Sommertörn nach Stockholm

Vom 28. Juli bis 3. September 2000 sind wir von Flensburg über Klintholm, Ystad, Bornholm, Kalmar, Södertälje, Stockholm, Oskarsham, Borgholm, Bornholm und Svendborg zurück nach Flensburg gesegelt.

Freitag, 28. Juli 2000: Anreise

Endlich Freitag, endlich geht es los! Bei strömenden Regen erledige ich noch schnell die letzten Einkäufe in Siegburg. Besonders wichtig ist der Besuch des Käsewagens auf dem Markt. Hier werden die leckersten Sorten ausgesucht um heute Abend eine Käseplatte an Bord zu servieren. Mittags ruft Axel aus dem Auto an, ihn hat es nicht mehr im Büro gehalten, er ist schon mal auf dem Weg nach Flensburg. Nadja, Jens und ich kommen erst um halb drei los und stehen natürlich prompt im ersten Stau. Die Umleitung ab Wuppertal erweist sich als fatal, hier staut es sich auf 17 km statt auf 12 km übers Westhofener Kreuz. Na ja, wir üben uns in Geduld, beim Segeln ist man ja auch nicht schneller. Die 80 km Stau zwischen Bremen und Hamburg umfahren wir ganz geschickt, in dem wir nach Cuxhaven ausweichen. Von dort nehmen wir um 20 Uhr die Fähre nach Brunsbüttel. So können wir uns ein wenig vom Autostress erholen und eine Kleinigkeit essen. Die Käseplatte ist inzwischen gedanklich auf morgen verschoben worden, obwohl es im Auto sehr appetitlich riecht. In Brunsbüttel angekommen wird mit Axel telefonisch ein Treffpunkt in Kiel ausgemacht. Dort wollen Nadja und Jens ihr Auto stehen lassen, bis sie in zwei Wochen mit der Fähre wieder dort ankommen. Leider benötigen wir für die „kurze“ Strecke nach Kiel noch geschlagene 1 1/2 Stunden. In Kiel treffen wir Axel auf dem Parkplatz neben dem Kieler Yachtclub. Schnell wird alles Gepäck umgeladen und wir sausen weiter nach Flensburg. Um Mitternacht haben wir es dann endlich gepackt: Blue Noot ist erreicht! Bis halb drei wird noch geschnackt, ein wenig Käse genascht und dann fallen wir alle in unsere Kojen.

Samstag, 29. Juli 2000: Flensburg – Bagenkop 46 sm

Der erste Urlaubstag! Natürlich darf zu einem solchen Anlass das umfangreiche Sektfrühstück nicht fehlen. Wir verspeisen Lachs und Kaviar, Brötchen mit Marmelade und Nutella, das obligatorische Frühstücksei und natürlich Käse én mas. Während Nadja und ich dann den Abwasch erledigen und die restlichen Lebensmittel verstauen, fahren Axel und Jens noch einmal „kurz“ für eine Stunde in die Stadt. Die Bordapotheke soll noch um Aspirin und Contac Erkältungstrunk ergänzt werden und Jens benötigt noch ein Bändsel für seine Brille. Als alle wieder an Bord sind, gibt es für die beiden Segelneulinge Nadja und Jens erst einmal eine Einweisung in das Schiff. Seeventile, Rettungswesten, Gasabsperrhähne und alles sonstigen und besonderen Dinge auf Blue Noot werden erläutert. Um kurz vor 12 kann es dann endlich losgehen. Nadja und Jens übernehmen die Achterleinen, ich bediene die Vorleinengeschichte und Axel steht natürlich am Ruder. Vor Mürwick setzen wir Groß und Genua und wir segeln dahin. Anfangs etwas langsamer, aber mit aufkommendem Wind immer flotter. Vor Holnis Haken begegnet uns die brandneue RoRo-Fähre UND Akdeniz der Flensburger Schiffswerft auf Probefahrt. Schön, das Schiff endlich mal fahrend zu sehen und nicht immer nur in Bau vor dem Werftgebäude. Kurz vor Leuchtturm Kalkgrund holen wir dann unseren Gennaker raus um ein bisschen schneller Richtung Bagenkop, unserem heutigen Tagesziel, zu kommen. Leider bewölkt es sich kurze Zeit später und eine Regenwand zieht hinter uns auf. Vorsichtshalber bergen wir den Gennaker wieder, da der Wind entsprechend zunimmt. Wir baumen stattdessen die Genua mittels des Spinnakerbaumes zum Schmetterlingsegeln aus und kommen damit bei achterlichen Winden sogar besser voran. Um halb acht gibt es zur Stärkung vor dem erwarteten Landfall eine lecker Mahlzeit auf See. Der Skipbär kocht zur Feier des Tages seinen berühmten Provencialischen Fischtopf. Weil sich die inzwischen etwas Seegang aufgebaut hat, nehmen wir schließlich die Genua weg, die sich ausgebaumt bei dem Schaukelkurs nicht mehr fahren lässt. Um 21 Uhr erreichen wir dann endlich Bagenkop auf der Südspitze von Langeland. Auf Anweisung des Hafenmeisters machen wir zwischen zwei Fischkuttern in dem vollbesetzten Hafen, direkt vor dem Servicegebäude, fest. Kurz wird noch die nähere Umgegend erkundet. Die 200 m bis zum nächsten Bäcker erweisen sich jedoch als mehr oder weniger 2 km und der Versuch diesen zu erkunden, wird schließlich aufgegeben. Bei einem Bierchen im Salon und dem einen oder anderen Gammel Dansk zur Verdauung klingt der Abend dann aus.

Sonntag, 30. Juli 2000: Bagenkop – Klintholm 79 sm

Angesichts der ca. 80 sm die heute vor uns liegen, haben wir uns vorgenommen einen Pyjama-Start zu machen, also schon vor dem Frühstück auszulaufen. Wir stehen demnach schon um 7 Uhr früh auf ! Für unsere Truppe ein wirklich bemerkenswertes Ereignis. Besonders der Skipbär tut sich zu solchen Tageszeiten meist etwas schwer. Aber heute ist alles anders: Axel holt heldenhaft Brötchen von dem weit entfernten Bäcker, während der Rest der Mannschaft sich eine heiße Dusche gönnt. Angesichts der relativ hohen Wellen und des frischen Windes wird dann aber schließlich doch das Frühstück in den Hafen verlegt. Allerdings beschränken wir uns hierbei auf das Nötigste. Es gibt quasi belegte Brötchen auf die blanke Faust. Um 9 Uhr wird dann unter einigen Schwierigkeiten abgelegt. Der achterliche Wind drückt uns immer wieder in die Box rein und es gelingt nur mühevoll die Achterleinen zu lösen, die sich an den Pfählen unter Wasser festgezogen haben. Das erste Stück bis zur Südspitze von Langeland segeln wir erst einmal nur unter Genua. Beim Leuchtturm Keldsnor wird dann auch noch das Groß gesetzt und Blue Noot schießt mit 8,5 kn davon. Juchuh!!!! Obwohl der Himmel bedeckt ist, ein herrlicher Segeltag. Jens wagt sich schließlich das erste Mal ans Ruder. Solange er ein Ziel am Horizont anvisieren kann, klappt es ja ganz gut. Aber kaum soll er nach Kompass fahren, fährt Blue Noot Zickzackkurs. Na, wir haben ja alle mal so angefangen, oder? Beim Einlaufen ins Smalands-Fahrwasser können wir wieder die Genua ausbaumen und fahren damit selbst auf Vorm-Wind-Kurs unsere 7 1/2 kn. Wahrscheinlich schiebt da ein klein wenig Strom mit, bei der Westwindlage. Die Passage durch Storstrom und Grönsund zieht sich ein wenig hin. Der Wind wird durch die ständige Landabdeckung böeig und wir nehmen die Genua schließlich weg. Zum Mittag gibt es heute lecker Kartoffelpuffer aus der Tüte mit Apfelmus. Jens wird bei dem leckeren Geruch erst einmal schlecht und er verzieht sich zum Regenerieren aufs Vorschiff. Dem Rest der Mannschaft schmeckt es mal wieder hervorragend. Die Entscheidung zwischen Hesnäs und Klintholm als Hafen fällt schließlich zu Gunsten von Klintholm aus. Immerhin gibt es dort eine Sauna und der Weg bis Bornholm ist ein Stückchen kürzer. Auf dem Stück von der Fahrwasserrinne vom Grönsund nach Klintholm pfeift uns der Wind noch einmal kräftig mit 20 kn um die Ohren. Blue Noot macht das mit Fahrt gut und schießt mit über 8 kn dahin. Gegen 21 Uhr erreichen wir dann Klintholm. Im letzten Eckchen finden wir in dem vollkommen überfüllten Hafen dann noch einen Platz im 4-er-Päckchen. Während Nadja und ich die warme Sauna genießen, bereiten die Herren ein leichtes Abendbrot vor. Natürlich wieder mit dem leckeren Käse! So langsam können wir den ja nicht mehr sehen. Täglich Käse ist wohl doch nicht das Wahre! Nach einem Verdauungstrunk, natürlich wieder Gamle Dansk, geht es dann in die Kojen.

Montag, 31. Juli 2000: Klintholm – Ystad 57 sm

Erstaunlich, aber wir können tatsächlich noch früher als gestern aufstehen. Diesmal legen wir sozusagen fast vor dem Aufstehen ab. Ohne Dusche und ohne Frühstück geht es um zwanzig nach acht los. Der Blick auf die Kreidefelsen von Mön entschädigt uns dafür ein wenig beim Frühstück auf See. Eigentlich wollten wir ja heute nach Allinge auf Bornholm segeln, aber die Schaukelei auf einem Vorm-Wind-Kurs und eine ETA laut GPS von 1 Uhr nachts, lassen uns den Kurs wechseln. Wir legen statt dessen Ystad in Schweden an. Aus diesem Grund wird erst einmal die ABBA-CD eingelegt und mit voller Lautstärke im Cockpit gespielt. Damit gelingt es uns sogar die Sonne ein wenig hinter den Wolken hervorzulocken. Unser Sause-Schiff scheint sich wohl zu fühlen. Immer schneller segelt es über die Ostsee. Jens dagegen liegt der Raumschotskurs dagegen gar nicht. Einem Übelkeitsanfall kann nur durch die Einnahme einer großen Portion Ravioli mit Tomatensauce entgegengewirkt werden. Und dann zerbricht auch noch seine Brille mitten drin in zwei Teile. So ein Pech aber auch. Nach 57 sm sind wir um 17.20 Uhr schließlich fest in Ystad. In dem relativ leeren Hafen machen wir längsseits an einem Engländer fest. Der teilt uns zwar mit, dass er am nächsten Morgen schon um 7 Uhr auslaufen will, aber: Don’t worry, maybe we don’t go! Er will wohl langsam wieder Richtung Heimat und wartet auf den richtigen Wind. Wir vier machen uns derweil auf den Weg in die City. Jens auf der Suche nach einem Optiker, Nadja auf der Suche nach tollen Photomotiven und Axel und ich wie immer auf der Suche nach etwas Essbarem. Am Stor Torget kehren wir schließlich ein und schlemmen ausführlich. Während unseres Essens findet draußen eine Feuerwehrvorführung statt, die wir leider nur zur Hälfte mitbekommen. Ystad gilt als die Wiege der schwedischen Feuerwehren. Wohl einer der Hauptgründe, warum es hier noch so viele, alte Fachwerkhäuser gibt. Wir beschließen den Abend bei einem netten Plausch auf Blue Noot und fallen schließlich geschafft in unsere Kojen.

