Sechsunddreißigster Teil unserer Reise in Auckland mit einem Kurzbesuch in Deutschland vom 20. Januar bis 20. Februar 2010. Da wir in dieser Zeit nicht wirklich viel unternommen haben, gibt es diesen Abschnitt ausnahmsweise mal in Kurzform.
Mittwoch, 20. bis Montag, 1. Februar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Die Tage verlaufen recht ruhig und einheitlich. Axel bekommt Massagen für seinen Rücken, ich surfe viel im Internet und arbeite an unserer Webseite. Nebenbei repariert Mechaniker Ian unseren Motor. Tatsächlich erweist sich am Ende eine undichte Zylinderkopfdichtung als der Übeltäter. Ansonsten putzen und schrubben wir das Schiff, räumen hier und da auf und lassen es uns ansonsten gut gehen. Die Abende verbringen wir meistens vor dem Fernseher und schauen uns eine Folge „Emergency Room“ nach der anderen an. Unterbrochen wird die Ruhe nur durch ein Treffen mit Krista und Richard von „Karma“. Die Beiden wollen in den nächsten Tagen die Marina verlassen und ein wenig den Hauraki Golf erkunden. Auch mit Jörg und Dörthe treffen wir uns mal wieder zum Grillen und genießen eine nette Zeit miteinander. Auch ein wenig Shoppen darf in diesen Tagen nicht fehlen. Da es für Axel kurz nach Deutschland geht, um den 70ten Geburtstag seines Vaters zu feiern, braucht er dringend einen neuen Wintermantel. So etwas haben wir nämlich nun wirklich nicht an Bord. Am Vorabend zum Auckland Anniversary werden wir dann mit einem schönen Feuerwerk beglückt. Etwa 20 Minuten wird über dem Viaduct Harbour gezündelt was das Zeug hält. Beim Auckland Anniversary wird übrigens die Ankunft von William Hobson, dem späteren Gouverneur von Neuseeland, vom 29. Januar 1840 in der Bay of Island gefeiert. Am 1. Februar ist es dann mal wieder so weit. Ich werde ein Jahr älter und darf mir dieses Jahr den Feiertag mit Auckland teilen. Uns zu Ehren wird ein Seafood Festival veranstaltet und was gibt es besseres für mich als ein ordentliches Seafood Menü zum Geburtstag geschenkt zu bekommen.
Leckeres Geburtstagsessen
Dienstag, 2. Februar bis Donnerstag, 4. Februar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Auch die folgenden Tage verlaufen weiterhin geruhsam. Axels Rücken wird dank der Massagen täglich besser und wir haben langsam Hoffnung, dass er den langen Flug nach Deutschland einigermaßen gut überstehen wird. Nebenbei bringen wir unsere Datensicherungen mal wieder auf den neusten Stand, übersetzen einige englische Teile unserer Webseite, isolieren den Motorraum mit etwas stärker dämpfenden Material und treffen uns auch diese Woche mal wieder mit Jörg und Dörthe. Diesmal allerdings zu gemeinsamen Abendessen mit Livemusik.
Netter Abend mit Live-Musik
Freitag, 5. Februar bis Samstag, 6. Februar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Am Freitag heißt es für Axel und mich nach langer Zeit erst einmal Abschied von einander zu nehmen. Zum Glück ja nur für 12 Tage, denn genau so lange wird Axel in Deutschland sein. In Deutschland erwarten ihn eine Geburtstagsfeier, Treffen mit Familie und Freunden und auch einige Vorbereitungen für unseren weiteren Reiseverlauf im Jahre 2010. Nach viel hin und her Überlegen haben wir uns nämlich entschlossen Hello World ab April per Frachter zurück nach Hause zu verschiffen. Viele Dinge spielen in diese Entscheidung hinein. Von Anfang an hatten wir uns eine Auszeit von etwa fünf Jahren vorgenommen. Und nun sind wir doch tatsächlich auch schon vier Jahre an Bord unterwegs. Über die Strecke von Deutschland bis Neuseeland waren wir uns dabei auch von Anfang an eigentlich immer völlig im Klaren. Nicht jedoch über den weiteren Reiseverlauf. Die kürzeste Strecke durchs Rote Meer ist aufgrund der Piratensituation für uns derzeit nicht akzeptabel. Zu unsicher sind uns die Bedingungen dort und mit Piraten wollen wir uns nun wirklich nicht herumärgern müssen. Die Strecke rund Südafrika und das Kap der Guten Hoffnung bietet auch nicht optimale Bedingungen. So hat es unsere Freunde Judith und Sönke von der „Hippopotamus“ dort gerade ziemlich umgehauen. Wir würden von dort im Zweifelsfall wohl auch die lange Route über Brasilien