Cherbour – Alderney 24,7 sm
Unser Entschluss Cherbourg zu verlassen steht weiter und so klaren wir am Morgen erstmal auf und bereiten alles für die Abreise vor. Diesmal allerdings völlig ohne Stress und frühes Aufstehen, denn wir wollen erst um 16 Uhr ablegen. Vorher wird alles seefest verstaut und segelklar gemacht, eingekauft wird natürlich ebenfalls noch einmal.
Tja, und dann regnet es wieder. Der Wind nimmt nicht wie vorhergesagt ab, die Vorhersage verändert sich mal wieder so, dass wir denken, einen Tag länger in Cherbourg kann auch nicht schaden. Was sind wir bloß anspruchsvoll geworden! Also bleibt alles beim alten, wir bezahlen noch einen Tag länger Liegegebühren in Cherbourg (inzwischen zum supergünstigen TO-Tarif!) und hoffen, dass wir morgen früh dann doch endlich los kommen. Never ending story!
Abends kommt Jens auf ein Feierabendbierchen vorbei. Er will morgen ebenfalls los, dann aber gleich nach L’Aberwrach durchstarten. Wir sind noch im Trödeltempo und wollen nur nach Alderney. Dann Guernsey, dann Roscoff, L’Aberwrach und Camaret sur Mer. Wenn der Langfristwetterbericht nicht falsch liegt, würden wir von Camaret sur Mer dann bei leichten Winden über die Biskaya hopsen. Nagelt uns bitte aber nicht darauf fest!
Mit einem Tag Verspätung schaffen wir es dann doch endlich! Wir legen um 7 Uhr aus Cherbourg ab und fahren raus aufs Meer. Die Sonne geht hinter uns leuchtend rot auf und die See ist ruhig. Wir setzen die Genua und segeln. Herrlich! Hätten wir schon viel länger gerne gemacht. Aber jetzt! Mit der Strömung geht es am Ca La Hague vorbei und die See bleibt zum Glück ruhig. Auch bei wenig Wind strudelt es ordentlich um uns herum und La Ola wird kräftig hin und her versetzt. Nachdem der Wind immer höher einfällt, nehmen wir wieder den Motor dazu und kommen so bei 1500 Umdrehungen gut in Braye auf Alderney an. Wir entscheiden uns zu Ankern und brauchen heute ein paar Anläufe, bevor wir den Anker gut eingefahren haben. Wenig später geht es mit dem Dinghy an Land und wir klarieren per Einwurf eines Formulars in einen dafür vorgesehenen Briefkasten auf den Kanalinseln ein. Mustergültig geben wir auch Kater Lucky mit an, der aber ausdrücklich hier nicht an Land gehen darf. Hat er aber auch kein Problem mit! Axel und ich machen uns zu Fuß auf den Weg nach St. Anne. Der geht stracks den Berg hinauf und endet in einem hübschen Örtchen. Dort bummeln wir ein wenig durch die pikturesken Gassen, bevor es mit atemberaubend schönem Blick wieder bergab geht. Als Belohnung für die Wanderei kehren wir im Braye Beach Hotel ein und gönnen uns einen schönen Lunch. Diesmal führt Axel die Fish & Chips Testreihe fort und wird mit einem prächtigen Mahl belohnt. Mein Club Sandwich ist ebenfalls sehr lecker und beide Portionen sind mehr als ausreichend groß. Zurück an Bord versucht sich Axel schon mal an die Gepflogenheiten im Süden zu gewöhnen und hält ausgiebig Siesta. Ich verziehe mich ins Bordbüro, denn ein paar Termine gilt es auch heute abzuarbeiten.
Nach getaner Arbeit genießen wir die Sonne im Frontcockpit und Axel wagt es tatsächlich Anzubaden. Ende August! Ein kurzer Schnack mit unserem Nachbarn vom Katamaran Rosa aus Vegesack und der Austausch von Reiseplänen folgen. Die Boote drehen sich derweil munter im Wind und im Strom im Kreis, so dass wir irgendwann vom Front- ins Achtercockpit umziehen müssen, weil die Sonne sonst fehlt.