Dienstag, 1. August 2000: Ystad – Tejn 39,2 sm

Um kurz vor 7 Uhr klopft es doch tatsächlich am Schiff. Der Engländer hat sich trotz des anhaltenden Westwindes entschlossen abzulegen und den Weg nach Hause anzutreten. Ich bin noch nicht richtig wach und verwechsle erst einmal Achter- mit Vorleine und Heck mit Bug. Axel und mir gelingt es dann aber doch noch den Engländer raus zulassen und unser Blue Noot Schiff wieder richtig zu vertäuen. Danach geht es noch einmal für ein Stündchen in die Koje. Nach einem ausgedehnten Frühstück erkunden Nadja, Jens und ich noch einmal die Stadt. Jens gelingt es einen Optiker aufzutreiben, der seine Brillengläser in ein neues Gestell einarbeitet. Nadja schießt jede Menge Photos und die Bordvorräte können auch noch aufgefrischt werden. Axel putzt und schrubbt derweil sein Schiff. Erst um zehn nach eins können wir ablegen und versegeln zur großen Freude des Skipbärs erst einmal die Swan 46 Gundel G., die in Ystad hinter uns lag. Selbst der einsetzende Nieselregen kann die Freude daran nicht bremsen. Zum Mittagessen wird der vorbereitete Thunfisch-Reis-Salat gereicht. Und nachmittags gibt es dann heißen Tee mit Rum und Schokokuchen bei strömenden Regen im Cockpit. Doch kaum kommt Bornholm in Sicht, macht die Insel ihrem Spitznamen „Sonneninsel“ alle Ehre und die Sonne kommt raus. Blue Noot scheinen Wind und Wetter jedenfalls zu gefallen. Wir segeln ganz selten mit unter 8 kn und eigentlich nie mit unter 7 kn gen Bornholm. Unsere Hafenwahl fällt nach einer genauen Studie der Hafenhandbücher auf Tejn. Der Hafen von Allinge, den wir eigentlich anlaufen wollten, erscheint uns etwas zu eng für unser Dickschiff. In Tejn angekommen winkt uns ein freundlicher Herr auf einem Motorboot zu. Wir winken freundlich zurück und verlassen den Innenhafen um im Außenhafen längsseits einer Taiwan-Ketch zu gehen. Leider stellt sich heraus, dass der freundliche Herr der Hafenmeister ist, der nun ziemlich sauer ist, dass wir „seinen“ Platz neben dem Motorboot nicht angenommen haben. Wir versuchen in zu beruhigen und dürfen dann doch neben der Ketsch liegen bleiben. Hungrig wie wir sind, genehmigen wir uns als Appetizer heute erst einmal einen Hot Dog in der Bude an der Hauptstraße. Jens kann natürlich wieder nicht genug bekommen und nimmt gleich noch einen Zweiten, diesmal einen auf Bornholmer Art, also mit so etwas wie einer Bratwurst. Zurück an Bord kocht der Skipbär seine wohl weltbekannte Möhrensuppe. Genau das Richtige nach einem harten Tag auf See!

Mittwoch, 2. August 2000: Hafentag

Nach dem Frühstück gelingt es Axel unter Zuhilfenahme von einer Dose Flensburger Dunkel den Hafenmeister für die Schmach von Gestern zu entschädigen. Axel hat mit dieser kleinen Geste sozusagen einen Freund fürs Leben gefunden. Wir kaufen uns eine Tageskarte für den Inselbus und wollen die Insel erkunden. Unsere erste Station heißt Allinge. Nach einem Bummel über den örtlichen Flohmarkt, plündern wir die hafennahen Touristengeschäfte. Wir können ein paar schöne Servietten mit der Seekarte von Bornholm für Blue Noot erstehen. Danach ist Axel kaum noch zu halten. Es geht zur Fischräucherei. Schnell sind ein paar Bornholmer und das zugehörige Store Fatöl erstanden. Bei strahlendem Sonnenschein genießen wir diesen einmaligen Gaumenschmaus. Weiter geht es zur Festungsanlage von Hammerhus. Wir stöbern in aller Ruhe durch die Ruinen und lassen unseren Blick über die Klippen auf die Ostsee schweifen. Der nächste Halt führt uns nach Rönne, der Inselhauptstadt. Außer das wir hier das lang ersehnte S-VHS-Videokabel erstehen können, gibt es hier allerdings nichts Tolles zu sehen. Wir schnappen uns den nächsten Bus und fahren nach Gudhjem. Hier gibt es wieder alles, was das Touristenherz höher schlagen lässt. Putzige Häuschen, lauschige Gassen und nette Geschäfte. Auch die örtliche Fischräucherei ist ein Blickfang. Wir streifen durch die Gassen, Nadja schießt ein paar Photos und wir erstehen ein paar Bornholmer für den morgigen Tag. Dann geht es zurück nach Tejn. Kurz nachdem wir auf dem Schiff angekommen sind, bricht ein Unwetter sondergleichen los. Es gewittert und regnet in Strömen. Da haben wir wohl gerade noch mal Glück gehabt. Das neue Videokabel sorgt dann für einen lustigen Bordabend. Wir können uns die bisherigen Aufnahmen mit der Videokamera auf Axel’s Laptop anschauen. Wirklich erstaunlich, was man so alles an Quatsch fabriziert.

Donnerstag, 3. August 2000: Tejn – Utklippan 51,9 sm

Strahlender Sonnenschein erwartet uns heute. Nach einem reichhaltigen Frühstück legen wir ab und machen uns auf den Weg nach Schweden. Mit halben Wind sausen wir über die Ostsee. Durch den anhaltenden Westwind steht hier inzwischen eine ganz schöne Welle. John Maynard, unser Autopilot, wird damit nicht mehr fertig und wir müssen wohl oder über selber steuern. Schließlich dreht der Wind auf Südwest und wir bergen auf dem Raumschotskurs die Genua. Zum Mittag gibt es die Bornholmer, die wir am Vortag in Gudhjem erstanden haben. Lecker auf Dosenbrot mit Butter und grob gemahlenen Salz. Irgendwo zwischen Tejn und Utklippan gelingt es Jens tatsächlich bei einem Klobesuch den Handtuchhaken aus der Wand zu reißen und die tolle, rosafarbenen Wäschespinne aus Plastik zu zerstören. Die Wellen sind aber inzwischen aber auch wirklich enorm. So etwas hatten wir zuletzt in der Nordsee bei 9 Bft. Die Ansteuerung und Einfahrt nach Utklippan ist dann auch dementsprechend spektakulär. Bei mehr oder vielleicht doch weniger als 3 m hohem Seegang von der Seite, Strömung und viel Wind schießen wir durch die enge Westeinfahrt. Das Ganze hat so etwas von Wildwasserfahren. Im Nachhinein hätte man wohl besser doch die Windabgewandte Osteinfahrt nehmen sollen. Aber, wie heißt es so schön: No Risk, No Fun. Ein richtiges Problem bekommen wir allerdings, als wir in dem engen Hafenbecken wenden wollen. Axel bekommt einfach nicht den Bug durch den Wind. Erst im dritten Versuch schaffen wir es, Blue Noot auf den anvisierten Platz zu manövrieren. Aber dann liegen wir ruhig und nett vor der örtlichen Räucherfischverkaufsstation und Hafenmeisterbude. Natürlich wird erst einmal der Felsen, an dem wir angelegt haben, genau untersucht und bewandert. Photoapparat und Videokamera sind natürlich immer dabei. Das Trockenklo an Land wird von Jens getestet und als unzumutbar erklärt. Wir benutzen dann doch lieber das Bordklo und pumpen den Fäkalientank voll. Für Erheiterung sorgt auch der Papagei an Bord der Yacht vor uns, der munter auf dem Steuerrad sitzt. Axel will natürlich sofort aus so einen haben und kann nur schwer von dem Vorhaben abgebracht werden, den Papagei zu kapern. Um unserem Ruf als Gourmetschiff gerecht zu werden, gibt es heute zum Abendessen Scharfes Huhn. Diese leckere Kombination aus Hähnchenbrustfilet, Meerrettich, Dijonsenf, Avocado und Salat ist ein echter Hit. Ziemlich erschöpft fallen wir schließlich in die Kojen.

Freitag, 4. August 2000: Utklippan – Kalmar 50 sm

Da es heute morgen keine Gelegenheit zum Duschen gibt, können wir relativ früh ablegen. Das Ablegen gestalten sich auch deutlich einfacher als das gestrigen Anlegemanöver. Allerdings hat der Wind auch extrem nachgelassen. Obwohl wir Groß und Gennaker setzen, schaffen wir es gerade einmal auf 3,5 kn zu beschleunigen. Kann man da eigentlich noch von Beschleunigen sprechen? Axel hat schließlich die Idee, doch mit Gennaker Schmetterling zu fahren, und das bringt uns den erwarteten Geschwindigkeitsrausch. Allerdings nimmt dann auch der Wind wieder zu und wir schaffen es nur unter größten Schwierigkeiten, den Gennaker wieder zu bergen. Das Sch…ding hat sich doch einfach um das Vorstag gewickelt und will sich nicht mehr bergen lassen. Axel und Jens gelingt es dann doch noch die „Blase“ wieder in den Sack zu bekommen und wir sausen nur unter Groß den Kalmarsund entlang. Mittags gibt es leckere Nachos Schulz von Nadja und Jens zubereitet. Nachmittags entladen sich rings um uns herum Gewitter. Wir schicken Nadja und Jens unter Deck und verharren in Erwartung von Megaböen in Sturmbekleidung an Deck. Außer ein paar Tropfen Regen kommt jedoch nix. Stattdessen setzt gegen Abend auch noch eine Flaute ein und wir müssen die letzten Meilen nach Kalmar unter Motor zurücklegen. Dort legen wir um 19.30 Uhr das erst Mal vor Heckboje an. Dabei versagt unser toller Bojefanghaken aus dem Sonderangebot jedoch total und wir schaffen es nur unter heldenhaften Einsatz von Jens eine Achterleine an der Boje zu befestigen. Unser Abendessen nehmen wir heute mal bei McDonalds ein, obwohl das hier in Kalmar eine unendliche Geduld voraussetzt. Schnellrestaurant scheint hier etwas anders definiert zu werden. Nach einem kleinen Abendspaziergang ziehen wir uns mal wieder in unsere Kojen zurück.

Samstag, 5. August 2000: Hafentag

Nach einem ausgedehnten Frühstück wird der Schiffsausrüster geplündert. Wir erstehen weißes und blaues Tape und eine Plastikhüllenmappe für die Seekarten. Danach beginnt der kulturelle Teil des Tages. Wir statten dem Schloss einen Besuch ab, sehen aber angesichts der tausend amerikanischen Touristen, die heute mit dem Kreuzfahrtschiff „Rotterdam“ eingetroffen sind, von einer Innenbesichtigung ab. Danach schlendern wir durch die Gassen der alten Altstadt Gamla Stan. Hier gibt es das eine oder andere nette Holzhäuschen zu bestaunen. Die neuere Altstadt auf der Insel Kvarnholmen stammt zwar auch schon aus dem 17. Jahrhundert, aber hier tobt das Leben in den Einkaufsstraßen. Wir erledigen unsere Einkäufe und kehren dann zum Schiff zurück, um uns ein wenig von der ungewohnten Lauferei zu erholen. Während Nadja und Jens dann weiterziehen und noch das Läns Museet mit dem berühmten Regalschiff Kronan besichtigen, bleiben Axel und ich an Bord. Wir bringen das Schiff wieder auf Vordermann und nehmen ein paar kleine Reparaturen vor. Schließlich machen wir noch einen kleinen Abstecher auf die U-194, die im Hafen gleich um die Ecke liegt. Scheinbar hat hier ein geschäftstüchtiger Russe eine Marktlücke gesehen, das U-Boot kann besichtigt werden. Es ist schon erstaunlich, wie auf solch engen Raum über 50 Menschen gelebt haben. Zurück an Bord wird ein festliches Abendmahl bereitet. Heute gibt es Entenbrust in Sherrysauce mit Feigen und zum Nachtisch einen Mylius-Obstsalat. Derweil wird im Hafen Live-Musik gespielt und die Schweden fangen an zu Schwoofen. Wir bleiben lieber in Ruhe an Bord und lesen noch die eine oder andere Buchstabenreihe aus unseren Büchern heraus.

