1. Törnbericht – Überführung von Falmouth/UK nach Cuxhaven

Wir sind ja wirklich schon ein paar Meilen in unserem Leben gesegelt. Aber bisher halt immer nur auf „klassischen“ Segelbooten, also Einrumpfern. Da ein Katamaran sich insbesondere im Hafen doch ein wenig anders manövieren lässt und die Jahreszeit auch noch nicht ideal für eine Überführung ist, haben wir uns Unterstützung an Bord geholt. Die Yachttransportexperten von Halcyon sind uns vom Vorbesitzer Steve und Makler Lee empfohlen worden und Skipper Andy kennt den Katamaran bereits von mehreren Überführungen. Als RYA Yachtmaster Ocean und Cruising Instructor kann er uns zudem bestimmt noch einiges beibringen. Insbesondere bei der anspruchsvollen Navigation im britischen Tidengewässer und im viel befahrenen englischen Kanal erhoffen wir uns noch ein paar Tipps und Tricks von ihm zu lernen.

Damit wir „La Ola“ (ex Aliseo) startklar haben, fliegen wir bereits zwei Tage vor der geplanten Ankunft der Crew nach England. Wie immer geht es mit Ryanair von Bremen nach Stansted und dann im Leihwagen nach Falmouth. Im Vergleich zu den letzten Reisen, gestaltet sich die Anreise diesmal jedoch etwas langwieriger. Auf dem Weg zum Flughafen gibt es Stau, den wir „geschickt“ umfahren, dabei vermutlich aber genauso lange brauchen oder gar länger. Da wir viel Zeitreserve eingeplant haben, kommen wir trotzdem pünktlich beim Flughafen Bremen an. Zwei Koffer und zwei Reisetaschen werden schnell ausgeladen und während ich mich damit zum Check-In begebe, parkt Axel das Auto im Parkhaus. Bis Axel wieder zurück ist, hat sich die Schlange am Check-In aufgelöst und wir müssen nicht mehr lange warten.

Alles läuft reibungslos, bis auf die Tatsache, dass unsere beiden Supertanker-Taschen (stammen noch aus Neuseeland!) doch lieber im Sperrgepäckbereich aufgegeben werden sollen. An sich kein Problem, aber in Tasche Nr. 2 befindet sich eine CO²-Ersatzpatrone für unsere Rettungswesten. Und die fällt auf! Recht strikt werden wir darauf hingewiesen, dass die Mitnahme vorher angemeldet und genehmigt werden muss. Der Hinweis, dass laut Ryan-Air Webseite die Mitnahme erlaubt ist, zählt erst einmal nicht. Recht genervt gehen wir mit unserer Tasche zum Check-In Schalter zurück und weisen darauf hin, dass wir nicht nur die Ersatzpatrone, sondern ja auch noch zwei Rettungswesten, ebenfalls mit Patrone, in den bereits eingecheckten Koffern haben. Die freundliche Dame am Check-In kümmert sich zum Glück recht gelassen um die Angelegenheit und nach 5 Minuten ist alles erledigt. Alles angemeldet und genehmigt! Nun klappt auch die Aufgabe der letzten Reisetasche ohne Probleme und wir dürfen uns zum Abflugbereich begeben.

Beim Sicherheitsbereich erwartet uns die nächste Warteschlange. Warteschlangen sind per se so gar nicht Axels Ding und verschärft wird die Situation auch noch durch ein schreiendes Kleinkind, was es tatsächlich schafft über 45 Minuten durchzubrüllen. Puh! Nachdem wir die Sicherheitskontrolle – Axels Tüte Gummibärchen muss auch noch auf Drogen untersucht werden – und Passkontrolle hinter uns haben, ist unsere Zeitreserve aufgeschmolzen und wir kommen mehr oder minder zum Boarding pünktlich am Abflug-Gate an. Erfreulicherweise ist der Flieger recht leer und Axel und ich haben eine Sitzreihe für uns alleine zur Verfügung. Das Wetter spielt auch mit uns so kann ich ein paar schöne Aufnahme während des Flugs schießen.

In Standsted angekommen, geht es zunächst recht flott weiter. Das Gepäck wartet bereits auf uns und wir nehmen den Shuttle-Bus zum Mietwagen-Terminal. Dort hakt es dann aber erneut. Wir warten und warten und warten. Es dauert am Ende über eine Stunde bis wir endlich unseren Mietwagen beladen können und losfahren. Diesmal sind wir mit einem MG von Europcar unterwegs und es dauert gefühlt erst einmal eine Ewigkeit, bis wir Navi, Klimaanlage und Radio im Griff haben. Nur gut, dass wir den Weg schon kennen und Linksfahren inzwischen auch wieder gut einstudiert ist. Die Strecke nach Falmouth zieht sich mal wieder ganz schön in die Länge und durch einen Stau bei Stonehenge können wir die alten Steine diesmal sogar noch besser bestaunen. Nach über 6 Stunden Fahrt und inzwischen fast 12 Stunden Reisezeit erreichen wir aber doch endlich noch Falmouth.