Alderney – Guernsey 22,8 sm
Der nächste Morgen beginnt ruhig und ohne Hektik. Die Sonne geht malerisch hinter dem Hügel von Bibette Head auf und ich genieße die Stille bei einem ersten Kaffee im Cockpit. Irgenwann schafft es auch Axel aus der Koje und wir genießen ein schönes Frühstück bei Sonnenschein im Cockpit und einem leckeren Frühstücksei. Ganz gemütlich geht irgendwann der Anker auf und wir motoren gemächtlich nach Süden. Erst durch den berüchtigten Kanal The Swinge zwischen Alderney und Burhoe, in dem es heute allerdings ganz ruhig zugeht. Erst an der Südspitze von Alderney zeigen sich einzelne Whitecaps und das Wasser brodelt ein wenig. Nach einer halben Stunde Schaukelei sind wir durch und motoren durch eine See wie ein Seidenbettlaken, die von einem alten Schwell ab und an gemächlich in grobe Falten gelegt wird. Außer mächtigen Seegrasinseln ist nicht viel während der Überfahrt zu sehen und wir freuen uns, als Sark, Herm und Guernsey immer näher kommen. Wir steuern auf St. Peter Port zu und werden dort nicht nurvom Hafenmeister in Empfang genommen, sondern auch mit einem Böllerschuss vom Schloß begrüßt. Obwohl man uns einen Liegeplatz in der geschützten Victoria Marina anbietet, gehen wir lieber auf einen Außenliegeplatz am Swan Pier. Dort liegen wir an Steg 5 ohne Landanschluss, d.h. müssen mit dem Dinghy los, um an Land zu kommen. Doch sind wir so sicher, das Kater Lucky nicht doch durch irgendeinen unglücklichen Zufall an Land entkommt. Guernsey ist sehr strikt, was die Anwesenheit von Tieren aus der EU angeht. Es drohen hohe Strafen, wenn sie eingeschmuggelt werden und die Tiere werden nach Auskunft auf der Webseite der Immigration „destroyed“. Das wollen wir natürlich unbedingt verhindern, auch wenn die Wahrscheinlichkeit, dass unser scheuer Kater überhaupt außerhalb des Cockpits geht, sehr gering ist. Wir hingegen dürfen an Land und fahren die 50 m mit dem Dinghy an den entsprechenden Dinghyliegeplatz. Weiter geht es zum Marina-Office, wo wir für eine Nacht 78 Pfund loswerden. Anschließend folgt ein Bummel durch die nette Innenstadt. Schade, dass wir gerade so gar nichts brauchen! Uhren und Schmuckläden gibt es zahlreiche und auch teure Elektronik wird feilgeboten. Und das ganze Steuerfrei. Da lohnt ein Besuch vom Festland bestimmt für den einen oder anderen. Zurück an Bord widme ich mich ein wenig der Büroarbeit, während Axel kleine Reparaturen und Reinigungsarbeiten erledigt. Es folgt Geflügelleber mit Schafskäse und ein fauler Abend im Cockpit. Entgegen der Ruhe auf Alderney, begleiten uns auf Guernsey allerdings Autobrummen und Motorradheulen durch den Abend.
