Nach fast 15 Jahren Landleben und 8 Jahren als Mühlenbesitzer, treibt uns die Sehnsucht nach Meer wieder voran. Für uns stand immer fest, dass die Mühle nur bedingt für uns als Altersruhesitz taugt und daher „nur“ ein sehr schönes Intermezzo sein würde. Das Alter schreitet immer weiter voran und irgendwann muss man sich überlegen, wie man seinen Lebensabend so verbringen möchte.
Viele Alternativen haben wir in den vergangenen Jahren hin und her überlegt. Finca in Spanien, die Mühle seniorengerecht umbauen, Eigentumswohnung in Bremen und viel Reisen, oder doch wieder auf’s Boot ziehen und so lange es geht noch einmal die Welt besegeln. Am Ende steht die Entscheidung für letzteres und so haben wir langsam aber sicher angefangen, uns nach dem passenden Gefährt umzuschauen.
Mono oder Mehrrumpfer?
Als erstes die Entscheidung zwischen Monohull und Mehrrumpfboot. Die war recht schnell getroffen! Auch wenn der Mono die besseren Segeleigenschaften aufweist, bietet ein Mehrrumpfboot einfach mehr Platz und Bewegungsfreiheiten. Ein Mehrrumpfer krängt deutlich weniger und das Bordleben findet hauptsächlich auf einer Ebene statt. Beides Pluspunkte, wenn man daran denkt, dass wir wenn möglich noch 10-20 Jahre an Bord verbringen möchten und die eigene Beweglichkeit vermutlich schlechter werden wird.
Beim Mehrrumpfboot stellt sich die Frage nach Katamaran – also zwei Rümpfen – oder Trimaran – genau, drei Rümpfe. Auch hier gibt es wieder Vor- und Nachteile abzuwägen. Seglerisch ist ein Trimaran meiner Ansicht nach besser, jedoch hat man in der Regel zwei sehr schmale Außenrümpfe und einen größeren Mittelrumpf. Das Platzangebot ist dadurch meist überschaubar im Vergleich zu einem gleichgroßen Katamaran.
Eine gute Lösung fanden wir im Neel 51 Trimaran, den wir uns 2018 in La Rochelle anschauen konnten. Was auf dem Papier super gut aussah, machten uns in der Realität jedoch eher Angst. „Ein Monster“, meinte Axel beim ersten Anblick sehr berechtigt. Bei 15,60 m Länge üA und einer Breite von 8,90 m überlegt man sich lieber zweimal, ob das im Alter wirklich noch handlebar ist. 202 m² Segelfläche wollen ebenfalls beherrscht werden. Raumaufteilung, Zugang zur Technik, Design und vermutlich auch die Segeleigenschaft (haben wir nicht ausprobiert) dagegen ein Traum. Vielleicht zum Glück, dann allerdings auch im Preis viel zu teuer. Und da das Angebot an fahrtentauglichen Trimaranen ansonsten relativ überschaubar ist, fiel unsere Entscheidung schließlich auf einen Katamaran.
Fountaine Pajot, Leopard, Lagoon, oder?!
Ebenfalls in La Rochelle konnten wir uns die Saba 50 und die damals funkelnagelneue Astrea 42 von Fountaine Pajot anschauen. Die Astrea gefielt uns sehr gut, erfüllte alle Anforderungen und war ausreichend groß. Zudem passte sie gut in unseren Zeitplan, irgendwann in den nächsten 5-10 Jahren einen Katamaran zu kaufen. Denn dass stand für uns fest, ein gebrauchtes Boot sollte es in jedem Fall werden. Auch die Bali-Katamaran konnten wir uns anschauen. Jedoch fielen diese aus unterschiedlichen Gründen schnell aus der näheren Auswahl heraus.
Den Blick nach vorne gerichtet, gingen nach dem Besuch in La Rochelle mehrere Jahre ins Land, in denen wir uns mehr damit beschäftigten, die notwendigen Finanzen zu regeln, als uns unmittelbar mit der Suche nach einem Katamaran zu beschäftigen. In der Corona-Pandemie stand sogar der Entschluss auf einem Katamaran die Rente zu verbringen gänzlich auf der Kippe, da viele Segler mit großen Problemen mitten im Paradies strandeten. Die Preise für Neu- und Gebrauchtboote schnellten dann in ungewohnte Höhen, als gefühlt jeder sich auf der Suche nach sozial Distancing konformen Freizeitbetätigungen scheinbar ein Boot kaufen wollte. Irgendwann drehte sich die Preisspirale wieder und die Preise begannen langsam, aber stetig, wieder in plan- und bezahlbare Regionen zu sinken. Ein guter Zeitpunkt also, sich wieder dem Thema Katamarankauf zu widmen.
