Törnbericht Boulogne sur Mer – Fécamp

Boulogne sur Mer – Fécamp 78,8 sm

Sonntag, der Wecker klingelt um 5:30 Uhr! Was ist da eigentlich bei uns schief gegangen?! Wollten wir nicht eigentlich gaaanz gemütlich segeln? Aber Wetter und Tide haben da wohl eine andere Meinung! Der Wetterbericht sieht schönen Segelwind aus Ost und Sonne den ganzen Tag vor. Also stellen wir den Wecker freiwillig auf die frühe Uhrzeit. Dumm nur, dass unser – inzwischen britischer – Nachbar scheinbar noch auf UK-Zeit gepolt ist. Er lässt sich erst um 6 Uhr blicken und eilt erst einmal zum Bäcker. Seine Entschuldigung nehmen wir gerne entgegen und sind auch nicht böse, denn bei all der feinen Planung haben wir glatt übersehen, dass es um 6 Uhr noch stockenduster ist. Der Blick an die Hügel lässt dann auch weiteres Übel erahnen – es ist nebelig draußen! Hatten wir das nicht schon mal?! Wird es uns jemals gelingen, die französische Küste auch zu sehen?! Sie soll ja angeblich sehr schön sein, die Alabasterküste. Wir überlegen kurz, ob wir wieder umdrehen sollen, entscheiden uns dann aber für die Weiterfahrt. Die Sonne leuchtet den Nebel bereits an und wir hoffen, dass er innerhalb kürzester Zeit verschwunden sein wird. Doch Pustekuchen! Der Nebel bleibt hartnäckig und erst gegen Mittag klart es auf. Da wir aufgrund der hohen Anzahl an Fischernetzen und deren Marierungsbojen durch den Nebel eher langsam gefahren sind, passt unser Timing für die Ansteuerung von Cherbourg, wo wir eigentlich heute hin wollen, leider nicht mehr. Dort gilt es nämlich unbedingt mit mitlaufender Tide und ohne Wind gegen Strom Situation anzukommen. Auch der vorhergesagte Wind stellt sich nicht wirklich ein. Bis nachmittags herrscht nur Leichtwind, der uns gegen den Strom leider nicht voranbringt. Wir motoren also mal wieder und setzten nur für ein kleines Stück die Genua als Unterstützung. In der Zwischenzeit suchen wir nach Liegeplatzalternativen und fragen bei verschiedenen Marinas an, ob man Platz für uns hat. In Le Havre meldet man sich zwar erst zurück, aber ob ein Platz frei ist, wird uns nicht mitgeteilt. In Dieppe hat man einen Platz für uns, aber da sind wir an Dieppe eigentlich schon vorbei und müssten zurückfahren. Stattdessen erreichen wir den Hafenmeister in Fécamp, der uns freudlich einen Liegeplatz am Kopfsteg reserviert. So schwenken wir ein paar Grad um und laufen schließlich um kurz nach 18 Uhr in Fécamp ein. Der erhoffte Windschatten hinter der Steilküste verwandelt sich leider in einen ziemlich starken Kapeffekt und es bläst uns beim Anlegen gewaltig um die Ohren. Zum Glück steht der Hafenmeister bereit und hilft uns mit den Leinen. Am Ende liegen wir gut vertäut an Steg F und eine halbe Stunde später lässt der Wind dann komplett nach. Am Timing müssen wir wohl noch arbeiten! Nach dem langen Tag auf See sind wir zu müde, um noch in die Stadt zu gehen, so beschließen wir den Abend bei Tapas und Sundowner im Frontcockpit an Bord und gehen früh in die Kojen.