Bevor wir in die Marina fahren, geht es allerdings erst einmal zum Einkaufen. Außer Wasser ist nämlich nichts an Bord und ein paar Zutaten fürs Frühstück dürfen natürlich nicht fehlen. Zum Glück liegt direkt auf dem Weg ein Lidl und wir können uns mit den ersten Grundnahrungsmitteln eindecken. Gegen 18:30 Uhr treffen wir an Bord ein und packen erst einmal aus. Insgesamt haben wir knapp 80 kg Gepäck mitgebracht. Neben Bettdecken, Kissen, Geschirr und Besteck befindet sich zum Glück auch ein kleiner Heizlüfter in den Taschen, so dass wir „La Ola“ erst einmal etwas aufheizen können. Bei unter 10° C Außentemperatur ist es doch recht frisch an Bord.

Zum Abendesse geht es an Land, denn nach Kochen an Bord steht uns aktuell noch nicht der Sinn. Wir entscheiden uns für „The Shed“ am Discovery Quay beim Maritimen Museum und werden mit Fish & Chips und Nachos gut gesättig. Dazu ein lokales Korev Lager-Bier und wir sind glücklich. Anschließend fallen wir mehr oder minder umgehend in unsere Koje und schlafen die erste Nacht an Bord gut und ruhig durch.

Fraglich, warum man Rettungswesten an Bord anmelden muss, wenn sich eh unter jedem Sitze eine befindet

Putz- und Proviantiertag

Der nächste Tag beginnt mit weiteren Einräumarbeiten. Um 9:30 Uhr geht es dann zum Frühstücken erneut ins „The Shed“, wo wir uns mit Makler Lee treffen und die Dokumente von „La Ola“ ausgehändigt bekommen. Damit ist dann auch der allerletzte Schritt vom Bootskauf erledigt! Dazu Egg Benedict – so kann der Tag gut starten.

Zurück an Bord beginnt erst einmal eine kleine Putzorgie. Auch wenn Steve den Katamaran gut „entrümpelt“ hat, merkt man dem Boot doch an, dass es im Winter im Wasser gelegen hat. Insofern gilt es erst einmal den angefallenen Winterdreck zu beseitigen. Die Pantry-Schränke, Kühlschrank und Tiefkühlschrank werden einmal ordentlich ausgewischt und letzte Reste vom Vorbesitzer entsorgt. Dann geht es zum Shoppen los. Wir haben unseren Mietwagen noch ein paar Tage zur Verfügung und wollen für die anstehende Überführung proviatieren.

Zunächst einmal fahren wir aber zu Macsalvors Boat Chandlery im Nachbarort Penryn, wo wir Lifebelts und ein paar Kleinigkeiten fürs Boot erstehen. Ein uriger Yachtausstatter, bei dem es auch noch das „gute, alte“ gelbe Ölzeug zu kaufen gibt. Weiter geht es zum B&Q Baumarkt bei dem wir versuchen weitere noch benötigte Dinge zu erstehen. So fehlt an Bord beispielsweise ein kleiner Putzeimer, jedoch scheinen Putzeimer in Cornwall vollständig unbekannt zu sein. Wir finden jedenfalls keinen! Weiter geht es zum benachbarten Asda Supermarkt, der zwar auch keinen Putzeimer bietet, dafür aber eine Unmenge an Lebensmitteln und Getränken, die in unserem Einkaufswagen landen. Zurück in der Marina wird alles ausgeladen und an Bord gebracht. Dort wandert ein Teil nach dem nächsten in irgendwelchen Schränken und wir hoffen, dass wir es bei Bedarf dann auch irgendwie wiederfinden. „La Ola“ verfügt nämlich über eine beträchtliche Anzahl Schränke und Schapps und es wird sicherlich eine Weile dauern, bis man alles so organisiert hat, wie man es gerne möchte.

Nach dem anstrengenden Tag entscheiden wir uns auch heute wieder an Land essen zu gehen und landen diesmal bei „The Ranch„, ebenfalls beim Maritimen Museum gelegen. Ohne Probleme bekommen wir einen Platz und zum meiner großen Freude liegt als Besteck für mich ein oranges Steakmesser bereit. Wer mich kennt, weiß um meine Farb-Obssession und irgendwie landen orange Sachen immer bei mir. Als ich dann noch feststelle, dass die Messer im Restaurant auch gekauft werden können, ist der Abend schon fast perfekt. Unsere freundliche Bedienung klärt uns allerdings auf, dass die Messer nur in einer gemixten Packung verkauft werden. Nun sind Lila und Grün nicht wirklich unserer Farben und so haken wir das Thema Messerkauf erst einmal ab. Unsere Bedienung erkennt scheinbar meine Enttäuschung und kommt wenig später mit dem Vorschlag zurück, wir könnten aus verschiedenen Packungen uns etwas farblich passendes zusammenmixen. Gesagt, getan und wir sind wieder glücklich. Dummerweise kommt Bedienung nach wenigen Minuten noch einmal zurück und teilt uns mit, dass sich scheinbar die Qualität der Messer im Vergleich zu den am Tisch ausliegenden Exemplaren stark verändert hat. Statt einer glatten Grifffläche, gibt es einen scharfen Grad an der Oberkante, der beim Schneiden sehr unangenehm in den Daumen pickst. Mmmh, so viel Mühe für uns gemacht, aber so wollen wir die Messer leider nicht kaufen. Mist! Inzwischen wird unser Essen geliefert und wir genießen perfektes Rinderfilet für Axel und Spare-Ribs & Chicken Wings für mich. Dann passiert etwas, was uns tatsächlich noch nie in einem Restaurant passiert ist! Unsere Bedienung kommt erneut an unseren Tisch und teilt uns mit, dass wir am Ende einfach zwei der Messer vom Tisch mitnehmen können. Whow!!! Wir sind begeistert und bedanken uns überschenglich. Natürlich fällt das Trinkgeld am Ende entsprechend hoch aus und wir ziehen diesmal nicht nur gut gesättigt, sondern auch noch mit zwei orangen Steakmessern in einem „Doggy Bag“ von dannen. Zurück an Bord gibt es noch einen kleinen Absacker, dann geht es auch schon wieder in die Koje.

