, also Strom mit, fahren wir nun in Richtung Ausgang des Golfo de San Miguel. Als wir den Golf erreichen, kommt sogar tatsächlich etwas mehr Wind auf. Aber natürlich weht er mal wieder genau von vorne. Also motoren wir schön weiter und erreichen gegen 17.45 Uhr unseren Ankerplatz vor Punta Garachine. Der Ankerplatz gefällt uns auf Anhieb. Wir liegen in einer lauschigen Gegend, gut geschützt durch hohe Berge. Am Ufer türmen sich riesige Bäume auf und neben uns stürzen sich die Pelikane auf der Suche nach Fisch ins Wasser. „Nine of Cups“ kommt kurz nach uns an und geht neben uns vor Anker. Wir genießen noch ein wenig das Vogelgezwitscher um uns herum, bevor wir uns zum Abendessen unter Deck begeben. Draußen hat es nämlich mal wieder angefangen zu regnen. Heute gibt es Hähnchenbrustfilet auf Kräutertomaten, wie gewohnt aus der Tiefkühltruhe. Echt saupraktisch, denn man hat innerhalb von kürzester Zeit ein leckeres Mahl fertig. Anschließend lesen wir noch ein wenig und liegen schließlich bereits gegen 22 Uhr in unseren Kojen.
Wir tanken Diesel an der Urwaldtankstelle
Dienstag, 15. Juli 2008: Punta Garachine – Bahia Pinas 42,8 sm
Heute heißt es mal wieder etwas früher Aufstehen. Bereits um kurz nach 8 Uhr geht unser Anker auf und wir verlassen die ruhige Bucht von Punta Garachine. Nachdem wir an dem gleichnamigen Kap vorbei sind, gibt es erstmal ein leckeres Frühstück auf See. Leider haben wir auch heute wieder keinen Wind und müssen daher die steile, aber sehr schöne Küste entlang motoren. Leider ziehen irgendwann dicke Regenschauer auf und wir dürfen durch den Regen brummen. In den Regenpausen sehen wir heute mal wieder ein paar große Wale an uns vorbei ziehen. Einer schlägt sogar mit seiner Schwanzflosse gewaltig auf die Wasseroberfläche, so dass eine riesige Fontäne entsteht. Man kann sich vorstellen, dass die darunter befindlichen Fische von diesem Aufprall betäubt werden und von den Walen einfach nur noch abgefischt zu werden brauchen. Leider ereignet sich dieses Schauspiel auch diesmal wieder außer Fotoreichweite. Das wären ansonsten spektakuläre Fotos geworden. In einem kräftigen Regenschauer näher wir uns schließlich Punta Pinas und den davor liegenden Islas Centinellas. Leider sind die Inseln im Regen zunächst überhaupt nicht zu sehen. Wir schalten sicherheitshalber unser Radar an, doch auch damit können wir nur das Regengebiet erkennen. Die Inseln sind vollständig verschwunden. Schließlich lichtet sich der Regen ein wenig und wir erkennen ca. 2 sm voraus die erste Insel. Allerdings tatsächlich auch direkt voraus. Laut unserer elektronischen Seekarten würden wir mit einem ordentlichen Abstand an ihr vorbei fahren, doch nach Sicht und auch nach Radarbild fahren wir direkt darauf zu und würden sie ohne Kursänderung rammen. Soviel also zu der Verlässlichkeit von Seekarten in diesem Gebiet. Wir holen uns schnell unseren Cruisingguide raus (sehr zu empfehlen: „The Panama Cruising Guide“ von Eric Bauhaus) und entnehmen den dort enthaltenen Karten ein paar neue Wegpunkte. Nun fahren wir zwar laut elektronischer Seekarte direkt über Land, aber in Realität zum Glück um alle Inseln und Ecken herum. Wir lassen das Radar noch eine Weile mitlaufen und landen so schließlich wohlbehalten in der Bahia Pinas, der Ananasbuch. Wir gehen am südlichen Ufer vor einer kleinen Hütte vor Anker und werden direkt ordentlich vom Schwell durchgeschüttelt. „Nine of Cups“ liegt auch bereits hier, hat jedoch einen etwas ruhigeren, weil weiter innen liegenden Platz gefunden. Da es mal wieder in Strömen regnet, gehen wir erst einmal unter Deck und machen uns eine schöne Tasse Earl Grey Tee. Dazu gibt es frisch gebackene Banana-Nut-Muffins, die ich während der Fahrt gebacken habe. Eine Stunde später hat sich der Regen wieder gelegt und wir machen mal wieder unser Beiboot klar. Dabei werden wir von Leandro angesprochen, dem Bewohner der kleinen Hütte am Ufer. Er ist mit seinem Einbaum zu uns rausgepaddelt und wir unterhalten uns ein wenig mit ihm. Er stammt erstaunlicherweise nicht aus Panama, sondern kommt ursprünglich aus Alaska. Gleichzeitig sehen wir am Strand eine kleine Karawane von Emberas zu seiner Hütte laufen. Ob die extra wegen uns den langen Weg vom Dorf auf sich genommen haben? Wenig später kommt auch Leandros Frau herangepaddelt und fragt uns, ob wir uns ein wenig von ihren Korbwaren anschauen möchten. Klar wollen wir, denn die Körbe der Embera-Indianer sind wie gesagt sehr schön. Da wir gerade auf dem Weg zu David und Marcie sind, findet die Korbschau schließlich an Bord von „Nine of Cups“ statt. Zwei Indigenas bringen einen ganzen Stapel wunderschöner Körbe an. Scheinbar hat die kleine Karawane tatsächlich jeden im Dorf vorhandenen Korb angebracht. Es fällt uns mal wieder schwer uns zu entscheiden. Angesichts der in der Bahia Pinas angesiedelten Tropic Star Fish Lodge sind viele der Körbe mit Fischmotiven verziert. Wir entscheiden uns schließlich für einen ziemlich großen Korb mit Iguanas, Fischen und Schmetterlingen drauf. Jetzt müssen wir nur noch einen Platz dafür an Bord finden. Nachdem auch Marcie eine Korbmaske und einen hübschen kleinen Korb gekauft hat, ziehen die Indigenas wieder ab und wir bewundern, wie sie dabei in ihre Minieinbäume steigen. Wir wären damit wohl alleine bei dem Versuch es von Land aus zu besteigen, umgekippt. Wir unterhalten uns noch eine Weile mit David und Marcie, bevor wir gegen 19 Uhr wieder zu unserem Boot zurück paddeln. Dort bereiten wir uns eine Chinesische Weißkohlpfanne aus der Tiefkühlung und verbringen den restlichen Abend mal wieder mit Lesen.
