Nachdem wir unseren Leihwagen in Cádiz zurück gegeben haben, geht‘s mit der Fähre zurück nach Rota. Der Tag soll noch heißer werden und so spannen wir erst einmal unser Vorschiffssonnensegel auf. Um für mehr Durchlüftung zu sorgen, rollen wir zudem einen Teil unserer Cockpit-Kuchenbude hoch. Beides zusammen sorgt für extrem angenehme Temperaturen an Bord. Weiter geht es mit typischen Bordalltagsaufgaben: Abwasch, Wäschewaschen, Bootwaschen, Saubermachen und Siesta halten. Am Abend kommen Sonja und Stefan noch einmal zum Grillen vorbei. Diesmal gibt es leckeren Gyros vom Grill, Tzaziki, gegrillten Feta und Salat. Zudem haben wir erstmalig in unserer Heißluftfriteuse Fladenbrot gebacken. Sehr gut gelungen und sehr lecker!
Da wir mal wieder bis nach Mitternacht geklönt haben, startet der nächste Morgen entsprechend spät. Die Nacht war zudem recht unruhig, da Wind und Wellen für deutlich Bewegung und Geräuschkulisse im Hafen gesorgt haben. Am Morgen ist alles wieder ruhig und unser Sonnensegel, welches wir angeschlagen gelassen hatten, hat den Wind auch gut überstanden. Der Tag wird heiß und die nächsten Tage wird es sogar noch heißer. 35°C sind angesagt, gefühlt 40°C laut Wetterbericht. Haben wir uns vielleicht zu oft über das kühle Wetter beschwert? Nun haben wir vielleicht die Quittung dafür bekommen. Nach einem zur regnerischen März und einem zu kühlen April haben wir jetzt den wärmsten Mai seit 1950. Aber wir wollen uns auch jetzt nicht beschweren. Der Wind weht kühlend durchs schattige Cockpit und wir halten es an Bord sehr gut aus. Nur der Gang von Bord, der ist dann doch sehr schweißtreibend und anstrengend. Insofern beschränken wir uns auf wenige Ausflüge und bleiben lieber an Bord. Dauersiesta sozusagen. Ab und an unterbrochen durch Essen und Einkaufen gehen. Und Trinken natürlich! Nicht Wein, Champagner und Bier, sondern Wasser. Wir versuchen mindestens 2-3 l Wasser pro Tag zu trinken, was aktuell aber auch einfach rein geht und prompt wieder ausgeschwitzt wird. Da die Luftfeuchtigkeit hier im Moment aber auch nur bei ca. 20% liegt, merkt man allerdings noch nicht einmal das man schwitzt. Dafür hat unser Badethermometer wohl einen leichten Sonnenstich! Es zeigt eine Wassertemperatur von 46°C!!! Viel zu heiß zum Baden…
Kaum, dass wir endlich weitersegeln wollen, besinnt sich das Wetter dann mal wieder seiner Unbeständigkeit. Statt Sonne und 25°C mit einer schönen Backstagsbrise bekommen wir am geplanten Abreisetag grauen Himmel, Starkwind und gefühlte Eiseskälte. Also doch noch weiter Rota, mit Strickjacke an. Zum Aufwärmen wird ein wenig gestaubsaugt und geputzt. Hilft! Und zum Glück ist es am nächsten Tag auch schon wieder wärmer. Wenn auch noch nicht unangenehm heiß. So nutzen wir die Gelegenheit und machen einen Bummel durch die Stadt und kaufen Geschenke für die anstehenden Hochzeiten ein. Ansonsten vergeht der Tag mal wieder sehr ruhig und ereignislos. So geht es auch am nächsten Tag weiter. Einkaufen mit dem Rad bei Lidl, Wassertanks auffüllen, Wäsche waschen. Also alltägliche Aufgaben. Ich gehe noch einmal in die Innenstadt und entdecke einen netten Laden mit hübschen Kleidern im Flamenco-Stil. Drei sehr schnell spanisch sprechende Damen stürzen sich in dem ca. 15 