Fünfunddreißigster Teil unserer Reise unter Segeln durch den Hauraki Golf und mit dem Camper Van über die Nordinsel vom 1. bis 19. Januar 2010.
Freitag, 1. Januar 2010: Bayswater Marina – Fishermans Bay/Tiritiri Matangi 19,9 sm
Nachdem es ja gestern (oder war es gar heute) ja etwas später als gewohnt in die Kojen ging, dürfen wir heute erst einmal ordentlich ausschlafen. Außerdem können wir natürlich auch den Jetlag von Heinke und Freddie als Ausrede nutzen. Irgendwann sind wir dann aber doch wach und munter und machen uns ans gemeinsame Frühstück. Zur Feier des Tages gibt es dafür sogar ausnahmsweise auch freitags mal ein Frühstücksei. Während Heinke und ich unter Deck klar Schiff machen, bringen Axel und Freddie noch schnell die Latten an unserem Großsegel an. Um kurz nach 12 sind wir mit allem fertig und können endlich ablegen. An der Skyline von Auckland vorbei geht es in Richtung Norden. Dabei haben wir herrliches Wetter und einen angenehmen Segelwind. Während wir schön am Vulkan von Rangitoto vorbei segeln, sichten wir dann doch tatsächlich unseren ersten Pinguin im Wasser. Genauer gesagt handelt es sich dabei um so genannte Blue Penguins. Die sind hier im Hauraki Golf beheimatet und daher durchaus öfter anzutreffen. Ein lustiger Anblick sind sie auf jeden Fall. Gegen kurz vor 16 Uhr erreichen wir schließlich die Fishermans Bay vor der Insel Tiritiri Matangi. Die Insel mit dem lustigen Namen ist bekannt als Vogelparadies und wird regelmäßig per Fähre mit einem Schwung Touristen versorgt. Bis vor etwa 40 Jahren war sie völlig entwaldet und von Schafen leer gefressen. Seitdem wird sie mit Erfolg wieder aufgeforstet und dient zahlreichen Vogelarten als Brutplatz und Lebensraum. Natürlich sind wir gespannt die Insel zu entdecken und machen direkt das Dinghy klar. Gemeinsam geht es auf Landerkundung, wobei das Anlanden angesichts von vielen Felsen und auflaufender Tide gar nicht so einfach ist. Irgendwie schaffen wir es aber doch und klettern ein wenig auf den Felsen umher. Während Axel zwecks Rückenschonung bald wieder zum Schiff zurückkehrt, laufen Heinke, Freddie und ich dann noch zum Leuchtturm am Südende von Tiritiri Matangi. Der Weg führt durch einen herrlichen Laubwald und wir können tatsächlich viele Vögel entdecken. Unter anderem sehen wir ein paar Tui, die mit ihrem weißen Federlöckchen an der Brust nicht nur lustig aussehen, sondern auch noch die passenden Geräusche dazu liefern. Auch ein paar urige Pukekos können wir entdecken. Die truthahnartigen Laufvögel sind auf der Insel für kleinere Diebstähle, insbesondere bei der Picknickausrüstung der Urlauber, verschriehen. Da heißt es schon mal aufs Würstchen aufzupassen. Nachdem wir die Aussicht vom Leuchtturmhügel genossen und uns noch ein wenig im Besucherzentrum gebildet haben, geht es wieder zurück zur Fishermans Bay. Dort rufen wir per UKW-Funkgerät bei Axel an, der uns auch prompt wieder mit dem Dinghy einsammelt. Während wir gewandert sind, hat Axel erfreulicherweise an Bord schon mit den Vorbereitungen zum Abendessen begonnen. So gibt es dann auch relativ zügig mal wieder Spargel mit Spinat und Blauschimmelkäse. Ist aber auch einfach zu lecker. Nach dem feinen Mahl sitzen wir noch bis 23 Uhr zusammen, dann geht es einigermaßen erschöpft in die Kojen.
Schöner Ankerplatz in der Fishermans Bay vor Tiritiri Matangi
Samstag, 2. Januar 2010: Fishermans Bay/Tiritiri Matangi – Bostaquet Bay/Kawau Island 19,6 sm
Heute geht es etwas früher raus und wir stehen bereits gegen 7.30 Uhr auf. Bevor es Frühstück gibt, nutzt Heinke die Gelegenheit und geht erst einmal baden. Brrr, für uns ist das Wasser hier noch immer viel zu kalt. Für harte Ostseesegler scheint es dagegen genau richtig zu sein. Nach einem ordentlichen Frühstück im Cockpit gehen wir gegen 10 Uhr schließlich wieder Anker auf. Axel und Freddie haben bereits den Spinnaker bereit gelegt, doch leider kommt der Wind dann viel zu spitz. Also bleibt es doch wieder nur bei Genua und Groß. Leider reicht auch das nur für eine Stunde, dann ist der Wind schließlich ganz weg. So fahren wir schließlich unter Motor in die Algies Bay, einem Teil der Kawau Bay. Kurz wird alles an Bord klariert, dann geht es auch schon mit dem Schlauchboot an Land. Dort können wir das Dinghy dank Räder schön den Strand hinauf rollen und vor dem Segelclub sicher vertäuen. An Land erwartet und außerdem Jeremy und bringt uns im Auto zu seinem Haus auf dem Hügel hinauf. Natürlich lassen wir uns dabei nicht von irgendwelchen wildfremden Leuten mitnehmen. Bereits vor Abreise hat Heinke dieses Treffen organisiert, denn Jeremy und seine Frau Melinda waren vor zwei Jahren Gasteltern für Arno, der wiederum der Sohn von Heinke und Freddie ist. Wir werden super gastfreundlich empfangen und erst einmal mit Mittagessen versorgt. Dann lädt man uns wieder ins Auto und Jeremy und Melinda fahren uns noch ein wenig durch die Gegend. Dabei schauen wir uns natürlich Arno’s Schule in Warkworth an und machen einen kurzen Stopp in dem kleinen Örtchen Matakana. Dann geht es über Sandspit zum Brickbay Sculpture Trail. Leider sind wir zu spät dran und können nur noch eine kleine Runde an den Skulpturen entlang drehen. Dafür gibt es aber im Anschluss noch ein Glas Wein in absolut netter Atmosphäre. Auch heute haben wir nämlich mal wieder Glück mit dem Wetter. Die Sonne strahlt und so macht es richtig Spaß mit einem guten Glas Wein zwischen den Weinreben zu sitzen. Über Snells Beach geht es schließlich wieder zurück nach Algies Bay. Wir verabschieden uns von Melinda und Jeremy und steigen wieder in unser Dinghy. Noch einmal sind wir froh, dass wir Räder daran montiert haben. Ansonsten wäre die Strecke vom Strand bis zum Wasserrand nämlich angesichts der Tide ganz schön weit und anstrengend geworden. Zurück an Bord hören wir uns noch kurz den aktuellen Wetterbericht an und nehmen dann am späten Nachmittag noch den Anker hoch. Der Wetterbericht sagt nämlich stärker werdende Winde aus Nordwest vorher und da ist die Algies Bucht leider völlig ungeschützt. So fahren wir noch knapp 7 sm nach Kawau Island hinüber und gehen in der Bostaquet Bay im Süden der Insel vor Anker. Auch hier haben wir mal wieder einen schönen Platz gefunden, wenn er auch am Anfang noch ein wenig rollig ist. Zum Abendessen genießen wir heute nur noch ein wenig Käse, Lachstartar und Cracker. Dazu ein nettes Glas Wein im Cockpit und schon geht ein schöner Tag wieder dem Ende zu. Da Seefahrt bekanntermaßen anstrengend ist, geht es dann heute auch recht früh in die Kojen.