Punta Pinas – aber nirgendwo ist eine Ananas zu sehen
Mittwoch, 16. Juli 2008: Bahia Pinas 1,7 sm
Uh, die Nacht ist ziemlich unruhig! Wir rollen im Schwell, der in die Bucht hinein steht, gewaltig hin und her. Da wir ansonsten heute keine Eile haben, frühstücken wir erst einmal in Ruhe und verholen Hello World dann auf die andere Seite der Bucht vor die Tropic Star Lodge. Dabei handelt es sich angeblich um die Nr. 1 Fishing Lodge der Welt. Mehr als 250 Weltrekorde wurden hier bereits geangelt. Für eine Woche Angelurlaub mit all inclusive bezahlt man hier allerdings deshalb auch zwischen 9.000 und 10.000 US-$! Wer jetzt die unbändige Lust hat, mal eben hierher zum Angeln zu fliegen, kann sich allerdings erst einmal beruhigt zurücklehnen. Für die nächsten drei Jahre sind die Plätze nämlich bereits ausgebucht. Unser neuer Ankerplatz ist erfreulicherweise deutlich ruhiger. Zwar ist er nicht so gegen den Wind geschützt, dafür kommt hier aber kein lästiger Schwell an. Von Leandro haben wir gestern außerdem erfahren, dass wir hier eventuell auch noch ein wenig Diesel nachbunkern können. „Nine of Cups“ wechselt ebenfalls den Liegeplatze und geht wenig später hinter uns vor Anker. Wir sammeln David und Marcie mit unserem Dinghy auf und fahren zum Anleger der Lodge. Dort angekommen, werden wir von einem freundlichen Mitarbeiter empfangen, der uns allerdings erst einmal nicht anlanden lassen darf. Erst einmal muss er sehr umständlich klären, ob er uns überhaupt an Land lassen darf, denn es handelt sich schließlich bei der Lodge um ein privates und nicht wenig exklusives Feriendomizil. Am Ende erfahren wir, dass wir zwar Diesel bekommen können, aber nur eine Person dafür an Land gehen darf. Den Diesel bekommt man dann im Office für sage und schreibe 6 US-$ pro Gallone. Auf keinen Fall dürften wir jedoch in der Boutique einkaufen gehen. Was auch immer das nun wieder soll. Bestimmt würden wir den armen Angeltouristen ja nicht die gesamte Köderauswahl wegkaufen, oder? Um den Diesel zu holen, sollen wir am Besten nachmittags wieder kommen. Also fahren wir wieder zum Schiff zurück und setzen David und Marcie vorher bei „Nine of Cups“ ab. An Bord beginnt Axel dann erst einmal unsere Kanister in den Tank zu entleeren. Dabei benutzt er ein tolles Filtersystem, welches er sich von David geliehen hat. So kann nun bestimmt wirklich nichts mehr an Dreck oder an Bakterien in unseren Tank gelangen. Unterbrochen wird er dabei allerdings mehrfach von ziemlich starken Regenschauern. Dabei weht es ausnahmsweise auch mal richtig ordentlich mit 4-5 Windstärken in Böen teilweise sogar 6 Beaufort. Zwar kommt der Wind aus Süd, aber immerhin ist das ja schon mal eine Verbesserung im Vergleich zu den Flauten der letzten Tage. Vielleicht können wir ja doch noch nach Ecuador segeln statt zu motoren. Ich versuche derweil mal wieder ein drahtloses Internet einzufangen. Zwar finde ich auch tatsächlich eines, aber leider ist es geschützt und somit für mich nicht nutzbar. Also gibt es erst einmal kein Update unserer Internetseiten und auch die Emails müssen damit noch eine Weile warten. Ansonsten machen wir am Nachmittag nicht wirklich viel, denn es regnet in Strömen. Eigentlich wollten wir ja noch Diesel holen, doch dass verschieben wir angesichts des Wetters lieber auf morgen. Um 17.30 Uhr kommen schließlich David und Marcie mal wieder zu uns herüber. Wir wollen unseren Tiefkühlschrank baldmöglichst leer futtern, da wir ihn nicht anlassen wollen, während wir nach Deutschland fahren. Also haben wir die Beiden heute zu Fischsuppe Poseidon als Vorspeise und Provenzialischen Fischtopf als Hauptgang eingeladen. Marcie hat außerdem Cherry Cheesecake zum Nachtisch mitgebracht und wir haben somit ein fulminantes Drei-Gänge-Menü. Gerade als alle gut gesättigt sind, klopft es dann plötzlich an die Bordwand. Drei Jungs von der hier stationierten Küstenwache hängen mit ihrem Beiboot an unserer Bordwand. Luis, Karl und Esteban waren bereits am Nachmittag bei David und Marcie und wollten den beiden nun eigentlich ein wenig Kuchen vorbei bringen. Heute ist nämlich angeblich „Tag der Küstenwache“ in Panama und dass muss natürlich gefeiert werden. Wir bitten die drei an Bord und geben ihnen noch ein Bier aus. Dabei löffeln wir noch ein wenig von dem Schokoladenkuchen, den sie mitgebracht haben und drohen nun langsam aber sicher zu platzen. Wir führen sehr nette Gespräche mit den Dreien, denn sie sprechen zum Teil ganz gut Englisch und wir kommen mit unserem Spanisch inzwischen auch schon ganz gut durch die üblichen Standardfloskeln. Luis bietet uns freundlicherweise an, uns am nächsten Tag das kleine Örtchen Puerto Pina zu zeigen, was wir natürlich gerne annehmen. Gegen 22.30 Uhr lösen wir die Party dann auf und fallen recht schnell in unsere Betten.