Die Nacht verläuft abgesehen vom Quietschen des Steges und der Festmacher ruhig und der nächste Morgen bringt schönen Sonnenschein. Perfekt für einen Hafentag in Fécamp. Wir haben bisher nur Gutes über das Ört hen gehört und wollen uns nun selber davon überzeugen. So geht es am späten Vormittag zu Fuß los und erst einmal die Strandpromenade entlang. Der Strand ist scheinbar mal wieder endlos, allerdings besteht er nicht aus Sand, sondern groben Kieselsteinen. Die Wassertemperatur scheint gut zu sein, denn es tummeln sich jede Menge Urlauber am Strand und im Wasser. Wir erfahren, dass Claude Monet in Fécamp verschiedene impressionistische Gemälde gemalt hat und können Original und Bildnis vergleichen. Weiter geht es zum Palais Bénédictine, wo der berühmte Kräuterlikör hergestellt wird. Natürlich darf ein Fläschchen im Bordvorrat nicht fehlen. Nach einer Runde durch das Örtchen landen wir wieder am Hafen, wo wir mit Blick auf La Ola ein leckeres Mittagessen beim Restaurant La Boucane genießen können. Nach einem kurzen Zwischenstopp bei Carrefour geht es zurück zum Hafen, wo wir uns von der Mittagshitze ein wenig im schattigen Cockpit erholen. Am frühen Nachmittag kommt plötzlich ein kalter Wind auf und innerhalb von wenigen Minuten ist es komplett nebelig. Dicke Nebelschwaden ziehen wie Rauchwolken die Hänge entlang und die Temperatur sind innerhalb kürzester Zeit ab. So etwas haben wir noch nie erlebt! Zwar lüftet sich die Nebeldecke später wieder ein wenig, aber den Rest des Nachmittags bleibt es trüb. Also ab vor den Computer und gearbeitet. Ist ja schließlich Montag! Am Abend besuche. wir dann noch kurz Jens von der Marieke, der heute Vormittag ebenfalls in Fécamp angelegt hat. Wir tauschen bei einem Cockpitbierchen Reiseerfahrungen aus und beschließen, dass es erst Mittwoch weitergehen kann. Eigentlich hatten wir zwar geplant morgen weiterzufahren und unseren ersten Ankerplatz anzulaufen. Aber der Wetterbericht hat sich mal wieder komplett geändert und statt Leichtwind aus West ist nun Nordostwind für die Nacht vorhergesagt. Das passt für die Ankerbucht vor Saint-Vaast-la-Hougue leider gar nicht. Schade! Nach den Besuch auf der Marieke bummeln wir noch kurz durch Fécamp und entdecken noch einen Fischladen, dem wir noch gerne morgen einen Besuch abstattten wollen. Zurück an Bord scheint wieder die Sonne und wir genießen den Abend im Cockpit.

Der nächste Morgen beginnt leicht bewölkt, doch bereits beim Frühstück im Cockpit scheint die Sonne schon wieder mit aller Macht. Ich beschließe heute mal die Waschmaschine anzuwerfen und vor der geplanten morgigen Weiterfahrt die angesammelte Wäsche wegzuarbeiten. Nachdem die Maschine läuft, geht es mit unserem Bord-Porsche zum gestern entdeckten Fischladen und zum Carrefour, um Abendessen und Vorräte für die nächsten Tage zu besorgen. Der Fischladen erfüllt dabei alle unsere Wünsche. Es gibt so viel tollen Fisch in breiter Auswahl und dann auch noch alles schön dekoriert, dass wir wirklich Probleme haben uns zu entscheiden! Zurück an Bord wird weiter gearbeitet, am Computer, am Boot, an der Wäsche. Kater Lucky schaut uns bei all dem Gewühle interessiert zu und hat sich inzwischen schon richtig gut an Bord eingelebt. Sein Stammplatz ist inzwischen der Fluffy unterm Salontisch geworden, wo er sich gut und sicher aufgehoben fühlt. Ab und zu besucht er uns im Cockpit und schafft es sogar ab und an die Nase vor das Cockpitzelt zu halten. Meist geht es dann aber doch lieber schnell wieder zurück in sicherere Gefilde. Da einer unserer Relingsdurchgänge sich kaum öffnen lässt, geht es am Nachmittag noch einmal an Land und zum Schiffsausrüster, bei dem wir den passenden Pelikanhaken erstehen können. Innerhalb von 2 Minuten hat Axel ihn zurück an Bord eingebaut und ich muss mir nicht mehr die Finger dabei abbrechen, den Durchgang aufzubekommen. Zur Belohnung gibt es ein bretonisches Bier im Cockpit. Endlich habe ich mein eigenes Bier gefunden!!! Zwar muss ich nochmal mit dem Hersteller sprechen, da die Schreibweise nicht ganz korrekt ist. Aber ich bin davon überzeugt, dass es sich mit meiner graphischen Überarbeitung sowieso besser verkaufen lässt! Abends kommt Jens von der Marieke noch auf ein Feierabendbier vorbei und wir besprechen mal wieder Wetterberichte, Reisepläne und tauschen viele Anekdoten aus. Zum Abendessen gibt es mal wieder Austern und Crevetten, diesmal mit Guacamole. Lecker!!! Anschließend wir noch entmüllt und Wasser nachgetankt, bevor wir den Abend in Ruhe ausklingen lassen. Morgen geht es hoffentlich weiter! Ob nach Cherbourg oder doch noch an den netten Ankerplatz vor Saint Vaast la Houge werden wir sehen.