Sonntag, 6. August 2000: Kalmar – Figeholm 47,3 sm

Obwohl heute Sonntag ist, können wir nach dem Frühstück erst noch ein paar Resteinkäufe erledigen (es war uns doch tatsächlich der Kaviar ausgegangen!). So kommen wir mal wieder viel später los als eigentlich geplant. Aber, der Wind ist uns gnädig gesonnen, er weht genau aus der richtigen Richtung und wir sausen nur so unter der Ölandbrücke hindurch und den Kalmarsund hinauf. Am Leuchtturm Dämman können wir das ehemalige Leuchtfeuer mit seinem netten Leuchtturmwärterhäuschen bewundern. Angeblich soll hier heute ein Hotel drin sein. Der Wind nimmt schließlich auf 20 kn zu und wir sehen uns genötigt ein Reff ins Groß einzubinden. Wobei man bei Blue Noot ja eigentlich nicht von Reffeinbinden sprechen kann. Man zieht einfach an einer Strippe und fiert das Großfall dabei und schon ist ein Reff drin. Das Ganze nennt sich Dehler-Schnellreffsystem und ist eine ziemlich geniale Erfindung, da kein Crewmitglied mehr auf das schwankende Vorschiff geschickt werden muss. Die Genua rollen wir vorsichtshalber auch gleich ein Stückchen weg, so dass wir jetzt eigentlich nur noch eine Fock haben. Um kurz vor 18 Uhr bergen wir dann die Segel und fahren das letzte Stück nach Figeholm durch die Schären unter Motor. Hinter jeder Ecke taucht ein noch schöneres Bild auf und Nadja photographiert wie wild. Im Hafen angekommen scheint es zuerst keinen Platz mehr für Blue Noot zu geben, der Steg ist gerammelt voll. Man winkt uns jedoch zu und bedeutet uns, unser Schiff doch einfach noch mittenrein zu legen. Immerhin ist da auch noch eine Heckboje frei und wir drücken Blue Noot schließlich einfach zwischen eine kleine schwedische Yacht und eine etwas größere Deutsche. Bei dem Manöver versagt natürlich mal wieder unser toller Bojenfanghaken und Jens muss wieder Alles geben. Axel ist sauer und beschließt direkt am nächsten Morgen einen neuen, stabileren Haken zu kaufen. Nach einem kleinen Hafenrundgang packen wir unseren neu erstandenen Einmal-Grill aus und grillen uns leckere Steaks. Dazu gibt es einen Griechischen Bauernsalat mit Schafskäse. Der Sonnenuntergang der uns dann noch geboten wird, ist einfach himmlisch. Der Himmel erstrahlt in allen Rottönen und kitschigen Türkisblau. Leider wird die Idylle etwas durch die Mücken gestört, die plötzlich über uns herfallen. Schnell werden die Moskitonetze über die großen Luken gezogen und wir begeben uns ins Schiffsinnere. Die Netze sind extra zu diesem Zweck von Nadja maßgeschneidert angefertigt worden. Leider hat mich schon eines dieser Mistviecher erwischt. Eigentlich sollte so ein Mückenstich ja kein allzu großes Problem bereiten, aber auf die schwedischen Mücken reagiere ich allergisch. Innerhalb kürzester Zeit habe ich eine dicke Beule am linken Oberschenkel. Selbst die Einnahme eines Antiallergikums und sofortiges Kühlen mit unserer Linie-Aquavit-Flasche bringen keine Besserung. So ein Mist! Aber immerhin habe ich nur einen Stich, während die anderen sich mit Dutzenden abmühen müssen.

Montag, 7. August 2000: Figeholm – Västervik 31,9 sm

Bei strahlend blauen Himmel und Sonnenschein bummeln wir durch Figeholm. Außer ein paar schönen Häusern und Gärten hat der Ort allerdings nicht viel zu bieten. Das Schifffahrtsmuseum im alten Hafenmagazin macht leider erst mittags auf. Axel schafft es tatsächlich beim örtlichen Schiffsausrüster einen supertollen, neuen Bojenfanghaken zu erstehen. Erst um 10 nach 12 Uhr schaffen wir es loszukommen. Wir setzen die Genua und fahren mit angenehmen 5 kn durch die Schären. Ich bin ja schon etwas aufgeregt angesichts der etwas gewöhnungsbedürftigen Navigation durch diese Steinwelt. Aber gute Vorbereitung ist natürlich Alles. Mit den sortierten Karten in der Folienmappe, Folienschreiber, Zirkel und Dreieck bewaffnet, sitze ich unter der Sprayhood und hake eine Tonne nach der anderen ab. Leider kann man im Schärenfahrwasser nicht immer Segeln und wir müssen teilweise von Genua auf Diesel umschalten. Spektakulär ist die Durchfahrt durch den Sparösund kurz vor Västervik. Von Süden kommend, ist die Einfahrt kaum auszumachen und wir bekommen doch ein klein wenig Bedenken, ob wir mit unserem Dickschiff da überhaupt durchpassen. Aber, kein Problem, es passt und sieht wunderschön aus hier. Nach knapp 32 sm sind wir dann um zwanzig vor sieben fest in Västervik. Der Hafen ist sozusagen leergefegt und wir legen uns statt vor Heckboje einfach längsseits an einen der Stege. Scheinbar ist in Schweden die Saison wohl doch schon vorbei. Nadja und Jens nutzen die tollen Anlagen und gehen erst einmal in die Sauna. Axel und ich bereiten derweil ein schnelles Boeuf Stroganoff zum Abendessen. Mit vollem Magen fallen wir schließlich in die Kojen.

Dienstag, 8. August 2000: Västervik – Gubbön/Langholma 38,3 sm

Ein freundlicher Sonnenstrahl weckt mich heute schon um kurz vor acht. Ich beschließe den Tag heute mal mit etwas Frühsport zu beginnen und gehe eine Runde im hafeneigenen Schwimmbad schwimmen. Schön, so unter blauen Himmel und mitten in Schweden. Eigentlich kenne ich so etwas nur vom Mittelmeer. Nach einem ausgedehnten Frühstück mit Sekt, Lachs und Kaviar machen wir uns auf den Weg in die Stadt. Wir besichtigen die alten Gassen und die Kirche und können ein paar tolle Sachen in der Stadt erstehen. Am Hafen kaufen wir geräucherten Lachs am Stück und die Spezialität des Ortes: Flakrögt Aal. Dann geht es endlich weiter nordwärts. Bei westlichen Winden hangeln wir uns unter Genua an den Schären entlang. Südlich der Insel Fangö ist es dann mit Segeln vorbei. Wir bergen die Genua und machen uns unter Motor auf die Suche nach einem geeigneten Ankerplatz. Unsere erste Bucht nördlich von Tullsviken auf Kattilö ist leider schon voll besetzt. Wir entscheiden uns kurzfristig um und laufen die kleine Insel Gubbön an. Hierzu müssen wir das betonnte Fahrwasser zwar verlassen, aber es scheinen keine allzugefährlichen Untiefen auf unserem Weg zu liegen. Um 20.15 Uhr fällt schließlich der Anker und wir liegen in einer traumhaften Ankerbucht. Nadja und Jens bereiten ihren berühmten Fischtopf mit grünen Bandnudeln und wir essen gemütlich im Cockpit. Während Axel und Jens dann noch einen kurzen Schlauchbootausflug zur Insel wagen, verschanzen Nadja und ich uns unter den eilends ausgebrachten Moskitonetzen. Am Großbaum wird ein großes Moskitonetz von Ikea befestigt, so eins, wie man es sonst über die Betten hängt, und über das Cockpit ausgebreitet. So können wir noch schön draußen sitzen und die Mücken beobachten, die in Scharen auf dem Netz sitzen. Bei absolut ruhigen Wetter begeben wir uns schließlich in unsere Kojen und freuen uns auf eine geruhsame Nacht.

Mittwoch, 9. August 2000: Gubbön/Langholma – Arkösund 20,2 sm

Um halb drei Uhr nachts schrecke ich hoch. Der Anker gibt die merkwürdigsten Geräusche von sich. Es schurrt und knarzt, so als ob der Anker langsam über Felsen gezogen wird. Mit einem Satz bin ich aufgesprungen und laufe zur Navi-Ecke. Das Echolot gibt statt 4,5 m nur noch eine Tiefe von 2,8 m an. So ein Mist. Und der Wind hat auch noch gedreht und zugenommen. Zwar sind es jetzt auch nur läppische 10 kn Wind, aber wir liegen jetzt um 180° gedreht. Axel versucht mich zu beruhigen, er hat das Scharren gar nicht gehört und ist erst aufgewacht, als ich aufgesprungen bin. Den Tiefenunterschied versucht er mit der Drehung des Schiffes zu erklären. Doch kaum bin ich wieder in der Koje schurrt er wieder und jetzt ist auch Axel beunruhigt. Mit Scheinwerfer und GPS-Ankeralarm versuchen wir der Sache auf den Grund zu kommen. Inzwischen sind auch Nadja und Jens von dem Getöse wach geworden. Das Spektakel wird schließlich dadurch beendet, dass Axel und Jens mit dem Schlauchboot einen zweiten Anker ausbringen. Außerdem wird mit einem Stück Festmacher eine Art Teufelskralle konstruiert, die ein unsanftes Einrucken des Schiffes in die Ankerkette verhindern soll. Wir werden zwar noch ein paar Mal durch die Geräusche und den anspringenden Ankeralarm geweckt, aber eine Lageprüfung ergibt jedes Mal keine nennenswerte Standortänderung. Der Morgen beginnt dann wieder mit herrlichem Sonnenschein. Axel springt todesmutig in das kalte Wasser zum Baden, ist aber schon nach ca. 5 Sekunden wieder draußen. Zu kalt! Nach dem Frühstück rudern wir mit unserer Gummisau Blö Nöt an Land und erkunden die Insel. Die beiden Inselteile Gubbön und Langholma sind nur durch einen schmalen Steg verbunden. Von den Gipfeln hat man einen unbeschreiblichen Blick auf den Schärengarten und die Ostsee. Einfach herrlich! Wir schießen natürlich jede Menge Photos von Blue Noot vor Anker. Um 12.10 Uhr geht dann der Anker wieder auf und wir motoren das Stück bis ins Hauptschärenwasser zurück. Bei dem flotten Nord-West-Wind setzen wir erstmal das Groß und schließlich auch die Genua. Das Wetter ist herrlich, die Sonne scheint und der Wind kommt genau von der richtigen Seite. Die Navigation durch die Schären läuft inzwischen auch mit Links. Wenn man sich erstmal eingewöhnt hat, sehen die Steine schon nicht mehr alle gleich aus. Erst kurz vor dem Norrköpinger Segelclub bergen wir die Segel und legen dank unseres neuen Fanghakens diesmal ohne Probleme vor Heckboje an. Auf der Suche nach dem Hafenmeister und einer Müllentsorgungsstation stoßen Axel und ich auf einen Supermarkt und nutzen diesen gleich um ein paar Einkäufe zu erledigen. Kurzfristig beschließen wir am Abend zu grillen. Leider gibt es in dem Laden jedoch keinen dieser tollen Einmalgrills. Stattdessen kaufen wir Grillkohle, Anzünder und ein paar Aluschalen. Das sollte mit Hilfe unseres Rostes aus dem Backofen eigentlich genauso gut funktionieren. Bei unserer Rückkehr kommen uns Nadja und Jens entgegen. Die beiden sind schon wieder mit Photoapparaten bewaffnet auf der Suche nach neuen Motiven. Axel und ich probieren zum ersten Mal in diesem Jahr den Außenborder aus. Der springt zwar auf Anhieb auch an, qualmt aber dabei ziemlich die Gegend voll. Unsere Nachbarlieger, eine Crew von zwei Engländern und einem Finnen, machen sich nach einem kleinen Plausch noch auf den Weg nach Visby auf Gotland. Vorher geben sie uns noch ein paar Tipps für den Hafen. Besonders empfohlen wird die Bar im Hotel um die Ecke. Sie sei der Grund, warum man erst am Nachmittag ablegen könnte. Wir schmeißen nach Rücksprache mit dem Hafenmeister unseren selbstgebauten Grill an und haben schon bald leckere Steaks und knusprige Maiskolben auf den Tellern. Beim anschließenden Verdauungsspaziergang erwischt mich dann mal wieder eine Mücke. Diesmal wird meine rechte Wange innerhalb kürzester Zeit dick und ich sehe aus wie Quasimodo. Erstaunlich eigentlich, dass mich immer nur eine Mücke zur Zeit erwischt.

Donnerstag, 10. August 2000: Arkösund – Äspskär 23,8 sm

Unter blauen Himmel können wir die einzigartige Outdoor-Dusche des Segelclubs benutzen. Gut das es nicht regnet! Sonst wären wir womöglich unter der Dusche nass geworden. Recht zeitig kommen wir dann schon um 10 Uhr los. Leider dreht und flaut der Wind heute ziemlich. Wir setzen die Segel, bergen die Segel, motoren ein Stück und setzen dann wieder Segel. So geht es durch die Schären. Jens kocht uns während der Fahrt leckere Nudeln mit Thunfisch-Sahne-Sauce, die wir recht heißhungrig verschlingen. Nach nur 23,8 sm haben wir zu dem ständigen Segelsetzen und -bergen keine Lust mehr und lassen unser anvisiertes Tagesziel Trosa fallen. Stattdessen wollen wir vor Äspskär ankern. Bei der Einfahrt in die Ankerbucht passiert uns dann ein fast fataler Fehler. Während ich mich kopfüber im Ankerkasten befinden, um die Bedienung für die Ankerwinsch anzubauen, biegt der Skipbär in die falsche Bucht ein. Die Karte stimmt nun überhaupt nicht mehr mit der Bucht in Natura überein. Wir wenden schnell das Schiff und fahren bis zum letzten bekannten Punkt zurück. Beim zweiten Anlauf finden wir dann die richtige Einfahrt und können Blue Noot vor Heckanker mit dem Bug an einem Felsen festmachen. Die Felsnägel lassen sich nur unter Aufbringung von immensen Kräften in die Felsen schlagen. Ganz schön hart das Zeug! Mit der Gummisau und Außenborder machen wir uns dann auf zum Landgang. Die Insel Äspskär ist durch ein paar Hängebrücken mit der größeren Äspö verbunden. Überall sind Grillplätze und Wanderwege. Bei unserer Rückkehr müssen wir leider feststellen, dass der Heckanker wohl doch nicht richtig gegriffen hat. Blue Noot stößt mit dem Bug an den Felsen. Auch nach vier Versuchen gelingt es uns nicht den Heckanker verlässlich auszubringen. Der leichte Fortress-Anker greift in dem verkrauteten Grund einfach nicht. Wir legen daher von unserer kleinen Felsnase ab und bringen in der Mitte der Bucht den Buganker aus. Zur Feier des Tages lässt der Skipbär heute seinen tollen Blaubär-Drachen steigen. Eigentlich handelt es dabei nur um so ein kleines, drachenartiges Ding, was man mittels eines Gummistöpsels an die Fensterscheibe pappen kann. Aber der Blaubär fliegt wie verrückt. Axel schafft es schließlich sogar Loopings zu fliegen. Dieses Mal scheint auch der Anker zu halten. Es gibt die ganze Nacht hindurch nicht ein verdächtiges Geräusch aus dem Ankerkasten und auch der Ankeralarm springt nicht an.