Donnerstag, 17. Juli 2008: Bahia Pinas 0 sm
Irgendwie bin ich heute etwas müder als sonst und bleibe daher ausnahmsweise mal länger liegen als Axel. Der fährt nach dem Frühstück geschäftig mit David zur Tropic Star Lodge und holt Diesel. Wir füllen unsere fünf 6-Gallonen Kanister auf und müssten nun eigentlich genug Sprit haben, um eventuell die ganze Strecke nach Ecuador motoren zu können. Um 10.30 Uhr brechen wir dann zu unserem heutigen Tagesausflug auf. Wir holen erst David und Marcie und dann Luis von dem Küstenwachboot ab. Gemeinsam fahren wir in unserem Dinghy ums Eck und auf das Dörfchen Puerto Pinas zu. Am Strand brechen sich ziemlich hohe Wellen und wir fragen uns langsam, wie wir mit unserem leicht überfüllten Dinghy dort wohl anlanden sollen. Doch der ortskundige Luis weiß zum Glück die Lösung. Auf der linken Seite des Strandes mündet ein kleiner Fluss und dort gibt es einen Anleger. Man kann den Fluss sogar bis zum Dorf hinauf motoren, was wir natürlich zunächst einmal versuchen wollen. Leider haben wir jedoch gerade Niedrigwasser und der Fluss ist nur mit viel Mühe befahrbar. Wir bleiben recht häufig stecken und kommen wegen des starken Gegenstromes kaum voran. Schließlich schaffen wir es nicht mehr weiter und müssen am Ende wieder umkehren. Auch der Rückweg ist nicht ganz einfach, denn der kleine Fluss gurgelt mit geschätzten 5-6 Knoten unter uns hindurch. Dabei entstehen kleine Wirbel und Stromschnellen, die wir nun umfahren müssen. Ein Hauch von Rafting und Abenteuer. Einmal setzen wir dabei recht unsanft auf eine Untiefe auf und David und ich fallen fast über Bord. Schließlich erreichen wir jedoch wohlbehalten wieder die Mündung und den Anleger. Der ist jedoch auch nicht ohne Probleme zu erreichen, denn bei dem derzeit herrschenden Niedrigwasser liegt der Schwimmponton schön hoch und trocken an Land. Am Ende müssen wir zwei Meter vorher aussteigen und unser Dinghy ein wenig auf den Schlamm hinauf ziehen. Wir machen „Bubbles“ am Anleger fest und laufen etwa zehn Minuten bis ins Dorf. Hier gibt es leider nicht allzu viel zu sehen. Am Dorfeingang gibt es eine Kneipe, in der sich bereits jetzt ein paar Besoffene tummeln und einen kleinen Supermarkt. In dem gibt es zwar einiges zu kaufen, doch gerade sauber und hygienisch ist es hier nicht. In einer Vitrine gammelt Salat vor sich hin, getrocknete Bohnen ergießen sich aus eine offenen Packung auf den Betonfußboden. Eine wahre Fundgrube für Kakerlaken und Ratten. Über den Tomaten schwirren tausende kleine fliegen und auch die Kartoffeln und Zwiebeln sehen nicht gerade superfrisch aus. Da warten wir mit den nächsten Einkäufen doch lieber bis Ecuador. In der nebenan liegenden Schule scheint gerade Pause zu sein, denn viele der Kinder tummeln sich vor dem Supermarkt. Wir laufen ein wenig weiter durch das Dorf und wundern uns mal wieder, wie man es schafft in so viel Dreck und Unrat zu leben. Die Leute scheinen ihren Müll einfach direkt vor ihre Haustür zu schmeißen. Zwar gibt es überall Hinweisschilder, dass man dies aufgrund der darin brütenden und Dengue-Fieber übertragenden Zebramücken lieber nicht tun soll, doch anscheinend kümmert das hier keinen weiter. Bevor wir uns auf den Rückweg zum Anleger machen, trinken wir vor dem Dorfkiosk noch ein erfrischendes Bier. Auf dem Weg treffen wir auf zwei schwer bewaffnete Leute von der Policia Nacional. Sie fragen uns freundlich wie es uns geht und wünschen uns noch einen schönen Aufenthalt, dann laufen sie weiter bedrohlich aussehend durch das kleine Dorf. Ganz so weit entfernt von den kolumbianischen Drogenkartellen und den Guerillas ist man hier anscheinend doch nicht. Heute ist ein ziemlich heißer Tag, die Sonne knallt gewaltig und wir sind froh, dass der Rückweg ein wenig durch Bäume beschattet ist. Am Anleger angekommen ist das Wasser inzwischen so weit gestiegen, dass unser Beiboot wieder frei schwimmt und wir es vom Schwimmponton aus besteigen können. Wir fahren gemütlich zurück zu unseren Booten, und liefern Luis wieder bei der schwimmenden Unterkunft der Küstenwache ab. Leider stellt sich dabei heraus, dass er die Tour mit uns wohl doch nicht nur aus reiner Freundlichkeit unternommen hat, denn er fragt uns nach Geld für seine Dienste als Guide. Wir lehnen seine Bitte jedoch freundlich aber bestimmt ab, denn solche Sachen sollten