St. Peter Port/Guernsey – Moulin Huet Bay/Guernsey 4,4 sm
Die Sonne weckt uns auch am nächsten Morgen. Zum Frühstück im Cockpit werden heute mal Pancakes gereicht und Pläne für den Tag geschmiedet. Die Frage, was wir mit dem Rest des Tages anfangen wollen? Bustour rund um Guernsey, wie beim letzten Besuch? Fährfahrt nach Herm, um dort die Insel zu umwandern? Oder Ankern vor der Südküste von Guernsey? Angesichts des Wetterberichts fällt die Entscheidung auf die dritte Alternative. Zuvor wollen wir in Guernsey aber noch Diesel nachtanken, der hier ähnlich wie auf Helgoland steuerfrei ist. Da wir über 600 l nachtanken können, macht sich dass schon deutlich bemerkbar. Wir tanken für 91 Pence, umgerechnet etwa 1,08 Euro. In Cherbourg hätten wir 1,79 Euro pro Liter bezahlt. Also haben wir durch den Stopp in Guernsey knapp 450 Euro gespart! Nachdem wir erfolgreich die Tanks gefüllt haben und mit Böllerschuss vom Castle wieder verabschiedet werden, geht es gemächlich ein kurzes Stück die Küste nach Süden entlang, bevor wir in eine kleine Bucht einbiegen und in den Moulin Huet Bay vor Anker gehen. Die steile Felsküste um uns herum ist beeindruckend und die spitzen Klippen beachten wir mit gehörigem Respekt. Neben uns haben noch drei norwegische Yachten die Bucht für sich entdeckt, wir sind also nicht ganz alleine. Macht aber nichts, denn die Bucht ist ausreichend groß. Wir genießen den sommerlichen Tag, auch wenn es zum Glück nicht ganz so heiß ist, wie aktuell in Deutschland. Axel hält seine Siesta im Frontcockpit, während ich mein mobiles Office ins Achtercockpit verlegen und heute einfach mal ein paar Stunden mit Blick aufs Paradies arbeite. Abends werfen wir den Grill an und genießen Hähnchen mit Feldsalat und Wachtelei. Der Ankerplatz erweist sich währenddessen als recht rollig. Die Monos neben uns werden ordentlich durchgeschaukelt, während wir noch recht komod und ruhig liegen. Im Laufe des Abends und mit ablaufendem Wasser beruhigt sich die Lage auch wieder, allerdings sind wir sicher, dass es in der Nacht bei Flut wieder etwas unruhiger werden dürfte. Lucky entdeckt derweil, dass es tatsächlich noch eine Welt außerhalb des Cockpits gibt. Er wagt sich erstmals nach draußen und beobachtet interessiert die Möwen hinter dem Boot. Zur Bootsumrundung reicht der Mut allerdings noch nicht, aber irgendwann wird er wohl auch das Frontcockpit entdecken!
Moulin Huet Bay/Guernsey – Roscoff 70,9 sm
Gegen 2 Uhr nachts wird es wieder unruhig in der Bucht. Der Strom ist gekentert und die Yachten drehen sich wieder seitlich zum Wind. Auf La Ola ist das zwar noch gut erträglich, aber wach sind wir trotzdem erst mal. Irgendwann schlafen wir wieder ein, nur um kurz darauf vom Wecker wieder geweckt zu werden. Pyjamastart ist angesagt. Schnell eine Tasse Kaffee und ein Schokocroissant und schon geht der Anker auf. Wir richten den Bug zurück aufs französische Festland und motoren in den Morgen hinein. Auf See steht eine hohe alte Dünung, so dass uns der wenige Wind leider mal wieder nicht zum Segeln reicht, da in jedem Wellental die Segel schlagen. Nun denn, wir haben ja genug Sprit an Bord…Auf direktem Kurs geht es Richtung Roscoff in der Bretagne. Das Motorgebrumme wird heute mal mit ein wenig Abwechslung unterbrochen. Delfinshow!!! Endlich kommen uns ein paar Delfine besuchen und spielen um unsere Buge. Endlich können wir die dort befindlichen Dolphin-Seats ordnungsgemäß benutzen. Sehr schön und gerne mehr davon! Nach ein paar Minuten trennen sich unsere Wege wieder und wir brummen weiter nach Südwest. Der Wind bleib eher schwach, die Dünung nimmt eher zu und irgendwann müssen wir auch noch gegen den Strom ankämpfen. Dafür kommen wir an den schönen Les Sept Iles vorbei, schroffen Felseninseln, die als Vogelschutzbiet dienen. Auch der hübsche Außenleuchtturm Les Triagoz wird passiert und vermutlich dürften die Felsen um ihn herum, vor seiner Erbauung, dem einen oder anderen Schiff zu einem bitteren Schicksal verholfen haben. Nach über 10 Stunden Fahrt erreichen wir schließlich den Hafen von Roscoff. Axel hat von unterwegs einen Liegeplatz reserviert und der Hafenmeister erwartet uns bereits. Wir haben Glück und es strömt gerade nicht durch die Marina, was laut unserem Hafenführer hier durchaus mal zum Problem beim Anlegen werden kann. Wir können La Ola inzwischen perfekt anlegen und der Hafenmeister muss nicht mit seinem Schlauchboot eingreifen. Da die Marina ca. 15 min. vom eigentlichen Städtchen entfernt ist und es in der Marina quasi nichts gibt, begnügen wir uns zum Abendessen mit ein wenig Baguette und Käse. Was folgt sind die üblichen Überlegungen zu Wetter und weiterer Routenplanung. Als nächste Stopps stehen L‘Aberwrach und Camaret sur Mer an. Danach müssen wir mal schauen was das Wetter so sagt. Wahrscheinlich geht es von Camaret sur Mer doch direkt über die Biskaya nach A Coruña. Aber da müssen wir nochmal ganz tief in uns gehen, ob dass die richtige Entscheidung ist.
