Rückblick – 1 Jahr an Bord von La Ola

Ja tatsächlich! Es ist bereits knapp ein Jahr her, seit wir an Bord von La Ola gezogen sind. Zeit einmal Revue passieren zu lassen.

Positiv

Katamaran: Die Entscheidung für einen Katamaran hat sich für uns als 100%ig richtig erwiesen. Wir lieben den Platz an Bord – unter Deck hätte ich beinahe gesagt, aber das trifft es ja nur bedingt -, unseren „Wintergarten“, das Frontcockpit und die Rooftop-Lounge. Wir freuen uns jedes Mal, wenn wir vor Anker liegen, dass La Ola selbst im schlimmsten Schwell noch relativ ruhig liegt. Auf See lassen wir einfach alles stehen, wie es ist. Nichts fliegt durch die Gegend. Segeln?! Tja, da können wir bisher tatsächlich wenig zu sagen. Auch auf einem Monohull wäre es uns bisher schwer gefallen, gute Segeltage mit passendem Wind zu finden. Selbst wenn ein Katamaran kreuzen könnte, hätten wir bisher aufgrund der Einschränkungen durch die Orca-Bedrohung und der Maßgabe in flachem Wasser zu bleiben, kaum segeln können. Ihre Segelstärke wird La Ola aber hoffentlich auch irgendwann zeigen können. Es muss doch auch irgendwann mal schönen Wind vor achtern geben!

Lucky: Was hatten wir uns viele Gedanken und Sorgen um Kater Lucky gemacht! Ist es besser ihn an Land weg zu geben oder mit an Bord zu nehmen. Vermisst er den großen Garten und den Auslauf, wenn er an Bord lebt? Wird er jemals La Ola als neues Zuhause akzeptieren? Inzwischen glauben wir, dass es Lucky an Bord durchaus gut gefällt. Er hat seine eigenen Ecken, wo er genüsslich den Tag verpennen kann. Er darf – nie hätte ich gedacht, dass ich das jemals zulasse – nachts zu uns in die Kojen krabbeln. Er hat fast alle Bereiche an Bord erkundet. Und: er misstraut Fremden nicht mehr so sehr wie früher. Früher ist er bereits weggelaufen, wenn nur ein Kalendereintrag auf Besuch hindeutete. Heute kommt er mit dazu, wenn Besuch an Bord ist und lässt sich sogar von Fremden kraulen.

Nicht ganz wie gedacht

Wetter: Wir hatten es uns ehrlich gesagt etwas besser vorgestellt. Segeln in 2024 war quasi nicht möglich. Entweder gab es Gegenwind und Starkwind oder Flaute. Eine schöne Backstagsbrise haben wir auf dem Weg nach Portugal nicht gefunden. Der Winter in Portugal war bis Februar sehr angenehm, dann leider viel zu nass und unbeständig. Erst ab Mai wurde es wärmer. Dafür dann aber auch gleich richtig. Die Temperaturen schnellte auf über 30° C, schließlich sogar auf 40° C! Viel zu warm für diese Jahreszeit. Und dass nicht nur nach unserem Empfinden. Ob es am Klimawandel liegt oder „nur“ außergewöhnliche Wetterlagen waren? Schwer zu sagen! Insgesamt war es aber auch mit dem schlechten Wetter im Frühjahr eine gute Entscheidung im Süden zu Überwintern. Mehr Licht, mehr Sonne. weniger grau. Wenn wir uns für das weitere Jahr 2025 etwas wünschen dürfen, dann wäre das besserer Segelwind und beständigeres Wetter.

Segelbuddies: Auch wenn wir viele nette Segler und auch Motorbootfahrer kennengelernt haben, fehlen uns ein paar echte Buddy-Boote. Mit Jens von der Marieke haben wir tolle gemeinsame Tage und Abende verbracht, aber seit April 2025 haben sich unsere Wege leider wieder getrennt. Für ihn geht es zurück nach Deutschland, wir fahren weiter. Andere Yachten und Crews haben andere Törnpläne und sind auf dem Weg ins Mittelmeer oder bereits in der Karibik angelangt. Aber vielleicht ergibt sich ja in dieser Saison etwas. Es ist immer schön, wenn man in die gleiche Richtung segelt und sich hier und da wiedertrifft. Das hat uns bei unserer Tour mit Hello World damals sehr gefallen und wir hoffen, dass es auch diesmal wieder so werden wird. Wahrscheinlich wird es mit den Buddy-Booten besser, wenn wir uns einer der großen Routen anschließen – ins Mittelmeer rein oder über den Atlantik rüber.