Doggy Bag mit orangen Steak-Messern

Wetterkapriolen und Planänderung

Der Tag startet mit dem ersten Frühstück an Bord. Natürlich, wie könnte es bei uns auch anders sein, mit einem perfekten Frühstücksei! Die Planung des Tages sieht eigentlich eine erneute Shopping-Rundfahrt, Rückgabe des Mietwagens und Ankunft unserer Crew vor. Doch Planungen sind wie wir wissen, schön und gut, aber an Bord selten einzuhalten. Unser Skipper Andy ist aufgrund des Wetters in Amsterdam steckengeblieben und der Wetterbericht für die nächsten Tage sagt Starkwind aus Ost vorher. Die morgige Abreise können wir damit erst einmal streichen. Dummerweise bleibt die Ostwindlage auch noch ein paar Tage so, so dass Skipper Andy die Abreise nun erst für nächste Woche plant. Tja, was will man machen… Wir versuchen erst einmal unseren Mietwagen zu verlängern, nehmen angesichts des Preises von zusätzlich über € 300 pro Tag dann doch lieber wieder Abstand von der Idee. Also wird erst einmal Teil 1 der Planung realisiert. Wir machen uns erneut auf Shopping-Tour und fahren heute zunächst einmal zum Yachtausstatter nach Mylor Harbour. Dort erstehen wir neben einem Bootshaken auch einen wunderschönen Eimer! Eigentlich für Kinder zum Krabbensammeln gedacht, wird er unsere Putzaufgaben hoffentlich trotzdem gut unterstützen. Und später kann ich ihn dann zum Muschelsammeln nutzen. Weiter geht es zu Macsalvors, wo wir einen großen Feuerlöscher kaufen. Im Anschluss werden Lidl und Asda aufgesucht und möglichst viele frische Lebensmittel proviantiert. Schwer beladen geht es zurück an Bord und es dauert ein paar Stunden, bis alles an Bord verstaut ist. Kurz vor Ladenschluss statten wir dann noch – nach einem Tipp von Makler Lee – dem örtlichen Warenhaus Trago Mills einen Besuch ab. Auf den ersten Blick recht rummelig, aber auf den zweiten Blick eine wahre Fundgrube! Da wir nur eine Viertelstunde Zeit vor Ladenschluss haben, bleibt es bei ein paar Kleinigkeiten im Einkaufskorb, aber hier müssen wir definitiv noch mal länger stöbern. Auf dem Rückweg zum Boot kehren wir heute bei Pizza Express ein, wie zu vermuten, ebenfalls am Discovery Quay gelegen. Mit Blick auf die Marina und „La Ola“ bekommen wir zwei hervorragende Pizzen serviert und kehren schließlich mal wieder gut gesättigt zurück an Bord.

Blick von „Pizza Express“ auf La Ola

Putzen, Putzen, Putzen

Während Axel sich der Technik widmet und unsere MMSI und das neue Rufzeichen in die Geräte einprogrammiert, nutze ich den gewonnenen Tag zum weiteren Putzen des Bootes. Alle Schränke, Schubladen und Fächer im Eignerrumpf werden gewischt und von vergessenen Dingen befreit. Zwischenzeitlich macht sich dabei bei mir eine gewisse Goldgräberstimmung breit, denn ich finde in fast jedem Fach Geld! Nun ja, keine großen Scheinebündel, aber immerhin die eine oder andere Münze. Dazu ein E, ein O und ein F, vermutlich aus einem Scrabble-Spiel entwischt und einen Domino-Stein. Gleichzeitig führen wir kleine Reparaturen und Verbesserungen am Boot durch. Da uns noch einiges an Material fehlt, geht es mittags zu Trago Mills, wo wir jeden Gang auf jeder Etage einmal abklappern und am Ende schwer bepackt mit Körben, Schüsseln, einem Toast-Aufsatz für den Gaskocher, Wäscheklammern, aber auch Gardinenhäkchen, Verlängerungskabel und Schiffstau nach Hause gehen. Zurück an Bord wird eingeräumt und weiter geputzt. Am Nachmittag machen wir unser Beiboot klar und ich begebe mich auf große Fahrt. Nun gut, nur bis zur Bugspitze von „La Ola“, aber immerhin. Ziel ist es den alten Namensaufkleber zu entfernen, wobei wir den neuen Aufkleber leider noch nicht anbringen können, denn er war für den Transport zu groß und liegt noch in der Mühle in Deutschland. Mühsam piddel ich Buchstaben um Buchstaben erst an Backbord, dann an Steuerbord ab. Weiter geht es am Heck, wo Bootsname und Heimathafen entfernt werden. Nun ist unser Katamaran erst einmal Namenlos! Gut durchgekühlt reicht es mir mit der Arbeit für heute und Axel besorgt uns eine Riesenportion Fish & Chips von Harbor Lights. Wie in England üblich, mit einem schönen Schuss Essig. Gegessen wird an Bord und wir überlegen uns bei einem Bierchen im Salon, wie wir die nächsten Tage verbringen wollen.

