Blauwassertour 2008 – Teil 12

Zwölfter Teil unserer Reise von Grenada zu den ABC-Inseln vom 3. Februar bis 13. März 2008.

Sonntag, 3. Februar 2008: Prickly Bay/Grenada – auf See 98,2 sm

Die ganze Nach über regnet es in Strömen, so dass ich doch ein wenig unruhig werde. Bei Regen legen wir ja bekanntlich nicht ab. Doch wir haben Glück und am nächsten Morgen scheint wieder die Sonne auf uns herab. Während Axel nach dem Frühstück noch schnell den Müll an Land bringt, erledige ich den Abwasch und verstaue alles ordentlich. Gegen halb zehn geht dann mal wieder der Anker auf und wir verlassen die nette Prickly Bay. Kurz hinter der Bucht kommt das Großsegel raus und wir segeln an Saline Point vorbei. Während Grenada langsam hinter uns verschwindet und dabei in dicken Regenwolken hängt, haben wir zum Glück gutes Wetter. Die See ist einigermaßen ruhig und so genießen wir komfortables Segeln. Wir baumen die Genua aus und setzen Kurs ab auf einen Punkt nördlich der Los Aves Inseln. Dabei werden wir leider so klangvolle Inseln wie die Los Testigos, La Blanquilla und die Los Roques einfach links liegen lassen. Dies hat zwei Gründe. Erstens fehlt uns ein wenig die Zeit, da am 8. Februar Bärbel auf Bonaire ankommt und uns sicherlich ziemlich übel nimmt, wenn wir dann nicht auch das sind. Zweitens sind insbesondere die Los Testigos derzeit ein relativ „heißes Pflaster“. Dort wurde nämlich erst am 26. Januar diesen Jahres eine Yacht überfallen und der Skipper angeschossen. Beides ist natürlich sehr schade, denn die Inseln sollen wunderschön sein und wir hätten sie eigentlich gerne erkundet. Aber wenn alles nach Plan läuft, kommen wir in circa vier Jahren ja noch einmal an Venezuela vorbei. Vielleicht hat sich bis dahin ja die Sicherheitslage etwas gebessert und wir können dann einen Blick auf die Inseln werfen. Während wir so ruhig vor uns hin segeln, passiert plötzlich etwas, was wir schon vom Atlantik her kennen – unser Autopilot hat mal wieder Aussetzer. Wie kann das nun wieder sein? Da es so langsam auf den Abend zu geht, beschließen wir kurzfristig unseren auf dem Atlantik eingebauten Ersatzmotor gegen den auf Martinique erhaltenen neuen Ersatzmotor auszutauschen. Vielleicht ist ja bei dem überstürzten Umbau auf dem Atlantik irgendetwas an dem Teil kaputt gegangen. Immerhin musste Axel damals ja die nicht passende Kupplung austauschen und wer weiß, ob die alte Kupplung nicht einen Knax hatte. Diesmal geht der Umbau allerdings deutlich schneller als auf dem Atlantik, da wir ja inzwischen wissen wie es geht. Außerdem ist auch die See heute deutlich ruhiger. Nach dem Umbau funktioniert auch erstmal alles wieder einwandfrei und wir fahren etwas beruhigter in die Nacht hinein. Abends gibt es den vorgekochten Möhreneintopf, da ich nach der Umbauaktion nicht mehr wirklich Lust zum Kochen habe. Während Axel die erste Nachwache übernimmt, darf ich mal wieder in unsere Leesegelgeschützte Koje im Salon kriechen. Bis Mitternacht passieren wir ein paar Frachter, aber keiner der Dicken kommt uns glücklicherweise zu nahe.

Grenada bleibt achteraus

Montag, 4. Februar 2008: Auf See 174,9 sm

Um Mitternacht übernehme ich wie gewohnt die Wache und Axel verschwindet nach unten. Die See ist relativ ruhig und über mir spannt sich ein herrlicher Sternenhimmel. Es ist gegen 1.30 Uhr und ich halte gerade nach einem Frachter Ausschau, der uns in einigen Meilen vor dem Bug passiert. Dann passiert es – plötzlich schaltet doch tatsächlich der blöde Autopilot wieder aus. Während ich noch hinter das Steuerrad stürze, um das Schiff wieder auf Kurs zu bringen, ist es auch schon wieder passiert. Unser Spibaumbeschlag hält den Belastungen der backstehenden Genua nicht stand und bricht mit lautem Knall. Der Spibaum schlägt gegen die Wanten und landet irgendwo neben meinem Kayak. Axel ist natürlich inzwischen hellwach und kommt an Deck gestürzt. Da brauche ich nicht mal meinen geliebten Alarmknopf mit der Funktion „Bär, komm doch mal bitte schnell an Deck“ zu drücken. Gemeinsam bergen wir die Genua und befestigen den Spibaum notdürftig an Deck. Wieso passiert so was eigentlich immer nachts? Und wieso ist dieser blöde Autopilot schon wieder ausgefallen? Nur unter Groß geht es nun weiter. Dadurch geigt das Schiff natürlich etwas mehr und die Fahrt wird deutlich unruhiger. Da Axel nach diesem Zwischenfall sowieso nicht mehr schlafen kann, darf ich ausnahmsweise schon um 2 Uhr zurück in die Koje. Axel sitzt derweil im Cockpit und grübelt sich über den Autopiloten den Kopf wund. Ansonsten passiert in der Nacht zum Glück nicht aufregendes mehr und ich löse Axel irgendwann gegen 6 Uhr wieder ab. Der nächste Morgen empfängt uns mit bewölktem Himmel und zunehmendem Wind. So wird das Frühstück im Cockpit mal wieder zum Balanceakt. Am Besten macht man es dabei so: Man nehme zuerst ein Glas Orangensaft und trinke diesen aus. Glas beiseite gestellt und schnell ein Brötchen geschmiert. Dieses schnell aufgegessen und bloß keinen allzu rutschigen Belag wählen. Das ganze Frühstücksequipment nach unten in die Spüle verholen und dann ganz in Ruhe ein bis zwei Tassen Kaffee trinken. Aber bloß nicht die Kaffeetasse dabei los lassen! Trotz der zunehmen unruhigen See verbringen wir insgesamt einen recht ruhigen Tag. Axel grübelt weiter vor sich hin, was wohl mit dem Autopiloten sein könnte. Kann der neue Motor eventuell auch schon wieder kaputt sein, oder ist es vielleicht gar nicht der Motor, sondern doch der Computer? Wir nehmen auf jeden Fall mal wieder Kontakt mit Manfred Schöchl auf, der auch direkt eine Verbindung zu den entsprechenden Leuten von Raymarine herstellt. Während Axel unter Deck sitzt und rege Emails mit den Jungs hin und her schreibt, sitze ich mit einem Buch im Cockpit und lese („Der Schrecksenmeister“ von Walter Moers, ein geniales Buch!). Ab und zu schaue ich dabei natürlich in die Gegend und halte nach Schiffen auf Rammkurs Ausschau. Während einer dieser Kontrollblicke sehe ich zu meinem großen Erstaunen nur zwei Meter neben dem Schiff ein Schlauchboot mitsamt Außenborder an uns vorbei treiben. Ich stürze ans Ruder, drücke den „Bär, komm doch mal“-Alarmknopf und bin schon dabei das Schiff in den Wind zu drehen. Welch ein Glück, dass wir jetzt keine ausgebaumte Genua draußen haben 😉 So kann ich Hello World in wenigen Minuten unter Motor ans das achteraus treibenden Schlauchboot heranmanövrieren. Ganz vorsichtig halte ich Hello World in Luv von dem Dinghy und während wir so langsam auf das Schlauchboot drauf getrieben werden, kann Axel mit einem Bootshaken die Schleppleine greifen. Innerhalb kürzester Zeit haben wir das Teil sicher in Schlepp und sind innerhalb einer Viertelstunde wieder auf Kurs. Schon komisch, was so alles auf dem Wasser rum treibt! Bei unserem Fund handelt es sich um ein Caribe Dinghy um die 2,7 m lang mit festem Boden. Eigentlich genau das, was wir vor ein paar Tagen gerne gekauft hätten und ja auch gekauft haben. Der Außenborder ist ein 5 PS Tohatsu und damit deutlich zu klein. Das Dinghy sieht zwar im wahrsten Sinne ziemlich beschissen aus, scheint aber ansonsten noch in einem recht gutem Zustand. Ein Aufkleber weist es als Eigentum der Charterfirma Sunsail aus. Da wir nicht irgendwann einmal Ärger bekommen wollen, weshalb wir mit dem Dinghy einer Charterfirma unterwegs sind, beschließen wir mit Sunsail direkt Kontakt aufzunehmen. Wir schlagen schnell in unserem Revierführer nach und stellen fest, dass die nächste Sunsail Charterbasis auf St. Vincent ist. Zum Glück steht eine Emailadresse dabei und wir schicken ihnen umgehend eine Email und fragen an, was wir mit dem Dinghy nun machen sollen. Im Moment lässt es sich auf jeden Fall erstmal brav hinterher schleppen. Auch wenn es dabei in den immer höher werdenden Wellen ganz schön ins surfen kommt. Abends koche ich ein leckeres Chili con Carne, welches wir in der letzten Abendsonne im Cockpit genießen. Dummerweise türmen sich am Horizont wieder mal dicke Wolken auf. Das kennen wir ebenfalls vom Atlantik. Squalls im Anmarsch. Ja, und dann fängt doch tatsächlich wieder unser Autopilot mit seinen Mucken an. Den ganzen Tag hat er tapfer durchgehalten und nun fällt er immer wieder aus und steuert einfach nicht mehr. Danach lässt er sich zwar wieder anstellen und steuert dann für Stunden oder auch nur Minuten weiter. Aber man weiß halt nie, wann der nächste Ausfall kommt und ob das Schiff dann plötzlich in eine Patenthalse fährt. So ein Sch…! Unsere Nacht wird entsprechend unruhig, da wir die ganze Zeit beobachten müssen, ob der Autopilot noch steuert oder nicht. Ich habe einigermaßen Glück und er fällt in meiner Wache nur zwei mal aus. Den armen Axel erwischt es dagegen fürchterlich. Dauernd setzt der Autopilot aus und ein Squall nach dem anderen fällt über ihn her und bläst literweise Regen ins Cockpit. So ein Seglerdasein kann schon echt hart sein!

Treibgut im Schlepp

Dienstag, 5. Februar 2008: Auf See – Kralendijk/Bonaire 126,7 sm

Von der unruhigen Nacht sind wir heute doch ziemlich gerädert. Außerdem ist die See inzwischen ziemlich ruppig und Schiff entsprechend schaukelig. Die normale Windsee aus Osten bereitet uns dabei die wenigsten Schwierigkeiten. Aber aus Norden kommt eine ekelige, quer laufende See, die Hello World wie einen Brummkreisel tanzen lässt. Wir frühstücken relativ stillschweigend und grübeln dann weiter, warum der Autopilot dauernd ausfällt. Vielleicht ist ja irgendwas mit der Stromversorgung? Zu wenig Spannung? Aber wieso hat das ganze dann immerhin 6.000 sm bis zur Mitte des Atlantiks gehalten? Wie dem auch sei, das Problem muss gelöst werden! So machen lange Strecken nicht nur keinen Spaß, sondern sind auch nicht ganz ungefährlich. Wenn der Autopilot versagt und das Schiff eine Patenthalse fährt, kann uns dies bei entsprechendem Wind im Zweifelsfall unseren Baum oder gar den Mast kosten. Und über den Pazifik ohne funktionierenden Autopiloten, daran wollen wir gar nicht erst denken! Irgendwann im Laufe des Tages erreicht uns dann eine Email aus St. Vincent. Das Management von Sunsail bedankt sich erstens recht herzlich, dass wir ihnen den Fund des Dinghys gemeldet haben. Zweitens vermachen sie uns das Dinghy mitsamt Außenborder als Geschenk, da es sich für sie leider nicht lohnt, das Dinghy aus Bonaire abzuholen und nach St. Vincent zurück zu bringen. Na, da hat sich der kleine Umweg ja ziemlich gelohnt! Vielen Dank!!! Allerdings wissen wir im Moment nicht so wirklich, was wir mit dem Teil eigentlich nun anfangen sollen. Ein drittes Dinghy brauchen wir ja eigentlich nicht wirklich. Zusammenpacken lässt es sich angesichts des festen Bodens leider auch schwerlich. Verkaufen? Ja, aber was bekommt man wohl für ein gebrauchtes Dinghy und einen Außenborder? Lohnt der Aufwand und vor allem, wer kauft schon ein Dinghy mit den eingestanzten Daten einer Charterfirma? Da werden wir wohl noch ein wenig drüber nachdenken müssen. Aber vielleicht ergibt sich ja auf Bonaire irgendetwas. Am Nachmittag können wir schließlich den Kurs ändern und auf die Südspitze von Bonaire zu halten. Die Genua kommt wieder raus und wir erreichen abends gegen 18 Uhr Bonaire. Mit dem letzten Tageslicht laufen wir in die Harbour Village Marina ein und machen wie über Funk angewiesen zunächst an der Tankstelle fest. Da das Marina Office um diese Uhrzeit nicht mehr besetzt ist, bekommen wir unseren reservierten Liegeplatz erst am nächsten Tag zugewiesen. Nachdem wir Hello World gut vertäut haben, sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und lassen den Törn Revue passieren. Der erste Eindruck der Marina ist auf jeden Fall recht nett. Alles sieht sehr sauber und aufgeräumt aus. Typisch Holländisch eben. Relativ schnell scheuchen uns jedoch die Mücken unter Deck und wir fallen nicht besonders böse darüber zügig in unsere Kojen.

Ankunft auf Bonaire

Mittwoch, 6. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Am nächsten Morgen macht sich Axel als erstes auf den Weg zum Marina Office. Wir bekommen Platz 25 an Steg A zugewiesen und verholen Hello World auch direkt dorthin. Dann gibt es erstmal ein leichtes Frühstück, bevor es mit dem Dinghy erneut zum Marina Office geht. Dort werden wir drei prall gefüllte Säcke Dreckswäsche los und können auch gleich ein Auto mieten. Während wir auf die Dame vom Autoverleih warten, betritt eine recht aufgeregt wirkende Seglerin den Raum. Erbost erzählt sie von einer Yacht, die mitten in eine Schule Delfine motort ist und die Tiere verfolgt hat. Das Ganze wird telefonisch an die örtliche Nationalpark Verwaltung durchgegeben, die sich die Crew der Yacht auch direkt vornehmen wollen. Da die Dame einen netten Eindruck macht, frage ich sie aus einer Laune heraus, ob sie nicht jemanden kennt, der durch Zufall ein Schlauchboot braucht. Die Dame, sie heißt Susie und liegt hier mit ihrer Yacht „Wishful Thinking“ an einer Mooring, fällt daraufhin sozusagen aus allen Wolken. Natürlich! Der Bonaire Sailclub ist dringend auf der Suche nach einem neuen Rettungsboot für die Jugendarbeit. Am kommenden Sonntag findet dafür extra eine Veranstaltung statt, auf der Geld für diesen Zweck gesammelt werden soll. Spontan beschließen wir unser gefundenes Dinghy mitsamt Außenborde dem Segelverein zu spenden und bringen damit Susie noch mehr aus dem Häuschen. Eigentlich kann sie es gar nicht fassen. Bis Sonntag soll das Ganze allerdings noch geheim bleiben. Dann soll unser Fundstück offiziell dem Segelverein übergeben werden. Wir werden schließlich von der Dame vom Autoverleih abgeholt und zum Flughafen gefahren. Dort füllen wir die notwendigen Papiere aus und bekommen zunächst einen Kleinbus. Am Abend können wir diesen dann gegen eine Pick-Up eintauschen, der sich für unsere Zwecke hier auf der Insel deutlich besser eignet. Im Moment ist leider keiner Verfügbar, aber heute wollen wir ja eh noch nicht mit unseren Tauchsachen losziehen. Als erstes fahren wir mit unserem Vehikel in die Innenstadt von Kralendijk. In der Nähe der Hafenpromenade bekommen wir einen Parkplatz – auf Bonaire übrigens immer (!) kostenlos – und laufen ein kurzes Stück bis zur Zollbehörde. Hier klarieren wir ohne Probleme ein und werden ein Stück weiter zur Polizeibehörde geschickt. Schnell noch die Formulare für die Immigration ausfüllen und schon sind wir offiziell auf Bonaire geduldet. Vor der Promenade haben heute zwei riesige Kreuzfahrtschiffe festgemacht. Aus der Ferne sieht es aus, als ob jemand zwei hässliche Hochhäuser in eine Gegend mit ausschließlich niedriger Bebauung gesetzt hätte. Aus der Nähe wird dieser Eindruck leider auch nicht viel netter. Hunderte Kreuzfahrttouristen strömen durch die Straßen und wir sind nach zweieinhalb Tagen Einsamkeit auf See etwas überfordert. Da setzen wir uns doch lieber erstmal ins City Cafe und essen eine Kleinigkeit. Das hilft! Deutlich entspannter setzen wir uns wieder in unseren Minibus und suchen den Cultimara Supermarkt auf. Hier kaufen wir zwar ein paar Kleinigkeiten ein, sind jedoch von dem Angebot und der Warenpräsentation ziemlich enttäuscht. Irgendwie nicht der Shoppingtempel zum Wohlfühlen, den uns der Revierführer versprochen hat. Weiter geht es zum örtlichen Trans Ocean Stützpunkt. Mit Marlis von Marlis Canvas haben wir bereits vor ein paar Wochen Kontakt aufgenommen und angefragt, ob wir ein Paket dorthin schicken lassen könnten. Wie meist war die Antwort sehr freundlich und so hoffen wir dort nun ein Päckchen von Gitti in Empfang nehmen zu können. Marlis ist leider zurzeit nicht da, doch ihre Mitarbeiterin Gea hilft uns gerne weiter. Allerdings ist auch unser Päckchen bisher noch nicht angekommen. Wir sollen doch einfach mal bei der Post nachfragen, vielleicht läge es dort herum. Da die Post heute allerdings bereits geschlossen hat, machen wir uns schließlich auf den Rückweg zum Hafen und sind schnell wieder an Bord von Hello World. Kaum, dass wir im Cockpit sitzen, kommt auch schon Gloria von der Motoryacht „Slow Dancing“ von gegenüber und begrüßt uns freundlich. Wann wir angekommen seien, wo wir herkämen und das jeden Donnerstag bei Vespucci ein Seglertreffen stattfinden würden. Auch unsere Nachbarn Lourae und Randy von der „Pizazz“ trudeln irgendwann ein und begrüßen uns ebenso freundlich. Na, dass scheint ja mal ein netter Hafen zu sein. Da fühlt man sich doch direkt irgendwie heimisch. Um 18 Uhr fahren wir schließlich noch einmal zum Flughafen und tauschen unseren Minibus gegen den versprochenen Pick-Up ein. Mit dem können wir in den nächsten Tagen problemlos unsere Tauchsachen durch die Gegend fahren und Platz für 4 bis 6 Leute hat er auch noch. Zurück an Bord ist heute Abend nicht wirklich viel mit uns anzufangen und wir fallen recht früh in unsere Kojen. Irgendwie wirken sich die Nachtwachen der letzten Nächte doch länger aus, als man eigentlich möchte.

Kleiner Fruchtmarkt in Kralendijk

Donnerstag, 7. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Für heute haben wir uns einen Arbeitstag vorgenommen. So geht es direkt nach dem Frühstück mit den ersten Reparaturen los. Axel baut den alten Computer vom Autopiloten aus und unser Ersatzteil dafür neu ein. Vielleicht hat der ja doch eine Macke? Bisher hat man bei Sunbeam und Raymarine noch keine Lösung für unsere Probleme gefunden, also tauschen wir einfach erstmal alles aus, was uns so einfällt. Außerdem räumen wir die Vorschiffskabine aus und vor allem auch auf, um Platz für Bärbel zu schaffen. Ich schwinge danach den Staublappen und verwandle Hello World mal wieder in ein sehr sauberes Schiff. Nachdem alles soweit klar ist, machen wir uns auf den Weg zur Tauchbasis ums Eck. Von anderen Seglern haben wir gehört, dass man dort einfach seine Flaschen füllen lassen kann und dies sehr günstig sein soll. Wir nehmen dummerweise den Landweg und müssen am Harbour Village Ressort erstmal um Einlass bitten. Nachdem die Tauchbasis versichert hat, dass wir dort empfangen werden, werden wir hochsicherheitstechnisch vom Eingangstor zur Tauchbasis begleitet. Dort empfängt uns der Chef Leo und zeigt uns seine Tauchbasis. Die Tauchbasis füllt für uns Segler eigentlich nur die Flaschen und hat sonst nichts mit uns am Hut. Getaucht wird alleine vom Dinghy oder von Land aus. Leo erzählt uns ein wenig über die Beschaffenheit der Riffe hier und gibt uns ein paar Tipps für die ersten Tauchgänge. Außerdem zeigt er uns, wo wir unsere Tauchsachen mit Süßwasser abspülen können und auch die zwei Strandduschen, wo wir uns selbst nach dem Tauchen etwas entsalzen können. Wir verabreden 30 Füllungen für unsere Flaschen zu erstehen und beschließen beim nächstes Mal allerdings doch besser mit dem Dinghy zu kommen. Das sollte deutlich weniger kompliziert sein, als auf dem Landwege und ist gerade einmal 100 m aus der Hafeneinfahrt heraus zu fahren. Kaufen können wir die Flaschenfüllungen allerdings im Moment noch nicht, da Leo es nicht schafft seinen Computer ans Laufen zu bekommen. Dafür sollten wir doch am Besten morgen noch einmal wieder kommen. Auch die Gebühr für die Nutzung des Unterwasser-Nationalparks von Bonaire können wir heute leider nicht entrichten. Dafür fehlen uns leider die notwendigen Barreserven. Irgendwie haben wir bisher einfach noch keine Bank aufgesucht, die uns mit Niederländischen Antillen Gulden oder wahlweise US-Dollar versorgt hätte. Wir kehren schließlich zum Boot zurück und machen uns gegen 17 Uhr fertig für die Segler-Happy-Hour an der Bar von Vespucci. Natürlich treffen wir dort Susie wieder und lernen noch weitere nette Segler kennen. Neben den recht günstigen Drinks gibt es auch noch ein paar leckere Snacks auf Kosten des Hauses. So kehren wir gegen 19 Uhr recht gut gesättigt zum Boot zurück und brauchen uns an diesem Abend nicht mehr ums Kochen zu kümmern. Da der Tag recht anstrengend war und wir vor allem morgen zu einer gänzlich ungehörigen Zeit aufstehen müssen, gehen wir auch heute wieder früh in unsere Kojen.

