Blauwassertour 2008 – Teil 14

Vierzehnter Teil unserer Reise entlang der Karibikseite von Panama vom 5. bis 30. April 2008.

Samstag, 5. April 2008: Isla Linton 0 sm

Am frühen Morgen weckt mich ein ganzes Orchester von Vögeln. Es quietscht, kreischt, piept, tiriliert und flötet um uns herum. Axel lässt sich natürlich von dem Lärm nicht weiter stören und schläft einfach munter weiter. Aber ich verlasse meine Koje um 6 Uhr und setze mich ein wenig ins Cockpit zum Lesen. Im Panama Cruising Guide lese ich mir schon mal die Anforderungen und Bedingungen der Panamakanalpassage durch. Da kommt ja demnächst noch einiges auf uns zu. Erst muss das Schiff offiziell vermessen, dann unzählige Formulare ausgefüllt und einiges an Geld bezahlt werden. Irgendwann im Anschluss bekommt man dann seinen Termin für die Passage und muss dann nur noch auf Tag X warten. Derzeit kann man allerdings wohl eine ganze Weile warten. Gerüchteweise liegt die Wartezeit derzeit bei ca. 5 Wochen. Damit verschiebt sich unsere Ankunft im Pazifik natürlich um einiges. Aber warten wir mal ab, wie die Wartezeiten am Ende tatsächlich sind. Vielleicht geht es ja auch irgendwann mal wieder schneller voran. Gegen 7.30 Uhr steht dann auch Axel endlich auf und springt erst einmal für ein erfrischendes Bad ins Wasser. Dann gibt es noch ein schnelles Frühstück mit Joghurt, bevor wir Hello World startklar machen. Auch wenn es bis Portobello nur knapp 10 sm sind, wollen wir frühzeitig los, um uns noch etwas die Stadt ansehen zu können. Während ich bereits den Anker hoch nehme, brüllt Axel mir dann plötzlich „Stopp, der Motor geht nicht!“ zu und ich lasse den Anker gleich wieder in die Tiefe gleiten. Zum Glück greift er auch direkt und wir treiben nicht auf irgendwelche anderen Ankerlieger zu. Scheinbar haben also unsere Bemühungen von gestern nichts gebracht. Der Motor muckt heute noch mehr als gestern, lässt sich kaum starten und schafft nur eine Drehzahl von 1.500. Nimmt man das Gas weg, geht er ruckelnd aus und will schließlich überhaupt nicht mehr. Axel verschwindet unter Deck und nimmt noch einmal alles auseinander. Der Dieselfilter wird erneut getauscht, alle Leitungen überprüft und entlüftet. Eigentlich sieht alles völlig in Ordnung aus, doch der Motor will auch weiterhin nicht richtig arbeiten. Was machen wir denn nun? Ohne Motor bei Schwachwind nach Colón segeln? Durch die Massen an Tankern und Frachtern hindurch manövrieren ohne den Motor im Zweifelsfall zur Hilfe nehmen zu können? Keine wirklich gute Idee! Aber vor der Isla Linton können wir natürlich auch nicht dauerhaft liegen bleiben. Also schicken wir erstmal ein paar Emails an unsere Blauwasserfreunde los. Vielleicht ist ja jemand in der Gegend und kann uns weiterhelfen. Außerdem geht natürlich auch mal wieder eine Email an Manfred Schöchl raus. Der Arme wird wahrscheinlich beide Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er hört, dass wir schon wieder ein Problem haben. Natürlich kann er irgendwie auch nichts dafür, dass unser Yanmar nun den Geist aufgegeben hat, aber irgendwo müssen wir halt unseren Frust los werden. Vor allem, wenn es sich um ein eigentlich ziemlich zuverlässiges Teil handelt. Normalerweise halten die Motoren von Yanmar eine halbe Ewigkeit, bevor sie überhaupt irgendwie anfangen zu mucken. Doch wir haben scheinbar im Moment eine Pechsträhne erwischt. Natürlich war uns klar, dass auf einer Blauwasseryacht im Laufe der Zeit alles mögliche kaputt geht. Aber muss denn das bereits alles im ersten Jahr passieren? Während ich leicht frustriert im Cockpit sitze und ein Buch lese, gibt Axel nicht auf. Er probiert immer weiter und weiter und hat schließlich die Pumpe der Einspritzanlage im Verdacht. Damit haben wir das Problem zwar eingegrenzt, aber was machen wir nun daraus. Die Einspritzanlage vor Anker zu reparieren, können wir uns abschminken. Dazu fehlt uns das notwendige Know-How, die benötigten Werkzeuge und vor allem das entsprechende Ersatzteil. Wir diskutieren hin und her. Schließlich meint Axel, dass man vielleicht einfach eine andere Pumpe vor die Einspritzanlage einbauen müsste. Nur welche andere Pumpe? Ich schlage unsere kleine Ölwechselpumpe vor und Axel macht sich fröhlich an die Arbeit. Nach einer halben Stunde Intensivbasteln ist der Umbau fertig und wir starten einen Probelauf. Und tatsächlich, der Motor läuft wieder und kommt auf Touren. Juchuh!!! Allerdings wissen wir natürlich nicht, wie lange unser Provisorium wohl hält. Wenn es im falschen Moment ausfällt, kann das für Hello World ziemlich übel enden. Also versuchen wir für die kritischen Stellen Schlepphilfe zu organisieren. Als erstes versuchen wir es bei der deutschen Yacht „Gardelin“, die hier vor der Isla Linton vor Anker liegt. Zum Glück ist sie nach uns das zweitgrößte Boot hier und hat damit auch die nötige Power uns zu schleppen. Enzo und Nadja erklären sich natürlich direkt bereit uns am nächsten Tag Schlepphilfe aus der Bucht heraus zu geben. Damit wäre der Punkt ja schon mal abgehakt. Als nächstes organisieren wir noch eine Schlepphilfe vor der Einfahrt nach Colón. Wir rufen Wolfgang von der „Baros“ an und bitten ihn um Hilfe. Er liegt bereits in der Shelter Bay Marina in Colón, wobei die „Baros“ allerdings derzeit an Land steht, um einen neuen Unterwasseranstrich zu bekommen. Aber er schafft es stattdessen ein kleines Motorboot zu organisieren, mit dem er uns Hilfe leisten kann. Na, dann. Fehlt nur noch ein wenig Wind für die Passage dazwischen. Knapp 30 Seemeilen müssen wir „nur“ unter Segeln zurück legen. Eigentlich kein Problem, wenn denn der Wind durchhält. Aber darüber können wir uns dann Morgen Sorgen machen. Nach diesem ereignisreichen Tag braten wir uns abends ein paar Steaks in der Pfanne. Dazu gibt es einen leckeren Krautsalat. Außerdem brate ich noch ein paar Hamburger und Hähnchenbrustfilets. Unsere Tiefkühlbox muss nämlich vor dem nächsten Montag möglichst leer gemacht werden. Da wir dann voraussichtlich das Schiff aus dem Wasser nehmen, geht unsere Wasserkühlung nicht mehr und die Tiefkühlbox und die Kühlbox müssen ausgeschaltet werden. Zum Glück lässt sich der Kühlschrank auf Luftkühlung umstellen, so dass wir wenigstens den noch weiterhin nutzen können. Nach dem Abendessen sitzen wir erst noch eine Weile im Cockpit und sinnieren über Blauwassersegeln, Reparaturen und Paketservices. Gegen 21 Uhr werden wir jedoch von den umher fliegenden Insekten nach unten vertrieben und verholen uns wenig später auch direkt in die Kojen.

Einer der Affen auf der Isla Linton

Sonntag, 6. April 2008: Isla Linton – Colón 27,7 sm

Wir stehen früh auf und bereiten uns noch schnell ein Ei zum Frühstück. Immerhin ist ja Sonntag und auf lieb gewonnene Traditionen will man ja nicht so einfach verzichten. Um 9 Uhr sprechen wir uns kurz mit Enzo von der „Gardelin“ ab und schon kann es los gehen. Ich nehme den Anker auf und werfe Nadja unsere Schleppleine zu. Axel hat vorher einen so genannten Hahnepott (sprich eine Y-förmige Leinenverbindung) am Bug angebunden, damit sich unsere Schleppleine nicht hinter unserem Ankergeschirr verhakt. Natürlich tut sie das trotzdem, aber es gelingt mir die Leine mit Hilfe eines Bootshakens frei zu bekommen. Nun geht es schön langsam aus der Bucht hinaus. Nachdem wir alle Untiefen, Riffe und Felsen passiert haben, lösen wir die Leinenverbingung zur „Gardelin“ und setzen Segel. Vielen Dank noch einmal! Da Enzo und Nadja in den nächsten Wochen ebenfalls in Colón eintreffen werden, bleibt uns hoffentlich noch Gelegenheit uns mit einem netten Drink und einem guten Essen zu revanchieren. Da wie erwartet kaum Wind herrscht, dümpeln wir zunächst einmal mit 2,5 kn durch die Gegend. Zum Glück frischt es im Laufe des Tages ein wenig auf und wir segeln mit rasanten 3,5 bis 4,5 kn auf Colón zu. Gegen 15 Uhr erreichen wir auf diese Weise das Breakwater vor Colón und damit die Einfahrt zum Panamakanal. Unser AIS zeigt sage und schreibe 160 Schiffe in der näheren Umgebung an. Das ist Rekord für uns. Auch mit dem bloßen Auge lassen sich ohne Probleme 40 bis 50 Schiff um uns herum entdecken. Und natürlich steuert genau in dem Moment, wo wir durch die Einfahrt fahren wollen, ebenfalls ein dicker Frachter darauf zu. Damit wir dem nicht zu sehr in die Quere kommen, schaltet Axel schließlich den Motor ein und wir bergen die Genua. Bleibt nur zu hoffen, dass unser Provisorium bis in die Marina hinein hält. Zur Sicherheit lassen wir auf jeden Fall das Groß noch stehen und motoren mit geringer Drehzahl auf die Shelter Bay Marina zu. Diese liegt rechts am Ende des Breakwaters auf dem Gelände der ehemaligen, amerikanischen Militärbasis Fort Sherman. Kurze Zeit später sehen wir auch schon Wolfgang und Sönke in einem kleinen Motorboot auf uns zurasen. Sie geben uns bis zum Liegeplatz Geleitschutz, müssen aber zum Glück nicht eingreifen. Das Provisorium hat gehalten! In der Shelter Bay Marina legen wir zunächst an der Tankstelle an, die deutlich leichter anzusteuern ist, als eine der Boxen. Dummerweise liegt sie jedoch auf der anderen Seite der Bucht, so dass wir erstmal unser Dinghy klar machen müssen, bevor wir ein Wiedersehen mit unseren Freunden feiern können. Neben Wolfgang mit der „Baros“ sind auch Eva und Rüdiger mit der „Sola Gracia“ bereits seit ein paar Tagen hier. Judith und Sönke sind mit der „Hippopotamus“ heute Morgen hier angekommen und auch die „Flame“ von Paul und Diane liegt bereits hier. Nachdem wir alle begrüßt haben, machen wir erst einmal einen kleinen Rundgang durch die Marina. Viel ist es zwar noch nicht, aber die Marinagebäude machen einen sehr guten Eindruck. Einmalig sind auf jeden Fall die Duschanlagen. Es gibt zwei High-Tech-Duschen mit unzähligen Düsen und Dampfbadmöglichkeit, außerdem zwei Whirlpool-Badewannen. Nicht schlecht! Ab 17 Uhr hat außerdem die Marinaverwaltung zum gemeinsamen Barbecue eingeladen. Die Marina stellt den Grill und Sitzgelegenheiten, Grillgut Beilagen bringt jeder selber mit. Getränke gibt es günstig aus dem Restaurant und es wird somit mal wieder ein sehr netter Abend. Was sind wir doch froh, dass wir es wohlbehalten in die Shelter Bay Marina geschafft haben und nun wieder mit unseren Freunden tratschen und klönen können.

