Zwanzigster Teil unserer Reise zurück in Bahia de Caraques/Ecuador mit Ausflug zur Isla de la Plata vom 13. Oktober bis 17. November 2008.
Montag, 13. Oktober 2008: New York – Guayaquil
Unser Tag beginnt früh um kurz nach 6 Uhr. Zum Glück haben wir bereits gestern alles gepackt, so dass wir heute nicht mehr allzu viel zu tun haben. Nach einem kleinen Frühstück steht pünktlich um 7.15 Uhr Chauffeur Chucky vor der Tür. Wir verabschieden uns von Gitti und Jürgen und sind gespannt, ob die Beiden uns denn tatsächlich wie versprochen in der Südsee besuchen kommen. Ohne Stau geht es schließlich zum Flughafen JFK. Dort leihen wir uns erst einmal zwei Gepäckwagen für je 3 $ und machen uns anschließend auf die Suche nach dem Check-in Schalter. Nach einer halben Stunde Warterei sind wir endlich an der Reihe. Hier fällt dann leider zum ersten Mal auf, dass wir wohl irgendwie ein wenig viel Gepäck dabei haben. Außerdem können wir diesmal unsere überzählige Tasche nicht als Tauchgepäck durchschmuggeln. Schade eigentlich. Für das überzählige Gepäck dürfen wir daher heute ganze 300 $ bezahlen. Nicht schlimm wenn man bedenkt wie viel wir alleine an Porto für den Transport unserer Einspritzpumpe nach Panama bezahlt haben. Nachdem das Übergepäck bezahlt und im Schlund der Gepäcktransportanlage verschwunden ist, machen wir uns auf den Weg zur Sicherheitskontrolle. Vorher warnt uns der freundliche Mitarbeiter vom Check-in aber noch einmal, dass wir bloß unsere Laptops aus dem Handgepäck nehmen sollten. 20 kg Handgepäck wären nämlich eigentlich auch nicht erlaubt. Und dabei hat er doch nur Axels kleinen Trolley gewogen. Mein Rucksack mit sechs dicken Büchern und dem ganzen Kameraequipment dürfte wohl auch nicht viel weniger wiegen. Die Sicherheitskontrolle passieren wir dann jedoch ohne Probleme und sitzen bald darauf im Abflugbereich. Ich stöbere noch ein wenig durch die Auswahl an amerikanischen Büchern und Süßigkeiten und erhöhe unser Bordgepäck noch ein wenig. Aber nun wiegt ja hoffentlich keiner mehr nach. Schließlich dürfen wir ins Flugzeug und haben diesmal ganz „normale“ Plätze. Allerdings bietet LAN Ecuador deutlich mehr Komfort und Beinfreiheit als AirBerlin, so dass selbst Axel mit seinen langen Beinen recht gemütlich sitzen kann. Den Flug vertrödeln wir mit Filmegucken, Lesen und dem herunterwürgen des Bordmenüs. Dass war auf dem Hinflug irgendwie leckerer. Wir landen schließlich eine halbe Stunde früher als erwartet in Guayaquil und passieren recht flott die Passkontrolle. Unser Visum wird ohne Probleme für die gesamten, erlaubten 90 Tage neu ausgestellt, obwohl man scheinbar gesehen hat, dass wir davon eigentlich schon ein paar Tage verbraucht haben. Das Gepäck kommt schließlich auch heil und unversehrt an, so dass wir uns schließlich in Richtung Zoll begeben können. Dort bittet man uns dann doch tatsächlich ein paar unserer Taschen zu öffnen. Oh jeh! Bei den mitgebrachten Impellern für unseren Generator wird die freundliche Beamtin stutzig und fragt nach Rechnung und Wert der Ware. Wir behaupten schamlos, dass so ein Impeller in Deutschland allerhöchstens 2 Dollar kostet und man glaubt uns schließlich sogar. Auch unsere drei Notebooks erregen Aufmerksamkeit, sehen jedoch wohl so gebraucht aus, dass es sich dabei nicht um Schmuggelware handeln kann. Nachdem wir schließlich das OK der Zollbeamtin bekommen, machen wir uns lieber schnell in Richtung Ausgang davon. Nicht das noch jemand darauf kommt, dass wir noch andere tolle Dinge in unserem Gepäck haben. In der Ankunftshalle müssen wir dann erst einmal eine Weile nach unserem Hotelshuttleservice suchen, doch schließlich sehen wir einen Herren mit einem Schild und unserem Namen darauf herumlaufen. Während wir ihm zu seinem Wagen folgen, fällt mir siedendheiß auf, dass eines unserer Gepäckstücke fehlt. Mein Rucksack mit dem Kameraequipment ist nicht mehr da! Oh nein!!! Kurz vor einem Herzinfarkt stehend laufe ich schnell zum Ankunftsbereich zurück, wo man mich ohne große Probleme wieder zum Zoll vorlässt. Zum Glück findet sich dort auch nach kurzer Suche mein Rucksack wieder an und ich bekomme ihn nach einer kurzen Kontrolle wieder ausgehändigt. Puh, da habe ich aber wohl noch einmal Schwein gehabt. Nicht auszudenken, wenn meine Kamera weg gewesen wäre. Etwas beruhigt laufe ich wieder zu unserem Shuttlebus zurück und wir können endlich in Richtung Hotel aufbrechen. Für unsere erste Nacht in Ecuador haben wir uns ein besonderes Hotel gegönnt. Das Oro Verde gehört zu einer Ecuadorianischen Kette und hat angeblich ganze fünf Sterne. Nachdem wir uns eine Stunde durch den abendlichen Feierabendverkehr gestanden haben, können wir uns davon überzeugen, dass diese Kategorisierung wohl auch stimmt. Wir bekommen ein nettes Zimmer und freuen uns über den Obstkorb mit Wein, den wir bereits bei der Reservierung mitbestellt haben. Abends gehen wir dann im original Schweizer Restaurant des Hotels essen und kommen endlich mal wieder zu einem leckeren Käsefondue. Kurze Zeit später fallen wir in unsere Betten und sind auch im Nu eingeschlafen.
Dienstag, 14. Oktober 2008: Guayaquil – Bahia de Caraquez
Nachdem wir schön ausgeschlafen haben, genießen wir ein gemütliches Frühstück im Hotel. Es gibt neben dem üblichen Sachen auch eine tolle Auswahl an Brot und Brötchen, die wir für Ecuador recht außergewöhnlich finden. Zurück auf dem Zimmer packen wir dann mal wieder unsere Sachen zusammen. Pünktlich um 10 Uhr klingelt das Telefon und unser Taxifahrer Giovanni steht vor dem Hotel parat. Wir checken noch schnell aus, dann werden unsere fünf Koffer verladen. Leider gab es wohl ein kleines Verständigungsproblem, denn Geovanny hat statt dem großen Pick-up nur das kleine Taxi mitgebracht. Trotzdem bekommen wir alles im Wagen unter, nur ich sitze hinten ziemlich gequetscht zwischen den Koffern. Etwa vier Stunden dauert es, bis wir schließlich Bahia de Caraquez erreichen. Vorbei geht es an Mangoplantagen, Reisfeldern und jeder Menge Dörfern. Schon von weitem sehen wir Hello World friedlich an der Mooringboje schwimmen. Nachdem alles ausgeladen und zum Dinghydock gebracht ist, bringt ein anderer Segler Axel an Bord. Zurück kommt er mit unserem eigenen Dinghy und wir können mit Bubbles unsere Koffer an Bord bringen. An Deck sieht es auf den ersten und leider auch auf den zweiten Blick ziemlich dreckig aus. Eine dicke Schicht aus Staub und Schmier hat sich während unserer Abwesenheit gebildet. Unter Deck sieht es dagegen erfreulicherweise weniger schlimm als erwartet aus. Es sind nirgendwo großen Placken von Schimmel zu sehen und auch die Staubmenge hält sich in Grenzen. Also können wir direkt mit dem Auspacken beginnen. Jedenfalls ich, denn Axel stellt bei der Inbetriebnahme des Kühlschrankes fest, dass unsere Pumpe für die Kühlung nicht mehr arbeitet. Also kriecht er mal wieder in den Motorraum und nimmt Pumpe und Schläuche auseinander. Da füllt man sich doch gleich wieder wie zu Hause! Ich staple derweil unsere Mitbringsel auf dem Salontisch. Immer höher und höher wird der Berg und ich muss schließlich sogar auch noch einen Teil der Navigationsecke in Anspruch nehmen. Irgendwie haben wir wohl in den letzten Monaten eine ganze Menge eingekauft. Schließlich hat Axel die Pumpe wieder zum Laufen gebracht und ich bin mit Auspacken fertig. Dann geht es mit dem Dinghy kurz ins Marina-Restaurant rüber. Wir checken schnell unsere Emails und wollen eigentlich eine Kleinigkeit im Restaurant essen. Doch irgendwie sind wir dafür viel zu müde. Stattdessen läuft Axel kurz zum Tia Supermarkt und kauft ein wenig Wabbeltoast und Aufschnitt. Außerdem bestellen wir bei Marinero Carlos noch 200 l Wasser, denn unser Wassertank ist bis auf den letzten Tropfen leer. Nachdem wir wieder an Bord sind und das Wasser in unseren Tank gefüllt haben, verdrücken wir dann gemeinsam unsere Einkäufe zum Abendbrot. Dafür müssen wir uns allerdings erst einmal mühevoll ein wenig Platz auf dem Salontisch freischaufeln. Dann werden noch schnell die Betten neu bezogen – die alten Bezüge rochen nach 2 1/2 Monaten nicht mehr wirklich frisch – bevor wir endlich mal wieder in unsere eigenen Betten fallen.
Mittwoch, 15. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
In der Nacht schaukelt es ungewohnt heftig. Bei Hochwasser scheint sich der Schwell vom Pazifik den Fluss hinauf zu arbeiten und wir sind es irgendwie überhaupt nicht mehr gewohnt, dass unser Bett sich nachts auch mal bewegt. Entsprechend unausgeschlafen stehen wir gegen 8 Uhr morgens auf. Zum Frühstück gibt es wieder Papptoast, sowie Marmelade und Frischkäse. Gegen 10 Uhr kommt dann Carlos mit einem Gehilfen vorbei und gemeinsam mit Axel wird Hello World wieder in einen einigermaßen annehmbaren Zustand gebracht. Bis mittags wird geschrubbt und poliert, was das Zeug hält. Ich räume derweil unsere Mitbringsel Stück für Stück an ihren jeweiligen neuen Platz. So langsam lichtet sich der Salontisch wieder. Allerdings können einige der Sachen erst durch gezielte Bastelarbeiten weg gestaut bzw. verbaut werden. Das dauert wohl so seine Zeit. Immerhin haben wir abends wieder einigermaßen Platz unter Deck und können unseren Salontisch wieder benutzen. Trotzdem gehen wir abends zum Essen ins Marinarestaurant. Wir bestellen Hamburger und können dabei heute zur Abwechslung mal einen Film anschauen. Es ist nämlich „Movie-Night“ und Butch Cassidy flimmert über die Leinwand. Da der Film für uns kaum verständlich ist, verholen wir nach dem Essen jedoch zurück an Bord und schauen uns dort stattdessen „Papa ante portas“ von Loriot an. Anschließend fallen wir mal wieder ziemlich geschafft in unsere Kojen und sind im Nu eingeschlafen.
Donnerstag, 16. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Auch heute Nacht schaukelt es wieder ungewohnt, doch langsam gewöhnt man sich wieder daran und schläft trotz des Geschaukels einfach wieder ein. Nach dem Frühstück machen wir uns heute mal auf den Weg in die Innenstadt. Wir laufen auf direktem Weg zur Markthalle und versorgen uns dort erst einmal wieder mit den nötigsten Frischwaren. Dabei freuen wir uns mal wieder tierisch über die angenehmen Preise hier vor Ort. Für 1 kg Kartoffeln, 500 g Tomaten, fünf Bananen, eine Gurke, vier grüne Paprika und einen Weißkohl zahlen wir gerade einmal 5,17 US-$. Zusätzlich wandern noch Eier, Frühlingszwiebeln, Avocados und Koriander in unseren Einkaufskorb. Beim Fisch müssen wir für 500 g Mahi Mahi gerade einmal 2 US-$ berappen, während das Kilo Scampi mit 6 US-$ richtig zu Buche schlägt. Mit einem kurzen Abstecher zum Tia Supermarkt, wo wir noch Joghurt und Käse erstehen, geht es zurück zur Marina. Wir verladen schnell unsere Einkäufe an Bord und machen uns dann daran unser Schiff weiter in Ordnung zu bringen. Während Axel den Nachmittag mit dem Polieren unserer Edelstahlteile verbringt, probiere ich erstmals eines meiner neuen Spielzeuge aus. Mit dem Dremel-Multi will ich zukünftig Muscheln polieren und bearbeiten, sowie danach zu Ketten und anderem Schmuck verarbeiten. Abends brutzeln wir uns die frisch erstandenen Scampis lecker mit Knoblauch in der Pfanne. Dazu gibt es Potatoe-Wedges und gedünsteten Brokkoli, wie immer sehr lecker. Anschließend schaffen wir es gerade noch ein wenig zu lesen, dann sind wir auch schon wieder in unsere Kojen gesunken und schlafen hundemüde ein.
Freitag, 17. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
In der morgendlichen Funkrunde auf Kanal 69 bestellen wir heute mal wieder Wasser und vor allem auch den Wäscheservice. Beides wird prompt von Carlos erledigt. Das Wasser füllen wir in unseren Tank und die Wäsche wird an Land gewaschen und getrocknet. Es haben sich doch tatsächlich in den letzten zwei Wochen schon wieder ganze drei Drecksäcke angesammelt. Während ich weiterhin unter Deck mit Aufräumarbeiten beschäftigt bin, macht Axel sich heute mal an Deck zu schaffen. So entsteht aus den bereits vor einigen Monaten angeschafften Brettern und ein paar mitgebrachten Edelstahlbeschlägen in kürzester Zeit unsere neue Befestigung für die Kanister an der Reling. Lediglich die Gurte zum Festzurren der Kanister müssen wir noch nähen lassen. Da wir die Kanister auch schon mal in Beschlag haben, füllen wir sie auch direkt in unseren Haupttank um. Der ist nämlich inzwischen ziemlich leer. Der Diesel macht einen sauberen Eindruck, wird jedoch natürlich vor dem Einfüllen in den Tank erst einmal ordentlich durchgefiltert. Schaden macht ja bekanntlich klug. Dummerweise scheint der Diesel jedoch schon wieder mal zu einem Problem für uns zu werden. Nicht weil er dreckig oder teuer wäre, nein, er ist gar nicht erst zu bekommen. Der Sprit in Ecuador wird vom Staat subventioniert und kostet daher auch schon seit Jahren das Gleiche, nämlich 1,03 US-$ pro Gallone Diesel. Da aber eigentlich nur Ecuadorianer in den Genuss dieses subventionierten Diesels kommen sollen, ist es Tankstellen nicht erlaubt Diesel an Ausländer zu verkaufen. Dafür braucht man als Verkäufer ein spezielles Permit. Nun ist dummerweise diese Genehmigung bei Marinabetreiber Tripp gerade abgelaufen und wird anscheinend auch nicht mehr erneuert. Schöner Sch…! Ohne ausreichend Diesel wird die Fahrt nach Peru nämlich geradezu unmöglich. Selbst an der ecuadorianischen Küste entlang würden wir wohl gegen Wind und Strom nicht weit kommen. Also heißt es mal wieder nach Alternativen suchen. Angeblich kann man wohl einen Ort weiter durchaus „illegal“ Diesel an einer Tankstelle kaufen. Man muss nur mit seinen Kanistern hin und her fahren. Da wir ungefähr 800 bis 900 l Diesel brauchen, müssten wir mit unseren fünf Kanistern ganz schön oft hin und her fahren. Also warten wir vielleicht doch lieber, ob Tripp sein Permit nicht doch in den nächsten zwei Wochen erneuert bekommt. Ein wenig Zeit haben wir mit der Entscheidung zum Glück noch, denn wir können Bahia de Caraquez sowieso erst Ende Oktober mit dem nächsten Springhochwasser verlassen. Um 17 Uhr mache ich mich dann per Dinghy auf den Weg zur Girls-Night auf der Segelyacht „Yohelah“. Zusammen mit Teresa, Jeany, Jean, Janet und Kathy spiele ich bis zehn Uhr abends Shanghai, ein Kartenspiel welches ich bis dato noch nicht einmal ansatzweise kannte. Axel bleibt derweil an Bord zurück und liest eines seiner neuen Bücher. Außerdem bereitet er sich eingemachtes Chili con Carne aus Panama zum Abendessen, während ich mit Snacks bei den Mädels versorgt werde. Auf meine Frage nach einer Näherei für unsere Gurtbänder erklärt sich Jean erfreulicherweise bereit uns die Dinger schnell auf ihrer Bordnähmaschine zu nähen. So etwas fehlt uns irgendwie völlig an Bord. Ein paar Mal hätten wir die durchaus schon benötigt, aber man kann halt nicht alles haben.