Freitag, 8. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Kaum zu glauben, der Wecker klingelt doch tatsächlich um 3.45 Uhr. Morgens! Wir putzen schnell unsere Zähne, werfen uns etwas Wasser ins Gesicht und machen uns schließlich auf den Weg zum Flughafen. Dort angekommen landet super pünktlich die KLM Maschine aus Amsterdam und wir können den Passagieren dabei zusehen, wie sie aus dem Flieger herauspurzeln. Bärbel entdecken wir dabei zwar nicht, doch dafür steht sie eine halbe Stunde später relativ munter am Checkout und wir dürfen sie in die Arme schließen. In der Dunkelheit geht es zurück zum Schiff, so dass Bärbel leider noch keinen Blick auf die Flamingos werfen kann, die in unmittelbarer Nähe zum Flughafen in einem Tümpel herum stehen. Während wir an Bord erstmal einen Kaffee trinken und Bärbel ihre Sachen auspackt, dämmert dann langsam der Morgen heran. Im Gepäck hat Bärbel einige wunderbare Mitbringsel für uns. Neben duzenden Tüten von Gummibärchen und Lakritzschnecken finden sich auch Kondensatoren, ein neuer Gasfernschalter, eine neue Spiglocke und jede Menge Yachtsportfachmagazine. Super! Besuch ist etwas Wunderbares, wenn man mal so ganz eigennützig sprechen darf. Außerdem erhalte ich als verspätetes Geburtstagsgeschenk einige Sudoku- und Rätselmagazine von Bärbel und zwei funkelnagelneue Romane für die Bordbibliothek von meiner Schwester Nadja. So sind die nächsten Tage und Abende denn auch gerettet. Während Bärbel sich, kaum dass die Sonne so einigermaßen aufgetaucht ist, in ihren Bikini schmeißt und ein erstes Sonnenbad im Cockpit nimmt, machen wir uns also glücklich über die Mitbringsel her. Als erstes einmal wird die Spiglocke inspiziert. Dummerweise stellt sich heraus, dass wir das Originalteil von Sparcraft irgendwie auch nicht an unseren Beschlag dran bekommen. Da muss wohl noch irgendein Spezialteil dazwischen. Kurze Email an Herrn Burfeind von Hahnefeld Masten und schon wissen wir dieses Problem in guten Händen. Mittags machen wir uns dann alle gemeinsam auf den Weg nach Kralendijk City. Bärbel benötigt dringend noch ein paar kurze Hosen, da diese um die Jahreszeit in Deutschland irgendwie nicht zu bekommen waren. Bevor wir dem Kaufrausch verfallen, essen wir allerdings noch schnell eine Kleinigkeit bei der Ribs Factory. Erstens ist hier die Aussicht auf die Bucht und die Insel Klein Bonaire vorzüglich, zweitens lässt sich auch das Essen nicht lumpen. Gut gesättigt geht es dann von einem Shop zum nächsten. Gar nicht so einfach hier Shorts zu finden! Schließlich werden wir aber doch noch fündig und Bärbel hat eine neue schicke Bermuda. Im nächsten Shop kommen dann auch Axel und ich auf unsere Kosten. Ich bekomme ein paar neue Crocks (übrigens die Besten Segelschuhe überhaupt!) in Ballerinaform, Axel zwei ebenso schicke Exemplare in Flipflop-Form. Außerdem erhält Axel einen tollen Taucher-Strohhut für gerade einmal 10 US-$ und ich kaufe mir noch eine neue Sonnenbrille (polarisiert für 30 US-$). Meine Alte hat irgendwie ihre Gummiummantelung verloren und sitzt nun am rechten Ohr nicht mehr wirklich bequem. Noch einen Laden weiter und ich kann auch noch einen schicken Wickelrock mein eigen nennen. Was für ein Shoppingtag! Schließlich kehren wir alle wohlgelaunt an Bord zurück. Während Bärbel sich wieder in die Sonne legt, fahren Axel und ich mit dem Dinghy kurz ums Eck zur Tauchbasis. Heute können wir unsere 30 Flaschenfüllungen endlich auch bezahlen und liefern auch direkt die ersten beiden Flaschen zum Füllen ab. Außerdem erstehen wir einen schönen Tauchführer in Buchform für Bonaire. So können wir uns demnächst optimal auf die zu besuchenden Tauchplätze vorbereiten und brauchen uns keine Sorgen machen, dass wir vielleicht irgendwie in die falsche Richtung tauchen. Zurück an Bord sitzen wir eine ganze Weile noch im Cockpit zusammen, werden jedoch kurz nach Sonnenuntergang schnell von den zahllosen Mücken unter Deck getrieben. Dort sitzen wir dann noch lange im Salon zusammen und unterhalten uns über alles mögliche. Schließlich gibt es nach so langer Zeit doch einiges zu bequatschen. Erst gegen 23.30 Uhr machen wir uns daher auf den Weg in die Kojen.

Blick auf die Bucht vor Kralendijk

Samstag, 9. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Zur Feier des Tages oder aus irgendeinem Grund, den nur Axel alleine weiß, gibt es heute ausnahmsweise mal ein Ei außer der Reihe zum Frühstück. Anschließend begibt sich Bärbel zum täglichen Sonnetanken ins Cockpit, während Axel und ich mit dem Dinghy zum nächst besten Tauchplatz fahren. Dieser liegt zum Glück nicht allzu weit entfernt. Nur etwa 2 Minuten benötigen wir bis zum Tauchplatz „Something Special“. Gerade einmal aus der Hafenausfahrt raus, dann nach links und schon sind wir bei der Tauchplatzboje. An diese binden wir unser Dinghy fest, legen unser Tauchequipment an und sind schon im Wasser. Da es das erste Mal ist, dass wir alleine, ohne Tauchguide, und dann auch noch vom Dinghy aus tauchen, sind wir schon ein wenig aufgeregt. Brauchen wir allerdings gar nicht sein. Der Tauchspot ist dermaßen einfach zu betauchen. Man schwimmt entweder links am Riff entlang oder rechts über eine Sandfläche zur Hafeneinfahrt. Wir entschließen uns eine Weile nach links zu schwimmen und wechseln bei 100 Bar Restluft in der Flasche einfach die Richtung auf rechts am Riff lang. Den Einstiegspunkt haben wir uns mit einem markanten Röhrenschwamm gemerkt und so sind wir nach einer knappen Stunde wieder an unserer Boje und an unserem Dinghy. Dazwischen sehen wir eine derartige Vielfalt an Fischen und Korallen, wie wir sie bisher einfach noch nicht erlebt haben. Und wir haben in den letzten Wochen ja eigentlich schon eine ganze Menge gesehen. „Something Special“ ist wirklich etwas Besonderes! Und das Ganze auch noch in so kurzer Entfernung zum Hafen. Wundervoll! Nach einer kurzen Mittagspause an Bord machen wir uns gemeinsam mit Bärbel und der Tauchausrüstung auf den Weg in Richtung Flughafen. Hier liegt mitten in der Einflugschneise der Tauchplatz „Windsock“. Während Bärbel am Strand bleibt, sich sonnt und zum ersten Mal einen Schnorchelversuch unternimmt, tauchen Axel und ich wieder ab. Auch hier ist die Unterwasserwelt wunderbar vielfältig. Allerdings ist die Sicht angesichts des relativ starken Windes hier nicht mehr ganz so gut. Zum Fotografieren befinden sich einfach zu viele Schwebeteilchen im Wasser. Trotzdem erleben wir einen netten Tauchgang und Bärbel freut sich über karibisches Strandleben. Anschließend geht es zurück zum Schiff, wo wir Bärbel ihren ersten karibischen Rumpunsch kredenzen. Ich glaube sie sagte dazu, „da kann man sich ja direkt dran gewöhnen“. Recht hat sie! Abends kochen wir uns leckeres Hähnchenbrustfilet in Kokos-Erdnusssauce im Wok. Allerdings sind wir alle zusammen danach ziemlich schnell müde und in den Kojen. Bärbel, weil sie noch ihren Jetlag verdaut, wir, weil zwei Tauchgänge am Tag doch recht anstrengend sind.

Wunderhübscher Franzosen-Kaiserfisch

Sonntag, 10. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Glückes Geschick! Heute ist Sonntag!!! Da können wir ja endlich einmal wieder lange Ausschlafen. Da es das sonntägliche Frühstücksei ja gestern schon gab, bereite ich heute zur Abwechslung einmal Rührei mit Krabben. Krabben??? Ja, Krabben!!! Die gibt es hier nämlich frisch aus der Dose. Schmecken zwar nur so la la, aber immerhin. Viel Zeit bleibt uns zum Frühstücken allerdings nicht, denn bereits um 11 Uhr müssen wir in unserem Hafenrestaurant „Vespucci“ sein. Dort findet die Party vom Segelverein statt, bei der ja bekannterweise für ein neues Rettungsboot gesammelt werden soll. Da wir dazu ja ein klein wenig beizutragen haben, erscheinen wir dort pünktlich und unterhalten uns prächtig mit Susie, die den ganzen Spaß organisiert hat, und anderen Seglern. Die Kiddies vom Segelverein führen ein paar nette Segelmanöver vor, wir genießen lecker gegrillte Rippchen und Hähnchen, trinken dazu ein Glas Wein und amüsieren uns prächtig. Schließlich ist es so weit: unser Funddinghy wird vorgefahren und als neues Rettungsboot präsentiert! Natürlich sind alle begeistert und wundern sich vielleicht auch ein klein wenig über die verwunderlichen Deutschen, die einfach so ein Carib Dinghy spenden. Da nun kein Geld mehr für das Rettungsboot gebraucht wird, sammelt man einfach für einen größeren Außenborder für eben jenes. Und dafür kommt tatsächlich auch eine ganze Menge Geld zusammen. Auch wenn es natürlich noch bei weitem nicht reicht. Während Axel irgendwann die Nase voll hat von dem Rummel und an Bord zum Bastel geht, bleiben Bärbel und ich noch eine Weile und dürfen so auch an der Verlosung einiger toller Preise teilnehmen. Und heute ist doch tatsächlich unser Glückstag! Bärbel ist als erste dran. Sie gewinnt doch tatsächlich eine Stunde Tennisunterricht! Zum Glück tauscht Organisatorin Susie diese direkt gegen eine Flasche Wein ein. Bei dieser Hitze Tennis spielen, mag man ja wirklich keinem zumuten. Direkt das nächste Los fällt auf mich. Ich erwische ein kleines Radiogerät mit Kopfhörern, ideal zum Joggen. Ja, mag das vielleicht ein Zeichen sein? Aber Joggen bei der Hitze mag ich mir ja eigentlich auch nicht wirklich zumuten. Das nächste Los wäre übrigens auf Axel gefallen. Da der jedoch nicht mehr anwesend war, wurde der funkelniegelnagelneue Haarschneider zum Glück jemandem anderen zugelost. So reich beschenkt kehren Bärbel und ich schließlich auch an Bord zurück. Dort finden wir ein mittelprächtiges Chaos unter Deck vor. Axel hat angefangen den Schlauch von unserer Ruderwasserauffanganlage in die Bilge zu verlegen. Allerdings steckt er gerade auf Höhe Motorraum ziemlich fest. Gemeinsam schaffen wir es schließlich aber doch den Schlauch bis zur Duschbilge ins Vorschiff zu verlegen. Dort wird das Wasser vom Ruderlage nun zukünftig einfach automatisch abgepumpt und wir brauchen uns darum nicht mehr zu kümmern. Den Rest des Tages verbringen wir mit Relaxen, Lesen und Sonnen. Abends essen wir nur ein paar Käsewürfel und Oliven, da es ja mittags bereits ordentlich was gab. Es wird ein netter Abend, den wir diesmal sogar im Cockpit genießen können. Wir haben nämlich zwischenzeitlich ein Moskitonetz über das Cockpit gehängt und können nun relativ unbelästigt von den umherschwirrenden Mücken dort sitzen.

Unser Geschenk an den Segelverein von Bonaire

Montag, 11. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Auch heute geht es für Axel und mich nach dem Frühstück mal wieder mal zum Tauchen. Bärbel bleibt wie gehabt an Bord zurück, liest ein wenig und lässt sich die Sonne auf den Bauch scheinen. Wir fahren derweil mit dem Dinghy zu unserem Hausriff „Something Special“. Diesmal wenden wir uns nach dem Abtauchen nach rechts und tauchen unter der Hafeneinfahrt durch und zur nördlichen Mole. Dort gibt es jede Menge junge Fische zu entdecken. So können wir unter anderem einen gerade einmal Fingernagelgroßen Kofferfisch entdecken. Außerdem werden wir von einem sehr zutraulichen Paar Franzosen-Kaiserfische begleitet, die sich gerne von uns fotografieren lassen. Zum ersten Mal in meinem Taucherleben habe nämlich auch ich diesmal eine Kamera mit unter Wasser. Auch ein riesiger Schwarzer Zackenbarsch gelangt mir dabei vor die Linse. Allerdings handelt es sich bei meinem Fotoapparat um ein altes, abgelegtes Exemplar von Axel. Ohne Blitz und mit mangelnder Qualität. So werden meine Fotos zwar ambitioniert aufgenommen, verblauen allerdings ziemlich und sind eigentlich eher was für den elektronischen Papierkorb. Nach einer knappen Stunde kehren wir schließlich an die Oberfläche und zum Schiff zurück. Heute wollen wir mal nur einen Tauchgang machen. So fahren wir nachmittags noch einmal in die City nach Kralendijk. Axel hat beschlossen, dass er dringend eine neue Sonnenbrille braucht. Seine alte ist nach zwei Jahren hartem Bordalltag ziemlich verkratzt und verbogen. Am letzten Samstag haben wir beim Optiker bereits die Info bekommen, dass am Montag neue Modelle eintreffen würden. Doch als wir heute dort nachfragen, sind die Brillen leider immer noch beim Zoll (komisch, kommt uns irgendwie bekannt vor!). Bärbel hält unterdessen weiter nach einer zweiten kurzen Hose Ausschau. Aber obwohl wir fast jedes Geschäft abklappern, werden wir diesmal einfach nicht fündig. Auf dem Rückweg zum Auto schauen wir noch schnell bei der Post vorbei und fragen dort nach unserem Paket. Und erfahren, dass es tatsächlich inzwischen auf der Insel angekommen ist. Am vergangenen Freitag hat man bei Marlis Canvas eine Abholkarte abgegeben. Die müssen wir nun erstmal abholen, bevor wir mit der Karte das Paket wiederum bei der Post abholen können. Auf dem Rückweg zum Schiff halten wir daher noch einmal bei Marlis Canvas, wo Gea auch schon die Karte für uns bereit hält. Allerdings hat inzwischen die Post zu gemacht, so dass wir heute nicht mehr an den begehrten Inhalt des Paketes heran kommen. Aber morgen ist ja auch noch ein Tag. Zurück an Bord erzählen uns unsere Nachbarn von der „Pizazz“ von einem kostenlosen Konzert, welches an diesem Abend auf dem Kreuzfahrtschiff „Freewind“ stattfinden soll. Wir sind etwas erstaunt, dass überhaupt Besucher auf einen Kreuzfahrer gelassen und erst recht zu einem Konzert eingeladen werden. Daraufhin erklärt man uns, dass das Schiff der Scientology-Sekte gehört, die damit sicherlich irgendwelche Zwecke verfolgen. Nachdem man uns versichert hat, dass man uns dort nicht irgendwie gegen unseren Willen missioniert wird, beschließen wir am Abend dorthin zu gehen. Vorher genehmigen wir uns allerdins in der Stadt ein leckeres Abendessen. Wir gehen zum Restaurant „Salsa“ an der Hafenpromenade und genießen hervorragend und sehr schnell Rinderfilet mit Scampi und Erdbeer-Portwein-Sauce bzw. Thunfischfilet in Sesamkruste. Auf dem Weg zum Konzert treffen wir auf Susie und ihre Freundinnen Mary-Kay und Wilma, die ebenfalls auf dem Weg dorthin sind. Die Drei waren schon ein paar Mal dort und können uns so ein paar Tipps geben. Die Konzerte auf der „Freewind“ finden jedes Mal statt, wenn das Schiff hier im Hafen ist. An Bord bekommt man eine Eintrittskarte, welche man unbedingt behalten muss, da man ansonsten nicht mehr vom Schiff gelassen wird. Sollte man während des Konzertes einmal zu Toilette müssen, darf man außerdem mit einer netten Security-Begleitung rechnen. An Bord des Kreuzfahrers, der eher aussieht wie eine sehr betagte Fähre, angekommen, werden wir auch gleich in typisch amerikanisch-lockerer Atmosphäre vom Kapitän persönlich begrüßt. Mit einem Glas Wein ausgestattet nehmen wir schließlich im Konzertsaal Platz und genießen in den nächsten 1 1/2 Stunden ein tolles Konzert. Als erstes tritt eine gewisse Carmel Hayleen aus Los Angeles auf. Sie verfügt über eine super Stimme und war angeblich schon mit Michael Bolton auf Tour. Nach ein paar Liedern darf dann der Lokalmatador Julius Andrews aus Bonaire ran. Er singt ein paar ziemlich schmalzige Lieder auf Spanisch und Papiamentu, der einheimischen Sprache, für uns und macht dann noch einmal Platz für Carmel. Das ist dann doch eher unser Geschmack! Ihre Interpretationen von „Step by Step“, „Respect“ und „Purple Rain“ (waren wir da nicht gerade erst tauchen?) sind ziemlich gut und machen Spaß beim Zuhören. Nach dem Konzert machen wir uns allerdings ziemlich schnell von der „Freewind“ runter. Nicht, dass man uns doch noch irgendwas über deren komische Weltanschauung verklickern will. Zurück an Bord trinken wir noch ein Gläschen Wein, bevor wir auch heute mal wieder todmüde in unsere Kojen fallen.

