Cascais – Sesimbra 29,8 sm
Prasselnder Regen weckt uns frühmorgens um 5 Uhr. Was soll das denn jetzt?! Hoffentlich hört das wieder auf! Wir schlafen wieder ein und beim nächsten Aufwachen ist der Spuk zum Glück vorbei. Bei Regen segeln wir ja bekanntlich nicht los… So richtig nett sieht das Wetter aber auch noch nicht aus. Egal, wir wollen weiter und legen um 10 Uhr nach 12 Tagen aus Cascais ab. Bisher definitiv unser teuerster Stopp. Mit knapp 100 Euro pro Nacht macht das Liegen hier eigentlich keinen Spaß. Genossen haben wir es aber trotzdem! Bei wenig Wind und grauem Himmel geht es weiter in Richtung Süden. Der Wind reicht mal wieder nicht zum Segeln, die alte Dünung reicht dagegen hervorragend zum Durchgeschaukelt werden. Kennen wir ja inzwischen zu genügen und so motoren wir die Küste entlang. Immer schön um die 20 m Tiefenlinie herum, um nur nicht wieder auf Orcas zu stoßen. Von denen sehen wir auch den gesamten Tag nichts. Fischerfähnchen und sonstige Netz-Markierungen, wie Colaflaschen, Plastikkanister oder Korkbällchen sehen wir dagegen zu Genüge. Teilweise fahren wir Zickzack und schaffen es auf diese Weise, jeglichen Fischernetz- oder -leinenkontakt zu vermeiden. Spießrutenlauf nennt man so etwas wohl. Vorbei geht es an einer schönen Küste. Tolle, lange Sandstrände, Steilküste und das geologisch sehr beeindruckende Cabo Espichel lassen wir an Backbord und erreichen schließlich den kleinen Fischerort Sesimbra. Da in der Marina kein Platz für uns zu sehen ist, gehen wir vor Anker, was wir ja eigentlich eh viel lieber mögen. Vom Ankerplatz blicken wir auf diverse Strandbars, die Festung und diverse Hotels- oder Appartementanlagen. Sesimbra hat sich scheinbar in den letzten Jahren seit unserem letzten Besuch deutlich weiterentwickelt.
Sesimbra – Sines 45,1 sm
Die Nacht verläuft erfreulich ruhig, mal abgesehen von der Musik aus irgendeinem Nachtclub, die zu uns herüber schallt. Ansonsten regt sich kein Lüftchen und kein Geschaukel stört unseren Schlaf. Ab 6 Uhr früh kommt dann allerdings alle fünf Minuten eine Angel- oder Fischerboot an uns vorbei gefahren und es ist aus mit der Ruhe. Egal, wir wollen ja eh früh los. Also gibt es einen schnellen Kaffee und Croissants und schon geht der Anker auf. Wir fahren über eine mehr oder minder glatte See. Der Wind reicht mal wieder nicht zum Segeln. Ich nehme heute mal einen gemütlichen Aussichtsplatz auf dem Oberdeck ein und dirigiere Axel durch ein Meer an Fischerfähnchen. Bis zum kurz vor die Barre von Setubal geht es an einer weiterhin beeindruckenden Steilküste entlang. Dann verändert sich die Landschaft drastisch. Entlang der Barre und der Halbinsel von Troia zieht sich eine flache Strandlandschaft. Davor im Wasser sind hunderte kleine Angelboote unterwegs und verhindern, dass wir die gewünschte 20 m Linie halten können. Zudem fahren wir mal wieder Zickzack durch die Netzmarkierungen. Von meinem Aussichtspunkt sind zum Glück alle gut zu erkennen. Zu mindestens glauben wir das. In jedem Fall gelingt es uns, uns kein Netz in der Schraube oder im Ruder einzufangen. Irgendwann steigt die Küste wieder an und der Strand scheint kaum noch erreichbar zu sein. Jedenfalls sieht man kaum eine Menschenseele dort entlanglaufen oder sitzen. Am Nachmittag erreichen wir schließlich ohne Zwischenfälle unser Ziel Sines. Sines ist nicht nur der Geburtsort von Vasco da Gama, sondern auch ein relativ großer Industriehafen. Gut geschützt durch eine beeindruckend hohe Außenmole, sollte wir hier gut liegen können. Denken wir jedenfalls erst einmal. Wir haben uns in der Marina angekündigt und erhalten ohne Probleme einen schönen Liegeplatz. Ein Marina-Mitarbeiter hilft uns beim Anlegen, alles gut. Bis auf den Schwell, den wir schnell bemerken. Auch wenn man dem Wasser nichts ansieht, dreht La Ola wie Wilde von links nach rechts und ruckt in die Leinen. Na, dass kann ja lustig werden. Zudem schallt plötzlich superlaute Techno-Musik durch den Hafen. Haben wir verpasst, dass hier gerade ein Festival stattfindet? Vielleicht also doch nicht der beste Liegeplatz für ein paar Tage? Spätestens, als unser Nachbar klopft und uns unseren tropfnassen Landstromanschluss hinhält, mit dem Hinweis, dass diese gerade vom Schwell aus dem Stromkasten gerissen wurde, überdenken wir den Plan noch einmal. Vielleicht müssen wir doch schneller wieder weiter. Der Abend verwöhnt uns erst mit einem schönen vanilligen, später einem superintensiven Pinkroten-Abendhimmel. Kitschig, aber ach soooo schön!!!
