Blauwassertour 2008 – Teil 13

Dreizehnter Teil unserer Reise von Aruba zu den San Blas Inseln vom 14. März bis 4. April 2008.

Freitag, 14. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Ziemlich gefrustet von den gestrigen Ereignissen nehmen wir als erstes einmal ein Frühstück im Cockpit ein. Parallel checken wir dabei unsere Emails, gespannt, welche Reaktionen wir mit unseren Nachrichten hervorgerufen haben. Von Manfred Schöchl bekommen wir zu lesen, dass er ziemlich sauer darüber ist, dass wir immer noch Probleme mit dem Autopiloten haben und er noch mal bei Jefa, dem dänischen Hersteller unseres Autopilotenmotors, Druck machen wird, dass wir endlich eine Lösung dafür bekommen. Das klingt zwar erst einmal ganz gut, aber wir wissen natürlich, dass sich so kurz vorm Wochenende wohl nicht mehr wirklich etwas organisieren lassen wird. Nach dem Frühstück gehen wir daher zum Marina Office und buchen unseren Liegeplatz zunächst bis zum kommenden Montag. Heute Abend kommt ja voraussichtlich auch Wolfgang von der „Baros“, so dass wir mit ihm sicherlich ein nettes Wochenende verbringen können. Nachdem die Formalitäten erledigt sind, begeben wir uns auf einen kleine Stadtbummel und werden von der Masse und Auswahl der Läden ziemlich überrascht. Hier gibt es einfach alles. Vor allem aber Luxus- und Designerware, Uhren und Schmuck in Hülle und Fülle. Täglich legen in Oranjestad bis zu vier Kreuzfahrer an, deren Passagiere hier hemmungslos und vor allem zollfrei einkaufen können. Die Innenstadt erinnert uns dabei doch sehr an die Architektur von Disneyland. Alle Häuser sind in quietschbunten Farben gestrichen, wobei Zuckertortenrosa und -hellblau deutlich vorherrschen. Auch die entsprechende Zuckerkringelverzierung fehlt dabei an den Häusern nicht. Wir nehmen in einem der zahlreichen Restaurants erst einmal einen kleinen Mittagssnack zu uns, bevor wir uns wieder auf den Rückweg zum Schiff machen. Dort erwarten uns weitere Emails von Manfred Schöchl und auch von Herrn Ober, dem Raymarine Vertreter in Österreich. Obwohl inzwischen eigentlich so gut wie ausgeschlossen ist, dass es sich um ein Problem des Autopilotencomputers von Raymarine handelt, hängt er sich trotzdem weiter in die Sache rein. Und durch sein beharrliches Vorgehen hat er nun inzwischen bei Jefa herausgefunden, dass man dort das Problem anscheinend schon kennt. Komisch, komisch, denn bisher hatten die immer behauptet, dass das Ganze überhaupt nicht an ihrem Motor liegen könnte. Wie dem auch sei, inzwischen hat wohl ein Techniker erklärt, dass man zu starke Federn in den Motor eingebaut hätte. Diese Feder könnte bei einem Spannungsabfall dafür sorgen, dass die Verbindungsstifte zwischen Kupplung und Motor nicht mehr von einem Magneten gehalten werden könnten und der Motor so einfach auskuppeln würde. So ein Schiet! Sollten wir diesen ganzen Ärger tatsächlich wegen zwei blöder Federn gehabt haben? Als Lösungsmöglichkeit sollen die Federn nun gegen ein paar schächere Modelle ausgetauscht werden. Außerdem sollte der Motor möglichst gekühlt werden, damit gar nicht erst ein Spannungsabfall durch Überhitzung der Magnetspule ergeben kann. Daraufhin schraubt Axel erst einmal wieder den Autopilotenmotor aus dem Motorraum heraus. Inzwischen hat er da mächtig Übung drin und das Teil liegt innerhalb von zwei Minuten auf unserem Salontisch. Ein paar gelöste Schräubchen weiter, liegen die angeblich Schuldigen vor uns. Man glaubt es kaum, haben wir doch tatsächlich zwei Federn vor uns, die in Aussehen und Umfang stark an Kugelschreiberfedern erinnern. Es fällt uns wirklich schwer zu begreifen, dass wir unseren dicken Dampfer wirklich diesen zwei kleinen Federn anvertrauen. Unterbrochen wird unsere Bastelaktion von Wolfgangs Ankunft auf Aruba. Wir helfen ihm schnell beim Anlegen und nehmen im Anschluss gemeinsam ein leckeres Abendbrot auf Hello World ein. Natürlich werden auch weiterhin unsere Autopilotenprobleme und eventuelle Lösungsmöglichkeiten wild diskutiert. Mit Wolfgang haben wir da auch gleich den richtigen Diskussionspartner an Bord. Wolfgang ist nämlich Schiffbauingenieur und hat sich in seinem Berufsleben hauptsächlich mit Ruderanlagen beschäftigt. In einer kleinen Versuchsanordnung vollziehen Axel und Wolfgang dann erstmals die auftretenden Probleme nach. Es scheint tatsächlich so zu sein, dass die Magnetspulen die Kupplungsstifte nicht mehr halten können, wenn die Spannung unter einen bestimmten Wert fällt. Nun bleibt nur noch zu klären, warum die Spannung eigentlich abfällt. Unsere Bordspannung überwachen wir eigentlich sehr akribisch und lassen sie nie unter einen Wert von 25 Volt fallen. Da sind wohl ein paar weitere Messungen fällig. Aber für heute ist erst einmal Schluss mit lustig. Nachdem Wolfgang uns wieder verlassen hat, fallen wir ziemlich müde in unsere Kojen und wälzen dort noch ein paar Gedanken hin und her.

Shoppingparadies im Disney-Stil

Samstag, 15. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Nach dem Frühstück nimmt Axel heute eine umfangreiche Testreihe auf. Er misst alle Viertelstunde die Temperatur und Spannung des Autopilotenmotors, während dieser Hello World in der Box liegend durch die Gegend steuert. Dabei hat der Motor zwar nicht ganz so viel zu tun, wie dies auf See der Fall ist, da der Kurs in der Box doch ziemlich gleich bleibend ist. Doch, um annähernd nachzuvollziehen, wie sich die Werte im Laufe der Zeit entwickeln, muss das Ganze heute erstmal ausreichen. Im Laufe der Messung bestätigt sich dann mehr oder minder die Federtheorie. Allerdings stellt sich ebenfalls heraus, dass eine Abkühlung des Motors nicht wirklich einen Spannungsabfall der Spule verhindern kann. Die Spannung innerhalb des Motors fällt nämlich bereits nach fünfzehnminütiger Laufzeit und einem Temperaturanstieg von gerade einmal 5° C bereits um ein Drittel ab. So gut können wir den Motor gar nicht kühlen, um dies zu verhindern. Trotz dieser Erkenntnis beschließt Axel einen Lüfter über dem Motor einzubauen. Man weiß ja schließlich nie, ob es nicht doch zu etwas gut ist und wir haben das entsprechende Teil zum Glück an Bord vorrätig. Nachdem die Sache mit den Federn bestätigt ist, müssen wir eigentlich nur die neuen Federn auf schnellstem Wege hierher nach Aruba bekommen. Na, wenn das mal nicht wieder in einem Lieferdrama à la Lanzarote endet. Außerdem bringt uns die Sache mit den schwächeren Federn auf einen weiteren Gedanken. Federn neigen ja bekanntlich dazu, dass ihre Sprungkraft im Laufe der Zeit nachlässt. Was passiert nun also, wenn die Kraft der Federn nach einigen tausend Meilen irgendwann nicht mehr ausreicht, um die Kupplungsstifte wieder zu lösen. Der Autopilot sich also nicht mehr ausschalten lässt. Blöde, wenn das gerade in einer kurvigen Riffeinfahrt oder beim Ausweichmanöver gegenüber einem Tanker passiert, oder? Aber auch dafür fällt Axel und Wolfgang eine tolle Lösung ein. Man könnte ja einfach über einen Notschalter die Spule umpolen und so die Stifte auf elektronischem Wege auslösen. Auch diese Idee wird natürlich sofort in einer Testanordnung ausprobiert und getestet. Wieder eine Gefahr weniger. Spannend wird es, als mir dazu noch einfällt, dass man ja vielleicht auch eine Alarmfunktion haben könnte, die in dem Fall, dass auch die neuen Federn nicht verhindern können, dass die Kupplung nicht mehr fasst, einen akustischen Alarm auslöst. Auch diese Idee wird prompt ausgetestet und für gut befunden. So langsam könnte sich Axel wahrscheinlich bei unserer Rückkehr als Autopilotenexperte betätigen. Oder wir bieten tolle Zusatztools für Autopiloten an. Da gibt es bestimmt ein paar Interessenten für. Nach diesem recht anstrengenden Tag gönnen wir uns am Abend mal wieder ein wenig Erholung. Gemeinsam mit Wolfgang gehen wir zum Waterfront Crab Restaurant und gönnen uns die Spezialität des Hauses: Hummer! Diesmal übrigens einen „richtigen“ Hummer und keine Languste, wie sonst in der Karibik üblich. Erstens haben Langusten inzwischen Schonzeit und zweitens hat man sich hier mit dem „Maine Lobster“ deutlich dem amerikanischen Hauptpublikum angepasst. Ab 21 Uhr wird unsere Mahlzeit auch noch von netter Salsa-Livemusik der Gruppe „Tsunami“ begleitet. Bei heißen südamerikanischen Rhythmen tanzen die Leute auf der Straße und wir genießen trotz des ganzen Ärgers endlich mal wieder den Abend. Zurück an Bord fallen wir dann jedoch recht schnell in unsere Kojen und brauchen heute ausnahmsweise mal keine Gedanken mehr zu wälzen.

Endlich mal wieder Lobster-Essen

Sonntag, 16. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Da heute Sonntag ist, schlafen wir mal wieder so richtig schön lange aus, bevor es ein leckeres Sonntagsfrühstück im Cockpit gibt. Danach begibt sich Axel an weitere Messungen am Autopilotenmotor. So probiert er heute einmal aus, wie sich Temperatur und Spannung verändern, wenn der Autopilotenmotor ohne eingekuppelten Autopiloten läuft. Die Ergebnisse sind ungefähr die gleichen, wie bei eingekuppeltem Autopiloten. Die Theorie, dass sich eine Kühlung des Motors nicht auswirkt, bestätigt sich damit weiter. Mit diesem gesammelten Wissen ausgestattet, schreibt Axel im Anschluss ein paar Emails an Schöchl und Konsorten. So sollte unser dringender Wunsch nach den neuen Federn dank der Zeitverschiebung morgen früh pünktlich in Österreich bzw. Dänemark ankommen. Der Transport per FedEx soll sich angeblich innerhalb von drei Tagen von Europa nach Aruba bewältigen lassen. Wichtig ist nur, dass die Federn auch wirklich am Montag weggeschickt werden. Sonst haben wir nämlich gute Chancen mit der Lieferung in die Osterfeiertage hinein zu geraten und müssten entsprechend länger auf Aruba verweilen. Keine allzu erfreulichen Aussichten, den wir wollen eigentlich dringend nach Panama weiter. Nachdem die wichtigen Dinge erledigt sind, widmen wir uns am Nachmittag heute mal ausschließlich unserem Freizeitvergnügen. Gegen 14 Uhr machen wir uns gemeinsam mit Wolfgang mit einer kleinen Fähre auf den Weg nach Renaissance Island. Freundlicherweise dürfen wir als Marinabenutzer auch dieses Angebot des Renaissance Hotels nutzen. Auf der kleinen Privatinsel gönnen wir uns zunächst einen kleinen Snack an der Strandbar, bevor wir es uns in einem der vielen Liegestühle bequem machen. Dabei haben wir nicht nur die unmittelbare Gesellschaft von ein paar Iguanas und Einsiedlerkrebsen, sondern sind auch noch von ein paar Flamingos umgeben, die selbstbewusst durch die Liegestuhlreihen stolzieren. Nachdem wir eine Runde in dem abgetrennten Meerwasserbereich geschwommen sind, aalen wir uns in der Sonne, Lesen und nehmen Nahkontakt zu den Flamingos auf. Die scheinen an Menschen gewohnt zu sein und lassen einen bis auf wenige Zentimeter an einen heran kommen. Als sich die Sonne langsam dem Horizont nähert, begeben wir uns schließlich mit der kleinen Fähre wieder zurück nach Oranjestad. Abends ziehen wir wieder mit Wolfgang auf der Suche nach einem netten Restaurant los. Eigentlich hatten wir uns für heute einen Inder ausgesucht, doch der hat leider Sonntags geschlossen. So landen wir schließlich bei einem Italiener am Hafen und genießen Pizza, Risotto und Scampi. Anschließend gibt es noch das eine oder andere Glas Rotwein an Bord der „Baros“, bevor wir uns nach diesem nette Tag wieder zurück an Bord und damit in unsere Kojen begeben.