Eignerkabine

Falmouth Pride

Nachdem der Eignerrumpf inzwischen blitzblank sauber sind, geht es heute mit dem Salon weiter. Auch hier wird jede Schublade, jedes Fach und jede Ecke geputzt und noch herumliegende Dinge nach und nach weggestaut. So langsam nähern wir uns dem Punkt, wo wir tatsächlich ablegen könnten, ohne das auf See irgendwas herumfliegen könnte. Ab mittags werden wir heute mit einer feinen Live-Musikauswahl beschallt, denn in Falmouth findet die jährliche Pride-Parade statt. Am Discovery Quay ist das Ziel der Parade und neben zahlreichen Ständen mit Essen, Trinken und Infos wurde über Nacht auch eine Bühne aufgebaut. Das Wetter spielt erfreulicherweise auch größtenteils mit und nur ab und an zieht ein Schauer durch. Ansonsten sind die Temperaturen immer noch recht frisch. Während für Deutschland 20°+ fürs Wochenende angesagt wurden, herrscht hier immer noch frostiges Aprilwetter. Brrr!!! Nachmittags ziehen wir mal wieder zu unserem neuen Lieblingsladen Trago Mills, wo wir tatsächlich schon freundlich persönlich vom Manager begrüßt werden. Es ist wirklich erstaunlich, wie groß das Sortiment ist und noch erstaunlicher, dass jeder Miarbeiter, den man nach irgendwelchen Dinge fragt, immer sofort weiß, in welcher Abteilung, in welchem Gang und in welchem Regalabschnitt etwas zu finden ist. Für das heutige Abendessen entscheiden wir uns angesichts der Menschenmassen am Discovery Quay für ein indisches Fertigessen vom örtlichen Tesco Express Supermarkt. So wird auch die bordeigene Mikrowelle eingeweiht und für funktionsfähig erklärt. Abends wird wie üblich im geheizten Salon gelesen, geplant und Wetterbericht geschaut, bevor es mal wieder in die Kojen geht.

Super Stimmung bei der Falmouth Pride Parade

Entnamung und Taufe

Das vorhergesagt sonnige Wetter lässt am Morgen noch auf sich warten, denn grauer Himmel und Regenschauer begrüßen uns erst einmal. Mist, denn für heute hatten wir eigentlich die Entnamungs- und Taufprozedur geplant. Also sitzen wir erst einmal entsprechend lange beim Frühstück und gehen den heutigen Sonntag entspannt an. Dann entschließen wir uns, angesichts des deutlich länger als geplant verlaufenden Aufenthalts an Bord, unsere Bordwaschmaschine auszuprobieren. Nachdem wir die Bedienungsanleitung studiert haben, wählen wir ein Wasch-Trockenprogramm und hoffen, dass wir am Ende saubere und trockene Wäsche in den Händen halten können. Während die Maschine losbrummt, nehme ich mir heute den Backbord-Rumpf zum Saubermachen vor. Auch hier wird wieder gewischt und geputzt und Dank des neuen Akku-Staubsaugers von Trago Mills auch gesaugt. Die Waschmaschine ist nach über knapp 2,5 Stunden fertig und fängt mit dem Trocknen an. So wird es im Backbordrumpf auch direkt ein wenig wärmer und nach weiteren 3,5 Stunden halten wir tatsächlich nicht nur saubere, sondern auch komplett trockene Wäsche in den Händen. Perfekt, wobei wir zukünftig wohl eher die Wäsche auf der Leine trocknen würden. Am Nachmittag kommt dann doch noch die versprochene Sonne raus und wir machen uns an zunächst an die Entnamungsprozedur. Im Anschluss bringe ich am Backbordheck den neuen Namen „La Ola“ und den neuen Heimathafen Bremen an. Nun geht es weiter mit der Taufe und wir begießen nicht nur „La Ola“ und die Meeresgötter mit ein wenig Champagner, sondern bekommen auch selbst ein Gläschen ab. Was es mit der Prozedur genau auf sich hat, erfahrt Ihr übrigens hier. Der Abreise steht damit hoffentlich auch unter dem neuen Bootsnamen nun nichts mehr im Weg. Abends gibt es Burger bei Hubbox, für Axel die normale Variante, für mich die Veggie-Variante mit Bohnen-Patty. Auch wieder sehr lecker, wenn auch das Ambiente etwas uncharmant wirkt. Zurück an Bord nehmen wir erstmals unseren Bord-Fernseher in Betrieb. Der riesige Bildschirm hängt im Salon und ist über Amazon Fire-TV gesteuert. So brauchen wir nur unsere Zugangsdaten von zu Hause eingeben und schon können wir uns am Abend den neuen Tatort aus Köln anschauen.