Mit mehr oder minder aufwendigen Internetrecherchen, konnten wir schließlich die in Frage kommenden Katamaran einschränken. Dabei war die Größe ein entscheidendes Kriterium. Zwischen 40 und 50 Fuß sollte es sein, optimal 42-45 Fuß. 3-Kabinen-Eignerversion, keine „Chartermöhre“. Gebraucht, aber nicht zu alt. Liegeplatz, möglichst in Europa, da eine Übergangszeit in Deutschland zur Ausrüstung des Bootes von uns geplant ist. Entsprechend war auch der Mehrwertsteuerstatus nicht zu vernachlässigen. Bezüglich Ausrüstung wäre natürlich vieles wünschenswert. Wobei immer abzuwägen ist, ob die „gebrauchte“ Mehrausstattung den höheren Preis wirklich wert ist. Oder ob ein weniger ausgestattetes, dafür preiswerteres Boot nicht besser wäre.
Bei den Werften und Modellen kristallisierten sich schließlich folgende Katamarane als unsere Favoriten heraus:
- Lagoon 400, Lagoon 44, Lagoon 450 F oder S, Lagoon 46
- Leopard 45, Leopard 48
- Fountaine Pajot Astrea 42, Fountaine Pajot Helia 44, Fountaine Pajot Saona 47
Wochen und Monate Marktbeobachtung folgten. Tolle Boote, tolle Ausrüstung, aber weit und breit kein akzeptabler Preis. Erstmals im Januar 2023 war es soweit, dass viele Komponenten passten. Eine Lagoon 440 in Alicante/Spanien machte einen guten Eindruck. Doch war uns Baujahr 2006 nicht doch etwas zu alt? Immerhin waren viele Ausrüstungsgegenstände bereits erneuert worden und die Bilder sahen vielversprechend aus. Während wir noch in der Überlegung festhingen, ob sich ein Ausflug nach Spanien lohnen würde, tauchte im Februar dann plötzlich eine Lagoon 400 Baujahr 2011 auf. Jünger, kleiner und günstiger. Liegeplatz Dänemark, also quasi ums Eck. Nach Datenlage ein „Hafenschiff“, wenig Motorlaufstunden, gut gepflegt und einigermaßen gut ausgestattet. Also Termin vereinbart und ab nach Dänemark gefahren.
Nun ja, dachten wir jedenfalls. Leider meldet sich einen Tag vorher der Makler mit dem Hinweis der Kat wäre verkauft. Schade, aber wir waren ja noch nicht in Eile… Und so hieß es, weiter Augen auf und suchen.
Ancora Yachtfestival 2023
Nächste Chance mal wieder Katamarane „live“ anzuschauen. Fountaine Pajot, Lagoon und Nautitech fanden sich in der Ausstellerliste und der Besuch an der Ostsee ließ sich perfekt mit Axels Geburtstag vereinbaren. Hotel gebucht, Besuchstermine angefragt und schon war die Vorfreude groß. Von Lagoon und Fountaine Pajot gab es direkte Rückmeldungen und die Termine ließen sich gut vereinbaren. Von Nautitech haben wir bis heute keine Rückmeldung erhalten – nun gut, stand eh nicht wirklich auf unserer Wunschliste.
Am Samstag, den 13. Mai ging es dann bei herrlichem Sonnenwetter nach Neustadt/Holstein. Kurz noch bei unserer Freundin Heinke Böhnert am Stand vorbei und schon standen wir in der Marina und blickten auf eine Reihen von Katamaranen. Sehr auffällig, ein Lagoon 55, der bereits von Weitem einen „Monstereindruck“ vermittelte. Definitiv für uns zu groß. Daneben der Lagoon 42, den wir dann auch direkt besichtigen konnten. Nils Heyde von Lagoon Katamaran Nord nahm sich viel Zeit und gab uns viele wertvolle Informationen. Alles in allem vermittelte die 42er einen sehr guten Eindruck, baulich gut und mit guten Details versehen. Kleinigkeiten lassen sich sicherlich schnell ergänzen. Nach einem Fischbrötchen und Bummeln durch den Hafen ging es nachmittags weiter mit der Besichtigung der Fountaine Pajot Isla. Trotz Terminvereinbarung fand sich erst nach einigem Rumfragen ein, wenn auch freundlicher, aber dennoch recht unwissend wirkender Mitarbeiter für uns. Viele Detailfragen wurden eher pauschal beantwortet, manches musste auch erst im Prospekt nachgeschaut werden. Neben der Tatsache, dass uns 40 Fuß definitiv zu klein vorkamen, gab es auch einige bauliche Mängel, die wir von Fountaine Pajot eigentlich nicht erwartet hätten. Zudem schien das Boot nicht wirklich für die Messe hergerichtet worden zu sein. Keine Polster, Schutzaufkleber auf den Kühlschränken, keine Deko. Damit hätte man sicherlich von den kleinen Mängeln ablenken können. So blieb ein eher negativer Eindruck zurück. Beim abendlichen Essen im Restaurant Nautilo (sehr zu empfehlen!) in Lübeck blieb die Einsicht, dass wir uns wohl eher auf die Grüße 44-48 Fuß konzentrieren wollen und die Suche auf Lagoon und Leopard einschränken werden.
