Nachhaltig an Bord unterwegs

Bei unserer letzten Segelreise konnten wir bereits sehen, welche Unmengen an Müll und insbesondere Plastikmüll auf den Weltmeeren herumschwimmen. Eine unbewohnte Insel erkannte man daran, dass sich wahre Müllberge am Strand angesammelt hatten. Von Plastikflaschen, über Babytoilettentöpfchen bis hin zu den ominösen einzelnen Flipflops. Kein schöner Anblick und definitiv nicht gut für die Natur und die Lebewesen im und am Meer.

Für uns stand daher bereits vor dem Kauf von „La Ola“ fest, dass wir möglichst viel auf Einwegplastik an Bord verzichten wollen. Leider geht es – noch nicht – ganz ohne Plastik an Bord, aber einige Produkte konnten wir ersetzten und möchten diese hier gerne vorstellen. Auch wenn man an Land wohnt, schadet es definitiv nicht, wenn man auf Einwegplastik etc. verzichtet!

Duschgel und Seife

Lange habe ich gesucht, bis ich die richtige Lösung gefunden habe. Die ersten Tests fanden mit festem Duschgel statt, also mehr oder minder althergebrachten Seifenstücken. Diese führten aber relativ schnell zu klebrigen Belegen in der Dusche und auch das Einseifen war kein besonders erquickendes Erlebnis. Die Überlegung Duschgel im Großkanister mitzunehmen und Mehrwegflaschen damit nachzufülllen, verwarfen wir aufgrund des Gewichtes und Platzbedarfes ebenfalls sehr schnell.

Die Lösung kam schließlich mit Duschgelpulver zum Selberanmixen. Bei meiner Recherche bin ich auf die Produkte von „Seifenbrause“ https://www.seifenbrause.de/ gestoßen und die ersten Tests verliefen sehr positiv. Das Duschgel kommt in einzelnen Papiertütchen, die jeweils für 200 ml Duschgel reichen. Ein Jahresvorrat besteht aus 12 Tütchen und kostet aktuell 39,95 Euro. Pro 200 ml liegt man also bei ca. 3,30 €. Die Herstellung des Duschgels ist denkbar einfach. Man füllt den Inhalt eines Tütchens in eine Mehrwegpumpflasche und füllt mit 200 ml Wasser auf. Das war’s! Da man Wasser sowieso an Bord hat und die Duschgelpäckchen sehr leicht sind und wenig Platz weg nehmen, fanden wir die Lösung ideal. Auch der Duschtest war bisher sehr positiv. Wir haben zwischenzeitlich verschiedene Duftsorten ausprobiert und finden alle sehr angenehm riechend und nicht zu aufdringlich. Das Duschgel ist durch die Verwendung von Weizen-Proteinen angenehm cremig auf der Haut und für uns dank PH-Neutralität bisher auch sehr gut verträglich.

Neben Duschgel gibt es bei „Seifenbrause“ auch Handseife, die wir ebenfalls als Jahresvorrat mit an Bord genommen haben. Die Handseife lässt sich genauso wie das Duschgel anmixen und ist ebenso cremig und angenehm im Gebrauch. Laut Angaben des Herstellers sind die Produkte biologisch abbaubar und es werden 90% CO2 im Vergleich zu herkömmlichen Produkten eingespart.

Im Hinblick auf Haarshampoo bin ich leider noch nicht wirklich fündig geworden. Ein nachhaltig produziertes, biologisch abbaubares Shampoo, was meine Haare nicht in einen kratzigen Wischmop verwandelt, suche ich noch. Wer einen Tipp hat, bitte gerne melden!

Deo

Ebenfalls täglich im Einsatz ist in der Regel Deo bei uns. Ob Pumpflasche, Spray oder Roller, in der Regel ist immer Einwegplastik im Spiel. Über Wirksamkeit und Verbrauchsmenge lässt sich natürlich auch trefflich diskutieren. Ich bin bereits vor einiger Zeit auf Kristallsalz-Deo umgestiegen, da es aus meiner Sicht sehr gut wirksam ist und ein Stick sehr lange hält. Gestört hat mich dabei jedoch immer die Plastikverpackung. Für den Umzug an Bord habe ich daher ein wenig recherchiert und bin auf „Biork“ gestoßen. Biork besteht aus einem Potassium-Alum-Kristall und ist 100% natürlich, hypoallergen und duftneutral. Es wird in einer Verpackung aus dem nachwachsenden Rohstoff Kork geliefert. Laut Angabe des Hersteller hält der Kristall bei normaler Verwendung bis zu einem Jahr. Da ich seit dem Umzug an Bord immer noch an meinem ersten Kristall „arbeite“, dürfte diese Angabe wohl auch stimmen. Erfreulich finde ich zudem, dass die Kork-Verpackung auch nach Verbrauch des Kristalls nicht weggeworfen werden muss, sondern man einen Refill-Kristall kaufen kann. Für mich passt auch die Wirksamkeit sehr gut. Selbst bei schweißtreibenden Tätigkeiten an Bord leistet Biork über den ganzen Tag sehr gute Dienste.