Axel und die zahmen Flamingos von Renaissance Island

Montag, 17. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Noch vor dem Frühstück rufen wir heute gespannt unsere Emails ab. Die verkünden uns, dass unsere neuen Federn umgehend und ohne Verzögerung auf den Weg zu uns gebracht werden sollen. Na, das ist doch schon mal eine gute Nachricht. Außerdem bietet uns Jefa an, die ganze Sache noch einmal bei einem Telefontermin zu besprechen. Auch das klingt gar nicht schlecht, so dass wir uns für den nächsten Morgen zu einem Gespräch verabreden. Nachdem diese Dinge erstmal geklärt sind, machen wir uns zu Fuß auf den Weg in Richtung Norden. Dort soll es laut unserem Törnführer diverse Supermärkte geben, in denen wir dringend unseren Mineralwasservorräte auffüllen wollen. Nach gefühlten 20 km Gewaltmarsch durch die pralle Sonne, werden wir schließlich auch fündig und entern einen wohlklimatisierten Cash & Carry Markt. Zu unserer großen Freude finden wir dort wunderbares Apollinaris-Quellwasser aus Bad Neuenahr! Außerdem noch leckere Apfelschorle, ebenfalls aus Deutschland. Gleich drei Kisten Wasser und diverse Flaschen Apfelschorle wandern in unseren Einkaufswagen und wir machen uns schwer bepackt auf den Rückweg zum Schiff. Zum Glück haben wir extra unser Transportwägelchen und den Rentnerporsche mitgebracht, so dass wir das ganze Zeug einigermaßen transportieren können. Allerdings macht es die Sonne uns auf dem Rückweg zum Schiff nicht gerade einfacher als auf dem Hinweg. Nachdem die Getränkeversorgung an Bord nun erst einmal wieder gesichert ist, machen wir uns am Nachmittag noch einmal auf den Weg in die nächste Shoppingmall. Dabei kaufen wir zwei nette Poloshirts für Axel. Dummerweise haben sich nämlich in eine unserer letzten Wäschen ein paar Rostflecken eingeschlichen. Also gibt es jetzt ein paar neue Polos als Ersatz. Anschließend treffen wir uns noch mit Wolfgang auf ein Cocktail beim Italiener. Leider hat Wolfgang in der Zwischenzeit beschlossen, dass er am nächsten Tag nach Cartagena aufbrechen will. Eigentlich hatte er das zwar nicht auf seinem Törnplan, doch die begeisterten Emails der „Hippopotamus“ haben ihn inzwischen überzeugt, dass er dort ebenfalls vorbeischauen muss. Oh jeh, so langsam bleiben wir wirklich arg einsam hinter allen anderen zurück. Lediglich die Sola Gracia“ befindet sich noch „hinter uns“ auf Curacao. Doch auch sie wird wohl in den nächsten Tagen nach Cartagena aufbrechen. Mist, Mist, Mist! Und alles wegen dieser dummen, kleinen Federn. Wie dem auch sei, den Abend verbringen wir noch einmal nett mit Wolfgang zusammen und grillen uns auf Hello World ein paar leckere Steaks. Und wer weiß, vielleicht kommen unsere Federn ja bereits am Mittwoch oder Donnerstag auf Aruba an und wir können uns an die Verfolgung begeben.

Dienstag, 18. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Der erste Blick am Morgen durch unsere Heckluke zeigt, dass Wolfgang seinen Plan tatsächlich wahr gemacht hat und nach Cartagena aufgebrochen ist. Schade! Wir dürfen dafür heute den Nationalfeiertag oder auch „Dia del Bandera“ auf Aruba erleben. Viel ist allerdings nicht davon zu merken. Lediglich die Anzahl der Nationalflaggen an den Autos hat leicht zugenommen und die Anzahl der türkisfarbenen Shirts überwiegt heute. Von lebhaften Paraden, Umzügen oder großen Feierlichkeiten ist ansonsten weit uns breit nichts zu sehen. Einzig die geschlossenen Geschäfte deuten darauf hin, dass heute tatsächlich ein Feiertag ist. Da in Dänemark dagegen ein ganz normaler Arbeitstag ist, kann Axel pünktlich um 10 Uhr seine Telefonkonferenz mit Jefa-Steering in Dänemark beginnen. Leider bringt uns das technisch gesehen auch keine neuen Erkenntnisse, außer denen, die wir bereits durch unserer Versuchsreihen herausgefunden haben. Dummerweise stellt sich im Laufe des Gesprächs dann jedoch heraus, dass man es bisher nicht geschafft hat unsere Federn an uns abzuschicken. Man hätte keinen passenden FedEx Umschlag! Das gibt’s doch nun wirklich nicht!!! Axel drängt noch mal sehr ausdrücklich darauf, dass die Federn unbedingt noch heute an uns abgeschickt werden müssen. Denn sonst ist auch die kleinste Chance dahin, dass wir die Dinger noch vor Ostern hier haben. Erfreulicherweise erhalten wir dann auch am Nachmittag eine Email mit einer Trackingnummer von FedEx, so dass wir nun ganz genau verfolgen können, wann das Päckchen bei uns ankommen wird. Der voraussichtliche Liefertermin „20. März 2008“ ist jedenfalls schon mal ziemlich viel versprechend. Ich habe mir für heute mal wieder vorgenommen eine große Inventur an Bord durchzuführen. Alle Bordvorräte werden dafür aus ihren Verstecken geholt, auf Haltbarkeit und Aussehen kontrolliert und dann ordentlich wieder weg gestaut. Erstaunlicherweise sind auch diesmal wieder ein paar Dosen dabei, die ihr Ablaufdatum bereits deutlich überschritten haben und deren Dosenform auch nicht mehr ganz dem Original entspricht. Weg damit! Eine Lebensmittelvergiftung an Bord will man ja schließlich definitiv nicht haben. Axel konstruiert derweil unsere neue Alarmanlage für den Autopiloten. Nun trötet es bei uns im Cockpit in Zukunft, wenn der Autopilot noch einmal ausfallen sollte. So hat man hoffentlich etwas mehr Zeit um ins Steuerrad einzugreifen und eine Patenthalse oder das in den Wind schießen zu verhindern. Außerdem baut Axel noch einen Notausschalter für den Autopilot ein. Falls die Federn irgendwann einmal zu schwach werden und der Autopilot sich nicht mehr auskuppeln lässt, können wir diesen nun notausschalten. Mittags gibt es heute mal leckere Reibekuchen mit Apfelmus. Die gab es wirklich lange nicht mehr und schmecken hier in der Karibik mindestens genauso gut wie im kühlen Deutschland. Mmmhhh! Nachdem wir so gut gesättigt sind, begeben wir uns noch auf einen Rundgang durch Oranjestad. Noch haben wir die Hoffnung nicht aufgegeben, dass wir doch noch irgendwo auf die großen Feierlichkeiten zum Nationalfeiertag treffen. Doch außer ein paar Hüpfburgen und einem Streichelesel finden wir rein gar nichts. Im Gegenteil, die Stadt wirkt heute wie ausgestorben. Alle Geschäfte haben geschlossen und nur ein paar ahnungslose Touristen durchstromern die Straßen. Wir machen es uns nach dem Rundgang an der Hotelbar vom Renaissance Hotel gemütlich und genießen einen Sundowner am Pool. Zurück an Bord legen wir die Füße im Cockpit hoch, greifen uns jeder ein Buch und knabbern nur noch ein paar Käsewürfel und Cracker zum Abendessen. Das machen wir allerdings heute nicht allzu lange, da wir am nächsten Morgen endlich mal wieder Tauchen gehen wollen. Man muss sich die Wartezeit ja schließlich irgendwie sinnvoll vertreiben.