Bizarre Geschöpfe – die Weihnachtsbaumwürmer

Dienstag, 12. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Für heute Vormittag haben wir mal wieder ein wenig Arbeitsprogramm eingeplant. Axel baut die Verkabelung für den Autopiloten neu und außerdem eine stärkere Sicherung ein. Vielleicht hilft das ja unsere Probleme mit dem Autopiloten zu lösen. Nun muss eigentlich nur noch der neue Computer angelernt werden und dann haben wir alles in unserer Macht stehende getan, um das Ding zum Laufen zu bringen. Heute herrscht dafür jedoch ein wenig zu viel Wind. Da wir auch keine rechte Lust zum Tauchen haben, beschließen wir heute mal einen kleinen Landausflug zu machen. Also fahren wir mit dem Auto zunächst in den Süden der Insel. Dort genießen wir den Ausblick auf die riesigen Salzgewinnungsfelder. Sie schimmern in tollen Farben von rosa bis hellblau. Auf der anderen Seite strahlt das Meer in allen Blautönen von türkis bis mitternachtsblau dagegen an. Selbst die Strände sind hier bunt. Pink Beach hat ihren Namen nicht zu unrecht erhalten. Eine sehr farbenfrohe Insel also. Im Süden halten wir schließlich bei den ehemaligen Sklavenhütten am Pekelmeer. Während Axel die Minihütten auch von innen erkundet, bleiben Bärbel und ich doch lieber in der Sonne. Man mag sich gar nicht vorstellen, mit wie vielen Menschen die in diesen kleinen Dingern früher gehaust haben mögen. Ein wenig fies finde ich auch, dass die Sklaven zwar die schönste Aussicht aufs Meer genießen konnten, jedoch keinerlei Chance hatten jemals über dieses zu fliehen. Am Pekelmeer können wir auch ein paar hübsche Flamingos beobachten. Allerdings nicht so viele, wie wir uns eigentlich erhofft hatten. Nur in weiter Ferne lässt sich eine größere Gruppe erahnen. Nahe der Straße stehen die Vögel dagegen nur recht vereinzelt herum. Weiter geht es zum Leuchtturm an der Südspitze von Bonaire. Hier prallt das Karibische Meer nach hunderten von Seemeilen offener Wasserfläche recht ungehindert auf die Insel. Entsprechend groß ist die Menge an Treibgut, die hier angeschwämmt wird. Neben zahlreichem Müll sehen wir dort auch riesige Baumstämme liegen. denen man auf See ja eigentlich lieber gar nicht begegnen würde. Aus dem Treibgut haben die Leute einige lustige Skulpturen hergestellt, die überall am Strand zu sehen sind. Wir fahren weiter die Ostküste der Insel entlang und bewundern die geballte Macht der Brandung am Strand. Schließlich erreichen wir die Bucht von Lac. Durch ein vorgelagertes Riff scheint diese Bucht wundersam geschützt und bietet mit seinem flachen Wasser, den fehlenden Wellen und dem ungehinderten Wind ein Paradies für Windsurfer. Wir fahren einmal um die Bucht herum und können auf der Nordseite der Bucht dichte Mangrovenwälder ausmachen. Hier werden Touren per Kayak angeboten, die wir uns im Hinblick auf die zu erwartende Menge Mücken aber dann doch lieber sparen. Als Nächstes halten wir bei einer kleinen Schmetterlingsfarm. Wir sind die einzigen Besucher und können daher ganz in ruhe die vielen zierlichen und bunten Falter beobachten. Eine Mitarbeiterin der Farm zeigt uns einige Raupen und Puppen und weist uns auf die verschiedenen Arten hin. Schließlich endet unsere Südtour wieder in Kralendijk, wo wir schnell bei der Post halten und endlich mein Paket abholen können. Gitti von der „Impromptu“ hat uns aus New York einige Pakete Cracker geschickt, die wir auf Martinique bei ihnen an Bord kennen und schätzen gelernt haben. Vielen Dank noch einmal dafür! Nach dem Postbesuch bummeln wir noch ein wenig durch die Stadt und schauen noch einmal beim Optiker vorbei. Leider sind die neuen Brillen jedoch immer noch beim Zoll und Axel geht zunächst wieder leer aus. Da inzwischen unsere Mägen ein leicht knurrendes Geräusch von sich geben, beschließen wir eine Kleinigkeit essen zu gehen. Im Restaurant „Zeezicht“ verzehren wir leckeren Cheeseburger, Wrap mit Räucherlachs und Pita mit Scampi.  Und auf dem Rückweg zum Auto entdecken wir dann erfreulicherweise noch einen weiteren Optiker. Der hat auch noch eine passende Brille für Axel, so dass Axel nun endlich auch auf seine Kosten kommt. Das Gestell ist mit 19 NAf (umgerechnet ca. 7 Euro) recht günstig und selbst mit geschliffenen Gläsern kann man über den Preis nicht meckern. Da die Gläser erst noch geschliffen werden müssen, können wir die Brille nicht direkt mitnehmen, sondern müssen am Donnerstag noch einmal wieder kommen. Da unser Expeditionsdrang noch nicht gestillt ist, fahren wir mit dem Auto im Anschluss noch weiter durch die Gegend. An der Küste entlang geht es diesmal in den Norden der Insel bis zum Gotomeer. Die Küste sieht dabei völlig anders aus als im Süden. Während im Süden alles sehr flach und sandig ist, erheben sich im Norden richtige Berge. Diese sind nicht etwa durch Vulkanismus entstanden, wie dies bei den meisten anderen Inseln der Karibik der Fall ist, sondern bestehen aus ehemaligen Korallenriffen, die durch die Hebung des Meeresgrundes nun über dem Wasser befindlich sind. Am Gotomeer, welches wie das Pekelmeer eine Art Binnenmeer ist, können wir noch weitere Flamingos beobachten. Allerdings sind auch diese zumeist weit entfernt und nur einzelne Exemplare lassen sich in unmittelbarer Nähe beobachten. Ein Flamingo treibt sich sogar auf der Straße herum und ist ziemlich aufgeregt, als wir mit unserem Pick-Up dort angebraust kommen. Wir warten natürlich geduldig, bis er sich dazu entschlossen hat in Richtung Wasser wegzustaksen und fahren erst dann gemütlich weiter. Über die Ortschaft Rincon fahren wir schließlich wieder zurück zum Hafen. Dort habe ich nach langer Zeit sogar endlich mal eine gute Internetverbindung. Kostenlos, aber leider nicht immer verfügbar. Immerhin kommen so ein paar Emails durch, die ich natürlich auch direkt beantworte. Zum Updaten der Internetseiten reicht es dann allerdings leider nicht. Abends gönnen wir uns ein paar von Gittis leckeren Crackern mit Käse und Entenlebermousse. Danach ist im Salon Lese- und Laptopstunde angesagt. Draußen ist es heute leider recht kühl und windig, wenn auch dafür diesmal keine Mücken zu sehen sind.

Flamingo – auf Bonaire fast an jeder Ecke zu sehen

Mittwoch, 13. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Heute wollen wir mal wieder woanders als an unserem Hausriff tauchen gehen. Also schleppen wir unsere gesamten Tauchsachen den Steg entlang und wollen das ganze Zeug ins Auto verladen. Dabei stellt sich allerdings heraus, dass Axel wohl dummerweise das Licht angelassen hat. Ergo ist die Batterie ziemlich leer und der Pick-Up lässt sich nicht mehr starten. Mangels Überspielkabel rufen wir bei der Autovermietung an, die auch tatsächlich innerhalb einer halben Stunde bei uns sind und uns Starthilfe geben. Nach dieser kleinen Verzögerung kann es dann los gehen. Wir fahren zunächst in den Süden zum Tauchplatz „The Invisible“. Dort ist allerdings nicht ein kleines Stück Strand vorhanden und es steht ein ziemlicher Schwell, der den Einstieg entsprechend schwierig macht. Da wir Bärbel nicht unbedingt an der Straße sitzen lassen wollen, fahren wir lieber ein kleines Stück weiter zum Tauchplatz „Pink Beach“. Dort gibt es zwar einen schönen Strand für Bärbel und sogar ein paar Schattenspendende Palmen, doch auch hier verhindert der Schwell ein sicheres ins Wasser gelangen. Nach einer kurzen Diskussion beschließen wir es dann heute vielleicht doch lieber im Norden der Insel zu versuchen. Vielleicht herrscht dort ja weniger Schwell. Auf dem Weg dorthin halten wir noch schnell bei der Tauchbasis von Tropical Divers und fragen nach einem Nachttauchgang am Town Pier. Dieser soll angeblich spektakulär toll sein und ist nur in Begleitung eines örtlich ansässigen Divemasters möglich. Der Nachttauchgang ist an sich kein Problem und man schlägt uns vor diesen am Donnerstag oder Freitag zu machen. Dann seien am wenigsten Leute dort und es wäre nicht zu voll. Allerdings müssen wir vorher noch unsere Pässe vorbei bringen. Da der Hafen Sicherheitszone ist, muss der Nachttauchgang offiziell beantragt und die Personalien aller Teilnehmer bekannt gegeben werden. Die Pässe haben wir heute leider nicht dabei, müssen sie also morgen noch vorbei bringen. Außerdem erkundigen wir uns hier nach Inka und Arne von der „Aldjerinya“, die hier vor ein paar Monaten noch ihre Tauchlehrerausbildung gemacht haben. Wir kennen die Beiden zwar bisher nur aus dem Internet, sollen aber von Eva und Daniel von der „Aphrodite“ unbedingt Grüße ausrichten. Von Arne hat man hier seitdem nichts mehr gehört, Inka soll angeblich bei Yellowsubmarine Divers untergekommen sein. Also wird es mit den Grüßen wohl erstmal nichts. Aber wir bleiben natürlich dran am Thema. Wir fahren schließlich weiter und landen irgendwann beim Tauchplatz „Andrea I“ etwas nördlich von unserem Hafen. Hier gibt es zwar auch nur wenig Strand, aber immerhin ein wenig Liege- und Lauffläche für Bärbel. Der Schwell ist auch nicht so wild, wie im Süden, so dass wir uns endlich ins Wasser wagen können. Während Bärbel an Land Krebse beobachtet, tauchen wir mal wieder ab und werden als Erstes mit dem Anblick einer Schildkröte belohnt. Leider ist sie zum Fotografieren zu weit entfernt und wir können auch nicht eindeutig identifizieren, um welche Schildkrötenart es sich genau handelt. Insgesamt verbringen wir einen netten Tauchgang bei „Andrea I“, wenn das Riff auch bei weitem nicht so spektakulär besiedelt ist wie unser Hausriff „Something Special“. Nach 1 1/2 Stunden sind wir schließlich wieder zurück an Bord. Während Axel ein wenig am Schiff herum bastelt (Einbau einer Fernsteuerung für unsere Davitbeleuchtung, Einspleisen eines Ruckdämpfers in die Ankerkralle und Einbau eines neuen Alarmschalters in der Achterkabine), sitzen Bärbel und ich im Cockpit und lesen. Abends wollen wir uns eigentlich ein leckeres Thunfischsteak braten, welches wir seit Martinique im Tiefkühler mit uns führen. Allerdings riecht der Fisch nicht mehr wirklich lecker, so dass wir dieses Vorhaben sicherheitshalber lieber abblasen. Stattdessen machen wir uns ein wenig ausgehfein und gehen zu unserem Hafenrestaurant „Vespucci“. Während Bärbel und Axel leckere Pasta mit Fisch in Senfsauce genießen, labe ich mich an einer gemischten Fischgrillplatte. Alles ist mal wieder saulecker, wenn auch leider viel zu viel. Chef Alberto packt uns daher die Reste fein ein, so dass wir nun für den nächsten Mittagssnack auch wieder gut gerüstet sind. Zurück an Bord gibt es noch ein kleines Glas Wein für jeden, bevor wir mal wieder ziemlich müde in unsere Kojen fallen.

Axel mit seiner Monster-Fotoausrüstung

Donnerstag, 14. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Nach der langwierigen Tauchplatzsuche am Vortag beschließen wir heute einfach mal wieder an unserem Hausriff tauchen zu gehen. Mit dem Dinghy geht es daher erstmal zur Tauchbasis um zwei gefüllte Flaschen abzuholen und die zwei leeren Flaschen vom Vortag weg zu bringen. Dann fahren wir zur Boje von „Something Special“. Gerade als wir dort die Mooringleine greifen wollen, kommt hinter uns ein dickes Tauchboot auf. Sie bitten uns doch lieber an ihrem Heck fest zu machen, damit sie ihr größeres Boot an der Boje festmachen können. Gesagt getan und schon sind wir im Wasser. Bereits nach wenigen Metern sehen wir einen riesigen Barrakuda am Riff entlang schwimmen. Leider ist auch er viel zu weit weg, als das man ihn fotografieren könnte. Diesmal schwimmen wir am Riff nach links entlang, bis wir einem recht merkwürdig aussehendem Gegenstand begegnen. Steht dort doch mitten auf dem Riff eine Kamera! Man ist ja wirklich nirgendwo mehr unbeobachtet. Kurz bevor wir wieder bei unserem Dinghy angekommen sind, begegnet uns dann noch ein wunderschöner Gefleckter Adlerrochen. Elegant segelt er an uns vorbei, ist dabei allerdings auch wieder viel zu schnell für unsere Kamera. Schade, den hätten wir Euch wirklich gerne gezeigt. Aber auch so sind bei diesem Tauchgang mal wieder ein paar nette Fotos bei raus gekommen. Zurück an Bord besucht uns mittags Susie von der „Wishful Thinking“. Sie hat sich gerade eine wunderschöne neue Holzyacht, eine Spirit 56, bestellt und will sich nun ein paar Tipps bei uns abgucken. Wir machen natürlich gerne eine Führung durchs Boot mit ihr und Axel gibt alle seine Weisheiten zum Thema Elektrik und Elektronik weiter. Susies Yacht wird voraussichtlich im Mai 2009 in England ausgeliefert und als Erstes plant sie einen Trip in die Ostsee und nach Schweden. Ich verspreche ihr ein paar Tipps für die Gegend dort aufzuschreiben und zeige ihr natürlich unser schönes Ostsee-Rund-Fotobuch. Nachdem Susie wieder von Bord ist, wärmen wir uns die Nudel- und Fischreste von gestern Abend auf und haben so ein nettes kleines Mittagessen. Nachmittags fahren wir dann mal wieder nach Kralendijk in die Stadt. Axel holt seine neue Sonnenbrille ab, Bärbel wirft die ersten Postkarten ein, kauft noch ein paar weitere Briefmarken und hat auch die Suche nach einer zweiten kurzen Hose noch immer nicht aufgegeben. Allerdings haben wir nun langsam wirklich jeden Laden danach abgesucht. Außerdem schauen wir noch bei Yellowsubmarine Divers vorbei und erkundigen uns dort nach Inka. Dort arbeitet sie nach Auskunft der Dame am Verkaufstresen allerdings auch schon lange nicht mehr. So wird das mit dem Grüße ausrichten irgendwie nichts. Weiter geht es zu Tropical Divers, wo wir unsere Pässe zum Kopieren abgeben und uns für Freitagabend zum Nachttauchgang verabreden. Danach geht es schnell noch zum Bonaire Warehouse, wo wir ein paar frische Lebensmittel und Getränke einkaufen. Der Stress lässt nicht nach, denn kaum dass wir an Bord zurück sind, müssen wir auch schon wieder los. Es ist Donnerstag und die Segler-Happy-Hour ruft. Bei Pinacolada, Bier und Wein unterhalten wir uns prächtig mit den anderen Seglern, tauschen Tauchplatzerfahrungen aus, werden zu einer kostenlosen Stunde Auftriebskontrolle am nächsten Mittwoch eingeladen und gefragt, ob wir nicht am Sonntag zum Dominospielen vorbei kommen wollen. Manches davon klingt interessant, manches müssen wir vielleicht nicht unbedingt machen. Zurück an Bord verzehren wir noch ein paar der üblichen Käsehäppchen und unterhalten uns noch eine Weile im Mückengeschützten Cockpit. Zusätzlich zum Moskitonetz haben wir inzwischen auch noch eine Anti-Mückenkerze ausgebracht, so dass sich jetzt bestimmt keines der lästigen Viecher mehr an uns heran wagt.

Big Brother is watching you – auch unter Wasser!

Freitag, 15. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Heute ist mal wieder ein Arbeitstag angesagt. Während Axel die restlichen Arbeiten auf seiner To-Do-Liste abhakt, sitze ich im Cockpit und schreibe jede Menge Tipps für Susies Ostseetörn auf. Einzig Bärbel darf faul sein und liegt schön in der Sonne im Cockpit herum. Von unseren Nachbarn Lourae und Randy von der „Pizazz“ bekommen wir schließlich noch eine CD, randvoll mit Tipps für die Weiterfahrt nach Kolumbien und Panama. Inzwischen haben wir uns nach vielen Gesprächen mit anderen Seglern nämlich entschlossen nicht direkt von Bonaire nach Panama zu fahren, sondern noch einen Abstecher nach Cartagena in Kolumbien zu machen. Die Gegend soll für Segler sehr sicher sein und Cartagena muss sich für einen Besuch sehr lohnen. Lourae und Randy haben die Gegend in den letzten sieben Jahren ausführlich besegelt und in dieser Zeit unschätzbare Tipps zusammen gesammelt. Diese Tipps sind umso wertvoller, als dass wir für die Gegend ansonsten überhaupt gar keine Revierführer haben. Für die CD nehmen die Beiden gerade einmal eine Flasche Wein als Bezahlung. Nicht schlecht, wenn man bedenkt, was ein Törnführer in gebundener Form sonst so kostet. Nach einem schnellen Abendessen bestehend aus Sandwiches mit Käse, Schinken und Salatcreme, machen Axel und ich uns schließlich auf den Weg zu Tropical Divers. Bärbel bleibt unterdessen an Bord zurück und widmet sich im Salon ihrem dritten oder vierten Buch auf dieser Reise. Bei der Tauchbasis angekommen, warten schon Siggi, Laurenz und Moritz auf uns. Allerdings ist man sich noch nicht wirklich sicher, ob es heute auch tatsächlich mit dem Tauchgang klappt. Zwar hat man alle nötigen Formulare ausgefüllt und weg geschickt, bisher jedoch noch keine Bestätigung für den Tauchgang bekommen. Trotzdem fahren wir erstmal gemeinsam zur Town Pier und versuchen dort unser Glück. Doch leider schlägt dort mal wieder die Bürokratie zu. Unser Formular ist nicht weiter geleitet worden und der zuständige Hafenmeister ist derzeit auf Curacao und weiß von nichts. Sein Stellvertreter ist weder telefonisch noch sonst wie zu erreichen und der Diensthabende Offizier am Hafentor will uns nicht einfach so rein lassen. Also wird es heute mit unserem ersten Nachttauchgang leider nichts. Den Tauchguides ist das Ganze ziemlich peinlich, doch wir nehmen die Geschichte eher gelassen. Da haben wir schon auf ganz andere Dinge viel länger gewartet. Und vielleicht klappt es ja nächste Woche irgendwann noch mit dem Tauchgang am Town Pier. So fahren wir trocken und ungetaucht wieder zurück zum Schiff und jagen Bärbel einen gehörigen Schrecken ein, als wir einfach so die Schiffsluke öffnen. Der Schreck ist jedoch schnell überwunden, als sie sieht, dass nur wir es sind und wir verbringen den restlichen Abend bei einem leckeren Glas Wein und unterhalten uns über alles mögliche.

Samstag, 16. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Nachdem der gestrige Tag so völlig wasserlos verlaufen ist, beschließen wir heute mal wieder zwei Tauchgänge hintereinander zu machen. Bärbel beschließt allerdings lieber an Bord zurück zu bleiben und legt sich mal wieder zum Sonnen ins Cockpit. Wir fahren im Pick-Up mit vier Tauchflaschen beladen in den Süden und halten als Erstes beim Tauchplatz von „Hilmar Hooker“. Im Jahre 1984 wurde hier der 235 Fuß lange Frachter Hilmar Hooker versenkt und bildet seit dem ein künstliches Riff. Das Wrack liegt auf seiner Steuerbordseite in ca. 35 m Wassertiefe und dient zahlreichen Fischen als neues zu Hause. Da wir das Wrack von Land kommend betauchen, müssen wir allerdings erst einmal ein ganze Stück schwimmen, bevor wir abtauchen können. Dummerweise hat es in der Zwischenzeit angefangen in Strömen zu regnen, so dass wir selbst an der Oberfläche diesmal ziemlich nass werden. Echt unangenehm! Schließlich sind wir am Wrack angekommen und tauchen ab. Vor uns liegt das riesige Wrack und zeigt uns zunächst den Kiel. Wir tauchen entgegen dem Uhrzeigersinn einmal um die Hilmar Hooker herum und sehen schließlich zu, dass wir wieder in etwas flacheres Wasser kommen. Bei 30 m Tauchtiefe ist die Zeit, die man dort unten bleiben darf ohne einen Dekompressionsstopp zu riskieren schon ziemlich kurz. Das Wrack selber finden wir dabei nicht wirklich allzu spektakulär. Auch haben wir an anderen Plätzen schon deutlich mehr Fische gesehen. Wracktauchen scheint vielleicht insgesamt nicht so unsere Sache zu sein. Am Strand genehmigen wir uns dann eine nette Oberflächenpause von einer Stunde. Zum Glück hat es wieder aufgehört zu regnen und wir können uns in der Sonne ein wenig wärmen lassen. Dann geht es nur etwa hundert Meter weiter zum nächsten Tauchplatz. Von „Angel City“ haben uns schon einige andere Segler erzählt und entsprechend gespannt sind wir nun. Bei „Angel City“ handelt es sich um ein so genanntes Doppelriff, bei dem zwei Riffe relativ dicht hinter einander liegen. Wir tauchen zunächst zum außen liegenden Riff und sind plötzlich von tausenden kleinen Fischen umringt. Dabei handelt es sich um Boga, die von einigen Großaugen-Makrelen in Schacht gehalten werden. Außerdem sehen wir tolle schwarze Drückerfische und einige riesige Mitternachtspapageifische. Weiter geht es zum innen liegenden Riff, wo wir uns wieder in flachere Gewässer hoch arbeiten. Nach einer knappen Stunde tauchen wir schließlich wieder auf und machen uns auf den Rückweg zum Schiff. An Bord macht Axel dann den Fehler und serviert uns bereits zur Mittagszeit einen leckeren Rumpunsch. Der haut uns alle dermaßen von den Socken, dass wir fast den gesamten Nachmittag mit einem ausgiebigen Mittagsschlaf verbringen müssen. Abends bereiten wir uns eine leckere Pizza, Lesen und – in meinem Fall – schreiben mal wieder Logbuch.

