Der direkte Weg von der Ria Formosa bis nach Vilamoura wären ja nur ca. 15 Seemeilen. Dafür würde sich ein Blogbeitrag nicht wirklich lohnen! Also haben wir einen kleinen Umweg gefahren, nur um ein wenig mehr berichten zu können.
Ria Formosa – Praia Grande Ferragudo 34,9 sm
Der Morgen startet wie gewohnt, windstill und sonnig. Eigentlich ist für heute Südwest bis 20 kn vorhergesagt, aber wer glaubt schon einem Wetterbericht? Wir nehmen den Anker hoch und fahren aus der Ria Formosa hinaus. Draußen auf dem offenen Meer erwartet und eine spiegelglatte See und wir tuckern gemütlich in Richtung Westen. Vielleicht kommt ja noch Segelwind? Auf jeden Fall haben wir es nicht eilig, denn die Distanzen an der Algarve sind gering. Wir fahren vorbei an Vilamoura mit seinen Hotels und Hochhäusern. Passieren die schönen roten Klippen vom Praia Falesia. Überlegen kurz, ob wir vor Albufeira ankern wollen und entscheiden uns angesichts der zahlreichen touristischen Wassersportaktivitäten dagegen. Weiter geht es an der felsigen Küste entlang, mit Blick auf zahlreiche Höhlen und Grotten. Dann kommt wieder eine kilometerweiter Strandabschnitt, bevor Armação de Pêra mit seinen Hochhäusern das Bild wieder etwas trübt. Weiter geht es ums Cabo Carvoeiro und erneut an zahlreichen Höhlen vorbei. Unter anderem passieren wir die berühmte Höhle von Benagil, die geradezu von Ausflugsbooten und Kayakfahrern belagert wird. Nach fünf Stunden Fahrt erreichen wir schließlich die Einfahrt in den Rio Arade und gehen vor der Praia Grande von Ferragudo mit Blick auf Portimão vor Anker. Im Vergleich zu unserem letzten Besuch im Februar ist es am Ankerplatz deutlich voller geworden, aber wir finden trotzdem noch einen guten Platz für La Ola. Auch hier gibt es wieder einen wunderschönen Sonnenuntergang, den wir von unserer Dachterrasse aus genießen können. Der weitere Abend verläuft ruhig im Cockpit, bevor wir früh in unseren Kojen verschwinden. Zu viel Sonne, zu wenig Wind, zu viel Motorgebrumme, das macht müde!
Abgesehen von ein paar Fischerbooten, die Schwell erzeugen und uns ein wenig durchschütteln, verläuft die Nach angenehm ruhig. Wie gehabt bin ich früh auf den Beinen und kann so die Morgendämmerung genießen. Lucky leistet mir dabei natürlich wie immer Gesellschaft. Nchdem Axel es ebenfalls aus der Koje heraus geschafft hat, gibt es Müsli und Joghurt zum Frühstück. Kann ja nicht immer ein Ei geben! Da sich das Ankerfeld etwas gelichtet hat, ergreifen wir die Chance und verholen La Ola an einen etwas landnäheren Anlerplatz. Dann geht es mit dem Dinghy an Land und zum Einkaufen. Auf dem Rückweg halten wir in der Marina Portimão und füllen unseren Außenbordertank und den Reservekanister nach. Paddeln wollen wir ja nicht aus Versehen irgendwann müssen. Gleichzeitig nutzen wir die Gelegenheit und sagen Guido und Mücke von der Playmobil Hallo. Die Beiden sind zusammen mit den Crews der Lillemar und Junia gerade in Portimâo angekommen und wir freuen uns, dass es alle unbeschadet an die Algarve geschafft haben. Außerdem hoffen wir natürlich, dass wir in den nächsten Tagen eine Chance auf einen gemeinsamen Abend haben, bevor es für Junia und Lillemar ins Mittelmeer weitergehen wird. Die Playmobil überwintert ja ebenfalls mit uns in Vilamoura. Während die drei Boote in der Marina einen Liegeplatz gebucht haben, geht es für uns zurück ins Ankerfeld. Kaum an Bord bekommen wir Besuch von der Independence 2, die gleich neben uns ankert. Ebenfalls Deutsche und – die Welt ist klein! – Bekannte von Guido. Sylvia und Wolfgang überwintern zudem ebenfalls in Vilamoura und so haben wir schnell ein paar Gesprächsthemen. Nachdem uns die Beiden mit Ziel Strand wieder verlassen haben, kümmern wir uns ein wenig ums Aufräumen. Die Einkäufe werden verstaut, das Geschirr abgewaschen, das Dinghy aufgepumpt. Dann noch ein wenig relaxen und schon ist es wieder Zeit für ein wenig Sonnengucken auf dem Oberdeck. Dank der Plattform Noforeignland chatte ich zudem mit unseren anderen Nachbarn Martine und Martijn von der Amel Super Maramu Nalu. Die sozialen Kontakte kommen hier in Portimâo auf keinen Fall zu kurz. Abends bereiten wir uns aus den frisch gekauften Zutaten mal wieder eine leckere Gemüsepfanne mit Schafskäse. Dann noch ein wenig Lesen und Blog schreiben im Cockpit und schon ist ein weiterer Tag im Paradies vorbei.