Roscoff – L‘Aberwrach 35,2 sm
Auch wenn Wochenende ist, stehen wir bereits um 7 Uhr auf. Nach einem schnellen Frühstück geht es wieder los. Ein paar Minuten müssen wir warten, da die Hafenausfahrt aufgrund einer gerade ankommenden Fähre gesperrt ist, aber dann dürfen wir wieder raus auf See. Die Ausfahrt raus gestaltet sich arg holprig, da Wind gegen Strom stehen und der alte Schwell von gestern auch noch quer läuft. Bei den unruhigen Bedingungen nehmen wir lieber nicht die enge Passage zwischen Festland und Ile de Batz hindurch, sondern fahren lieber einen Boden außen um die Insel herum. Nachdem wir Richtung Südwesten abbiegen können wir es ruhiger, allerdings reicht der Wind bei dem nach wie vor vorhandenen Schwell auch heute nicht zum Segeln. Wir können aber die Genua setzen und kommen so nur mit einem Motor und geringen Drehzahlen gut voran. Auf Höhe Ile de Vierge mit dem markanten und hohen Leuchtturm bekommen wir wieder Delfinbesuch und bekommen wieder eine Showeinlage geboten. Immer wieder schön und niemals langweilig! Schließlich können wir in den Aber einbiegen, nehmen die Genua weg und erreichen wenig später L‘Aberwrach. Dort hatten wir uns eigentlich angekündigt, erreichen aber leider keinen vor der Marina per Funk. Der Versuch alleine eine Mooringboje zu fangen mißlingt deutlich, aber zum Glück steht Jens von der Marieke bereit und weist uns einen Liegeplatz am Außensteg zu. Zumindestens sind wir damit erstmal fest und können später klären, ob wir dort liegen bleiben dürfen. Nach einem gemeinsamen Ankunftsbierchen beschließen wir am Abend gemeinsam essen zu gehen und hoffen, dass wir irgendwo ein Plätzchen ohne Reservierung bekommen können. Den Rest des Nachmittags verbringen wir mit Putzen, Katerbelustigung und dem obligatorischen Gang zum Marina Office. Scheinbar dürfen wir an unserem Außenliegeplatz bleiben und müssen nicht noch einmal verholen. Gegen 18:30 Uhr treffen wir uns dann mit Jens und ziehen gemeinsam los. Entlang der Haupstraße reiht sich ein Restaurant und Café an das Nächste, allerdings sind wir scheinbar zu früh dran, geöffnet wird erst ab 19 Uhr. Beim Restaurant Vioben haben wir aber Glück und können zumindestens schon mal rein und dürfen für 19 Uhr einen Tisch reservieren. Die Wartezeit vertreiben wir uns mit einem weiterführenden Ortsrundgang, besuchen dabei eine öffentliche Karikaturausstellung im Park, von der wir leider nur die Hälfte verstehen und sind pünktlich um 19 Uhr wieder beim Restaurant. Dort hat sich inzwischen eine Schlange gebildet und wir hatten scheinbar pures Glück überhaupt noch einen Platz bekommen zu haben. Glück haben wir auf jeden Fall, denn sowohl Essen, Getränke und Service sind hervorragend! Wir genießen Austern und Fisch des Tages (Axel), Rinderfilet (Jens) und Carpaccio con Pulpo und Rinderfilet mit Erdnusssauce und Hummer bretonische Art (Brit) und verlassen ein paar Stunden später satt und zufrieden das Restaurant. An Bord von La Ola gibt es noch einen Absacker und der Abend wird recht lang. Lucky entwickelt sich langsam aber sicher zum Partykater, lässt sich von Jens streicheln und leistet uns im Cockpit Gesellschaft.