Samstag, 18. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Nach dem Frühstück fahre ich erst einmal mit dem Dinghy zu „Mitä Kuuhluu“ hinüber und bringe unser Gurtband mit den passenden Schnallen zum Nähen vorbei. Jean verspricht das Ganze noch heute zu erledigen, so dass wir die Baustelle „Relingskanisterbefestigung“ bald abschließen können. Zurück an Bord wird dann auch schon unsere frisch gewaschene Wäsche geliefert. Wie immer kostet der Spaß nur erfreuliche 12 US-$. Dafür kann man eigentlich nicht selber waschen. Während Axel unter Deck rumwerkelt, lasse ich mich heute mal gemütlich im Cockpit nieder und lese eines meiner neuen Bücher („Third degree“ von Greg Iles). Jean bringt wie versprochen am Nachmittag die genähten Gurtbänder vorbei und wir geben ihr dafür im Gegenzug eine Flasche Wein. Abends geht es dann mal wieder zum Dinner ins Marinarestaurant hinüber. Allerdings fallen unsere Gerichte (gegrilltes Filetsteak und Schweinerippchen) diesmal nicht wirklich in die Kategorie „leckeres Essen“. Vielleicht sollte man sich doch lieber auf die Hamburger beschränken? Oder mal ein anderes Restaurant in der Stadt ausprobieren. Angeblich soll es wohl ein paar nette Restaurants in der Nähe vom Fähranleger geben. Zurück an Bord lesen wir noch eine Weile, bevor wir schließlich gegen 22.30 Uhr in unsere Kojen fallen.
Sonntag, 19. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Heute ist Sonntag und da schlafen wir schön lange bis 8.30 Uhr aus. Dann gibt es ein leckeres Frühstück im Cockpit, bestehend aus Omelette mit frischen Frühlingszwiebeln und Paprika. Da wir uns nach der vielen Arbeit der letzten Tage mal ein wenig Ruhe verdient haben, gibt es heute nicht viel für uns zu tun. Axel baut lediglich ein paar neue Betriebsstundenzähler an unsere Kühlschränke, während ich die frisch genähten Gurtbänder an unsere Kanister anbringen. Die Baustelle hätten wir damit also schon mal erledigt. Ansonsten liegen wir faul im Cockpit und lesen. Mittags gibt es als Snack ein paar gefüllte Weinblätter aus der Dose und eine Art Tzaziki aus Joghurt und Frischkäse. An so exotische Dinge wie Quark oder Creme Fraiche ist hier in Bahia leider nicht wirklich dran zu kommen. Abends wärmen wir uns dann unsere letzte eingemacht Konserve auf. Damit sind nun all unsere vorgekochten, eingefrorenen oder eingemachten Gerichte, die wir in Panama für die Pazifikpassage vorbereitet hatten, endgültig aufgebraucht. Anschließend schauen wir uns den Film „Borat“ auf DVD an, wobei wir uns einig sind, dass wir den Film wohl noch ein paar Mal schauen müssen, bevor wir jeden Gag auch tatsächlich verstehen.
Montag, 20. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Heute werden wir morgens früh um 6.30 Uhr vom Appell der Brückenbauarbeiter geweckt. Mit Hymne und zahlreichen Reden werden anscheinend die Arbeiter auf die neue Arbeitswoche eingeschworen. Während Axel stoisch im Bett ausharrt, nutze ich die Gelegenheit und stehe früh auf. Mit einer Tasse Kaffee beschäftige mich heute erst mal mit der Planung für die nächsten Wochen und Monate. Nachdem wir in den letzten Wochen in Deutschland mehr oder weniger gefroren haben, steht uns im Moment eigentlich nicht der Sinn nach noch mehr Kälte. Dass spricht natürlich im Prinzip gegen eine Weiterfahrt nach Peru und gegebenenfalls Chile. Stattdessen haben wir jetzt unser Augenmerk auf das Ziel Costa Rica gerichtet. Dort würden wir auch viel eher mal wieder zum Tauchen kommen. Nicht ganz unwichtig, wenn man weiß, dass Axel sich in Deutschland eine neue Kamera und das passende Unterwassergehäuse zugelegt hat. Auch wäre der Weg nach Norden mit der vorherrschenden Strömung und Windrichtung. Wir müssten also nicht unbedingt 10 Tage oder mehr motoren, sondern könnten gemütlich vor dem Wind segeln. Auch eine nicht ganz unwichtige Sachen, falls wir es in Ecuador nicht schaffen sollten Diesel zu proviantieren. Also heißt es nun die neuen Möglichkeiten auszustudieren und eventuell umzuplanen. Nachdem sich Axel gegen 9 Uhr dann auch endlich aus der Koje bewegt hat, machen wir uns mal wieder auf den Weg an Land. Nachdem wir in der Stadt ein paar Einkäufe erledigt haben, machen wir es uns an dem langen Tisch im Marinarestaurant gemütlich, der normalerweise von einem knappen Duzend Segler als Internetcafé genutzt wird. Dummerweise kommt Axel dabei auf die glorreiche Idee, sich doch noch eine neue Version von Photoshop Elements zulegen zu wollen. Da ein Versand nach Ecuador nicht in Frage kommt, bleibt uns nur der Download. Und der nimmt dann auch glatt den Rest des Tages in Anspruch. Während ich also den Tag am Laptop verbringen und neben dem Download nach langer Zeit mal wieder an unserem Logbuch arbeite, bastelt Axel wieder fleißig am Boot rum. Um unseren einen Wassertank in einen Dieseltank zu verwandeln, müssen nämlich noch einige Meter Schlauch quer durchs Schiff verlegt werden. Eine undankbare Aufgabe, da der Weg um einige Ecken und durch den Motorraum führt. Gegen 18.30 Uhr hat Axel es geschafft und holt mich mit dem Dinghy wieder beim Marinarestaurant ab. Ganze 60 % vom Download habe ich bisher geschafft und außerdem die letzten Wochen in Wort und Bild für unsere Website zusammen gefasst. Wir trinken noch schnell ein Glas Wein bzw. eine Flasche Bier bei der Segler-Happy-Hour, dann geht es mal wieder zurück an Bord. Auch heute schauen wir uns dort wieder eine DVD in unserem Bordkino an. Diesmal wird „Ödipussi“ von und mit Loriot aufgeführt. Bleibt noch der U-Boot-Film aus den 60er Jahren, den Axel unbedingt kaufen wollte, und dann war es dass auch schon wieder an neuen, mitgebrachten DVDs. Dann sind wir wieder auf die Leihgabe von amerikanischen Filmen angewiesen oder müssen uns mit der mittwöchlichen Movie-Night begnügen.
Dienstag, 21. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Ich bin auch heute bereits wieder um 6.30 Uhr auf den Beinen und versuche direkt mal ein wenig Spanisch mit unseren neuen Langenscheidt Spanischkurs zu lernen. Kapitel 1 schaffe ich, bis auch Axel sich gegen 8 Uhr aus den Federn müht. Dann gibt es erst einmal Frühstück. Ananas für Axel und wie üblich Müsli für mich. Anschließend mache ich mich nach langer Zeit mal wieder ans Brotbacken. Bis Mittag entstehen in unserem Backofen diverse Brote und ein paar Brötchen. Die Brötchen überleben die Mittagszeit allerdings nicht. Mmh schmecken die lecker! Dazu ein wenig französische Pastete aus der Dose, was will man mehr? Gegen 14 Uhr fahren wir dann mal wieder zum Marinarestaurant rüber. Während ich den Download von gestern fortsetze und außerdem unsere Homepage update, macht sich Axel auf den Weg zur Ferreteria. Ist ihm doch glatt die Edelstahlpolitur ausgegangen. Das kommt davon, wenn man zuviel putzt. Außerdem gibt es heute mal gute Nachrichten bezüglich unseres Diesels. Angeblich soll Tripp seine neue Genehmigung morgen bekommen, so dass es vorm Wochenende dann Diesel für uns geben soll. Wir sind gespannt, ob das dann auch wirklich so eintritt. In Ecuador läuft die Uhr ja doch manchmal ein wenig langsamer. Gegen 19 Uhr ist mein Download endlich fertig und ich kann meinen Laptop für heute zuklappen. Da unsere Frischwarenversorgung an Bord immer noch nicht wieder funktioniert, essen wir anschließend auch heute wieder im Restaurant. Hamburger für mich und einen Fischburger für Axel. Auf dem Rückweg zu Hello World schauen wir noch schnell bei Kathy und Ron auf der Segelyacht „Vilisar“ vorbei. Von den Beiden bekommen wir ein paar Seekarten für Costa Rica und den Rest von Mittelamerika geliehen. Mal schauen wie die Gegend da eigentlich so auf der Karte aussieht. Für den Fall, dass wir tatsächlich dort hin fahren werden, wollen wir die Karten auf jeden Fall kopieren. Zurück auf dem Schiff probieren wir natürlich als Erstes einmal unsere neue Software aus. Damit sind wir bis gegen 22 Uhr gut beschäftigt, bevor wir mal wieder müde in unsere Kojen fallen.
Mittwoch, 22. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Ob das noch am Jetlag liegen kann? Ich bin doch tatsächlich schon wieder um 6.30 Uhr auf den Beinen, während Axel anscheinend ohne Probleme weiterschlafen kann. Irgendwann gegen 8.30 Uhr schafft auch Axel es aus den warmen Federn und wir frühstücken gemütlich im Cockpit. Anschließend fängt Axel an unser Schiff mal wieder in das reinste Chaos zu verwandeln. Um unseren Wassertank im Achterschiff in einen Dieseltank zu verwandeln, müssen leider noch einige Meter Schlauch verlegt werden. Und zwar quer durchs Schiff! Bevor das Chaos so richtig um sich greift, fahren wir allerdings noch einmal an Land hinüber. Während Axel zu seiner Lieblingsferreteria läuft, mache ich es mir am Internettisch des Marina-Restaurants gemütlich. Dort bleibe ich dann auch erst einmal und forsche im Internet nach möglichen Ausflügen nach Peru und Informationen über Costa Rica. Axel fährt derweil wieder aufs Schiff zurück und verlegt wie geplant den Dieselschlauch. Gegen 15 Uhr ist er damit fertig und holt mich wieder bei der Marina ab. Abends gegen 18.30 Uhr fahren wir dann erneut zum Marinarestaurant hinüber. Heute ist ja wieder Mittwoch und damit wieder Movie-Night angesagt. Gezeigt wird diesmal „The Bird Cage“ mit Robin Williams, den wir bei Spaghetti mit Shrimps und Champignons genießen. Dabei unterhalten uns sehr nett mit unserem Tischnachbar Dan von der „Zephyrus“, der uns noch ein paar Bücher über Costa Rica zum Kopieren verspricht.
Axel in Bastellaune
Donnerstag, 23. Oktober 2008: Bahia de Caraquez – Portoviejo – Bahia de Caraquez 0 sm
Heute muss ausnahmsweise auch Axel mal früh aus der Koje. Bereits um 9 Uhr sind wir nämlich mit Beth von der Segelyacht „Aquamarin“ verabredet, um gemeinsam mit ihr nach Portoviejo zum Einkaufen zu fahren. Gemeinsam laufen wir zur Bushaltestelle, die ein wenig außerhalb von Bahia de Caraquez liegt und kaufen uns Tickets für die Busfahrt nach Portoviejo. Der Spaß mit den exklusiven Bussen (exklusiv jedenfalls nach ecuadorianischen Verhältnissen) von Reina del Camino nach Portoviejo zu fahren, kostet ganze 2 US-$ pro Person und dauert in etwa zwei Stunden. Während wir Seekarten von Costa Rica im Gepäck haben, hat Beth unsere Seekarten von Peru im Gepäck. Unsere erste Station in Portoviejo ist daher auch ein Copy-Shop, den uns andere Segler vorab empfohlen haben. Während wir auf unsere Kopien warten, treffen wir dann doch tatsächlich auf einen netten Ecuadorianer, der ein wenig Deutsch spricht. Er ist froh, dass er endlich mal seine Deutschkenntnisse in der Praxis ausprobieren kann und wir unterhalten uns sehr nett mit ihm. Axel bekommt von ihm auch direkt einen Tipp, wo er ein paar gute Ferreterias finden kann und macht sich gleich auf den Weg ein paar fehlende Teile für unsere Dieseltankumbauaktion zu kaufen. Nachdem unsere Karten fertig sind und Axel wieder zurück ist, fahren wir mit dem Taxi schließlich zum Einkaufen in eine kleine Mall am Stadtrand von Portoviego. Im MiCommissariato Supermarkt können wir dort endlich mal wieder unsere Frischfleisch- und Milchproduktevorräte auffüllen. Beim Bezahlen gibt es dann allerdings erst einmal ein kleines Problem. Scheinbar kennt das Kassensystem keine Ausländer, denn meine Passnummer, welche aus irgendeinem Grund vom System benötigt wird, wird nicht akzeptiert. Nach langen Diskussionen löst sich das Problem dann schließlich, indem die Dame von der Kassenaufsicht einfach ihre eigene ID-Nummer eingibt. Wäre ja auch zu blöd gewesen, wenn ich nach der Bezahlung meine Einkäufe nicht mitnehmen hätte dürfen. Mit dem Taxi geht es wieder zur Buszentrale, von wo aus wir gegen 15.30 Uhr mit einer halben Stunde Verspätung unsere Rückfahrt nach Bahia antreten. Dort erwarten uns diesmal leider schlechte Nachrichten von Tripp. Die zuständige Beamtin, die ihm ja eigentlich die dringend benötigte Genehmigung für den Verkauf von Diesel ausstellen sollte, hatte wohl einen Sterbefall in der Familie und kann seine Genehmigung nun erst nächste Woche ausstellen. Na, wenn das mal klappt! Wir entscheiden uns jedenfalls aufgrund dieser erneuten Verzögerung nun endgültig nicht nach Peru sondern nach Costa Rica weiter zu fahren. Auch ob wir noch weiter in den Süden nach Ecuador fahren oder gar per Flugzeug Peru besuchen, wissen wir im Moment noch nicht. Denn wenn wir nächste Woche Mittwoch nicht aus Bahia weg kommen, bietet sich leider erst am 14. November wieder eine Gelegenheit zur Abfahrt. Dies hängt mit der Springtide zustande, die wir unbedingt für die Ausfahrt aus dem Rio Chone benötigen. Mindestens 2,7 m Wassertiefe bei Hochwasser sollten es sein, damit wir über die Sandbarren ohne Probleme hinüber kommen. Gar nicht so einfach also von hier weg zu kommen. Selbst wenn es mit dem Diesel doch noch klappen sollte, was wir eigentlich nicht so recht glauben. Zurück an Bord werden dann erst einmal die Einkäufe in den Kühlschrank bzw. in die Tiefkühlbox verladen. Den Abend verbringen wir geruhsam an Bord, lesen Bücher und kuscheln uns auf dem Salonsofa zusammen. Gegen 22 Uhr ist dann Ruhe im Schiff und wir träumen ein wenig von unserem neuen Ziel in Mittelamerika.