Hello World in der Shelter Bay Marina

Montag, 7. April 2008: Colón 0 sm

Das frühe Aufstehen nimmt kein Ende. Ist aber auch besser so, denn zwischen 6 und 8 Uhr ist es wenigstens noch ein wenig kühler. Die Temperaturen hier in Colón liegen inzwischen bei guten 30-35°C im Schatten, bei knapp 70% Luftfeuchtigkeit. Schweißtreibend! Nachdem wir eine Kleinigkeit zum Frühstück gegessen haben, verholen wir Hello World zum Travellift. Wolfgangs „Baros“ kommt im gleichen Moment wieder ins Wasser und wir tauschen sozusagen einfach die Plätze. Auch diesmal hält unser Provisorium zum Glück durch und im Nu hängt Hello World in den Gurten. Diese werden von Victor noch schnell abgetaucht, ob sie auch richtig sitzen, und dann wird Hello World an Land gehoben. Ein ganzer Trupp von Arbeitern macht sich dann augenblicklich daran Hello World von Seepocken, Algen und Entenmuscheln zu befreien. Anschließend geht es ein kurzes Stück mit dem Wagen auf den Stellplatz, wo Hello World für die nächsten Tage abgestellt wird. Die Arbeiter machen auch direkt weiter und schwingen nun Spachtel und Schleifmaschine. Werftmanager Bruce verspricht uns außerdem, sich um einen Yanmar Service zu kümmern. Mal schauen, wann der dann bei uns aufschlägt. Inzwischen ist es ganz schön warm geworden und wir fliehen erst einmal ins Marinagebäude. Dort checken wir zunächst ein und setzen uns anschließend auf ein Glas Eistee bzw. Cola ins Restaurant. Außerdem können wir bereits drei Pakete in Empfang nehmen, die wir uns hierher bestellt haben. Nun haben wir auch wieder einen Ersatzautopilotenmotor an Bord. Außerdem sind unsere elektronischen Seekarten für den Pazifik und Neuseeland, sowie eine neue Halterung für unser Iridium-Satellitentelefon angekommen. Während Axel dann zum Schiff zurück geht, um die Arbeiten zu überwachen, bleibe ich im Restaurant und rufe nach langer Zeit mal wieder unsere Emails ab. Da es knapp fünfzig Stück sind, beschließe ich sie dann allerdings lieber in Ruhe auf dem Schiff zu beantworten. Außerdem stelle ich neue Fotos und Berichte von den letzten zwei Wochen online. Die tollen San Blas Insel Fotos wollen wir Euch schließlich nicht allzu lange vorenthalten. Nachdem der „Bürokram“ erledigt ist, widme ich mich dann mal wieder dem leidigen Thema Wäsche. Unsere Bettwäsche und vor allem auch die Bettdecken und Kissen müssen dringend mal gewaschen werden. Sind sind inzwischen ziemlich durchgeschwitzt und trocknen selbst in der prallen Sonne nicht mehr richtig. So vergeht der Tag wie im Fluge und schon ist es wieder Abend. Wir treffen uns gemeinsam mit Eva, Judith, Rüdiger und Sönke bei Wolfgang auf der „Baros“ und grillen dort unsere restlichen Sachen aus der Tiefkühlbox. Die Gespräche kreisen natürlich mal wieder um die Kanalpassage. „Sola Gracia“ und „Hippopotamus“ sind inzwischen vermessen, bei der „Baros ist es wohl morgen soweit. Gerüchteweise liegen die Wartezeiten inzwischen bei 6-7 Wochen. Oh jeh! Nach langer Zeit übernachten wir dann mal wieder hoch und trocken an Land. Das Schiff hat sich bereits ganz schön aufgeheizt und es ist ziemlich warm unter Deck. Wir lassen daher die ganze Nach einen Ventilator in unserer Achterkabine laufen. Das ist zwar einigermaßen laut, aber wenigstens schwimmt man so nicht in der Nacht davon.

Und mal wieder raus aus dem Wasser

Dienstag, 8. April 2008: Colón 0 sm

Wegen dem dauernden Ventilatorgebrumme haben wir beide ziemlich schlecht geschlafen. Aber wenigstens sind wir nicht völlig durchgeschwitzt dabei. Ich stehe bereits um 6.30 Uhr auf und bereite uns einen Kaffee. Dabei räume ich noch die restlichen (leeren) Tupperdosen aus der Tiefkühlbox, damit sie schön ablüften kann. Um 7.45 Uhr treffe ich mich dann mit Judith und einem kleinen Grüppchen anderer Segler vor dem Marinagebäude. Gemeinsam warten wir auf den kostenlosen Einkaufsbus, der eigentlich um 8 Uhr starten soll. Heute wird es zwar 8.30 Uhr bevor der Fahrer auftaucht, doch dann geht es schön klimatisiert zum Einkaufen. Erst fahren wir durch die ehemalige Militärbasis, vorbei an einigen Kasernenruinen und einem Wachposten. Dann geht es durch den Dschungel, am Rande des San Lorenzo Nationalparks vorbei. Papageien, Affen und Krokodile bekommen wir dabei leider nicht zu sehen, doch die Vegetation ist schon einigermaßen beeindruckend. Schließlich halten wir an den Gatun Schleusen des Panamakanals an. Die Straße zum Supermarkt führt nämlich direkt über die Schleuse und diese wird just im Moment mit einem PanMax-Frachter gefüllt. Wir beobachten, wie dieses riesige Schiff vorsichtig in die Schleuse hinein bugsiert und mit Hilfe von Lokomotiven durch die Schleuse hindurch gezogen wird. Faszinierend! Und da sollen wir in ein paar Wochen auch durch. Nach einer halben Stunde Wartezeit geht es dann schließlich weiter und wir erreichen zehn Minuten später das Einkaufszentrum „4 Altos“. Wobei Einkaufszentrum wohl ein wenig übertrieben ist. Außer dem Rey Supermarkt gibt es hier nicht wirklich viel. Bemerkenswert finden wir lediglich die ziemlich dickbusigen Schaufensterpuppen. Mann-O-Mann! Beim Supermarkt kaufe ich schließlich ein paar Kleinigkeiten ein, beschäftige mich aber vorwiegend mit Marktforschung. Da wir unser Schiff ja demnächst für den Pazifik verproviantieren müssen, will ich schon mal erkunden, was es hier so alles an Lebensmitteln gibt. Ein paar Sachen, wie Kaffee und Bier, nehme ich schon mal zu Testzwecken mit. Außerdem wandert ein leckeres, frisch gegrilltes Hähnchen in meinen Einkaufswagen. Mmmmhh, das gab es lange nicht. Pünktlich um 11.30 Uhr geht der Bus schließlich wieder zurück zur Shelter Bay Marina. Auch diesmal müssen wir am Panamakanal wieder warten und sind so erst gegen 12.30 Uhr wieder in der Marina. Hello World ist inzwischen festig geschliffen und wartet nun auf den ersten Primeranstrich. Ich bringe die Einkäufe an Bord und mache mich anschließend auf die Suche nach Axel. Der ist nämlich mal wieder ins kühle Restaurant geflüchtet und sitzt dort mit Wolfgang bei einem Bierchen zusammen. Wir essen eine Kleinigkeit und ich begebe mich im Anschluss mal wieder ins Internet. Leider haben wir auf unserem Stellplatz kein Wifi-Empfang, so dass ich dafür leider im Restaurant sitzen muss. Dort ist es allerdings eh deutlich kühler, so dass man dort eigentlich ganz gerne sitzt. Als ich nach 1 1/2 Stunden zurück an Bord komme, ist erstens der erste Anstrich vom Primer auf dem Rumpf und zweitens der Yanmar-Spezialist da. Andy baut unsere Einspritzpumpe aus und will sie gleich morgen zur Reparatur weg bringen. Wenn alles gut geht, sollen wir sie dann am Freitag wiederbekommen. Wäre gut, denn dann würden wir auch ganz gerne wieder mit dem Schiff ins Wasser zurück gehen. Da wäre ein Motor schon hilfreich zu haben. Nachdem auch dieser Punkt erstmal erledigt ist, begeben wir uns zur „Sola Gracia“ und stöbern dort gemeinsam mit Rüdiger und Sönke im Katalog des amerikanischen Ausrüsters West Marine. Dort kann man nämlich relativ günstig ein paar Teile bestellen und irgendwas findet sich ja schließlich immer. Gegen 19 Uhr kehren wir dann an Bord von Hello World zurück. Zum Abendessen gibt es das Grillhähnchen aus dem Supermarkt und eine Portion Pommes aus dem Restaurant als Beilage. Lecker! Anschließend beschäftigen wir uns ein wenig mit der weiteren Törnplanung. „Sola Gracia“ und „Hippopotamus“ haben nämlich heute ihre Termine für Ende Mai bekommen! Na toll, und wir sind noch nicht einmal vermessen. Voraussichtlich kommen wir dann wohl erst irgendwann Mitte Juni in den Pazifik. Eigentlich relativ spät für die Passage zu den Galapagosinseln und in die Südsee. Alternativen sehen wir im Moment allerdings auch nicht wirklich. Nach Norden und damit nach Mexiko und Baja California geht nicht, weil da ab Juni die Hurrikansaison beginnt. Nach Süden fehlen uns derzeit die passenden Planungsunterlagen. Aber so richtig reizen uns Ecuador und Chile im Moment auch nicht. Hello World für ein halbes Jahr an Land abstellen und in der Zwischenzeit irgendetwas anderes machen, ginge natürlich auch noch. Aber was macht man dann ein halbes Jahr lang? Naja, vielleicht geht es am Ende ja doch schneller. Man soll die Hoffnung ja nicht aufgeben.

Hello World mit neuer Farbe

Mittwoch, 9. April 2008: Colón 0 sm

Die Nach war auch heute wieder ziemlich unruhig. Zweimal waren wir auf und mussten zuerst den Windsack und dann das Sonnensegel bei auffrischendem Wind entfernen. Beides machte eindeutig zu viel Lärm. Dafür wehte so viel Luft in unsere Achterkabine, dass wir den lästigen Ventilator auf kleinster Stufe und damit recht ruhig laufen lassen konnten. Nach dem Aufstehen geht es heute erst einmal zum Duschen an Land. Da wir auf den frischen Anstrich kein Wasser laufen lassen dürfen, ist dies für die nächsten Tage die einzige Möglichkeit für uns an eine kühle Erfrischung zu kommen. Selbst Abwaschen ist tabu. Nachdem wir wieder zurück an Bord sind, gibt es dann erstmal ein leckeres Frühstück. Unter uns wird derweil schon fleißig gearbeitet und Hello World bekommt ihren ersten Antifoulinganstrich. Nun hat sie zum Glück auch wieder ihre blaue Farbe zurück. Das Gelb war ja doch ein wenig anstrengend fürs Auge. Neben dem neuen Anstrich haben wir auch den Wasserpass ein wenig nach oben versetzten lassen. Durch den Einbau von Generator, Watermaker und Davits lagen wir seit der Abreise doch ganz schön tief im Wasser. Nun sollten wir wieder alle im Wasser befindlichen Rumpfteile mit Antifouling geschützt haben. Mittags verholen wir uns zum Abkühlen und auf einen kleinen Snack in das Marina Restaurant. Da Abwaschen an Bord derzeit nicht erlaubt ist, bleibt auch das Kochen erst einmal aus. Am Nachmittag pendeln wir viel zwischen unseren befreundeten Booten hin und her. So lässt sich die heiße, staubige Zeit an Land wenigstens einigermaßen gut verbringen. Bei uns an Bord ist es nämlich kaum auszuhalten. Obwohl alle Ventilatoren durchlaufen, alle Schattenspender aufgebaut und die Luken weit geöffnet sind, haben wir schöne 32°C unter Deck. An Bord der „Baros“ erfahren wir, dass auch Wolfgang inzwischen seinen Kanaltermin hat: Anfang Juni! Oh Mann, wir mögen gar nicht dran denken, wann wir dann dran kommen. Außerdem sitze ich am Nachmittag noch eine Weile im Restaurant und surfe im Internet. Auch hier lässt es sich dank der Klimaanlage deutlich besser aushalten, als an Bord. Da wir uns in der Nacht nicht wieder vom Schlagen der Sonnensegel wecken lassen wollen, nimmt Axel die Dinger heute schon mal präventiv am späten Nachmittag weg. Leider verdeckt er dabei mit dem Sonnensegel unsere achtere Decksluke und tritt natürlich prompt hinein. Zum Glück trägt er außer einem gehörigen Schrecken und ein paar blauen Flecken nicht viel davon. Allerdings ist nun unsere Luke irgendwie verbogen und lässt sich nur noch mit erhöhtem Kraftaufwand verschließen. Am Abend sind wir dann freundlicherweise zusammen mit Judith, Sönke und Wolfgang auf der „Sola Gracia“ zum Essen eingeladen. Eva hat leckere Spaghetti Bolognese gekocht und wir verbringen mal wieder einen netten Abend mit Freunden zusammen. Irgendwann geht es dann wieder zurück auf unseren Landsitz und wir lassen den Ventilator auch heute die ganze Nacht hindurch laufen.

Doch lieber wieder blau

Donnerstag, 10. April 2008: Colón 0 sm

Vielleicht haben wir uns ja inzwischen an das Ventilatorengebrumme gewöhnt. Oder es hat geholfen, dass wir die Sonnensegel diesmal bereits am Abend abgebaut haben. Auf jeden Fall schlafen wir heute Nacht deutlich besser. Auch heute geht es wieder zum Duschen an Land. Frühstück gibt es danach allerdings ausnahmsweise mal nicht an Bord, sondern im Restaurant. Leckere Pancakes für mich und Omelett für Axel. Dazu frischen Saft und panamesischen Kaffee. Geht auch mal. Anschließend begeben wir uns wieder an Bord. Axel hat heute Basteltag und dichtet zunächst einmal unsere Kühlbox mit Silikon ab. An einer Stelle in der Kombüse tropft nämlich Wasser auf unseren schönen Holzboden und hat schon hässliche dunkle Stellen produziert. Entweder handelt es sich dabei um Schwitzwasser von der Kühlbox, oder selbige ist irgendwie undicht und verliert auf diese Weise Wasser. Nachdem die Box neu eingedichtet ist, begibt sich Axel von Bord und wechselt diverse Opferanoden am Propeller und der Welle aus. Nach einem Jahr sehen die schon ganz schön angefressen aus. Hello World bekommt derweil ihren zweiten Antifoulinganstrich und muss nun nur noch ordentlich durchtrocknen, bevor es wieder zurück ins Wasser geht. Die bisher ausgeführten Arbeiten sind auf jeden Fall sehr sauber und ordentlich gemacht worden. Damit hätten wir hier in Panama nicht unbedingt gerechnet. Während Axel sich ums Schiff kümmert, trage ich mal wieder bergeweise Wäsche zu den Waschmaschinen. Insgesamt vier Maschinen bringe ich dabei bis zum Nachmittag durch. Nun haben wir also auch den lästigen Arbeitspunkt mal wieder hinter uns gebracht. Ansonsten verbringen wir einen relativ ruhigen Tag. Zum Glück ist es heute nicht ganz so warm wie sonst, da der Himmel ziemlich bedeckt ist und ein frisches Lüftchen weht. Natürlich schwätzen wir auch heute mal hier und mal da mit befreundeten Yachten. Ich verbringe außerdem einige Zeit damit unseren neuen MP3-Player mit Inhalt zu befüllen. Wir schleppen das Teil zwar schon seit Deutschland mit uns herum, haben es bisher aber noch nicht geschafft irgendetwas darauf zu speichern. Für die lange Strecke über den Pazifik und die damit verbundenen Nachtwachen, bespiele ich ihn nun mit einigen Hörbüchern. Und da das Gerät sogar Videos abspielen kann, wandern auch gleich ein paar bewegte Bilder hinauf. Nachdem wir auf diese Weise mal wieder einen Tag herum bekommen haben, gehen wir abends schön im Restaurant essen. „Today’s Special“ ist gegrillter Lachs, dem Axel natürlich nicht widerstehen kann. Ich halte mich lieber an die Scampi Creole. Zurück an Bord lesen wir noch eine Weile, verschwinden dann jedoch recht früh in unsere Kojen.

