Blauwassertour 2009 – Teil 25

Fünfundzwanzigster Teil unserer Reise von Panama City zur Cocos Insel vor der Küste Costa Ricas vom 11. Februar bis 12. März 2009.

Mittwoch, 11. Februar 2009: Panama City – Isla Contadora  36,4 sm

Endlich soll es heute los gehen! Dafür stehen wir auch gerne etwas früher auf, denn bevor wir den Anker hochnehmen können, müssen wir noch ein paar Sachen erledigen. Während ich an Bord zurück bleibe und das Schiff seeklar mache, fährt Axel noch einmal an Land. Mit dem Taxi geht es zu unserem Postfach, wo doch tatsächlich noch eine CD für Rob und Teresa auf uns wartet. Außerdem hat Axel unsere neuen Dinghyräder im Gepäck, die er an einer Tankstelle noch schnell mit Luft befüllt. Gegen 9 Uhr ist er bereits zurück an Bord und um kurz vor Zehn geht schließlich unser Anker auf. Für unsere Abreise haben wir uns natürlich mal wieder einen schönen, windstillen Tag ausgesucht. So müssen wir die ersten anderthalb Stunden motoren, bis endlich ein wenig Wind unsere Segel füllt. Dann wird es allerdings ein herrlicher Segeltörn zur hübschen Insel Contadora. Dort gehen wir gegen 16 Uhr vor Anker und unterhalten uns wenig später mit Frank und seinen Jungs von der „Anemos“. Die liegen nämlich nur wenige Meter vor uns vor Anker. Anschließend starten wir auch schon unseren Grill für das Abendessen. Es gibt mal wieder leckere Cheeseburger, diesmal allerdings ohne Pommes. Nachdem die Grundversorgung damit geregelt ist, geht es mal wieder ans tägliche Funken. Wir haben inzwischen zwei Funknetze, an denen wir teilnehmen. Neben Günters Pacific Island Net um 19 Uhr hat sich um 18 Uhr noch das Pacific Passage Net eingeschlichen. Dabei handelt es sich um ein von Seglern organisiertes Netz, bei welchem wir sogar Sonntags als Net Controller fungieren. Die Abende und später Nachmittage auf dem Pazifik dürften also nicht langweilig werden. Nachdem auch dieser Programmpunkt abgearbeitet ist, relaxen wir noch eine Weile mit einem Glas Wein im Cockpit bevor es gegen 21 Uhr mal wieder in die Kojen geht.

Entspanntes Segeln zu den Perleninseln

Donnerstag, 12. Februar 2009: Isla Contadora 0 sm

Noch vor dem Frühstück schaue ich heute morgen direkt mal nach, ob ich irgendwo ein freies WLAN aufschnappen kann. Normalerweise klappt das hier auf Contadora ja immer ganz gut. Nur heute habe ich irgendwie kein Glück. Na, dann muss ich meine Sachen halt später bei Günter erledigen. Zuerst wird jedoch erst einmal ordentlich gefrühstückt. Da heute Seemannssonntag ist, natürlich wie üblich mit Frühstücksei. Anschließend kommen Frank von der „Anemos“ und Shannon von „Someday came“ zu uns herüber und holen sich ein paar Tipps für die Perlas Inseln bei uns ab. Inzwischen sind die Inseln ja schon so etwas wie unser Hausrevier geworden. Dann geht es zusammen mit Frank zum Strand, wo wir endlich unsere neuen Dinghyräder montieren können. Nach einer knappen Stunde ist alles fertig und Bubbles rollt nun hübsch den Strand auf und ab. Schnell zum Schiff zurück für ein kühlendes Bad und schon geht es zurück zum Strand für uns. Wir machen uns auf den Weg zu Günter, wo wir noch einmal ausführlich im Internet surfen wollen. So aktualisiere ich noch einmal schnell unsere Webseite und verschicke unseren aktuellen Newsletter. Natürlich gibt es bei Günter auch wieder die neuesten Informationen über das Einklarieren auf Galapagos. Ein Thema ohne Ende. Inzwischen sind die ersten Yachten der Saison dort eingetroffen und natürlich wie üblich abkassiert worden. Mit Hilfe der Botschaft von Ecuador in Deutschland soll dem nun aber entgegengewirkt werden. Mal schauen, was am Ende daraus wird. Wer weiß, vielleicht dürfen wir ja am Ende tatsächlich einfach für zwanzig Tage dort bleiben und müssen keinen unnützen Agenten dafür beschäftigen. Gegen 15 Uhr geht es schließlich wieder zurück zum Schiff, wo wir uns mal wieder an die lästige Aufgabe begeben unser Vorschiff auszuräumen. Irgendjemand richtet dort immer wieder ein unheimliches Durcheinander an. Ich habe ja insgeheim den Blaubär in Verdacht, wobei ich jetzt lieber nicht verrate, ob ich damit den Käpt’n oder Axel meine 😉 Den Nachmittag schließen wir auch heute wieder mit einem schönen Sundowner ab. Von unseren Freunden Philip und Leslie haben wir ein Rezept für Margaritas bekommen, in die ich mich einfach hinein legen könnte. Lecker! Anschließend höre ich auch heute wieder ins Pacific Passage Net hinein, während Axel sich an die Zubereitung eines leckeren Salates begibt. Den nehmen wir dann schnell im Cockpit ein, bevor es für Axel um 19 Uhr mit dem Pacific Island Net weiter geht. Was für ein Stress! Aber wir wollen es ja nicht anders. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und lassen es uns gut gehen.

Frank und Axel freuen sich über die frisch montierten Dinghyräder

Freitag, 13. Februar 2009: Isla Contadora 0 sm

Uh oh, Freitag der Dreizehnte! Sollte man da als Weltumsegler eigentlich überhaupt aufstehen? Na gut, wir wagen es und beginnen den Tag wie üblich mit einem guten Frühstück im Cockpit. Dabei verschlucken wir uns weder am Müsli noch am Orangensaft, also fassen wir erst einmal Mut. Was kann uns schon passieren? Na gut, der Anker könnte ausbrechen, das Schiff auf Drift gehen, ein unvorhergesehener Tornado über uns hinweg ziehen, und, und, und. Aber was ist das Leben schon ohne ein wenig Risiko? Also nutzen wir das schöne Datum und entscheiden uns heute endlich unser Großsegel zu reparieren. Dazu nehmen wir es nach dem Frühstück erst einmal runter. Während „Anemos“ den Anker hoch nimmt und in Richtung Isla Bayoneta verschwindet, wuchten wir das unhandliche Teil aufs Vorschiff und machen die Nähmaschine klar. Doch so einfach, wie wir uns die Reparatur unserer Lattentaschen vorstellen, wird es leider nicht. Zuerst einmal scheint unser Segelmaterial nicht ganz mit dem bisher vernähten Canvas überein zu stimmen. Unsere erste Naht wird daher krumpelig und völlig unansehnlich. Wäre ja vielleicht nicht schlimm, denn schließlich wird wohl kaum jemand den Mast herauf krabbeln und unsere Nähte begutachten. Aber die Naht macht außerdem den unschönen Eindruck, als ob sie so nicht lange halten würde. Also kommt der Nahtauftrenner zum Einsatz und wir starten mit veränderter Oberfadenspannung erneut (kaum zu glauben, dass wir vor ein paar Tagen noch nicht einmal wussten, was Oberfadenspannung eigentlich bedeutet). Doch auch die nächste Naht bringt nicht das erwünschte Ergebnis. Also testen wir eine geschlagene Stunde hin und her, woran jetzt unser Misserfolg wohl liegen könnte. Am Ende bringt eine kleinere Zigzag-Einstellung und verstärkter Fußdruck den Erfolg. Auch die Tatsache, dass man lieber nicht versucht das Segel zu bewegen, sondern lieber die Nähmaschine langsam in die gewünschte Richtung dreht, scheint etwas mit dem verbesserten Ergebnis zu tun zu haben. Bitte keine weitere Fragen, warum und weshalb. Wir wissen es einfach nicht. Auf jeden Fall legen wir nun mit der richtigen Nahtspannung los und dichten die erste Lattentasche am Achterliek ab. Nachdem wir das geschafft haben, müssen wir uns allerdings dann auch erst einmal eine kleine Pause gönnen. Wir haben uns natürlich für die Arbeiten einen der heißesten Tage der letzten Zeit ausgesucht und die Sonne brennt unerbärmlich auf uns nieder. Zwar haben wir uns mit Lichtschutzfaktor eingecremt, doch viel zu helfen scheint das nicht. Vor allem die Reflektionen des blendend weißen Segels machen uns zu schaffen. Ohne Sonnenbrille geht gar nichts. Nach einer kühlen Coke geht es jedoch schon weiter. Jetzt wo wir herausgefunden haben, wie es geht, läuft die Arbeit gut von der Hand. Die zweite Lattentasche schaffen wir schon in einer halben Stunde und am Ende haben wir so ein Täschchen in weniger als zehn Minuten fertig. Zwischen den einzelnen Taschen folgen immer wieder kurze Pausen im Schatten. Auf dem Vordeck ist es um die Mittagszeit kaum noch auszuhalten und so sind wir froh, als wir gegen 15 Uhr endlich die letzte Tasche genäht haben. Froh sind wir außerdem, dass uns Geraldine und Geoff von „Blue Dawn“ uns per Dinghy auf Drinks und Snacks für den Abend einladen. Also brauchen wir uns ums Abendessen schon nicht mehr zu sorgen. In der Annahme, dass wir nur noch zwei Bändsel am unteren Ende der Lattentaschen annähen müssen, sagen wir den Beiden zu und buddeln uns ans Unterliek unseres Segels durch. Dumm nur, dass wir dabei am Vorliek nicht vorbei kommen und feststellen, dass unser Keder (das ist der Teil, der in die Nut im Mast eingefädelt wird) auf geschätzte drei Meter fast völlig abgerissen ist. Oh je, da müssen wir wohl auch noch ran. Während Axel laut vor sich hin flucht und uns bereits wieder nach Panama City fahren sieht, um irgendwo einen neuen Keder zu besorgen, gehe ich die Sache pragmatisch an und hole das gute Segeltape raus. Am Ende ist die Sache weniger schlimm als gedacht und wir nähen einfach eine Lage Tape über die Stellen und hoffen nun, dass das Ganze auch hält. Besser als vorher ist es auf jeden Fall und vielleicht gibt es ja irgendwo in der Südsee einen Segelmacher, der uns das Ganze noch einmal professionell nach nähen kann. So ist es schließlich 17 Uhr, als wir uns schließlich an die letzten Bändsel begeben. Anschließend heißt es eigentlich nur noch das Segel wieder hoch zu ziehen und in den Mast zu rollen. Doch auch das ist natürlich mal wieder schwieriger als gedacht. Der frische Wind, der uns den ganzen Tag wenigstens etwas auf dem Vorschiff gekühlt hat, bläst inzwischen mit knapp 20 kn und ist damit viel zu stark, um das Segel hoch ziehen zu können. Frustriert packen wir erst einmal alle Nähsachen weg und klaren das Deck auf. Das Großsegel wird auf dem Vorschiff verpackt und ich will mich gerade unter eine erfrischende Dusche begeben, als von Axel der Ruf erschallt, dass der Wind gerade nachgelassen hat. Also wieder rein in die Klamotten und zum letzten Akt angetreten. Der Wind hat tatsächlich auf 5 kn nachgelassen und wir können das Segel ohne Probleme, aber mit einer gehörigen Portion Muskelkraft und Schweiß, hochziehen und in den Mast rollen. Gott sei Dank, kein lautes Geklapper während der Nacht! Inzwischen ist es 18.30 Uhr und wir fragen schnell bei „Blue Dawn“ nach, ob wir überhaupt noch kommen sollen. Sollen wir natürlich und so springen wir erst schnell unter die Dusche und dann ins Dinghy. Auf „Blue Dawn“ erwartet uns ein kühles Glas Wein und leckere Käse-Brot-Snacks. Wir unterhalten uns prächtig mit Geraldine und Geoff. Erstaunlich wie sich trockener, britischer Humor und französische Lebensfreude gut vertragen. Gegen 21 Uhr geht es schließlich zurück zum Schiff, wo wir völlig erschöpft in unsere Kissen sinken und uns freuen, dass uns am heutigen Freitag, den Dreizehnten nix Schlimmes passiert ist.

Segelwerkstatt Hello World bei der Arbeit

Samstag, 14. Februar 2009: Isla Contadora – Isla Espiritu Santo 16,7 sm

Auch am Samstag, den Vierzehnten fällt das Aufstehen nicht wirklich leichter als Gestern. Mann, haben wir ein Muskelkater. Auch die Bandscheiben scheinen die gestrige Arbeit nicht wirklich toll gefunden zu haben. Aber egal, wir machen das hier ja schließlich freiwillig (ich glaube dieser Ausspruch von Axel ist inzwischen schon zu so etwas wie einem geflügelten Wort geworden) und stehen daher brav um kurz vor 8 Uhr auf. Nach dem Frühstück trödeln wir eine Weile herum, surfen noch im Internet, verschicken Emails und bringen unseren Müll mit dem Dinghy an Land. Gegen 11.30 Uhr geht schließlich der Anker auf und wir verabschieden uns von Isla Contadora. Der Wind weht sehr seicht und so dümpeln wir mit 2-3 kn in Richtung Süden. Bei dem Tempo gelingt es uns nicht einmal einen Fisch zu fangen und so erreichen wir viereinhalb Stunden später leicht hungrig Isla Espiritu Santo. Die wichtige Frage nach dem abendlichen Essen lässt sich zum Glück aber auch durch einen Griff in die Tiefkühlkiste klären. Heraus kommt ein Stück Putenfilet, welches wir abends mit Brokkoli, Möhren und Cashewkernen in ein leckeres Wokgericht verwandeln. Das Abendessen will inzwischen auch gut abgestimmt werden. Um 18 Uhr nehme ich nämlich am neu gegründeten Pacific Passage Net teil, während Axel ab 19 Uhr ins Pacific Island Net eincheckt. Dazwischen bleibt zwar nicht viel Zeit zum Essen, doch trotzdem möchten wir beide Netze nicht missen. Gut gesättigt und über die neusten Ereignisse auf Galapagos informiert, sitzen wir schließlich noch eine Weile im Cockpit und lassen es uns gut gehen. Der gestrige Tag nagt noch an den Gelenken, so dass wir bereits gegen 20.30 Uhr in unseren Kojen verschwinden und es nur noch schaffen gerade mal ein Viertelstündchen zu lesen, bevor uns die Augen zu fallen.

Sonntag, 15. Februar 2009: Isla Espiritu Santo 0 sm

Sonntag, Frühstücksei! Wie gut, dass man sich anhand so einfacher Dinge die Wochentage merken kann. Irgendwie entschwinden einem ansonsten ohne die tägliche Arbeit doch irgendwie Zeit und Raum. Nachdem wir wie üblich unser Frühstück im Cockpit genossen haben, geht es heute jedoch mal wieder an die Arbeit. Wir rollen unser Groß wieder heraus und lassen es ein gutes Stück herab. Dummerweise haben sich nämlich bei der Reparatur am Freitag nämlich noch ein paar Flüchtigkeitsfehler eingeschlichen. So haben wir leider übersehen, dass eine Lattentasche am Unterliek auch noch vertikale Risse aufweist. Außerdem ist uns beim Einrollen des Segels bereits eine der reparierten Lattentaschen wieder aufgerissen. Also kommt die Nähmaschine wieder aufs Vorschiff und wir machen uns an den paar Kleinigkeiten zu schaffen. Nachdem das erledigt ist, kommt Axel dann noch auf die Idee, dass man ja nun auch die Latten wieder einsetzen könnte. Da heute nicht ein Fitzelchen Wind weht, sollte das auch eigentlich kein Problem sein. Schnell setzt Axel die erste und längste Latte zusammen und schiebt sie in die Lattentasche hinein. Doch was ist das?! Am Ende bleiben etwas zehn Zentimeter übrig, die sich ums Verrecken nicht in die Tasche hinein schieben lassen wollen. Ob wir da wohl die Lattentasche am oberen Ende zugenäht haben? Um das heraus zu finden, gibt es nur eine Möglichkeit. Axel muss in den Mast hoch. Das ist dank unserer elektrischen Winsch nicht wirklich sehr anstrengend und so fährt Axel wenig später Fahrstuhl nach oben. Allerdings lässt sich oben angekommen nicht wirklich ein Fehler feststellen. Die Latte sitzt am Anschlag und geht einfach nicht weiter. Also fährt Axel wieder hinab und wir ziehen schließlich die Latte wieder aus der Tasche heraus. Dabei stellen wir dann fest, dass sich einer der Verbinder gelöst und um die fehlenden Zentimeter nach oben verschoben hat. Ein Hammerschlag und ein wenig Epoxykleber später ist die Latte repariert und wandert wieder in die Tasche. Diesmal passt es und wir setzen auch die verbleibenden Latten wieder zusammen. Nach und nach schieben wir sie schließlich ins Segel und haben damit wieder ein ordentliches Profil im Tuch. Nur eine Latte sparen wir uns lieber noch ein wenig auf. Die zweitlängste Latte war uns beim ungewollten Herunterkommen des Segel vor ein paar Wochen ja in drei Teile zerbrochen und musste mit Zwischenstücken repariert werden. Da wir nicht sicher sind, ob wir die richtige Länge bei der Reparatur erwischt haben, werden beim Einsetzen wohl noch ein paar Anpassungsarbeiten fällig werden. Dafür haben wir heute allerdings überhaupt keine Zeit mehr. Am Vormittag kam nämlich von unseren Freunden Michelle und Robin von „Worrier“ die Einladung zum gemeinschaftlichen Barbecue und Müllverbrennen am Strand. Um 14.30 Uhr fahren wir daher mit dem Dinghy nach Espiritu Santo hinüber. Dort glüht bereits ein kleines Lagerfeuer, auf dem wir uns ein paar leckere Würstchen und Kartoffeln grillen. Gut gesättigt geht es dann an die Vernichtung des gesammelten Seglermülls. Da es hier auf den Perleninseln leider keine Müllentsorgungsmöglichkeiten gibt, verbrennen die Segler einfach ab und zu gemeinschaftlich ihren Müll am Strand. Auf Contadora, welche ja nun eigentlich sehr besiedelt ist, wird der Müll übrigens auch nicht anders entsorgt. Von einer umweltfreundlichen Müllverbrennungsanlage oder Deponie ist man hier leider noch jahrzehntelang entfernt. Neben „Worrier“ und uns sind auch noch die Crews von „Southern Belle“, „Passage“, „Hooligan“, „Chat d’O“, „Blew Moon“ und „Grace“ anwesend. Einige davon kennen wir bereits aus Ecuador oder Panama, andere lernen wir heute erst kennen. Die gemischte Runde aus Kanada, USA, Australien und Deutschland versteht sich wie immer gut und Michelle unterhält uns mit ihrer Gitarre und dem „Aussie Barbecue Song“ (Aussie wird dabei übrigens gutural wie Ozzy ausgesprochen). Wir lernen dabei, dass ein Kühlschrank in Australien Eski heißt und das gegrillte Würstchen dort durchaus mal nach verbrannter Zahnpasta schmecken. Gegen 16 Uhr machen wir uns schließlich wieder auf den Weg. Allerdings nicht direkt zu Hello World, sondern erst noch zu einem kleinen Zwischenstopp auf „Blew Moon“. Gail und Houston haben uns nämlich noch auf einen kleinen Sundowner an Bord eingeladen. Von den Beiden müssen wir uns nämlich morgen erst einmal verabschieden. Während wir in Richtung Westen aufbrechen, fahren die Beiden zurück nach Panama City und wahrscheinlich irgendwann durch den Kanal in Richtung Cartagena. Dass ist wirklich eine der negativen Seiten des Cruiserlebens. Man trifft nette Leute, versteht sich hervorragend und muss sich trotzdem nach kurzer Zeit schon wieder verabschieden. Zum Glück gibt es ja aber heutzutage Email und so werden wir versuchen auch mit Gail und Houston in Kontakt zu bleiben. Um kurz vor 18 Uhr geht es dann wieder zurück an Bord von Hello World. Zwar wären wir gerne noch ein wenig länger geblieben, doch heute steht mein erster Auftritt als Netcontroller beim Pacific Passage Net an. Pünktlich um Sechs gehe ich auf Sendung und rufe die verschiedenen Schiffe, die bereits in Richtung Galapagos unterwegs sind. Ganze vier Yachten checken ein und geben mit ihre Position und das aktuelle Wetter durch. Die Frage nach Notmeldungen bleibt zum Glück unbeantwortet und nach zwanzig Minuten kann ich das Netz auch schon wieder für beendet erklären. Insgesamt haben sich bereits 39 Yachten für das Netz angemeldet, die alle in den nächsten Tagen und Wochen in Richtung Westen starten wollen. Das gibt vielleicht eine große Party, wenn wir die alle am Ende in Neuseeland treffen! Anschließend lauschen wir noch ein wenig netter Musik, bevor es gegen 22 Uhr mal wieder in die Kojen geht.