Busfahrt durch die Region Manabí
Freitag, 24. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Heute schlafe auch ich mal ein wenig länger aus und so gibt es erst deutlich nach 9 Uhr Frühstück. Dafür allerdings heute ausnahmsweise mal wieder mit Ei. Irgendwie gab so lange keins. Dann fahren wir mit den Dinghy an Land und machen uns zu Fuß auf dem Weg zum Markt. Dort kaufen frisches Obst und Gemüse, sowie ein wenig Fisch und Shrimps ein. Anschließend surfen wir im Marinarestaurant noch ein wenig im Internet und essen dort zum Mittag leckere Ceviche mit Shrimps. Nachmittags geht es dann zurück zum Schiff, wobei wir vorher noch kurz bei Dan von der „Zephyrus“ vorbei fahren. Von Dan leihen wir uns den versprochenen Cruising Guide für Costa Rica und kopieren uns auf unserem Drucker/Scanner an Bord die wichtigsten Informationen heraus. Während ich mich direkt in die neuen Informationen einlese, schließt heute endlich seine Baustelle „Dieseltankumbau“ ab. Nun bedarf es nur noch ein wenig Diesels, damit wir testen können, ob alle Schlauchverbindungen etc. auch tatsächlich dicht sind. Anschließend entspannt sich Axel noch ein wenig in unserer neuen Hängematte auf dem Vorschiff. Zur Abwechslung scheint nämlich heute endlich einmal die Sonne. Ansonsten war es in den letzten Tage eher grau und bedeckt und erinnerte von der Himmelsfarbe deutlich an den Herbst in Deutschland. Nur die Temperaturen, die unterscheiden sich zum Glück deutlich von den Temperaturen in Deutschland. Bei uns herrscht derzeit eigentlich immer zwischen 25 und 28°C, während es in Deutschland wohl eher auf den einstelligen Bereich hinaus laufen dürfte. Während Axel also in der Sonne brutzelt, räume ich ein wenig unter Deck auf. So langsam sieht es tatsächlich wieder wie normal bei uns aus. Abends fahren wir auf ein Cocktail in der Marina-Bar hinüber, bevor wir es uns mal wieder bis 22 Uhr mit einem Buch an Bord gemütlich machen.
Entspannung pur in der neuen Hängematte
Samstag, 25. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
In der morgendlichen Funkrunde bestellen wir heute erst einmal wieder ein wenig Frischwasser. Irgendwie geht ganz schön schnell was weg, wenn man nicht nur an Bord abwäscht, duscht und kocht, sondern auch noch das Boot wieder einigermaßen sauber bekommen will. Nach dem Frühstück fange ich damit an unsere aktuellen Seekarten umzusortieren. Während Peru und Chile erst einmal in die Kartenablage in die Steuerbordkabine wandern, bekommt Costa Rica den Platz im Navitisch zugewiesen. Während wir noch damit beschäftigt sind, klopft es plötzlich an die Bordwand und Tripp bittet uns von unserer Mooringboje zu einem Ankerplatz zu verholen. Er benötigt die Mooringboje dringend für ein anderes Schiff, weil er wegen der Brückenbauarbeiten einige Schiffe von ihren alten Plätzen verholen muss. Kein Problem für uns, wir wollen ja eh nicht mehr allzu lange bleiben. Wenig später verholen wir also direkt vor das Marina-Restaurant, wo wir ab und zu sogar einmal eine Internetverbindung auf dem Schiff bekommen. Nicht schlecht! Weiter geht es mit den Aufräumarbeiten unter Deck. Nachdem die Karten umsortiert sind, kann endlich auch die Steuerbordkabine wieder in einen einigermaßen aufgeräumten Zustand versetzt werden. Alle Kisten werden ordentlich gestaut und fest verzurrt. Auch der Rest des Schiffes wird anschließend aufgeräumt und sauber gemacht. Nachdem wir nun knapp zwei Wochen wieder an Bord sind, sieht es endlich wieder aus wie gewohnt. Für den Abend haben wir außerdem Kathy und Ron von „Vilisar“ eingeladen. Die beide haben lange Jahre in Deutschland gelebt und bieten uns mal wieder die Gelegenheit uns auf Deutsch zu unterhalten. Man kommt bei dem vielen Englischen schon manchmal ziemlich durcheinander. So hat Axel letztens beispielsweise auf einer Homepage etwas von „Spare Bares“ gelesen und lange Zeit überlegt, was denn nun eigentlich „Verschont Nackte“ bedeuten soll, ohne dahinter zu kommen, dass er sich ja auf einer deutschen Homepage befand. Gegen 18.30 Uhr kommen die Beiden dann rüber gepaddelt und bringen uns einen schönen Blumenstrauß mit. Wir machen erst einmal die obligatorische Führung durchs Schiff, dann serviert Axel als Vorspeise eine sauleckere Ceviche, während ich für den Hauptgang ein leckeres Gericht aus dem Wok zaubere. Da Kathy und Ron beide Musiker sind, gibt es zum Nachtisch dann noch ein kleines Konzert auf unserem Bordpiano. Dabei handelt es sich um ein zusammenrollbares Keybord, welches ich eigentlich dazu nutzen wollte endlich einmal Klavier zu lernen. Bisher ist daraus leider noch nichts geworden, aber wer weiß, vielleicht habe ich ja auf der Überfahrt über den Pazifik mal Gelegenheit dazu. Unterbrochen wird der nette Abend schließlich durch einen aufgeregten Funkruf mit der uns die neben uns liegende „Nakia“ auf die direkt hinter uns ankernde Fähre aufmerksam macht. Während bei uns der Abstand noch ca. 50 m beträgt, sind es bei „Nakia“ vielleicht gerade noch einmal 5 m. Das ist definitiv zu nah! Wenn die Strömung kentert, dürften sich sowohl „Nakia“ als auch Hello World mit der Fähre deutlich in die Quere kommen. Doch bevor wir uns beim Fährkapitän selber beschweren können, sorgt zum Glück Maye von der Marina für Abhilfe. Sie fährt mit dem Dinghy zur Fähre und macht den Fährkapitän in ihrer unmissverständlichen südamerikanischen Art klar, dass er dort nicht liegen bleiben kann. Wenig später geht dann der Anker der Fähre auf und wir können uns etwas beruhigter wieder unter Deck begeben. Ron und Kathy machen sich wenig später auf den Weg zu ihrem Boot und wir räumen noch schnell ein wenig auf bevor wir mal wieder ziemlich kaputt in unserer Kojen fallen.
Warten auf die Gäste
Sonntag, 26. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Sonntag! Wir schlafen schön aus und gönnen uns dann ein leckeres Frühstück mit Ei im Cockpit. Auch heute ist es wieder einigermaßen sonnig und schön. Den Vormittag verbringen wir heute mal ganz gemütlich mit Lesen im Cockpit. Unterbrochen wird die Gemütlichkeit lediglich durch die Zubereitung eines Kartoffelsalats mit Sprossen, der als Mitbringsel für die heutige Potluck-Veranstaltung dienen soll. Der Nachmittag verläuft ähnlich entspannend, außer dass Axel ein wenig bastelt und unsere neu mitgebrachten Cockpitleselämpchen anbringt. Gegen 16 Uhr machen wir uns schließlich auf den Weg und fahren mit unserem Dinghy ein paar Meilen flussaufwärts zum buddhistischen Zufluchtsort und privatem Zoo von Saiananda. Hier findet anlässlich des Geburtstags von Sherrell von der Segelyacht „Sarana“ ein gemeinsames Essen mit vielen anderen Seglern statt. Jeder hat etwas zu Essen mitgebracht und alle sitzen gemütlich beieinander. Für uns gibt es auf dem Gelände außerdem viel Neues zu entdecken. Überall wirrt und schwirrt es vor Tieren. Es gibt duzende Pfauen, die ein schönes Rad nach dem anderen schlagen. Sogar ein paar weiße Pfauen gibt es, von denen wir nicht einmal wussten, dass es so etwas überhaupt gibt. Außerdem bevölkern zahlreiche Papageien und andere Vögel große Volieren und ein paar große Spinnen und Schlangen kann man in Terrarien bewundern. die große Attraktion sind allerdings die beiden Faultiere, die im Wohnhaus der Anlage wohnen. Ein männliches Dreifinger-Faultiert finden wir hinter einem Pappkarton im Obergeschoss und ein weibliches Zweifinger-Faultier sitzt in einem der Schränke in der Küche. Dort hat es sich zwischen den Küchenutensilien bequem gemacht und kommt erst gegen Abend hinaus gekrabbelt. Die umherlaufenden Menschen scheinen es dabei überhaupt nicht zu stören. Bevor es zu Dunkel wird, machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg nach Bahia. Den Rest des Abends verbringen wir dann mit einem Glas Wein und einem guten Buch im Salon.
Findet man selten in deutschen Küchen – ein Zweifinger-Faultier
Montag, 27. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Nein, heute ist definitiv kein schönes Wetter. Es ist neblig und grau und das Deck ist mit feinen Wassertropfen benetzt. Trotzdem bin ich bereits ab 6.30 Uhr wach, während es Axel wieder bis 8.30 Uhr im Bett aushält. Ich wälze derweil Cruising Guides über Costa Rica und plane an unserer neuen Route. Pünktlich zum Frühstück um 9 Uhr hat sich das Wetter dann erfreulicherweise wieder gebessert und wir können im Cockpit Kaffee trinken. Anschließend probiert Axel unseren Tauchkompressor aus und testet, ob er wohl noch ordentlich funktioniert. Auf dem Weg nach Costa Rica wollen wir nämlich auf Cocos Island halten und es wäre ziemlich tragisch, wenn wir dann dort nicht zum Tauchen kommen würden. Cocos Island ist unter Tauchern berühmt und berüchtigt für die Massen an Haien und großen Rochenschwärme die es dort zu sehen gibt. Angeblich soll es wohl kein Problem dort anzuhalten und mit den Guides vom Nationalpark tauchen zu gehen. Anschließend nimmt sich Axel auch noch unser Gäste-WC vor. Da das Klobecken immer wieder mit den Resten aus dem Schlauch zum Fäkalientank vollläuft, haben wir in Deutschland eine neue Pumpe mit Rückschlagventil gekauft. So mufft es hoffentlich zukünftig nicht mehr so unangenehm aus dieser Richtung. Leider scheint sich jedoch im Wasserzulauf eine Muschelkolonie angesiedelt zu haben, so dass wir anschließend feststellen müssen, dass sich derzeit überhaupt gar kein Wasser ins Klo pumpen lässt. Da wird man mit einer Baustelle fertig und schon tut sich wieder die Nächste auf. Irgendwann müssen wir da wohl mal Tauchen gehen und das Unterwasserschiff ein wenig frei schrubben. Zum Mittag gibt es dann heute mal was ganz besonderes. Unsere letzte Dose Weißwürste muss weg und so sitzen wir standesgemäß mit süßem Senf und leider ohne Brezeln im Cockpit und halten unser eigenes Oktoberfest ab. Während Axel es sich anschließend mit einem Buch gemütlich macht, hole ich zur Abwechslung heute mal meinen Dremel Multi heraus. In mühevoller Arbeit schleife ich mir ein paar Muscheln zurecht und halte nach drei Stunden schließlich meinen ersten Muschelkettenanhänger in der Hand. Den habe ich anscheinend gar nicht so schlecht hinbekommen, denn als wir abends kurz an Land fahren, bekomme ich sofort ein Kompliment für meine hübsche Kette. Eigentlich wollten wir ja an Land nur mal kurz unsere Emails checken und einen Drink bei der abendlichen Happy Hour nehmen. Spontan gehen wir dann jedoch mit Linda und John von der Segelyacht „Nakia“, sowie Sherrell und Eric von „Sarana“ zur Pizzeria Donatella und essen dort eine riesige Pizza. Auch wenn das Ambiente direkt an der Straße etwas zu wünschen übrig lässt, schmeckt die Pizza sehr lecker und wir können die Reste noch mit an Bord nehmen. Der dafür benötigte Transportkarton wird übrigens extra für uns aus einem Bogen Pappe schnell zusammengebastelt. So etwas wie fertige Pizzaschachteln gibt es hier anscheinend nicht. In der Marina erfahren wir dann außerdem noch von Tripp, dass er nun endgültig am Mittwoch sein Permit für den Verkauf von Diesel ausgestellt bekommt. Allerdings hat er am Mittwoch keine Zeit es in Manta abzuholen, so dass er es wohl erst am Donnerstag bekäme. Damit sind unsere Abreisepläne nun also endgültig auf den 14 November verschoben, aber damit hatten wir ja auch fast schon gerechnet. In Südamerika geht halt alles nicht ganz so schnell, wie man das selber gerne hätte. Zurück an Bord wird noch ein wenig gelesen, bevor wir gegen 22.30 Uhr in unsere Kojen fallen.