qm großen Laden auf mich und ich schaue aufgrund des Wortschwalls so hilflos, dass man schnell ins Englische wechselt. Für eine halbe Stunde genieße ich anschließend VIP-Status im Laden. Die Damen diskutieren heiß, welche Kleider mir wohl stehen und passen würden. Schließlich stehe ich mit einer Auswahl in der Umzugskabine und probiere mich durch die Auswahl, Jedes anprobierte Kleid wird ausgiebig von meinen Damen beurteilt und es werden weitere Kleider in die Kabine gereicht. Schließlich sind wir alle mit der Auswahl zufrieden und ich kehre mit drei neuen Kleidern an Bord zurück. Die nächste Party kann kommen! Ansonsten eignen sich die Kleider aber auch sehr für einen sommerlichen Tag am Strand, zum Essen gehen oder im Büro…
Rota – Río Guadalquivir/Bonanza 20,2 sm
Nach über drei Wochen verlassen wir schließlich Rota. Der Ort hat uns supergut gefallen und wir sind der andalusischen Tranquilo-Lebensart sehr verfallen. Aber irgendwann ist es an der Zeit weiterzuziehen. Das Wetter ist angenehm warm, der Wind passt laut Wettervorhersage ebenfalls. Also lassen wir uns von Lucky um 6:30 Uhr nicht nur wecken, sondern stehen auch auf. Duschen, Frühstück und Aufklaren. Dann geht es zum Checkout ins Marina-Office und zum Verabschieden zu Sonja und Stefan. Mal schauen, wann und wo wir die Beiden irgendwann wiedesehen werden. Das Ablegen haben wir erstaunlicherweise noch nicht verlernt, auch wenn Axel es schafft die Achterleine um die Stegklampe zu vertüddeln. Bei Null Wind kein Problem und so sind wir dann doch schnell abgelegt und auf dem Weg nach Norden. Nachdem wir auf dem Hinweg nicht im Río Guadalquivir geankert haben, wollen dies nun nachholen. Die Strecke für am langen Sandstrand und den Corralles von Rota vorbei. Bei Chipiona biegen wir ab und bekommen einen schönen Schiebestrom ab. Leider passt der Wind dann doch mal wieder nicht. Statt West gibt es Nord, also genau gegenan. Bei 5-8 kn nicht schlimm, allerdings steht eine alte See, die uns gut durchschaukelt. Trotz der Schaukelei entscheidet sich Lucky diesmal im Cockpit liegend mitzusegeln und scheint sich damit auch gut abzufinden. Nach 2 1/2 Stunden erreichen wir schließlich unseren Ankerplatz vor dem kleinen Örtchen Bonanza. Von Ben, Adam, Hoss, Little Jo und HopSing (die Älteren von uns erinnern sich vielleicht an die Familie Cartwright und ihren chinesischen Koch…) ist hier natürlich nichts zu sehen.Dafür aber ein riesiger Salzberg auf der einen Seite und das Naturschutzgebiet Doñana auf der anderen Seite des Kats. Dazu eine herrliche Stille. Auch wenn weite Teile des Naturparks nicht ohne Erlaubnis betreten werden dürfen, wollen wir in den nächsten Tagen ein wenig den Uferbereich und ein kleines Museumsdorf erkunden. Abends gibt es leckere Hähnchenbruststreifen aus dem Pita-Brot mit Joghurtdip. Eigentlich wollten wir ganze Hähnchenbrust grillen, aber wir haben statt Filete de Pollo dummerweise Pollo Filetado erwischt. Also, Hähnchenbrust in feine Scheiben geschnitten. Geschmeckt hat es aber trotzdem. Der Abend verwöhnt uns mit einem angenehmen Lufthauch, einem schönen Sonnenuntergang und einer Schar Flamingos auf dem Weg zu ihren Schlafplätzen. An Land hört man Wildschweine quieken. Genauso haben wir uns das hier vorgestellt.