Wer noch niemals den „Aussie Barbecue Song“ gehört…

Montag, 16. Februar 2009: Isla Espiritu Santo – Rio Cacique/Isla del Rey 16,6 sm

Ach, eigentlich könnte man ja gut noch ein paar Tage oder gar Wochen in der lauschigen Bucht von Espiritu Santo liegen bleiben. Doch uns zieht es nach all den Wochen und Monaten in Panama natürlich weiter. Der Wetterbericht sagt gutes Wetter für die Passage rund Punta Mala für den nächsten Donnerstag voraus. Das gibt uns noch Zeit, um noch einmal zum Rio Cacique und zur Isla San Jose zu fahren. Ersteres kennen wir ja inzwischen zu Genüge und wollen dort eigentlich nur noch ein paar Muscheln sammeln. Zweiteres haben wir bisher noch gar nicht besucht und wollen es entsprechend noch für zwei Tage erkunden. Da wir früh aufgestanden sind, geht bereits um fünf Minuten nach Neun der Anker auf und wir verabschieden uns von unseren Freunden auf „Blew Moon“ und „Worrier“. Dann rollen wir die Segel raus und dümpeln erstaunlich langsam mit 3 kn aus der Ankerbucht heraus. Nach zwei Stunden Dümpelei haben wir schließlich die Nase voll, bergen die Segel und schalten auf Dieselantrieb um (Axel versucht noch irgendwie den Warp-Antrieb zu aktivieren, doch leider hat Scotty anscheinend heute frei und Axel findet den passenden Schalter nicht). Leicht frustriert darüber verlangt er sogleich nach einer kleinen Stärkung zum Mittag, welches wir wenig später in Form von Bagels mit selbst gemachten Schinken und Bündner Fleisch verzehren. Erstaunlich, was man so alles an Lebensmitteln selber machen kann. Auf jeden Fall hängen seit ein paar Tagen ein Stück Rinderfilet und ein Schweinebraten zum Trocknen bei uns an den Davits, die sich zwischenzeitlich in sehr lecker schmeckende Sachen verwandelt haben. So gestärkt erreichen wir eine weitere Stunde später schließlich die Ankerbucht vor dem kleinen Rio Cacique, wo bereits die Segelyacht „Camelot“ vor Anker liegt. Wir machen direkt das Dinghy klar und begeben uns zur Muschelsuche an den Strand. Allerdings ist die Ausbeute heute eher als gering zu betrachten. Zwar finden wir einige der hübschen Olive-Muscheln, doch bei weitem nicht so viele wie beim letzten Mal. Allerdings findet Axel ein besonders hübsches und großes Exemplar, wo augenscheinlich die Muschel erst vor wenigen Augenblicken ausgezogen ist. Auf jeden Fall glänzt die Muschel noch in voller Pracht. Zurück an Bord gönnen wir uns eine kleine Verschnaufpause, bevor es zum nächsten Strand weiter geht. Der Strand am Morro Cacique erweist sich jedoch als völlige Pleite, wenn man ihn aus Muschelsuchersicht betrachtet. Nicht eine einzige Muschel weit und breit. Stattdessen häufen sich Berge von Zivilisationsmüll am Flutrand und wir wundern uns ein übers andere Mal, wer eigentlich all diesen Plastikmüll ins Meer schmeißt. Leicht gefrustet wollen wir wieder abreisen, stellen jedoch fest, dass das mit der auflaufenden Flut gar nicht so einfach ist. Am Strand verwandelt sich der leichte Schwell nämlich in eine schöne Welle, die jedem Wellenreiter die Tränen in die Augen treiben würde. Da Bubbles beileibe kein Surfbrett ist, versuchen wir so gut wie möglich eine möglichst flache Welle bei der Abfahrt zu erwischen. Ansonsten könnte uns nämlich das gleiche Schicksal wie die Crew der „Atair“ widerfahren, welche vor ein paar Tagen vor Contadora mit ihrem Schlauchboot einfach gekentert ist. Der Versuch gelingt und wir schaffen es ohne größeren Wassereinbruch aus der Brandungszone heraus. Zurück an Bord stellen wir fest, dass neben uns noch die britische Yacht „Coruisk“ angelegt und „Camelot“ inzwischen in Richtung Galapagos aufgebrochen ist. Namen uns Ziele der Yachten kennen wir natürlich aus den verschiedenen Funknetzen und eigentlich würden wir auch bei den bekannten Yachten gerne für ein kurzes Hallo vorbei gefahren sein. Doch heute haben wir dazu irgendwie überhaupt gar keine Lust und so geht es einfach zurück an Bord. Dort bereiten wir uns einen leckeren Auflauf mit Bohnen, Tomaten, Paprika und Taco-Chips zu, bevor wir uns mal wieder dem abendlichen Funkstress hingeben. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und verschwinden heute erst gegen 22 Uhr in unseren Kojen.

Brotzeit mit selbstgemachtem Schinken

Dienstag, 17. Februar 2009: Rio Cacique/Isla del Rey – Isla San Jose 18,1 sm

Irgendwie sind wir heute nicht sehr früh wach. Erst als gegen 8 Uhr jemand „Hola“ ruft, wachen wir so langsam auf. Doch als Axel im Cockpit aufschlägt, ist der freundliche Panamese mit seinem Einbaum bereits wieder weitergepaddelt. Wir machen uns erst einmal ein leckeres Frühstück (ja genau, heute mit Ei!) und überlegen dann, was wir nun heute mit uns anfangen sollen. Der Wind bläst ganz ordentlich aus Nordwest und bevor wir irgendwelche Entscheidungen treffen, horchen wir erst einmal im Panama Pacific Net rein. Dort werden wir von Teresa auf „Yohelah“ gerufen und schnacken schließlich ein wenig. Damit ist uns eine Entscheidung aber immer noch nicht abgenommen worden. Wir setzen uns also ins Cockpit und schlagen unseren inzwischen ziemlich zerlesenen Panama Cruising Guide von Eric Bauhaus auf. Dort schauen wir nach, ob unser für heute geplantes Ziel auf der Isla San Jose überhaupt ordentlich gegen den vorherrschenden Wind geschützt ist. Wir kommen schließlich zu dem Ergebnis, dass es dort wohl auszuhalten sein muss und so nehmen wir um Viertel nach Zehn den Anker auf. Kaum, dass wir unterwegs sind, ruft uns plötzlich „Dieter, San Jose“ auf UKW-Funk. Wir sind ein wenig erstaunt, denn mit Dieter hatten wir bisher noch überhaupt keinen Kontakt. Nicht, dass wir ihn nicht kennen würden. Nein, denn wir haben schon einiges über ihn und seine Frau Gerda gelesen. Viele unserer Bücher, die wir so von anderen Weltumseglern an Bord haben, erzählen von dem deutschen Paar, welches sich bereits vor über 25 Jahren auf Isla San Jose niedergelassen hat. Also antworten wir etwas erstaunt auf den Anruf und werden gefragt, ob und wann wir denn auf San Jose aufschlagen würden. Nun sind wir noch ein wenig erstaunter und fragen uns, wie sich über die Buschtrommeln schon wieder so schnell herumgesprochen hat, dass wir heute nach San Jose segeln wollen. Auf jeden Fall erklären wir Dieter dann erst einmal, dass wir in ungefähr drei bis vier Stunden auf San Jose ankommen würden. Anschließend rollen wir unsere Genua aus und eine halbe Stunde später mangels Wind auch noch das Groß. Dann geht es mit schönen 5 bis 7 kn Fahrt an Punta Cocos vorbei und durch die Passage zwischen Isla del Rey und Isla San Jose. Auch heute zeigen dabei unsere Angelversuche leider wenig Erfolg. Ob wohl inzwischen alles von den anderen Seglern leer gefischt wurde? Kann eigentlich nicht sein, denn mindestens zwei schlanke Rückenflossen von Schwertfischen können wir unmittelbar neben dem Schiff ausmachen. Aber die wollen wir natürlich nur ungern fangen. Erstens sehen sie lebendig viel zu toll aus und zweitens sind sie mit ihren langen Schwertern auch wirklich nur sehr schwer an Bord zu befördern. Bei herrlichem Wind wird Hello World immer schneller und so sausen wir schließlich mit 9 kn auf San Jose zu (bei Pferden würde man jetzt wohl etwas von Stallgeruch murmeln). Wir nehmen schließlich die Segel weg und motoren am Amono Ahumado, einem fantastisch aussehnenden Felsbrocken, vorbei in die Ankerbucht vor Dieter und Gerdas Heim. Um 13.15 Uhr fällt schließlich der Anker und Hello World liegt in einer leicht schwelligen, ansonsten aber sehr netten Ankerbucht. Wir machen auch direkt das Dinghy klar und begeben uns an Land. Am Strand vor Dieters und Gerdas Heim, auch Paradies genannt, landen wir an und werden von Dieter mittels lauter Rufe durch den Dschungel gelotst. Schließlich erreichen wir nach einer Bachüberquerung und ein paar Stufen die Hütte der Beiden. Mehr als eine Hütte ist es nämlich auch nicht. Aus Holz, Plexiglas und Wellblech haben sich die Beiden ein Heim zusammen gezimmert. Überall laufen Hühner umher und auch ein Schäferhund begrüßt uns freudig mit Schwanzwedeln. Wir werden freundlich begrüßt und bekommen direkt ein wenig frisches Obst angeboten. Grapefruit und Orangen sind derzeit reif und schmecken hervorragend. Natürlich haben auch wir ein Gastgeschenk mitgebracht, denn aus unserer Lektüre wissen wir, dass man ohne Flasche Rum gar nicht erst bei Dieter anzukommen braucht. Dafür gibt es auch direkt einen Begrüßungstrunk, der aus selbstgemachten Bitterorangensirup, Rum und Wasser besteht. Der Rum kommt dabei von den Seglern und den Sirup kocht Gerda selber ein. Was das Wasser angeht, fangen Dieter und Gerda während der Regenzeit als Regen auf oder filtern es während der Trockenzeit durch einen selbstkonstruierten Filter aus dem Bach, den wir wenige Minuten zuvor überquert haben. Bezüglich des Baches warnt man uns dann auch direkt, dass wir uns dort lieber vorsichtig verhalten sollen. Es würden Salzwasserkrokodile dort leben und sie selbst wären schon zweimal angegriffen worden. Nur gut, dass man uns auf dem Hinweg vorenthalten hat. Ansonsten hätte Axel vielleicht nicht so sorglos seine Füße darin gebadet. Dieter und Gerda sind scheinbar froh mal wieder Gesellschaft zu haben und erzählen uns daher aufgeregt von ihrem Leben. Auch die Geschichte der Insel San Jose bekommen wir erläutert. Nachdem das amerikanische Militär die Insel für Gasexperimente missbraucht hatten, kaufte ein Amerikaner die Insel und ließ einen Deutschen namens Otto überall auf der Insel Straßen konstruieren und bauen. Für seine Dienste wurde Otto mit einem Anteil an der Insel entlohnt, den er schließlich so weit ausweitete, dass ihm schließlich die ganze Insel gehörte. Jahrelang lebte Otto anscheinend auf der Insel und erlaubte Dieter und Gerda irgendwann sich dort niederzulassen. Inzwischen scheint die Insel jedoch in den Besitz der hiesigen Baumarktkettenbesitzers Novey übergegangen zu sein. Dieser ließ unter anderem ein luxuriöses Ressort darauf errichten, in welchem man für gerade einem 500 US-$ pro Nacht Unterschlupf finden kann. Nachdem wir so informiert sind und auch einige weitere Rumdrinks über uns ergehen haben lassen, machen wir uns schließlich wieder auf den Rückweg zum Schiff. Nicht allerdings ohne versprochen zu haben, dass wir am nächsten Tag zum Früchtepflücken wiederkommen würden. Als wir Hello World erreichen, wird jedoch schnell klar, dass die Bucht nicht wirklich für eine ruhige Nacht vor Anker geeignet ist. Über Funk haben wir jedoch gehört, dass sich die Segelyacht „Someday came“ nur wenige Meilen entfernt in der Nachbarbucht befindet. Also funken wir Shannon und seine Familie an und fragen nach, ob es dort eventuell ruhiger ist. Zum Glück ist es das auch und so machen wir uns wenig später auf den Weg dorthin. Nach 3,1 sm und einer halben Stunde Fahrt erreichen wir die wunderbar ruhige Bucht von Playa Grande und gehen dort vor Anker. Da es inzwischen auch schon 17.30 Uhr ist, machen wir uns direkt an die Zubereitung unseres heutigen Abendessen. Während ich Kartoffeln, Speck, Zwiebeln, Champignons und Steaks brate, lauscht Axel dem Pacific Passage Net. Immer mehr Yachten machen sich inzwischen auf den Weg nach Westen. Toll! Wir geraten ein wenig in Aufbruchstimmung und sind uns nicht sicher, ob wir wirklich noch drei Wochen warten können, bis wir nach Cocos Island aufbrechen. Wer weiß, vielleicht müssen wir schon vor dem Treffen mit „Yohelah“ dorthin fahren. Nach dem Abendessen geht es dann weiter mit Günters Pacific Island Net. Auch hier wird das Netz immer interessanter. Die ersten Yachten sind auf Galapagos und der Osterinsel angekommen und wir lauschen dem neusten Klatsch und Tratsch. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und verholen uns schließlich gegen 20.30 Uhr in unsere Kojen. Dort wird noch ein wenig gelesen, bis gegen 21.15 Uhr mal wieder die Lichter aus gehen.

Besuch bei Dieter und Gerda

Mittwoch, 18. Februar 2009: Isla San Jose 6,1 sm

Ich stehe um kurz nach Sieben auf und fülle mal wieder unsere große Plastikbox mit dreckiger Wäsche. Wasser und Waschmittel drauf und ein wenig durchgeknetet, dann darf die Wäsche erst einmal ziehen. Axel liegt derweil noch bis 8 Uhr im Bett und liest mal wieder ein neues Buch (Golden Gate von Alistair McLean). Ein alter Schinken, den wir gestern im Tausch gegen ein paar andere Bücher von Garda bekommen haben. Nach dem Frühstück machen wir uns und Hello World dann auch direkt startklar. Der Anker geht schließlich um 9 Uhr auf und wir segeln nur unter Genua in die benachbarte Bucht zu Dieter und Gerda. Die beiden erwarten uns schon und so kann es nach unserer Ankunft in ihrer Hütte auch direkt los gehen. Gemeinsam mit Dieter begeben wir uns in den Busch und erreichen nach ein paar hundert Metern seine Farm. Wir sind baff erstaunt, was sich Dieter und Gerda hier in den Jahren so geschaffen haben. Eine ordentlich aufgeräumte und dicht mit Orangen-, Pampelmusen- und Mangobäumen bestandene Plantage erwartet uns. Während wir noch staunen, führt uns Dieter erst einmal einen Cashewbaum vor. Aus unserem Aufenthalt auf Grenada kennen wir bereits die lustig aussehenden Früchte und wissen, dass die Nuss erst nach dem Rösten ungiftig und damit verzehrbar ist. Wir dürfen heute jedoch den Cashewapfel probieren. Allerdings schmeckt der nicht allzu lecker und hinterlässt einen leicht pelziges Gefühl auf der Zunge. Davon müssen wir also nicht unbedingt welche einpacken. Als Erstes wandert dafür eine unreife Papaya in einen unserer vier mitgebrachten Eimer. Die könne man lecker roh raspeln und wie einen Gurkensalat essen, erklärt uns Dieter. Das werden wir doch direkt einmal ausprobieren. Als nächstes ist der Baum mit den Bitterorangen dran. Da er im Moment keine reifen Limetten hat, sollen wir doch ersatzweise davon ein paar mitnehmen. Gesagt, getan und schon haben wir einen Eimer damit gefüllt. Weiter geht es an einer kleinen Schafherde vorbei zu den Tangarinen. Auch hier füllen wir uns einen halben Eimer und machen uns anschließend an die Apfelsinenernte. Doch damit nicht genug. Noch fehlen uns nämlich noch die leckeren Pampelmusen, die wir gestern bereits testen durften. Wir machen auch damit noch zwei Eimer voll und kehren schließlich zur Hütte zurück. Dort wird alles fein säuberlich gewogen und wir bezahlen sage und schreibe 60 $-Cent pro Kilo Zitrusfrüchte. Insgesamt haben wir glatte 34 kg gepflückt und sollten damit tatsächlich entsprechend dem Spruch „Mit Dieters Vitamine kommst Du gut nach Huahine“ ausgerüstet sein. Außerdem bekommen wir noch 18 Eier von Gerdas frei umherlaufenden Hühnern. Sechs Wochen sollen die angeblich halten. Bei unseren vielen Sonntagen aber wahrscheinlich gerade einmal die Hälfte der Zeit. Schließlich verabschieden wir uns von Dieter und Gerda und fahren wieder zu Hello World zurück. Dort wird erst einmal das Obst verstaut und wir genießen nun einen leckeren Geruch nach Zitrus in unserem Salon. Wer braucht da schon noch einen Duftbaum? Anschließend spülen wir noch schnell unsere Wäsche und lassen sie in frischem Wasser noch etwas stehen. Um kurz nach halb Drei geht dann unser Anker wieder hoch und wir machen uns auf den Weg nach Playa Grande. Auch heute ist es in der südwestlichen Bucht wieder zu schwellig und ungeschützt, als dass wir dort gerne über Nacht ankern würden. Eine halbe Stunde später sind wir auch schon da und legen unseren Anker wieder neben den von „Someday came“. Bevor es mit der Arbeit weitergeht, machen wir uns erst einmal ein leckeres Spiegelei zum Mittag. Dann wird die Wäsche noch einmal ordentlich ausgespült, ausgewrungen und schließlich aufgehängt. Mit ein paar Früchten machen wir uns dann auf den Weg zu „Someday came“ und berichten Shannon und seiner Frau Kathy erst einmal von unseren Erlebnissen. Eine Stunde später machen wir uns wieder auf den Weg und versuchen an der kleinen Bucht nahe Punta Popa de Barca anzulanden. Das Anlanden gelingt uns zwar auch ohne Probleme, doch ein kurzer Blick zeigt, dass wir uns hier augenscheinlich in eine Art Dinghyfalle begeben haben. Die Wellen rauschen in dicken Brechern auf den Strand zu und Bubbles wird hin und her geworfen. Ich werfe einen kurzen Blick in die Höhle, die wir eigentlich ausführlich besichtigen wollten, doch Axel muss Bubbles festhalten, damit sie nicht von den Wellen gegen die Felsen gedrückt wird. Nach fünf Minuten Aufenthalt machen wir uns dann an die schwierige Aufgabe aus der Bucht wieder heraus zu kommen. Während ich bereits im Dinghy sitze und den Außenborder startklar halte, schiebt Axel uns so weit wie möglich über die Steine hinaus. Bubbles kracht dabei zwei, drei Mal ordentlich auf die Felsen und wir sind froh, dass wir uns so ein stabiles Dinghy gekauft haben. Dann rumpeln wir noch ein paar Mal mit der Schraube über irgendwelche Sachen und haben es schließlich endlich geschafft. Ohne noch weitere Strände anzulaufen, geht es schließlich zurück an Bord. Dort setzen wir uns erst einmal geschafft ins Cockpit und fangen dann an unsere inzwischen getrocknete Wäsche von den Leinen zu sammeln. Nachdem damit die Arbeit für heute erledigt ist, genießen wir einen schönen Sonnenuntergang und trinken dazu ein kühles Glas Wein. Dann muss auch schon wieder gefunkt werden, doch da auf beiden Netzen heute nicht viel los ist, sitzen wir wenig später wieder im Cockpit und überlegen, wann es morgen denn nun los gehen soll. Da wir uns auf „viel zu früh“ einigen, verschwinden wir dann auch schon recht bald wieder in unsere Kojen.