Brit arbeitet an ihrer ersten Muschelkette
Dienstag, 28. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Heute machen wir uns mal einen faulen Tag! Während Axel die meiste Zeit auf dem Salonsofa liegend verbringt und dabei liest, schaffe ich es nach ein wenig Lektüre allerdings auch heute mal wieder einen Muschelkettenanhänger zu basteln. Nach zwei Stunden halte ich den nächsten Anhänger in den Händen und muss ihn natürlich gleich wieder bei einer Fahrt an Land vorführen. Diesmal gibt es allerdings keinen Kommentar, obwohl ich den neuen Anhänger eigentlich viel schöner als den Ersten finde. Wir checken im Marina-Restaurant nur schnell unsere Emails und nehmen einen abendlichen Happy-Hour-Cocktail. Wir haben uns dabei inzwischen auf „Passion de Maye“ eingeschossen. Der Drinkt ist benannt nach der Frau von Marinainhaber Tripp und besteht aus Passionsfruchtkonzentrat, Zuckersirup, Limettensaft, Rum und natürlich jede Menge Eis. Geschmacklich erinnert er unheimlich an das Capri-Eis, welches ich noch gut aus meiner Kindheit in Erinnerung habe (gibt es das vielleicht sogar noch?). Abends bereiten wir uns an Bord heute zur Abwechslung mal einen leckeren Kürbiseintopf mit getrockneten Aprikosen und Rinderfiletstreifen. Leider erweist sich das in Portoviejo gekaufte Filet als nicht wirklich gut. Es hat ungefähr die Konsistenz von Schuhsohle und macht auch geschmacklich nicht viel her. Hoffentlich betrifft das nur einen Teil des Filets und nicht all unsere leckeren Steaks. Wäre ja schade, wenn wir umsonst in ein schönes Filet investiert hätten. Ansonsten schmeckt der Eintopf allerdings ganz lecker und ich muss beizeiten mal das Rezept dafür aufschreiben. Was mich wiederum dazu bringt, dass ich eigentlich auch mal wieder eine neue Ausgabe vom Ocean Cooking Magazin heraus bringen müsste. Ach, irgendwie gibt es aber auch immer was zu tun. Anschließend lesen wir noch eine Weile, bevor es gegen 22.30 Uhr in die Kojen geht.
Mittwoch, 29. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Während ich wie üblich früh aufstehe, bleibt Axel noch bis 9 Uhr im Bett. Nach dem Frühstück werden wir dann mal wieder aktiv. Wir bauen unser Bimini ab und schrubben es von oben bis unten. Mann, kommt da ein Dreck runter! Nachdem wir es schön mit Seifenwasser geschrubbt haben, spülen wir es erst mit Flusswasser und fahren anschließend zum Dinghysteg rüber und spülen es dort ordentlich mit Süßwasser aus. Zum Trocknen wird es einfach über das Geländer vom Dinghysteg gelegt, während wir noch eine Weile im Marina-Restaurant bleiben und unsere Emails checken und im Internet surfen. Dann geht es an Bord zurück, wo wir ein wenig mit unseren Büchern im Cockpit entspannen. Abends machen wir uns dann noch einmal zum Marina-Restaurant hinüber. Wir unterhalten uns wie gewohnt nett mit ein paar anderen Seglern und nehmen dazu ein Drink zur Happy Hour. Da heute Mittwoch ist, ist anschließend mal wieder Movie-Night angesagt. Heute gibt es „Charlie Wilson’s War“ mit Tom Hanks und Julia Roberts und dazu Hähnchen-Curry mit Kokosreis. Der Film geht um die geheime Unterstützung der USA im Krieg der afghanischen Freiheitskämpfer gegen Russland. Dabei können wir der Handlung zwar einigermaßen folgen, verstehen ansonsten allerdings nicht allzu viel vom Film. Scheinbar müssen wir wohl doch noch ein wenig an unseren englischen Sprachkenntnissen arbeiten. Zurück an Bord sitzen wir noch eine Weile im Cockpit zusammen und unterhalten uns, bevor wir gegen 22.30 Uhr in die Kojen plumpsen.
Donnerstag, 30. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Heute stehen wir beide mal etwas früher auf. Bereits gegen 9 Uhr machen wir uns auf den Weg zu dem kleinen Fähranleger in Bahia de Caraquez. Mit einem der kleinen Boote – Panga genannt – setzen wir über den Rio Chone nach San Vicente über. Der Spaß kostet ganze 30 Cent pro Person und dauert etwas 10 Minuten. Die Fahrt ist mal wieder ein kleines Abenteuer, denn die kleinen, offenen Boote würden augenscheinlich wohl keiner Sicherheitsüberprüfung in Deutschland standhalten. Auch die selbst genähten Rettungswesten sind wohl eher für Kleinkinder als für Erwachsene geeignet. Wie üblich kommen wir aber auch heute wieder sicher auf der anderen Seite an. Wir laufen noch ein paar Schritte und besteigen schließlich den Bus nach Canoa. Die Busfahrt kostet uns ganze 35 Cent, plüschige Sitze mit Null Beinfreiheit inklusive. Mit uns steigt Wayne vom Motorboot „Illahee“ ein. Er baut gerade in der Nähe von Canoa ein Haus und will sich hier mit seiner Frau Cher häuslich niederlassen. Wie in Ecuador zu vermuten, geht auch Häuserbauen hier nicht allzu schnell. So ist er bereits seit 2 1/2 Jahre mit dem Bau beschäftigt. Da wir uns seine Baustelle gerne einmal näher anschauen wollen, steigen wir mit ihm zusammen ein Stückchen vor Canoa aus und besichtigen sein Haus. In direkter Strandlage entsteht hier eine richtige Villa mit Meerblick. Nicht schlecht! Und das alles für ein Drittel des Preises, den er laut eigener Aussage in den USA bezahlen würde. Nachdem wir alles ausgiebig besichtigt haben, laufen wir den Strand entlang bis nach Canoa. Canoa ist ein kleines Örtchen in der Nähe vom Cabo Passado und weltweit unter Surfern bekannt. Hier baut sich angeblich eine ganz gute Welle auf und so herrscht in dem Örtchen auch eine surferübliche, lockere Atmosphäre. Wir sind jedoch nicht zum Surfen hier, sondern folgen einem Tipp von Marcie von „Nine of Cups“, die hier vor ein paar Wochen einige wunderschöne und besondere Muscheln gefunden hat. Wir suchen also gemeinsam den ganzen Strand ab, werden jedoch nicht so recht fündig. Scheinbar hat entweder Marcie schon alles aufgesammelt, oder es ist im Moment einfach keine gute Zeit zum Muschelsammeln. In Canoa angekommen, nehmen wir dann erst einmal ein zweites Frühstück in einem der zahlreichen Strandhotels ein. Für satte 3 US-$ gibt es Omelette bzw. Spiegelei, Obstsalat, Saft und Kaffee. Dann laufen wir durch das Örtchen zur Hauptstraße und nehmen den nächstbesten Bus wieder zurück nach San Vicente. Weiter geht es mit einem der Pangas nach Bahia de Caraquez. Wir kaufen noch schnell ein paar Kleinigkeiten beim Tia Supermarkt ein und dann geht es auch schon zurück an Bord. Im Cockpit putze ich dann erst einmal die mitgebrachten Muscheln mit Süßwasser. Erstaunlich, wie viel Kilo Sand aus einer etwa 50-Cent großen Muscheln herausrieseln können. Dann nehmen wir nach langer Zeit mal wieder unsere Kühlbox in Betrieb und füllen sie mit Getränken auf. Schließlich müssen wir für den nächsten Tag gut vorbereitet sein. Außerdem machen wir mal wieder eine neue Baustelle an Bord auf. Die Gurte an unseren Davits, an denen wir das Dinghy aufhängen, sind inzwischen ziemlich durchgescheuert und sollen ersetzt werden. Dafür haben wir in Deutschland hochfestes Tauwerk gekauft und wollen es nun anbringen. Axel schraubt dafür erst einmal die Winde aus den Davits heraus. Dann wird das alte Gurtband abgenommen und gegen das neue Tauwerk ersetzt. Während wir noch dabei sind, die richtige Länge abzumessen, stellen wir plötzlich erschrocken fest, dass unser Dinghy gar nicht mehr hinter unserem Heck schwimmt. Scheinbar hat es sich einfach los gerissen und treibt nun 50 m achteraus. Ohne lange nachzudenken springt Axel schnell ins Wasser und schwimmt Bubbles hinterher. Gleichzeitig kommt auch schon Buzz von der „Encore“ mit seinem Schlauchboot zur Hilfe angebraust und wenig später hängt Bubbles wieder wohlbehalten an unserem Achterschiff. Axel muss sich anschließend zwar ein paar freundliche Wort über die richtige Verwendung von Kopfschlägen (also einen maritimen Knoten) anhören, doch insgesamt bin ich froh, dass unser Dinghy nicht meilenweit abgetrieben ist. Am späten Nachmittag fahren wir dann noch einmal zum Marina-Restaurant hinüber. Wir surfen erst eine Weile im Internet und essen anschließend dort zu Abend. Axel probiert heute mal den Fisch in Kräutersauce und ich teste das Pfeffersteak. Beides ist mal wieder mehr solala und wir sind einigermaßen enttäuscht. Aber eigentlich hatten wir ja auch schon letztes Mal beschlossen lieber nur beim Hamburger zu bleiben. Zurück an Bord schauen wir uns heute nach langer Zeit mal wieder „Das Boot“ auf DVD an. Ist doch immer wieder nett! Leider hat das den Nachteil, dass wir heute erst gegen 23.30 Uhr in den Kojen liegen.
Axel beim Muschelnsammeln vor Canoa
Freitag, 31. Oktober 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Während ich nach dem Frühstück heute mal wieder ein wenig Brot zubereite, fährt Axel an Land und geht einkaufen. Bei unserem Stammgemüsehändler am Markt kauft er frisches Gemüse für die nächsten Tage. Außerdem können wir heute in der morgendlichen Funkrunde endlich den benötigten Diesel bestellen. Juchuh!!! Wir begnügen uns erst einmal mit 150 Gallonen, also umgerechnet ca. 600 l. Unsere Haupttanks sollten damit voll werden und ein Teil dürfte noch in den neuen Tank gehen. Den neuen Tank wollen wir nicht direkt komplett füllen und zunächst testen ob auch alle Schläche dicht sind. Weiteren Diesel können wir dann ja hoffentlich immer noch später bestellen. Nachdem das Brot im Ofen und Axel zurück an Bord ist, klaren wir Hello World ein wenig auf. Heute ist nämlich Halloween und anlässlich dessen findet am Abend eine so genannte „Progressive Cocktail Party“ statt. Wir haben uns bereit erklärt als eines der Gastgeberboote zu fungieren und wollen Hello World natürlich pickobello und sauber präsentieren. Gegen 16 Uhr sind schließlich alle Partyvorbereitungen abgeschlossen und wir können uns entspannt zurück lehnen. Dann kommt auch endlich der lang ersehnte Diesel. Marinero Carlos kommt mit seinem Boot vorbei und wir pumpen Liter um Liter in unsere Tank. Ein gutes Gefühl! Der neue Tank schein auch dicht zu sein, so dass wir ihn demnächst wohl vollständig befüllen können. Nachdem das erledigt ist, schreiben wir noch schnell eine Email an Tripp, dass wir nun den Prozess zum Auschecken starten wollen. Auch wenn es noch zwei Wochen hin ist, bis wir hier ablegen, wollen wir doch rechtzeitig damit anfangen. Wie gesagt, in Ecuador dauern so manche Sachen ja doch mal etwas länger. Außerdem scheint es kein Problem zu sein nach dem Auschecken noch ein paar Tage vor Ort zu bleiben. Bevor wir uns auf dem Weg zum ersten Partyboot machen können, kommen noch ein paar Kinder per Schlauchboot vorbei. Wie zu Halloween üblich verlangen sie Süßigkeiten und verschonen einen dafür mit üblen Streichen. Pünktlich um 18 Uhr fahren wir dann zu „Nakia“ hinüber. John und Linda empfangen als erste Gastgeber des Abends sage und schreibe 30 Leute auf ihrer 34 Fuß-Yacht. Die Stimmung ist super und wir unterhalten uns blenden. Eine Stunde später geht es dann gesammelt zum nächsten Boot hinüber. Auf „Yohelah“ werden wir von Teresa und Rob mit Getränken versorgt. Für das leibliche Wohl sorgen ansonsten die Gäste selber. Jeder bringt etwas mit, so dass man als Gastgeberboot nicht allzu viel Arbeit hat. Noch eine Stunde später können wir dann die Gäste an Bord von Hello World begrüßen. Das Cockpit ist schnell gerammelt voll und unter Deck findet eine Bootsführung nach der anderen statt. Wir bekommen mal wieder viel Lob für unser schönes Schiff und freuen uns natürlich wie üblich sehr darüber. Unser Käpt’n Blaubär ist natürlich mal wieder Hahn im Korb und lässt sich von den weiblichen Seglern verwöhnen. Bis 23.30 Uhr halten die letzten Gäste aus, was ganz schön lange für Blauwassersegler ist. Ansonsten verschwindet der gewöhnliche Cruiser eher so gegen 21 Uhr in die Kojen. Wir räumen noch schnell ein wenig auf und fallen gegen Mitternacht ebenfalls mal wieder in unsere Kojen.
Endlich gibt es Diesel
Samstag, 1. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Ich schlafe heute tatsächlich einmal bis 7.30 Uhr aus! Axel bleibt lieber noch bis 9 Uhr liegen, zu schwer ist ihm der Kopf so früh am Morgen. Währenddessen koche ich mir erst einmal einen Kaffee und mache dann ein paar Sudokus auf unserem neuen Nintendo Gameboy. Schließlich versuche ich Axel mit ein paar Spiegeleiern wieder einigermaßen munter zu bekommen. Das gelingt allerdings nicht ganz, denn nach dem Frühstück sinkt Axel wieder auf dem Salonsofa hin und schläft noch ein Weilchen. Gegen Mittag fahren wir schließlich mit dem Beiboot an Land. Während Axel noch schnell Eier kaufen geht (nicht, dass wir am Sonntag kein Frühstücksei mehr essen können), surfe ich mal wieder ein wenig im Internet. Da wir zu faul sind uns selber etwas zu Essen zuzubereiten, essen wir zum Mittag eine Kleinigkeit im Marina-Restaurant. Axel probiert heute mal die Fischstäbchen aus, während ich lieber bei dem gewohnten Hamburger bleibe. Da kann wenigstens nichts bei schief gehen. Gegen 16 Uhr fahren wir dann wieder zum Schiff zurück, wo wir den Rest des Tages mit Lesen verbringen. Abends kramt Axel dann noch einen uralten U-Boot-Film auf DVD raus. Der entpuppt sich nicht nur als nicht sehr spannend, sondern auch noch als schlecht vertont. Ganze Passage sind nicht übersetzt und nur mit einem englischen Untertitel versehen (was nicht wirklich viel Sinn macht, wenn der Film eh auf Englisch ist). Zum Glück hat der Film aber auch nicht die Länge von „Das Boot“, so dass wir heute mal etwas früher in die Kojen kommen.
