1999: Wochenenden auf Blue Noot

Nach der Überführung verbrachten wir einige nette Wochenenden mit Segeln auf der Flensburger Förde und in der dänischen Südsee.

21.- 22. August 1999

 21. August 1999: 18,7 sm

Nachdem wir gestern über Kiel und den A.W.Niemeyer Laden angereist sind, können wir heute erst mal unsere Mitbringsel einbauen. Axel hat sich ein neues Großfall und eine neue Wickelleine gegönnt. Die Alten waren durch die Zugbelastung der E-Winsch schon ziemlich am Ende. Am Nachmittag ist es dann soweit: Axel und ich legen um 15.25 Uhr das erste Mal alleine mit Blue Noot ab. Unter Motor statten wir noch schnell der Siemau II bei ihrem Liegeplatz einen Besuch ab. Die sind leider noch nicht Startklar, so daß wir schon alleine Richtung Sönderborg vorfahren. Andy Zech ist mal wieder mit 7 Mann auf BR-Törn unterwegs. Vor der FSG, der Flensburger Schifffahrtsgesellschaft, setzen wir Segel: Groß mit 1. Reff und die Fock.

Mit dem Wetter haben wir mal wieder Glück: schöner Segelwind mit 4-5 Bft. und Wolken, aber kein Regen. Das 1. Reff erweist sich als Glücksgriff. Im geschützten Hafen sind eigentlich immer 2 Windstärken weniger als auf der Förde. Trotzdem schließt Blue Noot in einer 7-er Böe ganz schön in die Sonne. Ich verbrenne mir die Finger beim Aufmachen an der Großschot. Zu dumm! Einmal um die Winsch legen scheint nicht zu reichen. Sausen Richtung Sönderborg die Förde entlang. Holnis Haken umfahren wir auch diesmal ohne Grundberührung. Man kann die Vögel jedenfalls dicht neben der roten Tonne im Wasser stehen sehen. Um 18.42 Uhr machen wir fest im alten Sönderborger Hafen neben einem Stegnachbarn aus dem Niro-Pe-Hafen, der „Sinfonie Sylt“. Ein ganz schöner Brummer, eine Grand Soleil 52, neben der uns Blue Noot richtig klein vorkommt. Schließlich kommt auch Andy mit der Siemau II, legt sich aber nicht in unsere Nähe, sondern direkt vor das Klohäuschen. Da Axel und ich uns vorgenommen haben Blue Noot einen Namen als Gourmet-Schiff zu verschaffen, kochen wir uns schon einmal ein. Es gibt Pfannkuchenröllchen mit einer feinen Avocado-Lachs-Creme-Füllung. Sehr lecker! Danach brauchen wir allerdings erst einmal einen Gammel Dansk. Geschafft von dem harten Segeltag gehen wir früh in die Koje.

22. August 1999: 20,2 sm

Zum Frühstück gibt es erstmal Lachstoast, gekochte Eier, Kaviar und Sekt. Um 11.05 Uhr sind wir dann soweit. Wir legen ab in Richtung Flensburg. Der Wind ist auch heute wieder ideal zum Segeln. Und schließlich kommt sogar die Sonne raus. Kurz vor Flensburg brist es dann noch einmal kräftig auf. Gut, daß wir das Groß schon geborgen hatten. Der Windmesser zeigt jedenfalls 30 kn wahren Wind an. Unser Anleger klappt diesmal leider nicht so gut. Axel hat zwar letzte Woche eine toll ausgetüftelte Fangvorrichtung installiert, aber die läßt sich gar nicht so einfach bedienen. Na, wir fahren jedenfalls keine Schramme in Blue Noot und die Nachbarn bekommen auch nichts ab. Nachdem wir klar Schiff gemacht haben, geht es wieder Richtung Heimat.

28. – 29. August 1999:

28. August 1999: ca. 30 sm

Bei schönem Segelwetter und mit zwei Gästen an Bord, Axels Schwester Anja und deren Freund Michi, legen wir um 10.50 Uhr aus Flensburg ab. Wir setzen Groß und Genua und fahren Fördeaufwärts. Nachdem wir Holnis Haken hinter uns gelassen haben, ersetzen wir um 13.30 Uhr die Genua durch den Gennaker. Blue Noot läuft wunderbar. Wir machen mal wieder Rauschefahrt. Auch das Halsen klappt gut. Michi und ich schaffen sogar eine Zwei-Hand-Halse. Er bedient den Gennaker und ich steuere und halse das Groß. Den E-Winschen sei Dank kein Problem. Leider funktioniert unsere Logge nicht. Erst kurz vor Hörup, bei über 8 kn fängt sie wieder an zu laufen. Wahrscheinlich sitzt irgend etwas im Impeller. Tauschen um 14.40 Uhr den Gennaker wieder gegen die Genua wegen zunehmenden Wind. Um ca. 15.30 Uhr laufen wir unter Motor Höruphav an, finden allerdings keinen geeigneten Platz für uns. Für die Boxen sind wir einfach zu groß und längsseits auf die kleinen 34er wollen wir uns nicht legen. Also, raus aus dem Hafen und fix wieder die Segel gesetzt. Wir steuern nun Sönderborg an. Da waren wir ja auch schon lange nicht mehr. Um 17.00 Uhr sind wir dann fest im alten Sönderborger Hafen. Axel und ich bereiten lecker Lammfilet in Pfifferling-Pfeffer-Rahm und überlassen Anja und Michi dafür den Abwasch. Die Beiden machen sich danach noch zu einem Stadtbummel auf, während Axel und ich einen ruhigen Abend an Bord genießen. Kurz vorm Einschlafen gibt es dann mal wieder ein kleines Feuerwerk am Himmel.