Axel bei seinem neuen Job – Orangenpflücker

Donnerstag, 19. Februar 2009: Isla San Jose – Benao 87,3 sm

Morgens früh um 5 Uhr klingelt doch tatsächlich der Wecker. Draußen ist es noch stockdunkel und so quälen wir uns nur mühsam aus den Kojen. Schnell Zähne geputzt und noch einen Kaffee gekocht und schon geht der Anker auf. Aus der Bucht von Playa Grande kommen wir ohne Probleme auch im Dunkeln hinaus und am Horizont lässt sich auch schon ein leichter rosa Schimmer erahnen. Wir setzten direkt das Großsegel, doch leider scheint im Gegensatz zu den letzten beiden Tagen heute kein Wind zu herrschen. Na, hoffentlich nimmt der im Laufe des Tages noch etwas zu. Unser Plan ist es heute entweder rund Punta Mala nach Benao zu segeln, oder falls wir dort nicht im Hellen ankommen können, direkt zur Isla Jicaron durchzusegeln. Das wäre zwar mal wieder eine lästige Nachtfahrt, doch bei einer Strecke von knapp 90 sm können selbst wir mit unserem schnellen Schiff nicht sicher sein, dass wir Benao noch im Hellen erreichen. Egal, während wir die Südspitze von San Jose umrunden, dämmert hinter uns die Sonne herauf und wir bringen mal wieder unsere Angel aus. Auch unsere Genua können wir nun endlich ausrollen, denn der Wind hat zum Glück etwas zugenommen, so dass wir Segeln können. Allerdings nicht für lange, denn bereits nach fünf Minuten schlägt die Angel an und wir haben einen Fisch am Haken. Während Axel zwecks Geschwindigkeitsreduzierung also die Genua wieder wegrollt, hole ich den Köder samt Fisch ein. Dumm nur, dass diesmal ein völlig ungenießbarer Bonito bei uns angebissen hat. Da wir noch nicht völlig ausgehungert sind, befreien wir den Kerl also einfach vom Haken und schmeißen ihn wieder ins Wasser zurück. Der Angelhaken kommt gleich hinterher und die Genua wird wieder ausgerollt. Kaum, dass Hello World wieder Fahrt aufgenommen hat, geht jedoch die Angel schon wieder los. Wir wiederholen das Manöver also noch einmal und sind etwas sauer, dass doch tatsächlich schon wieder ein Bonito am Haken hängt. Also nee! Auch dieser Bursche wandert wieder ins Wasser und wir lassen die Angel lieber im Trockenen. Erstens kommen wir sonst womöglich nie an und zweitens scheint es hier einfach eine Menge dummer Bonitos zu geben. Mit zunächst 5-6 und später zunehmend 7-8 kn geht es dann schließlich ohne Unterbrechungen in Richtung Südwesten. Pünktlich um 11.11 Uhr läuten wir dann als offizielle Kölner Außenstelle (immerhin haben wir ja einen Kölschen Pass) den heutigen Weiberfastnacht ein. Über die Cockpitlautsprecher dröhnen die Höhner und wir singen munter „Wo mir sin is Kölle“ (da kommt sogar Panama im Text drin vor!). Auf die Pappnasen verzichten wir heute jedoch ausnahmsweise mal und auch die Polonaise wird ziemlich kurz. Bei all der Feierei nähern wir uns langsam aber stetig unserem Ziel und sind fast sicher, dass wir es heute doch bis Benao schaffen können. Allerdings haben wir dabei mal wieder die Rechnung ohne den Wind gemacht. Der lässt nämlich nachmittags gegen 13.30 Uhr einfach auf kaum wahrnehmbare ein bis zwei Windstärken ab und wir dürfen auf Dieselantrieb umschalten. Damit werden wir leider etwas langsamer und auch der eigentlich südwärts setzende Strom kommt uns heute nicht zur Hilfe. Stattdessen durchfahren wir zahlreiche parallel laufende Stromgebiete, die uns in westliche Richtung versetzten. Ob sich da wohl schon der Humboldtstrom in Richtung Panama durchzuschlagen versucht? Normalerweise kommt der angeblich erst im März und sorgt auf den Perleninseln für nicht badefähige 16°C Wassertemperatur. Brrrr!!! Wir lassen uns davon nicht abhalten, verzehren ein wenig frisch gepflückte Pampelmuse, bereiten uns leckere Nudeln zum Mittag und lesen ansonsten gespannt in unseren Büchern. Gegen 16 Uhr passieren wir schließlich bei absoluter Flaute und spiegelglattem Wasser den berühmt-berüchtigten Punta Mala. Normalerweise werden über Punta Mala eigentlich nur Horrorgeschichten weitererzählt. Von Stromschnellen, haushohen Wellen und heftigen Strömungen ist die Rede. Wir haben nix davon und trödeln so einfach zwei Meilen vom Kap entfernt an Punta Mala vorbei. Schließlich versinkt vor uns die Sonne wieder und wir schaffen es um kurz vor 19 Uhr noch im letzten Tageslicht nach Benao. Dort gehen wir neben zwei anderen Yachten vor Anker und sind doch etwas beeindruckt von den Wellenbrechern, die hinter uns an den Strand donnern. Benao ist nämlich einer der beliebtesten Spots in Panama für Wellenreiter. Entsprechend hoch sind die Brecher und wir sind froh, dass wir gerade außerhalb der Dünung ankern können. Wir nehmen noch ein schnelles Bier im Cockpit ein, lassen uns jedoch dann ziemlich schnell von den herannahenden Flugtieren unter Deck treiben. Dort wird noch ein wenig Logbuch geschrieben und schon geht es auch schon wieder ziemlich müde in die Kojen.

Noch herrliches Segeln

Freitag, 20. Februar 2009: Benao – Ensenada Naranjo 54,4 sm

Da unser Wetterbericht für die nächsten Tage flauen Wind vorhersagt, es heute jedoch noch wenigstens ein bisschen wehen soll, stehen wir auch heute bereits wieder um 6 Uhr in der Frühe auf. Nach Zähneputzen und Kaffeekochen geht es dann wieder los und wir motoren aus der Bucht von Benao heraus. Unsere beiden Nachbarn haben scheinbar ähnliches gedacht, denn die sind schon weit und breit nicht mehr zu sehen. Während wir noch hoffnungsvoll das Großsegel setzen, breitet sich vor uns statt des vorhergesagten Windfeldes dann jedoch wieder nur spiegelglatte See aus. So ein Mist! Bei Punta Guanico dreht der Wind dann zwar kurz auf und wir Segeln ein Stückchen. Doch leider hält das Ganze nur für eine halbe Stunde. Danach wird wieder motort und wir sind froh, als das Gebrumme durch ein paar springende Delfine am Horizont unterbrochen wird. Wie üblich laufe ich mit meiner Kamera bewaffnet zum Bug und versuche mal wieder ein paar nette Delfinfotos zu machen. Das ist leider nicht ganz so einfach, weil die Tiere es irgendwie drauf haben, genau in dem Moment wo man abdrückt einfach abzutauchen. Heute habe ich jedoch Glück und ein besonders lustiger Delfin vollführt wilde Sprünge vor meiner Kamera. Kaum zu glauben, dass Delfine einfach so und aus Lust und Laune mal eben zwei bis drei Meter in die Luft springen. Während sich dann auch ein paar Delfine mal wieder an unserem Bug vergnügen, sehe ich im Wasser außerdem noch etwas sehr erstaunliches. Zum ersten Mal überhaupt schlängelt sich nämlich eine Seeschlange an unserem Rumpf entlang. Und das bei 6 kn Fahrt! Zu schnell leider, um auch diesen seltenen Gast aufs Foto zu bannen. So müsst Ihr mir nun leider einfach Glauben schenken, dass dieses knallgelbe Tier ziemlich klasse aussah. Den Rest des Tages mühen wir uns gegen einen unangenehmen Gegenstrom weiter in Richtung Westen. Die beeindruckende Küste der Azuero Halbinsel zieht dabei an unserer Steuerbordseite vorbei und wir erleben mal wieder einen völlig neuen Teil von Panama. Gegen 15 Uhr biegen wir schließlich um Punta Mariato nach Norden ab und kommen anderthalb Stunden später an unserem Ankerplatz in der Ensenada Naranjo an. Kaum das der Anker sich eingebuddelt hat, werden wir von Land aus mit einem ziemlich lauten Gebrüll begrüßt. Wir blicken uns etwas verdutzt an und entscheiden uns schließlich dafür, dass es sich bei den Schreihälsen wohl um eine Gruppe Brüllaffen handeln muss. Menschen sind jedenfalls trotz der an Land stehenden Hütten weit und breit nirgendwo zu sehen. Affen allerdings leider auch nicht. Zu gerne hätte ich ja noch ein paar Fotos von Brüllaffen geschossen. Aber wer weiß, vielleicht zeigen sie sich ja noch. Heute wird es mit dem Foto jedoch nichts mehr, denn kurz nach unserer Ankunft verdunkelt sich der Himmel und es fängt an zu regnen. Da hatten wir ja nun gar nicht mit gerechnet. Leider dreht auch der Wind und Blitze zucken am Himmel, so dass wir nun etwas ungemütlich auflandig vor Anker liegen. Bleibt nur zu hoffen, dass das nicht schlimmer wird. Zur Sicherheit setzen wir aber schon mal einen Notfallauslaufkurs ab und lassen unsere Instrumente mit einem Untiefenalarm laufen. Natürlich wird auch der normale Ankeralarm auf unserem GPS angeschaltet, doch wir wollen zusätzlich einfach auch frühzeitig wissen, ob wir uns gefährlich flachen Bereichen nähern. Um 18 und 19 Uhr absolvieren wir dann mal wieder unsere Funknetze und sitzen anschließend noch ein wenig am Laptop bzw. mit einem Buch in der Achterkabine. Da es auch morgen früh voraussichtlich wieder früh raus geht, lassen wir uns jedoch bereits gegen 20.30 Uhr in unseren Kojen nieder und sind wenig später auch schon eingeschlafen.

Delfinshow

Samstag, 21. Februar 2009: Ensenada Naranjo – Isla Jicaron 51,7 sm

Mann o Mann, nicht dass man uns demnächst noch für Frühaufsteher hält! Auch heute geht es nämlich mal wieder bereits um 6 Uhr früh aus den Federn. Eine halbe Stunde später geht dann der Anker auf und wir machen uns auf den Weg zur Isla Jicaron. Auch heute haben wir uns nämlich wieder einen 50 Seemeilen Schlag vorgenommen und wir wollen nicht zu spät ankommen. Im Gegensatz zu gestern erwartet uns heute jedoch wunderbarer Wind aus Nordost mit drei bis vier, später sogar fünf Windstärken. Der optimale Wind für unser kleines Schwergewicht Hello World. Wir laufen am Anfang mit satten 9 kn über Grund in Richtung Westen, müssen uns jedoch später bei nachlassenden Winden mit 6 kn begnügen. Immerhin, alles besser als motoren. Erfreulicherweise stimmt jedenfalls der heutige Wind eindeutig mit unserem Wetterbericht überein. Wir testen nämlich gerade den Service von Buoyweather.com und stellen erstaunt fest, dass nicht nur Windrichtung, sondern auch Windstärke und Zeitpunkt ziemlich gut hinkommen. Dummerweise tritt dann gegen 13 Uhr aber auch die vorhergesagte Flaute auf und wir müssen mal wieder auf Motorantrieb umschalten. Immerhin konnten wir heute aber glatte 41 sm segeln. Kaum ist der Motor an, kommen auch schon wieder unsere Freunde die Delfine zu Besuch. Diesmal gibt es zwar keine wilden Sprünge, doch auch so macht es immer wieder Spaß den Tieren zuzuschauen, wie sie um unseren Bug zischen. Schnell noch Mittag gegessen (gefüllte Weinblätter und Tzaziki) und dann heißt es auch schon wieder Anker raus. Wir gehen vor der Nordküste von Isla Jicaron vor Anker und lassen uns den inzwischen herrschenden WNW Wind um die Ohren pusten. Irgendwann lassen wir schließlich unser Dinghy zu Wasser und begeben uns mal wieder auf Landerkundung. So ist jedenfalls der Plan. Die Umsetzung scheitert jedoch kläglich an der mächtigen Brandung, die in unserer lauschigen Bucht überall an den Strand donnert. Da wir keine Lust auf wilde Dinghyrodeos haben, begeben wir uns schließlich unverrichteter Dinge wieder zurück zu unserem Schiff. Dort müssen wir dann allerdings feststellen, dass wir inzwischen Besuch an Bord bekommen haben. Der kleine Kerl heißt Jonathan und behauptet, er hätte bei eBay eine Kreuzfahrt mit Hello World nach Galapagos ersteigert. Na ja, stimmt vielleicht nicht ganz, aber immerhin haben wir eine ziemlich zutrauliche Möwe bei uns an Bord sitzen. Jonathan scheint nicht mehr ganz flugfähig zu sein, denn nach ein paar Flügelschlägen gerät er jedes Mal ziemlich ins Trudeln. Kaum hat man ihn von Bord verscheucht (der scheißt nämlich gelinde gesagt das ganze Teakdeck voll), kommt er auch schon wieder angeflattert. Wir lassen ihn schließlich sitzen und hoffen, dass er sich bis morgen wieder erholt hat. Unterdessen beratschlagen Axel und ich was wir nun so in den nächsten Tagen machen wollen. Eigentlich wollen wir nämlich unbedingt hier irgendwo Tauchen gehen, doch dass scheint nicht ganz so einfach zu sein. Das Wetter spielt im Moment nicht so richtig mit und sorgt mit umlaufenden Winden und viel Schwell für nicht die optimalsten Tauchbedingungen. Vor den meisten Tauchplätzen können wir derzeit nicht ruhig Ankern und auch die Sichtweiten sind durch das aufgewühlte Wasser arg getrübt. Wir beschließen daher am nächsten Tag noch einmal einen Anlandungsversuch auf Jicaron zu unternehmen. Vielleicht lässt es sich ja bei Niedrigwasser besser anlanden. Ansonsten wollen wir uns möglichst bald zu den Islas Secas aufmachen, wo bereits Teresa und Rob von „Yohelah“ vor ein paar Wochen schön getaucht sind. Nachdem wir die Beratschlagung abgeschlossen haben, ist es auch schon wieder Zeit für uns zum Funken. Erst komme ich mit meinem Pacific Passage Net an die Reihe und bin froh, dass ich die meisten Yachten ganz gut verstehen kann. Viele der derzeit auf dem Wege nach Galapagos befindlichen Boote, scheinen jedoch im Laufe des nächsten Vormittags dort anzukommen, so dass ich vermutlich am Sonntag als Net Controller nicht viel zu tun bekommen werde. Mal abwarten. Anschließend ist dann Axel mit dem Pacific Island Netz an der Reihe, welches aufgrund des Karnevals in Panama heute mal ohne Günter stattfindet. Aber die Segler können sich ja alleine auch ganz gut unterhalten. Anschließend sitzen wir noch eine Weile im Cockpit und nehmen mit Beunruhigung wahr, dass sich zwischenzeitlich ein ganz schöner Schwell in unsere Bucht hereingearbeitet hat. Hello World schwankt und tanzt, was das Zeug hält. Na, dass kann ja eine schöne Nacht werden. Da wir von der vielen Segelei bzw. Motorerei der letzten Tage recht müde sind, verschwinden wir gegen 21 Uhr mal wieder in die Kojen. Dort wird noch ein wenig gelesen, bevor eine halbe Stunde später schließlich das Licht ausgeht.