Blick auf Algies Bay
Sonntag, 3. Januar 2010: Bostaquet Bay/Kawau Island – Smelting Cove 4,7 sm
Auch heute schlafen wir gemütlich aus und genießen erst gegen 9.30 Uhr ein leckeres Frühstück im Cockpit. Heute natürlich mit Ei, aber dass weiß wohl inzwischen auch jeder. Anschließend wird das Dinghy klar gemacht und wir fahren an Land hinüber. Laut Cruising Guide soll es nämlich von hier aus einen Pfad über die Insel geben. Leider suchen wir den Weg jedoch vergeblich. Der einzige Trampelpfad endet nach zehn Metern bereits an einem „Private“-Schild. Also geht es wieder ins Dinghy zurück und suchend noch an ein paar andere Strände vorbei. Auch dort sind jedoch keinerlei Wege zu entdecken und so fahren wir nach einer halben Stunde schließlich wieder zurück zum Schiff. Noch geben wir das Unternehmen Inselerkundung aber nicht auf. Wir nehmen einfach den Anker auf und fahren kurz ums Eck zur nächsten Bucht. Dort finden wir einen schönen Ankerplatz in der Smelting Cove, genau gegenüber vom Kawau Island Yacht Club. Natürlich fahren wir direkt mit dem Dinghy an Land und landen als Erstes im Restaurant des Yacht Clubs. Der bietet nicht nur schöne T-Shirts für Heinke, Freddie und Axel, sondern auch noch ein kühles Bier für uns alle. Einziger Mangel ist die fehlerhafte Information unter einem Foto der beiden Flying P-Liner Pamir und Passat. Wird doch einfach behauptet, die Passat sei damals im Sturm untergegangen. Und dabei liegt die doch sicher vertäut in Travemünde! Nun ja, kann man am anderen Ende der Welt wohl einfach nicht erahnen. Wir sitzen jedenfalls erst einmal wie festgeklebt für zwei Stunden unterm Sonnenschirm und genehmigen uns zum Bierchen auch noch eine nette Seafood Platte. Dann geht es mit dem Dinghy noch einmal zur anderen Seite der Bucht. Dort liegen Marnie und Mike mit „Shellette“ vor Anker und verraten uns freundlicherweise den Zugang zum öffentlich Pfadsystem auf Kawau Island. So fahren wir wenig später noch schnell in die Schoolhouse Bay und binden „Bubbles“ an einen ziemlich trocken gefallenen Steg. Dann geht es zu Fuß quer über die Insel und durch schönsten Wald und Buschland zur Mansion House Bay. Leider hat das Museum im Mansion House schon zu, doch wir streifen einfach ein wenig durch den Park. Dann geht es nach einer kurzen Verschaufspause im örtlichen Restaurant wieder zurück zum Dinghy. Diesmal nehmen wir den Redwood Path, der uns an namensgebendem Redwood Baum vorbei bringt. Das Ganze ist ganz schön anstrengend, denn es geht dabei ordentlich bergauf und bergab. Erst gegen 18 Uhr kommen wir wieder beim unserem Dinghy an. Bubbles schwimmt inzwischen wieder ordentlich auf und wir können ohne matschige Füße zu bekommen einsteigen. Zurück an Bord schmeißen wir dann erst einmal ziemlich hungrig den Grill an. Trotz großer Bedenken von Axel schaffen wir fast den gesamten Berg bestehend aus Lammkoteletts, Lachsspießen und Geflügelwürstchen, dazu noch Guacamole, Grillkartoffeln und Bohnensalat. Ein Gedicht! Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit, bis es uns dort schließlich zu kühl wird. Gegen 22 Uhr sind wir dann auch schon wieder alle in unseren Kojen.
Montag, 4. Januar 2010: Smelting Cove/Kawau Island 0 sm
Wir stehen auch heute wieder gegen 8 Uhr auf und setzen uns gemütlich zum Frühstück zusammen. Heute allerdings leider mal im Salon, denn draußen ist es so richtig ungemütlich geworden. Der Wetterbericht klingt mit 25-30 kn Wind, zunehmend auf 35-45 kn auch nicht gerade berauschend. Dazu fällt ein ekeliger Nieselregen. Brrr!!! So beschließen wir, dass heute wohl dringend mal ein Ankertag angesagt ist. Während Axel und Freddie es sich mit einem Buch gemütlich machen, spielen Heinke und ich eine Runde Bowling. Natürlich haben wir nicht angebau, oder gar ein größeres Boot gekauft, sondern bowlen natürlich mal wieder mit unserer Wii. Schließlich lässt es sich Freddie dann natürlich auch nicht nehmen ein wenig mit zu spielen und gewinnt am Ende dann auch haushoch, während ich auf den hinteren Rängen lande. Anschließend holen wir dann die Golfschläger raus und putten uns ein wenig durchs Gelände. Natürlich auch das wieder nur virtuell und mit Blick auf den Fernseher. Diesmal bin ich besser und gewinne erst gegen Heinke und Freddie, dann gegen Heinke und Axel. Zum Mittag werden schließlich erschöpft ein paar Cracker und Grillwurstreste gesnackt. Dann holt Axel seine neue Angel heraus und versucht vom Heckkorb aus einen Snapper zu ergattern. Leider wird das Unternehmen kein großer Erfolg und so nehmen wir dann doch lieber ein wenig Hähnchen aus dem Tiefkühler heraus. Während Axel und Freddie nachmittags noch einmal auf ein Bierchen zum Kawau Island Yacht Club fahren, holen Heinke und ich die Schmuckzutaten raus und stellen eine hübsche neue Kette her. Gegen 19 Uhr wird dann der Wok angeworfen und wir brutzeln uns fein Hähnchen mit Kokossauce. Anschließend sitzen wir noch gemütlich im Salon zusammen, bevor es zu später Stunde mal wieder in die Kojen geht.
Dienstag, 5. Januar 2010: Smelting Cove/Kawau Island – Port Fitzroy/Great Barrier Island 34,6 sm
Das Wetter hat sich wieder gebessert und so stehen wir heute wieder etwas beschwingter aus. Leider verkündet der Wetterbericht nicht wirklich positive Neuigkeiten für unsere geplante Fahrt zur Bay of Island. Zwar wären heute ideale Bedingungen für eine Fahrt nach Norden, doch bereits morgen sei wieder mit starkem Gegenwind zu rechnen. Doch zum Glück sind wir mit unserem segelbaren Untersatz ja flexibel und entscheiden uns einfach um. Statt zur Bay of Island zu segeln, bleiben wir einfach im Hauraki Golf und machen hier die Gegend unsicher. So geht nach dem Frühstück der Anker auf und wir setzen Kurs ab auf Great Barrier Island. Auch heute haben Axel und Freddie wieder den Spi klar gemacht und dank einem frischen Südwest können wir ihn heute auch endlich mal wieder setzen. In Rauschefahrt geht es dann eine Stunde unter Spi in Richtung Nordwesten. Leider nimmt dann der Wind doch wieder auf 25 bis 30 Knoten zu und wir entscheiden uns lieber wieder auf die Genua zu wechseln. Das Wetter zeigt sich dabei am Anfang noch recht grau und ungemütlich, wird jedoch bei Annäherung an die Insel immer schöner. So kommen wir schließlich bei schönem Sonnenschein in Port Fitzroy an und werfen nach ein wenig Sucherei unseren Anker neben unseren Freunden von „Geramar“ ins Wasser. Das schöne Wetter lockt zum Landgang und so geht es wenig später mal wieder mit dem Dinghy los. Wir machen erst beim Department of Conservation halt und versorgen uns mit einem Wanderplan. Dann geht es Warrens Track entlang zu einem schönen Wasserfall. Axel und Freddie können es sich dort natürlich nicht nehmen lassen mal kurz ins kühle Nass zu springen. Allerdings nur für wenige Millisekunden, denn das Wasser ist wirklich nur sooooooo kalt. Weiter geht es über zig Treppenstufen den Berg hinauf, wo wir mitten im Wald auf Dick von „Geramar“ und seine Tocher Sarah samt Schwiegersohn Jost treffen. Wir halten ein kurzes Schwätzchen und laufen dann weiter über den Bridle Track zum Shop von Port Fitzroy. Dort gibt es neben einem kühlen Bier und einem Eis auch ein paar Lebensmittel nach zu kaufen. Während wir noch ein Stück die Straße entlang weiter laufen, sehen Axel und ich dann doch tatsächlich noch einen Kiwi. Dieser seltene Vogel ist das Nationaltier von Neuseeland und eine Sichtung gilt als wahrer Höhepunkt einer Neuseelandreise. Wir haben dann auch noch ein ganz, ganz seltenes Exemplar vor Augen, nämlich einen Zwergkiwi oder auch Kleiner Fleckenkiwi. Nun ja, jedenfalls denken wir, dass es so einer war. Auf jeden Fall passt der gesichtete Vogel ganz gut zu dem Bild in unserem Tierbuch. Schließlich machen wir uns entlang der Straße auf den Rückweg zu unserem Dinghy. Das haben wir diesmal jedoch leider schön hoch und trocken geparkt und dabei auch noch vergessen die Räder anzumontieren. Nur gut, dass wir zu Viert sind und so das Teil einfach ein Stück tragen können. Zurück an Bord heißt es dann erst einmal ein wenig ausruhen. Während Axel und Freddie noch mal zum Shop fahren und Bier nach kaufen, mache ich mich schließlich an die Zubereitung von Pizzateig. Gegen 18.45 sind die Herren wieder an Bord und der Grill wird angeworfen. Wir backen uns jeder eine leckere Pizza nach Wahl und sitzen anschließend gut gesättigt und vollauf zufrieden noch bis 21.30 Uhr im Cockpit zusammen. Dann folgt mal wieder die übliche Verteilung auf die Kojen.