Bleiben also folgende Katamarane zur Auswahl:
- Lagoon 44, Lagoon 450 F/S
- Leopard 44, Leopard 45, Leopard 48
Testsegeln Lagoon 42 vor Laboe
Der gute Eindruck des Lagoon-Händlers bestätigte sich eine Woche nach der Messe, als wir eine Einladung zum Probesegeln der 42er vor Laboe erhielten. Da wir – man glaubt es kaum – noch nie auf einem Katamaran gesegelt waren, war schnell einen Termin für Mitte Juni 2023 vereinbart. An dem Tag herrschte perfektes Sommerwetter, so dass wir eine gemütliche Cabrio-Tour durch Schleswig Holstein für die Anreise nutzten. Auf der Kieler Förde ebenfalls perfektes Probesegelwetter: Sonne, leichte Brise und wenig los auf dem Wasser. Der gute Eindruck bestätigte sich weiter, wobei bei den Bedingungen vermutlich jegliches Katamaransegeln einfach nur Spaß gemacht hätte. Fazit am Ende: Katamaransegeln passt für uns, aber der gesegelte Lagoon 42 erscheint uns weiterhin zu klein. Der Auftrag an Nils und Michael von Lagoon lautete daher zum Abschluss, uns bitte über gebrauchte Lagoon 450er als Eignerversion auf dem Laufenden zu halten. Geplantes Kaufdatum 2024. Den Lagoon 44 habe wir dagegen von unserer Liste gestrichen, da die Flybridge bei dem Modell nicht vom Cockpit, sondern nur „außenherum“ zu erreichen ist und der Kontakt ins Cockpit daher für uns zu schwierig erscheint. Parallel bleiben aber auch die Katamarane von Leopard weiterhin auf unserer Liste. Mal schauen, wann wir auch diese Katamarane einmal „live“ anschauen können.
Süße Träume oder purer Wahnsinn?
Tja, was wäre die Welt nicht ohne Träumereien?! Wir waren und sind vermutlich schon immer bekannt für unsere (manchmal) spinnerten Ideen. Und so sind wir natürlich auch in diesem Fall immer offen für gänzlich andere Lösungen.
Bereits vor langer Zeit fanden wir beispielsweise die Katamarane von Yapluka sehr interessant. Dummerweise nur, dass diese Luxuskatamarane aus Aluminium nahezu nie gebraucht zu Verkaufen sind und eigentlich auch eher ab 60-70 Fuß gebaut werden. Neuerdings gibt es aber ganz interessante Alternativen, wie zum Beispiel den ExploCat von Garcia oder den Portofino 47 oder 52. Da beide brandneu sind, für uns allerdings auch eher eine Variante für den möglichen Lottogewinn.
Stöbert man bei Lagoon oder Leopard auf den Webseiten, stößt man natürlich auch schnell auf die größeren Modelle. Bei beiden Herstellern sind die 50 Fuß Katamarane aus unserer Sicht perfekt was Ausstattungsmöglichkeiten, Raumaufteilung und Sicherheit angeht. Der Leopard 50 hat dabei die Nase aus unserer Sicht einen Hauch vorne und so landet auch diese Modell schließlich auf unserer Liste. Im Gegensatz zu den 45-48 Fuß Varianten hat er nämlich den charmanten Vorteil, dass eine 4-Kabinen-Version in diesem Fall für uns durchaus vorstellbar wäre und sogar werftseitig mit einer der vier Kabinen als „Hauswirtschaftsraum/Werkstatt“ angeboten wird. Einfach ein Traum! Wir sehen uns geradezu realistisch mit einm Sundowner im Frontcockpit oder in der großzügigen Dach-Lounge-Area sitzen und die karibischen Sonnenuntergänge genießen! Neu natürlich für uns unbezahlbar, aber erfreulicherweise gibt es den Leopard 50 als 4-Kabinen-Version tatsächlich gut und relativ jung gebraucht aus dem Chartergeschäft heraus zu verkaufen. Gefühlt ist der Traum daher gar nicht soooo weit weg und nahezu greifbar. Bleibt leider aber trotzdem noch zu klären, wie wir das mit dem vermutlich notwendigen Lottogewinn hinbekommen 😉
Wir sind gespann, was es am Ende wird und halten Euch natürlich auf dem Laufenden, sobald sich eine endgültige Lösung für uns ergibt!