Isla Jicaron kommt ins Sicht

Sonntag, 22. Februar 2009: Isla Jicaron – Isla Ranchería 34,2 sm

Wie befürchtet war die Nacht ziemlich unruhig. Selbst in La Playita haben wir nicht so geschaukelt. Überall klirrt es in den Schränken (aha, da muss wohl noch für die Pazifiküberfahrt ein wenig Papier und Handtuch gestopft werden) und man wird in der Koje haltlos hin und her gerollt. Keine idealen Bedingungen zum Schlafen. Entsprechend müde wachen wir am Morgen auf und beschließen noch vor dem Frühstück abzulegen. Jonathan sieht das gar nicht gerne und reagiert etwas unwirsch, als wir ihn schließlich endgültig von Bord vertreiben. Doch da kennen wir heute keine Gnade mehr, insbesondere angesichts unseres völlig beschissenen (Entschuldigung, für den Ausdruck, aber ist doch wahr!) Vorschiffs. Während Axel den Kurs entlang der Westküste der Insel Coiba absetzt, mache ich mich unter Deck an die Zubereitung des Frühstücks. Zum Glück finden sich noch zwei vorgebackene Brötchen im Tiefkühler und auch das obligatorische Sonntagsei lässt sich schnell zubereiten. Während Hello World munter durch die Dünung stampft, genießen wir schließlich endlich unser geliebtes Frühstück im Cockpit. Der Wind beglückt uns heute leider nicht mit seiner Anwesenheit und so ist mal wieder motoren angesagt. Doch weit wollen wir eigentlich eh nicht fahren. Ganze 15 Seemeilen ist es bis zum nächsten Ankerplatz. Denken wir jedenfalls. Wir haben uns die Ensenada Hermosa als neuen Liegeplatz ausgesucht, der eigentlich gegen Schwell aus Nord und Süd geschützt sein sollte. Dummerweise dreht der Schwell im Laufe der Fahrt auf West, so dass wir in der Ensenada Hermosa angekommen feststellen müssen, dass auch hier das Ankern eher eine unruhige Angelegenheit werden würde. Also drehen wir nur eine kurze Runde durch die Bucht und lassen uns von der wilden Landschaft beeindrucken. Überall ragen Felsspitzen aus dem Wasser und am kilometerweiten Strand brandet das Meer mächtig an. Ensenada Hermosa blickt übrigens auf eine recht gruselige Vergangenheit zurück. Bis vor ein paar Jahren befand sich hier nämlich eine Strafkolonie. Die Gefangenen waren scheinbar so gefährlich, dass sich angeblich die Wärter über Nacht selbst einsperren mussten, um einigermaßen vor den Insassen sicher sein zu können. Fluchtversuche wurden wirkungsvoll durch die starken Strömungen und die Vielzahl der Haie verhindert. Heute ist von dem Straflager nicht mehr viel zu sehen und die Insel Coiba ist seit dem 17. Dezember 1991 ein Nationalpark. Dadurch, dass es auf der Insel mehrere Straflager gab, wurde nämlich jeglicher Einfluss auf die einzigartige Natur minimiert und so wurde Coiba kein Opfer von Abholzung und sonstiger wirtschaftlicher Nutzung. Wir machen uns dessen ungeachtet auf den Weg zu den nächsten möglichen Ankerplätzen. Doch sowohl die Ensenada Santa Cruz, als auch die wunderschöne Bucht von Playa Rosario sind erstaunlicherweise völlig unruhig und dem Schwell ausgesetzt. Schließlich haben wir die Nase voll und entschließen uns zu einem letzten Ankerversuch vor der Station der Park Verwaltung. Das hat dummerweise zur Folge, dass man uns wahrscheinlich zur Zahlung von Parkgebühren verpflichtet, doch für eine ruhige Nacht würden wir im Moment einfach alles geben. Also fahren wir in die im Panama Cruising Guide beschriebene Bucht und freuen uns schon über das ruhige Wasser. Allerdings müssen wir ziemlich schnell feststellen, dass wir in die flache Bucht leider überhaupt nicht hinein gelangen können. Zu dumm! Vor der Bucht ist es zwar auch nicht sehr schwellig, doch dort liegen wir reichlich ungeschützt gegen etwaige zunehmende Winde. Wir wagen noch einen Versuch vor der etwas südlicher gelegenen Ranger Station, doch auch dort ist uns die Wassertiefe eigentlich zu gering. Was also nun? Auf die 15 sm zum angeblich rundum geschützten Ankerplatz von Bahia Honda haben wir eigentlich keine Lust mehr. Aber da wäre ja auch noch ein Ankerplatz vor der kleinen Isla Ranchería. Der ist zwar gegen Nordost bis Südost völlig ungeschützt, aber da müsste man dann halt mit leben. Wir versuchen es jedenfalls mal und fahren noch die zwei Meilen von der Ranger Station auf die gegenüberliegende Insel hinüber. Dort angekommen, erwartet uns dann mehr oder minder DAS Ankerparadies! Eine wohlgeschützte Bucht, mehrere Strände, sandiger Ankergrund und das Alles für uns ganz alleine. Wir werfen erleichtert unseren Anker aus und freuen uns, dass das Motorgebrumme mal wieder verstummt. Aus den geplanten 15 sm sind wieder viel, viel mehr geworden und dabei wollten wir uns doch heute mal einen ruhigen Tag machen. Gelohnt hat sich die Reise aber auf jeden Fall. Selten haben wir so nett geankert und selten haben wir so viele Rochen um uns herum springen gesehen. Hungrig machen wir uns erst einmal über ein paar frisch gebackene Brötchen her. Während der Fahrt habe ich nämlich mal wieder den Ofen angeworfen und ein gutes Duzend leckere Vollkornbrötchen gebacken. Anschließend machen wir mit dem Dinghy einen kurzen Ausflug an den Strand und erkunden außerdem zwei Bojen, die augenscheinlich für Tauchgänge genutzt werden. Na, dass lässt ja hoffen. Nachdem wir zurück an Bord sind, bekommen wir dann allerdings noch Besuch von einem Boot der Parkverwaltung. Man bittet uns höflich, doch bitte noch direkt nach Coiba zu fahren und dort unsere Gebühren zu entrichten. Wir schwingen uns natürlich direkt in unser Dinghy und fahren die kurze Strecke zur Ranger Station. Dort angekommen, scheint sich aber überhaupt keiner für uns zuständig zu fühlen. Der Park Guide, der uns mit seinem Boot informiert hat, meinte zwar, dass er dort auf uns warten würde, doch leider bleibt er einfach auf seinem Boot sitzen und kümmert sich nicht weiter um uns. Da es inzwischen 17.30 Uhr ist, werde ich so langsam nervös. Immerhin ist heute Sonntag und ich bin um 18 Uhr mit Net Control für das Pacific Passage Net dran. Dass will ich ungerne verpassen und so fahren wir schließlich zum Boot der Parkverwaltung hinaus und fragen höflich an, ob wir vielleicht auch morgen einchecken könnten. No Problemo, sagt der Park Ranger grinsend und weiß scheinbar ganz genau, dass wir heute eh keinen Zuständigen mehr angetroffen hätten. Gerade pünktlich kommen wir schließlich wieder an Bord an und ich kann meiner Funktion als Net Controller Folge leisten. Viele Yachten sind inzwischen bereits auf Galapagos angekommen und ich brauche mich nur um vier Yachten zu kümmern. Notrufe gibt es zum Glück keine uns so ist das Netz schnell beendet. Anschließend grillen wir uns mal wieder ein paar leckere Filetsteaks, mit Krautsalat und Paprika als Beilage. Wie üblich sitzen wir danach noch eine ganze Weile im Cockpit und lesen ein wenig in unseren Büchern. Gegen 21 Uhr geht es dann mal wieder müde in die Kojen, die sich zum Glück heute nicht wie ein Rodeopferd aufführen.

Wann kommt denn endlich mal eine ruhige Ankerbucht?

Montag, 23. Februar 2009: Isla Ranchería 0 sm

Was für eine herrlich ruhige Nacht! Gut ausgeschlafen stehen wir gegen 7.30 Uhr auf und bereiten uns erst einmal ein leckeres Frühstück. Da heute Rosenmontag und damit ein Feiertag ist, gibt es ausnahmsweise mal ein Frühstücksei und dazu ein paar frische Brötchen. Danach geht es mit dem Dinghy mal wieder zur Ranger Station hinüber. Diesmal haben wir Glück und treffen den zuständigen Park Ranger an. Juan bittet uns in sein spartanisch eingerichtetes Büro, welches vor allem durch ein Foto von einem riesigen Krokodil beeindruckt. Dann erklärt er uns, dass wir pro Person 20 US-$ Eintritt bezahlen müssen. Dafür dürften wir dann aber auch so lange bleiben, wie wir wollten. Na, dass geht ja, denken wir so. Hatten wir doch von anderen Seglern von horrenden Preisen gehört. Doch als uns Juan schließlich erklärt, dass wir für das Ankern auch noch bezahlen müssten, werden wir doch ein wenig stutzig. Auf die Frage, wie lange wir denn bleiben wollten, fragen wir dann doch lieber erst einmal nach dem Preis dafür. Das wiederum wirft bei Juan die Frage nach unserer Bootslänge auf, die wir wahrheitsgemäß mit 53 Fuß beantworten. Juan wirft einen kurzen Blick in seine Preisliste und ist scheinbar selber erst einmal von dem Ergebnis geschockt. „Muy caro“ sagt er zaghaft und hält uns die Liste hin. Die 180 US-$, die für eine Yacht zwischen 50 und 100 Fuß pro Nacht zu bezahlen sind, verschlagen auch uns erst einmal die Sprache. Wir blicken Juan nur verzweifelt an und schütteln schließlich gemeinschaftlich alle den Kopf. Ob unser Boot denn wirklich 53 Fuß lang sei, fragt uns Juan schließlich. So bei genauerer Betrachtung müssen wir wiederum zugeben, dass Hello World wohl in letzter Zeit doch ziemlich geschrumpft sein muss. Auf mehr als 49 Fuß Länge über Alles kommen wir einfach nicht mehr. Gut, sagt Juan, dann würden wir ja in die nächst kleinere Kategorie fallen und müssten nur 60 US-$ pro Tag bezahlen. Wir vergewissern uns mit einem Blick auf die Preisliste, dass das auch stimmt und versprechen Juan hoch und heilig, dass wir jedem der fragt erzählen werden, dass Hello World ganz bestimmt nur 49 Fuß lang ist. Am Ende entschließen wir uns für zwei Nächte zu bezahlen und Juan stellt die Quittung auch noch freundlicherweise auf den 23. Februar aus. Die erste Nacht war damit quasi kostenlos, wenn man die Nacht vor Jicaron mitzählt, am Ende sogar zwei Nächte. Bevor wir uns wieder mit dem Dinghy auf den Weg machen, besuchen wir noch schnell das Besucherzentrum und schauen uns ein paar Schautafeln an. Die Insel Coiba ist vulkanischen Ursprungs und gehörte vor Jahrmillionen Jahren zu der gleichen Inselgruppe wie Galapagos oder Cocos Island. Entsprechend haben sich auch auf Coiba viele endemische Arten gebildet, welche durch die Nutzung der Insel als Strafkolonie auch weiten teils bis heute noch erhalten geblieben sind. Beeindruckt und mit der festen Absicht in den nächsten Tagen noch eine Wanderung über die Insel zu machen, kehren wir schließlich zu Bubbles zurück. Von Juan haben wir erfahren, dass wir jeden Tag gegen 17 Uhr für die Wanderung vorbei kommen könnten. Die würde etwa eine Stunde dauern und sehr nett sein. Bevor wir schließlich wieder zu unserem Ankerplatz fahren, machen wir erst noch einen kurzen Stopp auf der anderen Seite „unserer“ Insel Ranchería (auch Coibita genannt). Dort gibt es einen langen Strand, den wir natürlich gerne erkunden wollen. So laufen wir wenig später unter Palmen entlang und werden von ein paar Arbeitern dringend gewarnt, dass nicht zu tun. Ein Blick nach oben zeigt, dass die Palmen schwer mit Kokosnüssen beladen sind und das gelegentliche laute Plock von aufprallenden Kokosnüssen erklärt alles Weitere. Wir entdecken schließlich einen Pfad in den Dschungel und beschließen ihm zu folgen. Bergan geht es an mächtigen Bambusbüschen und dichtem Unterholz vorbei, bis wir schließlich eine freie Lichtung erreichen. Von hier haben wir einen wunderschönen Ausblick auf Coiba und die umliegenden kleinen Inselchen. Herrlich! Wir machen uns schließlich wieder auf den Rückweg zum Schlauchboot und treffen am Strand auf eine Gruppe Kayakfahrer. Mit einigen kommen wir schnell ins Gespräch und erfahren, dass man hier auf Coiba anscheinend nette Touren machen kann. Die Gruppe kommt komplett aus Kanada und übernachtet in einem Zeltlager auf Coiba. Man habe bereits Brüllaffen, Weißkopfäffchen und Krokodile gesehen. Umso mehr scheint uns daher eine Wanderung auf Coiba lohnend zu sein. Wir machen uns jedoch erst einmal auf den Rückweg zu Hello World, wo wir uns erst einmal ein wenig Flüssigkeit gönnen. Erstaunlicherweise ist es in West-Panama noch wärmer als in Panama City oder auf den Perlas. Das liegt wahrscheinlich daran, dass sich hier nicht die kühlende Wirkung des Humboldtstroms bemerkbar macht. Nachdem wir uns ausreichend erholt haben, packen wir schließlich unsere Schnorchelsachen und fahren zur nächst gelegenen Taucherboje hinüber. Der Anblick unter Wasser ist einigermaßen spektakulär, auch wenn die Wassertiefe für mich zum Schnorcheln deutlich zu tief ist. Irgendwie ist mir dunkles Wasser nicht ganz geheuer. Während ich also schnell wieder ins Dinghy hüpfe, schnorchelt Axel begeistert durch die Gegend. Irgendwann ruft er schließlich, ich solle doch mal zu ihm herüber kommen und ich fahre ihm mit dem Dinghy entgegen. Hier sind lauter Haie, erzählt er mir, während er ins Dinghy krabbelt. Ich setze schnell meine Taucherbrille auf und werfe vom sicheren Schlauchbootrand einen Blick ins Wasser. Und tatsächlich, da schwimmt doch tatsächlich ein ziemlich agiler Weißspitzenriffhai durchs Wasser. Wir beschließen augenblicklich hier noch einen Tauchversuch zu wagen, verschieben das Ganze aber doch noch auf den nächsten Tag. Heute steht nämlich noch eine andere Aufgabe an. Nachdem wir auf Espiritu Santo ja bereits fast alle Latten wieder in unser Großsegel eingefügt haben, wollen wir die heutige Flaute für die letzte verbleibende Latte nutzen. Während Axel die Latte zusammen schraubt, zieh ich also das Segel heraus und gemeinsam schieben wir die Latte schließlich in die Lattentasche hinein. Ein Stück zu lang ist sie leider, so dass wir knappe fünf Zentimeter am unteren Ende absägen müssen. Das ist zum Glück schnell erledigt und so haben wir nach nicht einmal einer halben Stunde Arbeit endlich wieder alle Segellatten einsatzbereit. Erschöpft von der Arbeit in der prallen Sonne ziehen wir uns anschließend erstmal in den Schatten von unserem Bimini zurück und lesen eine Weile in unseren Büchern. Dabei vergeht die Zeit wie immer wie im Fluge und schon ist es mal wieder 18 Uhr. Ich horche kurz in Pacific Passage Net hinein und kann mich heute als Relay-Station betätigen. Bevor Axel dann mit seinem Netz dran ist, gibt es noch schnell einen leckeren Thunfisch-Mais-Salat im Cockpit. Bei Günter kommt Axel allerdings heute überhaupt nicht an. Zwar hört Günter ihn schwach, doch irgendwie hat er heute keine Lust sich um ihn zu kümmern. Jedenfalls spricht er lieber einfach mit ein paar anderen Yachten weiter, so dass Axel schließlich frustriert den Funk ausschaltet. Wir sitzen anschließend wie üblich noch eine Weile im Cockpit, lassen uns jedoch bereits gegen 20 Uhr von den umher fliegenden Insekten unter Deck vertreiben. Während es sich Axel mit seinem Buch in der Achterkabine gemütlich macht, schreibe ich noch bis 21.30 Uhr mal wieder an diesem Logbuch.

Blick von Isla Ranchería auf Coiba

Dienstag, 24. Februar 2009: Isla Ranchería 0 sm

Während der Nacht frischt der Wind auf und dreht auf östliche Richtung. So verwandelt sich unser zuvor so gemütlicher Ankerplatz in ein deutlich weniger ruhiges Plätzchen, wenn es auch beileibe nicht so schlimm wir vor Jicaron ist. Wir schälen uns erst gegen 8 Uhr aus unseren Kojen und werfen erst einmal einen leicht beunruhigten Blick auf unser Echolot. Durch den Winddreher liegen wir nämlich inzwischen ziemlich tief in der Bucht drin und haben nur noch knappe 4 m Wassertiefe. Das reicht bei 2,4 m Tiefgang natürlich noch allemal, doch Vorsicht ist bekanntermaßen die Mutter der Porzellankiste. Wir verholen uns an der Ankerkette entlang ein Stück weiter nach draußen und nehmen dann erst einmal ein kleines Frühstück ein. Die vorgestern gebackenen Brötchen sind inzwischen in der Tiefkühlbox gelandet und können dort sehr schön bei Bedarf herausgenommen und aufgebacken werden. Welch ein Luxus! Gleichzeitig überlegen wir, was wir nun mit dem heutigen Tag anfangen sollen. Wir entscheiden uns schließlich mit dem Tauchgang noch etwas zu warten. Im Moment ist es uns einfach ein wenig zu unruhig. Der Wetterbericht sagt jedoch für den Nachmittag abnehmende Winde voraus, so dass wir beschließen erst um 15 Uhr bei Hochwasser Tauchen zu gehen. Damit können wir zwar dann wohl nicht die Wanderung auf Coiba unternehmen, aber man kann halt nicht alles haben. Da der Vormittag nun zur freien Verfügung steht, macht Axel sich nach langer Zeit mal wieder an unserem Sextanten zu schaffen. Der Pazifik sollte eigentlich ein ideales Übungsgebiet für astronomische Navigation sein. Zwar ist der Sextant bei uns mehr als historisches Navigationsinstrument mit an Bord (bei vier GPS an Bord ist die Wahrscheinlichkeit eher gering, dass wir das Teil mal wirklich zum Navigieren einsetzen müssen), doch ein schöner Zeitvertreib bietet er allemal. Also schießt Axel heute mal die Sonne und kommt tatsächlich auf eine Minute genau auf unserem Ankerplatz an. Für den ersten Versuch nach langer Zeit gar nicht mal schlecht, auch wenn da wohl noch etwas Verbesserungspotential gegeben ist. Ich sitze derweil mal wieder am Laptop und mache mich heute zur Abwechslung mal an den Übersetzungen für unsere englischen Seiten zu schaffen. Irgendwie ist da schon viel zu lange kein Update mehr gemacht worden, aber irgendwie hat man komischerweise auch immer ganz andere Dinge im Sinn. Zum Mittag bereitet uns Axel dann schließlich herrlich leckere Spaghetti mit Steinpilzen zu, die wir natürlich mal wieder im Cockpit genießen. Während ich anschließend wieder an meinen Laptop verschwinde, startet Axel mit den Vorbereitungen für unseren Tauchgang. Die Vorbereitungen geraten jedoch arg ins Stocken, als er bei den Bleigewichten in unserer Bilge angelangt. Beim Herausholen der Gewichte stellt er nämlich ziemlich erschrocken fest, dass in unserer Bilge mindestens 20 cm hoch Wasser steht. Ziemlich ekelig, braunes Wasser im Übrigen. Da wir Wasser im Schiff – und ein schneller Test ergibt, dass es sich wohl um Salzwasser handelt – überhaupt nicht gerne haben, wird erst einmal die Suche nach der Ursache voran getrieben. Wir versuchen das ganze logisch anzugehen und überlegen, wo das Wasser wohl herkommen könnte. Eine bekannte Leckstelle ist nach wie vor unser Ruderlager, doch das dort eintretende Wasser pumpen wir regelmäßig ab und wenn dann landet es eigentlich immer erst in der Motorbilge. Diesmal haben wir jedoch Wasser in der Hauptbilge im Salon. Eine weitere Möglichkeit wäre unsere Kühlanlage. Wir pumpen schließlich regelmäßig Wasser durchs Schiff und wenn da irgendwo ein Leck wäre, würden schon mal schnell ein paar Liter Wasser in der Bilge stehen. Doch auch dort können wir kein Leck finden. Stutzig macht uns ein wenig die braune Farbe des Wassers. Fäkalientank undicht? Nein, dass würde man sicherlich riechen. Rotweinflasche ausgelaufen? Auch das würde man riechen und dann wäre wohl auch unser gesamter Rotweinvorrat ausgelaufen. Kielbolzen undicht? Würde zwar das viele Wasser erklären, nicht jedoch die braune Farbe. Schließlich komme ich auf die Idee, dass das Wasser ja auch von oben kommen kann. Zwar haben wir in letzter Zeit nicht viel Salzwasser überbekommen, doch dafür haben wir erst vor kurzer Zeit unser Deck intensiv mit Salzwasser gereinigt. Die braune Farbe ließe sich dabei ohne weiteres durch die Teakpartikel erklären, die bei jedem Schrubben von Deck gespült werden. Also setzen wir kurzerhand einfach unser Deck unter Wasser. Während ich mit dem Schlauch systematisch Salzwasser an Deck verteile, sitzt Axel unter Deck und beobachtet, ob das Wasser in der Bilge mehr wird. Wird es allerdings nicht. Nach einer halben Stunde schließen wir damit ein Leck im Decksbereich aus und sitzen wieder grübelnd im Salon. Ob am Generator was lecken kann? Kann natürlich sein, also schalten wir das Teil einfach mal an. Der Wasserstand bleibt jedoch unverändert. Wo kommt den sonst noch Salzwasser ins Schiff? Na klar, an der Stopfbuchse! Immerhin sind wir ja auch eine ganze Menge motort in letzter Zeit. Aber hätte da nicht schon mal früher wenigstens ein bisschen Wasser auftreten müssen? Eigentlich schon, aber was kann es dann sein. Moment, da gibt es ja noch den Wassermacher! Da haben wir ja auch in letzter Zeit dran gearbeitet und dabei könnte ja durchaus irgendetwas undicht geworden sein. Also stellen wir den Wassermacher an und siehe da, der Wasserspiegel in der Bilge steigt. Bleibt nur die Frage, wo der Wassermacher nun undicht ist. Dafür begibt sich Axel in unsere Steuerbordkabine, wo der Wassermacher eingebaut ist, und schaut sich das Ganze mal von Nahem an. Am Ende ist es tatsächlich ein Fitting, was sichtbar Wasser durchlässt, welches dann in die Bilge abläuft. Die braune Farbe lässt sich einfach durch die Holzspäne erklären, die damals beim Einbau des Wassermachers leider nicht aus der darunter liegenden Bilge weggesaugt wurden. Puh, nachdem das geklärt ist, wollen wir uns dann doch noch endlich an unseren Tauchgang begeben. Schnell packen wir alles ins Schlauchboot und machen uns tauchfertig. Dann geht es zu den zwei Tauchbojen ums Eck, wobei wir uns für die landseitige Boje „Iglesias 35 Fuß“ entscheiden. Doch am Tauchplatz angekommen, müssen wir leider feststellen, dass im Gegensatz zu gestern heute eine unheimliche Strömung herrscht. Axel will es trotzdem versuchen und lässt sich und seine Tauchausrüstung ins Wasser. Allerdings schafft er es aufgrund der Strömung im Wasser nicht einmal alleine in sein Tauchjacket zu kommen und auch das Festhalten an der Bojenbefestigung ist völlig unmöglich. Schade, denn beim kurzen Blick unter Wasser sieht er einen großen Rochen unter sich entlang fliegen und auch die Sicht ist heute vielleicht sogar noch besser als gestern. Leicht frustriert fahren wir schließlich zurück an Bord, spülen die Tauchsachen ab und setzen uns mit einem Dekompressionsbierchen ins Cockpit. Dann wird erst einmal unter Deck das Chaos beseitigt, welches wir vor unserem geplanten Tauchgang einfach zurückgelassen hatten. Anschließend sind auch die Tauchsachen trocken und können ebenfalls wieder weggeräumt werden. Morgen soll es zu einem neuen Ankerplatz gehen und da sind umherfliegende Tauchflaschen doch eher im Weg. Wenn an einem Tag schon mal etwas schief geht, dann meistens immer gleich drei Dinge auf einmal. Wasser in der Bilge, versauter Tauchgang und…? Beim Hochnehmen des Dinghys in unsere Davits passiert dann das nächste Malheur. Der Knoten am Steuerborddavit reißt, als Bubbles schon ganz oben hängt und der Bug vom Schlauchboot klatscht ins Wasser. Das wäre vielleicht gar nicht so schlimm, wenn dabei nicht der Außenborder mit einem lauten Knall gegen unsere Hecklaterne krachen würde. Wir lassen Bubbles schnell mit dem Heck hinab und besehen uns den entstandenen Schaden. Leider hat die Hecklaterne den Zusammenprall nicht überlebt und sieht nun ziemlich lädiert aus. Da ist wohl eine neue fällig. Natürlich ist das aber mal wieder ein Ersatzteil, welches wir gerade nicht an Bord habe. Mal schauen, ob wir vor Neuseeland irgendwo ein neues Lämpchen bekommen können. Der Verlust der Hecklaterne ist aber auch nicht ganz so schlimm, da wir meistens eh unsere Dreifarblaterne am Mast benutzen. Für heute reicht es dann aber auch mit den Ärgernissen! Nachdem alles wieder aufgeklart ist, der Knoten neu geknüpft wurde (der Alte war einfach zu kurz und slippte durch) und alle Tauchsachen wohl verstaut sind, lassen wir uns bei einsetzender Dunkelheit schließlich zu einem kleinen Snack zum Abendessen im Cockpit nieder. Es gibt Cracker mit Käsedipp, kein fulminantes Mahl, denn dazu fehlt uns heute ehrlich gesagt die Lust. Gegen 20 Uhr geht es mal wieder unter Deck und mit einem guten Buch in die Kojen.