Glückliche Urlauber
Mittwoch, 6. Januar 2010: Port Fitzroy/Great Barrier Island – Whangaparapara 13,0 sm
Nach den verschlafenen Morgen der letzten Tage schaffen wir es heute mal ein wenig früher aus den Kojen. Während ich ein wenig Morgengymnastik auf dem Wii mache. schwimmen Heinke und Freddie ein paar Mal ums Schiff herum. Nach einem schönen Frühstück im Cockpit, versucht Axel dann mal wieder einen Fisch zu fangen. Diesmal hat er immerhin nach einer halben Stunde ein etwa 10 cm langes Exemplar an der Angel. Das reicht aber auch wieder nicht fürs Abendessen und so hole ich mal wieder ein wenig Hähnchenbrustfilet aus dem Tiefkühler. Um kurz vor 11 Uhr geht dann der Anker auf und wir motoren durch die Man o‘ War Passage hinaus auf See. Da auch draußen kein Hauch Wind weht, geht es unter Dieselgenua weiter in Richtung Süden. Nach zwei Stunden gehen wir dann in der schönen Bucht von Whangaparapara im Süden von Great Barrier Island vor Anker. Wie üblich wird dort direkt das Dinghy klar gemacht und zum Landgang gestartet. Während Axel und ich es nur zur Whangaparapara Lodge etwa 500 m vom Anleger schaffen, machen Heinke und Freddie sich zu einer ausgedehnten Wanderschaft auf. Wir kehren derweil an Bord von Hello World zurück, wo Axel es sich zur Rückenpflege im Cockpit gemütlich macht. Ich hole mein Schmuckwerkzeug heraus und fertige mal wieder ein paar schöne Schmuckstücke an. Gegen 19 Uhr kommen Heinke und Freddie dann leicht erschöpft wieder und freuen sich übe ein kühles Bier und stärkendes Hähnchenbrustfilet mit Avocadomojo und Runzelkartoffeln. Wir bleiben im Anschluss wie üblich im Cockpit sitzen und freuen uns über einen herrlichen Abendhimmel und zahlreiche Sterne zu später Stunde.
Durch die Man o‘ War Passage
Donnerstag, 7. Januar 2010: Whangaparapara/Great Barrier Island – Chamberlains Bay/Ponui Island 37,3 sm
Die Windvorhersage treibt uns weiter und so stehen wir auch heute mal wieder einigermaßen zeitig auf. Nach morgendlicher Schwimmrunde, Fitnesstraining und dem obligatorischen Frühstück mit Ei geht gegen Viertel vor Zehn der Anker auf und wir verlassen schweren Herzens die wunderschöne Great Barrier Insel. Hier könnte man bestimmt Monate verbringen und von Ankerbucht zu Ankerbucht trödeln. Leider herrscht draußen auf See statt der angekündigten Nordwest 20 nur eine seichte Brise. Zu wenig, um unser Dickschiff voran zu bringen und so läuft mal wieder der Motor. Dank einer mitlaufenden Strömung erreichen wir relativ schnell die Coromandel Halbinsel und können dann endlich doch noch die Segel setzen. Bei minimalem Wind setzen wir mal wieder den Spinnaker und kommen so gemach mit 3-4 kn voran. Da wir mit Freddie einen erfahrenen Regattasegler an Bord haben, lässt sich Axel dabei so manchen Insidertipp zum Thema Spinnakersegeln geben. Heinke liest derweil und ich beobachte im völlig platten Wasser mal wieder Pinguine. Die sind einfach zu süß und sonst ja doch eher selten in freier Natur zu beobachten. Schließlich erreichen wir unseren Ankerplatz in der Chamberlains Bay von Ponui Island. Wir entschließen uns dabei für eine Bucht mit auflandigem Wind, vertrauen jedoch auf den Wetterbericht, der für die Nacht drehenden Wind vorher gesagt hat. Auch hier machen wir uns mal wieder auf zum Landgang und landen mit dem Dinghy an einem schönen, langen Strand an. Gleich hinter dem Strand warnen jedoch große Verbotsschilder vor dem Betreten der Insel, so dass wir uns heute mal auf einen Strandspaziergang beschränken. Heinke und ich laufen dabei mit starrem Blick auf den Boden durch die Gegend, denn der Strand hat doch einiges an Muscheln zu bieten. Nach einer Stunde Lauferei geht es dann wieder zurück an Bord, wo wir den herrlichen Sonnenschein nutzen und noch einmal den Grill anschmeißen. Es gibt leckere Lammkoteletts, Geflügelbratwurst und Scampispieße. Dazu einen Rote Bohnen-Kartoffel-Salat und eine glückliche und sehr satte Crew. Der Wind dreht dann auch wie vorhergesagt und wir können uns zu späterer Stunde beruhigt in unsere Kojen verholen.
Erfrischung auf dem Achterdeck
Freitag, 8. Januar 2010: Chamberlains Bay/Ponui Island – Oneroa Bay/Waiheke Island 19,3 sm
Obwohl wir sowohl Frühstück als auch Anker auf Manöver noch bei schönem Wetter genießen können, kündigt sich kaum das die Segel gesetzt sind eine drastische Wetterverschlechterung an. Während wir erst noch mit vollen Segeln im Süden von Waiheke Island entlang kreuzen, tauchen in Richtung Auckland die ersten Regenschauer auf. Der Wind nimmt dabei ordentlich zu und so beschließen wir die letzten drei Seemeilen bis zur Ankerbucht von Huruhi Bay unter Motor zurück zu legen. Dabei fängt es dann auch noch an zu regnen und wir müssen doch glatt das Ölzeug heraus holen. Mistwetter! In der Huruhi Bay angekommen, stellen wir fest, dass der Regen auch gleich die erst für den nächsten Tag angekündigte Winddrehung mit sich gebracht hat. Statt Nordwest haben wir Südwest und müssen die anvisierte Bucht daher leider direkt wieder verlassen. Kein Problem, denn zur nächsten, geschützten Ankerbucht sind es nur ein paar Meilen mehr. So motoren wir einmal um die Westspitze von Waiheke herum und freuen uns, dass sich das Wetter auch schon wieder verbessert. Bereits um 13.45 Uhr gehen wir dann in der Oneroa Bay vor Anker. Zwar pfeifen uns auch hier nach wie vor die Böen um die Ohren, doch keine Welle oder Schwell beeinträchtigen das Ankererlebnis. Nachdem wir uns ein wenig mit Crackern gestärkt haben, geht es dann mit dem Dinghy mal wieder an Land. Wir landen am Strand an und haben diesmal sogar an die Räder gedacht. So wird Bubbles tidensicher verstaut und wir können uns in das kleine Örtchen begeben. Obwohl auch Oneroa nicht wirklich groß ist, bietet es doch einen starken Kontrast zu der relativen Einsamkeit der letzten Tage. Es gibt gleich mehrere Supermärkte auf der Hauptstraße und es wuselt geradezu vor Autos. Wir gehen erst einmal den Berg hinauf und landen im Waiheke Island Visitor Center. Dort erkundigen wir uns nach den Möglichkeiten für eine Inselerkundung am nächsten Tag. Außerdem erfahren wir, wo sich die örtliche Kunstgalerie befindet, nämlich direkt gegenüber. Da Heinke als Marinemalerin immer auf der Suche nach neuen Galerien ist, kehren wir dort natürlich auch sofort ein. Man zeigt sich in der Tat interessiert und bittet Heinke doch am nächsten Tag noch einmal vorbei zu kommen. Dann sei nämlich auch die Chefin da. Kein Problem, denn wir haben uns entschlossen auch den nächsten Tag noch auf Waiheke zu verbringen. Anschließend laufen wir noch ein wenig durch den Ort und kaufen ein paar Lebensmittel ein. Dann geht es schließlich wieder zurück zum Strand. Während Axel und Freddie direkt zum Schiff zurück fahren, erkunden Heinke und ich noch ein wenig das lokale Muschelangebot am Strand. Wir werden auch gut fündig und sammeln ganze Kilos an Muscheln auf. Mmmh, das gibt bestimmt wieder ein paar nette Stücke. Nach einer halben Stunde holen uns unsere Männer wieder ab und chauffieren uns zurück zum Schiff. Dort machen wir uns dann auch direkt an die Zubereitung des Abendessens. Heinke schnibbelt akribisch Staudensellerie, Paprika, Knoblauch und Frühlingszwiebeln, während ich mich mit dem Schälen und Entdarmen von einem Kilo Scampi abmühe. Aus allen Zutaten entstehen dann am Ende sehr leckere Spaghetti Aglio Olio, die wir erfreulicherweise auch heute wieder im Cockpit genießen können. Wie üblich sitzen wir anschließend noch eine ganze Weile beisammen und klönen über Gott und die Welt.