Freitag, 11. August 2000: Äspskär – Södertälje 34,6 sm

Axel und Jens starten den neuen Tag mit einem kühlen Bad im Schärenwasser. Der Spaß dauert allerdings nur Sekunden, dann sind die Beiden auch schon wieder draußen. Nach einem leckeren Frühstück fahren Nadja und Jens die Müllbeutel mit der Gummisau an Land. Dort stehen extra für ankernde Segler Mülleimer parat. Um 11 Uhr geht der Anker auf und wir setzen unseren Kurs Richtung Norden fort. Leider ist der Wind ziemlich flau, so dass wir weite Strecken unter Motor zurücklegen müssen. Erst nachmittags frischt der Wind wieder auf und wir können bis kurz vor Södertälje segeln. Im Gästehafen von Södertälje zwängen wir Blue Noot in eine viel zu enge Auslegerbox hinein und holen uns dabei ein paar unschöne rote Gummistreifen am Rumpf. Nach einem kurzen Stadtbummel gönnen wir uns heute einmal ein leckeres Mahl im Hamnkrogan. Die Hafenmeisterin kocht hier wohl selber und bereitet uns Fischtopf und Lachs mit Pesto. Zu unserem Pech haben es die Mücken heute besonders auf uns abgesehen. Wir verzichten sogar auf den abschließenden Kaffee und ziehen uns in das mückennetzbehangene Schiff zurück. Mich hat es leider trotzdem schon wieder erwischt. Eine Mücke hat sich meinen rechten Fußknöchel vorgenommen. So ein Mist aber auch. Wie soll ich bloß mit einem dicken Knöchel durch Stockholm laufen. Ich schlucke ein Antiallergikum und kühle mit Linie-Aquavit aus dem Tiefkühlfach. Vielleicht hilft das ja dieses Mal.

Samstag, 12. August 2000: Södertälje – Stockholm 27 sm

Während der Skipbär dem Schiff endlich einmal einer gründlichen Reinigung unterzieht, erledigen Nadja, Jens und ich die nötigen Einkäufe. Für den Abend erstehen wir leckerste Krebse, die wir gestern im Restaurant verschmäht haben. Erst mittags kommen wir los und legen pünktlich für die nächste Schleusung ab. Leider öffnet die heute mal 10 Minuten später und wir müssen solange vor der Schleuse rumtuckern. Die Schleusung selber verläuft dann vollkommen undramatisch. Es sind ja auch nur 50 cm Höhenunterschied zwischen Ostsee und dem Mälaren. Hinter der Schleuse erwartet uns eine Brücke, die jedoch keinerlei Anstalten macht zu Öffnen. Und dann biegt der Schwede vor uns auch noch ab und steuert einen kleinen Anleger an. Auf unsere Frage, ob man hier auf die Öffnung der Brücke warten muss, sagt er nur: „Jo, jo.“ Wir legen also auch flux an und stellen dann fest, dass man doch einfach hätte weiterfahren müssen. Der Steg erweist sich als Shopping-Steg, also als Möglichkeit kurz anzulegen und in der Stadt einkaufen zu gehen. Da nach unseren Berechnungen die Brücke das nächste Mal erst in einer Stunde wieder öffnet, nutzen wir die Gelegenheit und besuchen noch kurz den Glasladen um die Ecke. Die Sachen dort sind uns dann aber doch zu teuer und wir erstehen nur einen Flaschenverschluss in Leuchtturmform. Pünktlich legen wir wieder ab und fahren zur erwarteten Öffnungszeit auf die Mälarenbron zu. Die macht jedoch keinerlei Anstalten für uns zu öffnen. Die Signale sind erloschen und wir zweifeln schon, ob die Brücke überhaupt jemals aufgeht. In der Schleuse hinter uns wird derweil ein Holzfrachter geschleust, der mit Sicherheit die Brückenhöhe von 15 m übersteigt. Und tatsächlich, als nach einer halben Stunde der Frachter aus der Schleuse kommt, zeigt die Brücke Signale und beginnt sich zu öffnen. Geschickt setzen wir Blue Noot vor den Frachten und schießen unter der Brücke durch. Mangels Wind kommen wir heute leider nicht zum Segeln. Stattdessen erwischt uns auf dem Mälaren, der übrigens der drittgrößte See Schwedens ist, ein derartiger Regenschauer, dass die Sicht schlagartig auf Null geht. In Windeseile werden die Lichter angeschaltet und Axel bleibt wie ein begossener Pudel am Steuer sitzen, während wir anderen uns ins Trockene verziehen. Doch nach 10 Minuten ist der Spuk vorbei und die Sonne kommt wieder hervor. Beim verspäteten Mittagsmahl, Jens bereitet uns Spaghetti mit roten und grünen Pesto, können wir die schönen Vorstadtvillen von Stockholm begutachten. Schon lustig, wie die Häuser teilweise in den Fels reingebaut sind. Einer hat sich sogar eine 20 m lange Wasserrutsche vor die Tür gebaut. Kurz vor Stockholm unternimmt dann zum ersten Mal auch Nadja einen zaghaften Versuch Blue Noot zu steuern. Nach etwas Überredungskunst fährt sie sogar einen Vollkreis ins Wasser. In Stockholm selber werden wir dann jäh gestoppt. Die ersten zwei Brücken sind ja noch hoch genug für uns und wir können sie problemlos passieren. Die dritte Brücke ist allerdings nur ca. 12,80 m hoch, es fehlen uns also ca. 7 m. Leider wird uns auf unsere Anfrage per UKW mitgeteilt: „Sorry, the bridge is broken.“ Auf weitere Nachfrage erfahren wir, dass erst am Montag mit Technikern gerechnet wird, die sich des Problems annehmen werden. So ein Mist! Da wir aber sowieso erst am Dienstag Richtung Alandinseln weitersegeln wollen, lassen wir uns durch diese Hiobsbotschaft noch nicht allzu sehr verdrießen. So richtig sauer werden wir erst, als wir feststellen, dass es auf der Mälarenseite von Stockholm keinerlei öffentliche Liegeplätze zu geben scheint. In unserem Ostseehafenhandbuch finden wir eine Beschreibung des Västerbrohamns, doch als wir dort ankommen, steht am Hafeneingang ein Schild, dass der Gästehafen geschlossen ist. Ein Versuch unsererseits doch einfach anzulegen, wir von einem Armeschwenkenden Schweden abgewehrt. Danach versuchen wir es direkt an der Insel Riddarholmen. Dort liegt man jedoch absolut ungeschützt und den Blicken von tausenden von Touristen ausgesetzt. Ein paar nette Schweden, die entlang der Insel Södermalm auf ihren Hausbooten leben, weisen uns einen Liegeplatz direkt am Stadshuset zu. Dort befindet sich aber nur der Anleger für die Fährschiffe und wir ziehen wieder von dannen. Der nächste Halt auf Kungsholmen ist auch nicht besser. Durch die vorbeifahrenden Schiffe werden wir derart durchgeschüttelt, dass wir ganz schnell wieder ablegen. In unseren Karten finden wir ganz am Rand noch ein Symbol für Gästehafen. Allerdings lässt sich in keinem unserer Handbücher ein Hinweis darauf finden. Trotzdem, die einzige Alternative ist ein 15 sm entfernter Hafen auf dem Mälaren und wir haben so langsam keine Lust mehr. Also wird die Pampas-Marina angesteuert. Dort können wir auch direkt einen freien Liegeplatz entdecken und um 19.20 Uhr sind wir endlich wieder fest in einer Auslegerbox. Bei näherer Betrachtung stellen wir fest, dass wir in so etwas wie einer Laubensiedlung auf dem Wasser geraten sind. Hier gibt es die verschiedensten Arten von Hausbooten. Alte, umgebaute Segler, kühlschrankähnliche Plastikboote und die elegante Variante mit Veranda, die gut nach Florida passen könnte. Der Hafenmeister meint auf unsere Frage, ob wir wohl ein paar Tage liegen bleiben können, „do what you like“ und wir könnten zahlen, wenn wir wieder wegfahren. Am Abend gibt es dann auch noch unsere morgens erstandenen Krebse, die von Jens zu unserem Glück verschmäht werden. Lecker!!!

Sonntag, 13. August 2000: Hafentag

Da wir bisher keinen Schlüssel für die Hafenduschen auftreiben konnten, probieren wir heute mal unsere diversen Bordduschen aus. Während Nadja, Jens und ich die Außendusche auf der Badeplattform nutzen, geht der Skipbär ganz nobel Innen duschen. Nach dem Frühstück machen wir uns dann auf die Suche nach der nächsten U-Bahn-Station. Nach fünfminütigen Fußmarsch den Berg hoch ist auch schon eine Station der Tunnelbaana erreicht. Mit einer Drei-Tageskarte bewaffnet, machen wir uns auf den Weg nach unten. Die Abfahrt mit der Rolltreppe ist allerdings nichts für Leute mit Höhenangst. Steil geht es ca. 100 m abwärts. Die Station selbst ist scheinbar mitten in den Felsen gesprengt worden. Die rauen Felswände sind allerdings künstlerisch ausgestaltet. Die Stockholmer U-Bahn ist als Gesamtkunstwerk ausgestaltet worden. Jede Station wurde von einem anderen Künstler bearbeitet. Ein toller Anblick und nicht ein Graffiti verschandelt die Wände. Unsere Endstation Kungsträdsgarden hat etwas römisches, überall Säulen und Statuen. Der Mückenstich aus Södertälje hat meinen Fuß inzwischen in einen Klumpen verwandelt und ich kann nur humpelnd durch die Gegend ziehen. Uns Segler zieht es natürlich als Erstes zum Wasa-Museum. Die Wasa wird ausgiebig betrachtet und begutachtet. Besonders interessant ist die Mannschafts-Toilette direkt auf dem Bugspriet. Da wird der tägliche Gang aufs Klo zu einem richtigen Abenteuer. Anschließend erkunden Nadja und Jens die Stadt per pedes weiter, während Axel und ich uns mal wieder auf See begeben. Wir machen eine Bootstour „Under the bridges of Stockholm“ und begutachten auf diese Weise schon einmal die Brücke, die uns so unsanft gestoppt hat. Schließlich wollen wir ja dort auch übermorgen endlich hindurch fahren. Zurück an Bord bereiten Axel und ich mal wieder ein leckeres Abendmahl. Als Vorspeise gibt es Birne an Ruccola mit Roquefort und der Hauptgang besteht aus Schweinefilet in Gorgonzolasauce mit Reis. Klar, dass da ein Gammel Dansk zur Verdauung nicht fehlen darf.