Die laute Musik, die gestern zunächst wieder aufgehört hatte, setzt nach dem wir bereits in den Kojen liegen wieder ein und begleitet uns bis in die frühen Morgenstunden. La Ola bewegt sich dazu ruckelnd und zerrend, knarzend und quietschend, als ob sie zu dem Bassgewummere tanzen wollte. Dazu summt eine Mücke über unsere Köpfe hinweg. Was für eine herrliche Nacht! Leicht gerädert stehe ich um 7:30 Uhr auf und genieße erst einmal einen Kaffee im Cockpit. Das Wetter verspricht nett zu werden. Die Nachbarn von der Meerlust, die gestern kurz vor uns anlegten, sind bereits mit dem Ablegen beschäftigt und verlassen Sines nach einer ebenfalls unruhigen Nacht fluchtartig bereits wieder. Verständlich. Da ich heute arbeiten will, bleiben wir noch einen Tag und wechseln den Liegeplatz in der Marina gegen einen Ankerplatz kurz davor. Dort wackelt es zwar auch, aber immerhin knarschen Fender und Leinen nicht mehr. Ich arbeite heute mal aus dem Cockpit und darf mir die Sonne auf den Rücken scheinen lassen. Es gibt wirklich schlimmere Arbeitsplätze! Am späten Nachmittag fahren wir mit dem Dinghy in die Marina und legen hinter der Saga an. Mit Dirk und Nicola gehen wir zusammen ins Örtchen, in dem auf einen Sonntagnachmittag allerdings nicht viel los ist. Es gelingt uns trotzdem einen Platz für ein Feierabendbier und später einen Platz im Restaurant zu ergattern. Vorsichtshalber haben wir den Platz im Restaurant A Nau vorher telefonisch reserviert, doch wir sind die einzigen Gäste am Abend und bekommen so die volle Aufmerksamkeit der Kellnerin und des hauseigenen Graupapageis. Das Essen wir schnell geliefert und Dorade, Seebrasse und Mini-Sepia schmecken hervorragend. Gut gesättigt geht es zurück in die Marina, wo wir an Bord von Saga noch einen Absacker nehmen, bevor es wieder zu La Ola an den Ankerplatz geht.
Sines – Sagres 64,2 sm
Lucky träumt scheinbar schlecht und wacht mitten in der Nacht auf und ruft nach uns. Laut miauend sitzt er vor unserer Tür und hört nicht auf. Irgendwann reißt der Katzenmutter-Erziehungsnervendraht und ich stehe auf und mache die Tür auf. Der vorher klägliche Mauzton veränder sich zu einem lauten „na endlich“-Miauen und Lucky ist augenscheindlich froh, dass er doch nicht wie geträumt allein an Bord zurück gelassen wurde. Und wenn man schon mal wach ist, kann man ja auch direkt mal nach Futter fragen, oder?! Gibt’s natürlich nicht, aber dafür ein paar Kraueleinheiten. Jeder Versuch sich davon zu schleichen. wird vereitelt. Vielleicht Spielen?! Ja, na klar, wenn man schon mal wach ist, geht auch Spielen! Es dauert eine halbe Stunde, bis Lucky wieder zufrieden ist und ich mich in die Koje zurückschleichen kann. Und das um 3 Uhr morgens… Dafür klingelt heute mal der Wecker vor Sonnenaufgang. Ein erster Kaffee und ein Croissant und schon sind wir Abreisebereit. Der Anker geht vor 8 Uhr auf und wir machen uns auf den weiteren Weg nach Süden. Wir haben heute eine lange Strecke vor uns und wollen möglichst vor Dunkelheit an der Algarve ankommen. Mit dem ersten Büchsenlicht geht es aus dem Hafen von Sines heraus und entlang einer kilometerlangen Kaimauer. Schließlich erreichen wir offenes Fahrwasser und hangeln uns – wenn möglich immer an der 20 m Tiefenlinie – entlang der spektakulären Küste. Schroffen Steilküste mit den interessantesten Gesteins- und Sedimentschichtungen wechseln sich mit sandigen Buchten und Flussläufen ab. Wie im Miniaturformat steht auf mancher Klippe ein einsames Wohnmobil oder ein Paraglider reckt seinen Fallschirm in den Wind. Zum Glück sind heute von meinem Aussichtsposten auf dem Oberdeck weniger Fischermarkierungen zu beachten und auch Orcas sehen wir auch heute wieder nicht. Am Nachmittag runden wir schließlich Cabo Sao Vincente mit seinem hünbschen Leuchtturm und biegen nach Osten an die Algarve ein. Während es am Cap noch schwellig und kabbelig ist, beruhigt sich die See schlagartig. Dafür frischt der Wind auf und weht kalt über das Wasser. So sind wir froh, als wir endlich die Ankerbucht von Sagres erreichen und uns dort relativ windgeschützt vor den Strand legen können. Dort wird gebadet, ge-SUPt und gepaddelt. Wir sind ganz eindeutig im Ferienparadies angekommen. Zum Abendessen gibt es leckeres Hühnerfrikassee im Cockpit, untermalt von einem wirklich spektakulären Abendhimmel. Knallorange und türkisblau im Wechsel mit dunkelrot und lila. Wunderschön!