Für die Jungs gibt es am Ankerplatz immer was zu Gucken
Samstag, 9. Januar 2010: Oneroa Bay/Waiheke Island 0 sm
Natürlich beginnt auch der heutige Tag mal wieder mit einem ausführlichen Frühstück. Immerhin handelt es sich dabei erwiesenermaßen um die wichtigste Mahlzeit des Tages. Mit dem Dinghy geht es danach an Land und den Berg hinauf zur Bushaltestelle. Obwohl wir bereits gewarnt wurden das die Busse hier nach „Islandtime“ fahren, werden wir doch nach zwanzig Minuten Wartezeit langsam ungeduldig. Als dann endlich ein Bus kommt, will der uns eigentlich gar nicht mitnehmen. Falsche Bushaltestelle, wie wir später erfahren. Er hält dann aber doch verkehrswidrig mitten auf der Kreuzung und verkauft uns eine Tageskarte für gerade einmal acht Kiwidollar. Quer über die Insel geht es dann zunächst zum Farmers Market nach Ostend. Dort wurden in einer Halle und auf angrenzendem Feld jede Menge kleine Stände aufgebaut. In einer Mischung aus Floh- und Wochenmarkt werden selbst produzierte Lebensmittel, antiquarische Bücher, Schund und Tand und auch das eine oder andere kunsthandwerkliche Gut verkauft. Wir stöbern durch die Reihen, kaufen Bücher (zweimal Michael Connelly für uns, Segelbücher für Freddie) und Oliven (lecker mit Schafskäse gefüllt) und einen Croissant für den schnellen Hunger zwischendurch. Nach einer Stunde kommt dann der nächste Bus, mit dem wir nach Onetangi fahren. Dort werden wir an einem schönen Sandstrand abgeladen, doch außer diesem gibt es leider nicht viel zu sehen. Keine Läden, keine Galerien und nur eine leicht miefige Strandbar. So wandern wir denn auch nur einmal den Strand entlang, klauben ein paar Muscheln auf und landen schließlich an der nächsten Bushaltestelle. Der Bus bringt uns wieder ein Stück zurück und lädt und mitten im schönsten Weinanbaugebiet ab. Waiheke ist neben seinen schönen Stränden nämlich auch für seinen guten Wein bekannt. Da es gerade Mittagszeit ist, beschließen wir doch schnell für eine kleine Weinprobe mit Snack anzuhalten. Nach ein wenig Überlegung kehren wir schließlich bei dem schön gelegenen Saratoga Weingut ein. Dort sind wir zunächst die einzigen Gäste und werden entsprechend aufdringlich von den Kellnerinnen umlagert. Das ändert sich zum Glück mit dem Eintreffen der nächsten Gäste und wir können gemütlich Tapas, Nachos und Salat verspeisen. Dazu gibt es ein wenig Wein und zum Glück auch ausreichend Wasser. Die Sonne strahlt nämlich heute mal wieder um die Wette und knallt recht ordentlich vom Himmel. Irgendwie merkt man doch recht schnell, dass hier über Neuseeland die Ozonschicht reichlich dünn ist. Gut gesättigt geht es schließlich mit dem Bus wieder nach Oneroa zurück. Während Axel und ich direkt zurück zum Schiff fahren, liefern Heinke und Freddie noch ein paar von Heinkes Bilder in der Galerie ab. Mal schauen, ob sie damit in Neuseeland auch so einen Erfolg hat, wie in Deutschland. Das Umfeld stimmt auf jeden Fall schon mal. Wer sich die Bilder von Heinke mal anschauen oder gar kaufen will, kann dies übrigens unter www.segelbild.de tun. Bei uns hängt auf jeden Fall schon ein schönes Stück in der Achterkabine! Nachdem Heinke und Freddie schließlich wieder an Bord sind, ist es doch auch tatsächlich schon wieder Zeit fürs Abendessen. Heute werden die Gäste mal mit Scharfen Huhn verwöhnt. Danach lassen wir bei einem guten Glas Waiheke Wein den Tag noch einmal Revue passieren und verbringen einen entspannten Abend im Cockpit.
Lecker Weinprobe auf Waiheke
Sonntag, 10. Januar 2010: Oneroa Bay/Waiheke Island – Bayswater Marina/Auckland sm
Sonntagsfrühstück bei herrlichem Sonntagswetter. Die Sonne gibt mal wieder alles und so ist es bereits am Morgen recht mummelig warm. Heinke und Freddie nutzen daher auch gleich die Gelegenheit zu einem erfrischenden Bad im Hauraki Golf. Axel und ich verzichten dankend, uns ist das Wasser mit etwas über 20°C doch immer noch zu kalt. Sind wir früher eigentlich wirklich schon bei 16°C in die Ostsee gesprungen?! Gegen 10 Uhr geht dann der Anker auf und wir rollen für zwanzig Minuten die Segel raus. Dann stellen wir leider fest, dass 2 kn Wind einfach nicht reichen, um unseren Dampfer auf Touren zu bringen. Nun denn, wofür hat man denn auch einen Motor. Wir motoren gemütlich an Motutapu und Rangitoto vorbei und Axel versucht mal wieder einen Snapper zu fangen. Über den Erfolg brauch ich wohl nicht viel zu schreiben, außer das ich mal wieder Hähnchen aus dem Tiefkühler heraus krame 😉 Um Viertel vor Eins machen wir dann schließlich wieder in der Bayswater Marina fest. Gemeinsam wird das Schiff aufgeklart und Freddie wird noch schnell in den Mast gezogen. Dort kann er endlich unsere ziemlich durchgenudelten Schwimmnudeln von der Saling holen. Sie haben sich für die Fahrt über den Pazifik gut bewährt und können als Segelschutz nur weiterempfohlen werden. Während sich Axel, Heinke und Freddie anschließend mit der Fähre nach Auckland City begeben, packe ich zwei Säcke und gehe mal wieder waschen. Wie üblich ist die Waschküche auch heute ein guter Treffpunkt und ich kann mich dort eine Weile mit Trisha von „Geramar“ unterhalten. Gegen 16 Uhr ist die Wäsche fertig und ich nutze die Zeit mal wieder ein wenig Logbuch zu schreiben. Erstaunlicherweise ist das in den letzten Tagen doch arg zu kurz gekommen. Gegen 19 Uhr mache ich mich dann ans Kochen und bereite heute mal ein wenig Coq aux vin. Pünktlich als das Essen fertig ist, erscheinen auch die anderen Drei wieder und wir verputzen unser Essen auch heute mal wieder gemütlich im Cockpit. Anschließend wird dann ein Schlachtplan für den nächsten Tag entworfen. Wann können die Camper Vans abgeholt werden und wo wollen wir dann noch hin fahren. Alle Fragen können geklärt werden und so geht es schließlich wieder glücklich in die Kojen.
Zurück in Auckland
Montag, 11. Januar 2010: Bayswater Marina – Whangarei ca. 165 km
Ja, auch heute startet der Tag mal wieder mit einem schönen Frühstück. Diesmal allerdings zur Abwechslung mal unter Deck. Draußen zeigt sich das Wetter nämlich nicht von seiner schönsten Seite und mitten in der Nacht mussten gar die Cockpitpolster vor prasselndem Regen gerettet werden. Während Axel und Freddie sich im Anschluss direkt mit der Fähre nach Auckland City und weiter mit dem Airport Bus zum Flughafen begeben, um unsere Camper Vans abzuholen, lassen Heinke und ich es etwas gemütlicher angehen. Um 10.35 Uhr nehmen aber auch wir dann die Fähre und fahren ebenfalls in die Innenstadt hinüber. Dort kehren wir als Erstes in der Galerie neben dem Maritimen Museum ein. Auch dort liefern wir nämlich ein paar von Heinkes Bildern ab, die auch direkt augenfällig platziert werden. Während Heinke eine Weile die Queens Street hinauf und hinab bummelt, statte ich kurz Dietmar auf „Carinthia“ einen Besuch ab. Eigentlich sollte nämlich heute auch wieder Suzanne nach ihrem Aufenthalt in Las Vegas wieder zurück an Bord sein und dabei ein Paket aus den USA für uns mitgebracht haben. Doch hat sie sich kurzerhand zu einer Verlängerung entschlossen und so müssen wir leider noch ein wenig auf die Mitbringsel warten. Nach einer halben Stunde Quasselei mache ich mich wieder auf den Weg und treffe Heinke bei der Fährstation. Wenig später gesellt sich auch noch Krista von „Karma“ dazu und wir unterhalten uns gemütlich auf dem Weg zurück nach Bayswater. Unsere Männer sind bereits wieder zurück an Bord und so werden dann erst einmal die beiden Camper Vans inspiziert. Während sich Heinke und Freddie nicht allzu sehr mit dem Packen ihrer Klamotten beschäftigen müssen – immerhin ist das Meiste ja eh noch in der Reisetasche – brauchen Axel und ich doch etwas länger, um uns für die nächsten Tage auszurüsten. So fahren Heinke und Freddie einfach schon mal vor und machen einen Abstecher zur Shopping Mall in Albany. Wir folgen etwas später und treten direkt den Weg auf dem Highway No 1 in Richtung Norden an. Gegen 19 Uhr erreichen wir leicht erschöpft den Alpha Holiday Park in Whangarei. Nur wenige Minuten später treffen auch Heinke und Freddie ein und wir stellen unsere Camper Vans nebeneinander mit Blick auf den Kirikiri Bach ab. Dann organisieren Axel und Freddie schnell einen Grill, während Heinke und ich Campingstühle und Tische aufbauen. Wenig später brutzelt es dann verführerisch. So lässt sich das Camperleben eigentlich ganz gut aushalten. Abgewaschen wird dann trotz Waschbecken im Van doch lieber in der Gemeinschaftsküche. Das geht deutlich einfacher und spart Wasser an Bord. Nachdem alles wieder fein sauber ist, sitzen wir noch eine ganze Weile zusammen und besprechen, wo wir am nächsten Tag hin fahren wollen. Auf jeden Fall soll es in Richtung Norden gehen, wobei Axel und ich unbedingt noch in Opua vorbei fahren wollen. Dort warten nämlich noch ein paar bestellte Ersatzteile für unseren Motor auf uns. Dummerweise hat sich nämlich bei der Segelei bzw. Motorerei der letzten Tage heraus gestellt, dass wir immer noch ein Problem mit dem Kühlwasser haben. Da müssen wir also noch einmal ran, wenn wir wieder zurück in Auckland sind. Gegen 22 Uhr wird es uns dann zu kühl und wir verziehen uns in die Vans. Die Sitzbänke sind schnell zu einem Bett umgebaut und dank des mitgebrachten, eigenen Bettzeugs fühlt man sich auch direkt wie zu Hause.