Freitag, 11. April 2008: Colón 0 sm

Auch heute verholen wir uns zum Frühstück wieder ins Restaurant. Diesmal gibt es Omelett für uns Beide und noch ein paar gebratene Scheiben Speck dazu. Dann geht es zurück an Bord, wo wir mehr oder weniger darauf warten, dass es endlich Nachmittag wird. Gegen 15 Uhr ist es dann endlich so weit: Hello World kommt wieder ins Wasser. Leider hat Mechaniker Andy es nicht geschafft unsere Einspritzpumpe wieder vorbei zu bringen, so dass wir uns zu unserem neuen Liegeplatz schleppen lassen müssen. Für die Profis von der Marina ist das zum Glück gar kein Problem und im Nu sind wir an Steg C Platz 26 fest. Wir machen das Schiff schön mit dem Heck zum Wind fest und haben somit endlich wieder eine schöne, frische Durchlüftung. Die stehende Hitze der letzen Tage hat damit ihr Ende. Dafür klatschen uns zwar die Wellen ganz ordentlich ans Heck, aber damit können wir wohl leben. Kaum am Steg angekommen, macht Axel sich erst einmal daran das Deck wieder ordentlich sauber zu machen. Während der Tage an Land hat sich einfach unheimlich viel Staub und Dreck an Deck angesammelt. Der muss dringend weg. Außerdem nehmen wir Kontakt mit einem Agenten für den Panamakanaltransit auf. Da wir keine Lust haben, die ganzen Laufereien alleine zu bewältigen, haben wir uns entschlossen die Hilfe der Firma MatchShip in Anspruch zu nehmen. Die melden einen professionell bei den zuständigen Behörden an und übernehmen zunächst auch die Bezahlung der Gebühren. So soll es mit dem Termin für den Kanal möglichst schnell voran gehen. Natürlich kann man die ganzen Formalitäten auch selber organisieren. Doch dabei sind schon mal Verzögerungen von bis zu einer Woche möglich, weil mal wieder was mit der Bank nicht geklappt hat, oder einfach irgendein benötigtes Papierchen fehlt. Unser Agent Rene verspricht uns auf jeden Fall für Morgen einen Vermessungstermin zu organisieren. Nun, da wir wieder im Wasser sind, sollte das wohl auch problemlos möglich sein. Da wir auch heute keine rechte Lust zum Kochen haben, gehen wir abends einfach wieder ins Restaurant. Die Hamburger dort sind aber auch einfach zu lecker. Zurück an Bord schauen wir uns noch „Forrest Gump“ auf DVD an, bevor wir mal wieder ziemlich müde in unsere Kojen fallen.

Und wieder ab ins Wasser

Samstag, 12. April 2008: Colón 0 sm

Nach einer ruhigen und vor allem auch kühlen Nacht, gibt es natürlich erstmal ein leckeres Frühstück im Cockpit. Da wir heute keine rechte Lust zum Arbeiten haben, verbringen wir den Tag mit Gesprächen mit unseren Freunden, Eistee und Bierchen im Restaurant und vor allen Dingen Warten. Wir warten und warten und warten. Und zwar auf den Vermesser. Aber wenn wir auf unserer bisherigen Reise eines gelernt haben, dann das geduldig Warten halt manchmal einfach nicht ausreicht. Als nämlich der Vermesser endlich gegen 16 Uhr im Hafen erscheint, hat er uns nicht auf seiner Liste stehen. Im Klartext heißt das: Nicht auf der Liste stehende Yachten können leider nicht vermessen werden. Leicht verärgert versuchen wir daraufhin natürlich erstmal unseren Agenten per Email und Telefon zu erreichen. Doch auch dabei müssen wir erstmal eine Zeitlang warten, bis sich eine Reaktion zeigt. Rene kann sich auch keinen Reim darauf machen, dass wir nicht auf der Vermessungsliste waren, will jedoch dafür sorgen, dass wir nun auf jeden Fall am Sonntag vermessen werden. Na, dann man zu! Wir werden jedenfalls auch weiterhin geduldig warten. Viel mehr bleibt einem ja leider auch nicht über.

Sonntag, 13. April 2008: Colón 0 sm

Auch heute beginnt der Tag mal wieder mit einem ordentlichen Frühstück im Cockpit. Eine Dusche gab es natürlich vorher auch, inzwischen ja auch zum Glück wieder an Bord. Auch wenn die Duschen hier in der Marina recht spektakulär sind (20 Duschstrahler von oben, unten, der Seite; Diskomusik und -beleuchtung; bei Bedarf auch als Whirlpool nutzbar), ist es doch um einiges bequemer einfach mal schnell an Bord unter den Wasserstrahl zu hüpfen. Während Axel im Anschluss mal hier und mal da bei irgendwelchen Booten vorbei schaut, sitze ich an Bord und fülle unseren MP3-Player mit weiterem Material. Und schon vor 11 Uhr klopft es dann plötzlich an die Bordwand. Der Vermesser ist da! Axel kommt gerade zur rechten Zeit zurück und so kann mit dem Vermessen auch direkt begonnen werden. Mit einem normalen, haushaltsüblichen Maßband schreiten Vermesser Jorge und Axel zu Werke. Beginnend von der Spitze unseres Bügelankers bis zu den Enden der Davits wird schrittweise gemessen. Heraus kommen am Ende sage und schreibe 18,22 m Länge! Da sind wir aber ganz schön gewachsen. Zum Glück hat die neue Länge eigentlich überhaupt gar keinen Einfluss auf die Gebühren für die Kanalpassage. Bis 50 Fuß Länge kostet eine Kanalpassage 609 US-$ plus einem so genannten Buffer in Höhe von 891 US-$. Macht eine Gesamtsumme von 1.500 US-$. Von 50 bis 80 Fuß zahlt man hingegen 859 US-$ plus 891 US-$ Buffer, also 1.750 US-$ insgesamt. So oder so ein recht teures Vergnügen. Und das wir in der zweiten Kategorie landen würden, war zu mindestens uns von Anfang an klar. Aber man kann ja sicherheitshalber noch mal nachmessen. Den Buffer-Betrag bekommt man übrigens ungefähr zwei bis drei Wochen nach dem Kanaltransit wieder zurück. Er dient lediglich als eine Art Kaution, falls man mal die Schleusentore kaputt macht oder den Verkehr ungebührlich lange aufhält. All diese Dinge erklärt uns Jorge recht freundlich. Und auch, dass er als Vermesser leider keinen Einfluss auf die Terminvergabe hat. Schade eigentlich. Dann müssen wir noch eine Menge Formulare ausfüllen und noch mehr Fragen beantworten. Nach einer Stunde sind wir dann endlich vermessen und müssen nun nur noch auf unseren Termin warten. Nachdem wir diesen aufregenden Tagesordnungspunkt nun hinter uns haben, geht es mit Bastelarbeiten an Bord weiter. Axel baut unsere neue Halterung für das Iridium-Telefon ein und es müssen mal wieder einige Kabel dafür verlegt werden. Ich bereite derweil einen leckeren Rote Bohnen-Kartoffelsalat für den Abend zu. Immerhin ist ja heute Sonntag und damit steht der wöchentliche Seglergrillevent an. Pünktlich um 17 Uhr versammeln wir uns auf der Terrasse vom Restaurant und sitzen in großer Runde zusammen. Heute lernen wir dabei die beiden Amerikaner Angela und Bill aus Kalifornien kennen, die bereits seit einigen Jahren mit ihrer Yacht „Bones“ unterwegs sind. Als sich die Runde gegen 20 Uhr langsam auflöst, beschließen wir noch mit Judith und Sönke zusammen eine DVD bei uns an Bord anzuschauen. Von Eva und Rüdiger leihen wir uns dafür den Film „Dänische Delikatessen“ aus. Zugegeben einer der skurrilsten Filme, die wir überhaupt jemals zu sehen bekommen haben.

Axel und Jorge, der Vermesser, bei der Arbeit

Montag, 14. April 2008: Colón 0 sm

Ich stehe bereits morgens früh um 6.30 Uhr auf und mache mich nach einem schnellen Frühstück auf den Weg zum Einkaufsbus. Wolfgang und Eva sitzen schon im Bus und ich kann gerade noch einen Platz auf dem Notsitz neben dem Fahrer ergattern. Ganz schön viele Segler wollen wohl nach dem Wochenende ihre Proviantschapps wieder auffüllen. Der Platz vorne ist zwar nicht wirklich bequem, doch auf diese Weise habe ich auf jeden Fall eine gute Rundumsicht. So kann ich auf dem Weg zum Supermarkt ein lustiges Tier über die Straße laufen sehen. Es sieht aus wie eine Mischung aus Bär und Hund und hat einen sehr langen geringelten Schwanz, den es stolz in die Höhe reckt. Ich schaue später natürlich sofort nach, was ich da gesehen habe und entdecke, dass es sich wohl um einen Südamerikanischen Nasenbär gehandelt hat. Im Supermarkt angekommen, stürze ich mich auf die Lebensmittel. Unsere Tiefkühl- und Kühlschränke funktionieren ja seitdem wir im Wasser zurück sind wieder und können nun wieder gefüllt werden. Unter anderem wandert heute ein ganzer Rinderfilet von 2,5 kg in meinen Einkaufswagen. Sage und schreibe 26 US-$ werde ich dafür los. Kaum zu glauben. Bei dem Preis kann man ja getrost nur noch Filet kaufen. Auf der Rückfahrt zur Marina erwische ich zum Glück einen „regulären“ Sitzplatz und kann es mir etwas bequemer machen. Auch wenn die Beinfreiheit durch die dicken Einkaufstüten etwas eingeengt ist. Kurz bevor wir den Kanal erreichen, können wir dann noch tatsächlich ein Krokodil in einem Tümpel direkt neben der Straße entdecken. Zwar gehört am Anfang ein wenig Fantasie dazu, es in dem matschigen Wasser zu entdecken, doch schließlich bewegt es sich und wir sehen es ins Wasser gleiten. Toll! So was sieht man in Deutschland beim Einkaufen ja doch eher selten. Sowohl auf dem Hin- als auch auf dem Rückweg haben wir heute übrigens Glück am Kanal. Beide Male kommen wir ohne jegliche Wartezeit über die Gitterbrücken vor den Schleusentoren. Zurück an Bord beginne ich erstmal damit alle Einkäufe auszupacken und wenn möglich auch gleich zu verstauen. Auch heute habe ich wieder einige Probeprodukte dabei, die erstmal in Reichweite stehen bleiben dürfen. Sie sollen in den nächsten Tagen möglichst ausprobiert werden und dann ggf. in größeren Mengen eingekauft werden. Am Nachmittag teilt uns dann unser Agent Rene unseren Termin für den Kanaltransit mit: 15. Juni 2008! Ganze neun Wochen Wartezeit!!! Das versetzt uns natürlich erst einmal einen gehörigen Schock. Was machen wir denn nun die ganze Zeit? Und vor allem, müssen wir jetzt tatsächlich an den paradiesischen Eilanden der Südsee einfach vorbei hetzen? Und was wird aus unserem Galapagosaufenthalt? Drei Wochen dort zu bleiben, wie wir es mal geplant hatten, können wir uns nun wohl abschminken. Außerdem dreht ab Juni die durchschnittliche Windrichtung für die Strecke nach Galapagos auf Südwest. Wir müssten also nach Galapagos kreuzen! Nicht nur, dass das Leben dadurch an Bord deutlich unbequemer wird. Beim Kreuzen verlängert sich auch die zurückzulegende Strecke deutlich. Aus 900 Seemeilen werden dann mal locker 1.500 Meilen. Gibt es denn keine Alternative? Wir sprechen mit unserem Agenten und bitten ihn mal nach anderen Möglichkeiten Ausschau zu halten. Vielleicht kann man ja das Schiff per Landtransport in den Pazifik bringen? Allerdings, wollen wir das wirklich? Bei den ramponierten Straßen hier! Da kann man im Zweifelsfall mehr Schaden anrichten als Vorteile dabei heraus kämen. Oder vielleicht der Transport auf einem Frachter durch den Kanal? Aber wie würden wir Hello World auf einen Frachter bekommen? Unser Schiff an einem Containerkran in 30 m Höhe schweben zu sehen, ist uns um ehrlich zu sein auch nicht wirklich recht. Also bleibt am Ende wohl doch nur die Hoffnung, dass man durch Zufall irgendwie in der Warteliste nach vorne rutscht. Nachdem wir den Schock dann wenigstens einigermaßen verdaut haben, freuen wir uns immerhin darüber, dass wir ab heute endlich wieder auf einen drahtlosen Internetanschluss an Bord zurückgreifen können. Den nutze ich auch direkt und surfe im Internet mal ein wenig nach Touren durch Panama und sonstigen Reisemöglichkeiten in Süd- und Mittelamerika. Irgendwie werden sich die neun Wochen doch wohl rum bekommen lassen. Nachmittags kommt außerdem Mechaniker Andy und baut unsere frisch reparierte Einspritzpumpe wieder ein. Nach ein paar Stunden schweißtreibender Arbeit ist es dann so weit und unser treuer Diesel funktioniert wieder. Axel verabredet außerdem mit Andy, dass wir von ihm einen zusätzlichen Filter eingebaut bekommen. Da wir den Diesel über einen so genannten Tagestank und nicht direkt aus den großen Dieseltanks beziehen, wollen wir zwischen Tagestank und Haupttanks einfach einen Filter einbauen. Mit Hilfe der Pumpe, die den Diesel von Haupttank in den Tagestank befördert, können wir dann im Anschluss den Diesel einfach im Kreislauf durch den Filter pumpen und den Diesel damit, bevor er überhaupt in den Maschinenkreislauf gelangt, ordentlich vorfiltern. Das Risiko, dass sich irgendwelche Schmutzpartikel in die Maschine schleichen, wird damit noch einmal deutlich minimiert. Auch wenn unsere umschaltbaren Grobfilter und der standardmäßige Feinfilter eigentlich schon ausreichend sein sollten. Zum Abschluss des Tages kochen wir dann noch eine leckere Fischsuppe und laden Judith und Sönke auf eine Portion davon zu uns ein. Wie immer wird es ein netter Abend und die Gespräche kreisen deutlich um die Kanalpassage, Wartezeit und Urlaubspläne für die selbige.