Wir wären soweit!

In der Nacht fängt es ordentlich an zu wehen und der Morgen begrüßt uns mit prasselndem Regen an Deck. Schietwetter! Und kalt ist es auch immer noch! Nach Info von Skipper Andy soll es angeblich morgen besser werden und wir hoffen, dass wir uns nun doch endlich mal auf den Weg nach Cuxhaven begeben können. Inzwischen sind wir eine Woche an Bord und im Prinzip abreisebereit. Als es uns am Vormittag gelingt, noch schnell von Billie, einem freundlichen Mitarbeiter von BT Marine, unsere MMSI-Nummer in den AIS-Transceiver einprogrammieren zu lassen, ist auch das letzte Detail erledigt. Alles ist sauber, alles ist seefest verstaut und wir könnten los! Fehlt also nur noch das passende Wetterfenster. Wir haben uns für die Überfahrt eine 14-tägige Testversion von PredictWind besorgt, mit der man sehr detailgenauer Wetterdaten erhält und ein Wetterrouting für die Strecke von Falmouth nach Cuxhaven berechnen lassen kann. Wie es aussieht, könnte es tatsächlich mit der morgigen Abreise klappen. Wird auch Zeit, denn unser zukünftiger Bordkater Lucky ist natürlich nicht mit nach Cornwall gereist und wartet vermutlich sehnsüchtig auf unserer Rückkehr. Natürlich ist er auch ohne uns gut versorgt und wird täglich gefüttert, aber die abendlichen Krauleinheiten auf dem Sofa werden ihm vermutlich doch sehr fehlen (mir übrigens auch!). Zudem wartet ab Montag wieder die liebe Arbeit auf mich. Zwar kann ich an Bord natürlich auch arbeiten. Allerdings aktuell leider noch nicht auf hoher See, da uns hierfür noch das notwendige Equipment an Bord fehlt.

Bei stürmischen Regenwetter wird es ansonsten heute ein fauler Tag. Wir sitzen im Salon und surfen im Internet und ich nutze die Zeit, um am Blogbeitrag zu schreiben. Nebenbei wird ein wenig gearbeitet und weiter Pläne geschmiedet. Wenn wir morgen weg kämen, könnten wir es bis zum Wochenende nach Cuxhaven schaffen. Wenn nicht, müsste vielleicht eine Alternative für mich überlegt werden. Ich könnte mit Bus oder Taxi nach Newquay fahren, von dort mit Ryanair nach Stansted fliegen und weiter nach Bremen. So könnte ich theoretisch am 2. Mai wieder zu Hause sein. Allerdings müsste dann Axel „alleine“ mit Crew segeln und ich könnte gar nicht segeln. Irgendwie nicht dass, was wir uns vorgestellt haben. Zweite Alternative: Wir segeln gemeinsam los und ich werde in Ijmuiden rausgeschmissen. Von dort könnte ich per Flieger oder Bus und Bahn zurück nach Bremen. Segelzeit nach Ijmuiden? Tja, wie immer, je nach Wetter. Aber vermutlich wären wir am 2. Mai in Ijmuiden und ich könnte spätestens am 3. Mai in Langwedel sein. Alternative 3: Komme was wolle, ich bleibe an Bord und segle bis nach Cuxhaven. Da sollten wir, wenn wir morgen Nachmittag oder übermorgen Vormittag lossegeln und – „weather permitting“ – am 4. oder 5. Mai ankommen. Montags wieder bei der Arbeit im Büro sitzen, wäre machbar und möglich. Ja, wenn nur das Wetter mitspielt…

Regen, Regen und noch mehr Regen

Das Wetter bleibt schlecht und zum Regen gesellt sich nun auch noch Wind. Nein, heute müssten wir wirklich nicht umbedingt segeln gehen. Aber heute soll endlich unsere Crew ankommen! Skipper Andy ist per Zug auf dem Weg von Southampton nach Falmouth und Crewmitglied Niall wohnt ums Eck in Mylor. Da ihre Ankunft für den Nachmittag geplant ist, nutzen wir die Zeit um weiter sauber zu machen. Ich nehme mir heute mal das Cockpit vor und reinige alle Flächen einschließlich der Decken. Hier hat sich über die Wintermonate doch erheblich Spack breit gemacht. Nachmittags geht es dann noch einmal zum Einkaufen, um die frischen Lebensmittel für die Fahrt aufzustocken. Zum Glück gibt es direkt ums Eck einen kleinen Tesco Express, der ein reichhaltiges Sortiment bereit hält. Gegen 15 Uhr taucht dann Niall bei uns auf und wir freuen uns, dass es nun endlich weiterzugehen scheint. Niall war früher bei der Luftrettung als Crewman tätig und vermittelt ein entsprechend hohes Sicherheitsgefühl. Leider hat Niall die schlechte Nachricht für uns, dass Andy mit seinem Zug feststeckt und nicht weiterkommt. Die englische Bahn scheint nicht wirklich besser als die DB zu sein… Da sich später herausstellt, dass Andy erst gegen 19 Uhr ankommen wird und wir daher wohl heute nicht mehr rausfahren werden, fährt Niall kurzerhand wieder nach Hause und verspricht am nächsten Morgen pünktlich zur Abreise wieder da zu sein. Gegen 19:30 Uhr kommt dann tatsächlich nach über 10 Stunden Fahrt Skipper Andy bei uns an und wir gehen erst einmal in unser Lieblingssteakhouse The Ranch zum Abendessen. Zurück an Bord wird noch kurz geschnackt und ein Plan für die nächsten Tage entworfen und schon geht es recht früh in die Kojen.