Axel und sein Nationalfeiertagsdrink

Mittwoch, 19. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Heute machen wir mal wieder etwas, was wir schon seit Wochen nicht mehr gemacht haben – wir gehen Tauchen. Um kurz nach Neun geht es mit Clive von Dive Aruba in Richtung Barcadera. Auf dem Weg dorthin werden wir dabei schon vor dem Tauchen ordentlich nass. Erstens suchen sich einige Wellen und Wasserspritzer den Weg an Deck und zweitens durchfahren wir einen ordentlichen Regenschauer. Am der Tauchboje angekommen, absolvieren wir unseren ersten Tauchgang beim Wrack der „Jane C“. Dabei handelt es sich um einen ehemaligen Zementfrachter, den der Zoll vor Jahrzehnten mit einer ordentlichen Ladung Drogen aufgegriffen hat. Da man nicht wusste, was man mit dem Schiff machen sollte und es im Hafen nur dringend benötigten Platz beanspruchte, versenkte man es kurzerhand vor dem Riff. Dort dient es nun seit Ende der Siebziger Jahre den Tauchern der Insel als künstliches Wrack. Aufgrund der langen Zeit unter Wasser ist es bereits entsprechend bewachsen und bietet einer Vielzahl von Fischen ein sicheres Zuhause. Unter anderem entdecken wir unter dem Rumpf eine riesige grüne Muräne. Aber auch Kaiserfische, Sergeanten und ein Zackenbarsch schwimmen an uns vorbei. Wir tauchen zunächst an der Steuerbordseite entlang und steigen dann durch eine Luke an Backbord in den Frachtraum ein. Nach einer Runde dort und einem Blick in den tiefschwarzen Maschinenraum, geht es zur Galerie auf dem Achterschiff. Hier begutachten wir die Kombüse und drehen eine Runde durch den Speisesaal. Noch ein kurzer Abstecher zur Ankerwinde auf dem Bug und schon ist unser Tauchgang zu Ende. Nach einer knappen Stunde Oberflächenpause geht es an gleicher Stelle noch einmal ins Wasser. Diesmal lassen wir uns allerdings ganz gemütlich vom Strom in Richtung Norden am Riff entlang driften. Unser Tauchguide Clive dreht dabei nach zwanzig Minuten wieder um, holt das Tauchboot und sammelt uns nach einer Stunde wieder aus dem Wasser auf. Zurück in der Marina spülen wir natürlich erst einmal unsere Tauchsachen wie gewohnt mit Süßwasser ab, bevor es einen kleinen Mittagssnack gibt. Am Nachmittag probiert Axel dann stundenlang an einer neuen Emailverbindung über Satellitentelefon herum. Der Dienst von Mailasail bietet verschiedene Optionen, die unser bisheriges Skyfile-System nicht abdeckt, so dass wir derzeit über einen Wechsel nachdenken. Ich sitze derweil im Cockpit und habe mir mal wieder ein Buch gegriffen. Außerdem versuchen wir noch für den nächsten Tag ein Auto zu mieten, haben damit jedoch leider überhaupt keinen Erfolg. Über Ostern scheint auch noch das letzte Schrottauto der Insel bereits vermietet zu sein. Schade, denn eigentlich wollten wir den morgigen Tag dazu nutzen uns noch ein wenig die Insel anzuschauen und gleichzeitig ein paar Einkäufe zu erledigen. Da wir inzwischen beschlossen haben von Aruba aus direkt zu den San Blas Inseln in Panama zu segeln, müssen die Bordvorräte für wenigstens zwei Wochen reichen. Auf den San Blas Inseln gibt es außer frischen Fisch und ein wenig örtlichem Obst und Gemüse nicht viel zu kaufen. So müssen wir dann halt den Einkauf morgen doch per Taxi bewältigen. Und da laut FedEx-Tracking unsere Federn wohl morgen tatsächlich geliefert werden sollen, können wir am Freitag dann hoffentlich ohne weitere Verzögerungen aufbrechen. Abends begeben wir uns dann noch zu unseren australischen Nebenliegern auf die „Flame“. Paul und Diane haben freundlicherweise uns und die beiden Amerikaner John und Robyn von der „Calusa“ zu Sundowner eingeladen. Erstaunlicherweise erzählen Paul und Diane uns im Laufe des Abends, dass sie ebenfalls bereits fast die gleichen Probleme mit ihrem Autopiloten hatten. Auch bei ihnen waren die kleinen Federn Schuld am Versagen. Im Gegensatz zu uns hatten sie jedoch keinen Ersatzautopiloten an Bord und mussten geschlagene 18 Tage per Hand über den Indischen Ozean steuern. Erschwerend kam hinzu, dass sie dabei auch noch einen Sturm mit 70 kn Wind abwettern mussten. Man geht uns das gut! Was haben wir dagegen schon auszustehen gehabt? Eigentlich nichts! Hut ab jedenfalls vor der Leistung der Beiden. Sie konnten ihren Autopiloten damals übrigens tatsächlich mit Hilfe von einer Kugelschreiberfeder wieder reparieren. Im Anschluss an den Sundowner machen wir uns noch gemeinsam auf den Weg zum Chinesen ums Eck. Dort gibt es für uns leckere Pekingente und Curry Red Snapper, sowie ein leckeres Süppchen vorab. Es wird mal wieder ein sehr netter Abend und wir sind nicht mehr ganz so traurig, dass alle unsere deutschen Blauwasserfreunde inzwischen auf dem Weg nach oder bereits in Cartagena sind.

Brit über dem Bug der „Jane C“

Donnerstag, 20. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Nach dem Frühstück besorgen wir uns heute erstmal ein Taxi in Richtung Price Smart Supermarkt in der Nähe vom Flughafen. Diesen so genannten Club-Supermarkt hat unser Törnführer empfohlen. Hier soll es nahezu alles geben, was das Seglerherz so zum Proviantieren braucht. Allerdings müssen wir vor dem Einkaufen erst einmal für 30 US-$ Mitglieder werden. Das ist auch weiter kein Problem und lohnt sich wahrscheinlich, da es auch in Panama mehrere dieser Supermärkte geben soll. Im Supermarkt selber werden wir dann allerdings ziemlich enttäuscht. Zwar ist das Angebot recht groß, doch von unserer Einkaufsliste können wir gerade einmal drei Dinge abarbeiten. Dafür landen umso mehr Dinge in unserem Einkaufswagen, die wir eigentlich gar nicht auf dem Zettel haben. Etwas enttäuscht geht es mit dem Taxi zurück zur Marina, wo wir schnell alles ausladen und dann direkt das nächste Taxi zum nächsten Supermarkt nehmen. Diesmal geht es in den Norden von Oranjestad und zum Ling & Sons Supermarkt. Das ist dann schon eher das, was wir erhofft haben. Hier gibt es zum Glück wirklich alles. Selbst mein französischer Lieblingskäse findet sich in einem der Kühlregale. Nach zwei Stunden schieben wir dann mit zwei prall gefüllten Einkaufswagen aus dem Supermarkt hinaus, schnappen uns wieder ein Taxi und lassen uns zum Hafen zurück chauffieren. Dort braucht es noch einmal weitere zwei Stunden, bevor alle unsere Einkäufe wohl verstaut und segelsicher befestigt sind. Während ich noch räume, geht Axel noch schnell zum Marinaoffice, um dort unser Päckchen abzuholen. Zu dumm nur, dass dieses irgendwie noch gar nicht geliefert wurde. Ein Blick auf die FedEx-Trackingseite verrät uns dann auch warum. Dort hat man nämlich die Tracking-Historie inzwischen geändert. Und zwar hat unser Päckchen anscheinend heute morgen den Sammelpunkt in Memphis verlassen, doch dafür hat man den Liefertermin inzwischen völlig heraus genommen. Und was nun? Zwar macht uns Sander vom Marina Office durchaus noch Hoffnung, dass die Lieferung bis zum Abend noch ankommen könnte, doch so richtig daran glauben tun wir eigentlich nicht. Wäre ja auch wirklich zu schön gewesen, wenn so eine Lieferung mal ohne Probleme geklappt hätte. So müssen wir jetzt wohl erstmal auf einem Lieferung am Samstag hoffen. Da morgen Karfreitag ist, wird es da wohl jedenfalls nicht geliefert werden. Da uns der gestrigen Abend gut gefallen hat und wir durch den Mix aus britischem (Paul kommt ursprünglich aus England), australischen und amerikanischen Humor auch schön von unseren Problemen abgelenkt werden, haben wir für heute Abend Paul, Diane, John und Robyn auf ein Glas Wein bei uns eingeladen. Wir unterhalten uns wie gehabt prächtig und es wird mal wieder spät auf dem Partyschiff Hello World.

Freitag, 21. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Was macht man an einem Feiertag auf einer Insel ohne Leihwagen? Nichts! Man hängt einfach nur faul im Cockpit herum, liest ein wenig, surft ein bisschen im Internet, isst eine Kleinigkeit hier und eine Kleinigkeit da und schickt heimliche Stoßgebete gen Himmel, dass doch bitte unser Päckchen morgen ausgeliefert wird. Axel geht sogar über das Stoßgebet hinaus und schreibt eine Email an FedEx, dass unser Päckchen bitte, bitte unbedingt morgen ausgeliefert werden soll. Allerdings bekommen wir weder aus dem Himmel noch von FedEx eine Reaktion. Die Trackinganzeige steht zudem nach wie vor auf „left Memphis“, so dass wir uns langsam fragen, wo unser Päckchen denn nun eigentlich ist. So lange kann es ja eigentlich nicht von Memphis nach Aruba brauchen, oder? Aber vielleicht sitzt ja in der Zwischenzeit auch schon Tom Hanks mit unseren Federn auf irgendeiner einsamen Insel und wartet auf Rettung. Hat vielleicht jemand was von einem Flugzeugabsturz gehört? Es ist echt nervenaufreibend, wenn man zu Untätigkeit verdammt auf irgendwelche Teile warten muss. Um den Tag nicht völlig in Untätigkeit verbracht zu haben, machen wir uns nachmittags gemeinsam mit Paul und Diane auf den Weg zu „Calosa“ hinaus. Die liegt nämlich nicht wie wir in der Marina, sondern draußen vor dem Flughafen vor Anker. Dort angekommen bekommen wir natürlich erst einmal eine Führung durch das Schiff. Wenn Blauwassersegler nämlich alle ein gemeinsames Hobby haben, dann ist es die Besichtigung und Begutachtung anderer Yachten. Jeder will schauen, wie das eine oder andere auf den verschiedenen Yachten gelöst wurde. Vielleicht gar noch ein paar Dinge abschauen und im eigenen Schiff einbauen. „Calusa“ zum Beispiel hat ein sehr interessantes Großsegelsystem. Statt einer Reffanlage, die das Segel in den Mast oder Baum rollt, hat sie nämlich einfach eine Rollanlage, wie sie sonst für die Genua verwendet wird. Nur halt senkrecht, statt geneigt. So kann sich das Segel nicht verhaken und eventuell nicht wieder wegrollen lassen. Keine schlechte Idee, auch wenn das Ganze zunächst etwas gewöhnungsbedürftig aussieht. Nach ein paar Sundownern und Snacks geht es schließlich gegen 18.30 Uhr wieder zurück in die Marina. Paul und Diane wollen morgen ganz früh in Richtung Cartagena aufbrechen und daher nicht allzu spät zurück an Bord sein. Während die Beiden daher recht früh in ihre Kojjen verschwinden, sitzen noch eine ganze Weile im Cockpit und versuchen uns einzureden, dass morgen ganz, ganz bestimmt unsere Ersatzteile ankommen werden.

Amphibien-Bus im Hafen von Oranjestad

Samstag, 22. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Nach dem Frühstück mache ich mich heute noch schnell auf den Weg ins Renaissance Hotel. Dort belege ich die Waschmaschine im dritten Stock und beschicke drei Maschinen mit Dreckswäsche. Für 1 US-$ pro Maschine kann man über den Preis jedenfalls nicht meckern. Die Wäsche kommt auch einigermaßen sauber aus der Maschine und der Trockner ist ein „Freebee“, wie mir eine amerikanische Dame vertrauensvoll erklärt. Statt dort ebenfalls einen Dollar einzuwerfen, braucht man dort nur den Startknopf drücken und schon läuft das Teil. Während ich im Hotel sitze und auf die Wäsche warte, beglückt Axel heute mal unser Cockpit mit der dringend benötigten Reinigung. Während er noch so vor sich hinputzt, bekommt er dann doch tatsächlich Besuch aus Deutschland an Bord. Erst erkundigt sich ein deutsches Ehepaar nach unserem Wohlbefinden und Reiseplänen, dann steht plötzlich Günther an Bord. Günther haben wir vor Jahren während unserer Saison in Heiligenhafen kennen gelernt und später einige Male privat beim Segeln und beruflich auf irgendwelchen Messen getroffen. Unser damaliges Schiff „Blue Noot“ hat ihn sogar dazu inspiriert sich ebenfalls eine Dehler 41 cr zu kaufen. Heute ist er allerdings nicht auf eigenem Kiel unterwegs, sondern hat gerade mit seiner Familie eine 14-tägige Karibikkreuzfahrt auf der AidaVita hinter sich gebracht. Was für eine Überraschung! Leider fliegen sie bereits heute Abend wieder zurück nach Deutschland, so dass ich Günther bei meiner Rückkehr an Bord gar nicht mehr zu sehen bekomme. Schade! Schade auch, dass wir von Marinamanager Sander erfahren müssen, dass wir heute ganz bestimmt nicht mit unserem Päckchen rechnen müssen. FedEx-Aruba arbeitet samstags nämlich gar nicht. Auch die Trackingseite verrät uns nichts Neues. Das Päckchen scheint irgendwo zwischen Memphis und nirgendwo zu hängen. Also stehen uns bis mindestens Dienstag noch ein paar weitere Tage Warterei auf Aruba bevor. Zu dumm, dass wir es derzeit auch nicht schaffen an ein Mietwagen heran zu kommen. Sonst hätten wir ja wenigstens doch noch ein wenig Sightseeing auf der Insel betreiben können. Oranjestad kennen wir inzwischen aus dem Effeff und noch mehr Shoppen als wir bereits hinter uns haben, können wir nun wirklich ab. Vielleicht sollten wir es ja mal mit den Slotmachines im Casino probieren? Axel hatte ja in letzter Zeit ein ganz glückliches Händchen beim Glücksspiel. Vielleicht können wir da ja einen Teil der recht teuren Liegeplatzgebühren wieder reinholen? Wie dem auch sei, den Abend verbringen wir jedenfalls ziemlich deprimiert im Cockpit. Ich bin außerdem gleich doppelt deprimiert, weil ich mir bei der Zubereitung des Mittagessen auch noch zu allem Übel einen Teil meines rechten Zeigefingers abgehobelt habe. Nichts wirklich Tragisches natürlich, aber da man ständig daran stößt, tut es natürlich entsprechend weh und fängt immer wieder an zu bluten.