Umzingelt von tausenden Fischen

Sonntag, 17. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Nach den intensiven Tauchgängen von gestern ist heute mal wieder Landprogramm angesagt. Axel fährt noch schnell zur Tankstelle und tankt den Pick-Up voll, außerdem kehrt er kurz beim Internetcafe ein, um seine Emails zu checken. Danach kann es dann auch schon los gehen. Wir fahren an der Küste entlang nach Norden und stehen nach einer halben Stunde Fahrt am Eingang zum Washington-Slagbaai-Nationalpark. Ein freundlicher Park-Ranger erklärt uns, wo wir lang fahren sollen und bis wann wir wieder am Ausgang zurück sein müssen. So gerüstet machen wir uns dann auf den Weg und fahren mit unserem Pick-Up die lange Route ab. Kurz nach den Eingangsgebäude sehen wir auch schon das erste Parkhighlight. In der Salina Matijs stehen zahlreiche Flamingos, wenn auch mal wieder nicht in unmittelbarer Nähe. Weiter geht es durch eine karge, aber dennoch nicht wenig beeindruckende Landschaft. Überall wachsen Kakteen wie riesige Bäume in die Luft. Die Landschaft erinnert ein wenig an die afrikanische Steppe bzw. sieht aus, wie wir uns bisher eigentlich immer Mexiko vorgestellt haben. Nach einigen Kilometern erreichen wir das Meer und die Landschaft verändert sich wieder. Hier türmen sich hohe Korallenwände, die das Meer im Laufe der Zeit frei gegeben hat. Landhebung gibt es also nicht nur in Schweden! Man fährt auf einer staubigen Sandpiste und hat das Gefühl auf dem Mond zu sein. Überall riesige Gesteinsbrocken und zackige, poröse Korallenebenen. Am Suplado, einem so genannten Blow Hole, erleben wir wie das Meer mithilfe des Luftdruckes das Wasser in spektakuläre Höhe schießen lässt. Ein wenig erinnert uns die Landschaft hier an den Norden von Barbados, wo es ja ebenfalls beeindruckende Klippen und brodelndes Wasser zu sehen gab. Weiter geht es zum Boka Kokolishi, einem geschützten Strandabschnitt vor dem sich das Meerwasser wie ein Wasserfall über die Korallenbänke ergießt. Doch noch ist es uns zu früh für einen Badestopp. So fahren wir weiter und halten als nächstes beim Bentana Leuchtturm. Von hier haben wir einen schönen Blick auf die Ebene hinter und das Meer vor uns. Unser nächster Stopp bringt uns zur Süßwasserquelle von Pos Mangel. Hier steigen wir aus unserem Pick-Up aus und laufen ein kurzes Stück zur Quelle. Dabei kommen wir an zahlreichen Iguanas vorbei. Diese riesigen Echsen betrachten uns in aller Gelassenheit und lassen uns bis auf wenige Zentimeter an sich heran. Tolle, urzeitliche Drachengeschöpfe! Auch einige schicke bunte Vögel können wir in der Nähe der Quelle beobachten, wenn wir auch zu mindestens bisher keinen der hier heimischen Papageien erspähen können. Unser Pick-Up holpert uns schließlich weiter in Richtung Norden. Die Straßen, na ja eigentlich eher Pisten, sind von Schlaglöchern nur so überseht und wir kommen gerade einmal im Schritttempo voran. Doch irgendwann erreichen wir mit Malmok den nördlichsten Punkt von Bonaire. Hier stehen die Ruinen eines Leuchtturms und einer Forschungsstation. Ansonsten sieht man weit und breit nur steinige Einöde. Kein netter Ort zum Verweilen. So geht es denn weiter zu den Stränden von Boka Bartol, Boka Katuna und Playa Bengé. Obwohl man hier Schnorcheln, Tauchen und natürlich auch Baden kann, laden die Plätze heute wenig zum Verweilen ein. Zu viel Schwell lässt den Einstieg ins Wasser über die glitschigen Steine und scharfkantigen Korallen zu riskant erscheinen. So geht es denn immer weiter die Küste entlang. Plötzlich hängt ein keckerndes Geräusch in der Luft und blitzschnell fliegen vor uns zwei grüne Papageien auf. Wir entdecken sie schließlich in einem der Bäume und schaffen es tatsächlich ein Foto zu schießen, bevor sie krächzend wieder davon fliegen. Toll!!! Schließlich erreichen wir den alten Hafen von Boka Slagbaai. Hier lädt der herrlich weiße Sandstrand nun aber wirklich zum Verweilen und vor allem auch zum Baden ein. Während Bärbel und Axel im Nu im Wasser verschwunden sind, mache ich mich mit meiner Kamera auf Fotopirschgang. Gleich hinter den historischen Gebäude habe ich nämlich einen Tümpel mit Flamingos entdeckt. Und im Gegensatz zu den Flamingos, die wir bisher gesehen haben, stehen diese hier in direkter Nähe zum Wegesrand. So verschieße ich also in der nächsten halben Stunde ein Foto nach dem anderen und banne diese wunderschönen Vögel auf meinen Digitalfilm. Auch ein paar Pelikane und ein Snowy Egret (keine Ahnung, wie der auf Deutsch heißt) stehen gemütlich im Wasser herum, fangen Fische und putzen sich das Gefieder. Sehr schön! Fototechnisch hat sich der Ausflug für mich so auf jeden Fall gelohnt. Gut gelaunt kehre ich zum Auto zurück, wo Axel und Bärbel gerade aus dem Wasser steigen. Da uns der weitere Weg an den eben fotografierten Flamingos vorbei bringt, können Bärbel und Axel auch noch einen guten Blick auf die Vögel erhaschen. Nun geht es wieder in Richtung Süden und zum Ausgang des Nationalparks zurück. Viel ist dabei auf dieser Strecke leider nicht mehr zu sehen. Außer zahlreichen Kakteen, einigen Ziegen und einem Wildesel lädt nichts zum Verweilen ein und so sind wir nach einer dreiviertel Stunde wieder am Anfangspunkt unserer Parktour angekommen. Trotz einiger mitgebrachter Getränke sind wir inzwischen ziemlich durstig und vor allem auch hungrig, so dass wir beschließen in Rincon beim Rose Inn anzuhalten. Von diesem Restaurant haben uns bereits einige Segler erzählt und wir wollen unbedingt die hier servierte traditionelle Küche Bonaires einmal testen. Gesagt getan und so sitzen wir wenige Minuten später unter einem schattigen Baum und trinken erstmal ein erfrischendes Bier. Die Bedienung spricht Deutsch und bietet uns Chicken Stew, Fish Stew, Beef Stew oder Pork Stew zur Auswahl. Übersichtliches Menü! Bärbel und ich entscheiden uns für das Hähnchen, Axel will den Fisch ausprobieren. Während wir auf das Essen warten, stellen wir fest, dass der schattige Platz zwar durchaus Vorteile hat, mit den vielen umherschwirrenden Mücken allerdings auch einen gravierenden Nachteil mit sich bringt. Im Nu sind wir zerstochen und ich laufe schnell zum Auto um das Antimückengel zu holen. Danach wird es etwas ruhiger um unsere Beine herum und wir können uns auf den hinter uns sitzenden Papagei konzentrieren. In einem fort quäkt er vor sich hin und wir vermeinen sogar einige Worte identifizieren zu können. Es handelt sich bei dem Papagei um die gleiche Sorte, die wir noch vor kurzer Zeit frei herum fliegend gesehen haben. Da sahen sie irgendwie doch schöner und lebendiger aus. Schließlich wird unser Essen serviert und wir stürzen uns mit Heißhunger darauf. Sowohl Fish als auch Chicken Stew schmecken ganz gut, insbesondere wenn man die bereit stehende scharfe Sauce dazu genießt. Für das Essen und einige Biere werden wir dann gerade einmal 44 US-$ los, umgerechnet also etwa 35 Euro. Da kann man nun wirklich nicht meckern. Gut gesättigt fahren wir schließlich wieder zum Schiff zurück. Dort angekommen lesen wir ein wenig bzw. sitzen am Laptop und machen am Abend schließlich noch eine kleine Diashow mit den Fotos des Tages. Dazu ein paar Käsehäppchen und ein Glas Wein und schon ist ein weiterer schöner Tag im Paradies wieder vorbei.

Bärbel und Brit

Montag, 18. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Montag = Arbeitstag! Nach zwei Tagen „Urlaub“ geht es heute mal wieder an die Abarbeitung unserer To-Do-Liste. Nach einem dreiviertel Jahr wollen wir unseren Winschen mal eine kleine Erfrischungskur gönnen. Axel baut sie daher fein säuberlich auseinander, entfernt den alten Grind und fettet jedes Teil schön neu ein. Ich sitze derweil unter Deck und schreibe an unserem Logbuch. Dabei habe ich immer wieder eine Internetverbindung, so dass ich schon ein Teil der Fotos auf den Server hoch laden kann. Außerdem bereite ich einen neuen Newsletter vor, der dann später verschickt werden soll. Bärbel hat derweil das beste Los gezogen. Sie bleibt von dem ganzen Arbeitsunsinn verschont und darf schön im Cockpit in der Sonne braten und lesen. Nachdem Axel und ich unsere Arbeiten erledigt haben, fahren wir noch kurz in die Stadt und kaufen ein paar Lebensmittel ein. Anschließend geht es zum Internetcafe von Chat ’n Browse, wo ich endlich alle Seiten aktualisieren kann und es außerdem noch schaffe den Newsletter zu versenden. Sorry, dass es diesmal damit ein wenig länger gedauert hat! Ansonsten verbringen wir einen ruhigen Resttag an Bord. Abends gibt es zu Axels großer Freude mal Laskaus mit Rote Bete, Rollmops und Spiegelei. Nicht wirklich typisch karibisch, aber irgendwann müssen die Dosen, die wir zum Abschied geschenkt bekommen haben, ja nun auch mal verbraucht werden.

So sieht eine Winsch von innen aus

Dienstag, 19. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Im schönen Rhythmus kommt nach der Arbeit gestern heute mal wieder das Tauchen an die Reihe. So packen wir nach dem Frühstück unsere Tauchsachen und Bärbels Strandequipment in unseren Pick-Up und fahren Richtung Norden. Als ersten Tauchplatz haben wir uns heute „Witch’s Hut“ ausgesucht. Hier gibt es einen kleinen Strandabschnitt und ein paar Stufen, auf die man sich bequem hinsetzen kann, so dass auch Bärbel ihre Freude an dem Platz hat. Während wir auf Tauchstation gehen, bleibt sie so am Strand zurück, liest ein wenig und wird dabei immer brauner. Der Tauchgang ist zwar sehr nett, doch sehen wir wenig spektakuläre Dinge. Man wird mit der Zeit doch ganz schön anspruchsvoll. Auch wenn natürlich die üblichen, bekannten Fische da sind, hofft man inzwischen ja mehr auf seltener zu sehende Dinge wie Schildkröten, Barrakudas und Ammenhaie. Nachdem wir wieder an der Oberfläche sind, gibt es am Auto erstmal einen kleinen Snack für Zwischendurch. Jeder bekommt ein belegtes Brötchen und was zu Trinken. Danach geht es ein Stück weiter nach Norden zum Tauchplatz Ol‘ Blue. Auch hier bleibt Bärbel wieder am Strand zurück, während wir uns unter Wasser begeben. Und hier werden wir dann auch mit den gewünschten Dingen belohnt. Gleich beim Abtauchen sehen wir eine Schildkröte, die allerdings mal wieder viel zu schnell fürs Foto ist. Wenig später hängen wir dann in einem Schwarm von Bogas, die plötzlich auseinander stoben und den Blick auf zwei riesige Atlantik-Tarpune frei geben. Gänsehautfeeling! Aber die Tarpune sind zum Glück ungefährlich für uns und ziehen auch schnell wieder von dannen. Begeistert tauchen wir wieder auf und machen uns schließlich wieder auf den Rückweg zum Schiff. Von den zwei Tauchgängen sind wir ziemlich geschafft und müssen uns daher an Bord erstmal ein halbes Stündchen Mittagsschlaf gönnen. Danach fahren wir noch kurz zum Supermarkt und kaufen ein paar Sachen ein. Irgendwie verdampft das Wasser hier schneller als man es nachkaufen kann. Abends schaffen wir es dann endlich mal wieder unseren Grill anzuwerfen. Wir grillen leckere King Prawn Garnelen und ein paar Hähnchenteile. Die Hähnchenteile sind allerdings derart zäh und sehnig, dass es uns schwer fällt sie überhaupt zu essen. War wohl eher ein altes Suppenhuhn, als ein zartes Hähnchen. Dazu gibt es selbst gemachten Tzaziki und ein paar Grillkartoffeln. Immer wieder lecker! Während wir noch grillen, sehen wir dann doch tatsächlich eine deutsche Yacht den Hafen anlaufen. Na, dann wollen wir doch erstmal Kontakt aufnehmen. Da sie sich auch noch an unseren Steg legen, fällt dies nicht weiter schwer. Noch leichter wird es, als ich die Kölner Flagge und den TO-Stander unter der Saling entdecke. Mit einem freundlichen „Alaaf“ begrüße ich also die beiden Neuankömmlinge und werde nicht minder freundlich zurück gegrüßt. Nach kurzem „Wer seid ihr, wo kommt ihr her, wo wollt ihr hin“ werden wir dann auch noch zu einem netten Anlegeschluck eingeladen. So sitzen wir wenig später gesammelt im Cockpit der „Kerbian“ und trinken Cola-Rum und plauschen dazu ein wenig. Kurz unterbrochen wird das Beisammensein dadurch, dass Udo und Waltraud noch etwas essen gehen wollen. Doch als sie gut gesättigt sind, kommen sie noch einmal bei uns an Bord vorbei und wir trinken auch dort noch ein nettes Glas Wein bzw. Bier miteinander. Es ist doch irgendwie mal wieder schön Deutsche um sich herum zu haben.

Unheimliche Begegnung unter Wasser – riesige Atlantik-Tarpune

Mittwoch, 20. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Vom Tauchen bekommen wir irgendwie nicht genug. So fahren wir auch heute nach dem Frühstück wieder los um einen neuen Teil der prächtigen Unterwasserwelt Bonaires zu erkunden. Heute nehmen wir dafür allerdings mal wieder das Dinghy. Wir fahren ein Stück nach Norden und landen nach zehnminütiger Fahrt am Tauchplatz „Small Wall“. Wie der Name vermuten lässt, gibt es hier eine kleine Steilwand zu betauchen. An ihrem Fuße soll angeblich in einer Höhle ab und zu ein Ammenhai zu bewundern sein. Der ist jedoch heute leider nicht da, so dass wir uns mit zwei Schildkröten zufrieden geben müssen. Ist ja aber auch nicht so schlecht, oder? Zurück an Bord machen wir uns nach einer kurzen Verschnaufpause startklar für einen erneuten City Rundgang. Da wir es mal wieder schaffen genau in der Mittagspause in der Innenstadt anzukommen, nehmen wir erstmal einen kleinen Lunch im City Cafe ein. Danach geht es auf direktem Wege zum Optiker, da Axel seine neue Sonnenbrille reklamieren will. Zwar sieht er in der Ferne alles scharf, so wie es soll. Doch dafür kann er mit der neuen Brille keine Zeitung mehr lesen. Warum auch immer. Der Optiker erklärt sich für dieses Problem jedoch nicht zuständig, kann daran nichts machen und überhaupt wäre das ja nicht sein Fehler. Das wäre bei so stark gebogenen Gläsern halt einfach so. Entsprechend säuerlich kommt Axel daher aus dem Laden raus und beschließt noch einmal bei dem anderen Optiker nach einer Sonnenbrille zu fragen. Der hat inzwischen auch endlich seine neuen Modelle bekommen, so dass Axel nun auch ein schickes Modell für sich findet. Vorher klärt er allerdings, ob sich die Brille auch wirklich mit geschliffenen Linsen ausstatten lässt. Tut sie, allerdings müssen erstmal die entsprechenden Gläser bestellt werden. Das könne etwas dauern. Auf die Frage, wie lange wir darauf warten müssten, bekommen wir den Samstag als Abholtermin genannt. Na gut, dass geht ja. Bis dahin wollen wir nämlich auf jeden Fall noch auf Bonaire bleiben. Weiter geht es von einem Shop zum nächsten. Bärbel möchte unbedingt noch ein paar Mitbringsel für ihre Enkel kaufen und wird schließlich auch fündig. Während wir so von Shop zu Shop eilen, klingelt plötzlich unser Mobiltelefon. Ein seltener Klang, denn Anrufe bekommen wir inzwischen nur noch sehr, sehr selten. Am anderen Ende meldet sich Sönke von der „Hippopotamus“, die sich gerade im Anflug auf Bonaire befinden. Ob wir schon was zum Abendessen geplant hätten? Sie hätten nämlich eine 1,40 m lange Königsmakrele gefangen und bräuchten dringende Essunterstützung. Ja, da haben wir doch überhaupt kein Problem mit! Damit für die Beilagen auch gesorgt ist, kehren wir noch schnell im Cultimara Supermarkt ein und kaufen ein wenig Joghurt für eine weitere Portion Tzaziki und etwas Bier, damit der Fisch auch ordentlich schwimmen kann. Dann geht es zurück an Bord, wo wir uns noch eine Weile vom Stress des Tages erholen bis schließlich gegen 18 Uhr die „Hippopotamus“ in der Marina einläuft. Natürlich gibt es erstmal eine freudige Begrüßung und schon auf dem Steg werden die letzten Abenteuer ausgetauscht. Neben Judith und Sönke ist derzeit auch Helmut mit an Bord, den wir vor urlanger Zeit (also im Mai 2007) schon einmal kurz auf Helgoland kennen gelernt haben. Da die Drei ziemlichen Kohldampf haben, bauen wir schnell unseren Grill auf und bauen außerdem an unser Bimini unsere Kuchenbude an. Da wir an dieser nicht nur Plastikscheiben, sondern auch Mückengitter angebaut haben, können wir so recht gemütlich mit sechs Personen im Cockpit sitzen, ohne uns über die Mücken ärgern zu müssen. Schließlich landen die Makrelensteaks auf dem Grill, wobei immer nur eines zur Zeit auf dem Rost Platz hat, da die Dinger einfach megamäßig groß sind. Nebenbei plätschert die Unterhaltung lebhaft vor sich hin, Erfahrungen über die Los Roques Inseln (Hippo) und Berichte über den Fund eines Dinghys (Hello World) werden ausgetauscht, Törnpläne besprochen und Bier und Wein fließen in Strömen. Nachdem der Fisch verarbeitet ist, holt Helmut seine Gitarre raus und wir fangen an fröhlich Lieder zu singen. Plötzlich klopft es dann an der Bordwand und wir haben natürlich sofort ein schlechtes Gewissen, dass wir eventuell nicht nur uns selbst, sondern auch den ganzen Hafen mit unterhalten. Aber nein, es ist nur Lourae von nebenan, die uns auf die gerade einsetzende totale Mondfinsternis aufmerksam machen will. Das können wir uns natürlich nicht entgehen lassen. So starren wir eine Weile gemeinsam vom Steg aus in den Himmel, werden jedoch schließlich von den Mücken wieder unter das Cockpitzelt getrieben. Weiter geht es mit Gesang und netter Unterhaltung, während jeder ab und zu mal seinen Kopf aus dem Zelt streckt und den rötlichen Mond betrachtet. Erst gegen zwei oder drei Uhr, so genau kann man das leider nicht mehr sagen, finden wir ein Ende und verholen uns in unsere Kojen.

Besuch von Freunden – Helmut, Käpt’n Blaubär, Sönke und Judith

Donnerstag, 21. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Irgendwie fällt das Aufstehen heute doch etwas schwerer als sonst. Woran dass nun wieder liegen mag? Wir schaffen es schließlich aber doch aus den Federn und genießen erstmal ein nettes Frühstück im Cockpit. Da heute ja Seemannssonntag ist, natürlich auch wieder mit Ei. Im Anschluss fährt Axel mit Judith und Sönke in die Stadt und bringt die Beiden zum Einklarieren und zum ersten Einkauf nach zwei Wochen Einsamkeit auf den venezuelanischen Inseln. Zurück an Bord machen wir uns relativ zügig erneut auf den Weg und fahren alle gemeinsam zum Tauchplatz „Andrea II“. Diesmal allerdings nicht zum Tauchen, sondern nur zum Schnorcheln. Während Axel, Helmut, Judith und Sönke recht zügig im Wasser verschwinden, gebe ich erstmal Bärbel eine ausführliche Einweisung zum Schnorcheln. Und obwohl sie am Anfang recht unsicher und ängstlich ist, schafft sie es am Ende und kann auf diese Weise einen Blick auf die vielen bunten Fische unter Wasser werfen. Nach dem Schnorcheln gönnen wir uns noch ein kurzes Sonnenbad am Strand, bevor wir wieder zum Hafen zurück kehren. Da auch Schnorcheln einigermaßen hungrig macht, bereiten wir uns dann aus den Fischresten vom Vortag einen leckeren Salat und essen ihn gemeinsam im Cockpit von Hello World. Danach geht es zum Relaxen bzw. Siesta halten auf die verschiedenen Boote. Der Freizeitstress hat jedoch damit noch nicht sein Ende gefunden, denn um 17 Uhr müssen wir bereits wieder aus dem Haus, äh Schiff. Wie jeden Donnerstag finden bei „Vespucci“ die Segler-Happy-Hour statt und wir nutzen natürlich mal wieder die Gelegenheit mit den anderen Blauwasserseglern ein Schwätzchen zu halten. Da es heute besonders unterhaltsam zugeht, beschließen wir mit den Crews von der „Hippopotamus“ und der „Kerbian“ noch eine Kleinigkeit bei „Vespucci“ essen zu gehen. Gegen 22 Uhr verschwinden wir dann alle wieder auf unseren Schiffen und fallen, jedenfalls an Bord von Hello World, recht zügig in unsere Kojen.