Bis auf den gelegentlich durchfahrenden Frachter, der uns ordentlich durchschaukelt, verläuft die Nacht vor Anker ruhig. Der nächste Tag startet mit Sonne und bereits mummelig-warmen Temperaturen. Der Wind ist nahezu eingeschlafen, so dass die Luft steht und der kühlende Durchzug im Kat ausbleibt. Die Flaute nutzen zahlreiche Insekten, um uns zu besuchen. Auch wenn wir ja eigentlich gerne Besuch an Bord habe, auf diesen könnten wir sehr gerne verzichten. Zumal sich einige der Viecher als äußerst beißfreudig erweisen. So wird neben Sonnenmilch auch großzügig Anti-Mückenspray aufgetragen. Am späten Vormittag lassen wir unsere Gummisau zu Wasser und starten zu einem kleinen Ausflug. Wir fahren dicht am Ufer entlang flußaufwärts. Unser Ziel ist das Museumsdorf El Poblado de La Plancha. Unser Weg führt uns an einem Wrack vorbei, welches am Flußufer liegt. Leider kommt es hier immer wieder vor, dass Drogenbanden die unbewohnten Nationalparkufer für ihre Drogentransport anfahren und dann leider auch mal das Transportmittel liegen lassen. Am Museumsdorf angekommen stellen wir leider fest, dass der Besuch für uns nicht möglich ist. Der Anleger ist mit einer großen Tür verschlossen und das Anlanden am Strand ist verboten. Schade, hätten wir doch gerne das Freilichtmuseum und den anschließenden Wanderweg erkundet. So fahren wir unverrichteter Dinge weiter und flußabwärts nach Bonanza. Auch hier landen wir jedoch nicht an, denn der Ort vermittelt eine recht trostlose (Wildwest-)Einöde. Zahlreiche Fischerboote liegen im Hafen, das Flußufer ist gesäumt von dutzenden Wracks. Bonanaza hatten wir uns netter vorgestellt. Also zurück an Bord und erstmal einen kleinen Mittagssnack eingenommen. Danach sieht die Welt schon wieder freundlicher aus. Nachdem es von unserem Ankerplatz aus augenscheinlich wenig zu entdecken gibt, planen wir die nächsten Tage und unseren weiteren Reiseverlauf. Bringen Wetterbericht, Tide und Seekarteninformationen zusammen. Wie es ausschaut, könnten wir als nächstes den Hafen von Chipiona direkt ums Eck anlaufen, dann am Montag nach El Rompido und wieder vor Anker gehen. Also, Marina anfragen und schauen, ob es einen Liegeplatz für uns gibt. Wenn kein Liegeplatz frei ist, dann geht es stattdessen nach Mazagon und von dort aus nach El Rompido. Mal schauen… Unsere Pläne haben ja bisher eigentlich noch nie funktioniert. Abends gibt es leckeren Thunfisch-Salat mit selbstgebackenem Fladenbrot. Im Anschluss schauen wir Sonnenuntergang im Outdoor-Kino auf der Großbildleinwand. Der „Film“ wird eigentlich nie langweilig, obwohl wir ihn bestimmt mehrere hundert Male geschaut haben! Selbst Lucky ist begeistert und sucht sich einen Logenplatz auf der Rooftop-Terrasse.