und die Karibik nach Hause gewählt haben. Eine Strecke, die bei unserem gemütlichen Reisetempo wohl zwischen zwei und drei Jahren Zeit in Anspruch nehmen würde. Das ist für uns jedoch gedanklich wiederum zu viel Zeit, um wieder zurück in Deutschland zu sein. So haben wir uns bereits seit längerer Zeit mit dem Gedanken beschäftigt unser Schiff einfach auf einen Frachter zu stellen und so zu sagen auf dem Expressweg nach Hause bringen zu lassen. Fraglich war dabei eigentlich nur der Zeitpunkt für das Unternehmen. Vieles sprach dafür einfach noch ein zweite Saison in der Südsee dran zu hängen und dabei Tonga, Neukaledonien und Vanuatu zu erkunden. Erstaunlicherweise überwiegte bei uns letztendlich aber doch der Drang endlich mal wieder den Geist ein wenig mehr anzustrengen und wieder arbeiten zu gehen. Das klingt selbst in unseren Ohren ein wenig komisch, ist aber tatsächlich so. Wir sind im Moment richtig scharf darauf mal wieder geschäftlich unterwegs zu sein, Verhandlungen zu führen oder ganz schnöde im Büro zu sitzen. Es ist auch nicht etwa so, dass wir die Schnauze vom Blauwassersegeln voll hätten. Ganz im Gegenteil, in etwa zehn Jahren wollen wir auf jeden Fall noch einmal auf Langfahrt gehen. Dann allerdings ohne Zeitlimit. Das hat uns an unserer Reise nämlich als Einziges bisher nicht gefallen. Die Notwendigkeit an vielen Orten nur kurz bleiben zu können oder gar ganz vorbei zu fahren. Auf den Titel „Weltumsegler“ müssen wir damit zwar nun erst einmal verzichten, aber dafür macht man so eine Reise ja nun wirklich nicht! Wie dem auch sei, Axel fliegt nun erst einmal nach Deutschland und ich lasse es mir in Neuseeland weiterhin gut gehen. Damit keine Einsamkeit aufkommt, gehe ich am Samstag erst einmal mit Dörthe und Jörg und deren Nichte Annika zu den Feierlichkeiten des Waitangi Days. Das Ereignis startet mit einer Willkommenszeremonie, dem Powhiri. Dann wird der Kriegstanz Haka aufgeführt und anschließend stundenlang geredet und gebetet. Gefeiert wird übrigens die Vertragsunterzeichnung der einheimischen Maori mit den Briten. Nicht unbedingt ein Vertrag, den jeder Maori gerne feiert. Nebenbei laben wir uns an örtlichen Spezialitäten wie Whitebait Fritters (so etwas wie Rührei mit winzigen Fischlein) und Hot Hongi (im Erdofen gegartes Fleisch und Süßkartoffeln).
Begrüßungszeremonie am Waitangi Day
Sonntag, 7. Februar bis Dienstag 9. Februar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Während Axel in der Kälte hockt und einen Termin nach dem anderen hat, lasse ich es in Neuseeland etwas wärmer und geruhsamer angehen. Die Tage vergehen schnell und ich vertreibe mir die Einsamkeit mit Schmuckherstellung, der Reiseplanung für unseren geplanten Trip zur Südinsel und einem Thai Seafood Kochkurs mit meiner Freundin Geraldine von „Blue Dawn“.
Geraldine und Brit bei Thai Seafood Kochkurs
Mittwoch, 10. Februar bis Freitag, 12. Februar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Auch die folgenden Tage vergehen nicht weniger langweilig. Ich mache mit Geraldine die Schmuckzubehörläden der Gegend unsicher, treffe mich mit mit zahlreichen Damen zum Kaffeekränzchen des American Women’s Club und besuche den hübschen Zoo von Auckland. Der Zoo bieten seinen Bewohnern wunderschöne, große Gehege, ist jedoch leider mit nur sehr wenigen Tieren ausgestattet. So tummelt sich in der riesigen Elefantenlandschaft nur ein einziger Elefant. Der darf dafür schon mal durch den Zoo spazieren gehen und begegnet mir dann auch gleich beim Herumbummeln. Insbesondere tun es mir aber die lauthals heulenden und brüllenden Siamangs an. Einer der beiden Siamangs lässt sich genau vor mir nieder und scheint mir direkt in die Augen zu schauen. Was er mir bloß vermitteln will?! Auf jeden Fall ein wunderschönes Fotomotiv und entsprechend glüht die Kamera. Ein Highlight des Zoos sind natürlich auch die Kiwis. Sie sind nachtaktiv und werden daher in einem abgedunkelten Bereich unter Rotlicht gezeigt. Leider kann bei solcher Beleuchtung und den hektisch umher wühlenden Kiwis die beste Kamera nicht mithalten und so bleiben die gemachten Fotos leider ohne viel Aussagekraft.