Und täglich grüßt das Murmeltier? Ruhige Nacht, schöne Morgendämmerung und Sonnenaufgang, Frühstück und dann? Schreibtischarbeit. Wir sortieren Rechnungen und Belege für unsere Steuererklärung, digitalisieren und entsorgen Altpapier und sind damit bis mittags gut beschäftigt. Dann bauen wir noch die gestern entstandenen Pelikanhaken in unsere Reling ein und können die Reling nach vorne und hinten nun einfach öffnen. Vorne, um die Halterung für unsere Gennakernase besser bedienen zu können. Hinten, um leichter das Dinghy be- und entladen zu können. Schwere Einkäufe können nun einfach im Schlauchboot bleiben und mit den Davits hochgewinscht werden. So jedenfalls der Plan. Ob‘s funktioniert, werden wir sehen. Dann übe ich ein wenig Ukulele, während Axel Abdeckungen für die Computer unserer eBikes druckt. Um 18 Uhr fahren wir dann im Dinghy in die Marina und treffen uns mit den Crews der Playmobil (Guido und Mücke), Junia (Frank und Julia, sowie die beiden Hunde Luna und Gelato) und Lilimar (Ralf und Marbelis). Gemeinsam geht’s zum Italiener und wir verbringen einen netten Abend zusammen und können ein paar Tipps für die Weiterfahrt nach Osten geben. Im Dunklen geht es schließlich für uns zurück zu La Ola. Dank Fernbedienung für die Beleuchtung am Achterdeck können wir La Ola ohne Probleme im Ankerfeld finden und das Dinghy wieder in die Davits heben.
Am nächsten Morgen kann ich nicht nur den Sonnenaufgang beobachten, sondern sehe auch die kleine TO-Flotte aus dem Rio Arade hinausfahren. Schade, dass die anderen schon weiterfahren, aber der Weg ins Mittelmeer ist für Junia und Lilimar noch weit und die passenden Wetterfenster müssen genutzt werden. Außerdem sind sie aus meiner Sicht noch nicht ganz im ruhigen Blauwasserseglerleben angekommen und „müssen“ schnell weiter. Sie sind alle erst in diesem Sommer in Deutschland losgesegelt. Noch besteht ihr Alltag aus Weiterkommen, Törnplänen und Routen, Zielen, die es zu erreichen gilt. Gefühlt sind sie eher Urlauber, als Bootsbewohner, sogenannte Liveaboards. Wir sind nach über einem Jahr an Bord von La Ola und den Erfahrungen mit Hello World da schon etwas entspannter. Wir machen kaum Pläne, wir bleiben gerne auch mal ein paar Wochen irgendwo vor Ort. Es geht uns nicht darum Meilen zu machen, sondern entspannt zu entdecken. Wenn das Wetter nicht passt, mühen wir uns nicht gegenan quälen, sondern bleiben und genießen einfach noch ein wenig länger. Wir sind keine Urlauber, sondern Reisende mit mobilen Heim. Es braucht eine Weile, bis man in dieser Gedankenwelt angekommen ist und manch einer möchte dies vielleicht auch gar nicht. Egal, für uns ist es der richtige Weg und die richtige Lebenseinstellung. Und wir bleiben in jedem Fall noch ein paar Tage im Rio Arade vor Anker. Axel hat einen Motorcheck für unseren Außenborder gebucht und das Wetter spricht bis zum Anfang der nächsten Woche gegen Ankern vor der Küste. Und auch, wenn wir bereits einige Male hier waren, gibt es immer noch etwas zu entdecken und zu erkunden. Erst einmal kommen aber Martine und