Dienstag, 15. April 2008: Colón 0 sm

Nachdem in den letzten Wochen die „Baros“ und unsere Hello World schon einen neuen Unterwasseranstrich bekommen haben, ist heute nun auch die „Sola Gracia“ an der Reihe. „Hippopotamus“ hat das leidige Thema schon in Cartagena hinter sich gebracht und muss hier in Panama nun nicht mehr aus dem Wasser. Da es ja immer eine spannende Angelegenheit ist, wenn ein Schiff aus dem Wasser kommt, versammeln wir uns daher im Laufe des Vormittags alle gemeinsam am Kran und begutachten die Dinge, die dort geschehen. Zusätzlich zum neuen Antifoulinganstrich stehen bei „Sola Gracia“ nämlich noch zwei weitere Aufgaben an. Erstens muss die undichte Stopfbuchse ausgetauscht und zweitens der Propeller gecheckt werden. Letzterer brachte nämlich auf den letzten Seemeilen überhaupt nicht mehr die gewohnte Leistung. Mit geballter Fachkraft von Wolfgang, Sönke, Axel und Rüdiger wird zunächst der Propeller angegangen. Allerdings ist es gar nicht so einfach, das Teil von der Welle herunter zu bekommen. Zahlreiche Versuche sind notwendig, bevor zu mindestens schon einmal die Propellerflüge abgenommen werden können. Doch der Konus steckt auch am Abend immer noch fest auf der Welle. Da ich heute nicht richtig fit bin, bleibe ich während der meisten Zeit heute an Bord und surfe ein wenig lustlos im Internet. Irgendwie habe ich mir eine verstopfte Nase eingehandelt. Wahrscheinlich ist der ständige Wechsel von kühlschranktemperierten Innenräumen zu saunamäßigen Außentemperaturen ein wenig zu viel für den Körper. Axel hingegen genießt es sichtlich endlich mal nicht am eigenen Boot basteln zu müssen und pendelt beständig zwischen „Sola Gracia“ und Hello World hin und her. Bei meiner Internetrecherche bin ich derweil bei einem netten Tauchurlaub in Mexiko angelangt. Ein paar Tage Mayakultur anschauen und danach ein paar Tage auf Cozumel Island Tauchen gehen? Hört sich gar nicht schlecht an. Belize wäre auch einen Ausflug wert, ist uns allerdings deutlich zu teuer. Da würden wir für eine Woche Tauchen ca. 5.000 US-$ pro Person los werden. Das muss ja vielleicht nicht sein. Am Abend kommen dann Eva, Judith, Rüdiger, Sönke und Wolfgang auf ein Glas Wein zu Besuch bei uns an Bord. Von Wolfgang heißt es nämlich für die nächsten Wochen erst einmal Abschied nehmen. Er fliegt am nächsten Morgen zu seiner Familie nach Deutschland und vertrödelt sich dort die Wartezeit. Gleichzeitig hat er sich freundlicherweise bereit erklärt auf dem Rückweg ein paar „Ersatzteile“ für uns alle mitzubringen. Wir dürfen im sogar den Ersatz für unsere kaputte Mikrowelle auflasten und haben bereits eine neue Mikrowelle zu ihm nach Hause bestellt. An dieser Stelle noch einmal vielen Dank dafür! Das löst wenigstens ein Problem deutlich schneller als wir gedacht hätten.

Mittwoch, 16. April 2008: Colón 0 sm

Nach langer, langer Zeit werden wir heute doch tatsächlich vom Prasseln des Regens an Deck geweckt. Ja, wo gibt’s denn sowas? Ist das vielleicht schon der Beginn der Regenzeit? Hoffentlich nicht, denn mit der Regenzeit soll sich Panama angeblich noch mehr in eine Sauna verwandeln, als es bis jetzt schon ist. 100% Luftfeuchtigkeit sind dann nicht allzu selten und die Temperaturen dürften die 35°C schon mal locker übersteigen. Puh! Blöd ist der Regen auf jeden Fall auch für Eva und Rüdiger. Bei strömenden Regen kann nämlich „Sola Gracia“ weder abgeschliffen noch neu gestrichen werden. In einer Regenpause gelingt es dann aber immerhin  den Propeller ganz ab zu bekommen und den Ersatzpropeller neu zu montieren. Sönke wechselt außerdem noch die Stopfbuchse und schon ist die „Sola Gracia“ (fast) wieder einsatzbereit. Gegen Mittag verholen wir Hello World schnell auf einen neuen Liegeplatz. Unser alter Platz soll angeblich an eine andere Yacht vergeben sein und so müssen wir umziehen. Zum Glück nicht sehr weit, sondern nur an die andere Seite vom Steg auf Platz 23. Der gefällt uns eigentlich auch viel besser, denn hier können wir mit dem Heck zum Wind liegen, sind aber gleichzeitig durch den Steg vor den nervig plätschernden Wellen geschützt. Mit unseren neuen Nachbarn, der deutschen „Cosi fan Due“ und der kanadischen „Northern Lights II“ verstehen wir uns auch ganz gut. Was will man also mehr. Am Nachmittag arbeite ich im Internet weiter an unseren Reiseplänen. Inzwischen ist ein weiteres Reiseziel in unseren Fokus gerückt – die Galapagos Inseln. Warum sich nicht die Wartezeit mit einem Besuch dort vertreiben. Das hätte gleich mehrere Vorteile. Erstens bräuchten wir uns dann nicht mehr um lästige Zarpe, Aufenthaltsgenehmigung und Permits kümmern, sondern könnten einfach nur die immer erlaubten 2-3 Tage auf den Galapagos Inseln verbringen, wenn wir dort mit dem Schiff vorbei kommen. Außerdem bekämen wir bei einer organisierten Rundtour deutlich mehr von den Inseln zu sehen, als bei eigener Anreise. Und Tauchen könnten wir dort auch gehen. Insgesamt also gar keine schlechte Idee. Ein Anbieter aus Deutschland ist auch recht schnell gefunden und die Preise sind zwar teuer, aber durchaus nicht zu teuer. Bleibt nur noch zu hoffen, dass auch noch zwei Plätze für uns frei sind. Eine Anfrage ist schnell gestartet und auch die Antwort kommt erfreulicherweise prompt. Plätze sind frei und Flüge von Panama nach Ecuador lassen sich auch ohne weiteres organisieren. Zunächst jedoch buchen wir erst einmal ein Wochenende in Panama City. Gemeinsam mit Paul und Di von der „Flame“ wollen wir uns am Freitag auf den Weg dorthin begeben und dort ein wenig Shopping und Sightseeing betreiben. Am Nachmittag kommt dann noch eine erfreuliche Meldung von Agent Rene. Wir sind in der Warteliste für den Kanal inzwischen auf den 11. Juni vorgerückt. Angeblich soll es einige Sonderschleusungen geben, damit die Yachten schneller durch den Kanal kommen können. Wenn das so weiter geht, kommen wir ja vielleicht doch noch im Mai durch den Kanal. Am Abend laden wir Eva, Judith, Rüdiger und Sönke zu einem leckeren mexikanischen Abend bei uns ein. Es gibt Tortillas mit Hackfleisch- und Hähnchenfüllung, die jeder al gusto sich selber bereiten kann. Im Anschluss startet Sönke noch ein lustiges Spielchen mit uns und es wird mal wieder ein netter, unterhaltsamer Abend.

Donnerstag, 17. April 2008: Colón 0 sm

Heute steht uns mal wieder ein Crewverschönerungstermin bevor, sprich wir gehen zum Friseur. Bei Axel geht der Gang auf den Steg, wo er auf einem Stuhl sitzend von mir höchstpersönlich geschoren wird. Da kommt vielleicht eine Wolle bei zusammen! Zu Axel großem Entsetzen leider auch immer mehr in leicht gräulicher Farbe. Ich finde es ja schick, aber Axel fängt jedes Mal zu jammern an. Männer! Im Anschluss darf ich dann zu meinem Friseur bzw. er kommt erfreulicherweise zu uns an Bord. Unter Androhung der Todesstrafe ist es mir zwar verboten darüber zu schreiben, wer mich denn frisiert hat, doch das Ergebnis lässt sich verdammt gut sehen. Professionell werden meine Haare wieder in Form gebracht und vor allem auch deutlich gekürzt. Nun sind sie wieder annähernd so kurz wie vor unserer Abreise aus Deutschland. Schön luftig! Was habe ich in den letzten Wochen doch unter der Mähne geschwitzt. Während ich im Cockpit sitzender weise frisiert werde, rücken Judith und Sönke zum Abwaschen an. Da bei unseren Essensorgien immer viel dreckiges Geschirr anfällt, haben sie sich bereit erklärt heute einmal den Abwasch zu übernehmen. Danke! Stolz führe ich schließlich meinen neuen Haarschnitt durch die Marina. Wir schauen kurz bei der „Sola Gracia“ vorbei und Schnacken hier und da mit anderen Seglern. Zurück an Bord hole ich nach längerer Zeit mal wieder den Staubsauger heraus und mache ein wenig Ordnung unter Deck. Außerdem buchen wir unseren Urlaub auf den Galapagos Inseln. Anfang Mai geht es für zwei Wochen los. Zunächst fliegen wir von Panama City nach Quito, der Hauptstadt Ecuadors. Dort haben wir zwei Nächte Aufenthalt und dürfen uns die Stadt anschauen. Quito gehört zum Weltkulturerbe der UNESCO und liegt auf sage und schreibe knapp 3.000 m Höhe. Von Quito geht es dann nach Galapagos, wo wir zunächst ein paar Tage auf Rundreise gehen werden. Im Anschluss haben wir noch ein paar Tage Aufenthalt auf der Insel Santa Cruz, die wir zum Tauchen nutzen werden. Über Quito geht es dann nach zwei Wochen wieder zurück nach Panama. Da freuen wir uns auf jeden Fall jetzt schon mächtig drauf! Am Abend haben wir dann Marlene und Benno von der „Diesel Duck“ bei uns zum Essen eingeladen. Es gibt leckeres Rinderfilet mit Pfeffersauce, dazu einen mediterranen Gemüseauflauf und Rösti. Lecker! Auch dieser Abend wird mal wieder sehr nett, wenn er auch ausnahmsweise mal nicht bis spät in die Nacht dauert. Die „Diesel Duck“ soll nämlich am nächsten Tag aus dem Wasser genommen werden und entsprechend früh wollen sie am Morgen aufstehen.