Endlich geht’s los!

Obwohl ja eigentlich heute 1. Mai-Feiertag ist, geht es für uns früh raus aus den Kojen. Das Boot muss aufgeklart, Wasser getankt und alles seefest verstaut werden. Axel bekommt eine Einweisung, wie er den Katamaran vom Liegeplatz ablegen soll und schon geht es um 10:40 Uhr los. Wir lösen die Leinen und Axel schafft es ohne Problem aus der Marina hinauszusteuern. Unser nächste Stopp soll eigentlich direkt ums Eck erfolgen, wo wir an der Tankstelle Diesel tanken wollen. Allerdings hat sich dort bereits eine lange Warteschlange an Booten gebildet, so dass wir uns kurzerhand entschließen in Mylor Harbor zu tanken. So geht es ein paar Meilen unter Motor ums Eck und wir können ohne Wartezeit direkt am Tanksteg anlegen und etwa 800 l Diesel tanken. Insgesamt haben wir nun 1.000 l an Bord und sind somit sicher, dass wir auch bis Cuxhaven durchmotoren könnten (was wir nicht hoffen!). Um 12 Uhr lösen wir dann endgültig die Leinen und machen uns auf den Weg nach Cuxhaven. Der Wind hat leider stark abgenommen, so dass es tatsächlich erst einmal unter Motor weitergeht. Am schönen Leuchtturm von St. Anthony vorbei geht es raus aus der Bucht von Falmouth und Richtung Englischem Kanal. Axel und ich übernehmen die erste Wache und sitzen gemütlich im Steuercockpit in der Sonne. So können wir uns mit allem vertraut machen und uns langsam aber sicher wieder ans Bordleben gewöhnen. Bei weiter abnehmendem Wind versuchen wir am Nachmittag unser Großsegel zu setzen, was uns allerdings leider nicht gelingt. Im vergangenen Winter wurde der Mast gelegt und die Segel zur Durchsicht gebracht, jedoch hat man scheinbar das Großsegel nicht wieder korrekt angeschlagen. Während wir versuchen herauszufinden, wie die Leinen ordentlich laufen müssen, motoren wir also erst einmal munter weiter. Abends bereite ich für uns einen leckeren mediterranen Tortellinisalat und wir können alle gestärkt in die erste Nacht auf See starten. Da Skipper Andy Axel und mich für die „Hundewache“ von Mitternacht bis 3 Uhr morgens eingeteilt hat, geht es nach dem Abendessen auch schon in die Kojen.

Endlich unterwegs!

Muss das sein?!

Pünktlich um 12 Uhr nachts treten wir zu unserer ersten Nachtwache an. Während wir versucht haben, ein wenig Schlag zu bekommen, hat der Wind gedreht und weht uns nun von vorne entgegen. Dazu schüttet es in Strömen und die Sicht ist extrem schlecht. Die Lufttemperatur liegt bei frischen 6° C und gefühlten Null Grad. Hinzu kommt eine ganze Flotte an Fischern, die munter unsere Route durchkreuzen. Perfekte Bedingungen für die erste Nacht auf See nach über 8 Jahren! Segeln bzw. motoren zum Abgewöhnen und man fragt sich, warum man sich so etwas eigentlich antut. Immerhin halten uns die Fischer wach und es gelingt uns, unsere Wache ohne kritische Annäherungen zu bewältigen und das Boot weiter in Richtung Cuxhaven zu bewegen. Nach unserer Wache fallen wir geplättet und eiskalt gefroren in unsere Kojen und versuchen wieder warm zu werden.

Der nächste Morgen bringt weiteren Regen und kabbelige Bedingungen. Wir motoren weiter tapfer in Richtung Osten und setzen ein Stück Genua als Unterstützung. Dummerweise hat sich der Wetterbericht mal wieder komplett geändert und aus moderaten Bedingungen kündigen sich starke Winde für den Nachmittag und Abend an. Dummerweise behält der Wetterbericht leider auch recht und wir entschließen uns für die Nacht Brighton anzulaufen. Auch wenn es eigentlich „nur“ 20-25 kn Wind sind, die in anderen Revieren sicherlich kein Problem wären, kommt ein Weiterfahren im englischen Kanal für uns nicht in Frage. Erstens kennen wir den Kat noch nicht gut genug, zweitens funktionieren Großsegel und Windanzeiger nicht 100%ig und drittens sorgt die Topografie im Englischen Kanal dafür, dass Wellen und Wind einem Trichtereffekt unterworfen sind und sich dadurch deutlich verstärken. Keine perfekten Voraussetzungen für eine Nachtfahrt durch eine der meist befahrenen Seeregionen der Welt.