Sonntag, 23. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Natürlich gibt es heute mal wieder ein leckeres Frühstück mit Ei. Was auch sonst an Ostersonntag? Axel versucht im Anschluss noch einmal an einen Mietwagen heran zu kommen, aber natürlich hat er auch heute kein Glück dabei. Wir sollen es morgen früh noch einmal versuchen. Vielleicht ist ja dann schon jemand von den Ostergästen wieder abgereist. So verbringen wir den Vormittag dann im Cockpit sitzenderweise. Ich schreibe an unserem Logbuch und Axel näht Taklings auf irgendwelche Leinen. Zwischendurch schauen wir uns die netten Fotos von Cartagena auf der Homepage von „Hippopotamus“ an und werden dabei noch deprimierter. Kaum zu glauben, dass wir wegen zwei kleinen Federn nun bereits seit über einer Woche hier fest hängen. Wie gerne wären wir jetzt ebenfalls mit all unseren Freunden in Cartagena und würden dort die südamerikanische Lebensfreude genießen. Mal ganz abgesehen davon, dass es dort auch um einiges günstiger wäre. Nachdem wir ja bereits gestern mit Besuch aus Deutschland verwöhnt wurden, kommt heute gleich der nächste Besucher. Plötzlich klopft es am Bug und wir werden von Harald angesprochen. Lustigerweise verfolgt er bereits seit einiger Zeit die Reise von Judith und Sönke auf der „Hippopotamus“. Nun hat er gerade seine Emails abgerufen, erfahren dass es ein neues Update bei den Beiden gibt und dort nachgelesen, dass wir uns noch auf Aruba befinden. Da das Internetcafe, indem er dies getan hat, direkt bei uns vorm Bug liegt, war die Gelegenheit günstig doch einfach mal bei uns anzuklopfen. So sitzen wir eine Weile im Cockpit zusammen und unterhalten uns über Neuigkeiten aus Deutschland und natürlich das Blauwassersegeln. Dabei kommt heraus, dass Harald als Kabinenchef bei der LTU arbeitet und uns ohne Probleme unsere Ersatzteile hätte mitbringen können. Hätte, wenn man denn von seiner Ankunft gewusst hätte. Warum gibt es für so etwas eigentlich kein Forum im Internet? Es gibt doch bestimmt hunderte Segler weltweit, die immer irgendetwas aus Deutschland brauchen. Und hunderte Flugbegleiter und Piloten, die jeden Tag in die Welt hinaus fliegen, gibt es doch sicherlich auch. Wenn man die beiden Gruppen zusammenbringen könnte, dann wäre das Leben doch schon viel einfacher auf Langfahrt. Also, liebe Purser, Flugbegleiter, Stewardessen und Piloten: Solltet Ihr zukünftig in irgendwelche Regionen fliegen, die gerade auf unserer Route liegen, dann meldet Euch doch einfach mal bei uns. Wir revanchieren uns für kleine Transportdienste auf jeden Fall mit einem netten Glas Wein und einem Abendessen bei uns an Bord. Und nein, wir verlangen natürlich nicht, dass kiloschwere Teile oder megalange Dinge mitgebracht werden. Aber Ihr glaubt gar nicht wie glücklich wir über die Mitnahme von zwei kleinen Federn gewesen wären! Danke übrigens noch einmal an Harald für die Überlassung des aktuellen Yachtmagazins. Lustigerweise haben wir uns und ein paar unserer Bekannten dort auf Seite 34 und 35 mit ein paar Zitaten wieder finden können. Einen richtig guten Vorteil hat es übrigens hier in der Marina zu liegen: die Eisdiele ist nur zwanzig Meter entfernt. So gibt es heute mal zu Abwechslung einen Eisbecher zum Mittagessen, was den Temperaturen auch durchaus angemessen ist. Abends bereiten wir uns dann allerdings doch lieber wieder etwas Handfestes. Nach Wochen der Unbenutztheit kommt dafür heute mal wieder unser Wok auf der Induktionsplatte zum Einsatz. Wenig später brutzeln Hähnchenbrustfilet, Paprika, Chinakohl und Ananas im Wok und wir sind wieder mit der Welt im Reinen. Was kann einen doch gutes Essen seelisch und moralisch wieder aufheitern! Später helfen wir noch John und Robyn, die in der Zwischenzeit vom Ankerplatz auf den ehemaligen Liegeplatz von „Flame“ verholt haben, beim Wechseln der Genua. Und dann ist es auch schon wieder Zeit in die Koje zu kriechen und ein paar netten Träumen nachzuhängen.

Toll, wir werden in der Yacht zitiert

Montag, 24. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

So, nun ist es uns doch endlich noch gelungen einen Leihwagen aufzutreiben. Einziger Nachteil: Axel muss das Teil vom Flughafen abholen. So zieht er denn schon vor dem Frühstück los und kommt wenig später mit einem kleinen Toyota wieder. Ich habe derweil ein leckeres Frühstück bereitet, welches wir wie üblich im Cockpit sitzender weise einnehmen. Dann geht es endlich los auf Entdeckungsfahrt. Wir haben uns für die Tour „im Uhrzeigersinn“ entschlossen und fahren entsprechend von Oranjestad erstmal in Richtung Norden. Dabei kommen wir laut Straßenplan an so tollen Gebieten wie „Low Rise Hotels“ und „High Rise Hotels“ vorbei. Was sich dahinter verbirgt, kann man zu mindestens beim zweiten Teil schwerlich übersehen. Riesige Hotelklötze stapeln sich vor dem wunderschönen Strand an der Nordküste auf. So kann man vom Strand leider nur noch wenig sehen und wir fahren etwas enttäuscht weiter. Auf jeden Fall wissen wir jetzt aber endlich, wo die vielen Touristen eigentlich abgeladen werden, die hier viertelstündlich mit dicken Fliegern angelandet werden. Zum Glück wird es zum nordwestlichsten Punkt von Aruba hin deutlich weniger bebaut und wir können die wunderschöne Küste von Aruba begutachten. Im Prinzip sieht es hier ein wenig so aus, wie auf Bonaire oder auch Curacao. Eigentlich aber doch wieder total anders. So gibt es auf Aruba beispielsweise ein recht großes Sanddünengebiet und lustige Felsformationen, die einen eher an die schwedische Westküste, als an die Karibik erinnern. Wir machen einen kleinen Abstecher zum California Lighthouse und fahren dann weiter in Richtung Süden. Den nächsten Stopp legen wir bei einer so genannten „Natural Bridge“ ein. Hier hat sich das Meer im Laufe der Jahrtausende unheimliche Mühe gegeben aus einem Korallenblock eine Brücke zu formen. Da es inzwischen Mittagszeit ist und Sightseeing definitiv hungrig und durstig macht, halten wir als nächstes bei der Aruba Ostrich Farm. Wie nicht anders zu erwarten gibt es im zugehörigen Restaurant Strauß in allen Variationen. Ich entscheide mich für den Straußenburger und Axel testet Straußensandwich Oriental. Beides sehr lecker, auch wenn der Service deutlich nach dem Motto „Pole, Pole“ (kisuaheli für Langsam, langsam) funktioniert. Egal, wir haben ja Zeit. Aruba ist die kleinste der drei ABC-Inseln und damit eigentlich schnell umfahren. Gut gesättigt geht es schließlich weiter. Mit unserem kleinen Toyota kommen wir jedoch irgendwann nicht mehr so richtig weiter. Die Schotterpiste, die wir zur nächsten Attraktion nehmen, endet nämlich plötzlich ziemlich abrupt in einer Sanddüne. Eher das richtige Terrain für einen Jeep, als für unsere Straßenschüssel. Also verzichten wir lieber auf den natürlichen Swimmingpool und begeben uns stattdessen zur Südostspitze der Insel. Dorthin führen wenigstens geteerte Straßen, auch wenn wir die Aussichten von unserem Vorbeisegeln nicht ganz so toll in Erinnerung haben. Nach einer halben Stunde Fahrzeit sind wir an unserem Ziel angekommen und wissen innerhalb kürzester Zeit, dass wir uns in unseren Erinnerungen nicht getäuscht haben. Sowohl Landschaft, als auch Bebauung wirken eher trostlos. Kein Wunder angesichts der riesigen Raffinerieanlagen. Wir werfen noch einen Blick auf den Ankerplatz in der Rogers Bay und sind anschließend froh, dass wir damals direkt nach Oranjestad durchgesegelt sind. Nicht nur, dass die ganze Bucht nicht sehr einladend aussieht, zudem scheint die Bucht auch noch sehr flach zu sein, so dass wir dort sicherlich nicht gut gelegen hätten. Nach dieser kleinen Rundfahrt geht es schließlich nach Oranjestad zurück. Dort gilt natürlich auch heute der erste Blick der FedEx-Trackingseite. Gute Nachrichten erwarten uns diesmal. Das Päckchen ist inzwischen in Oranjestad eingetroffen und wir sind guter Hoffnung, dass wir es nun tatsächlich morgen in den Händen halten werden. Lustigerweise ist das Lieferdatum übrigens immer noch der 20. März 2008. Da müssen die Jungs sich aber ganz schön beeilen, wenn sie das noch schaffen wollen. Den Rest des Tages verbringen wir nach langer Zeit dann mal wieder mit DVD-Schauen. Da wir selber ja schon nicht mehr so genau wissen, wie das eigentlich geht, lassen wir uns von „Wind“ nochmal die Feinheiten des Segelns erklären. Fehlt nur noch der „Whomper“ an Bord, aber ich habe gehört, dass es den wohl günstig bei Burger King geben soll 😉 (Achtung, für diesen Scherz ist Filmkenntnis gefragt!)