Nachdem Lucky vom gestrigen Abendprogramm so begeistert war, meint er, dass ich mir doch auch unbedingt Folge 2 – Sonnenaufgang mal wieder anschauen soll. Also geht‘s vor 7 Uhr raus aus der Koje. Recht hat der Kater, auch der zweite Teil verliert nie seinen Reiz! Die Stimmung am Fluß ist dabei am frühen Samstagmorgen besonders. Von Land weht Hahnengekrähe herüber. Es riecht nach Holzfeuer und Rauch. Am Doñana-Ufer zeigt sich ein scheues Reh auf dem Uferbereich. Unterdessen gurgelt der Guadalquivir unter La Olas Rümpfen hindurch und tanzt kleine Strudel in sein Wasser. Unterbrochen wir die Ruhe durch einen Frachter, der den Ebbstrom nutzt, um flußabwärts zu fahren. Während es morgens noch angenehm kühl und frisch ist, sagt der Wetterbericht den bisher heißesten Tag des Jahres voraus. Hier in Spanien wir mit einem Ampel-System vor Extremwetter gewarnt. Für die Region Huelva ist heute eine gelbe Warnstufe ausgegeben da die Temperaturen 38° C erreichen sollen. Weiter im Landesinneren sind sogar 41° C vorhergesagt. Eigentlich wollten wir heute zum Mittagsessen nach Sanlucar, aber bei den heißen Aussichten bleiben wir tagsüber lieber im schattigen Cockpit! Auch dort wird es mangels Wind ab mittags mummelig warm. Lucky, der schlaue Kater, verzieht sich daher in den Eignerrumpf unter meinen Bürostuhl. Da ist es noch am kühlsten. Axel und ich ölen derweil draußen vor uns hin und werden von lästigen Fliegen genervt. Trotz frischer Dusche an Morgen. Wollte nur nochmal darauf hinweisen, wie hart das Seglerleben so ist! Ähnlich nervig sind die zahlreichen Freizeitmototboote und Jetskies, die ums herum sausen und möglichst dicht um uns kreisen. Sonst kann man ja bei 20kn Fahrt auch gar nicht genau sehen, was bei uns auf dem Cockpittisch steht. Ansonsten gibt es bei NDR2 heute den 80er-Tag und die Tanzfläche im Cockpit ist eröffnet. Zudem kühlen uns der Wetterbericht (16° C und Regen in Bremen) und die Staumeldungen (45km!!! in Bayern nach Süden) aus Deutschland ein wenig herunter (ich weiß, ich kann echt doof sein!!!). Wir verbummeln den Tag, spannen das Sonnensegel auf dem Vorschiff auf, genießen dort die etwas kühlere Brise und schauen den Jetskies bei ihren Runden zu. Wir entdecken sogar ein Wildschwein mit vier Frischlingen am Doñana-Ufer. Leider zu weit weg, für gute Fotos und bevor ich das Teleobjektiv rausgeholt habe, sind sie aucb schon wieder im Wald verschwunden. Am Abend klopft es dann doch tatsächlich an die Bordwand und die Guardia Civil möchte unsere Papiere sehen. Kein Problem, die haben wir griffbereit und die freundlichen Herren sind schnell zufrieden gestellt. Allerdings weist man uns darauf hin, dass wir hier eigentlich gar nicht Ankern dürfen! Wegen dem Naturschutzgebiet! Ausgewiesen ist das in der Seekarte so zwar nicht, aber wir wollen nicht diskutieren. Wir fragen höflich, ob wir noch eine Nacht bleiben können und bekommen dies auch prompt genehmigt. Ob die extrem lauten Jetskies nicht viel schädlicher für das Naturschutzgebiet sind, als wir friedlicher Ankerlieger, fragen wir nicht, denken uns aber unseren Teil dazu. Nachdem die Sonne wieder glühend rot untergegangen ist, kühlt es zum Glück merklich ab. Na gut, von 35-36° C auf 29° C. Aber immerhin! Die Klimaanlage wird trotzdem angestellt und so können wir bei kühlen 22° C die Nacht verbringen.
Río Guadalquivir/Bonanza – Mazagon 34,8 sm
Lucky weckt wieder um 6:30 Uhr und ich stehe auch direkt auf. Noch ist es einigermaßen erträglich mit den Temperaturen, aber für heute sind inzwischen auch für die Küste 41° C angesagt. Wir haben Stufe Orange erreicht. Bedingt wird das durch eine niedrige Wolkenschicht, unter der sich die Hitze staut. So zeigt sich die Sonne beim heutigen Aufgang auch reichlich verschleiert. Da wir den Ankerplatz verlassen müssen und die Marina von Chipiona sich nicht bei uns zurück gemeldet hat, beschließen wir heute nach Mazagon zu fahren. Aber erstmal gibt es ein leckeres Sonntagsfrühstück mit Ei. Dann geht der Anker auf und wir fahren mit Restschiebestrom aus den Río Guadalquivir hinaus. Nachdem wir die Flußmündung