Brit beim Friseur

Freitag, 18. April 2008: Colón – Panama City ca. 50 km

Wir stehen früh um 7 Uhr auf und frühstücken nur eine Kleinigkeit. Dann wird der Koffer gepackt und wir machen uns auf den Weg vor das Marinagebäude. Dort warten bereits Paul und Di von der „Flame“, sowie unser Taxifahrer Helario auf uns. Pünktlich um 9 Uhr geht es dann los in Richtung Panama City. Für Axel ist es das erste Mal, dass er überhaupt aus dem Marinagelände heraus kommt. Umso neugieriger ist er natürlich auf die Gatun Schleuse vom Panama Kanal. Wir haben Glück und brauchen an der Schleuse nicht allzu lange zu warte. Allerdings immer noch lange genug, dass Axel einen Blick auf die Schleuse und die darin befindlichen Schiffe werfen kann. Ein wenig enttäuscht ist er von der Größe der Lokomotiven. Die hatte er sich scheinbar deutlich größer vorgestellt. An den Lokomotiven links und rechts der Schleusen werden die Leinen der großen Schiffe befestigt. Über diese Leinen wird das Schiff dann genau in der Mitte der Schleuse gehalten. Die Lokomotiven fahren dabei parallel zum Schiff die Schleusen entlang. Schließlich geht es weiter. Wir fahren an Colón vorbei und arbeiten uns einmal quer durchs Land. Da die zentralamerikanische Landbrücke in Panama am schmalsten ist dauert die Fahrt vom Atlantik zum Pazifik nur etwa eine Stunde. Dann haben wir die Randbereiche von Panama City erreicht. Die Straßen auf dem Weg dorthin sind teilweise in ganz gutem Zustand, teilweise aber auch eine echte Zumutung für Stoßdämpfer und Rückenwirbel. Wir sind außerdem ganz froh, dass wir hier nicht selber Auto fahren müssen, denn Verkehrsschilder sind rar gesät. Auch in Panama City würden wir uns ohne Hilfe unseres Fahrers wohl ordentlich verirren. Die Stadt ist ziemlich groß und unübersehbar noch im Wachstum begriffen. Überall entstehen neue Wolkenkratzer. Die Straßen sind hoffnungslos überfüllt, weil auf eine Verkehrssituation von vielleicht vor 10 Jahren ausgelegt. Zahlreiche Einbahnstraßen erschweren das Vorankommen und man muss teilweise dreimal um einen Block fahren, um am Ende die richtige Straße zu erwischen. Bevor wir uns zu unserem Hotel fahren lassen, wollen wir noch die Gelegenheit nutzen und ein paar Besorgungen machen. Als erstes halten wir dafür beim Schiffsausrüster Abernathy. Hier wird zwar das Angebot eindeutig von Angelequipment bestimmt, doch ein paar der von uns benötigten Teile bekommen wir hier schon einmal. Da Paul sich eventuell ein AIS-System anschaffen will, geht es als nächstes zum Raymarine Händler Protecsa. Die Preise sind allerdings eindeutig nicht überwältigend, so dass sich Paul die ganze Sache lieber noch einmal überlegen will. Weiter geht es zum Icom-Laden, der angeblich ein paar passende Stecker für Pauls Funkgerät haben soll. Hat er aber leider nicht. Auch den von uns benötigten Stecker für unser Iridium-Telefon bekommen wir hier leider nicht. Also weiter im Text. Wir besuchen ein chinesisches Elektronikfachgeschäft, zwei Computerläden und einen Laden für Druckerpatronen. Leider hat keiner von ihnen die Dinge, die wir suchen. Schade! Da es inzwischen deutlich nach Mittagszeit ist, haben wir langsam die Nase voll und lassen uns dann doch endlich zum Marriot Hotel fahren. Vorher hält unser Fahrer allerdings noch kurz bei Electro Diesel, wo wir den Filter für unsere Dieselreinigungsanlage kaufen können. Immerhin etwas. Dann kommen wir endlich im Hotel an und sind plötzlich mitten in einer anderen Welt. Wir stehen in einer klimatisierten, sehr nett eingerichteten Lobby und checken erst einmal ein. Die Zimmer hatte ich vorab per Internet reserviert. Schön, dass auch in Panama so altbekannte Dinge wie das Hotel Reservierungssystem hrs.de funktionieren. Der Checkin ist schnell absolviert und wir bringen unsere Sachen auf die Zimmer. Wenige Minuten später treffen wir uns dann wieder im Restaurant des Hotels, wo wir uns am leckeren Mittagsbuffet stärken. Danach trennen sich unsere Wege erst einmal wieder. Während Paul und Di sich auf die Suche nach einem Reisebüro machen, ziehen Axel und ich auf Shoppingtour los. Als erstes entern wir dabei den Laden von Panafoto. Hier wollen wir uns eigentlich ein Unterwassergehäuse für unsere Canon G9 kaufen, doch leider hat man dies hier weder im Angebot, noch kann man es für uns bestellen. Auch Druckerpatronen für unseren Fotodrucker und den Scanner bekommen wir hier leider nicht. Dafür kaufen wir aber eine Menge anderen Kram, den wir eigentlich gar nicht auf der Liste hatten. Etwas enttäuscht steigen wir im Anschluss in ein Taxi und lassen uns zur Multiplaza Mall fahren. In diesem modernen Shoppingtempel gibt es nahezu Alles. Von Klamottenläden, über Parfümerien, Uhren- und Juwelengeschäften, Elektronikshops über zahlreiche Restaurants. Wir durchstreifen die Gänge und werden schnell fündig. Der Timberland-Laden vergibt 50% Rabatt auf alles und ich erstehe in kürzester Zeit vier schöne Shirts für insgesamt 57 Dollar. Ein Schnäppchen bei dem derzeitigen Dollarkurs. Weiter geht es zum Baumarkt Do-it. Axel ist auf der Suche nach einer großen Zange und will außerdem noch etwas Locktide nachkaufen. Zwar bekommen wir das Gesuchte mal wieder nicht, doch dafür erstehen wir unter anderem zwei kleine Lesetaschenlampen mit Klipp fürs Buch (gut für die anstehenden Nachtwachen). Weiter geht’s im Text. Als Nächstes ist ein Brillenladen an der Reihe. Nein, nicht Axel braucht schon wieder eine neue Brille. Diesmal bin ich dran. An meiner guten, polarisierten Brille ist bereits auf Bonaire ein Gummi am Bügel abgegangen und dieser scheuert nun immer an meinem Ohr. Außerdem ist sie inzwischen auch schon ziemlich verkratzt. Die Billigbrille, die ich mir bereits auf Bonaire als Ersatz gekauft habe, taugt leider nicht wirklich viel und so erstehen wir heute eine neue, polarisierte Sonnenbrille für mich. In weniger als fünf Minuten sind wir mit dem Thema durch. Die Einfahrt in so manches Südseeatoll dürfte sich jedenfalls jetzt deutlich einfacher gestalten. Gute Sicht auf die verschiedenen Wasserschattierungen ist dort halt einfach ungemein wichtig. Schließlich landen wir noch in der Boutique von Nautica und ich erwerbe auch dort noch zwei Shirts. Beide zusammen für 26 Dollar und ebenfalls um 50% reduziert. Das nenne ich Glückssache. Mit dem Taxi geht es schließlich wieder zurück zum Hotel. In unserem schönen, klimatisierten Zimmer gönnen wir uns eine kleine Verschnaufpause. Axel nimmt sogar nach über einem Jahr Abstinenz ein ausgiebiges Bad in der Badewanne. Ich gucke derweil ein wenig Fernsehen und lümmel mich auf dem weichen Bett. Gegen 19 Uhr gehen wir dann frisch und munter ins Foyer hinunter, wo wir uns mit Paul und Di treffen. Nach einem kleinen Aperetif geht es – natürlich per Taxi – zu Rino’s, einem italienischen Restaurant ums Eck. Natürlich hätte man die kurze Strecke auch laufen können, aber scheinbar ist das hier in Panama City nicht üblich. Im Restaurant laben wir uns an gegrillten Scampi (Brit) und Meeresfrüchterisotto (Axel), dazu ein bis zwei Gläser Sangria. Alles sehr, sehr lecker. Danach geht es zurück ins Hotel, wo wir alle ziemlich kaputt auf unsere Zimmer verschwinden. Wir schauen vom Bett aus noch ein wenig englisches Fernsehen mit spanischen Untertiteln (Cliffhanger mit Sylvester Stallone). Was für ein Luxus! Die Klimaanlage müssen wir dabei allerdings erst einmal ein wenig hoch stellen. 20°C sind deutlich zu kalt für uns. An Bord sind wir ja mindestens 26°C in der Nacht gewohnt.

Lange vermisster Luxus

Samstag, 19. April 2008: Panama City 0 sm

Am heutigen Tag folgt direkt noch mehr Luxus für uns. Nachdem wir fein bis 9 Uhr ausgeschlafen haben, gibt es eine wunderbare Dusche. Ohne zwischendurch Ausschalten! Endlich mal kein Wasser sparen müssen. Nä, wie schön. Dann geht es zum Frühstücken ins Restaurant. Wir arbeiten uns systematisch durch frisches Obst, Müsli, Huevos Rancheros, Omelett und Croissants durch. Dann erkundigen wir uns beim Concierge Service nach einer Tour durch die Altstadt von Panama City, welche man natürlich sofort im Angebot hat. Mit dem Taxi zahlen wir 45 Dollar für eine zweistündige Tour. Wir buchen das Taxi für die Tour und auch bereits vorher für eine weitere Shoppingtour. Da uns noch zwei Seekarten und diverse Gastlandflaggen fehlen, geht es wenig später zunächst zum Seekartenladen Isla Morada Charts. Zwar hat man dort nur eine der benötigten Karten für uns und die Flaggen müssen erst für uns angefertigt werden, doch dafür bekommen noch zwei schöne Revierführer für die Südsee. Nächster Stopp ist mal wieder bei einem Baumarkt. Axel hat sich seine große Zange immer noch nicht aus dem Kopf geschlagen und Locktide fehlt uns ja ebenfalls auch noch. Letzteres bekommen wir auch ohne Probleme, nur die Zange bleibt uns weiterhin vorenthalten. Doch unser Taxifahrer Santiago hat sich vom Baumarktpersonal den entscheidenden Tipp geben lassen, wo man eine solche Zange auf jeden Fall bekommen könnte. Als geht es auf zum nächsten Baumarkt. Baumarkt wäre allerdings eine ziemlich untertriebene Beschreibung für den Laden, den wir als nächstes entern. Paradies für Heimwerker vielleicht, oder Profibauzentrum. Auf jeden Fall bekommen wir dort endlich unsere Zange und – wie sollte es auch anders sein – noch ein paar weitere Dinge, die wir natürlich eigentlich gar nicht haben wollten. Dann endlich beginnt unsere Sightseeingtour. Wir fahren in das Gründungsgebiet von Panama City, das so genannte Panama Vieja. Außer ein paar Ruinen ist hier allerdings nicht viel erhalten geblieben. Unser Taxifahrer müht sich in gebrochenem Englisch durch die Erklärungen für uns und wir schlurfen etwas lustlos durch die Ruinen. Eigentlich wollen wir auch lieber in die „neue“ Altstadt. Aber da hat man uns wohl im Hotel irgendwie falsch verstanden. Panama Vieja wurde 1519 vom Spanier Pedro Arias Dávila gegründet und 1671 von dem englischen Piraten Henry Morgan wieder zerstört. Etwas südwestlich wurde sie dann wieder neu aufgebaut. Und genau den Teil hätten wir eigentlich gerne angesehen. Die Tour endet mit einem Besuch im Visitorcenter, wo wir uns – immerhin klimatisiert – noch ein paar Schautafeln angucken dürfen. Schade nur, dass nicht einmal die Hälfte der Tafel auch ins Englische übersetzt wurden. Unser Taxifahrer merkt wohl, dass wir nicht allzu sehr begeistert von der Tour sind und bemüht sich uns noch durch ein „Extrabonbon“ etwas aufzuheitern. Er fährt uns an der Villa vom ehemaligen Diktator General Noriega vorbei und wir hören uns seine Geschichte von den amerikanischen Hubschraubern an, welche Noriega im Dezember 1989 dort angegriffen hatten. Manuel Noriega wurde übrigens im Juli 1992 in den USA zu einer langen Haftstrafe verurteilt und sitzt diese derzeit in einem Gefängnis in Florida ab. Seine Villa steht seit der Zeit leer und verfällt langsam immer mehr. Gut leserlich ist aber immerhin noch das Namensschild am Eingangstor. Nach so viel Kulturprogramm landen wir schließlich wieder in unserem Luxushotel. Da wir inzwischen ziemlich hungrig sind, nehmen wir im Restaurant erst einmal einen Salat zu uns. Dann geht es noch mal hinaus in die Hitze der Stadt. Wir laufen zu Fuß zur Einkaufsstraße und kaufen dabei in einem chinesischen Elektronikladen endlich den ersehnten Stecker für unser Iridiumtelefon. Außerdem fallen uns noch vier 12V PC-Lüfter in die Hände, welche wir an Bord in der Achterkabine einbauen wollen. Zurück im Hotel können wir noch ein wenig entspannen, bevor der nächste Programmpunkt folgt. Axel geht wieder in die Badewanne, ich gucke mir ein wenig „American Idol“, das amerikanische Pendant zu „Deutschland sucht den Superstar“, im Fernsehen an. Um 19 Uhr treffen wir uns dann mit Judith und Sönke von der „Hippopotamus“ in der Lobby. Die Beiden sind heute ebenfalls in Panama City angekommen und starten am nächsten Tag zu einem Trip durch Mexiko. Zusammen mit den Beiden und Paul und Di machen wir uns heute mal zu Fuß auf den Weg zu einem Restaurant. Uns ist allen nach Asiatisch zumute und so landen wir nach einer Viertelstunde bei Madame Chang. Zwar lassen dort Service und Essenstemperatur etwas zu wünschen übrig, doch es wird natürlich trotzdem mal wieder ein netter Abend. Schließlich verabschieden wir uns von Judith und Sönke und wünschen den Beiden viel Spaß bei ihrer Reise. Wir sind gespannt, was sie bei ihrer Rückkehr so alles zu erzählen haben. Zurück im Hotel schauen wir noch ein wenig Fernsehen (heute mal „Misery“ mit Kathy Bates und James Caan) bevor wir sanft in unseren weichen Kissen entschlummern.