Freitag, 22. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm:

Es regnet in Strömen und zwar kräftig. Ein gutes Wetter um abzureisen, denn für Bärbel und Helmut geht es heute wieder in Richtung Heimat. So vergeht der Vormittag recht schnell mit Kofferpacken. Schon ist es 13 Uhr und wir fahren gesammelt zum Flughafen. Das Einchecken ist kein Problem und nach einer halben Stunde sind Bärbel und Helmut abflugbereit. Erstaunlicherweise fliegen zwar beide zur gleichen Zeit ab und landen irgendwann am nächsten Tag in Amsterdam, allerdings nehmen sie dafür zwei komplett verschiedene Wege. Während Bärbel mit KLM direkt nach Amsterdam fliegt, nimmt Helmut erstmal einen Flieger nach Curacao. Von dort geht es dann für ihn ebenfalls nach Amsterdam. Schade, denn auf so einem langen Flug wäre ein wenig Unterhaltung sicherlich nicht schlecht gewesen. Nachdem Bärbel und Helmut schließlich im Abflugterminal verschwunden sind, machen wir uns mit Judith und Sönke zusammen auf den Weg in die Innenstadt von Kralendijk. Dort gehen wir als erstes zum Optiker unseres Vertrauens. Leider gibt es dort mal wieder ein Problem mit Axels Brille. Man hat es nämlich zwischenzeitlich nicht geschafft die passenden Gläser zu bestellen und sieht eigentlich auch keine Chance, dass man die Brille innerhalb der nächsten Woche fertig bekommen könnte. Samstags hat man übrigens gar nicht erst geöffnet! Da hätten wir ja morgen ganz schön blöd vor der Tür gestanden. Nach ein wenig Gequängel und Gedränge erklärt man sich aber bereit bei dem anderen Optiker im Ort nachzufragen, ob die vielleicht die passenden Gläser hätten. Haben die auch und so haben wir nun Chance Axels Sonnenbrille am Montagnachmittag zu bekommen. Judith braucht ebenfalls eine neue Brille (komisch, die Brillen scheinen an Bord irgendwie ziemlich zu zerkratzen) und findet auch ein passendes Modell. Dafür hat man die passenden Gläser vorrätig, so dass auch Judith ihre neue Brille am Montagnachmittag abholen kann. Da wir inzwischen etwas hungrig geworden sind, gehen wir im Anschluss ins City Cafe und genehmigen uns ein paar Cheeseburger zum Lunch. Danach geht es zurück in die Harbour Village Marina, wo wir auf unseren jeweiligen Schiffen verschwinden. Dort entspannen wir kurz und machen uns schließlich um kurz vor sieben wieder auf die Socken. Zunächst fahren wir zur Tauchbasis von Tropical Divers, wo wir uns mit Tauchguide Laurenz und zwei anderen Mittauchern treffen. Nachdem wir Tauchflaschen bekommen haben, geht es mit dem Auto zur Town Pier in die Innenstadt. Parkplatz gesucht, Genehmigung beim Hafenkapitän abgegeben und schon geht es ins Wasser. Ein wenig mulmig ist mir dabei ja doch! Vielleicht habe ich es bisher noch nicht erwähnt, aber ich habe ziemliche Angst vor Wasser. Mag ein wenig komisch klingen, wo ich ja mein Leben derzeit mehr oder minder nur auf oder unter Wasser verbringen. Aber es gibt für mich kaum etwas Schlimmeres, als in dunklem Wasser an der Oberfläche herum zu schwimmen. Wenn ich mal Baden gehen, dann entferne ich mich dabei eigentlich nie weiter als 2 m vom Schiff. Sobald ich einen Schnorchel an habe oder gar Tauchsachen sieht es zum Glück anders aus. Dann genieße ich einfach nur noch die Schönheit unter Wasser. Auch wer denkt ich hätte niemals Angst vor hohen Wellen oder der Weite der Meere irrt sich gewaltig. Aber Ängste sind ja dazu da, dass man sich ihnen stellt und am Ende merkt, dass sie einen nicht beherrschen können. Wie dem auch sein, nun stelle ich mich heute mal meiner Angst vor dunklem Wasser. Ausgestattet mit einer Taschenlampe, natürlich wasserdicht, geht es also ins Wasser. Ich halte mich Dich an unseren Tauchguide, der freundlicherweise ein Leuchtteil an seiner Flasche angebracht hat, so dass man ihn nicht verlieren kann. Nachdem ich erstmal unter Wasser bin, ist es dann eigentlich wie immer unter Wasser. Ich bin fasziniert von den Wesen um mich herum und genieße sogar ein wenig die Dunkelheit. Wo nämlich der Blick nicht auf die vielen drum herum schwimmenden Sachen abgelenkt werden kann, bleibt er viel länger auf den einzelnen Dingen hängen und kann diese somit viel besser erkunden. Und da wir direkt unterhalb der Pier tauchen, an der an manchen Tagen riesige Kreuzfahrer anlegen, an anderen Tagen die Inselversorgungsdampfer festmachen und just im Moment zwei Schlepper liegen, bietet sich uns ein völlig anderes Bild als beim Tauchen am Riff. Augenscheinlich und nicht zu übersehen ist, dass hier eine ganze Menge Müll unter Wasser herum liegt. Neben Autoreifen entdecke ich leere Flaschen, abgebrochene Plastikgabeln, einen Schuh, ein bedrucktes Blatt Papier mit einer Liste von Passagieren drauf, herumtreibendes Klopapier und viele mehr. Pfui bah, könnte man jetzt denken. Wer macht denn so was auf dem ach so umweltbewussten Bonaire? Nun ja, im Vergleich zu anderen kommerziellen Hafenbecken ist es sicherlich deutlich sauberer und das Wasser hier ist nicht trübe und dreckig, sondern glasklar. Die zahlreichen Reifen haben wohl früher mal als Fender gedient, sind irgendwann abgefallen und niemand hat sich die Mühe gemacht sie wieder aufzusammeln. Doch so unschön das auch klingt, heute dienen sie einer Vielzahl von Fischen als zu Hause. In fast jedem Reifen entdecken wir eine Muräne, einen Ritterfisch oder auch nur zahlreiche Anemonen. Die Fische scheinen sich wohl zu fühlen und so hat der Müll auch etwas Gutes für sich. An einem Stück herunter gefallenem Fischfilet laben sich ein halbes dutzend Feuerwürmer, Seifenbarsche knabbern an weiteren Speiseresten, Kofferfische pusten den Sand von den Reifen und sieben kleinste Lebewesen aus dem Land heraus und ganze Scharen von Putzergarnelen warten auf ihren Einsatz. Die Pier als Mikrokosmos. Neben dem Müll gibt es aber auch noch andere tolle Dinge zu sehen. So steht die Pier auf hunderten Pfeilern, die allesamt von den unterschiedlichsten Schwamm, Anemonen- und Korallenarten besiedelt sind. Und man kann sich wirklich kaum vorstellen, welche Farben die Natur hier so zustanden bekommen hat. Gelb, Orange, Rot, Grün und Violett schimmern es uns entgegen. Wundervoll! Und ich habe kein bisschen Angst mehr. Bis, ja bis plötzlich zwei riesige Atlantik-Tarpune durch meinen Taschenlampenstrahl huschen. Da erschrecke ich mich doch gewaltig und muss mich erstmal wieder ein wenig beruhigen. Die tun ja nix! Die wollen nur gucken!!! Naja, eigentlich wollen die gar nicht nur gucken, sondern nutzen unsere Beleuchtung zum Jagen. Aber natürlich jagen sie nicht uns, sondern die vielen kleinen Fische um uns herum. Nach einer dreiviertel Stunde ist der Spaß dann leider auch schon wieder vorbei und wir müssen wieder auftauchen. Bei einer maximalen Tiefe von 6,8 m hätten wir zwar noch deutlich länger unten bleiben können, doch die Genehmigung zum Tauchen unter der Town Pier gilt leider nur für eine Stunde. Die fest versprochenen ein bis zwei Seepferdchen und den eventuell vorhandenen Froschfisch haben wir leider nicht sehen können, doch trotzdem war es ein Tauchgang, an den viele anderen einfach nicht heran reichen können. Im Anschluss fahren wir noch kurz zur Tauchbasis zurück, spülen dort unsere Tauchsachen mit Süßwasser aus und bezahlen den Tauchgang. Dann geht es zurück zum Schiff, wo wir noch ein kleines Dekompressionsbierchen und ein paar Käsehäppchen nehmen, bevor wir in unseren Kojen verschwinden.

Abschiednehmen am Flamingo International Airport

Samstag, 23. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm:

Wenn schon Freizeitstress, dann bitte auch richtig! So geht es heute direkt wieder los zum Tauchen. Mit Judith und Sönke haben wir uns für 10 Uhr verabredet und wollen gemeinsam Tauchen gehen. Bis allerdings all unsere gesamten Tauchsachen im Auto verstaut sind, vergeht auch erst noch eine Menge Zeit und so starten wir gegen 11.30 Uhr zu unserem Ausflug. Wir lenken den Pick-Up in Richtung Norden. Als erster Tauchplatz steht heute „Alice in Wonderland“ auf dem Programm. Wir parken den Pick-Up wie in der Werbung mit der Ladeklappe kurz vor der Wasserlinie und ziehen unsere Tauchsachen an. Da Judith und Sönke noch nicht so viel Taucherfahrung haben, machen wir sozusagen die Diveguides. Und da Axel unter Wasser eigentlich eher mit Fotografieren beschäftigt ist, bleibt die Navigation und Führung unter Wasser denn mir überlassen. Nun denn, den Divemaster-Schein werde ich wohl eh irgendwann mal machen. Also, kurzes Briefing an Land über Handzeichen und Vorgehensweise unter Wasser. Dann geht es über ein paar alte Korallenköpfe und Steine ab ins Wasser. Wir schwimmen ein ziemlich langes Stück zur Tauchplatzboje und ich vergewissere mich noch einmal, ob mit meiner Gruppe auch noch alles stimmt. Dummerweise vergesse ich mich dabei selber ein wenig und merke so erst nach dem Abtauchen, dass mein Jacket nicht richtig angeschlossen ist. Mit dem Jacket tariert man sich unter Wasser, bewegt sich also durch mehr Luft im Jacket nach oben, oder weniger Luft nach unten, bzw. versuch durch die ideale Luftmenge im Jacket einfach nur auf einer bestimmten Tiefe zu schweben. Essentiell also, dass man in dieses Jacket auch Luft hinein bekommt. Bei mir funktioniert im Moment leider nur Luft raus, so dass ich gemeinsam mit Axel leider erstmal wieder auftauchen muss. Der muss nämlich meine Tauchflasche zudrehen, ich den Druck aus der Leitung nehmen, bevor wir den Schlauch zum Jacket wieder ordnungsgerecht befestigen können. Doch dann geht es endlich los. Wir tauchen erneut ab und schwimmen erstmal zum zweiten Riff hinüber. Bei „Alice in Wonderland“ handelt es sich nämlich um ein so genanntes Doppelriff. Das heißt zwei Riffe liegen quasi direkt nebeneinander. Allerdings bietet das außen liegende Riff nicht wirklich viel. Die Korallen sind eher unspektakulär und von den schönen, bunten Schwämmen gibt es fast gar keine. Auch Fische tummeln sich nicht gerade um uns herum. Nach knappen 40 Minuten sind wir wieder aus dem Wasser und machen am Strand und bei Softdrinks und Keksen unsere vorgeschriebene Oberflächenpause. Nach einer Stunde an Land fahren wir dann mit unserem Pick-Up ein kurzes Stück wieder in Richtung Norden. Am Tauchplatz „The Lake“ stoppen wir und machen erneut unsere Tauchsachen fertig. Diesmal geht es ohne Probleme abwärts. Auch „The Lake“ ist wieder erneut ein Doppelriff und wir tauchen auch hier erst einmal zum außen liegenden Riff. Allerdings müssen wir auf halber Strecke erstmal eine Weile stoppen. Da ich voraus schwimme, sehe ich es zuerst. Erst denke ich, was schwimmt denn da für ein riesiges grünes Blatt? Doch dann erkenne ich, dass es sich tatsächlich bei dem grünen Blatt um ein Lebewesen handelt. Eine riesige Grüne Muräne schlängelt sich über den Sand und zwischen den Korallen. Whow! Axel muss natürlich die Gelegenheit nutzen und schießt eine Menge Fotos von dem urigen Tier. Sie sieht mit ihren knapp zwei Meter aber auch wirklich beeindruckend aus. Weiter geht es und schon wartet das nächste Highlight auf uns. Am zweiten Riff wartet ein ziemlich großer Barrakuda auf uns, der sich durch Judith und mich auch in keinster Weise stören lässt. Erst als Axel mit seinem Fotomonster auftaucht, sucht er dann doch leider wieder das Weite. Auch der Rest des Tauchgangs ist mehr als nett. Fantastische Korallen, bunte Schwämme und zahlreiche Fische können wir bewundern. Doch irgendwann ist immer die Luft alle und wir müssen wieder auftauchen. Ich bin froh, dass ich auch auf meiner zweiten „Guidetour“ den Ausgang wieder finde und alle meine Taucher wieder ohne Probleme auftauchen. Vielleicht sollte ich mir das mit dem Divemaster doch noch einmal überlegen? Scheint gar kein so einfacher Job zu sein! Schließlich geht es zurück zum Hafen, wo wir noch schnell unsere Sachen mit Süßwasser abspülen. Doch der nette Tag mit Judith und Sönke hat noch lange kein Ende. Nachdem wir uns ein wenig vom Tauchen erholt haben, treffen wir uns nämlich bei uns im Cockpit wieder. Da das Angelglück der „Hippopotamus“ holt war, dürfen wir heute eine Hälfte des geangelten Thunfisches grillen und verspeisen. Mmmmhhh, einfach nur lecker! Dazu ein wenig Kräuterbutter, Salat und Maiskolben. Was will man mehr? Vielleicht müssen wir auch einfach noch einmal unser Angelglück herausfordern. Aber immerhin haben wir ja schon ein Schlauchboot geangelt. Das kann man zwar nicht essen, aber Spaß hat das auch gemacht. Der Abend wird heute nicht allzu lang, da wir von den zwei Tauchgängen alle ziemlich geschafft sind. Außerdem wollen wir morgen auch wieder früh aus den Federn. Freizeitstress ohne Ende!

Riesige Grüne Muräne am Tauchplatz „The Lake“

Sonntag, 24. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm:

Bei der letzten Segler-Happy-Hour habe ich Gregory kennen gelernt. Gregory stammt eigentlich aus Curacao, ist aber vor ein paar Wochen nach Bonaire gezogen. Das hat seinen Grund, denn Gregory übernimmt gerade die Restauration der Gebäude in Slaagbai. Slaagbai liegt bekanntlich mitten im Washington-Slaagbai-Nationalpark und wird derzeit nicht bewirtschaftet. Wie dem auch sei, Gregory erzählte mir jedenfalls, dass man unbedingt bereits um 8 Uhr im Nationalpark sein müsste, damit man in den Genuss der hunderte Papageien kommen könnte, die dann auf jedem Kaktus säßen. Hört sich ja eigentlich ganz gut an, wenn nicht diese völlig unmenschliche Uhrzeit wäre. Denn um um 8 Uhr im Nationalpark sein zu können, müsste man ja spätestens um 7.30 Uhr am Hafen los gefahren sein. Entsprechend früh, wenn man denn auch noch ein Frühstück genießen will, muss man also aufstehen. Wir, sprich Judith, Sönke, Axel und ich, schaffen es leider nicht ganz so früh, stehen erst um 7 Uhr auf und sind um 8 Uhr reisefertig. An der Küste entlang geht es nach Rincon, wo wir dummerweise erstmal Tanken müssen. Dummerweise deshalb, weil wir das eigentlich auch schon gestern gemacht haben könnten. Doppelt dummerweise deshalb, weil die Tankstelle zwar offiziell um 8.30 Uhr auf macht, wir jedoch hier ja in der Karibik sind. So parken wir unseren Pick-Up um 8.20 Uhr vor der Zapfsäule ein und lassen dann eine geschlagene Stunde unsere Geduld auf die Probe stellen. Denn es ist ja so, der Tankwart schläft sonntags gerne mal ein wenig länger. Aber, so versichert uns quasi die gesamte Bevölkerung von Rincon, irgendwann kommt er immer. Es ist ja auch nicht so, dass wir alleine warten würden. Kurz nach uns parkt ein weiterer Pick-Up neben der Zapfsäule ein. Doch im Gegensatz zu uns, geht der Besitzer desselbigen erstmal zum nächsten Kiosk und kauft sich in Ruhe eine Cola oder zwei. Wir hingegen hegen die pure europäische Hoffnung, dass der Tankwart ja wohl nicht mehr als 15 Minuten zu spät kommen wird. Pustekuchen! Unser Mitwarter erklärt uns in der Wartezeit, dass er inzwischen bei dem Tankwart zu Hause angerufen hat. Erst heißt es in einer Viertelstunde wäre er da, dann geht die Zeitangabe drastisch auf irgendwann nach Neun zurück. Nun, wir können warten. Wir gehören ja inzwischen nicht mehr zu diesen furchtbar hektischen Menschen, bei denen alles auf die Sekunde genau klappen muss. Allerdings könnte der Tankwart nun auch langsam endlich mal kommen! Und tatsächlich, um viertel nach Neun ist es endlich so weit. Der Tankwart erscheint, schließt die Zapfhähne mit ihren riesigen Vorhängeschlössern auf und betankt uns sogar als erste. Dann sind wir endlich startklar für den Nationalpark, allerdings inzwischen natürlich mal wieder viel zu spät für die Papageien. Keinen einzigen sehen wir auf irgendeinem Kaktus hocken! OK, ein paar fliegen durch die Gegend und landen fast in unserer Windschutzscheibe und ein paar sitzen in den Bäumen. Aber auf den Kakteen, wie wir es auf den hübschen Postkarten gesehen haben? Nicht ein einziger! Naja, dann halt auf zum zweiten Highlight des Parkes. Iguanas! Auf Deutsch: Leguane! Die werden hier bis zu 2,40 m lang und sind echt beeindruckend. Auf unserer letzten Tour mit Bärbel haben wir ja schon einige davon zu Gesicht bekommen. Entsprechend froher Erwartung sind wir daher heute, als wir dieselben Plätze noch einmal anlaufen. Doch irgendwie ist heute der Wurm drin. Nicht einen einzigen Leguan sehen wir an der Quelle Pos Mangel, wo wir letzte Woche noch sechs Stück auf einem Haufen gesehen haben. Aber es gibt ja auch andere nette Plätze im Park. Diese schauen wir uns mit Judith und Sönke zusammen an und schießen mal wieder das eine oder andere Foto. Schließlich haben wir so ziemlich jedes Schlagloch auf der Piste ausführlich ausgekostet und sind am Ein- und Ausgang des Parks wieder angelangt. Weiter geht es in Richtung Rincon. Auf halber Strecke dorthin machen wir jedoch erst einmal Halt und besuchen den Cactus Fence Country Club. Dieser hat nur sonntags geöffnet und ist angeblich für gutes, lokales Essen bekannt. Allerdings hätte man für das Essen wohl etwas früher da sein müssen. Wir bekommen jedenfalls nur noch ein kühles Bier, Essen ist für heute aus. Macht aber nichts, denn wir wollen sowieso noch weiter. Sönke hat aus dem lokalen Veranstaltungsblättchen entnommen, dass sich sonntags die Locals, also die Einheimischen, bei nettem Essen und Musik in Lac Cai treffen. Und genau dorthin fahren wir dann im Anschluss auch. Zwar müssen wir dazu fast die gesamte Insel durchqueren und einige weitere Schlaglöcher hinter uns bringen. Doch das Ziel lohnt den Aufwand. In Lac Cai sitzen zig Menschen unter einer viel zu kleinen Veranda. Eine Drei-Mann-Combo spielt Musik auf und wir essen Fisch und Hähnchen aus dem Styroporbehälter. Die Stimmung ist einwandfrei, auch wenn wir nicht ganz verstehen, was hier eigentlich so abgeht. Eine Art Karaoke mit Live-Unterstützung, Musik und jeder darf mal mitsingen oder einfach nur ein nettes Beisammensein mit Freunden und neuen Bekannten? Egal wie, es macht uns Spaß und wir applaudieren wilde nach jedem Song. Doch irgendwann macht sich das frühe Aufstehen bemerkbar und wir sehnen uns kollektiv in den Hafen zurück. Und nach ein paar Schlaglöchern mehr kommen wir dort auch wieder wohlbehalten an. Während Judith und Sönke noch mit ihrem Schiff hinaus an eine Mooringboje fahren, machen Axel und ich uns einen ganz ruhigen Abend. Ich liege bereits um acht Uhr in der Koje und lese mein Buch zu Ende, Axel hält es bis irgendwann  mit seinem Buch im Salon aus (ich kann nicht genau sagen bis wann, weil ich gegen 9 Uhr endgültig den Schlaf der Gerechten schlafe) und geht schließlich auch recht früh schlafen.

Müll aus früheren Zeiten – Heute stehen die Conchmuscheln unter Naturschutz

Montag, 25. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Auch heute ist wieder einigermaßen frühes Aufstehen angesagt. Allerdings diesmal nicht um irgendwelche Sehenswürdigkeiten zu genießen, sondern schnöde um unser Bimini zum Nähen zu bringen. Beim Aufbauen des Mückengitters ist uns nämlich ein Reißverschluss kaputt gegangen, der nun nach genäht werden soll. Gea von Marlis Canvas hat sich bereit erklärt uns irgendwie noch in ihren Stapel Arbeit unterzubekommen und so bringt Axel das gute Stück nun morgens um 9 dort hin. Gegen 10 Uhr kommen dann Judith und Sönke bei uns vorbei. Da die beiden nur einen 5 PS Außenborder und wir einen 8,9 PS Außenborder in Reserve haben, haben wir beschlossen, dass wir die beiden Dinger bis Neuseeland einfach tauschen. So können Judith und Sönke schneller zu Strand und Tauchplätzen gelangen und wir haben für Notfälle immer noch einen Außenborder in Reserve. Nachdem der Tausch vorgenommen ist, verabreden wir uns noch schnell auf einen Tauchgang bei unserem Hausriff „Something Special“. Eine dreiviertel Stunde später sind wir denn dort auch bereits im Wasser und genießen mal wieder dieses einmalige Riff. Im Anschluss wird schnell das Equipment in der Tauchbasis abgespült und wir können auch schon direkt unsere neu befüllte Flaschen wieder mitnehmen. Zurück an Bord bleibt nicht viel Zeit zum relaxen. Als Erstes kommt Udo von der „Kerbian“ vorbei und bittet Axel ihn in den Mast zu winschen. Seine Windmessanlage ist leider kaputt und muss nun runter. Kein Problem, schon gar nicht, weil Udo elektrisch gewinscht werden kann. Als nächstes kommt Tony von der britischen Yacht „Miss Charlotte“ und will sich einmal unser Schiff von innen anschauen. Und wie fast alle Leute, denen wir Hello World bisher gezeigt haben, ist auch er begeistert von Ausbau und Qualität. Dann ist es auch schon wieder 15 Uhr und wir müssen zusehen, dass wir in die Pötte kommen. Schnell geht es mit dem Pick-Up in die Stadt. Dort kehren wir erst bei einem Chinesischen Supermarkt ein, wo wir Geschenke für die Kinder auf den San Blas Inseln und weitere Moskitonetze erstehen. Weiter geht es zum Optiker in der Innenstadt, wo Axel seine neue Sonnenbrille abholen kann. Und die ist diesmal auch wie gewünscht gut! Noch weiter geht es zum Bonaire Warehouse und zum Cultimara Supermarkt, wo wir unsere Lebensmittel- und Getränkevorräte noch einmal aufstocken. Schnell noch bei Marlis Canvas vorbei und unser frisch genähtes Bimini abholen und schon sind wir wieder an Bord. Dort bauen wir direkt unser Bimini und die Seitenwände an, denn inzwischen ist es schon 17.30 Uhr geworden und die Moskitos nähern sich mal wieder. Für den Abend haben wir uns mal wieder mit Judith und Sönke zum Grillen verabredet. Immerhin gilt es noch einige Kilo Königsmakrele zu vernichten, die inzwischen bei uns in der Tiefkühlbox ihr Dasein fristen. Kein allzu schweres Schicksal eigentlich, oder? Wir bereiten noch ein wenig Guacamole und Tzaziki dazu und die „Hippopotamus“-Crew steuert noch einen Krautsalat bei. Schon ist das Mahl perfekt und wir genießen es im Cockpit mit einem Glas Wein dabei. Im Anschluss wird noch schnell ein wenig auf der Seekarte die weitere Route geplant. Soweit das möglich ist, wollen wir nämlich bis Panama mit der „Hippopotamus“ parallel segeln. Da wir viel Gutes über die kolumbianische Küste gehört haben, haben wir außerdem unseren Törnplan inzwischen ein wenig geändert und wollen vor den San Blas Inseln, die bekanntlich zu Panama gehören, noch einen kurzen Abstecher nach Cartagena in Kolumbien machen. Mal schauen, was am Ende so daraus wird. Wir sind auf jeden Fall schon ziemlich gespannt darauf.