Wir tauschen Schiff gegen Camper Van
Dienstag, 12. Januar 2010: Whangarei – Haruru Falls ca. 145 km
In der Nacht prasselt der Regen munter auf unser Dach und wird dabei geräuschmäßig noch vom Quaken und Quietschen einiger Vögel unterstützt. Es wird also eine recht unruhige erste Nacht im Camper Van. Trotzdem sind wir morgens um 7.30 Uhr einigermaßen frisch und munter. Zum Glück hat auch der Regen pünktlich zum Frühstück aufgehört, so dass wir wieder gemeinsam draußen sitzen können. Danach wird alles ordentlich weg gepackt und straßenfest gemacht. gegen 9.30 Uhr machen wir uns dann auf den Weg in die Innenstadt von Whangarei. Einen vanfreundlichen Parkplatz finden wir beim PakNSave Supermarkt, wo wir auch erst einmal unsere Lebensmittelvorräte ein wenig aufstocken. Dann geht es zum Town Bassin, wo wir in der Marina gleich mehrere bekannte Yachten liegen sehen. Anscheinend ist aber keiner zu Hause, denn viele der Segler sind über Weihnachten zurück in die alte Heimat nach Schweden, Österreich, Holland oder Deutschland geflogen. Wir bummel ein wenig die Shops ab und landen in dem wohl spektakuläresten Yacht-Second-Hand Laden der Welt. Hier sammeln sich in einer großen Halle wunderbare Schätzchen aus den letzten dreißig Jahren. Neben alten Edelstahltanks finden sich Ankerketten, Anker, ganze Bugbeschläge, diverse Kühlschränke von denen man wahrlich nicht mehr annehmen darf, dass sie noch funktionieren und Segel, Leinen und Revierführer aus den Sechzigern. Was für ein Paradies für Flohmarktliebhaber! Wir werden allerdings nicht fündig und verlassen so wenig später den Laden wieder mit leeren Händen. Danach machen wir noch einen Abstecher in die Innenstadt, wo sich aber auch nur wieder all die gleichen Läden wie auch in Auckland finden lassen. Dem Tipp von Kerstin von „Lop To“ doch unbedingt Arthurs Emporium zu besuchen scheitert leider daran, dass wir den Laden nirgendwo ausfindig machen können. So geht es dann gegen 13 Uhr schließlich mit den Camper Vans weiter. Wir fahren dabei nicht auf dem Highway weiter, sondern wählen die landschaftlich schönere Küstenstraße über Tutukaka und Matapouri. Der Umweg lohnt sich, denn hinter jeder Kurve verbirgt sich ein weiterer schöner Ausblick. So trödeln wir langsam die Küste entlang und werden nur vom wieder einsetzenden Starkregen von einigen Fotostopps abgehalten. Schließlich landen wir bei Hikurangi wieder auf dem Highway und bewegen uns nun wieder etwas schneller voran. Dabei ist jedoch der Highway in keinster Weise mit einer deutschen Autobahn zu verwechseln. Eher gleicht er einer gut ausgebauten Landstraße, während die vorher befahrene Küstenstraße eher Nebenstraßencharakter hatte. Gegen 15 Uhr landen wir schließlich im Örtchen Kawakawa, dass neben einer alten Eisenbahnstation samt historischem Zug vor allem ein Bauwerk von Friedensreich Hunderwasser zu bieten hat. Der berühmte österreichische Künstler wohnte von 1973 bis zu seinem Tod im Jahre 2000 nämlich hier ganz in der Nähe und hat es sich nicht nehmen lassen in Kawakawa die öffentlichen Toiletten zu gestalten. Der Ort scheint bei Touristen recht beliebt zu sein und ist entsprechend gut gefüllt. So gelingt es uns leider nicht auf Anhieb einen Parkplatz für unseren Van zu finden und wir begnügen uns mit einem Außenfoto des Toilettenhäuschens. Dann geht es noch eine Viertelstunde weiter, bis wir nach langer Zeit mal wieder in Opua landen. Wir begeben uns direkt zum Motorenspezialisten unseres Vertrauens und bekommen dort unsere Ersatzteile. Dann schlendern wir einmal durch den Hafen und entdecken das eine oder andere bekannte Schiff. Unter anderem sehen wir hier die „Kira von Celle“ liegen und lassen es uns nicht nehmen dort einmal vorbei zu schauen. Detlef und Beate kennen wir zwar noch nicht persönlich, doch über Günther’s Pacific Island Net hatten wir schon mehrfach Kontakt miteinander. Die Beiden sind an Bord und wir klönen eine Weile zusammen. Nach einer halben Stunde machen wir uns dann wieder auf den Weg und fahren mit dem Camper durch Paihia und durch die Waitangi Treaty Grounds. Dort bietet sich eine schöne Aussicht über die Bay of Islands, die jetzt im Sommer doch reichlich subtropischer aussieht als bei unserer Ankunft im Frühling. Weiter geht es über eine Schotterstraße zu den Haruru Falls. Hier habe ich bereits während unserer Zeit in Opua einen Campingplatz ausgemacht, den wir uns nun für die Nacht ausgesucht haben. Zwei Plätze sind auch noch frei und so stehen wir wenig später mit Blick auf die Wasserfälle. Axel quält nach der langen Autofahrerei mal wieder sein Rücken und so darf er sich direkt ein wenig in den Campingstuhl zurück lehnen. Ich bereite derweil schon mal alles für das Abendessen vor. Da es auch hier einen großen Grill zur freien Verfügung gibt, steht das Hauptgericht eigentlich schon fest. Dazu gibt es noch Grillkartoffeln und Maiskolben. Als eine Stunde später auch Heinke und Freddie eintreffen, kann es dann auch gleich los gehen. Wir brutzeln uns schöne Steaks und genießen dabei den Ausblick auf die Haruru Falls. Nach Einsetzen der Dunkelheit wird der Anblick dabei nicht etwa eingeschränkt, denn die Wasserfälle werden nachts dezent in gelb beleuchtet. Wie gestern treibt uns auch heute irgendwann die Kälte nach drinnen und wir verziehen uns noch ein wenig zum Lesen in die Kojen. Gegen 23 Uhr geht dann aber auch endgültig das Licht im Van aus.