Was wir vermissen

Familie und Freunde: Na klar, wir haben viel Besuch bekommen. Aber trotzdem vermissen wir viele Gesichter, die es bislang nicht zu uns an Bord geschafft haben. Sei es aus gesundheitlichen Gründen, sei es aus Zeitmangel oder sei es, weil man nicht so weit reisen möchte. Mit Vielen kommunizieren wir regelmäßig, ob per Telefon, Messenger oder Video-Call. Mit Manchen ist der Kontakt aber auch einfach eingeschlafen oder schlicht ausgeblieben. Wir nehmen das nicht übel und sind im Zweifelsfall ja sogar selbst Schuld. Es ist im Alltag, ob an Bord oder bei sich zu Hause, nicht immer einfach Kontakt zu halten. Viele lesen vielleicht auch einfach unsere Blogbeiträge und sind so „mit dabei“, schaffen es aber nicht, sich im hektischen Alltag bei uns zu melden. Wir geloben von unserer Seite Besserung und hoffen, dass wir zukünftig noch mehr Kontakt in die alte Heimat haben werden.

Deutsches Essen: Ob Grünkohl, Krabbensalat oder Fleischwurst. Es gibt ein paar Lebensmittel, die gibt es leider nur in Deutschland. Lakritz ist auch so eine Sache! Nahezu in jedem Land und in jedem Laden sucht Axel danach – meist erfolglos. Ist das wirklich schlimm?! Eigentlich nicht, denn es gibt ja in der Regel leckeren Ersatz. Ob Austern und Crevetten in Frankreich, Tapas in Spanien oder Hähnchen Piri-Piri in Portugal. Jedes Land hat uns bisher leckere kulinarische Genüsse geboten. Doch eine kleine Sehnsucht bleibt und wir werden auch zukünftig jeden Supermarkt nach lieb gewonnenen deutschen Lebensmitteln durchsuchen. Manchmal wird man ja doch von einem Fleischsalat oder einer Lakritzschnecke im Regal überrascht. Getränke sind dagegen kein Problem. Es gibt überall guten Wein und ordentliches Bier. Wasser sprudeln wir, nachdem wir es gut gefiltert haben, selber auf. Orangensaft pressen wir täglich frisch selber. Lediglich alkoholfreies Weizenbier gibt es nur in sehr, sehr ausgewählten Geschäften. Schade eigentlich, denn bei sommerlichen Temperaturen würden wir dies gerne öfter genießen.

Was wir nicht wirklich vermissen

Garten: Ich werde immer wieder gefragt, ob ich meinen Mühlengarten vermissen. Ehrlich gesagt: Nein! Natürlich unser Garten war toll, es hat überall geblüht und wir haben viele leckere Sachen ernten können. Von den vielen Abenden mit Familie und Freunden im Garten mal ganz abgesehen. Aber er hat auch extrem viel Arbeit gemacht! Heute habe ich ein paar Kräutertöpfe an Bord, ich muss kein Unkraut zupfen und ich kann mir jeden Tag schöne Gärten und tolle Natur anschauen. Statt im Garten, sitzen wir im Cockpit, statt ins Grün, schauen wir aufs Blau. Bestimmt gibt es irgendwann mal wieder eine Garten, um den ich mich kümmern werde, aber bis dahin vermisse ich ihn nicht.

Autofahren: Ja, natürlich mieten wir uns ab und zu ein Auto. Aber die meiste Zeit vermissen wir es nicht. Wir erledigen viel zu Fuß oder mit dem Fahrrad, bewegen uns dadurch deutlich mehr als früher. Mit Satteltaschen und Hackenporsche bekommen wir auch große und schwere Dinge transportiert, versuchen aber zum Beispiel sehr schwere Dinge wie Katzenstreu dann doch lieber zu proviantieren, wenn wir mal ein Auto haben. Was wir definitv überhaupt nicht vermissen, ist im Stau zu stehen! Jedes Mal, wenn im Radio Staumeldungen verlesen werden, freuen wir uns, dass wir damit nichts mehr zu tun haben.

Fazit

Die Entscheidung an Bord zu ziehen, haben wir bisher nicht bereut! Wir mögen unser „neues“ Leben sehr und sind gespannt, was es an Abenteuern für uns im zweiten Jahr an Bord bereit hält. Na klar, auch an Bord gibt es mal schlechte Tage, an denen man sich fragt, wie man da nur wieder hineingeraten konnte. Manches, was an Land schnell und einfach erledigt werden konnte, dauert an Bord doppelt und dreimal so lang, ist komplizierter und nicht mal eben gemacht. Aber über alles gesehen, fühlen wir uns an Bord besser, freier und selbstbestimmter als an Land. Auf der anderen Seite nutzen wir die Zeit aber auch, um uns nach einem neuen „festen“ Zuhause umzuschauen. Nein, nicht unmittelbar und direkt. Aber irgendwann wollen wir zu mindestens teilweise wieder eine Landbasis haben. Gerne in einem wärmeren Gefilde, gerne am Meer. Ein paar nette Ecken haben wir bereits gefunden, ein paar Regionen können wir aber auch bereits ausschließen. Wir werden einfach noch ein wenig die Welt erkunden und uns dann entscheiden!