Der Sonntagmorgen beginnt sehr, sehr ruhig. Nebel hat sich bleischwer auf den Aber gelegt und dämpft alle Geräusche. Da kann man ruhig ein wenig länger ausschlafen. Das Sonntagsfrühstück genießen wir im Cockpit und sind mal wieder froh über unseren Wintergarten. Auch wenn es heute deutlich frischer ist, als wir es gerne hätten. Aber der Herbst naht auch in Frankreich mit großen Schritten und wir hoffen, dass wir ihm demnächst enteilen können und in Spanien wieder sommerliche Temperaturen auf uns warten. Da der nebelige Vormittag nicht zu einem Ausflug lockt, basteln wir mal wieder ein wenig am Boot. Ich hätte gerne eine Steckdose im Cockpit, damit ich für die Arbeit im Wintergarten nicht immer ein Verlängerungskabel verlegen muss. Zudem muss die vorhandene 12-Volt-Steckdose ersetzt werden. Keine einfachen Aufgaben, da diverse Verkleidungen abgenommen werden müssen und natürlich nichts mal eben gut erreichbar ist. Am Ende finden wir zwar eine Möglichkeit für die Steckdose, haben jedoch entgegen unserer Erinnerung doch leider keine passende Steckdose mehr an Bord. Kurzerhand wird das Projekt verschoben und stattdessen ein Spaziergang durch den Ort gemacht. Der gute Eindruck von gestern bestätigt sich, jedoch ist durch den Nebel die Aussicht arg beschränkt. Schade! Nach einem kurzen Stopp bei der Marieke geht es zur Creperie, wo wir ein leckeres Galette mit Käse, Schinken und Ei zum Mittagessen einnehmen. Zurück an Bord wird weiter gearbeitet, Büroarbeiten und Wäsche, und schon ist der Tag wieder vorbei. Abends lichtet sich endlich der Nebel und es kommen noch Alma und Miro von der Segelyacht Bob bei uns vorbei. Die beiden liegen bei uns am Steg und haben leider gerade ein paar Probleme mit ihrer Stopfbuchse, lassen sich aber auf ihrem Weg in den Süden dadurch nicht entmutigen. Wir drücken die Daumen, dass sich die Probleme schnell und nachhaltig beseitigen lassen und wir noch ein paar nette gemeinsame Abende auf dem Weg nach Süden genießen können.
Der nächste Morgen beginnt regnerisch und grau. Nur gut, dass heute Montag ist und ich eh arbeiten will! Also sitze ich in meinem kleinen Bordbüro und arbeite vor mich hin, während Axel den Tag faul im Cockpit verbringt. So faul, dass er nicht mal überlegt, was es zum Essen geben könnte. Also machen wir uns nach Feierabend auf den Weg an Land und versuchen einen Platz in einem der zahlreichen Restaurants zu ergattern. Dumm nur, dass die eine Hälfte montags Ruhetag hat und die andere Hälfte ausgebucht ist! Nur gut, dass die Creperie von gestern noch ein Plätzchen für uns und auch leckere Muscheln im Angebot hat. So genießen wir mal wieder Moules Frites und kehren gut gesättigt an Bord zurück. Den Rest des Abends verbringen wir im Cockpit und überlegen, wie es weiter gehen soll. Am Ende beschließen wir am nächsten Morgen nach Brest zu segeln. Der Wind soll eher flau sein, was uns angesichts der Passage durch den Chenal du Four auch recht ist. Dort gibt es nämlich, ähnlich wie im Alderney Race bei zu viel Wind und gegenlaufender Strömung durchaus mal Probleme. Alles kein Problem, angesichts der Wettervorhersage und die Tide passt auch.