erreicht haben, biegen wir nach Nordwesten ab. Leider gibt es mal wieder zu wenig Segelwind, so dass wir weitermotoren müssen. Trotz einem frischeren Fahrtwind, den wir im Frontcockpit genießen, wird es immer heißer. Das Bordthermometer zeigt im „gefühlt kühlen“ Salon 34° C an. Draußen ist es ohne Wind deutlich wärmer. Schließlich erreichen wir Mazagon und bekommen nun den richtigen Hitzeschlag ab. Kein Lufthauch und die Hitze steht. Nach dem Anlegemanöver und den entsprechenden Leinen- und Fenderarbeiten sind wir komplett durchgeschwitzt. Puh! Der Strand von Mazagon hat sich seit unserem letzten Besuch drastisch gefüllt. Vor lauter Sonnenschirmen und Strandlaken ist kaum noch Sand zu erkennen. Und auch an „unserem“ L-Steg sind wir diesmal nicht allein. Eine Yacht legt direkt neben uns an und „begeistert“ uns, indem der Skipper seine Frau konsequent anbrüllt, obwohl er beim Rückwärtsfahren fast den Steg rammt. Wir spannen erst einmal unser Sonnensegel auf und setzen uns mit Ventilator und Kaltgetränk in den Schatten. Nachdem wir uns einigermaßen akklimatisiert haben, gibt es zum Abendessen leckere Wagyu-Burger mit Pommes. Danach heißt es wieder entspannt im Frontcockpit liegen und möglichst wenig bewegen. Die Klimaanlage im Eignerrumpf kühlt derweil unser Schlafzimmer schön runter, so dass es nachts wieder angenehm kühl ist.
Nach einer ruhigen, gekühlten Nacht, ist es auch morgens wieder etwas kühler temperiert. Die nächsten Tage sind auch wieder etwas kühler vorhergesagt, „nur“ 20-27° C. Erst zum Wochenende hin schaffen wir wieder über 30. Wie genießen den frischen Wind und verbummeln den Vormittag. Dann geht es zu Fuß zum Mittagessen zu Las Dunas. Die Paella war beim letzten mal einfach zu gut, um sie nicht noch einmal essen zu müssen. Auch diesmal werden wir nicht enttäuscht und kehren pappsatt an Bord zurück. Auf dem Weg dorthin halten wir noch einen kurzen Schnack mit dem Australier Bobby, der auf seine Tayana seit ein paar Jahren von Australien aus unterwegs ist und seit Covid in Europa hängengeblieben ist. Während ich an Bord saubermache, fährt Axel am späten Nachmittag mit dem Rad zum Einkaufen. Nach ein paar Tagen vor Anker, müssen die frischen Lebensmittel mal wieder aufgestockt werden. Anschließend machen wir einen kleinen Marina-Spaziergang und haben bei Rückkehr zu unserem Steg einen neuen Nachbarn bekommen. Mit Barbara und Peter vom Katamaran Cataleya kommen wir schnell ins Gespräch und sitzen abends bei ihnen im Cockpit zusammen. Wie der Zufall es will, werden wir in Huelva ebenfalls Stegnachbarn werden. So wird es vermutlich nicht der letzte gemeinsame Abend sein.
Am nächsten Morgen werden wir von Donnergrollen geweckt. Schnell springe ich auf und mache erst einmal alle Luken und unseren Wintergarten dicht. Der erwartete Regen fällt dann allerdings recht mickrig aus. Da für den ganzen Tag Gewitter angesagt sind, entscheiden wir uns heute nicht weiterzufahren, sondern noch einen Tag in Mazagon zu bleiben. So können wir die Zeit nutzen, mal wieder Wäsche zu waschen und Salz und Staub von La Ola abzuputzen. Und was sich da bereits in kürzester Zeit wieder für ein Dreck gesammelt hat! Feiner roter Staub, aus der Sahara herübergeweht, hat sich in jede Ritze gesetzt. Eine braune Brühe schwemmt von Deck, nochmal hinterhergeschrubbt noch mehr braune Brühe. Nach drei Stunden ist La Ola wieder clean. Bleibt nur zu hoffen, dass es jetzt nicht regnet und wieder rotbrauner Dreck auf dem Deck verteilt wird. Am Nachmittag wird es stickig warm und die Luft steht mal wieder. Zeit für Siesta! Irgendwann kommt dann ein frischerer Wind herüber und wir können uns wieder bewegen. Ich übe Ukulele und Axel bildet sich weltwirtschaftlich und -politisch weiter. Böse Zungen behaupten, dass man dabei Schnarchgeräusche vernehmen konnte… Abends gibt es leckeren Hähnchenwok mit Brokkoli, Paprika, Kokosmilch und crunchy Erdnussbutter. Eins unserer Standardrezepte und wie immer sehr lecker. Danach ist wieder Entspannen im Cockpit angesagt. Es regnet tatsächlich ein paar Tropfen, die aber zum Glück kaum Dreck mitbringen.