Martijn von der Nalu bei uns vorbei. Die Beiden sind auf dem Weg zurück in die Niederlande und warten auf ein passendes Wetterfenster, um um die Jahreszeit noch gut nach Norden kommen zu können. Nachdem uns die Beiden wieder verlassen haben, nehmen wir unser Dinghy und erkunden den Strand. Erst geht es zu Praia do Molhe an der Außenmole, dann zum Praia Grande. Wir nehmen im Club Nau einen kleinen Cocktail ein und genießen eine Stunde Strandurlaub. Dann geht es zurück zu La Ola, wo wir uns am Abend eine Scampipfanne bereiten und anschließend den Sonnenuntergang bei einem Glas Wein von der Rooftop Terrasse genießen. Vor unserem Blick auf den Sonnenuntergang geht die Backbord-Außenmole, die sich im wahrsten Sinne abends in einen Sunset Boulevard verwandelt. Von Land schallt dabei wechselnde Musik und dann parkt auch noch ein Touristenboot mit Sunset-Dinner-Cruise Progrsmm vor uns ein. Langweilig wird es hier vor Anker definitiv nicht! Wir freuen uns über eine gute Musikauswahl von den Beatles (I wanna hold your hand) über Billy Joel (Uptown Girl) bis Otis Redding (Sitting in the dock of the bay) und sparen heute mal den Strom für die eigene Musikanlage. Die Musikauswahl entspricht jedenfalls deutlich mehr unserem Geschmack als vor ein paar Tagen in Faro!
Man glaubt es kaum, aber am Morgen werden wir von Regentropfen an Deck geweckt! Gut, nach fünf Minuten ist der Spuk vorbei, aber ein kleiner Schock war es schon. Aber auch ansonsten ist es heute ungewohnt bedeckt und grau. Eine Farbe, die wir irgendwie bereits gedanklich vom Himmel verdrängt hatten. Der Herbstanfang steht aber natürlich auch in Portugal kurz bevor und wir sind ja auch auf dem Weg ins Winterlager. Während Axel mit dem Dinghy zum Außenborderservice bei Ondanautica zur Werft fährt, bleibe ich an Bord und erledige den Haushalt. Abwaschen ist schnell erledigt. Dann kommt erneut unser Cockpitkühlschrank dran. Der letzte Fischeinkauf hat leider einen unangenehmen Geruch hinterlassen und so taue ich den Kühlschrank nach relativ kurzer Zeit erneut ab und reinige ihn anschließend gründlich. Dann geht es dem Staub und den Bergen an Katzenhaaren an den Leib. Der Staubsauger ist allerdings Luckys Todfeind und er muss mehrfach flüchten. Derweil gehen bei uns neue Yachten vor Anker, andere verlassen das Ankerfeld. Das rege Kommen und Gehen wird ergänzt durch umhersausende Wingsurfer und gröhlendes Partyfolk auf Touribooten. Zum Glück gesellt sich auch irgendwann die Sonne wieder dazu und es wird schwül-warm. So schwül-warm, dass selbst ich darüber nachdenke, mich im Wasser abzukühlen. Mache ich dann auch! Wer mich genau kennt, weiß, dass dies nicht selbstverständlich ist. Ich mag Wasser eigentlich nicht wirklich. Schon gar nicht, wenn es kühl ist. Aber, man kann sich nicht immer nur hinter seinen Ängsten und Abneigungen verstecken. Man muss sich ihnen auch ab und an stellen, damit sie ihren Schrecken verlieren. Also gehe ich. ganz allein an Bord und ohne sichere Aufsicht, die nach Haien oder sonstigen Seeungeheuern Ausschau hält, ins Wasser! Und