unserer Meinung nach vorher gesagt und nicht im nachhinein verlangt werden. Schade, denn dies wirft einen leichten Schatten auf das ansonsten sehr freundliche Bild der Jungs von der Küstenwache. Zurück an Bord erholen wir uns erst einmal von dem anstrengenden Vormittag. Wir lesen ein wenig in unseren Büchern und räumen schließlich das Boot auf, so dass es für die nächsten Tage wieder seeklar ist. Alles was so vor Anker gerne mal rum liegt wird wieder verstaut und festgezurrt. Abends wärmen wir uns dann eine scharfe Asiatische Nudelsuppe auf. Erfreulicherweise können wir heute mal wieder im Cockpit essen, denn es gibt weder eine Belästigung durch irgendwelche Mücken, noch regnet es. Den ganzen Tag über konnten wir völlig ungewohnt die Sonne genießen. Nach nach dem Essen sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und können den Vollmond wunderbar über einem der Berge aufgehen sehen. Er ist ganz schön hell und erleuchtet die Bucht fast taghell. Irgendwann gehen wir dann unter Deck und gegen 22 Uhr verholen wir uns mal wieder in unsere Kojen.
Der Dorfkiosk von Puerto Pina
Freitag, 18. Juli 2008: Bahia Pinas – auf See 94,1 sm
Bereits gegen 6.30 Uhr sind wir heute Morgen wach und können durch unsere Heckluken noch gerade „Nine of Cups“ aus der Bucht hinaus fahren sehen. Wir starten etwa eine Stunde später und nehmen um 7.25 Uhr den Anker hoch. Unter Motor geht es zunächst aus der Bucht hinaus. Draußen erwarten uns dann doch tatsächlich erfreuliche 3 Windstärken aus Ost. Das war zwar im Wetterbericht überhaupt nicht vorhergesagt, aber man nimmt ja was man bekommt. Also werden schnell die Segel gesetzt und der Motor ausgeschaltet. Nach nicht einmal einer Stunde ist es dann aber auch schon wieder vorbei mit der Herrlichkeit. Der Wind flaut ab und wir kommen nur noch mit 3 kn voran. Zu langsam, um Bahia Caraquez am 22. oder 23. Juli zu erreichen. Also wird der Motor wieder angeschaltet und wir brummen in Richtung Ecuador. Leider bleibt es mit dem Wind auch den ganzen restlichen Tag so. Außer „Nine of Cups“, die wir am frühen Nachmittag einholen, einem Angelboot und einem Frachter sehen wir weit und breit keine anderen Schiffe. Trotzdem bleiben wir lieber in der Nähe von „Nine of Cups“ und drosseln unsere Geschwindigkeit auf ihr Tempo. So trödeln wir mit kraftstoffschonenden 5 kn über den Pazifik. In dem Tempo sollten wir eigentlich pünktlich am 22. Juli zum morgendlichen Hochwasser vor Bahia Caraquez ankommen. Und das Hochwasser ist für uns sehr wichtig, damit wir über die Barre an der Mündung des Rio Chone kommen. Mit unserem Tiefgang haben wir nämlich zu allen anderen Zeiten leichte Probleme über die Sandbänke zu kommen. Mittags gibt es heute bei uns mal wieder Nudeln. Für Axel wie gewöhnlich mit Pesto und für mich mit meiner geliebten Thunfisch-Sahne-Sauce. Ansonsten lesen wir den ganzen Tag über und liegen faul im Cockpit herum. Auch heute ist wieder ein schöner sonniger Tag und keine Regenwolke lässt sich weit und breit blicken. Ab und an kommen ein paar Delfine vorbei und spielen um unseren Bug. Allerdings bleiben sie alle nicht allzu lange, sondern haben in diesen fischreichen Gewässern wohl was Besseres vor. Während auf „Nine of Cups“ innerhalb kürzester Zeit drei Thunfische geangelt werden, bleibt unsere Angel zurzeit schön im Vorschiff liegen. Immerhin haben wir noch ein gutes Kilo Dorado, was wir erst verspeisen wollen, bevor wir uns an den nächsten Fang wagen. Doch statt Fisch speisen wir heute Abend mal Mango-Hähnchen im Cockpit. Dabei können wir erstmalig das Kreuz des Südens vor uns am Sternenhimmel aufgehen sehen. Wie ein Diamant hängt es an unserem Vorstag und weist uns den Weg nach Süden. Anschließend mache ich mal wieder unsere Seekoje im Salon klar. Das Leesegel wird gespannt und die Polster mit einer Decke versehen. Anschließend gebe ich noch unsere Positionsmeldung per Funk heraus und hole die neusten Wetterdaten ab. Der Wetterbericht lässt nicht viel neues verlauten. Schwache Winde aus Südwest und mit etwas Chance vielleicht ein wenig Westwind am nächsten Tag. Axel übernimmt wie gewohnt die erste Wache ab 21 Uhr, während ich mich im Salon hinlege und versuche das Brummen des Motors zu überhören. Immerhin schaukelt es bei dem ruhigen nicht so gewaltig wie sonst üblich und ich werde nicht allzu sehr hin und her gerollt.