Auch den nächsten Tag verbummeln wir noch in Mazagon, da sich Axel beim Schrubben leider den Rücken verhoben hat. Nachdem wir gestern wieder alleine am Steg lagen, kommt am heutigen Nachmittag ein ganzer Schwung Yachten an und wir haben sage und schreibe drei Nebenlieger, zwei deutsche Yachten und ein Chilene, der mit seiner X-Yacht auf dem Weg zur Werft nach Dänemark unterwegs ist. Abends wird mal wieder der Grill angeworfen und den Rest des Abends verbingen wir geruhsam im Cockpit.
Mazagon – Huelva 10,7 sm
Nachdem es Axels Rücken wieder etwas besser geht, fahren wir heute ein kleines Stück weiter. Den Plan in Punta Umbria oder El Rompido zu Ankern, haben wir angesichts der Windvorhersage von 30 kn an den nächsten Abenden verworfen und uns stattdessen entschieden nach Huelva zu fahren. Unser Liegeplatz, den wir ab Juli gemietet haben, ist zwar noch belegt, aber man hat einen anderen, wenn auch nicht ganz so schönen Platz für uns frei. Bevor es den Río Odiel hinauf geht, checken wir erst einmal aus der Marina in Mazagon aus und füllen unsere Dieseltanks ein wenig nach. Dann geht es flußaufwärts. Die Strecke ist kurz, aber dabei sehr unterschiedlich. An Steuerbord fahren wir an riesige Hafen- und Industrieanlagen vorbei. An Backbord dagegen endloser Strand, Marschwiesen und Dünenlandschaft. Schließlich erreichen wir die Marina del Odiel in Huelva und werden freudig am Steg von Louisa begrüßt. Sie hilft beim Anlegen, bringt uns die Zugangskarte für das Stegtor, überreicht uns einen Stadtplan und heißt uns herzlich in Huelva willkommen. So eine nette Begrüßung hatten wir bisher selten! Nachdem La Ola gut vertäut ist, wagen wir einen ersten Gang an Land und testen das Marina Restaurant. Im kühlen Schatten werden wir schnell bedient und genießen neben einem kühlen Cerveza auch einen Ensalada de Marina und Pulpo al Ajillo. Beides sehr lecker und gut. Zudem kommt Marina-Manager Manuel bei uns am Tisch vorbei und begrüßt uns ebenfalls herzlich. Auf dem Rückweg kehren wir bei Barbara und Peter auf der Cataleya ein und bekommen einen Espresso zum Nachtisch. Der Start in der Marina del Odiel läuft also schon mal sehr gut. Und dass, obwohl heute Freitag, der Dreizehnte ist! Später radel ich schnell für ein paar Einkäufe zum Lidl ums Eck und abends kommen Barbara und Peter auf einen Sundowner und Snacks bei uns vorbei. Dazu geht die Sonne gleißend rot unter und ein angenehmes Lüftchen weht über den Fluß. Wie versprochen nimmt der Wind dann schließlich ordentlich zu und wir nehmen mal lieber wieder unser Sonnensegel runter. Das geht zum Glück ziemlich leicht und schnell.
In Huelva bleibt La Ola nun erst einmal eine Weile. Axel und ich fliegen in den nächsten Monaten jeweils nach Deutschland. Wir hoffen, dass wir zwischendurch den einen oder anderen Ausflug machen können, sowohl mit Leihwagen und Kat. Wenn das Wetter und die Orca-Lage es zulassen, wollen wir im September/Oktober einen kleinen Sprung ins Mittelmeer wagen und dort in Cartagena an der Ocean-Posse Party teilnehmen. Für den Winter geht es dann wieder zurück nach Huelva.