Karg und schroff – die Landschaft von Aruba unterscheidet sich nicht sehr von Bonaire und Curacao

Dienstag, 25. März 2008: Oranjestad/Aruba 0 sm

Heute weckt uns nach langer Zeit mal wieder unser Wecker. Da wir das Auto bereits um 9.30 Uhr zurück geben müssen und vorher noch einkaufen gehen wollen, ist früh Aufstehen angesagt. Ohne Frühstück springen wir daher um kurz vor Acht in den Toyota und fahren noch einmal zum Ling & Sons Supermarkt. Schnell wandern diverse Paprika, Tomaten, Weißkohle (oder heißt es Weißköhle?) und Frühlingszwiebeln in unseren Einkaufswagen. Schnell weiter zur Käsetheke, doch dort die große Enttäuschung. Weder Le Pie d’Angloy noch andere französische Rohmilchkäse lassen sich auftreiben. Mist! Noch ein paar Flaschen Apfelsaftschorle und Wein und schon stehen wir an der Kasse. Wenig später sind wir wieder in der Marina und während Axel den Leihwagen zum Flughafen zurück bringt, verstaue ich unsere neuen Vorräte im Kühlschrank und dem Gemüsenetz. Schließlich ist auch Axel wieder an Bord und wir werfen einen gespannten Blick auf die FedEx-Trackingseite. Dort lesen wir mit großer Freude, dass unser Päckchen sich derweil in der Auslieferung befindet. Und tatsächlich, wenig später kommt Marinamanager Sander und bringt uns das heiß erwartete Teil. Axel hat natürlich nichts besseres zu tun, als die neuen Federn auch direkt in unseren Autopilotenmotor einzubauen. Danach folgt eine kleine Testreihe, in der wir auch Autopilotenmotorausfallalarmanlage und Notausschaltung in Betrieb nehmen. Schließlich funktioniert alles zu unserer Zufriedenheit und nun bleibt uns nur zu hoffen, dass es sich auf der Überfahrt nach Panama alles gut benehmen wird. Nachdem wir die Sorge Autopilot nun hoffentlich erstmal los sind, nehmen wir noch einen kleinen Riggcheck vor. Dafür ziehe ich Axel (zum Glück mit Hilfe der Elektrowinsch) bis ganz hinauf in den Mast und er sieht sich alle Terminals und Wanten ganz genau an. Alles sieht erwartungsgemäß ordentlich aus und Axel wird wieder hinab aufs Deck gelassen. Anschließend machen wir unter und über Deck alles wieder seefest. Diverse Kisten müssen verstaut und festgezurrt werden und ich scheuche auch mal wieder den Staubsauger durch alle Ecken. Nachmittags machen wir uns dann noch einmal auf den Weg nach Oranjestad City. Haben wir doch am Vormittag tatsächlich vergessen Eier einzukaufen! Zurück an Bord wenden wir uns wieder den etwas angenehmeren Dingen zu. Während Axel Emails schreibt und im Internet surft, fange ich mal wieder ein neues Buch an („Life of Pi“ bzw. „Schiffbruch mit Tiger“). Zum Abendessen bereitet Axel uns schließlich ein leckeres Filetsteak mit Salat und Pilzen. Während wir noch vor den leeren Tellern sitzen, klopft es dann mal wieder am Bug. Harald, unser Besuch von vorgestern, bringt uns noch ein paar deutsche Zeitschriften vorbei und wir laden ihn natürlich gerne auf ein Glas Wein ein. So wird es mal wieder ein netter, unterhaltsamer Abend und wahrscheinlich wohl auch unser letzter Abend auf Aruba. Wenn das Wetter mitspielt, werden wir nämlich morgen endlich weiter segeln. Wahrscheinlich geht es dann auf direktem Wege zu den San Blas Inseln, wo wir uns hoffentlich wieder mit unseren Blauwasserfreunden treffen werden. So lautet jedenfalls der Plan. Mal schauen, was uns vielleicht diesmal wieder davon abbringt… 

Darauf haben wir gewartet!

Mittwoch, 26. März 2008: Oranjestad/Aruba – auf See 89 sm

Nachdem wir gemütlich gefrühstückt haben, gehen wir erst einmal zum Marina Office zum Auschecken. Das braucht leider seine Zeit, denn bevor es an Bezahlen geht, müssen erst noch Wasseruhr und Stromzähler abgelesen werden. So ist es bereits nach 10 Uhr, als wir endlich Ablegen können. Bevor es auf die weite See hinaus geht, müssen wir allerdings erst noch zum Kreuzfahrtterminal verholen. Auf Aruba will man beim Ausklarieren nicht nur uns, sondern auch das Schiff dort sehen. Der Immigration Officer wartet dort auch schon auf uns und auch beim Zoll geht diesmal wieder alles recht schnell. So können wir bereits um kurz vor 11 Uhr die Leinen wieder lösen und uns auf den Weg zu den San Blas Inseln machen. Nachdem wir das Riff hinter uns gebracht haben, setzen wir jedoch nicht gleich Segeln, sondern nehmen uns erst einmal Zeit für eine Kalibrierung unseres Autopiloten. Das hätten wir eigentlich bereits direkt nach Einbau des neuen Kurscomputers machen müssen, doch irgendwie waren uns Wind und Wellen dafür bisher immer zu stark. Heute geht es einigermaßen, so dass wir den Autopiloten im Hinblick auf Kompassdeviation und Seegangsverhalten anlernen können. Schließlich haben wir auch das erledigt und können endlich Kurs auf das Cabo de la Vela absetzten. Wir haben einen kräftigen Wind aus Ost mit 5-6 Windstärken und können schön mit ausgebaumter Genua und Groß segeln. Aus irgendeinem Grund werden wir dabei auf den ersten 20 Seemeilen von der Marine der Niederländischen Antillen begleitet. Man fährt in einiger Entfernung parallel zu uns, kommt dann auf uns zu, dreht wieder ab und fährt weiter parallel. Wahrscheinlich nutzen sie uns als willkommenes Objekt für irgendwelche Zielübungen. Hauptsache nur, dass sie dabei nicht aus Versehen mal den Schalter verwechseln. Irgendwann, wahrscheinlich als wir venezuelanische Hoheitsgewässer erreichen, drehen sie dann aber doch ab und lassen uns alleine auf dem Ozean zurück. Wir segeln munter weiter und passieren in der Abenddämmerung die kleinen Felsinseln Monjes del Norte. Später können wir außerdem das Leuchtfeuert der Monjes del Sur entdecken. Hier hätte man eigentlich auch einen schönen Zwischenstopp einlegen können. Doch uns zieht es heute weiter. Wir wollen so schnell wie möglich zu den San Blas Inseln, um dort noch möglichst viel Zeit zu verbringen. Während wir die Monjes del Norte passieren, genießen wir nebenbei leckeren Salat mit Schafskäse zum Abendessen. Dann wird es auch schon Zeit alles für die Nacht vorzubereiten. Rettungswesten und Mann-über-Bord-Anhänger, Lämpchen und Decken, sowie unser dicker IKEA-Wecker wandern ins Cockpit. Unter Deck bereite ich unsere Seekoje im Salon vor, spanne das Leesegel und lege Kissen und Decken bereit. Gegen 20 Uhr gibt es dann noch einmal ein wenig Aufregung, als mit einem Plopp unsere Genuaschot aus dem Spinnakerbeschlag fliegt. Zum Glück scheint diesmal nichts gebrochen zu sein und die Schot hat sich nur irgendwie aus dem Beschlag heraus gemogelt. Schnell ist wieder alles gerichtet und während ich in die Koje verschwinde, tritt Axel die erste Nachtwache an.

Nettes Passatsegeln

Donnerstag, 27. März 2008: auf See 159,2 sm

Um Mitternacht übernehme ich die Wache von Axel und stelle dabei erstaunt fest, dass sich unser Klo im Achterschiff leider nicht mehr abpumpen lässt. So ein Mist! Da ist wohl entweder die Pumpe verstopft oder gar kaputt gegangen. Aber um dieses Problem kümmern wir uns lieber erst morgen früh. So lange haben wir ja zum Glück noch die Toilette im Vorschiff, die wir benutzen können. Ansonsten passiert nicht weiter viel und wir segeln mit gemütlichen 6-7 kn an der kolumbianischen Küste entlang. Um 3 Uhr übernimmt Axel wieder die Wache und lässt mit freundlicherweise ein Stündchen länger schlafen, bevor ich wieder dran bin. Endlich mal eine wunderbar ruhige Nacht auf See! Das hat uns eigentlich die ganze Zeit seit den Kanaren gefehlt. Da es auch weiterhin schön ruhig ist, gibt es zum Frühstück Spiegelei mit Speck auf Schwarzbrot. Das Ei macht dabei keinerlei Anstalten durch die Gegend zu rutschen, denn wir haben nicht allzu viel Seegang und können sogar die Kaffeetasse los lassen, ohne gleich in Kaffee zu baden. Herrlich! Und es soll angeblich Leute geben, die solche Bedingungen während der gesamten Atlantiküberquerung hatten. Kaum zu glauben. In der ersten Morgendämmerung können wir am Horizont einen ersten Blick auf die kolumbianische Küste werfen. Das Cabo de la Vela taucht auf und wird seinem Image für starke Winde heute zum Glück nicht gerecht. Wir segeln weiterhin bei 4-5 Windstärken mit ausgebaumter Genua und vollem Groß. Lediglich der recht starke Schiffsverkehr verlangt ab und zu ein wenig Aufmerksamkeit von uns. Ansonsten können wir schön im Cockpit entspannen, lesen und hier und da eine Kleinigkeit essen. Erst gegen Abend (wann auch sonst?) ist es mit der Herrlichkeit dann vorbei. Der Wind nimmt beständig zu und wir reffen vorsichtshalber das Groß ein wenig. Da auch die Seegangsbewegungen entsprechend mehr werden, gibt es zum Abendessen ein lecker vorgekochtes Gulasch mit Nudeln. Anschließend machen wir uns wieder für die Nacht bereit und bekommen plötzlich einen ziemlichen Schrecken. Überall um uns herum und bis zum Horizont blitzt und blinkt es plötzlich. Was ist das nun wieder? Liegen hier vielleicht irgendwelche Fischernetze mit Leuchtbojen? Blinken U-Boote unter Wasser? Haben wir uns womöglich völlig verfahren? Nichts von alledem scheint es zu sein. Scheinbar fahren wir lediglich durch ein Gebiet mit speziellen Leuchtquallen oder Fischen. Sie blitzen wie Irrlichter einmal kurz auf und sind dann wieder dunkel. Phosphorisierendes Plankton kennen wir ja schon, aber so etwas haben wir bisher noch nie erlebt. Faszinierend! Schließlich verschwinde ich mal wieder in der Koje und Axel beginnt seine erste Wache. Dabei fällt weiter nicht vor, außer dass der Wind auf gute 6 Beaufort zunimmt und die Wellen immer höher werden.