Samstag, 19. Juli 2008: auf See 131,6 sm
Um Mitternacht löse ich Axel von seiner Wache ab und er darf nun den vorgewärmten Platz im Salon einnehmen. Der Vollmond erhellt den Pazifik auch heute wieder gewaltig. Es ist fast ein wenig wie damals im Bottnischen Meerbusen, die Nacht ist mehr oder weniger taghell. Ich höre zur Ablenkung heute mal ein wenig Hörbuch („Mein Amerika“ von Bill Bryson) muss mir jedoch nach einer Stunde eine neue Beschäftigung suchen, da die Batterien von meine MP3-Player alle sind. Also beobachte ich zunächst die Sterne und das Wetterleuchten am Horizont. Etwa 500 m neben uns motort die „Nine of Cups“ und es ist ein beruhigendes Gefühl ihre Lichter zu sehen. Die Küste von Kolumbien soll zwar inzwischen sehr sicher sein und wir sind auch einigermaßen weit davon entfernt, aber man weiß ja nie, wo sich der nächste Drogenschmuggler oder Guerilla so rum treibt. Angeblich soll man derzeit sogar recht problemlos die Häfen an der Pazifikküste von Kolumbien anlaufen können. Das ist gut für einen Notfall zu wissen, doch solange nichts dazwischen kommt, wollen wir doch lieber auf direktem Wege nach Ecuador fahren. Um 3 Uhr wecke ich schließlich Axel wieder und darf an seiner Stelle in die Salonkoje kriechen. Ich schlafe trotz des Gebrummes erstaunlich gut und werde erst gegen 7 Uhr wieder wach. Axel war so lieb und hat mich nicht zu meiner Wache um 6 Uhr geweckt, sondern mich einfach weiterschlafen lassen. Anscheinend ist nicht wirklich viel los draußen und er noch recht munter. Ich mache uns zum Frühstück Pfannkuchen, Kaffee und Orangensaft, welches wir schön im Cockpit einnehmen können. Der Vorteil beim Motoren ist wirklich, dass man sich nicht um irgendwelche herumfliegenden Dinge kümmern muss. Die Pfannkuchen bleiben auf dem Teller und der Kaffee ohne Balanceakt in den Tassen. Beim Frühstück sehen wir wieder ein paar Delfine, die irre Luftsprünge veranstalten. Einer macht einen dreifach Salto und ein anderer springt bestimmt fünf Meter hoch in die Luft. Schon irre, was die Tiere so alles können. Der Tag verläuft ansonsten ziemlich ruhig. Der Wind nimmt erfreulicherweise langsam zu und dreht auf West. Gegen 16.40 Uhr ist es dann so weit: wir können Segel setzen und den Motor endlich ausschalten. Herrliche Ruhe! Hoffentlich hält der Wind eine Weile so durch. Wir sitzen im Cockpit bzw. unter Deck und lesen mal wieder. Axel „Das Matarese-Mosaik“ von Robert Ludlum, ich „House of Sand and Fog“ von Andre Dubus. Ich liege unter Deck, weil ich mir in den letzten Tagen mal wieder ein wenig zu viel Sonne eingefangen habe. Nun habe ich eine kräftige Sonnenallergie und laufe an Deck nur noch mit langem Shirt und langer Hose herum. Bei 32° C ist mir das eigentlich etwas zu warm, daher bleibe ich lieber im Salon. Gegen das schreckliche Jucken nehme ich ein Antiallergikum, welches mit jedoch leider ziemlich duselig und müde macht. Zum Abendessen bereiten wir uns heute ein leckeres Chili con Carne aus der Tiefkühlung. Danach hole ich wie gewohnt die aktuellen Wetterdaten über Funk ab. Demnach soll der Wind bis morgen früh angeblich so bleiben. Dann allerdings soll er wieder abnehmen und auf Südwest drehen. Also mal wieder genau gegen an. Mal schauen, ob das am Ende auch tatsächlich so hinkommt. Da ich von den Medikamenten ziemlich trödelig bin, übernimmt es Axel heute doch tatsächlich die gesamte Nacht durchzuwachen. Das muss wahre Liebe sein! Allerdings ist es an Deck auch derzeit am bequemsten zu liegen. Da wir ziemlich schräg auf Backbordbug segeln, rutscht man in unserer Seekoje im Salon dauern unter den Tisch, was nur durch Abpolstern mit allen verfügbaren Kissen abgemildert werden kann. Das Leesegel verhindert zwar, dass man vom Sofa abstürzt, jedoch leider nicht, dass man unter die Tischkante gerät. Nun gut, wir haben das ja nicht anders gewollt. Wir hätten ja auch in unseren feinen, stillstehenden Betten an Land bleiben können. Aber, wie Axel immer so gerne sagt, wir sind ja freiwillig hier. Und bis auf so ein paar kleine Unannehmlichkeiten, haben wir ja eigentlich auch nicht wirklich etwas auszustehen.
