Planung tut not

Auch wenn wir noch nicht lange Katamaraneigner sind, haben wir bereits feststellen müssen, dass man heutzutage doch besser ein wenig im Voraus planen muss, als noch vor ein paar Jahren. Nicht nur die Liegeplatzsuche in Deutschland war nicht ganz einfach, auch die Liegeplatzsuche für unseren geplanten Winterstopp hat sich als schwieriger herausgestellt als anfangs gedacht.

Natürlich haben wir uns erst einmal grob Gedanken gemacht. Wo macht Überwintern Sinn? Es sollte irgendwo im Süden sein, aber noch nicht im Mittelmeer. Dann müssten wir nach unseren Maßstäben „hetzen“ und das wollen wir nicht. Also irgendwo an der Atlantikküste. Zweiter Aspekt: Erreichbarkeit. Also möglichst in der Nähe eines Flughafens, der uns den Besuch in der Heimat erlauben würde bzw. es unseren Verwandten und Freuden ermöglicht, uns an Bord zu besuchen. Auch wenn ich La Rochelle in Frankreich super gefunden hätte, kommt man dort nur sehr mühsam hin und weg. Gleiches gilt für die gesamte französische Atlantikküste. Zudem dürfte es dort auch noch nicht warm genug sein, um den Winter gemütlich an Bord verbringen zu können.

Wie wäre es stattdessen mit Portugal? Dort waren wir bereits mehrfach auch in den Wintermonaten zum Golfen und haben das Klima als sehr angenehm empfunden. Natürlich gibt es auch dort mal Regen und schlechtes Wetter. Aber im Durchschnitt ist es definitiv wärmer als in Nord-Deutschland. Einige Marinas kennen wir bereits von unserer Blauwassertour mit Hello World, ein paar haben wir neu recherchiert und dann alle angeschrieben. Nach Absage über Absage, Wartelisten in die wir uns eintragen könnten und überhaupt keinen Reaktionen, gelingt es uns eine Zusage für Olhao zu bekommen. Auf detaillierte Nachfrage entpuppt sich der angebotene Liegeplatz allerdings als nicht akzeptabel, da La Ola direkt an der Hafeneinfahrt liegen würde bzw. einige Meter in diese hineinragen würde. Der Weg von der Außenmole wäre zudem ziemlich weit bis zu den Toiletten und Duschen der Marinagebäude. Wir erweitern das Suchfeld in die Region Lissabon, doch auch hier können wir uns lediglich auf eine Wartelisten eintragen lassen. Die Preise gefallen uns jedoch auch eher wenig. Bei € 6.500 für drei Monate müsste der Liegeplatz schon sehr, sehr luxoriös sein!

Quo vadis?

Was also nun? Doch weiter in Richtung Mittelmeer? Wie wäre es mit Gibraltar? Oder vielleicht doch nicht ganz so weit und irgendwo in Nordspanien was suchen? Wir recherchieren weiter und „verlieben“ uns schließlich in den Gedanken in der Region Galizien und La Coruña (bzw. A Coruña in galizisch) zu überwintern. A Coruña hat uns damals bereits sehr gut gefallen. Neben der tollen Altstadt, den zahllosen Tapas-Restaurants, zahlreichen Kulturangeboten und dem ältesten noch betriebenen Leuchtturm der Welt, gibt es dort zwei Marinas, bei denen wir uns nach Liegeplätzen erkundigen. Die Marina Coruña meldet sich umgehend zurück und hat Liegeplätze bereit. Wir müssen nicht reservieren, vorbuchen oder gar vorab zahlen, wie an der Algarve üblich, sondern können einfach „erscheinen“ und uns einen Platz aussuchen. Unsere Bedenken ob einer möglichen Sturmgefahr im Winter werden ebenfalls zerstreut, da wir in solchen Fällen einfach den Liegeplatz wechseln und die die sehr geschützte Werftmarina Varadero wechseln könnten. Dort können wir auch notwenige Arbeiten verrichten lassen, falls uns doch noch der Sinn nach größeren Umbauten steht. Alles perfekt, bis hin zum Preis. Der beträgt nämlich nur einen Bruchteil und wir können für weniger als die Hälfte der Algarvepreise ganze sechs Monate bleiben. A Coruña hat zudem einen Flughafen, der mit Zwischenstopp in Madrid oder Barcelona mehrmals täglich von Deutschland aus zu erreichen ist.

A Coruña im Jahr 2008, damals noch ohne die heute vorhandenen Steganlagen

Natürlich ist das Wetter in Galizien nicht ganz so mild und schön, wie an der Algarve, aber bei mittleren Temperaturen von 7 bis 18° C doch deutlich wärmer als Bremen, wo die Temperaturen im Vergleichszeitraum Oktober bis März bei 0 bis 13° C liegen. Allerdings sind die Niederschläge im langjährigen Mittel deutlich höher, wobei die Niederschläge im Winter 2023/2024 in Bremen teilweise deutlich höher als in A Coruña waren! Und von dem Geld, was wir auf diese Weise durch die Liegegebühren sparen, können wir locker noch eine Heizung an Bord einbauen, um auch ein paar kältere Tage zu überbrücken.

Da wir auf diese Weise auch ca. 1/3 Strecke weniger zurücklegen müssen, als bis an die Algarve, können wir die Strecke nach A Coruña viel besser abbummeln. Alle Häfen und Ankerplätze auf dem Weg ausgiebig genießen, dem Wetter bei Bedarf eine ausgiebige Chance auf Verbesserung geben und vielleicht ja sogar die Biskaya bis in die Ecke hinein aussegeln. Zudem können wir im nächsten Frühjahr bereits zeitig starten und auch dann wieder gemütlich die Rias von Nordspanien erkunden und genießen.

Während wir noch bei kühlen Temperaturen und regnerischem Wetter in der Daverdener Mühle sitzen, und ehrlich gesagt noch nicht eine Seemeile mit La Ola zurückgelegt haben, freuen wir uns also bereits jetzt auf den nächsten Winter in A Coruña! Pulpo Gallego, ganze Schinken, die von der Decke hängen, eine tolle Markthalle, ein Golfplatz in 10 min. Fahrradentfernung, freundliches Marinapersonal und die Möglichkeit bei schönem Wetter die umliegenden Rias zu besegeln. Was will man mehr?! Und die ersten Gäste haben sich auch schon angemeldet, so dass es uns in der Ferne auch hoffentlich nicht zu einsam wird.