Plan B, wie Blaubär

Auckland, 1. April 2010:

Moin Kinners,

also nun hab ich hier mal das Ruder in die Tatzen genommen. So kann das ja nicht weitergehen. Axel und Brit machen schlapp und wollten das Schiff auf’n Frachter stellen. Da muss ich als Kaptain doch mal Einspruch erheben! Während die Beiden sich im April in den Flieger setzen, werde ich Hello World einfach alleine nach Europa zurück segeln. Wäre ja gelacht, wenn ich als alter Seebär das nicht schaffen würde. Natürlich werde ich täglich über meine Abenteuer berichten und dann auch mal die wirkliche Wahrheit über das harte Seemannsleben auf den Tisch bringen. Ihr könnt also gespannt bleiben!

Euer Käpt’n Blaubär

Auf See, 7. Mai 2010:

Moin Kinners,

so ja, ja… Da habe ich Axel und Brit aber schön reingelegt. Erst wurde Hello World verladen und als Axel wech war, ganz fix wieder abgeladen. Seit ein paar Stunden bin ich nun einbärig unterwegs in Richtung Heimat. Den Trip wollte ich mir doch nicht nehmen lassen! Das Westcape von Neuseeland liegt bereits achteraus und ich komme gut voran. Spi hoch und wech, wie ich immer sage! Lediglich das ganze Tueddelzeuchs von Abdeckfolie wieder zu entfernen, nimmt ein wenig meiner kostbaren Zeit in Anspruch. Dafür konnte ich die Jungs von der Eemsgracht überreden mir noch ein paar Zwiebel als Proviant aufzuladen. Schön handlich im 1,2 Tonnen Gebinde. Da gibt’s heute Abend erst einmal eine ordentliche Portion Zwiebelkuchen von!

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Südpazifik, 8. Mai 2010:

Moin Kinners,

stellt Euch vor, kaum nähere ich mich den Chatham Inseln, wimmelt es nur so vor Albatrossen. Da habe ich doch glatt meine Chance genutzt für ein wenig Speed zu sorgen. Weiss ich als erfahrener Seebär doch ganz genau, wie gerne Albatrosse Zwiebeln mögen. So habe ich einfach ein paar Zwiebelstuecke an Angelleine gebunden und schwupp die wupp mir ein paar Zugvögel gefangen (daher übrigens auch der Name!). Nun bin ich im Sausetempo in Richtung Chile unterwegs. Wie jeder weiss, braucht so ein Albatross ja bis zum Kap Hoorn nur schlappe sieben Tage. Mal schauen, ob sie das Tempo mit Segelyacht im Schlepptau halten können…

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Südpazifik, 9. Mai 2010:

Moin Kinners,

jouh, auch heute ging es wieder flott voran. Die Albatrosse ziehen noch und der Wind schiebt auch noch kräftig mit. Schade das hier keiner um mich herum segelt. Das gäbe bestimmt ein tolles Foto: Hello World mit Spi und Zugvögeln in Gleitfahrt. Wir sind so schnell, dass das Schiff in den Wellentälern auf dem Kiel gleitet! Ich arbeite mich derweil weiter durch die Zwiebeln durch – heute mal mit Zwiebelsuppe a la Bär!

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Südpazifik, 10. Mai 2010:

Moin Kinners,

ja, auch heute gibt es natürlich wieder einen Positionsreport von mir! Ich will mich jedoch ausnahmsweise mal kurz fassen. Was soll man sagen, der Verzehr von Zwiebeln erzeugt Flatulenz! (Für die Nicht-Lateiner spricht man auch von Furzen). Das trifft sich eigentlich ganz gut auf meiner Reise gen Osten. Konnte ich doch so gestern über mehrere Stunden und mittels geschickt angebrachter Trichter einen Düsenantrieb erzeugen und bin entsprechend wieder gut voran gekommen. Lediglich der Verlust einiger Albatrosse ist zu beklagen, die scheinbar den liebreizenden Geruch nicht vertragen haben.