Herrliches Segeln auf dem Stillen Ozean
Sonntag, 20. Juli 2008: auf See 134,9 sm
Ich kann trotz meiner Duseligkeit nicht richtig schlafen. Immer wieder rutsche ich hin und her und wühle mich durch die Kissen. Kurzfristig wechsle ich sogar den Schlafplatz und lege mich in die Achterkabine. Dort ist es allerdings auch nicht besser, so dass ich schließlich in den Salon zurück kehre. Dabei schaue ich immer mal wieder bei Axel im Cockpit vorbei. Der liegt bequem in Lee und macht während seiner Wache immer mal wieder kleine Schlafpausen. Oder eigentlich eher während seines Schlafs immer mal wieder kleine Wachpausen. Eigentlich hat man den Rhythmus recht schnell raus. Man döst 15 bis 30 Minuten und macht dann einen kurzen Rundblick. Dabei schaltet man mal kurz das Radar an, um sich zu vergewissern, dass auch tatsächlich niemand übersehen wurde. Und dann kann man sich auch schon wieder beruhigt hinlegen. Zu sehen ist nämlich nicht wirklich viel. „Nine of Cups“ haben wir mit dem schönen Segelwind leider recht schnell aus den Augen verloren und ansonsten scheint sich hier keine Menschenseele herum zu treiben. Lediglich ein paar Vögel begleiten uns auf unserem Weg. Der Nachteil bei den kurzen Schlafpausen ist, dass man manchmal ziemlich verwirrt aufwacht. So schreckt Axel in der Nacht plötzlich hoch und denkt voller Panik, dass unser Motor mal wieder ausgegangen wäre. Schon auf dem Weg zum Zündschlüssel fällt ihm dann allerdings doch noch ein, dass wir ja im Moment segeln und nicht motoren. Auch lassen sich die Schlafpausen schwer timen. Manchmal wacht man bereits nach fünf Minuten wieder auf und hat das Gefühl mindestens zwei Stunden geschlafen zu haben. Dann sind es glatte dreißig Minuten geworden und man denkt, man hat doch noch nicht einmal die Augen zu gemacht. Die von vielen Blauwasserseglern so geliebte Eieruhr kommt bei uns übrigens nicht zum Einsatz. Unsere Erfahrung bisher hat gezeigt, dass wir auch so immer nach spätestens 30 Minuten aufwachen und das Ticken der Eieruhr verhindert ansonsten eher den Schlaf als alles andere. Auch heute scheint der Mond wieder unwahrscheinlich hell. Zwar wird er durch eine dicke Wolkenschicht ein wenig verdunkelt, doch man kann auch heute wieder alles um einen herum sehen. Gegen 7 Uhr morgens ist es dann leider mit dem Wind mal wieder vorbei. Er nimmt – tatsächlich wie vorhergesagt – auf 2-3 Windstärken ab und dreht auf Südwest. Also machen wir schließlich den Motor wieder an. Ich bereite uns zum Frühstück heute mal Spiegelei mit Schinken, schließlich ist ja Sonntag und damit ein Ei fällig. Allerdings lässt sich der Sonntag bisher nicht allzu schön an. Mit dem Abgang des Windes hat es nämlich auch gleichzeitig angefangen zu regnen. Zwar schaffen wir es noch unser Frühstück im Cockpit einzunehmen, doch dann verdrücken wir uns lieber unter Deck. Alle Viertelstunde geht jemand von uns raus und schaut nach dem Rechten. Aber wie bereits in der Nacht ist auch jetzt nicht viel um uns herum auszumachen. Wir funken ein wenig mit „Nine of Cups“ und stellen fest, dass wir David und Marcie glatte zehn Seemeilen in der Nacht vorausgeeilt sind. Schade, denn so haben wir sie natürlich nicht mehr in unserer Sichtweite. Aber immerhin werden wir wohl noch eine ganze Weile in Funkreichweite sein. Irgendwann im Laufe am späten Vormittag hört der Regen dann zum Glück wieder auf und wir können wieder im Cockpit sitzen. Der Himmel ist zwar noch weit davon entfernt wieder klar und sonnig zu sein, doch auch das dichte Grau lockert im Laufe des Tages immer mehr auf. Dass lässt ja wieder auf eine helle Nacht hoffen. Auf unserem Chartplotter sehen wir im Laufe des Tages tatsächlich zwei Frachter an uns vorbei fahren. Einer auf dem Wege nach Esmeraldas in Ecuador und einer, wahrscheinlich von Buenaventura in Kolumbien kommend auf dem Wege nach Callao in Chile. Schon interessant, was einem das AIS (Automatisches Identifizierung System) so alles verrät. Ansonsten ist weit und breit mal wieder niemand zu sehen. Uns soll es recht sein. Der Rest des Tages verläuft eher unspektakulär. Die Sonne kommt schließlich sogar raus und wir genießen Hähnchen-Artischocken-Pfanne zum Abendessen. Dabei können wir etwa eine Seemeile neben uns ein kleines, offenes Fischerboot ausmachen. Was der wohl so weit draußen mit dem kleinen Boot will. Es scheint auch nur eine Person an Bord zu sein, so dass wir uns im Hinblick auf eventuelle Piratenattacken bei diesem Boot wohl keine allzu großen Sorgen machen müssen. Schnell ist es dann auch achteraus verschwunden, denn es scheint trotz der geringen Größe ziemlich gut motorisiert zu sein. Im Laufe des Tages hat sich „Nine of Cups“ wieder ein wenig an uns heran gearbeitet, so dass wir bei Einbruch der Dunkelheit schön ihr Dampferlicht am Horizont hinter uns ausmachen können. Wir tuckern mit etwa 5 1/2 kn in die Nacht hinein und können gegen 20.30 Uhr mal wieder einen spektakulären Mondaufgang beobachten. Der Mond scheint derzeit ziemlich nahe der Erde zu stehen, denn er ist wirklich immens groß. Damit beschert er uns, trotz der wieder aufziehenden Bewölkung auch heute Nacht wieder skandinavische Lichtverhältnisse. Axel übernimmt gegen 21 Uhr dann wie gewohnt die erste Nachtwache, während ich mal wieder in der Salonkoje verschwinde. Etwas störend ist dabei das Gemurmel und Geklapper, was aus der Vorschiffskabine zu uns dringt. Dort hält sich nämlich derzeit unser Käpt’n Blaubär auf und wird, je näher wir dem Äquator kommen, immer aufgeregter und nervöser. Mit gespitzten Ohren vernehmen wir so Wortbündel wie „dicke, gelbe Linie“, „da werden die Kinners aber baff sein“, „Neptun höchstpersönlich“ und „das wird ein Spaß“. Na, da sind wir ja mal gespannt, was da am Äquator so alles auf uns zukommt. Aber bis dahin ist es ja noch ein wenig hin, denn wir werden den Äquator wohl voraussichtlich erst morgen Abend gegen 19 Uhr erreichen.