Auge in Auge mit einem Siamang Gibbon
Samstag, 13. Februar bis Dienstag, 16. Februar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Nach einer erlebnisreichen Wochenende genieße ich das Wochenende mal völlig in Ruhe. Das Wetter lockt ebenfalls nicht zu Ausflügen und so sitze ich viel im Cockpit in der schützenden Kuchenbude und designe ein paar Schmuckstücke. Auch unsere Reise zur Südinsel wird zu Ende geplant und schließlich auch gebucht. Diesmal wollen wir uns statt mit dem Wohnmobil per Auto durch die Gegend bewegen. Da Hotels in einigen Gegenden rar gesät sind, buche ich bereits alles im voraus und melde uns außerdem schon für einige Ausflüge an. Das wird eine spannende Reise werden und es gibt dann hoffentlich auch mal wieder ein wenige spannendere Sachen zu berichten, als das in den letzten Wochen der Fall war. Auf jeden Fall freue ich mich jetzt schon auf die vielen spektakulären Fotomotive! Unterbrochen wird die Geruhsamkeit ein wenig durch die Sorge um unsere Freunde Leslie und Philip von Carina. Die haben sich nämlich entschlossen in Tonga an einer Mooringboje zu überwintern und werden nun von einem Zyklon der Stärke 4 bedroht. Die Beiden haben das Schiff soweit sturmfest gemacht und ziehen nun für die nächsten Tage in ein Hotelzimmer um. Hoffentlich geht alles gut! Immerhin werden bei Zyklon Rene Windgeschwindigkeiten bis 110 kn erwartet, in Böen sollen es gar 135 kn werden. Das mag ich mir gar nicht vorstellen, wie sich das anfühlen muss. Mir waren die etwas über 50 kn auf der Fahrt von Bora Bora nach Niue schon deutlich ausreichend. Auch Tahiti wurde übrigens erst vor ein paar Tagen von einem Zyklon getroffen. Auch dort überwintern Freunde von uns, doch scheinbar ist ihnen nichts passiert. Am Montag kommt dann zum Glück auch Nachricht von Leslie und Philip. Die Beiden haben den Zyklon völlig unbeschadet überstanden und „Carina“ hat nur einen kleinen Wassereinbruch über einen der Doradelüfter erlitten. Den Dienstag verbringe ich dann mal wieder „aushäusig“. Zusammen mit Mindy, Suzanne, Lauren und Stacey geht es zur Wesley Primary School. Die Schule liegt in einem der ärmeren Viertel von Auckland und wird hauptsächlich von Maorikindern besucht. Vor kurzem bekam man eine Spende von ganzen 4.000 Büchern für die Bücherei. Damit die Kinder diese Bücher nun ausleihen können, müssen sie jedoch erst erfasst und mit einem Schutzumschlag versehen werden. Das Erfassen hat die Bibliothekarin erledigt und nun sind die Damen des American Women’s Club mit dem Einschlagen dran. Da helfen wir Segler natürlich gerne mit.
Wir bekommen erklärt wie man Bücher mit einem Schutzumschlag versieht
Mittwoch, 17. Februar bis Samstag, 20. Februar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Am Mittwochnachmittag ist die Zeit der Einsamkeit endlich wieder vorbei und ich kann Axel am Flughafen abholen. Das Ereignis wird mit einem schöne Thaicurry mit Jakobsmuscheln gefeiert. Ist doch irgendwie netter für zwei Personen zu kochen, als sich abends schnell eine Sättigungsgrundlage fertig zu machen. Donnerstag und Freitag vergehen in Ruhe und mit einem leicht Jetlag-geschädigten Axel. Erst am Samstag kommt wieder ein wenig Action ins Leben. Da geht es nämlich zum Wine, Food and Music Festival nach Devonport. Wir probieren uns durch die verschiedenen Weine, essen indische, türkische und französische Spezialitäten (ja, wo sind denn eigentlich die typisch neuseeländischen Speisen), schlagen einen bogen über die „echt“ Thüringer Bratwurst und trinken Unmengen an Wein. Auch so etwas muss einmal sein, auch wenn wir gegen 16.30 Uhr bereits wieder sehr gesittet an Bord sind 😉
Was geht es uns gut!