Faszinierender Geselle – der Waben-Kofferfisch

Dienstag, 26. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Nachdem wir nun drei Wochen in der Marina verbracht haben, wollen wir heute endlich nach draußen an eine Mooringboje verholen. Doch erst gibt es noch ein paar Aufgaben für uns zu erledigen. So holt Axel nach dem Frühstück zunächst unsere frisch gewaschene Wäsche ab. Anschließend geht es noch einmal zum Internetcafé, wo ich alleine zurück bleibe und unsere Webseite update, während Axel unseren Leihwagen zum Flughafen bringt, um ihn dort abzugeben. Nachdem wir wieder an Bord sind, füllen wir noch einmal unsere Tanks mit schönem Frischwasser aus der Leitung und gönnen auch dem Deck noch einmal eine Süßwasserdusche. Schließlich bezahlen wir noch unsere Marinagebühren und lösen gegen 14 Uhr unsere Leinen in der Habour Village Marina. Wenig später haben wir eine schöne Mooringboje entdeckt und machen Hello World daran fest. Nun liegen wir drei Schiffe neben der „Hippopotamus“ und nur wenige hundert Meter vom Centrum von Kralendijk entfernt. Das Wasser ist hier derart klar, dass wir nicht widerstehen können und kurze Zeit später schon im Wasser sind. Wir schnorcheln ein wenig ums Schiff herum und sind ganz begeistert von unserem neuen Liegeplatz. Unter unserem Schiff tummeln sich schon ein paar Doktorfische und an den Betonblöcken der Mooringbojen entdecke ich einen Franzosen-Kaiserfisch. Hinter unserem Heck erstreckt sich direkt das Riff und ein paar Taucher blubbern gerade unter uns entlang. Toll! Da wir heute keine rechte Lust auf selber kochen haben, fahren wir abends mit dem Dinghy an Land und steuern mal wieder eines der vielen Restaurants auf Bonaire an. Diesmal landen wir bei „Guernica“ und bestellen uns dort verschiedene Tapas. Das hatten wir ja lange nicht mehr. Alles ist sehr lecker und so kehren wir nach ein paar Stunden glücklich und kugelrund gefuttert wieder an Bord zurück.

Mittwoch, 27. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Für heute haben wir uns mal wieder mit Judith und Sönke zum Tauchen verabredet. Allerdings natürlich erst nach einem äußerst gemütlichen Frühstück im Cockpit. Danach geht es los. Wir fahren jeder mit unseren Dinghys in Richtung Klein-Bonaire. Dort wollen wir eigentlich den Tauchplatz „Just a nice dive“ betauchen, doch leider ist dieser schon besetzt. Wir machen kurz neben dem bereits dort liegenden Tauchboot fest, stellen jedoch recht schnell fest, dass dies heute nicht so gut ist. Es weht nämlich ein ganz schön starker Südostwind und wir hüpfen mit unserem Schlaucher nur so auf und ab. Also, Leinen wieder los und kurz in Richtung nächster Tauchplatz. Der ist aber auch bereits besetzt und die Wellen lassen eigentlich keinen angenehmen Tauchgang vermuten. So verlassen wir Klein-Bonaire schließlich wieder und fahren stattdessen zum Tauchspot „The Cliff“. Hier sind wir alleine, das Wasser ist herrlich ruhig und klar und so tauchen wir denn auch direkt ab. An einer kleinen Steilwand entlang sehen wir große Tarpune und die ganzen anderen bekannten Fische. Während wir schon unseren Sicherheitstopp machen, entdecken wir sogar noch einen kleinen Oktopus. Er hält uns scheinbar für potenzielle Gegner und versucht uns ein wenig einzuschüchtern, indem er sich ganz groß macht und alle achte von sich streckt. Ohne wirklichen Erfolg allerdings 😉 Wieder zurück an der Oberfläche entscheiden sich Judith und Sönke ihre Oberflächenpause an der Mooring zu verbringen und dann noch einen Tauchgang in der Nähe zu machen. Wir wollen lieber zurück zum Schiff und von dort aus tauchen gehen, so dass sich unsere Wege erstmal wieder trennen. An Bord angekommen gibt es erstmal eine Kleinigkeit zu essen und zu trinken. Dann machen wir uns wieder klar und hüpfen diesmal direkt von unserer Badeplattform ins Wasser. Herrlich! Wir sind direkt am Riff und können schon auf den ersten Blicken eine ganze Armada von Fischen ausmachen. Wir begnügen uns damit einfach nur 50 m ums Schiff herum zu tauchen und inspizieren auch gleich unser Unterwasserschiff mit. Das sieht allerdings gar nicht mehr so toll aus. Ein neuer Antifoulinganstrich ist wohl inzwischen ziemlich nötig. Allerdings wollen wir den so weit wie möglich hinaus schieben und erst kurz vorm Pazifik erneuern. Der Pazifik soll nämlich angeblich mit noch aggressiveren Muscheln, Seepocken und Algen aufwarten. Also heißt es möglichst frisch gestrichen dort hin zu gelangen. Wahrscheinlich werden wir Hello World daher direkt vorm Panamakanal in der Shelterbay Marina heraus nehmen und streichen lassen. Nachdem wir fröhlich wieder aufgetaucht sind, gibt es im Cockpit erstmal das obligatorische Dekompressionsbierchen. Natürlich rein als isotonisches Getränk um den Wasserhaushalt im Körper wieder in Ordnung zu bringen. Durch die kalte und trockene Luft aus den Tauchflaschen dehydriert man nämlich relativ schnell beim Tauchen. Abends kommen uns dann Judith und Sönke mal wieder besuchen. Wir essen gemeinsam mexikanische Tacos mit Hackfleisch, Guacamole, Salsa und ein paar weiteren Kleinigkeiten, die wir so in unseren Bordvorräten entdeckt haben. Wie immer ist es ein netter Abend, wenn es auch nach zwei Tauchgängen diesmal nicht ganz so spät wird.

Hello Worlds neuer Liegeplatz direkt am Riff

Donnerstag, 28. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Da wir so langsam zusehen wollen, dass wir weiterkommen, ist für heute mal Bootspflege, Aufräumen und Saubermachen angesagt. Beim seiner Müll-Entsorgungsfahrt in die Marina passiert Axel allerdings zuerst noch ein kleines Ungeschick. Er setzt sich auf seine neue Sonnebrille und verbiegt sie damit so sehr, dass eines der Gläser heraus fällt. So fahren wir als erstes am Vormittag an Land und lassen beim Optiker die Brille wieder gerade biegen und das Glas neu einsetzen. Anschließend schauen wir noch schnell beim Cultimara Supermarkt vorbei und kaufen wie immer ein paar frische Kleinigkeiten. Zurück an Bord wird dann aber endlich los gelegt. Wir arbeiten was das Zeug hält und haben am späten Nachmittag endlich wieder ein sauberes und vor allem auch segelklares Boot. Nach einer schnellen Dusche geht es dann auch schon wieder mit den gesellschaftlichen Verpflichtungen weiter. Immerhin ist heute Donnerstag und damit steht die wöchentliche Segler-Happy-Hour im Restaurant „Vespucci“ an. Auch heute sind wieder einige nette Leute da. So lernen wir Isolde und Gabor von der „Kestrel“ und Rosmarie und Peter von der „Green Choral“ kennen. Erstere kommen eigentlich aus Rostock, sind jedoch bereits vor mehreren Jahren nach Kanada ausgewandert. Letztere kommen aus der Schweiz und übergeben uns direkt einen ganzen Stapel ausgelesener Bücher. Super, dann sind die nächsten Lesestunden ja auch wieder gerettet. Gemeinsam mit unseren „alten“ Bekannten Judith, Sönke, Udo und Waltraud begeben wir uns im Anschluss an die Happy Hour schließlich in das Steakhaus „Patagonia“ auf der anderen Seite der Marina. Nach anfänglichen Schwierigkeiten mit der Getränkeversorgung geht dort die Nahrungsmittelversorgung erfreulich schnell vonstatten und wir genießen leckere argentinische Filetsteaks. Dabei lauschen wir der netten lateinamerikanischen Livemusik und unterhalten uns wie immer prächtig. Kaum, dass wir zurück an Bord sind, fallen wir dann aber auch recht schnell in die Betten.

Freitag, 29. Februar 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Eigentlich wollten wir heute endlich mal weiter segeln und Bonaire den Rücken zuwenden. Ja, eigentlich. Denn eigentlich kommt unser Freund Wolfgang von der „Baros“ wahrscheinlich am Sonntag hier an und eigentlich würden wir den natürlich gerne wieder sehen. Außerdem hat er noch Ersatzteile für unseren Spinnakerbeschlag und ein neues Weitwinkelobjektiv für uns mit an Bord. Die Sachen hätten wir ja eigentlich auch ganz gerne so bald wie möglich. Also entschließen wir uns noch ein paar Tage länger auf Bonaire zu verweilen und verschieben die eigentliche Abreise auf irgendwann nächste Woche. Denn eigentlich haben wir ja Zeit und keiner hetzt uns voran. Ein Anruf bei „Marlis Canvas“ bringt außerdem zu Tage, dass unser lange bestelltes Beschlagteil von Hahnefeld Masten nun endlich per Post angekommen ist. So fährt Axel denn auch direkt an Land und holt die beiden gusseisernen Gabeln dort ab. Zurück an Bord stellt er dann allerdings völlig entgeistert fest, dass auch diese Teile wieder nicht optimal passen. Sie sind an einer Stelle zu dick und unser Spinnakerbaum lässt sich damit nicht senkrecht am Mast herunter stauen. Schöner Sch…! Doch so leicht gibt Axel natürlich nicht auf. Schnell wird ein Teil des Beschlages in den Schraubstock gespannt und zurecht gefeilt. Anschließend ist es zwar nicht mehr hundertprozentig eloxiert, doch wenigstens lässt sich unser Spibaum jetzt wieder ordnungsgemäß an den Mast hängen. Anschließend brauchen wir erstmal ein wenig Erholung und beschließen noch einen Tauchgang am Boot zu machen. Da Judith und Sönke dasselbe vorhaben, beschließen wir uns unter Wasser in der Mitte zwischen unseren Schiffen zu treffen. So schwimmen wir heute erstmal in Richtung „Hippopotamus-Riff“ und treffen tatsächlich irgendwann auf Judith und Sönke. Toll, so ein Meeting unter Wasser. Gemeinsam geht es dann wieder ein Stück in Richtung „Hello-World-Riff“, bevor sich unsere Wege wieder trennen. Zum Abschluss unseres Tauchgangs tauchen wir noch ein wenig um die Betonblöcke an unserer Mooringboje herum. Dabei entdecken wir einen wirklich ganz, ganz niedlichen Mini-Franzosen-Kaiserfisch. Im Gegensatz zu seinen Eltern ist er noch ziemlich bunt und hübsch gestreift. Er versteckt sich bei Annäherung in einem der Löcher der Betonblöcke und guckt uns an wie Nemo aus seiner Anemone. Süüüßßßß!!! Während ich mich anschließend schon an Bord erholen kann, fährt Axel noch kurz mit den Tauchsachen zur „Kerbian“ hinüber. Udo hatte uns gebeten ihm ein wenig Restluft aus unseren Tauchflaschen zur Verfüung zu stellen und ihm bei der Anbringung eines Rope-Cutters an seiner Welle zu helfen. Gesagt, getan und so tauchen die beiden kurz unter die „Kerbian“. Bei der Aktion schafft es Udo dann doch tatsächlich unsere eine Flasche vollständig leer zu atmen. Da lohnt sich das Füllen dann ja mal richtig. Auch am Abend sind wir dann wieder auf der „Kerbian“, denn Udo und Waltraud haben zum Sundowner eingeladen. Neben uns sind auch noch Judith, Sönke, Isolde und Gabor da, so dass es verspricht ein unterhaltsamer Abend zu werden. Aus den Markelenresten von unserem Grillabend am Sonntag habe ich ein paar Variationen von Fischaufstrich hergestellt, die ich nun zur allgemeinen Verköstigung mitgebracht habe. Kommt sehr gut an und wird daher wohl als Rezept in der nächsten Ausgabe von Ocean Cooking – Das Magazin zu finden sein.

Dieser kleine Geselle wohnt an „unserem“ Mooring-Betonblock

Samstag, 1. März 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Nach dem Frühstück fahren wir heute mal wieder mit dem Dinghy an Land und kaufen ein paar frische Lebensmittel ein. Anschließend geht es zurück an Bord, wo wir einen sehr ruhigen Tag verbringen. Axel arbeitet dabei ein paar Sachen von der unendlichen To-Do-Liste ab und ich beschäftige mich mal wieder mit Logbuch und Fotogalerie. Nachmittags kommt noch kurz Isolde vorbei gepaddelt und auf ein Glas Wasser an Bord. Ansonsten passiert heute nicht wirklich viel und ich schaffe damit den wohl kürzesten Logbucheintrag der bisherigen Reise 😉

Sonntag, 2. März 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Nach einem Tag „tauchfrei“ zieht es uns heute mal wieder unter die Wasseroberfläche. Judith und Sönke haben uns vom Tauchplatz „18th Palm“ vorgeschwärmt und so machen wir uns heute nach dem Frühstück auf den Weg dorthin. Der Weg dorthin ist zwar mit dem Dinghy ganz schön weit, doch es soll sich angeblich ja lohnen. Wir haben Glück und die Tauchboje ist frei, so dass wir auch direkt abtauchen können. Im Gegensatz zu dem sonst meist in einer Richtung verlaufenden Riff, hat sich hier eine Art Riffarena um eine Sandfläche herum gebildet. Wir tauchen zunächst zum äußeren Rand der Arena und schwimmen dann in Richtung Sandfläche. Hier bekommen wir dann auch direkt eine der Attraktionen des Tauchplatzes zu sehen. Zwei riesige Barrakudas tauchen vor uns auf und befinden sich anscheinend in Jagdlaune. Nicht auf uns zum Glück, wir passen nicht ganz ins Beuteschema. Aber auf jeden Fall können wir beobachten, wie sie mit bedrohlich aufgerissenem Maul senkrecht über einer Koralleninsel stehen. Weiter geht es bis auf eine Tiefe von 34 m hinab. Ganz schön tief also. Schließlich kommt die nächste Attraktion in Sicht. Angeblich soll bei „18th Palm“ eine Gruppe von exakt 12 Tarpunen wohnen. Wir zählen zwar nur acht Tiere auf einen Blick, doch auch deren Anblick ist schon mehr als beeindruckend. Scheinbar bewegungslos schwimmen sie neben einen, lassen uns ganz nah heran kommen, ja scheinen sich sogar ein wenig für uns zu interessieren. Während ich dann kurz den Blick von dem neben mir schwimmenden Tarpun abwende und nach vorne schaue, bekomme ich zunächst einen gehörigen Schreck. Schwimmt da doch direkt ein großer Weißflecken-Adlerrochen auf mich zu. Fünf Meter von mir entfernt entdeckt auch er mich und dreht leider, oder vielleicht auch zum Glück, nach rechts ab. Whoh! Noch völlig beeindruckt von dieser Begegnung tauche ich weiter und befinde mich wenig später plötzlich direkt neben einem großen Zackenbarsch. Also, wenn das heute nicht mein Glückstag ist! So viele Großfische auf einem Haufen hat man doch wirklich selten. Fehlt eigentlich nur noch ein Hai, aber man soll ja nicht unverschämt werden. Nach einer dreiviertel Stunde tauchen wir schließlich wieder auf und sind ziemlich begeistert. Da haben Judith und Sönke wahrlich nicht zu viel versprochen. Wir fahren schließlich zurück, halten kurz bei Hello World, um unsere zwei anderen Flaschen aufzusammeln und fahren dann zur Tauchbasis. Hier lassen wir noch einmal unsere Flaschen auffüllen und können auch gleichzeitig schön unsere Tauchanzüge etc. in Süßwasser baden. Zurück an Bord hängen wir schnell unsere Sachen zum Trocknen auf und halten dann einen kleinen Mittagsschlaf. Nachmittags können wir dann schließlich Wolfgang mit seiner „Baros“ auf Bonaire willkommen heißen. Schnell geht es auf ein Begrüßungsbierchen zu ihm an Bord, wo sich auch Judith und Sönke einfinden. Wir bekommen unsere Ersatzteile und das Objektiv von Wolfgang und sind glücklich damit. Das Ersatzteil ist eine weitere Spinnakerglocke, die wir kurz entschlossen von Wolfgang aus Martinique haben mitbringen lassen, nachdem uns auf der Überfahrt nach Bonaire ja der Beschlag schon wieder kaputt gegangen war. Und in Martinique lag ja immer noch die von uns damals bestellte, aber nicht rechtzeitig angekommene Glocke. Das Objektiv hat freundlicherweise Gitti für mich in New York besorgt und dann Wolfgang mitgegeben. Bereits seit den Kanaren war ich auf der Suche nach diesem speziellen Weitwinkelobjektiv, aber bisher nirgendwo fündig geworden. Das der Umweg über New York auch noch eine Preisersparnis von etwa der Hälfte eingebracht hat, kann man dabei als netten Nebeneffekt betrachten. Dollarkurs sei Dank! Nach einer Stunde lassen wir Wolfgang dann aber erstmal wieder alleine, damit er sich ein wenig von der Überfahrt erholen kann, bevor es am Abend mit dem Begrüßungsprogramm weiter geht. Axel kommt für uns nämlich ein leckeres Fischcurry (ja, genau, mit Königsmakrele), welches wir mit Judith, Sönke und Wolfgang im Cockpit genießen. Wolfgang erzählt uns, dass auch Eva und Rüdiger von der „Sola Gracia“ ihm dicht auf den Fersen sind und voraussichtlich irgendwann in der Nacht auf Bonaire eintrudeln werden. Judith, Sönke und Wolfgang beschließen so lange auf zu bleiben und den Beiden mit den Mooringleinen zu helfen. Uns hingegen fallen schon gegen elf die Augen zu und so sind wir entsprechend bereits im tiefen Schlummer, als die „Sola Gracia“ schließlich Bonaire erreicht.

Montag, 3. März 2008: Kralendijk/Bonaire 0 sm

Eva und Rüdiger sind tatsächlich mitten in der Nacht auf Bonaire angekommen. Die „Sola Gracia“ liegt nun eine Boje neben der „Baros“ und wir fahren natürlich nach dem Frühstück erstmal bei den Beiden vorbei. Da wir heute nun endlich ausklarieren wollen und Eva, Rüdiger und auch Wolfgang noch einklarieren müssen, machen wir direkt im Anschluss eine gemeinsame Tour durch Kralendijk. So können wir den Dreien direkt alle wichtigen Dinge im Ort zeigen und nehmen schließlich noch einen gemeinsamen Mittagssnack im City Cafe. Nachmittags ist bei uns dann mal wieder aufräumen angesagt. Erschreckend, wie sich innerhalb weniger Tage schon überall wieder Dinge angesammelt haben, die auf See dort ganz bestimmt nichts zu suchen haben. Irgendwann ist Hello World dann wieder abfahrbereit und wir freuen uns auch wirklich langsam mal wieder auf See raus zu kommen. Den Abend verbringen wir heute mal in großer Gruppe auf der „Baros“. Wolfgang hat zu Wein und Käseplatte eingeladen und wir sagen dazu natürlich nicht nein. Insgesamt vier deutsche Crews sitzen dann schließlich bei ihm im Cockpit zusammen. Judith und Sönke von der „Hippopotamus“, Eva und Rüdiger von der „Sola Gracia“, natürlich Wolfgang selber und noch Timo und Sirkka-Liisa von der „Chimu“. Während sich „Baros“, „Sola Gracia“ und „Chimu“ schon öfter über den Weg gelaufen sind, ist es für uns das erste Treffen mit den beiden sympathischen Deutsch-Finnen. Wie nicht anders zu erwarten wird es mal wieder ein netter Abend. Schade eigentlich, dass wir morgen schon abreisen. Aber diesmal steht unser Entschluss felsenfest. Wir wollen weiter. Judith und Sönke allerdings, die eigentlich ebenfalls morgen abreisen wollten, haben sich kurz entschlossen für ein paar Tage länger auf Bonaire entschieden. Sie haben nämlich endlich Inka von der „Aldjerinya“ aufgegabelt bzw. sind von Inka gefunden worden. Nun machen sie noch schnell einen Advanced Open Water Schein bei ihr und wollen erst am Freitag in Richtung Curacao weiter segeln. Irgendwann gegen Mitternacht löst sich dann unser Grüppchen auf und alle verschwinden wieder auf ihren Booten. Wir fallen ziemlich müde in die Kojen und sind im Nu weggeratzt.