es ist definitiv nicht kühl, sondern kalt. Erfrischend. Eigentlich ganz angenehm, wenn man erst mal drin ist. Sicherheitshalber halte ich mit den Füßen Konfakt zu unserer Badeleiter, damit ich den Seeungeheuern scbnell entkommen kann. Die sind allerdings auch weit und breit nicht zu sehen. Ob es sie überhaupt gibt? Sind vor Portimâo schon Angriffe dokumentiert worden?! Vermutlich nicht, denn am Ende spielen sich Ängste ja nur im Kopf ab! Also genieße ich einfach die Abkühlung. Ja, sollte ich doch öfter mal wagen, den Sprung ins kalte Wasser! Zum Abtrocknen und wieder Warmwerden gehe ich in Begleitung von Lucky auf unsere Rooftop-Terrasse. Ich halte nach Axel Ausschau, aber der kommt erst Stunden später. Die Inspektion hat dann doch deutlich länger als gedacht gebraucht, aber irgendwann höre ich das vertraute Dinghybrummen und Axel ist wieder da. Wir genießen gemeinsam den – heute mal nicht so spektakulären – Sonnenuntergang und grillen uns einen Hamburger zum Abendessen. Dann werden Pläne geschmiedet, wann iúnd wie es weitergehen könnte. Dummerweise bleibt das Wetter eher instabil und wir müssen kurzfristig schauen, ob und wann wir noch ein wenig vor der Küste Ankern können. Gerne würde ich noch vor Sagres, Burgau, Lagos und Alvor ankern. Aber wenn das Wetter nicht mitspielt, bleiben wir vielleicht doch einfach in Portimão liegen. Mal schauen…
Auch die Algarve scheint nun leider der Kreuzfahrtpest erlegen zu sein. Nachdem uns bei unserer Ankunft bereits ein Kreuzfahrer entgegen kam, brummt heute um 7 Uhr früh der Nächste heran. Zum Glück passen die ganz großen Kreuzfahrer nicht in den Fluß und so bleibt der Kreuzfahrttourismus an der Algarve hoffentlich erträglich. Ansonsten startet das Wochenende ruhig und mit Sonnenschein. Wir nehmen nach dem Frühstück unser Dinghy und fahren zum Einkaufen an Land. Mit Hackenporsche ist das Thema schnell abgehakt und wir sind wieder zurück an Bord. Dort putzt Axel unser Dinghy erst einmal ein wenig und installiert einen neuen Anker. Der alte Klappdraggen war viel zu klein und hielt das schwere Schlauchboot leider nur bedingt an Ort und Stelle. Der neue Plattenanker ist deutlich größer und sollte hoffentlich besser halten. Zwischendurch erreicht uns die Nachricht, dass es vor Culatra heute zwei Orca-Angriffe gab. Zum Glück sind unsere Freunde von Junia, Lilimar und Playmobil davon nicht betroffen, auch wenn sie gerade einmal 500 m von dem einen angegriffenen Boot entfernt waren. Glück gehabt! Am Nachmittag verschlechtert sich das Wetter kurzzeitig und es regnet dicke Tropfen. Leider nicht genug, um das Deck sauber zu waschen. So hinterlassen die Wassertropfen nur einen sandigen Schmier, der dringend mal wieder abgeputzt werden müsste. Dafür reichen unsere Wassertankkapazitäten trotz Wassermacher allerdings leider nicht. Wenig später ist es wieder trocken, bleibt jedoch bedeckt. Vermutlich sind wir wettertechnisch zu sehr verwöhnt, aber die 25° C kommen uns ziemlich frisch vor. Zum Aufwärmen kochen wir uns heute mal Scharfes Huhn. Immer wieder lecker!