Wir lassen uns vor den Ruinen von Panama Vieja ablichten

Sonntag, 20. April 2008: Panama City – Colón ca. 50 km

Obwohl heute Sonntag ist, können wir heute leider nicht ganz so lange ausschlafen. Bereits um 8.30 Uhr sind wir zusammen mit Paul und Di zum Frühstücken verabredet. Auch heute laben wir uns wieder an der breiten Auswahl. Mmmh! Nachdem wir im Anschluss schnell ausgecheckt haben, erwartet uns auch schon wieder Helario in seinem Taxi. Doch bevor es zurück zur Shelter Bay Marina geht, fahren wir noch schnell zur Multiplaza Mall. Dort ist nämlich der Riba Smith Supermarkt beheimatet, der erfreulicherweise auch sonntags geöffnet hat. Dort kaufen wir einige Lebensmittel und Vorräte für den Pazifik ein. Ab morgen will ich nämlich endlich anfangen für die Passage bis zu den Marquesas vorzukochen. Auf dem Atlantik hatte sich die Taktik mit den tiefgefrorenen Gerichten ja ganz gut bewährt. Dann geht es schließlich zurück in Richtung Colón. Zum Glück sind die Straßen heute nicht ganz so voll, wie am vergangenen Freitag und wir kommen gut durch. Auch an der Schleuse haben wir Glück und können so hindurch fahren. Gegen Mittag sind wir dann wieder zurück in der Shelter Bay Marina und bringen erstmal unsere ganzen Einkäufe an Bord. Inzwischen ist auch unsere Lieferung von WestMarine angekommen und liegt auf unserem Salontisch parat. Da wir Eva und Rüdiger einen Schiffsschlüssel gegeben hatten, waren die Beiden so nett sie dort zu deponieren. Etwas schocken tun uns dabei allerdings die Lieferkosten. Über 300 Dollar sind dabei heraus gekommen. Dadurch lohnt sich der Einkauf bei WestMarine eigentlich nicht mehr wirklich. Vor allem, weil man einen Großteil der Sachen auch bei Abernathy in Panama City hätte bekommen können. Naja, man lernt nicht aus. Mit unseren Einkäufen verbreiten wir innerhalb kürzester Zeit Chaos unter Deck. Da fliehen wir doch lieber mal schnell zu Eva und Rüdiger, die mit ihrer „Sola Gracia“ immer noch an Land stehen. Da wir anschließend nicht mehr wirklich Lust auf das sonntägliche Seglerbarbecue haben, gibt es abends nur noch ein wenig Salami, Schafskäse und Oliven. Dabei schauen wir uns auf DVD die Filme „Brokeback Mountain“ und „Ice Age 1“ an. Irgendwie sind wir wohl in Panama City wieder auf den Geschmack am Fernsehen gekommen. Danach fallen wir ziemlich müde in unsere Kojen und sind doch einigermaßen froh wieder in den eigenen „vier Wänden“ zu sein.

Montag, 21. April 2008: Colón 0 sm

Montag = Arbeitstag! Wir stehen einigermaßen früh auf, frühstücken und machen uns quasi direkt im Anschluss an die Arbeit. Axel baut heute mal eine am Freitag neu erworbene Pumpe in unsere Ruderwasserauffanganlage ein. Während unserer Überfahrt von Aruba zu den San Blas Inseln hatte sich leider gezeigt, dass wir in der Entwässerungsleitung wohl eine leichte Verstopfung haben müssen. Auf jeden Fall lief das Wasser nicht wie geplant in die Bilge ab, sondern sammelte sich im Eimer und schwappte natürlich dann irgendwann unkontrolliert über. Mit der neuen Pumpe wird das Wasser nun nicht mehr in die Bilge geleitet, sondern über die Backskistenentlüftung einfach abgepumpt. Leider wird bei der Aktion unser Eimer undicht und Axel hat mehr zu Basteln als eigentlich gedacht. Er verschmiert jede Menge Sikaflex und schmuddelt dabei natürlich mal wieder nicht nur sich selber ordentlich mit der klebrigen Masse ein, sondern auch unser Betttuch. Ich koche derweil was das Zeug hält. Ganze drei „Fertiggerichte“ schaffe ich heute. Neben Gulasch gibt es auf dem Pazifik zukünftig unter anderem auch Möhreneintopf und Hühnerfrikassee. Aber das ist natürlich erst der Anfang. Insgesamt knapp dreißig Gerichte will ich mehr oder minder vorkochen. Damit dürfte unsere Tiefkühlbox dann auch ziemlich gut gefüllt sein. Von dem Gulasch und dem Möhreneintopf wecke ich außerdem jeweils ein Glas ein. Schließlich muss auch für den Fall, dass der Tiefkühler einmal ausfällt noch genügen Nahrung an Bord vorhanden sein. Zwischendurch schauen wir natürlich auch heute mal wieder bei Eva und Rüdiger vorbei. „Sola Gracia“ schwimmt endlich wieder frisch gestrichen im Wasser und Eva und Rüdiger haben einiges von ihrer spannenden Überfahrt zu ihrem Steg zu erzählen. So vergeht der Tag mehr oder minder schnell und schon ist es wieder Abend. Wir machen uns einen leckeren Salat mit Schafskäse zum Abendessen und gucken im Anschluss „Ice Age 2“ auf DVD.

Dienstag, 22. April 2008: Colón 0 sm

Alle am Sonntag eingekauften Zutaten sind verkocht und ich muss für Nachschub sorgen. Also nehme ich mal wieder den kostenlosen Bus zum Rey Supermarkt. Erfreulicherweise kann ich auch diesmal Axel überzeugen mich zu begleiten. Ihr lockt allerdings nicht die Lebensmittelabteilung, sondern der ums Eck liegende Baumarkt. Dort erstehen wir Sikaflexnachschub für die Ruderwasserauffanganlage und etwas Verdünnung (um Axel wieder sikaflexfrei zu bekommen). Danach kaufen wir im Supermarkt reichlich Lebensmittel für die nächsten Fertiggerichte ein. Mit dem Bus geht es dann um 11.30 Uhr zurück zur Marina. Während ich mich wieder in die Kombüse begebe und Boeuf Stroganoff, Hähnchenpfanne vom Blech und Schnittbohneneintopf vorkoche, verschwindet Axel mit dem Sikaflex in der Achterkabine. Der Eimer von der Ruderwasserauffanganlage ist leider noch nicht wieder dicht und so muss eine weitere Tube Sikaflex verschmiert werden. Anschließend baut er heute noch unser neuer Subwoofer im Salon ein. Nun haben wir endlich den richtigen Diskosound an Bord! Langsam lichtet sich damit auch endlich das Chaos unter Deck wieder ein wenig. Je mehr man von den Einkäufen verbaut, desto wohnlicher wird der Salon. Am Abend sind wir heute mal bei Eva und Rüdiger zum Angrillen eingeladen. Zwar schleppen die Beiden schon seit Deutschland einen Gasgrill mit sich herum, doch mangels passenden Gasanschlusses konnte damit bisher nicht einmal gegrillt werden. Dank WestMarine sind diese harten Zeiten nun endlich vorbei und wir kommen in den Genuss von frisch gegrillten Steaks und Würstchen. Dazu leckeren Salat, Kräutersauce, Kartöffelchen und Baguette. Mmmhhh!!! Gegen 23 Uhr sind wir schließlich wieder zurück an Bord und fallen auch ohne Verzögerung sofort in unsere Kojen.

Mittwoch, 23. April 2008: Colón 0 sm

Kaum zu glauben, aber wahr. Hat sich doch tatsächlich schon wieder ein beachtlicher Berg Wäsche bei uns angesammelt. Der muss weg! Nach dem Frühstück packe ich das ganze Zeug und wandere damit zum Marinagebäude. Und obwohl ich ganze drei Waschmaschinen gleichzeitig benutzen kann, gestaltet sich das ganze doch recht zeitaufwendig. Das Hin- und Hergelaufe mit den dicken Wäschepaketen ist zudem auch noch ziemlich schweißtreibend. Doch gegen Nachmittag ist mal wieder alles fein sauber gewaschen und getrocknet. Axel dichtet derweil weiter an der Ruderwasserauffanganlage herum. Immer noch zeigen sich kleine Löchlein, durch die Wasser entwischt. Außerdem macht er sich mit Rüdiger zusammen an die Suche nach einem Segelmacher. Das gestaltet sich allerdings als gar nicht so einfach. Der eine Segelmacher ist derzeit für drei Monate im Urlaub und der andere Segelmacher sitzt fernab in Colón. Die Segel müssen per Taxi zu ihm gebracht werden und angeblich verfügt er nicht einmal über Segeltuch für eventuelle Reparaturen. Am Ende findet Rüdiger heraus, dass unser Einkaufsbusfahrer Victor auch die Segel beim Segelmacher vorbei bringt. Wir vereinbaren für Freitag einen Transport von unserer beider Großsegel und müssen somit „nur noch“ die Dinger herunter nehmen. Fleißig wie er ist, macht Axel am Nachmittag auch noch unser Dinghy sauber. Auf den San Blas Inseln haben wir darin einen schönen Sandberg angesammelt, der nun mittels Wasserstrahl wieder entfernt wird. Mit Erschrecken stellen wir dabei fest, dass wir unser Dinghy ja noch immer nicht getauft haben. So geht das eigentlich nicht! Da müssen wir vor dem Pazifik dringend noch was dran ändern. Ich verschwinde am Nachmittag mal wieder in der Kombüse und koche diesmal Chili con Carne, Nudelsauce und eine Neukreation „Mango-Huhn“. Ganz nebenbei erfinde ich dabei noch die neue Sportdiziplin „Kochtanzen“. Das Ganze geht ganz einfach: Man lege eine CD mit guter Tanzmusik ein und bewege sich beim Schnibbeln, Rühren und Abschmecken mit den Füßen im Takt von rechts nach links. Beim Hantieren mit scharfen Messern sollte der geneigte Kochtanzanfänger natürlich am Anfang lieber etwas langsamere Musik wählen, damit es nicht zu ungewollten Sportverletzungen kommt. Der Kochtanzprofi verfeinert seinen Stil dagegen schon einmal durch das rhythmische Schütteln von Kochzutaten, wie beispielsweise Kokosmilch, oder baut zwischen Rühren und Abschmecken mal eine tollkühne Drehung mit in die Choreographie mit ein. So macht das Kochen auf jeden Fall noch mehr Spaß und die Kalorien, die einem beim Probieren ja unweigerlich zufliegen, schaffen es auch gar nicht erst an die eigenen Hüften. Noch während ich kochtanze, knattert es plötzlich mächtig am Himmel. Ein quietschgelber Hubschrauber fliegt genau über unser Schiff und unmittelbar an den Hecks der umliegenden Yachten entlang. Schließlich landet er direkt neben dem Steg auf dem Rasen, wirbelt eine Menge Staub und Dreck aus und spuckt den Eigner der zurzeit hier liegenden Megayacht „Vaimiti“ samt Familie aus. Scheinbar braucht man als Eigentümer einer 128 Fuß langen Segelyacht einfach noch mehr Aufmerksamkeit, als man ohnehin schon bekommt. Ansonsten hätte man nämlich auch einfach auf dem gerade einmal 200 m entfernten Flugplatz landen können. Nun ja, wer’s braucht. Gegen 17 Uhr finden wir uns auf ein kleines Sundowner-Bierchen auf der „Sola Gracia“ ein und führen den netten Abend dann gemeinsam bei Tacos mit Guacamole bei uns an Bord zu Ende.

Der Hubschrauber beim Abflug – rechts im Bild „Vaimiti“

Donnerstag, 24. April 2008: Colón 0 sm

Ausnahmsweise schlafen wir heute einmal bis sage und schreibe 8.30 Uhr aus. Ich habe ein wenig Muskelkater von meiner gestrigen Kochtanzorgie und schaffe es kaum aus der Koje. Zum Frühstück gibt es nur eine Banane und eine Tasse Kaffee, sonst nichts. Manche Tage lassen sich erstaunlicherweise nicht so recht nett an. Nach dem Frühstück bauen wir zunächst einmal unser Bimini ab und bringen es bei Eva vorbei. Eva hat nämlich glücklicherweise nicht nur eine Nähmaschine an Bord dabei, sondern sich außerdem auch noch bereit erklärt zwei kaputte Stellen für uns nach zu nähen. Danach verholen wir Hello World in die Nachbarbox, damit sie mit dem Bug zum Wind zu liegen kommt. So können wir das Groß ohne große Probleme ausrollen und uns zunächst an die Entfernung der Segellatten begeben. Natürlich sind auch diesmal wieder zwei der Latten an den Verbindungsstellen auseinander gegangen und bleiben in der Lattentasche hängen. Das Problem kennen wir ja leider schon zu genüge. Wir wackeln so lange am Segel, bis die Lattenstücke nach unten gerutscht sind und wir sie aus den Taschen ziehen können. Dann lassen wir das Großsegel langsam ab und bleiben prompt mit dem Abstandsring auf Höhe der Mastvernietung hängen. Nicht schon wieder! Eigentlich hatte wir gedacht, dass wir dieses Problem vor der Abfahrt aus Hooksiel bewältigt hätten. Wir unternehmen einen zweiten Anlauf und Axel zieht kräftig am Segel beim Herunterlassen. Das klappt auch teilweise, jedenfalls kommt das Segel nun zur Gänze runter. Allerdings zerbricht uns dabei der Ring in der Mastnut. Och nöh, nicht schon wieder so ein Sch…!!! Wir puhlen ihn in drei Einzelteilen aus dem Mast heraus und fragen uns, wie wir nun um Himmels Willen hier ein Ersatzteil dafür bekommen sollen. Bevor wir uns weiter damit beschäftigen, schaffen wir dann jedoch erstmal das Segel auf den Steg. Rüdiger hilft uns dabei und im Nu haben wir es fein säuberlich zusammengelegt und handlich verpackt. Jedenfalls soweit man bei 75 m² auch nur annäherungsweise von handlich sprechen kann. Auf jeden Fall können wir es nun morgen zum Segelmacher bringen und die aufgescheuerten Stellen nach nähen lassen. Nach dem Großsegel ist im Anschluss noch unser Anker dran bzw. eher gesagt die dazu passende Ankerkette. Wir lassen den Anker und die gesamte Kette auf den Steg raus und markieren sie anschließend mit Hilfe kleiner Plastikmarker. Das hatten wir zwar in Deutschland auch schon einmal gemacht, doch im Laufe der Zeit sind uns alle Marker nach und nach verloren gegangen. Zum Glück hat unsere Kette auch noch aufgemalte Markierungen, die jedoch teilweise recht schwer zu entdecken sind. Die Farbmarkierungen und die entsprechende Länge schreiben wir uns im Anschluss noch schön auf, damit wir auch wirklich immer wissen, welche Ankerkettenlänge wir gesteckt haben. Axel nutzt die Gelegenheit und macht auch noch den Ankerkasten und den Ankerbeschlag sauber. Dann kommt die Kette wieder in den Kasten und der Anker in die Halterung. Die Südsee kann kommen! Jedenfalls rein Ankertechnisch. Wenig später kommt Eva schon mit unserem fertig genähten Bimini vorbei und wir bauen es auch direkt wieder auf. Die Sonne brennt heute höllisch und ohne Schattenspender ist es kaum draußen auszuhalten. Unser Thermometer unter dem Cockpittisch zeigt jedenfalls knapp 35°C an. Puh! Da ich heute bereits zu viel Sonne abbekommen habe, begebe ich mich am Nachmittag mal wieder in meine Kombüse. Es entsteht ein leckerer Schweinebraten mit Rotweinsauce. Der Braten soll eigentlich in Scheiben geschnitten und eingefroren werden, damit er uns auf dem Pazifik als leckerer Aufschnitt dienen kann. Doch natürlich riecht es viel zu lecker, als dass wir nicht auch heute schon ein Portionchen davon verputzen müssten. Da ich ansonsten keine Zutaten mehr habe, hat es sich fürs erste dann auch mal wieder mit dem Vorkochen erledigt. Wir entspannen ein wenig im Salon und gehen gegen 17 Uhr mit Eva und Rüdiger einen leckeren Eisbecher im Restaurant essen. Dafür gibt es dann aber bei uns auch kein Abendessen mehr. Wir schauen uns heute mal „Die üblichen Verdächtigen“ auf DVD an und verschwinden danach recht früh in unseren Kojen.