Dienstag, 4. März 2008: Kralendijk/Bonaire – Spaanse Water/Curacao 36,7 sm

Endlich, endlich ist es so weit! Heute soll es endlich mal wieder auf See gehen. Naja, nicht wirklich weit, aber immerhin. So stehen wir heute relativ früh auf und machen nach einem ordentlichen Frühstück die Leinen von unserer Mooringboje los. Unser Großsegel haben wir bereits gesetzt und segeln so innerhalb weniger Minuten in Rauschefahrt aus der Bucht hinaus. Vorbei an Klein Bonaire geht es dabei bei schönem glatten Wasser. Erst als wir aus dem Wind- bzw. Wellenschatten von Bonaire heraus sind, bekommen wir auch wieder ein wenig Schwell und Wellen. Allerdings in einer sehr angenehmen Höhe. So sollte es unserer Meinung nach eigentlich immer sein. Am Horizont kommt schließlich an Backbord die Insel Klein Curacao in Sicht. Das heißt, in Sicht kommt eigentlich nur der Leuchtturm und ein riesiges Wrack, welches an der Nordküste liegt. Die Insel selber ist so flach, dass man sie kaum über der Kimm zu sehen bekommt. Die große Schwester Curacao ist dagegen deutlich besser zu sehen. Bereits nach der Hälfte der Strecke taucht sie an Steuerbord auf und ist mit ihren relativ hohen Bergen kaum zu verfehlen. Hello World gefällt es scheinbar auch mal wieder ein wenig Bewegung zu bekommen und strengt sich mächtig an. So können wir denn auch den einzigen anderen Segler weit und breit, einen 45 Fuß Katamaran, auf Höhe West Punt überholen. Macht ja auch irgendwie Spaß. Nach fünf Stunden Segelei sind wir dann an der Einfahrt zur Lagune von Spaanse Water angekommen. Die Segel werden weg gerollt und wir tasten uns langsam durch die recht enge Einfahrt. Leider steht die Sonne um 15 Uhr schon relativ tief und so müssen wir ziemlich angestrengt nach den unbetonnten Untiefen Ausschau halten. Zum Glück geht alles gut und wir gelangen schließlich zu unserem ausgewählten Ankerplatz. In Spaanse Water hat man den Seglern insgesamt vier Ankerflächen zugewiesen. Außerhalb dieser Flächen darf nicht geankert werden und man wird dort rigoros weg gescheucht. Zum einen weil die anderen Flächen von Surfern und Jollenseglern genutzt werden, zum anderen aber auch um einige Korridore für die hin- und her fahrenden Ausflugs- und Angelboote frei zu halten. Nur wenig von uns entfernt entdecken wir dann auch die „Kerbian“ und die „Kestrel“, deren Crews auch direkt erstmal auf einen Begrüßungstrunk vorbei kommen. Zu dumm nur, dass unsere Biervorräte sich auf gespenstische Art und Weise schon wieder dem Ende nähern. Da müssen wir wohl dringend mal wieder nachbunkern. Nachdem die Vier wieder auf ihren eigenen Yachten verschwunden sind, machen wir uns zur Abwechslung mal ein typisch deutsches Abendessen. Es gibt nämlich Sauerkraut mit Nürnberger Bratwürstchen. Beides befindet sich noch in Dosenform in unserem Bordbestand und muss dringend mal vernichtet werden. Immerhin haben wir es bereits seit unserer Abschiedsfeier im Mai letzen Jahres an Bord. Axel ist völlig hin und weg, während ich mich mit meiner Begeisterung doch ein wenig zurück halte. Ist irgendwie nicht mein Leibgericht. Den restlichen Abend verbringen wir mit Lesen und gehen nach diesem anstrengenden Seestück heute mal recht früh in die Kojen.

Mittwoch, 5. März 2008: Spaanse Water/Curacao 0 sm

Auch heute geht es wieder früh raus aus den Federn. Wir haben „volles Programm“ und wollen damit nicht zu spät anfangen. Nach dem Frühstück besorgt uns Axel dann erstmal eine Internetverbindung. Von der Segelyacht „Sol“ wird hier in der Bucht ein WLAN angeboten, welches man sich für 10 US-$ pro Woche freischalten lassen kann. Anschließend geht es mit dem Schlauchboot in die Fishermen’s Marina und zum dortigen Dinghysteg. Von hier aus sind es nur wenige Schritte bis zur nächsten Busstation und wir müssen zum Glück nicht allzu lange auf den Bus warten. Angeblich fährt er so zwischen voller Stunde und Viertel nach, aber manchmal kommt er wohl auch früher. Wie gesagt, wir haben Glück und fahren mit dem Bus für 1,50 NAFl (Niederländische Antillen Florin) pro Person in die Hauptstadt Willemstad. Am Hauptbusbahnhof steigen wir aus und laufen zu Fuß weiter zur Zollbehörde. Schnell und unproblematisch bekommen wir dort unsere Einklarierungsformulare. Dann geht es weiter zu Einwanderungsbehörde. Zu dumm nur, dass man dafür erstmal einen 15-minütigen Fußmarsch hinter sich bringen muss. Allerdings ist der Weg dorthin nicht allzu schlimm, denn er führt an den schönen Häusern an der Wasserpromenade entlang und über die Queen Emma Pontonbrücke auf die andere Seite der St. Anna Bucht. Die Brücke allein ist dabei schon eine Sehenswürdigkeit. Auf schwankenden Planken kann man über sie das Wasser überqueren. Kommt ein Schiff und will vom offenen Meer ins die Bucht von Schootegat, wird einfach die ganze Brücke durch die Gegend gefahren. Dazu hat man an einem Ende zwei Motoren an einem der Schwimmkörper montiert, mit Hilfe derer die Brücke dann vor und zurück gefahren wird. Am anderen Ende ist sie weiterhin an Land befestigt und öffnet sich so in einem schönen Halbkreis. Tolle Technik! Nachdem wir uns bei der Einwanderungsbehörde einen Stempel in den Pass haben geben lassen, müssen wir auch noch zur Hafenbehörde. Die liegt zum Glück im Nebengebäude und wir schaffen es gerade noch rechtzeitig vor der Mittagspause dort hinein. Hier bekommen wir eine Ankergenehmigung für unseren Ankerplatz in Spaanse Water. Wozu das allerdings gut sein soll, finden wir nicht heraus. Die Genehmigung kostet nichts und eine Kontrolle haben wir bisher auch noch nicht gesehen. Nachdem wir somit den offiziellen Teil erledigt haben, geht es zurück ins Centrum von Willemstad. Die Innenstadt teilt sich übrigens in die Stadtteile Punda und Otrabanda. In Otrabanda scheint eher von den Einheimischen besucht zu werden. Offene Grillstation an der einen Straßenecke, Geschäfte mit Haushaltswaren an der anderen. Zwar wird mächtig daran gearbeitet das Erscheinungsbild dem sauberen, holländischen Stil anzupassen, doch hier findet man auch noch die leicht angeschmuddelten und zerfallenen Ecken von Willemstad. In Punda, dem Teil mit den hübschen alten Häusern an der Wasserfront, befindet sich dagegen das touristische Einkaufsparadies. Hier tummeln sich die Massen an Kreuzfahrern, die hier täglich angeliefert werden. Entsprechend gestaltet sich das Angebot der Läden. Parfüm, Schmuck, Uhren, Fotoapparate etc. Außerdem gibt es jede Menge Cafés und Restaurants für die kleine Pause zwischen zwei Schnäppchen. In einem davon nehmen auch wir nun erst einmal Platz und gönnen uns einen kleinen Snack zum Mittagessen. Behördengänge machen nämlich hungrig und vor allem auch durstig. Anschließend stürzen wir uns dann in das Shoppinggetümmel. Für mein neues Objektiv erstehe ich als erstes einen schützenden UV-Filter. Schließlich soll das gute Teil nicht direkt im harten Bordalltag verkratzen. Danach entdecke ich einen netten Schuhladen und kann endlich einmal meine ziemlich abgelatschten Sandalen gegen ein paar Neue austauschen. Außerdem erstehen wir hier ein tolles, neues Shoppingsbag. Bei uns in Deutschland auch als „Rentnerporsche“ bekannt, soll uns der Rucksack auf Rädern zukünftig beim Einkaufen helfen. Das war es dann allerdings auch schon mit dem Einkaufsrausch. Eigentlich brauchen wir nichts und vor allem sind die billigen Textilien aus Fernost auch nicht wirklich unser Geschmack. So machen wir uns auf den Rückweg zur Bushaltestelle, haben diesmal aber nicht ganz so viel Glück wie auf der Hinfahrt. Unser Bus ist laut Auskunft von ein paar anderen Seglern wohl gerade vor ein paar Minuten abgefahren. Da wir keine Lust haben eine Stunde in der staubigen Sonne zu sitzen, nehmen wir wenig später die Alternativtransportmöglichkeit in Anspruch. Wie auf Grenada gibt es hier nämlich auch kleine Minibusse, die parallel zu den großen Bussen die Leute durch die Gegend transportieren. Wir nehmen den Bus nach Montana, der auf Nachfrage erklärt, dass er an unserer Bushaltestelle an der Caracasbaai hält. Der Minibus ist mit 3,25 NaFl pro Person zwar etwas teurer, doch bei umgerechnet etwas über einem Euro kann man sich über die Fahrpreise eigentlich nicht wirklich beschweren. Nach etwa zehnminütiger Fahrt sind wir schließlich wieder beim Dinghyanleger und wenig später auch wieder an Bord. Den Nachmittag verbringen wir dann mal wieder mit kleinen Arbeiten an Bord. Ich schreibe Logbuch und Axel säubert die verschiedenen Wasserfilter von Kühlschrank, Generator und Toilettenpumpe. Erstaunlicherweise findet er dabei in einem der Filter doch tatsächlich eine kleine Entenmuschel. Die Biester gehen aber auch wirklich überall ran! Nach so viel Anstrengung freuen wir uns, dass wir um 17 Uhr bei Gabor und Isolde von der „Kestrel“ zum Sundowner eingeladen werden. Dort sitzen wir bis weit nach Sonnenuntergang zusammen und klönen, was das Zeug hält. So wird es mal wieder ein schöner Abend und wir kehren erst gegen 21.30 Uhr auf Hello Word zurück. Etwas müde von dem ganzen Gerenne am Tage sind wir wenig später dann auch schon in unseren Kojen und schlafen ratzfatz ein.

Donnerstag, 6. März 2008: Spaanse Water/Curacao 0 sm

Heute nutzen wir mal einen einmaligen Service auf Curacao. Täglich fährt nämlich ein kleiner Bus die Segler von Spaanse Water zum Supermarkt Vreugdenhil. Und das sogar kostenlos. So nehmen wir denn nach dem Frühstück unser Dinghy und fahren an den Dinghysteg von Sarifundy’s Marina. Pünktlich um zehn Uhr sammelt uns dort der Bus auf und fährt uns innerhalb einer Viertelstunde zum Supermarkt. Man gesteht uns genau eine Stunde Einkaufszeit zu, dann soll es wieder zurück gehen. Schnell also einen Einkaufswagen gegriffen und ab ins Getümmel. Als erstes stürzen wir uns auf die Getränke. Irgendwie neigt sich nämlich unser Wasservorrat schon wieder dem Ende zu. Wir entdecken leckeres San Pellegrino und laden einige Flaschen in den Wagen. Weiter geht es zum Orangensaft. Auch hier werden wir fündig und bekommen sogar endlich mal wieder richtigen Saft und nicht den nicht mal halb so leckeren Nektar. Nächster Stopp an der Frischetheke. Aufschnitt, Käse, Joghurt und Fleisch werden eingepackt und weiter in Richtung Gemüse geschoben. Nachdem wir auf Bonaire erstaunliche Schwierigkeiten hatten ordentliche Kartoffeln zu bekommen, werden wir hier und heute mit einem umfangreichen Angebot überrascht. Kleine Kartoffeln, rote Kartoffeln, Mini-Kartoffeln und ganz dicke Kartoffeln gibt es im Angebot. Auch die Salatauswahl lässt nicht zu wünschen übrig. Schließlich nähert sich die Stunde dem Ende und wir schieben unsere Beute an die Kasse. Hier wird alles in die mitgebrachten Einkaufsrucksäcke und Taschen verpackt mit denen wir uns dann an unsere Bushaltestelle begeben. Fünf Minuten später sitzen wir dann auch im selbigen und werden nach Spaanse Water zurück chauffiert. Echt klasse, so ein Einkaufsshuttle! Zurück an Bord muss natürlich erst einmal alles ordentlich verstaut werden. Dann aber haben wir uns einen schönen freien Nachmittag verdient. Wir sitzen den Rest des Tages ganz entspannt im Cockpit und lesen ein wenig. Gegen 17 Uhr nehmen wir dann noch mal das Dinghy und fahren zu Sarifundy’s Marina. Auch auf Curacao gibt es nämlich eine Happy Hour speziell für Segler. Immer montags und donnerstags um 17 Uhr trifft man sich im Restaurant von Sarifundy. Neben den alten Bekannten von „Kerbian“ und „Kestrel“ gibt es natürlich wie immer auch ein paar neue Bekanntschaften zu schließen. Da wir trotz des wohl gefüllten Kühlschranks an Bord keine Lust zum Kochen haben, entschließen wir uns im Anschluss an die Happy Hour bei Sarifundy auch noch eine Kleinigkeit essen zu gehen. Udo und Waltraud von der „Kerbian“ leisten uns dabei Gesellschaft und es wird mal wieder ein netter Abend. Zurück an Bord bleibt uns dann auch nicht viel mehr zu tun als ganz schnell in unsere Kojen zu fallen.

Freitag, 7. März 2008: Spaanse Water/Curacao 0 sm

Nachdem wir uns gestern einen guten Überblick über den Supermarkt verschafft haben, geh es heute gleich noch einmal dorthin. Der 10 Uhr Gratisbus hat uns also wieder im Gepäck und liefert uns direkt vor dem Supermarkt ab. Diesmal trennen sich unsere Wege allerdings. Während Axel sich auf den Weg zum Budget Marine Schiffsausrüster gleich ums Eck macht, schiebe ich alleine durch die Warenregale. Dabei wandert dies und jenes in den Wagen und am Ende ist es mal wieder ein ganz schöner Haufen, den wir in unsere Rucksäcke zu verstauen haben. Man muss schon sagen: Das mit dem Einkaufen war damals zu Hause doch irgendwie einfacher. Da ist man einfach mit seinem Auto zum nächsten Supermarkt gefahren, hat sich das Wägelchen mit bekannten Produkten voll geladen und ist dann einfach wieder nach Hause gefahren. Hier hingegen muss man sich an jedem neuen Platz erstmal einen Überblick über Lage des Supermarkts und das entsprechende Warenangebot verschaffen. Dabei gibt es jedes Mal neue, leckere Produkte zu entdecken, wie zum Beispiel die gewürfelten Tomaten mit Jalapeno in der Dose (schmeckt hervorragend als Pizzabelag!). Bei jedem Einkauf erwischt man allerdings auch immer wieder Produkte, die zwar aussehen, wie die bereits bekannten Sachen, doch irgendwie geschmacklich total daneben liegen. Das ist zum Beispiel bei Aufschnitt so eine Sache. Da kauft man eine Teewurst, die auch tatsächlich aussieht wie Teewurst und wird dann bitter enttäuscht, weil sie einfach nur wie billige Plastikschmiere schmeckt. Also heißt es für uns immer erst ein kleines Stück von irgendwas kaufen, probieren und dann gegebenenfalls nachbunkern. Zurück an Bord werden natürlich mal wieder die Sachen verstaut, bevor es mit zwei Ladungen Wäsche zurück zu Sarifundy’s geht. Dort habe ich Glück und die einzige vorhandene Waschmaschine ist gerade nicht besetzt. Während ich die nächste Stunde in der Sonne sitze, lese und auf meine Wäsche warte, bereitet Axel an Bord ein leckeres Gulasch vor. Da wir in Richtung Kolumbien bzw. Panama mal wieder ein paar Tage durchsegeln müssen, wollen wir eigentlich ein paar Gerichte wieder vorkochen. So unter anderem auch Gulasch. Allerdings scheitert der Plan diesmal ziemlich schnell. Erstens stellt Axel nämlich beim Kochen bereits fest, dass er sich dem leckeren Duft nicht entziehen kann und auf jeden Fall am Abend eine Portion davon essen muss. Kein Problem, bei der großen Portion bleibt bestimmt etwas über zum Einfrieren. Dann jedoch laufen nacheinander die „Baros“, die „Hippopotamus“, die „Sola Gracia“ und die „Chimu“ in Spaanse Water ein. Ja, und Wolfgang, Judith und Sönke kommen natürlich auch direkt auf ein Willkommensbierchen bei uns vorbei. Auch sie können natürlich dem leckeren Geruch aus der Kombüse nicht widerstehen und so sitzen wir wenig später zu fünft bei einer leckeren Portion Gulasch im Cockpit zusammen. Naja, vielleicht kann man das übrig gebliebenen Anstandsrestchen ja noch irgendwie strecken und zu Gulaschsuppe verarbeiten? Oder wir kochen das Ganze einfach noch mal neu. Gut gesättigt finden wir uns dann um 19 Uhr noch alle gemeinsam auf der „Chimu“ ein. Dort sitzen wir bis spät im Cockpit zusammen, trinken Wein, tauschen Reisepläne aus und freuen uns über unser tolles Leben.

Samstag, 8. März 2008: Spaanse Water/Curacao 0 sm

Nach einem schnellen Frühstück bestehend aus Joghurt, Kaffee und Orangensaft machen wir uns heute mal wieder auf den Weg in die Fishermen’s Marina. An der Bushaltestelle treffen wir auf Judith und Sönke, mit denen wir uns zu einem Stadtbummel durch Willemstad verabredet haben. Diesmal lässt der Bus allerdings ganz schön lange auf sich warten. Statt laut Fahrplan um 10 Uhr kommt er erst eine halbe Stunde später. Aber auf der Bank unter dem kleinen Schatten spendenden Baum am Verkehrskreisel sitzt es sich ja auch ganz nett. Schließlich kommt er ja doch und wir werden von ihm nach Willemstad gefahren. Nachdem wir ein paar Geschäfte in Punda durchstöbert haben, gehen wir auf die andere Uferseite nach Otrabanda. Heißhungrig wie wir inzwischen sind, machen wir schnell bei Pizza Hut Halt und genehmigen uns eine kleine Pizza. Dann geht es die örtliche Einkaufszone entlang. Tolle Geschäfte gibt es hier. Hier bekommt man alles und noch viel mehr, was man woanders nirgendwo bekommen würde. Wir bewundern beigefarbene Toiletten im Schaufenster, bestaunen megagroße TV-Bildschirme und ergötzen uns an Farbe und Qualität der hier angebotenen Oberbekleidungswaren. Selbst ein „KaDeWe“ gibt es hier! Allerdings fehlen fast alle Abteilungen des gleichnamigen Pendants in Berlin und wir suchen vergebens nach der entsprechenden tollen Lebensmittelabteilung. In einem Haushaltswarenfachgeschäft werden wir dann aber doch noch fündig. Für unseren Besuch bei den Kuna-Indianern auf den San Blas Inseln fehlen uns noch ein paar Geschenke. So wandern Murmeln, Lippenstifte und Lesebrillen in verschiedenen Stärken in unsere Einkaufstüte. Außerdem noch eine Grillzange, die allerdings für den Eigengebrauch vorgesehen ist. Weiter geht es die Straße entlang und dann über ein paar Nebenstraßen zurück zum Hafen. Zu großen Freude von Axel wird dann doch tatsächlich die Pontonbrücke geöffnet, während wir uns gerade darauf befinden. Wie ein kleines Kind freut er sich, als er am Ende der Brücke stehend durch die Gegend gefahren wird. Schließlich schließt sich die Brücke wieder und wir können wieder auf die Pundaseite zurück wechseln. An der Hafenpromenade trinken wir zur Erfrischung noch schnell ein Bier, bevor es wieder zurück zur Bushaltestelle geht. Dort müssen wir leider eine halbe Stunde warten, doch können wir uns die Wartezeit mit Gesprächen mit anderen Seglern vertreiben. Gegen 17 Uhr sind wir dann schließlich wieder zurück an Bord und doch ziemlich geschafft. So wird es heute mal ein ganz ruhiger Abend, den wir in trauter Zweisamkeit verbringen.