Beleuchtete Wasserfälle von Haruru Falls
Mittwoch, 13. Januar 2010: Haruru Falls – Houhora ca. 190 km
Der Morgen erwartet uns mit leicht diesigem Wetter. Nicht schlimm, denn wir können trotzdem schön im Freien frühstücken. Danach geht es dann auch zügig weiter und in Richtung Kerikeri. Dort treffen wir uns bei New World Supermarkt und gehen auch hier pflichtbewußt erst einmal ein wenig einkaufen. Dann bummeln wir ein wenig durch die Innenstadt. Axel braucht dringend eine neue Bermuda-Shorts und wird auch direkt im ersten Laden fündig. Außerdem gibt es noch einen warmen Merino-Possum-Pullover für ihn und eine Jacke aus dem selben Material für mich. Beides schön kuschelig warm und genau das Richtige für die kalten Abende. Weiter geht es schließlich mit den Camper Vans in Richtung Puketi Forrest. Heinke und Freddie wollen sich gerne ein paar Kauris anschauen und da ich hier ja schon mal war, leiten wir den Weg zum Manginangina Rundgang. Der ist bei trockenem Wetter viel schöner zu belaufen, als beim letzten Mal und die riesigen Kauri-Bäume versetzen einen wieder in baffes Erstaunen. Über eine Schotterstraße geht es nach einer halben Stunde weiter in Richtung Norden. Ab Kaeo sind wir wieder befestigt unterwegs und in Mangonui machen wir an einem schönen Rastplatz erst einmal einen kleinen Picknickstopp. Dabei haben wir einen wunderschönen Blick auf die Doubtless Bay die ihrem Namen dem Ausspruch von Captain James Cook verdankt, der im Vorbeisegeln meinte, dass dies „doubtless a bay“ wäre. Recht hat er! Gut gesättigt geht es schließlich weiter in Richtung Far North. So heißt die nördlichste Region Neuseelands und stellt unser nächstes Ziel dar. Wir fahren durch kleine Dörfer und an den schönsten Aussichten vorbei. Überall grasen massenhaft Kühe, aber nur vereinzelt das eine oder andere Schaf. Mmmh, da kann doch irgendwas nicht stimmen mit dem Image von Neuseeland. In Awanui biegen wir schließlich wieder auf den Highway 1 ein und steuern zunächst einen Campingplatz an der Waipapakauri Beach an. Umfeld und Lage gefallen uns jedoch nicht so recht und so fahren wir noch 50 km weiter nach Houhora Heads. Dort sieht der Campingplatz zwar auch nicht wirklich besser aus, aber nun haben wir einfach keine Lust mehr weiter zu fahren. Axels Rücken streikt gewaltig und so liegt er dann auch innerhalb kürzester Zeit in rückenschonender Haltung im Van. Heinke, Freddie und ich machen dagegen noch ein wenig die Gegend unsicher. Die Beiden biegen dabei auf einen wunderschönen Sandstrand bei Houhora Heads ab, den sie allerdings nur durch Passieren eines Bachlaufs erreichen können. Ich bleibe angesichts steigender Tide und um den Hals hängendem Fotoapparat lieber zurück und kehre wenig später wieder zu Axel zurück. Der hat sich inzwischen ein wenig erholt und so können die Vorbereitungen fürs Abendessen starten. Auch heute soll wieder gegrillt werden, diesmal allerdings auf dem eigens mit angemieteten Minigrill aus unserem Camper Van. Für die Steaks und das Hähnchen haben wir extra eine schöne Marinade gekauft, die wir nun über das Fleisch pinseln. Heinke und Freddie steuern nach Rückkehr noch ein paar Grillkartoffeln und Champignons bei und schon kann es los gehen. Leider erweist sich der kleine Grill jedoch als nicht wirklich tauglich. Der kleinste Lufthauch sorgt für ausbleibende Hitze und die Marinade verwandelt den Grillteller eher in eine Suppenschale. Wir lassen uns den Spaß trotzdem nicht verderben und irgendwann hat es sogar der kleinste Grill geschafft alle Sachen gar zu bekommen. Da es auch heute wieder recht windig und kühl ist, halten wir es nicht allzu lange draußen aus und verziehen uns bereits um kurz nach Neun in unsere Kojen.
Keine Chance, die Arme sind einfach zu kurz
Donnerstag, 14. Januar 2010: Houhora – Cape Reinga – Rawene ca. 285 km
Nach einem schönen gemeinsamen Frühstück, auch an Land heute tatsächlich mit einem perfekten Sonntagsei, geht es mit den Camper Vans weiter in Richtung Norden. Nach einer Stunde Fahrt erreichen wir dann schließlich Cape Reinga, von den Maoris auch Te Rerenga Wairua genannt. Für die Maoris besitzt das Kap nämlich sehr spirituellen Charakter. Am Te Rerenga Wairua gibt es einen etwa 800 Jahre alten Pohutukawa Baum, an dem der Legende nach die Geister der Toten in die Unterwelt eintreten. Te Rerenga Wairua markiert außerdem die Stelle, wo die männliche See Te Moana ta Pukapuka o Tawhaki (Tasman See) auf die weiblich See Te Tai o Whitireia (Pazifik) trifft. Die Strudel, wo sich die beiden Seen treffen, sehen dabei aus wie die Heckwelle eines Waka (Kriegskanu) und repräsentieren die Zusammenkunft von Mann und Frau und die Entstehung von neuem Leben. Uns Seefahrer interessiert am Cape Reinga natürlich auch der Leuchtturm. Er leuchtet erst seit 1941 auf dem Kap und ersetzte damals das etwas weiter südwestlich befindliche Feuer auf Motuopao Island. Bis 1987 war es besetzt und wird seitdem automatisch von Wellington aus betrieben. Nachdem wir einen ausgiebigen Blick auf Kap, Leuchtturm und die zusammenprallenden Seen geworfen haben, geht es schließlich mit dem Camper Van wieder weiter. Zum Glück haben wir es auch diesmal nicht allzu weit und steigen schon nach etwa zehn Kilometern wieder aus. Diesmal locken der Te Paki Fluss und die gleichnamigen Riesensanddünen. Wir stellen die Wagen ab und machen uns zu Fuß auf den weiteren Weg. Entlang von zig Meter hohen Sanddünen geht es den Flusslauf entlang in Richtung Meer. Ein beeindruckender Anblick und man kommt sich tatsächlich ein wenig wie in der Wüste vor. Insbesondere, da wir inzwischen Mittagszeit haben und die Sonnen gnadenlos auf uns herab knallt. Der Weg windet sich gewaltig und nach jeder Biegung hoffen wir das Wasser sehen zu können. Das dauert jedoch fast eine Stunde, dann kommen die brodelnden Wogen der Tasman See in Sicht. Da wir bei Niedrigwasser am Strand ankommen, hat man den Eindruck auf einem nahezu endlosen Stück Sand zu stehen. In der Tat sind wir auf der Ninety-Mile-Beach angekommen, die in Wirklichkeit allerdings nur 64 Meilen oder umgerechnet 103 Kilometer lang ist. Ein gewaltiger Anblick! Die Ninety-Mile-Beach ist befahrbar und wird regelmäßig von großen Bussen und 4-Wheel-Touren abgefahren. Einige davon können wir auf dem Rückweg zum Parkplatz bei der Fahrt durch den Fluss beobachten. An einer Stelle werden außerdem etwa 100 Touristen ausgespuckt und die Sanddünen hinauf gescheucht. Hinab geht es dann auf dem Bauch auf einem Surfbrett liegend. Ein Heidenspaß, zu mindestens für die Zuschauer. Wir erreichen schließlich wieder unsere Camper Vans und fahren damit kurz ums Eck. Schon auf der Hinfahrt hatten wir dort nämlich einen hübschen See mit idealer Picknickwiese entdeckt. Schnell sind Stühle und Tische aufgebaut und alles mit leckeren Sandwichzutaten bestückt. Kaum das wir es uns gemütlich gemacht haben, kommt dann allerdings ein Jeep der Nationalparkverwaltung angebraust. Wir ahnen Übles und machen uns schon mal auf eine Diskussion gefasst. Doch weit gefehlt! Der Park Ranger fragt, wie es uns geht und ob uns die schöne Gegend gefallen würde. Wir bejahen beides und fragen im Gegenzug, ob er nicht auch ein Sandwich möchte. Da hat er natürlich überhaupt nichts gegen und so sitzen wir wenig später zu Fünft am Tisch und schmausen. Der Park Ranger stellt sich als Nick vor und erzählt uns ein wenig über die Gegend. Er ist Maori, hat aber doch tatsächlich einen Urururgroßvater aus Deutschland, nämlich Friedrich Joseph Konrad. Der lebt natürlich schon lange nicht mehr, doch Abstammung ist bei den Maori wichtig. Wir bekommen auch noch die nachfolgenden Generationen namentlich genannt und schließlich erklärt, dass Nick sich ohne Probleme mit uns zum Essen zusammen setzen könnte, da wir ja der gleichen Abstammung seien. Schließlich sind wir alle satt und lösen die kleine Versammlung wieder auf. Nick zeigt uns zum Abschluss noch ein tolles Schwungseil am Baum, welches Freddie natürlich gleich für einen Sprung in den See nutzt. Gut gelaunt, begeben wir uns schließlich wieder in unsere Camper Vans und machen uns auf den Rückweg nach Süden. Nächster Haltepunkt ist das Ancient Kauri Kingdom, einer Verkaufsstation von Schnitzereien aus uralten Kauri-Bäumen. Wir können der Touristenfalle jedoch nicht viel abgewinnen und machen uns so schnell wieder auf den Weg. Weiter geht es durch Awanui und Kaitaia nach Ahipara. Hier gibt es wieder einen Campingplatz den wir uns als Übernachtungsstätte ausgewählt haben. Der Anblick enttäuscht jedoch und so machen wir uns wieder auf den Weg. Über gewundene Straßen geht es in Richtung Hokianga Harbour, einem fjordartigen Meereseinschnitt. Kurz hinter Kohukohu scheren wir bei der Fährstation ein und müssen auch nur zwanzig Minuten warten, bis wir mit der Fähre nach Rawene übersetzen können. In Rawene gibt es eine beträchtliche Anzahl an historischen Gebäuden zu sehen, doch als wir dort gegen 19 Uhr ankommen, ist natürlich schon alles geschlossen und verlassen. So geht es direkt zum Rawene Motor Camp, wo wir von einer freundlichen Schweizerin zwei Stellplätze zugewiesen bekommen. Da das Camp über einen Swimmingpool verfügt, gönnt Axel erst einmal seinem Rücken ein wenig Schwimmentspannung. Wir organisieren uns eine Picknickbank und machen uns an die Zubereitung des Abendessens. Da wir nicht schon wieder grillen wollen, gibt es heute mal Nudeln. Heinke kocht Spaghetti und ich brutzel ein paar Scampi dazu. Dazu ein Glas Wein und schon sind wir alle satt und zufrieden. Wir halten bis 23 Uhr draußen aus und lassen uns nicht einmal durch die lästigen Stechmücken vertreiben.