Sonntag, 2. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Heute heißt es mal wieder früh aufstehen. In der sehr aktiven Gemeinde von Puerto Amistad finden heute nämlich zwei Highlights der Woche statt. Bereits um kurz vor 9 Uhr geht es mit dem Dinghy an Land. Wir laufen die paar Schritte zu Joes Haus in der Nähe vom Port Authority Gebäude. Dort findet nämlich als erstes heute ein Swap-Meet statt. Dabei handelt es sich um eine Art Seglerflohmarkt. Jeder bringt mit, was er so in der Bilge gefunden hat und versucht es an den Mann zu bringen. Wir haben zwei Hängematten und eine WLAN-Antenne im Gepäck und sind erstaunt, wie viele Leute sich schon in dem kleinen Garten tummeln. Die Hängematten brauchen wir angesichts unserer Neuanschaffung aus Montecristi nicht mehr und die Antenne arbeitet unter Windows-Vista leider nicht mehr. Erfreulicherweise werden wir auch tatsächlich alles los und sind nach einer knappen Stunde um 58,50 US-$ reicher. Zurück an Bord bereite ich dann einen leckeren mediterranen Nudelsalat vor. Denn um 16 Uhr geht es wieder zurück zu Joes Haus und dem nächsten Höhepunkt des Tage. Für heute hat Joe nämlich außerdem zum Pig-Roast eingeladen. Das Schwein grillt seit dem Morgen und ist inzwischen appetitlich braun geröstet. Fast alle Segler von Puerto Amistad sind gekommen und jeder hat eine Kleinigkeit als Beilage mitgebracht. So wird es mal wieder ein netter Abend und wir unterhalten uns prächtig. Gegen 19 Uhr sind wir dann wieder gut gesättigt zurück an Bord. Während ich es mir mit einem Buch bequem mache, fährt Axel noch einmal zum Marina-Restaurant rüber. Er hat sich nämlich mit ein paar Jungs verabredet und spielt heute zum ersten Mal in seinem Leben Poker. Zum Glück wird dabei weder um Geld, noch um unser Schiff gespielt. Obwohl er immerhin nicht Letzter wird und sogar ein Spiel gewinnt.
Lecker, Spanferkel
Montag, 3. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Kaum zu glauben, aber auch heute geht es wieder früh an Land. Um 9 Uhr machen wir uns auf den Weg zur Seepromenade, wo heute eine große Parade zu ehren des Unabhängigkeitstags der Region Sucre stattfindet. Zusammen mit ein paar anderen Seglern schauen wir uns das Spektakel an. Über mehrere Stunden ziehen zahlreiche Fußgruppen, musizierende Schüler und Militäreinheiten an uns vorbei. Endlich können wir miterleben, was wir in den letzten Monaten schon tagtäglich gehört haben. Jeden Tag wurde nämlich auf den Trommeln für die Parade geübt. Unüberhörbar in der ganzen Stadt. Schließlich ist das Ende der Parade erreicht und wir machen uns auf den Weg zurück zum Schiff. Dort angekommen, können wir dann auch tatsächlich noch die angekündigten Jets am Himmel beobachten. Sie ziehen ein paar Schleifen um Bahia de Caraquez und verschwinden schließlich wieder zurück in Richtung Manta. Die Jets sehen dabei so aus, als ob sie durchaus noch im Original Pearl Harbour miterlebt haben könnten. Wenig später kommt dann auch noch ein Hubschrauber herein geschwebt. Er bringt zur Feier des Tages Präsident Correa, der nicht unweit der Marina eine Rede über die Wichtigkeit der neu entstehenden Brücke hält. Auf der gleichen Bühne wird wenig später auch in einer unglaublichen Lautstärke Live-Musik gespielt, die uns Segler bis sage und schreibe 4.40 Uhr am frühen Morgen wach hält. Bevor es jedoch für uns ins Bett geht, bereitet Axel noch leckere Kohlrouladen für uns zu. Wir machen eine große Portion und frieren drei Portionen für den späteren Genuss ein. Anschließend lesen wir noch ein wenig, bevor wir gegen 23 Uhr in unsere Kojen verschwinden. Allerdings wie gesagt nicht wirklich zum Schlafen. Zu laut hämmert der Bass…
Bahia de Caraquez feiert seinen Unabhängigkeitstag
Dienstag, 4. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Wir sind beide etwas gerädert von der Nacht und stehen daher etwas später auf. Auch heute bestellen wir über Funk erneut 30 Gallonen Diesel bei der Marina. Axel bringt dafür unsere Kanister an Land, so dass Marinero Carlos nicht extra mit dem Tankschiff zu uns kommen muss. Anschließend basteln wir ein wenig am Schiff herum. Axel poliert die Davits und ich arbeite unter Deck am Laptop. Bevor wir nächste Woche hier aufbrechen, müssen unbedingt noch ein paar Dinge online erledigt werden. Gegen 17.30 Uhr fahren wir dann mal wieder zur Marina hinüber. Hier findet heute Abend eine große Wahlparty statt. Es gibt typisch amerikanische Ribs mit Backed Potatoe und auf einer großen Leinwand flimmern die Wahlergebnisse aus Amerika herbei. Wir essen eine Kleinigkeit und unterhalten uns nett mit Dan und Lorraine von der „Zephyrus“. Anschließend geht es zurück an Bord, wo wir uns mal wieder „Pirats of the Carribean“ mit Johnny Depp auf DVD anschauen. Das ist immer wieder lustig und die Pitons von St. Lucia sehen wir auch immer wieder gerne. Gegen 22.30 Uhr geht es dann in den Kojen, wo wir heute zum Glück mal ohne Lärmbelästigung schlafen können.
Mittwoch, 5. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Völlig ausgeschlafen stehen wir heute erst gegen 8 Uhr auf. Es gibt mal wieder viel zu erledigen. Nach dem Frühstück nehmen wir als Erstes einmal die Türen von unserem Badezimmerschränkchen auseinander. Erstaunlicherweise sind dort die Scharniere derart verrostet, dass sich die Teile nicht mehr bewegen lassen. Da muss also ordentlich mit der Drahtbürste dran geschrubbt werden. Gegen 10 Uhr machen wir uns dann auf den Weg an Land. Wir gehen den kurzen Weg zur Port Authority und beantragen unsere Zarpe. Das ist die Erlaubnis das Land auf dem Seewege zu verlassen. Erstaunlicherweise funktioniert das bei uns ohne Probleme. Von anderen Seglern hatten wir regelrechte Horrorstories gehört. Es geht also auch ganz einfach und schnell. Zurück an Bord bastle ich mir dann mal wieder einen neuen Muschelkettenanhänger. Für meine Begriffe gelingt er mir auch ganz gut, aber ihr könnt Euch auf dem unten stehenden Foto ja selbst vom Ergebnis überzeugen. Nachmittags geht es mal wieder zur Marina, um ein wenig im Internet zu surfen. Außerdem erfahren wir im Marinabüro, dass unsere für morgen geplante Fahrt nach Manta zur Immigration nicht stattfinden kann. Scheinbar hat man sich gerade heute überlegt, dass man erst zwei Tage vor dem Abreisetag auschecken kann. Uns stört das nicht weiter, denn wir haben ja noch über eine Woche Zeit bis zu unserer Abreise. Heather und Kent von der „Hiatus“ waren deswegen jedoch heute leider umsonst in Manta. Oder eher gesagt nicht umsonst, sondern vergebens. Denn das Taxi mussten sie natürlich trotzdem bezahlen. Kaum mit dem Internet verbunden, versuche ich mal wieder eine Email herunter zu laden. Bereits seit drei Tagen versuche ich so an ein Foto von meiner Freundin Gitti zu kommen, doch leider gehen die 6 MB hier nicht ganz so fix durch die Leitung. Ach, was würde man nicht manchmal für eine High-Speed-Internetverbindung geben! Nach drei Stunden und 4 1/2 MB gebe ich dann schließlich auf. Inzwischen ist es 19 Uhr und wir werden von ganzen Mückenschwärmen attackiert. Also fahren wir zurück an Bord und machen erst einmal eine Anti-Mücken-Spirale an. Zum Abendessen gibt es heute mal geräuchertes Hähnchen. Dieses haben wir bei unserem Besuch in Portoviejo gekauft und schmurgeln es nun eine Stunde im Ofen, bevor wir es dann verdrücken. Es schmeckt auch ganz lecker, ist aber nicht mit einem der leckeren Grillhähnchen aus Panama zu vergleichen. Anschließend begebe ich mich an meinen Laptop und arbeite mal wieder an unserer Webseite, während Axel sich in sein Jimmy Cornell Buch vertieft („A Passion for the Sea“).
Mein neuster Muschelanhänger
Donnerstag, 6.November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Da wir heute nicht wie geplant nach Manta fahren können, basteln wir mal wieder ein wenig am Schiff herum. Axel schrubbt und wienert als Erstes den Badezimmerschrank. Erstaunlich, was dort alles verrostet ist! Und dabei soll das eigentlich ja Rostfreier Edelstahl sein. Zum Glück lässt sich alles wieder ganz manierlich hinbekommen. Schließlich werden auch die gestern ausgebauten Türen wieder angebracht und alles sieht aus wie zuvor. Ich putze anschließend das Bad und lasse auch der Dusche mal wieder eine Grundreinigung angedeihen. Dummerweise sammelt sich in der Wanne unter der Dusche immer Wasser mit Seifenresten. Da sich der Boden nicht mal eben wegnehmen lässt, wird es mit der Zeit dort unten ziemlich stinkig. Dann wird auch noch mal wieder Wasser für uns geliefert. Da wir in dem brackigen Flusswasser unseren Watermaker nicht betreiben wollen, sind wir auf die Versorgung mit den 20 l Flaschen von Land aus angewiesen. Außerdem haben wir noch einmal drei Kanister Diesel bestellt und haben nun unsere Dieselvorräte wieder komplett. Mit über 800 l Diesel können wir nun beruhigt in Richtung Costa Rica starten. Unter Deck lassen wir heute außerdem unseren Lebensmittelvorräten mal wieder eine Generalinventur angedeihen. Ein paar Dosen haben es doch tatsächlich mal wieder geschafft sich dem Mindesthaltbarkeitsdatum zu nähern. Die entsprechenden Konserven werden schön aussortiert und separat gestaut. So können sie nicht in der Masse der Dosen versinken und nicht in Vergessenheit geraten. Außerdem finden wir ein paar Packungen Vollkornnudeln, die anscheinend das neue Zuhause von ein paar sehr winzigen Fliegen darstellen. Es handelt sich um Nudeln, die wir gerade erst in Panama gekauft haben. So ein Mist, war ich doch so froh, schöne Vollkornnudeln bekommen zu haben. Gegen 17 Uhr machen wir uns mal wieder zum Marina-Restaurant auf. Dort surfen wir eine Weile im Internet und setzen uns dann bis 19 Uhr mit ein paar anderen Seglern auf einen Drink zusammen. Dann geht es zurück an Bord, wo wir uns Rindergeschnetzeltes nach Madras-Art zubereiten. Leider stellt sich dabei heraus, dass unser Rinderfilet anscheinend tatsächlich durchgängig zäh ist. Pech gehabt! Hoffentlich bekommen wir nächste Woche in Manta ein wenig bessere Qualität. Nach dem Abendessen schauen wir uns heute zur Abwechslung mal ein paar Musik-DVDs an. Erst gibt sich Robbie Williams die Ehre, dann rockt Achim Reichel das Schiff. Wir tanzen und singen bis 23 Uhr kräftig mit, bevor wir mal wieder in die Kojen fallen.
Freitag, 7. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Scheinbar haben wir im Moment den entscheidenden Zentimeter Tiefgang mehr. Jedenfalls läuft seit dem wir Diesel getankt haben, unsere Toilette immer mit Salzwasser voll. Bisher ging das gut und sie ist dabei nicht übergelaufen. Wie gesagt, bisher. Denn heute finden wir leider morgens einen kleinen Teich in unserem Badezimmer vor. Also steht schon mal die erste Aufgabe nach dem Frühstück fest. Wir nehmen das Bodenbrett heraus und machen alles ordentlich sauber und trocken. Anschließend fährt Axel an Land und geht zum Markt einkaufen. Für heute Abend ist nämlich mal wieder ein gesellschaftlicher Programmpunkt angesagt. Während ich abends auf „Yohelah“ zum Shanghai spielen verabredet bin, hat Axel die Herren zur Pokerrunde geladen. Dafür wollen wir als Snack ein paar Krebsküchlein zubereiten. Krebsfleisch haben wir in der Dose, nur die frischen Zutaten müssen noch besorgt werden. Zurück an Bord begibt sich Axel auch direkt an die Zubereitung. Nach kurzer Zeit brutzeln die Küchlein lecker in der Pfanne und duften verführerisch durchs Schiff. Wir halten uns mit dem Naschen zurück und legen die Küchlein zum Abkühlen auf einen Teller. Anschließend belege ich die Küche und backe noch ein paar Brownies für den Nachtisch. Während die Brownies vor sich hin backen, fährt Axel noch mal zum Internetsurfen an Land. Ich bleibe an Bord und räume das Chaos in der Küche auf. Gegen 17.30 Uhr geht es dann los zu den Festivitäten. Als die ersten Jungs an Bord von Hello World eintrudeln, werde ich von Heather mit zu „Yohelah“ genommen. Während wir Damen uns dort mit Shanghai spielen amüsieren, wird auf Hello World hart gepokert. Gegen 22 Uhr bin ich um ein paar Cent reicher und Axel hat zum Glück nicht das Schiff verspielt. Wir räumen noch schnell auf und fallen wenig später in unsere Kojen.
Axel brutzelt seine leckeren Krebsküchlein
Samstag, 8. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Nach dem anstrengenden Abend von gestern, schlafen wir heute erst einmal schön aus. Während ich mich nach dem Frühstück an das Experiment wage zur Abwechslung mal Baguette zu backen, geht Axel mal wieder zum Markt und kauf noch ein paar Kleinigkeiten ein. Erfreulicherweise findet er dabei sogar einen Bund Sellerie, der sich unheimlich gut in unserer Fischsuppe machen wird. Das Baguette ist nach ca. 3 Stunden fertig und wird natürlich direkt angeknabbert. Sehr lecker! Wenn auch die Kruste nicht ganz so knusprig wie in Frankreich ist. Wir vertrödeln heute mal den Tag und fangen erst gegen 16 Uhr mit der Zubereitung unserer Fischsuppe an. Für heute haben wir nämlich Dan und Lorraine von der „Zephyrus“ zum Abendessen eingeladen. Die Beiden trudeln pünktlich um 18.30 Uhr ein und wir machen es uns im Cockpit gemütlich. Als Vorspeise reichen wir Bruscetta mit dem frisch gebackenen Baguette, dann eine köstliche Soup de Mer. Zum Nachtisch flambiert Axel dann noch ein paar Bananen. So lässt es sich leben! Nach interessanten Gesprächen und herrlichen Anekdoten machen sich Dan und Lorraine gegen 22.30 Uhr schließlich auf den Heimweg. Wir stapeln noch schnell die Teller aufeinander, zum Abwaschen fehlt uns jedoch die nötige Motivation. Das muss dann wohl bis morgen warten. Auf diese Weise schaffen wir es bereits gegen 23 Uhr in den Kojen zu liegen.