Montag, 14. August 2000: Hafentag

Heute können wir die Hafeneigenen Duschen benutzen, da wir am gestrigen Tag die Schlüssel auftreiben konnten. Nach einem umfangreichen Frühstück fahren wir mit der Tunnel-Baana wieder in die Innenstadt. Am Hauptbahnhof erkunden wir zuerst einmal, wann Nadja und Jens morgen mit dem Zug Richtung Göteborg fahren können. Danach bummeln wir über die Insel Riddarholmen und durch Gamla Stan. Um 12 Uhr steht der Wachwechsel im königlichen Schloss auf dem Programm. Die Soldaten veranstalten hier ein richtiges Spektakel. Mit Erläuterungen übers Mikrophon, Marschkapelle hoch zu Pferde und jede Menge fesche Soldaten. Der Gang durch die Gassen von Gamla Stan endet in einer kleinen Katastrophe. Wir plündern nahezu jedes Geschäft und erstehen jede Menge Krimskrams: Servietten mit dem Stockholmer Schärengarten, einen Stoffelch, den wir auf den Namen Knut taufen, ein Geschenk für Laura-Marie, Axels Patenkind, und diverse Bilder, davon einen gerahmten Druck im DIN A2 Format aus dem Schiffsantiquitätengeschäft. Gut, dass Nadja und Jens uns morgen verlassen, sonst wüssten wir wohl nicht wohin mit dem ganzen Kram. Schnell stärken wir uns noch bei Hähnchen mit Reis in der nächsten Kneipe und dann geht es weiter in das moderne Einkaufszentrum. Die Haushaltsabteilungen der großen Kaufhäuser bieten doch das eine oder andere schöne Stück Glas von Kosta Boda und Konsorten an. Nadja und Jens erstehen gleich in mehrfacher Ausführung Vasen mit Tulpenmotiven drauf. Zurück auf dem Schiff müssen wir dann erstmal unsere Füße in dem eiskalten Wasser des Mälaren abkühlen. Wir sitzen gemütlich auf der Badeplattform, lassen die Füße im Wasser baumeln und bewundern die Heißluftballons, die quer über Stockholm fahren. Abends gönnen wir uns mal wieder ein aushäusiges bzw. ausschiffiges Essen. Wir statten der Hafenkneipe einen Besuch ab und erleben eine äußerst angenehme Überraschung. Statt Hamburger und Ähnlichem wird hier feinstes Essen serviert. Der Laden ist zudem rappelvoll und wir erwischen gerade noch einen freien Tisch. Scheinbar handelt es sich bei dem Sjökrogen um einen Stockholmer Geheimtip. Viele Gäste reisen per Boot an, die direkt vor den Tischen festgemacht werden können. Also noch ein guter Grund, warum wir beim nächsten Stockholm Besuch wieder die Pampas-Marina anlaufen werden. An Bord verstauen Nadja und Jens dann ihre Sachen in den Taschen und machen sich soweit es geht reisefertig. Mit einem Gammel Dansk bzw. einem Willi lassen wir den schönen Tag dann ausklingen.

Dienstag, 15. August 2000: Stockholm – Stora Arkholmen 38,8 sm

Für den heutigen Tag konnten wir zwischen 8 Uhr und 10 Uhr einen Platz in der hafeneigenen Waschstube ergattern. Entsprechend früh sind wir deswegen auf den Beinen. Schon vor dem Frühstück schmeißen wir zwei Waschmaschinen an, um endlich wieder saubere Handtücher zu bekommen. Nadja und Jens packen derweil ihre restlichen Sachen. Nach einem ausgedehnten Frühstück, bei dem ein Glas Sekt natürlich nicht fehlen darf, verabschieden sich die Beiden und ziehen voll bepackt Richtung Bahnhof los. Mit dem Zug wollen sie nach Göteborg fahren und von dort aus dann die Nacht durch mit der Fähre nach Kiel zurück. Axel und ich versuchen derweil unsere Wäsche im Trockner zu trocknen. Leider ist jedoch eine der Maschinen kaputt und wir müssen den Salon von Blue Noot kurzfristig in einen Trockenraum umwandeln. Quer durch den Salon wird eine Wäscheleine gespannt und die Wäsche, zum Glück nur Socken und Unterhosen, daran aufgehängt. Um 10 nach 11 geht es dann endlich wieder auf See. Eine Nachfrage bei der kaputten Brücke ergibt jedoch, dass diese erst nach frühestens einer Woche wieder funktionsfähig ist. Damit sind unsere Pläne von einem Alandbesuch endgültig gestorben. Nun müssen wir wieder Richtung Södertälje um dort den Mälaren zu verlassen. Als es dann auch noch anfängt zu nieseln, geht die Stimmung an Bord deutlich den Bach hinunter. Unsere Versuche zu Segeln müssen wir auch aufgeben, da der Wind sich nicht so recht überlegen kann woher und in welcher Stärke er nun eigentlich wehen soll. Mal kommt er von vorne, mal von hinten, mal von backbord und mal von steuerbord. Dabei weht es mal mit 20 kn und dann herrscht wieder völlige Flaute. Mist!!! Dafür können wir diesmal den Södertälje-Kanal ohne Probleme passieren. Die Brück öffnet direkt vor uns und durch die Schleuse können wir auch quasi direkt durchfahren. Stundenlang motoren wir dann durch die Schären um unser Tagesziel Stora Arkholmen zu erreichen. Um 18.40 Uhr können wir dort dann endlich den Heckanker schmeißen. Aber der Weg hierher hat sich gelohnt. Die Insel ist einfach wunderschön und der Sonnenuntergang, den wir aus dem Cockpit heraus genießen können, ist schon fast atemberaubend. In 100 m Entfernung schwimmt ein Reh vor unserer Nase von Stora nach Lilla Arkholmen. Schade, eigentlich hatten wir ja mal auf einen Elch gehofft. Aber, immerhin ein wildes Tier. Zum Abendbrot werden heute Reste vertilgt. Es gibt ganz einfach Spiegelei auf Dosenbrot mit den Resten des Schwarzwälder Schinkens. Dazu wird ein Stück Käse geschmolzen. Auch mal wieder lecker. Leider werde ich dann bei einem kurzen Kontrollgang zu den Vorleine von ungefähr 5 Mücken gleichzeitig in den linken Fuß gestochen. So langsam habe ich echt die Schnauze voll. Meine Theorie, dass immer nur eine Mücke sticht, ist damit auch hinfällig. Zudem nähern sich auch meine Mückenstichmittel langsam dem Ende. Die Nacht verbringe ich also mit einem nasskalten Handtuch um den Fuß gewickelt und dem Versuch nicht an Kratzen zu denken.

Mittwoch, 16. August 2000: Stora Arkholmen – Nyköping 30 sm

Axel nimmt heute mal wieder ein Bad im 17°C kalten Schärenwasser mit anschließender Dusche auf der Badeplattform. Das Frühstück nehmen wir schön im Cockpit ein. Unsere schwedischen Nebenlieger erweisen sich als deutsch-schwedische Familie aus dem Schwabenland und wir halten noch ein nettes Schwätzchen, bevor wir um 11 Uhr ablegen und den Heckanker ausbrechen. Mit einer aufkommenden Grippe und einem mächtig dicken Knöchel geht es mir heute nicht so toll. Die meiste Zeit liege ich recht benommen auf der Cockpitbank und leide still vor mich hin. Axel übernimmt daher meine navigatorischen Aufgaben, während er gleichzeitig auch noch steuert. Da der Wind schon wieder genau von vorne kommt, können wir noch nicht mal segeln. Zum Kreuzen habe ich heute auch nicht die Kraft, zumal ich mich kaum auf einen geraden Kurs konzentrieren könnte. Also motoren wir die 30 sm bis Nyköping. Der Yachthafen dort ist bis auf 3 oder 4 Yachten vollkommen leer. Für Blue Noot sind die Auslegerboxen auch schon wieder zu klein. Mühsam quetschen wir uns dazwischen und holen uns wieder mal Gummispuren am Rumpf. Um noch ein bisschen die Stadt zu erkunden, werden die Bordfahrräder ausgepackt. Erstaunt stellen wir fest, dass an der Hafenpier der Teufel los ist. Hier scheint ein Oldtimer-Treffen stattzufinden, es wimmelt vor alten Autos. Die Promenade ist gesäumt von Hafenkneipen und Restaurants, überall wir Live-Musik gespielt. Wir finden schließlich eine kleine Räucherei mit Außenrestaurant. Hier gibt es leckere Krabben, die den Gesundheitszustand von mir sofort um 100% verbessern. Lecker!!! Der Ausblick auf das kleine Flüsschen und die Ruine von Nyköping Hus sind auch nicht von schlechten Eltern. Lustig scheinen die Schweden unsere kleinen Klappräder zu finden. Fast jeder der an ihnen vorbei kommt, bleibt stehen und beguckt sie sich ausgiebig. Zurück an Bord wird noch etwas gelesen und dann geht es auch schon in die Kojen.

Donnerstag, 17. August 2000: Hafentag

Leider hat die Wirkung der Krabbenmedizin recht schnell nachgelassen und ich habe eine schlaflose Nacht damit verbracht abwechseln meine Nase zu putzen und den kalten Umschlag an meinem Fuß zu erneuern. Es geht mir besch…eiden. Axel verordnet mir einen Tag Hafenruhe, den er gleichzeitig zum Reinschiffmachen und Reparieren nutzen will. Zuerst fahren wir mit unseren Fahrrädern allerdings in die Stadt. In der Apotheke werde ich gut mit neuen Medikamenten versorgt. Ein kleines Mittagessen nehmen wir beim örtlichen Mexikaner ein. Allerdings gibt es hier als Nachos etwas vollständig anderes als beim Mexikaner in Deutschland. Na ja, immerhin knurrt der Magen nicht mehr. Zurück an Bord repariert Axel als Erstes einmal den Schalter für die Duschpumpe im Bad. Die Kabel waren vollständig wegkorrodiert. Danach wird der Abfluss in der Kombüse einer genauen Untersuchung unterzogen. Dort fließt manchmal das Wasser sehr schlecht bzw. gar nicht ab. Die Rohre sind aber nicht verstopft, entweder reicht die Rohrsteigung nicht aus, oder das Seeventil ist zu weit unter Wasser, so dass das Wasser erst bei einem bestimmten Druck abfließt. Schließlich wird noch der Backofen einer Grundreinigung unterzogen. Ich halte währenddessen ein kleines Schläfchen zur Erholung und beginne dann damit, die bisher geschossenen Photos schon mal Internettauglich aufzubereiten. Immerhin habe ich mir vorgenommen, sowohl Bilder als auch den Törnbericht am Sonntag unserer Rückkehr ins Internet zu stellen. Mal sehen ob’s tatsächlich klappt. Zum Abendessen bereite ich dann mein Spezialgericht Schnittbohneneintopf. Eigentlich ist das zwar eher etwas für kalte Herbstabende und nicht für lauschige, schwedische Sommernächte, aber es schmeckt trotzdem mal wieder gut. Der Rest des Abends wird dann geruhsam mit einer Lesestunde verbracht.

Freitag, 18. August 2000: Nyköping – Getholmen 40,5 sm

Endlich wieder Segeln! Ich bin zwar immer noch nicht richtig fit, aber noch einen Hafentag halten wir nicht aus. Bis Öxelösund können wir herrlich nur unter Genua segeln. Danach schralt der Wind und kommt schließlich mal wieder genau von vorne. Und zum Kreuzen ist kein Platz! Kurze Zeit später öffnet sich das Fahrwasser aber wieder und wir können ein paar Kreuzschläge unter Groß und Genua wagen. Doch auch dieser Spaß ist nur von kurzer Dauer. Bis Arkösund müssen wir wieder motoren. Aber dann! Schönster Segelwind und wir können mit Blue Noot ca. 20 Schweden vor uns überholen. Leider haben wir dann keinen segelnden Wegweiser mehr und müssen wieder selber navigieren. Wir rasen mit 7 kn durch die Steine hindurch. Als wir bei Figeholm das erste Mal in die Schärenwelt eintauchten, hatten wir uns das noch nicht getraut. Damals wurde die Geschwindigkeit auf 5 kn gedrosselt. Aber inzwischen sind wir ja sozusagen Schärenprofis. Gegen die Abendsonne wird es allerdings recht schwierig unsere anvisierte Insel zu finden. Das Wasser glitzert und leuchtet so sehr, dass es selbst durch die Sonnenbrillen zu hell ist. Trotzdem finden wir das Inselchen Getholmen und sind um 19.10 Uhr schließlich an einem einsamen Steg fest vor Heckanker. Während Axel dann den örtlichen Grill befeuert, dichte ich das Schiff mal wieder Mückendicht ab. Durch unser tolles Moskitonetz können wir dann beim Essen die Abendsonne genießen und gleichzeitig die Mücken durch gezielte Paral-Schüsse verärgern. Hah, denen haben wir es heute aber einmal gezeigt!