Cape Reinga
Freitag, 15. Januar 2010: Rawene – Waipou – Muriwai Beach ca. 180 km
Gemütlich wird heute bis 8 Uhr ausgeschlafen, dann finden wir uns mal wieder zu einem gemeinsamen Frühstück zusammen. Erst gegen 10 Uhr sind wir mit allem fertig und machen uns auf unseren weiteren Weg durch Neuseeland. Dummerweise fängt es erst leicht an zu nieseln, dann regnet es immer doller. In strömenden Regen kommen wir eine Stunde später im Waipoua Kauri Forrest an. Schon beim Einfahren in den Wald kommen wir trotz des schlechten Wetters nicht aus dem Staunen heraus. Was für gewaltige Bäume hier stehen! Dazu noch jede Menge Baumfarne und anderes Grünzeug. Man hat das Gefühl mitten im Dschungel zu sein. Kurz nach Einfahrt in den Wald erreichen wir den ersten Parkplatz und wagen uns trotz Regen kurz in den Wald hinein. Hier steht nämlich „Tane Mahuta“, der Herr des Waldes. Dieser gewaltige Baum ist etwa 2.000 Jahre alt und hat einen Stammumfang von 13,8 m. Seine Stammhöhe beträgt 17,7 m und die Gesamthöhe ganze 51,5 m. Wir sind beeindruckt, verkneifen es uns angesichts des Wetters jedoch länger zu verweilen. Auch die anderen großen Bäume des Waldes, wie zum Beispiel Te Matua Ngahere (Vater des Waldes) mit einem Stammdurchmesser von über fünf Metern oder die Vier Schwestern, besuchen wir heute leider nicht. Zwei Stunden bei Regen durch den Wald laufen ist einfach nicht unser Ding. Heinke und Freddie sind da härter und tun sich den Gang durch den nassen Forst an. Axel und ich fahren stattdessen weiter und halten als nächstes im Städtchen Dargaville. Dargaville ist die Süßkartoffelhauptstadt Neuseelands, doch das interessiert uns erst einmal wenig. Süßkartoffeln befinden sich nämlich noch ausreichend in unseren Vorräten. Dagegen nähern sich andere lebenswichtige Dinge wie Räucherlachs oder Korianderdip deutlich dem Ende. Da muss nachgefasst werden, was wir dann auch direkt bei Woolworth erledigen. Früher war Dargaville mal eine blühende Holzfällermetropole. Nachdem aber die meisten Wälder völlig abgeholzt wurden, hat es sich heute in ein ziemlich verschlafenes Nest verwandelt. So gibt es hier nicht mehr viel zu sehen und wir kreuzen den mächtigen Wairoa River und machen uns weiter auf den Weg nach Süden. Dabei schlägt uns unser Navigationssystem mal wieder ein ganz gemeines Schnippchen. Wir haben die Option „kürzeste Zeit“ ausgewählt und daran hält sich das Programm auch eigentlich recht gut. Nur manchmal vergisst es, dass man über Schotterstraßen einfach nicht wirklich schnell voran kommt. So werden wir heute mal mitten in die Pampa geschickt. Hier kann noch kein anderer Camper Van vor uns gewesen sein! Auf jeden Fall blinzeln die Kühe recht ungläubige Blicke zu uns herüber. Andere Autos oder gar Gegenverkehr treffen wir dagegen nicht. Gut so, denn zwei Spuren gibt die Straße eigentlich nicht wirklich her. Am Ende kommen wir nach einer Stunde Wildnis aber doch wieder auf einer asphaltierten Straße an. An Matakohe und Brynderwyn geht es vorbei und wieder zurück auf den Highway No. 1. Kurz darauf macht aber Axels Rücken dann endgültig schlapp. Gerade noch schaffen wir es zu einem noch nicht ganz fertig gestellten Rastplatz, dann muss der Rücken erst einmal gestreckt werden. Das geht eigentlich am Besten mit Rückenlage und hoch gelegten Beinen, doch Axel versucht es erst einmal nur mit Herumlaufen. Was für eine Quälerei. Vielleicht sollten wir doch lieber schnell wieder nach Auckland zurück kehren und Axel in die nächste Massagepraxis schaffen? Erst einmal geht es aber wieder weiter. Hilft ja auch nichts, denn Auckland ist so oder so noch 150 km von uns entfernt. Bei Wellsford biegen wir wieder auf die schönere Twin Coast Route ab und hangeln uns weiter durch kurviges Gelände. Noch ein Rückenstopp in Waimaauku und dann hat es Axel endlich geschafft. Wir erreichen Muriwai Beach und finden dort einen super nett gelegenen Campingplatz vor. Platz hat man auch noch für uns und Heinke und Freddie und so stehen wir wenig später mit schönem Blick auf Bäume und ganz entfernt auch ein Stückchen Meer. Axel darf sich in Rückenlage begeben und ich baue derweil mal wieder Stühle und Tischchen auf. Nachdem sich der Rücken wieder einigermaßen beruhigt hat, geht es dann zu Fuß an den Strand. Es ist gerade Ebbe und so scheint der Strand mal wieder unendlich lang zu sein. Insgesamt sind es aber nur schlappe 50 km Sandstrand, die dort ohne Unterbrechung vor uns liegen. Der Badebereich ist von den Rettungsschwimmern allerdings auf gerade einmal ein 100 m langes Teilstück eingeschränkt worden. Scheinbar gibt es hier gefährliche Unterströmungen und auch die Wellen können sicher dem einen oder anderen Schwimmer zu schaffen machen. Wir bleiben im Trockenen und schauen stattdessen eine Weile den Wellenreitern zu. Dann geht es zurück zum Campingplatz, wo auch gerade Heinke und Freddie eintrudeln. Wie nicht anders zu erwarten sind wir inzwischen alle einigermaßen hungrig und so wird mal wieder unser kleiner Grill angeworfen. Wenig später brutzeln leckere Steaks, Kartoffeln und Lachsfilets auf der Platte. Dank des wenigen Windes heute auch mal einigermaßen schnell. Dazu gibt es Baguette und diverse Dipps. Da muss man den Neuseeländern echt mal ein Lob für aussprechen. Im Gegensatz zu der Produktion von Käse (die verschiedenen Sorten schmecken hier alle irgendwie gleich und dabei leider auch noch gleich schlecht) verstehen sie sich echt auf die Produktion von leckersten Dipps. Insbesondere Koriander-Ingwer und Feta-Oliven-gerösteter Knoblauch haben es uns angetan. Lecker! Danach sitzen wir noch eine Weile bei einem Glas Wein besammen, wenn auch heute nicht allzu lange. Axel will seinen Rücken gerade strecken und ich endlich mal wieder ein wenig lesen. So liegen wir dann auch bereits gegen 21.30 Uhr in unseren Betten.
Beim Lord of the Forrest „Tane Mahuta“ kommt man ins Staunen
Samstag, 16. Januar 2010: Muriwai Beach – Bayswater Marina ca. 50 km
Der Morgen begrüßt uns mit einem leichten Grau, welches sich aber bereits beim Frühstücken bereits wieder in ein schönes Hellblau verwandelt. Da Axels Rücken immer schlimmer wird, haben wir uns entschlossen bereits heute schon wieder nach Auckland zurück zu fahren. Bevor wir uns von Heinke und Freddie verabschieden, die noch weiter nach Süden fahren wollen, um die heißen Quellen von Rotorua zu besuchen, geht es aber noch einmal gemeinsam an den Strand von Muriwai. Dort herrscht derzeit Hochwasser und der Strand hat sich entsprechend verkleinert. Größer sind dagegen die Wellen geworden. Genau wie gestern ziehen sie auch heute wieder unzählige Wellenreiter an, die sich auf der Suche nach der perfekten Welle befinden. Freddie juckt es bei dem Anblick sichtbar in den Füßen und so plant er sich für den Vormittag unbedingt noch ein Board zu mieten. Erst einmal geht es jedoch die Felsen hinauf und zur eigentlichen Attraktion von Muriwai Beach. Auf den Felsen nisten nämlich unzählige Australtölpel (englisch = Australian Gannets). Gerade ist Nistzeit und so können wir Küken in allen Größen bewundern. Manche schauen noch arg klein aus, während andere sich schon in ein gepflegtes Jugendgefieder hüllen. Insgesamt herrscht reger Flugverkehr über den vier verschiedenen Brutplätzen und man fragt sich angesichts der vielen weißen Spots auf den Steinen wann man von der ersten Bombe getroffen wird. Wir haben Glück und können das Vogeltreiben ungestört beobachten. Natürlich steht dabei auch mal wieder die Kamera nicht still und ich schieße einige hundert Fotos (nein, was Ihr in der Galerie zu sehen bekommt, ist beleibe nicht alles!). Schließlich verabschieden wir uns erst einmal von Heinke und Freddie und machen uns mit dem Camper Van auf den Weg nach Auckland. Das sind zum Glück nur knappe 50 km, die Axel auch einigermaßen gut übersteht. In der Bayswater Marina angekommen wir dann erst einmal der ganze Haushalt wieder aufs Schiff verfrachtet. Axel darf sich hinlegen, während ich versuche alles wieder an seinem angestammten Platz einzuräumen. Danach werfe ich mal wieder meinen Laptop an und mache mich an die Aufgabe die ganzen gemachten Fotos auszusortieren und zu bearbeiten. Für das Internet müssen sie ja immer noch ordentlich verkleinert werden, damit sich die Ladezeiten nicht ins unendliche ziehen. Axels Rücken geht es derweil trotz Schonung immer schlechter. So ein Mist! Da helfen irgendwann nur noch Schmerzmittel und eine leichte Massage vom Bordmasseur. Zum Abendessen gibt es dann nur ein paar Scheiben Brot mit Aufschnitt. Zu mehr haben wir heute keine Lust, schon gar nicht wieder den Grill anzuwerfen. Gegen 22 Uhr verziehen wir uns dann auch schon wieder mal in die Kojen.