Kindische Freude bei Axel, als die Pontonbrücke geöffnet wird

Sonntag, 9. März 2008: Spaanse Water/Curacao 0 sm

Obwohl heute ja Sonntag ist, muss ich heute noch mal an das leidige Thema Wäsche waschen ran. So fahren wir direkt nach dem Frühstück zu Sarifundy’s. Ich habe Glück und die Waschmaschine ist gerade frei geworden. Judith hatte die gleiche Idee und hat ihre Wäsche gerade in den Trockner gewechselt. Die Wartezeit vertreiben wir uns heute mal bei Eistee und Cola in der Gesellschaft von Wolfgang und Rüdiger. Die Beiden haben sich auf einen Kaffee bei Sarifundy’s getroffen und Axel hat sich bereits zu ihnen gesetzt. Da der Trockner hier nach einem Trockengang immer wegen Überhitzung die Arbeit einstellt, schnappe ich mir nach 25 Minuten meine Wäsche und wir fahren zurück zum Schiff. Dort werden Vor- und Achterdeck mit Leinen bespannt und die Wäsche zum Trocknen aufgehängt. Das geht bei den hier herrschenden Temperaturen zum Glück ziemlich schnell. Eine Stunde und alles ist trocken. Das Aufhängen der Wäsche ist dagegen allerdings gar nicht so einfach. Bei 5 bis 6 Windstärken wird einem jedes Kleidungsstück vom Wind nur so um die Ohren gehauen. Und man muss stets ein wachsames Auge auf die Wäscheklammern haben, damit sich diese nicht einfach sang- und klanglos lösen und die Wäsche in den nahen Fluten versinkt. Zum Glück bleibt alles hängen und unsere Schränke sind wieder mit frisch duftigen Sachen gefüllt. Um 17 Uhr machen wir uns heute mal auf den Weg zum Motorsegler „Diesel Duck“. Benno und Marlene haben wir bei der Happy Hour am Donnerstag kennen gelernt und nun sind wir auf einen Drink bei ihnen eingeladen. Die Beiden stammen gebürtig aus Deutschland, sind allerdings schon seit über dreißig Jahren in Toronto/Kanada zu Hause. Wir unterhalten uns sehr nett mit den Beiden und sind ein wenig traurig, dass wir uns nach zwei Stunden schon wieder verabschieden müssen. Um 19 Uhr steht nämlich direkt schon der nächste Termin an. Auf der „Hippopotamus“ hat man heute nämlich ebenfalls zu Drinks geladen. Zusammen mit Eva, Rüdiger, Wolfgang, Udo, Waltraud, Sirkka-Liisa, Timo, Gabor und Isolde sitzen wir bis weit nach Mitternacht im Cockpit zusammen und amüsieren uns köstlich. Spätestens als Sönke die CD von Atze Schröder raus holt, gibt es kein Halten mehr und einige der Boote um uns herum werden sich vielleicht über den grölenden Gesang gewundert haben.

Waschtag

Montag, 10. März 2008: Spaanse Water/Curacao 0 sm

Ah haua ha, heute fällt das Aufstehen ja doch ein wenig schwer. Axel meint, dass vielleicht eines der Rotweingläser wohl doch schlecht gewesen sein muss. Hilft aber alles nichts, wir müssen raus aus den Federn und zwar auch noch recht früh. Der Wecker klingelt um 7.30 Uhr und wir heben uns mühsam in die Senkrechte. Noch bevor wir frühstücken, begeben wir uns an eine Aufgabe, die wir eigentlich schon seit Barbados vor uns her schieben. Auf dem Atlantik haben sich nämlich einige unserer Segellatten mal wieder gelöst und sind auseinander gegangen. Das wirkt sich zum einen natürlich schlecht auf die Segeleigenschaften aus. Zum anderen scheuern die Latten so aber auch ziemlich an den Lattentaschen. Bisher war es für diese Aufgabe aber irgendwie immer zu windig oder der Zeitpunkt passte einfach überhaupt nicht. Doch heute haben wir keine Ausrede mehr. Der Wind ist quasi nicht vorhanden und vor dem langen Schlag nach Kolumbien müssen die Teile nun endlich repariert werden. Also, Latten raus, wieder zusammen geschraubt, abgetapt und wieder in die Lattentaschen rein. Anschließend ziehe ich Axel noch schnell in den Mast und er klebt ein wenig Tape auf die bereits aufgescheuerten Stellen am Großsegel. Nach dieser Tätigkeit bleibt uns nur noch wenig Zeit zum Frühstücken und schon geht es weiter. Mit dem Dinghy fahren wir zu Sarifundy’s Marina und nehmen mal wieder den Einkaufsbus. Diesmal allerdings den 9 Uhr Bus zum Centrum Supermarkt. Leider müssen wir jedoch erst einmal eine halbe Stunde in der Sonne warten, bis der Bus endlich auch kommt. Auch diesmal können wir die Wartezeit mit netten Gesprächen verbringen, denn Timo, Sirkka-Liisa und Isolde wollen ebenfalls eine Runde einkaufen gehen. Im Supermarkt angekommen, werden erstmal ein paar Getränkevorräte in den Einkaufswagen geladen. Dann kommen die Frischevorräte dran. Unter anderem laden wir einen ganzen Gauda ein, den wir unbedingt dem TO-Stützpunktleiter in Cartagena mitbringen sollen. Nach einer Stunde shoppen geht es dann mit dem Bus wieder zurück nach Spaanse Water. Wir brauchen zwei Touren mit dem Schlauchboot, um alle Einkäufe an Bord zu transportieren und sind danach einige Zeit mit weg stauen beschäftigt. Den Nachmittag verbringen wir heute mal ganz geruhsam mit Internet surfen, lesen und dem Organisieren unserer Unterwasserschiffarbeiten in Panama. Dort werden wir Ende März wohl in der Shelterbay Marina aus dem Wasser gehen und einige Arbeiten vornehmen lassen. Der Abend verläuft nicht weniger ruhig und wir sind – wen wundert’s – heute mal recht früh in den Kojen.

Dienstag, 11. März 2008: Spaanse Water/Curacao 0 sm

Erstaunlich, egal wie spät oder eher gesagt früh man ins Bett geht, Axel rührt sich immer erst zu einer bestimmten Zeit. Vor Acht geht eigentlich gar nichts, halb Neun ist auch noch eine Zumutung, Zehn geht dagegen recht gut. Heute muss er allerdings schon wieder vor Zehne raus. Wir wollen nämlich zum Ausklarieren nach Willemstad fahren und da bietet sich angesichts der Öffnungszeiten von Zoll- und Einwanderungsbehörde deutlich an den 10 Uhr Bus zu nehmen. So sausen wir um kurz vor Zehn zur Fishermen’s Marina, binden unser Schlauchboot an den Steg und laufen die kurze Strecke zur Bushaltestelle. Zusammen mit uns laufen heute mal Gabor und Isolde von der „Kestrel“. Die Beiden wollen ebenfalls am nächsten Tag den Anker auf nehmen und mit uns zusammen in Richtung Nord-Curacao segeln. Danach soll es dann mehr oder minder im Konvoi nach Cartagena in Kolumbien gehen. Wahlweise mit oder ohne Zwischenstopps entlang der Küste. Das entscheiden wir ganz spontan. An der Bushaltestelle dann die Überraschung des Tages: Bruce Willis steht ebenfalls dort und wartet auf den Bus. Na gut, er stellt sich uns als Dwight vor, doch so ganz kann ich ihm das nicht abnehmen. Und seine weibliche Begleitung kann eine gewisse Ähnlichkeit zu Demi Moore auch nicht verleugnen. Obwohl das Alter wohl eher auf die Tochter als die Mutter schließen lässt. Wie dem auch sei, Bruce „Dwight“ Willis unterhält uns sowohl an der Bushaltestelle als auch während der Fahrt nach Willemstad mit Geschichten aus seiner Zeit in West-Kanada. Netter Kerl! Mal schaun, vielleicht sehen wir ihn ja in Cartagena wieder. Dorthin will er nämlich am Donnerstag auch los segeln. In Willemstad trennen sich unsere Wege jedoch erst einmal. Wir, also Gabor, Isolde, Axel und ich, machen uns auf den Weg zu Customs und Immigration. Problemlos bringen wir alle Formalia hinter uns und sind schließlich für den morgigen Tag ausklariert. Spontan entschließen wir uns dann alle noch einen Bus zum „Cost U Less“ Supermarkt zu nehmen. Dafür müssen wir am Busbahnhof in Otrabanda allerdings erst einmal den richtigen Bus erwischen. Nach wenigen Nachfragen bei den Minibusfahrern werden wir fündig und müssen nur kurz warten, bevor es los geht. Irgendwo mitten auf Curacao werden wir dann an einer Kreuzung wieder aus dem Bus geschmissen und stellen erfreut fest, dass auf der anderen Straßenseite tatsächlich der gewünschte Supermarkt befindlich ist. Also, nichts wie rein und los geshoppt. Eigentlich sollte man ja meinen, dass unsere Vorräte inzwischen komplett, wenn nicht überkomplett wären. Aber erstaunlicherweise findet man immer noch irgendetwas, was man unbedingt einkaufen muss. Man weiß ja schließlich auch nie, wann es mal wieder was gibt. So landen auch heute wieder einige Sachen in unserem Einkaufswagen. Da unsere gute Tupperware-Kühltasche nach einem Jahr harten Einsatz heute morgen endgültig ihren Dienst aufgegeben hat, sind wir nicht ganz unfroh, als wir im Supermarkt eine nette, neue Kühltasche entdecken. Diese wird natürlich sofort mit guten Dingen wie Räucherhering, Schweinefilet und frischem Gemüse gefüllt. Außerdem nehmen wir vorsichtshalber schon mal ein wenig Schimmelentferner in unsere Bordvorräte auf. Da in Panama ca. 80% Luftfeuchtigkeit herrschen, muss man wohl dringend damit rechnen, dass sich an den Bordwänden entsprechend Sporen bilden werden. Gut bepackt warten wir dann zunächst eine halbe Stunde auf den Bus, bevor es wieder zurück nach Willemstad geht. Dort übermannen uns erstens Durst und zweitens Hunger. Dem Ersteren wirken wir schon auf der Otrabanda-Seite entgegen indem wir uns einen Fruchtshake bzw. ein Bier gönnen. Dem Zweiten können wir dann in Punda im Tapas Lokal entgegen wirken. Die entsprechen zwar nicht unbedingt dem Standart aus La Coruna, doch lecker sind sie alle mal. Schwer bepackt und glücklicherweise gut gesättigt nehmen wir im Anschluss den 4-Uhr-Bus zurück nach Spaanse Water. An Bord wird, wie sollte es anders sein, erst einmal alles gut verstaut. Dann begebe ich mich daran noch ein paar der frisch erstandenen Lebensmittel weiter zu verarbeiten. So wandert ein Stück Schweinebraten in einen Möhreneintopf und das marinierte Schweinefilet wird gebraten, um später als Brotaufschnitt zu dienen. Kurze Verschnaufpause und schon geht das Tagesprogramm weiter. Da wir heute den letzten Abend in Spaanse Water verbringen, haben wir einige unserer Freunde auf einen abendlichen Drink eingeladen. Judith und Sönke von der „Hippopotamus“ sind leider heute schon in Richtung Cartagena gestartet und Sirkka-Liisa und Timo von der „Chimu“ müssen noch einiges für ihre morgige Abfahrt vorbereiten. Doch Isolde und Gabor von der „Kestrel“, Wolfgang von der „Baros“ und Eva und Rüdiger von der „Sola Gracia“ kommen gerne zu Besuch. Letztere bringen sogar noch Evas Schwester Elisabeth und deren Mann Harry mit. So wird es wie immer ein netter Abend mit Freunden, auch wenn sich das Ganze schon recht früh gegen 21.30 Uhr wieder auflöst. Gut für uns, denn so kommen wir sicherlich morgen früh etwas pünktlicher aus den Federn. Obwohl, wie ich Axel kenne….

Gabor, Axel und Isolde im Tapas Lokal

Mittwoch, 12. März 2008: Spaanse Water/Curacao – Santa Cruz Baai/Curacao 26,6 sm

Doch, es hat eigentlich ganz gut geklappt mit dem Aufstehen. Bereits um kurz nach 7 Uhr sind wir aus den Federn und lassen uns ein leckeres Frühstück im Cockpit schmecken. Um kurz vor zehn geht dann der Anker auf und wir verlassen ganz langsam und vorsichtig Spaanse Water. Wäre ja zu dumm, wenn man beim Rausfahren noch ein Riff rammen würde. Dicht hinter uns folgt die „Kestrel“ mit Isolde und Gabor an Bord, die heute den gleichen Weg wie wir einschlagen wollen. Kurz nach der Ausfahrt gehen dann die Segel hoch und wir segeln herrlich die Küste von Curacao entlang. Nachdem wir Willemstad und seine Kreuzfahrer passiert haben, wird die Landschaft deutlich ursprünglicher und weniger bebaut. So erreichen wir nachmittags gegen 14 Uhr die schöne Bucht von Santa Cruz. Vorsichtig werfen wir hier unseren Anker neben die Korallen und springen direkt in das glasklare Wasser. Leider stellen wir dabei zunächst einmal fest, dass unser Anker ausnahmsweise heute mal nicht richtig hält. Also schnell wieder an Bord, Anker noch einmal hoch und das ganze Manöver noch einmal von vorne. Diesmal hält der Anker und wir können beim zweiten Schnorchelausflug nun ohne Probleme die netten Fische unter Wasser bewundern. Kaum, dass wir aus dem Wasser wieder raus sind, kommt hinter uns auch schon die „Kestrel“ angefahren. Auch sie brauchen zwei Anläufe, bis der Anker richtig hält, doch dann liegt „Kestrel“ ruhig und sicher hinter uns. Nachdem wir uns vom Segeln und dem kurzen Schnorchelausflug ein wenig erholt haben, machen wir unser Dinghy für einen kurzen Landausflug klar. Gemeinsam mit Isolde und Gabor fahren wir in die Bucht und machen das Schlauchboot an einem der Fischerbötchen fest. Viel zu sehen, gibt es hier allerdings nicht. Außer ein paar Fischerhütten, drei bis fünf Sonnenschirmen und einer Tauchbude finden wir nicht viel. Selbst der Wunsch nach einem kühlen Bier an der Strandbar bleibt unerfüllt. Also geht es unverdrossen zurück zu unseren Schiffen und wir nehmen das Bierchen stattdessen an Bord von „Kestrel“. Dabei besprechen wir auch direkt unsere weiteren Reisepläne. Isolde und Gabor wollen wohl auf jeden Fall noch ein wenig in der netten Santa Cruz Baai liegen bleiben und ein paar Sachen erledigen. Eventuell soll es dann am nächsten Nachmittag in Richtung Cartagena los gehen. Axel und ich sind uns dagegen noch nicht ganz einig, ob wir morgens früh los fahren und dann noch einen Zwischenstopp auf Aruba einlegen, oder ob wir auch noch einen Tag in der Santa Cruz Baai verbringen. Irgendwann gegen Abend verholen wir uns dann wieder auf unser eigenes Boot und bereiten uns ein leckeres Abendessen. Nachdem unser geplantes Reisegulasch beim letzten Versuch so wunderbar schnell verdampft ist, machen wir heute direkt noch einmal eine Portion. Und zwar eine richtig Große! So reicht es nicht nur für den heutigen Abend, sondern auch gleich für zwei Mahlzeiten auf See. Ansonsten verbringen wir den Abend ruhig unter Deck, lesen in unseren Büchern und fallen recht früh in die Kojen.

Dreiermarsch über den leeren Strand in der Santa Cruz Baai – Hello World und Kestrel im Hintergrund

Donnerstag, 13. März 2008: Santa Cruz Baai/Curacao – Oranjestad/Aruba 56,8 sm

Obwohl wir in der Santa Cruz Baai eigentlich recht geschützt liegen, wird die Nacht vor Anker mal wieder ungewohnt unruhig. Ein fieser Schwell arbeitet sich in die Bucht und lässt die Boote über die Wellen tanzen. So setzt sich bei uns dann beim Frühstück doch recht eindeutig die Meinung durch heute noch nach Aruba zu starten und dort am Südende der Insel einen kleinen Übernachtungsstopp einzulegen. So geht auch heute wieder unser Anker auf, während „Kestrel“ noch ein wenig liegen bleiben darf. Wenn alles gut geht, dürften wir uns in ein paar Tagen dann in den Five Bays an der kolumbianischen Küste wieder treffen. Doch erst einmal setzen wir unsere Segel und laufen vor dem Wind auf Aruba zu. Bis zum Südende sind es gerade einmal 45 Seemeilen, so dass wir dort irgendwann im Laufe des Nachmittags eintrudeln sollten. So weit jedenfalls erst einmal der Plan. Doch es kommt natürlich mal wieder völlig anders als man denkt. Während eines Segelmanövers setzt mal wieder unser Autopilot aus, Hello World schießt in den Wind und unsere ausgebaumte Genua steht mal wieder back. Sch…!!! Hatten wir doch wirklich geglaubt, dass das leidige Thema mit dem Umbau des Kurscomputers nun endlich erledigt wäre. Aber Pustekuchen. Das gleiche Spiel, wie auf dem Weg nach Bonaire, beginnt von vorne. Bei uns macht sich als erstes Ärger, dann jedoch schnell auch Verzweiflung breit. Mit einem kaputten Autopiloten wollen und können wir ganz bestimmt nicht drei bis vier Tage nach Cartagena durchsegeln. Panama ist noch weiter weg, fällt also auch erstmal aus. Und was passiert, wenn wir bis Panama das Problem immer noch nicht im Griff haben. Auf den Pazifik können wir uns so jedenfalls nicht heraus wagen. Die Gefahr, dass bei einem der unkontrollierten Manöver mal wieder irgendwas bricht und dann nicht nur für einen Material-, sondern eventuell gar für einen Personenschaden sorgt, ist uns einfach zu groß. Das uns heute ausnahmsweise mal nicht der Spinnakerbeschlag bei dem Manöver gebrochen ist, liegt einzig daran, dass wir den Spinnakerbaum diesmal mit einer Leine nach vorne gesichert haben. Sonst wären mal wieder 250 Euro vernichtet gewesen. Beschläge haben wir ja inzwischen immerhin ausreichend an Bord. Also, was machen wir nun? Nach ein paar Diskussionen hin und her entscheiden wir uns erst einmal wie geplant Rogers Bay auf Aruba anzulaufen und dort vor Anker zu gehen. Dort will Axel sich den Motor noch einmal in aller Ruhe anschauen und versuchen eine Lösung zu finden. Als wir schließlich unseren gewählten Ankerplatz erreichen, entscheiden wir uns jedoch noch einmal spontan um. Erstens scheint der Ankerplatz hinter einem Riff nicht allzu viel Schutz vor Wind und Schwell zu bieten, so dass wir wohl auch hier wieder eine unruhige Nacht verbringen müssten. Ganz und gar nicht das, was wir heute brauchen. Außerdem sind die Ölschlote der direkt nebenan liegenden Raffinerie derartig hässlich, dass wir hier eigentlich nur noch schnellstens wieder weg wollen. So geht es also noch einmal zehn Seemeilen weiter bis nach Oranjestad. Dort melden wir uns ordnungsgemäß bei der Port Authority an und werden gebeten erst einmal an das Kreuzfahrtterminal zu verholen. Dort vertäuen wir uns kurze Zeit später neben dem riesigen Kreuzfahrer „Summit“, den wir bereits auf Bonaire einige Male beobachten konnten. Kurz nach dem wir angelegt haben, kommt ein freundlicher Grenzbeamter von der Immigration und überreicht uns ein paar Formulare zum Ausfüllen. Nachdem dies getan ist und wir alle notwendigen Stempel in unseren Pässen haben, nimmt der Grenzbeamte Axel sogar noch freundlicherweise in seinem Auto mit zum Zoll. Dort dauert es dann zwar mal wieder ein wenig länger, doch innerhalb einer halben Stunde sind wir offiziell in Aruba einklariert und können uns zu unserem Liegeplatz begeben. Bereits von unterwegs haben wir bei der Renaissance Marina einen Platz reserviert und können so nun ohne Umstände dort anlegen. Wir machen Hello World direkt vor dem Casino fest und erleben erst einmal einen kleinen Kulturschock. Im Gegensatz zu der lauschigen Natur auf Curacao herrscht hier Jubel, Trubel und Heiterkeit. Überall blinkt und blitzt es, von jeder zweiten Ecke schallt laute Musik herüber. Anfahren mit quietschenden Reifen scheint hier zum Volkssport zu gehören und auch die Motorradfahrer scheinen irgendeinen Trick zu haben, mit dem sie ihre armen Maschinen laut aufheulen lassen. Da verziehen wir uns lieber direkt unter Deck und schreiben erst einmal eine handvoll verzweifelte Emails. Zum Glück gibt es hier im Hafen ein ganz ordentliches Wifi-Netz und wir können die Emails auch direkt versenden. Irgendwie muss sich doch das vermaledeite Autopilotenproblem in den Griff bekommen lassen. Es kann doch einfach nicht angehen, dass wir nach drei Monaten in der Karibik immer noch keine Lösung dafür haben. Auf jeden Fall trauen wir uns ohne funktionierenden Autopiloten nicht mehr aufs Wasser hinaus. Da spielen einfach unsere Nerven im Hinblick auf die nächste Nachtfahrt nicht mehr mit. Wer weiß schon, was passiert, wenn der Bulle vom Groß bei einem der unkontrollierten Manöver einmal nicht mehr hält? Bisher hatten wir ja Glück und es sind „nur“ ein paar Beschläge zu Bruch gegangen. Die Reise nach Cartagena und Kolumbien haben wir gedanklich jedenfalls erstmal aus unserem Törnplan gestrichen. Bevor das Ding nicht wieder ordentlich funktioniert, werden wir wohl erstmal auf Aruba ausharren. Völlig frustriert gehen wir irgendwann in unsere Kojen und wälzen dort noch einige Zeit die Gedanken hin und her. Immerhin ein Trostpflaster gibt es, Schwell und Schaukelei bleiben uns heute Nacht erspart.