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Südlicher Südpazifik, 11. Mai 2010:

Moin Kinners,
auch wenn’s weiter gut voran geht – meine Güte is das kalt hier! Da muss man selbst als Blaubär noch ein Zweitfell ueberziehen. Ich glaub, ich mach mir dann jetzt auch erst mal einen Grog…

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Südlicher Südpazifik, 12. Mai 2010:

Moin Kinners,

von den Roaring Forties, durch die Furious Fifties naehere ich mich nun unaufhaltsam den Screaming Sixties. Es wird immer kälter und die Wellen immer höher. Definitiv kein Seegebiet fuer Nicht-Blaubären! Aber als erfahrener Seebär fühlt man sich hier natürlich wie zu Hause am heimelingen Herd. Der Spi und die Zugalbatrosse ziehen und Kap Hoorn rückt in Riesenschritten näher. Nun heisst es allerdings auf kleine Eisberge und Growler aufzupassen. Daher geh ich jetzt man lieber rauf auffe Brücke und werfe einen Blick rundum… Nicht das das noch Ärger mit Axel und Brit gibt, weil ich irgendwelche Eisbergkratzer am Rumpf habe.

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Ganz südlicher Südpazifik, 15. Mai 2010:

Moin Kinners,

also, keine Sorge, mich gibt’s noch und Hello World und ich schippern zügig auf’s Hoorn zu. Allerdings hatte ich die letzten Tage Begleitung von einem liebeskranken Blauwal und musste erst einmal seelsorgerisch tätig werden. Ihr glaubt ja man gar nicht, was einem so ein Wal alles vorheulen kann. Am Ende konnte ich ihn aber mit einer feinen Portion Portweinzwiebeln wieder aufmuntern (sorry Brit und Axel, aber bei so einer Walportion ist eine ganze Flasche von dem guten Portwein aus Porto drauf gegangen).

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Südlicher Südpazifik, 17. Mai 2010:

Moin Kinners,

es bleibt weiterhin spannend! Gestern bin ich doch glatt auf Eis gestossen!!! Leider nicht auf Erbeereis, sondern auf ziemlich dichtes Packeis. So geriet meine Reise abrupt ins Stocken und ich musste mir fix was überlegen. Aber natürlich bin ich als Blaubär um keine neue Idee verlegen und so habe ich einfach aus ein paar Stücken Holz (da lag so ein halber Baumstamm mit Schnitzereien im Vorschiff) einen Schlitten gebaut und den flugs unter den Kiel geschnallt. Dank Zugvögeln ging es nach kurzer Zeit in rasender Fahrt über das Eis weiter. Inzwischen habe ich auch den südlichsten Punkt meiner Reise ueberschritten und begebe mich nun langsam aber sicher wieder auf Nordkurs.

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Kap Hoorn, 20. Mai 2010:

Moin Kinners,

sou, da hab ich dann wohl doch mit meinen Albatrossen etwas mehr als neun Tage bis zum Kap Hoorn gebraucht. Nun denn, immerhin ist es jetzt geschafft. Von nun an wird es hoffentlich wieder wärmer und ich kann mich bald aus dem oeseligen Zweitfell schälen.

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Südatlantik, 22. Mai 2010:

Moin Kinners,

das kann ja wohl mal dem besten Blaubären passieren. Da sind wichtige Nachrichten doch tatsächlich nicht über den Äther gegangen, weil ich Schussel mal wieder vergessen hab auf absenden zu drücken. Nun denn, das Hoorn ist gerundet und ich befinde mich auf Nordkurs. Erst kommt allerdings ein Schlenker zu den Sandwichinseln. Meine Zwiebeln sind alle und ich brauche dringend Nachschub!