Wir versuchen unser Großsegel zu bergen

Freitag, 25. April 2008: Colón 0 sm

Heute geht es mal wieder früh raus aus den Federn. Wir genehmigen uns noch schnell ein kleines Frühstück und dann geht es auch schon los. Mit einem kleinen Wägelchen fahren wir unser Großsegel und das von „Sola Gracia“ zur Bushaltestelle vor dem Marinagebäude. Axel und Rüdiger schnallen die beiden Dinger auf dem Dach fest und dann geht es pünktlich um 8 Uhr los in Richtung Colón. An der Schleuse haben wir Glück und müssen nur fünf Minuten auf die Kanalüberquerung warten. Dabei können wir heute zur Abwechslung einmal ein U-Boot in Warteposition vor dem Kanal bewundern. Das kommt bestimmt auch nicht allzu häufig vor. Während ich dann wenig später beim Supermarkt aussteige, fahren Axel und Rüdiger mit dem Fahrer Victor weiter zum Segelmacher. Während ich so mit meinem Wagen durch die Regalreihen schiebe, treffe ich doch tatsächlich mitten im Supermarkt in Colón/Panama Marieluise und Volker aus Bremen. Zwar kannte ich die Beiden vorher noch nicht, aber deutsche Stimmen im Supermarkt lohnen sich immer anzusprechen. Die Beiden sind ebenfalls mit ihrer Yacht hier und liegen derzeit im Panama Yacht Club in Colón. Irgendwann in den nächsten Wochen wollen sie ihren Katamaran auch in die Shelter Bay Marina verholen, so dass wir dann sicherlich noch mehr Gelegenheit zum Klönen haben, als hier zwischen den Konservendosen. Während ich frisches Gemüse, Fleisch und Fisch in meinem Einkaufswagen anhäufe, stoßen auch Axel und Rüdiger wieder zu mir. Leider war ihr Besuch beim Segelmacher nicht ganz von Erfolg gekrönt. Rüdigers Segel kann er zwar wieder flicken, doch für unser Segel ist seine Nähmaschine einfach zu klein. Mal abgesehen davon, dass er auch nicht das passende Material für eine Reparatur der aufgescheuerten Stellen hätte. So ein Mist. Nun müssen wir die Scheuerstellen wohl einfach noch mal tapen und hoffen, dass das Ganze bis Neuseeland hält. Wer kann denn aber auch ahnen, dass es in Panama keinen ordentlichen Segelmacher gibt? Da wir recht früh mit unseren Einkäufen fertig sind, bestellen wir uns für den Rückweg zur Shelter Bay Marina heute mal ein Taxi. Leider müssen wir damit am Panamakanal eine halbe Stunde warten und kommen somit auch nicht viel früher als der Bus dort an. An Bord packe ich erstmal alle Einkäufe aus und begebe mich dann ohne Umstände ans weitere Vorkochen. Heute sind folgende Gerichte dran. Asiatische Nudelsuppe mit Hack (allerdings noch ohne Glasnudeln, da die beim Aufwärmen wohl ziemlich matschig werden würden), Schmorgurkeneintopf, Gyros, Schweinemedaillons mit Pflaumensauce und Schweinefilet als Aufschnitt. Danach bin ich dann allerdings auch ziemlich kaputt. Axel dichtet derweil letztmalig unsere Ruderwasserauffanganlage ab und repariert auch noch den Ring für unsere Mastnut. Er klebt die  gebrochenen Stück einfach mit Epoxykleber zusammen und verstärkt das Ganze noch mit ein wenig Metall. So müsste es eigentlich erst einmal wieder halten. Nachmittags schauen wir dann auf ein Sundowner-Bierchen bei Eva und Rüdiger vorbei. Zurück an Bord gibt es dann Abendessen, allerdings nur Baguette mit Aufschnitt, da ich nun wahrlich keine Lust mehr zum Kochen verspüre. Auch heute schauen wir uns im Anschluss wieder eine DVD an. Diesmal gibt es „Die Dolmetscherin“ mit Nicole Kidman, einen recht spannenden Thriller im Umfeld der UN. Wie schön, dass man mit so vielen Schiffen um einen herum, auch auf die DVD-Sammlungen der anderen Yachten zurück greifen kann. Auf dem Pazifik können wir dann ja wieder unsere eigenen Filme schauen.

Samstag, 26. April 2008: Colón 0 sm

Irgendwie gab es schon ewige Zeiten lang kein Frühstücksei mehr. Dafür gibt es heute dann mal eins außer der Reihe. Nach dem Frühstück begebe ich mich dann mal an das längst überfällige Logbuchschreiben. In den letzten Wochen bin ich damit nämlich ganz schön in Verzug gekommen, so dass nun eine ganze Menge „nachgeschrieben“ werden muss. Zum Glück mache ich mir zwischendurch immer wieder ein paar kurze Notizen, sonst wüsste ich nämlich wahrscheinlich gar nicht mehr, was in den letzten Tagen so alles passiert ist. Die Tagesabläufe und Ereignisse reihen sich im Rückblick nämlich scheinbar nicht unbedingt wie gewohnt aneinander. Sie überschneiden und wiederholen sich in den Erinnerungen. Das klingt vielleicht etwas blöde und ist schwer zu beschreiben. Aber wer weiß schon nach einer Woche noch genau, was es freitags zu Essen gab und welchen Film man mittwochs geguckt hat? Während ich so vor mich hin tippe, macht sich Axel heute mal an die lästige Arbeit das Vorschiff aufzuräumen. Dort stapeln sich derzeit alle möglichen Dinge wilde übereinander. Außerdem ist in einer Kiste eine Dose WD-40 ausgelaufen und nun muss erstmal alles sauber gemacht werden. Als ich schließlich erstmal keine Lust mehr zum Schreiben habe, koche ich eine schnelle Fischsuppe Poseidon für unseren Pazifikvorrat. So langsam füllt sich unser Tiefkühlschrank ja beachtlich. Bleibt nur zu hoffen, dass er uns nicht irgendwann einmal kaputt geht. Aber man soll den Teufel ja nicht an die Wand malen. Mittags genießen wir dann mit Eva und Rüdiger zusammen ein paar griechische Köstlichkeiten. Es gibt frisch gemachtes Tzaziki, gefüllte Weinblätter, Oliven und Pita. Dazu noch ein Glas Rotwein im Cockpit. Was gibt es netteres für einen Samstagmittag im April? Den Nachmittag verbringt Axel mit dem Lesen von unseren neuen Pazifikrevierführern im Cockpit, während ich weiter an unserem Logbuch schreibe. Irgendwann gegen 19 Uhr bin ich damit endlich fertig und werde von Axel zur Belohnung zum Essen eingeladen. Allerdings tut er uns damit heute nicht unbedingt einen großen Gefallen. Der Service im Restaurant ist schlecht, der Cheeseburger zäh und das Bier kommt leider erst nach dem Essen. Da hätten wir vielleicht doch lieber selber gekocht. Im Anschluss schauen wir noch bei Eva und Rüdiger vorbei und bleiben bei einem leckeren Glas Rotwein bis 23 Uhr dort hängen.

Sonntag, 27. April 2008: Colón 0 sm

Na, dass gab es schon lange nicht mehr! Bei herrlichem Sonnenschein sitzen wir im Cockpit und gönnen uns ein leckeres Sektfrühstück. Natürlich mit Ei, was sonst. Früher haben wir das irgendwie öfter gemacht. Danach kann ich Axel überreden mir ein wenig beim Vorkochen zu helfen. Ich darf einen ganzen Berg Gemüse vor im Abladen und er verwandelt ihn in kürzester Zeit in wohlgeordnete Gemüsewürfel. Währenddessen mache ich schnell den Abwasch und dann kann es los gehen. Als erstes landet ein schönes, dickes Stück Rinderfilet in meinem Drucktopf. Erst rundherum anbraten, dann Zwiebeln, Knoblauch und Gewürze dazu, mit Rotwein ablöschen, mmmhh duftet das lecker! Nach 20 Minuten habe ich dann ein leckeres Stück Rinderbraten vor mir, der wenig später zu Aufschnitt verwandelt und eingefroren wird. Weiter geht es im Takt. Da das gekaufte Stück Rinderfilet noch mehr hergibt, koche ich als nächstes Rindergeschnetzeltes nach Züricher Art. Dann wechsle ich die Fleischart und mache mich an Hähnchenbrustfilet auf Kräutertomaten, Chinesische Weißkohlpfanne und Hähnchenbruststreifen in Erdnusssauce. Danach mache ich erst einmal eine kleine Pause, denn Kochen bei tropischen Temperaturen schlaucht ganz schön. Vor allem, wenn man wie ich dabei auch ab und zu noch kochtanzt. Auch Axel ist in der Zwischenzeit fleißig. Er kontrolliert unser Großfall auf Scheuerstellen, poliert ein wenig Edelstahl am Heck und arbeitet schon mal an unserer neuen Dieseltankfilteranlage. Natürlich darf auch der eine oder andere Besuch bei Eva und Rüdiger nicht fehlen. Jeden Tag legt hier im Hafen nämlich eine neue Mega-Yacht an, über die wir uns natürlich ausführlich unterhalten müssen. Aber auch so gibt es immer wieder neue Gesprächsthemen mit den Beiden. Während Axel sich nachmittags dem schnöden Nichtstun hingibt, wage ich mich noch einmal an den Kochtopf. Einen letzten Provenzialischen Fischtopf und dann habe auch ich genug getan für heute. Die Tiefkühlbox füllt sich immer mehr und die geplanten dreißig Gerichte werde ich wohl schlicht und einfach nicht unterbekommen. Egal, immerhin 21 Tage brauchen wir uns schon mal um das Thema Kochen keine Sorgen mehr zu machen. Und wenn das Wetter „normal“ ist, können wir ja auch durchaus während der Passage noch kochen. Die Fertiggerichte sollen ja eigentlich nur eine Notreserve sein. Nach dem letzten Gericht falle ich dann ziemlich kaputt auf unsere Cockpitbank. Puh, war das anstrengend! Zur Belohnung gibt es am Abend gegrillte Steaks mit frisch zubereitetem Krautsalat. Lecker! Die Qualität des hier erhältlichen Rinderfilets ist einfach spitzenmäßig. Das Fleisch zergeht nur so auf der Zunge. Und von dem günstigen Preis bin ich schlichtweg begeistert. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit, trinken ein Glas Wein und verschwinden schließlich recht früh in unsere Kojen.

Axel schnibbelt Gemüse

Montag, 28. April 2008: Colón 0 sm

Wir schlafen bis etwa 8.30 Uhr aus und frühstücken dann gemütlich im Salon. In der Nacht hat es sturzbachartig geregnet und auch ansonsten sieht es draußen nicht sehr einladend aus. Anschließend beschäftigen wir uns ein wenig mit Reisevorbereitung. Es dauert nicht mehr lange und wir begeben uns auf unseren Ausflug zu den Galapagos Inseln. Also organisieren wir ein Taxi, welches uns von der Shelter Bay Marina zum Flughafen nach Panama City bringt, drucken die Reiseunterlagen aus, suchen Geldgürtel und Reiseequipment hervor und räumen nebenbei auch noch ein wenig das Schiff auf. Dummerweise legt Axel sein ziemlich durch geschwitztes Kopfkissen dann noch zum Lüften nach draußen und vergisst es bei wieder einsetzendem Sturzregen doch glatt wieder herein zu nehmen. So mache ich mich am Nachmittag dann mit dem tropfnassen Kissen und ein paar anderen Dingen auf den Weg zu den Waschmaschinen. Erstaunlicherweise sind doch schon tatsächlich wieder zwei Maschinen voll Wäsche zusammen gekommen. Das Wetter heute ist wirklich anstrengend. Scheinbar beginnt hier in Panama doch langsam die Regenzeit. Auf jeden Fall müssen wir uns an 32-35°C und 80-100% Luftfeuchtigkeit erst einmal gewöhnen. Abends essen wir ein paar schnelle Nudeln mit Sauce, bevor Eva und Rüdiger auf ein Glas Wein bei uns vorbei schauen. Zum Glück verschont uns der Regen während dieser Zeit, so dass wir angenehmerweise im Cockpit sitzen können. Da weht wenigstens ein kleines Lüftchen, während unter Deck die Ventilatoren tapfer gegen den Stillstand anquirlen. 