In der Nacht fängt es kräftig an zu Wehen und das Jaulen des Windes veranlasst Lucky zu uns in die Koje zu schlüpfen. Dort liegt er ruhig, bis ihm um 6 Uhr zu sehr der Magen knurrt und ich wach miaut werden muss. Nach seinem Frühstück, darf ich wieder in die Koje und auch Lucky gesellt sich wieder dazu. Als ich um 7:45 Uhr aufstehe, ist es zwar immer noch recht windig, aber die Sonne scheint und es verspricht ein schöner Sonntag zu werden. Während der Wassermacher heute die Tanks auffüllt, zapfe ich mit der Waschmaschine direkt einen Teil ab und sorge für frische Handtücher und Wäsche. Dank der strahlenden Sonne werden trotz dieser doppelten Strombelastung unsere Batterien immer noch geladen. Wie schön, wenn man auf diese Weise frei Haus Wasser und Energie bekommt. Wenn man bedenkt, wie viel Geld wir in unserer Mühle dafür ausgeben mussten. Ansonsten vertrödeln wir den Sonntag mal wieder. Eigentlich wollten wir in unseren Lieblingsbeachclub gehen und dort Sushi und Live-Musik genießen. Aber der Wind bläst den ganzen Tag heftig und verleidet uns den Ausflug an den Strand. Völlig nass wollen wir ja schließlich auch nicht im Restaurant sitzen. Stattdessen gibt es selbstgemachte Lasagne aus dem Tiefkühler und ein leckeres Glas Wein dazu. Und die Live-Musik schallt auch noch zu uns herüber. Könnte also mal wieder schlimmer sein. Am Nachmittag müssen wir ansonsten realisieren, dass die Waldbrandsaison in Portugal leider noch nicht zu Ende ist. Circa 40 km von uns entfernt, gerät bei landwirtschaftlichen Arbeiten bei Bordeira Buschland in Brand und lässt sich bei den starken Winden nicht löschen. Auch wenn wir weit entfernt sind, sind die Rauchwolken weithin sichtbar und verdunkeln den Himmel westlich von uns. Über Lagos hängt eine riesige Qualmwolke. Zum Glück zieht der Rauch nicht zu uns, aber das kann sich natürlich bei einer Winddrehung schnell ändern. Wir hoffen, dass sich das Feuer schnell löschen lässt. Nicht so sehr aus Sorge für uns, sondern für die Anwohner des Gebietes. Wobei im Moment wohl keine Gebäude oder Ortschaften von den Flammen bedroht werden. Aber auch das kann sich ebenso schnell ändern. Der Rauch sorgt am Abend auf jeden Fall für den absolut spektakulärsten Sonnenuntergang, an den ich mich erinnern kann. Wenig später lesen wir, dass es auch in Faro, wo wir noch vor kurzem gelegen haben, aktuell brennt. Und zwar relativ Zentrumsnah. Da drücken wir umso mehr die Daumen, dass sich das Feuer schnell löschen lässt, denn dort wohnen definitiv viele Menschen. Für Informationen über Waldbrände in Portugal nutzen wir übrigens die Plattform fogos.pt. Außerdem kann man auf google Maps sehr gut die Ausdehnung von Bränden sehen. Dafür kann man über das Schichtsymbol am rechten oberen Rand auf die Ebene „Waldbrände“ umschalten. Auch Straßensperrungen und Gefahrenzonen lassen sich so schnell auch bei Ortunkenntnis identifizieren.
Bis zum frühen Morgen bleibt es sehr windig und entsprechend unruhig am Ankerplatz. Irgendwann um 4 Uhr zieht dann jemand den Stecker aus dem großen Ventilator und es ist plötzlich ruhig und windstill. Als ich morgens aufstehe, ist der Blick in Richtung Lagos nicht mehr Rauchwolkenverhangen. Der Wind hat nicht nur abgenommen, sondern auch östlicher gedreht, so dass der Rauch jetzt weiter entfernt von uns getragen wird. Sehen kann man ihn aber noch als dunkles Wolkenband über dem Meer, denn der Buschbrand ist immer noch in Gange. Nach dem Frühstück bringt mich Axel heute mal an den kleinen Strand an der Außenmole. Während Axel wieder zurück an Bord fährt, unternehme ich einen kleinen Spaziergang. Erst geht es die Treppen hinauf auf die Klippen, dann den Caminho dos Promontórios entlang vorbei am Praia do Pintadinho zum Farol da Ponta do Altar. Ein Stück weiter kann ich einen Blick auf den im Wasser stehenden Felsen Leixão das Gaivotas werfen. Dahinter reiht sich ein schöner Felsenstrand an den nächsten. Türkisgrünes Wasser lädt zum Baden ein. Ich werfe noch einen Blick in die eingezäunten Grotten, kann allerdings außer tief hinabgehenden Felswänden nicht viel sehen. Immerhin, man hört unten Wasser rauschen. Zurück geht es an der einen oder anderen Traumimmobilie die Straße entlang. Ein kurzer Anruf und mein Wassertaxi holt mich am Praia do Molhe wieder ab. Nachmittags fahren wir dann noch einmal gemeinsam los und gönnen uns ein spätes Mittagessen im Club Nau. Sushi für Axel und Spareribs für mich. Wie immer sehr lecker und mit schönem Blick auf das Ankerfeld. Gegen 17 Uhr sind wir wieder an Bord und genießen den Rest des Tages im Cockpit. Dabei überlegen wir, was wir in den nächsten Tagen nun machen wollen. Der Wind und auch der Schwell sollten ab Mittwoch nun endlich ein Ankern vor der Küste weiter westlich erlauben. Allerdings breitet sich der Buschbrand immer weiter aus und wir würden weiter westlich in die Rauch- und vermutlich auch Aschewolke geraten. Keine gute Idee! Also einfach noch ein paar Tage in Portimão vor Anker bleiben? Oder zurück nach Culatra? Oder schon nach Vilamoura? Wir wissen es nicht! Aber vielleicht wird der Brand ja auch schneller als gedacht gelöscht und wir können doch noch ein wenig vor der Küste ankern. Wir bleiben einfach spontan.