Samstag, 19. August 2000: Getholmen – Västervik 44,1 sm

Nach dem Frühstück im Cockpit erkunden wir noch kurz die kleine Insel. Danach geht es unter Motor Richtung Västervik. Auch heute kommt der Wind leider wieder genau von vorne. Und zum Kreuzen ist uns das Schärenfahrwasser heute zu eng. Dafür gibt es mittags dann eine leckere Knoblauchsuppe mit Spiegelei. Mmmhhhh!!! Das Wetter meint es nicht gut mit uns. Der Himmel wird immer grauer und der Wind dreht bei jeder Kursänderung schön mit. Dafür hat er aber inzwischen mit 18 kn eine recht annehmbare Stärke erreicht. Kurz vor Västervik können wir ihn dann für eine kurze Strecke austricksen. Wir fallen ab und setzen rasend schnell die Genua. Nach etwas über einer halben Stunde, hat der Wind unser Spielchen aber erkannt und stellt seine Dienste gänzlich ein. Na ja, sagen wir mal so, wir sind einfach in die Landabdeckung geraten. Um 19.20 Uhr sind wir mal wieder fest in Västervik. Seit unserem letzten Besuch hat sich hier nicht viel geändert, die Stege liegen immer noch verlassen da. Als Segeltag kann dieser Samstag getrost aus dem Kalender gestrichen werden. Hoffentlich kommt es nicht noch schlimmer. Als kleine Entschädigung kocht Axel dann am Abend ein leckeres Risotto mit Pfifferlingen und sonnengetrockneten Tomaten.

Sonntag, 20. August 2000: Västervik – Oskarshamn 37,6 sm

Auch der heutige Tag bring mal wieder „perfektes“ Segelwetter. Es ist grau, es nieselt und das Itzelchen Wind kommt von vorne. Unter Dieselbesegelung machen wir weiter gen Süd. Der Regen nimmt schließlich dermaßen zu, dass die Sicht auf 100 m zurückgeht. Wir haben Mühe die nächste Tonne zu sehen und fahren teilweise auf gut Glück, also quasi nach Kompass, durch die Gegend. Dabei war laut Wetterbericht für heute nur leichte Bewölkung und ein flotter Wind aus Süd mit 5-9 m/s angesagt. Und dann will sich auch noch Blöh Nöht von uns losreißen. Die steuerbordseitige Halterung löst sich sang und klanglos von dem Gummiboot. Gerade noch rechtzeitig bemerken wir den Vorfall und können Blöh Nöht hinten auf die Badeplattform ziehen und eine neue Leine anbringen. So langsam scheinen sich alle Halterungen und Gummiteile aufzulösen. Wahrscheinlich hat die Gummisau doch ein paar Jahre mehr auf dem Buckel als das Mutterschiff. Erst spätnachmittags können wir einen Lichtstreif am Horizont erkennen. Wie abgerissen erscheinen die Wolken und dahinter kommt blauer Himmel zum Vorschein. Wir laufen schließlich bei herrlichstem Sonnenschein in Oskarshamn-Ärnemar ein und können Blue Noot längsseits an den Steg anlegen. Auch nach längerer Suche gelingt es uns nicht einen zuständigen Hafenmeister aufzutreiben, bei dem wir unser Hafengeld loswerden können. In der ausgewiesenen Zeit zwischen 19 und 20 Uhr lässt sich jedenfalls keine Menschenseele im Hafen blicken. Vielleicht rechnet man einfach nicht mehr mit Gastliegern. Auch heute gönnen wir uns wieder etwas ganz besonders leckeres zum Abendessen. Die Pfannkuchenröllchen mit Lachs und Avocadomousse sind einfach ein Gedicht. Aus dem Rest Pfannkuchenteig backen wir uns dann noch ein paar Crepes mit Nutella und flambieren das Ganze mit Cognac. Nach diesem Törn müssen wir wohl dringend mal eine Diät einlegen. Ich bin ganz froh, dass wir noch keine Waage an Bord mitführen, aber die Hosen sitzen schon etwas enger als zu Beginn der Reise.

Montag, 21. August 2000: Oskarshamn – Borgholm 29,4 sm

Als erstes wird das treue Gummiboot an Land gehievt und entwässert. Neue Leinen werden angebracht, in der Hoffnung, dass die Halterungen diesmal auch wirklich halten. Die Suche nach einem Hafenmeister bleibt auch heute wieder erfolglos. So müssen wir schließlich die Zeche prellen als wir um 10.20 Uhr ablegen. Pech gehabt, oder vielleicht auch Glück für uns. Nachdem es die letzten Tage Segelwetter zum abgewöhnen gab, können wir heute endlich wieder Rauschefahrt machen. Mit einem schönen Halbwindkurs geht es am Leuchtturm Dämman vorbei. Als der Wind schließlich auf 20 kn aufdreht, rollen wir nur die Genua ein bisschen ein und erfreuen uns an dem tollen Schiefsegeln. Eigentlich hätten wir ja wohl schon reffen sollen, aber so ein richtiges Glücksgefühl kommt ja erst bei 30° Krängung auf, oder? Ziemlich früh sind wir dann fest in Borgholm, der Inselhauptstadt von Öland. Auch hier scheint die Saison schon vorbei zu sein. Es liegen vielleicht drei oder vier Segler im Hafen, davon 99% Deutsche. Wir packen unsere Fahrräder aus und radeln durch die Stadt. Bei der Q8-Tankstelle mieten wir uns für den morgigen Tag einen Jeep an. Mit dem holt Axel dann am Abend auch seinen Vater Aki in Kalmar am Bahnhof ab. Als Festmahl zur Begrüßung des neuen Gastes gibt es bei uns heute Hühnerfrikassee und zum Nachtisch Schwarzwälder-Kirschbecher. Klar, dass noch bis spät in die Nacht geschwätzt wird und die Planung für den morgigen Hafentag aufgestellt wird.

Dienstag, 22. August 2000: Hafentag

Nach einem späten Frühstück machen wir uns auf den Weg, um den wilden Süden der Insel zu erkunden. Als erster Stopp steht die Vogelstation Ottenby mit dem Leuchtturm „Langer Jan“ auf dem Programm. Im Museum erkunden wir die verschiedensten Vogelspuren und Vogelstimmen. Schließlich wagen wir den Aufstieg zur Leuchtturmspitze und genießen den herrlichen Rundblick auf Öland und die Ostsee. Es pfeift ein ganz schön munteres Windchen um den Turm. Die Schaumkronen auf der See sind auch nicht zu verachten. Und dann auch noch Westwind. Hoffentlich ändert sich das in den nächsten zwei Tagen noch kräftig. Gegen diesen Wind und Seegang gegenanzukreuzen ist wahrlich kein Spaß. Und spätestens übermorgen müssen wir wohl den Schritt über die Hanö-Bucht wagen. Auf dem Weg nach unten wird Axel doch tatsächlich erkannt. Eine deutsche Tourigruppe raunt deutlicht hörbar hinter uns her: „Guck mal, das war Käpt’n Blaubär, hast Du den gesehen.“ Und dies ist (ausnahmsweise ?) kein Seemannsgarn, ich habe es tatsächlich gehört, großes Seefrauenehrenwort. Nach einer kurzen Stärkung im Restaurant geht es weiter. Wir steuern die eisenzeitliche Fluchtburg Eketorp an. Hier hausten schon vor fast zweitausend Jahren die wilden Wikinger. Die Burg wurde im 6. Jahrhundert für einige Zeit fluchtartig verlassen, weil, gelinde gesagt, die Scheißeberge die Menschen zu ersticken drohten. Nach einer gewissen Ausdünstungszeit wurde dann ein reger Handelsplatz aus den Gemäuern. Die Burg ist nahezu vollständig wieder aufgebaut worden und beherbergt ein interessantes Museum. Sehr angetan haben es uns auch die freilaufenden Tiere. Die majestätisch daherschreitenden Gänse und die lustig gefleckten Schweine, die selbst das kleinste Fleckchen Gras noch genießbar finden. Danach geht es auch schon zurück nach Borgholm. Wir genießen im Vorbeifahren die karge Landschaft und stellen natürlich den Vergleich mit Bornholm an, wobei wir der dänische Insel wohl eindeutig den Vorzug geben. In Borgholm frischen wir noch einmal die Bordvorräte auf und grillen uns auf einem Einmalgrill ein paar saftige Steaks. Meine Erkältung hat sich zwischenzeitlich zu einem hartnäckigen Husten gewandelt und ich verschwinde völlig geschafft schon um 21 Uhr in die Koje. Aki macht derweil noch eine kleine Radtour zur Burgruine von Borgholm und erkundet das Nachtleben.

Mittwoch, 23. August 2000: Borgholm – Kristianopel 45,7 sm

Da wir nach der Aussicht vom Leuchtturm für heute mächtig viel Wind gegenan erwarten, tauschen wir im Hafen erst einmal die Genua gegen die Selbstwendefock. Diese Voraussicht erweist sich jedoch als falsch, der Wind, der vorher noch schön mit 9 kn aus West wehte, schläft nach unserem Ablegen vollkommen ein und wir müssen motoren. Vor der Ölandbrücke zieht dann eine Regenwalze über uns hinweg, die uns kurzzeitig einen Südwestwind mit 25 kn bringt. Wir nutzen die Chance und stellen die Dieselgenua aus. Das Groß legt und dabei ganz schön auf die Backe. Nach nicht mal 10 min ist der Spaß wieder vorbei und wir müssen in der folgenden Flaute weiter motoren. Um unseren Dieseltank aufzufüllen, legen wir kurz in Kalmar an. Dabei nutzen wir die Gelegenheit gleichzeitig ein leckeres Mittagessen in Form von einer Pilzpfanne zu uns zu nehmen. Als wir uns wieder auf den Weg nach Süden machen, hat der Wind erstaunlicherweise um 180° auf Südost gedreht und eine annehmbare Stärke angenommen. Wir setzen Segel und sausen durch den Kalmarsund. Nachmittags lässt aber auch dieser freundliche Wind wieder nach und wir dürfen wieder motoren. Ein ganz schönes Hin und Her heute. Als der Wind dann doch noch wieder kommt, hat auch die Windrichtung wieder gewechselt. Diesmal haben wir einen Westsüdwest, der innerhalb kürzester Zeit so richtig schön aufbraust. Von 20 kn auf 25 kn und schließlich auf 28 kn. In den Böen geht es sogar über die 30 kn hinweg. Wir nehmen dementsprechend zuerst das 1.Reff und später dann auch noch das 2. Reff ins Groß und sind ganz froh, dass wir am Morgen die Fock drauf getan haben. Selbst die müssen wir um die Hälfte wegrollen, damit Blue Noot einigermaßen hoch am Wind segelt. Um 19.30 Uhr erreichen wir dann unseren Zielhafen Kristianopel. Auf Anweisung des Hafenmeisters machen wir längsseits an der Pier fest, wobei die Wassertiefe mit 1,5 m eigentlich schon nicht mehr für Blue Noot ausreichen dürfte. Aber wir scheinen noch zu schwimmen. Zum Abendessen gibt es dann nur noch etwas Smörebröd und wir fallen relativ geschafft in die Kojen. Immerhin hat der Tag heute so ziemlich jede Windrichtung und außerdem auch die unterschiedlichsten Windstärken für uns bereitgehalten. Wir wollten unserem Bordneuling Aki halt einfach mal zeigen, was es so alles gibt.

Donnerstag, 24. August 2000: Hafentag

Über Funk, Navtex und auch Seewis wird eine Gale-Warning für so ziemlich alle Gebiete der Ostsee ausgegeben. Gegen einen Westwind mit 14-17 m/s müssen wir wohl wirklich nicht gegenan. Vor allem weil unser Tagesziel eigentlich Utklippan geheißen hätte. Die Hanö-Bucht ist ja außerdem auch berüchtigt für ihre Seegangsverhältnisse. Also gibt es heute unseren zweiten, unfreiwilligen Hafentag. Leider hat Kristianopel so überhaupt nichts zu bieten. Die einzige Attraktion ist eine Töpferwerkstatt, der wir natürlich einen Besuch abstatten. Dann gibt es da noch den kleinen Kaufmannsladen, in dem wir noch das eine oder andere Knäckebrot erstehen. Da das Wetter draußen ziemlich unangenehm ist, es regnet und stürmt und ist schweinekalt, verbringen wir den Tag hauptsächlich mit Lesen oder, in meinem Fall, mit Schreiben. Ohne diesen Hafentag wäre dieser Törnbericht wohl auch kaum soweit gediehen. Aus lauter Verzweiflung schalten wir schließlich sogar die Bordheizung ein. Um uns ein wenig Abwechslung und gute Laune zu verschaffen, beschließen wir am Abend das einzige Restaurant des Dorfes aufzusuchen. Da die Küche leider schon um 17.30 Uhr schließt, sind wir ausnahmsweise mal magenfreundlich früh mit dem Essen dran. Aki bleibt aber bei Knäckebrot und Wasser an Bord, weil sein Magen wohl etwas rebelliert. Wahrscheinlich verträgt er das Fehlen des Seegangs einfach nicht. Im Restaurant sind wir die einzigen Gäste und der Bedienung scheint es eigentlich nicht so richtig recht zu sein, dass wir so kurz vor Ladenschluss noch etwas zu Essen haben wollen. Trotz allem ist das Essen gut und wir wärmen uns zum Abschluss noch mit einem Irish Coffee. Die Wärme können wir dann auch für den langen Weg zum Schiff zurück auch ziemlich gut gebrauchen. Es regnet in Strömen und der Wind weht und genau in den Ausschnitt. Brrrrr!!! Auf Blue Noot wird dann noch eine Weile gelesen und zur Stärkung etwas Wein getrunken. Die Hoffnung auf besseres Wetter hält uns nur mühsam aufrecht. Axel ist schon wieder fast soweit das Schiff zu verkaufen und irgendsoeinen Sport wie Hallenhalma anzufangen.