Mittwoch, 25. Februar 2009: Isla Ranchería – Isla Cavada 30,9 sm

Der Morgen empfängt uns mal wieder mit einer spiegelglatten See. War eigentlich klar, wo wir ja doch heute Segeln wollten. Wir lassen uns den Tag aber von so etwas schon lange nicht mehr verderben und starten um 8 Uhr erst einmal mit einem geruhsamen Frühstück im Cockpit. Axel presst uns leckeren Orangensaft von den San Jose Orangen und wir stellen bereits jetzt fest, dass wir eigentlich doch ein paar Kilo mehr hätten mitnehmen sollen. Die Pampelmusen und Orangen sind aber auch so was von lecker! In Deutschland ist der Verzehr einer Pampelmuse ja doch eher eine säuerlich-bittere Angelegenheit. Die Pampelmusen von Dieter und Gerda sind dagegen süß und super-fruchtig. Einfach saulecker hat. Entsprechend hat sich unser Bestand schon ordentlich reduziert und wird damit wohl nicht ganz bis nach Huahine reichen. Um zwanzig nach Neun nehmen wir schließlich mal wieder den Anker hoch und motoren aus unserer kleinen Ankerbucht hinaus. An Isla Rancheríe entlang geht es nach Nordwesten, vorbei an den Islas Contreras in Richtung Islas Secas. Die Angel wird natürlich auch wieder ausgebracht, denn so ein wenig Fisch würde uns heute gerade recht sein. Während wir mit 6 kn durchs Wasser ziehen, begleiten uns mal wieder ein paar Delfine, schauen uns links und rechts neugierige Meeresschildkröten an und schlängeln sich Seeschlangen um unseren Rumpf. Erstaunlich, was man bei glattem Wasser so alles zu sehen bekommt. Die Seeschlangen finden wir dabei am faszinierendsten, denn wir wussten bisher nicht, dass die sich so weit von Land entfernt an der Wasseroberfläche entlang schlängeln. Schließlich kommen die Islas Secas in Sicht und wir machen mit dem Fernglas zwei andere Segelyachten dort vor Anker aus. Ob wir vielleicht jemanden davon kennen? Ein paar unserer Bekannten aus Ecuador treiben sich ja noch hier in der Gegend herum. Doch bevor wir das herausfinden können, schlägt erst einmal unsere Angel an. Wir drosseln den Motor und sehen einen ziemlich großen und augenscheinlich ziemlich sauren Fisch hinter uns aus dem Wasser springen. Wenn das mal nicht ein Mahi Mahi ist. Allerdings scheint unsere Angel mit dem Fisch ziemlich überfordert zu sein. Die Bremse ist voll eingelegt und trotzdem spult der Fisch noch Meter um Meter Angelsehne von der Rolle. Erst nach ein paar Minuten ist er scheinbar zu mindestens so weit entkräftet, dass die Bremse hält. An Herankurbeln ist allerdings immer noch nicht zu denken. Also nimmt Axel die Angelrute in die Hand und versucht den Fisch durch Heranziehen und Wegkurbeln der Lose näher ans Schiff zu bekommen. Doch auch das gelingt nur mühsam, immer wieder zieht der Fisch weg und spult wieder Leine ab. Schließlich fahren wir einfach mit Hello World langsam rückwärts und kommen damit dem erstaunten Fisch entgegen. Axel kurbelt die Leine rein und schließlich haben wir den Fisch längsseits. Farbenprächtig und wunderschön kämpft tatsächlich ein Mahi Mahi an unserem Haken. Oh Mann, bei dem Anblick eines solch herrlichen Tiers möchte man am Liebsten einfach nur den Haken entfernen und den Fisch wieder ins Wasser geben. Insbesondere heute, dass „unser“ Mahi Mahi noch von seinem Partner begleitet wird, der nun völlig hektisch und hilflos um unser Boot schwimmt. Andererseits ist Mahi Mahi natürlich einfach viel zu lecker, als dass man so etwas dann tatsächlich machen würde. Also holen wir den Fisch mit Hilfe der Gaff an Bord, betäuben ihn mit Alkohol und versetzen ihm den Todesstoß mit dem Eispickel. Wir begucken uns unseren Mahi Mahi etwas genauer und stellen fest, dass uns mal wieder ein ganz schöner Brocken an den Haken gegangen ist. Nach ordentlicher Vermessung kommen wir auf 1,20 m Länge und einem Gewicht von 7,5 kg. Das wird ein Festmahl! Wir hängen den Fisch zum Ausbluten erst einmal an unser Heck und motoren die verbleibenden zwei Seemeilen zu unserem neuen Ankerplatz. Dabei bekommen wir noch einmal Gesellschaft von ein paar Bottlenose-Delfinen, die uns fast bis in die Bucht hinein begleiten. In der nördlichen Ankerbucht von Isla Cavada entdecken wir dann tatsächlich ein bekanntes Boot: „Encore“ mit Buzz und Maureen an Bord. Wir sagen kurz Hallo und schmeißen unseren Anker ein paar Meter entfernt ins glasklare Wasser. Die Beiden springen wenig später in ihr Dinghy und kommen auf einen kurzen Schnack zu uns herüber. Wir verabreden uns schließlich auf ein gemeinsames Mahi Mahi Grillen am Abend und laden auch gleich noch das zweite Boot in der Bucht mit dazu ein. Schließlich geht es unserem Mahi Mahi endgültig an den Kragen. Wir nehmen ihn aus, Filetieren ihn, versäubern alles und schweißen schließlich vier Portionen für den Tiefkühler ein. Ganze acht Filets behalten wir für den heutigen Abend über. Von einem einzigen Fisch hätten wir damit also umgerechnet acht Tage lang essen können. Wir bereiten noch ein wenig Tzaziki und Grillkartoffeln als Beilage zu und dann kommen auch schon die Gäste. Buzz und Maureen, sowie Ian und Ness von der „Eileen Dolan“ aus Kanada. Maureen hat noch einen Krautsalat und Zwiebelkuchen im Gepäck und so wird es in der Tat mal wieder ein richtiges Festmahl. Wir sitzen bis 21.30 Uhr zusammen und tauschen mal wieder Segelerfahrungen aus. Ian und Ness wollen leider morgen schon in Richtung Panama City weiter fahren, doch Buzz und Maureen werden wir wohl noch ein paar Tage hier sehen können. Nachdem uns unsere Gäste schließlich wieder verlassen haben, räumen wir noch schnell auf und fallen schließlich müde in unsere Kojen.

Irgendwie fangen wir immer größere Fische – 1,20 m Mahi Mahi

Donnerstag, 26. Februar 2009: Isla Cavada 0 sm

Nachts um Eins schrillt doch tatsächlich unser Tiefenalarm los. Das Echolot zeigt gerade noch 3,2 m Tiefe an, viel zu wenig für einen geruhsamen Schlaf. Der Wind hat scheinbar mal wieder auf nördliche Richtung gedreht und steht damit auflandig. Unter einem wunderschönen Sternenhimmel verholen wir also erst einmal das Schiff ein Stückchen weiter nach draußen und kommen schließlich bei einer Wassertiefe von 6,5 m zu liegen. Dass ist doch schon viel besser. Dann geht es auch schon wieder in die Kojen, auch wenn dort das Einschlafen aufgrund des leicht erhöhten Adrenalinspiegels erst einmal schwer fällt. Irgendwann gelingt es uns aber doch einzuschlafen und bis zum Morgen stört auch nichts weiter mehr unseren Schlaf. Ich stehe bereits um 7 Uhr auf, während Axel mal wieder ein wenig länger liegen bleibt. Erst gegen 8.30 Uhr lässt er sich wecken, wenn auch nur ungern durch den Duft von frisch aufgebrühtem Kaffee und aufgebackenen Brötchen. Warum ich eigentlich schon wieder so früh auf den Beinen bin? Ganz einfach, Buzz hat uns gestern verraten, dass es hier ein Wifi gibt und solch eine Chance muss natürlich sofort genutzt werden. Immerhin gab es fast zwei Wochen kein Update auf unserer Webseite und auch die Emails dürften sich mal wieder im Postfach häufen. Und tatsächlich erwische ich auf Anhieb eine Internetverbindung. Zwar ziemlich langsam, aber immerhin. Also lade ich noch vor dem Frühstück meine Emails herunter und fange an sie zu beantworten. Auch nach dem Frühstück geht es direkt wieder an den Laptop, allerdings nur kurz, denn heute wollen wir endlich einmal Tauchen gehen. Nachdem wir all unsere Tauchsachen zusammengebaut und ins Dinghy verfrachtet haben, fahren wir schließlich um die Nordspitze von Isla Cavada herum und zu einem kleinen Felsen ein Stück vor der Insel. Dort sehen die Bedingungen ganz gut aus und wir gehen ins Wasser. Wir Tauchen zu nächst links am Felsen entlang, kommen jedoch irgendwann in eine Strömungszone und kehren um. Dann geht es rechts am Felsen entlang, bevor wir auch hier wieder in einer Strömungszone landen. Das macht aber nicht viel, denn auch so gibt es einigermaßen viel zu sehen. Ein paar schöne Korallenköpfe, viele bunte Fische und sogar ein paar Exemplare, die wir zuvor noch nie gesehen hatten. Nach einer halben Stunde tauchen wir schließlich wieder auf und fahren zurück zum Schiff. Nachdem wir alle Tauchsachen gründlich mit Süßwasser abgespült haben, setze ich mich natürlich mal wieder direkt an den Laptop. Dummerweise ist die schöne Internetverbindung jedoch in der Zwischenzeit fast völlig verloren gegangen und ich schaffe es nicht einmal mehr ein paar Emails zu versenden. Also gibt es wohl doch erstmal kein Update der Internetseiten. Stattdessen machen wir uns nachmittags einfach noch mal zu einem Tauchgang bereit. Diesmal geht es zu einer kleinen Insel gegenüber unserer Ankerbucht. Auch dort sind die Bedingungen akzeptabel und wir gehen ins Wasser. Vorbei an riesigen Felzklötzen tauchen wir einmal rund um einen Unterwasserfelsen. Dabei sehen wir eine lustige Zebra-Muräne und eine ziemlich große Schildkröte. Allerdings bleiben die erhofften Rochen und Weißspitzen-Riffhaie leider aus. Da der Tauchplatz nicht sehr groß ist, sind wir auch hier wieder nach einer halben Stunde zurück an der Oberfläche. Zurück an Bord wird schnell noch alles aufgeräumt und abgespült bevor wir uns auch schon wieder auf den Weg machen. Buzz und Maureen haben uns zum Abendessen eingeladen und so fahren wir mit dem Dinghy zu „Encore“ hinüber. Der Abend wird mal wieder sehr interessant, denn Buzz und Maureen haben eine Menge zu erzählen. Die Beiden sind bereits in den Siebziger Jahren einmal um die Welt gesegelt, damals noch ohne GPS und die ganzen Dinge, die uns heute das Leben an Bord erleichtern (oder auch manchmal leider nicht). Gegen 22 Uhr kehren wir schließlich wieder an Bord von Hello World zurück, wo wir auch ziemlich schnell in unsere Kojen fallen.

Männlicher Weißpunkt-Kofferfisch

Freitag, 27. Februar 2009: Isla Cavada 0 sm

Wir schlafen gemütlich bis acht Uhr aus und verholen uns dann mal wieder zu einem leckeren Frühstück ins Cockpit. Seit Tagen haben wir dabei herrliches Wetter mit strahlendem Sonnenschein und wolkenlosem Himmel. Keine Regenwolken weit und breit in Sicht. Allerdings ist es dadurch auch bereits gegen 10 Uhr fast unerträglich heiß. Selbst der Sprung ins Wasser bringt keine rechte Abkühlung, denn auch dort haben wir derzeit 28°C. Nachdem wir gefrühstückt haben, versuche ich mal wieder ins Internet zu gelangen. Doch irgendwie ist es wie verhext. Ich bekomme zwar immer mal wieder für Sekunden eine Verbindung, doch das langt nicht einmal dafür meine Emails abzuholen. Frustriert gebe ich schließlich auf und mache mich stattdessen mal wieder ans Backen. Heute sind mal wieder Bagel angesagt. Ich rühre also alle Zutaten zusammen, knete den Teig und lasse ihn gehen. Da in der Zeit während der Teig geht nicht viel zu tun ist, fahren Axel und ich dann erst einmal mit dem Dinghy zum Strand. Natürlich darf auch ein wenig Inselerkundung nicht fehlen. Da Niedrigwasser ist, kommen wir allerdings nicht recht weit. Nur an zwei Strände können wir anlanden und uns auf die Suche nach Muscheln begeben. Allerdings ist die Ausbeute dabei nicht wirklich spektakulär. Die Strände sind recht steinig und so sind die meisten Muscheln ziemlich kaputt. Auch der große Strand vor dem Ressort bleibt uns versagt. Vor der Strand zieht sich ein großes Riff entlang, dessen Korallen leider völlig zerstört sind. Angeblich haben hier Fischer mit Chlorbleiche gearbeitet und damit die Korallen getötet. Das Ressort selber bietet übrigens einen sehr netten Anblick. Der private Eigentümer der Insel hat hier sehr interessant aussehende, permanente Luxuszelte errichten lassen und diese früher für viel Geld an Stars und Sternchen vermietet. Leider stürzte er vor einiger Zeit dann jedoch tödlich mit seinem Flugzeug ab und seitdem wird das Ressort nicht mehr betrieben. Angeblich steht es zum Verkauf und ist für rund 200 Millionen US-$ zu erwerben. Zu viel Geld für uns und so kehren wir schließlich wieder an Bord zurück. Dort ist mein Teig inzwischen schön aufgegangen und ich kann mehr oder minder gleichmäßige Teigringe daraus formen. Die werden dann erst für eine Minute in kochendes Wasser gegeben und anschließend im Ofen gebacken. Das Ergebnis ist wie immer sehr lecker und wir verspeisen direkt ein paar davon mit Frischkäse und Lachs zum Mittag. Anschließend setze ich noch einen weiteren Hefeteig an, denn wir haben beschlossen, dass es heute mal Pizza bei uns geben soll. Da Pizzaessen zu mehreren am meisten Spaß macht, laden wir dazu auch gleich noch Buzz und Maureen ein. Andere Yachten haben sich ansonsten leider nicht mehr in unserer kleinen Ankerbucht blicken lassen. Nachdem auch der Pizzateig vor sich hin geht, machen wir uns noch einmal mit dem Schlauchboot auf den Weg. Wir fahren zunächst bei Buzz und Maureen vorbei und schenken den Beiden ein paar frische Bagels. Dann geht es zu dem kleinen Riff im Norden unserer Ankerbucht, wo wir ein wenig Schnorcheln gehen. Allerdings befinden sich heute erstaunlich viele kleine Quallen im Wasser. Die stechen recht unangenehm auf der Haut und so sind wir schnell wieder aus dem Wasser raus. Gerade zur rechten Zeit, um zu sehen, dass sich vor „Encore“ doch tatsächlich ein paar Delfine tummeln. Wir versuchen langsam mit dem Schlauchboot in deren Nähe zu gelangen, um vielleicht zur Abwechslung mal mit Delfinen zu Schnorcheln. Da haben jedoch die Delfine leider kein Interesse dran und so kehren wir schließlich unverrichteter Dinge wieder zum Schiff zurück. Schnell wird der Pizzateig ausgerollt und zu Pizzaböden verarbeitet, ein paar Zutaten geschnibbelt und schon kommen auch unsere Gäste angefahren. Die Pizzaböden landen nach und nach auf unserem Grill, werden von einer Seite knusprig gebraten, dann belegt und schließlich auf der anderen Seite fertig gegrillt. Das Ergebnis ist ziemlich lecker und natürlich unterhalten wir uns auch mal wieder gut mit Buzz und Maureen. In den letzten Tagen haben wir ziemlich viel hin und her überlegt, wo wir in den nächsten Tagen eigentlich hin fahren wollen. Fest steht, dass wir irgendwann um den 9ten März in Richtung Cocos Island aufbrechen wollen, um uns dort mit Teresa und Rob von „Yohelah“ zum Tauchen zu treffen. Bevor wir dorthin fahren, wollen wir allerdings erst noch einmal irgendwo nach Proviantieren. Wir haben keinerlei frisches Gemüse mehr und auch die Getränkedosen haben wir bereits arg dezimiert. Zwei Möglichkeiten zum Proviantieren stehen uns zur Verfügung. Wir könnten Erstens nach Golfito in Costa Rica fahren und dort unsere Vorräte aufstocken. Vorteil wäre, dass wir dort alles in Fußgängerreichweite hätten und sogar eine kleine Freihandelszone für den Einkauf von günstigem Wein zu Verfügung stünde. Nachteil wäre, dass wir dafür etwa 100 sm zurück legen müssten, die wir bei den derzeitigen Wettervorhersagen wohl hauptsächlich motoren müssten. Außerdem müssten wir in Golfito nicht nur Einklarieren, sondern auch bereits wenige Tage später wieder Ausklarieren. Beides ist mit viel Lauferei und auch Kosten verbunden. Als zweite Alternative könnten wir jedoch auch die 20 sm bis nach Boca Chica in Panama fahren. Da dort selten kontrolliert wird, bräuchten wir uns um Ein- und Ausklarieren nicht zu kümmern. Allerdings müssten wir von Boca Chica aus erst einmal mit dem Taxi in die Provinzhauptstadt David fahren, um dort einkaufen gehen zu können. Auch Diesel könnten wir nicht wie in Golfito einfach an der Tankstelle tanken, sondern müssten ihn per Kanister besorgen. Am Ende überwogen bei uns die Vorteile für Boca Chica, denn auf weitere 100 sm motoren haben wir nicht wirklich Lust und Laune. Auch die lästigen Behördengänge sparen wir uns so, wenn wir auch für das Taxi nach David wahrscheinlich mehr bezahlen müssen, als wir in Golfito für das Ein- und Ausklarieren bezahlen würden. Also teilen wir Buzz und Maureen heute mit, dass wir in den nächsten Tagen nach Boca Chica fahren werden. Die Beiden wollen dort ebenfalls zum Nachproviantieren hin und so beschließen wir am Sonntag gemeinsam los zu fahren. Die Einfahrt nach Boca Chica ist nämlich recht flach und Buzz und Maureen waren bereits ein paar Mal dort und haben entsprechende Wegpunkte in ihrer Seekarte. Wir brauchen ihnen also einfach nur zu folgen und können einigermaßen sicher sein, dass wir bei der Passage immer genügend Wasser unter dem Kiel haben. Wir sind außerdem froh, dass wir die Beiden auf diese Weise noch ein paar Tage länger sehen werden und können so noch ein paar weitere interessante Anekdote von ihrer Weltumsegelung genießen. Zuvor verlassen uns unsere Gäste jedoch gegen 22 Uhr erst einmal wieder und wir fallen wenig später müde in unsere Kojen.