Sagres – Portimao 23,7 sm
Wir verbringen eine ruhige Nacht vor Anker und der nächste Morgen startet erneut sonnig und schön. Während ich noch Büroarbeit erledigen muss, legen unsere Nachbarn zeitig ab und fahren weiter. So sind wir fast die letzten am Mittag, die den Weg in Richtung Osten antreten. Da wir auch weiterhin der 20 m Tiefenlinie folgen, können wir auch heute eine schöne Küstenlandschaft aus der Nähe genießen. Entlang der Felsen-Algarve geht es an einer malerischen Landschaft vorbei. Die sandsteinfarbene Steilküste wir unterbrochen von schönen Stränden und weiße Dörfer hängen sich an die Felsen. Wir passieren den Leuchtturm Ponta da Piedade bei Lagos und erinnern uns gut an unseren letzten Aufenthalt und die Schlauchbootfahrt durch die Grotten zurück. Da uns die Marina von Lagos zu teuer ist, geht es diesmal jedoch weiter und in Richtung Ria de Alvor. Mit auflaufend Wasser wollen wir dort im Flußlauf vor Anker gehen, doch es zeigt sich schnell, dass der Ankerplatz bereits stark überfüllt ist. Da für den nächsten Tag stärkerer Wind aus Osten angesagt ist, scheint uns der Platz für La Ola nicht ausreichend sicher und so fahren wir heute lieber weiter. Ein Besuch in Alvor steht aber definitiv auf dem Merkzettel für die nächsten Wochen und Monate, die wir hier an der Algarve verbringen werden. Weiter geht es an schicken Villen und nicht so schicken Hochhäusern bei Praia da Rocha vorbei und in den Rio Arade hinein. Dort gehen wir vor dem Praia Grande von Ferragudo vor Anker und genießen den sonnigen Nachmittag. Abends landet mal wieder eine leckere Languste auf dem Grill und der Abendhimmel bietet erneut ein hollywood-reifes Schauspiel. Falls sich noch jemand fragt, warum wir aufs Boot gezogen sind? Genau wegen solcher Momente!
Der nächste Morgen startet so schön, wie der gestrige aufgehört hat. Während ich bereits um 7 Uhr mit einem Kaffee im Cockpit sitze, schläft Axel bis kurz vor 9 Uhr aus und verpasst damit den schönen Morgenhimmel. Bei Frühstück hat die Sonne das Cockpit bereits angenehmt erwärmt und der zweite Kaffee schmeckt doppelt gut. Anschließend geht es für mich kurz ins Büro, während Axel mit dem Dinghy einen Ausflug an Land macht. Da der Wind wie vorhergesagt gut aufgefrischt hat, bleibe ich lieber an Bord, falls doch mal der Anker slippt. Zum Glück passiert aber nichts und Axel kehrt irgendwann mit Einkäufen aus dem hiesigen Supermarkt und einem Katalog vom örtlichen Werftbetrieb und Schiffsausrüster zurück an Bord. Der Nachmittag vergeht mit Aufräumarbeiten und schon landet ein schönes Stück Lachs auf dem Grill. Dazu Salat und einen schönen Abendhimmel. Man kann sich dran gewöhnen.