Freitag, 25. August 2000: Kristianopel – Utklippan 24,2 sm

Sonne! Der Blick aus dem Vorluk verspricht tatsächlich gutes Wetter. Nach einer angenehmen Dusche und einem leichten Frühstück legen wir ab. Was uns dann draußen erwarten entspricht aber ganz und gar nicht unseren Erwartungen. Es herrscht absolute Flaute. Damit haben wir nun wirklich nicht gerechnet. Nachdem wir unter Groß und Fock nicht voran kommen, probieren wir nach langer Zeit mal wieder unseren Gennaker aus. Zuerst fahren wir in noch konventionell am Gennakerbaum, doch bei dem wenigen Wind, der auch noch genau achterlich kommt, bringt uns das genauso wenig wie die Fock. Während der Fahr wird dann umgeschotet. Schließlich haben wir den Gennaker als Spinnaker gesetzt, inklusive Baumwechsel. Doch auch das bringt nur kurze Zeit einen kleinen Erfolgt. Statt 3 kn fahren wir immerhin 4,5 kn. Nach nicht mal 9 sm und einer zwischenzeitlichen Fahrtgeschwindigkeit von 2 kn haben wir die Schnauze voll. Wir bergen die Segel und motoren. Somit können wir schon um kurz nach vier auf Axel’s Lieblingsfelsen Utklippan festmachen. Diesmal sind die Anlegebedingungen nicht halb so spannend wie beim letzten Mal. Mit der Gummisau unternehmen wir dann einen Ausflug zur Südinsel. Hier steht der Leuchtturm und es gibt eine Vogelschutzstation. Beim Hüpfen auf den Steinen passiert dann, was passieren muss, wenn man zu übermütig wird. Der Skipbär knickt um und verstaucht sich seinen Knöchel. Immerhin gibt es in direkter Nähe ein Tümpelchen zur Kühlung. Mit knapper Not schaffen wir den Weg zurück zu Blue Noot. Die sofortige Einnahme von Bärenmedizin (wird im Laden auch als Flensburger Dunkel verkauft) bringt aber baldige Besserung. Zwar bleibt der Knöchel dick, aber die Schmerzen werden weniger. Der Gedanken an einen Rettungshubschrauber kann erstmal aufgegeben werden. So nach und nach trudeln dann die ganzen Schiffe ein, die wir schon in Kristianopel getroffen haben. Nach einem leckeren Fischcurry machen wir noch einen Hafenrundgang und halten hier und da ein kleines Schwätzchen. Die Besatzung der „Lina“, die eigentlich bis Kiel durchsegeln wollten, ist wieder da, ein kleiner Schärenkreuzer mit dem trefflichen Schild „Ich kann auch anders“, die Crew aus dem Osten Deutschland, mit dem selbstgebauten Boot und die Najad „Amica Mares“ mit dem Pärchen aus Hannover. So trifft man sich wieder. Scheinbar geht ein ganzer Schwung an Yachten zurück nach Deutschland. Manch ein Schiff haben wir hier ja sogar auf der Hinreise schon getroffen. Ja, ja, die Studenten!

Samstag, 26. August 2000: Utklippan – Vang 62,2 sm

Für heute haben wir uns vorgenommen, die Ersten zu sein, die ablegen. Als ich um 7 Uhr die Nase aus der Luke stecke, muss ich allerdings feststellen, dass die meisten Boote schon weg sind. Mist, immer sind wir die Letzten. Aber wir sind ja auch schnell und brauchen nicht ganz so lange (gute Ausrede, oder?). Bei strahlend blauem Himmel setzten wir Kurs ab auf Simrishamn. Der Kurs erweist sich jedoch als zu langweilig, so dass wir uns kurzfristig umentscheiden und Christiansö anlegen. Heike und Klaus von der Najad hatten uns erzählt, dass sie heute dorthin wollen, und es hat mich eigentlich arg gewundert, dass mein liebster Skipbär nicht sofort aufgeschriehen und eine Kursänderung befohlen hat. Immerhin hatten wir ihn auf der Hinfahrt ja nur unter der Versprechung, die Insel auf der Rückfahrt anzulaufen, von einer Fährfahrt abbringen können. Nun denn, der Kurs bringt einen schönen Halbwinder mit sich und wir schießen mal wieder dahin. Um 16 Uhr erreichen wir den Hafen von Christiansö. Kurz vor der Klappbrücke gehen wir längsseits im Südhafen. Kaum haben wir die Leinen einigermaßen belegt, kommt ein aufgeregter Hafenmeister an und will uns sofort wieder vertreiben. Um halb fünf soll ein 3-Master kommen, der die ganze Länger der Pier zum anlegen braucht. Wir erklären uns bereit, nach einer halben Stunde wieder abzulegen und erkunden dann kurz die Inseln Christiansö und Frederiksö. Kurz nach uns trifft die „Amica Mares“ ein. Heike und Klaus sind die ganze Zeit vor uns hergesegelt und erst kurz vor dem Hafen konnten wir sie überholen. Die Beiden sind recht sauer, dass sie wieder aus dem Hafen vertrieben werden. Wir hatten uns während der Fahrt schon überlegt, nach einem kurzen Halt an die Westküste weiterzufahren. Von dort aus hätte man einfach einen besseren und vor allem kürzeren Absprung Richtung Westen. Um viertel vor fünf legen wir dann wieder von dieser schönen, kleinen Insel ab und setzen Kurs ab auf Vang. Diesen Hafen haben wir bisher noch nicht angelaufen und die Hafenbeschreibung hört sich eigentlich ganz nett an. Während wir Segel setzen, können wir beobachten, wie die „Georg Stagen“ sich den Eilanden nähert. Die Matrosen in den Fußpferden an den Rahen sehen aus der Ferne richtig putzig aus. Unter Schmetterling sausen wir mit 7 kn um die Nordspitze von Bornholm herum. Währenddessen verabreden wir uns mit Heike und Klaus über Funk auf ein Bierchen am Abend. Der Hafen von Vang erweist sich dann als ziemlich klein. Die Plätze für die großen Yachten an der Westseite der Pier sind leider schon von einigen 30-Fuß-Schiffen belegt. Wir müssen uns also um die Ecke mogeln und gehen quasi vor Heckboje an der im Hafen ausgebrachten Mooringleine. Als die „Amica Mares“ eintrifft, freuen wir uns schon auf ein leckeres Fatöl und einen Hamburger im Schnellimbiß gegenüber. Doch dann entdeckt Aki noch ein tolles Restaurant einige Meter den Berg hinauf. Von der Terrasse hat man einen tollen Ausblick auf die Ostsee und den Sonnenuntergang. Der Himmel erstrahlt in allen Rottönen. Und das Essen ist auch noch gut. Gegen Mitternacht verlassen wir dann die Kneipe und begeben uns wieder auf unsere Schiffe. Alles in Allem mal wieder ein netter Abend!

Sonntag, 27. August 2000: Vang – Klintholm 82,1 sm

Früh morgens um 7.30 Uhr stehen wir auf und machen uns auf die Socken. Wir haben uns entschlossen schon heute den großen Schlag nach Klintholm zu wagen und nicht erst den Umweg über Ystad zu nehmen. Der Süd-Ost-Wind muss einfach ausgenutzt werden, bevor sich wieder eine Westlage durchsetzen kann. Nachdem wir außerhalb der Landabdeckung von Bornholm sind, weht allerdings ein etwas heftigeres Windchen als wir erwartet haben. Mit 20 kn schiebt uns der Wind an. Und die Wellen werden immer höher und höher. Mit über 8 kn über Grund donnern wir dahin. Eine Welle nach der anderen surft das Schiff hinab. Wir einigen uns schließlich darauf, dass die Wellenhöhe so um die 3 m beträgt. Wahnsinn!!! Unsere Gummisau droht uns in manch einer Welle schon fast zu überholen, doch dann reißt mal wieder eine Halterung ab und wir können sie kaum zum Schiff ziehen um eine Sicherungsleine zu befestigen. Bei der nächsten Messe muss wohl doch ein neues Gummiboot her. Als Mön schließlich in Sicht kommt, kentert das Teil auch noch und wir schleppen Blöh Nöht bestimmt fünf Meilen umgedreht hinter uns her. Vor dem Hafen dreht es sich aber wie durch Geisterhand wieder um. Schade nur, dass unsere Paddel jetzt auf dem Grund der Ostsee ruhen. Um 19.20 Uhr sind wir dann fest in Klintholm längsseits einer Charterbavaria, deren einzige Sorge es ist, ob wir wohl auch genug Fender ausgebracht haben. Vielleicht hätten die einfach nur mal selber Fender für einen Nebenlieger ausbringen sollen. Die Gastfreundschaft auf See sollte doch nun wirklich nicht an einem Fender scheitern. Für die 82 sm haben wir heute übrigens nur 11 Stunden und 10 Minuten gebraucht. Eigentlich ein ganz guter Schnitt, oder? Als erster Gang steht natürlich hier in Klintholm ein Besuch in der Sauna an. Mit Wick Vapurup bewaffnet ziehen wir los und genießen die entspannende Hitze. Danach gibt es noch Steaks mit Pilzsauce und einem Kartoffelpü a la Blaubär.

Montag, 28. August 2000: Hafentag

Heute gönnen wir uns mal wieder einen Ruhetag. Wir haben uns vorgenommen das Schiff mal wieder gründlichst zu reinigen. Also wird innen und außen geputzt und gewienert, geschrubbt und poliert. Die Wäsche von den letzten 14 Tagen wandert in die Waschmaschine und anschließend in den Trockner. Mittags gönnen wir uns eine kleine Auszeit in der Klintholmer Rögeri. Axel und Aki verspeisen Scholle, während ich noch mal in Erinnerungen schwelge und einen Bornholmer genieße. Dann wird unsere, inzwischen doch recht mitgenommene, Gummisau entlüften und wieder in der Backskiste verstaut. Abends gibt es Smörebröd und wir schauen uns auf dem Laptop die bisher gedrehten Videoaufnahmen an.

Dienstag, 29. August 2000: Klintholm – Fejrö

Nachdem wir die nötigen Einkäufe erledigt haben, stechen wir heute erneut in See. Hoch am Wind segeln wir auf die Einfahrt zum Grönsund zu. Danach geht es unter Schmetterling durch die Rinne. Vor der ersten Brücke geraten wir dann in Landabdeckung und müssen doch wieder den Motor anschmeißen. Zu unserem Glück aber nur für kurze Zeit. Schon vor der zweiten Brücke können wir wieder Segel setzen und fahren einen Anleger auf Vejrö. Nur unter großer Mühe können wir dort dann festmachen. Blue Noot bleibt im Hafenschlick stecken, obwohl nach Hafenlotse eigentlich 2,6 m Wassertiefe vorhanden sein sollen. Die Box, die wir danach anfahren, ist dann um ein gutes Stückchen zu kurz und Blue Noot’s Hintern steht ein wenig über. Dafür bietet der Hafen aber einen tollen Grillplatz, den wir sofort nutzen um unsere Schnitzel und die dänische Bratwurst zu rösten. Die Bratwurst scheint jedoch keine Bratwurst im eigentlichen Sinne zu sein. Schon bei der ersten Wende löst sie sich vollkommen auf und die Füllung fällt ins Feuer. Die geretteten Reste werden dann an Bord zwar in der Pfanne zubereitet, aber auch geschmacklich bietet diese Wurst wirklich keine Bereicherung des Speiseplans. Auch die Steaks weisen nicht gerade den erwarteten Zustand auf. Außen zwar schön anzusehen, sind sie innen doch noch ziemlich roh. Immerhin ist das Tzaziki wohl gelungen und schmeckt auf den gebackenen Baguettes.