Blick auf unsere kleine Ankerbucht vor Isla Cavada

Samstag, 28. Februar 2009: Isla Cavada 0 sm

Während wir gerade just mit dem Frühstück fertig sind, kommt doch glatt eine Segelyacht um die Ecke gebogen. Sie entpuppt sich als „Winter Trek“ mit Robin und Jean an Bord, die wir bereits aus Bahia de Caraquez kennen. Keine halbe Stunde später funkt uns dann plötzlich „Claire de Lune“ an. Aufgeregt fragt man an, ob das tatsächlich Hello World sei, die dort vor Isla Cavada vor Anker liegen würde. Wir sind’s und Jan und George freuen sich mächtig uns zu sehen. Auch die Beiden kennen wir bereits aus Ecuador und so langsam könne wir hier ein Ecuador Revival Treffen aufmachen. Spätestens als sich schließlich „Batwing“ mit Ron und Diane melden – kaum zu glauben, aber auch die kennen wir aus Bahia – wird klar, dass es heute Abend eine kleine Beachparty geben muss. Schnell sind alle informiert und für 17 Uhr am Strand verabredet. Bis dahin ist allerdings noch ein wenig Zeit, so dass wir uns erst einmal anderen Dingen widmen können. Ich versuche mal wieder eine Internetverbindung zu bekommen und habe heute wenigstens teilweise Erfolg. Zwar reicht die Verbindung nicht zum Aktualisieren der Webseite, doch immerhin kann ich ein paar Emails abholen und versenden. Während ich den Vormittag vor dem Laptop verbringe, ummantelt Axel den Auspuff von unserem Generator, denn der ist unschön an einer Stelle angescheuert. Gegen 13 Uhr machen wir uns dann gemeinsam mit Buzz und Maureen in Richtung Südende der Insel auf. Dort gehen wir mit unseren Dinghies vor Anker und Schnorcheln eine halbe Stunde über ein relativ intaktes Riff. Dabei machen wir ein paar nette Fotos und sehen einige sehr nette Fische. Zurück an Bord geht es dann mal wieder an die Fischbestimmung. Das ist übrigens gar nicht so einfach. Viele Fische sehen sich unheimlich ähnlich und manche der von uns fotografierten Fische scheinen in unseren Büchern nicht vorzukommen. Mal abgesehen davon, dass allein unser Buch „Korallenfisch der Welt“ ganze 2044 Arten umfasst. Da kann man bei der Bestimmung schon mal arg durcheinander kommen. Auf jeden Fall vergeht so der Nachmittag in Windeseile und wir können uns schon wieder auf den Weg zum Strand machen. Dort gibt es ein großes Hallo mit all unseren Freunden und wir sind froh, dass wir uns zur Abreise am Sonntag und nicht schon heute entschlossen haben. Gegen 19 Uhr löst sich unsere kleine Party schließlich auf und wir halten noch auf einen kleinen Drink bei „Encore“ an. Wir besprechen, dass wir am nächsten Tag in Richtung Boca Chica aufbrechen wollen. Dabei werden wir „Encore“ etwa eine Stunde Vorsprung lassen, denn als kleineres Boot brauchen sie für die Strecke ein wenig länger. Gegen 21 Uhr sind wir dann wieder zurück an Bord von Hello World, wo wir noch eine Weile im Salon sitzen und schließlich wieder müde in unsere Kojen fallen.

Die Sonne versinkt mal wieder wunderschön

Sonntag, 1. März 2009: Isla Cavada – Boca Chica 19,7 sm

Bereits um 7.30 Uhr springen wir heute aus den Kojen und bereiten alles für ein leckeres Frühstück vor. Wir haben uns nämlich Jan und George von „Claire de Lune“ zum gemeinsamen Bagel mit Lachs Schmausen verabredet. Mein Bagelrezept habe ich nämlich damals in Ecuador von Jan bekommen, auch wenn sich inzwischen herausgestellt hat, dass Jan noch nie in ihrem Leben Bagel gebacken hat. Gegen 9 Uhr treffen unsere Gäste ein und wir genießen gemeinsam unser Frühstück. Natürlich gibt es auch das obligatorische Sonntagsei dazu und Axel hat sich die Mühe gemacht einen Liter Saft aus Dieters Orangen auszupressen. Mmmhh, lecker! Nach einer Stunde verlassen uns Jan und George wieder und wir fangen an das Schiff seeklar zu machen. Zwar ist auch heute wieder kein Windhauch in Sicht, doch man weiß ja schließlich nie was kommt. „Encore“ verlässt schließlich um kurz vor Elf unsere kleine Ankerbucht und wir folgen eine knappe Stunde später. Obwohl eine mehr oder minder spiegelglatte See vor uns liegt, rollen wir hoffnungsvoll die Segel aus und sind ziemlich erstaunt, dass wir uns mit 4,5 kn über Grund bewegen. Muss wohl am Strom liegen. Auf jeden Fall würden wir in dem Tempo genau pünktlich vor Boca Chica ankommen, um dort mit einer halben, steigenden Tide an den vorliegenden Riffen vorbei zu kommen. Doch daraus wird mal wieder nix. Kaum dass wir unterwegs sind, setzt sich nämlich ein wunderbarer Südwestwind mit 3-4 Windstärken durch und Hello World beschleunigt auf 6-7 kn. Vorhergesagt war zwar Nordostwind mit gerade einmal 1-2 Windstärken, doch über solch angenehme Änderungen werden wir uns ganz bestimmt nicht beschweren. Wir Segeln herrlich für 2 1/2 Stunden und gehen schließlich um kurz nach 14 Uhr neben unseren Freunden von der „Encore“ vor der kleinen Insel Ventana vor Anker. Durch die schnelle Segelei sind wir ein wenig zu früh dran und müssen nun erst einmal auf die auflaufende Tide warten. Die letzten zwei Seemeilen bis nach Boca Chica sind nämlich leider ein wenig flach und laut Seekarte gibt es eine unschöne Stelle mit nur einem Meter Wassertiefe. Das reicht uns natürlich bei Niedrigwasser nicht und wir wollen mindestens 1,7 m mehr Wasser haben. Dafür müssen wir bis 15.50 Uhr warten, dann hat die Tide den entsprechenden Wasserstand für uns organisiert. Buzz und Maureen könnten mit ihrem kleineren Boot zwar schon direkt nach Boca Chica fahren, doch sie haben uns freundlicherweise angeboten als Guide für uns zu fungieren. Die Beiden waren ja schon ein paar mal hier und haben entsprechende Wegpunkte und einen Track in ihrem GPS. Schließlich ist es soweit und wir gehen beide Anker auf. „Encore“ fährt langsam voraus und wir folgen in ihrem Kielwasser. Erfreulicherweise zeigt unser Echolot die ganze Zeit immer mehr als 3,8 m Wassertiefe an, so dass wir anscheinend alle Untiefen und Riffe gut umfahren. Nach einer halben Stunde Fahrt gehen wir schließlich neben ein paar anderen Yachten vor Anker. Der erste Blick zeigt eine aufgelockerte Bebauung am Festland und auf der großen Insel Boca Brava. Auf der Ostspitze von Boca Brava können wir ein nettes Haus ausmachen, welches wir nach unseren Cruising Guides als Frank’s Place identifizieren. Dort trifft sich abends die Seglergemeinde zum Sundowner und auch wir wollen natürlich in den nächsten Tagen dort einmal vorbei schauen. Heute gibt es den Sundowner jedoch erst einmal an Bord, ebenso wie das Abendessen. Da Sonntag ist, muss ich nämlich um 18 Uhr mal wieder Net Controller für das Pacific Passage Net spielen. Sieben Yachten checken heute bei mir ein, wovon sich drei auf dem Weg nach Galapagos und vier Boote auf der langen Strecke zu den Marquesas befinden. Nach einer halben Stunde erkläre ich das Netz schließlich für beendet und kann mich dem Abendessen widmen. Axel hat bereits alles vorbereitet und ich brauche nur noch ein paar Steaks und Rosmarinkartoffeln in die Pfanne zu hauen. Dazu gibt es einen leckeren mexikanischen Salat, den Axel mit unserer letzten verbliebenen Tomate zubereitet. Wie immer sitzen wir anschließend noch eine Weile im Cockpit und besprechen, was wir die nächsten Tage so unternehmen wollen. Auf jeden Fall müssen wir morgen unbedingt unseren Müll entsorgen. Seit Espiritu Santo hat sich doch eine ganze Menge Müll angesammelt, denn wir in Boca Chica entsorgen wollen. Außerdem wollen wir für Dienstag ein Taxi organisieren, welches uns in die Provinzhauptstadt David und zurück bringt. In Boca Chica sind die Einkaufsmöglichkeiten nämlich eher limitiert. In David gibt es dagegen ein paar schöne große Supermärkte und wir wollen außerdem noch unsere Dieselkanister an einer der Tankstellen auf dem Weg auffüllen. Nicht zu vergessen ist, dass wir auch noch dringend eine Bank brauchen. Bei der Abreise aus Panama haben wir nämlich dummerweise total vergessen noch einmal ein paar Dollar abzuheben. Zwar haben wir noch ein wenig Geld über, doch auf Cocos Island müssen wir voraussichtlich ungefähr 100 US-$ pro Tag bezahlen und wir wollen natürlich nicht nur einen Tag bleiben. Schließlich sind alle wichtigen Dinge besprochen und wir begeben uns mal wieder unter Deck, lesen noch ein wenig und machen gegen 21.30 Uhr mal wieder die Äuglein zu.

Ankunft in Boca Chica

Montag, 2. März 2009: Boca Chica 0 sm

Heute können wir mal wieder gemütlich Ausschlafen, bevor wir es uns zum Frühstücken im Cockpit bequem machen. Gegen 10 Uhr machen wir dann unser Dinghy klar und fahren flussaufwärts in das kleine Örtchen Boca Chica. Leider gibt es hier keinen richtigen Steg zum Anlegen, sondern nur eine Betonrampe, an der es nicht mal Festmacherringe oder ähnliches gibt. Also wirft man einfach seinen Anker quer über die Rampe und hofft, dass das Dinghy auf diese Weise nicht abhaut. Die Rampe ist auch gleichzeitig Anlegestelle für die Wassertaxis nach Boca Brava, die laufend irgendwelche Rucksacktouristen zum kleinen Hotel Boca Brava bringen. Wir laufen erst einmal gemeinsam mit Buzz und Maureen durch das Örtchen und bringen unsere dreckige Wäsche weg. Schon immer wieder erstaunlich, dass es mitten in der Pampa jemanden gibt, der eine kleine Wäscherei betreibt. Die Wäsche soll bereits morgen fertig sein und kostet angeblich 5 US-$ pro Sack. Wir wandern noch ein wenig durchs Örtchen und landen schließlich im netten Social Club. Da wir vom Herumwandern recht durstig geworden sind, nehmen wir dort erst einmal ein kühlendes Bierchen ein, bevor es weiter zum örtlichen Supermarkt geht. Dort gibt es zwar ein ausreichendes Sortiment an Dosen und Trockenwaren, doch leider kein frisches Obst und Gemüse. Bevor es zurück zum Anleger geht, organisieren wir uns noch schnell ein Taxi für den nächsten Tag. Dann soll es nämlich zum großen Einkauf nach David gehen. Zurück am Anleger müssen wir feststellen, dass das Wasser zwischenzeitlich deutlich gefallen und unsere Dinghies nun leider auf dem Trockenen liegen. Mit unseren neuen Rädern ist das jedoch zum Glück kein allzu großes Problem. Wir klappen die Räder einfach runter und rollen Bubbles zum Wasser. Zurück an Bord machen wir uns dann an die Aufgabe eine lange Einkaufsliste für den nächsten Tag zu schreiben. Obst und Gemüse brauchen wir natürlich, aber auch Käse und Wurst könnten ruhig wieder aufgestockt werden. Konserven oder Trockenwaren hingegen haben wir noch reichlich. Da besteht keinerlei Handlungsbedarf. Allerdings haben wir in den letzten drei Wochen satte sechs Paletten Cola, Malzbier, Ginger Ale und Bier verbraucht. Die sollen auf jeden Fall wieder ergänzt werden. Axel füllt außerdem den Inhalt unserer drei Dieselkanister in unseren Tank, damit wir morgen auch noch einmal Diesel kaufen können. Gegen 16 Uhr machen wir uns dann mit dem Dinghy auf den kurzen Weg nach Boca Brava. Dort treffen wir uns mit Buzz und Maureen, sowie Jim und Susie von „Marco Polo“ und „Sparta“ bei Frank’s. Jim und Susie wohnen bereits seit ein paar Jahren mit ihren Schiffen fest in Boca Chica. Lustig ist dabei, dass sie zwar ein Paar sind, jedoch auf getrennten Schiffen wohnen. Jim bewohnt „Marco Polo“ einen sehr interessant aussehender Dreimast-Schoner aus FerroZement. Susie dagegen lebt auf „Sparta“ einem kleinen Sperrholztrimaran. Die Beiden geben uns jede Menge Tipps für den Einkauf in David und versprechen uns eine Skizze für den morgigen Tag zu machen. Wir trinken ein paar kühle Bier zusammen und essen eine Kleinigkeit zu Abend. Auf dem Rückweg zum Dinghy treffen wir dann noch auf Frank, den Eigentümer des kleinen Restaurants und des Hotels Boca Brava. Frank stammt ursprünglich aus Deutschland, lebt jedoch bereits seit über 15 Jahren hier in Panama. Für ein paar Dollar kann man bei ihm eine Hängematte für die Nacht mieten und Touren über die kleine Insel unternehmen. Gegen 19.30 Uhr sind wir schließlich wieder zurück an Bord. Da ich irgendwie ziemlich müde bin – wahrscheinlich vom vielen Nichtstun – liegen wir bereits gegen 20.30 Uhr in die Kojen und lesen dort noch bis uns die Augen zufallen.

Kurzer Erfrischungsstopp im „Social Club“ von Boca Chica

Dienstag, 3. März 2009: Boca Chica 0 sm

Heute geht’s wieder etwas früher aus den Federn. Wir gönnen uns nur ein schnelles Frühstück, denn bereits um 8.30 Uhr werden wir von Jim und Susie mit ihrem kleinen Angelboot abgeholt. Die Beiden bringen uns und Buzz und Maureen freundlicherweise zum Anleger in Boca Chica, damit unsere Dinghies dort nicht den ganzen Tag dumm rum liegen müssen. Unser Taxi wartet schon und so geht es pünktlich los in Richtung David. Dabei fahren wir quer durch eine sehr nette, vor allem landwirtschaftlich genutzte Landschaft. Alles sieht sehr aufgeräumt aus und ist mal wieder völlig anders als der Rest von Panama den wir bereits kennen. Die Straße schlängelt sich durch kleine Hügel und an jeder Menge Flussläufen vorbei. Wir fahren durch das kleine Örtchen Chiriquí und erreichen nach einer Stunde Fahrt schließlich die Provinzhauptstadt David. Unser erster Stopp führt uns zu der kleinen Ferreteria Enrique, wo Buzz sich nach ein paar Werkzeugen erkundigt. Anschließend geht es nach nebenan zum Torni Centro, die eine enorm reichhaltiges Sortiment an Edelstahlsachen führen. Ich entdecke freudig erstaunt ein paar Zubehörteile für meinen Dremel und erstehe auch gleich ein paar neue Feinbohrer. Anschließend fahren wir ins Stadtzentrum und zum kleinen Daisy Warenhaus. Dort gibt es auf dem ersten Stockwerk eine kleine maritime Abteilung, in der wir jedoch nicht den benötigten Bootswachs finden. Ansonsten ist Daisy ein Warenhaus, wie man es in Europa heute nur noch selten findet. Auf der kleinsten Fläche gibt es einfach Alles. Von der Trompete, über die Kuckucksuhr, Batterien, Angeln, Schreibwaren, Nagellack bis hin zu den Partyhütchen aus Papier. Hier könnte man wahrscheinlich stundenlang stöbern und allerlei Tollitäten finden. Wir kehren jedoch zum Taxi zurück und fahren weiter zum Uhrenladen von Marquez. Axels Tauchuhr braucht eine neue Batterie, die wir auch ohne Probleme innerhalb von zehn Minuten für 4 $ gewechselt bekommen. Weiter geht es zum örtlichen PriceSmart. Als wir vor fast über einem Jahr unsere PriceSmart Mitgliedskarte auf Aruba erstanden haben, hätten wir wohl nicht gedacht, dass wir so oft davon Gebrauch machen würden. Nachdem wir uns dort mit einem kleinen Mittagssnack gestärkt haben, laden wir erstaunlicherweise ganze zwei Einkaufswagen voll mit Sachen. Kaum zu glauben, dass wir schon wieder so viel Getränke und Lebensmittel verbraucht haben. Dann geht es weiter zum Rey Supermarkt, wo wir weitere Sachen erstehen. Unser Pick-up Taxi ist bereits voll beladen und wir kehren zum Abschluss nur noch kurz beim Super Barú Supermarkt ein und schon sind wir fertig. Auf dem Rückweg nach Boca Chica tanken wir schließlich noch unsere Dieselkanister auf. Jeder Liter Sprit auf dem Weg nach Galapagos zählt, denn das Seegebiet ist bekannt für seine anhaltenden Flauten. Die Erfahrung haben wir ja bereits auf dem Weg nach Ecuador letztes Jahr gemacht. Bleibt nur zu hoffen, dass wir nicht von unserem gesamten Dieselvorrat Gebrauch machen müssen. Gegen 16.30 Uhr sind wir schließlich wieder zurück in Boca Chica. Am Anleger laden wir alle unsere Einkäufe in ein Wassertaxi und lassen uns für 2 $ pro Person zu unseren Schiffen bringen. Bei einer frischen Brise laden wir erst einmal alle unsere Sachen von dem schaukelnden Panga an Deck und helfen dann Buzz und Maureen mit ihren Einkäufen. An Bord von Hello World gönnen wir uns dann erst einmal ein kleines Erfrischungsbierchen im Cockpit, bevor es an die Arbeit geht. Alle Einkäufe werden auspacken und soweit wie möglich sofort verstaut. Dafür brauchen wir ganze zwei Stunden, ohne allerdings die Getränkepaletten bereits weggestapelt zu haben. Das muss wohl bis morgen warten. Zum Abendessen gibt es nur ein paar Brötchen und wir fallen nach weiteren Aufräumarbeiten gegen 21 Uhr mal wieder hundemüde in unsere Kojen.