29. August 1999: ca. 30 sm

Diese ausgedehnten Frühstücke halten ja doch ziemlich auf. Aber was geht schon über leckeres Toast mit Lachs und einem Gläschen Sekt dazu? Wir schaffen es erst um 12.10 Uhr abzulegen. Kaum haben wir Groß und Genua gesetzt, macht Axel schlapp. Mit Fieber und Schüttelfrost verzieht er sich erst mal in seine Koje. Und daß bei dem schönen Wetter. Die Sonne scheint, nur der Wind läßt etwas zu wünschen übrig. Wir versuchen es mit Leetrimm und gehen alle auf die Kante. Selbst Axel rollt unter Deck nach Lee. John Maynard übernimmt das Steuern. Leider verläßt uns der Wind bei der Ansteuerungstonne Flensburger Förde total. Bei spiegelglatter See machen wir zwar immer noch 2 kn, aber bei dem Tempo werden wir Flensburg wohl erst am Montag erreichen. Es hilft alles nichts, wir bergen die Segel und setzen die Dieselgenua.

Da Axel unter Deck immer noch leidet, darf ich nach langer Zeit mal wieder einen Anleger fahren. Der gelingt auch perfekt und wir liegen um 17.30 Uhr fest in Flensburg. Wir klaren das Schiff auf, bergen die Genua und verstauen sie in der Backskiste. Anja und Michi machen sich dann schnell auf den Heimweg und auch ich packe den fiebernden Axel ins Auto und bringe ihn nach Hause.

4. – 5. September 1999:

4. September 1999: ca. 30 sm

Endlich wieder Segeln! Bei herrlichem Wetter, Sonne und Wind, legen wir um 12.05 Uhr ab und sausen die Förde entlang. Leider müssen wir ständig kreuzen und ich bin ganz schön geschafft. Wir haben nämlich nicht die schöne, praktische Selbstwendefock, sondern die Genua gesetzt. Zur Stärkung kocht Axel Mittags erst einmal ein leckeres Süppchen. Wir haben uns entschlossen diesmal einen neuen Hafen auszuprobieren. Unser Ziel heißt Wackerballig und liegt bei Gelting. Bei lauen Winden überlassen wir John Maynard auf einem schönen Am-Wind-Kurs das Steuern und bauen derweil unsere Sprayhood ab. Bei dem schönen Wetter ist die ja eigentlich nur störend. Kurz vor Halbernis laufen wir fast auf Grund. Ich habe wohl etwas den Abstand zu der Steilküste unterschätzt. Jedenfalls zeigt das Echolot nur noch 1,90 m an und man kann sehr schön den Meeresboden sehen. Gut daß wir soviel Lage schieben, sonst wäre das wohl schief gegangen. Eine schnelle Wende bringt uns jedenfalls aus dem Gefahrenbereich und wir können in Ruhe weitersegeln. Ich habe allerdings das ganze Wochenende ein schlechtes Gewissen. Um 17.38 Uhr laufen wir schließlich unter Motor Wackerballig an und finden auf Anhieb eine freie Box in unserer Größe. Mit gefällt der Hafen sehr gut, da er an einem langen Steg aufs Wasser hinaus gebaut worden ist. Allerdings ist hier natürlich nichts los. Wir genießen ein gutes Essen an Bord und ein Glas Sekt im Cockpit. Der Sonnenuntergang ist einfach herrlich zu beobachten. Sehr romantisch. Leider geht auch heute die Logge wieder nicht. Axel nimmt sich vor, sie morgen unbedingt auseinander zu bauen.

5. September 1999: ca. 30 sm

Nach einem gewohnt ausgedehnten Frühstück legen wir um 11.50 Uhr mit Heimatkurs ab. Setzen Groß und Genua kurz nach der Hafenausfahrt. Die Sonne strahlt und wir segeln auf einem schönen Raumschotskurs Richtung Flensburg. Der Wind ist uns auch gnädig und Blue Noot läuft mal wieder 8 kn. Wir haben sogar endlich einmal einen richtigen Gegner. Eine X-382 liefert sich eine ganze Weile ein hartes Rennen mit uns. Aber am Ende schaffen wir sie doch. Auf meinen Vorschlag hin, üben wir heute einmal den Notfall: wir legen unter Segeln an. Die Bedingungen sind natürlich auch optimal und Axel läßt für alle Fälle den Motor auf Stand By laufen. Der Anleger klappt perfekt, fast besser als sonst unter Motor und wir liegen schon um 15.25 Uhr fest in Flensburg. Genießen noch ein paar Stunden an Bord und fahren dann zurück nach Bremen.