Die Sonne verschwindet mal wieder hinter dem Horizont

Freitag, 28. März 2008: auf See 173,4 sm

Um Mitternacht bin ich mal wieder dran. Hello World läuft inzwischen mit 8-9 kn und wir reffen die Genua ein Stückchen weg. Doch leider bleibt es mal wieder nicht so. Der Wind nimmt weiter zu und als Hello World mit 12,7 kn eine Welle hinunter surft, wecke ich Axel, damit wir die Segeln noch weiter reffen können. Zwar wäre es möglich auch alleine die Segel zu reffen, doch insbesondere nachts gilt bei uns an Bord die Regel „Kein Manöver alleine und niemals alleine aus dem Cockpit“. Sicher ist sicher. Wir entschließen uns schließlich die Genua ganz zu bergen und das Groß noch weiter wegzureffen. So werden für den Rest der Nacht keine weiteren Manöver notwendig, auch als der Wind schließlich auf Windstärke 7 in Böen 8 zunimmt. Auch wenn der starke Wind natürlich mal wieder völlig fehl am Platze ist, wissen wir nun jedenfalls, dass unser Autopilot scheinbar wieder allen Umständen gegenüber gewappnet ist. Er funktioniert ohne auch nur einmal zu Mucken und steuert Hello World schnurgerade durch die Wellen. Unsere Wachen verlaufen ansonsten ohne weitere Vorkommnisse. Zwar ist weiterhin viel Berufsschifffahrt unterwegs, doch deren Kurs verläuft meistens parallel zu unserem, so dass wir uns nicht in die Quere kommen. Während wir am Morgen im Cockpit eine Kleinigkeit frühstücken, werden wir plötzlich von der Segelyacht „Calusa“ angefunkt. John und Robyn haben in der Nacht in den Five Bays geankert und sind nun auf dem Weg nach Cartagena. Obwohl sie eigentlich nur 3 sm von uns entfernt sind, können wir sie aufgrund der relativ hohen Wellen leider nirgendwo am Horizont entdecken. Gegen Mittag nimmt der Wind dann freundlicherweise endlich wieder ab. Wir können das Groß wieder ausreffen und die Genua wieder setzen. Bei angenehmen 5 Windstärken aus Ostnordost macht Hello World gute Fahrt. Allerdings reicht es wohl nicht aus, dass wir San Blas am nächsten Tag im Hellen erreichen können. Bleibt uns also entweder die Anfahrt im Dunkeln zu wagen, oder die Geschwindigkeit zu drosseln und erst am Sonntagfrüh dort anzukommen. Die Entscheidung verschieben wir allerdings noch ein wenig nach hinten. Immerhin besteht ja noch eine klitzekleine Chance, dass wir doch noch ein klein wenig schneller werden. Der Tag vergeht ansonsten ohne Aufregung. Wir genießen die Sonne, sitzen im Cockpit und lesen den Panama Cruising Guide, bereiten uns so auf die Ankunft in San Blas vor. Abends bekommt Axel sein Wunschgericht „Ravioli aus der Dose“, während ich mir das letzte Restchen Rohmilchkäse auf Schwarzbrot einverleibe. Ravioli aus der Dose mag ich nämlich um ehrlich zu sein nicht wirklich gerne. Gegen 21 Uhr übernimmt Axel wir gewohnt die erste Wache, die er erfreulicherweise mal wieder ohne irgendwelche Besonderheiten verbringt.

Endlich mal wieder leckere Ravioli

Samstag, 29. März 2008: auf See – Western Holandes Cays 133,5 sm

Wie gewohnt übernehme ich ab Mitternacht wieder die Wache. Hello World trödelt inzwischen mit 5-6 kn durch die Gegend und unsere ETA – Estimated Time of Arrival – auf den San Blas verschiebt sich immer weiter in die frühen Morgenstunden hinein. Um möglichst zur optimalen Zeit auf den San Blas Inseln anzukommen, bergen wir gegen 2 Uhr nachts die Genua und sind nun nur noch mit 3,5 bis 4 kn unterwegs. Da die San Blas Inseln von massenhaft Riffen umgeben sind, ist dort die so genannte Eyeball-Navigation gefragt. Man versucht dabei ein Riff möglichst dann anzusteuern, wenn die Sonne am höchsten steht. Mit der Sonne im Rücken lassen sich dann die Farbunterschiede, welche durch verschiedene Untergründe bzw. Tiefen hervorgerufen werden, am besten unterscheiden. So kann man sich auf das verlassen, was man mit eigenen Augen sieht und muss nicht auf die Korrektheit der Seekarten vertrauen. Die sollen nämlich in der Gegend allzu häufig nicht mit der Realität übereinstimmen. Die Nacht verläuft ansonsten ruhig und wir machen wie gewohnt um 3 und um 6 Uhr Wachwechsel. Gegen 8 Uhr bereite ich mir zum Frühstück leckeres Rührei mit Speck, während Axel lieber nur einen Joghurt zu sich nimmt. Vielleicht will er ja noch ein wenig an seiner Bikinifigur arbeiten? Auch der Tag verläuft entsprechend ruhig, außer dass sich Hello World nicht ganz mit unseren Dümpelplänen einverstanden erklärt. Im Gegenteil, sie wird im Laufe des Tages immer schneller und schneller und prescht schließlich wieder mit 6,5 kn durchs Wasser. Unser ETA landet somit doch wieder bei 3 Uhr nachts und damit in der Dunkelheit. Aber jetzt auch noch Reffen? Ganz so weit, sind wir dann doch noch nicht. Wir finden uns mit dem Schicksal einer Nachtansteuerung ab und setzen stattdessen wieder die Genua. Bisher sind wir ja eigentlich immer irgendwie im Dunkeln angekommen. Sowohl Porto Santo, Lanzarote, Barbados, Martinique als auch Bonaire haben wir im Dunkeln ansteuern müssen. Also suchen wir uns eine Stelle, bei der wir möglichst ohne Gefahren eine Nachtansteuerung wagen können. Unsere Wahl fällt auf die Western Holandes Cays. Die Einfahrt scheint breit und vor allem tief zu sein und es muss kein Zickzack-Kurs durch irgendwelche Riffe gefahren werden. Abends bereiten wir uns gewoktes Hähnchenbrustfilet mit Ananas und Gemüse, welches wir ebenfalls bereits vorgekocht hatten. Da wir voraussichtlich mitten in der Nacht ankommen werden, gibt es heute mal einen leicht veränderten Wachrhythmus. Axel ist von 20 bis 23 Uhr dran, danach übernehme ich die Wache. Allerdings muss ich Axel bereits gegen Mitternacht wieder aus der Koje holen. Wir haben das Außenriff erreicht, bergen die Segel und fahren den Rest der Strecke gaaannz langsam unter Motor. Mit viel Abstand zu allen möglichen Gefahren erreichen wir schließlich ohne Probleme unseren Ankerplatz. Zwischen den Inseln Acuakargana und Waisaladup fällt unser Anker gegen 1.30 Uhr ins Wasser. Erstaunlicherweise hält er dabei beim ersten Versuch ausnahmsweise mal nicht. Wir ziehen ihn mitsamt eines dicken Büschels Seegras wieder hoch und lassen ihn ein zweites Mal fallen. Diesmal gräbt er sich ordentlich ein und Hello World hängt gut am Haken. Von unserer Umgebung ist dabei nicht wirklich etwas zu sehen. Wir hören lediglich das Meeresrauschen am Riff und fragen uns, wie es hier wohl am Tag aussehen wird. Da wir beide noch zu aufgedreht sind, um direkt in die Kojen zu gehen, trinken wir noch gemeinsam ein Glas Wein im Cockpit. Dabei lassen wir die Fahrt noch einmal Revue passieren und sind ehrlich gesagt ziemlich froh, dass das leidige Autopilotenthema nun scheinbar abgehakt zu sein scheint.

So macht Segeln Spaß

Sonntag, 30. März 2008: Western Holandes Cays – Eastern Holandes Cays 7,2 sm

Obwohl ich natürlich heute ausschlafen könnte, bin ich erstens noch zu sehr im meinem Wachrhythmus drin und zweitens viel zu sehr gespannt, wie es wohl um uns herum aussehen mag. So stehe ich denn bereits um 6 Uhr früh auf und werfe einen ersten Blick nach draußen. Whow!!! So muss wohl das Paradies aussehen. Wir liegen vor zwei Palmenbewachsenen Inseln mit herrlich weißem Sandstrand drum herum. Das Wasser wechselt dabei seine Farbe von unserem Liegeplatz bis zum Strand von einem Tiefdunkelblau zu schönstem Türkis. Durch die zwei Inseln hindurch sieht man das Meer an das Außenriff prallen und dabei mächtige Schaumkronen erzeugen. Dabei entsteht ein Lärm, der einen entfernt an das Rauschen der A3 bei Köln erinnert. Nur irgendwie netter. Nach diesem ersten Blick klettere ich wieder in meine Koje zurück und träume noch ein wenig vor mich hin. Irgendwann gegen 9 Uhr stehen wir dann wieder auf und genehmigen uns ein leckeres Sonntagsfrühstück mit Ei im Cockpit. Im Anschluss machen wir unser Dinghy klar und fahren damit zur Insel Acuakargana hinüber. Wir wandern eine Weile am Strand entlang und sammeln dabei ein paar nette Muscheln auf. Außerdem finden wir eine lustige Kugel, die rasselnde Geräusche macht, sobald man sie schüttelt. Wir schätzen mal, dass es sich dabei um die Kalabass-Frucht handelt, aus der hierzulande Gefäße und auch Rasseln hergestellt werden. Auf jeden Fall nehmen wir sie natürlich mit und wollen sie später lackieren. Nachdem wir vom Landgang genug haben, nehmen wir noch unser Schnorchelzeug und begeben uns ins Wasser. An der Nordseite der Insel gibt es eine kleine Passage zum Außenriff, durch die Axel nach draußen schwimmt. Dabei sieht er riesige Barrakudas und einen lustigen Drückerfisch. Ich bleibe lieber in Strandnähe und aale mich im flachen Wasser. Immerhin soll es hier in der Gegend auch Haie geben. Da bleibe ich doch lieber im übersichtlichen Bereich. Und obwohl wir beide eigentlich schon ziemlich braun sind, holen wir uns bei diesem Wasseraufenthalt in Windeseile einen schönen Sonnenbrand. Man merkt schon, dass wir inzwischen deutlich weiter südlich sind. Auch Luft- und Wassertemperatur sind hier erheblich höher als noch auf Aruba. Schließlich fahren wir zum Schiff zurück und nehmen nach kurzer Zeit den Anker wieder hoch. Bei gemütlichen 3 Windstärken segeln wir ein kurzes Stück in Richtung Osten und landen schließlich im so genannten Swimming Pool. Dieser Ankerplatz gehört zu den Eastern Holandes Cays und wir finden einen schönen Platz in unmittelbarer Nähe zu BBQ-Island. Der Name „Swimming Pool“ scheint dabei nicht ganz ungerechtfertigt zu sein. Während wir im dunkelblauen Tiefwasserbereich auf 15 m ankern, geht es ringsum in türkises Flachwasser über. Im Pool liegen neben uns noch etwa zwanzig andere Yachten. Außerdem teilen wir uns das Wasser mit Schildkröten, Stachelrochen und zahllosen Fischen. Herrlich!!! Während der Fahrt haben wir Funkkontakt mit Isolde und Gabor von der „Kestrel“. Die Beiden sind gerade auf dem Weg zu den Coco Bandero Cays und wir verabreden uns spontan für den nächsten Tag dort. Außerdem funken wir noch mit Paul und Diane von der „Flame“, die ebenfalls im Swimming Pool vor Anker liegen. Wir machen mal wieder schnell unser Dinghy klar und fahren damit nach BBQ-Island. Hier gibt es neben einem kleinen Grillplatz vor allem massenhaft Kokosnusspalmen. Die ebenfalls zahlreich vorhandenen Kokosnüsse darf man auf den San Blas Inseln übrigens nicht einfach aufsammeln und mitnehmen. Jede Kokosnuss hat hier nämlich einen Besitzer. Der Kokosnusshandel ist einer der wichtigsten Wirtschaftszweige der Kuna-Indianer und auf den äußeren Inseln lebt fast immer eine Kuna-Familie, die sich um die Pflege der Kokosnusspalmen kümmert. Hier noch ein paar wissenswerte Dinge: Die San Blas Inseln gehören zum autonomen Gebiet Kuna Yala, welches von den Kuna Indianern verwaltet wird. Bereits seit 1925 ist Kuna Yala ein unabhängiger Teil der Republik Panama. Den Namen San Blas mögen die Kuna Indianer überhaupt nicht gerne, da dieser dem Land von den Spanischen Eroberern gegeben wurde. Die Kuna Indianer sind übrigens ein matriarchisch organisiertes Volk, sprich hier haben die Frauen das Sagen. Kunas dürfen per Gesetz nur Kunas heiraten, ein Bruch dieses Gesetzes wird streng verfolgt und endet mit dem Ausschluss des jeweiligen Kunas aus der Gemeinschaft. Durch dieses Begrenzung des genetischen Erbgutes gibt es leider viele Albino-Kunas, die extrem unter der hohen UV-Strahlung zu leiden haben. Zu guter Letzt: Heute gibt es etwa 55.000 Kuna-Indianer, die sich auf über 340 Inseln verteilen. Unter Blauwasserseglern hat sich deshalb der Spruch eingeprägt „Eine Insel für jeden Tag des Jahres“. Nachdem wir BBQ-Island einmal umrundet haben, fahren wir mit dem Dinghy noch zu Paul und Diane und statten den Beiden einen kurzen Besuch ab. Zurück an Bord ziehe ich mich dann lieber unter Deck zurück und versuche so ein wenig aus der stechenden Sonne heraus zu kommen. Axel zieht es derweil ins Wasser, wo er mal wieder den Wasserpass fein säuberlich putzt. An das Unterwasserschiff wagt er sich dann aber lieber nicht mehr heran. Dort hat sich inzwischen ein richtiges, kleines Riff gebildet. Wir müssen wohl wirklich dringend aus dem Wasser und das Antifouling neu streichen. Aber in ein paar Tagen ist es ja auch soweit. Mit Bruce von der Shelter Bay Marina haben wir inzwischen für den 7. April einen Termin vereinbart, an dem Hello World aus dem Wasser gehoben werden soll. Bis dahin müssen wir halt noch durchhalten. Am Abend grillen wir uns in der herrlichen Atmosphäre ein leckeres Filetsteak. Dazu gibt es selbstgemachten Krautsalat, Tzaziki und ein paar gefüllte Weinblätter. Bei einem spannenden Buch und einem guten Glas Wein lassen wir dann diesen perfekten Tag in einer wunderschönen Gegend im Cockpit ausklingen.