Der Mond ist aufgegangen
Montag, 21. Juli 2008: auf See 124,4 sm
Um kurz vor Mitternacht löse ich Axel im Cockpit ab und verbringe die nächsten drei Stunden mit dem Lauschen meines Hörbuches und, als mich die Müdigkeit immer mehr zu übermannen droht, mit dem Hören von fetziger Musik. Um 3 Uhr wecke ich dann Axel wieder und darf mich schön in die vorgewärmte Salonkoje legen. Na ja, vorgewärmt ist gut, eher ein wenig angeschwitzt. Die Außentemperaturen sind zwar in den letzten Tagen nachts auf angenehme 26° C abgesunken, doch unter Deck haben wir aufgrund des laufenden Motors immer noch locker über 32° C. Entgegen unseren Vermutungen hat sich auch die Seewassertemperatur noch in keinster Weise verringert. Der kühle Humboldtstrom scheint sich also nicht bis hierher auszuwirken. In der Nacht passiert ansonsten nicht weiter viel, außer dass uns ein paar Vögel begleiten und im Lichte unseres Dampferlichtes unser Vorstag umschwirren. Erst gegen 7 Uhr morgens entdecken wir mal wieder ein anderes Schiff am Horizont. Diesmal ist es ein etwas stabiler aussehender Fischer, der augenscheinlich vor der Ecuadorianischen Hafenstadt Esmeraldas mit seinen ausgebrachten Netzen driftet. Pünktlich zum Frühstück setzt dann auch mal wieder Regen ein. Der Wind dreht auf Südsüdwest und kommt damit jetzt genau von vorne. Außerdem dreht er dabei schön auf 4 Windstärken auf, welche sich mit dem derzeit entgegenlaufenden Strom nicht wirklich gut auf unsere Geschwindigkeit auswirken. Wir motoren tapfer gegen an, denn eigentlich würden wir schon gerne am frühen Morgen Bahia Caraquez erreichen wollen. Noch eine zusätzliche Nacht auf See muss ja vielleicht gar nicht sein. Leider werden wir im Laufe des Vormittags immer langsamer und langsamer. Schließlich drehen wir ein wenig auf die Küste zu, da unser Wetterbericht uns dort weniger Wind und hoffentlich auch weniger Wellen verspricht. Nun geht es wieder etwas besser voran und vor allem können wir auf diesem Kurs auch einen tollen Buckelwal beobachten. Etwa 500 m neben uns springt er mit aller Kraft vollständig aus dem Wasser und lässt sich mit einer gewaltigen Fontäne auf die Wasseroberfläche klatschen. Gewaltig! Das macht er ein paar Mal und bleibt über eine ganze Weile in unserer Nähe. Wir sehen seinen Blas und ich sitze natürlich mit der Kamera im Anschlag im Cockpit, um nur ja endlich mal ein Foto von diesem Ereignis zu schießen. Unter Deck spielen sich derweil komische Dinge ab. Käpt’n Blaubär hat sich in seiner Vorschiffskabine verschanzt und deklamiert wundersame Reime vor sich hin. Auch heftiges Gekicher ist zu vernehmen. Kaum zu glauben, dass man in dem Alter noch so kindisch sein kann. Aber irgendwie scheint sich der Blaubär durch die nahende Äquatorüberquerung in seine Jugend zurückversetzt zu fühlen. Naja, wir sind ja für jeden Schabernack von ihm zu haben und schon einigermaßen gespannt, was er sich für heute Abend wohl hat einfallen lassen. Doch bis wir es schließlich über den Äquator geschafft haben, vergeht noch eine ganze Weile. Der Wind legt leider immer mehr zu und die Wellen werden höher und vor allem sehr kurz und abgehackt. Kein schönes Motoren, schon gar nicht Segeln. Da wir ja am nächsten Morgen einen Termin einhalten müssen, bleibt nämlich leider keine Zeit das blöde Wetter auszusegeln. Wir müssen mit aller Kraft motoren, damit wir es überhaupt noch rechtzeitig schaffen. Hello World stampft durch die Wellen und wir nehmen tonnenweise Wasser über. Das ganze Deck wird regelrecht überspült. Dabei sind Wind und Wellen für sich alleine betrachtet eigentlich gar nicht so schlimm. Da haben wir schon viel Schlimmeres erlebt. Aber die Mixtur aus Gegenstrom, Wind von vorne, Böen, kurze, steile Wellen und Regen bringen uns einen echten Segeltag zum Abgewöhnen! Um 21.26 Uhr ist es dann schließlich soweit: wir überqueren erstmalig auf eigenem Bug den Äquator. Viel gefeiert wird allerdings erst einmal nicht. Stattdessen mühen wir uns weiter auf unserem Weg am Cabo Passado vorbei und in die Bucht von Bahia de Caraquez hinein. Unser normales Wachsystem haben wir dafür heute mal aufgegeben. Während Axel tapfer im Cockpit ausharrt, sitze ich unter Deck und bin sozusagen auf Standby.