Am nächsten Morgen werden wir mit schlechten Neuigkeiten geweckt. Unser Freund Stephan, der uns im März besucht hat, ist leider sehr tragisch verstorben. Die Nachricht trifft uns sehr und unsere Gedanken sind bei seiner Frau Anja und seiner Familie! Entsprechend betrübt starten wir in den Tag, doch der Alltag geht, so banal das auch klingen mag, weiter. Also fahren wir wie geplant an Land einkaufen. Die Bordvorräte müssen aufgefüllt werden, egal wo wir in den nächsten Tagen hinfahren. Das Feuer bei Lagos brennt immer noch, scheint aber zu 70% unter Kontrolle zu sein. Durch aufkommenden Wind bricht es allerding auch immer wieder an bereits gelöschten Bereichen erneut aus. Zudem nähert sich aus der Karibik ein Hurrikan den Azoren und droht mit Wind und Wellen auch am portugiesischen Festland. Mit Blick auf das Wetter überlegen wir, ob wir nicht bereits in ein paar Tagen nach Vilamoura in die Marina gehen. Zurück an Bord wir ein wenig gebastelt und geputz. Erstaunlicherweise ist es dann auch schon weider Abend und wir bekommen Besuch von unseren Nachbarn John und Angie von der Segelyacht Ultima. Während Axel leckere Crab-Cakes vorbereitet hat, reiche ich unseren Bordcoktail La Ola Olalá. Beides sehr lecker und es wird ein netter Abend mit den Nachbarn. John und Angie haben zwei Katzen – Batman und Robin – an Bord und sind seit sieben Jahren mit ihrer Oyster 56 unterwegs. Nachdem uns die Beiden wieder verlassen haben, sitzen wir noch lange nachdenklich im Cockpit und sinieren über das Leben. Und auch über die Hilflosigkeit, mit der wir dem – insbesondere plötzlichen und unerwartetem – Tod gegenüberstehen.
Der nächste Morgen startet geruhsam. Wir verbunmeln den Vormittag an Bord, der Wassermacher läuft, die Boiler produziert mit Solarenergie warmes Wasser für eine angenehme Dusche. Bootsalltag. Um 13 Uhr treffen wir uns erneut mit John und Angie. Mit unseren Schlauchbooten geht es nach Portimão und zum indischen Restaurant Papadum. Dort gibt es ein leckeres und günstiges Mittagsmenü für sage und schreibe 9,99 Euro. Wir genießen Papadum mit dreierlei Dips, Chicken Korma, Chicken Vindaloo, Reis und Naan Brot und dazu ein kühles Bier. Satt und zufrieden statten wir anschließend noch dem nächsten Supermarkt und einem China Laden einen Besuch ab, bevor es wieder zurück zum Ankerplatz geht. Dort sind Wolfgang und Sylvia nach ein paar Tagen Abwesenheit wieder eingetroffen und laden uns spontan auf ein Glas Wein an Bord ein. So sitzen wir gemütlich an Bord von der Independence 2 zusammen und unterhalten uns über alles mögliche. Und es zeigt sich mal wieder, dass die Welt kleiner als gedacht ist. Neben Guido und Mücke von der Playmobil kenne ich auch noch einen weiteren Freund von den Beiden, mit dem ich vor etwa 30 Jahren zusammen den NRW-Cup gesegelt bin. Trotz zusammengewürfelter Zufallscrew, die niemals vorher zusammen gesegelt war, haben wir die Regatta damals gewonnen. Für mich damals mit Mitte 20 ein sehr einprägsames Erlebnis! Erst gegen 20 Uhr sind wir wieder zurück an Bord von La Ola und lauschen im Cockpit noch ein wenig der Live-Musik vom Strand, bevor es irgendwann in die Kojen geht.