Netter Abend mit Dan und Lorraine
Sonntag, 9. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Heute ist Sonntag und da schlafen wir mal schön gemütlich bis 8.30 Uhr aus. Dann gibt es Frühstück im Cockpit. Wie es sich für einen Sonntag gehört natürlich mit Ei, Baguette, Orangensaft und Kaffee. Zur Abwechslung scheint heute übrigens mal richtig die Sonne! Nicht der bedeckte Himmel, den wir ansonsten gewohnt sind. Nach dem Frühstück steht dann erst einmal eine Abwaschorgie an. Wir brauchen eine ganze Stunde, bis alles weggespült ist. Ein Königreich für eine Spülmaschine! Anschließend fahren wir zum Marina-Restaurant hinüber und stellen erstaunt fest, dass hier ist zur Abwechslung mal rein gar nichts los. Und so gehört das Internet heute mal uns ganz alleine. Wir übertragen Daten, updaten Virenscanner und so weiter und so fort. Selbst das Foto von Gitti kann ich heute endlich herunterladen. Zum Mittagessen fahren wir kurz an Bord zurück. Axel bleibt an Bord und bastelt dort ein wenig. So wird endlich mal wieder der Außentemperaturfühler von unserem Thermometer mit einer neuen Batterie bestückt und der kaputte Ventilator im Achterschiff gegen einen neuen ausgetauscht. Ich fahre wieder zu meinem Laptop hinüber, den habe ich im Marina-Restaurant gelassen. Den kann man hier getrost tagsüber liegenlassen und so habe ich ihn ein wenig während meiner Abwesenheit weiter arbeiten lassen. Gegen 17 Uhr fahre ich wieder zurück zum Schiff und hüpfe noch schnell unter die Dusche. Dann kommen auch schon Rob und Teresa von der „Yohelah“ (was übrigens in Salish, einer nordamerikanischen Indianersprache, so viel wie Adler bedeutet) zu Besuch. Eigentlich sollten wir zwar bei ihnen an Bord zum Essen eingeladen werden, doch die Beiden haben heute ihr Boot auseinander genommen, um einen kaputten Wärmetauscher am Motor zu wechseln. Also haben wir spontan auf Hello World gewechselt. Alle Zutaten für das Essen bringen die Beiden jedoch mit und so steht Rob wenig später in unserer Küche und bereitet Pizzateig zu. Die Pizza wird dann ungewohnterweise auf dem Grill zubereitet. Eine super gute Idee, die wir sicherlich noch ein paar Mal wiederholen werden. Nach dem Essen zeigt uns Rob dann noch ein paar seiner Unterwasserfotos. Er hat mehrere Jahre im Roten Meer als Dive Instructor gearbeitet und dort viele, wunderschöne Fotos geschossen. Axel holt sich noch ein paar Tipps für bessere Fotos von ihm und dann ist es auch schon wieder 22.30 Uhr. Während unsere Gäste auf ihr eigenes Schiff zurück kehren, räumen wir noch schnell ein wenig auf und fallen kaputt in unsere Kojen. Es ist doch ganz schön anstrengend, wenn man täglich Gäste hat.
Teresa und Rob backen Pizza an Bord von Hello World
Montag, 10. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Für mich heißt es heute mal wieder früh aufstehen. Ohne Frühstück fährt Axel mich um 9 Uhr zur Marina hinüber, wo ich mich mit ein paar anderen Seglern verabredet habe. Gemeinsam mit Gisela und Frank von „Shared Dreams“ und Marjo und Rob von der „Taremaro“ laufe ich in etwa einer halben Stunde zum nächsten Örtchen. Dort soll angeblich jeden Montag ein toller Trödelmarkt stattfinden. Als wir dort ankommen, gibt es allerdings mehr oder minder nur Schrott. Da ich mich für Second-Hand-Klamotten und billige Stoffe nicht interessiere, erstehe ich nur eine neue Zitruspresse. Auch den Rückweg treten wir wieder gemeinsam zu Fuß an und sind innerhalb kürzester Zeit wieder zurück in Bahia. Ich surfe noch ein wenig im Internet, bevor Dan und Lorraine mich mit ihrem Dinghy zu Hello World zurück fahren. Axel war derweil mal wieder fleißig! Die Funkausrüstung wurde überarbeitet und außerdem hat er noch ein wenig Edelstahl poliert. Auch die restlichen, zwischenzeitlich mit Diesel gefüllten Kanister, sind jetzt ordentlich in den neuen Halterungen untergebracht. Um 13 Uhr können wir dann unseren neuen Freunden von „Hiatus“ und „Zephyrus“ zum Abschied winken. Beide Schiffe gehen in Richtung Panama und dann durch den Kanal in die Karibik. Schade, denn so werden wir sie so schnell wohl nicht wiedersehen. Umso erstaunter sind wir, als wir nur fünf Minuten später beide Yachten wieder in Richtung Bahia zurückkehren sehen. Bei „Zephyrus“ hat sich der Motor überhitzt und „Hiatus“ ist die Antriebsscheibe von der Wasserpumpe abgeflogen. „Hiatus“ kommt daher sogar unter Segeln wieder zurück. Wir hüpfen schnell in unser Dinghy und helfen den Beiden beim Festmachen an der Mooringboje. Anschließend setze ich Axel an Bord ab und fahre weiter zu Gisela rüber. Von ihr lasse ich mir ein paar Tipps bezüglich der Muschelkettenproduktion geben und bekomme außerdem einen Haufen toller Muscheln geschenkt. Die muss ich nun allerdings erst einmal verarbeiten… Gegen 17.30 Uhr bin ich dann wieder zurück an Bord. Nach dem Vorfall von „Hiatus“ und „Zephyrus“ hat Axel sich in der Zwischenzeit lieber den Motor noch einmal sehr genau angeschaut. Aber auch hier scheint weiterhin alles in Ordnung zu sein. Sehr beruhigend! , Zum Abendessen fahren wir heute mal wieder zum Marina-Restaurant rüber. Dort treffen wir auf die vier Rückkehrer und nehmen gemeinsam mit ein paar anderen Seglern ein nettes Abschiedsabendessen ein. Maye kocht heute persönlich und verwöhnt uns mit ein paar Leckereien auf Kosten des Hauses. Wir verabschieden uns nach dem Essen noch einmal von den Vieren und kehren schließlich an Bord zurück. Bevor es jedoch in die Kojen geht, koche ich noch schnell ein paar Pellkartoffeln für den morgigen Tag.
Trödelmarkt auf Ecuadorianisch
Dienstag, 11. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Ich plumse bereits um 7 Uhr aus der Koje und bereite noch vor dem Frühstück einen Rote-Bohnen-Kartoffelsalat. Axel steht ein Stündchen später auf und muss nach dem Frühstück auch schon wieder ran an die Arbeit. Bevor wir uns mal Ende der Woche mal wieder auf See begeben, wollen wir noch einmal unser Rigg checken. Dafür ziehe ich Axel in den Mast, der dort von oben bis unten alles akribisch durchguckt. Alles sieht ordentlich aus, nur die Fallen sind völlig verdreckt und der Mast müsste auch mal abgewaschen werden. Aber da müssen wir wohl auf einen kräftigen Regenschauer warten. Weiter geht es im Text. Ich hole unsere Wimpelkette aus der Versenkung raus und verziere damit unser Cockpit. Heute ist nämlich bekanntermaßen Karnevalsanfang und das will gefeiert werden. Gemeinsam mit Gisela von „Shared Dreams“ haben wir zum Karnevalsbrunch auf Hello World geladen. Pünktlich um 11 Uhr trudeln die Gäste ein. Natürlich sind Gisela und Frank mit dabei, gebürtige Rheinländer die nach Kanada ausgewandert sind. Außerdem kommen Teresa und Rob von „Yohelah“, sowie Maureen und Buzz von „Encore“. Zusammen geben wir eine bunte Truppe ab, die aus einem Arzt, zwei Fischern, zwei Piraten, einem Blumenmädchen und einem Fishfinder (sehr originelles Kostüm!) besteht. Viele unserer neuen Freunde sind leider auf dem Sprung oder bereits abgereist, so wird es eine kleine, aber feine Feier. Wir bringen den Amis ein paar deutsche Vokabel, wie „Alaaf“ und „Prost“ bei. Außerdem gibt es jede Menge leckeres Essen. Um 13 Uhr können wir dann noch einmal zum Abschied für „Zephyrus“, „Hiatus“ und heute auch noch „Secret of Life“ und „Aquamarin“ tröten. Alle vier Boote verlassen Bahia de Caraquez ohne Probleme und kehren nicht zurück. So langsam leeren sich die Reihen hier. Als nächstes sind wir dran und dann folgen in den nächsten Wochen noch weitere Boote in Richtung Panama, Costa Rica, Peru oder gar Chile. Nachdem wir unsere kleine Karnevalsfeier aufgelöst haben, fahren wir um 14 Uhr zum Marina-Restaurant rüber. Wir haben immer noch einiges im Internet zu erledigen. So will ich herausfinden, wie es mit der Bestellung und Lieferung nach Costa Rica aussieht. Man sollte zwar meinen, dass wir gerade erst Massen aus Deutschland mitgebracht hätten, aber es fehlen tatsächlich schon wieder ein paar Teile. Außerdem nehmen wir heute mal unsere Schoten mit an Land. Auch sie sind in den letzten Monaten ordentlich dreckig geworden und werden nun von uns mit Süßwasser gewaschen und gespült. Axel fährt schließlich mit den sauberen Leinen zum Schiff zurück und bastelt dort noch ein wenig herum. Zum Abendessen geht es kurz zurück an Bord, dann auf einen Cocktail in die Marina zurück. Mein Laptop ist in der Zwischenzeit mit einem Upload beschäftigt und schaufelt Megabyte um Megabyte durch die enge Leitung. Eigentlich wäre für uns heute auch noch ein Konzertbesuch angesagt, denn Kathy und Ron von der „Vilisar“ geben einen klassischen Liederabend im Museum. Da unser Upload jedoch zu lange dauert und wir ansonsten auch viel zu müde sind, kehren wir gegen 20 Uhr wieder zum Schiff zurück. Dort lesen wir noch ein wenig bzw. lösen Sudoku, bevor es recht früh gegen 21.30 Uhr in die Kojen geht.
Karnevalsstimmung an Bord von Hello World
Mittwoch, 12. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Auch heute klingelt der Wecker wieder um 7 Uhr. Wir machen uns schnell „behördenfein“, sprich ziehen eine lange Hose an, dann geht es um 8.15 Uhr zur Marina hinüber. Unser Taxifahrer Geovanny ist bereits da und wir können schnell ins Taxi springen. In 1 1/2 Stunden sausen wir durch die ecuadorianische Landschaft nach Manta. Seitdem wir das letzte Mal diese Strecke gefahren sind, hat sich tatsächlich einiges geändert. Die Bäume wachen so langsam aus ihrem Trockenzeitstadium auf und wir können ein zartes „Frühlingsgrün“ entdecken. Außerdem hat sich zu mindestens ein Teil der Straße vom Zustand her deutlich verbessert. Neuer Asphalt wurde aufgetragen und einige Schlaglöcher entfernt. Nur die letzten 20 km vor Manta sind gleichbleibend übel. Außerdem hat Autofahren in Ecuador immer etwas leicht abenteuerliches an sich. Aufgrund des schlechten Straßenzustandes wird schon mal gerne die andere Straßenseite genutzt. Und zwar so lange, bis nur noch gefühlte 5 m bis zum nächsten Entgegenkommer fehlen. Auch die Überholmanöver sind nicht unbedingt etwas für Passagiere mit Herzproblemen. Egal, wir kommen heil in Manta an und sind um Punkt 10 Uhr bei der Immigration. Schnell tapern wir ins Büro hinauf und sind auch gleich dran. Keine 10 Minuten später halten wir unsere gestempelten Pässe in der Hand und sind damit offiziell aus Ecuador ausklariert. Und das ganz ohne Probleme und neu erfundene Regulationen. Geht doch! Mit Hilfe von Geovanny fahren wir die nächsten drei Stunden von einer kleiner Ferreteria zur nächsten. Wir kaufen noch ein paar dringend benötigte Dinge, wie Edelstahlstrops, Epoxy Primer, Schlauchschellen und Isoliermatte. Nachdem wir den handwerklichen Teil abgearbeitet haben, geht es als Nächstes zur Paseo Mall. Hier gönnen wir uns bei KFC einen kleinen Mittagssnack, bevor wir uns in den Supermarkt stürzen. MiCommissariato bietet leider nicht alle gewünschten Lebensmittel, so dass wir anschließend auch noch zum SuperMaxi fahren. Dort bekommen wir sogar so seltene und doch sehr lieb gewonnene Dinge wie Camembert, H-Sahne, Leberpastete und Salami am Stück. Schwer beladen geht es um 15.30 Uhr wieder zurück in Richtung Bahia. Wir lassen unsere Bandscheiben ordentlich durcheinanderwirbeln und sind gegen 17 Uhr wieder zu Hause. Da unser Dinghy zu klein ist, um alle Einkäufe mit einem Mal zum Schiff zu transportieren, leihen wir uns kurzerhand ein größeres Dinghy. Nach einem erfrischenden Bierchen an der Bar geht es dann an Bord zu Stauen. Wir nehmen uns als Erstes der Frischwaren an und verstauen diese in unserer Kühlbox. Dann wird das mitgebrachte Fleisch fein zerteilt, entsehnt, entbeint und entfettet, bevor es portionsweise in die Tiefkühlbox wandert. Unsere vier Salamis teilen wir in kleine, handliche Stückchen und frieren diese ebenfalls ein. Natürlich nicht, ohne schon mal ein paar Hapse probiert zu haben. Gegen 20.30 Uhr haben wir es tatsächlich geschafft alle Frischwaren zu verstauen, nur die Konserven, Nudelwaren und Müslipackungen stapeln sich noch auf dem Salontisch. Doch die müssen wohl bis morgen warten, denn wir sind ziemlich kaputt und schaffen es nur noch ein wenig auf dem Salonsofa zu liegen, bevor wir endgültig in unsere Kojen verschwinden.