Also, Kurs geändert und wir laufen Brighton an. Auf dem Weg bereite ich noch ein leckeres Hühnerfrikassee, so dass wir gut gestärkt auf den Hafen zusteuern können. Brighton bietet eine der größten Marinas von UK und ist fast immer anlaufbar. Bei auflandigem Wind und 1,5 bis 2 m Welle wird es uns bei der Ansteuerung aber doch ein wenig mulmig. Axel – mit Skipper Andy an seiner Seite – meistert die Einfahrt jedoch bravourös und wir fahren zu dem zuvor per Funk avisierten Liegeplatz. Während Niall und ich Fender und Leinen klar machen, manövriert Axel uns durch die Liegeplatzreihen und saust dabei mit 4 kn durch den Hafen, wohlgemerkt ohne den Motor eingekuppelt zu haben! Unser Lagoon hat einfach zu viel Windangriffsfläche und „segelt“ daher auch ohne Segel ganz schön flott. Um Fahrt raus zu nehmen, wird entsprechend der Rückwärtsgang eingelegt und abgebremst. Am Liegeplatz wartet schon ein Marinamitarbeiter auf uns und nimmt unsere Leinen an. Aufgrund des Windes gestaltet sich das Manöver allerdings nicht ganz einfach. Die Leinen fliegen nicht gut gegen den Wind und so braucht es mehrere Anläufe, bis wir fest sind. Puh, Anlegen und erschwerten Bedingungen hätten wir uns eigentlich lieber nach etwas mehr Übung gewünscht. So unerwartet im Hafen nutzen wir die Gelegenheit und machen uns nach dem Aufklaren auf den Weg zum nächsten Pub. Bei ein oder zwei Bier wärmen wir so langsam auf und der heulende Wind auf dem Rückweg zum Schiff bestätigt uns, dass wir mit dem Stopp in Brighton die richtige Entscheidung getroffen haben.

La Ola fest in Brighton

Ab durch den Ärmelkanal

Nach einer ruhigen Nacht im Hafen, geht es am nächsten Morgen weiter. Der Wind hat wie vorhergesagt abgeflaut und wir haben Hoffnung, dass es nun ohne weitere Unterbrechungen nach Cuxhaven weitergehen kann. In der Hafenausfahrt wird es noch einmal kurz unruhig, da eine alte Welle steht, die sich im flachen Bereich ordentlich aufbaut. Im tieferen Wasser wird es wieder ruhiger und wir motoren munter Richtung Dover. Das Wetter verbessert sich immer mehr und der Wind nimmt immer weiter ab. Allerdings reicht es damit mal wieder nicht zu Segeln. Also weitermotort und den Heizlüfter unter Deck angestellt. Bitterkalt ist es nämlich immer noch. Entlang der Küste und der Kreideküste mit den Sieben Schwestern geht es um die Anhöhe Beachy Head herum und weiter Richtung Nordosten. Wir setzen zur Motorunterstützung zunächst die Genua, entscheiden uns jedoch sie später wieder wegzunehmen, da sie zu wenig bringt. Dabei stellen wir fest, dass sich die Wickelleine in der Rolle verklemmt hat und so wird aus einem einfachen Manöver mal wieder eine halbstündige Reparaturarbeit. Am späten Nachmittag passieren wird die Straße von Dover und können uns ohne Probleme an den vielen Fähren vorbeimogeln. Zum Glück sehen wir auch keine Flüchtlingsboote, die scheinbar inzwischen ein echtes Problem beim Durchfahren der Engstelle darstellen. Skipper Andy erklärt uns trotzdem die Standardprozedur für den Fall, dass man ein Flüchtlingsboot sichtet und wir hoffen, dass wir auch auf dem Rückweg im Sommer entlang der französischen Küsten keine Anwendung dafür haben werden. Hinter Dover geht es in nördlicher Richtung am Goodwin Knoll vorbei und der Strom schiebt uns kräftig durch das glatte Wasser. Abends bereite ich heute mal Lachs mit Bandnudeln in Sahnesauce und bekomme mal wieder ein großes Lob von der Crew. Axel und ich dürfen im Anschluss ans Essen heute früh in die Kojen und sind erst um 3 Uhr nachts wieder mit der Wache dran.