Sieht bequemer aus, als es tatsächlich ist

Montag, 31. April 2008: Eastern Holandes Cays – Coco Bandero Cays 8,9 sm

Nach dem Frühstück schnorcheln wir erst einmal zu dem vor uns liegenden Riff hinüber. Außer zwei riesigen Stachelrochen ist dabei allerdings nicht viel zu sehen. Zurück an Bord bekommen wir dann Besuch von einer Kuna-Familie in ihrem Einbaum. Vater, Mutter, Tochter und Baby sitzen dicht gedrängt und wollen uns ein paar Molas verkaufen. Molas sind so zusagen die Spezialität der Kuna-Indianer. Dabei handelt es sich um Textilarbeiten, bei denen mehrere Lagen Stoff übereinander gelegt werden und durch Schnittmuster und Stickereien verziert werden. Das ganze sieht sehr farbenfroh und nett aus und wir erstehen natürlich auch zwei Stück davon. Dann nehmen wir schließlich den Anker wieder auf und Segeln das kurze Stück zu den Coco Bandero Cays hinüber. Dort liegen neben der „Kestrel“ auch noch die beiden deutschen Yachten „Latina“ und „Vela Bianca“. Beide kennen wir bisher nur vom Hörensagen, doch dass kann man ja jetzt zum Glück ändern. Zwischen den beiden Inseln Olosicuidup und Guarladup fällt unser Anker und wir springen direkt in das glasklare Wasser. Einmal ums Schiff herum und zum Anker geschnorchelt, dann weiter zur Insel Olosicuidup. Dort treffen wir eine nette kanadische Familie bei Bambusbootbau und unterhalten uns eine Weile mit ihnen. Schließlich schwimmen wir zum Schiff zurück und nehmen das Dinghy für einen weiteren Ausflug. Aus erstes schauen wir kurz bei „Kestrel“ vorbei und verabreden uns zum gemeinsamen Grillen am Abend. Dann geht es zu der Miniinsel Warsobguadup, die gerade einmal 20 mal 20 Meter misst und nur mit einer handvoll Palmen bestanden ist. Wir umschnorcheln die Insel einmal und freuen uns über die vielen Fische. Auch einen Stachelrochen bekommen wir wieder zu sehen. Schließlich fahren wir zurück zu unserem Ankerplatz bzw. der just in diesem Moment ankommenden „Hippopotamus“ entgegen. Wir lotsen sie gegen den Sonnenschein durch die Riffe und wenig später liegt die „Hippo“ nur wenige Meter entfernt neben uns vor Anker. Schnell gibt es ein Willkommensbierchen an bei Judith und Sönke, bevor wir uns auch schon wieder auf den Weg machen. Am Strand der Insel Olosicuidup findet nämlich das allabendliche Sundowner-Treffen der umliegenden Segler statt. Dort treffen wir neben Gabor, Isolde, Judith und Sönke auch Doreen und Mattias mit ihrem kleinen Söhnchen Daniel von der „Vela Bianca“, sowie Heidi und Dirk von der „Latina“ und die Norweger Hildegyn und Lucky mit ihrer Tochter Myna. Außerdem gesellen sich ein paar Besatzungsmitglieder des deutschen Zweimasters „Stahlratte“ zu uns. Nur die Berliner Yacht „2-Capitans“ schickt heute mal keinen Abgesandten. Für den nächsten Abend verabreden wir uns dann alle gemeinsam zum großen Inselbarbecue. Doch heute heißt es zunächst einmal „Grill an“ an Bord von Hello World. Gemeinsam mit Gabor, Isolde, Judith und Sönke verzehren wir die letzten Fischreste von Hippos großem Fang. Dazu ein paar leckere Salate und schon haben wir mal wieder einen netten Abend zusammen. Ist doch irgendwie schöne mit Freunden auf den San Blas Inseln zu sitzen, als alleine auf Aruba zu sein!

Brit genießt das glasklare Wasser auf den Coco Bandero Cays

Dienstag, 1. April 2008: Coco Bandero Cays 0 sm

Gegen halb Vier in der Nacht weckt uns der gellende Schrei von Judith. „Sönke, komm schnell“. Natürlich sind auch wir schnell auf den Beinen, um nachzusehen, was dort vor sich geht. Der Wind hat in der Zwischenzeit ein wenig aufgebriest und vor allem auch ein wenig gedreht. Lagen „Hippopotamus“ und „Hello World“ bisher noch schön nebeneinander, dreht sich die „Hippo“ nun zu uns und kommt „Hello World“ dabei viel zu nahe. Kurzerhand binden wir die beiden Schiffe schließlich als Päckchen zusammen. Ein Ankermanöver mitten in der Nacht zwischen den Riffen muss ja nun wirklich nicht sein. Beruhigt gehen wir wieder in unsere Kojen, werden jedoch kurze Zeit später von unserem Ankeralarm wieder geweckt. Der blöde Wind hat inzwischen weiter gedreht und treibt unsere beiden Boote nun gefährlich nahe an die eine Insel heran. Das während der ganzen Zeit ein schöner tropischer Regenschauer auf uns herab prasselt, versteht sich eigentlich von selbst, oder? Zum Glück dreht der Wind schließlich wieder zurück und wir müssen nicht doch noch ein neues Ankermanöver starten. Erst gegen Morgen werden wir wieder vom Piepsen des Ankeralarms geweckt. Doch erstaunlicherweise zeigt unser Geräte Null-Komma-Null Seemeilen Abweichung. Nach ein paar Minuten Fehlersuche stellt sich schließlich heraus, dass sich draußen ein Vogel scheinbar einen Spaß daraus macht das Piepsen des Ankeralarms zu imitieren. Blödes Vieh, denken wir, und klettern wieder in die Kojen. Irgendwann ist es dann aber doch Zeit richtig aufzustehen. Wir bereiten uns ein schönes Spiegelei zum Frühstück und bekommen dabei mal wieder Kuna-Besuch. Meister-Mola-Macher Venancio zeigt uns seine wunderschönen Handarbeiten und natürlich kaufen wir auch diesmal wieder zwei Molas. Außerdem können wir uns mit ihm sehr nett unterhalten, denn er spricht zum Glück für uns sehr gut Englisch. Nach dem Frühstück begeben wir uns dann an die Beseitigung des Chaos vom Vortag. Nahezu alle Teller und Bestecke sind in Gebrauch und verlangen nach einem Abwasch. Anschließend bereite ich noch einen schönen Rote Bohnen-Kartoffel-Salat für unseren heutigen Grillabend vor. Leider gibt dabei unsere Mikrowelle mit einem Puff ihren Geist auf. Es hört aber auch nicht auf mit den Problemen. Das dürfte nicht ganz einfach werden, dafür einen Ersatz zu beschaffen. Aber auf eine Mikrowelle können wir natürlich zur Not auch einfach verzichten. Anschließend lackiere ich noch meine gefundene Rasselkugel, bevor wir uns mal wieder auf den Weg zum Schnorcheln machen. Insgesamt erkunden wir drei Riffe in der Umgebung, sehen einen riesigen Ammenhai und natürlich jede Menge sonstige Fische. Leider ist die Sicht unter Wasser heute nicht ganz so gut, wie in den vergangenen Tagen. Wahrscheinlich hat der nächtliche Regen einfach zu viel Dreck und Schwebstoffe ins Wasser gespült. Zurück an Bord bekommen wir Besuch von Mattias von der „Vela Bianca“, der sich gerne mal unser Schiff angucken möchte. Wir führen Hello World natürlich wie immer stolz wie Oskar vor und trinken noch ein Bierchen gemeinsam. Kaum zu glauben, aber wahr, inzwischen ist es auch schon später Nachmittag und es wird Zeit für unser Strandbarbecue. Da es hier in der Gegend immer ziemlich früh Dunkel wird, fangen wir bereits um 17 Uhr mit dem Grillen an. Es findet sich eine nette Truppe aus fünfzehn Leuten zusammen und wir verbringen den Abend mit netten Gesprächen, leckeren Steaks und Salaten und dem einen oder anderen Bier. Nachdem Grillen wird noch ein schönes Lagerfeuer entzünden, an dem wir uns gemütlich niederlassen. Gegen 21 Uhr löst sich die Veranstaltung dann langsam auf und wir verschwinden alle wieder auf unseren Booten. Wer früh anfängt, braucht zum Glück auch nicht bis in die Puppen durchzuhalten.