Besuch der Tölpelkolonie von Muriwai Beach
Sonntag, 17. Januar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Wir schlafen bis 8 Uhr aus und machen uns dann erst einmal ein schönes Sonntagsfrühstück. Ohne Ei geht gar nichts und auch ein Scheibchen Lachs darf nicht fehlen. Danach begibt sich Axel wieder in Rückenlage und ich hocke mich vor den Laptop. Heute wird wieder ordentlich Logbuch geschrieben. Noch sind nicht alle Segelerlebnisse zu Papier respektive Bildschirm gebracht worden und natürlich soll auch die Landreise nicht verheimlicht werden. So vergeht der Tag ohne große Ereignisse. Gegen 15 Uhr gibt es als verspätetes Mittagsessen ein paar Potatoe Wedges. Da soll noch mal jemand sagen, wir würden immer nur essen 😉 Abends bleibt die Küche kalt und wir gucken uns zur Abwechslung mal wieder die ersten Folgen von „Emergency Room“ an. Was waren Doc Ross und Doc Greene doch jung damals. Von John Carter mal gar nicht zu reden. Gegen 22.30 Uhr verholen wir uns dann mal wieder in die Kojen, nicht ohne Axel vorher allerdings noch einmal zum Bordmasseur geschickt zu haben.
Montag, 18. Januar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Auch heute schlafen wir wieder bis 8 Uhr aus. Während ich mich noch vor dem Frühstück mal wieder zum Frühsport aufs Wii begebe, bleibt Axel noch ein wenig mit einem Buch im Bett liegen. Eine Stunde später gibt es dann ein leichtes Müslifrühstück. Hat mein Wii doch tatsächlich bemängelt ich hätte in den letzten 12 Tagen satte 1,1 kg zugenommen. Das muss natürlich wieder runter von den Hüften. Während ich mich anschließend wieder ans Logbuchschreiben begebe, klärt Axel ein paar Schiffsdinge. Unter anderem wird Mechaniker Ian angerufen um nun endlich unser Kühlwasserproblem zu klären. Gegen 11 Uhr geht es dann mit dem Camper Van los. Wir fahren nach Birkenhead und besuchen dort unseren chinesischen Wunderheiler David. Der nimmt sich Axels Rücken vor und tatsächlich geht es ihm danach wieder ein wenig besser. Allerdings wird ihm auch zu dringender Ruhestellung geraten. Mal sehen, wie lange Axel das aushalten kann. Spätestens Mittwoch wird’s kritisch, denn da kommt Ian an Bord vorbei. Nachdem der Rücken abgehandelt ist, gehen wir noch ein wenig Obst und Gemüse einkaufen. Außerdem muss dringend der Mineralwasservorrat aufgefüllt werden. Gegen 13 Uhr sind wir dann wieder zurück an Bord und essen erst einmal ein wenig frisches Baguette mit Käse und Dipps zu Mittag. Danach geht Axel in Schonstellung, während ich mal wieder Logbuch tippe. So langsam nähert es sich der Vollendung und ich kann es hoffentlich noch heute alles veröffentlichen. So vergeht auch der heutige Tag mal wieder recht schnell und unspektakulär. Um kurz nach 18 Uhr machen wir uns dann auf den Weg zur Fähre und damit weiter in die Innenstadt. Mit Heinke und Freddie haben wir uns nämlich telefonisch zu einem Treffen und schönem Abschiedsessen verabredet. Die Wartezeit verbringen wir damit kurz bei „Carinthia“ vorbei zu schauen. Dietmar sitzt jedoch nicht auf seinem Boot, sondern bei seinen Nachbarn Paula und Steve von „Long White Cloud“. Schnell sitzen auch wir dort im Cockpit und dürfen das wunderschöne Holzschiff bewundern. Schon erstaunlich, wie lange es nach unserer ersten Verabredung am Funk auf dem Weg vom Minerva Riff nach Neuseeland gedauert hat, bis wir tatsächlich mal gemeinsam zusammen sitzen. Schließlich kommen auch Heinke und Freddie und gesellen sich auch noch ein wenig zu uns ins Cockpit. Dann geht es mit der ganzen Gruppe zu unserem Lieblingsrestaurant „Monsoon Poon“. Wie immer ist das Essen dort sehr lecker und wir sitzen dort bis 23 Uhr zusammen. Dann lösen wir die fröhliche Runde auf und fahren zurück zur Bayswater Marina. Dort lassen wir den Abend noch ein wenig im Cockpit sitzend ausklingen und verholen uns erst gegen Mitternacht in unsere Kojen. Nur gut, dass wir morgen nicht arbeiten müssen 😉
Berühmte Yacht im Viaduct Harbour – Endeavour
Dienstag, 19. Januar 2010: Bayswater Marina 0 sm
Obwohl wir erst so spät in den Kojen waren, geht es morgens doch wieder recht früh raus. Bereits um 7 Uhr herrscht geschäftiges Treiben an Bord, denn heute ist großer Camper Van Rückgabetag und außerdem noch Abreisetag von Heinke und Freddie. Man ging die Zeit mal wieder schnell rum! Gegen 8 Uhr setzen wir uns dann erst einmal zu einem netten Frühstück im Cockpit zusammen. Noch eine Stunde später lassen wir Heinke und Freddie an Bord zurück und machen uns mit unserem Camper Van auf den Weg. Zunächst geht es zur Devonport Cars, wo wir freundlicherweise unseren blauen Mazda 626 wieder in Empfang nehmen können. Das klappt hier irgendwie alles wie geschmiert. Dann geht es im Konvoi in Richtung Flughafen weiter, wo wir gegen 10 Uhr unseren Camper Van wieder abgeben können. Das geht auch ohne Probleme und so sind wir zehn Minuten später wieder auf der Straße unterwegs. Ziel ist diesmal das maritime Viertel von Auckland. Dort streifen wir noch einmal durch die Yachtausrüsterläden, bevor wir uns gegen 12 Uhr zum Fischmarkt begeben. Dort haben wir uns nämlich mit Heinke und Freddie zum Lunch verabredet. Für Axel, Heinke und Freddie gibt es Sushi, ich vergnüge mich lieber mit gegrilltem Krabben- und Lachsspieß. Anschließend wird noch schnell ein wenig frischer Fisch für das Abendessen gekauft, dann geht es wieder zurück zur Bayswater Marina. Dort heißt es dann gegen 15.30 Uhr nach zwanzig schönen Tagen Abschied nehmen von Heinke und Freddie. Wie schnell die Zeit doch vorbei gegangen sind. Eigentlich waren doch gerade gestern erst zum Silvesterdinner auf dem Skytower, oder? Auf jeden Fall war die Zeit mit den Beiden sehr schön und wird sicherlich irgendwann, irgendwo auf der Welt noch einmal wiederholt werden. Nachdem wir nun wieder alleine an Bord sind, geht es auch gleich wieder mit dem normalen Bordalltag weiter. Axel legt sich auf den Rücken und ich schreibe mal wieder am Logbuch. Heute muss das Update doch wohl endlich fertig zu bekommen sein. Nebenbei nutze ich die moderne Technologie des Internets und schaue mir die gestern im Fernsehen verpasst Folge von „Emergency Room“ an. Da es sich hierbei um die letzte Staffel handelt, sehen irgendwie alle leicht älter aus, als noch vor ein paar Tagen. Dann ist auch endlich das Logbuch zu Ende geschrieben und kann auf den Server gespielt werden. Abends gibt es dann endlich mal wieder was vom Grill. Auf dem Fischmarkt haben wir uns einen ganzen Schnapper gekauft und schmoren den nun über eine Stunde schön in Alufolie verpackt. Dazu gibt es eine leckere Guacamole und ein wenig Brot. Anschließend schauen wir noch ein wenig DVD und machen uns schließlich gegen 23 Uhr auf den Weg in die Kojen.
Frühstück mit Blaubär, Heinke und Freddie