Jim und Susie spielen „Wassertaxi“ für uns

Mittwoch, 4. März 2009: Boca Chica 0 sm

Nach dem anstrengenden gestrigen Tag dürfen wir heute mal wieder schön Ausschlafen. Ausnahmsweise gibt es dann ein leckeres Frühstück mit Ei (nur weil’s gestern keins gab), bevor wir uns an die Aufgabe begeben die Getränkepaletten weg zu stauen. Dafür müssen leider erst alle alten Paletten aus dem Vorschiff rausgeräumt werden, dann werden die neuen Paletten eingestaut. Schließlich kommen auch die alten Paletten wieder oben auf und mit Haushaltspapierrollen wird alles rutschsicher ausgestopft. Nach dem ich auf diese Weise etwa 15 Paletten hin und her bewegt habe, weiß ich was ich getan habe. Ich bin schweißgebadet und habe Rückenschmerzen. Doch damit nicht genug, zusätzlich müssen auch noch ein paar Weinflaschen verstaut werden. Die wandern gut eingepackt hinter die Salonpolster und gegen 11 Uhr ist endlich alles verstaut und ordentlich aufgeräumt. Axel pumpt derweil den neu erworbenen Diesel in unsere Tanks und bereitet zwei Kanister zum Benzinholen vor. Benzin gibt es zum Glück in Boca Chica und wir wollen natürlich für die Tauchgänge auf Cocos Island mit ausreichend Sprit gewappnet sein. Zum Mittag gibt es nur einen kleinen Snack, da wir uns für abends mal wieder zum Essen gehen verabredet haben. Während ich nachmittags nach langer Zeit mal wieder einen Muschelkettenanhänger herstelle und dabei meine neuen Bohrer ausprobieren kann, fährt Axel mit dem Dinhgy zur Tauchbasis ums Eck. Nach unserem letzten Tauchgang ist uns nämlich aufgefallen, dass Axels Tauchcomputer nur noch schlappe 7% Energie hat. Scheinbar hat er sich während der letzten Monate auf irgendeine Weise entladen. Mein Computer, den wir gleichzeitig mit Axels erworben haben, hat zum Glück noch ganze 79% Energie. Nun heißt es also möglichst kurzfristig an eine neue Batterie für den Computer heran zu kommen. Die Chancen schätzen wir jedoch als nicht allzu groß ein, aber vielleicht kann man ja irgendwo einen anderen Computer erstehen. Die Anfrage bei der Tauchbasis bleibt jedoch erfolglos und Axel schaut sich schon einmal an, wie das noch mit den Tabellen beim Tauchen ging. Zum Glück geht das Ganze ja auch ohne Technik. Gegen 17.30 Uhr sammeln wir schließlich Buzz und Maureen ein und fahren gemeinsam mit dem Dinghy zum Anleger der „Gone Fishing“ Lodge. Dort treffen wir auf Jim und Susie, sowie auf Ron und Diane von „Batwing“, die inzwischen ebenfalls in Boca Chica eingetroffen sind. Nach ein paar Sundowner-Bieren nehmen wir schließlich ein leckeres Abendessen ein und unterhalten uns mal wieder prächtig. Erst gegen 21.30 Uhr sind wir wieder zurück an Bord, wo wir mal wieder eine Weile im Cockpit sitzen und den Tag Revue passieren lassen, bevor es in die Betten geht.

Nette Aussicht von der Terrasse von „Gone Fishing“

Donnerstag, 5. März 2009: Boca Chica 0 sm

In der Nacht fängt der Wind an zu blasen und morgens dreht er so richtig schön auf. Während wir noch in den Kojen liegen und dem Heulen im Rigg lauschen, sehen wir plötzlich durch unsere achteren Rumpfluken einen unserer Benzinkanister über Bord fliegen und im Wasser landen. Zwei leere Kanister hatten wir schon an Deck parat gestellt, um heute endlich Benzin holen zu fahren. Einer davon hat den 20 kn Wind anscheinend nicht stand gehalten. Wir krabbeln schnell aus den Kojen, machen das Schlauchboot fertig und sammeln den Kanister wieder ein. In den letzten Tagen war es schon immer recht windig, doch heute heult es so richtig. Beim Frühstück sehen wir schließlich über 35 kn Wind auf unser Windinstrument. Während ich gerade unter Deck bin, geht der Wind sogar auf über 40 kn hoch und von Axel kommt plötzlich der Ruf „Encore driftet“ aus dem Cockpit. Wir fendern vorsichtshalber erst einmal Hello World ab, denn „Encore“ kommt schnell auf uns zugetrieben. Dann springt Axel ins Dinghy und versucht Buzz und Maureen zu helfen. Deren Anker hat sich völlig mit der Ankerkette vertörnt und so augenscheinlich nicht mehr gehalten. Ich bleibe an Bord zurück und beobachte scharf unseren Ankeralarm. Da „Encore“ direkt vor uns lag, ist nämlich die Wahrscheinlichkeit groß, dass sie mit ihrem Anker über unsere Kette gefahren ist und unseren Anker dabei auch losgelöst hat. Hello World scheint jedoch stabil zu bleiben und ich bin wieder mal froh, dass wir den guten Bügelanker haben. Der hält eigentlich immer. „Encore“ ankert schließlich ein Stück weiter neu und Axel kommt mit dem Schlauchboot zurück gesaust. Unseren Plan heute früh ins Örtchen zu fahren, verschieben wir lieber erst einmal auf später. Die frische Wäsche und der Sprit können sicherlich noch ein wenig warten. Bei dem Wind und den dadurch entstandenen Wellen macht Schlauchboot fahren nämlich überhaupt gar keinen Spaß. Auch unsere Abreise zu den Islas Secas, die wir für morgen geplant hatten, müssen wir wohl vielleicht noch einmal überdenken. Wenn es dort genauso stark aus Nordost weht, ist der Ankerplatz nämlich keineswegs sicher. Dann würden wir wohl doch lieber noch ein wenig hier bleiben. Aber mal schauen, irgendwann nimmt der Wind sicherlich wieder ab. Während wir uns so langsam an das Heulen im Rigg gewöhnen, freuen wir uns gleichzeitig über die nette und vor allem kostenlose Stromladung die wir heute bekommen. Teilweise gehen ganz 15 Ampere in unsere Batterien. Ein neuer Rekord für uns! Da wir nicht viel zu tun haben, außer aufzupassen, dass nicht auch unser Schiff auf Drift geht, verbringen wir den Tag relativ gemütlich mit Lesen. Kurze Aufregung kommt noch einmal auf, als sich nachmittags auch noch eine zweite Yacht auf Wanderschaft begibt. Wir sehen die Yacht vor unserem Bug entlang treiben und alarmieren erst einmal über Funk die anderen Segler. Während ich an Bord zurück bleiben und hoffe, dass auch diesmal unser Anker an Ort und Stelle bleibt, fährt Axel wieder mit dem Dinghy los und rettet nun schon das zweite Schiff. Der Eigner ist nicht an Bord und so versucht er mit Hilfe von Ron von „Batwing“ die Yacht wieder unter Kontrolle zu bringen. Weitere Schlauchboote kreiseln auf Standby um die Yacht und schließlich kommt auch der Eigner angefahren. Nachdem alles wieder Kontrolle ist, kehrt Axel wieder zurück an Bord und wir genehmigen uns erst einmal ein spätes Mittagessen. Es gibt überbackene Baguettes mit Salami und Tomaten, die wir leider in einem viel zu sonnigen Cockpit einnehmen müssen. Angesichts des starken Windes haben wir nämlich lieber unsere Bimini weg geklappt, bevor es sich noch vom Wind losreißen kann. So wird es im Cockpit ganz schön heiß und wir verziehen uns zum weiteren Lesen lieber unter Deck. Irgendwann am späten Nachmittag lässt dann der Wind schließlich endlich ein wenig nach. Zwar weht er immer noch recht stark mit 20 kn, doch die lästigen Böen werden langsam aber sicher weniger. Wir horchen in die beiden abendlichen Funknetze rein und sitzen anschließend mit einem Glas Wein im Cockpit. Gegen 21 Uhr geht es schließlich in die Kojen und wir sind echt froh, dass der Wind noch mehr abgenommen hat und wir uns scheinbar auf eine ruhige Nacht freuen können.

Segelyacht auf Drift

Freitag, 6. März 2009: Boca Chica 0 sm

Ja, die Nacht bleibt erfreulich ruhig und wir sind am Morgen schön ausgeschlafen. Doch bevor uns noch einmal was dazwischen kommt, fahren wir heute erst einmal vor dem Frühstück an Land, entsorgen unseren Müll, tanken die Spritkanister voll und holen unsere Wäsche ab. Kaum zurück an Bord fängt es dann auch tatsächlich schon wieder an zu Blasen. Wind- und Stromanzeiger gehen hoch und wir suchen beim Frühstück unter der Sprayhood Schutz, damit uns nicht der Käse vom Brötchen fliegt. Sauerei, es hätte ja auch mal ruhig bleiben können. Aber immerhin sind wir jetzt rein theoretisch Abreisebereit und könnten wieder zu den Islas Secas fahren. Ein Blick auf den Wetterbericht zeigt jedoch, dass es voraussichtlich auch in den nächsten Tagen noch ordentlich aus Nordost wehen soll. Also werden wir wohl einfach noch ein paar Tage hier bleiben und von Boca Chica aus zur Cocos Insel starten. Von unseren Freunden Rob und Teresa, mit denen wir uns ja auf Cocos zum Tauchen treffen wollen, haben wir inzwischen gehört, dass sie wohl erst am nächsten Dienstag aufbrechen werden. Wir sind immer noch auf eine Abreise am Montag aus und könnten dann schon mal ein wenig die Lage auf Cocos erkunden. Nach dem Frühstück machen wir uns heute mal an die Aufgabe unser Notfallpack zu kontrollieren. Für den Fall, dass wir irgendwann einmal unser Boot verlassen und in die Rettungsinsel steigen müssen, haben wir einen wasserdichten Sack, der neben einer SART-Transponder (damit einen der Hubschrauber einpeilen kann), Taschenlampen, Erste Hilfe Ausrüstung, und ein paar Medikamenten auch ein paar Lebensmittel enthält. Die Müsliriegel sind leider abgelaufen und werden daher gegen ein paar neue Riegel ersetzt. Außerdem wandert auf Axels Wunsch hin auch eine Dose Thunfisch in die Tasche. Damit wir im Zweifelsfall Fisch fangen können, haben wir auch eine komplette Angelausrüstung mit dabei. Man weiß ja nie, wie lange es dauert, bis man aus dem Ozean gefischt wird. Nachdem alles kontrolliert und ergänzt ist, wird die Tasche auf unserem Salonsofa deponiert, wo sie während längerer Passagen griffbereit gelagert wird. Da wir ansonsten nichts weiter zu tun haben, lesen wir auch heute wieder ein paar Bücher. Ich verschlinge Walter Moers und die „Wilde Reise durch die Nacht“, während Axel sich mit den Admiralty Tide Tables beschäftigt. Gegen Mittag fahren wir dann noch einmal mit dem Dinghy los und besuchen unsere Freunde von „Encore“. Wir bleiben jedoch nicht allzu lange, denn eigentlich wollen wir Buzz und Maureen nur zum Abendessen einladen. Axel hat sich nämlich ein neues Rezept ausgedacht, welches er unbedingt ausprobieren will. Anschließend fahren wir noch bei „Marco Polo“ vorbei und laden auch Jim und Suzy zum Essen ein. Bleibt nur zu hoffen, dass auch heute der Wind wieder abends ein wenig abnimmt. Zurück an Bord schnappen wir uns dann wieder unsere Bücher und ich schreibe noch ein wenig am Logbuch. Irgendwann am späten Nachmittag starten wir dann mit unseren Abendessenvorbereitungen. Während Axel Curry-Linsen in Kokosmilch zubereitet, kümmere ich mich um den Fisch. Die Reste von unserem Mahi Mahi werden schön mit Pecan-Nüssen paniert und schließlich in der Pfanne gebraten. Um 18 Uhr kommen schließlich die Gäste und wir starten mit ein paar kleinen Vorspeisen. Suzy hat Lachsschnittchen gemacht und Maureen einen Artischockendip zubereitet. Ich reiche noch ein wenig frisch gebackenes Bierbrot dazu und schon sind alle glücklich. Schließlich kommt der Hauptgang dran und Axel begeistert insbesondere mit seinen Linsen. Obwohl ich nicht unbedingt ein Fan von Hüslenfrüchten bin, muss ich doch sagen, dass diese in der Tat sehr gelungen sind. Wir unterhalten uns ansonsten wieder mal sehr gut mit unseren Freunden, die uns schließlich gegen 22 Uhr wieder verlassen. Schnell noch aufgeräumt und schon fallen wir in unsere Kojen.

Käpt’n Blaubär freut sich über neue Freunde – Suzy und Jim

Samstag, 7. März 2009: Boca Chica 0 sm

Was gestern nicht eingetroffen ist, startet dafür heute Nacht. Der Wind nimmt wieder zu und heult durch unser Rigg. Als ich schließlich wieder 35 kn auf dem Windmesser ablesen kann, entschließen wir uns doch noch mitten in der Nacht wieder aufzustehen. Für das Abendessen mit unseren Freunden hatten wir nämlich unser Bimini wieder hoch geklappt. Damit es nicht doch noch weg fliegt, nehmen wir es daher nun wieder runter und binden es gut fest. Weiter passiert erfreulicherweise nichts mehr in der Nacht und wir schaffen es noch einigermaßen Schlaf zu finden. Morgens wachen wir bei herrlichem Sonnenschein und nachlassendem Wind auf. Wir frühstücken wie immer schön im Cockpit und müssen uns heute mal nicht um umher fliegende Wurstscheiben sorgen. Den Vormittag vertrödeln wir mit Lesen und Aufräumen, doch gegen 11.30 Uhr brechen wir zu einem netten Landgang auf. Gemeinsam mit Maureen fahren wir nach Boca Brava hinüber und erkunden ein wenig die Insel. Wir haben von einer deutschen Strandbar gehört und die lock geradezu unverschämt mit einem kühlen Bier für uns. Allerdings ist die Strandbar gar nicht so einfach zu finden. Bei über 30°C Wandertemperatur wären wir eigentlich schon nach zehn Minuten trinkbereit, doch die blöde Bar lässt sich einfach nicht auffinden. Wir laufen entlang der „Hauptstraße“ und biegen in jede Abzweigung nach links ab, in der Hoffnung dort den ersehnten Strand samt Bar zu finden. Dabei treffen wir auf Jennifer aus Schweden, die ebenfalls auf der Suche nach dem Strand ist, jedoch auch keine näheren Informationen über dessen Lage hat. Nach einer dreiviertel Stunde Laufen haben wir es dann endlich geschafft. Der Strand und die Bar liegen vor uns und wir beobachten erstaunt, dass es sich Ron und Diane von „Batwing“ gerade auf zwei Liegestühlen bequem machen. Erstaunlich, wenn man alles im Dschungel trifft. Zu unserer großen Enttäuschung ist jedoch die Strandbar heute geschlossen. Die Besitzerin ist zwar da und trinkt auch mit ein paar Freunden ein kühles Bier, uns weißt sie jedoch unfreundlich zurück und wir bleiben auf dem Trockenen sitzen. Dass ist ziemlich blöd, denn angesichts des erwarteten 10-Minuten-Ganges mit Getränkegarantie am Ende, haben wir natürlich mal wieder nichts zu Trinken mitgenommen. Entsprechend durstig sind wir zwischenzeitlich und der Rückweg zum Hotel Boca Brava wird ganz schön anstrengend. Dort bekommen wir bei Frank’s dann endlich das ersehnte kühle Nass und erholen uns von den Strapazen. Zum meiner großen Enttäuschung ist es uns nicht einmal gelungen ein paar der Affen zu sehen oder gar zu fotografieren, von denen die Insel angeblich nur so wimmeln soll. Schließlich geht es zu unseren Schiffen zurück, wo wir uns noch ein wenig mehr von der Wanderung erholen können. Gegen 17 Uhr starten wir dann mal wieder mit ein paar Kochvorbereitungen. Zwar sind wir zum Abendessen bei Buzz und Maureen eingeladen, doch wir wollen natürlich wie üblich auch eine Kleinigkeit beisteuern. So bruzzeln wenig später mal wieder ein paar von Axels leckeren Crabcakes in der Pfanne. Um 19 Uhr geht es dann hinüber zu „Encore“. Jim und Suzy sind auch wieder mit dabei und wir verbringen einen netten Abend bei leckeren Krebsküchlein und Hähnchencurry. Erst gegen 22 Uhr kehren wir schließlich zu Hello World zurück und sind froh, dass der Wind sich zwischenzeitlich komplett beruhigt hat. So fallen wir dann auch direkt in unsere Kojen und sind wenig später auch schon eingeschlafen.

Kleiner Dschungelspaziergang auf Boca Brava

Sonntag, 8. März 2009: Boca Chica 0 sm

Ach ja, eigentlich hätten wir ja heute endlich in Richtung Islas Secas oder Islas Ladrones aufbrechen wollen. Aber irgendwie überkommt uns nach unserem sonntäglichen Luxusfrühstück die völlige Unlust. Der Wind hat zwar nachgelassen und so könnten wir wohl auf eine relativ ruhige Nacht vor Anker bei den Inseln hoffen. Doch irgendwie bringen uns die paar Meilen Streckenersparnis ja auch nicht wirklich weiter. Da können wir ja eigentlich besser am nächsten Tag direkt nach Cocos Island aufbrechen. Also beschließen wir heute einfach mal faul zu sein und lassen den Anker liegen. Wir verbringen den Tag mit Lesen und fahren noch einmal bei Jim und Suzy, sowie Buzz und Maureen vorbei, um uns zu verabschieden. Der Nachmittag wird uns durch ein Stück Kuchen versüßt, den uns Ron und Diane von „Batwing“ frisch gebacken vorbei bringen. Mmmh, lecker! Den Abend verbringen wir dann zur Abwechslung mal wieder alleine, sitzen dabei im Cockpit und trinken ein Glas Wein. Ach, wie schön untätig kann das Leben als Blauwassersegler sein.