L‘Aberwrach – Brest 41,5 sm
Am nächsten Morgen klingelt entsprechend der Wecker um kurz vor Sieben. Schnell Katzenwäsche und eine Tasse Kaffee und wir sind startklar. Allerdings nieselt es und das Wetter sieht nicht wirklich vielversprechend aus. Mmmh! Trotzdem wir wollen weiter und legen um 8 Uhr aus L‘Aberwrach ab. Jens winkt und zum Abschied vom Steg (Ich glaube, er hat sich extra einen Wecker gestellt, um das zu tun! Vielen Dank, lieber Jens!!!) und schon fahren wir aus dem schönen Aber raus. Der Nieselregen verstärkt sich zum Schauer und mit jedem Meter aus dem Aber raus, wird die See unruhiger. Nun gut, denken wir, Schwell gegen Strom, kann sich schon mal verstärken. Als wir schließlich die offene See erreichen, fangen wir aber doch langsam an am Wetterbericht zu zweifeln. Es steht eine alte Dünung, überlagert von quer laufenden Wellen, die durch den aktuellen Wind eigentlich nicht gerechtfertigt werden können. Als Ergebnis haben wir eine recht steile 3-4 m Welle, durch die wir uns mühsam gegen den Wind voranquälen müssen. Es rappelt und scheppert und das erste mal auf unserer Fahr fliegen tatsächlich Dinge durch die Gegend! Lucky findet es auch nicht sehr spaßig und setzt sich vorsichtshalber lieber in sein Katzenklöchen. Sicher ist sicher! Während die Monohulls neben uns irgendwann nach Süden abbiegen, wagen wir es nicht und fahren weiter nach Westen. Bei den Bedingungen scheint uns die Passage durch den Chenal du Four nicht sicher genug, so dass wir lieber außen um die Ile d‘Oussant herum segeln wollen. Dpch erstaunlicherweise legt sich das Welle bild plötzlich und unerwartet! Wir sind in tieferem Wasser unterwegs und wir vermuten, dass sich in flacheren Wasser in Küstennähe die Dünung ind Verbindung mit dem Strom einfach mächtig aufgebaut und verstärkt hat. Bei den Bedingungen wagen wir es dann doch abzubiegen und sind plötzlich sehr gemütlich und schnell unterwegs. Wir setzen die Genua und motorsegeln an zahlreichen Felsen vorbeit. Nachdem wir den Chenal du Four hinter uns habe, wird es dann auch noch sonnig und warm. Herrlich! Wir setzen zum ersten Mal unser neues Code Zero segel und cruisen gemütlich auf Brest zu. Erstaunlich, wie sehr sich das Segelwetter innerhalb weniger Stunden und Seemeilen von ganz schrecklich auf superschön verwandeln kann! Schließlich erreichen wir die Marina du Chateau und finden ein schönes Plätzchen am Gästesteg. Wir sind nun in der Biskaya angekommen und wollen von hier aus Richtung Spanien starten. Entgegen unserem ursprünglichen Plan werden wir nicht die Biskaya aussegeln, also nicht Bilbao, Santander und Gijon besuchen, sondern direkt nach A Coruña bzw. in die vorliegenden Rias segeln. Der Herbst sitzt uns im Nacken und wir wollen endlich ins Warme. Im Gegensatz zu den aktuellen Temperaturen in Deutschland ist es hier nämlich bereits ziemlich frisch und ungemütlich. Außerdem wollen wir gerne trotz des Liegeplatzes in Portugal noch ein wenig von der galizischen Küste und den traumhaften Rias genießen. Am Abend gibt es heute endlich mal wieder etwas Feines aus der Bordküche. Wir grillen Langusten und Axel bereitet dazu seine leckere Aioli. Baguette und ein Glas Champagner dazu und schon ist es perfekt!