Törnbericht Helgoland – Ijmuiden

Helgoland – Ijmuiden 188 sm

Nach einer Woche auf Helgoland geht es endlich weiter. Das Wetter ist zwar nicht perfekt, aber laut Vorhersage das beste, was wir die nächsten Tage erwarten können. Bevor wir die Insel verlassen, geht es morgens noch schnell zur Tankstelle.

Wobei schnell vielleicht nocht der ganz richtige Ausdruck ist. Vor uns befinden sich bereits drei Boote in Warteposition und es dauert über eine Stunde, bis wir endlich an der Reihe sind. Bei über 500 Liter Diesel lohnt sich das Warten aber in jedem Fall, da wir auf Helgoland ca. 400 Euro im Vergleich zum Festland sparen. Um 9:30 Uhr legen wir endgültig ab und nehmen Kurs auf Holland. Das Wetter ist wie vorhergesagt ruhig, lediglich der noch stehende Schwell vom Wind der letzten Tage macht es etwas holprig. Wir bummeln unter Motor die ostfriesischen Inseln entlang und Kater Lucky machte es sich erst unter dem Salontisch in seinem Fluffy gemütlich, zieht dann aber doch lieber wieder in seine Kabine auf den Boden um. Hier wird er ab und an gut durchgekrault und es scheint ihm diesmal etwas besser zu gehen. Vorsichtshalber habe ich ihm ein paar Globoli gegen Übelkeit gegeben, die mir die Tierarzthelferin für solche Fälle empfohlen hat. So ganz an das Geschaukel hat er sich alllerdings noch nicht gewöhnt. Wäre vermutlich aber auch ein wenig viel verlangt.

Obwohl das Gemotore nervig ist, fahren wir einfach an allen Inseln vorbei und lassen erst Wangerooge, dann Spiekeroog, Langeoog, Norderney, Juist und schließlich Borkum an Backbord liegen. Die Häfen sind jetzt zur Urlaubszeit rappelvoll, da müssen wir uns nicht auch noch reinquetschen. Außerdem wollen wir ein paar Meilen nach Westen gutmachen. Also geht es auch bei einsetzender Dunkelheit weiter vorbei an den holländischen Inseln Schiermonikoog, Ameland und Terschelling. Dabei motoren wir die ganze Zeit und können nur am Morgen für ein paar Stunden die Genua als Unterstützung setzen. Geschaukel gibt es trotzdem, denn eine kurze Welle und alter Schwell lassen uns weiter durch das Wasser hopsen. Das findet Lucky nicht wirklich toll und beklagt sich nachts lauthals darüber. Im Morgenlicht zeigen sich dann noch Vlieland und Texel und ihre schönen langen Strände.

Bei Texel biegen wir ab ins Molengat und nehmen dort ein wenig Strömung um das Inselchen Norderhaaks mit. Dummerweise steht dafür im folgenden Schulpengat der Strom voll gegenan und wir kommen nur mühsam voran. Macht nichts, denn dafür sehen wir zahlreiche Seehunde und sogar ein paar Schweinswale. Irgendwann lässt die Gegenströmung zum Glück nach und wir kommen wieder gut voran. So erreichen wir am späten Nachmittag die Seaport Marina von Ijmuiden, wo wir die nächsten Tage bleiben wollen.

Zusammengefasst ein recht ereignisloser Törn. Viel motoren, mittags Baguette mit Aufschnitt, abends Tortellini mit Tomate-Mozzarella-Füllung, morgens Pfannkuchen. Damit lässt sich bestimmt kein Abenteuerroman schreiben! Aber wir sind froh, dass wir vor der nächsten Westwindlage ein gutes Stück nach Südwesten voran gekommen sind.

Unsere Route von Helgoland nach Ijmuiden

Abends geht es zum Essen an die Strandbar ums Eck. Mit einem herrlichen Ausblick auf den kilometerlangen Strand genießen wir Curry und gemischte Snackplatte im Zilt aan Zee. Im Anschluss planen wir im Cockpit noch die nächsten Tage und beschließen wenn möglich am Donnerstag weiterzusegeln.

Montag und Dienstag verbringen wir mit Arbeit. Sowohl im Büro, als auch am Schiff. Wir putzen La Ola gründlich mit Wasser und Seife ab und staunen, wie viel Dreck runtergespült werden kann. Scheinbar haben wir gar kein hellgraues, sondern ein weißes Boot gelauft 😉 Axel immt sich zudem die Fender vor, die bei unserem langen Aufenthalt in Cuxhaven ziemlich bewachsen sind und auch vorher schon nicht mehr ganz schick waren. Am Ende sehen sie nach viel Arbeit wieder aus wie neu! Ich werfe die Waschmaschine an und bin froh, dass ich den angesammelten Wäscheberg nicht durch die Gegend tragen muss. Lucky verfolgt die Aktivitäten weiter skeptisch, traut sich aber am Abend sogar einmal kurz aus dem Cockpit raus. Am Mittwoch fahren wir nach ein wenig Büroarbeit mit dem Bus nach Amsterdam, wo Axel und ich schon seit langen Jahren nicht mehr waren. Die Fahrt gestaltet sich problemlos, wir finden Bus und Zug ohne Probleme und es gibt nur wenige Minuten Wartezeit bei Umsteigen in Amsterdam-Slooterdijk. Nach etwa einer Stunde Fahrt purzeln wir in Amsterdam-Centraal vom Bahnsteig und fallen quasi direkt ins nächsten Grachtentourboot. Dank Online-Kartenkauf brauchen wir uns auch nicht in die Warteschlange am Kassenhäuschen anstellen und sitzen um 12:30 Uhr im Ausflugsboot. Für eine Stunde geht es die Grachten entlang und wir sind angesichts der stechenden Mittagssonne über jede Schatten spendende Brücke froh. Nach der Tour geht es zu Fuß weiter durch die Amsterdamer Straßen, wobei wir von den Menschenmassen doch etwas erschlagen sind. Scheinbar scheinen in Amsterdam Quitschenentchen- und Süßigkeitenläden in Mode zu sein, denn wir entdecken an jeder zweiten Ecken einen davon. Die am Wochenende anstehende Pride Parade sorgt für ein buntes Publikum und überall wehen bereits Regenbodenflaggen von den schmucken Häusern. Wir machen Mittagspause an einem kleinen Café an der Herrengracht und führen unsere Fish & Chips Test weiter fort. Dabei unetrhalten wir uns prächtig mit den drei Damen aus Köln vom Nachbartisch. Weiter geht es noch ein wenig die Grachten entlang und schließlich am späten Nachmittag wieder mit Bahn und Bus zurück nach Ijmuiden. Auch die Rückreise verläuft problemlos und wir machen noch einen kurzen Zwischenstopp im Einkaufscenter in Ijmuiden, um für den morgigen Tag gewappnet zu sein. Der Wetterbericht sagt schöne nordöstliche Winde voraus und so hoffen wir gut nach Zeebrugge weiterzusegeln.

Morgen um 6 Uhr geht es weiter. Stay tuned!