Mittwoch, 30. August 2000: Fejrö – Svendborg

Da uns der Hafen nach den wunderschönen Naturliegeplätzen von Schweden recht trostlos vorkommt, verlassen wir die Insel ohne einen Rundgang unternommen zu haben. Hoch am Wind geht es zwischen den Inseln Omö und Agersö hindurch. Der Wind dreht freundlicherweise immer schön mit, so dass wir auch Langeland auf einem Amwindkurs anlegen können. Dabei dreht er außerdem auch kräftig auf und Aki hat ganz schön etwas zu tun am Steuer. Schließlich müssen wir dann Kreuzen und Aki darf seine ersten Wenden fahren. Selbst 25 kn Böen kann er inzwischen ganz gut aussteuern. Trotz Schräglage gelingt es mir zum Mittag eine pikante Käsecreme herzustellen, die wir heißhungrig mit Crackern verzehren. Um 18 Uhr haben wir dann keine Lust mehr. Vor der Einfahrt zum Svendborg-Sund bergen wir die Segel und motoren die restlichen Meilen durch das enge Fahrwasser. In Svendborg entdecken wir dann das perfekte Plätzchen für Blue Noot. Direkt vor der Fischverkaufsstelle und mit der Nase genau im Wind. Axel und ich sprinten dann noch schnell um die Ecke zum nächsten Supermarkt und erstehen noch schnell etwas zu Essen. An Bord werden aus den Einkäufen dann Lachsspaghetti bereitet, die wir mit einem Schlückchen Weißwein verzehren.

Donnerstag, 31. August 2000: Svendborg – Aerösköbing

Ein Besuch in Svenborg muss natürlich zu einem Einkauf im Fischladen genutzt werden. Wir können leckere Rotzunge und 1 kg Krabben erstehen. Für Axel wird natürlich ein Gläschen Kaviar erstanden. Nach dem Frühstück bummeln wir dann noch ein wenig durch die Stadt. Im Haushaltswarengeschäft werden wir fündig und könne ein paar Sachen von Trip Trap für unser Schiff erstehen. Unter anderem stellt die dänische Firma jetzt wohl Tabletts her, die genau in die Besteckschublade auf Blue Noot passen. So wird endlich das Problem der verschwindenden Messer und Löffel gelöst. Und gut ausschauen tut es auch noch. Wir sind ja auch immer wieder froh, wenn wir unserem Plastikdampfer ein paar Meter mehr Holz verschaffen können. Erst um 14 Uhr sind wir auslaufbereit. Im Svendborg-Sund werden dann die Krabben auf den Tisch gebracht. Mit einer Aioli und direkt aus der Schale gepult ein Gaumenschmaus sondergleichen. Leider dauert es über eine Stunde, bis alle Krabben verzehrt sind und wir können erst nach 7,4 sm die Segel setzen. Ausnahmsweise begnügen wir uns heute mal nur mit der Genua. Sonst wären wir einfach viel zu schnell schon in Aerösköbing und wir wollen ja noch ein bisschen Segeln. Bei dem leichten Westwind wagen wir es dann auch endlich mal wieder unter Segeln anzulegen. Der Handelshafen ist schön leer und wir fahren unter Genua hinein. Kurz vor der Kaimauer fahren wir eine Kehre, rollen das Segel weg und legen mit dem letzten Restchen Fahrt gegen den Wind an der Pier an. Nur um noch ein Stückchen weiter nach vorne zu kommen, gibt es noch einen kleinen Schubs mit dem Motor. Perfekt angelegt, als ob wir das täglich machen. Da es erst 17 Uhr ist, gehen wir noch schön ins Städtchen. Die engen Gassen und die windschiefen Häuser sind immer wieder schön anzuschauen. Im Spar-Markt ersteht Axel endlich seine lang ersehnte Flasche Gammel Dansk. Unser Vorrat war immerhin schon in Stockholm ausgegangen und nach einem leckeren Essen gibt es nichts besseres für den Magen. Zu unserem großen Pech erkunden wir heute mal eine Gasse, in der wir bisher noch nicht gewesen sind. Dort gibt es eine Galerie, die hauptsächlich Bo Bendixen Sachen verkauft. Wir können uns natürlich wieder nicht zurückhalten und kaufen jede Menge T-Shirts. Zurück an Bord bekocht uns heute mal der Skipbär persönlich. Es wird Kieler Fischauflauf serviert. Im Anschluss sitzen wir dann noch bis 22 Uhr im Cockpit und trinken bei Petroleumleuchtenschein den einen oder anderen Gammel Dansk.

Freitag, 1. September 2000: Aerösköbing – Dyvig 35,6 sm

Nach dem Frühstück müssen wir noch einmal schnell in die Stadt zum Einkaufen. Ich brauche einfach noch so einen getöpferten blauen Fisch für die Wand. Schließlich kann ich einen Steinbutt und eine Skibbe mein eigen nennen. So wie wir gestern angelegt haben, soll es auch heute wieder losgehen. Axel stellt Blue Noot unter Motor im Hafenbecken in den Wind und das Groß geht hoch. Schnell noch eine Halse auf die Ausfahrt zu und ratz haben wir 6 kn drauf. Hui!!! Auf grader Strecke beschleunigt Blue Noot immer mehr. Genau vorm Wind sind wir schließlich mit über 8 kn dabei. Da vergeht die Strecke um Aerö und Als herum im Flug. Heute darf Aki seine erste Halse steuern. Trotz kräftigem Wind und einer ekeligen Welle klappt das Manöver hervorragend. In Erwartung eines Düseneffektes nehmen wir vor der Einfahrt zum Als-Fjord das Groß weg und fahren nur unter Genua weiter. Immerhin sind wir hier im Frühjahr schon einmal böse auf die Schnauze gefallen. Kurze Zeit später wird dann auch die Genua weg und fahren unter Motor auf die Ankerbucht von Dyvig zu. Wegen der inzwischen 20 kn Wind aus Süd-Ost entschließen wir uns dann aber doch lieber die Stege des Segelclubs anzulaufen statt zu ankern. Um 17.20 Uhr liegt Blue Noot wieder fest in einer Box. In stundenlanger Arbeit kochen Axel und ich dann Kokos-Ente vom Feinsten. Die Entenbrust ist zart und die Sauce hat genau die richtige Schärfe. Wenn mein BWL-Studium denn doch nicht hinhauen sollte, werde ich vielleicht doch irgendwo Küchenchef? Aki kann natürlich wieder nicht stillsitzen und unternimmt abends noch einen ausgedehnten Spaziergang um die ganze Bucht. Und das trotz einsetzendem Regen. Um 23 Uhr kehrt dann Ruhe im Schiff ein, nur ein leises Schnarchen ist zu hören.

Samstag, 2. September 2000: Dyvig – Hörup 16,3 sm

In der Nacht prasselt der Regen nur so aufs Schiff . Axel hegt schon Befürchtungen, dass Blue Noot wohl untergehen wird, bei dem vielen Wasser auf Deck. Am Morgen ist die Welt aber wieder in Ordnung und es wagt sich sogar die Sonne ein wenig heraus. Ich muss erstmal den Herd schrubben, der nur so vor Fett schwimmt. Bevor nicht alles blitzt und blinkt, steht der Skipbär heute gar nicht erst auf. Also wird erst nach 10 Uhr gefrühstückt und wir kommen demnach auch erst sehr spät los. Vorm Ablegen können wir aber noch einen Nachbau der berühmten Als-Boote sehen. Diese wendigen Ruderboote beherrschten früher die Inselwelt. Heute werden diese Boote von ca. 20 kräftigen Dänen vorwärts bewegt, unter einem taktgebenden Trommelgedröhne. Heute habe ich mal die Brücke und darf das Dickschiff ablegen. Axel drückt uns dabei allerdings heldenhaft vom Poller ab. Warum weiß ich ja nicht, weil Axel eigentlich immer mit dem Reelingsdurchstieg hängen bleibt. Unter Motor laufen wir bis in den Als-Fjord. Leider bringt uns das Segelsetzen in der Flaute dann nur so langsam voran, dass wir bald keine Lust mehr haben und doch wieder die Dieselgenua anschmeißen. Erst bei der Einfahrt in den Als-Sund kann für kurze Zeit wieder gesegelt werden. Nach einigen Segelsetz- und -bergemanövern beschwert sich der Skipbär dann ziemlich, weil er ständig Logbucheinträge vornehmen muss. Somit verzichten wir bis nach der Sonderborger-Klappbrücke auf jegliche eintragspflichtigen Manöver und motoren trotz schönstem Segelwind weiter. Auf Höhe des Sonderborger Yachthafens setzen wir wieder Segel und kommen richtig gut in Fahrt. Mit 7 kn sausen wir auf Hörup zu. Die Kurse werden jedoch immer raumschotiger und die Regenwand hinter uns rückt immer näher. Um dem erwarteten Regenguss zu entkommen, bergen wir also doch wieder die Segel und heizen unter Motor weiter. In Hörup angekommen legen wir Blue Noot neben eine X-412, die zu unserem großen Erstaunen einen Kürzeren als Blue Noot hat. Beim Hafenrundgang treffen wir dann Aki’s Kegelfreund Udo, der hier mit der Segelkameradschaft Wappen von Bremen einen Wochenendausflug hin unternommen hat. Kurz wird unser Schiffchen begutachtet und für annehmbar erklärt. Das nächste Segelwochenende ist so gut wie eingecheckt. Zur Feier des Tages, immerhin ist es unser letzter Abend an Bord, wollen wir eigentlich ein Festmenü im Hotel Baltic einnehmen. Nur leider ist der Laden ausgebucht und wir bekommen keinen Platz mehr. Auf dem Weg zur Pizzeria stellen wir dann fest, dass der Super Brugsen noch auf hat und beschließen kurzfristig doch selber zu kochen. Was die im Hotel Baltic können, ist für uns doch sowieso nur ein Klacks. Wir kaufen Steaks und tiefgefrohrenen Hummer und wollen Surf’n Turf mal selber bereiten. Trotz begrenzter Bordverhältnisse gelingt es uns auch tatsächlich 5-Sterne-mäßig Steak und Lobster mit Zuckergemüse und Rösti zu bereiten. Meine Sauce ist Nobelpreisverdächtig, jedenfalls wenn man mich fragt (OK, ich weiß ja, dass Eigenlob stinkt, aber….mmmmmhhhhhh!). Abends sitzen wir noch schön beim Rotwein im Cockpit und genießen das Leben. Schade eigentlich, dass der Törn nun schon fast vorbei ist.

Sonntag, 3. September 2000: Hörup – Flensburg 22,7 sm

In der Nacht prasselt mal wieder der Regen auf unser Deck. Angesichts des grauen Wetters draußen, fällt das Aufstehen heute noch schwerer als sonst. Trotzdem sind wir recht früh dran und legen und 11 Uhr ab. Kaum aus dem Hafenbecken raus, pfeift uns der Wind mit 35er Böen um die Ohren. Wir beschließen nur ein Stückchen Genua zu setzen und laufen damit immer noch über 8 kn. Für die 20 Meilen brauchen wir dann auch nur 3 1/2 Stunden. Immerhin ein netter Zug, dass wir heute mal nicht in die Förde reinkreuzen müssen. Nach einem letzten Anleger in unsere Heimatbox beginnen wir das Schiff zu schrubben. Außerdem muss auch noch gepackt werden und ein Süppchen zwischendurch darf auch nicht fehlen. Um 17 Uhr heißt es dann nach fünf Wochen Abschied nehmen vom Schiff. Gott sei dank ja aber nur für 5 Tage. Dann ist wieder Wochenende und wir können endlich wieder Segeln.

Insgesamt haben wir auf diesem Törn 1163,1 sm zurückgelegt. Davon wurden 318,2 sm unter Motor gefahren. Von den 37 Törntagen haben wir 8 Tage im Hafen verbracht, davon nur 2 mehr oder weniger unfreiwillig. Das Wetter war uns während dieser Zeit eigentlich recht freundlich gesonnen. Sowohl auf der Hinfahrt, als auch auf der Rückfahrt war der Wind deutlich auf unsere Seite. Enttäuschend war lediglich, dass die Saison in Schweden schon so gut wie gelaufen war. Immerhin mussten wir so nicht mit überfüllten Häfen rechnen, aber ein bisschen mehr hätte schon noch los sein können. Das Schlimmste an diesem Törn waren für mein Empfinden die schwedischen Mücken. Nur dank diverser Moskitonetze konnte der Invasion Einhalt geboten werden. Leider gehen auch 5 Segelwochen einfach zu schnell vorbei. Ich für meinen Teil hätte überhaupt keine Probleme damit, noch ein, zwei, vielleicht auch zehn Jahre so durch die Gegend zu Segeln. Aber, wer weiß….