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Südatlantik, 24. Mai 2010:

Moin Kinners,

tja, so langsam werden die Temperauren wieder etwas bärenertraeglicher. Ausserdem konnte ich heute Kontakt zu den Bewohnern der Sandwichinseln aufnehmen. Die haben mir, freundlich wie sie halt sind, gleich ein paar belegte Stullen rüber gerudert. Nun ist auch der Proviant fuer die nächsten Tage wieder gerettet. Allerdings gibt es nicht etwa Leberwurst oder Käse auf den Broten, sondern ganz ausgefallene Dinge wie Möveneiersalat, Algenwurst und Seetangaufstrich. Nun ja, wenn ich ehrlich sein darf, die Zwiebeln waren leckerer…

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Südatlantik, 30. Mai 2010:

Moin Kinners,

es geht weiter gut voran! Auf meinem Weg nach Norden ist es mir inzwischen allerdings ziemlich langweilig. Na gut, ab und an kommt mal ein Wal oder Delfin vorbei. Aber bei denen herrscht ja immer nur das eine Thema: Fisch, Fisch und nochmals Fisch. Der wird wohl immer schwieriger zu finden und so habe ich meinen Meeresfreunden einfach ein paar Sandwiches abgegeben. Langfristig müsst ihr Menschen da aber wohl mal dran arbeiten! Ausserdem riefen mich Brit und Axel vor ein paar Tagen an. Ich sei in Hooksiel gesichtet worden! Das ich nicht lache, so ein unverschaemter Doppelgänger!!! Ganz klar, ich sitz hier auf Hello World und schaukel das Schiff über den Atlantik gen Heimat. So, jetzt will ich mich mal wieder um die Navigation kümmern. Nicht, dass ich noch vom rechten Weg abkomme…

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

09 51.0’S:30 32.0’W: Immer noch Südatlantik, 2. Juni 2010:

Moin Kinners,

seit der letzten Positionsmeldung ist es so richtig mummelig warm geworden! Endlich konnten die dicken Pullover wieder in den Schrank und die Badehose raus geholt werden (jau, da hätte der eine oder andere jetzt wohl gerne ein Foto von – Blaubär in Badehose). Allerdings hat sich seit heute mein Etmal (also die in 24 Stunden zurück gelegte Strecke) rapide verschlechter. Nur noch 240 sm!!! Da muss ich als Bär wohl mal ran…

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Atlantik, mitten in den Kalmen, 3. Juni 2010:

Moin Kinners,

unwahrscheinlich, ich werde immer langsamer! Und da habe ich nun schon fast alle Trimmtricks angewandt. Was mach ich bloss?! Wenn das so weiter geht, komme ich womöglich nicht pünktlich in Holland an. Das gibt Ärger! Nun ja, ich werd‘ dann jetzt mal ins Wasser springen und ein wenig vorweg paddeln. Mit Hilfe der Schwimmschlepptechnik sollten sich eigentlich noch ein paar Knoten mehr aus dem Dampfer heraus holen lassen.

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Immer noch Südatlantik, 4. Juni 2010:

Moin Kinners,

man, hab ich einen Muskelkater! Vom vielen Vorwegschwimmen natürlich. Gebracht hat’s leider gar nix. Wir kommen immer langsamer voran und dann brennt auch noch die Sonne auf den Pelz. Es ist zum aus dem Fell fahren (im wahrsten Sinne des Wortes). Der Äquator erweist sich diesmal als hartnäckiges Stück Arbeit. Aber es hilft nichts, kein Wind und ich muss erst einmal ausruhen. Vielleicht fällt mir dabei ja noch was ein…

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Atlantik, nördlich des Äquators, 5. Juni 2010:

Moin Kinners,

jau, da bin ich wieder – frisch und munter. Eins muss ich ja mal sagen, wozu hat man denn eigentlich Freunde!? Viel mir doch gestern zum Glück noch ein, dass sich hier am Aequator ja gerne König Neptun herumtreibt. Also habe ich mal schnell durch die Muschel ins Wasser getrötet und schon kam er vorbei. Während seine pfeilschnellen Seepferde dann Hello World aus der Flaute raus und über den Äquator gezogen haben, durften Neptun und ich gemütlich einen Bechern (tjao, tut mir leid Brit und Axel, aber der neuseeländische Wein ist dabei leider drauf gegangen…). Nun habe ich wieder Wind und komme auch alleine ganz gemach voran. Schön war es aber trotzdem mal wieder ein wenig Gesellschaft zu haben!