11. – 12. September 1999:

11. September 1999: 25,9 sm

Nachdem wir vorher per UKW mit der Siemau II vereinbart haben gemeinsam nach Hörup zu segeln, schauen wir nach dem Ablegen um 11.25 Uhr noch mal schnell an deren Liegeplatz vorbei. Leider haben die sich schon aus dem Staub gemacht. Setzen um 11.30 Uhr Segel vor dem Niro-Pe-Hafen. Wir fahren mal wieder mit Groß und Genua. Das Wetter weiß noch nicht so richtig was es will. Nach Nebel am Morgen (ganz Flensburg war verschwunden) ist es jetzt immer noch sehr diesig. Aber bei zunehmenden Wind wird es klar und die Sonne kommt raus. Die Logge funktioniert auch wieder nachdem Axel sie am letzten Wochenende noch auseinandergenommen und ganze Kolonien von Muscheln entfernt hat. Der Wind frischt immer mehr auf, unser Windmesser zeigt 29,5 kn wahren Wind, so daß wir kurz nach Holnis Enge das 1. Reff einbinden. Trotz verringerter Segelfläche fahren wir weiterhin über 8 kn. Leider schaffen wir es nicht den Schwan (Siemau II) einzuholen. Um 16.25 Uhr gehen wir in Höruphav neben Siemau II längsseits. Die ist übrigens mit 8 Mann mal wieder voll besetzt und wir kommen uns schon ein bißchen unverschämt vor, zu Zweit auf einem Schiff das nur 3 Fuß kleiner ist. Wie gewohnt bereiten wir uns ein leckeres Abendmahl und genießen den Abend an Bord. Leider brist der Wind immer mehr auf und dreht auch noch, so daß er jetzt genau auflandig steht. Wir überlegen schon mal wie wir morgen ablegen wollen und verbringen eine recht unruhige Nacht bei dem Gejaule und Geplätschere.

12. September 1999: 19,9 sm

Ungewohnt früh legen wir um 10.00 Uhr mit eindampfen in die Spring aus Höruphav ab. Die Schwan-Crew will nämlich schnell nach Flensburg zurück. Da der Wind weiterhin kräftig pfeift, setzen wir das Groß direkt mit 2. Reff und nehmen noch die Genua dazu. Wir düsen raumschots mit über 7 kn zur Förde. Erstaunlicherweise versegeln wir dabei die X-482 des DHH „Albatros“, die eigentlich, obwohl sie nur unter Genua fährt, schneller sein sollte als wir. Naja, wir genießen es jedenfalls an denen vorbeizuziehen. Beim Einlaufen in die Förde läßt der Wind merklich nach und wir nehmen das 2. Reff raus. Genehmigen uns danach erst einmal ein kühles Jever. Liefern uns noch ein kleines Rennen mit einer riesigen Swan (ca. 50 Fuß) und lassen sie nicht an uns vorbei. Scheinbar läuft Blue Noot heute besonders gut. Vor Glücksburg passieren wir unbeschadet das Regattafeld der Flensburger Förde Woche. Allen voran segelt die „Rubin“ mit ihren schwarzen Kohlefaser Segeln. Jemand, der die Ausweichregeln nicht beherrscht, sollte jedenfalls heute nicht auf der Förde unterwegs sein. Um 13.45 Uhr legen wir gekonnt unter Segeln in unserer Box an. Der Motor ist natürlich auch heute auf Stand By und die Bedingungen sind ideal. Genießen den sommerlichen Nachmittag im Cockpit, klaren Blue Noot auf und fahren schließlich nach Hause.

2. Oktober 1999:

0 sm

Nachdem wir die ganze Nacht am Steg durchgeschüttelt worden sind, beschließen wir heute lieber nicht auszulaufen. Selbst im geschützten Hafen zeigt der Windmesser 35 kn Wind an und die leere Weinflasche von gestern hüpft im Hafen durch die Krängung vom Tisch. Stattdessen machen wir einen kleinen Einkaufsbummel und kaufen neue Festmacher. Landen schließlich in Kollund im Möbelhaus und ich kann nur knapp verhindern, dass Axel den ganzen Laden leer kauft. Der Ausblick von der Pier in Kollund auf die Flensburger Förde ist gewaltig. Die Wellen könnten auch gut auf die Nordsee passen. So aufgewühlt haben wir die Förde noch nicht gesehen. Das sind bestimmt 9 Bft.! Zurück auf dem Schiff repariert Axel noch schnell ein paar Schalter im Bad und baut einen Dirkspanner ein (übrigens ein Tipp aus der Yacht). Ich packe derweil und klare das Schiff auf. Schließlich machen wir uns deprimiert wieder auf den Heimweg. Noch so eine durchgerüttelte Nacht wollen wir uns nicht antun.