Montag, 9. März 2009: Boca Chica – Islas Ladrones 26,5 sm

So, nun aber! Doch bevor es los geht, heißt es erst noch ein paar Dinge erledigen. So kommt es, dass ich Axel direkt nach dem Frühstück in den Mast ziehe, wo er ein paar Schoner an unseren Salingen anbringt. In Panama City hatten wir ein paar Schaumstoffröhren, auch als Schwimmnudel bekannt, gekauft, die wir nun an unseren unteren beiden Salingspaaren anbringen wollen. Auf der langen Vorwindstrecke über den Pazifik wollen wir damit verhindern, dass unser Großsegel allzu sehr an den Salingen scheuert. Nachdem das erledigt ist, wollen wir eigentlich noch schnell an Land und unseren Müll entsorgen. Doch da kommen uns Buzz und Maureen freundlicherweise zuvor. Sie kommen bei uns am Boot vorbei, verabschieden sich nun tatsächlich endgültig von uns und nehmen uns unseren Müll ab, um ihn für uns an Land zu bringen. So brauchen wir unser Dinghy gar nicht aus den Davits abzulassen und können direkt damit starten Hello World seeklar zu machen. Das ist schnell erledigt, denn eigentlich waren wir ja schon gestern startklar. Doch so schnell können wir ja noch gar nicht los. Axel hat ausgerechnet, dass wir gegen 12 Uhr ausreichend Wasser für alle Untiefen der Gegend unterm Kiel haben sollten und so warten wir brav bis dahin ab. Dann kommt nach einer schönen Woche in Boca Chica der Anker nach oben und wir tasten uns durch die schmale Ausfahrt von Boca Chica. Dank Beratung von Jim und Suzy, Wegpunkten von George und Jan und der freundlichen Unterstützung unseres vorausschauenden Echolots kommen wir auch diesmal wieder ohne Grundberührung durch die flache Passage und sehen uns eine halbe Stunde später mit südwestlichen Winden konfrontiert. Was soll das nun wieder? Am Ankerplatz hatten wir doch noch schönen Nordostwind! Damit hätte man schön Segeln können. Aber mit dem schwachen Südwest kommen wir irgendwie überhaupt nicht weiter. Vor allem, weil anscheinend auch noch 2 kn Strom gegen uns stehen. Also bleiben die Segel eingerollt und wir machen uns erst einmal unter Motor auf den Weg. Vielleicht wird’s ja weiter draußen besser? Stattdessen wird die Angel mal wieder ausgebracht, denn unser Mahi Mahi Vorrat ist auf unerklärliche Weise auf Null zusammen geschmolzen. Der Wind besser sich natürlich auch nicht, je weiter wir uns von Land entfernen. Sollen wir so wirklich unsere Reise nach Cocos beginnen? Da haben wir eigentlich keine Lust drauf und so ändern wir mal wieder spontan unsere Pläne. Statt Cocos wird ein Wegpunkt für die Islas Ladrones eingegeben, denn statt zu motoren, können wir ja viel besser die Nacht vor Anker verbringen. Und ob wir nun einen Tag früher oder später auf Cocos ankommen, ist ja eigentlich auch egal. Unsere Freunde Rob und Teresa von „Yohelah“ kommen ja sowieso erst am Dienstag weg und sind damit eh einen Tag später da. Schließlich kommen die Ladrones (das heißt auf Spanisch so viel wie Diebe) in Sicht und genau pünktlich schnappt sich auch mal wieder ein Fisch unseren Angelköder. Wir sehen ihn am Ende der Leine wütend aus dem Wasser springen und freuen uns, denn das kann nur bedeuten, dass wir mal wieder Mahi Mahi bekommen. Der Fisch ist erfreulicherweise kooperativ und schwimmt samt Köder in Richtung Schiff, so dass wir ihn bereits fünf Minuten später zum Schiff gekurbelt haben. Schnell holt Axel ihn an Bord, betäubt ihn mit Alkohol und bereitet ihm den Garaus. Keine weiteren fünf Minuten später hängt der Fisch zum Ausbluten am Heck und Hello World ist wieder auf Kurs zum Ankerplatz. Scheinbar sind wir inzwischen doch recht geübt mit der Fischverarbeitung. Am Ankerplatz angekommen, wird der Mahi Mahi dann filetiert, gesäubert und in Folie eingeschweißt. Essen werden wir ihn nämlich heute leider nicht, da wir bereits Hack aus dem Tiefkühler genommen haben, welches nun zuerst verarbeitet werden muss. Axel bereitet uns daraus eine feine Pfanne mit Hackbällchen und Paprikagemüse, die wir wie gewohnt im Cockpit einnehmen. Dabei beobachten wir wie neben uns ein abgetakelter Fischkutter vor Anker geht und uns somit vor den Ladrones Gesellschaft leistet. Gegen 20 Uhr verscheuchen uns schließlich ein paar lästige Noseeums unter Deck, wo wir in den Kojen noch eine Weile lesen bevor das Licht ausgeht.

Isla „Viereinhalb Palmen“

Dienstag, 10. März 2009: Islas Ladrones – auf See 123,4 sm

Wie könnte es anders sein? Man sucht sich bei südwestlichen Winden eine schöne, geschützte Ankerbucht für die Nacht und was macht der olle Wind? Na klar, er dreht! Nicht nur in Bezug auf die Richtung, sondern auch ein paar Windstärken mehr auf. Uns kündigt sich dieser Vorgang durch vermehrtes Schaukeln an und einen Ausblick durch die achteren Luken auf ein paar ziemlich scharf aussehende Felsen hinter unserem Heck. Schließlich wird uns das Geschaukel zu viel und wir beschließen mitten in der Nacht aufzubrechen. Bei Nordost und 4 Beaufort sollte es sich eigentlich ganz kommod nach Cocos segeln lassen. Außerdem leuchtet uns ein riesiger Vollmond den Weg, so dass wir uns nicht ganz in die unbequeme Dunkelheit hinaus wagen müssen. Also geht der Anker um kurz vor 2 Uhr nachts auf und wir setzen unsere Segel. Während ich wieder in die Koje verschwinden darf, übernimmt Axel die erste Nachtwache. Allerdings werde ich nach einer Stunde bereits wieder nach draußen gerufen, den der Wind, der blöde Hund, hat sich mal wieder entschieden uns einen Strich durch die Rechnung zu machen. Von den schönen 16 kn sind gerade noch 6 übrige geblieben und die reichen uns leider nicht wirklich zum Segeln. Auf der platten Ostsee wäre es damit ja vielleicht noch gegangen. Aber hier bringt einfach der zwei Meter hohe Pazifikschwell die Segel derart zum Schlagen, dass Dümpeln leider überhaupt keinen Spaß macht. Also wird der Motor angeworfen und wir motoren nun doch in Richtung Cocos. Erst zum Frühstück kommt der Wind schließlich wieder und wir können wieder Segeln. Wenn auch quälend langsam. Zwischen 3 und 4,5 kn schaffen wir, in den Spitzenböen sehen wir sogar ab und zu mal eine Fünf auf unserer Speedanzeige. Egal, das Leben an Bord ist dadurch ruhig und gelassen. Ich backe zum Frühstück frische Brötchen, wir Lesen viel und auch die Begegnungen mit den zahlreichen Frachtern verlaufen recht entspannt. Man merkt doch, dass man noch in der Nähe vom Panama Kanal ist. Erst gegen 15 Uhr lässt der Wind wieder soweit nach, dass wir wieder die Dieselgenua zur Unterstützung nehmen müssen. Wir wagen zwar noch einen Versuch mit Hilfe unseres Spinnakers etwas Fahrt zu machen, doch selbst der hängt bei der lauen Brise nur schlaff herunter. Dafür kommen uns nachmittags mal wieder ein paar Delfine besuchen. Schon von weitem sind sie zu sehen, denn sie schlagen wahre Purzelbäume in der Luft. An der charakteristischen Zeichnung können wir sie als Gemeine Delfine identifizieren, die allgemein als Akrobaten der Meere bekannt sind. Der Wind entschließt sich auch am Nachmittag und Abend nicht wieder aufzubrisen, so dass wir mit geringen Touren weiter auf Cocos zumotoren müssen. Abends genießen wir die Reste der Hackbällchen von gestern und bereiten uns schließlich auf eine ruhige Nacht vor (wenn man mal vom Motorenbrummen absieht). Axel übernimmt wie gewohnt die erste Wache und könnte im strahlenden Licht des Mondes womöglich sogar noch nachts ein Buch lesen. Stattdessen kommt jedoch unser MP3-Player zum Einsatz, der nicht nur Musik, sondern vor allem auch zahlreiche Hörbücher enthält.

Begegnung mit Tokyo Express aus Hamburg

Mittwoch, 11. März 2009: Auf See 125,9 sm

Um Mitternacht werde ich von Axel geweckt und löse ihn von seiner Wache ab. Der Pazifik wird inzwischen seinem zweiten Namen „Stiller Ozean“ völlig gerecht, denn das Wasser erstreckt sich glatt wie ein Spiegel vor uns. So brummen wir weiterhin auf Kurs 243° in Richtung Cocos Island und ich mache es mir mit dem MP3-Payer im Cockpit gemütlich. Als erstes schaue ich mir darauf ein kleines Video über Panama an. Mist, da haben wir doch wohl tatsächlich noch gar nicht alles von Panama gesehen! Scheinbar haben wir ein paar richtig schöne Ecken völlig verpasst oder übersehen. Nachdem das Video vorüber ist, höre ich mir dann ein paar Lektionen Französischkurs an. Schließlich geht es demnächst nach Französisch Polynesien und dort wird natürlich Französisch gesprochen. Nachdem ich gelernt habe, wie ich meinen Reisepass am Flughafen vorzeige und meine Koffer durch den Zoll bekomme, schalte ich den Player auf freie Titelwahl und lasse mich überraschen, was mir dabei so geboten wird. Im Laufe meiner Wache erfahre ich dadurch, wie Dieter Bohlen die reine Wahrheit über Irene Cara erzählt, wie man auf Schwedisch nach dem Weg zum Strand fragt, dass Stefan Effenberger es allen gezeigt hat und lasse mir außerdem noch von Aretha Franklin etwas über Respekt vorsingen und lausche Elvis wie er „Are you lonesome tonight“ ins Mikrofon säuselt. Fragt sich nur, was die Leute eigentlich früher so auf ihren Nachtwachen gemacht haben? Nach drei entspannten Stunden darf ich wieder in die vorgewärmte Koje und Axel darf sich wieder um die Schiffsführung kümmern. Auch dabei passiert nicht viel, eigentlich sozusagen sogar gar nichts und ich werde erst um 6 Uhr wieder geweckt. Wir trinken erst einmal eine Tasse Kaffee und müssen feststellen, dass sich der Himmel in der Morgendämmerung heute gar nicht freundlich zeigt. Überall Wolken und schließlich fängt es sogar an zu Regnen. Axel freut sich darüber, denn so werden der Dreck und das Salz mal wieder vom Deck gespült. Wir stellen außerdem fest, dass wir während der Nacht scheinbar gar nicht alleine an Bord waren. Zwei Rotfuß-Tölpel haben es sich auf unserem Bugkorb bequem gemacht und dort die Nacht verbracht. Nun putzen sie sich zierlich ihr Gefieder und lassen sich durch uns überhaupt nicht stören. Wir können bis auf einen halben Meter an sie heran gehen, ohne dass sie überhaupt nur Anstalten machen würden, weg zu fliegen. Ob die wohl mit uns nach Galapagos wollen? Wie auch gestern nimmt erfreulicherweise auch heute der Wind gegen kurz vor Neun wieder zu und wir können endlich wieder Segeln. Zuerst mit 3,5 kn, schließlich aber sogar mit satten 5 kn geht es voran. Während Axel am Panama Pacific Net teilnimmt und ein wenig mit Teresa von „Yohelah“ redet, entdecke ich vor unserem Bug plötzlich eine riesige Rückenflosse. Mit bleibt ein wenig der Atem weg, denn bei dem schnittig durchs Wasser ziehenden Teil handelt es sich augenscheinlich nicht um einen Wal oder Delfin. Die verraten sich nämlich üblicherweise durch ihr lautes und deutlich sichtbares Atmen. Also hängt an dieser Flosse wohl ein Fisch dran und bei der Größe wohl oder übel ein Hai. Whow! Auch wenn das auf die Distanz schwer fällt, schätze ich das Tier mal auf gut 5-6 m Länge. Na, da wird uns auf Cocos ja einiges erwarten. Den Vormittag verbringen wir ansonsten mit Lesen, Logbuch schreiben und relaxen. Auch heute ereilt uns wieder das Schicksal nachlassenden Windes und gegen 13.30 Uhr geben wir das Segeln schließlich wieder auf. So brummen wir weiter über einen ruhigen Ozean unter einem grauen Himmel entlang. Schon erstaunlich, wie die Farbe Grau einem so aufs Gemüt schlagen kann. Irgendwie wird alles trist und nicht einmal die nachmittags vorbei schauenden Delfine haben Lust auf ein Wettrennen am Bug. Völlig gelassen sehen dagegen unsere beiden Rotfuß-Tölpel dem Wetter entgegen. Sie haben es sich auf unserem Bugkorb und dem Anker so richtig schön gemütlich gemacht und lassen sich nicht mal durch das gelegentliche Aus- und Einrollen der Genua stören. Wir versuchen nämlich nach wie vor bei jedem noch so kleinen Windhauch wieder auf Segelantrieb umzustellen. Allerdings gelingt uns das nicht wirklich. Stattdessen verschlechtert sich das Wetter im Laufe des Tages noch weiter und gegen Abend sehen wir die ersten Blitze über den Himmel huschen. Na, dass kann ja wieder heiter werden. Angesichts des ebenfalls wieder einsetzenden Regens machen wir uns zum Abendessen nur ein paar Brötchen. Nach den üblichen Funkrunden am Abend darf ich dann wie üblich erst einmal in unserer Salonkoje verschwinden. Eine Stunde schlafe ich wunderbar, dann kommt Axel auf die Idee ein paar Segelversuche zu starten. Immer wieder werde ich daher von dem Aus- und Einrollen der Genua geweckt. Die Segelversuche bleiben auch nach wie vor erfolglos. Der Wind dreht nur in den Gewittersqualls ein wenig auf und dreht dabei aus allen Richtungen. Wir befinden uns damit wohl augenscheinlich in der so genannten ITCZ, der Innertropischen Convergenz Zone. Früher hat man dieses Gebiet auch Kalmen oder Roßbreiten genannt. Es ist bekannt für seine schwachen Winde und im Pazifik leider auch für die teilweise recht starken Gewitter. Was die Gewitter angeht, haben wir einigermaßen Glück, denn das meiste Geblitze spielt sich zwischen den Wolken ab. Unangenehm und beängstigend ist es aber trotzdem.

Rotfuß-Tölpel aus nächster Nähe

Donnerstag, 12. März 2009: Auf See – Cocos Island 59,9 sm

Mitten in einem schönen Regenschauer darf ich um Mitternacht mal wieder meine Wache antreten. Axel leistet mir freundlicherweise noch ein wenig Gesellschaft, bevor er schließlich in die Koje verschwindet. Ich lausche mal wieder dem MP3-Player, bin jedoch heute nicht ganz bei der Sache. Zu viel Geblitze, zu viel Geschaukle. Aber wie war das noch? Wir machen das Ganze ja freiwillig! Um 3 Uhr wecke ich Axel wieder, was gar nicht so einfach ist und dreier Versuche bedarf. Ich darf mich dafür wieder hinlegen und bitte Axel diesmal nicht schon wieder bei jeder kleinen Böe die Genua zu setzen. Er beherzigt diesen Wunsch und hat aber auch nicht viel Anlass für irgendwelche Segelambitionen. Der Wind bleibt lau und dreht nach Laune hin und her. Ich übernehme nach drei Stunden Träumerei um 6 Uhr wieder die Wache und koche erst einmal einen Kaffee. Während Axel sich noch ein wenig aufs Ohr haut, erblicke ich bei Tagesanbruch am Horizont die Umrisse von Cocos Island. Die Insel ist mit 671 m recht hoch und bereits aus weiter Entfernung gut auszumachen. Komisch, wie viel leichter es sich motort, wenn man das Ziel bereits am Horizont sehen kann. Unsere Rotfuß-Tölpel haben die Insel scheinbar auch ausgemacht, denn kaum dass das erste Tageslicht da ist, heben sie ab und verschwinden grußlos in Richtung Cocos. Also hatten sie wohl doch nicht bis Galapagos gebucht. Ganz schön schlaue Tiere, sich so die Hälfte der Strecke transportieren zu lassen. Statt der Beiden kommen uns jedoch ganze Scharen anderer Tölpel besuchen. Sie fliegen dicht hinter uns her und um uns herum und man denkt ein wenig schaudernd an Alfred Hitchcock’s „Die Vögel“. Manche kommen uns sogar so nah, dass sie unser Vorstag rammen. Auch ein paar Delfine – diesmal sind es Bottlenose Delfine – kommen uns besuchen und zierpen uns vom Bug aus zu. Ich nehme meine übliche Delfinbeobachtungsposition am Bugkorb ein und entdecke ganz schön viele Narben auf den Tieren. Scheinbar haben sie sich ein paar Kämpfe geliefert. Bei einem der Tiere hängt sogar ein Stück aus der Rückenfinne heraus und scheint gerade erst frisch zugefügt worden zu sein. Scheinbar verstehen sich Haie und Delfine wohl nicht ganz so gut. Um 10.30 Uhr erreichen wir schließlich die Chatham Bay auf Cocos Island und hängen Hello World erst einmal an eine der zahlreich ausliegenden Mooringbojen. Auf dem Weg durch die Bucht können wir uns schon mal von der herrlich klaren Wasserqualität überzeugen. Sogar einen Hai kann ich zehn Meter unter uns über den Grund schweben sehen. Toll! Kaum an der Mooring festgemacht, kommt auch schon ein Schlauchboot mit zwei Mitarbeitern der Nationalparkverwaltung angebraust. Sie heißen uns freundlich auf Cocos Island willkommen und erläutern uns die Parkregeln. Das wir nicht in Costa Rica einklariert haben, scheint keinen zu stören und man fragt uns sogar, ob wir einen Cocos Island Stempel in unsere Pässe haben wollen. Wollen wir natürlich und lassen auch gleich unsere Kölschen Pässe mit abstempeln. Dann fragt man uns, wie lange wir bleiben wollen. Wir fragen lieber erst einmal entgegen, was uns der Spaß denn hier kosten wird. Park Ranger Philandro erläutert uns, dass wir pro Tag und pro Person 25 US-$ Parkeintritt bezahlen müssen. Außerdem werden für Hello World, welche wir mit 15 m Länge angeben, noch einmal 25 US-$ Ankergebühr fällig. Macht umgerechnet 75 US-$ pro Tag. Außerdem werden für jeden Tag, den wir Tauchen gehen wollen, noch einmal 10 US-$ pro Person fällig. Wir entscheiden uns erst einmal für vier Tage Ankern und drei Tage Tauchen und bezahlen insgesamt 360 US-$. Sollten wir länger bleiben wollen, wäre das kein Problem. Dann müssten wir nur über Funk Bescheid sagen. Philandro gibt uns noch eine Kurzeinweisung in die umliegenden Tauchplätze und warnt uns, dass an einem Tauchspot gerade ein Tigerhai gesichtet wurde. Uagh, den wollen wir eigentlich lieber nicht treffen. Mit seiner Länge von bis zu 5,50 m und im Aussehen stark an einen großen Weißen erinnernd, gilt er als aggressiv und potentiell gefährlich. Ansonsten würden wir viele kleinere Haie zu Gesicht bekommen, ein paar Hammerhaie und viele Rochen. Am Besten sollten wir mit einem Tauchgang bei Isla Manuelita beginnen, denn da würde es nicht so stark strömen. Er empfiehlt uns außerdem möglichst jemanden an der Oberfläche zu lassen, der uns im Zweifelsfall wieder aus dem Wasser sammeln könnte. Im Zweifelsfall könnte er uns einen seiner Guides mitgeben und auch wenn wir einen Tour an Land machen wollen, würde er uns einen Guide besorgen. Mit soviel Freundlichkeit und Service hätten wir auf Cocos Island gar nicht gerechnet. Schließlich steht die Insel nicht gerade bei vielen Seglern auf der Routenplanung. Und auch wir hatten erst vor ein paar Monaten erfahren, dass es als Segler überhaupt möglich ist, Cocos Island zu besuchen. Schließlich verlassen uns die Jungs vom Nationalpark wieder und wir machen uns erst einmal ein leckeres Omelett zum Frühstück. Während wir dieses noch im Cockpit genießen, ziehen über uns und Cocos dicke Regenwolken auf und es fängt an wie aus Kübeln zu schütten. Da verziehen wir uns doch lieber unter Deck. Axel holt noch ein wenig Schlaf nach und ich mache es mir mit einem Buch gemütlich. Leider bleibt das Wetter den restlichen Tag so ungemütlich und wir brauchen uns keine Gedanken über eventuelle Landgänge oder Tauchausflüge zu machen. Wir erholen uns schön von der Überfahrt und bruzzeln uns abends ein paar Steaks mit scharfem Mais-Bohnen-Paprika Gemüse. Dabei können wir beobachten, wie sich die kleine, beschauliche Chatham Bay nach und nach gewaltig füllt. Während wir tagsüber mit einem Tauchboot und einem Sportfischer alleine waren, kommen nun immer mehr Sportfischer und noch ein weiteres großes Tauchboot. Vor Isla Manuelita geht außerdem ein kleiner Versorger vor Anker, der anscheinend die Angler mit Diesel versorgt. Gar nicht schlecht, denn vielleicht könnten wir dort auch unsere Dieselvorräte vor der Abreise noch einmal aufstocken. Gegen 21 Uhr fallen wir schließlich mal wieder in unsere Kojen und lassen uns dort ordentlich durchschaukeln. In die Bucht steht nämlich ein ganz schöner Schwell, der die Boote hin und her tanzen lässt. Wir stören uns nicht weiter daran, denn die letzten Nächte wurden wir ja auch bereits ordentlich durchgeschaukelt. Und vor Anker brummt wenigstens nicht auch noch der Motor dabei rum.

Echtes Schietwetter in der Chatham Bay