Ziplock-Beutel

Ziplock-Beutel gehören zu einem unerlässlichen Ausrüstungsgegenstand an Bord. Man kann sie für alles möglich verwenden, ob für die Aufbewahrung von Lebensmitteln oder Werkzeug. Alles was nicht feucht werden soll oder vor Luft und Schädlingen geschützt werden soll, landet bei uns schon seit langen Jahren in Ziplock-Beuteln. Da auch diese in der Regel aus Plastik bestehen und nach mehrmaligen Gebrauch schnell ihre Dichtigkeit verlieren, sind wir auf „La Ola“ inzwischen auf Ziplock-Beutel aus Silikon umgestiegen. Die lebensmitteltauglichen Beutel bestehen aus umweltfreundlichem PEVA-Material und enthalten kein PVC und kein BPA. Die Silikon-Beutel sind fühlbar stärker vom Material und in der Regel sowohl Tiefkühler als auch Mikrowellengeeignet. Das sie auch in den Geschirrspüler dürfen, ist dagegen für uns an Bord nicht so relevant. Sie lassen sich aufgrund ihres Designs leicht befüllen und nach Gebrauch auch gut wieder ausspülen und abtrocknen. Noch haben wir keine Langzeiterfahrung mit den Beuteln, hoffen aber, dass wir die im Frühjahr 2024 angeschafften Silikon-Beuteln die nächsten Jahre ohne Probleme wiederverwenden können.

Wasserflaschen

Ich trinke am liebsten Wasser mit ordentlich Kohlensäure – Classic, wie es heute heißt. Zudem trinke ich jeden Tag zwischen 2-4 l Wasser, je nach Außentemperatur. Zusätzlich zu anderen Getränken. In den meisten Ländern ist Sprudelwasser allerdings sehr teuer oder nur schwer zu bekommen. Und es gibt Sprudelwasser nur in Plastikflaschen. Es fallen also täglich zwischen 2 Liter bis 8 Halbliter-Plastikflaschen an Müll an. Das muss nicht sein! So haben wir uns einen Sodastream Aufsprudler gekauft, um unser eigenes Bordwasser mit Kohlensäure versetzt trinken zu können. Damit wir nicht Gefahr laufen, uns mit schlechtem oder bakteriell belasteten Wasser gesundheitlich zu schaden, wird unser Trinkwasser vierfach gefiltert. Grobfilter, Feinfilter, Kohlefilter – gegen Chlor – bereits beim Wassertanken und noch einmal ein Superfeinfilter vor dem Abfüllen des Wassers in die Flaschen.

Energiemanagement

Wenn man über Nachhaltigkeit spricht, geht es natürlich nicht nur um die Vermeidung von Plastikmüll, sondern auch um die Reduzierung des CO2-Ausstoßes allgemein. An Bord eines Segelbootes steht naturgemäß die CO2-neutrale Fortbewegung mit Hilfe von Wind sowieso schon im Mittelpunkt. Aber natürlich gibt es auch mal Flauten und viele Situationen, in denen man den Motor benutzen muss. Hinzu kommt der Energiebedarf an Bord, der durch viele notwendige, hilfreiche oder auch nur dem schnöden Luxus dienende Geräte an Bord bestimmt wird. Auch wenn wir einen Diesel-Generator an Bord haben, versuchen wir den Energiebedarf möglichst nachhaltig aus Solarenergie zu decken. Dafür haben wir aktuell 1.200 kw Solarpanele an Bord, die wir im Winter 2024/2025 noch erweitert haben. Für die Speicherung der Energie haben wir die vorhandenen AMG-Batterien gegen LiFePo-Batterien ausgetauscht. Die Kapazitäten sind dabei so ausgelegt, dass wir auch vor Anker und bei grauem Himmel einige Zeit ohne Generatorhilfe auskommen und auch nachts die Klimaanlage betreiben können.

Catch of the Day

Seit Helgoland sind wir stolze Besitzer eines Angelnetzes/Ketchers und angeln bei jeder passenden Gelegenheit damit Plastikmüll aus dem Meer. Leider meist allerdings nur vor Anker oder in der Marina, weil wir aufgrund unseres hohen Freibords kaum mit dem Ketcher an die Wasseroberfläche gelangen können. Aber auch dort schwimmt ja leider genügend Müll herum. Die geangelten Flaschen, Tüten und anderen Teile wandern dann bei nächster Gelegenheit an Land in den Müll und sollten somit hoffentlich nicht mehr die Weltmeere belasten. Vielen Dank an dieser Stelle noch einmal an Bert und Marlene Fritsch von der „Heimkehr“, die uns den Ketcher zum Abschied geschenkt haben!

Es gibt bestimmt noch viele andere Möglichkeiten nachhaltiger an Bord zu leben. Wenn Ihr Anregungen und Tipps für uns habt, schreibt uns doch bitte eine Nachricht, damit wir noch ein wenig besser werden können!