Dienstag, 29. April 2008: Colón 0 sm

Es regnet und gewittert die ganze Nacht hindurch und es ist kaum vorstellbar, wie viel Wasser dabei vom Himmel kommt. Obwohl wir von unserem Dinghy den Entwässerungsstöpsel natürlich geöffnet haben, sammelt sich über Nacht dort drin der Inhalt für ein annehmbares Vollbad. Da hilft nur Dinghy schräg aufhängen und Wasser ablaufen lassen. Auf jeden Fall verschafft uns das Wetter eine ziemlich unruhige Nacht und wir quälen uns am Morgen ein wenig gerädert aus den Betten. Und das auch noch ziemlich früh. Da wir um 8 Uhr den Bus zum Einkaufszentrum 4 Altos nehmen müssen, bleibt nach dem Aufstehen um 7 Uhr nur noch Zeit für ein schnelles Frühstück. Dann geht es auch schon los. Während Axel und Rüdiger mit dem Busfahrer Victor noch weiter zum Segelmacher fahren, um unsere Segel wieder abzuholen, steigen Eva und ich beim Einkaufszentrum aus dem Bus aus. Allerdings gehen wir heute mal nicht zum Rey Supermarkt, sondern nehmen ein Taxi zum nahe gelegenen Mega Depot Supermarkt. Dieser Supermarkt bietet zwar kein sehr umfassendes, dafür allerdings ein recht günstiges Warenangebot. Die Produkte werden in Großgebinden verkauft und erfreulicherweise auch kostenlos angeliefert. Eva und ich stapeln innerhalb kürzester Zeit Unmengen an Sachen in unsere Einkaufswagen. Hauptsächlich Getränke und haltbaren Proviant. Insgesamt drei Einkaufswagen voll schaffe ich, dann gebe ich sicherheitshalber erst einmal auf. Bevor ich noch mehr kaufe, will ich erst einmal sehen, ob das Zeug sich auch noch an Bord unterbringen lässt. 15 Paletten Getränkedosen (nein, nicht alles Bier) müssen erst einmal irgendwo untergebracht werden. Auch die 20iger Packung Bounty Küchenrolle sieht an der Kasse plötzlich gar nicht mehr so klein aus. Oh jeh! Axel und Rüdiger stoßen irgendwann auch wieder zu uns und wir machen uns gemeinsam zurück auf den Weg zum Rey Supermarkt. Unsere Einkäufe lassen wir dabei im Mega Depot zurück, denn die werden freundlicherweise am Nachmittag direkt an Bord geliefert. Bei Rey kaufen wir schnell noch ein paar frische Lebensmittel für die nächsten Tage ein, bevor wir mit dem Bus wieder zurück zur Shelter Bay Marina gefahren werden. Leider fängt es währenddessen wieder fürchterlich an zu regnen. So schaffen wir es nur klitscheklatsche nass an Bord zurück und müssen unsere Einkäufe erst einmal trocken legen. Unsere Segel holen wir erst später während einer Regenpause an Bord und ziehen es auch direkt wieder auf die Rollanlage auf. So kann diese nicht mehr lästig im Mast klappern und das Segel ist gut vor dem Regen geschützt. Die Latten setzen wir zunächst noch nicht ein und auch die reparaturbedürftigen Stellen werden heute erst einmal noch nicht geklebt. Dafür wollen wir dann doch lieber auf trockeneres Wetter warten. Unter Deck präparieren wir dann alles für die Ankunft der Riesenlieferung aus dem Mega Depot. Wir haben beschlossen das Gäste-WC im Vorschiff noch mehr in einen Lagerraum umzuwandeln und eine Sperrholzplatte als Auflage für die Toilette besorgt. Gut gepolstert wird diese nun auf das WC gelegt und macht es dadurch leider erst einmal unbenutzbar. Aber Gäste haben wir ja auf dem Pazifik sowieso nicht an Bord und wir haben so eine schöne Möglichkeit Paletten zu stapeln. Außerdem leeren wir unseren „Weinkeller“ und machen eine Inventur der noch vorhandenen Flaschen. Gerade einmal 20 Flaschen Rotwein und lächerliche 6 Flaschen Weißwein finden wir dort noch. Deutlich zu wenig, wenn wir damit bis nach Neuseeland kommen wollen. Aber ein paar Flaschen haben wir heute ja schon mal zusätzlich eingekauft. Zum Glück hört es am Nachmittag dann endlich auch wieder auf zu regnen. So können wir unsere Einkäufe, als sie gegen 16.30 Uhr schließlich geliefert werden, trocken und ohne Probleme an Bord verfrachten. Die Dosenpaletten wandern ins Gäste-WC, Wasserflaschen in die Steuerbordkabine, Wein in den Weinkeller. Innerhalb einer halben Stunde ist erstaunlicherweise fast alles weg gestaut und es sind tatsächlich noch Lücken für weitere Vorräte vorhanden. Manchmal hat es halt doch Vorteile, wenn man ein großes Schiff hat. Auf jeden Fall haben wir für die lange Strecke über den Pazifik nun schon einmal 144 0,5 l-Flaschen Mineralwasser (Perrier!!!), 120 Dosen Bier (Balboa), 192 Dosen Softdrinks (Apfelsaft, Ginger Ale, Malzbier, Tonic Water), diverse Flaschen Wein, 20 Rollen Küchenpapier, 8 Boxen Kleenex-Taschentücher, 4 kg Reis, 8 Packungen Vollkornnudeln und diversen anderen Kram an Bord. Wer sich jetzt vielleicht fragt, ob es denn auf den Pazifikinseln nicht auch etwas zu Essen zu kaufen gibt, mag dies berechtigt tun. Natürlich gibt es auch auf Bora Bora, Tahiti oder Fatu Hiva Lebensmittel und Getränke zu kaufen. Allerdings teilweise zu horrenden Preisen und auch nicht immer das, was man gerade gerne hätte. Außerdem müssen wir dort alle Einkäufe mit dem Dinghy an Bord transportieren. Da geht es hier am Steg doch deutlich einfacher. Die Devise bei allen Blauwasserseglern in Richtung Pazifik lautet daher auch noch den kleinsten Stauraum an Bord mit Getränken und haltbaren Lebensmitteln zu füllen. Nach diesem aufregenden und anstrengenden Tag schaffen wir es am Abend nicht mehr uns irgendetwas zum Essen zu kochen. Es gibt lediglich Baguette mit Aufschnitt und danach noch einen Film auf DVD, bevor wir hundemüde in unsere Kojen fallen.

Mittwoch, 30. April 2008: Colón 0 sm

Während ich bereits um 6.30 Uhr hellwach und munter bin, schläft Axel selig bis 8.30 Uhr in den Tag hinein. So habe ich Gelegenheit schon mal ein wenig aufzuräumen und Logbuch zu schreiben. Als Axel dann endlich auch wieder unter den Lebenden weilt, ruft er als erstes einmal bei der Panamakanalbehörde an, um unseren aktuellen Termin abzufragen. Am Vorabend hatte uns Rüdiger nämlich mitgeteilt, dass sie einen neuen Termin am 9. Mai bekommen hätten und damit ganze zwölf Tage vorgerutscht seien. Und tatsächlich, auch wir haben einen neuen Termin. Und der haut uns fast um. Wir haben unseren Kanaltransit jetzt am 21. Mai. Ganze 19 Tage früher als noch am Montag. Juchuh!!! Das wir so weit nach vorne rutschen, damit hätten wir nun wirklich nicht gerechnet. In unseren kühnsten Träumen hatten wir ja auf den 31. Mai gehofft. Aber auch wirklich nur gehofft. Ein wenig froh bin ich ja, dass wir unsere Vorbereitung schon so weit voran getrieben haben. So brauchen wir uns nach unserer Rückkehr von Galapagos wenigstens keinen Kopf darum machen, was noch alles besorgt und organisiert werden muss. Lediglich ein paar kleine Punkte haben wir auf unserer To-Do-Liste noch offen. Und die restlichen Lebensmittel lassen sich auch innerhalb eines Tages an Bord schaffen. Außerdem hat man ja in Panama City, also auf der anderen Seite des Kanals, auch noch einmal Chance letzte Dinge vor dem Pazifik zu erledigen. Nachdem der Tag so gut begonnen hat, begeben wir uns frohgemut an das Packen unseres Reisegepäcks für die Galapagos Inseln. Da es von Quito mit einem kleinen Flieger weiter geht, sind wir auf 15 kg Gepäck zuzüglich Fotoausrüstung limitiert. Viel kommt allerdings auch nicht zusammen, denn da auf Galapagos ähnlich warme Temperaturen wie in Panama herrschen, müssen nur leichte Sachen mitgenommen werden. Lediglich für Quito, wo derzeit eiskalte 17°C und Regen angesagt sind, brauchen wir ein paar dickere Sachen. Außerdem laden wir natürlich unsere gesamten Kameraakkus ordentlich durch. Wenn man schon mal die einmalige Gelegenheit hat zu den Galapagos Inseln zu fahren, dann soll das Ganze natürlich auf per Kamera festgehalten werden. Etwas in Sorge bin ich ja, ob meine insgesamt 6 Gigabyte Speicherkapazität denn auch reichen werden. Gegen 11 Uhr kommen dann noch Marlene und Benno von der „Diesel Duck“ bei uns vorbei, um sich von uns zu verabschieden. Für sie geht es in den nächsten Tagen zurück zu den San Blas Inseln und erst voraussichtlich im nächsten Jahr in den Pazifik. Wir sind gespannt, wann wir die Beiden wieder sehen werden. Aber die Welt ist ja bekanntlich kleiner als man denkt. Mittags schauen wir dann unsererseits kurz bei der „Sola Gracia“ vorbei und verabreden uns für den heutigen Abend zum gemeinsamen Grillen. Auch von den Beiden müssen wir uns nämlich bereits jetzt verabschieden. Da sie durch den Kanal gehen, bevor wir wieder aus Galapagos zurück sind, werden wir sie wohl erst auf den Marquesas wieder zu sehen bekommen. Schade, die gemeinsamen Sundowner, Grillabende und Gespräche werden uns fehlen. Schade ist auch, dass wir auf diese Weise wahrscheinlich sowohl Judith und Sönke als auch Wolfgang nicht mehr vor dem Pazifik zu sehen bekommen werden. Die Drei hatten ja nur wenige Tage nach der „Sola Gracia“ ihren Termin und werden wohl auch ein wenig nach vorne gerückt sein. Aber dann gibt es halt auf den Marquesas oder Tuamotus ein großes Wiedersehen mit allen zusammen. Wenig später bekommt Rüdiger dann noch eine kleine Einweisung in unsere Schiffstechnik. Er hat sich nämlich freundlicherweise bereit erklärt während unserer Abwesenheit auf Hello World aufzupassen. Nachmittags räumen wir das Schiff dann noch ein wenig auf. Schließlich will man ja nicht, dass es während der eigenen Abwesenheit an Bord rummelig aussieht. Warum auch immer. Ist wohl so eine menschliche Macke, denn eigentlich stört es ja keinen wirklich. Und damit es während unserer Abwesenheit auch noch schön sauber ist, wirbele ich sogar noch einmal mit dem Staubsauger durch alle Ecken. Blöde, oder? Axel zieht derweil noch mal die Schlauchschellen von unserem Kühlungssystem nach. Wäre ja blöde, wenn gerade während wir nicht da sind, das System literweise Salzwasser ins Schiff pumpen würde. Aber für diesen Notfall haben wir natürlich auch Rüdiger instruiert, was dann zu tun ist. Nebenbei auch noch eine kleine Entschuldigung meinerseits an alle unsere Leser. Wie Ihr vielleicht bemerkt habt, sind die Fotos auf unseren Seiten in letzter Zeit etwas arg dürftig geworden. Das liegt hauptsächlich daran, dass wir Euch nicht mit den dauernd gleichen Fotos von abendlichen Essgelagen, Schiffsreparaturen oder Marinaansichten nerven wollten. Zwar gibt es hier in der näheren Umgebung auch allerlei Getier, doch leider lassen die Brüllaffen zwar laut von sich hören, aber sich dabei nur schwer aufs Foto bannen. Falls wir es aber doch noch schaffen Brüllaffen, Schlangen, Regenwaldfrösche oder Faultiere abzulichten, kommt Ihr natürlich sofort in den Genuss der Bilder. Und auf die Fotos von Galapagos dürft Ihr natürlich auch schon gespannt sein! Ich bin jedenfalls sehr sicher, dass die Speicherplatte von meiner Kamera in den nächsten zwei Wochen glühen wird. Abends um 19 Uhr machen wir uns dann auf den Weg zur „Sola Gracia“. Dort sitzen bereits Eva und Rüdiger, sowie Katrin und Reinhard von der „Grete“. Wir verbringen mal wieder einen sehr netten Abend miteinander, auch wenn uns irgendwann der Regen unter Deck scheucht.