White Cliffs of Dover

Endspurt

Ich persönlich mag die Wache von 3 bis 6 Uhr am liebsten. Man startet in stockfinsterer Nacht und irgendwann erscheint das erste Tageslicht am Horizont. Die Sonne schiebt sich immer höher und die Temperaturen steigen mit jeder Minute. Und genauso läuft es bei unserer heutigen Wache. In der Dunkelheit manövrieren wir uns durch veschiedene Frachter und Tanker, rufen den einen oder anderen per Funk an und klären, wie man uns passieren möchte. Dann wird es ruhiger und neben dem ersten zarten rosa am Horizont zeigt sich auch noch der aufgehende Mond als dünne Sichel. Schließlich schiebt sich die Sonne genau vor uns und wir lassen uns von ihr schön aufwärmen. Nachdem wir abgelöst werden, gibt es erst einmal ein ordentliches Frühstück und wir zeigen Skipper Andy nicht nur die gute deutsche Tradition des Frühstückseis, sondern auch noch die Verwendung eines Eierschalensollbruchstellenverursachers. Der Tag verläuft ruhig weiter. Die See hat sich beruhigt und wir nutzen die Zeit, um unser Großsegel noch einmal zu überarbeiten. Mit gemeinsamen Brainstorming und Studium der Schiffsgebrauchsanweisung gelingt es uns schließlich das Großfall ordnungsgemäß ans Square-Top-Groß anzubringen. So wären wir nun bei Wind endlich in der Lage zu Segeln. Wind gibt es allerdings nicht wirklich und so wird einfach weitermotort. Nur gut, dass wir zum Start noch die Tanks vollgemacht haben! Mittags bereitet Axel leckeren Avocado-Thunfisch-Salat und abends gibt es Chili con Carne. Skipper Andy und Neill wollen uns nun langsam aber sicher ein paar Sterne für die Bordküche verleihen und behaupten, sie wären noch nie so gut wie bei uns bekocht worden. Da unsere Wachen rollieren, sind Axel und ich heute mit der „Frühschicht“ von 21 Uhr bis Mitternacht dran. Es gibt wie immer viel zu sehen. Inzwischen segeln wir entlang der niederländischen Küste und hangeln uns an den Inseln Texel und Vlieland vorbei.

Sonnenaufgang auf See

Hacksee und Highspeed

Während wir ganze 6 Stunden schlafen konnten, sind wir weiter entlang der Küste vorbei an Terschelling gesegelt und könnten nun eigentlich Ameland und Schiermonnikoog sehen. Könnten, wenn es nicht wieder angefangen hätte zu regnen. Und zwar in Strömen. Die Sicht ist schlecht und wir sind froh, dass wir im geschützten Steuercockpit sitzen können. Wobei es so stark regnet, dass sich inzwischen das Wasser auch seinen Weg durch das Cockpitzelt gesucht und gefunden hat und es an vielen Ecken reindröppelt und -fließt. So pendeln wir zwischen Steuercockpit und Salon und müssen auch heute wieder dem einen oder anderen Großschiff ausweichen, die leider nicht immer auf unseren Funkruf reagieren und scheinbar der Meinung sind, dass der Größere Vorfahrt hat. Die Wettervorhersage lässt nichts Gutes erwarten und leider bewahrheitet sie sich heute auch. Der Wind nimmt immer weiter zu und wir setzen mal wieder die Genua zur Motorunterstützung. Schnell müssen wir sie dann aber auch wieder einrollen, denn auf Höhe Juist nimmt der Wind auf 4-5 Windstärken zu und der Strom gegenan verursacht eine äußerst kabbelige See. Dazu prasselt munter der Regen aufs Deck. Ab Höhe Norderney wird es dann richtig ungemütlich. Der Wind drückt mit Böen von über 30 kn und die See schaukelt und gewaltig durch. Unser Plan, heute noch Cuxhaven zu erreichen, scheint in weite Ferne zu rücken. Um an unseren Liegeplatz in der City-Marina zu kommen, müssen wir nämlich eine Brücke passieren, die laut telefonischer Auskunft jedoch heute nur bis 22 Uhr geöffnet wird. Könnte knapp werden! Axel und ich übernehmen nachmittags wieder unsere Wache und passieren Wangerooge und die Jade-Weser-Mündung. Zum Glück haben wir unsere Route gut geplant und das Timing perfekt hinbekommen. Ab der Reede Alte Weser dreht der Strom und wir machen langsam aber sicher wieder mehr Fahrt. Im Surf erreichen wir schon mal die 10 kn und die Ankunft an unserem Liegeplatz in Cuxhaven scheint doch wieder möglich zu sein. Zum perfekten Timing kommt hinzu, dass der Regen nachlässt und schließlich sogar Fleckchen mit blauem Himmel zu sehen sind. Mit einlaufen in die Elbe nimmt „La Ola“ so richtig Fahrt auf. 10, 11 und sogar 12,5 kn zeigt die Logge bei mitlaufendem Strom und mitlaufender Welle. Perfekt! Damit wir auch heute für die Anlegemanöver gut gerüstet sind, koche ich Hähnchenbrust auf Kräutertomaten mit Reis und pünktlich um 20:45 Uhr biegen wir in den alten Hafen von Cuxhaven ein. Die Brücke öffnet für uns um 21 Uhr und wenige Minuten später sind wir fest an unserem Liegeplatz. Was für ein Ritt zum Abschluss! Erschöpft, aber glücklich angekommen zu sein, lassen wir den Abend bei Bier und Wein im Cockpit ausklingen.

Geschafft

Skipper Andy und Niall verlassen uns frühmorgens, um ihre Flieger zurück nach England zu nehmen. Bei herrlichem Sonnenschein und warmen Temperaturen klaren wir das Boot auf und schnacken mit Hafenmeister Heiko Horch, bevor uns unser Freund Luer um 10 Uhr abholt und nach Bremen zum Flughafen bringt. Gegen Mittag sind wir wieder in der Daverdener Mühle und werden sehnsüchtig von Kater Lucky erwartet. Nun heißt es in den nächsten Tagen unsere Sachen von der Mühle aufs Boot zu bringen und alles auszurüsten, bevor wir dann im Sommer lossegeln können.

La Ola an ihrem Liegeplatz in Cuxhaven

Weitere Fotos von der Überfahrt findet Ihr hier!