Zeebrugge – Dunkerque 40,8 sm
Es ist Sonntag! Und der Wecker klingelt schon wieder um 6 Uhr morgens!!! Wie konnte uns das nur passieren?! Aber die Tide will es so. Wenn wir nicht den Strom gegen uns haben wollen, müssen wir früh raus. Immerhin ist das Wetter nicht wie 2007 super nebelig. Wir haben zwar anfangs einen leichten Dunst, doch mit der aufgehenden Sonne wird die Sicht immer klarer. Allerdings muss man sagen, dass wir damals, als wir so rein gar nichts von der Küste gesehen haben, auch nicht wirklich viel verpasst haben. Es reiht sich Sandstrand an Sandstrand, Dühne an Dühne und Hochhaussiedlung an Hochhaussiedlung. Von Dunkerque sieht man bereits 20 sm vorher die mächtigen Hafen- und Industrieanlagen. Auf den ersten Blick auch nicht so nett. Aber die eigentliche Stadt sieht das doch zum Glück anders aus.
Da der Wind mit NNE und Windstärke 1-2 nicht zum Segeln reicht, motoren wir mal wieder die gesamte Strecke. Dafür können wir Schweinswale und Robben beobachten und stellen fest, dass das Wasser inzwischen eine deutlich grünere Farbe angenommen hat. Gegen Mittag erreichen wir Dunkerque und können in der Marina Grand Large ohne Probleme längsseits festmachen. Die Anlegemanöver haben wir so langsam richtig gut drauf. Ist bei den Wetterbedingungen allerdings auch nicht wirklich schwierig. Nach einem kleinen Mittagssnack und kurzer Verschnaufspause satteln wir die Räder und machen eine kleine Radtour. Erst einmal zur Strandpromenade von Malo-les-bains und dann in die City von Dunkerque. Am Sonntagnachmittag ist nicht viel los und nach einer Stunde sind wir wieder zurück an Bord. Gerade rechtzeitig, um Jens von der Marieke zu begrüßen, der hinter uns festgemacht hat. Dummerweise muss er nochmal den Liegeplatz wechseln, aber im Anschluss kommt er auf ein Anlegebierchen bei uns auf der Rooftop-Bar vorbei. Wir schnacken nett und tauschen Erfahrungen zu Ländern, Leuten und Liegeplätzen (tolle Alliteration, oder?!) aus. Nachdem Jens uns wieder verlassen hat, werfen wir den Grill an und genießen mal wieder ein Helgoländer Rinderfilet mit Bruschetta. Danach wird noch ein wenig mit der Heimat telefoniert, bis es auch heute wieder eher früher in die Kojen geht.
Nach einer ruhigen Nacht weckt uns morgens früh der Hafenbetrieb. Neben der Marina liegen Fischer, Lotsenboote und Schlepper und so herrscht bereits frühmorgens ordentlich Betrieb. Kein Problem, das Wetter verspricht gut zu werden und so sind wir schnell im Cockpit und frühstücken im ersten Sonnenlicht. Nach Büroarbeit am Vormittag, geht es mittags mit den Fahrrädern zu. Einkaufen. Wir finden einen kleinen Carrefour City und können dort unsere Bordvorräte ein wenig aufstocken. Zurück an Bord wird dann endlich auch einmal das Cockpit geschrubbt. Wir nehmen alle Kissen und Polster auf und putzen was das Zeug hält. Am Ende sieht alles wieder tiptop aus und das Cockpit glänzt in der Sonne. Zur Belohnung gibt es am späten Nachmittag ein Glas Sekt in unserer Rooftop-Bar. Nach einem leckeren Tortellini-Salat am Abend, machen wir uns bei herrlichem Abendsonnenlicht noch einmal zu Fuß auf den Weg. Wir spazieren am Kunstmuseum FRAC Grand Large – Hauts-de-France vorbei und über die hübsche Hängebrücke nach Malo-les-bains an die Strandpromenade. An dem wirklich unendlich wirkenden Sandstrand tobt das Leben und wir gönnen uns als Nachtisch noch ein leckeres Eis. Auf dem Rückweg werden wir mit Dudelsackmusik und HipHop-Dance unterhalten und landen schließlich wieder an Bord. Der schöne Sommerabend klingt im Cockpit (herrlich sauber hier!) aus und Kater Lucky leistet uns diesmal sogar den ganzen Abend über Gesellschaft.