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Atlantik, 8. Juni 2010:

Moin Kinners,

hier gibt es seit meiner Anschubsung durch meinen alten Kumpel Neptun nicht viel Neues zu berichten. Hello World hat wieder Wind und läuft nun munter in Richtung Norden. Wir auch Zeit, dass langsam Richtung Europa komme. Laut neusten Meldungen von Axel und Brit kommt nämlich der Frachter Eemsgracht am 20. Juni in Vlissingen an. Davor muss ich natürlich wie mit der Frachterbesatzung abgesprochen noch Hello World wieder verladen lassen. Nicht, das mir noch jemand auf die Schliche kommt 😉

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Nordatlantik, 11. Juni 2010:

Moin Kinners,

in den letzten drei Tagen hat sich mal wieder allerhand getan. So habe ich nämlich die Kiellinie von unserer Atlantikueberquerung im Winter 2007 gekreuzt. Natürlich ist das nicht das Gleiche wie bei einer Weltumsegelung, aber ein erhebendes Gefühl war es trotzdem. So habe ich dann auch direkt ein wenig gefeiert und dabei den restlichen Schnapsbeständen an Bord den Garaus gemacht. War wohl ein büschen viel, denn am nächsten Tag ging es mir ziemlich mies. Da war gar nicht an Segeln zu denken und so ging es ausnahmsweise ein wenig langsamer voran. Die verlorene Strecke habe ich dann gestern wieder gut gemacht, indem ich den ganzen Tag im Schlauchboot vor Hello World vorweg gepaddelt bin. Ihr könnt Euch das ungefähr so vorstellen, wie Obelix beim Rudern aussieht. Der hat sich den Stil nämlich damals von mir abgeschaut… Sou, nu gibt’s erstmal ein stärkendes Frühstück!

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

Kurz vor der Biskaya, 14. Juni 2010:

Moin Kinners,

wo steckt denn eigentlich der Sommer? Ich hab schon wieder meinen dicken roten Pulli raus geholt! Ganz schön frisch hier auf dem Weg nach Europa. Ansonsten gibt es nicht viel zu berichten. Gestern ein Schnack mit vorbei ziehenden Delfinen, dann die Kombüse auf der Suche nach Nahrung durchwühlt und schliesslich versucht den Wolfgang von der „Baros“ über Funk zu erwischen. Mit dem wollte ich mir nämlich eigentlich eine kleine Privatregatta liefern, aber irgendwie steckte der direkt inner Flaute fest. Nun denn, bald gibt’s ja eine grosse Wiedersehensfeier…

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär

PS: Liege gut in der Zeit und bin wohl definitiv zeitgleich mit dem Frachter in Vlissingen. Der steckt derzeit noch in Gibraltar und muss mich erst einmal einholen.

Englischer Kanal, 19. Juni 2010:

Moin Kinners,

die Rechnung ist dank tatkräftiger Unterstützung von Albatrossen, Walen, König Neptun und sonstigem Meeresgetier aufgegangen! Ich befinde mich im Anflug auf Vlissingen, die Eemsgracht ist mir dicht auf den Fersen. Heute Nacht habe ich mich bereits per Funk mit der Frachterbesatzung verabredet und Hello World wird wieder auf den Frachter geladen. So sollten Axel und Brit eigentlich von der ganzen Aktion nichts mit bekommen (wenn man mal von den gelenzten Getränkevorräten absieht). Auf jeden Fall hat es Spass gemacht mal wieder so richtig als Seebär unterwegs zu sein! Und vielleicht sehen wir uns demnächst ja mal auf der Ostsee?! Würde mich freuen, wenn der eine oder andere mal zum Kloenschnack vorbei käme!

Bis bald

Euer Käpt’n Blaubär