Wir passieren den Äquator
Dienstag, 22. Juli 2008: auf See – Bahia de Caraquez 33,9 sm
Erst nachdem wir das Cabo Passado hinter uns gelassen haben und damit in ruhigeren Gewässern angelangt sind, können wir die Äquatorüberquerung so richtig feiern. Plötzlich wird im Vorschiff die Tür aufgerissen und ein arg lustig anzuschauender Geselle tapst heraus. „Ich bin König Neptun und heiße Euch auf der Südhalbkugel willkommen“, raunzt er. Für uns ist nicht unschwer zu erkennen, dass es sich bei dieser Figur natürlich um keinen Geringeren als unseren Käpt’n Blaubär handelt. Natürlich hat der dazu mal wieder eine völlig andere Meinung. Mit der Verkleidung ist es jedoch nicht genug. „König Neptun“ stellt uns ein paar saudumme Fragen und lässt uns einige Belobigungsformeln für Neptun aufsagen („Neptun, oh Gott des Meeres, sei gepriesen“, „Neptun wir danken Dir für Deine Gnade uns über den Äquator gelassen zu haben“, usw.). Zu guter Letzt schippt er uns noch ein wenig Meereswasser über den Kopf und heißt uns nun als waschechte Salzbuckel willkommen. Dann kommt endlich der angenehme Teil des Abends und Käpt’n Blaubär serviert uns ein kühles Glas Champagner. Da wir noch ein paar Seemeilen vor uns haben, war es dass dann aber auch schon mit der Feierei. Während Axel sich kurz in den Salon verzieht, um ein wenig Schlaf zu bekommen, wache ich darüber, dass uns keines der vielen Fischerboote in die Quere kommt. Nach 1 1/2 Stunden darf dann auch ich noch einmal für kurze Zeit auf Matratzenhorchstation gehen, bevor wir gegen 5.25 Uhr unseren Anker vor der Mündung des Rio Chone ausbringen. Kurz hinter uns geht „Nine of Cups“ wenig später vor Anker und Marcie nimmt für uns alle den Funkkontakt zur Marina Puerto Amistad in Bahia de Caraquez auf. Eine knappe Stunde später holen wir dann den Anker wieder auf und nehmen Tripp Martin, den Manager der Marina, und Carlos, den Lotsen, an Bord. Im Zickzack geht es an den unsichtbaren Sandbänken in der Flussmündung vorbei und wir müssen bei einer Tiefenangabe von 2,60 m auf unserem Echolot doch schon ganz schön schlucken. Da ist nicht mehr viel Platz unterm Kiel. Doch am Ende erreichen wir wohlbehalten die Marina von Puerto Amistad und bekommen dort einen Platz an einer Mooringboje zugewiesen. „Nine of Cups“ geht ein paar hundert Meter entfernt von uns vor Anker und wir bekommen von Tripp die Anweisung, erst einmal auf die Port Authority zu warten. Die kämen für eine Inspektion an Bord und würden dabei neben den üblichen Bootspapieren auch unsere Impfausweise checken. Die Einklarierung beim Zoll könnten wir anschließend in Bahia de Caraquez machen, für die Immigration müssten wir dann allerdings extra nach Manta fahren. Das alles scheint jedoch keine unnötige Eile zu haben, so dass Axel sich nach dieser aufregenden Nachtfahrt erst einmal ein wenig hinlegen und Schlaf nachholen kann. Ich tippe fleißig diese Zeilen ins Logbuch, denn von Tripp haben wir erfahren, dass es hier tatsächlich eine Internetverbindung für uns Segler gibt. Zwar nicht unbedingt an der Mooringboje verfügbar, doch immerhin kosten- und drahtlos im Restaurant der Marina. Also heißt es nichts wie ran ans Tippen und dann schnell zum Restaurant hinüber. Nach über drei Wochen ohne Internet gibt es schließlich viel zu berichten. Schließlich kommt die Port Authority zur Inspektion an Bord. Ein junger Ecuadorianer fragt uns allerlei Sachen und inspiziert schließlich unser UKW-Funkgerät, Echolot und GPS. Dann wirft er noch einen Blick auf unseren Impfausweis und wirft einen strengen Blick auf die Gelbfieberimpfung. Dann scheint erst einmal alles erledigt zu sein und wir dürfen uns auf den Weg zum Marina Restaurant machen. Allerdings müssen wir dort feststellen, dass es mit dem Internet nicht so einfach klappt. Wir müssen erst einen Netzwerkschlüssel von Tripp bekommen, doch der ist heute den ganzen Tag nicht in der Marina. Also wird der Laptop wieder weg gebracht und wir legen uns statt zu Surfen noch ein wenig in die Kojen. So eine durchwachte Nacht muss irgendwie wieder aufgeholt werden. Gegen 18 Uhr treffen wir uns mit David und Marcie zum Dinner im Restaurant der Marina. Wir probieren Shrimps Ceviche als Vorspeise und Steak (Axel) und Empenadas (Brit) als Hauptgang. Da wir trotz des Nachmittagsschläfchens noch ziemlich müde sind, geht es anschließend direkt wieder zum Schiff zurück und dort in die Kojen.
Axel, „König Neptun“ und Brit nach bestandener Äquatortaufe