Endlich Wochenende! Ach nee, ist ja erst Donnerstag. Man muss an Bord aufpassen, dass man nicht die Zeit verliert. Wochentage haben nicht mehr die Bedeutung, wie früher. Gearbeitet wird, wenn man Lust und Zeit hat. Na gut, manchmal auch, wenn man muss. Das Wetter bestimmt eher den Alltag, als der Kalender. Liegt man schon zwei oder drei Tage irgendwo vor Anker oder sind es mal wieder zwei Wochen statt zwei Tage in der Marina geworden. Ganz egal, Hauptsache es geht uns gut dabei. Wir sind im Endspurt zu unserem diesjährigen Saisonziel Vilamoura, wo wir ab dem 1. November einen Liegeplatz für die nächsten Monate gemietet haben. Ganze 20 sm sind es noch von Portimao bis dorthin. Machbar. Aktuell gefällt es uns aber auch hier vor Anker. Also keine große Not weiterzusegeln. So bleiben wir einen weiteren Tag vor Anker im Rio Arade und genießen die Ferienstimmung um uns herum. Am Strand sonnen sich Urlauber, im Wasser wir Wingsurfen geübt. Ausflugsboote fahren an uns vorbei und manch lästiger Jetskier verursacht lästigen Lärm und Schwell im Ankerfeld, Die Nachbarn wechseln täglich, ein paar Ausdauernde wie wir bleiben liegen. Bootsalltag also. Nach Arbeit, Aufräumen und Törnplanung für die nächste Saison geht es am Nachmittag mit dem Dinghy an Land. Bei Slickhull erkundigen wir uns nach Möglichkeiten für Winterarbeiten an La Ola und werden gut beraten. Zudem laufen wir zu den Supermärkten uns Eck. Erst zu Lidl, die zur großen Enttäuschung von Axel keinerlei Haribo-Lakritze im Angebot. Dann zum China-Shop, der uns mit einem super-sortierten und super aufgeräumten Eindruck überrascht. Und dann noch zum Continente, wo wir noch ein paar frische Lebensmittel erstehen. Dann geht es zurück an Bord. Leider nicht, ohne dass Axel mich in den Wellen fein Duschen lässt. Meerwasser ist aber bestimmt gut für die Haut… Zurück an Bord bekommen wir wieder Live-Musik von der Strandbar geboten und grillen uns dazu einen leckeren Hamburger. Der Rest des Abends vergeht ruhig und mit dem Plan am nächsten Tag nach Vilamoura zu fahren.
Portimao – Vilamoura 21,0 sm
Die Nach verläuft mal wieder unruhiger als geplant. Erst nerven uns diverse Mücken. Kaum glaubt man, dass man alle erschlagen hat, tauchen die nächsten auf. Dann briest der Wind auf und es fängt an im Rigg zu rappeln. Und dann geht auch noch mit lautem Tröten der Ankeralarm an. Zum Glück nur, weil Axel den Schwoiradius zu klein eingestellt hat. Trotzdem, einmal gucken muss man natürlich. Das ruft Lucky auf den Plan, der denkt, dass heute mal um 3 Uhr Frühstückszeit ist. Kaum ist man wieder im Bett, surrt die nächste Mücke. Aber irgendwann schlafen wir doch wieder ein und wachen erst um kurz vor 8 Uhr wieder auf. Nach einem leckeren Cockpitfrühstück geht der Anker auf und wir fahren die Küste entlang nach Osten. Vorbei an schöner Landschaft mit mehr oder minder schönen Örtchen geht es bei frischem Wind die Küste entland. Am frühen Nachmittag erreichen wir so unser Saisonziel Vilamoura und machen La Ola an ihrem Liegeplatz für die nächsten drei Monate fest. Wir haben einen Liegeplatz mitten im Touristenzentrum, zahlreiche Restaurants ums uns herum und fast ebenso viele Golfplätze in unmittelbarer Nähe. Hier lässt es sich bestimmt die nächsten Monate gut aushalten! Der erste Besuch kommt auch bereits in zwei Wochen, wenn unsere Freundin Teresa aus Seattle vorbeikommt. Wir haben uns zuletzt in Französisch Polinesien getroffen und freuen uns sehr, sie nun vor ihrem Törn mit Freunden über den Atlantik kurz an Bord begrüßen zu dürfen. Weiterer Besuch kommt mit Andrea und Pit Ende November. Nur die übliche Silvesterrunde ist teilweise noch etwas unentschlossen. Aber um eine gute Party müssen wir uns hier wohl keine Sorgen machen. Man merkt in Vilamoura nämlich recht schnell, dass wir hier im High-Life-Touri-Zentrum angekommen sind. Ein Restaurant reiht sich an das nächste. In jedem zweiten wir Live-Musik am Abend angeboten. Wahlweise auch Karaoke oder DJ. Wir nutzen die Gelegenheit und gehen mal wieder Thailändisch essen. Ganz ok, aber auch keine Offenbarung. Zurück an Bord dringt das Bargegröhlen von Pub The Brewery zu uns herüber. Nun denn… Der Abend wird trotzdem nett, denn Alex und Peggy von der Meerlust kommen noch vorbei und wir ignorieren bei vielen Seglerstories die Geräuschkulisse von Land.