Ijmuiden – Zeebrugge 88,4 sm
Früh aufstehen ist ja eigentlich nicht so unser Ding! Aber heute muss es sein. Wir möchten die Tide und den Strom möglichst optimal nutzen, um die recht lange Strecke nach Zeebrugge zu bewältigen. Der Wetterbericht sieht schöne Nordöstliche Wind mit 3 bis maximal 4 Windstärken vor und so hoffen wir, endlich auch einmal Segel setzen zu können. Um 5:30 Uhr klingelt daher der Wecker und wir machen nach einer Tasse Kaffee die Leinen los.
Unter Motor geht es aus der Marina und der Hafeneinfahrt hinaus. Nachdem wir die Hafenmolen hinter uns haben, geht es ans Segelsetzen. Der Einsatz von viel WD40 und neuen Rollen hat etwas gebracht und wir können das Großsegel problemlos setzen. Das sah auf der Überführung vor ein paar Monaten noch ganz anders aus. Auch die Genua wird gesetzt und schon saust La Ola los. Mit 6 bis 8 Knoten segeln wir wie auf Schienen in Richtung Südwesten. An Backbord sind die endlosen Strände zu sehen, an Steuerbord reiht sich ein Windpark an den nächsten. Die Sonne zeigt sich leider noch nicht, stattdessen begleitet und ein grauer Dunst durch den Vormittag.
Dummerweise passt der Wetterbericht heute ausnahmsweise einmal nicht und kurz vor Rotterdam verlässt uns der Wind. Wir bergen die Segel und kämpfen uns unter Motor durch die vielen ein- und ausfahrenden Frachter an Rotterdam vorbei. Da nun auch noch der Strom gegenan steht, geht es recht mühsam und langsam voran. Immerhin kommt aber irgendwann die Sonne raus und wir müssen feststellen, dass man während der Fahrt sehr gut im Frontcockpit sitzen kann. Die Flaute nutzen wir zudem um noch ein wenig das Boot sauberzumachen. Axel nimmt sich die Scheiben vom Steuercockpit vor, ich wische das Gelcoat darunter ordentlich sauber. So langsam sieht La Ola endlich wie ein gut gepflegtes Boot aus. Da der Wind einfach nicht wiederkommen will, müssen wir den Rest der Strecke motoren und laufen um kurz nach 20 Uhr schließlich in Zeebrügge ein. Der freundliche Hafenmeister Cis vom Royal Belgium Yacht Club hat uns einen super Liegeplatz an den funkelniegelnagelneuen Stegen reserviert und wir sind froh, dass wir nach dem mehrstündigen Gebrumme nun endlich wieder Ruhe haben. Kater Lucky, dem das Segeln heute eigentlich ganz gut gefallen hat, kommt auch aus seiner Kabine und sitzt eine Weile bei uns im Cockpit. Wir genießen die ruhige Abendstimmung bei einem Glas Wein und planen mal wieder die nächsten Tage, bevor es irgendwann in die Kojen geht.
Am nächsten Vormittag steht für mich erstmal wieder Büroarbeit an. Dann folgt ein kleiner Rundgang durch die Marina mit Kauf von ein paar leckeren Schokotrüffeln, gefolgt von weiterer Arbeit am Computer. Nachmittags machen wir uns mit unseren Fahrrädern auf den Weg und fahren zum Supermarkt nach Heist. Ein anderer Segler hat uns den Delhaize im Nachbarort empfohlen und der lässt wirklich nichts zu wünschen übrig. Warum gibt es solche Supermärkte eigentlich nicht in Deutschland? Wir kaufen leckere Fischspieße für den Abend, Aufschnitt, Obst und Salatzutaten und freuen uns, dass es demnächst in Frankreich vermutlich noch mehr dieser tollen Auswahl geben wird. Zurück an Bord wird saubergemacht und mein quietschendes Fahrrad repariert. Abends gibt es dann die Fischspieße vom Grill mit einem leckeren Salat und Baguette dazu.
Am nächsten Morgen geht es zu Fuß zur Kirche von Zeebrugge. Auf dem Weg dorthin kommen wir an einem kleine Spar-Supermarkt vorbei und können dort eine Tageskarte für Bus und Bahn für 7,50 Euro pro Person erstehen. Recht günstig, im Vergleich zu der Fahrt nach Amsterdam, für die wir pro Person knapp 25 Euro losgeworden sind. Mit der Straßenbahn geht es dann zuerst nach Blankenberge. Dort haben wir eine halbe Stunde Aufenthalt und laufen durch die sehr belebte Fußgängerzone bis an die Strandpromenade. Was für ein Touri-Troubel! Um kurz vor 11 Uhr geht es dann mit dem Bus Nr. 40 innerhalb von 20 min. nach Brugge. Wenn man schon mal in der Nähe ist, sollte ein Ausflug in diese bezaubernde Stadt nicht fehlen. Wir waren 2007 bereits mit Hello World hier und haben damals eine schöne Grachtentour gemacht. Auch wenn wir Sonne mögen, sind wir heute froh, dass es etwas bedeckt und nicht mehr ganz so stechend heiß ist. So lässt sich das Sightseeing gleich viel besser genießen. Allerdings hätten wir wohl beachten sollen, dass in Zeebrugge ein riesiges Kreuzfahrtschiff angelegt hatte. Die Stadt ist entsprechend Rappelvoll und man kann die schönen alten Häuser und Gassen nicht wirklich in Ruhe genießen. Wir bummeln trotzdem durch die weniger belebten Seitengassen und müssen nur ab und an einer der zahlreichen Pferdekutschen ausweichen. Nach zwei Stunden Lauferei kehren wir am Walplein beim Café ‚t Nieuw Walnutje ein und genießen eine riesige Portion Moules Frites mit Roquefort-Sauce. Leider passt im Anschluss keine der sehr lecker aussehenden belgischen Waffeln mit Sahne und Erdbeeren mehr in uns hinein. Wir ziehen noch ein wenig weiter durch die Gassen und landen schließlich am Bahnhof. Dort fährt just in dem Moment unser Bus nach Blankenberge vor und wir können ohne Verzögerungen den Heimweg antreten. Gegen 15 Uhr sind wir bei einsetzendem Nieselregen wieder an Bord und sehr froh über unser gutes Timing. Brugge ist, ebenso wie Amsterdam, definitiv eine Reise wert! Allerdings würden wir beim nächsten Mal wohl doch lieber in der Nebensaison vorbeikommen wollen. Den restlichen Nachmittag und Abend erholen wir uns an Bord, tanken noch einmal die Wassertanks voll und bereiten uns auf die morgige Abreise nach Frankreich vor. Beim Tanken schnacken wir kurz mit Jens von der Marieke aus Lübeck. Er ist auch auf dem Weg in den Süden und so werden sich unsere Wege wohl noch öfter kreuzen. Morgen geht es für beide Boote jedenfalls nach Dunkerque weiter.