Lautlos liegt ein Ammenhai unter uns

Mittwoch, 2. April 2008: Coco Bandero Cays – Eastern Lemmon Cays 15,6 sm

Die heutige Nach vergeht ohne Unterbrechungen und so sind wir am Morgen gut ausgeschlafen. Frühstück gibt es mal wieder wie gewohnt im Cockpit und anschließend klaren wir das Schiff ein wenig auf. Mit dem Dinghy fahren wir dann kurz zur Insel um unseren Müll vom Vorabend aufzusammeln und mitzunehmen. Schließlich wollen wir das Paradies nicht dreckig zurück lassen. Danach machen wir noch eine kleine Abschiedsrunde bei den umliegenden Booten, bevor wir mal wieder unseren Anker hoch nehmen. Unter Segeln legen wir die knapp 16 sm zum nächsten Inselparadies zurück. Zwar brauchen wir bei den 2-3 Windstärken dafür ganz schön lange, doch das stört uns heute mal überhaupt nicht. Um kurz vor Drei erreichen wir so die Eastern Lemmon Cays und gehen zwischen den Inseln Banedup und Nuinudup vor Anker. Auch hier befinden wir uns mal wieder in einer wunderschönen Umgebung. Die beiden Inseln sind von Kuna-Familien bewohnt und ein Kuna-Indianer kommt auch direkt auf ein Schwätzchen bei uns vorbei. Zur Abwechslung machen wir heute mal statt dem Schlauchboot unsere Kayaks klar und gehen ein wenig paddeln. Auch hier liegen wieder mehrere deutsche Yachten vor Anker und wir unterhalten uns kurz mit den Crews von „Sternchen“ und „Vonnie-T“. Wir paddeln weiter nach Banedup und erstehen bei der dort ansässigen Kuna-Familie frisch gebackene Brötchen für 1 US-$ für 10 Stück. Das sind ja mal nette Brötchenpreise. Außerdem kaufen wir natürlich mal wieder eine Mola, diesmal in Blau mit Schildkrötenmotiv. Zurück an Bord grillen wir uns heute zur Abwechslung mal ein paar Scampi. Dazu bereitet Axel leckere Aioli und wir mümmeln die Kuna-Brötchen weg. Anschließend lesen wir noch eine Weile im Cockpit und gehen gegen 22 Uhr in unsere Kojen.

Abendstimmung in den Eastern Lemmon Cays

Donnerstag, 3. April 2008: Eastern Lemmon Cays – Porvenir – Chichime Cays 9,6 sm

Bereits um 6.30 Uhr bin ich wach und munter und stehe auf. Während Axel weiter selig im Reich der Träume weilt, schreibe ich ein wenig am Logbuch und lackiere meine Rasselkugel ein zweites Mal. Während ich noch lackiere, kommt mal wieder ein Kuna-Boot vorbei. Diesmal sind frisches Gemüse und Getränke im Angebot. Ich erstehe zehn Eier, zwanzig Brötchen im Vorteilspack und eine Ananas für gerade einmal 5 US-$. Um 7.30 Uhr ist dann auch Axel endlich wach und wir genießen ein schönes Frühstück mit frischem Kuna-Ei. Danach nehmen wir den Anker hoch und motoren ein paar Meilen zur Insel Porvenir. Neben dem örtlichen Flugplatz befindet sich hier auch die Einklarierungsstelle für San Blas und Panama. Und nach ein paar Tagen „illegalen“ Aufenthalts, wollen wir heute doch endlich einmal Einklarieren. Auf dem Weg nach Porvenir sehen wir zum zweiten Mal die Megayacht „Le Grand Bleu“, die hier irgendwie total fehl am Platze hier wirkt. Vor Porvenir liegt außerdem der Kreuzfahrer „Hanseatic“, der ebenfalls nicht recht in diese Gegend passen will. Wir gehen östlich der Landebahn von Porvenir vor Anker und machen uns direkt mit dem Dinghy auf den Weg an Land. Die Gebäude der Immigration sind schnell ausgemacht und wir reihen uns in eine Schlange von anderen Seglern ein. Nach einer halben Stunde Wartezeit sind wir schließlich an der Reihe und bekommen einen schönen Stempel in unsere Pässe. Als nächstes fehlen uns noch ein Cruising Permit und eine so genannte Zarpe, die uns berechtigt in Panama von A nach B zu reisen. Leider hat jedoch der entsprechende Beamte inzwischen Mittagspause und wir werden gebeten doch gegen 13 Uhr wieder zu kommen. Also machen wir uns erstmal wieder auf den Rückweg zum Schiff. Dabei kommen wir an zahlreichen Marktstände vorbei, die die Kunafrauen inzwischen auf der Insel aufgebaut haben. Scheinbar werden noch einige Kreuzfahrttouristen erwartet, die bestimmt Interesse an ein paar Molas haben. Auch wir haben, kaum dass wir zurück an Bord sind, mal wieder einen Kuna-Einbaum längsseits. Diesmal bekommen wir Schalen und Behälter aus der Kalabass-Frucht angeboten. Wir erstehen zwei hübsche Exemplare und denken uns, dass es nun mit Kuna-Kunst aber auch erstmal genug sein muss. Nach einem kleinen Snack zum Mittag fahren wir gegen 13.30 Uhr schließlich wieder zur Insel hinüber. Inzwischen sind auch die Kreuzfahrttouristen angelangt und werden zu Hunderten auf der Insel abgeliefert. Leider interessieren sich die Meisten überhaupt nicht für die angebotenen Molas, sondern verschwinden schnell zu den Stränden und ins Wasser. Als wir beim Maritime Office angelangen, finden wir dort leider noch keinen Beamten wieder vor. Während wir warten, umrunden wir noch einmal das kleine Dorf und schauen uns die Landepiste und den Tower etwas näher an. Doch auch dann ist der Beamte noch nicht wieder in seinem Büro. Wir suchen uns ein schattiges Plätzchen und warten und warten. Erst gegen 14.30 Uhr ist es dann endlich so weit. Während zwischenzeitlich schon vier andere Segler mit uns warteten, hat der Gute scheinbar erst noch ein wenig Siesta gemacht. Egal, über Zeitmangel brauchen wir uns ja schließlich nicht zu beklagen. Wir werden gebeten in seinem Büro Platz zu nehmen und sind erstaunt, wie viel Papierarbeit im Anschluss folgt. Eine geschlagene halbe Stunde dauert es, bis wir fünf fein säuberlich ausgefüllte Formulare in der Hand halten. „Mucho papel y mucho trabajo“, bekommen wir dabei mehrfach versichert. Mit dem Stapel Papiere geht es dann zurück zum Schiff und wir beeilen uns unseren Anker schnell wieder hoch zu nehmen. So geht es dann wenig später zu den Chichime Cays hinaus, wo wir mal wieder einen netten Platz neben „Flame“ finden. Nach dem ganzen staubigen Formalitäten am Vormittag springen wir zur Erfrischung natürlich sofort ins Wasser und schnorcheln ein wenig durch die Gegend. Dabei entdecken wir heute zur Abwechslung mal ein paar Sepia und einen großen Drückerfisch. Zurück an Bord gibt es einen kühlen Sundowner im Cockpit und ich bereite uns einen leckeren mexikanischen Auflauf zum Abendessen. Anschließend klaren wir noch das Schiff auf, damit wir am nächsten Morgen möglichst früh los können um in das 50 sm entfernte Portobello zu segeln. Da wir am Montag aus dem Wasser gehen, müssen wir nämlich leider die San Blas Inseln bereits wieder verlassen. Schade, hier könnte man wirklich Wochen und Monate, wenn nicht sogar Jahre verbringen. Abends lesen wir noch ein wenig in unseren Büchern und verschwinden dann recht früh in unseren Kojen.

Das „moderne“ Büro des Immigrationsbeamten auf Porvenir

Freitag, 4. April 2008: Chichime Cays – Isla Linton 44,4 sm

Ich werde mal wieder früh wach und stehe bereits um 6 Uhr auf. Auch Axel hält es nicht viel länger in der Koje und wir sind ziemlich früh reisefertig. Noch schnell die frische Ananas zum Frühstück verspeist und schon geht es los. Dummerweise weht allerdings nur ein winziges Lüftchen und wir müssen unsere Dieselgenua als Antrieb einsetzen. Während Axel im Cockpit bleibt und auf eventuelle Entgegenkommer etc. aufpasst, sitze ich unter Deck und schreibe fleißig Logbuch. Sobald wir wieder mal eine Internetverbindung haben, soll es ja schließlich auch wieder was zu lesen geben. Außerdem will ich auch heute mal wieder etwas weniger Sonne abbekommen. Schon wieder ist mein Rücken leicht gerötet, obwohl ich mich wirklich bemüht habe nicht schon wieder einen Sonnenbrand zu bekommen. Aber scheinbar wird man hier in der Gegend selbst im Schatten deutlich mehr UV-Strahlung ausgesetzt, als in europäischen Gefilden. Um zwanzig nach Elf passiert dann, was eigentlich mal wieder nicht passieren sollte. Unser Motor setzt einfach mitten in der Fahrt aus und tut keinen Mucks mehr. Was das nun wieder soll? Während ich oben im Cockpit sitze und unter Großsegel weiter dümpel, nimmt Axel unter Deck erstmal die Dieselfilter in Augenschein. Nach dem Wechsel des Filters und der Entlüftung lässt sich der Motor dann zum Glück auch wieder starten. Scheinbar also nur ein kleineres Problemchen, doch komisch bleibt es trotzdem. Wir motoren munter weiter und beschließen statt Portobello doch lieber die etwas näher gelegene Isla Linton anzulaufen. So bleibt uns wenigstens ein Stündchen Gedröhne erspart. Bleibt es uns aber auch ohne Fahrplanänderung, denn kaum eine Stunde nach dem ersten Motorausfall, geht der blöde Diesel wieder aus. Auch diesmal lässt er sich nicht wieder starten und Axel schraubt erneut den Dieselfilter ab. Wechseln kann ja eigentlich nicht schon wieder notwendig sein, daher schraubt er ihn auch direkt wieder an und entlüftet die Leitungen im Anschluss. Aber auch dann gelingt es uns erst nach einer ganzen Weile den Motor wieder zu starten. So ein Mist! Nur gut, dass uns das nicht schon bei der Ansteuerung einer der Riffumgebenen Inseln in San Blas passiert ist. Da der Wind inzwischen auf 3 Beaufort zugenommen hat, beschließen wir den Rest der Strecke lieber unter Segeln zurückzulegen. So dauert es zwar etwas länger, bis wir die Isla Linton erreichen, doch wir erreichen sie wenigstens ohne erneute Zwischenfälle. Bei der Ansteuerung lassen wir zur Sicherheit das Großsegel so lange wie möglich stehen und sind einigermaßen froh, als wir schließlich vor Anker liegen. Axel macht sich natürlich sofort an die Fehlersuche, kann jedoch erstmal nichts feststellen. Alle Filter scheinen in Ordnung zu sein und auch die Anschlüsse und Ventile sehen gut aus. Doch irgendwo dran muss es ja liegen. Bleibt uns nur alle Anschlüsse mit WD-40 einzusprayen und alle Anschlüsse einmal nachzuziehen. Auf jeden Fall werden wir wohl in Colón einen Motorenservicedienst ausfindig machen müssen, der sich das Ganze noch mal genauer anschaut. Motorausfall im Panamakanal gehört nämlich mit zu den schlimmsten Horrorversionen, die man als Weltumsegler so haben kann. Zur Stärkung bereite ich uns dann erstmal ein leckeres Baguette mit gegrilltem Hähnchenbrustfilet. Das hilft zwar nicht unbedingt bei der Problemlösung, aber immerhin beruhigt es die Nerven ein wenig. Den Rest des Tages verbringen wir im Cockpit mit Lesen und der Beobachtung unserer Umgebung. Auf der Isla Linton sind laut Revierführer nämlich Affen beheimatet, deren Anblick wir natürlich nicht verpassen wollen. Und siehe da, gegen 18 Uhr trauen sich tatsächlich ein paar der lustigen Gesellen in unser Blickfeld. Aufrecht stolzieren sie zwischen den Palmen hindurch und lassen sich an den Bäumen herab zum Wasser herunterhängen. Ein tolles Abendprogramm!

Anfahrt zur Isla Linton