Dunkerque – Boulogne-sur-Mer 44,4 sm
„Der Wecker klingelt mal wieder um 6.30 Uhr und mit einem „Pyjamastart“, also ohne Frühstück, haben wir um 7 Uhr bereits abgelegt. Der Himmel ist grau und bedeckt, aber der Wind kommt aus der richtigen Richtung und in der richtigen Stärke. Die Tide läuft mit und so wird es eine schnelle Überfahrt nach Boulogne sur Mer.“
Ach nein, so richtig passt der Törnbericht aus 2007 dann doch nicht! Wir stehen bereits um 6 Uhr auf. Aber ein Pyjamastart ist es auch dieses Mal. Der Himmel ist nur leicht bewölkt, später weiter aufklarend und sonnig. Die Tide läuft gut mit, aber der Wind passt nicht wirklich. Die angesagten 5-10 kn aus West verstärken sich leider auf 15-18 kn aus West, was im Zusammenspiel mit Wind gegen Tide ab Cap Gris Nez zu einer sehr ruppigen See führt. Aber wir sind auch wieder schnell unterwegs und bereits Mittags in Boulogne sur Mer angekommen.
Am Hafen weist man uns zunächst einen viel zu kleinen Platz zu. Doch dank einer belgischen Segelyacht, die für uns auf den kleinen Platz verholt (wo sie mit 10 m Länge auch deutlich besser hin passt, als wir), können wir an Steg D schließlich schön am Kopfsteg längsseits gehen. Könnte fast der gleiche Steg wie beim letzten Besuch sein. So genau wissen wir das leider nicht mehr. Nachdem uns bei unserem letzten Besuch in Boulogne-sur-Mer die Fischer eine unruhige Nacht bereitet haben, fängt der Lärm dieses Mal schon nachmittags an. Direkt neben der Marina wurde ein Jahrmarkt mit zahlreichen Fahrgeschäften aufgebaut. Musik schallt von links, rechts und vorne. Dazu die typischen Ansagersprüche mit ausgeprägter Wortbetonung. Na, dass kann ja heiter werden! Irgendwie müssen wir da durch, denn bis mindestens Samstag bleibt das Wetter gegen uns. Was wir sehr positiv in Erinnerung haben, ist zum Glück aber auch noch da. Direkt gegenüber gibt es ein Fischstand neben dem anderen und eine tolle Auswahl an Fisch und Meeresfrüchten. Für den Abend erstehen wir ein paar Austern für 1,20 Euro pro Stück und fette Crevetten, dazu ein frisches Baguette. Ein kurzer Bummel entlang der Promenade bringt uns zu einem Mini-Golfplatz, den wir unbedingt ausprobieren wollen. Heute ist er uns allerdings viel zu voll. Zurück an Bord genießen wir die Partystimmung im Hintergrund und die relative Ruhe im Cockpit. Etwas beunruhigend finden wir dabei, dass sich vor unserem Bug mit der Ebbe plötzlich recht nah große Steine und Felsbrocken zeigen. La Ola schwimmt aber nach wie vor gut im Wasser, so dass wir lediglich im Kopf behalten sollten, bei Niedrigwasser nicht irgendwann zu weit nach vorne raus zu fahren. Nach dem harten Seeschlag heute, werden wir nicht alt und überhören am Ende sogar das Gekreische von den Karussels.