Wir transportieren unsere Einkäufe mit einem etwas größeren Dinghy zum Schiff
Donnerstag, 13. November 2008: Bahia de Caraquez 0 sm
Während ich bereits um 7 Uhr aus der Koje krabbel, bleibt Axel natürlich mal wieder ein Stündchen länger liegen. Step by Step fange ich an die übrig gebliebenen Sachen wegzustauen. Bis zum Frühstück hat sich auf diese Weise wenigstens ein wenig Raum zum frühstücken gebildet. Wir verspeisen Baguette und ein wenig von unserer neu erworbene Salami. Anschließend geht es weiter mit Aufräumen bis wir gegen Mittag alles weg gestaut haben. Dann kommt auch endlich Marinero Carlos mit seinem Gehilfen. Bevor wir hier ablegen, wollen wir noch einmal den Propeller gereinigt bekommen. Doch zuvor wir unsere Ankerkette Meter für Meter aus dem Wasser gehoben und mit einer Handbürste gereinigt. Ganz schön viele Algen und Muscheln haben sich hier bereits häuslich niedergelassen. Nachdem Propeller und Kette gereinigt sind, fahren wir schließlich wieder an eine Mooringboje. Da in den letzten Tagen ja einige Yachten weg gefahren sind, können wir uns jetzt wieder an eine Boje verholen. So bleibt unsere frisch gereinigte Ankerkette auch tatsächlich sauber. Während ich nach der Aktion gerade unter Deck verschwinden will, erschallt von Axel plötzlich der Ruf „Hund über Bord“. Von dem neben uns liegenden Fischerboot scheint einer der Hunde beim Spielen ins Wasser geplumst zu sein. Was nun? Wir zögern noch eine Weile, doch dann springen wir in unser Dinghy und machen uns auf zur Rettungsaktion. Der Hund treibt ziemlich hilflos mit dem Strom den Fluss hinauf und wir wissen nicht, ob er es auf diese Weise an Land schaffen würde. An Bord des Fischerbootes scheint kein Mensch anwesend zu sein, so dass wir dort keinen alarmieren können. Wir nähern uns vorsichtig dem ängstlich blickenden Hund, doch scheinen wir ihn mit unseren „Komm her“-Rufen nur noch mehr zu verängstigen. Er versucht vor unserem Dinghy wegzuschwimmen und lässt uns nicht an ihn heran kommen. Auf diese Weise gelingt es uns jedoch wenigstens ihn in die Nähe des Bootes zurück zu treiben. Schließlich kommen uns ein paar andere Boote zur Hilfe. Zu Dritt gelingt es uns schließlich den Hund zu einem der Boote zu treiben und dem darauf befindlichen Ecuadorianer ihn an Bord zu hieven. Noch ein Schubs mehr und der ziemlich entkräftigte Hund steht wieder an Deck des Fischerbootes. Wenig später nehmen wir dann erneut das Dinghy und fahren mit unseren Laptops zur Marina. Schließlich muss die Gelegenheit genutzt werden, noch einmal Emails abzuholen, per Skype zu chatten und unser Logbuch für eine Aktualisierung vorzubereiten. Gegen 17 Uhr kehren wir zurück zum Boot, nur um wenig später wieder aufzubrechen. Buzz und Maureen haben uns auf „Encore“ zu einer Runde Drinks eingeladen und wir geben fleißig Tipps für Panama und den Darien Jungle. Um kurz vor Sieben brechen wir dann alle gemeinsam auf und fahren zur Marina hinüber. Hier haben sich bereits Janet und George (Claire de Lune), Gisela und Frank (Shared Dreams) und Rob und Teresa (Yohelah) versammelt, um mit uns unseren letzten Abend in Bahia de Caraquez zu feiern. Zur Abwechslung gehen wir heute mal nicht im Marina-Restaurant essen, sondern machen uns auf den Weg zur „Muelle Uno“ in der Nähe vom Fähranleger. Hier soll es angeblich die besten Steaks der ganzen Stadt geben und das wollen wir natürlich noch einmal ausprobieren. Die Steaks erweisen sich auch tatsächlich als äußerst zart und schmackhaft und wir verbringen noch einmal einen netten Abend mit unseren Freunden. Es ist wirklich schade, dass wir einige von ihnen voraussichtlich nicht so schnell wiedersehen werden. Zurück in der Marina sammeln wir noch schnell unsere frisch gewaschene Wäsche auf und dann geht es auch schon wieder an Bord. Ich tippe noch fleißig diese Zeilen und hoffe, dass unsere Beschreibungen von Bahia de Caraquez und den gesellschaftlichen Ereignissen in der Seglerszene nicht allzu langweilig waren. Wenn alles gut geht, werden wir morgen Nachmittag endlich wieder einmal den Standort wechseln. Allerdings nicht wirklich weit, denn morgen wollen wir nur über die Sandbarre hinauf auf den Pazifik fahren. Geplant ist dann eine Nacht vor Bahia an der Außenseite zu ankern, bevor es am Samstag dann weiter zur Isla de la Plata geht.
Freitag, 14. November 2008: Bahia de Caraquez – Isla de la Plata 58,2 sm
Nachdem wir heute noch einmal schön bis 8 Uhr ausgeschlafen haben, machen wir das Schiff soweit abreisefertig. Als Erstes vergeuden wir fünf Flaschen Wasser (die großen 20 l Dinger) und entsalzen Hello World noch einmal ordentlich. Dann werden alle Dinge wie Kajaks und Kanister wieder ordentlich festgelascht, damit auch ja nichts auf See verloren gehen kann. Weiter geht es mit dem Dinghy an Land. Wir laufen zum Markt und verproviantieren noch einmal ordentlich Obst und Gemüse. Auch wenn wir nicht allzu weite Strecken zu segeln haben, werden wir doch wahrscheinlich erst in drei bis vier Wochen wieder an frische Sachen herankommen können. Zurück in der Marina bezahlen wir unsere Rechnung für die letzten Monate, checken noch einmal unsere Emails und nehmen ein letztes Mahl im Restaurant ein. Dann geht es zurück an Bord. Unser frisch gekauftes Gemüse wandert erst einmal in einen Waschbottich, damit wir uns nicht aus Versehen irgendwelche Käferchen einhandeln. Außerdem wollen 15 große Flaschen Trinkwasser in den Wassertank gefüllt werden. Wir haben unseren Watermaker ja noch nicht wieder in Gang und man weiß ja nie, was so alles passieren kann. Bei unserer Arbeit bekommen wir erst Gesellschaft von Rob und Teresa von „Yohelah“, die sich von uns verabschieden wollen. Die Beiden werden wir voraussichtlich in Costa Rica wiedersehen und wenn wir Glück haben auch später in der Südsee. Später kommen dann auch noch George und Janet von „Claire de Lune“ vorbei. Jan hat extra noch Cookies für uns gebacken, sozusagen als Wegzährung. Nachdem wir wieder allein an Bord sind, stellen wir leider fest, dass unsere Windinstrumente seit unserer Ankunft anscheinend ihren Dienst eingestellt haben. So ein Mist! Da muss Axel wohl noch mal in den Mast. Vielleicht lässt sich das Problem ja durch ein paar Tropfen WD-40 lösen. Allerdings nicht mehr heute, vielleicht können wir das ja am Ankerplatz erledigen. Um kurz nach 15 Uhr kommen schließlich zwei wichtig aussehende Herren von der Port Authority vorbei und inspizieren unser Boot. Wir müssen ein paar Fragen beantworten und bekommen schließlich das Okay auslaufen zu dürfen. Eine halbe Stunde später kommt dann Marinero Carlos zu uns an Bord. Heute fungiert er nämlich mal wieder als Lotse für uns. Er kennt den Weg über die Sandbarre ganz genau und, obwohl wir den genauen Weg bei der Einfahrt auf unserem Kartenplotter aufgezeichnet haben, wollen wir uns doch nicht alleine darauf verlassen. Wir sind ein wenig früh dran und so strömt es noch ganz gewaltig. Das Wasser läuft noch etwa einen halben Meter auf, so dass wir im Zweifelsfall bei Grundberührung noch ein paar Zentimeter Spielraum haben und wieder freikommen könnten. Doch trotz rasender Herzen bei Axel und mir geht natürlich mal wieder alles gut. Wir fahren ohne Probleme, wenn auch im Schneckentempo, um die Landspitze von Bahia de Caraquez herum und überqueren die Sandbarre. Carlos versichert uns mehrfach, dass es kein Problem gibt und wir verzeichnen an der flachsten Stelle ja immerhin noch 30 cm Wasser unter dem Kiel. Draußen herrscht allerdings eine ziemlich aufgewühlte See. Wir stampfen uns durch die Wellen ins Tiefwasser und Carlos verlässt uns mit Hilfe eines Pangas wieder. Nun haben wir Bahia de Caraquez also endgültig verlassen. An Ankern vor der Stadt ist allerdings überhaupt nicht zu denken. Ein bis zwei Meter hohe Wellen rauschen hier an und auch in zehn Meter Wassertiefe wird es mit dem Seegang nicht besser. Was also nun? Wir entschließen uns schließlich direkt in Richtung Isla de la Plata zu fahren. Zwar hatte man uns gewarnt die Thunfischmetropole Manta mit ihren zahlreichen Fischerbooten nicht unbedingt nachts zu passieren, doch bereits jetzt in Richtung Costa Rica aufbrechen wollen wir nun auch nicht unbedingt. Da Wind, Wellen und Strom genau von gegen an kommen, entschließen wir uns unseren Motor mal wieder ein wenig zu fordern. So stampfen wir munter in Richtung Südwesten und sind froh, dass wir im Restaurant zu Mittag gegessen haben. Zum Kochen haben wir bei dem Seegang nämlich wirklich keine Lust. Gut auch, dass wir Hello World zu mühsam entsalzen haben. Nun wäscht nämlich der Pazifik tonnenweise Wasser über unser Deck und alles ist wieder schön salzig. Wir passieren bereits in der Bucht von Bahia einige Fischerboote, kommen jedoch keinem zu nahe. Axel übernimmt um 21 Uhr schließlich die erste Wache. Doch an Schlafen ist für mich unter Deck nicht zu denken. Es rummst und scheppert unter Deck und im Seegang löst sich der Körper immer wieder unangenehm von der Matratze in die Luft hinauf.
Letzter Blick auf die Skyline von Bahia de Caraquez
Samstag, 15. November 2008: Isla de la Plata 0 sm
Unausgeschlafen löse ich Axel um Mitternacht ab und übernehme die Wache. Der Vollmond scheint hell und unser Radar läuft auf Hochtouren. So gelingt es uns allen Fischern, Netzen und kleinen Booten aus dem Weg zu gehen. Gegen 2 Uhr kommt Axel wieder hoch an Deck, auch er konnte leider nicht wirklich schlafen. Wir fahren die Ansteuerung auf die Isla de la Plata gemeinsam und erreichen gegen 3 Uhr früh die Insel. Mit Hilfe von Taschenlampe und Vollmond gelingt es uns ohne Probleme den Ankerplatz in der Bahia Drake zu finden. Wir schaffen es sogar eine der dort ausliegenden Mooringbojen zu erwischen. Allerdings zeigt unser Echolot auf diesem Platz nur 3,5 m an. Und das bei Hochwasser. Also reicht uns die Wassertiefe hier bei drei Meter Tidenhub bei Niedrigwasser auf keinem Fall aus. Dann nehmen wir halt doch den eigenen Anker. Wir lassen ihn in etwa 10 m Wassertiefe fallen, fahren ihn ordentlich ein und setzen uns erschöpft noch eine Weile ins Cockpit. Gegen 4 Uhr fallen wir dann ziemlich kaputt in unsere Koje, allerdings nur um eine Stunde später von unserem Ankeralarm geweckt zu werden. Erst halten wir es für einen der zahlreichen Fehlalarme, die wir während vorheriger Ankermanöver bereits öfter hatten. Doch dann stellt sich heraus, dass unser Anker tatsächlich slippt. Wir treiben langsam achteraus auf den Pazifik hinaus. Also Anker wieder hoch und einen erneuten Versuch starten. Beim Hochnehmen des Ankers kommt dann ein dickes Stück Fischernetz mit rauf. Vielleicht war das ja der Grund, warum der Anker geslippt ist. Der Ankergrund scheint hier außerdem nicht optimal zu sein. Der Meeresboden steigt ziemlich steil an, so dass sich der Anker nicht gut eingraben kann. Doch nach zwei weiteren Versuchen können wir ihn dazu überreden endlich zu halten. Wir krabbeln wieder in unsere Kojen und versuchen wenigstens noch ein bisschen Schlaf zu bekommen. Nichts desto trotz sind wir morgens um 7 Uhr wieder wach und stehen einigermaßen ausgeschlafen auf. Es gibt ein leichtes Frühstück im Cockpit, währenddessen sich Hello World munter mit ihrem Heck in Richtung Strand bewegt. Da wollen wir nun eigentlich ja nicht hin. Wenn zehn Meter neben einem die Brandung bricht, ist das nicht wirklich ein gutes Gefühl. Also macht Axel das Dinghy klar und bringt noch einen zusätzlichen Heckanker aus. Nun liegen wir schön mit dem Heck zur offenen See und in 15 bis 25 m Wassertiefe. Anschließend steigt Axel in seine Tauchklamotten und schaut sich unseren Anker einmal von unten an. Der Grund ist ziemlich mulchig und unser sonst so gut funktionierender Bügelanker hat sich nicht richtig eingegraben. Doch mit 80 m Kette fühlen wir uns trotzdem recht sicher, zumal wir ja jetzt auch noch einen Heckanker haben. Der Tag scheint ansonsten recht schön zu werden. Die Sonne scheint knallig und ich habe bereits nach kurzer Zeit mal wieder einen Sonnenbrand. Also bleibe ich für den Rest des Tages lieber im schattigen Cockpit bzw. wage mich nur noch langbeärmelt in die Sonne. Um uns herum können wir derweil zahlreiche Wasserschildkröten beobachten. Eine nach der anderen steckt ihren Kopf aus dem Wasser und scheint uns zu begutachten. Ein ganz zutrauliches Exemplar scheint ihre Liebe zu unserem Dinghy entdeckt zu haben und schwimmt die ganze Zeit um Bubbles herum. Während ich im Cockpit lese, will Axel nun endlich auch unseren Watermaker wieder in Betrieb nehmen. Da wir den Watermaker vor unserer Abreise konserviert haben, muss er jetzt eigentlich erst einmal eine halbe Stunde laufen, bevor wir das entsalzte Wasser in unseren Tank einfüllen können. Alles scheint auch normal zu laufen, an der Bordwand kommt ein satter Strahl salziges Restwasser und auch das Süßwasser strömt aus dem dafür vorgesehenen Wasserhahn. Nur der entstehende Gestank passt nicht wirklich zum sonstigen Betrieb. Wir halten es erst für den Geruch des Biozids, welches wir für die Konservierung benutzt haben. Doch dann stellt sich heraus, dass es im Gegenteil der Motor der Hochdruckpumpe ist, der so vor sich hinstinkt. Schnell stellen wir den Watermaker aus, doch anscheinend waren wir nicht schnell genug. Nachdem wir den Motor ausgebaut haben, stellen wir fest, dass die Spule völlig durchgebrannt ist. Schöne Scheiße! Nun haben wir also mal wieder ein richtiges Problem an der Backe. Ohne Wassermacher können wir natürlich kein Wasser machen. Zwar ist unser Tank im Moment schön voll, doch natürlich wird dieser Vorrat nicht für die nächsten drei bis vier Wochen reichen. Außerdem müssen wir nun mal wieder überlegen, wie wir an ein Ersatzteil ran kommen können. Da wir noch Garantie auf den Wassermacher haben, schicken wir erst einmal eine Email an den Hersteller. Vielleicht sitzt ja ausgerechnet in Manta/Ecuador oder irgendwo in Costa Rica ein Händler von Echotech. Dann bräuchten wir wenigstens unsere Reisepläne nicht schon wieder zu ändern. Wahrscheinlicher scheint uns allerdings zu sein, dass wir nach Panama City zurückkehren müssen, um den Motor dort reparieren zu lassen. Wieder einmal stellt sich also heraus, das Reisepläne zwar schön und gut sind, dass man jedoch immer ein wenig Raum für Alternativen lassen muss. Axel ist durch dieses Ereignis natürlich mal wieder total gefrustet und überlegt fieberhaft, warum der Motor nun eigentlich kaputt gegangen ist. Kann es vielleicht daran liegen, dass die Pumpe verstopft ist? Eigentlich nicht, denn wir haben ja sowohl Salzwasser als auch Süßwasser produziert. Kann es vielleicht an den Membranen liegen? Eigentlich auch nicht, denn dann wäre ebenfalls kein Wasser gekommen. Also ist vielleicht einfach tatsächlich der Motor kaputt gegangen. Wie dem auch sei, alles Grübeln hilft nicht, wir müssen nun unseren Wasserverbraucht erst einmal ordentlich einschränken. Außerdem müssen wir schauen, ob und wo wir im Zweifelsfall Wasser nachbunkern können. Während wir mit unseren Problemen an Bord beschäftigt sind, kommen in unserer beschaulichen Ankerbucht diverse Ausflugsboote und ein Fischer an. Erstere spucken ein paar Duzend Touristen aus und legen sich neben uns vor Anker bzw. an die Mooringbojen. Der Fischer, ein offener Panga mit vier Leuten an Bord, nutzt die Gelegenheit zum Flicken seiner Netze. Gegen 15 Uhr sammeln die Ausflugsboote dann wieder ihre Touristen ein und verschwinden in Richtung Puerto Lopez. Der Fischer bleibt noch eine Weile und geht erst bei Sonnenuntergang wieder auf See hinaus. Wir fahren gegen 17 Uhr mit dem Dinghy an Land und stellen uns bei den dort befindlichen Rangern vor. Die Isla de la Plata gehört zum Machalilla-Nationalpark und ist ein Naturschutzgebiet. Man sagt der Insel nach, dass sir Francis Drake hier seine Silberschätze vergraben hat und sie daher ihren Namen „Silberinsel“ trägt. Wahrscheinlicher ist allerdings, dass sie die Namensgebung auf die silbrig glänzenden Ausscheidungen der tausenden Vögel bezieht, die hier jeden Felsen verzieren. Die Ranger kümmern sich um die hier ansässige Vogelwelt und führen tagsüber die Touristengruppen über die Insel. Wir fragen in unserem brüchigem Spanisch an, ob wir die Insel auch besuchen dürfen und bekommen als Antwort, dass das kein Problem sei. Wir sollten einfach am nächsten Tag gegen 15 Uhr wiederkommen, wenn die Touristenboote weg seien. Wasser könnten wir ebenfalls bekommen. Na, dass klingt doch schon mal vielversprechend. Wir düsen wieder in Richtung Hello World, sehen jedoch ein kleines Stück entfernt ein richtiggehenden Tumult im Wasser und in der Luft. Also fahren wir erst ein Stück in die Richtung und erkennen, dass hier eine große Gruppe Delfine auf Jagd ist. Tausende Vögel kreisen dabei über ihnen und versuchen ihren Teil an der Beute abzustauben. Ein irres Schauspiel! Da wir uns mit unserem Schlauchboot nicht allzu weit hinaus wagen wollen, kehren wir nach wenigen Minuten zum Schiff zurück und schauen uns das Spektakel von dort aus weiter an. Nebenbei heizen wir den Grill an und brutzeln uns leckere Scampis. Dazu gibt es eine von Axels leckeren Aiolis, ein wenig Baguette und ein Gläschen Weißwein. Das Leben kann doch eigentlich ganz schön sein. Wenn da nur nicht immer diese blöden Reparaturen wären. Nachdem die Sonne untergegangen ist, begeben wir uns unter Deck und bereits um 20.30 Uhr auch schon in unsere Kojen.