Nachdem die Wetterlage sich nicht verbessert, beschließen wir noch einen Tag in Portimão vor Anker zu bleiben und dann nach Vilamoura in die Marina zu gehen. Ankern vor der Küste und auch in Portimão wird in den nächsten Tagen sehr unruhig werden und die einzige Alternative wäre wieder im Ria Formosa vor Anker zu gehen. Schade, aber so kommen wir vor dem schlechten Wetter in Ruhe in der Marina an und müssen uns keine Sorgen machen, dass Hurrikan Gabrielle vielleicht doch den Weg an die Algarve findet. Zum Abschluß unserer Ankerzeit vor Portimão fahren wir mit den Dinghy noch einmal nach Ferragudo und gehen dort bei Suoeste lecker Essen. Nicht ganz die 9,99 Euro-Klasse, aber super lecker. Ich gebieße leckere Sardinen, Axel bekommt eine Seezunge. Zurück an Bord räumen wir ein wenig auf, damit wir am nächsten Tag früh starten können. Auch wenn es mal wieder nur eine kurze Strecke unter Motor ist, wollen wir erstens versuchen einen Ankerstopp vor der Benagil-Höhle zu machen und wollen zudem möglichst bereits gegen Mittag in Vilamoura ankommen. Den Abend verbringen wir wie üblich im Cockpit und werden heute mal mit Disco-Musik von der Strandbar in Portimão beschallt. Spart am Ende ja auch Strom, wenn man sein Radio nicht selbst laufen lassen muss und die Musikauswahl ist so gut, dass ich glatt ein wenig mittanze.
Ferragudo – Vilamoura 20,7 sm
Am nächsten geht es früht raus. Bereits um 8:15 Uhr geht der Anker auf und wir verlassen die schöne Ankerbucht vor dem Praia Grande. Später erfahren wir, dass die Behörden wenig am Vormittag die Ankerlieger auffordern, den Ankerplatz aus Sicherheitgründen zu verlassen. Scheinbar bringt Hurrikan Gabrielle zu viel Wind und Wellen aus Südwest, so dass es dort nicht mehr sicher ist. Draußen schwellt es erstaunlich stark. Dem nicht vorhandenen Wind nicht angemessen. Als wir vor den Benagil-Höhlen ankommen herrscht dort schon reger Touriverkehr, so dass wir uns entscheiden nicht zu stoppen, sondern lieber frühzeitig in Vilamoura zu sein. Dort kommen wir gegen Mittag an, checken ein und füllen noch ein wenig unsere Dieseltanks. Dann geht es zu unserem alten Liegeplatz an Steg G, wo uns Guido und Mücke von der Playmobil die Leinen annehmen. Ein paar Minuten später sitzen wir im Cockpit zusammen und schnacken. Wir beschließen abends gemeinsam zu Grillen und Mücke und ich gehen gemeinsam Zutaten dafür einkaufen. Als wir in der Marina zurück sind, haben auch Sylvia und Wolfgang von der Independence 2 bei uns am Steg angelegt. Am Ende wir es ein netter Abend mit allen zusammen in unserem Cokpit und wir freuen uns, dass wir wieder in Vilamoura sind. Auch wenn die Geräuschkulisse von Land uns mit wummernder Musik und Gegröhle bis in den frühen Morgen begleitetet.
In Vilamoura bleiben wir nun für die nächsten 6 Monate über den Winter. Bestimmt werden wir den einen oder anderen Ausflug unternehmen und die ersten Besucher haben sich ebenfalls bereits angekündigt. Wir freuen uns auf eine schöne Zeit und berichten natürlich auch darüber an dieser Stelle weiter.