Auch wenn die Jahrmarktgeräuschkulisse unter Deck zum Glück kaum hörbar ist, wird es eine unruhige Nacht. Mit auflaufendem Wasser und zunehmendem Wind wird es gegen 3 Uhr ordentlich unruhig im Hafen. Unser belgischer Nebenlieger rollt und wackelt, was das Zeug hält und ruckt immer wieder hart in die Leinen ein. La Ola liegt zwar eigentlich superruhig, aber das Rucken überträgt sich und so stehen wir irgendwann mitten in der Nacht auf und versuchen gemeinsam die Lage zu verbessern. Ein Fender, zwischen die Achterleine unseres Nachbarn geklemmt, bringt dann eine deutliche Verbesserung und Ruhe im Schiff. Lucky findet das Ganze sehr spannend und beobachtet unsere Aktion interessiert und laut schnurrend vom Cockpit aus. Die Fischer, die uns 2007 noch nachts wach gehalten haben, sind dagegen dieses Mal nicht unterwegs. Scheinbar ist selbst ihnen das Wetter draußen zu schlecht. Die Fischfangflotte bleibt im Hafen. Der Morgen beginnt grau und regnerisch. Gut, dass ich sowieso heute Bürotag habe. So kann ich gemütlich unter Deck vor meinem Bildschirm sitzen und Gespräche führen. Nach Feierabend geht es bei wieder schönem Sonnenwetter zu Fuß und mit unserem Bord-Porsche „Hacki“ zum Carrefour Supermarkt ums Eck. Entgegen unserer Erwartungen gehört der Carrefour eher zu einem der älteren Exemplare und bietet nicht das erhoffte Shoppingparadies. Aber natürlich bekommen wir trotzdem alles, was wir auf der Einkaufsliste stehen haben. Im Anschluss statten wir noch dem örtlichen Bootsausrüster einen Besuch ab, kommen jedoch völlig ohne etwas zu kaufen wieder aus dem Laden raus. Danach machen wir einen Bummel über den Jahrmarkt, der sich jedoch hauptsächlich aus Buden mit Süßigkeiten, Buden mit Spielautomaten und Buden mit Lotterie oder Schießbude zusammensetzt. Alles nicht so unser Ding, also sind wir schnell wieder an Bord.
Am nächsten Tag ist das Wetter wieder deutlich besser, so dass wir unsere Mission „Mini-Golf“ starten. Der kleine Platz neben dem Aquarium ist noch völlig leer und so haben wir die ersten Bahnen komplett für uns alleine. Allerdings müssen wir ernüchtert feststellen, dass wir unsere Mini-Golf-Fähigkeiten wohl doch überschätzt haben! Wir bewältigen nur die wenigsten Löcher und kommen mit miserablen Ergebnissen vom Platz runter. War wohl doch noch zu schwer für uns, der Platz. Zur Ermunterung gönnt sich Axel erst einmal ein dickes Softeis und wir machen uns – zu mindestens denken wir das – auf den kürzesten Weg zur historischen Altstadt. Dazu erklimmen wir eine steile Treppe und wundern uns, dass wir eher in einem heruntergekommenen Arbeiterviertel gelandet sind. Der Blick auf Google-Maps lässt uns leider erkennen, dass wir völlig falsch gelaufen sind. Also geht es erst einmal wieder den Hügel runter und dann den nächsten Hügel mühevoll und bei sommerlichen Temperaturen schnell schweißgebadet wieder hinauf. Am Ende erreichen wir die alte Festungsanlage und wandern erst einmal durch einen schön angelegten Park zu Ehren von Auguste Mariette. Der war augenscheinlich Ägyptologe und so hat man ihm ein paar Pyramiden in den Park gestellt. Weiter geht es in die Altstadt, entlang der Basilika Notre Dame und durch die belebten Gassen. Am Rathaus erwartet uns ein sehr hübsch angelegte Freiluftmuseum mit Bildern von van Gogh, Matisse & Co. Wir umwandern auf der alten Festungsmauer einmal die gesamte Anlage und machen uns schließlich wieder auf den Rückweg hügelabwärts zum Hafen. Der Weg führt uns durch die Innenstadt, die heute deutlich belebter ist, als bei unserem ersten Rundgang. Es wird Fete de la Mer gefeiert, mit Musik und vielen Ständen mit regionalen Spezialitäten. Zurück an Bord genießen wir den späten Nachmittag bei einem Sonnenbad auf der Dachterrasse und schauen uns das Hafenkino an. Ein Boot nach dem anderen kommt an und der Hafenmeister hat alle Hände voll zu tun, für jeden einen Liegeplatz zu finden. Auch wir haben einen Nebenlieger bekommen und informieren ihn, dass wir am nächsten Morgen früh ablegen wollen. Da der Wecker dafür bereits um 5:30 Uhr gestellt ist, wird es ein kurzer Abend und wir sind früh in den Kojen.