Der nächste Morgen beginnt noch früher als der gestrige! Wir werden von lauten Stop! Stop! Rufen geweckt und sehen durch unsere kleine Achterluke einen Mast auf uns zukommen. Zum Glück folgt kein lauter Rumms und wir werden nicht gerammt. Aber wach sind wir nun. Hinter uns hat ein Bali-Katamaran angelegt, der scheinbar auch noch ein wenig Übung beim Anlegen braucht. Nach einem kleinen Frühstück starten wir die heutige Arbeitsaktion des Tages: Wir reinigen unsere Wassertanks. Das Wasser aus unseren Tanks mufft nämlich riechbar und hat unserer Meinung nach keine gute Trinkqualität. Also haben wir in Zeebrugge entsprechend PuraTank gekauft und hoffen, dass die Reinigung Besserung herbeiführt. Als erstes werden die Tanks entleert, dann mit PuraTank zusammen wieder aufgefüllt. Das Ganze darf dann 24 Stunden einwirken, bevor es ordentlich mit frischem Wasser noch einmal durchgespült werden muss. Pünktlich um 10 Uhr klopft wie verabredet Jens von der Marieke an und wir machen uns wenig später auf den Weg zum Museum Dunkerque 1940 Operation Dynamo. Dort wird eindringlich von der Evakuierungsaktion der britischen und französischen Truppen von den Stränden rund um Dunkerque im 2. Weltkrieg berichtet. Im Anschluss geht es für uns zurück an Bord und ich begebe mich mal wieder an den Computer. Nach getaner Arbeit nehmen wir die Räder für einen kleinen Ausflug in die Innenstadt von Dunkerque. Wir schauen uns Rathaus und den Belfried – einen wiederaufgebauten historischen Turm, von dem man laut Internet eine tolle Aussicht auf die gesamte Stadt genießen kann – an und landen schließlich beim Supermarkt E.Leclerc, wo wir ein paar Zutaten für das Abendessen an Bord erstehen. Danach fahren wir noch ein wenig den Hafen entlang und schauen beim Fischgeschäft La Halle vorbei. Obwohl uns dort das Wasser im Munde zusammenläuft, erstehen wir erst einmal nichts von den leckeren Meeresfrüchten, sondern beschließen am nächsten Mittag dort einzukehren. Weiter geht es ins Hafengebiet, wo wir beim Schiffsausrüster UShip Bleu Marine einen kurzen Zwischenstopp einlegen. Neben 10 m Gummiband erstehen wir dort noch zwei Klappsitzkissen für unsere Rooftop-Bar. So können wir dort noch bequemer sitzen! Voll bepackt geht es mit den Rädern vorsichtig wieder zurück zur Marina, wo wir die neuen Kissen direkt ausprobieren. Nicht nur, dass man von Dach eine tolle Aussicht auf den Hafen und die Aktivitäten der Segler hat. Wir können auch noch einen Seehund beobachten, der scheinbar auf ein paar Reste von den Fischern nebenan interessiert ist. Abends kommt Jens zum Grillen vorbei und wir tauschen bis in die späten Abendstunden unsere Segelerfahrungen aus.
Eigentlich war für heute unsere Weiterfahrt geplant, aber der Wind meint es mal wieder nicht gut mit uns. Bei West 4 und Strom gegen Wind bleiben wir lieber im Hafen. Wir nutzen den Tag und lassen La Ola weitere Pflegeeinheiten zugedeihen. So nehme ich mir die Decksluken vor und reinige alle Rahmen und die Luken von dickem Dreck, der sich wohl über mehrere Monate dort angesammelt hat. Zudem werden alle Gummidichtungen mit Pflegemittel behandelt, so dass sie schön dicht bleiben. Axel nimmt sich derweil die Backbord-Vorschiffskabine vor. Dort hat Kater Lucky seine Kabine und wir haben uns entschlossen, die Badezimmertür auszubauen, da sie eigentlich immer nur im Weg ist. Sorgsam wird die Tür nach Ausbau weggestaut und die Kabine ordentlich sauber gemacht. Lucky betrachtet das eher skeptisch, hat aber auch nichts dagegen, den Tag in seinem Fluffy im Salon zu verbringen. Unsere gestern gestartete Tankreinigungsaktion wird ebenfalls vollendet, indem wir die Tanks entleeren, spülen und wieder auffüllen. Hoffentlich verbessert sich die Wasserqualität jetzt ein wenig! Da für morgen das Wetter besser ausschaut, machen wir La Ola am Nachmittag seeklar und räumen alles wieder an seinen Platz. Abends bleibt heute die Bordküche kalt, aber wir gehen nicht zum Wienerwald, sondern zum Restaurant Bako nach Malo-les-bains. Dort genießen wir leckere Crevetten mit Reis und Gemüse, sowie überbackenens Krebsfleisch. Sehr lecker, schnell serviert und nicht zu teure. Über das Ambiente und die Bequemlichkeit der Stühle kann man diskutieren. Ansonsten wird es heute mal ein ruhiger Abend und wir freuen uns auf die Weiterfahrt nach Boulogne sur Mer. Obwohl es vermutlich leider mal wieder eine reine Motorfahrt wird.