Unser neuer Nachbar
Sonntag, 16. November 2008: Isla de la Plata 0 sm
Wer früh ins Bett geht, kann bekanntlich auch früh aufstehen. Ich plumpse also gegen 6.30 Uhr aus dem Bett und mache erst einmal einen Kaffee. Axel hält wie üblich ein wenig länger in den Federn aus, doch auch er ist heute bereits um 7.30 Uhr wach und munter. Heute scheint das Wetter leider nicht ganz so gut zu sein. Die Sonne versteckt sich hinter dicken Wolkenbergen und es ist erstaunlich kühl. Das muss wohl am Humboldtstrom liegen, der auch die Wassertemperatur auf kühle 22°C gebracht hat. Das hält uns allerdings nicht ab, uns in unsere Tauchklamotten zu schwingen. Wir wollen mal wieder ein wenig in Übung kommen, bevor wir uns auf Cocos Island an die Erkundung von Haien machen. Also geht es an der Ankerkette hinab bis auf den Grund. Ich habe mal wieder Probleme mit dem Druckausgleich und kommen nur langsam voran. Komisch, denn mit meiner Spezialmaske, die auch die Ohren mit einschließt, hatte ich ansonsten überhaupt keine Probleme mehr damit. Vielleicht liegt es daran, dass wir jetzt bereits seit einem halben Jahr nicht mehr getaucht haben. Axel hat seine neue Kameraausrüstung mit dabei und schießt ein paar Probefotos. Neben ein paar wenigen Fischen können wir auch ein paar unserer Schildkrötenfreunde beobachten. Auch der Anker wird heute mal abgelichtet, wobei sich herausstellt, dass wir den Heckanker zielgenau in eine Art Kasten geworfen haben. Nach 15 Minuten geht es wieder aufwärts und zurück an Bord. Während Axel dort direkt an seinen Laptop verschwinden und seine Fotos auswertet, löse ich mal wieder ein paar Sudokus im Cockpit. Während wir unter Wasser waren, sind mal wieder zahlreiche Ausflugsboote angekommen. Auch ein paar Fischer haben sich wieder an die Mooringbojen gehangen. Scheinbar verbringen sie hier den Tag, bevor es nachts auf See zum Fischen geht. Wir finden es immer wieder unheimlich erstaunlich, wie es diese Männer auf den kleinen Booten aushalten. Die Pangas sind völlig offen und vielleicht gerade einmal 4-5 m lang. Trotzdem entdeckt man sie selbst hunderte von Seemeilen draußen vor der Küste. Für große Vorräte an Wasser oder Lebensmitteln fehlt augenscheinlich der Platz. So kommt es häufig genug vor, dass die Fischer einen auf offener See ansteuern und um Wasser oder Lebensmittel bitten. Wenn man bedenkt, wie wenig man anschließend für frischen Hochseefisch auf dem Markt bezahlt, kann man dem harten Fischeralltag nur umso mehr Respekt zollen. Nachdem die Tagesausflüger schließlich die Insel wieder verlassen haben, machen wir uns um 15 Uhr auf den Weg an Land. Die beiden Ranger warten schon auf uns und wandern auch direkt mit uns los. Pedro voran und Carlos hintendrein. Dabei legen die Beiden ein Tempo vor, welches für uns schon nahe an Jogging kommt. Nach etwa einem halben Kilometer erreichen wir auf diese Weise eine steile Treppe mit gefühlten 150 Stufen. Wir sind bereits nach der Hälfte ziemlich kaputt und müssen erst einmal eine kleine Verschnaufspause einlegen. Dabei machen es mir die ungefähr fünf Kilo Kameraequipment und Wasser, die ich auf dem Rücken mit mir herumschleppe, nicht wirklich leichter. Irgendwann haben wir es jedoch geschafft und haben einen tollen Überblick über die Insel. Nach rechts geht es den Punta Machete Pfad entlang. Laut Karte soll man hier angeblich Albatrosse, Blaufußtölpel, Maskentölpel und Seelöwen sehen können. Allerdings beginnt der Pfad mit etwa 100 weiteren Stufen. So entscheidet sich unser Guide doch lieber den Punta Escalera Pfad einzuschlagen. Hier soll man laut Plan Fregattvögel, Rotfußtölpel und Tropicvögel zu sehen bekommen. Zwar geht es auch hier erst einmal bergan, doch nachdem sich Axel bereit erklärt den Rucksack an meiner Stelle zu tragen, geht es einigermaßen leicht voran. Bereits nach wenigen Metern treffen wir auf die ersten Blaufußtölpel. Auch die Natur scheint sich also nicht unbedingt an Pläne zu halten. Die Vögel brüten mitten auf dem Weg und fangen bei unserem Anblick natürlich sofort an zu schnattern. Wir machen jeweils einen Bogen um sie herum und können zahlreiche tolle Fotos schießen. Warum ich mein Megateleobjektiv allerdings mitgenommen habe, weiß ich allerdings nicht so genau. Auch das Stativ ist eher überflüssig angesichts der Tatsache, dass man allerhöchstens 2 m von den Vögeln entfernt ist. Immerhin das Wasser haben wir nicht umsonst mitgeschleppt. Schnell ist die erste Falsche geleert und wir sind völlig durchgeschwitzt. Nur gut, dass es heute nicht allzu sonnig ist. Nachdem wir zahlreichen Blaufußtölpelnester passiert haben, gelangen wir an einen Abhang mit einem schönen Blick zur Ostspitze der Insel. Nebenan brüten außerdem zahlreiche Fregattvögel in den Bäumen. Die Jungtiere lassen dabei doch einiges an der Eleganz der Eltern vermissen und sehen eher aus wie gerupfte Hühner. Während wir gerade denken, dass wir den größten Teil der Strecke jetzt wohl bewältigt hätten, gibt uns unser Guide Pedro zu verstehen, dass wir noch den gesamten Weg zur Ostspitze vor uns haben. Und natürlich auch zurück. Puh, dass wird anstrengend! Wir bahnen uns als nächstes den Weg einen steilen Abhang hinunter, passieren weitere Blaufußtölpel und gelangen schließlich an der Ostspitze in das Brutgebiet von den etwas größeren Maskentölpeln. Keine Spur von Rotfußtölpeln oder Tropicvögeln, aber egal, auch von den Maskentölpeln können wir ein paar schöne Fotos machen. Weiter geht es an der steilen Südküste entlang, bis wir schließlich wieder bergauf wandern müssen, um den Aussichtspunkt zu erreichen, wo sich die beiden Rundwege trennten. Wir sind beide völlig kaputt, während unsere beiden Guides augenscheinlich nicht mal außer Atem sind. Glatte 2 1/2 Stunden später sind wir wieder zurück bei dem kleinen Rangergebäude. Laut unserer Inselbeschreibung sind für diesen Rundweg von 5 km Länge eigentlich vier Stunden Zeit zu veranschlagen. Aber wenn man im Joggingtempo läuft, geht es halt auch schneller. Wir füllen noch schnell unseren Faltkanister und unsere Solardusche mit Wasser von der Rangerstation und machen uns dann auf den Weg zurück zum Schiff. Unseren beiden Guides geben wir jeweils 20 US-$ für die Tour. Wir sind sicher, dass die Beiden das Geld in die eigene Tasche stecken und nicht an die Parkverwaltung weiter geben. Offiziell müsste man für den Besuch der Insel nämlich 15 US-$ pro Person Eintritt bezahlen, sowie zwischen 25-35 US-$ für die Tour über die Insel. Zurück an Bord trinken wir erst einmal gierig ein großes Alsterwasser bevor wir bei untergehender Sonne unter Deck verschwinden. Dort gibt es nur noch ein paar Scheiben Brot zum Abendessen, bevor wir bereits wieder um 20 Uhr in unseren Kojen verschwinden. So ein Seglerleben kann echt ganz schön anstrengend sein!
Blaufußtölpel auf der Isla de la Plata
Montag, 17. November 2008: Isla de la Plata 0 sm
Mit leichtem Muskelkater stehen wir heute erst gegen 7.30 Uhr auf und gönnen uns zum Frühstück ein wenig frische Ananas vom Markt in Bahia. Nachdem wir so einigermaßen gestärkt sind, nehmen wir uns heute mal unseres Windanzeigers an. Dafür ziehe ich Axel bis ganz zur Mastspitze hoch. Er montiert die Windfahne ab und wir schauen uns das Teil anschließend unter Deck etwas genauer an. Scheinbar ist die Platine leicht korrodiert und sorgt so für falsche Angaben bei der Windrichtung. Das gleiche Problem hatten wir dummerweise bereits während unserer Ostseeumrundung. Das Teil wurde damals anstandslos ersetzt und natürlich haben wir nicht daran gedacht ein passendes Ersatzteil mitzunehmen. So ein Mist! Auch da müssen wir uns jetzt Ersatz für besorgen. Die Wassermacherfirma hat sich bisher leider auch noch nicht gemeldet. Dabei dürften sie unsere Email eigentlich aufgrund der Zeitverschiebung schon lange bekommen haben. Wir freunden uns derweil mit dem Gedanken an, dass unser nächstes Ziel wohl Panama City heißen wird. Dort wissen wir wenigstens, dass wir entsprechende Ersatzteile bekommen können. Außerdem würden wir auf diese Weise ein paar unserer Freunde aus Bahia de Caraquez unerwartet früh wieder sehen können. Und nach Costa Rica und zur Cocos Island könnten wir ja anschließend immer noch fahren. Vorher besprühen wir die Platine allerdings noch einmal ordentlich mit WD-40 und Wetprotect und hoffen, dass es so vielleicht einfach wieder funktioniert. Ich ziehe Axel wieder in den Mast und er montiert den Windanzeiger. Zurück am Boden schalten wir gespannt die Windinstrumente ein, können jedoch keine Verbesserung feststellen. Zwar geht nach wie vor die Anzeige für die Windgeschwindigkeit, doch die Windrichtung ist nicht mehr festzustellen. Nun denn, dann bringen wir halt aushilfsweise die gelben Bänder von ein paar Mülltüten an den Wanten an. So können wir mit Hilfe der Müllbeutelnavigation wenigstens einigermaßen die Windrichtung erahnen. Anschließend füllt Axel noch schnell die verbrauchte Luft in unsere Tauchflaschen. So kommt endlich nach langer Zeit mal wieder unser Kompressor zum Einsatz. Viel haben wir ihn bisher ja noch nicht gebraucht, aber dass wird sich hoffentlich in der Südsee bald ändern. Während wir den Rest des Tages so vor uns hin basteln, kommt schließlich auch Nachricht von unserem Watermaker Hersteller. Er sieht es genauso wie wir und meint, dass nur einfach der Motor kaputt gegangen sein wird. Er bestätigt zudem, dass wir noch Garantie haben und wir den Motor einfach einschicken sollen. Der wird dann geprüft und entweder repariert oder gleich neu geschickt. Vertreter der Firma gäbe es in Panama, Costa Rica oder Ecuador leider nicht. Ein Versand nach Panama sei allerdings per FedEx kein Problem. Allerdings ist das mit dem Verschicken unserer Erfahrung ja nicht immer so einfach. Erstens kostet es unheimlich viel und zweitens dauert es schon mal deutlich länger. Mal schauen, was uns dazu einfällt. Aber inzwischen kennen wir ja schon immerhin ein paar Leute, die wir in Panama kontaktieren können. Also schreiben wir mal wieder ein paar Emails in die Welt hinaus. Nur gut, dass wir für solche Fälle Emails über Funk oder Satellitentelefon verschicken können. So sind wir wenigstens nicht völlig hilflos mitten in der Pampa. Am Ende des Tages haben wir auf diese Weise dann herausgefunden, dass wir die Ersatzteile für unsere Windmessanlage bei einem Raymarine Händler in Panama City bekommen können. Die Watermakerteile können wir uns am Besten in die Flamenco Marina schicken lassen. Der Versand dauert in etwa zwei bis drei Tage und sollte damit kein größeres Problem darstellen. Allerdings kostet er uns mal wieder satte 380 US-$ Porto! Wir entschießen uns daher den kaputten Motor nicht an den Hersteller zu schicken und auf unsere Garantie zu bestehen. So müssen wir den neuen Motor samt Pumpe zwar voll bezahlen, können jedoch den alten Motor eventuell reparieren lassen und später als Ersatzteil verwenden. Unser nächstes Ziel heißt also mal wieder Panama City. Das hätten wir wirklich nicht gedacht, dass wir dorthin noch einmal zurückkehren würden!
Hello World von oben